Für eine bessere Welt

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Spezialbeilage der Coopzeitung

vom 27. April 2010

nachhaltigkeit bei coop

F端r eine

bessere Welt


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Inhalt

Für eine bessere Welt Umweltschützer sind Träumer. Nicht etwa, weil sie ein unrealistisches Bild von der Welt hätten oder nicht mit beiden Beinen auf dem Boden stünden, sondern weil sie von einer besseren Welt träumen. Einer Welt, in der die Menschen der Natur Sorge tragen, Pflanzen und Tiere schützen und fair miteinander umgehen. Man könnte auch sagen: Umweltschützer sind Visionäre. In dieser Spezialbeilage zur Coopzeitung stellen wir Ihnen eine Reihe solcher Visionäre vor. Gemeinsam ist den Visionären, dass sie in Coop eine Partnerin gefunden haben, die hilft, dafür zu sorgen, dass ihre Visionen Realität werden. Das bedeutet natürlich, dass es auch bei Coop Menschen gibt, die von einer besseren Welt träumen – und dass viele Kunden diese Vision von einer besseren Welt teilen. Sinnbildlich für diese Träume haben wir das Atelier Oculus den Traum einer besseren Welt malen lassen. Weil wir nur eine Welt haben, haben unsere Zeichner nicht zehn Bilder gemalt, sondern ein einziges langes Bild der Natur, das wir Ihnen in zehn Teilen präsentieren. Matthias Zehnder

Bio

4–7 Am Anfang war ein Joghurt: Damit hat bei Coop das Bio-Zeitalter begonnen. Inzwischen ist das CoopBio-Sortiment auf über 2000 Produkte angewachsen.

Klima

8–11 Coop hat sich bereits 2004 gegenüber der Schweizer verpflichtet, die Energieeffi zienz zu steigern. Regierung verpflichtet, Energieeffizienz Das Ziel: Bis 2023 will Coop CO CO-neutral sein.

Pro Montagna

Er ist sozusagen der Vater von Pro Montagna: Doch nicht nur Bio-Bauer Andy Imfeld, auch Coop und die Kunden haben viel zum Erfolg der Marke beigetragen.

Naturafarm

16–19 Hansueli Huber hat das Herz am rechten Fleck: Der Geschäftsführer des Schweizer Tierschutzes setzt sich für die artgerechte Nutztierhaltung ein. Coop macht mit.

Fair Trade

20–21 Max-Havelaar-Produkte sind ein Erfolg: Alle profitieren, die Produzenten, Coop und die Kunden. Fairtrade-Pionier Richard Gerster erzählt, wie es dazu kam.

Fisch

22–23 Bereits ein Drittel des Seafood-Sortiments bei Coop stammt aus zertifi zierten, nachhaltigen Quellen. Coop zertifizierten, engagiert sich zusammen mit dem WWF für die Meere.

PSR

24–27 Auch in der Schweiz sind Nutztiere und Kulturpflanzen vom Aussterben bedroht. Pro Specie Rara setzt sich ein für deren Erhaltung – mit Unterstützung von Coop.

Naturaline

28–31 Patrick Hohmann hat seine Vision von Bio-Baumwolle wahr gemacht. Er liefert den Rohstoff für die Kleider von Coop Naturaline und engagiert sich auch sozial.

Mix

32–33 Herausgepickt: Verschiedene Engagements von Coop für den Umweltschutz und für Fairness. Für eine bessere Welt, auch für die nächsten Generationen.

Schweizer Tafeln

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Die einen haben zu viel, die anderen zu wenig: Die Stiftung «Schweizer Tafel» verteilt auch mit der Hilfe von Coop Lebensmittel an Bedürftige.

Impressum Herausgeber: Coop, 4002 Basel, Felix Wehrle, Joachim Tillessen (Leiter Coop Presse) Redaktion: Matthias Zehnder (Chefredaktor), Franz Bamert, Anna Bähler, Thomas Compagno, Christian Degen, Stefan Fehlmann, René Schulte, Bettina Ullmann, Katalin Vereb Produktion: Katalin Vereb Layout: Peter Hilfiker (Leiter), Caroline Koella Druck: Basler Zeitung, 4002 Basel Auflage: 1 800 000 Expl. Titelbild: Atelier Oculus, Illustra

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Wettbewerb

37 Ideen gesucht: Im grossen Schülerwettbewerb geht es um neue Visionen für eine bessere Welt. Jugendliche im Alter von 12 bis 16 Jahren können mitmachen.

Nachhaltigkeit im Überblick

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Das Engagement für die Nachhaltigkeit hat Coop in den Statuten verankert. Mit dem Coop Fonds für Nachhaltigkeit engagiert sich Coop auch sozial.


ILLUSTRATIONEN: ATELIER OCULUS


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Bio

BIOLOGISCHE PRODUKTION

BioPionier Coop Vor 17 Jahren ist Coop mit einem Joghurt ins Bio-Zeitalter gestartet. Heute ist Coop mit über 2000 Bio-Produkten mit grossem Abstand Marktführerin und gibt den Takt an im Bio-Land Schweiz.

1993 brachte Coop in Zusammenarbeit mit Bio Suisse unter der Marke Naturaplan die ersten Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft auf den Markt. Unter den ersten Bio-Produkten befanden sich Naturejoghurt und Bündner Bergkäse. Eine Pioniertat – «doch damals wurden wir belächelt», erzählt Jürg Peritz, Leiter Beschaffung/Marketing bei Coop. Bauern, die sich auf den Biofimmel einliessen, galten als Spinner, die Coop-Idee wurde als Marketing-Gag abgetan. Doch Coop liess sich nicht beirren und hielt am Plan fest, als erster Grossverteiler qualitativ hochstehende Bio-Produkte zu fairen Preisen anzubieten. Coop hat sich deshalb dem Knospe-Label verpflichtet, einem der weltweit strengsten und anspruchsvollsten Bio-Label, dem Label von Bio Suisse. «Wir haben dafür von Anfang an auf unsere Partnerschaft mit der Vereinigung der Schweizer Biolandbau-Organisationen Bio Suisse gesetzt», erklärt Peritz. Bio Suisse ist unabhängig und pflegt sehr strenge Richtlinien. Damit sorgt sie für die Glaubwürdigkeit der mit der Knospe zertifizierten Marke Naturaplan. «Diese Partnerschaft zwischen einem Grossverteiler und einem BioBauernverband ist in dieser Form einzigartig in Europa», erklärt Regina Fuhrer, Bio-Bäuerin und Präsidentin von Bio Suisse. Der Titel der Tagung, an der Coop 1993 den Schweizer BioLandwirten das Naturaplan-Programm vorstellte, lautete denn auch «Neue Partnerschaft mit der Landwirtschaft». Für Coop sind Bio-Lebensmittel nicht Güter, die beschafft werden wie WC-Papier oder Zahnpasta. «Die Bio-Produkte, die wir unter der Marke Naturaplan verkaufen, sind das Resultat einer Partnerschaft», erklärt Jürg Peritz und Regina Fuhrer ergänzt: «Das System Bio-

landbau ist vielfältig und ganzheitlich und kann nicht nur über einzelne Produkte definiert werden.» Die Partnerschaft, die Coop und Bio Suisse vor nun 17 Jahren eingegangen sind, war damals visionär, da sind sich Regina Fuhrer und Jürg Peritz einig. «Wir hatten ein Biojoghurt und etwas Biomilch – darauf gründete unsere Partnerschaft», erzählt Fuhrer. Seither hat sich einiges getan: Über 2000 Bio-Produkte hat Coop heute im Verkauf. Längst handelt es sich dabei nicht mehr nur um Schweizer Milch, hiesige Äpfel, Gemüse und Kartoffeln. Unter der Marke Naturaplan gibt es auch Fertigpizzen, Glace, Shrimps und Sushi in Bio-Qualität. «Wir Bio-Bauern und -Bäuerinnen haben noch eine weitere Vision: Wir sind überzeugt, dass unsere Verantwortung für die Lebensmittel nicht aufhört, wenn sie das Feld oder den Stall verlassen», führt Fuhrer aus. «Wir produzieren gesunde Lebensmittel und wollen, dass sie auch gesund verarbeitet werden. Deshalb haben wir auch hier strenge Richtlinien bei der Knospe, die dafür sorgen, dass die Lebensmittel gesund und sorgfältig verarbeitet werden.» Die Richtlinien gehen deshalb weit über das hinaus, was auf dem Acker und im Stall passiert: Produkte mit der Marke Knospe von Bio Suisse enthalten keine Farbstoffe und keine Aromen. Regina Fuhrer betont, dass die Produkte auch keine natürlichen Farbstoffe oder Aromen enthalten dürfen. «Das Erdbeerjoghurt schmeckt durch die Erdbeeren, die drin sind, nach Erdbeeren und nicht durch ein Aroma, und es sieht auch so aus, wie es aussieht, wenn Erdbeeren im Joghurt sind. Das ist ein ganz wichtiger Punkt.» Und eine Herausforderung 


ILLUSTRATIONEN: ATELIER OCULUS


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Bio

 für den Grossverteiler: «Die strengen Richtlinien führen dazu, dass wir an einen Tisch sitzen müssen», erklärt Jürg Peritz. «Die Partnerschaft zwischen Bio Suisse und Coop hat sich deshalb über Acker und Stall hinaus auf die Verarbeitung der Lebensmittel ausgedehnt.» Wie sieht die Vision von Bio Suisse heute aus? Regina Fuhrer: «So, wie für uns Bio nicht aufhört, wenn das Produkt bei uns nicht mehr auf dem Feld oder im Stall steht, so darf es nicht an der Landesgrenze aufhören.» Klar: Bio Suisse sei die Vereinigung der Schweizer Bio-Bauern und BioBäuerinnen. «Aber wir leben in einer Gesellschaft, zu der auch Kaffee, Bananen, Shrimps und Orangen gehören. Es ist wichtig, dass wir auch da zur Ökologisie-

rung der Landwirtschaft beitragen.» Und Coop bietet dazu Hand: «Moderne Menschen essen Nahrungsmittel aus aller Welt und immer mehr davon sind bereits verarbeitet. Coop will dem mit einer breiten Palette von Bio-Produk-

ten Rechnung tragen», erklärt Jürg Peritz. Bei Importen gelten aber unter der Knospe die gleichen strengen Richtlinien wie in der Schweiz, beim Anbau aber und gerade auch für den Transport. «Es ist klar,

dass keine Knospe-Milch importiert wird», erklärt Regina Fuhrer. «Das wäre weder ökologisch noch sinnvoll. Es geht um Produkte, die wir hier nicht oder zu wenig haben. Dabei gelten strenge Richtlinien für den Transport: Keine Frischprodukte aus Übersee, wenn sie auch in Europa angebaut werden können, keine Flugtransporte, generell je näher desto besser.» Ob Gurke oder Shrimps – die Grundidee hinter den Bio-Produkten ist dieselbe. Sie geht auf Bauern zurück, die in den 40er-Jahren Alternativen zum chemisch-synthetischen Düngen gesucht haben. Chemisch-synthetische Dünger enthalten die Stoffe, die sich besonders stark auf das schnelle Wachstum und den Ertrag der Pflanze auswirken. Chemisch-synthetisches Düngen, das ist eine Art Pflanzen-Doping. Die Pflanzen schiessen ins Kraut und bilden grosse Früchte – aber sie laugen dabei auch den Boden aus. «Schon früh haben Bauern die negativen Auswirkungen des chemisch-synthetischen Düngens beobachtet und sich für natürliche Alternativen eingesetzt», erzählt Regina Fuhrer. 1947 haben Bauern, Gärtner und Kleingärtner deshalb die Schweizerische Gesellschaft für biologischen Landund Gartenbau gegründet. Statt kurzfristig bloss den Ertrag zu maximieren, wollten sie den Boden so bewirtschaften, dass es ihm auf Dauer gut geht. «Die Bodenfruchtbarkeit stand und steht im Zentrum», erklärt Fuhrer. «Zum Beispiel bei der Kartoffelernte bekomme ich vom Boden die Früchte. Ich kann aber nicht nur nehmen, ich muss dem Boden im Gegenzug auch etwas geben. Zum Beispiel Mist. Während chemisch-synthetischer Dünger nur der Pflanze zugute kommt, nährt organischer Dünger wie «Bschütti» den Boden und erst in einem zweiten Schritt die Pflanze. Wenn


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FOTO: FERDINANDO GODENZI

Eine einzigartige Partnerschaft: Regina Fuhrer, Präsidentin von Bio Suisse und Jürg Peritz, Leiter Beschaffung/Marketing.

die Pflanze kraftvoll wächst, dann deshalb, weil der Boden mehr hergibt. Der Boden bleibt dabei mit all seinen Mikroorganismen im Gleichgewicht.» Dazu kommt, dass Bauern seit Jahrhunderten eine bestimmte Fruchtfolge pflegten. Das bedeutet, dass auf einem Feld nicht jedes Jahr dieselbe Pflanze angebaut wurde, sondern in einer bestimmten Reihenfolge unterschiedliche Pflanzen – unterbrochen von einer Brachzeit. «Je mehr die konventionelle Landwirtschaft von der Fruchtfolge abweicht, desto mehr muss man dem Boden mit Chemie nachhelfen», erklärt Regina Fuhrer.

«Wenn wir uns an eine vielfältige Fruchtfolge halten, braucht der Boden keine Chemie.» Das tönt gut, hat aber einen Haken: Wer sich an das Gesetz der Fruchtfolge hält und auf demselben Feld Kartoffeln, Weizen, Gerste und Hafer anbaut, braucht einen Partner, der die Fruchtfolge unterstützt. «Deshalb ist Coop für uns so wertvoll», erklärt Fuhrer. «Coop unterstützt die Fruchtfolge und ist für uns Bio-Bauern ein ganzheitlicher Partner. Es nützt mir für die gesamtbetriebliche biologische Bewirtschaftung nichts, wenn ich einen Abnehmer für die Kartoffeln habe, aber nicht für den Weizen und die Milch.

Für Bio ohne Kompromisse Coop Naturaplan – das sind über 2000 Bio-Produkte, die gemäss den strengen Richtlinien der Bio Suisse produziert werden und mit der Knospe ausgezeichnet sind. Knospe-Produkte stammen von Betrieben, die gesamthaft biologisch produzieren und von unabhängigen Kontrollstellen überprüft werden.

Ich brauche einen Partner, der die Vielfalt mitträgt, der selbst auch hinter der Ganzheitlichkeit steht.» Mittlerweile hat sich der BioMarkt in der Schweiz gewaltig entwickelt: Er ist über eine Milliarde Franken stark. In der Krise hat sich der Markt als sehr stabil erwiesen: In rückläufigem Umfeld sind die Umsätze mit Bio-Produkten weiter gestiegen. Für Coop erwies sich der visionäre frühe Einstieg als strategischer Glücksfall: Coop hat heute einen Marktanteil von rund 50 Prozent am Biomarkt und bietet in ihren Läden über 2000 verschiedene Bio-Produkte an.

Regina Fuhrer betont: «Visionär war und ist unsere Partnerschaft mit Coop.» Das sei alles andere als selbstverständlich, dass man sich auf gleicher Augenhöhe und als Partner begegne. «Ein biobäuerlicher Verband mit relativ langsamen Entscheidungswegen und ein Detailhändler, der viel schneller getaktet ist – das braucht schon etwas, dass die gemeinsam einen Weg gehen können und dass die verschiedenen Kulturen respektvoll miteinander umgehen.» Und wie geht es weiter? Regina Fuhrer ist überzeugt: «Der Bio-Landbau ist DIE Landwirtschaftsform der Zukunft. In unserem kleinen Land ist unsere Vision ein Bio-Land Schweiz.» Jürg Peritz doppelt nach: «Der Bio-Landbau hat auch Antworten auf die neuen ökologischen Herausforderungen, auf die Klimafrage zum Beispiel, oder auf das Problem der Bio-Diversität.» Beide sind sie sich sicher: Bio-Landbau, das ist keine Vision, sondern unsere Zukunft. Matthias Zehnder www.bio-suisse.ch


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Klima

CO2-NEUTRAL

Für ein gutes Klima Coop engagiert sich für das Klima und will bis 2023 CO2-neutral werden. Damit setzt Coop neue Massstäbe im Klimaschutz.

Das Klima spielt verrückt: Hitzewellen, Hurrikane, Dürren, Hochwasser – die Folgen der globalen Erwärmung sind katastrophal. Klimaforscher auf der ganzen Welt versuchen fieberhaft, die Veränderungen im Erdklima genauer zu prognostizieren. Ihre Arbeit gleicht der von Matrosen, die auf einem sinkenden Schiff den Wasserstand zu messen versuchen: Sie streiten über das Ausmass der Katastrophe. Sicher ist: Der Mensch trägt mit dem Ausstoss des Treibhausgases CO wesentlich zum Klimawandel bei. Und trotz aller Warnungen bläst die Menschheit immer mehr Treibhausgase in die Luft. Zwar trafen sich im vergangenen Dezember Politiker aus der ganzen Welt in Kopenhagen zur Klimakonferenz. Allein: Sie konnten sich nicht einigen. Umweltschützer hoffen jetzt auf die nächste Klimakonferenz. Sie wird Ende November 2010 in Mexiko-Stadt stattfinden. Die Schweiz hat 1993 die UNO-Klimakonvention und 2003 das KyotoProtokoll unterschrieben und sich damit zu einem international koordinierten Klimaschutz verpflichtet. Weil die Politiker sich international aber nicht zu harten Massnahmen durchringen konnten, bleiben die Ziele relativ schwach: Die Schweiz

hat sich im Rahmen des Kyoto-Protokolls zu einer Reduktion der COEmissionen bis 2012 um 8 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 verpflichtet. Coop hat sich 2004 gegenüber der Schweizer Regierung verpflichtet, ihre Energieeffizienz zu steigern und den CO-Ausstoss zu senken. Als erstes Detailhandelsunternehmen der Schweiz ist Coop verbindliche Zielvereinbarungen mit dem Bund eingegangen. «Mit dem freiwilligen Beitritt zum Programm der EnergieAgentur bekennt sich Coop zur aktiven Reduktion der CO-Emissionen und zur Optimierung der EnergieEffizienz», erklärt Armin Eberle, Geschäftsführer der Energie-Agentur der Wirtschaft. «Mit den bisher durchgeführten Massnahmen wird Coop die gesetzten Ziele erreichen beziehungsweise übertreffen». Obwohl Coop die Vorgaben des Bundes also erfüllt, geht Coop wesentlich weiter: 2008 hat die Geschäftsleitung beschlossen, dass Coop bis 2023 in den direkt beeinflussbaren Bereichen CO-neutral wird. Für Hansueli Loosli, den Vorsitzenden der Geschäftsleitung, ist die Vision «CO-neutral bis 2023» bereits mehr als eine Vision: «Wir haben den Schritt von der Vision 


ILLUSTRATIONEN: ATELIER OCULUS


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Klima

 zum Programm vollzogen», erklärt er. «Wir haben ein Massnahmenpaket verabschiedet, das bis 2023 den benötigten Energiebedarf um fast 20 Prozent und den verursachten CO-Ausstoss um über 50 Prozent gegenüber 2008 reduziert.» Was sich an CO-Ausstoss nicht vermeiden lässt, wird mit hochwertigen Projekten kompensiert. Erneuerbare und grünere Energie Es geht also darum, dass Coop so wenig Energie wie möglich verbraucht, die benötigte Energie möglichst effizient einsetzt und vorwiegend erneuerbare sowie CO-arme Energien nutzt. Was heisst das konkret? «Einerseits reduzieren wir den Energieverbrauch mit Massnahmen wie Neu- und Umbau im MinergieStandard oder die vermehrte Transportverlagerung von der Strasse auf die Schiene», erklärt Loosli. «Andererseits werden in Zukunft vermehrt erneuerbare sowie CO-arme Energieträger genutzt werden.» Die CO-Vision ist ein grosser Wurf. Für die Umsetzung der Vision ist aber viel Kleinarbeit nötig. «Wir haben das ganze Unternehmen auf mögliche Potenziale für den Einsatz von erneuerbaren Energien in den Bereichen Wärme, Strom und Treib-


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Coop setzt auf Wasser, Wind und Sonne Konkret setzt Coop zum Beispiel im Wärmebereich auf Holz, Wärmepumpen und die Nutzung von Abwärme. Beispielsweise heizt Coop das neue Einkaufscenter Muripark in Muri AG neben der Abwärme aus der Kälteanlage mit einer modernen Holzschnitzelanlage und nutzt so Wärme aus Holz, das als CO-neutral gilt. Ein weiteres Beispiel für die Nutzung der Abwärme ist die CoopEssigherstellung: Die Abwärme aus dem Produktionsprozess wird zum Erwärmen des Essigs für die Haltbarmachung und zur Beheizung der Büros und Arbeitsräume genutzt. Bei der Beschaffung von Strom setzt Coop ab 2010 auf 100 Prozent Wasserkraft. «Wir prüfen darüber hinaus in Projekten die Möglichkeiten, die in der Windenergie stecken,

und wir errichten, wo das möglich und sinnvoll ist, Photovoltaik-Anlagen.» Coop setzt also heute auf Wasser, künftig auch auf Wind und Sonne. Das sind augenfällige Beispiele für den Einsatz von alternativen Energien. Es gibt aber auch unauffälligere Beispiele. So setzt Coop in der Lastwagenflotte Biodiesel, Biogas und recycliertes Altspeiseöl als Treibstoff ein. Das Motto heisst da: Von der Friteuse in den Tank. Energie sparen Den grössten Effekt aufs Klima hat aber nicht alternativ beschaffte Energie, sondern eingesparte Energie. Um möglichst viel Energie zu sparen, setzt Coop da an, wo am meisten Energie verbraucht wird: in den Verkaufsstellen. Da fallen rund ¾ des gesamten Strom- und Wärmeverbrauchs von Coop an – entsprechend gross ist die Hebelwirkung. Seit Ende 2007 realisiert Coop alle neu erbauten Verkaufsstellen konsequent nach Minergie-Standard. Eine Verkaufsstelle im MinergieStandard verbraucht rund 20 Prozent weniger Strom und rund 40 Prozent weniger Wärme als herkömmliche Verkaufsstellen. Coop setzt dabei nicht nur bei Neubauten auf Minergie, sondern auch bei Mo-

Will den CO2-Ausstoss von Coop massiv reduzieren: Hansueli Loosli, Vorsitzender der Geschäftsleitung . dernisierungen oder Umbauten: Da wird der Minergie-Standard zumindest bei Beleuchtung, Heizung und Lüftung umgesetzt. Massnahmen, welche sich in Pilotverkaufsstellen bewähren, werden so weit als möglich in allen Neu- und Umbauten multipliziert und in die internen Standards überführt. Matthias Zehnder

FOTO: HEINER H. SCHMITT

stoff abgeklopft», betont Loosli. «Heute wissen wir, dass wir den Anteil der erneuerbaren Energien bis 2023 auf 80 Prozent steigern können. Das heisst: Wir drehen das Verhältnis erneuerbare/nicht erneuerbare Energien von 20/80 auf 80/20 schlicht um.» Diese Umstellung ist sehr effektiv, sie macht einen Anteil von 60 Prozent an der gesamten CO-Reduktion aus.»


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Pro Montagna

PRO MONTAGNA

«Niemand sagt, dass es leicht ist» Von der Coop-Verkäuferin bis zum Bergbauern haben viele Menschen an der Erfolgsgeschichte von Pro Montagna mitgebaut. Ein Name sticht besonders hervor: Andy Imfeld. Der Bio-Bauer erzählt, wie alles angefangen hat.

Im Unterland flanieren die Städter bereits in der Frühlingssonne, hier im Obergoms sind die Menschen noch nicht einmal dem Winter entronnen. Trotzdem herrscht Aufbruchstimmung in den Gommer Bergdörfern, und vor allem im Haus von Bio-Bauer Andy Imfeld. Der Walliser ist so etwas wie der Vater der Coop-Marke Pro Montagna und sein Kind gedeiht im vierten Jahr prächtig. 2009 hat Coop mit Pro Montagna einen Umsatz von über 25 Millionen gemacht. Imfeld wundert das nicht wirklich. «Die Kunden spüren, das Pro Montagna ehrlich gemeint ist und die Produkte sehr gut sind. Darum greifen sie zu.» Ausserdem spielt die Solidarität der Talbewohner mit dem Berggebiet: Von jedem verkauften Produkt geht ein bestimmter Betrag an die CoopPatenschaft, welche Projekte und Familien in den Berggebieten unterstützt. Allein 2009 waren das 700 000 Franken. Angefangen hat alles in den 90ern und es war eine dramatische Zeit, damals. Dramatisch für die Bauern, für das Goms und für Andy Imfeld. Von heute auf morgen musste er den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb übernehmen. Der Milchpreis

war gerade mal wieder im freien Fall und die Käserei, welche vier Millionen Liter Milch der Gommer Bauern verarbeitete, war bankrott. Doch die Nacht kann noch so dunkel sein, irgendwo brennt immer ein Licht. Und wenn nicht, zündet einer wie Imfeld dieses Licht halt selber an. Zunächst hieb er zwar mit der Faust auf den Tisch, wie alle anderen auch. Doch dann merkte der schlaue Bauer schnell, dass das Ausrufen allein nirgends hinführte. Imfeld wollte sein Schicksal selber in die Hand nehmen, wollte mitreden, mitbestimmen. «Ich machte den Meisterlandwirt, liess mich in den Verwaltungsrat des Walliser Milchverbandes sowie in den Gemeinderat wählen und war einer der ersten Bio-Bauern hier oben.» Dann setzte Imfeld Himmel und Hölle in Bewegung, dass die Obergommer Bauern wieder eine eigene Käserei bekamen. Das gefiel privaten Milchbaronen nicht, die hätten das Geschäft mit dem weissen Saft lieber selber gemacht. «Wir mussten bis vor Bundesgericht – aber seit 2002 steht unsere Käserei in Gluringen und produziert jedes Jahr rund 70–80 Tonnen Bergkäse.» Dieser Gommer Bio-Bergkäse war dann auch das erste Pro-Montagna-Produkt. 


ILLUSTRATIONEN: ATELIER OCULUS


Pro Montagna

FOTO: CHARLY RAPPO/ARKIVE.CH

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Lässt sich von Schwierigkeiten nicht unterkriegen: Bio-Bauer Andy Imfeld aus dem Goms.

 Das kam so: Die Alpen der Gommer Bauern waren – gelinde gesagt – in einem desolaten Zustand. Imfeld wandte sich an die Coop Patenschaft für Berggebiete, respektive an deren Geschäftsleiterin Béatrice Rohr. Rohr und Imfeld gebaren so ganz nebenbei die Idee, besondere Produkte aus den Berggebieten unter einer besonderen Marke zu verkaufen. Doch Ideen – auch gute – setzen sich nicht von allein durch, man muss für sie kämpfen. Aber Imfeld ist ein Kämpfer und ein begnadeter Redner vor dem Herrn dazu. Bei Coop gibt es wohl kaum jemanden mit Rang und Namen, der den Bio-Bauern nicht sehr schnell kennenlernte. Irgend-

wann hatte er einen Termin bei Coop-Chef Hansueli Loosli. «Man hatte mir eine Stunde gegeben, es wurden dann vier, und in der Folge liess Loosli eine Machbarkeitsstudie erstellen», erinnert sich Imfeld und lächelt sein Schulbuben-Lächeln. «Damals merkte ich, dass ein Grossverteiler nicht einfach von seelenlosen Gewinnmaximierern, sondern von Menschen aus Fleisch und Blut, aber auch mit Seele und Verstand geleitet wurde.» Im Februar 2007 war es so weit: Der erste Pro-Montagna-Käse wurde in den Coop-Läden feilgeboten. Hier müsste man noch von den Teufeln erzählen. Jenen Teufeln, die im Detail liegen: Wer finanziert wie die Startvorbereitungen? Wie soll die Verpackung aussehen? Wer besorgt den

gen fort. Imfeld, ein durch und durch friedlicher Mensch, wird darum fuchsteufelswild, wenn er auf andere sogenannte Bergmarken zu reden kommt und auch auf die Politiker, die diese Marken wider besseres Wissen propagieren. Es ist für ihn unverständlich, dass sogenannte Bauernvertreter für Bergprodukte einstehen, die nicht auch in Berggebieten verarbeitet werden. «Schau doch nur, was unsere Kühe fressen – Kräuter, Blumen, kurzes Gras – dann siehst du auch, wie wertvoll die Milch ist. Und diesen Wert wollen und müssen wir selber abschöpfen. Sonst haben wir keine Überlebenschance.» Dort, wo die Käserei verschwindet, geht als Erstes die Käserfamilie, dann geben einzelne Bauernfamilien auf, dann der Vieharzt, die Post, die Bank, das Restaurant.

Transport? Welche Bedingungen müssen eingehalten werden? «Es gab 1000 Sitzungen und manchmal wusste ich nicht mehr, welchen Tag wir hatten», erinnert sich Imfeld. «Aber ich habe immer dran geglaubt und es hat Spass gemacht – meistens wenigstens.» Aber Pro Montagna ist keine Spass-Veranstaltung, dafür geht es um zu viel. Es geht um die Zukunft des Berggebiets und der Bergbauern der Schweiz. Imfeld hat in vielen Bergtälern gesehen, wie die Sennereien zumachten – zumachen mussten – und die Milch unverarbeitet ins Tal floss. Doch mit der Milch floss jeweils auch das Leben aus den Ber-

Genau hier setzt Pro Montagna an: Die Marke wird nur vergeben, wenn a, die Rohprodukte aus dem Berggebiet stammen und b, diese auch dort verarbeitet werden. Das erhält und schafft Arbeitsplätze. Imfelds Heimat ist ein Paradebeispiel für diese Politik: Ob Teigwaren, Brot, Getreide oder Käse – das Goms liefert zahlreiche Pro-Montagna-Lebensmittel. Inzwischen gibt es über 100 Produkte aus dem Schweizer Berggebiet mit dem rot-weissen Logo. Wenn es nach Imfeld geht, werden es noch viel mehr. Denn häufig wird der Bio-Bauer auch als Berater in andere Bergtäler gerufen, die vor ähnlichen Situationen stehen wie


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das Goms vor einigen Jahren. Als Erstes sagt Imfeld den Bauern jeweils, dass sie in finanzieller und ideeller Hinsicht nur etwas erreichen können, wenn sie sich zusammenraufen: «Das ist für viele nicht leicht, aber Sonderzüglein führen nirgendwo hin – oder in den Abgrund.» Der zweite Rat geht so: Milch, Fleisch, Kräuter, Berggetreide oder was auch immer, müssen vor Ort selber zu Spezialitäten verarbeitet werden. Nur als Lieferanten

für Industriebetriebe im Unterland gibt’s für Bergbauern kein Überleben. Darum müssen die Landwirte selber aktiv werden und beispielsweise eine neue Käserei oder eine Backstube bauen. «Leicht ist das alles nicht, aber das behauptet auch niemand.» Doch je mehr Nahrungsmittelskandale mit Gammelfleisch und Kunstkäse ruchbar werden, desto klarer werde den Menschen, was sie an guten, naturbelassenen Lebensmitteln haben. Das Label Pro

Für unsere Berggebiete Pro Montagna steht für typische Produkte aus den Schweizer Bergen. Nicht nur die Rohstoffe stammen aus dem Berggebiet, auch deren Verarbeitung sowie die Aufzucht der Tiere finden dort statt. Das schafft Arbeitsplätze und steigert die Wertschöpfung vor Ort. So kann jeder Konsument einen Beitrag zur Erhaltung der Kultur unserer Berggebiete leisten.

Montagna ist für Imfeld nicht einfach ein Zauberstab, den man schwingen kann und alles wird gut. «Doch wer bei diesem Label dabei ist, kann seine Produkte besser vermarkten, hat einen fairen Partner und gute Preise. Und das ist in der heutigen Welt schon viel, sehr viel.» Franz Bamert


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Naturafarm

HANSULI HUBER, TIERSCHÜTZER

Alles eine Frage der Haltung

Sein Ziel ist eine ständige Verbesserung der Tierhaltung. Als Visionär würde sich Hansuli Huber, Geschäftsführer des Schweizer Tierschutzes STS, deswegen aber nicht bezeichnen.

Visionär?» Hansuli Huber winkt lachend ab. «Nein, ein Visionär bin ich nicht. Eher ein Realist», entgegnet der Geschäftsführer des Schweizer Tierschutzes STS auf die Frage der Coopzeitung nach seinen Beweggründen, sich für das Wohl der Tiere einzusetzen. Und tatsächlich, im Gespräch mit Huber wird schnell klar: Dieser Mann ist kein verblendeter «Tierlionkel» und auch kein radikaler Tierschützer, sonder schlicht einer, der das Herz auf dem rechten Fleck hat. Einer,

der den Finger dort draufsetzt, wo die Tiere leiden, aber auch einer, der die Tiere Tiere sein lässt und sie nicht vermenschlicht. Diese Form von Pragmatismus lässt sich vielleicht mit seiner Kindheit erklären, denn aufgewachsen auf einem Bauerhof, war die (Nutz)-Tierhaltung für ihn ganz normale Realität. Allerdings mit ein paar Einschränkungen, wie er erklärt: «Ich hatte schon immer meine Mühe damit, wenn ich als Kind sah, wie die Kühe im Stall angebunden waren, und dachte mir, dass diese Tiere sich doch auch lieber frei bewegen würden. Aber natürlich, das waren andere Zeiten und gerade bei der Nutztierhaltung hat sich in den letzten Jahren auch vieles zum Besseren gewendet.» Und tatsächlich, bedenkt man, was heute fortschrittliche und erfolgreiche Marken wie etwa Coop Naturafarm an Richtlinien für die Tierhaltung vorgeben,

kann man sagen, dass der Tierschutz in der Schweiz erfolgreich Gehör gefunden hat. So gesehen hatte Huber als kleiner Junge doch eine Vision, die sich erfüllt hat. Nämlich die von Kühen, Schweinen und Hühnern, die sich frei bewegen können, von geräumigen Ställen profitieren und in Ausläufen und auf Weiden Sonne und natürliches Klima haben. Doch ganz so einfach ist es eben doch nicht. Denn für ihn ist klar, dass der Bauer in der Regel einen anderen Bezug zum Tier hat als ein Mensch, der seine Schmusekatze täglich mit dem Besten und Teuersten, was der Markt hergibt, verwöhnt: «Wenn ein Bauer sagt, er liebe seine Tiere, dann kann das für mich so nicht stimmen. Er kann sie gerne um sich haben und idealerweise gut zu ihnen schauen. Aber kann man etwas lieben, was man planmässig züchtet, um es zu schlachten? Zudem, wie will man einen wirklichen Bezug zum einzelnen 


ILLUSTRATIONEN: ATELIER OCULUS


Naturafarm

FOTO: CHRISTOPH SONDEREGGER

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Das Herz am rechten Fleck: Hansuli Huber setzt sich für Tiere ein.

 Tier aufbauen, wenn nebst 30 Kühen noch 200 Mastschweine und 5000 Hühner zu versorgen sind?» Für ihn ist klar, dass der Bauer in erster Linie auch sein Geld mit den Tieren verdienen muss, wie auch ein Konsument nicht unbeschränkt Geld für Lebensmittel aufwenden kann. Aber auch Huber isst Fleisch. Dem war allerdings nicht immer so. «In meiner Kindheit auf dem Hof erlebte ich das Schlachten. Das war für mich der Horror. Also beschloss ich, kein Fleisch mehr zu essen. Für ein Hofkind war das eher ungewöhnlich. Erst so mit dreissig habe ich angefangen Fleisch zu essen.» Das ist für ihn vertretbar. Denn in seinen Augen gebührt Vegetariern durch ihren Verzicht Fleisch zu essen kein Heiligenschein. Konsumiert dieser etwa Milchprodukte oder Eier aus schlechter Tierhaltung, mache er sich genauso schuldig. «Die Tiere sollen möglichst artgerecht gehalten werden, von der Aufzucht bis zur Schlachtung», sagt er. Denn ob jemand Fleisch isst, das müsse jeder mit sich selber abmachen. «Fleisch ist heute kein Luxusprodukt mehr, das reichen Gesellschaftsschichten vorbehalten ist, im Gegenteil», erklärt er, «aber es ist nicht in erster Linie eine Frage, wie viel gegessen wird, sondern wie die Tiere gehalten werden.

Also auf gut Deutsch gesagt, wie schön sie es hatten bis zu ihrem Tod.» Doch ist sich Huber bewusst, dass diese Aussage mittlerweile nur mehr bedingt Gültigkeit hat. Denn heute wird durch die internationale Konkurrenz der Erlös für den Tierhalter immer geringer. Das führt natürlich dazu, dass dieser Einkommensverlust gerne mit grösseren Herden kompensiert wird. Und das macht die ganze Sache wiederum schwieriger, davon ist Huber überzeugt: «Das, was die Menschen sehen, also etwa freier Auslauf auf grünen Weiden, reicht nicht. Auch Nutztiere brauchen Aufmerksamkeit, Pflege und Zuwendung des Menschen. Es ist ein grosser Unterschied, ob ein Bauer sich um 20 oder um 100 Kühe kümmert. Muss er sich um eine grosse Herde kümmern, kann das einzelne Tier zu kurz kommen und in der Herde verschwinden. Das heisst, dass etwa Haltungsprobleme oder Krankheiten nicht oder zu spät bemerkt werden. Und wenn das wache Auge und die Präsenz des Menschen fehlen, der sich wirklich um das Tier kümmert, kann auch die tollste Freilandhaltung tierschutzrelevant werden.» Allerdings hat sich in den letzten Jahren auch viel verändert. Zumindest in einem Teil der Bevölkerung ist der Respekt gegenüber dem Tier gewachsen. Das

zeigt der Erfolg von tierfreundlichen Marken, wie etwa Naturafarm von Coop. Für Huber ist das ein grosser Erfolg. «Coop hat eine wichtige Vorreiterrolle in der Qualitätsstrategie zum Wohl des Tieres gespielt und damit auch ein Bewusstsein geweckt. Damit hat das Management von Coop eine echte Weitsicht bewiesen», sagt er und lobt auch die Zusammenarbeit: «Betriebe, die für das Coop Naturafarm-Programm produzieren, werden von uns regelmässig und unangemeldet kontrolliert. Nur so haben wir zumindest in diesem Bereich einen Standard erreichen können, der in dieser Form für eine kommerziell betriebene Tierhaltung vorbildlich ist und Signalwirkung haben sollte.» Mit anderen Worten: Die Marke Naturafarm sorgt dafür, dass die Tiere von der Aufzucht und Haltung bis hin zur Schlachtung möglichst gut gehalten und schonend behandelt werden. Dazu gehören Auslauf- oder Weidehaltung sowie Freilaufställe genauso wie hochwertige Fütterung und der Verzicht auf GVO. Selbst der Transport und die Schlachtung werden zum Wohl des Tieres überwacht. Dafür hat sich Hansuli Huber stets eingesetzt. Das Ziel erreicht hat er aber noch lange nicht, denn der weltweit wachsende Wohlstand, beispielsweise in China, sorgt natürlich


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dafür, dass immer mehr Fleisch, Milchprodukte und Eier verlangt werden. Und vom Standard, der in der Schweiz erreicht wurde, sind andere Länder noch meilenweit entfernt. Allerdings glaubt Huber, dass diesbezüglich die Zeit für das Tier arbeiten wird. «Der Trend geht heute in Richtung Fleischersatzprodukte. Wissenschaftler und Nahrungsmittelindustrie sind sogar dabei «künstliches Fleisch» herzustellen. In Ansätzen gelingt das bereits. Wenn die Entwicklung so weitergeht, ist es in 50 Jahren sowieso vorbei mit der Massentierhaltung. Wer sich dann noch Tiere hält, tut das nicht für den Profit, sondern aus wahrer Liebe», davon ist er überzeugt. Das klingt spannend. Aus seinem Mund sowieso, denn schliesslich hat der Mann schon einmal Weitsicht bewiesen. Auch wenn er sich nicht als Visionär bezeichnen würde. Stefan Fehlmann

Zum Wohl der Tiere

Rund 750 Schweizer Schweinemast- und -zuchtbetriebe halten ihre Tiere nach den strengen, deutlich über das Gesetz hinausgehenden Richtlinien von Coop Naturafarm Porc. Die Schweine verfügen zum Beispiel über viel Bewegungsfreiheit und können jederzeit an die frische Luft. Die Liegeflächen flächen im Stall sind mit Stroh eingestreut.


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Fair Trade

FAIRER HANDEL

Max Havelaar

Coop setzt sich für fairen Handel ein: Das Max-HavelaarAngebot bei Coop umfasst über 150 Produkte. Und das Sortiment soll weiter ausgebaut werden.

Richard Gerster, Berater und Max-HavelaarPionier.

Wenn die Schweizerinnen und Schweizer gefragt werden, ob sie ein Label kennen, das sich für fairen Handel engagiert, nennen sechs von zehn Personen Max Havelaar. In der Marktforschung heisst das «ungestützte Bekanntheit von 60 Prozent» und ist für ein knapp 20 Jahre junges Label ein mehr als respektabler Wert. Dabei hat man dem FairtradeLabel anfänglich wenig Kredit gegeben, sagt der selbstständige Berater Richard Gerster, der in den 80er-Jahren zu den treibenden Kräften für ein Fairtrade-Label gehörte. Er vertrat damals die Interessen der sechs Schweizer Hilfswerke Brot für Alle, Caritas, Fastenopfer, Heks, Helvetas und Swissaid, die hinter dem Projekt standen. Doch die Grossverteiler sahen damals noch keinen Markt für Fairtrade-Produkte, «auch wenn ihre Vertreter persönlich Sympathien für unser Anliegen hatten», erinnert sich Gerster. Aber die Idee war geboren. Es war die Zeit der 3.-Welt-Läden, der Nica-Banane und des Slogans «Jute statt Plastik», aber auch der Deregulierung und der zerfallenden Rohstoffpreise. Viele Menschen wünschten sich eine

bessere Welt und faire Handelsbeziehungen. Die Initianten um Richard Gerster beschlossen, den Gegenbeweis anzutreten: dass ein Markt für Fairtrade-Produkte vorhanden war und dass ihre Vision einer besseren Welt nicht ärztliche Hilfe, sondern nur etwas Beharrlichkeit in der Umsetzung brauchte. Sie lancierten eine Petition für gerechten Handel, die sich an die Politik und die Wirtschaft richtete. Innert kürzester Zeit unterschrieben 100 000 Menschen den Appell, sozial und ökologisch verträgliche Produkte aus Entwicklungsländern besonders zu fördern. Sie erklärten sich damit auch bereit, für Fairtrade-Produkte mehr zu bezahlen. Als die Hilfswerke 1992 die Stiftung «Max Havelaar Schweiz» gründeten und darauf verweisen konnten, dass das gleichnamige Label in Holland grossen Erfolg hat (siehe Box), lenkten die Grossverteiler ein und wurden Partner der ersten Stunde von Max Havelaar Schweiz. Noch im selben Jahr nahm Coop versuchsweise die ersten Fairtrade-Produkte ins Sortiment auf. Das war der Startschuss zu einer bis heute anhaltenden Erfolgsgeschichte. Richard Gerster zieht ein Blatt mit Gesprächsnotizen aus dem Gründungsjahr 1992 hervor, nur ein halbes Jahr nachdem die ersten Produkte in den Regalen standen. Coop zog damals ein überaus positives

Fazit: «Sehr zufrieden, positive Kundenreaktionen, grosses Medienecho, gewonnene Marktanteile beim Kaffee.» Dank Fairtrade-Produkten liessen sich Marktanteile und Image verbessern. Seit damals setzt sich Coop konsequent für die Förderung des Fairtrade-Gedankens ein und baute das Sortiment aus. Heute werden sechs Prozent der fair gehandelten Produkte weltweit in der Schweiz verkauft. Das sind pro Jahr weit über 250 Millionen Franken. Mehr als die Hälfte davon trägt Coop bei. Rund 1,3 Millionen Menschen im Süden profitieren allein von den in der Schweiz verkauften Max-Havelaar-Produkten. Bevor Länder wie die USA und Grossbritannien Fairtrade für sich entdeckten, war Coop sogar jahrelang Weltmarktführerin im fairen Handel. Heute setzen nur vier Länder (Grossbritannien, USA, Frankreich und Deutschland) mehr Geld mit Fairtrade-Produkten um als die kleine Schweiz. «Ein Riesenerfolg», urteilt Richard Gerster. Hinter all dem standen und stehen drei Hauptfaktoren: die Qualität der Produkte, eine tragbare Preisdifferenz von höchstens 20 Prozent und die hohe Glaubwürdigkeit, weil Max Havelaar ein vom Handel unabhängiges Label ist. Die Idee hinter Max Havelaar knüpfe aber auch an urschweizerische Traditionen an, meint Gerster. «Es belohnt Eigenleistung – ein klassischer schweizerischer Gedanke.» Max Havelaar baut in den Produzentenländern Strukturen auf, die vor allem Kleinbauern und sozial aufgeschlossenen Betrieben den Marktzugang ermöglichen. Das Max-Havelaar-Sortiment bei Coop umfasst inzwischen mehr als 150 Produkte. Und es soll weiter ausgebaut werden. Die Verantwortung dafür liegt bei Roland Frefel. Er ist überzeugt, dass «faire Bedingungen für alle am Produktionsprozess Beteiligten auch in Zukunft wichtige Argumente für den Kaufentscheid sein werden» – dem aktu-


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ellen Preiskampf zum Trotz. Das Engagement von Coop für fairen Handel beschränkt sich nicht nur auf das Eigenmarken-Sortiment. Ziel muss laut Roland Frefel sein, auch immer mehr zertifizierte Markenartikel anbieten zu können. Im Moment sind dies der Orangensaft und Multivitaminsaft von Michel, der zertifizierte Chicco D’Oro Espresso, Equinoxial Kaffee von La Semeuse und sechs Glaces der Marke «Ben & Jerry’s». ILLUSTRATIONEN: ATELIER OCULUS; FOTO: CLAUDE GIGER

Hinzu kommt, dass immer mehr verarbeitete Produkte mit dem Max-Havelaar-Label ausgezeichnet werden. «Doch hier wird es aufwendig, weil mehrere Zutaten eines Produktes den Kriterien des fairen Handels und den Umweltanforderungen von Max Havelaar entsprechen müssen», sagt Carine Boetsch, die bei Coop für das Max-HavelaarLabel zuständig ist. Das Ziel von Coop sei, ihre Führungsposition im fairen Handel weiter auszubauen und den Anteil an fair gehandelten Produkten kontinuierlich zu steigern. Alleine im ersten Quartal konnten 13 neue Artikel eingeführt werden. Carine Boetsch: «Als Erstes streben wir Umstellungen auf Max Havelaar bei den klassischen Südprodukten an.» Thomas Compagno

HINTERGRUND Wer ist Max Havelaar Ein Aufschrei ging einst durch die Schweiz, als herauskam, dass Betty Bossi eine Kunstfi Kunstfigur gur ist und nicht die Ehefrau des Herrn Bossi. Auch Max Havelaar ist nirgends in einem Telefonbuch zu finden. finden. Er ist die Titelfigur Titelfigur des 1860 erschienenen Romans «Max Havelaar oder die Kaffeeversteigerung der Niederländischen Handels-Gesellschaft». Autor Eduard Douwes Dekker lebte im 18. Jahrhundert in den ostasiatischen Kolonien als Angestellter des niederländischen Staates und wehrte sich lange, aber letztlich vergeblich gegen die dortigen kolonialen Missstände. Der Roman und seine Hauptfigur Hauptfigur sind in Holland sehr populär und wurden als Gütesiegel für fairen Handel übernommen (1988). Auch in der Schweiz wählte die erste Gütesiegelorganisation für fairen Handel deshalb den Namen «Max Havelaar» (1992). www.maxhavelaar.ch

Fair produziert, fair gehandelt Die Max Havelaar-Stiftung (Schweiz) erteilt Produkten das «Fairtrade»-Gütesiegel, sofern diese gemäss strengen sozialen sowie ökologischen Standards produziert und fair gehandelt werden. Die Bauern erhalten für ihre Produkte einen existenzsichernden Mindestpreis sowie eine «Fairtrade»-Prämie für Gemeinschaftsprojekte.


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Fisch

ENGAGEMENT GEGEN DIE ÜBERFISCHUNG

Pionierleistungen für gesunde Meere Wie es um unsere Ozeane steht. Warum es die WWF Seafood Group gibt. Und was Coop für einen ökologisch nachhaltigen Fischgenuss tut.

Mariann Breu, Fischexpertin WWF Schweiz

Laut Welternährungsorganisation FAO sind rund 80 Prozent der Fischbestände in den Meeren massiv überfischt oder von der Überfischung bedroht. 92 Millionen Tonnen Tiere wurden allein im Jahr 2006 aus den Ozeanen geholt – die illegale Fischerei nicht mit einberechnet. Das ist viermal so viel wie vor 50 Jahren. Heute sind die industriellen Fangflotten mit modernster Technik ausgerüstet. Fischschwärme werden zuweilen mit Sonargeräten, Satellitenaufnahmen und Hubschraubern lokalisiert. Da die Fangmethoden oft nicht zielgerichtet sind, landet eine grosse Menge Beifang in den Netzen – darunter Abertausende Meeressäuger, Haie und Seevögel, die kläglich verenden. In der Tiefsee rasieren schwere Grundschleppnetze die Meeresböden kahl und schlucken alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Industrielle Fischzuchten schliesslich verschmutzen ganze Küstengebiete mit Abwässern, die Antibiotika und andere Zusätze enthalten. Nur logisch, dass der Mensch mit diesem Verhalten das ökologische Gleichgewicht gefährdet. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, hat Coop zusammen mit der Umweltorganisation WWF Schweiz 2007 die WWF Seafood Group gegründet. Ei-

ne Pionierleistung zum Schutz der Meere. «Ziel unserer Partner ist», so WWFFischexpertin Mariann Breu, «dass sie ihr Sortiment Schritt für Schritt auf Fische aus nachhaltiger Fischerei und umweltverträglichen Zuchten umstellen.» So hat Coop in den vergangenen Jahren mehrere bedrohte Arten aus dem Sortiment genommen, darunter den Blauflossenthun, den Aal/Meeraal, den Tiefsee-Rotbarsch und den Schwertfisch. Auf den Verkauf von Haifisch-Produkten sowie Stör und Kaviar aus Wildfang hatte die Detailhändlerin schon vorher verzichtet. Für stark überfischte Fischbestände werden laufend Massnahmen erarbeitet und ökologisch vertretbare Alternativen gesucht. Ein aktuelles Beispiel ist der Gelbflossenthun. «Er gilt eigentlich als nicht empfehlenswert», erklärt Breu. «Es gibt jedoch Ausnahmen: Aus einem gesunden Bestand und selektiv gefangen, also einzeln mit einer Angelrute oder -leine, ist er akzeptabel.» Den Einsatz der WWF Seafood Group in Ehren. Doch was kann ein kleines Land wie die Schweiz, ohne Meerzugang und ohne Hochsee-Fangflotte, überhaupt ausrichten? «Fisch gilt als gesund und liegt bei uns massiv im Trend», sagt Breu. «Man denke da nur an Sushi.»

Diese Popularität belegen auch die Zahlen einer WWF-Studie von 2008: So ist der Fischkonsum in der Schweiz in den letzten zwanzig Jahren um 20 Prozent auf jährlich über 56 000 Tonnen oder rund 7,6 Kilo pro Kopf gestiegen. 2009 waren es gar 8,5 Kilo. «Es lohnt sich also durchaus, sich hier einzusetzen», so Breu. Das sieht auch Coop so. Die Detailhändlerin setzt vor allem auf Öko-Labels wie MSC (Marine Stewardship Council) oder die Knospe von Bio Suisse. Bereits ein Drittel des Seafood-Sortiments stammt aus zertifizierten, nachhaltigen Quellen. MSC steht für Wildfang aus umweltschonender Fischerei. Es darf jeweils nur so viel einer Art gefischt werden, wie auf natürliche Weise nachwachsen kann. Ist eine Population überfischt oder zu klein, müssen die Fangquoten gesenkt werden, damit sie sich erholen kann. Zudem darf das betreffende Ökosystem mit seinen Tier- und Pflanzenarten keinen Schaden nehmen. Coop unterstützt MSC seit 2000 und hat einige Produkte wie den MSC-zertifizierten Goldbutt als erste Detailhändlerin eingeführt. Fische und Crevetten aus kontrollierter biologischer Zucht sind bei Coop allesamt mit der Knospe von Bio Suisse ausgezeichnet. Sie werden unter der Marke Naturaplan verkauft. Die Knospe garantiert eine tierfreundliche, umweltgerechte Zucht: Die Fische leben in Naturteichen, Fliesswasserkanälen oder in Netzgehegen im offenen Meer. Aufgrund einer geringeren Populationsdichte verfügen die Tiere über genug Platz, was auch das Risiko von Krankheiten verringert. Gefüttert wird mit Biofutter, sprich: mit Biogetreide sowie mit Fischeiweiss und Fischöl aus Nebenprodukten der Speisefischverarbeitung. Verboten sind leistungssteigernde Medikamente, Hormone und andere Zusätze. Mit insgesamt 45 Produkten verfügt Coop über das grösste Biofisch- und Biokrustentierangebot der Welt. René Schulte www.coop.ch/seafoodgroup


ILLUSTRATIONEN: ATELIER OCULUS; FOTOS: WWF SCHWEIZ


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PSR

PRO SPECIE RARA

Damit die Arten nicht aussterben

Auch Nutztiere und Kulturpflanzen in der Schweiz sind vom Aussterben bedroht. Pro Specie Rara setzt sich für eine möglichst grosse Artenvielfalt in diesem Bereich ein. Coop hilft dabei.

Sie ist verschwunden – einfach so, ohne dass es jemand bemerkt hätte.» Béla Bartha, der Geschäftsführer von Pro Specie Rara, spricht von der Freiburger Kuh. Die «Ur-Kuh» der Schweiz, die auf Bauernmalereien und in Scherenschnitten verewigt ist. Sie ist ausgestorben. 1975 wurde das letzte Expemplar geschlachtet, ohne dass ein Hahn danach gekräht hätte. Dass nicht bloss Wildtiere und Wildpflanzen vom Aussterben be-

droht sind, war lange Zeit kein Thema. Im «Global 2000 Bericht», der im Juli 1980 im Auftrag des USamerikanischen Präsidenten Jimmy Carter veröffentlicht wurde, wird zum ersten Mal davor gewarnt, dass auch Nutztiere und Kulturpflanzen von unserem Planeten verschwinden – für immer. «Leute vom WWF machten sich darüber Gedanken, wussten aber, dass das nicht die Aufgabe des World Wildlife Founds ist. Dafür brauchte es eine neue Organisation.» 1982 gründete Hans-Peter Grünenfelder zusammen mit Gleichgesinnten Pro Specie Rara, eine Stiftung, die zum Ziel hat, dafür zu sorgen, dass in der Schweiz kein Nutztier und keine Kulturpflanze das gleiche Schicksal erleidet wie die Freiburger Kuh. Während heute noch pro Monat weltweit eine Rasse ausstirbt, passiert dies dank der Arbeit von Pro Specie Rara in der Schweiz seit rund 30 Jahren nicht mehr. Die Gefahr, dass Arten verschwinden, bleibt aber immer noch

gross, denn wo nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten gezüchtet und optimiert wird, geht Vielfalt verloren. «Bei der Simmentaler Kuh zum Beispiel nutzte man ursprünglich die Milch- und Fleischleistung. Im Laufe der Zeit wurde sie immer mehr auf Milchkuh getrimmt. Mit einem Projekt versuchen wir wieder zurück zu den Ursprüngen zu gehen.» Coop unterstützt das Projekt mit Geldern aus dem Coop Fonds für Nachhaltigkeit und bietet auch eine Perspektive für die Vermarktung. Der Sinn der Sache? «Jede Tierrasse und Kulturpflanze hat besondere Eigenschaften, die mit dem Aussterben für immer verloren sind. Die Evolener Kuh zum Beispiel ist sehr gut an das Leben in den Alpen angepasst. Sie ist geländegängig und trittsicher, was bei längeren Wanderungen von Alp zu Alp und bei der Futtersuche im steilen Gelände von Vorteil ist.» Pro Specie Rara sorgt dafür, dass irgendwann später, wenn diese Eigenschaft gefragt sein könnte, Züchter darauf zurückgreifen können. 


ILLUSTRATIONEN: ATELIER OCULUS


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FOTO: KEYSTONE

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Alte Sorten bereichern die Küche: Béla Bartha.

 Eine Samenbibliothek mit über 1000 verschiedenen Sorten hat die Organisation inzwischen aufgebaut. Zu Beginn, vor 27 Jahren, verfügte Pro Specie Rara über das Erbgut von drei Tierrassen sowie einigen Wild- und Tafelobstsorten. «Auch wenn es vielleicht auf den ersten Blick so aussieht, sind wir keine Sammler. Was wir da aufbauen, ist kein Kuriositätenkabinett,» sagt Béla Bartha. Pro Specie Rara geht es nicht darum, möglichst viel aus aller Welt zusammenzusuchen, sondern Schweizer Kulturgut

zu erhalten, das in einer bestimmten Region seine Wurzeln hatte und auch eine grössere Bedeutung erlangen konnte. Die Bekanntheit einer Sorte kann dabei auch weit über die Landesgrenzen hinaus reichen. «Das ist es auch, was mich persönlich interessiert,» erklärt Béla Bartha, der Biologie und Ethnologie studiert hat. «Es sind die Geschichten über Herkunft, Verwendung und Anbaumethoden, die mit den Tierund Pflanzenarten verbunden sind, die spannend sind.» Und solche werden ihm viele erzählt, so war es auch bei der Expo 02, als Pro Specie Rara zusammen mit Coop im Pavillon «Manna» 365 Apfelsorten präsentierte – für jeden Tag des Jahres eine. «Das faszinierte die Leute total! Mit den Sortennamen Berner Rose oder Utwiler Spätlauber wurden Kindheitserinnerungen wach. Oft waren dies Sorten, die der Grossvater noch im Garten hatte …» Die Zusammenarbeit mit Coop, die 1999 begonnen hatte, wurde nach dem Grosserfolg von «Manna» intensiviert. Bald waren Pro-SpecieRara-Produkte in den Coop-Verkaufsstellen erhältlich. «Damit ging für uns ein Traum in Erfüllung. Wir

wollen mit unserer Botschaft ja möglichst viele Menschen erreichen», sagt Béla Bartha. Dank der Kooperation mit Coop gelang der nicht profitorientierten Stiftung Pro Specie Rara damit eine Art Quantensprung. Ihre Bekanntheit wuchs schnell, was sich vergangenes Jahr deutlich zeigte, als es Pro Specie Rara gelang, für die Kampagne «Vielfalt für alle» in kurzer Zeit mehr als 16 000 Unterschriften zu sammeln. Damit protestierte Pro Specie Rara dagegen, dass 150 alte einheimische Gemüsesorten – darunter auch einige Kartoffelsorten – vom Markt verbannt werden sollten. «Zusammen mit den Behörden haben wir inzwischen eine Regelung gefunden, die auch für uns akzeptabel und in ihrer Art für Europa einmalig ist. Und auch der Saatgutvermehrung von Pro-Specie-RaraKartoffeln für Testverkäufe bei Coop steht nun nichts mehr im Wege», freut sich Béla Bartha. «Die Leute empörten sich sehr, sie verstanden nicht, dass alte Sorten nicht zum Verkauf zugelassen sein sollten. Sie wussten gar nicht, dass es solche Bestimmungen gibt.» Viele wussten vermutlich auch gar nicht, dass es eine grosse Vielfalt an Nutztieren und Kulturpflanzen gibt. Damit die Menschen in Kontakt mit der häufig verborgenen Vielfalt kommen, organisiert Pro Specie Rara regelmässig Ausstellungen und ermöglicht Interessierten den Zugang. Zum Jahr der Biodiversität findet im Juni in Bern beispielsweise ein grosser Zierpflanzenmarkt statt, und da werden zum ersten Mal auch Zierpflanzen mit dem Pro-Specie-Rara-Label verkauft. «Damit sollen Hobbygärtner dazu animiert werden, auch etwas Sortenvielfalt in ihre Gärten zu bringen, historische Raritäten statt monotone Massenware», sagt Béla Bartha, der selber einen grossen Garten hat. Dort wachsen unter anderem sechs verschiedene Erbsen-


NachhaltigkeitSpezial 27 FÜR DIE SORTENVIELFALT

sorten, Mohn, Leinen und natürlich Kartoffeln. Wer sich über die Möglichkeiten informieren möchte, kann auch einen der 52 Schaugärten besuchen, die Pro Specie Rara, ebenfalls mit der Unterstützung von Coop, zu einem Schaunetz entwickelt hat. «Eines unserer nächsten Ziele ist es, Kompetenzzentren aufzubauen, zum Beispiel auch für die alpine Region. Da sollen die Leute hinkommen können und schauen, welche Tier- und Pflanzenarten aus ihrer Region stammen und hinpassen.» Den Samen gleich mitnehmen kann man in den wenigsten Fällen – Pro Specie Rara vermittelt dafür aber Saatgutproduzenten. Eine andere Vision ist der Sprung über die Grenze. Im EU-Raum, wo die Bestimmungen weit strenger sind als in der Schweiz, herrscht in den Verkaufsregalen im Bereich Nutztier und Kulturpflanzen eine regelrechte Artenarmut. «Dass ein grosser Lebensmittelhändler alte Kartoffelsorten verkauft, ist undenkbar, es ist schlichtweg verboten», erklärt Béla Bartha. «Zurzeit ist aber auch im EU-Raum eine rege Diskussion darüber im Gange, bei der sich Pro Specie Rara auch betei-

ligt. Ganz allgemein würden wir unsere Interessen in Zukunft gerne auch auf internationaler Ebene vermehrt vertreten.» Ein grosses Problem, das sich auf dem internationalen Agrarmarkt stellt, ist die Patentierung von Erbgut. Grosse Firmen lassen sich zunehmend das Erbgut von Pflanzen und Tieren patentieren. «Die Grossen booten so die Kleinen aus und schaffen sich eine Monopolstellung. Das darf meiner Meinung nach nicht sein. Es darf keine Patente auf Leben geben», sagt Béla Bartha. Pro Specie Rara setzt sich dafür ein, dass möglichst alle Zugang zu Saatgut haben. Wer für 50 Franken pro Jahr Gönner wird, bekommt über den Sortenfinderkatalog pro Jahr Samen von zehn Pflanzensorten geschenkt. Diese stammen von Freiwilligen, die sie privat ziehen. Auch Samen von professionellen Saatgutlieferanten und Züchtern werden vermittelt. So wachsen in manchen Gärten wieder die gleichen Gemüsespezialitäten, über die sich schon die Grossmutter freute. Anna Bähler www.prospecierara.ch

Für die Artenvielfalt Seit über 25 Jahren setzt sich die Stiftung Pro Specie Rara für die Erhaltung von traditionellen Kulturpflanzen und Nutztierrassen ein. Sie ist europaweit die grösste ihrer Art und betreibt in der Schweiz mehrere Schaugärten, Arche-Höfe, Tierparks und Setzlingsmärkte. Coop unterstützt die Stiftung seit 1999.

Seit über 25 Jahren setzt sich die Stiftung Pro Specie Rara für die Erhaltung von traditionellen Kulturpflanzen und Nutztierrassen ein. Sie ist europaweit die grösste ihrer Art und betreibt in der ganzen Schweiz mehrere Schaugärten, Arche-Höfe, Tierparks und Setzlingsmärkte. Seit 1999 unterstützt Coop die Stiftung, seit 2003 geschieht dies über den Coop Fonds für Nachhaltigkeit. Durch diese Kooperation kommen Pro-SpecieRara-Erzeugnisse – etwa alte Tomaten- und Kartoffelsorten – auch in die Coop-Regale. Sie zeigen nicht nur die Vielfalt und den Reichtum der Natur, sondern bereichern mit ihren Farben, Formen und dem intensiven Geschmack auch unsere Küchen und Gärten. www.coop.ch/prospecierara


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Naturaline

PATRICK HOHMANN

Nicht ohne meine Partner Aus Ideen werden Visionen, wird Realität. Patrick Hohmann, Initiator der Bio-Baumwollprojekte für Coop-Naturaline-Textilien, liefert ein gutes Beispiel.

«Man kann nicht von sich selbst sagen, dass man ein Visionär ist», sagt Patrick Hohmann. «Ich habe nicht mit diesem Projekt begonnen, weil ich eine Vision realisieren wollte.» Ja, was denn sonst!? Diese Gegenfrage sei erlaubt: Ohne Hohmann hätte es nie ein Bio-Baumwollprojekt in Indien und Afrika gegeben und damit auch keine Bio-Baumwollprodukte von Coop Naturaline in dieser Grössenordnung. Patrick Hohmann begann in den frühen 90er-Jahren mit der Idee eines für Mensch und Natur unschädlichen Baumwollanbaus zu liebäugeln. Der konventionelle Baumwollanbau steckte bereits in einer ökologischen und ethischen Sackgasse: Die anbauenden Baumwollproduzenten waren hoch verschuldet, weil sie gelernt hatten, dass man ohne Pestizide keine verkaufsfähige Baumwolle ernten könne. Und diese Pestizide waren teurer als sie Mittel zur Verfügung hatten. Die Bauern und ihre Familien waren seit Generationen todkrank, weil dieselben Pestizide – in ihrer Wirkung auf den Menschen ähnlich einzustufen wie Nervengifte – zudem ihre Gesundheit ruinierten. Der konventionelle Baumwollanbau belegt weltweit 2,5 Prozent der Landwirtschaftsfläche, verschlingt aber 25 Prozent aller Insektizide und 10 Prozent aller Pestizide. Auch der Wasserverbrauch für die konventionell hergestellte Baumwolle ist so hoch, dass die Folgen für den Aralsee in Kasachstan zum Beispiel auf jeder aktualisierten Landkarte zu sehen sind: der noch ehemals viertgrösste See der Welt hatte im Jahre 1960 eine Fläche von 64 000 km², er gilt heute als ausgetrocknet.(*) Kein Wunder, denn die Herstellung eines einzigen T-Shirts verbraucht 20 000 Liter Wasser, wenn es aus dem konventionellen Baumwollanbau kommt! Ein Bio-T-Shirt dagegen benötigt nur circa ein Drittel des Wasserbedarfs!

«In den 80ern sprach die ganze Welt von Bio», sagt Hohmann, als sich seine Idee von einer sauberen und fairen Bio-Baumwolle immer mehr herauskristallisierte. Er selbst war als Textillieferant und Baumwollhändler in der Branche tätig. Einer seiner Partner legte ihm eines Tages einen Flyer auf den Schreibtisch, in dem von handgepflückter Baumwolle die Rede war. Damit wäre zwar schon viel erreicht gewesen, so Hohmann. Zum Beispiel sei damit das Thema Entlaubungsmittel vom Tisch. (Entlaubungsmittel sind eine giftige Chemiekeule, die man schon aus dem Vietnamkrieg kennt. Im konventionellen Baumwollanbau werden die Baumwollfelder mit Entlaubungsmitteln behandelt, damit die Baumwollsträucher leichter zu pflücken sind.) Doch für Hohmann folgte auf die Frage nach BioBaumwolle noch eine weitere Frage: «Was passiert mit den Menschen hinter den Produkten? In unserer Marktwirtschaft geht es immer nur um Produkte.» Mit den Bio-Baumwollprojekten für Coop Naturaline geht es ihm also von Anfang an um mehr als um Bio-Landwirtschaft. Die Betonung liegt auf «noch mehr», als um zig Tonnen Pestizide, die für den Baumwollanbau nach biologischen Richtlinien weniger eingesetzt werden, zigmillionen Liter Wasser, das nicht verschwendet wird, nachhaltig fruchtbare Böden, auf denen in einer Fruchtfolge verschiedene BioProdukte wachsen, um chemisch unbelastete und gentechfreie Textilien für die Kunden in Europa. Hohmann nennt ein Beispiel: «Kinderarbeit will niemand. Aber die Frage ist doch, wo sind die Kinder, haben sie eine Schule und wenn nicht, ob man eine Schule für diese Kinder baut.» Alle Textilien von Coop Naturaline enthalten zu allen ökologischen und gesundheitlichen Vorteilen einen fairen, finanziellen Beitrag. Das ist ein preislicher Aufschlag, der als «Prämie» direkt 


ILLUSTRATIONEN: ATELIER OCULUS


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Naturaline

FOTO: HEINER H. SCHMITT

Ein besseres Leben für Baumwollproduzenten: Patrick Hohmann.

 an die Bauern zurückgeht. Diese ist der eigentliche Strohhalm, der aus dem nackten Überlebenskampf der Bauern herausführt und: Sie wird auch in schlechten Erntezeiten ausgezahlt. Dank der Prämie und einem gesicherten Absatzkanal für ihre Ernte, haben die Bauern einen finanziellen Spielraum, der ihnen ein Minimum an Lebensstandard ermöglicht. Denn nur mit einer soliden wirtschaftlichen Basis ist es auch langfristig realistisch, die Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, nicht mehr abhängig zu sein. Mit jedem Bauern – heute sind es über 8000 – der seit der Gründung von Coop Naturaline dazugestossen ist, bekam Hohmanns Idee neue Dimensionen und Perspektiven. Ob man sie nun als «Vision» oder als konsequentere Umsetzung ethischer Werte unter marktwirtschaftlichen Bedingungen oder schlicht als «vernünftige Entscheidungen», wie er selbst es nennt, bezeichnet – die Familien, die an den Baumwollprojekten von Naturaline in Indien und Afrika teilnehmen, haben diese Idee aufgegriffen. Für sie ist der Lebensstandard dank Naturaline messbar gewachsen, ganze Dörfer und Landstriche profitieren davon. Es gibt

Schulen, erreichbare saubere Brunnen, ein Minimum an medizinischer Versorgung. «Es ist nicht mein Werk. Es ist ein Konglomerat verschiedener glücklicher Faktoren. Letztendlich sind es meine Partner, die dieses Projekt so möglich gemacht haben. Meine Frau, meine Mitarbeiter und last but not least – Coop. Erst dank Coop als Partnerin und dank ihrer Kunden konnten wir wirklich durchstarten.» Inzwischen feiert diese Partnerschaft ihr 16–jähriges Bestehen. 42 Prozent aller Schweizerinnen und Schweizer kennen Coop Naturaline als ökologisches Textillabel. Und Coop hat sich in dieser Zeitspanne zur grössten Vermarkterin von fair hergestellten Textilien aus Bio-Baumwolle entwickelt, weltweit. Eine Sensation im Grunde, die die Fachwelt anerkennt und honoriert. So gehört inzwischen auch eine ganze Liste an begehrten Preisen, die die Remei AG und Coop mit Naturaline gewonnen haben, zur Erfolgsbilanz der Bemühungen. Mit von der Partie sind zum Beispiel: • Der internationale Umweltpreis für nachhaltige Partnerschaften,


NachhaltigkeitSpezial 31 Nachhaltigkeit

COOP NATURALINE

den Coop und die Remei AG für Coop Naturaline 2002 in Johannesburg (Südafrika) erhalten haben. • Der Award for Swiss Business Ethics von 2006. • Der Nachhaltigkeitspreis der Zürcher Kantonalbank von 2009 an die Remei AG.

glaublich viele Hürden genommen. Aber Hohmann sagt: «Niemand von uns hätte einen anderen gehen können.» Auch die nächste Vision wurde zu einem klaren Ziel definiert: Die ganze Produktionskette der CNL-Textilien wird bis 2013 C02neutral! Bettina Ullmann

Die Vision, mit Bio-Baumwolle aus ökologischem Anbau, die von A bis Z sozial fair und nachhaltig gehandelt wird, hat auf ihrem Weg un-

* Mehr zum Aralsee findet man im Internet, u.a. unter: www.schule.bremen.de/schulen/altes_gym/ wasserprojekt/aralsee/lang_aralsee.htm www.aralsee.org

Modisch und ökologisch Coop ist die weltweit grösste Anbieterin von fair hergestellten Textilien aus Bio-Baumwolle. An der Produktion der Baumwolle beteiligt sind rund 10 000 BioBauern. Verarbeitet wird sie nach strengen sozialen und ökologischen Richtlinien.

Der Textilhändler Patrick Hohmann (59) hat seine Kindheit in Ägypten und Sudan verbracht. Er ist überzeugt, dass ihn die frühen Eindrücke in jenen Ländern sehr geprägt haben. «In welchem Teil der Erde jemand geboren wird, ist purer Zufall.» Seit 1961 lebt er in der Schweiz, wo er 1983 in Rotkreuz die Remei AG gründete, den Textil-Dienstleister hinter der Stiftung «bioRe». 1994 traf er auf Jürg Peritz, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter Beschaffung bei Coop, der die Idee von einer sauber produzierten Bio-Baumwolle sofort aufgriff und weiter forcierte. 1993 lancierte Coop Naturaline als Label für ökologische Textilien. Seit 1995 wird für die Coop-NaturalineTextilien ausschliesslich Garn aus biolgischem Baumwollanbau und fairem Handel verarbeitet. Die Bio-Baumwolle stammt heute zu 100 Prozent aus den Parnterprojekten «bioRe» in Indien und aus dem Partnerprojekt Meatu «bioRe» in Tansania. BioBaumwolle wird in naturfreundlichen Mischkulturen angebaut, ohne Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutz- und Düngemitteln und die «bioRe» Bauern profitieren von kostenloser kontinuierlicher Beratung. Naturaline-Textilien werden ohne Chlor gebleicht, mit Farbstoffen ohne toxische Schwermetalle gefärbt und die Produzenten von Coop Naturaline verpflichten sich zur Klärung der Abwässer. In der Verarbeitung werden menschwürdige Arbeitsbedingungen, wie Schutzmassnahmen für Mitarbeiter und existenzsichernde Löhne geboten. Heute werden 450 Modelle unter dem Label Coop Naturaline verkauft und damit rund 55 Millionen Franken umgesetzt. www.coop.ch/naturaline


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PERLEN

Coop Fonds für Nachhaltigkeit

HERAUSGEPICKT

Nachhaltige Perlen

Coop unterstützt zurzeit fast 40 Projekte mit Geldern aus dem Fonds für Nachhaltigkeit. Die Förderbeiträge belaufen sich auf jährlich 14 Millionen Franken und fl fliessen iessen unter anderem in: • die Grundlagenforschung des FiBL zum klimaneutralen Acker- und Gemüsebau; • den Kinderclub Krax vom Schweizer Tierschutz STS; • die Entwicklung von ökologischen Fischfutter-Alternativen für Bio-Zuchten; • die Erhaltung von gefährdeten kulturhistorischen Hochstamm-Obstgärten; • die Entwicklung von Saatgut für den biologischen Landbau (Sativa). www.coop.ch/fonds

Nachhaltigkeit ist eine grosse Wirkung, die durch viele kleine und grössere Projekte erzielt wird. Einige davon stellen wir Ihnen hier kurz vor.

Ein Hoch auf die Hohen Hochstamm-Obstbäume gehören zum vertrauten Bild der traditionellen Kulturlandschaft. Bei ihnen beginnen die Äste erst in 1,60 Meter Höhe, und sie bilden grosse Rundkronen. Sie umgeben Höfe und Dörfer, säumen als Alleen Strassen und Wege oder sind auf Streuobstwiesen locker verteilt. In Stämmen und Zweigen, auf Blüten und Früchten, in der Baumkrone und im Totholz gibt es ökologische Nischen. Wichtig sind Baumhöhlen als Brutplatz für Vögel. Hochstämmer tragen oft alte Obstsorten, die dem Most eine besondere Note geben. Darum führt Coop Hochstamm-Süssmost im Sortiment. www.hochstamm-suisse.ch

Zum Schutz der Meere Fische und Crevetten aus kontrollierter biologischer Zucht sind bei Coop alle mit der Knospe von Bio Suisse ausgezeichnet. Sie garantiert eine tierfreundliche und umweltgerechte Zucht: Die Fische leben in Naturteichen, Fliesswasserkanälen oder in Netzgehegen im Meer und fressen Bio-Futter.

Ökologische Verwertung von Grünabfällen

In den Verteilzentralen von Coop fielen 2009 18 000 Tonnen verdorbene Früchte, Gemüse und Speisereste an. Diese gehen zum Teil als Tierfutter an Landwirte in der Umgebung. Aus rund der Hälfte der Grünabfälle wird bei der Kompogas AG Bio-Gas gewonnen. Dieses wird entweder in einem Blockheizkraftwerk in Strom oder Wärme umgewandelt, oder als CO-neutraler, klimafreundlicher Ökotreibstoff für Kraftfahrzeuge – darunter CoopLastwagen – genutzt. www.axpo-kompogas.ch

Coop unterstützt Biogas-Anlagen In der Schweizer Landwirtschaft fallen jährlich mehr als 20 Millionen Tonnen organische Abfälle wie Mist und Gülle an. Darin steckt viel klimaneutrale Energie. Mit Biogas-Anlagen kann diese in Form von Strom und Wärme nutzbar gemacht werden. Eine durchschnittliche landwirtschaftliche Biogas-Anlage kann rund 100 Haushalte mit Strom versorgen. Die vergorene BioMasse wird anschliessend als Dünger auf das Feld gebracht oder zu Kompost aufbereitet. Coop fördert die Errichtung von Biogas-Anlagen bei Naturafarm- und Bio-Betrieben. Pro Anlage stellt der Coop-Fonds für Nachhaltigkeit Beiträge bis 200 000 Franken zur Verfügung.


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Von Bio-Treibstoffen und Bahntransporten Beim Transport setzt Coop verstärkt auf schadstoffarme Fahrzeuge und Bio-Treibstoffe aus organischen Abfällen. So werden pro Jahr rund 420 000 Liter Diesel eingespart. Ein durchschnittlicher Coop-LKW würde damit 1,4 Millionen Kilometer zurücklegen oder 35-mal die Erde umrunden. Und: Es werden 1100 Tonnen CO eingespart. Auf Bio-Treibstoffe aus Mais, Weizen oder Soja verzichtet Coop bewusst. Sie verschärfen das Welthungerproblem und verfügen über eine problematische CO-Bilanz. Dafür verlagert Coop so viele Transporte wie möglich von der Strasse auf die Schiene. 2009 sank die Anzahl der Strassentransporte ab den nationalen Verteilzentralen um über 8 Prozent. Das mit der Bahn transportierte Volumen nahm um rund 5 Prozent zu. Der Anteil des Schienenverkehrs auf den langen Wegstrecken beträgt somit über 60 Prozent.

Dunkle Bienen – süsser Honig Die Genetik der dunklen Biene ist einzigartig – umso wichtiger ist ihre Erhaltung. Je grösser die genetische Vielfalt, desto eher gelingt die Anpassung an eine sich ändernde Umwelt. Um Zucht und Erhaltung gezielt zu fördern, wurde 1993 der «Verein Schweizerischer Mellifera Bienenfreunde» gegründet. Daneben rief Slow Food in Zusammenarbeit mit Pro Specie Rara den Förderkreis «Dunkle Biene Schweiz» ins Leben. Coop unterstützt den Aufbau finanziell und bietet in den Läden saisonal den Slow-FoodHonig dunkler Bienen an. www. coop.ch/slowfood

Für den Schutz der Wälder Der weltweite Verlust natürlicher Wälder ist dramatisch. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, setzt Coop bei Holz und im Papiersortiment auf Recycling und FSC (Forest Stewardship Council – Internationaler Waldwirtschaftsrat). Der FSC ist eine unabhängige Non-Profit-Organisation, der Umweltorganisationen, Wirtschaftsunternehmen und Vertreter der lokalen Bevölkerung angehören. Das FSC-Gütesiegel garantiert eine Nutzung des Waldes im Einklang mit der Natur. Unabhängige Prüfinstitute kontrollieren die Warenkette von der Herkunft im Wald bis in die Verkaufsstelle. Für den WWF ist das FSC-Label international das einzige glaubwürdige Zertifikat für eine verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung.

Nützlinge im Vorratsschutz

Jedes Jahr fressen sich Schädlinge durch Tonnen von Vorratsgetreide und -mehl. Doch statt die Tiere mit chemisch-synthetischen Insektiziden zu bekämpfen, setzt Coop auf Nützlinge. Als natürliche Feinde der Schädlinge fressen sie diese oder benutzen sie als Wirt. Über den Coop Fonds für Nachhaltigkeit wurde der Einsatz von Nützlingen im Vorratsschutz erforscht und gefördert. Seit 2009 setzt Coop die Methode erfolgreich in unternehmenseigenen Grossbäckereien ein.

Tropische Schweiz

Ab und zu eine Auszeit unter Palmen und baumfrische Bananen, Mangos, Papayas geniessen? Davon konnte man hierzulande bis anhin nur träumen. Doch seit die beiden Tropenhäuser in Frutigen (BE) und Wolhusen (LU) gebaut wurden, sind Träume keine Schäume mehr. An beiden Orten wachsen tropische Früchte, in Frutigen drehen gar Störe ihre Runden. Die Restaurants bieten entsprechende Menüs – eine Mischung aus tropischen und einheimischen Bio-Spezialitäten. Die nötige Wärme für das Tropenhaus in Frutigen fliesst in Form von heissem Wasser aus dem Neat-Stollen. In Wolhusen stammt sie von einer ErdgasVerdichtungsanlage. An beiden Orten gibt es Erlebnispfade. www.tropenhaus.ch

ILLUSTRATIONEN: ATELIER OCULUS

Der Umwelt zuliebe Die Entwicklung, Zusammensetzung und Herkunft jedes einzelnen Oecoplan-Produkts – derzeit sind es über 1400– unterliegt strengsten ökologischen Kriterien. Diese gehen weit über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus und übertreffen häufi häufigg auch die Anforderungen anderer Umweltgütesiegel. Gartenartikel wie zum Beispiel Blumen tragen die Knospe von Bio Suisse.


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Schweizer Tafel

SOZIALES ENGAGEMENT

Lebensmittel für Bedürftige

«Schweizer Tafel» sammelt Lebensmittel ein, deren Verkaufsdatum abgelaufen ist, und verteilt sie an soziale Institutionen – mit Unterstützung von Coop.

Das ist es!», sagte sich Yvonne Kurzmeyer, als sie vor knapp zehn Jahren eine Fernsehdokumentation über die Organisation City Harvest sah, die in New York bei Gastrobetrieben übrig gebliebene Lebensmittel einsammelt und an Obdachlose verteilt. Ein paar Monate zuvor hatte Yvonne Kurzmeyer zusammen mit Bekannten die Stiftung «Hoffnung für Menschen in Not» gegründet. Die Stiftung hatte sich zum Ziel gesetzt, Menschen zu unterstützen, die in der Schweiz durchs soziale Netz gefallen waren – doch irgendwie fehlte es an einer konkreten Projektidee. Zusammen mit dem damaligen Geschäftsführer der Stiftung, Urs Grossenbacher, recherchierte sie die Situation in der Schweiz. Hier war die Situation anders als in New York: Restaurants und Hotels haben wesentlich weniger Lebensmittel übrig, die sie wegwerfen müssen. Produzenten und Detailhändler hingegen müssen pro Jahr rund 250 000 Tonnen Lebensmit-

tel ausrangieren, weil das Verkaufsdatum abgelaufen ist. Ein grosser Teil davon wäre noch essbar. Yvonne Kurzmeyer fand heraus, dass es in Deutschland eine Organisation gibt, die abgelaufene Lebensmittel einsammelt und verteilt. Beim Besuch der «Berliner Tafel» sah sie in einem Regal einen Ordner mit der Aufschrift «McKinsey»: «Ich fragte erstaunt, wie denn eine Non-Profit-Organisation dazu käme, sich von einer Management Consulting Firma beraten zu lassen.» Die Antwort: Das sei nötig gewesen, um das Durcheinander im Verband in den Griff zu bekommen. McKinsey habe mit dem Benevol-Projekt das Ganze durchstrukturiert. «Wenn ich etwas mache, dann richtig – also professionell», sagte sich Yvonne Kurzmeyer, die als Bankiersgattin keine Berührungsängste gegenüber Wirtschaftskreisen hat und sich vielmehr als Geschäftsfrau denn als «Mutter Teresa» sieht. «McKinsey Schweiz stellte uns ein Beraterteam – notabene kostenlos.» Darüber war Yvonne Kurzmeyer sehr froh, denn das Ganze war wesentlich komplizierter, als sie es sich vorgestellt hatte.

Das Konzept aus Deutschland musste auf Schweizer Verhältnisse angepasst werden. «In Deutschland holen Freiwillige mit ihrem privaten Fahrzeug Lebensmittel und bringen sie dann zu den Abnehmern. Hier geht das nicht», erzählt Yvonne Kurzmeyer. «Es gibt strenge Auflagen, die zum Beispiel fordern, dass gewisse Lebensmittel immer gekühlt werden müssen, auch beim Transport.» Die Hilfsorganisation brauchte also Fahrzeuge mit Kühlung. Eine weitere Herausforderung war, die Lieferanten – also die Produzenten und Händler, die Waren mit abgelaufenem Verkaufsdatum übrig haben – davon zu überzeugen, diese gratis abzugeben. «Damals war Armut in der Schweiz noch ein Tabuthema», sagt Yvonne Kurzmeyer. Manche befürchteten auch Umsatzeinbussen. «Die Waren wegzuwerfen war aber den meisten auch nicht recht und so konnten wir einen nach dem anderen überzeugen.» Im Jahr 2001 startete die Stiftung mit dem Projekt «Schweizer Tafel» und baute die Tätigkeit stetig aus. Inzwischen ist «Schweizer Tafel» in elf Regionen der Schweiz tätig. Mit 29 Kühlfahrzeugen werden täglich 10,8 Tonnen Lebensmittel eingesammelt – mittlerweile stammen rund 50 Prozent von Coop. Diese Lebensmittel werden am gleichen Tag an nahezu 500 soziale Institutionen verteilt. Anders als «Tischlein deck dich», eine andere Organisation, die ebenfalls Lebensmittel sammelt und an Bedürftige direkt abgibt, verteilt «Schweizer Tafel» die Lebensmittel nicht direkt an Einzelpersonen, sondern zum Beispiel an Notunterkünfte, Gassenküchen, Heime, Betreuungsstätten oder Hilfswerke. «Wir können so viel mehr Menschen erreichen», erklärt Yvonne Kurzmeyer. In manchen Regionen, etwa im Tessin und im Wallis arbeiten «Schweizer Tafel» und «Tischlein deck dich» direkt zusammen, in den anderen Regionen ergänzen sie sich. Die Lebensmittel, deren Verkaufsdatum abgelaufen ist, müssen sehr schnell verteilt werden – sodass sie sicher vor dem Ablauf der Konsumationsfrist verwendet werden können. 


ILLUSTRATIONEN: ATELIER OCULUS


Schweizer Tafel

 «Das ist eine logistische Herausforderung», sagt Yvonne Kurzmeyer, die vor ihrer Heirat als Aussendienstmitarbeiterin tätig war und dank ihrer Erfahrung weiss, wie man einen möglichst effizienten Tourenplan zusammenstellt. Diese planerischen Aufgaben übernehmen bei «Schweizer Tafel» fest angestellte Regionalleiter. Für die Fahrten werden auch unbezahlte Freiwillige, Zivildienstleistende und Arbeitslose eingesetzt. «Sie wissen nie, welche Waren sie erhalten – das ist jedes Mal eine Überraschung – und müssen sie dann möglichst sinnvoll verteilen», sagt Yvonne Kurzmeyer. Auch von den Abnehmern fordert das natürlich recht viel Kreativität. Kreativität – das ist wohl auch das, was Yvonne Kurzmeyer an ihrem Engagement für «Schweizer Tafel» am meisten schätzt: «Ich habe so viel dazugelernt, interessante Menschen kennengelernt – ich möchte das nie und nimmer missen!» Ihre Arbeitsbelastung – die sie ohne Bezahlung leistet – entsprach zeitweise weit mehr als einem Vollzeitjob. «Irgend-

wann bezeichnete man mich als Klumpenrisiko, weil so viel an meiner Person hing», sagt die heute 54-Jährige. Vor zwei Jahren beschloss sie, sich ein wenig zurückzuziehen, und delegierte vieles. «Irgendwann muss ein Projekt selbstständig werden, das ist wie bei einem Kind», sagt die zweifache Mutter. Sie arbeitet daran, das Projekt gut abzustützen. Eine wesentliche Rolle spielen die Geldgeber, ohne die die «Schweizer Tafel» nicht existieren könnte. Die Lieferanten geben die Lebensmittel zwar gratis ab, doch irgendwer muss die Transport- und Verwaltungskosten zahlen. «Wir halten die Kosten so gering wie möglich und optimieren auch ständig unsere Abläufe», erklärt Yvonne Kurzmeyer. Dennoch: «Schweizer Tafel» ist auf Partner angewiesen, die eine finanzielle Unterstützung leisten. Coop spendet seit 2005 – neben den Lebensmitteln – jährlich 150 000 Franken. Auch die Organisation «Tischlein deck dich» wird von Coop mit Lebensmitteln und dem gleichen Betrag unterstützt. Im Nachhaltigkeitsbericht von Coop wird dieses Engagement damit erklärt, dass das Unternehmen etwas dagegen tun wolle, dass «Mittel zum Leben» einfach weggeworfen werden. Einen wesentlichen Beitrag zum Projekt «Schweizer Tafel» leisten auch die Frauen, die sich unter dem Namen «Schweizer Tafel Fundraising» zusammengeschlossen haben. «Wir sind so etwas wie eine Familie, die am gleichen Strick zieht», sagt Yvonne Kurzmeyer. Die Fundraising-Frauen sind es auch, die nebst den Credit Suisse-Volonteeringmitarbeitern jedes Jahr den «Suppentag» organisieren. Da kochen Spitzenköche aus der Region eine Suppe, die dann von Prominenten auf

FOTO: PETER MOSIMANN

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einem öffentlichen Platz verteilt wird. «Damit wollen wir Geld sammeln und Aufklärungsarbeit leisten, indem wir auf die Armut im eigenen Land hinweisen», erklärt Yvonne Kurzmeyer, die oft über darüber nachdenkt, wie eine Gesellschaftsordnung sein müsste, damit sie gerecht ist. «Klar kann man sagen, unser Projekt stütze die ungerechte Gesellschaftsordnung, indem sie die Armen sozusagen mit dem abspeist, was die Konsumgesellschaft übrig lässt. Aber ich finde es immer noch viel besser, als einfach nichts zu tun.» Und ihre Organisation hat noch viel vor: «Es gibt noch viel mehr Lebensmittel, die heute einfach weggeworfen werden. Mit der nötigen Unterstützung werden wir auch diese verteilen.» Anna Bähler www.schweizertafel.ch www.tischlein.ch

Sie macht keine halben Sachen: Yvonne Kurzmeyer.


Wettbewerb 37

IDEEN FÜR DIE ZUKUNFT

Vision 2025: Für eine bessere Welt Grosser Schülerwettbewerb: Jugendliche Weltverbesserer gesucht.

Wenn Du konkrete Ideen hast, wie sich die Welt verbessern lässt, dann bist Du hier genau richtig. Wir suchen Jugendliche im Alter von 12 bis 16 Jahren, welche die Welt verbessern möchten. Reiche Dein Projekt zur Verbesserung der Welt ein. Mit etwas Glück ermöglichen wir Dir, es zu verwirklichen. Gesucht sind Vorschläge, die einerseits möglichst visionär und andererseits so konkret wie möglich sind. Teilnahmebedingungen Teilnahmeberechtigt sind Gruppen von Jugendlichen im Alter von 12 bis 16 Jahren mit mindestens 4 und maximal 25 Teilnehmern aus der Schweiz. Die Vision für eine bessere Welt soll sich (in etwa) auf das Jahr 2020 beziehen und eine ausformulierte Vision (also ein Ziel) und möglichst genau skizzierte Massnahmen zur Erreichung des Ziels enthalten. Jury Gerhard Schwarz (NZZ, designierter Direktor von Avénir Suisse) Prof. Stefanie Hellweg (ETH Zürich, Institut für Umweltingenieurwissenschaften) Andreas Schönenberger (Google Schweiz) Sybil Anwander (Coop) Brenda Mäder (Präsidentin der Jungen FDP) Erster Preis Die Coopzeitung bringt das Gewinnerteam mit den (je nach Thema und Vision) passenden Gesprächspartnern aus Politik und Wirtschaft zusammen. Ziel ist es, der Vision auf die Beine zu helfen und erste Schritte zu ihrer Realisierung zu unternehmen. Die Coopzeitung berichtet zudem über die Vision und verschafft ihr so Öffentlichkeit und die eventuelle Möglichkeit zum Fundraising. Zweiter und dritter Preis Besuch in einem Zukunftslabor der ETH Zürich. Vierter bis zehnter Preis Besuch im Tropenhaus Frutigen mit der ganzen Klasse.

ILLUSTRATIONEN: ATELIER OCULUS

Wie und wo Du Deine Ideen einreichen kannst, erfährst Du unter www.coopzeitung.ch/2025


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Überblick

Nachhaltigkeit spielt bei Coop eine grosse Rolle. Vom Sortiment bis zur Verantwortung für die Gesellschaft zieht sich diese Haltung durch das ganze Unternehmen. FÜR MENSCH UND UMWELT

Nachhaltigkeit bei Coop

ment e g a g n mE Alles zu on Coop: v op.ch/ o c . w w w ltigkeit nachha

Coop setzt auf Nachhaltigkeit, und zwar in der gesamten Unternehmung. Geschäftsleitung und Mitarbeiter sind sich einig, dass ein Unternehmen langfristig nur dann erfolgreich sein kann, wenn es vorausschauend agiert und entsprechend zu seinen Ressourcen Sorge trägt. Diese Haltung ist Coop so wichtig, dass sie bereits in den Statuten der Genossenschaft verankert ist: «Coop trifft die notwendigen Vorkehrungen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit und dadurch ihr langfristiges Bestehen gemäss marktwirtschaftlichen, ökologischen und ethischen


NachhaltigkeitSpezial 39

Grundsätzen nachhaltig zu sichern», heisst es da. Coop integriert dafür die Nachhaltigkeitsaspekte in die normalen Abläufe. Der Steuerungsausschuss Nachhaltigkeit hat den Auftrag, das Thema konsequent in allen Geschäftsbereichen und in der Unternehmenskultur von Coop zu verankern. «Coop versucht alle drei Ebenen der Nachhaltigkeit – Ökonomie, Ökologie und Soziales – in Einklang zu bringen», erklärt Sibyl Anwander, Leiterin des Steuer ungsausschusses, das ambitionierte Ziel. Die Nachhaltigkeitsstrategie von Coop hat drei Stossrichtungen:

FOTOS UND ILLUSTRATIONEN: ATELIER OCULUS

1. Nachhaltige Sortimentsleistungen: Jeden Tag kaufen über 1 Million Kundinnen und Kunden bei Coop ein. Diese Treue ist eine grosse Chance für die Nachhaltig-

keit, da der private Konsum erheblich zur ökologischen Gesamtbelastung beiträgt. Die Art und Weise, wie Coop Güter und Dienstleistungen einkauft, hat also eine grosse Hebelwirkung. Deshalb prüft Coop regelmässig das gesamte Sortiment auf Möglichkeiten zur noch schonenderen Produktion oder Beschaffung. Zudem bietet Coop eine grosse Auswahl an Produkten mit höchstem sozialen und ökologischen Standard, zum Beispiel mit dem Label Pro Montagna oder dem KnospenLabel von Bio Suisse. 2. Ressourceneffizienz und Klimaschutz: Von der Logistik über die Produktionsbetriebe und Verwaltung bis hin zu den Verkaufsstellen will Coop alle Ressourcen effizient einsetzen und zudem das Klima schützen. Konkret zeigt sich

dies zum Beispiel im Engagement der Coop für den Erhalt der Biodiversität oder mit der CO2-Vision. Diese sieht vor, dass Coop bis 2023 in den von ihr direkt beeinflussbaren Bereichen CO2-neutral werden soll. 3. Mitarbeitende und Gesellschaft: Als einer der grössten privaten Arbeitgeber hat Coop gegenüber über 50 000 Mitarbeitenden und knapp 3000 Lehrlingen eine grosse Verantwortung. Coop begegnet ihnen mit Fairness und Respekt, entlöhnt sie gerecht und bietet ihnen die Chance, sich weiterzubilden und Verantwortung zu übernehmen. Mit dem Coop Fonds für Nachhaltigkeit, der Coop Patenschaft fürs Berggebiet oder mit «Tischlein deck dich» engagiert sich Coop auch sozial zugunsten einer breiten Öffentlichkeit.

Beim Thema Nachhaltigkeit hängt alles miteinander zusammen. Das symbolisiert dieses lange Bild vom Atelier Oculus, das für diese Beilage unterteilt wurde.

Die Künstler beim Malen: Marcus Moser und Sibylle Heusser, Atelier Oculus, Olivia Aloisi, Illustra.


Für alle, die nach uns kommen. Auch die nächsten Generationen sollen in einer lebendigen und vielfältigen Welt gross werden. Für uns bedeutet das, die Ressourcen zu schonen und der Erde möglichst viel zurückzugeben von dem, was wir verbrauchen. Nicht irgendwann, sondern jetzt. Bereits jetzt gibt es acht verantwortungsvoll hergestellte Coop Marken, die Ihnen die Möglichkeit geben, auf nachhaltige Produkte zu setzen. Als Pionier und Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz tun wir auch sonst sehr viel: Von der Reduktion unseres Energieverbrauches und CO2-Ausstosses bis zur jährlichen Investition in CO2-Kompensationsprojekte. Vom Ausbau unserer Leaderposition bei Bio-Produkten bis zu einem noch grösseren Angebot an modischen Textilien aus biologischer Baumwolle. Von den erwähnten ökologisch und sozial profilierten Coop Marken bis zu sozialen Grundsätzen gegenüber Mitarbeitenden und Zulieferern. Vom NaturaplanFonds für nachhaltige Projekte bis zur engen Zusammenarbeit mit dem WWF und der Bio Suisse. Wenn Ihnen das Thema so wichtig ist wie uns, lesen Sie hier weiter: www.coop.ch/nachhaltigkeit

Für die einzige Welt, die wir haben.


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