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Wir haben gar keine Wahl
Steigende Preise – auch in der Gastronomie
Alles wird teurer: steigende Betriebskosten, höhere Einkaufspreise, enorm gestiegene Spritpreise und Personalkosten. Von den aktuellen Preissteigerungen ist jeder betroffen. Ein Glas Bier soll demnächst zwischen 30 und 50 Cent mehr kosten. Ein Kasten Bier im Handel kostet einen Euro mehr und auch andere Getränkehersteller ziehen nach. Der Besuch in der Kneipe wird im Schnitt 20 Prozent teurer sein. Wird das Leben für uns bald zu teuer? Müssen wir auf den Besuch in der Kneipe oder im Restaurant verzichten? Und wie sieht die Lage aus dem Blickwinkel der Gastronomen aus? 100% BUER hat in der City bei den Gastronomen nachgehakt. Ein Gespräch mit Liane Bottermann – Geschäftsführerin vom Szenelokal Zutz, Christoph Klug – Betreiber vom LON Deli, Domgold und dem Lokal ohne Namen sowie Kader Gül – Chef vom Restaurant Dorfkrug.
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Zunächst einmal werden Sie die Preise anpassen bzw. erhöhen? Liane: Ja. Alle Gastronomen müssen ihre Preise erhöhen. Wir müssen uns halt anpassen, um wirtschaftlich zu arbeiten. Christoph: Das Problem ist ja: die Brauereien, Getränkelieferanten etc. haben ihre Preise erhöht und diese Preiserhöhung müssen wir auch an unsere Kunden weitergeben. Kader: Das ist unweigerlich erforderlich, weil alle Preise um 20 bis 30% gestiegen sind – plus die anfallenden Personalkosten und die Energieversorgung. Die Gastronomie wird es in dem Bereich sehr hart treffen und das wird sich natürlich auch auf die Preise auswirken.
Was ist Ihre persönliche Einstellung zur Preiserhöhung? Wie fühlen Sie sich dabei? Liane: Dass das in so einem großen Sprung stattfindet, finden wir nicht gut. Aber wir haben gar keine Wahl. Das ist ein Automatismus: Wir kaufen die Ware teurer ein, also müssen wir sie auch mit höheren Preisen wieder an den Gast weitergeben. Christoph: Wir müssen aus der Not heraus die Preise angleichen, wenn wir die Preiserhöhungen bekommen. Wir müssen wirtschaftlich denken und haben gar keine andere Möglichkeit. Kader: Wenn wir die Erhöhung nicht machen, existieren die Läden auf lange Sicht nicht mehr. Das kann nicht funktionieren. erhöhte Kosten in seinem gesamten Umfeld hat. Ich hoffe allerdings, dass die Mehrzahl unserer Gäste uns das nicht krummnimmt oder erbost ist, sondern Verständnis zeigt, warum wir das machen müssen. Kader: Ich denke, einige werden auf den Restaurantbesuch verzichten. Aber es wird immer Leute geben, die ins Restaurant gehen und sagen: „Ja, es ist teurer geworden, aber es ist überall teurer geworden, nicht nur hier.“
Aber schrecken höhere Preise die Gäste ab? Liane: Ich gehe davon aus, dass die Menschen darauf vorbereitet sind. Es ist jedem klar: Kein Gastronom möchte seine Gäste verärgern / vergraulen. Das ist einfach eine Maßnahme, gegen die wir uns gar nicht wehren können.
Sind Sie gegenüber Ihren Gästen transparent? Werden Sie die Gründe der Preissteigerungen offenlegen? Liane: Ja. Als Unternehmer muss man das grundsätzlich nicht kommunizieren, aber aufgrund der besonderen Situation werden wir selbstverständlich unsere Gäste informieren. Christoph: Wir gehen auch transparent damit um. Aber die Gäste sehen auch selbst, dass überall die Kosten steigen. Kader: Das machen wir grundsätzlich immer. Wir stellen Aufsteller mit Ausschnitten aus Zeitungen auf die Theke, weil es auch hauptsächlich die Thekengäste sind, die es am meisten interessiert. Dort ist dann nachzulesen, dass die Preiserhöhungen unumgänglich sind.Denken Sie, die Gäste sind bereit, mehr für einen Restaurantbesuch zu bezahlen oder werden die Besucherzahlen zurückgehen? Liane: Man wird sich den einen oder anderen Restaurantbesuch vorher noch mal gut überlegen, da das Portemonnaie schmaler wird. Aber ich denke, dass vor allem nach der Coronazeit die Menschen sich das nicht nehmen lassen. Christoph: Ich kann mir schon vorstellen, dass sich der ein oder andere Gast fragt, wie er das alles noch bezahlen soll, weil er
Liane Bottermann
Wie wollen Sie den Besuch für die Gäste attraktiver machen, um sie anzulocken? Welche Maßnahmen wollen
Sie ergreifen?
Liane: Wir haben schon viele Maßnahmen ergriffen: Unsere Terrasse für den Winter hergerichtet, einen Virenfilter für den Innenbereich angeschafft. Und das, was wir noch vorhaben, ist: schöne
Veranstaltungen, Livemusik hören und Bandauftritte. Um die Ge-
selligkeit, solange es Corona zulässt, und die Gemütlichkeit weiterhin zu erfahren. Christoph: Attraktivität ist ja nicht nur eine Frage des Preises, sondern des Angebots im Allgemeinen. Jeder Gastronom hat einen Anspruch darauf, etwas Besonderes für die Gäste zu machen. Ob es ein schönes Essen ist, ein ausgefallenes Getränk, das Umfeld. Ich glaube aber, da machen wir alle schon relativ viel und das ist auch notwendig, unabhängig von der Frage nach Preiserhöhungen. Die Konkurrenzsituation ist auch noch mal eine andere als in den 90-er Jahren. Wir konkurrieren nicht mehr nur noch mit anderen Gaststätten, sondern mit Fernsehen, Streaming-Plattformen, Social Media und anderen Freizeitmöglichkeiten. Insofern glaube ich, dass die Gastronomie sich ständig neu erfinden muss. Kader: In erster Linie werden wir den Besuch für die Gäste attraktiver machen, indem wir da sind. Wenn wir nicht erhöhen würden, wären wir nicht da. Ich denke, gerade nach Corona sind die Menschen natürlich auch dankbar, wieder rausgehen zu können. Herrscht dadurch ein noch härterer Konkurrenzkampf zwischen Gastronomen? Liane: Nein. In Buer ziehen alle an einem Strang. Wir wissen, dass wir alle gemeinsam wichtig sind, um Buer attraktiv zu halten und attraktiv zu machen. Wir haben somit alle die gleiche Funktion und gehen sehr partnerschaftlich miteinander um. Christoph: Ich kann mir nicht vorstellen beziehungsweise hoffe nicht, dass es einen Preiskampf geben wird, weil das nicht sinnvoll ist. Wir sind Mitbewerber und freuen uns, dass wir ein vielfältiges Angebot haben. Denn nur wenn du möglichst viele verschiedene Gastronomien in einer Stadt hast, ist eine Stadt auch wirklich interessant. Kader: Diesen Konkurrenzgedanken muss man da einfach außen vor lassen. Wir haben auch einen Wirte-Stammtisch, wo wir uns regelmäßig treffen, um auch gemeinsam Aktivitäten durchzuführen.
Christoph Klug
Haben Sie sehr unter der Corona-Krise gelitten? Liane: Ja, schon. Die Pandemie ist für die Gastronomie ein wirklich schwieriges Thema.
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Kader: Wer hat das nicht. Es ist immer noch eine sehr schwere Zeit. Wir haben uns jetzt in dieser Phase entschieden, nicht in die Kurzarbeit zu gehen, obwohl wir es eigentlich könnten und müssten. Aber wir haben auch eine soziale Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern und haben uns deswegen dagegen entschieden.
Denken Sie, 2G / 2G plus ist eine große Hemmschwelle für die Gäste? Christoph: Anfangs schon. Gut war aber, dass dann Geboosterte als „plus“ galten, das hat sicherlich dazu geführt, dass dann wieder mehr Leute kamen. Allerdings wird die aktuelle Coronasituation mit der hohen Ansteckungsgefahr dazu führen, dass sich manche gar nicht mehr raustrauen. Kader: 2G plus hat einfach dazu beigetragen, dass in den Fußgängerzonen weniger los ist, das bekommen wir dann auch zu spüren. Man hat diese gesamte Laufkundschaft nicht mehr.
Mussten Sie auch mehr Personal einstellen, um die Corona maßnahmen wie Einlasskontrollen, Hygieneauflagen umzusetzen? Liane: Im Sommer 2021 haben wir neues Personal gesucht und auch glücklicherweise gefunden. Zusätzliche Hygienemaßnahmen und Kontrollen haben es auch erforderlich gemacht – aber das Positive war halt auch, dass Zutz war super besucht. Aktuell arbeiten wir jedoch zumindest in der Woche mit einem kleineren Mitarbeiterteam, da das Gästeaufkommen geringer ist, das wird sich sicherlich im März / April dieses Jahres zum Positiven hin verändern. Christoph: Bei den Einlasskontrollen haben wir sicherlich mehr Personal-Zeitaufwand, je nachdem wie gut vorbereitet die Gäste hineinkommen. Und damit auch einen finanziellen Zeitaufwand. Kader: Nein – mussten wir nicht. Wir mussten uns mehr überlegen, wie wir welches Personal wo einsetzen, weil die Stundenanzahl viel geringer geworden ist. Aus dem Grund, dass ab ca. 21 Uhr einfach kein Gast mehr da ist.
Kader Gül
Vielen Dank für das Gespräch! Text & Fotos: Nina Wieschollek
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