NATÜRLICH SCHÖN
MAG. WOLFGANG LEDERHAAS ÜBER NACHHALTIGE KOSMETIK & GELTENDE VERORDNUNGEN
DIE NEUE BERUFSSCHULE DER SCHÄDLINGSBEKÄMPFER IST EIN GROSSER WURF
MAG. WOLFGANG LEDERHAAS ÜBER NACHHALTIGE KOSMETIK & GELTENDE VERORDNUNGEN
DIE NEUE BERUFSSCHULE DER SCHÄDLINGSBEKÄMPFER IST EIN GROSSER WURF
Liebe Leserinnen und Leser, herzlich willkommen bei der ersten Ausgabe unseres Magazins „ChemUnity“! Wie schon der Name verrät, möchten wir Ihnen darin spannende Beiträge präsentieren, die unsere höchst unterschiedlichen Branchen vereinen. Die chemischen Gewerbe setzen sich aus 648 aktiven Mitgliedsbetrieben zusammen, unter anderem 60 Schädlingsbekämpferbetriebe, 101 Chemische Laboratorien, 124 Hersteller kosmetischer Artikel, 93 Hersteller chemischtechnischer Produkte und 242 Hersteller von Medizinprodukten, Arzneimitteln oder pharmazeutischen Waren. In Zeiten schneller, digitalisierter Kommunikation steht unser ChemUnity-Magazin als Printmedium für eine vertiefende Ergänzung, die die Wertigkeit unserer Branchen widerspiegelt. Die Beiträge sollen unsere Leserinnen und Leser nicht nur informieren, sondern auch spannende Hintergrundinfos liefern und auch inspirieren.
Diese Ausgabe beinhaltet neben Berichten über aktuelle Aktivitäten der Wirtschaftskammer auch Experteninterviews und Artikel zu den Themen Innovation, Nachhaltigkeit und Ausbildung.
Viel Freude beim Lesen von ChemUnity!
Mag. Wolfgang Lederhaas Innungsmeister Fachgruppe Chemische Gewerbe, Wirtschaftskammer Wien
KOSMETIKERZEUGUNG
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NATÜRLICH SCHÖN
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BUSINESS BREAKFAST
SCHÄDLINGSBEKÄMPFUNG 9
SOLIDE JOBAUSSICHTEN 12
WORLD PEST AWARENESS DAY LABORE 13
AUSTAUSCH VERBINDET 14
HIER STIMMT DIE CHEMIE
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ALTE MEISTER UND JUNGE HELDEN
CHEMUNITY 19 REDAKTIONSTEAM
Impressum: Medieninhaber/Herausgeber: Die Landesinnung Wien der Chemischen Gewerbe WKO, Straße der Wiener Wirtschaft 1, 1020 Wien, Österreich. Produzent / Hersteller: Fa. Christian Lerner, Löwengasse 45/5, 1030 Wien. Druck: Bauer Druck & Medien GmbH, Wien. Gedruckt in Österreich. Coverfoto: Pixabay/PixTreats Redaktion: Karin Schranz-Klippl, Manuela Tiefnig, Irmie SchüchSchamburek, Michaela Hocek. Lektorat: Thomas Hazdra Art-Direktion: Gabriele Hübler
Nachhaltige Kosmetik für eine umweltfreundlichere Zukunft gewinnt zunehmend an Bedeutung.
O-TÖNE Innungsmeister Chemische Gewerbe Mag. Wolfgang Lederhaas
Verbraucher legen immer mehr Wert auf umweltfreundliche und ethisch hergestellte Produkte, doch was bedeutet dies für die Hersteller kosmetischer Produkte? Der Wandel zu nachhaltiger Kosmetik umfasst verschiedenste Aspekte, die alle darauf abzielen, die Umwelt zu schonen, Ressourcen effizient zu nutzen und soziale Verantwortung zu übernehmen.
„Für mich beginnt Nachhaltigkeit schon bei regional produzierter Kosmetik, mit einer ehrlichen, achtsamen Produktionsweise — selbst wenn ausnahmsweise Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden oder entsprechende Biozertifikate fehlen“, erklärt der Innungsmeister Chemische Gewerbe Mag. Wolfgang Lederhaas. Solche Produkte sind oft nachhaltiger, mit einem höheren Anteil an
„Nachhaltigkeit beginnt bei regional produzierter Kosmetik.“
natürlichen Rohstoffen und unter Umständen „biologischer“ als so manche Biokosmetik. Doch dieser Zugang ist nicht mit dem rechtlichen System der EU kompatibel — und allerdings kaum überprüfbar.
Bei Natur- und Biokosmetik sollten umweltschonende nachhaltige Produktion, Bewahrung der Artenvielfalt, Schutz der natürlichen Ressourcen, Anwendung von hohen Tierschutzstandards, Produktion unter Verwendung natürlicher Bestandteile und einfache Herstellungsprozesse Standard sein. Um die Interessen und das Vertrauen der VerbraucherInnen zu wahren und einen lauteren Wettbewerb durch Transparenz, Kontrolle und Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten, war es daher angebracht, Grundsätze und Regeln für die Herstellung und Kennzeichnung von Bio- sowie Naturkosmetika zu formulieren.
Auf europäischer Ebene gibt es keine einheitlichen, gesetzlichen Definitionen zu den Begriffen Naturkosmetik und Bio-Kosmetik. Es gibt diverse Naturkosmetik- und Bio-Gütesiegel, die auf privatrechtlichen Richtlinien basieren. Die dabei zugrunde liegenden Kriterien sind unterschiedlich, sodass diese Produkte keine einheitliche Norm erfüllen. Diese Situation ist sowohl für Konsumentinnen und Konsumenten als auch für Hersteller unübersichtlich.
In Österreich beschreibt das Lebensmittelbuch, was genau unter Natur- und Biokosmetik zu verstehen ist. Trägt ein Kosmetikprodukt kein anderes der verschiedenen bereits existierenden privatrechtlichen Siegel, muss es sich im Falle von Naturkosmetik nach dem Lebensmittelbuch oder im Falle von Biokosmetik nach der Richtlinie für biologische Produktion orientieren.
Das führte in der Vergangenheit in vielen Fällen zu Wettbewerbsnachteilen für die österreichischen Betriebe, weil ausländische Konkurrenten nach anderen Normen und zudem auch billiger produzierten. Zwar galten die österreichischen Regularien auch für Importware, die rechtliche Handhabe ermöglichte aber kein Durchgriffsrecht. „Das entsprechende Kapitel zur Naturkosmetik im Lebensmittelbuch wurde nun endlich auf den neuesten Stand gebracht“, freut sich Mag. Lederhaas. Damit ziehen die österreichischen Kosmetikbetriebe mit jenen in den angrenzenden Nachbarländern gleich. „Dadurch werden wir mehr grüne Produkte auf dem Markt haben und einen besseren Einfluss auf Natur und Umwelt“, so das Fazit des Landesinnungsmeisters, der in die Verhandlungen maßgeblich eingebunden war. Die Vorteile, die die Verankerung der Naturkosmetik
„Die neuen EU-Auflagen verteuern die Produktionen leider empfindlich.“
im Lebensmittelhandbuch mit sich brachten, bleiben weiterhin erhalten. „Die Kriterien für Naturkosmetik bleiben im internationalen Vergleich nämlich weiterhin streng, garantieren hohe Qualität und ermöglichen Transparenz“, führt Mag. Lederhaas aus.
Die eben lancierte „Richtlinie zur Stärkung der Verbraucher für den ökologischen Wandel“ („Empowering consumers for the green transition“, in weiterer Folge Empowerment-Richtlinie) ist Teil eines umfangreichen Maßnahmenpakets der EU zur Umsetzung des „Europäischen Green Deal”. Sie soll die Position der VerbraucherInnen stärken, denen die EU eine aktive Rolle bei der Beschleunigung des ökologischen Wandels zuschreibt. Für Österreich bedeutet dies, dass Anpassungen der Vorschriften des Gesetzes gegen den Unlauteren Wettbewerb (UWG) notwendig sein werden. Das UWG enthält auch sogenannte „per se“-Verbote, die bestimmte Verhaltensweisen oder Praktiken direkt verbieten, ohne dass weitere Prüfungen oder Nachweise erforderlich sind.
Dies betrifft beispielsweise allgemeine Umweltaussagen, wie „grün“, „natürlich“, „ökologisch“, „umweltfreundlich“, „klimaneutral“, „CO2-neutral“ und „energieeffizient“, wenn der Gewerbetreibende die beworbene Umweltleistung, auf die sich die Aussage bezieht, nicht nachweisen kann. Umweltaussagen über das fertige Produkt oder das Unternehmen, die in Wahrheit aber
Recycelbare Verpackungen und unverpackte Kosmetikprodukte erfreuen sich großer Beliebtheit.
Innovative Bio-Wirkstoffpflanzenzüchtung für Kosmetikprodukte
nur auf einen bestimmten Aspekt des Produkts oder des Unternehmens hinweisen, sind dann verboten. Ebenso verboten ist die Angabe „klimaneutral“ bzw. „CO2-neutral“, sofern sie auf der Grundlage der Kompensation von CO2-Emissionen beruht. Nachhaltigkeitssiegel, die nicht auf einem Zertifizierungssystem beruhen oder nicht von staatlichen Stellen festgesetzt wurden, sind nun auch untersagt. Es gibt sogar neue Maßnahmen gegen frühzeitige Obsoleszenz.
„Die EU ist diesbezüglich gerade sehr aktiv, erklärt der Innungsmeister. „Green Deal, Ökodesignverordnung, ,Green Claims‘-Richtlinie, Kreislaufwirtschaft, Lieferkettengesetz, Abwasserrichtlinie, Verpackungsverordnung — die Kosmetikhersteller sind mit vielen Änderungen konfrontiert. Gerade für kleine, lokale Betriebe ist es durch die Auflagen und die damit verbundenen Teuerungen immer schwieriger, mit internationalen Mitbewerbern zu konkurrieren.“
Andererseits wird dadurch auch etlichen „Greenwashing“-Methoden großer Kosmetikbrands der Garaus gemacht. Als trügerisch erweisen sich dabei so manche Versprechen und auch Abbildungen auf Etiketten, die maßgeblich auf natürliche Inhaltsstoffe wie Pflanzen verweisen, obwohl diese nur in niedriger Dosis darin Verwendung finden.
Im Hinblick auf Verpackungen stehen Reduzierung und Minimierung von bestimmten Kunststoffen im Fokus. Es gibt laut Mag. Lederhaas Negativlisten von Materialien, die nicht verwendet werden sollen, und künftig auch verpflichtende Rezyklat-Anteile. Es geht damit nicht mehr ausschließlich um das Kernsegment, sondern um vielfältigste zusätzliche Aspekte, die aktuell auch noch berücksichtigt werden müssen. Dies wird sich gezwungenermaßen im Verkaufspreis des Endproduktes widerspiegeln.
Ein weiterer verteuernder Aspekt sind Bio-Rohstoffe, da diese im Durchschnitt doppelt so teuer wie herkömmliche Qualitäten sind. Wenn aber weltweit die Nachfrage nach Natur- und Biokosmetik weiter stetig zunimmt, reichen bald die dafür notwendigen Agrarflächen nicht mehr aus. Insofern müssen sich Innovation und Nachhaltigkeit künftig mehr verschränken, um effektive Lösungen zu erarbeiten. Ein Ansatz dafür sind moderne Gewächshäuser, in denen auf mehreren Etagen Wirkstoffpflanzen herangezüchtet werden, die unter Einsatz von neuesten KI-Techniken und Sensoren das bestmögliche Gedeihen der Pflanzen künstlich steuern. So erhalten sie die optimale Nährstoffzufuhr, Feuchtigkeit, Temperatur und UV-Strahlung, um eine maximale und darüber hinaus standardisierte Wirkstoffentwicklung zu gewährleisten. Das ist genau das Gegenteil von dem, was man in den letzten Jahrzehnten in Bezug auf Biokosmetik gepredigt und gelebt hat.
Es widerspricht den romantischen, inneren Bildern von „Naturkosmetik“, für die in unberührten Landschaften glückliche Menschen auf blühenden Feldern händisch die Kräuter ernten, um sie in kleinen, lokalen Betrieben achtsam weiterzuverarbeiten. „Wir müssen uns“, so Wolfgang Lederhaas, „objektiv den künftigen Gegebenheiten stellen und darüber diskutieren, welche Methoden notwendig, ökologisch, ethisch vertretbar und machbar sind — um unsere Betriebe bestmöglich für die Zukunft zu rüsten, um die Wünsche unserer KundInnen erfüllen zu können.“
EU GREEN DEAL MONITORING DER BUNDESSPARTE INDUSTRIE ZU RELEVANTEN DOSSIERS DES GREEN DEAL – STAND: 08.04.2024
Das Stenogramm stellt — alphabetisch geordnet — den Stand der Entwicklung von ausgewählten neuen oder geänderten Rechtsakten in der EU im Bereich Umwelt-, Klima- und Energiepolitik dar.
www.wko.at/oe/industrie/ eu-green-deal-monitoring.pdf
KOSMETIKERZEUGUNG
Das Branchenfrühstück für Kosmetikhersteller am 10. April 2024 zum Thema „Betriebsanlagengenehmigung für Kosmetikhersteller – was muss ich tun?“ war ein gelungenes Treffen mit interessanten Infos und feinem Networking.
Rege Teilnahme und großes Interesse bestimmten das erfolgreiche Treffen.
Angeregte Diskussionen in lockerer Atmosphäre
Innungsmeister Mag. Wolfgang Lederhaas begrüßte den Vortragenden, Ing. Mst. Lucas Krautgartner, Bsc, MSc, vom Betriebsanlagenservice der Wirtschaftskammer Wien und moderierte den Business Talk. Krautgartner vermittelte in lockerer Frühstücksatmosphäre das recht komplexe Thema auf unterhaltsame Weise.
Anschaulich wurden „Best Practice“ und „Worst Practice“Beispiele präsentiert, um so etwas Licht ins Dunkel der trockenen Materie zu bringen. Darüber hinaus wurde verständlich erklärt, welche Genehmigungen wann, wo und weshalb schlagend werden können. Gerade bei
Experte Ing. Mst. Lucas Krautgartner, Bsc, MSc in Aktion
Heitere Stimmung trotz diffiziler Inhalte
der Kosmetikherstellung wird es schnell heikel, wenn Emissionen stattfinden oder Nachbarn sich durch Geruch oder Lärm belästigt fühlen. Auch wenn gefährliche Stoffe in Mengen gelagert werden, die das haushaltsübliche Maß überschreiten, wird es kompliziert. Als Unternehmer ist man oft verunsichert und weiß nicht genau, ob und welche Genehmigungen nötig sind.
Beim Branchenfrühstück konnten nicht nur etliche Fragen geklärt und Unsicherheiten beseitigt werden — es gab auch viele gute Gespräche unter den TeilnehmerInnen sowie einen regen Erfahrungsaustausch.
Michael Steiner, Lehrlingsbeauftragter der Innung Wien, und Bernhard Wieser, Lehrling zum Schädlingsbekämpfer im zweiten Lehrjahr, sind zwei Experten der österreichweit 234 Schädlingsbekämpfungsfirmen und 62 — inklusive fünf ausbildender — Betriebe in Wien. Steiner hofft, dass durch die neue Berufsschule weitere hinzugewonnen werden.
Mit der neuen Berufsschule im 15. Bezirk ist Michael Steiner, dem Lehrlingsbeauftragten der Innung Wien der Schädlingsbekämpfer, ein Erfolgsprojekt gelungen. Absolventen dieser Branche sind stark gefragt. Für diesen Beruf geeignet sind Interessierte ab 18 Jahren.
Lehrlinge für Schädlingsbekämpfung sind rar gesät. Das soll sich mit der neuen Berufsschule in der Hütteldorfer Straße ändern. Aktuell sind fünf junge Menschen in Ausbildung und von insgesamt 62 Wiener Unternehmen sind fünf ausbildende Betriebe. Michael Steiner, 47, begeistert sich seit 23 Jahren für diesen Beruf und ist seit 2009 Lehrlingsbeauftragter der Innung Wien der Schädlingsbekämpfer. Er selbst hat über die Gebäudereinigung sein Interesse für dieses Thema entdeckt. Auch heute noch finden die meisten Experten in diesem Bereich über den zweiten Bildungsweg in die Branche. Volljährigkeit ist quasi eine Voraussetzung, da mit Chemikalien oder häufig in Räumen mit hohen Sicherheitsvorschriften gearbeitet und auch der Arbeitsschutz großgeschrieben wird.
WAS HAT SICH IM ARBEITSALLTAG IN DEN LETZTEN JAHREN VERÄNDERT?
Schädlingsbekämpfung bewegt sich heute mehr als früher im Bereich Prävention. MonitoringAgenden, die in Lebensmittelgesetzen verankert sind, stehen im Fokus und sind zur Hauptaufgabe geworden. Gastronomen und Lebensmittelhersteller sind verpflichtet, quartalsmäßig HACCPMonitoring in Bezug auf kriechende, fliegende und nagende Schädlinge zu machen. Im Lauf der Zeit wurden auch viele Zulassungen und Wirkstoffe gestrichen. Übergeordnet ist die Chemikalienverordnung. Es kommt jedoch vor, dass im Haus die Biozidrichtlinie und im Garten das Pflanzenschutzmittelgesetz anzuwenden ist. Ein Beispiel: Die Bekämpfung von Wanderratten im Keller erfolgt mit anderen Wirkstoffen als im Garten, da dasselbe Mittel nicht an beiden Orten erlaubt ist.
WIE SEHEN SIE DAS IMAGE DER SCHÄDLINGSBEKÄMPFUNG?
Der Beruf zeichnet sich durch Abwechslung aus und Flexibilität ist gefragt. Einen Großteil der Arbeit macht Prävention aus.
„Schädlinge kann jeder haben. Das ist ganz normal.“
kämpfer ist ein hochausgebildeter Fachmann. Österreich ist für die beste Ausbildung bekannt — für die Meisterprüfung kommen viele Menschen aus Deutschland und benachbarten EUStaaten zu uns. Vorbehalte, die uns am meisten stören und aufgebrochen werden sollen: Schädlinge kann jeder haben, das ist ganz normal. Wenn Sie die Welt bereisen, können Sie Bettwanzen mit nach Hause bringen. Schaben und Mehlmotten können vom Supermarkt eingeschleppt werden. Es besteht hier kein Zusammenhang mit persönlicher Hygiene. Dass unsere Einsätze immer noch ein Tabuthema sind, zeigt, dass das Vorfahren mit einem „neutralen“ Auto erwartet wird.
Das klassische Bild des Schädlingsbekämpfers, der wild mit Sprühflasche und Spritze durch die Gegend läuft, ist längst Vergangenheit. Der moderne Schädlingsbe
WIE ATTRAKTIV IST EINE LEHRE ALS SCHÄDLINGSBEKÄMPFER?
Absolut, weil jeden Tag andere Aufgaben auf dem Programm stehen. Aufgrund unterschiedlicher Schädlingsmuster, des unterschiedlichen Fressverhaltens und diverser Bekämpfungsmethoden etc. wird es bei uns nie langweilig. Die Lehre dauert drei Jahre, danach kann die halbjährige Meisterausbildung angehängt werden. Der Lehrplan umfasst viele Themen wie Biologie, Chemie, Anatomie des Schädlings oder Lebensverhalten der Insekten, um nur einige zu nennen.
WELCHE TOOLS, METHODEN ETC. STEHEN HEUTE ZUR VERFÜGUNG?
Digitalisierung ist ein großes Thema, vor allem im Bereich des HACCPMonitorings, wo u. a. Gebäudepläne mit FallenStandorten definiert werden. In der Schädlingsprävention sind Novellierungen der Bekämpfungsmittel
in der mechanischen und biologischen Schädlingsbekämpfung interessant. Wie z. B. der Einsatz von PheromonLockstoffen oder Nützlingen wie Nematoden, das sind bestimmte Fadenwürmer, die eingearbeitet werden, um chemikalienfrei Schädlingsprobleme zu lösen, wie z. B. den Kirschlorbeerbefall durch den Dickmaulrüsselkäfer.
WIE SEHEN SIE DIE ROLLE DER SCHÄDLINGSBEKÄMPFUNG HINSICHTLICH VOLKSGESUNDHEIT?
Sie ist definitiv wichtig. Das Problem der Rattenvermehrung in Wien ist aktuell. Auch Schaben sind extrem gesundheitsschädlich. Ebenso die Pharaoameise, die als hospitaler Schädling eiweißhaltige Nahrung sucht und in Spitälern gefürchtet ist, da sie von Eiter lebt und von Patient zu Patient wandert. Taubenkot kann die Papageienkrankheit auslösen etc.
AUS SICHT DES LEHRLINGS
Der 28jährige Bernhard Wieser, der sich im zweiten Lehrjahr befindet, hat zu seinem Job, wie die meisten seiner Branche, als Quereinsteiger gefunden. „Mein Bildungsweg ist ein bisschen verzweigt“, fasst es der AHSAbsolvent und ehemalige Student zusammen. Vom Beruf des Schädlingsbekämpfers, zu dem er durch eine Empfehlung fand, hatte er keine Vorstellung, „aber er gefällt mir, weil kein Einsatz wie der andere ist. Man betritt immer andere Räumlichkeiten, es kommen mitunter Mittel zum Einsatz, die man seltener anwendet. Man muss immer die richtige Wahl treffen. Bei Feuermeldern kann man z. B. nicht nebeln, sondern sprüht. Das Eingehen auf KundInnen und die Information, was man macht, ist immens wichtig. Bei Wespen ist für AllergikerInnen Gefahr im Verzug. Es gibt oft Aufregung auf Kundenseite. Bei uns ist dann Prioritätensetzen und sofortige Erledigung — spätestens am Ende des Tages — gefragt. Die Kommunikation mit KollegInnen zwischendurch ist sehr viel wert.“
WIE STEHEN SIE ZU IHREM BERUF?
Durch mein Biologiestudium zuvor habe ich einen natürlichen Zugang zu Tieren. Es kann schon ekelig werden, Angst vor Ungeziefer darf man nicht haben. Die Greifzange für Tierkadaver liegt immer griffbereit im Auto. Das Arbeitsmaterial bleibt gleich, die Wirkstoffe ändern sich.
HACCP-Monitoring mit Gebäudeplänen samt Fallen-Standorten und das Einpflegen via PC zählen zum Arbeitsalltag. Die Dokumentation über Befall, Wirkstoffeinsatz etc. läuft digital ab.
Ein Schädlingsbekämpfer weiß immer, was hilft. Teilweise werden Einsätze durch Digitalisierung fortschrittlicher, z. B. wird das Reagieren von Schlagfallen in Echtzeit gemeldet. Die „Zettelwirtschaft“ wird sich reduzieren.
WAS WAR IHR SPEKTAKULÄRSTER EINSATZ?
Spannend sind Delogierungen. Man kennt nur die Adresse. Es werden oft verdreckte Wohnungen und gestapelte Müllsäcke hinterlassen, d. h. in der Praxis: Du machst die Tür auf und bist bereit, dass dir irgendetwas entgegenflattert oder an dir vorbeihuscht.
Die Ausbildung zum Schädlingsbekämpfer erfolgt im dualen Ausbildungssystem mit Praxis im Betrieb und Blockunterricht in der Berufsschule in der Hütteldorfer Straße. Die Berufsschule besteht seit 2024 ganz neu in Wien, davor war die Lehrlingsausbildung nur in Kärnten möglich. Sie dauert drei Jahre. Die Lehrlingsentschädigung laut Kollektivvertrag beginnt mit 896 und endet mit 1.392 Euro. Das Einstiegsgehalt liegt bei 2.170 bis 2.870 Euro. Pro Lehrjahr finden zehn Wochen Schulunterricht und während der gesamten Lehre 35 Wochen theoretische Ausbildung statt.
POSITIVE ZUKUNFTSPERSPEKTIVE DER LEHRE ZUM SCHÄDLINGSBEKÄMPFER
„Lehrlinge finden nach ihrer Ausbildung einen sicheren Arbeitsplatz und der Beruf ist abwechslungsreich. Außerdem wird das Vorkommen der Schädlinge durch die Erderwärmung garantiert nicht weniger und es wandern neue aus anderen Regionen ein. Die Herausforderungen bleiben durch Digitalisierung, chemische und biologische Wirkstoffe sowie Auflagen neuer EURegelungen anspruchsvoll. Dadurch entwickeln sich die Gegebenheiten laufend weiter und der Berufsstand ist für die nächsten Generationen gesichert.“ Michael Steiner
STANDORT
Berufsschule für Chemie, Grafik und gestaltende Berufe, Hütteldorfer Straße 7–17, 1150 Wien
Seit 2017 findet dieser Tag jährlich am 6. Juni statt. Das ist essenziell, weil der Berufsstand der Schädlingsbekämpfer vielfach noch wenig bekannt und vielen Menschen nicht bewusst ist, was dieser für die Gesellschaft leistet.
Als Berufszweigvorsitzender der Schädlingsbekämpfer der Landesinnung Wien der Chemischen Gewerbe und Landesinnungsmeister-Stellvertreter der Landesinnung Wien der Chemischen Gewerbe ist Peter Fiedler ein interessanter Gesprächspartner. Das Bekanntmachen des „World Pest Awareness Day“ in Österreich und weltweit ist ihm aus mehreren Gründen wichtig: „Viele Menschen haben keine Ahnung, was ein Schädlingsbekämpfer alles für die Gesellschaft leistet. Manchen Personen ist zwar die antiquierte Bezeichnung Kammerjäger ein Begriff, aber darüber hinaus haben sie keine Vorstellung vom notwendigen und weitreichenden Know-how, das z. B. auch beim Monitoring in der Lebensmittelindustrie zum Tragen kommt. Weiters kümmern sie sich um Hygieneschädlinge wie Bettwanzen, Flöhe, Pharaoameisen etc. Darüber hinaus wird im Rahmen von Holz- und Bautenschutz dafür gesorgt, dass Konstruktionsholz einwandfrei bleibt. Pflanzenschutz, Begasungen und Taubenabwehr sind weitere Betätigungsfelder.“
FOKUS DES EXPERTEN
„Seit einigen Jahrzehnten steht nicht mehr der Einsatz von chemischen Bekämpfungsmitteln im Vordergrund, sondern das ‚Integrated Pest Management‘-Konzept, kurz IPM.“
Peter Fiedler
Wichtig ist zudem anzumerken, dass seit einigen Jahrzehnten nicht der mehr oder minder unqualifizierte und undifferenzierte Einsatz von chemischen Bekämpfungsmitteln im Vordergrund steht, sondern das Konzept des
IPM, des „Integrated Pest Management“. Man versucht über das Management von Gebäuden, deren Umgebung und sämtlicher baulicher, physikalischer und soziologischer Faktoren das Eindringen von Schädlingen zu vermeiden, bzw. die Lebensbedingungen für Schädlinge so unangenehm zu gestalten, dass die Tiere keinen Befall verursachen bzw. effektiv vertrieben werden. „Einfach gesagt: Zuerst alles andere auspacken als die chemische Keule!“, bringt es Fiedler auf den Punkt.
Im Zuge des „Pest Awareness Day“ sollen grundsätzlich alle Menschen angesprochen werden, die Schädlingsbekämpfung noch nicht kennen, potenzielle Lehrlinge, denen dieser Beruf schmackhaft gemacht werden soll, und natürlich auch all jene Menschen, die mit Schädlingsbefall schon in Berührung kamen. „Wichtig ist die Tatsache, dass Schädlingsbekämpfer qualifizierte Fachkräfte sind, die im Rahmen eines Lehrberufs (auch im zweiten Bildungsweg) ausgebildet werden.“
Nicht jede Bekämpfung ist bei der ersten Anwendung immer sofort erfolgreich. Deswegen sind neben der fachlichen Ausbildung, die beispielsweise in der Schädlingsbekämpfungs-Akademie oder der Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereinigungsakademie absolviert werden kann, die Physik, Chemie, Anwendungstechnik, Biologie und sämtliche andere relevante Fächer umfasst, auch Einfühlungsvermögen, Kreativität und Hausverstand gefragt.
WKW-Mitglieder trafen sich im März beim von Innungsmeister-Stellvertreterin Mag. rer.nat. Susanne Haas organisierten Get-together der chemischen Laboratorien, um über Neuigkeiten sowie Dringliches zu sprechen und sich in entspannter Runde auszutauschen.
Innungsmeister-Stellvertreterin Mag. rer.nat. Susanne Haas lud im Frühjahr zum Branchentreff chemischer Laboratorien ein. Mehrere WKW-Mitglieder folgten der Einladung und sprachen dabei über Projekte, Förderungen oder Aktuelles aus der Arbeit der Wirtschaftskammer.
Beim Branchentreff chemischer Laboratorien sprachen im März rund zehn Mitglieder im Haus der Wiener Wirtschaft über Projekte, branchenspezifische Förderungen oder die Arbeit der WKW. Mag. rer.nat. Susanne Haas, Innungsmeister-Stellvertreterin und Berufszweigobfrau für Labore, lud Mitglieder zum regen Austausch ein.
VIELFÄLTIGKEIT DER CHEMISCHEN LABORS
„Wir sind mit genügend Nachteilen in der heimischen Forschungsszene konfrontiert. Synergien sind wichtig — wir wollen eine Plattform sein, auf der die Biotechnolo-
gieszene Österreichs gefördert wird“, bekräftigt Organisatorin Haas. Die Gruppe der Chemischen Labors besteht u. a. aus Unternehmen mit Schwerpunkt auf Kosmetikund Arzneimittelherstellung, Boden- und Wasseranalysen, Alkohol- und Drogenanalysen oder DNA-Analysen. Beim Get-together wurde die Vielfältigkeit betont und es wurden individuelle Produkte sowie Projekte vorgestellt — etwa von Mitgliedern wie Dr. Irina Korschineck (Ingenetix GmbH), Johann Otonicar (VANOR Wasseraufbereitungs-GmbH) oder Dr. Dirk B. Strickmann (InnoFly Biocenter GmbH).
In der Chemietechnik werden derzeit verschiedene neue Materialien erforscht, die das Potenzial haben, die Industrie zu revolutionieren. Wir haben den Chemietechniker Johann Otonicar befragt, der sich seit 40 Jahren mit diesen wichtigen, faszinierenden Themen beschäftigt und dabei wortwörtlich ganz in seinem Element ist.
DIE INNOVATION DER ERNEUERBAREN ENERGIEN
Wie bringen wir die Sonnenenergie noch nachhaltiger vom Tag in die Nacht, vom Sommer in den Winter? Solarenergie und Photovoltaik sowie E-Mobility sind ein enormer Fortschritt zur Energiegewinnung, der jedoch aktuell nicht ganz zu Ende gedacht ist, meint Johann Otonicar. Er und sein Team beschäftigen sich seit einiger Zeit eingehend mit der Frage, wie man den kritischen, wenig umweltschonenden Materialien wie Lithium, Kobalt und Vanadium in diesem Bereich möglichst nachhaltig ausweichen kann. Zumal die Entsorgung dieser Stoffe aktuell ein großes Thema darstellt. Es wird Alternativen geben.
ERZBERG VERSUS CHINA
Johann Otonicar hat an einer patentverdächtigen, stationären Energiespeicherung gearbeitet, die die Effizienz und die Sicherheit im Chemiesektor verbessert. Was wir verraten dürfen: Sie basiert auf Eisen, einem Element, das bekannt ist und uns keine Angst macht, da es nicht, wie z. B. Wasserstoff, explodieren kann, maximal irgend-
wann rostet und leicht zu entsorgen ist. Zudem ist Eisen regional in Österreich verfügbar und punktet dadurch auch absolut in der Nachhaltigkeit. Aktuell ist diese Methode jedoch nur für die stationäre Anwendung geeignet, für Fabriken und Wohnanlagen mit hohem Stromverbrauch. Ein unglaublich spannendes Thema, das auch in Zukunft noch großes Entwicklungspotenzial birgt!
AM BEISPIEL DER NATUR
Der CO2-Gehalt in der Luft steigt, wir werden wortwörtlich bald nach Luft schnappen, meint Otonicar. Der Wald besorgt die Luftreinigung auf biologischem Weg eigentlich für uns – wir Menschen arbeiten jedoch leider dagegen. An einer Lösung wurde in den Chemielaboren erfolgreich geforscht. Um gegenzusteuern, ist es nun möglich, CO2 aus den Abgasen zu filtern, „einzufangen“ und zu vergraben. In Österreich ist diese Methode jedoch noch nicht erlaubt, auch gibt es dafür noch keine Infrastruktur — in Skandinavien z. B. wird es hingegen schon lange gemacht. Eine andere großartige Möglichkeit ist, Produkte wie synthetische Kraftstoffe daraus zu gewinnen.
Ein weiteres unterstützenswertes Projekt ist die Rettung des rund 2.000 Kilometer langen Great Barrier Reef mit seinem komplexen und einzigartigen Ökosystem und seiner gigantischen Artenvielfalt. Das Riff ist die größte von Lebewesen geschaffene Struktur der Erde und sogar vom Weltraum aus zu sehen. Der Klimawandel, befeuert durch die weltweite Kohleverbrennung, setzt dem Riff schwer zu. Auch für dieses Problem haben Johann Otonicar und sein Biologen-Team eine Möglichkeit gefunden. Die Riffbewohner, die mittlerweile verhungern, könnten durch eine aufwendige Methode mit CO2 aus den Abgasen der Kohlekraftwerke gefüttert werden, erzählt uns der Laborbesitzer. Eine Win-win-Situation!
„Denn: Chemie ist immer und überall, sie verbindet, trägt dazu bei, Dinge zusammenzubringen und neue Verbindungen zu schaffen.“
WASSERSCHLOSS ÖSTERREICH
Unser Trinkwasser ist von hoher Qualität, da es streng kontrolliert wird. Das Herzstück der Forschungsarbeit im Labor von Johann Otonicar ist die Wassertestung und Aufbereitung.
Durch innovative Testverfahren und Probenaufbereitung kann man mittlerweile sogar sogenannte PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen von Industriechemikalien) im Trinkwasser nachweisen, erzählt der Chemietechniker. Diese PFAS sind toxisch für Mensch und Tier und sollten aus dem Wasser gefiltert werden. Die gute Nachricht: Es gibt einen streng eingehaltenen Grenzwert in Österreich. Umso wichtiger ist es, Abwasser weiterhin zu reduzieren und zu vermeiden — man darf dahingehend gespannt sein, es wird noch einiges in den chemischen Laboren dazu erarbeitet, um weitere wichtige Maßnahmen für den Gewässerschutz zu setzen. Wasser soll man übrigens nicht sparen — es soll fließen, erklärt der Chemietechniker Otonicar, damit es nicht verkeimt. Abwasservermeidung hingegen ist das große Thema.
Das Labor von Johann Otonicar ist übrigens ein in ganz Österreich tätiges Wasserchemie-Unternehmen mit Schwerpunkt auf Wasserhygiene und industriellen Prozesswässern.
Die Forschungsarbeiten in den chemischen Laboren sind wichtiger und aktueller denn je. Die chemische Industrie in ganz Europa arbeitet daran, neue Lösungen zu finden, um die Umweltbelastungen zu reduzieren, und es wird fortwährend zur der Verbesserung neuer Energiespeichersysteme nach Lösungen gesucht.
Der Laborleiter Johann Otonicar und sein engagiertes Team sind übrigens auf der Suche nach Menschen, die mithelfen möchten und all diese Projekte fördern. www.vfitec.com
Wie kleine und mittlere Pharmaunternehmen durch die Zusammenarbeit von erfahrenen Profis und jungen Talenten innovative Lösungen für die komplexen Herausforderungen der Branche entwickeln.
Zu diesem höchst aktuellen Thema haben wir uns mit Dr. Bernhard Wittmann, Geschäftsführer eines Pharmaunternehmens und Vizepräsident des Verbandes der pharmazeutischen Industrie Österreichs (PHARMIG), unterhalten. Das Gespräch fand in der WKW bei Mag. Wolfgang Lederhaas, Obmann der Innung der chemischen Gewerbe, statt.
PHARMASTANDORT WIEN
Wien ist ein wunderbarer Standort für Kooperationen und Innovationen. Es gibt eine Biotech und eine StartupSzene. Ein Biotop, aus dem sehr viel entsteht.
Dr. Wittmann erklärt: Den Begriff Innovation muss man gerade in der Pharmabranche differenzieren, weil unter Innovation sehr oft verstanden wird: Internationale Forschungsergebnisse, neue Wirkstoffe, neue Behandlungsmethoden, andere Therapieformen — und das ist tatsächlich ein Gebiet, auf dem ganz wenige internationale große
Konzerne forschen und eher nicht Mitglieder, die in der Sparte Gewerbe und Handwerk sind. Das betrifft somit Investitionen, die sich auch teilweise als unrentabel erweisen können, in vielen Fällen in der Höhe von 1–5 Milliarden Euro. Innovativ ist in jedem Fall die Tatsache, dass es auch Klein und Mittelbetriebe gibt, weil die Anforderungen in diesem Bereich sehr hoch sind. Zudem ist man für die Basisversorgung auf gerade diese Innovationen angewiesen. Und da kommt noch einiges auf uns zu in den nächsten Jahren, für uns als Gesellschaft und als — hoffentlich nicht — Kranke, die davon profitieren werden. Das pharmazeutische Gewerbe ist der Garant dafür, dass wir eine Basisversorgung in Wien und in Europa haben. Das sollte das gemeinsame Ziel sein, für das teilweise die Voraussetzungen in Europa noch nicht gegeben sind, die lokalen Voraussetzungen in Wien aber sehr wohl. Bei dem, was wir als Gesellschaft tun können, um die Basistechnologien auch hier zu halten, gibt es sicher noch Luft Dipl.-Ing. Dr. Bernhard Wittmann, Geschäftsführer und Managing Director eines Pharmaunternehmens und Vizepräsident bei PHARMIG
nach oben, meint Dr. Wittmann. Das ist die Schere, in der sich die KMUs in Gewerbe und Handwerk befinden: einerseits die hohen Anforderungen, die an Pharmaprodukte gestellt werden, zu erfüllen und auf der anderen Seite in einem Produktsegment zu sein, in dem der Preis keine Rolle spielt — im wahrsten Sinne des Wortes. Die Preise der Medikamente liegen oft unter der Rezeptgebühr, und trotzdem ist die Preisgestaltung im Arzneimittelbereich keine freie und im Gesetz so verankert. Diese Schere geht aktuell immer weiter auf — es gibt immer mehr Produkte, die deshalb leider nicht mehr erhältlich sind. Die aktuell größte Herausforderung für kleinere pharmazeutische Unternehmen ist die Einhaltung strenger regulatorischer Anforderungen, die mit der Herstellung und dem Vertrieb von Arzneimitteln verbunden sind. Die Vorschriften bezüglich Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit dieser Produkte bedeuten erhebliche Kosten und viel Aufwand für diese Firmen. Darüber hinaus kann der Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten für die Forschung und die Entwicklung eine weitere Herausforderung darstellen, da diese Betriebe möglicherweise nicht über die gleichen Ressourcen verfügen wie größere Pharmaunternehmen, erklärt Dr. Wittmann.
„Viele Menschen wissen gar nicht, wie vielfältig die Aufgabengebiete in einem Pharmaunternehmen sind, für die hoch qualifizierte MitarbeiterInnen mit unterschiedlichsten Ausbildungen gesucht werden.“
„Die Aus- und Weiterbildung sollte ein ganz selbstverständlicher
Anteil des Lebens sein.“
Dr. Bernhard Wittmann
HERAUSFORDERUNGEN MEISTERN MIT INNOVATIVEN LÖSUNGSANSÄTZEN
Die Wirtschaftskammer Wien bietet kleinen Unternehmen eine Vielzahl von Möglichkeiten, um sie bei verschiedenen Aspekten ihres Geschäfts zu unterstützen. Dazu gehören Beratungsdienste, Schulungen, Informationen zu rechtlichen und regulatorischen Anforderungen sowie NetworkingMöglichkeiten. Kleine pharmazeutische Unternehmen können von den Ressourcen und Dienstleistungen der WKW profitieren, um ihr Wachstum und ihre Entwicklung zu fördern. Schulungen in den Bereichen Regulatory Affairs, Qualitätsmanagement, GMP (Good Manufacturing Practice) und GPD (Good Distribution Practice) sind hier besonders hilfreich. Darüber hinaus können Fortbildungen zur Risikobewertung, Validierung von Prozessen und Dokumentation ebenfalls von Vorteil sein, um die Einhaltung von Vorschriften zu verbessern. „Die Aus und Weiterbildung sollte ein ganz selbstverständlicher Anteil des Lebens sein“, meint Dr. Wittmann. Es ist wichtig, dass auch kleinere Betriebe Unterstützung erhalten, um die Innovationskraft zu stärken und wettbewerbsfähig zu bleiben.
DER PHARMASEKTOR SCHAFFT ARBEITSPLÄTZE
UND WIRTSCHAFTSWACHSTUM
Dr. Wittmann ist es auch ein großes Anliegen, dass die Pharmabranche als attraktiver Arbeitgeber sichtbarer wird. Der aktuelle Fachkräftemangel ist natürlich auch im chemischen Gewerbe ein großes Thema. Viele Menschen wissen gar nicht, wie vielfältig die Aufgabengebiete in einem Pharmaunternehmen sind, für die hoch qualifizierte MitarbeiterInnen mit unterschiedlichsten Ausbildungen gesucht werden. Um dies zu verbessern, bietet Dr. Wittmann übrigens die Möglichkeit, seine Unternehmensstandorte zu besuchen, um Einblick zu bekommen. Die Erfahrung und das Fachwissen der etablierten Experten können mit dem frischen Denken und neuen Ideen der jungen Talente kombiniert werden, um innovative Lösungen und Fortschritte in der Branche zu fördern. Diese Zusammenarbeit kann dazu beitragen, Tradition und Innovation zu vereinen und die Pharmazie auf neue Höhen zu bringen.
Der Pharmastandort Wien gestaltet durch die Zusammenarbeit der Profis und der neuen Talente die Zukunft der Pharmaindustrie nachhaltig.
OPTIMALE VERSORGUNG DER BEVÖLKERUNG MIT MEDIKAMENTEN
„Der Trend, Produktionen ins Ausland zu verlagern, stellt leider ein Risiko dar und es braucht hier gute wirtschaftliche Anreize, um die Herstellung im Land zu halten.“
Für das Wohlergehen der Menschen sollte ein rascher Zugang zu Medikamenten für alle Patienten möglich sein, ohne Einschränkungen durch ungleiche Leistungen. Es sollte zu keinen Versorgungs und Lieferengpässen kommen, das ist für Dr. Wittmann ein großes Anliegen, für das er sich sehr engagiert. Eine mögliche Lösung für das Problem, dass wichtige Medikamente wenig kosten dürfen, könnte darin bestehen, dass die Stadt Wien spezielle Programme oder Subventionen einführt, um den Zugang zu lebenswichtigen Medikamenten für die Bevölkerung zu erleichtern. Durch gezielte Investitionen und Partnerschaften mit Pharmaunternehmen könnten subventionierte Medikamente oder sogar kostenlose Verteilungssysteme eingerichtet werden, um sicherzustellen, dass notwendige Medikamente für alle erschwinglich sind. Österreich ist ein starker Pharmastandort — durch die hervorragende Infrastruktur, die hochwertige Forschung und die großartig ausgestatteten Krankenhäuser. Der Trend, Produktionen ins Ausland zu verlagern, stellt leider ein Risiko dar und es braucht hier gute wirtschaftliche Anreize, um die Herstellung im Land zu halten. Die pharmazeutische Industrie leistet damit einen wesentlichen Beitrag für eine sichere Zukunft in Österreich.
KOSMETIKERZEUGUNG
Innungsmeister Chemische Gewerbe WKW
Wir versuchen die Interessen unserer vielfältigen Mitgliedsbetriebe bestmöglich zu vertreten. Dafür haben wir Expertinnen und Experten im Ausschuss die sich mit unterschiedlichsten Themen befassen. Diese reichen von der Evaluierung von Verordnungen, Kollektivvertrags sowie Lohnverhandlungen über Ausbildungsbereiche, wie Lehrgänge, Schulungen und Weiterbildung bis hin zu finanziellen Förderungen, Netzwerkveranstaltungen, persönlicher Beratung und Medienarbeit, die sich nun auch in unserem neuen Magazin ChemUnity, widerspiegelt.
CHEMISCHE LABORATORIEN
SCHÄDLINGSBEKÄMPFUNG
Funktionärin Chemische Gewerbe WKW
Ich setze mich für Innovation im Bereich Schädlingsbekämpfung ein, da technologische Fortschritte und innovative Ansätze entscheidend sind, um den Herausforderungen dieser Branche effektiv zu begegnen. Mein Ziel ist es, durch die Förderung von Innovationen im Bereich der Schädlingsbekämpfung nicht nur die Branche selbst zu stärken, sondern auch einen positiven Beitrag zur Umwelt und zur Gesundheit der Bevölkerung zu leisten.
Innungsmeister-Stv. Chemische Gewerbe WKW
Gutes Vernetztsein sowie ein reger Informationsaustausch unserer Labormitglieder – über Alltagsprobleme wie Behördliches, Räumlichkeiten, Förderungen, aber auch über spezielle Forschungsgebiete und Innovationen in der BiotechBranche, sind meiner Meinung nach, für unsere Branche sehr wichtig.
CHEMISCHE GEWERBE
Unternehmen aus den Bereichen chemischtechnische Produktion, chemische Labors, Schädlingsbekämpfung sowie Kosmetik und Arzneimittelherstellung www.wko.at/oe/gewerbe-handwerk/chemische-gewerbe/start
Die [Fach]Messe für Schönheit –wo Handwerk und Wohlgefühl sich vereinen.