Frankreich Magazin 2020-1

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NR. 1 - 2020

Reisen, Kultur & Küche

Bretagne Elegant und ungezähmt TOULOUSE Schlendern durch die Ville Rose

RANTS U A T S E R

RITEN O V A F 10

S in PARI

NEU

Krimiautorin Christine Cazon Kolumne aus Cannes

AVEYRON

4 197956 706509

PICARDIE

01

Märchenschlösser in den Wäldern der

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Editorial

La vie en rose hübsche Dörfer - verwöhnen hier ihre Gäste. Schlösser und Frankreich - gut 30.000 zählt das Land. Viele sind verfallen, der Unterhalt ist kaum aufzubringen. Deswegen entstand die Initiative ‚Adopte un château‘, über die man schon für einen Euro im Monat den Erhalt eines Schlosses unterstützen kann - eine schöne Gelegenheit, doch ein wenig Schlossbesitzer zu werden. Wer es lieber bei den irdischen Freuden hält, für den haben wir unsere französischen Freunde gebeten, ihre persönlichen Lieblingsrestaurants

© HANS AVONTUUR

Vergangenes Jahr war ich mehrfach in Frankreich: ein Junggesellenabschied in Paris, wo wir um die Häuser zogen, für ein paar sonnige Tage im pulsierende Leben an der Côte d’Azur und dann wieder ganz bodenständig auf dem Campingplatz in den Ardennen. In Frankreich fühle ich mich immer wie zu Hause, egal, ob in der Stadt, am Strand oder in der Natur. Und es gibt noch so viel mehr zu entdecken in diesem vielseitigen Land! In dieser Ausgabe des Frankreich Magazins haben wir für Sie wieder eine Reihe ansprechender Reiseziele ausgewählt, um Sie schon jetzt in Urlaubsstimmung zu versetzen. In der rauhen Bretagne mit ihren hohen Klippen und charmant-spröden Fischereihäfen erkunden wir die mittelalterliche Festungsstadt Saint-Malo und sein elegantes Gegenstück Dinard, einem Ende des 19. Jahrhunderts beliebten Badeort. Die prächtigen Villen und Sommerhäuser der reichen Pariser Bürger zieren bis heute die schroffe Küste. In den grünen Hügeln der Aveyron liegen malerische Dörfer, in denen die Zeit still zu stehen scheint. Wir geben Ihnen sieben gute Gründe, diese geschichtsträchtige und grüne Gegend zu besuchen. Toulouse im Süden wird auch La Ville Rose genannt, wegen des warmen Schimmers, den die Sonne auf den rötlichen Backstein der Fassaden zaubert. Völlig zu unrecht war die Stadt lange ein Mauerblümchen unter den Zielen für Städtereisen; das Zentrum ist frisch herausgeputzt, der Optimismus der vielen Studenten und Kreativen ist ansteckend. Verspielte Türme und Zinnen lugen hier und da aus den dichten Märchenwäldern der Picardie hervor. Wir sind in der historischen Wiege Frankreichs, wo unzählige Schlösser liegen. Doch nicht nur diese mächtigen Riesen, sondern auch viele eigenwilligen Zwerge -

Place de l'Estrapade in St-Cyprien in Paris zu verraten. Sowohl neue Lokale als ‚golden oldies‘, vom Sterne-Restaurant bis zum Bistro. Insider-Geschichten sind immer spannend, deswegen freue ich mich sehr, dass wir eine besondere Kolumnistin für unser Magazin gewinnen konnten: Krimiautorin Christine Cazon schreibt für uns aus Cannes. Ich wünsche Ihnen viel Lese-Genuss und ein wunderbares 2020. Daniëlle Wiersema Herausgeberin

redaktion@frankreichmagazin.org

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Inhalt Winter 2020 Frankreich Magazin 2020, 11. Jahrgang, Nummer 1

Reisen

6 Bienvenue

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Tipps für die Reise.

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10 Schroff, schön und bretonisch

Wilde und elegante Schönheit beieinander: die legendären Küstenorte Saint-Malo und Dinard in der Bretagne sind zwei ungleiche Nachbarn und beide einen Besuch wert.

20 Die Hügel von Aveyron Sieben gute Gründe für einen Besuch im tiefen Süden Frankreichs: Von uralten Dörfern bis zum Freizeitspaß in der freien Natur

30

30 Flanieren in Toulouse

Romantisch und bodenständig: Warum die pulsierende Stadt mit den zwei Gesichtern unbedingt auf Ihren Wunschzettel für Städtereisen kommen sollte.

42 Schlösser-Tour in der Picardie Märchenhaft viele Schlösser in der “Wiege des historischen Frankreichs”. Umwerfende Prunkbauten, nicht nur zum Besichtigen, sondern bisweilen auch zum Übernachten!

70 Im Schnee in Frankreich

Überraschende Adressen für einen unvergesslichen Winterurlaub in den französischen Bergen.

80 Verlassene Schlösser

Es war einmal.... Eine Geschichte von etwas dreisten Fotografen, Schönheit und Verfall und von Schlossbesitzern in spe

28

28

Leben & Kultur Boutique Ideen für Schönheit und Mode

40

Neu: Kolumne aus Cannes

Unsere neue Kolumnistin Christine Cazon, die Krimiautorin und Schöpferin von Kommissar Duval schreibt aus der Glitzerwelt der Côte d'Azur - und aus dem echten Leben.

4 FRANKREICH MAGAZIN

62


89

20

70

78

Kulturtipps

Lohnenswerte Veranstaltungen und vieles mehr.

89

Maison

Neue Lifestyle-Trends.

92

Immobilien

Neue Häuserangebote.

94

Medien

Bücher, CDs & mehr.

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Kulinarisches Bon appétit

Die Welt der französischen Küche.

52

40

Essen in Paris

Diese Lokale vom Sterne-Restaurant bis zum Bistro empfehlen uns Einheimische.

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Rezepte

Gott in Frankreich hatte bestimmt einen eigenen Garten. Das wissen auch Krimi-Leser und Kommissar Bruno. Wir stellen ‚sein‘ neues Kochbuch vor.

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Und weiter... Editorial Inhalt Abowerbung Impressum FRANKREICH MAGAZIN 5


LA POSTE PLUS

Warum haben wir das noch nicht? Mit dieser schönen Idee möchte die französiche Post La Poste etwas gegen die Einsamkeit älterer Menschen tun: Veiller sur mes parents (Über meine Eltern wachen). Für 19,90 im Monat ( 9,95 nach Abzug der Steuern) kommt der Postbote einmal im Monat zu Besuch. Dieser Kontakt kann auf bis zu sechs Besuche in der Woche ausgeweitet werden. Nach jedem Besuch schickt er über eine spezielle App eine Nachricht und berichtet gegebenenfalls, was die Eltern brauchen, z.B. Einkaufen oder Reparaturen in der Wohnung. In der App gibt es ein soziales Netzwerk für Familienmitglieder, um Fotos und Nachrichten zu teilen. Einmal im Monat bringt der Postbote diese Nachrichten in der Form einer Familienzeitung bei seinem Besuch mit.

Bienvenue

Tipps für Unrterkünfte, die Reise und Unternehmungen ZUSAMMENSTELLUNG: LOLA RIBBINK & ANNEKE WARDENBACH

Alles unter einem Dach

Suchen Sie eine außergewöhnliche Adresse in Lille? Dann ist Hôtel Hermitage die richtige Wahl. In diesem Kloster aus dem 15. Jahrhundert waren bis 1995 Alte und Kranke willkommen. 2003 wurden die Nonnen-Zellen und Krankensäle zu Luxuszimmern umgebaut (manche noch mit offenem Kamin und originalen Fliesen). Das Zimmer der Mère Supérieure ist erhalten, ebenso die hübsche Kapelle. Ein Mini-Museum beleuchtet die Geschichte des Klosters. Das Frühstück ist eher ein Brunch mit Tee und Kaffee in silbernen Kännchen, Armer Ritter, Lachs, Kuchen, warmen herzhaften

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Gerichten und frischen Smoothies. Nach einem Tag Shoppen und Kultur locken das Schwimbad und Erholung im Spa. Danach ein Aperitif unter dem hohen Glasdach der stimmungsvollen Bar l’Hermitage, wohin auch die Reichen & Schönen von Lille finden. Und: Ein Restaurant und ein flämisches Bistro sorgen für das leibliche Wohl – Sie brauchen dieses Paradies abends nicht unbedingt zu verlassen. Ab 158 pro Nacht. Hôtel l’Hermitage Gantois, 224 rue Pierre Mauroy, Lille. www.hotelhermitagegantois.com


Wieder an die Küste An der Südwestküste Frankreichs bei La Rochelle liegt das Örtchen Lagord. Es zählt kaum 6.500 Einwohner. Ruhe und Erholung bietet Hôtel & Spa du Château. Das Schloss aus dem 19. Jahrhundert umgibt ein Garten, der zu wunderbaren Spaziergängen einlädt – genau wie die Umgebung. Die Strände liegen in Fußnähe und das historische Zentrum der

Hafenstadt La Rochelle ist vier Kilometer entfernt. Von dort führt eine zwei Kilometer lange Mautbrücke zur Insel Île de Ré. Zurück im Hotel warten der flauschige weiße Bademantel und die Thermen auf Sie. Ab 103 pro Nacht. Hôtel & Spa du Château, 123 Avenue du Clavier, Lagord. www.hotel-du-chateau-la-rochelle.com

Reise nach Lille

Klosterleben Achtung: Wer hier übernachtet, kommt zurück! Ein ruhiges Viersterne-Hotel mitten im Zentrum von Paris ist ungewöhnlich. Notre-Dame und der Louvre sind in der Nähe und mit dem Quartier Latin um die Ecke ist gutes Essen immer zur Hand. Einst war dieses Gebäude aus dem 17. Jahrhundert Heimat der Franziskanermönche des Cordelier-Klosters. Ein Brunnen (heute im Frühstücksraum) versorgte die gesamte Nachbarschaft mit Wasser. Seit vier Generationen ist das Hotel im Besitz einer französisch-britischen Familie – und das ist spürbar. Französische Eleganz und britischer Komfort zeichnen die Zimmer aus. Ab 154 pro Nacht. Hôtel Saint Paul Rive Gauche, 43 rue Monsieur le Prince, Paris. www.hotelsaintpaulparis.com Leser des Frankreich Magazins bekommen 10% Rabatt mit diesem Code: LIF2019

Lille ist 2020 die DesignWelthauptstadt und hat Sydney damit im Ringen um diesen Titel hinter sich gelassen. Bis Ende Dezember 2020 wimmelt es in der Stadt von Ausstellungen, Veranstaltungen und Events. Die Hauptstadt Nordfrankreichs und die 90 Nachbargemeinden der Metropolregion Lille ernten damit Anerkennung für mutige Neuerungen. So hat Lille mit Blick auf Design einen langfristigen Plan aufgestellt und darin alle Bereiche der Stadt mit einbezogen (Wirtschaft, Soziales, Kultur, Umwelt und Entwicklung). Damit unterstreicht die

Stadt die wichtige Rolle, die Design in allen Lebensbereichen spielt. Aber mit seinen pulsierendem Zentrum, den ausgezeichneten Restaurants (allein vier Sterne-Restaurants!) und den freundlichen Einwohnern ist Lille so oder so eine Reise wert. Die WeltDesign-Organisation (WDO) kürt seit 2008 alle zwei Jahre eine DesignWelthauptstadt. Lille ist die erste französische Stadt, die diesen Titel ergattert; nach Taipeh 2016 und Mexiko-Stadt 2018. Zuvor hatte Lille bereits 2004 die Ehre, Kulturhauptstadt Europas zu sein. www.hellolille.eu, www.designiscapital.com

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Liköre

Gins

Jean-Baptiste Combier verkörperte den wirklichen Freigeist unter den Brennereien und kreierte 1834 den ersten Triple-Sec-Orangenlikör. Die unverkennbaren Rezepte von der Destillerie Combier für Liköre, Spirituosen und Sirupe verstärken die Aromen und Düfte von Pflanzen und Früchten mit der einzigartigen Brennereikunst „Made in France“. Ein Prüfstein, der nach wie vor Kenner und Genießer auf der ganzen Welt begeistert. Weniger als eine Stunde von Angers entfernt sind die Produkte auch auf www.lion-spirits.de erhältlich.

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Zeitlose Normandie Machen Sie es sich auf dem Sofa bequem für eine malerische Reise in die Normandie. Der neue Mare-Bildband von Nicole Strasser zeigt gestochen scharfe moderne Fotos, dennoch wandern des Lesers Gedanken unweigerlich zur Malerei der Belle Époque, zu Monet, Cézanne und Delacroix. Die ehemaligen Fischerorte der Normandie verströmen bis heute den Glanz des Fin de Siécle; die deutschen Fotografin verfügt über die nahezu magische Gabe dieses Flair in gemäldegleichen Aufnahmen von Mensch und Landschaft einzufangen. Nikolaus Gelpke (Hrsg.) Normandie Fotografien von Nicole Strasser, 58 ISBN 978-3-86648-619-5

©MAD PARIS / FOTO : HUGHES DUBOIS

Bienvenue

EISKALT GENIESSEN Fünf-Sterne-Luxus in einer Mühle aus dem 17. Jahrhundert. Vor der Erfindung des Kühlschranks produzierte Glacières de Strasbourg Eisblöcke für Ladeninhaber und Restaurants. Die riesigen gusseisernen Räder sind immer noch zu sehen; zum Glück das einzige Überbleibsel aus der Zeit, denn La Petite France war ein armes Gerberviertel mit einem Syphillis-Hospital. Heute ist es der malerischste Teil Strasburgs mit prächtigen Fachwerkhäusern aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Das Hotel liegt in einer Fußgängerzone, das freundliche Personal parkt gern Ihr Auto – das brauchen Sie hier ohnehin nicht. Die mittelalterlichen Gassen und die Kathedrale von Straßburg liegen in Fußnähe. Keine Lust auf einen aktiven Tag? Dann legen Sie doch im hoteleigenen Spa oder den gemütlichen Zimmern des Hotels die Beine hoch. Ab 191 pro Nacht. Hôtel & Spa Regent Petite France, 5 rue des Moulins, Strasbourg. www.regent-petite-france.com

Schritt für Schritt Egal ob schlicht oder extravagant – ohne geht es nicht. In der Ausstellung Marche et Démarche verwandeln sich Schuhe vom Alltagsgegenstand in Kunstobjekte. Der Besucher erfährt viel über die Geschichte dieses Gebrauchsgegenstandes: von abgebundenen Füßen in China über die verschiedenen Arten des Spazierengehens überall auf der Welt. Die Schau zeigt natürlich auch Spezialschuhe zum Tanzen oder Marschieren, Schuhe für Clowns oder Charlie Chaplins Treter. Zudem sind eine Reihe zeitgenössischer Exemplare zu bewundern – was aufgrund des extremen Designs auch besser gehen dürfte, als darin zu laufen. Denken Sie nur an die übertrieben hohen Absätze von Christian Louboutin und David Lynch. ‘Marche et démarche, une histoire de la chaussure’, van 7 november 2019 t/m 23 februari 2020 in Musée des Arts Décoratifs (MAD), Parijs www.madparis.fr

NIE WIEDER SCHLANGE STEHEN! Nie mehr warten! Diese Hoffnung macht die App Affluences. Natürlich ist es am schlausten, seine Eintrittskarten mit einem Zeitfenster für den Besuch vorab online zu erwerben. Wer aber spontan irgendwo hin möchte, kann mit dieser App nachschauen, wie voll es ist und wie lang die Wartezeiten sind. Die meisten Museen und Sehenswürdigkeiten sind in der App aufgenommen und auch eine Reihe Restaurants und Geschäfte nehmen teil. www.affluences.com

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Schroff, stilvol und bretonisch

Saint-Malo & Dinard

Saint-Malo und Dinard liegen einander gegenßber an einer Bucht. So schroff das eine Dorf ist, so elegant zeigt sich das Andere. Aber in beiden schlägt stolz das bretonische Herz mit bedingungsloser Liebe zur salzigen Seeluft und dem ewigen wuchtigen Wellenschlag.

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Bretagne

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on der alten Stadtmauer in Saint-Malo blicke ich über das Meer. Das schwindende Licht versinkt im stahlblauen Wasser, Wolken leuchten rot und violett. Zwischen mir und dem Horizont liegt eine Handvoll kleiner Inseln, auf jeder krallt sich eine Festung in die Felsen. Sie vermitteln dem Betrachter sogar heute noch ein eigenartiges Gefühl der Sicherheit. Hier und da sitzen Menschen auf den Mauern und Zinnen; mal in inniger Umarmung, mal in Feierlaune mit einer Flasche Wein zur Hand. Die jungen Musiker, die heute Nachmittag noch den Platz unten im Ort belebten, sind auch darunter. Jetzt wirken sie in sich gekehrt. Leise erklingt Gesang, der langsam näher kommt. Mönche? Kirchengesang? Dann kommt eine Gruppe Geistlicher die Treppe unter mir hinauf. Sie tragen Kerzen, Banner und ein großes silbernes Kreuz. Ein Priester schwenkt andächtig Weihrauch. Der heilige Geruch strömt über die Stadtmauer. Nun klingen die Stimmen hell und klar. Heute ist Maria Himmelfahrt, die Prozession dreht eine volle Runde über die Stadtmauer. Bisweilen halten die Geistlichen inne für ein Gebet oder Gesang. Das Ritual passt zu Saint-Malo; der Ort wurde im Mittelalter groß. Sein historischer Kern gleicht einer riesigen Festung im Meer. Tagsüber kann es hier recht voll werden; besonders am Wochenende und in der Urlaubszeit. Doch selbst in der Hochsaison erobert sich das Städtchen am Ende des Tages seine Ruhe zurück. Sobald die Tagestouristen verschwunden sind, begleitet einen nur noch der Hall der eigenen Schritte. Die dunklen Straßen lassen dann erahnen, wie es hier einst wohl war.

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Piratennest

Ich folge der Prozession, bis die letzten Streifen Tageslicht verblasst sind und der Mond hoch am Himmel steht. Dann steige ich hinab ins alte Zentrum. Dies ist mir die schönste Tagezeit, um Vorherige Seiten: durch Saint-Malo zu schlendern. In dieser Villa Les Roches Brunes, Landmarke in Dinard. Atmosphäre wandern die Gedanken wie von selbst in die Vergangenheit; in die Zeit, als der Ort eine Rechts, im Uhrzeigersinn: der wichtigsten Festungen Frankreichs war und Hier trauerten Frauen um die Männer, die nicht Basislager von Frankreichs größtem Kaperer: vom Meer zurückkehrten; Robert Surcouf. Mit dem Segen des Königs Freiluftatelier; Im historischen Ortskern plünderte er Schiffe. Seine Männer ließ er zwar liegen kleine teilhaben an der Beute, selbst aber wurde er der Fachgeschäfte; reichste Einwohner von Saint-Malo. Im 18. JahrGastfreundliche Restaurants im alten hundert war es gefährlich, abends vor die Tür zu Ortskern; Romantisches gehen. Der Stadtrat hatte damals eine ziemlich Denkmal auf der Stadtmauer; Beginn der unorthodoxe Methode, die Sicherheit in der Stadt Prozession in Saint-Malo. zu gewähren: 24 blutrünstige, freilaufende Hunde.

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Ein Hundewart ließ sie nach Sonnenuntergang aus dem Zwinger und scheuchte sie in die Stadt, bei Ebbe auch auf den Strand. Mit einer Trompete rief er die Viecher bei Sonnenaufgang zurück. Das endete mit einem Drama. Ein junger Heeroffizier wollte zu seinem Mädchen und ging nach der Sperrstunde auf die Straße. Die wilden Bestien zerrissen ihn. Schließlich fand der Stadtrat es so barbarisch, dass man diese Wachhunde abschaffte. Der Zwinger, in dem die Tiere tagsüber schliefen, ist immer noch zu sehen. Er findet sich von selbst bei einem Spaziergang über die Stadtmauer. Nun das geschäftige Treiben des Tages verstummt ist, spürt man in den Gassen die Nähe zur See viel stärker. Tagsüber lenkt es die Sinne zu sehr ab, um das Salz in der Luft zu schmecken und das Rauschen des Wassers zu hören. Am schönsten ist die Stadt an einem grauen Tag; am besten noch mit leichtem Nieselregen. Dann kann die Sonne ab und an durch die Wolkendecke brechen und das seichte Wasser unterhalb der Stadtmauer grün und türkis färben. Bei Ebbe kann man zu einigen der Inseln laufen. Der einzige Ort, wo jetzt am Abend noch viel los ist, ist die weithin berühmte Eisdiele Sanchez. Es gibt hunderte Sorten Eis, allesamt handgemacht mit reinen Zutaten.

Luxuriöse Villen Nach einem morgendlichen Spaziergang am Strand von Saint-Malo nehme ich die Fähre zur anderen Seite der Bucht. Vom Deck aus sehe ich die Küste auf uns zukommen: kleine Buchten und schroffe Klippen. Oben, an den Stellen mit der besten Aussicht, ragen mächtige Villen empor. Um 1900 war das Städtchen Dinard ein beliebter Badeort bei reichen Pariser Bürgern, europäischen Aristokraten und der Intelligentia. Der gewitzte Unternehmer Auguste Poussineau war die treibende Kraft hinter dem Aufstieg von Dinard. Er kaufte 1879 die Landzunge Pointe de la Malouine, ließ dort eine Villa bauen und verkaufte die besten Grundstücke mit oder ohne Villa jedem, der ein Plätzchen unter den Reichen und Schönen dieser Welt suchte. Schöne Zeiten müssen das gewesen sein. Zumindest, wenn man Geld hatte. Es wurde flaniert in eleganter Sommergarderobe, man genoss Musik, trank Tee, ging wieder spazieren oder nahm ein erquickendes Bad im Meer; die Männer pafften Zigarre und redeten über das Wetter, hübsche Damen und die Geschäfte. Monate verbrachten sie in ihren schicken Landsitzen. Die Villen liegen vertreut an der Küste in kleinen Siedlungen aus unterschiedlichen Epochen. Einen vorherrschenden Stil gibt es nicht. Es war Mode, >


Sobald die Tagestouristen verschwunden sind, begleitet einen nur noch der Hall der eigenen Schritte.

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Bretagne verschiedene Baustile zu verbinden. Barock, Renaissance, Neogotik, Art Deco, Tudor, Neo Louis XIII - alles war erlaubt in der ‚architecture balneaire‘. Ich wandere einen mehrere Kilometer langen Fußweg entlang der Küste und bekomme prächtige Villen zu sehen: Villa Brise Moulin, Belle Rive, Villa St. Germain, Villa Kerozar und Villa Cézembre. So exklusiv wie der Badeort um 1900 war, ist Dinard nicht mehr. Meer und Freizeit sind heute zum Glück für jedermann zugänglich. Wer aber als Eigentümer so einer Villa die lange Treppe zum Meer hinunter spaziert, hat immer noch ein gut gefülltes Portemonnee. Einer der Millionenbauten ist zu besichtigen: Villa les Roches Brunes. Die Räume verschaffen einen Eindruck des Reichtums aus den Anfangsjahren, als die Villen nicht nur Urlaubsdomizil und Statussymbol, sondern auch eine Möglichkeit waren, sich unter die französische Oberklasse zu mischen. Die gut betuchten Gäste frequentierten dieselben Bade- und Kaffeehäuser und das Casino. Nicht alles ist erhalten, aber der Reichtum von damals prägte die Fassaden. Sogar die Polizeiwache befindet sich in der ehemaligen Urlaubsvilla eines reichen Geschäftsmannes. Einige historische Hotels haben bis heute geöffnet, wie das Royal Emeraude (1892) und Le Grand Hotel (1858). Sie empfingen einst illustre Gäste, darunter Winston Churchill, Pablo Picasso Diese Seite: Klassiker, die und Victor Hugo. Zelte am Strand van Nach einem herrlichen Mittagessen im Herzen des Dinard; Der Küstenpfad Städtchens nehme ich die Fähre zurück nach in Dinard bietet Sicht auf Saint-Malo; Saint-Malo. Früher kamen und gingen die Täglicher Austernmarkt mondänen Badegäste über den außerhalb des in Cancale. Ortes gelegenen Bahnhofs Rechte Seite: Direkt vom Garten an den Strand..

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Rauher Menschenschlag Wieder in Saint-Malo, spaziere ich am Stadtstrand entlang nach Saint-Servan. Das Dorf ist im Laufe der Zeit mit Saint-Malo verschmolzen. Die vielen Terrassen der modernen Bars und Restaurants sind voller junger, kreativer Leute (und solcher, die sich gerne dazu zählen), die mit einem Glas in der Hand die Nachmittagssonne genießen. Gemächlich gehe ich in den alten Teil von Saint-Malo. Den historische Kern bombartdierten die Alliierten im II. Weltkrieg, um die Wehrmacht zu vertreiben. Das gelang zu einem hohen Preis. Ein Großteil der Stadt musste wieder aufgebaut werden. Zum Glück geschah das anhand alter Zeichnungen, so dass Saint-Malo bis heute mittelalterlich wirkt. Als die erste Festung 1424 erbaut wurde, hatte sie nur ein Tor. Wer genau hinschaut, sieht, dass die Schießscharten auf den Ort gerichtet sind. Denn die Festung sollte nicht den Feind im Zaum halten, sondern die eigene Bevölkerung. Das ging gut, bis die Einwohner 1591 dem Gouverneur die Kehle durchtrennten. Aus den Kneipen am Stadttor erklingt Musik. Heute hat Saint-Malo eine Leichtigkeit, die es in seiner Zeit als Militärstützpunkt nie gekannt hat. Liebespaare auf der Stadtmauer anstelle von Wächtern mit Hellebarden, durch die Gassen hetzen keine blutrünstigen Hunde mehr, sondern flanieren Damen in hübschen Kleidern. Wie zum Abschied höre ich in der Rue Chateaubriand, in der der Schriftsteller geboren wurde, das Echo seines Werkes: „Das wahre Glück kostet wenig; wenn es teuer war, ist es nicht von der rechten Sorte.“ *

TEXT & FOTOS HANS AVONTUUR


Sogar die Polizeiwache befindet sich in der ehemaligen Urlaubsvilla eines reichen Unternehmers oder Geschäftsmannes.

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Die Terrassen der Bars und Restaurants sind voller Leute, die mit einem Glas in der Hand die Sonne genieĂ&#x;en.

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Bretagne

Links: Terrassen in Saint-Servan. Diese Seite: Burggraf und -gräfin von Château Bonabry; Bei Ebbe kann man zum Fort National laufen.

Tipps & Adressen Übernachten

☛ Hôtel Le Manoir du Cunningham Charmantes Hotel in einer alten Villa direkt am Strand. Der historische Ortskern ist fußläufig erreichbar, ebenso das hübsche Ufer von Saint-Servan. Keine schicken Zimmer, aber faire Preise und viel Gastfreundlichkeit. Doppelzimmer ab 70 ohne Frühstück. www.st-malo-hotel-cunningham.com

☛ La Maison des Armateurs Gelegen im historischen Ortskern, also innerhalb der Stadtmauer. Stilvolle Adresse mit einer eigensinnigen Mischung aus klassisch und modern. Jedes der fünf neulich renovierten Zimmer ist anders eingerichtet. Die Preise variieren je nach Zimmer und Saison. Von 69 bis 430 ohne Frühstück. www.maisondesarmateurs.com

☛ Royal Emeraude Eines der Hotels aus dem 19. Jahrhundert, das bis heute Gäste empfängt. Wunderbar gelegen mitten in Dinard, verströmt es immer noch etwas von der Allüre von damals. Einige der 47 Zimmer haben Meerblick.

Ab 129 für ein classique (ohne Frühstück). www.royalemeraudedinard.com

Livemusik und damit die perfekte Lokation für den Nachmittag.

☛ Chateau Bonabry

☛ Annadata

Diese chambre d’hôtes – nicht für den Besuch von Saint-Malo, sondern für die Nordküste der Bretagne – liegt in der Nähe von Hillion. Ein guter Startpunkt für Ausflüge an die Strände von Keremma oder die spektakuläre Küste von Cap Fréhel. Man nächtigt im Schloss der Burggrafen von Du Fou de Kerdaniel aus dem 15. Jahrhundert. Die fünf Zimmer und eine Ferienwohnung sind jeweils anders eingerichtet, passend zum Ambiente des Schlosses, das von einem enormen teils verwildertem Landgut umgeben ist. Kein Prunkpalast, sondern ein betagter Bau mit charmanten Besitzern. Ab 80. www.bonabry.fr

Vegetarisches Restaurant hoher Qualität. Die Gerichte der Chefköchin Myriam Domange gleichen kleinen Kunstwerken. Es werden ausschließlich frische biologische Waren aus der Region verwendet. www.annadata.fr

Essen und trinken ☛ Buvette des Bains

Direkt am Meer gelegen außerhalb der Stadtmauer von Saint-Malo; genau dort, wo man bei Ebbe zum Fort National laufen kann. Einfache Kost, bezahlbare Getränke, häufig

☛ Texture Gastronomische Topadresse innerhalb der Stadtmauer, also IntraMuros. Das Menü bietet die Wahl aus drei, fünf oder sieben Gängen aus der bretonischen Küche. In der obersten Etage befindet sich eine gemütliche Wein- & Tapasbar. www.texture-restaurant.fr

☛ La Table Breizh Café Restaurant mit Michelinstern in der Austernstadt Cancale. Chefkoch Kudaka arbeitet mit einer Mischung aus japanischer, französischer und internationaler Küche. Natürlich zaubert er > mit Austern. Alle Gerichte stützen sich auf

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Bretagne

Tipps & Adressen das, was es in der Nähe gibt, also viel Fisch und Meeresfrüchte. In Saint-Malo ist auch noch das Comptoir Breizh Café erwähnenswert, eine Crêperie mit einfachen Gerichten. www.breizhcafe.com

3 x Bretonische Nordküste ☛ Cancale

Die französische Austern-Hauptstadt liegt nur einige Kilometer von Saint-Malo entfernt. Am Ufer ist täglich Markt, wo es schon für zehn Euro einen Teller köstlicher Austern gibt, die gerade aus dem Wasser gefischt wurden. Bei Ebben fallen die Austernbänke trocken und sind gut zu sehen. Manche Austernzuchten sind zu besichtigen.

☛ Traumstrand Etwas weiter weg, aber ein toller Ort sind die Strände bei Keremma und Kerlouan. Das seichte Wasser sieht bei Flut aus wie die Karibik: strahlend weiße Strände, azurblaues Wasser. Bei Ebbe zieht sich das Wasser schnell zurück und suchen Menschen zwischen den trocken gefallenen Fischerbooten nach Muscheln und Schalentieren.

☛ Mont Saint-Michel Eine der größten Sehenswürdigkeiten Frankreichs. Genau wie Saint-Malo liegt das Klosterdorf im Meer. Es ist nur bei Ebbe erreichbar, wenn das Meer den Zugangsweg freigibt. Ein Besuch ist schön, aber eigentlich ist der Mont Saint-Michel aus der Ferne am schönsten anzusehen.

Weitere Iinformationen ☛ ☛ ☛ ☛

www.saint-malo-tourisme.com www.dinardemeraudetourisme.com www.tourismebretagne.com www.france.fr

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Oben: Am Stadtstrand von Saint-Malo. Unten: Dekoration in einem Villagarten in Dinard; Villen tragen fröhliche Namen.


Advertorial

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es gibt genug Möglichkeiten für attraktive

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den Massagen runden hier die Hydrotherapie-

Aktivitäten. Und wer es spannender haben

Keine Frage, hier kommt die Natur zu ihrem Recht!

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möchte, kann auch Baumklettern, Trailrunning und

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Sieben gute Gründe, die grünen Hügel und uralten Dörfer im Süden Frankreichs zu besuchen.

7x Aveyron *

E

TEXT VIVIAN DE GIER FOTOS MARC BRESTER

igenwillig sind die Menschen im Aveyron – und der Ruf ist ihnen auch ganz recht. Vielleicht kommt dieser Ruf auch ein wenig von der weltberühmten Geschichte über das Wolfskind Victor von Aveyron, der im Jahr 1800 hier in den Wäldern von drei Jägern gefunden wurde. Er war nackt, lief auf Händen und Füßen und kletterte affengleich in die Bäume. Sprechen konnte er nicht, stattdessen machte er anscheinend unkontrollierte Gebärden. Jean Itard, Chefartzt einer Taubstummenanstalt versuchte jahrelang erfolglos, dem Kind das Sprechen beizubringen. Seine Beschreibungen dieser wahren Begebenheit zählen heute zu den Grundlagen eines jeden Pädagogikstudenten. 1970 verfilmte François Truffaut das Schicksal des vermutlich als Kleinkind ausgesetzten Kindes unter dem Titel ‚Der Wolfsjunge‘. Das Département Aveyron ist eins der größten und abwechslungsreichsten Frankreichs. Es liegt im südwestlichen Zentralmassiv in der Region Okzitanien und wurde nach dem Fluss Aveyron benannt, einem Nebenfluss des Tarn. Weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde die Gegend, als in den 1970er Jahren die Armee Teile der Causse du Larzac enteignen wollte. Die Bauern rebellierten. Sie brauchten einen langen Atem, aber hatten Erfolg. Der gewaltlose Widerstand dauerte zehn Jahre. Heute ist die Kalk-Hochebene Larzac dank dieser Rebellion ein schönes Naturgebiet. Bisweilen rasten hier sogar Geier auf den Weiden. Der Landstrich ist rauh und charmant zugleich; die runden Hügel und die sieben tiefen Täler laden zu vielseitigen Wanderungen ein. Nicht umsonst heißt das Motto: Vive vrai! (Echt leben!) Egal, ob man nun Sport treiben will, an Kunst interessiert ist, gutes Essen liebt oder alles zusammen – im Aveyron kommt niemand zu kurz. Diese sieben Ziele sollte man auf keinen > Fall verpassen:

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Aveyron La Couvertoirade Mit ohrenbetäubendem Geblöke ziehen die Schafe und Lämmer am Abend in den Stall in La Couvertoirade. Auch dieses Örtchen gehört zu den Plus Beaux Villages de France, und das zurecht! Schon im 12. Jahrhundert bevölkerten die Tempeliers diese Gegend. Sie waren christliche Kreuzritter, die wie Mönche lebten, aber auch militärisch aktiv waren. Olivier Montes (52) betreibt Weinbar und Restaurant Au20. Er wohnt hier seit seiner frühen Kindheit. „Schön ist es hier, gemütlich und ruhig. Die Crèperie Montes gegenüber ist von meinem Bruder, früher gehörte sie unserem Vater. Ich wohne das ganze Jahr über im Ort, mein Bruder lebt jetzt außerhalb der Stadtmauer, wegen seiner drei Hunde und zwei Esel.“ Ein Stadtrundgang führt unter anderem zum Schloss der Tempelritter aus dem 13. Jahrhundert, dem Friedhof und dem alten Dorfbrunnen. Im autofreien Ort finden sich viele hübsche Lädchen; Parfüm, Seife, Gemälde, alles handgemacht. So istLa Couvertoirade ein überaus charmantes Dörfchen, das einlädt, dort einen schönen Tag zu verbringen und sich in alten Zeiten zu wähnen

Millau Wer schon einmal in Südfrankreich war, hat es bestimmt schon gesehen oder ist sogar darüber gefahren: das Viadukt von Millau. Ein atemberaubendes Bauwerk – und je mehr wir darüber erfahren, desto größer wird unser Staunen während der faszinierenden Führung von Celia Rippoz. Die Brücke nach einem Entwurf von Norman Foster kostete 400 Millionen Euro. Täglich bringt sie 13.000 Fahrzeuge über den Fluß Tarn. Früher mussten sie allesamt durch die Stadt, besonders im Sommer steckte hier alles im ewigen Stau. Für die knapp 2,5 km lange Brückendecke wurden 36.000 Tonnen Stahll und 10 Tonnen Asphalt verbaut. Kaum zu glauben, dass die Riesenbrücke in nur drei Jahren

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Bauzeit fertig wurde. Aber sie ist natürlich nicht die einzige Sehenswürdigkeit in Millau. In der Stadt selbst wimmelt es von Museen und netten Restaurants. Zudem werden hier echte Lederhandschuhe gefertig – von Hand. Etwa bei Causse Gantier und Maison Fabre, zwei je über hundert Jahre alte Ateliers. Es ist kein Zufall, dass diese Handwerkskunst ausgerechnet hier so stark ist. ‚Schuld‘ hat der Roquefort! Die Häute der jungen, unnötigen Böcke eignen sich ausgezeichnet für Handschuhe. Jährlich werden tausende Handschuh-Paare in Millau hergestellt, ohne, dass ein Computer oder Maschinen mitmischen.


Conques Im Aveyron liegen einige der schönsten Städtchen Frankreichs, die Plus Beaux Villages de France. Das pittoreske Conques zählt zweifelsohne zu den Schönsten darunter. Einst wohnten in dem kleinen aus Schiefer und Kastanienholz gebauten Ort 3.000 Menschen. „Heute sind wir 90 Einwohner“, erzählt unsere Führerin Anne Romiguiere. „Unser jüngster Einwohner ist ein Jahr alt, der Älteste 98. Aber bei uns ist immer etwas los, weil Conques auf dem berühmten Pilgerweg nach Santiago de Compostela liegt. Jedes Jahr kommen zehntausende Wanderer aus aller Welt zum Beten; aber auch zum Bergwandern oder Kajak fahren auf dem Flüsschen Lot. Darum ist unser Städchen sehr weltoffen und gastfreundlich.“ Die wirklich prächtige Abtei von Conques ist die höchste Kirche Frankreichs. Vor einigen Jahren bekam sie 104 neue Bleiglas-Fenster, gestaltet vom Künstler

Pierre Soulages. Er fertigte eine neue Art Glas, das abhängig von der Stärke des Sonnenlichtes anders schimmert, mal beigefarben, mal zartrosa, mal bläulich. Jedes Fenster sieht anders aus und reagiert anders auf das Sonnenlicht. Besonders bei Sonnenuntergang ist der Effekt überwältigend schön. Die Kirche ist abends zu besichtigen; Bruder Jean-Daniel gibt ein fröhliches Konzert auf der Orgel und draußen auf dem Platz flammt eine spektakuläre Lichtschau auf der Fassade auf. Einzigartig sind auch die Kunstschätze, die Conques über Jahrhunderte vor gierigen Händen zu schützen wusste. Le Trésor de Sainte Foy ist die wertvollste Sammlung Goldkunst in Frankreich – und Europa. Sogar eine Reliquie aus dem 9. Jahrhundert ist darunter: eine mit Edelsteinen besetzte goldene königliche Hoheit mit einem anrührend feinzügigem Gesicht. Bis heute lebt die Kunst in Conques, wie in der Lederwerkstatt, die mehr ein Atelier ist; oder in den Galerien wie Lepage oder La > perle d‘Art, die den Betrachter nie ermüden.

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Aveyron Rodez Neben der Kathedrale darf man in Rodez auf keinen Fall das Musée Soulages verpassen. Am Weihnachstabend ist der französische Künstler Pierre Soulages hier 100 Jahre alt geworden. Zeit genug, um wahnsinnig viele abstrakte Kunstwerke zu machen. Das Musée Soulages zeigt 250 seiner Radierungen, Gemälde, Gouachen und Lithografien. Dazu gesellen sich unzählige Objekte wie Fotos und Dokumente. Soulages experimentierte lange mit verschiedenen Techniken. So benutzte er in den kargen Zeiten kurz

nach dem zweiten Weltkrieg Walnussschalen als Farbstoff. Schwarz betrachtete er als Urfarbe; viele seiner Werke sind dann auch teilweise oder sogar ganz schwarz. So wie das Gemälde “Autre noir”, bei dem die unterschiedlichen Arten, in denen er das Material bearbeitete, zu verschiedenen Reflektionen des Lichtes führen.

Roquefort-sur-Soulzon Es ist schon wunderlich, wie der Mensch auf manche Lebensmittel gekommen ist. Kaffee zum Beispiel, oder Blauschimmelkäse, über den man in Roquefort-surSoulzon alles weiß. Der Ort zählt sieben Höhlen, in denen der kräftige Schimmelkäse hergestellt wird. Per Zufall entdeckte man, dass der Penicillium Roqueforti den Käse nicht verdarb, sondern ihm just Aroma verlieh. 800.000 Schafe liefern die Milch, womit in der Gegend wesentlich mehr Nutztiere als Menschen leben. „Wir brauchen 12 Liter Schafmilch, um einen Laib Käse herzustellen“, erklärt Virginie von der ältesten Käsemanufaktur am Ort, Société Roquefort. „Die Produktion fängt

Das malerischge Städtchen Roquefort. Hier können Sie alles über den berühmten Schimmelkäse lernen.

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Weihnachten an und geht dann bis etwa zum 10. Juli.“ Sie zeigt auf die Ritzen in der Felswand, die so genannten fleurine. Sie sorgen für die richtige Belüftung, ohne die es keinen guten Roquefort gibt. „Wir stechen kleine Löcher in den Käse, so dass Sauerstoff daran kommt.“ Allein in diesem Keller hier reifen gerade 23.000 Stück Käse. Drei verschiedene Sorten des Pilzes Penicillium Roqueforti machen drei unterschiedliche Sorten Roquefort. „Der Tempeliers ist kräftiger und cremiger als der einfache Roquefort. Und das hier ist Baragnaudes, ein besonderer Roquefort, der außerhalb Frankreichs nur um die Festtage herum erhältlich ist. Seine Farbe

hat einen zarteren Grünstich, auch der Geschmack ist milder, hallt aber im Abgang länger nach.“ Sie drückt uns ein halbrundes Stück ‚Styropor‘ in die Hand: ein halber Roquefort. Unsere erstaunten Blicke werden mit einem Lachen quittiert: „Wussten Sie, dass man Roquefort gut einfrieren kann? Aber bitte immer in Aluminiumfolie aufbewahren, nicht in Plastik!“ Übrigens: Auch wenn es den Namen Roquefort erst seit dem 17. Jahrhundert gibt, das Schloss des Örtchens wurde schon in einem Text von 76 nach Christus beschrieben.


Sainte Eulalie de Cernon Kaum vorstellbar, aber vor einigen Jahrhunderten war das süße Städtchen Sainte Eulalie de Cernon einer der wichtigsten Orte Südfrankreichs. „Im 12. Jahrhundert war dies das Hauptkwartier der Tempeliers, von hier aus kamen die Befehle“, weiß Sylvia Jeune, während sie uns durch die Kirche der Kreuzritter führt. Sie erzählt von deren Sitten: „Sie kamen acht mal täglich zum Gebet. Sie waren sowohl Mönche als auch Soldaten, aber vor allem Mönche und Bauern.“ Später übernahmen die Hospitaliers das Sagen. Sie waren Mönche, Soldaten und Heiler. Etwa 80 bis 100 dieser Ritter wohnten in der Commanderie, einem kleinen Fort, das im 12. Jahrhundert die reichste und wichtigste Commanderie weit und breit war. Das wunderbar restaurierte Gebäude erinnert den Besucher eindruckvoll an die Größe der Zeit, mit dieser Grandeur ist die Commanderie eine wichtige Sehenswürdigkeit in Sainte Eulalie. Vom Hügel aus, auf dem Weg zu den Vélorails (Draisine), genießen wir noch einen letzten traumhaften Blick über das malerische Städtchen. Mit der Draisine gleiten wir gemächlich über die Schienen. Ende des 19. Jahrhunderts reisten noch Leute über diese Route mit 32 Tunneln und 16 Brücken, später war sie nur noch für Güter gut genug, bis sie schließlich stillgelegt wurde. Überall in Frankreich wird solchen Anlagen heute neues, touristisches Leben eingehaucht. Denn die ebenen Bahndämme sind ideal zum Radfahren für Jung und Alt. Während wir die Orchideen am Wegesrand bewundern, halten wir Ausschau nach Rehen und anderen Wildtieren. Es ist eine sehr entspannte, mal ganz andere Art, sich draußen in der freien Natur zu bewegen, so dass die Endstation bei La Bastide-Pradines viel zu früh in Sicht kommt. Von dort bringt uns eine alte Lokomotive zurück zum Ausgangspunkt. >

Reichtum aus längst vergangenen Zeiten in Sainte Eulalie de Cernon

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Aveyron Tipps & Adressen Unternehmen t Spazieren Sie im malerischen mittelalterlichen Conques mit der beeindruckenden Abteikirche (mit Lichtschau!) und dem Goldschatz Trésor de Sainte Foy. Es gibt Kombitickets mit dem Museum Soulages in Rodez. L’ofice de Tourisme de Conques, Le Bourg, Conques, www.tourisme-conques.fr t Kombinieren Sie eine Draisinen-Fahrt mit einem Besuch des alten TempelierStädtchens Sainte Eulalie de Cernon. Pointe acceuil, Place de la fontaine, www.sainte-eulalie. info Vélorail et train touristique, La Gare, www.surlesrailsdularzac.com Informationen über Draisine-Fahrten: www.velorailsdefrance.com

La Cité de Pierres In der Nähe von Millau war es Mutter Natur höchstpersönlich, die umwerfend schöne Kunstwerke schuf: Die ‚Stadt der Steine‘ in Montpellier-le-vieux, in Frankreich bekannt als La Cité de Pierres. Höhlenforscher Edouard Martel entdeckte die bizarren Formationen 1884. Zwanzig Millionen Jahre zuvor hatte das Meer sich hier zurückgezogen und den Kalkstein der Laune von Wind und Wetter überlassen. Heute staunen wir über unglaubliche Felsformationen mit klingenden Namen wie ‚Narrenkopf‘, ‚Elefant‘ oder ‚Krokodil‘. Über Wanderwege oder mit einem kleinen Besucher-Zug lässt sich diese unwirkliche Landschaft erkunden - grandiose Aussichten garantiert.

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t Die Stadt der Steine: Wandern Sie durch schier unwirkliche Landschaften mit bizarren Felsformationen. La Cité de Pierres, Montpellier-le-Vieux, Lieu dit Le Maubert, www.lacitedepierres. com t Führung rund um das imposante Brückenbauwerk Viaduct de Millau. Aire du Viaduc de Millau, an der A75 bei Millau, www.leviaducdemillau.com t Besuchen Sie das prächtige Museum Soulages. Musée Soulages, Jardin le Foirail, Avenue Victor Hugo,

Rodez, www.museesoulages.rodezagglo.fr Allgemeine Informationen über Rodez: www.rodez-tourisme.fr t Probieren Sie Roquefort dort, wo er herkommt und besichtigen Sie die Höhlen, in denen er reift. Roquefort Societé, 2 Avenue Francis Galtier, Roquefortsur-Soulzon, www.roquefortsociete.com t Erkunden Sie das Festungs-Städtchen Couvertoirade mit einem (Audio-)führer. Service Tourisme, Maire, La Couvertoirade, www.lacouvertoirade.com

Übernachten ☛Hôtel des Causses Unsere Empfehlung für Millau. Die freundlichen finnischen Betreiber Tita und Sammy werden es Ihnen an nichts fehlen lassen. Ab 54 DZ/Nacht. 2 Rue Mathieu Prévot, Millau, www.hoteldescausses.com

☛Hôtel Sainte Foy In diesem stilvollen Hotel reisen Sie in die Vergangenheit. Es liegt gegenüber dr prächtigen Abtei in Conques. Auch das Restaurant ist ausgezeichnet. Ab 97 DZ/ Nacht ohne Frühstück. 12320, Conques, www.hotelsaintefoy.com

☛Hôtel Mercure Cathedrale Komfortables Viersternehotel mitten in Rodez. Das schöne


Art-Deco-Gebäude ist mit venezianischen Fresken verziert. Ab 100 /Nacht ohne Frühstück. 1 Avenue Victor Hugo, Rodez, www.accorhotels.com

☛Hostellerie Fontanges Schönes Hotel-Restaurant mit Schwimmbad mit sehr gutem Essen in der Nähe von Ab 75 DZ/Nacht. Route de Conques, Onet-leChateau, www.hostellerie-fontanges.com

☛Auberge de Cardabelle Authentische Herberge mit moderaten Preisen in einer ehemaligen Schmiede in Sainte Eulalie de Cernon ab 55 DZ/Nacht. Route de la Cavalerie, Sainte Eulalie de Cernon, www.auberge-la-cardabelle.com

☛La Salvetat du Larzac Das gemütliche B&B La Salvetat du Larzac ist eine der vielen Übernachtungsmöglichkeiten in La Couvertoirade. Sie schlafen ein einem Miniaturhaus für 75 pro Nacht. La Salvetat du Larzac, 12230, La Couvertoirade, www.lasalvetatdularzac.fr

Essen & Trinken ☛La Chaleur Nordique Das Hôtel des Causses ist nicht nur für Hotelgäste. Sami serviert wunderbare Feinkost aus der französischen und skandinavischen Küche. 2 rue Mathieu Prévot, Millau, www.hoteldescausses. com/en-gb/Restaurant-LaChaleur-Nordique

☛Le Bonheur est dans le Sud In diesem Ambiente wurden Alt und Neu mit viele Fingerspitzengefühl zusammengeführt. Die Küche serviert Gutes nach regionaler Art. 1 route de Millau, La Cavalerie, www.lebonheurestdanslesud. com

☛Au20 ☛Le Coq de la Place Gemütliches, gut besuchtes Lokal, dessen Küche klassische Kneipengerichte bei weitem übersteigt. 1 Place d’Armes, Rodez, www.tourisme-aveyron.com/nl/ diffusio/restaurants/bistrot-lecoq-de-la-place-rodez_ TFO158085125231

☛Espace Gourmand Bras Hunger nach der Besichtigung des Viaduktes von Millau? Dann bietet das Café im Besucherzentrum allerlei Leckeres aus der Region, darunter den Capucin, eine Art Buchweizenpfannkuchen mit köstlichen Füllungen. Aire du Viaduc de Millau, Millau, www.capucinbras.fr

Olivier Montes und seine Frau schwingen in diesem Bistro à vins liebevoll das Szepter. Kleine, biologische Karte. Drinnen ist es gemütlich, draußen wartet eine wunderbare Terrasse. Le Bourg, La Couvertoirade, / www.tourisme-aveyron.com/fr/ diffusio/restaurants/au-20-lacouvertoirade_ TFO089044450325

Allgemeine Informationen Auf Französich: www.tourisme-aveyron.com Auf Deutsch: http://www.rodez-tourisme.fr/de/ rodez-de/laveyron

Hostellerie Fontanges

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ZEITLOS Sie sind zurück - Mokassins im Winter! Gönnen Sie sich in ein Paar hochwertige Begleiter, an denen Sie jahrelang Freude haben werden - unter Jeans, Rock oder schwarzer Hose. Maje, 285. www.eu.maje.com

Maskentasche Was für eine Süße: ultraweiches Leder, schön und leicht, kompakt und schönes Design. Lanvin, 350. www.lanvin.com

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Samtig weich Dieser luxuriöse Pullover aus reinem Kaschmir lässt sich dank seiner ausgefallenen Jacquard-Streifen vielfältig kombinieren und kann auch ganz lässig zur Chino getragen werden. Der gerippte Strick, hoher Kragen und das Bündchen halten auch bei eisigem Wind wunderbar warm. Kaschmirpullover vonagnès b. 445,00 www.agnesb.eu

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Kuschelig durch den Winter Trotzen Sie der Kälte in dieser wunderbar weichen Strickjacke. Es fühlt sich an, als ob Sie gar nicht erst aufgestanden wären und trotzdem sehen Sie aus wie aus dem Ei gepellt. Comptoir des cotonniers, 225. www.comptoirdescotonniers.com


MUT ZUM MUSTER Karomäntel sind nie so richtig aus unseren Kleiderschränken verschwunden. Doch anstatt eines steifen, mausgrauen Modelles empfehlen wir diese Saison einen geraden Schnitt und auffälliges Muster. Wie beispielweise diesen gefütterten Mantel aus recycelten Materialien und elegantem Karo. A.P.C. HOMME, Karomantel Manteau Pete, 490 www.apc.com

Abwechslung gefällig? Es muss nicht immer eine neue Garderobe sein! Ein klassisches Winteroutfit lässt sich auch ganz einfach aufpeppen. Mit diesem kuscheligen Accessoire von Sandro Paris kommen Sie diesen Winter ganz sicher nicht aus dem Tritt! Der Schal aus purer Woller ist mit seinem dezenten Hahnentrittmuster ein echter Hingucker! Sandro Paris, Wollschal, 108. www.sandro-paris.com

Auf neuen Wegen

Günstig gut Warum teuer, wenn es auch günstiger geht? Das müssen sie sich bei Monoprix gefragt haben. Die günstigen Kaschmirpullover und -schals von Monoprix aus dem guten alten Kaufhaus sind ein goldener Tipp. Monoprix, 89,99. www.monoprix.fr

Schlüpfen Sie dieses Jahr in diese sportlicheleganten Club Sneakers aus Leder und gehen Sie wie auf Wolken. Der Schuh vereint minimalistische Ästhetik, inspiriert vom Brogue-Klassiker mit herrlichem Tragekomfort. Natürlich darf das ikonische Krokodil des Traditionshauses Lacoste nicht fehlen. Lacoste, Chaymon Club Sneakers, 140. www.lacoste.com

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Flanieren

Die Sonne des Südens taucht die Fassanden von Toulose in zartes Rosa. Doch die sanfte Ville Rose hat auch rauhe, eigenwillige Seiten.

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I

m Zentrum von Toulouse stehen fast nur Gebäude aus Backstein. Als in den 1960er Jahren zwei weiße moderne Parkhäuser gebaut wurden, brach die Hölle los. Die funktionale, straffe Architektur stieß auf derart viel Widerstand, dass die Stadtverwaltung beschloss, so etwas nie wieder zu zulassen. Das ist schon ein wenig schade, denn die weißen Spitzen des Victor Hugo Parkhauses heben sich wunderbar ab von den Rottönen der Backsteine. Auch die Form konstrastiert angenehm mit dem geradlinigen Mauerwerk. Zugegeben, vielleicht ist es nur deshalb so hübsch, weil es so selten ist in Toulouse. Im Erdgeschoss des weißen Baus befindet sich eine der drei Markthallen der Stadt. Madame Betty, fromager affineur, bietet hier schon ihr gesamtes Arbeitsleben lang selbstgemachten Käse feil. Wer hier kauft, darf probieren und bekommt nebenbei einen Schnellkurs Gastronomie. Denn zu jedem Käse passt ein bestimmtes Gericht und umgekehrt. Auch wenn in der Markthalle von Toulouse ein paar Essgelegenheiten zu finden sind, eine Foodexperience ist es noch nicht. „Nein, hier machen die Anwohner einfach ihre Einkäufe,“

Vorherige Seite links: Treffpunkt gegenüber des Marché des Carmes, rechts: Die Garonne ist beliebt nach Feierabend. Diese Seite: Sonnenuntergang in Ma Biche sur le Toit. Rechte Seite im Uhrzeigersinn: Spaziergang an der Garonne, der Lebensader der Stadt; Street Art belebt das klassische Stadtbild; moderne Fensterläden; Wo die Einheimischen essen, muss es gut sein.

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erzählt Betty. „Die meisten sind Stammkunden. Aber jetzt genug geredet, Du musst unbedingt diese regionale Spezialität probieren, ein Rocamadour. Der passt sehr gut zu schwarzen Kirschen.“ Rund um die Markthalle hat sich das Viertel im Laufe der Jahre zum Treffpunkt für Foodies entwickelt: der traditionelle Bäcker, der Chocolatier, der Fischhändler, die Kaffeebrennerei und Maison Samaran, das besonders für seine regionale Entenspezialität bekannt ist. Oder wie Madame Samaran selbst sagt: „Nous sommes très canard ici!“.

Herausgeputzt Die ‚graue Maus’ Toulouse hat sich in den vergangenen Jahren zu einer optimistisch gestimmten Ausnahme gemausert. Die Stadt verzeichnet nach Paris das schnellste Wachstum Frankreichs und zählt die meisten Startups und ausländischen Investitionen. Toulouse ist das Silicon Valley Frankreichs mit einer florierenden Luftund Raumfahrtindustrie. Egal, ob beim Spaziergang, beim Kaffee auf der Terrasse oder im Bus, man spürt die positive Energie. Ganz im Geiste dieser Leichtigkeit werden die Fassaden der Innenstadt im Rahmen eines groß angelegten Projektes herausgeputzt. So strahlen die Back> steingebäude, als wären sie erst gestern erbaut


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VOM DÖNERLADEN BIS ZUR KUNSTGALERIE, ALLES MISCHT SICH worden. Das fröhliche Herz der Stadt schlägt unter anderem auf der Place Saint-Georges, dem Wohnzimmer von Toulouse. Hier trifft man sich zum Flanieren, auf einen Kaffee, zum Mittagessen oder um gemeinsam den Feierabend einzuläuten mit einem Glas Rosé aus Occitanie. Dieser gemütliche Platz war im Mittelalter der Grand Place der Stadt. So angenehm, wie er heute ist, so schwarz ist seine Geschichte. Der Ort erinnert an den ‚Fall Jean Calas‘, einem berühmten Gerichtsprozess auf dem Weg zur Religionsfreiheit. Der Sohn des Protestanten Jean hatte sich das Leben genommen und hätte somit nicht auf dem Friedhof beerdigt werden dürfen. Jean empfand das als Schande, deshalb zeigte er den Tod als Mord an. Die Richter verurteilten Jean selbst als Mörder; er wurde auf dem Platz gerädert. Sein Name wurde Diese Seite: Ein Stadt palast beherbergt die nachträglich geläutert, unter anderem dank des Fondation Bemberg; Einsatzes von Voltaire.

Madamme Betty verkauft schon ihr Leben lang Käse auf dem Markt; bei schönem Wetter verwandelt sich der Park in einen Stadtstrand. Rechte Seite: Essen oder Kaffee trinken unter den Arkaden am Place de Capitole.

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Hipster & IT-Nerds Streifzüge durch die Innenstadt führen von großen Einkaufsstraßen im ehrwürdigen Haussmann-Stil bis zu schmalen verschlungenen Gassen mit dichtgedrängten Häusern. Zwischen dem allgegenwärtigen Backstein blinken Zeichen

moderner Zeiten auf: hier ein Fensterladen aus Edelstahl, dort futuristische Street Art. Manche Städte wirken langweilig ohne moderne Gebäude, nicht so Toulouse. Hier geht es von unscheinbaren Arbeiterhäuschen bis zum mächtigen Kapitol, dem Stadthaus aus dem 18. Jahrhundert und unbestrittenen Blickfänger am großen Place du Capitole. Am anderen Ufer der Garonne liegt Saint-Cyprien. Das Arbeiterviertel hatte lange Zeit Ecken mit zweifelhaftem Ruf. Heute mischen sich neue Bewohner unter die Alteingesessenen. Die rauhe, eigenwillige Atmosphäre von Saint-Cyprien gefällt Kreatieven wie IT-Nerds, Studenten und Hipsters. Hier stehen keine Stadtpaläste aus der Rennaissance, hier ist alles in menschlichem Maß erbaut. Das Viertel lacht förmlich, vom biologischen Käseladen und dem Afro-Frisör bis zum Döner-Imbiss und der Kunstgalerie: Alles mischt sich wie von selbst. Abends pulsiert SaintCyprien rund um den Place de l’Estrapade. Die wichtigste Sehenswürdigkeit am Rive Gauche, dem linken Ufer, wie das Viertel auch genannt wird, ist Les Abattoirs, ein Museum für moderne Kunst im ehemaligen Schlachthaus. Neben Wechsel > ausstellungen wie zum Beispiel vom Pop Art-


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HARTE ARBEIT UND DAS LEBEN GENIESSEN GEHEN HIER HAND IN HAND Künstler Peter Saul, zeigt es Werke von unter anderen Jean Dubuffet, Karel Appel sowie Robert Filliou.

Mehr als romantisch

Diese Seite: Alt und modern: das Musée des Augustins Rechte Seite: Place St Georges, das Wohnzimmer der Stadt.

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Nach einem Besuch des Museums Les Abattoirs lockt ein schöner Spaziergang zurück in die Innenstadt. Ein Fußweg führt direkt am Wasser der Garonne entlang. Früher wurde Saint-Cyprien regelmäßig von Überschwemmungen heimgesucht. Heute ist der Fluß gezähmt, seine Ufer sind nun ein Stadtpark, der einlädt zum Flanieren, Radfahren, Ausspannen oder Abkühlen an warmen Sommertagen. Die Brücke mit den metallenen Bögen führt zum Place Saint-Pierre mit besonders bei den 100.000 Studenten der Stadt beliebten Bars wie Chez Tonton, Le Bar Basque und La Couleur de la Culotte. Noch beliebter als die Terrassen sind die Treppen zur Garonne - ein idealer Platz, um mit einem Gläschen in der Hand zu beobachten, wie

die Sonne langsam hinter der Silouhette von SaintCyprien verschwindet. Mehr als romantisch. Schmale Gassen führen dann wie von selbst zurück ins Zentrum, wo die wichtigsten Sehenswürdig keiten allesamt in Fußnähe liegen. Wer möchte, kann den kostenlosen Elektrobus nutzen. Wer lieber zu Fuß unterwegs ist, findet immer wieder eine hübsche Ecke, um auszuruhen: von legendären Adressen wie Le Florida am Kapitol bis zur Crèmerie des Biquettes an dem kleinen Platz in Saint-Cyprien. Den schönsten Sonnenuntergang mit Abendessen bietet die oberste Etage von Les Galeries Lafayette. Dort empfängt Bar Restaurant Ma Biche sur le Toit die hippe Szene in einer Bar im Stil der 70er und 80er Jahre. Die großartige Dachterrasse gewährt in alle Richtungen freien Blick auf die Stadt, die in der orangefarbenen Abendglut badet. Hier auf dem Dach macht Toulouse seinem Beinamen alle Ehre: harte Arbeit und das Leben genießen gehen hier


Hand in Hand. Oder wie es die Bewohner sagen: Wir machen gute Flugzeuge und guten Wein! Es ist nicht schwer, Toulouse zu mögen. Deshalb ist es eigentlich seltsam, dass die Stadt nicht weiter oben auf der Liste für Städtereisen rangiert. Im Zentrum lässt es sich wunderbar umherstreifen. Vom Kapitol zum Couvent des Jacobins, über die Brücke nach Saint-Cyprien und wieder zurück, um die Kathedrale zu besichtigen oder das Viertel mit den vielen Vintage-Lädchen zu durchstöbern. Schnell sind einem die Straßen und Plätze vertraut. Mühelos finden sich die Lieblings-Adressen für den morgendlichen Kaffee und Croissant oder den Aperitif am Spätnachmittag. Auch eine Radtour am berühmten Canal du Midi bietet sich an. Er gehört zum Unesco Weltkulturerbe und brachte der Stadt im 19. Jahrhundert Handel und Wohlstand. Dieser Reichtum spiegelt sich heute noch in den verschiedenen Stadtpalästen wie Hôtel d’Assézat, heute ein Museum. Nein, es ist kein Louvre. Aber dank des Kunstsammlers Georges Bemberg hängen hier doch Dufy, Picasso en Renoir beieinander. Auch sehenswert ist der Saal mit Werken von Bonnard. Doch das Schönste an diesem Museumsbesuch wird die Entdeckung eines Künstlers sein,

der einem vermutlich nie zuvor aufgefallen war. Im Hôtel d’Asséza tritt Albert Marquet aus dem Schatten seiner bekannteren Freunde Matisse, Braque und Derain. Sein Gemälde des Freilufttheaters in Algier ist prachtvoll. Es ist zugleich frivol und tragisch, als habe er 1942 schon gewusst, wie die Geschichte verlaufen würde. Für den krönenden Abschluss eines ToulouseBesuches ist die Auswahl groß. Ganz oben steht zum Beispiel die No 5 Wine Bar. Schön, dass sie schon zwei Mal zur besten Weinbar der Welt ernannt wurde, aber noch schöner sind die angenehm entspannte Atmosphäre und das vortreffliche Essen, dass Chefköchin Anne Cabrol auf den Tisch zaubert. Natürlich begleitet von den besten Weinen, die ihr Mann Thomas sorgsam ausgewählt hat. Die Bar passt perfekt zu der fröhlich-frechen Offenheit der Stadt. Zwei Gäste stutzen, als Thomas ihnen Rotwein zum Fisch serviert. Doch ihr Zögern schmilzt mit Thomas' Leidenschaft dahin: „Fisch. Rotwein. Selbst verständlich! La vie est belle.”

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TEXT UND FOTOS HANS AVONTUUR

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Beliebt: Die Markthalle Victor Hugo; Chefkoch Thomas reibt Trüffel in der No 5 Wine Bar; Essen in der No 5 Wine Bar.

Tipps & Adressen ÜBERNACHTEN

☛ Grand Hôtel de l’Opéra Ein Glück, es gibt sie noch! Die rundum klassischen Hotels mit rotem Teppich, Samtgardinen und vielen Spiegeln. Eine Reihe moderner Kunstwerke erinnert den Gast daran, dass er sich doch im 21. Jahrhundert befindet. Großer Pluspunkt: Die Lage mitten in der Stadt. Doppelzimmer ab 129. 1, place du Capitol, +33 (0) 561214000, www.grand-hotel-opera.com

☛ Le Grand Balcon Stilvolles Retro-Hotel in einer ehemaligen Pilotenunterkunft. Ein Zimmer ist voll und ganz dem französischen Pionier Antoine de Saint-Exupéry gewidmet, der hier gewohnt hat. Angeblich hat er hier sogar das berühmte Buch ‚Der Kleine Prinz‘ geschrieben. Nur einen Steinwurf entfernt von der Place du Capitole. Doppelzimmer ab 110. 8-10, rue Romiguières, +33 (0)534254409, www.grandbalconhotel.com

☛ Hôtel des Arts Herrliches Hotel mit zwölf Zimmern in einem hübschen Backstein-Gebäude. Der Eingangsbereich ist eine Kunstgalerie und in jedem Zimmer hängen besondere Kunstwerke. Die Place Saint-Georges, das Wohnzimmer von Toulouse, liegt um die Ecke. Doppelzimmer ab 80. 1bis, rue Cantegril, +33 (0) 561233621, www.hoteldesartstoulouse.fr

Stadt führt. Die Menükarte ist eine Mischung aus französischer und internationaler Küche. Bei der wunderbaren Aussicht lässt es sich hier nach dem Essen noch lange aushalten. 4-8, rue du Lieutenant Colonel Pélissier, +33 (0) 531615619, www.mabichesurletoit.com

☛ Luft- und Raumfahrt ☛ La Gourmandine Eine gute Adresse fürs Mittagessen gegenüber der Markthalle Victor Hugo, mitten im kulinarischen Viertel der Stadt. Das Tagesmenü ist immer gut und lecker. Schön sind auch die Gerichte zum Teilen wie Lachs Tataki, Mini-Baguettes mit Pata Negra Schinken vom Markt oder ein Camenbert rôti mit Thymian und Lorbeer. 17, place Victor Hugo, +33 (0) 561227884, www.la-gourmandine.fr

☛ No 5 Wine Bar Anne en Thomas Cabrol kombineren hier Weinverköstigung mit einem Dinner aus verschiedenen kleinen Häppchen. Wirklich die beste Art, vortrefflichen Wein mit dem passenden Gericht zusammen zu bringen. Ein tolles, bereits mehrfach gekröntes Konzept! 5, rue de la Bourse, +33 (0) 561384451, www.n5winebar.com

Nicht im Zentrum, aber angebunden an den ÖPNV liegen mehrere Sehenswürdigkeiten zum Thema Luft- und Raumfahrt, der wichtigsten Industrie in Toulouse. Im Aeroscopia Museum sind legendäre Flugzeuge wie die Concorde zu bestaunen. Vor einem Jahr hat l’Envol des Pionniers eröffnet. Hier geht es auf eine Reise durch die Geschichte der Luftfahrt. Wer alles über die Europäische Raumfahrt wissen möchte, muss zur Cité de l’Espace. www.musee-aeroscopia.fr www.lenvol-des-pionniers.com www.cite-espace.com

☛ Halle de la Machine Hier ‚leben‘ die Geschöpfe von François Delaroziere: riesige bewegende Figuren fürs Straßentheater (auch in Nantes zu sehen, s. S. 54). Als der Minotaurus zum ersten Mal durch Toulouse lief, kamen fast eine Million Menschen zu dem Spektakel. www.halledelamachine.fr

☛ Bar Basque Schönes Wetter und ein Bier in diesem Garten - besser geht es nicht. Hier trifft sich das junge Toulouse. Mit etwas Glück packt ein Straßenmusikant vor der Tür seine Gitarre aus. 7, Place Saint-Pierre.

ESSEN UND TRINKEN

☛ Ma Biche sur le toit

UNTERNEHMEN

Trendy Rooftop Bar-Restaurant unter der Leitung von Michelin-Chefkoch Michel Sarran, der ein Zwei-Sterne-Restaurant in der

☛ kulinarischer Spaziergang

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Führer, der die Verkäufer und deren Produkte kennt. Die Geschichten passen zum Käse, den Enten, Weinen, Schinken und biologischen Gemüse. Natürlich darf man viel probieren. www.tasteoftoulouse.com

Ein Besuch des Marktes Victor Hugo oder Carmes ist wesentlich schöner mit einem

INFORMATION www.toulouse-tourisme.com www.tourisme-occitanie.com www.france.fr


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Die Stadt Auch, DAS HERZ DER GASCOGNE Wunderbarer Urlaub zwischen Stadt, Land und Fluss im Heryen der Gascogne.

PAYS D’ART ET D’HISTOIRE Die Stadt trägt das offizielle Prädikat „Pays d’art et d’histoire“, hier kommen auch Liebhaber von Kunst und Geschichte zu ihrem Recht. Damit braucht sich Auch nicht hinter seinen bekannten Nachbarn zu verstecken. Das

RUNDUM GENIESSEN Die Ufer des Flüsschens Gers und die grüne Umgebung locken Naturfreunde und sportliche Besucher. Spazieren Sie zudem durch Lavardens, eines der hübschesten Dörfer Frankreichs oder stromern Sie mit dem Auto durch die Heimat von d’Artagnan. Wandern durch Dörfer mit blühendem Grün, vorbei an Bauernhäusern und Weinbergen. Freizeitspaß genug: Quad, e-Scooter, Hochseilgarten, Radfahren, Badesee CastéraVerduzan… Genießen Sie auf den Märkten und in den Restaurants Frisches aus der Region wie das Porc-Gascon-Schwein, die Weine der Côte de Gascogne, Floc de Gascogne und andere Armagnacs aus dieser Gegend!

© MAIRIE AUCH

Städtchen Auch, die wunderschöne Überraschung unter den 40 Großen Stätten Okzitaniens (40 Grands Sites d’Occitanie)!

AUCH-TOURISME.COM

Der Wow-Effekt kommt garantiert, sobald der Blick auf die Kathedrale von Sainte-Marie d’Auch fällt. Weltkulturerbe, also besuchen Sie dieses Juwel! Es überrascht jeden und „zwingt“ zum ungeplanten Zwischenstopp. Zurecht, denn die historische Hauptstadt der Gascogne, Auch, hat mehr zu bieten: die typischen steilen Treppengasse (Pousterles), die zweitgrößte präkolumbianische Sammlung Frankreichs im Musée des Amériques; ebenso ist Auch bekannt als Zirkushochburg und für sein Herbstfestival und das Flamme de l’Armagnac-Festival.


© MARC ALFIERI

„Alle wollen von Südfrankreich träumen – und ich zerstöre Träume“

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Christine Cazon (1962) ist Krimiautorin und lebt seit 2005 in Frankreich: Erst in den Bergen auf einem abgelegenen Biobauernhof. Verliebt, verlobt, verheiratet. Später führte sie eine kleine Herberge auf dem Land. Krankheit, Tod und Trauer - 2010 Neubeginn in Cannes. Hier spielen ihre Romane mit Kommissar Duval.

ind Sie eine Aussteigerin? Nachdenkliche Stille, bevor Christine Cazon antwortet: „Ja. Nein. Ich bin für ein Jahr weggegangen und dann geblieben. Ich war 40, hatte eine Krise und diesen alten ungelebten Traum, ein Jahr in Frankreich zu verbringen. Da habe ich mir gesagt: „Ich mache das jetzt!“ und bin auf diesem winzigen Bauernhof gelandet; eine völlig andere Welt, sehr fremd und schwierig. So gesehen bin ich ausgestiegen. Ich bin eher zufällig reingestolpert, als bewußt ausgestiegen.“ Und jetzt leben Sie im südfranzösischen Dauer-Sommer und tragen immer zwei Brillen wie auf diesem Foto? Die Autorin lacht: „Ja, hier in Cannes trägt man tatsächlich ganzjährig eine Sonnenbrille. Naja, und die andere Brille brauche ich nun einmal. Es stimmt, es ist hier wirklich schön, die Sonne, das Meer… aber auch in Cannes gibt es ein ganz normales Leben! In Frankreich habe ich zwei Schocks durchgemacht. Erst kam ich aus der intellektuellen, etwas snobistischen Welt in Köln in ein kleines Bergdorf. Dinge, denen ich jahrzehntelang hinterher gerannt war, waren da oben überhaupt nicht wichtig! Es war egal, wie ich angezogen war. Ganz andere Werte zählten: Aufrichtigkeit, Offenheit. Als ich dann nach Cannes ging, dachte ich,

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dass ich das als Stadtkind kann. Aber es war wieder ein Schock, die extreme Glitzerwelt da. Der Anfang in Cannes war schwierig.“ Da kam Komissar Duval gerade richtig. Er nahm Sie mit auf die dunkle Seite jenseits der Glitzerwelt der Cote d’Azur. „Der Auftrag, eine Krimireihe zu schreiben, war der ideale Weg, mich ganz auf Cannes einzulassen, die Stadt für mich selbst zu erobern. Vorurteilsfrei, denke ich. Mein Blick auf Cannes ist eher der auf die normalen Leute. Es sind parallele Welten, das alte Fischerdorf und der Luxustourismus, der hier schon im 19. Jahrhundert aufkam, als Adelige den Ort entdeckten. Und wo Luxus ist, ist auch Neid, Missgunst, und Korruption. Die dunkle Seite zu erzählen, war mir wichtig. Manchmal könnte ich meine Freunde in Deutschland schütteln und rufen „Mann, das Leben ist hier ganz normal!“ Aber das will ja keiner hören! Alle wollen von Südfrankreich träumen – und ich zerstöre Träume.“ Seit 2014 haben Sie jedes Jahr ein Buch geschrieben. Überspitzt gefragt, kann man denn so hart arbeiten in Südfrankreich? „Ich habe aus Deutschland eine klassische Arbeitshaltung mitgebracht: effizient, gut organisiert, perfektionistisch. In den vergangenen Jahren habe ich viel dazu gelernt. Das soziale Leben ist hier viel wichtiger, als das Arbeitsleben.

Wenn ich hier sage: „Ich muss jetzt arbeiten“, dann wird das nicht immer verstanden. Und ich habe in der Auseinandersetzung mit dem anderen Leben in einem anderen Land mich selbst gefunden. Es hat mir grundsätzlich gut getan, in einem Land zu leben, das langsamer getaktet ist und in dem Vieles nicht so perfekt organisiert ist. Also sind Sie doch eine Aussteigerin? „Ich bin es geworden, ganz langsam. Ich merke, wenn ich Besuch aus Deutschland bekomme, dass ich nicht mehr so ‚deutsch‘ bin. Gleichzeitig bin ich auch keine Französin. Ich stecke mittendrin – und bin auch doppelt empfindlich, wenn jemand Frankreich oder auch Deutschland kritisiert. Sie sind eine Frankreich-Botschafterin, mit allen Sinnen vor Ort. Worauf kann sich der Leser freuen in ihren Kolumnen? Alltagsgeschichten! Dinge, die ich hier lebe und erlebe – mit der Gelassenheit und dem Mut, loszulassen, zu genießen, unperfekt sein zu dürfen. Kritisch, aber liebevoll. Mehr über Christiane Dreher, alias Christine Cazon http://aufildesmots.biz/ueber-mich/ Mehr über die Krimis von Christine Cazon https://meinfrankreich.com/krimi _ frankreich/


CHRISTINE CAZON Christine Cazon, alias Christiane Dreher, ist Krimiautorin und Wahlfranzösin. Zusammen mit ihrer Romanfigur Kommissar Duval erlebt sie Cannes sowohl vor als auch hinter den Kulissen der südfranzösischen Glitzerwelt.

Es begann mit einer Suppenschüssel Ich sah sie und war schockverliebt. Die musste ich haben! Eine Suppenschüssel. Nichts Besonderes eigentlich, ein schlichtes Gebrauchsobjekt aus dem Beginn des letzten Jahrhunderts. Es gibt aufwändigere Formen und Verzierungen und doch bin ich dieser schnörkellosen Soupière mit diesem nostalgischen rosagrau-blauen Nelkenmuster erlegen. Stolz und gerührt verließ ich den Trödelladen, Brocante, wie sie hier heißen, mit einem großen Paket unter dem Arm. War ich eigentlich verrückt geworden? Was sollte ich mit einer Suppenschüssel und vier Tellern, wovon außerdem einer einen Sprung hatte?! Ich war mit dem Rucksack unterwegs! Für ein Jahr! Und bei meinem allerersten Besuch in einem Trödelladen kaufe ich eine Suppenschüssel! Ich esse nicht einmal gern Suppe! Abends zeigte ich meinen Schatz auf dem Hof. „Ich habe keine Ahnung, wie ich das je im Rucksack nach Hause kriegen soll“, sagte ich zu Anne, „aber ich musste das kaufen!“ Anne lächelte. „Le cœur a ses raisons que la raison ne connaît point“, sagte sie. „Es ist vielleicht ein Zeichen, dass du hierbleiben wirst.“ „Ach was“, wehrte ich ab und stellte die Suppenschüssel auf das Regal neben meinem Bett. Le cœur a ses raisons wiederholte ich den Gedanken von Blaise Pascal. Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht versteht. Hat mich nicht genau dieser Satz bis hierhergeführt? Eine Auszeit in Frankreich wollte ich machen und auf einem Bauernhof in den Alpen Südfrankreichs war ich gelandet. Mein Herz hatte sich dafür entschieden, obwohl ich nicht einmal ein Foto vom Hof gesehen hatte. Dann aber war es ein Schock, denn so einen kleinen und, in meinen großstädtischen und designverwöhnten Augen, ärmlichen und schlampigen Hof, so abgelegen, so alternativ und im besten Sinne an ein Freilichtmuseum erinnernd, hatte ich mir nicht vorgestellt. Dabei war es genau dieses ländliche Frankreich, wie ich es aus Filmen kannte und liebte, das mich so angezogen hat. Und nun war ich mittendrin. Wir saßen zahlreich am schweren Holztisch, alle sprachen durcheinander, es wurde gelacht, getrunken und gegessen. Viel gegessen! Die Hühner gackerten im Hof, die Enten und Gänse spazierten frei über die Wiese, es gab Hunde und Katzen, Kühe und Kälbchen und ein fettes Schwein. Wie fremd alles war. Fremde Sprache, fremdes Miteinander,

fremde Gerüche, fremder Geschmack. Ich war angezogen und abgestoßen zugleich, staunte, sah, hörte zu und versuchte, mich einzufinden. Ich verstand so wenig und ich konnte noch viel weniger sagen. Stellte man mir eine Frage, stotterte ich hilflos herum. Ein paar Tage bleibe ich, dachte ich anfangs, nur bis ich weiß, wo ich stattdessen hingehen könnte. In der Zwischenzeit kletterte ich auf Bäume, um Kirschen zu pflücken, erntete ich im Garten Bohnen, Erbsen und Zucchini. Ich riss auf dem Feld wucherndes Unkraut heraus und ich half im Stall beim Melken und in der Fromagerie beim Käsemachen. Ich spielte mit kleinen Mädchen Fangen und Verstecken und putzte ihnen die Nase. Die Zeit verging, es wurde Herbst und ich war immer noch da. Ihre warmherzige Art, mit der sie mich selbstverständlich aufgenommen hatten, ohne mich zu kennen, war so wohltuend, dass ich mich trotz aller Fremdheit geborgen fühlte. Und ich genoss die Sonne und die Wärme des Südens. Noch im November aßen wir draußen auf der Veranda und die Sonne schien mir warm auf den Rücken. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass es kalt werden würde. Wir waren doch in Südfrankreich! Aber dann wurde es Winter und es begann zu schneien. Das Leben wurde richtig anstrengend: Schnee schippen, Holz holen und Feuer machen, und trotzdem jeden Tag hinausgehen, die Tiere füttern, die Kühe melken und den Käse machen. In den langen Nächten habe ich so gefroren, wie noch nie in meinem Leben. Ich, die Deutsche, die aus dem Norden kam, fror im südfranzösischen Winter. Sie lachten verständnislos. Als ich dachte, jetzt kann ich nicht mehr, kam das Frühjahr. Noch nie war ich so nah dran gewesen am Wetter, an der Natur und ihren täglichen Veränderungen. Ich sah, wie das Grün explodierte, die Krokusse und die ersten Schlüsselblümchen auf den Wiesen wuchsen, lauschte dem Vogelzwitschern und dem Kuckuck, der ununterbrochen rief. Wie übermütig die Kühe auf der Weide sprangen, als sie erstmals wieder hinaus durften! Und auch mein Herz pochte stark. Ich hatte mich verliebt. In diese Menschen, in die Natur, in die Berge und den Himmel, in all das Fremde, das ich zu verstehen begann. Plötzlich war das Jahr um und ich wollte nicht mehr weg. Also blieb ich. Gegen alle Vernunft, gegen Sinn und Verstand. Und die Suppenschüssel habe ich auch immer noch.

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PORTRÄT CHRISTINE MARC ALFIERI

Anne lächelte. „Le cœur a ses raisons que la raison ne connaît point“, sagte sie. „Es ist vielleicht ein Zeichen, dass du hierbleiben wirst.“ „Ach was”, wehrte ich ab.

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Frankreichs historische Wiege

In Frankreich wimmelt es von Schlössern, aber an den beeindruckenden Riesen in der prächtigen Picardie können sich nur Wenige messen. Eine Rundreise entlang der allerschönsten Châteaus etwas nördlich von Paris.

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Picardie

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icardie - selbst viele Frankreich-Freunde wissen nicht genau, wo das liegt. Ganz anders zu Beginn des 17. Jahrhunderts; damals war diese Gegend im Nordwesten des Landes nicht nur das politische Machtzentrum Frankreichs, sondern zeitweise sogar von ganz Europa - wenn Napoleon zwischen den Feldzügen dort wohnte. Heute bildet die Picardie zusammen mit Nord-Pasde-Calais die neue Region Hauts-de-France. Hier, in den größten Laubwäldern des Landes, liegen reihenweise prächtige Schlösser. Und zwar nicht die Kleinen, wie sie überall in Frankreich zu finden sind, sondern königliche Paläste mit unzähligen Zimmern und ausgestreckten Schlossgärten.

Bekannt aus dem Fernsehen

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Kaum eine Autostunde von Paris entfernt beginnen wir unsere Reise noch eher schlicht: mit einem Mittagessen in Saint-Jean-aux-Bois. Wie der Name schon verrät, liegt das hübsche Dorf mitten in den riesigen Wäldern von Compiègne. Im Dorf herrscht eine angenehme Atmosphäre und in der historischen Gaststätte L´Auberge à la Bonne Idée genießen wir ein fantastisches Mahl mit einem so originellen wie schmackhaften Dessert: ein Waldbeeren-Sorbet mit Weißwein-Essig und Trockenfrüchten. Damit ganz auf Frankreich eingestimmt, sind wir bereit, das erste Schloss zu besichtigen. Es ist bekannt aus dem Fernsehen. Château de Pierrefonds sieht aus wie aus einem Märchen. Hier wurde die beliebte BBC-Serie ‚Merlin’ gedreht. Fans werden hier mit Freude vieles wiedererkennen. Pierrefonds wurde Ende des 14. Jahrhunderts von Ludwig von Orléans gebaut, aber es war eine Ruine, als Napoleon III den Auftrag gab, das mittelalterliche Schloss wieder aufzubauen. Heute thront es mit seinen Zinnen über dem sehenswürdigen Städtchen mit demselben Namen. Tief beeindruckt begeben wir uns zu unserem Halt für die Nacht: Villa du Châtelet. Das Bed & Breakfast wird von Madame Alix de Lausanne und ihrer Familie betrieben. Die sympathische Gastgeberin hat das charaktervolle Haus geschmackvoll eingerichtet. Sie organisiert häufig Kulturabende und kocht fantastisch. „Wusstest du, dass du hier in der Wiege Frankreichs unterwegs bist? Frankreich wurde in diesem Landstrich geboren und hier wurden historische Entscheidungen gefällt,“ erzählt sie, >

Eröffnungsseiten: Château Pierrefonds ragt imposant über den Wald hinaus. Diese Seite: Palais de Compiègne. Links, im Uhrzeigersinn: Pierrefonds ein gemütliches Dorf mit vielen kleinen Läden; Wegweiser im Wald von Picardie; Madame Alix de Luzanne, betreibt das B&B Villa du Châtelet; einer der üppig dekorierten Säle im Palais de Compiègne.

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während sie ein köstliches Austern-Sorbet serviert. Damit zielt sie auf den Waffenstillstand 1918, der hier zum Ende des Ersten Weltkrieges in einem Bahnwaggon unterzeichnet wurde. Der Waggon steht heute in einem Museum in der Nähe, das wir am folgenden Tag besuchen. Madame Alix de Lausanne suggeriert, dass sich die reiche Geschichte des Landes größtenteils in dieser Region abgespielt hat. Das Gefühl bestätigt sich, als wir den Palais de Compiègne besichtigen. Erbaut von Ludwig IV., großzügig eingerichtet von Napoleon I. und schliesslich von Napoleon III. zu einem der prestigeträchtigsten Schlösser des Landes erweitert, ist es unmöglich, diesen imposanten Riesen in ein paar Zeilen zu beschreiben. Der Palast hat 1300 Zimmer; nur die Gardinen zu restaurieren, dauerte fünf Jahre. Wenn man bedenkt, dass Marie Antoinette, die Ehefrau von Ludwig XVI. und Königin von Frankreich, hier persönlich durch die Flure gegangen ist, überfällt den Besucher unwillkürlich ein historischer Schauer. Ohne zu übertreiben, können wir behaupten, dass Compiègne alle anderen Schlösser unserer Rundreise verblassen lässt. Wir genießen ein gutes Mittagessen im gemütlichen Salon de thé du jardin des Roses. Das Gebäck ist fast genauso beeindruckend wie das Schloss - besonders der Kuchen mit Kurkuma ist zu empfehlen.

Der köstlichste ‚Arme Ritter‘ aller Zeiten Dass die Picardie häufig Schauplatz der Geschichte war, zeigt sich noch deutlicher auf dem Weg Richtung Meer. Im schönen Örtchen Saint-Valerysur-Somme spazieren wir über den herrlichen Boulevard am Strand. Von hier aus ist Wilhelm der Eroberer mit seinen Schiffen zur Schlacht bei Hastings 1066 ausgelaufen und Jeanne d´Arc wurde hier 1436 gefangen gehalten - wir fühlen uns, als wären wir in einem Geschichtsbuch gelandet. Im hübschen Château du Romerel bekommen wir zum Frühstück die besten ‚Armen Ritter‘ aller Zeiten vorgesetzt. Dies ist kein Schloss im herkömmlichen Sinne, sondern ein angenehmes Hotel, in dem die Köche frangipane (Marzipan) für eine Luxusvariante von pain perdu (‚verlorenes Brot‘, wie ‚Armer Ritter‘ auf Französisch heißt) verwenden. Das ist wahrlich eine gute Grundlage, um den Rest des Tages die Küste der Picardie auszukundschaften. Der schier unendliche Strand von Cayeux-sur-Mer mit >

Interieur von Château d‘Auvillers; Rechts: Gasse in Saint-Jeanaux-Bois.

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Das malerische Dorf Saint-Jean-auxBois liegt, wie der Name verrät, mitten in den ausgedehnten Wäldern von Compiègne. FRANKREICH MAGAZIN

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Picardie

seinen eigenwilligen Strandhäuschen ist eine Lust für das Auge, genau wie die mehr als 600 unglaublich schönen Häuser aus der Belle Époque im eleganten Mers-les-Bains. Alles erinnert uns hier an die Bretagne und die Normandie - aber mit vielen Extras. Eigenartig, dass diese französische Perle in Deutschland eher unbekannt ist - es gibt hier so viel zu sehen und zu erleben. Und dann haben wir noch nicht einmal das Pferdeparadies Château de Chantilly gesehen…

Kunstschätze im Pferdeparadies Unterwegs schauen wir uns erst noch das charmante und gepflegte mittelalterliche Château de Rambures an, aber verglichen mit dem Château de Chantilly wirkt es wie ein kleines Nebengebäude. Das Schloss von Chantilly lässt sich wie das von Compiègne nicht mit wenigen Worten beschreiben. Man muss es selbst sehen und erleben, besonders, wenn man Kunst liebt. Das Schloss hat die größte Kunst- und Buchsammlung nach dem Louvre. Auch für Pferdeliebhaber ist das hier der Himmel auf Erden. In den Grandes Écuries (die großen Ställe) befindet sich das Pferdemuseum, wo regelmäßig Dressur-Schaus gezeigt werden. Einer der reichsten Menschen der Welt, Aga Khan aus dem Iran, hat hier seine Rennpferde untergebracht. Jedes der Tiere kann in Gold aufgewogen werden. Er hat auch den Löwenanteil der Renovierung des spannenden Schlosses finanziert. Es dauert schon ein paar Stunden, das Schloss vollständig zu erkunden. Es kostet einige Energie,diese großen Schlösser zu besuchen. Dementsprechend entspannend ist es, die Nacht im geräumigen Château d´Auvillers, das seit einigen Jahren das B&B der schwedischen Anna und ihres französischen Partners Christian Nicolas beherbergt. Das rührige Paar hat reichlich Erfahrung in der Gastronomie und betreibt zudem einen Delikatessengeschäft in Chantilly. „Heute Abend gibt es echtes Picard (eine französische Tiefkühlmarke der besseren Sorte, Red.)“, lacht Christian, als wir das herrliche Abendessen mit Tarte Tartin abschliessen, serviert mit perfekt geschlagener Crème chantilly.

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TEXT EVELYN PESIKAN FOTOS PÄR OLSSON

Im Uhrzeigersinn: Belle Époque-Dorf Mers-les-Bains; die mittelalterlichen Mauern des Château de Rambures; Pracht und Prunk im Château de Chantilly; Schloss Chantilly ist ein Paradies für Pferdeliebhaber. Diese Seite: Chateau de Chantilly, eines der bekanntesten Schösser Frankreichs.

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Picardië

Tipps & Adressen Übernachten

Sehen und erleben

☛ La Villa du Châtelet

☛ Besuchen Sie so viele Schlösser wie

Luxuriöse Chambres d’hôtes in einer auffallend schönen Villa. Das Essen ist ausgezeichnet. Ab 60 pro Nacht, mit Frühstück. 17 rue de l’Aigle, Choisy-au-Bac. www.villaduchatelet.com

möglich, aber diese müssen dabei sein:

Château de Pierrefonds www.chateau-pierrefonds.fr

Château de Rambures www.chateau-rambures-picardie.fr

Château de Compiègne chateaudecompiegne.fr

☛ Château du Romerel

Château de Chantilly

Ein schlichtes Schloss, aber ein wunderschönes Hotel. Allein das Frühstück ist schon eine Übernachtung wert. Samstags gibt es die Möglichkeit zum Abendessen. Ab 150 pro Nacht, mit Frühstück. 15 quai du Romerel, Saint-Valery-sur-Somme. www.chateauduromerel.com

www.domainedechantilly.fr https://de.france.fr/de/nordfrankreich/artikel/ chateau-chantilly

☛ Auberge du Jeu de Paume

☛ Verpassen Sie auf keinen Fall die

Diese alles andere als bescheidene Herberge ist eine Fünf-Sterne-Unterkunft direkt neben dem Schloss von van Chantilly. Vanaf 306 per nacht. 4 rue du Connétable, Chantilly. www.aubergedujeudepaumechantilly.fr

einzigartigen Villen von Anfang des 20.

☛ Château d´Auvillers Ebenfalls in der Nähe von Chantilly: eine gute kostengünstigere Alternative zur Auberge du Jeu de Paume. Ab 135 pro Nacht mit Frühstück. 115 rue de la Ferme, Neuilly-sous-Clermont. www.chateau-auvillers.com

Essen ☛ Auberge de la Bonne Idée im Von oben nach unten: Anna und Christian Nicolas von Château d‘Auvillers; Pierrefonds; das köstliche Gebäck im Salon de Thé du Jardin des Roses. Links: Luxus-B&B La Villa du Châtelet.

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charmanten Saint-Jean-aux-Bois ist sicher einen Umweg wert. 3 rue des Meuniers. www.a-la-bonne-idee.fr

☛ Salon de thé du jardin des Roses in Compiègne garantiert Gaumenfreude zu Mittag oder bei Kaffee und Kuchen. Place du Général de Gaulle, Compiègne. www.comptoirbvh.com

☛ Genießen Sie die prächtige vielseitige Natur: Die Picardie bietet einen ansprechenden Mix aus Wald und Küste.

Jahrhunderts in Mers-les-Bains.

☛ Besuchen Sie das Musée de l’Armistice, hier wurde am 11. November 1918 das Ende des Ersten Weltkrieges in einem Eisenbahnwaggon besiegelt. Route des Soissons, Compiègne. www.musee-armistice-14-18.fr

Anreise Die Picardie liegt etwa eine Autostunde von Paris entfernt.

Weitere Informationen www.weekend-esprithautsdefrance.com Nordfrankreich https://de.france.fr/de/nordfrankreich Picardie im 1. Weltkrieg https://de.france.fr/de/nordfrankreich/ artikel/1-weltkrieg-picardie-somme-derrundweg-der-erinnerung


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Essen

Auf der Höhe der Pariser Restaurantwelt zu bleiben, ist fast ein Vollzeitjob. Ständig schießen neue Restaurants wie Pilze aus dem Boden, andere schließen oder werden rundum renoviert, mitsamt der Speisekarte. Die folgenden zehn Restaurants hat das Frankreich Magazin mit einem Team fins connaisseurs (Feinschmecker) getestet und für gut befunden. Vom Restaurant für besondere Anlässe bis zur bodenständigen Variante der Pariser Gastronomie: der Brasserie. In jedem dieser Lokale ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass am Nachbartisch Einheimische sitzen - wie immer der beste Vorbote eines guten Mittagessens oder herrlichen Abendmahls.

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TEXT & FOTOS RENÉE KOUDSTAAL

© FOTO: LA GIRAFE / ADRIEN DIRAND

LA GIRAFE Der Straßenfeger des Sommers heißt La Girafeund liegt in der Cité de l’Architecture am Place Trocadéro; also am Fuß des Eiffelturms. Das Restaurant bietet neben köstlichen Gerichten und einer prächtige Einrichtung im Stil der 30er Jahre die schönste Aussicht der Stadt. Auf dem komfortablen weißem Sofa, mit einer Schale Austern vor sich auf dem Tisch und einem guten Glas Weißwein in der Hand, wähnt man sich Gott in Frankreich. Wir zahlten 160 für 2 Personen für ein à la carte Driegängemenü mit einem Glas Wein. 1, place du Trocadéro, Metro: Trocadero, www.girafeparis.com

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LES ENFANTS DU MARCHÉ

© FOTO: RENÉE KOUDSTAAL

Die Website ist nach drei Jahren fast fertig... Das Team hat eindeutig andere Prioritäten. Sie machen lieber das, was sie richtig gut können: unglaublich leckere, frische Gerichte zubereiten in dem kleinen Restaurant, das eigentlich ein Markstand ist auf dem netten Marché des Enfants Rouge. Der Markt an sich ist schon einen Besuch wert. Dank der Gerichte wähnt man sich dennoch in einem Sterne-Restaurant, aber dann zwanglos gemütlich, manchmal

authentisch und chaotisch. Chef Masaikuta verdient 1000 Sterne! Reservieren ist nicht möglich, aber früh zu Mittag oder Abend essen geht. Das ist auch eine gute Strategie, um in diesem gut besuchten Restaurant einen Hocker zu erobern. Die Preise sind stark gestiegen, aber wirklich angemessen. Ich zahlte 50 für 2 Gerichte (kleine Portionen), ein Glas Wein und Kaffee. Le Marché des Enfants Rouges, 39, rue de Bretagne, www.lesenfantsdumarche.fr

Dieses kleine Restaurant ist leicht zu übersehen, liegt es doch versteckt hinter einer schäbigen Fassade, die sichtbar auf eine Renovierung wartet in einer Gasse hinter der Rue Saint Antoine. Auch die Website ist veraltet. Wir interpretieren das als Zeichen, dass man sich hier auf das Wesentliche konzentriert: gutes Essen. Auch nach mehreren Mittag- und Abendessen hier ist meine Meinung unverändert: Wunderbar authentisch und

einfach. Darüber hinaus gibt die Besitzerin auch gute Empfehlungen zur Hausaufgabenbetreuung der Kinder, aber deswegen sind Sie vielleicht nicht gekommen. Es geht hier ungezwungen zu (sicher kein Dresscode!), ganz ohne Protzen. Dank der kleinen Gerichte kann man viel Verschiedenes probieren. Durchschnittspreis: 25. 4, rue du Roi de Sicile, Metro: Saint Paul, http://lespetitesbouchees.com

© FOTO: RENÉE KOUDSTAAL

LES PETITES BOUCHÉES

© FOTO: GRIVE

GRIVE

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Kleines Restaurant mit Wohnzimmeratmosphäre. Die übersichtliche Speisekarte verrät, dass die Besitzer die Zutaten aus allen Ecken Frankreichs besorgen, Hauptsache, es ist das Beste. Als Laurent mich zu Beginn um Rat bat für seine Öffentlichkeitsarbeit, war die Antwort einfach: Die Gerichte werden die Arbeit machen. In der Tat: Grive hat inzwischen einen treuen Kreis Gäste, die authentisches, no nonsense - Essen schätzen. Telefonisch reservieren oder über lafourchette.com. Durchschnittspreis 40. 18, rue Bréguet, Metro: Bastille en Oberkampf, tel. (+33)(0)143555393.


© FOTO: S. DELPECH

Essen

L’ARPÈGE

© FOTO: MICHAEL GRAYDON

Alain Passard wird auch der ‚3-Sterne Gärtner‘ genannt wegen seiner Leidenschaft für Gemüse. Er ist einer der bekanntesten Sterneköche der Welt. Jahrelang servierte er ausschließlich Gerichte terre et mer (von Land & See) teilweise mit der Ernte aus seinen eigenen Gärten. Inzwischen steht wieder Fleisch auf der Karte. Es ist eine once in a lifetime-Erfahrung, die sich dennoch wiederholen lässt. Wer es nicht auf einen Besuch hierher schafft, sollte wenigstens die Folge von ‚Chef’s Table‘ über

Alain Passard auf Netflix gucken. Ein Tipp gilt für alle SterneRestaurants: Mittags ist es kostengünstiger, ohne dass die Qualität nachlässt. Nicht vergessen, Arrière Cuisine zu besuchen, das ist eine Art Galerie mit unter anderem Werken von Alain Passard persönlich, denn er ist nicht nur in der Küche ein Künstler. Durchschnittspreis 300 (abends à la carte), Mittagsmenü 175. 84, rue de Varenne, http://www.alain-passard.com

Wem es gelingt, einen Tisch zu reservieren, der betritt eines der außergewöhnlichsten Restaurants von Paris. Die Website Le Fooding nennt es nicht umsonst ‘kleines Konsulat der Esswelt’ denn Fulgurances ist eine Art Start-up Brutkasten für junge Chefköche auf der ganzen Welt. Hier wechseln sich talentierte Köche alle paar Monate ab, so dass es eigentlich jedes Mal ein neues Restaurant wird. Kurzum: eine Adresse für echte Gourmets. Und die Preise sind überschaubar, wenn man bedenkt, dass hier ein zukünftiger Ducasse für einen kocht! Ich zahlte 25 für ein Mittagessen und 60 für ein Abendessen mit drei Gängen (exklusiv Wein). 10, rue Alexandre Dumas, www.fulgurances.com

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© FOTO: FULGURANCES

FULGURANCES

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Essen

MAISON LAUTREC

© FOTO: PIERRE SANG IN OBERKAMPF

© FOTO: RENÉE KOUDSTAAL

Meine jüngste Entdeckung im mehr als angesagten ‚SoPi‘, also South Pigalle, an der Südseite des Place Pigalle: Maison Lautrec ist der ideale Ort, um den Abend mit einem Coctail zu beginnen oder zu beenden. Dazu als Zwischenspiel ein Abendessen, das aus allerlei kleinen Gerichten besteht. Die Wahl ist schwierig, denn alle Gerichte lohnen sich. Zum Glück ist das Team nicht nur freundlich, sondern auch geduldig. Rechts hinter der Bar, befindet sich ein geheimer Raum, wo man mit ausgewählten Gästen zu Abend essen kann - sofern man die Erlaubnis bekommt, quer durch die unbeschreiblich kleine Küche zu laufen. In Paris nennt sich so etwas ein néo-bistro chic. Durchschnittspreis 40 für 3 Gänge, 2 Gläser Wein und Kaffee. 63, rue Jean-Baptiste Pigalle, Metro: Pigalle, http://www.maisonlautrec.fr

© FOTO: PIERRE SANG IN OBERKAMPF / NICOLAS VILLION

PIERRE SANG IN OBERKAMPF

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Dieses Restaurant, besser gesagt, der französisch-koreanische Koch, stand schon lange auf unserem Wunschzettel. Aber Aufgrund seiner Teilnahme an der Sendung ‚Top Chef‘ zweifelten wir ein petit peu. Dumm, dumm, dumm, denn das hier darf man nicht verpassen. 14 Barhocker an einem hölzernen Tisch neben der offenen Küche, man darf also mitgucken. Mit etwas Glück steht Monsieur Sang en personne am Herd. Erwarten Sie kein ausgedehntes Menü, hier folgt der Koch seiner Eingebung und das macht Alles unvorhersagbar. Sehr

wohl lässt sich vorhersagen, dass Sie äußerst zufrieden nach Hause gehen werden. Soll es etwas schicker sein, ist Gambey die richtige Adresse. Pierre Sang eröffnete dieses zweite Restaurant ein paar Meter weiter in der Rue Gambey 6. Seine Luxusvariante heißt Signature, Hausnummer 8. Der Durchschnittspreis für ein à la carte Menü bei Pierre Sang in Oberkampf ist 35 - unglaublich, aber wahr. 55, rue Oberkampf, Metro: Parmentier, Oberkampf, www.pierresang.com



© FOTO’S: RENÉE KOUDSTAAL

Essen

GRAMME “Rdv chez Gramme” textete mir eine Freundin im Vorfeld des Mittagessens. Die Adresse wird natürlich nicht genannt, denn diesen Hotspot kennt inzwischen jeder, auch, weil die Eröffnung Stadtgespräch war. Die Initiatoren dachten an eine Art Stadtteil-Kantine, in der man zu sehr fairen Preisen gut zu Mittag essen kann. Das ist mehr als gelungen. Size

does not matter, Gramme ist ein kleines Lokal. Deshalb empfiehlt es sich, die französische Zeit für den Mittagstisch zu meiden. Ihre neue Lieblings-Kantine ist von 9.00 bis 18.00 Uhr geöfnet. Durchschnittspreis 15. 86, rue des Archives, Metro: Temple, Filles du Calvaire, Arts et Métiers, tel. (+33)(9)50922023.

Die Brasserie: Die Auswahl ist groß, aber die Qualität ist nicht immer au rendez-vous. Le Café du Commerce ist eine der bekanntesten Brasserien, sie heimst seit Jahren lobende Bewertungen ein. Die Qualität ist also zuverlässig hoch und das ist ein gutes Zeichen. Das Lokal ist sehr gemütlich mit seinen drei Etagen, die auf einen üppig begrünten Patio mit Baum blicken. Und auch die Rechnung bringt einen nicht aus der Ruhe. Für 25 kann man hier köstlich zu Mittag essen. 51, rue du Commerce, Metro: La Motte Piquet, Emile Zola, Commerce, www.lecafeducommerce.com

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© FOTO: CAFÉ DU COMMERCE

CAFÉ DU COMMERCE


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Französisch Backen Wenig Aufwand, nur eine Handvoll Zutaten – und trotzdem typisch französiches Gebäck zaubern? Bloggerin und Köchin Aurélie Bastian ist davon überzeugt, dass das geht. Croissant, Baguette und Macarons – die Autorin macht mit ihrer Zuversicht, dem übersichtlichen Layout und den netten persönlichen Anekdoten dem Leser Mut, sich sogar an anspruchsvollere Backwaren zu wagen. Das fröhliche Backbuch bietet Inspiration und Tricks vom Frühstück bis zum besonderen Anlass, doch Vorsicht – es könnte Urlaubsgefühle wecken. Aurélie Bastian, Französisch backen. Südwest Verlag, 19,99 [D] inkl. MwSt. 20,60 [A] | CHF 28,90, ISBN 978-3-517-09533-2

Bon appétit Oh là à Gaumenfreuden! Wissenswertes und Tipps aus der französischen Küchenwelt ZUSAMMENSTELLUNG ANNEKE WARDENBACH

Klassiker ganz neu Dieses Buch gehört wohl in die Sammlung eines jeden kulinarisch Interessierten. 1868 zog sich Alexandre Dumas auf ein Landgut zurück, um ein kulinarisches Jahrhundertwerk zu beginnen, eine Enzyklopädie der Kochkunst, des Genusses und der Bekömmlichkeit. Der Autor der „Drei Musketiere“ und des „Grafen von Monte-Christo“ schuf damit ein Kochbuch und einen Roman zugleich – heute ist es obendrein ein Zeitdokument. A. Dumas, Das große Wörterbuch der Kochkunst, Ü: Veronika Berger. 48.00, ISBN: 978385476-855-5

URAHNE DER TRIPLE SEC: ZU UNRECHT UNBEKANNT Die Destillerie Combier ist eine der ältesten im Tal der Loire. Seit 1834 produziert Combier im Herzen des Städtchens Saumur. Diese Lage ist ideal: Mitten im „Garten Frankreichs“ sind die wunderbarsten Zutaten ganz frisch zur Hand: Obst, Blumen und aromatische Kräuter. Exotische Früchte und Gewürze kamen per Schiff über die Loire. So hütet man dort bis heute Rezepte für köstlichen Orangenlikör (das Rezept für die Crêpes dazu finden Sie in dem

Kochbuch, das wir auf dieser Seite oben vorstellen) und sogar für eine Reproduktion des historischen Absinthes von Combier, dem berühmt-berüchtigten Likör, der die kreativen Geister der Belle Époque beflügelte. Übrigens: Die Erfindung des Orangenlikörs reklamieren die Schnapsbrenner aus Saumur für sich: Es ist ihr Combier Triple Sec von Combier– und nicht die Marke, an die Sie gerade denken. http://bar-vademecum.de/combier-triple-sec/

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Für Martin Walker und seine Frau Julia Watson gibt es nichts Schöneres, als sich im eigenen Garten zu köstlichen Rezepten inspirieren zu lassen.

Küchendüfte Wenn Kommissar Bruno für seine Freunde kocht, bringt jeder etwas mit: eine Pastete, etwas Süßes oder einen Wein. Dann geht der Kommissar in seinen Garten und zaubert Köstlichkeiten aus Gemüse und Obst dazu. So leben auch der Autor Martin Walker und seine Frau Julia Watson, die ihre Geheimnisse in diesem Buch verraten.

Martin Walker und Julia Watson, Brunos Garten Kochbuch’, ISBN 978 3 257 07090 3, (D) 34, (sFr) 45, (A) 35.

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Flétan Roti sur lit de légumes d’Été

Heilbutt mit Kräuterkruste auf einem Bett aus geröstetem Sommergemüse Rezepte Seite 69

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Brunos Garten

Gemeinsam das Essen zu genießen, ist mindestens so wichtig wie frische Zutaten.

Soupe de Céleri-Rave et pommes avec une Crème d 'Ail confit Sellerie - Apfel - Suppe mit Knoblauchconfit - crème Für 6 Personen Für einen großen Topf

Zutaten Für die Suppe: • 50 g Butter • 4 Äpfel, geschält, entkernt und gewürfelt • 1 Prise Zucker • Salz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer nach Belieben • 50 ml Verjus (der Saft unreifer Trauben, erhältlich in gutsortierten Delikatessenläden) oder ein Spritzer Apfelessig • 2 EL Olivenöl • 1 Zwiebel, gehackt • 1 mittelgroße Sellerieknolle, ca. 700 g, geschält und grob gewürfelt • 250 g Kartoffeln, geschält und grob gewürfelt

• 1,5 l Gemüsebrühe • 150 ml Sahne • 1 – 2 EL Calvados oder Brandy • Saft von 1 Zitrone • 1 Prise gemahlener Zimt Für die Knoblauch-Confit-Creme: • 8 – 10 eingelegte Knoblauchzehen • 150 – 200 g Crème fraîche • 1 – 2 EL frischer Schnittlauch, feingeschnitten (optional) • Foie gras (optional)

Zubereitung Butter in einem großen Topf bei mittlerer bis starker Hitze schmelzen, die Äpfel darin sautieren, mit Zucker bestreuen und würzen. Wenn die Apfelmasse Farbe annimmt und zu kara-

mellisieren anfängt, Verjus oder Essig zugießen. Aus dem Topf in eine Schüssel umfüllen. Im selben Topf Olivenöl erhitzen und Zwiebel, Sellerie und Kartoffeln bei schwacher Hitze 10 Min. lang dünsten. Die Hälfte der Apfelmischung und die Gemüsebrühe zugeben und etwa 15 Min. köcheln lassen, bis Sellerie und Kartoffeln gar sind. In einer Küchenmaschine zu einer glatten Suppe pürieren und bei Bedarf Wasser zugießen. Sahne, Calvados, Zitronensaft und Zimt unterrühren. Nach Belieben würzen. Die Suppe mit dem Rest der karamellisierten Äpfel und einem Löffel Knoblauchcreme servieren. Wer es noch luxuriöser mag, legt eine Scheibe foie gras auf die Suppe.

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Brunos Garten

Salade de Poulet Estivale Lauwarmer Sommersalat aus Hühnerfleisch

Direkt aus dem Garten in den Topf - oder doch ins Buch? Dem Leser läuft unwirkürlich das Wasser im Munde zusammen.

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Für 4 bis 6 Personen Für einen Topf und eine Ofenschale Das Hühnerfleisch 4 Std. im Voraus oder über Nacht marinieren.

Zutaten

Zubereitung

• 3 EL Pfl anzenöl • 3 EL frische Estragonblätter, 1 EL davon grob gehackt • ¾ TL Piment d’Espelette oder Cayennepfeffer • 1 große Knoblauchzehe, geschält und dünn geschnitten • Schale und Saft von 1 Zitrone • 1 kg Hühnerschenkel oder Hühnerbrüste, in gleich große Stücke geschnitten • ½ kleinköpfi ger Brokkoli, in Röschen gebrochen • 175 g grüne Bohnen, geputzt • 4 Frühlingszwiebeln, nur die weißen und hellgrünen Teile • 2 Selleriestangen • 1 EL Rotweinessig • 1 EL Dijon-Senf • 4 EL Walnuss- oder Pfl anzenöl • Salz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer nach Belieben • 3 Handvoll Baby-Spinatblätter • 2 Handvoll Rucola oder gemischte Salatblätter • 4 EL Walnuss- oder Haselnusskerne, geröstet • Borretsch-, Ringelblumen- oder Kapuzinerkresse-Blüten zum Garnieren (optional)

Die ersten 7 Zutaten mit dem Hühnerfleisch in einen Plastikbeutel packen. Den Beutel mit den Zutaten kneten, um die Aromen ins Fleisch zu massieren. Mindestens 4 Std. oder über Nacht marinieren. 30 Min. vor dem Kochen auf Raumtemperatur bringen. Bohnen in einem Topf al dente kochen, dann in eiskaltem Wasser abschrecken und in einer Salatschüssel aufbewahren. Backofen auf 200 °C (Umluft 180 °C, Gas Stufe 4) vorheizen. Das marinierte Hühnerfleisch aus dem Beutel in eine Ofenschale geben und 20 – 30 Min. backen, bis das Hühnerfleisch gebräunt und gar ist. Frühlingszwiebeln und Sellerie schräg in dünne Ringe schneiden. Für die Vinaigrette den Essig mit Senf und Öl verschlagen und würzen. Spinat und Rucola zu den Bohnen in die Salatschüssel geben. Hühnchen hinzufügen und alles mit sauberen Händen vorsichtig mischen. Vinaigrette in die Backschale gießen, den Bratensatz vom Grund abschaben und schnell über den Salat gießen. Die Frühlingszwiebeln, Selleriestücke, Wal- oder Haselnüsse und den Estragon unterheben. Ggf. mit den essbaren Blüten garnieren. Sofort servieren.


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Brunos Garten Flétan Roti sur lit de légumes d’Été

Heilbutt mit Kräuterkruste auf einem Bett aus geröstetem Sommergemüse Für 4 Personen Für einen Auflaufform und eine Backform

Zutaten • 100 g grobe frische Semmelbrösel • 60 ml + 60 ml Olivenöl + 2 EL zum Einölen der Auflaufform • 2 TL gehackter Knoblauch • 2 EL fein gehackte, flachblättrige Petersilie • 1 EL fein gehackter Majoran • 1 EL fein gehackter Oregano • ½ EL fein geschnittener Schnittlauch • Salz und frisch gemahlener Pfeffer • 500 g Sommergemüse nach Wahl, aus Tomaten, kleinen Kartoffeln (geschält und halb gekocht), Zucchini, Auberginen, roter Paprika etc.

• 3 – 4 Knoblauchzehen, geschält und fein gehackt • Blätter von 6 frischen Thymianzweigen (optional) • 6 dicke, Heilbutt-, Lengfisch- oder Kabeljaufilets je ca. 170 g, ohne Haut

Zubereitung Backofen auf 200 °C (Umluft 180 °C, Gas Stufe 4) vorheizen. Die Semmelbrösel auf einem Backblech verteilen und 4 – 5 Min. leicht anrösten. Abkühlen lassen und mit 60 ml Olivenöl anfeuchten, dann Knoblauch und Kräuter

unterrühren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Gemüse ggf. schälen, in Scheiben schneiden und in einer Backform einschichten. Knoblauch und ggf. Thymian darüberstreuen, mit 60 ml Olivenöl beträufeln und ca. 30 – 40 Min. backen, bis das Gemüse weich ist und Farbe angenommen hat. Eine Auflauf form leicht einölen und die Fischfilets hineingeben. Die Kräuterbrösel darüberstreuen, leicht andrücken. Auf der mittleren Schiene des Ofens 8 Min. backen. Fisch auf dem gerösteten Gemüse anrichten und servieren.

Tartelettes aux noix, poires et fromage bleu Kleine Walnuss - Birnen - Blauschimmelkäse -Törtchen Für 4 Personen Für 4 Tarteletteförmchen

Zutaten

Zubereitung

• 100 g Mehl + 2 EL zum Ausrollen • 50 g Butter • Salz und schwarzer Pfeffer • 2 – 3 EL kaltes Wasser • 300 g Blauschimmelkäse (Fourme d’Ambert, Bleu d’Auvergne oder andere), in große Würfel geschnitten • 2 gehäufte EL Walnüsse, grob gehackt • 4 Birnen, geschält, entkernt und in Spalten geschnitten • 1 mittelgroßes Ei, geschlagen • 6 EL Milch

Backofen auf 200 °C (Umluft 180 °C, Gas Stufe 4) vorheizen. Aus Mehl, Butter, Salz und Pfeffer und kaltem Wasser einen festen, aber nicht klebrigen Teig rühren und mindestens 30 Min. kühl stellen. Vierteln, ausrollen und 4 gebutterte Tarteletteförmchen damit auskleiden. Mit Käse-, Walnuss- und Birnenstücken belegen. Ei und Milch verquirlen und würzen. Die Mischung über die Füllungen gießen und 15 – 20 Min. goldbraun backen. Aus den Formen heben. Brunos Tipp: Auf Endivienblättern mit einer Senfvinaigrette servieren.

Der eigene Garten im Périgord - da kann kaum ein Delikatess-Lebensmittelladen mithalten.

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Quoi de neuf? Tipps für den Urlaub im Schnee

© VINCENT PICCERELLE

Vom fünf-Sterne-Ressort bis zu gratis Street-Art: unsere Auswahl für Sie aus dem großen Angebot winterlicher Neuigkeiten und Verwöhn-Adressen im französischen Schnee.

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Winterurlaub 2018 kostete ein Skipas in Frankreich durchschnittlich € 26,60 am Tag

Im Dezember hat auf 2551 Meter Höhe ein neues Hotel eröffnet: Die ehemalige älteste Seilbahnstation Frankreichs auf dem Gipfel von La Solaise hat sich in eine Luxus-Unterkunft verwandelt. Auf dieser Höhe sind Sonnenaufgang und Sonnenuntergang wirklich atemberaubend schön. Das Hotel bietet eine spektakuläre 360Grad-Aussicht über die verschneiten Berggipfel. Wie auch die Fassade des Hotels ist das gemütliche Restaurant mit für die Alpen typischen Baustoffen wie Holz und Stein eingerichtet. Die Küche ist überwiegend traditionell französisch, aber der Koch lässt sich gelegentlich auch von den italienischen Nachbarn inspirieren. Und dann die Thermen: Was für ein Kontrast zu der rauhen Natur! Mit Blick auf die Umwelt wird in dieser Unterkunft der Müll getrennt. So ist der Ofen für Papier und Karton an die Heizung gekoppelt. Im Winter ist das Hotel nur per Gondel oder auf Skiern zu erreichen. Halten Sie also die Öffnungszeiten des Lifts im Blick. Der Solaise Express-Skilift liegt 200 m entfernt. Ab 340 für zwei Nächte. Le Refuge de Solaise, Téléphérique Solaise, Chemin de la Vanoise, Val-d’Isère. www.lerefuge-valdisere.com

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© CHRISTOPHE HASSEL

AUF DEM GIPEL


© FOTO: S. MOLESTI - ILLUSTRATION: L. BEAUFORT

DIALOG MIT SNOW-ART Street-Art und Wintersport kommen diesen Winter in Les Menuires zusammen. Bis Ende April 2020 ist hier das Werk des beliebten französischen Künstlers Lucas Beaufort zu sehen. ‘On vous raconte des histoi’arts’ zeigt Besuchern fünfzehn Fotos aus dem Archiv des Skigebietes, die Beaufort nachbearbeitet hat. Das Ergebnis: 50 Jahre lustige (Ski-) Geschichte(n). Beaufort ist selbst Liebhaber des Wintersports, auch wenn sein Erfolg ihm dazu wenig Zeit gönnt. Mit dieser Ausstellung möchte der Künstler Menschen, Ressorts und Täler zusammenbringen. Sie sollen zueinander finden und einen Dialog zwischen den Generationen entstehen lassen. Les Menuires ermuntert Besucher deshalb, Selfies mit den Kunstwerken in den sozialen Medien zu teilen unter #rallyemenuires. Der originellste Post gewinnt einen Preis! ‘On vous raconte des histoi’arts’, Les Menuires www.lesmenuires.com

Skipas und Übernachtung kosten im Skigebiet Courchevel (dem teuersten in ganz Europa) pro Tag und Person durchschnittlich €175,33.

GRENZHOTEL Anova Hôtel & Spa verbindet mühelos modernes Design mit ländlichen Elementen aus Holz. Es liegt am Fuß des Skigebietes und - das ist das besondere Etwas - auf der Grenze zweier Länder. Von den französischen Pisten aus saust man auf Skiern nach Italien. Sie können zu Mittag essen in der Sonne auf der Terrasse und abens den Tag am offenen Kamin ausklingen lassen. Genug Ski gefahren und gut gegessen? Dann ab in die Thermen mit Aussicht auf die Berge! Ab 147 pro Nacht. Anova Hôtel & Spa, Place de l’Obélisque, Montgenevre. www.anova-hotel.com

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Winterurlaub ANGENEHM FLEXIBEL Skiurlaub für eine Woche, ein paar Tage oder ein Wochenende im Skigebiet Savoie Mont Blanc? Seit kurzem sind die Unterkünfte über Sunweb flexibel zu buchen, also nicht mehr nur von Samstag auf Samstag. www.sunweb.nl/wintersport/flexibel

ROLLER FAHREN IM SCHNEE Für die Jungen und Sportlichen gibt es diesen Winter in Les Menuires Abwechslung von Ski und Snowboard. Mit dem E-Roller, dem Easy Trott, geht es auf Entdeckungstour durch das Tal. Der Roller hat extra dicke Reifen für Schnee und offenes Gelände. Der Parcours ist nicht allzu anspruchsvoll, so dass Gelegenheit bleibt, die Umgebung zu genießen. Wer mehr Tempo sucht, nimmt sich ein Fatbike, eine Art Mountainbike mit noch breiteren Reifen. Das Rad darf mit in der Gondel den Berg hinauf und dann geht es vier Kilometer bergab. Speziell für Schlitten und Fatbikes wurde der Parcours Roc ’n Bob angelegt. Es gilt einige steile Abhänge und etwa 20 Kurven zu bezwingen, aber das Fatbike hat gute Bremsen und einen griffigen Lenker. Dennoch sind Schutzjacke oder Protektorrucksack und Helm angeraten. Lassen Sie sich ein paar Tipps geben, bevor es rasend schnell den Hang hinunter geht. Easy Trott: 27 und Fatbike: 35, www.lesmenuires.com

Wintersport kostet in Frankreich durchschnittlich € 73,- pro Person und Tag.

© V. LOTTENBERG

Im günstigsten Skigebiet Mont-Dore kostet eine Übernachtung mit einem Tag Wintersport durchschnittlich €57,83 pro Person.

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Winterurlaub Frankreich zählt 350 Wintersportgebiete

© VINCENT PICCERELLE

STARKE HUNDE

Der Mont Blanc ist mit 4.810 Metern der höchste Berg der Alpen

Sie mögen Huskys und Hundeschlitten? Fahren Sie dann zur Grande Odyssée im Wintersportgebiet Savoie Mont- Blanc: Auf dieser Tour messen sich die 25 besten mushers (Hundeschlittenführer) Europas. Jeder Hundeführer hat etwa 14 Schlittenhunde, so dass hier gut 400 Tiere zusammenkommen. Das Rennen ist eines der längsten und schwersten der Welt, unter anderem wegen der großen Höhenunterschiede. Dieses Jahr gibt es zwei neue Rastplätze, in Valmorel und in Peisey Vallandry. Am Samstag, den 11. Januar startet das Rennen in Samoëns in der Haute-Savoie. Start und Ziel des Rennens sind große Spektakel mit Feuerwerk, Glühwein, Lagerfeuer, riesigen Tartiflettes (Aufläufe) und Worshops Iglu bauen. Grande Odyssée Savoie Mont Blanc. Vom 11. - 22. Januar 2020 www.grandeodyssee.com

23 Prozent der Fläche Frankreichs sind Berge SKIFAHREN IM BIKINI „Großer Klumpen“ heißt der Grande-Motte-Gletscher übersetzt. Er liegt in den Savoyer Alpen in dem riesigen Skiareal Espace Killy. Die beiden Luxus-Skiorte Tignes und Val d’Isère im Südosten Frankreichs haben sich nach dem Olympiasieger der 60er Jahre Jean-Claude Killy benannt. Bei schlechter Schneelage ist der Grand Motte ein Geheimtipp. Denn das Gletscherskigebiet liegt auf 3000 bis fast 3500 m Höhe im ewigem Schnee. Zudem hat der Gletscher etwas Besonders zu bieten: Frühaufsteher können hier im Sommer Ski fahren! Allerdings nur bis mittags, danach wird der Schnee zu schwer. https://en.tignes.net *

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TEXT LOLA RIBBINK DATEN & FAKTEN ATOUT FRANCE



Kulturtipps

ZUSAMMENSTELLUNG ANNEKE WARDENBACH

t - BUFMJFS EFT -VNJÂźSFT In diesem Lichtermeer werfen 40 Projektoren Bilder auf insgesamt mehr als 3.300m2 – von den BĂśden bis zur zehn Meter hohen Decke. Kinder werden sich hier keine Sekunde langweilen. Reservieren Sie mit reichlich Vorlauf! Ab Anfang Januar läuft Vincent van Gogh, die darauf folgenden Ausgaben Ăźber u.a. Japan sind ebenfalls vielversprechend. www.atelier-lumieres.com

Kinder und Kunst

Auch fĂźr Kinder hat die Kunst- und Kulturwelt in Paris einiges zu bieten. Ausmalbilder von Matisse und Picasso im Centre Pompidou? Es muss nicht immer mit Stillsitzen verbunden sein. Anbei ein paar Ideen: t /BUVSLVOEFNVTFVN NJU SJFTJHFO %JOPTBVSJFS 4LMFUUFO Das MusĂŠum national d’histoire naturelle veranstaltet regelmäĂ&#x;ig kinderfreundliche Ausstellungen. Danach geht’s am besten weiter an der frischen Luft im Jardin des Plantes und dem Tiergarten. Im CafĂŠ Les Belles Plantes gibt es einen warmen Kakao und damit ist der Ausflug rundum gelungen. Bis zum 19. Januar 2020 stehen lebensgroĂ&#x;e, erleuchtete Tiere im Park. www.mnhn.fr

Kino: Leben und LĂźgen lassen Leinwandlegende Caterine Deneuve spielt eine Leinwandlegende und hat sichtbar SpaĂ&#x; dabei. Am 5. März 2020 kommen die franzĂśsischen Stars Deneuve und Juliette Binoche in die deutschen Kinos. Der japanische Regisseur lieĂ&#x; ihnen viel Raum, um eine humorvolle und zugleich intime Familiengeschichte zwischen Wahrheit und Erfindung zu erzählen: Die franzĂśsische Schauspielerin Fabienne (Catherine Deneuve) hat ihre Biografie verĂśffentlicht. Ihre Tochter Lumir (Juliette Binoche) hat die Vergangenheit ganz anders in Erinnerung. Es kommt zu einem stĂźrmischen Wiedersehen und auch danach bleibt die Stimmung gereizt. Als fĂźr Fabienne die Dreharbeiten an einem ganz speziellen Science-Fiction-Film beginnen, wendet sich das Blatt...

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t -B 'POEBUJPO -PVJT 7VJUUPO Der perfekte Kompromiss: morgens ins Museum und nachmittags in den Freizeitpark. Die Fondation Louis Vuitton ist ein wunderbares, groĂ&#x;es und lichtdurchflutetes Museum fĂźr zeitgenĂśssische Kunst. Seine futuristische Architektur ist vom ‚Freizeitpark‘ Jardin d’Acclimatation nebenan aus gut zu sehen. Von der Avenue Friedland fährt ein Bus zum Museum; zum Park geht es mit einem kleinen Zug ab Porte Maillot. Beide liegen nahe des Bois de Boulogne. www.fondationlouisvuitton.fr www.jardindacclimatation.fr t .VTšF FO )FSCF FĂźr die ganz Kleinen empfehlen wir das MusĂŠe en Herbe. Das niedliche Museum liegt in einer SeitenstraĂ&#x;e der rue de Rivoli unweit des Louvre. FĂźr Kindergartenkinder (ab 2,5 Jahren) gibt es spezielle Ă–ffnungszeiten und Workshops. www.museeenherbe.com


Monet in Potsdam

Flügel für den König „Die Musik beginnt mit entwaffnender Einfachheit… Es ist, als wäre man allein im Schloss Versailles, als würde man nach und nach die Türen öffnen und diese riesigen, beeindruckenden Räume betreten“, beschreibt Pianist Alexandre Tharaud sein neues Album mit Werken, die einst in den prunkvollen Barockschlössern erklangen. Sein Tribut an die Komponisten von Versailles ist vielschichtig genug für das geübte Ohr, eignet sich dennoch auch zum „Nebenher-Hören“. In zwei Fällen hat Tharaud eigene Bearbeitungen gewählt, etwa in Lullys Marche pour la cérémonie des Turcs und Rameaus Les Sauvages, das vierhändig am Flügel erklingt mit Tharaud und Justin Taylor. Im Januar spielt Alexandre Tharaud in Darmstadt, Mainz, Flensburg, Kempen und Gauting. www.alexandre-tharaud.de

Das Museum Barberini widmet dem französischen Impressionisten Claude Monet (1840–1926) eine groß angelegte Retrospektive. Rund 110 Gemälde zeigen, wie sich sein Stil in 60 Schaffensjahren entwickelt hat. Zeit seines Lebens galt Monets Interesse stimmungsvollen Naturdarstellungen, geprägt von einer grenzenlos experimentierfreudigen Erforschung von Farbe, Schatten und Licht. Zugleich wird der Besuch eine kleine Reise durch Frankreich bis nach Italien. Als einer der ersten Freiluft-Maler, verewigte Monet Paris, die Seine-Dörfer Argenteuil, Vétheuil und Giverny, die Küsten der Normandie und der Bretagne bis hin zu südlichen Reisezielen wie Bordighera, Antibes und Venedig. Diverse Gemälde von Monets Gartenteich in Giverny und mehrere seiner weltberühmten Seerosenbilder sind die Höhepunkte der Ausstellung. Museum Barberini Potsdam, 22. Februar bis zum 1. Juni 2020 www.museum-barberini.com

Pierrre et Gilles Dieses Künstlerduo ist vor allem durch das Portrait von Jean Paul Gaultier im Streifenpulli bekannt. Der Fotograf und der Maler machen zusammen auffallende und ikonische Portraits. Sie spielen mit der klassischen Portraitkunst und fügen hier etwas Barock und da ein wenig Kitsch hinzu. Vorzusgsweise bearbeiten sie Popikonen wie Serge Gainsbourg, Stromae oder Madonna, die sie dann in eine Marianne, einen Gott oder eine große historische Figur verwandeln. Diese Ausstellung macht gute Laune. La Fabrique des idoles. Bis 23. Februari 2020 in der Philarmonie. www.philharmoniedeparis.fr

Spionage und Vertuschung Anfang Februar kommt Roman Polanskis neuer Film Intrige mit OscarPreisträger Jean Dujardin in die deutschen Kinos. In großen Bildern und mit hoher Präzision erzählt der Film nach Robert Harris‘ Bestseller ‚Intrige‘ von der Dreyfus-Affäre um einen zu Unrecht wegen Spionage verurteilten jüdischen Offizier. Er wurde 1895 auf die Teufelsinsel verbannt. In jüngster Zeit war die Person Roman Polanskis jenseits seiner Werke im Gespräch; so wurde vor 50 Jahren seine Frau Sharon Tate in Hollywood ermordet, zudem ist auch Polanski von der Me-tooDebatte betroffen. Dennoch schaffte dieser Film es bei den Kritikern, den Wirbel hinter sich zu lassen und viel Lob einzuheimsen.

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Frankreich zählt etwa drießigtausend Schlösser, von denen hunderte verlassen sind. ‘Urban explorers’ halten das heruntergekommene französische Erbe mit der Kamera fest. Spendenaktionen wie ‚Adoptiere ein Schloss’ sollen die Prachtbauten vor dem Untergang bewahren.

Die Schönheit des Verfalls

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Verlassene Schlösser

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ie charmanten Städte und Dörfer, die Sonne, die Strände und das köstliche Glas Wein: alle guten Gründe, die uns nach Frankreich ziehen, interessieren Bob Thissen (33) nicht im Geringsten. „Ich hasse Getümmel und Tourismus“, brummt der freie Kameraman und Fotograf, während er von seinem Wohnort im niederländischen Heerlen die Autobahn Richtung Luxemburg nimmt. Dennoch kann er es kaum erwarten, über die Grenze nach Frankreich zu kommen. Für Bob ist unser liebstes Urlaubsziel nämlich eine Schatzkiste verlassener, geheimnisvoller Schlösser in allen erdenklichen Formaten. Von verfallenen überwucherten Ruinen bis zu monumentalen unversehrten Chateaus - in den vergangenen Jahren besuchte der eigensinnige Niederländer hunderte Schlösser in allen Ecken des Landes. Seine ungebremste Begeisterung ist seiner etwas aus dem Ruder gelaufenen Leidenschaft für urban exploring zu verdanken. Dieses auch ‚urbex‘ genannte Hobby meint das Besuchen, Auskundschaften und Dokumentieren nicht öffentlich zugänglicher Gelände. Seitdem er vor zwölf Jahren sein erstes Urbex-Abenteuer erlebte, besuchte Bob neben französischen Schlössern mehr als tausend verlassene, verfallene und vergessene Orte in 70 Ländern. Sein Talent, im Verfall Schönheit zu zeigen, brachte seine Arbeiten bis ins Fernsehen.

Unübertroffene Schatzkiste Vorbei an den Laubwäldern der Ardennen und den einsamen Dörfern in Luxemburg erreichen wir die französische Grenze und die Region Lothringen. Bob ist diesen Weg schon sehr häufig gefahren, immer bewaffnet mit einem Rucksack mit Proviant und einer Taschenlampe; meist für Touren von mehreren Tagen, aber durchaus auch für Ausflüge nach Südfrankreich und zurück in nur eineinhalb Tagen. Hauptsache, das Ziel - eines der dreißigtausend Schlösser in Frankreich - lohnt sich. „Ich habe da viel für übrig, es sind wahre

Für ,urban explorer‘ Bob ist unser liebstes Ferienland eine Schatzkiste verlassener, geheimnisvoller Schlösser. Schmuckstücke darunter. Von den tausenden Orten auf dieser Welt, die ich besucht habe, rangieren die französischen Schlösser sicher unter den ersten drei.“ Das klingt vielversprechend für diesen sonnigen Tag, an dem Bob mich mitnimmt zu einem Schloss, das er vor Jahren entdeckte und fotografierte. Gegen halb drei am Nachmittag erreichen wir ein verschlafenes Dorf im Nordosten des Landes, südlich von Metz. Jugendliche spielen auf dem Bolzplatz, ansonsten scheint die Siesta in diesem Dörfchen ewig zu währen. Dann taucht wie aus dem Nichts das riesenhafte, graue Schloss auf, das über die dreihundert Einwohner und die sanfthügelige Landschaft wacht. Links davon steht ein großer Bauernhof. Hier wohnt der heutige Besitzer des Schlosses, ein wohlhabender Landwirt. Vor Jahren erbte er das Schloss von seinen Großeltern und kümmerte sich um den umfangreichen Sanierungsfall. Zeitweise wohnte er sogar mit seiner Familie in dem Bollwerk. Seit Sommer 2014 sucht er einen Käufer. Offenbar keine leichte Aufgabe, denn der Preis sank in fünf Jahren von gut einer Million auf nun 735.000 Euro. Der Schlossherr ist heute nicht zu Hause, aber wir kommen auch so zurecht. „Manchmal sind die Schlösser noch in Privatbesitz,“ erklärt Bob.„Dann gehen wir bisweilen schon hinein, aber die strikte Regel ist: Wir hinterlassen nichts als Fußspuren und machen Fotos.“

Märchenschloss Wir durchkreuzen den beeindruckenden, gut 60 Hektar großen Schlossgarten und nähern uns dem Gebäude von der Rückseite. Mit dem mittelalterlichen Ursprung und den Umbauten aus der Rennaissance ist das 1100 Quadratmeter große >

Eröffnungsseiten: Der Salon eines Schlosses in der Bretagne. Rechts, im Uhrzeigersinn: das Schloss in Lothringen aus dieser Reportage ist schon seit 2014 zu verkaufen. ; Treppenhaus desselben Schlosses; Schlafzimmer eines zum Verkauf stehenden Schlosses in Nouvelle Aquitaine.

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Verlassene Schlösser Ein Zeitungsjournalist vermutete 2017, dass der letzte Besuch des Schlossbesitzers schon einige Zeit her sein musste. Gebäude typisch für die Perlenkette an Schlössern aus dem 18. Jahrhundert in der Gegend von Metz. Soweit bekannt, war der erste Besitzer des entlegenen Schlosses ein gewisser Ferry de Chambley, der dort 1348 einzog. Viele Jahrhunderte und viele Besitzer später fiel es 1840 Auguste Saint-Ange de Boissonneaux de Chevigny in die Hände. Er ließ die letzten Umbauten anbringen. Vom Garten an der Rückseite aus bewundern wir den viereckigen Bau mit den zwei imposanten Flügeln, die jeweils mit einem charmanten runden Türmchen versehen sind. Der Anblick ist Märchenhaft. „Lass uns hineingehen!“ schlägt Bob angeregt vor. Über eine Stufe an der linken Gebäudeseite klettern wir recht einfach hinein und finden uns in einem dunklen, muffigen Vorratskeller mit altmodischen Maschinen, zerbrochenen Krügen, Möbeln und Werkzeug alles ist verstaubt und voller Spinnenweben. Hier und da sind Bilder in die Wände gekratzt, der linke Flügel ist offensichtlich schon länger verlassen. Doch als wir über den Flur in die prestigeträchtige Eingangshalle finden, ist sofort klar, dass der größte Teil des Schlosses gut unterhalten ist. Der glänzende Marmorboden, die prächtige gebogene Treppe mit dem dekorativen schwarzen Geländer und dem ausgestopften Kopf eines Wildschweins an der Wand könnten wir auch in der Lobby eines Fünf-Sterne-Hotels sein. Oben erkunden wir in Ruhe den rechten Flügel. Zuerst das große, vollständig möblierte Wohnzimmer aus dem die wohnliche Atmosphäre nie ganz verschwunden ist. Der hölzerne Uhrenkasten ist makellos, doch die Uhr tickt nicht mehr. Ein großer hölzerner Geschirrschrank ist reichlich bestückt mit altmodischen Teetassen, Tellern und Figürchen und auf dem Tisch drängen sich angebrochene Flaschen Champagner und Cointreau. Schon 2017 vermutete ein Zeitungsjournalist, dass der letzte Besuch des Schlossbesitzers wohl einige Zeit her

sein musste. In den Schlafgemachen spannen sich die Laken noch ordentlich um die Matrazen und Decken. Ein großer Teil des Schlosses ist überraschend intakt, so dass eine große französische Familie hier direkt einziehen könnte. Bob bewegt sich behendig durch das mittelalterliche Schloss und macht viele Bilder; auch im linken Flügel, der wesentlich unansehnlicher ist. In den schummrigen Fluren und Zimmern liegt staubiger Schutt aus abgebröckelten Steinen und kaputten Brettern. Einige grelle Sonnenstrahlen zwängen sich durch die kaputten Fenster des Schlosses, wir hören auf dem Dachboden eine Maus piepsen. Der Zustand der Räume erstaunt Bob nicht. „Viele leerstehende Schlösser verfallen schnell. Diebe stehlen die wertvollen Dinge und sobald das Dach undicht ist, wird es in zehn bis zwanzig Jahren eine Ruine.“ Dieses wunderbare Stück mittelalterlicher Geschichte steht noch, aber für wie lange?

Spendenaktion Diese Probleme der Schlossbesitzer sind keine Neuigkeit in Frankreich. Im ganzen Land gibt es zwischen 30.000 und 40.000 Schlösser, von denen schätzungsweise 600 wie dieses teilweise oder vollständig verfallen sind. Unterhalt hängt meistens von den privaten Eigentümern oder der jeweiligen Gemeinde ab und ist in vielen Fällen unbezahlbar - die nötigen Renovierungen erst recht. So werden die Schlösser zu bedrohtem Kulturerbe; ihre Zahl droht bei ausbleibendem Unterhalt in zehn Jahren zu verdoppeln. Eine Reihe besorgter Franzosen gründete deshalb 2015 die Organisation ‚Adopte un château‘ um diese Schlösser vor dem Untergang zu retten. Initiator Julien Marquis stellte ein Team aus ehrenamtlichen erfahrenen Ingenieuren, Architekten, Historikern und Kulturgut-Experten zusammen, um Besitzern und Gemeinden beim Ankauf und der Renovierung von Schlössern beizustehen. Gleich zu Anfang bekam das Projekt von Marquis viel Aufmerksamkeit mit der aufsehenerregenden Rettung des grandiosen Château de la MotheChandeniers. Diese schöne Burg aus dem 13. Jahrhundert mitsamt ihrem kreisförmigen Schlossgraben liegt nahe des Dorfes Les TroisMoutiers in der südwestlichen Region Nouvelle >

Links, im Uhrzeigersinn: die beeindruckende Bibliothek eines Schlosses aus dem 18. Jahrhundert in Nouvelle Aquitaine; Gästezimmer und Wohnzimmer des Schlosses in Lothringen.

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Verlassene Schlösser

„Es ist in großartiges Projekt, es wäre extrem schade, wenn diese Perlen verschwänden. Und ich kann sie dann auch länger erkunden.“ Aquitaine. Zusammen mit der Spendenorganisation Dartagnans zog Marquis die größte europäische Spendenaktion aller Zeiten auf. Fast 28.000 Menschen aus 115 überwiesen jeweils mindestens 50 Euro und sammelten so den damaligen Rekordbetrag von 1,6 Million Euro. Mehr als genug, um dieses einzigartige Monument zu renovieren, nachdem es 1932 durch ein Feuer verwüstet worden war. Auf diese Art kümmert sich ‚Adopte un château‘ zurzeit um etwa 40 Schlösser in Frankreich.

Gelungener Ausflug Über deren Website (www.adopteunchateau.com) kann man schon für einen Euro im Monat zum Schloss-Retter werden: Für Marquis ein bescheidener und entscheidender Beitrag, um dieses wesentliche Stück französicher Geschichte zu erhalten. Die Organisation möchte neben der geschichtlichen Bedeutung dieser außerordentlichen Reihe Schlösser auch den wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Wert dieser seltenen Gebäude in den Vordergrund rücken. Bis es soweit ist, hält urban explorer Bob mit seiner Kamera in den verfallenen Fluren, möblierten Rittersälen und fabelhaften Treppen die Schönheit in Verfall fest. „Es ist ein großartiges Projekt, denn es wäre unendlich schade, wenn diese Perlen verschwänden. Und so kann ich sie dann auch länger erkunden und genießen.“ Die Sonne geht bereits unter, als wir am Ende eines langen Tages wieder Richtung Niederlande fahren. „Das war wieder ein gelungener Ausflug,“ lächelt Bob zufrieden. „Als Urbexer weiß man nie, wie es laufen wird; ich bin froh, dass wir hinein gekommen sind. Au revoir, la France. Bis nächste Woche!”

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TEXT RYAN CLAUS FOTOS BOB THISSEN

Links: Salon eines Schlosses in Nouvelle-Aquitaine, darunter: Treppenhaus in einem unberührten Schloss in der Region Nouvelle Aquitaine, daneben: Dieses Wohnzimmer, ebenfalls in der Region Nouvelle Aquitaine, scheint noch nicht so lange verlassen. Rechts: verlassenens Privatkino in einem Schloss aus dem 19. Jahrhundert in der Bourgogne-Franche-Comté; Treppenhaus in Nouvelle-Aquitaine, wo laut 'urban explorer' Bob die schönsten Schlösser zu finden sind.

FRANKREICH MAGAZIN

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GERS 32 - AIGNAN Ruhig gelegenes, freistehendes Haus mit leichtem Renovierungsbedarf. Prächtige Aussicht auf 1678 m2. Drei Schlafzimmer, 2 Badezimmer, Garage. Ref: AH-11952, VHB A 102.500. Agnes Hoekstra, Tel. +33 631 077 213

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Radioreise

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Frankreich mit den Ohren entdecken! Reporter Alexander Tauscher nimmt seine Hörer mit hinaus in die Welt. Da darf Frankreich natürlich nicht fehlen. Egal, ob bei der Arbeit, beim Heimwerken, Kochen oder Autofahren – es gibt genug Gelegenheiten, mit dem Kopf einfach abzureisen. Wellen plätschern, der Wind rauscht im Wald, der Gesang eines Straßenmusikers weht herüber… egal ob im Département Lot, in Cannes oder an der Ardèche: Mit dem Radio erleben Sie Kino im Kopf. www.radioreise.de

Frankreich zum Lesen und Hören ZUSAMMENSTELLUNG ANNEKE WARDENBACH

HIP HOP MIT TIEFGANG „Un peu d’amour“ heißt das neue Album der rebellischen Hip-Hop Band Zweierpasch. 2018 hat die Freiburg-Straßburger Formation in Paris den renommierten Adenauer-de-GaullePreis bekommen – eine Würdigung ihrer Musik und ihrer grenzüberschreitenden Bildungsprojekte wie dem deutschfranzösischen Kreativwettbewerb École du Flow. „Mit der Kraft der Kunst machen wir Europa greifbar, schaffen Begegnungen, Zugänge zu politischen Themen wie Energiewende, Rechtsradikalismus oder Plastikmüll“, sagt Bandleader Felix Neumann. Damit rappen sich die politischen Poeten und Sprachbotschafter durch die Grenzgebiete und erkunden die Geschichte beider Länder und ihrer gemeinsamen Zukunft in Europa. www.zweierpasch.com

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Kaum einer hat wie Charles de Gaulle der Geschichte Frankreichs seinen Stempel aufgedrückt. Im Sommer 1940 liegt Frankreich am Boden, Hitlers Armeen haben das Land überrannt. Doch im Londoner Exil arbeitet ein Mann anscheinend unbeeindruckt für die Auferstehung Frankreichs. Er hat weder Land, noch Geld oder Truppen. Dennoch wird Charles de Gaulle mit überlebten Ideen von „Grandeur“ der „Retter“ Frankreichs – und der Schöpfer eines Mythos, den die meisten Franzosen bis heute für die historische Wahrheit halten. In klarer Sprache, vielen Details und mit skeptischer Bewunderung entzaubert Willms Biografie den Mythos und hiflt, das heutige Frankreich zu verstehen. Johannes Willms, Der General – Charles de Gaulle und sein Jahrhundert. C.H. Beck ISBN 978-3406-74130-2, 32,00

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Schöpfer eines Mythos

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Sophie Calle fand 1983 ein Adressbuch auf der Straße und kopierte es, bevor sie es dem Besitzer, einem gewissen Pierre D., anonym zurückgab. Dann begann sie, die Kontakte anzurufen, sie traf sich mit D.s Familie, Freunden, Bekannten, Affären. Ziel war, „diesen Mann kennenzulernen, ohne ihn je zu treffen“, schreibt die Autorin im Vorwort. In diesem skurrielen Experiment erforscht sie, wie Identität erzeugt wird und wie wir von anderen wahrgenommen werden. Sophie Calle hat die Begegnungen als Serie in der französischen Tageszeitung Libération veröffentlicht. Das löste einen Skandal aus, der in Zeiten von Google und Facebook aktueller den je ist. Der Besitzer des Adressbuches ging gegen Calle und die Zeitung vor, zu seinen Lebzeiten durften die Texte nicht mehr gedruckt werden. 14 Jahre nach seinem Tod liegen sie nun auf Deutsch vor. Sophie Calle, Das Adresbuch. Ü: Sabine Erbrich. Bibliothek Surhkamp 1510, D: 22,00 A: 22,70 CH: 31,50 sFr ISBN: 978-3-518-22510-3

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Belle Époque

Medien

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Grandeur zum Anfassen: Der für seine schönen Bildbände bekannte Taschenverlag hat den französischen Begriff Grandeur wörtlich genommen kommt mit einem XXL-Fotobuch über Frankreich um die vorige Jahrhundertwende. Es ist ein beeindruckendes, dekoratives Schmuckstück, ja fast Möbelstück zum Schmöckern: Auf 636 Seiten, ungefähr im A3-Format, geht es auf die Reise durch ganz Frankreich. Etwa 800 historische Fotos, Ansichtskarten und Plakate bringen den Leser ins späte 19. Jahrhundert, die Belle Époque: Der deutsch-französische Krieg ist vorbei, der Siegeszug von Industrie und Technik schreitet unaufhaltsam voran, Tourismus und Freizeit werden erfunden. Dank der um 1880 patentierten Fotochrom-Technik, erscheint die Vergangenheit in lebendigen Farben. So zeigt dieser Band Frankreich in seiner ganzen Pracht der Jahrhundertwende. Vom mondänen Treiben auf den Pariser Boulevards bis zum Badeurlaub an der Côte d’Azur erstrahlt die Belle Époque als eine Zeit von Lebensfreude und Optimismus. Marc Walter, Sabine Arqué, France around 1900. A Portrait in Color. Taschen, ISBN 9783836578509, 150.


Neuanfang auf dem Friedhof Der Pariser Friedhof Montmartre ist die ungewĂśhnliche Kulisse fĂźr eine romantische Geschichte Ăźber Liebe und Trauer: Nach dem Tod seiner Frau ist Julien untrĂśstlich. Der Vater eines kleinen Sohns fĂźhlt sich vom Schicksal betrogen und sieht keinen Sinn mehr im Leben. Widerwillig erfĂźllt er den letzten Wunsch seiner Frau. Er soll ihr 33 Briefe schreiben, einen fĂźr jedes Lebensjahr, und sie auf den Friedhof von Montmartre bringen. In einem kleinen Geheimfach im Sockel der Engelsstatue, die HĂŠlènes Grab schmĂźckt, deponiert er die Umschläge – bis der kleine Stapel eines Tages plĂśtzlich verschwunden ist. Stattdessen findet er mysteriĂśse Gegenstände. 10,00 [D], 10,30 [A] ISBN 978-3-49231052-9

SCHĂ–N ANZUSEHEN Als habe Matisse persĂśnlich dieses Kinderbuch illustriert, erzählt es in leuchtenden Farben und mit dynamischen Formen und Mustern, wie der „Garten“ von Matisse entstand. Krank ans Bett gefesselt, verwandelte der KĂźnstler mit Schere und buntem Papier sein Krankenzimmer in ein vibrierendes Spektakel aus Farben und Formen. Mit den Illustrationen von Christina Amodeo braucht es nur wenig Worte, um nicht nur Kindern ein GefĂźhl zu vermitteln, was „Matisse“ ist. Das groĂ&#x;zĂźgige Format, teilweise auf ausklappbaren Tafeln, gewährt dem (Vor-)leser eine wahre Augenfreude. Matisse und sein Garten. ISBN 978-3-257-02139-4 (D) 20.00 / sFr 27.00* / (A) 20.60

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Lieblingsstadt der Franzosen

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Côte d’Azur Urlaub an der Côte d’Azur, direkt am Strand? Im Schatten eines weitläufigen Pinienwaldes an der Küste finden Sie den FünfSterne-Campingplatz Camp du Domaine, ein idealer Ort für die ganze Familie.

Wenn Sie abends vor Ihrem Wohnmobil, Zelt oder Wohnwagen unter dem Sternenhimmel das Rauschen des Meeres hören, sind Sie wie verzaubert. Dies ist der Campingplatz am Meer, von dem Sie geträumt haben. Für jeden ist etwas dabei, da man auch mieten kann. Die Bungalows, die etwas höher auf einem bewaldeten Hügel liegen, bieten von der Terrasse einen Meerblick. Auf diesem großen Campingplatz finden Sie alles, was Sie brauchen, von Restaurants und Bars bis hin zu einem Supermarkt.

Sehenswürdigkeiten Wer gerne die Umgebung erkunden möchte, kann Monaco und Saint-Tropez besuchen. Bormes-Les-Mimosas, ein typisches provenzalisches Dorf mit verwinkelten Gassen, liegt nur wenige Gehminuten vom Campingplatz entfernt. Das alte Fischerdorf Le Lavandou ist über einen Pfad entlang der Küste zu erreichen. Es gibt einen Markt am Donnerstagmorgen. Der Campingplatz organisiert auch Ausflüge mit dem Minibus und einer Führung. Einfach praktisch.

Auf dem Campingplatz Für kleine Kinder gibt es schöne Spielplätze, Wasserfontänen und einen kostenlosen Miniclub. Sie finden sogar spezielle Babybäder! Die Kinder können Bogenschießen, Windsurfen und Wasserski fahren, für Jugendliche gibt es die Möglichkeit, Tennis oder Beachvolleyball zu spielen. Herausforderung: vielleicht sogar einen Tauch- oder Segelkurs machen. Abends sorgt das Animationsteam für Spaß. Camp du Domaine ist ein großartiges Urlaubsziel und weit genug vom Trubel von St. Tropez entfernt.

CAMP DU DOMAINE 2581 La Favière F-83230 Bormes-les-Mimosas Tel. (0033) 4 94 71 03 12 GPS 43.1179, 6.35183 Anfang April bis Ende Oktober geöffnet. Der Campingplatz liegt in einem 45 Hektar großen Park direkt am Strand mit vielen Plätzen für Camping und Bungalow.

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