«Wie kommuniziert die Ausstellung?» CAS

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Seminararbeit CAS Curating: Wie kommuniziert die Ausstellung? Cordelia Oppliger __________________________________________________________________________

Seminararbeit CAS Curating ZHDK Wie kommuniziert die Ausstellung?

vorgelegt von Cordelia Oppliger Zentralstrasse 78 8003 Zürich

12. Juni 2015

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Seminararbeit CAS Curating: Wie kommuniziert die Ausstellung? Cordelia Oppliger __________________________________________________________________________

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Einführung .............................................................................................................. 3

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Theoretische Zugänge ............................................................................................ 6

2.1

Roland Barthes: "Mythen des Alltags" ....................................................................... 6

2.1.1

Was ist ein Mythos? .................................................................................................. 6

2.1.2

Der Mythos als semiologisches System .................................................................... 6

2.1.3

Der motivierte Mythos ............................................................................................... 8

2.1.4

Wie wird der Mythos rezipiert? .................................................................................. 9

2.2

Jana Scholze: "Medium Ausstellung" .......................................................................10

2.2.1

Ausstellungen sind Medien ......................................................................................10

2.2.2

Methodisches Vorgehen ..........................................................................................11

2.2.3

Typologie der vier Präsentationsformen ...................................................................11

2.2.4

Arten der Mitteilungen ..............................................................................................14

3

Beispiele .................................................................................................................16

3.1

Beispiel "100 x Aarau" im Stadtmuseum Aarau........................................................16

3.1.1

Beschrieb Stadtmuseum Aarau ...............................................................................16

3.1.2

Ausstellung und ihre Präsentationsform ...................................................................16

3.1.3

Art der Mitteilungen ..................................................................................................17

3.2

Beispiel "Und plötzlich ging die Sonne unter" im Aargauer Kunsthaus .....................21

3.2.1

Beschrieb Aargauer Kunsthaus ...............................................................................21

3.2.2

Ausstellung und ihre Präsentationsform ...................................................................21

3.2.3

Art der Mitteilungen ..................................................................................................22

3.3

Beispiel einer eigenen visuellen Auseinandersetzung ..............................................24

4

Schlussfolgerungen ..............................................................................................27

5

Literaturliste ...........................................................................................................29

2


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1 Einführung Im Zusammenhang mit der Kommunikation von Ausstellungen wird oft nur das Plakat, der Ausstellungsflyer oder eine Website verstanden, kurz, die klassischen Kommunikationsmittel. Ausstellungen kommunizieren aber auch mit dem Ort, an dem sie sich befinden, mit den Räumen und dem Kontext. Sie kommunizieren durch die Künstlerin/den Künstler, durch das Kunstwerk. Die Kuratorin/der Kurator kommuniziert mit ihrer/seiner Art und Wahl des Objekts, durch die gewählten Präsentationsformen und schliesslich kommunizieren auch das Rahmenprogramm und das Vermittlungsangebot. "Kuratieren ist eine Form der Kommunikation", sagt denn auch Daniel Morgenthaler1. Dominique Frey2 geht noch weiter und sagt: "Alles im Haus sehe ich als Kommunikation. Wir wollen auch, dass die Leute miteinander, mit dem Museum, mit uns kommunizieren."3 Ich verstehe deshalb Ausstellungen als komplexe, vielschichtige Medien, die mit allem bewusst oder unbewusst kommunizieren. Für diese These stütze ich mich auf die zwei Axiome von Paul Watzlawick: 1. "Man kann nicht nicht kommunizieren" 2. "Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt."4 Mit dem ersten Axiom erklärt Watzlawick, dass er jede Form von Kommunikation - und damit meint er nicht nur Worte - als Verhalten versteht und dass man sich nicht nicht verhalten kann. Daraus folgert er, dass man auch nicht nicht kommunizieren kann. Sowohl der Ausstellungsort wie auch die Künstlerin oder der Kurator "verhalten" sich und "kommunizieren" entsprechend. Auch das zweite Axiom "Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt" ist interessant für meine These. Watzlawick sagt, dass jede Kommunikation einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt hat. Der Inhaltsaspekt vermittelt die Information. Der Beziehungsaspekt beschreibt, in welchem Verhältnis die Kommunizierenden zueinander stehen. Wie die Kommunizierenden eine Beziehung empfinden, drücken sie unterschwellig über den Appell und die Selbstoffenbarung aus. Jede Form der Kommunikation enthält beides. Mit

1

Aussage von Daniel Morgenthaler, Kurator Helmhaus, Zürich, anlässlich seines Talks an der Zürcher Hochschule der Künste vom 8.5.2015

2

Dominique Frey, Kuratorin im Stadtmuseum Aarau

3

Interview mit Dominique Frey, Kuratorin im Stadtmuseum Aarau, geführt am 29.5.2015

4

Watzlawick, Paul, Beavin, Janet H., Jackson, Don D. Menschliche Kommunikation. Huber Bern Stuttgart Wien. 1969, 2.24 S. 53

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Seminararbeit CAS Curating: Wie kommuniziert die Ausstellung? Cordelia Oppliger __________________________________________________________________________ dem Appell fordern wir dazu auf, etwas Bestimmtes (nicht) zu machen, mit der Selbstoffenbarung drücken wir mittels Gestik, Mimik und Tonalität den Wunsch aus, auf eine bestimmte Art und Weise gesehen zu werden. In Bezug auf die Kommunikation von Ausstellungen verstehe ich demnach das (Kunst-)Objekt als Inhaltsaspekt, die Haltung des Ausstellungsorts, der Kuratorin als Beziehungsaspekt, den Appell nach Watzlawick setze ich mit dem intendierten Ausstellungsinhalt gleich und die Selbstoffenbarung zeigt sich anhand der Präsentationsform, der Sprache, des Stils. Die Sichtweise, dass Kommunikationsprozesse mehr sind als ein Austausch von Informationen, teilt auch Jana Scholze. Sie zeigt anhand von vier Ausstellungen verschiedene Präsentationsformen und beleuchtet die Problematik der Kommunikationsprozesse vertieft anhand der Polysemie, dem Vorhandensein mehrerer Bedeutungen zu einem Wort.5 Diese Konstellation lässt für die Besucherinnen und Besucher mehrere Bedeutungen zu. Welche Bedeutung rezipiert wird hängt u.a. von den Präsentationsformen und der Art der Mitteilungen ab. Die Schwierigkeit ist, dass sich die an einer Ausstellung Beteiligten dieser Vielschichtigkeit der Kommunikation nicht immer bewusst sind, oder glauben, dass es nur eines neutralen Ausstellungsorts bedarf, um die Kunstwerke für sich alleine sprechen zu lassen. Doch ich behaupte, auch der white cube "kommuniziert" im Sinne Watzlawicks. Simon Sheikh sagt dazu, dass der white cube an sich bereits ein ästhetisches Objekt ist6, was ihm eine Bedeutung gibt, die "kommuniziert". Seine Aussage erweitere ich generell auf Ausstellungsräume. Und auch der Ausstellungsinhalt "kommuniziert", so "neutral" man ihn auch darzustellen versucht. Roger Fayet sagt dazu: "Auch eine Ausstellung, deren erklärtes Ziel es ist, dass die Botschaften der Werke möglichst "unverstellt" wahrgenommen werden sollen, hat demnach ein bestimmtes Vermittlungsziel, das ebenso spezifische Vermittlungsverfahren bedingt, die in ihrer Wirkung überprüfbar sind."7

Wie aber kommunizieren Ausstellungen? Welche Kommunikationsmittel werden bewusst oder unbewusst eingesetzt und welche Funktion haben sie? In der Auseinandersetzung mit diesen Fragen beziehe ich mich auf zwei Theorien:

5

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 24

6

"Furthermore, it is an aesthetic object in and of itself." Sheikh, Simon: "Positively White Cube Revisited. e-flux journal 3 February 2009.

7

Fayet, Roger: "Ob ich nun spreche oder schweige." Wie das Museum seine Dinge mit Bedeutung versieht", in: ders. (hg.): Im Land der Dinge, a.a.O., S. 16 in Ziese, Marion. Kuratoren und Besucher. Transcript Verlag, Bielefeld. 2010.

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Seminararbeit CAS Curating: Wie kommuniziert die Ausstellung? Cordelia Oppliger __________________________________________________________________________ Als ersten Zugang wähle ich Roland Barthes’ Theorie „Mythen des Alltags. Anhand seines Essays gehe ich vertieft darauf ein, wie Bedeutungen, Konnotationen oder eben Zeichen und Mythen entstehen und wo wir sie antreffen. Ich zeige auf, warum sie so viele Interpretationsmöglichkeiten haben und damit letztlich auf so doppeldeutige Art "kommunizieren". Gerade diese Doppeldeutigkeit, die Möglichzeit zur Interpretation, machen in der Kunst die Spannung aus. "Ein totales Bild würde den Mythos ausschliessen oder ihn zumindest zwingen, es nur als Totalität zu erfassen.8 Als zweiten Zugang wähle ich die bereits erwähnte Methode von Jana Scholze. Sie versteht Ausstellungen als Medien, die in erster Linie durch räumliche und visuelle Erfahrungen mitteilen und bedeuten. Sie sagt: "Alle Formen von Mitteilungen und Bedeutungen bilden die Ausstellungsinhalte."9 Anhand von vier Ausstellungen10 stellt sie die Präsentationsformen Klassifikation, Chronologie, Inszenierung und Komposition mit ihren entsprechenden Charakteristika vor. Weniger als starres Schema denn als Anleitung zum aufmerksamen Hinschauen versteht sie ihre Untersuchung der Art der Mitteilungen, den "Prozess der Decodierung", wo sie auf die Denotation, Konnotation und die Metakommunikation eingeht. Entlang von Scholzes Methode analysiere ich die beiden Ausstellungen, "100 x Aarau" im Stadtmuseum Aarau sowie "Und plötzlich ging die Sonne unter" im Aargauer Kunsthaus. Ich ermittle die Präsentationsformen sowie verschiedene Arten der Mitteilungen. Ich zeige anhand von Beispielen, wie aktuelle Ausstellungen kommunizieren können und welche Wirkungen diese Kommunikationsformen auf die Besucherinnen und Besucher haben (können). Schliesslich zeige ich anhand einer eigenen visuellen Arbeit, wie wir mit dem bewussten Umgang der verschiedenen Kommunikationsformen gezielt Vertrauen schaffen, verunsichern, verwirren, bestätigen oder auch Neues produzieren können und wie wir zur Assoziationen und Reflektionen anregen können, ganz im Sinne von Dorothee Richter, die sagt „Inhalt und Form, beides muss Fragen aufwerfen.“11

8 9

Barthes, Roland. Mythen des Alltags. Suhrkamp. 2. Auflage 2013. S. 274 Scholze, Jana. Medium als Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 12

10

Pitt-Rivers-Museum in Oxford, Zeitgeschichtliches Forum in Leipzig, Tropenmuseum in Amsterdam und Museum der Dinge - Werkbundarchiv in Berlin

11

Richter, Dorothee. “Artists and Curators as Authors – Competitors, Collaborators, or Teamworkers?” Öffentlicher Vortrag im ZKM, Karlsruhe. 5.12.2012

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2 Theoretische Zugänge 2.1 Roland Barthes: "Mythen des Alltags" Roland Barthes (1915 - 1980) war französischer Literaturkritiker und Philosoph. Sein grundlegendes Anliegen war die Beziehung zwischen der Sprache und der Gesellschaft und literarische Formen, die zwischen den beiden vermitteln.

2.1.1 Was ist ein Mythos? Als Mythos galt ursprünglich eine Erzählung, mit der Menschen und Kulturen ihr Welt- und Selbstverständnis zum Ausdruck bringen. Im Allgemeinen verstehen wir darunter heute aber Personen, Dinge oder Ereignisse von hoher symbolischer Bedeutung oder auch einfach nur eine falsche Vorstellung oder Lüge12. Als Beispiele von Alltagsmythen nennt Roland Barthes in seinem Essay etwa die Haarfransen der Römer im Film "Julius Caesar"13: Da sämtliche Personen Haarfransen trugen, gelockt, glatt, gekräuselt oder geölt, wurden sie im Sinne von Barthes zum Zeichen für das Römertum. Oder er zeigt anhand von Spielsachen, dass es sich um Miniaturen aus der Erwachsenenwelt handelt, die für die Mythen des Erwachsenenlebens stehen, bspw. Soldatenfigürchen für Krieg oder Spielzeugautos für Transport. Roland Barthes versteht unter Mythos ein System der mündlichen, schriftlichen oder bildlichen Kommunikation. Der Mythos ist ein Bild, dessen Bedeutung sich uns mit einem Schlag aufdrängt. Barthes sieht den Mythos also als Schrift und folglich als Sprache. Und demnach versteht Barthes unter Sprache jede bedeutungshaltige Einheit, verbaler oder visueller Art, und zählt den Mythos zur Semiologie, zur Zeichentheorie.

2.1.2 Der Mythos als semiologisches System Die Semiologie ist eine Wissenschaft der Formen. Sie untersucht Bedeutungen unabhängig von ihrem Inhalt. Barthes bezeichnet den Mythos als ein sekundäres semiologisches System, weil er auf einer semiologischen Kette aufbaut: Was im primären linguistischen System ein "Zeichen" ist, wird im zweiten, mythischen oder semiologischen System das Bedeutende. Der Mythos bildet also ein assoziatives Ganzes und setzt sich aus drei Komponenten zusammen: Die erste Komponente ist der mythische Signifikant oder die Form und ihre Doppeldeutigkeit:

12

Wikipedia, "Mythos", besucht am 8.5.2015, http://de.wikipedia.org/wiki/Mythos

13

Regie: Joseph L. Mankiewicz, USA, 1953

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Seminararbeit CAS Curating: Wie kommuniziert die Ausstellung? Cordelia Oppliger __________________________________________________________________________ Im primären linguistischen System (oder auch Objektsprache) ist er der abschliessende Term der Sprachekette und als solcher ein Zeichen. Im sekundären semiologischen System (oder auch Metasprache) wird das Zeichen zum Ausgangsterm. Hier verliert es seine Geschichte, sein Sinn wird zurückgedrängt, aber er verschwindet nicht. Er bleibt als leicht zugänglicher Vorrat an Geschichte erhalten. Es ist dieses Versteckspiel zwischen Zeichen und Form, das den Mythos ausmacht. "Der Sinn ist immer da, um die Form präsent zu halten, die Form ist immer da, um den Sinn auf Distanz zu halten."14 Zwischen Sinn und Form gibt es nie einen Widerspruch, einen Konflikt oder eine Spaltung, denn sie befinden sich nie am selben Punkt. Barthes nennt als Beispiel den Blick aus dem Fenster: Ich kann mich auf die Fensterscheibe konzentrieren oder auf das Gebäude, das ich durch die Scheibe sehe. Die Fensterscheibe ist für mich also zugleich anwesend und leer, das Gebäude irreal und erfüllt. Genauso verhält es sich beim mythischen Signifkanten: Er ist leer, aber präsent, der Sinn ist abwesend und dennoch vorhanden, wenn auch zurückgedrängt. Die zweite Komponente ist der Signifikat: Er ist der Begriff und determiniert, verändert sich nicht, ist konkret und entspricht einer Funktion. Durch ihn wird der Form eine ganz neue Geschichte implantiert. Die dritte Komponente schliesslich ist die Bedeutung: Sie ist die Verknüpfung vom mythischen Signifikanten und dem Signifikat, von Form und Begriff, sie ist der Mythos.

14

Barthes, Roland. Mythen des Alltags. Suhrkamp Verlag, Berlin. 2. Auflage 2013, S. 270

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2.1.3 Der motivierte Mythos Die erwähnte Doppeldeutigkeit des mythischen Signifikaten hat zur Folge, dass er gleichzeitig Mitteilung wie Feststellung ist und den Charakter einer Aufforderung hat. Barthes führt hier folgendes Beispiel auf: Wenn man im spanischen Baskenland die Häuser betrachtet, kann man anhand der einheitlichen Architektur das "baskische Chalet" erkennen. Dieser einheitliche Stil macht nicht betroffen, er provoziert nicht. Sähe man jedoch in Paris ein baskisches Chalet, sähe man in ihm "das Wesen der Baskität" und der Begriff käme als Appell entgegen.15 Die mythische Bedeutung ist nie vollständig arbiträr, sondern stets partiell motiviert und enthält ein Stück Analogie. Der Mythos spielt mit dieser Analogie von Zeichen und

15

Barthes, Roland. Mythen des Alltags. Suhrkamp Verlag, Berlin. 2. Auflage 2013, S. 271 - 272

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Seminararbeit CAS Curating: Wie kommuniziert die Ausstellung? Cordelia Oppliger __________________________________________________________________________ Form. Ohne motivierte Form gibt es keinen Mythos. Als Beispiel führt Barthes eine Sammlung von Objekten auf, die so ungeordnet sind, dass man keinerlei Sinn darin finden kann. Hier ist die Form unmotiviert. Die motivierte Form dagegen bietet die Unordnung als Sinn an: Somit gibt sie dem Absurden eine Bedeutung, macht aus dem Absurden einen Mythos. Und selbst wenn eine Motiviertheit fehlt, verhindert dies den Mythos nicht: Das Fehlen selbst wird zum Mythos.

2.1.4 Wie wird der Mythos rezipiert? Der Mythos kann auf verschiedene Arten gelesen/rezipiert werden: 1. als leeren Signifikanten: Hier füllt der Begriff die Form eindeutig, die Bedeutung ist wortgetreu, der Mythos wird zerstört (statische, zynische Lesart). 2. als vollen Signifikanten: Hier werden Sinn und Form klar voneinander getrennt, folglich wird die Bedeutung des Mythos zerstört und er wird zum Alibi (analytisch, entmystifizierende Lesart). 3. als unzertrennlichen, ganzen Signifikanten: Hier wird der Mythos als konstitutiver Mechanismus wahrgenommen, d.h. als eine wesentliche Bedingung. Der Mythos ist zugleich eine wahre und irreale Geschichte (dynamische Lesart). Barthes ergänzt hier, dass die Möglichkeit, die Art der Lektüre frei zu wählen, kein semiologisches Problem ist, sondern von der Situation des Subjekts abhängt. Doch warum kann der Mythos auf verschiedene Arten gelesen werden? Barthes sagt: "Nicht, weil seine Absichten verborgen wären - wären sie es, könnten sie nicht wirksam sein - sondern weil sie zur Natur geworden sind."16 Der Mythos verbirgt nichts, aber er deformiert und verbiegt. Er verwandelt Geschichte in Natur. Er tut, als riefe das Bild ganz natürlich den Begriff hervor, als fundierte der Signifkant das Signifikat. Barthes nennt deshalb den Mythos auch ein induktives System, das vom Einzelnen zum Allgemeinen wird. Somit ist "der Mythos ein semiologisches System, das vorgibt, über sich selbst hinaus in ein System von Tatsachen überzugehen."17

16

Barthes, Roland. Mythen des Alltags. Suhrkamp Verlag, Berlin. 2. Auflage 2013, S. 280

17

Barthes, Roland, Mythen des Alltags. Suhrkamp Verlag, Berlin. 2. Auflage 2013, S. 284

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2.2 Jana Scholze: "Medium Ausstellung" Dr. phil. Jana Scholze arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Museum für Kunst und Design beim "Victoria and Albert Museum" in London und ist dort die erste Kuratorin für Produktedesign.18

2.2.1 Ausstellungen sind Medien "Die Ausstellung ist eine Form der Kommunikation, Ausstellungen sind Medien" 19, sagt Jana Scholze. Sie stellt grundlegend fest, dass museale Ausstellungen "als sich an die breite Öffentlichkeit wendenden Medien eine Kommunikationsabsicht unterstellt werden muss."20 Mit Ausstellungsinhalten meint sie nur bedingt Informationen mündlicher oder schriftlicher Art. Vielmehr versteht sie Ausstellungen als Medien, die in erster Linie durch räumliche und visuelle Erfahrungen mitteilen und bedeuten. Alle Formen und Mitteilungen und Bedeutungen bilden zusammen die Ausstellungsinhalte.21 Am Beispiel von Museumsobjekten in Sammlungen zeigt sie, dass diese trotz der Trennung aus dem ursprünglichen Kontext nicht isoliert erscheinen, sondern dass sie vielmehr in Beziehung treten zu anderen Museumsobjekten und damit zu potenziellen Trägern von Bedeutungen werden.22 "Museumsobjekte werden demnach auf Grund besonderer Beziehungen zu menschlichen, örtlichen und zeitlichen Gebrauchs- und Vorstellungszusammenhängen gesammelt, interpretiert und ausgestellt."23 Bei der Betrachtung eines Objektes versuchen Besucherinnen und Besucher, das Objekt zu erkennen, einzuordnen und zu bezeichnen. Dazu versuchen sie immer zuerst, seine Form und Gestalt hinsichtlich einer möglichen Funktion zu deuten.24 Museumsobjekte dienen nicht mehr dem Gebrauch. Sie müssen nicht mehr schützen, verteidigen, ernähren, schmücken, sondern haben die Aufgabe, die Funktionen Schutz, Verteidigung, Ernährung und Schmuck zu bedeuten, zu repräsentieren. Damit werden Museums-

18

Jana Scholzes aktuelle Ausstellung: "What ist Luxury" vom 25.4. - 27.9.2015.

19

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 9

20

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 271

21

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 12

22

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 17

23

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 18

24

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 22

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Seminararbeit CAS Curating: Wie kommuniziert die Ausstellung? Cordelia Oppliger __________________________________________________________________________ objekte zu Zeichen.25 Scholze versteht Musealisierung aber nicht als Kommunikation im engeren Sinne, sondern als "semiotische Erscheinung oder Symbolisierungsprozess, wo der Gebrauchswert eines materiellen Objekts in einen kulturellen symbolischen Wert umgewandelt wird."26 Zeichen sind notwendig für jede Kommunikation27. Dass Zeichen unterschiedlich rezipiert werden können, habe ich mit Roland Barthes' "Mythen des Alltags" gezeigt. Scholze lehnt sich an dessen Theorie an und führt weiter aus, dass Zeichen oder Codes, wie sie sie nennt, vom Kommunikationsumstand sowie von individuellen Wahrnehmungen, Konditionen und Konventionen der Kommunizierenden abhängen. Sie sind demnach nicht eindeutige und identisch interpretierbare Komponenten im Kommunikationsprozess.28 Als Beispiel nennt sie das Wort Pferd, das ein Tier beschreibt, aber auch ein Turngerät oder eine Schachfigur.29 In dieser mehrfachen Deutungsmöglichkeit oder Polysemie, die den untersuchten Ausstellungen eigen ist, sieht Scholze die Problematik der Kommunikationsprozesse.

2.2.2 Methodisches Vorgehen Ausgehend von diesem Verständnis untersucht Jana Scholze in ihrer Dissertation, die 2004 als Buch "Medium Ausstellung"30 publiziert wurde, die Kommunikation von Ausstellungen. Dabei hat sie zwei Zugänge: Erstens erarbeitet sie eine Typologie von Präsentationsformen: Klassifikation, Chronologie, Inszenierung und Komposition. Zweitens geht Scholze davon aus, dass Ausstellungen auf drei Arten von Mitteilungen aufgebaut sind - Denotation, Konnotation und Metakommunikation - und untersucht sie danach. Dabei verwendet sie kein starres Schema, sondern fordert mit ihrer Anleitung vielmehr dazu auf, genau hinzuschauen und sich der vielschichtigen Formen der Kommunikation bewusst zu werden.

2.2.3 Typologie der vier Präsentationsformen 2.2.3.1 Klassifikation Unter Klassifikation versteht Scholze das nach Systematik strebende Ordnungskonzept. "Die Klassifikation sortiert nach Gemeinsamkeiten und Differenzen (z.B. Pilze, Vögel etc.). Dazu werden die Objekte aus ihren natürlichen Zusammenhängen gerissen, sie werden „entindivi-

25

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004 S. 19

26

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 19

27

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004 S. 13

28

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 22/23

29

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 22

30

Oktober 2002, Fakultät 1 Geisteswissenschaften der Technischen Universität Berlin

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Seminararbeit CAS Curating: Wie kommuniziert die Ausstellung? Cordelia Oppliger __________________________________________________________________________ dualisiert.“31 Voraussetzung sind gleichrangige Objekte, die eine primäre Position inne haben32 und weitgehend austauschbar sind.33 Sie werden so dicht wie erforderlich ausgestellt und durch Überschriften, klassifizierende Termini und Informationen auf Etiketten eingeordnet. Es gibt keinen Verweis auf ihren sozialen, regionalen oder kulturellen Kontext, erwähnt wird evtl. der Fundort, die Fundzeit und -situation, nicht aber die individuelle Geschichte. Der Ausstellungsraum wird nicht mit narrativen bzw. informierenden Inhalten in Bezug auf den Kontext gestaltet, ebenso werden die Ausstellungsobjekte im Ist-Zustand belassen. Auch die Präsentationsmittel wie Objektbeschriftungen und Vitrinen werden auf ein Minimum reduziert, letztere sind ausserdem rein funktional und dienen dem Schutz der Objekte.34 Die Klassifikation gehört zu den traditionellen Ausstellungsformen und wird meist für wissenschaftliche Sammlungen verwendet.35 2.2.3.2 Chronologie Bei der chronologischen Präsentationsform wir die zeitliche Gliederung in eine räumliche Ordnung übertragen. Dabei werden Raum und Sprache miteinander verbunden und es entsteht eine chronologische Erzählumgebung, eine visualisierte Erzählung. "Besuchende erlaufen sich quasi die Geschichte beim Gang durchs Museum und beim Wandern durch die Ausstellung entsteht automatisch wieder Chronologie. In der chronologischen Präsentationsform ist die Sprache ein unabdingbares zusätzliches Element, das gerade komplexe Erzählstrukturen unterstützt."36 Die Ausstellungsobjekte werden dem Text untergeordnet und dienen der Begründung, der Legitimation und der Vermittlung der intendierten Erzählung. Es besteht die Gefahr, dass sie zur reinen Illustrationsfunktion degradiert werden. Assoziationen werden zugunsten einer unmissverständlichen Kommunikation unterdrückt. Kennzeichnend ist die grosse Vielfalt an Präsentationsmaterialien wie Grafiken, Bilder, Fotografien, Überschriften und Ausstellungstexte, die als primäre Elemente für die Kommunikation der Ausstellungsinhalte benutzt werden. Dies führt bei dieser Präsentationsform zu einer "Höherbewertung der Kommunikations-

31

Blog HSLU, besucht 6.5.2015. http://blog.hslu.ch/audienceplus/2010/11/29/mit-dingen-erzahlen-4-moglichkeiten-undgrenzen-der-narration/

32

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 93

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Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 97

34

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 85 - 97

35

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 85

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Blog HSLU, besucht am 6.5.2015. http://blog.hslu.ch/audienceplus/2010/11/29/mit-dingen-erzahlen-4-moglichkeiten-undgrenzen-der-narration/

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Seminararbeit CAS Curating: Wie kommuniziert die Ausstellung? Cordelia Oppliger __________________________________________________________________________ fähigkeit von Texten gegenüber Objekten."37 Die tempusgerichtete Präsentation wird oft für ein (populär-)wissenschaftlich historisches Thema eingesetzt.38 2.2.3.3 Inszenierung Unter Inszenierungen versteht Scholze "örtliche, zeitliche und kontextuelle Beziehungen"39, also szenische Raumarrangements, die das Vergangene oder Fremde vorstellbar machen und vermitteln. Ausstellungsobjekte werden in eine "natürliche" Umgebung eingebettet, d.h. bspw. werden historische Räume für die Präsentation einer Sammlung nachgebaut, Attrappen werden erstellt oder Objekte an Originalschauplätzen plaziert.40 Inszenierungen haben den realen Kontext als Basis, sind kontextbildend und szenisch. Die Ausstellungsobjekte werden nicht beschriftet und nicht vereinzelt präsentiert. Sie dienen aufgrund ihrer Dreidimensionalität, Faktizität, Aura und Ästhetik vielmehr als Elemente, die die dargestellten Szenen definieren und authentisieren. Zusammen mit anderen Objekten und deren Positionierung im szenischen Arrangement leiten sie die Wahrnehmung und Interpretation der Besuchenden. Inszenierte Ausstellungen sind begehbar, was einen Einfluss auf die Wahrnehmung und Erfahrung der Besuchenden hat. So ist denn auch der Raum - und nicht die Wand - der Bezugspunkt. Der Fokus liegt auf der Vermittlung intendierter Ausstellungsinhalte, das Objekt selber verliert seine individuelle Position. Die Architektur und bühnenartige Einbauten, anstelle von Vitrinen und Sockel, sowie Raum, Licht, Farbe und Material spielen eine wesentliche Rolle für die Strukturierung möglicher Sinneswahrnehmung und damit auch der visuellen Kommunikation41. Durch diese Faktoren wird die Präsentationsmöglichkeit stark eingeschränkt. Die inszenierte Präsentationsform wird eingesetzt, um ferne oder historische Situationen und bestimmte Interpretationen sichtbar zu machen.

2.2.3.4 Komposition Bei der komponierten Präsentationsform bildet der Ausstellungsraum das elementare Medium für Erfahrungen und dient konkreten Funktionen des Rahmens, Umschliessens, Glie-

37

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 129

38

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 122 - 129

39

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 28

40

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41

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 201

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Seminararbeit CAS Curating: Wie kommuniziert die Ausstellung? Cordelia Oppliger __________________________________________________________________________ derns, Kontextualisierens, Verfremdens und nicht zuletzt des Vermittelns. Mit der Raumgestaltung werden spezifische Atmosphären erzeugt, die Verhalten auslösen und stimulieren, Kommunikation fördern oder Assoziationen wecken, in Stimmungen versetzen und für Wahrnehmungen sensibilisieren. Die Sammlungsordnung wird als netzartige Struktur verstanden, deren Verbindungen immer wieder aufgelöst und neu erstellt werden. Intendiert sind räumliche und ästhetische Erfahrungen, die gewohnte Denkarten und Bewertungen in Frage stellen, zur Auseinandersetzung animieren und neue Betrachtungsweisen erschliessen. Der vormuseale Produktions- oder Gebrauchskontext spielt keine Rolle. Es gibt keine lineare Geschichtserzählung, keine systematische Präsentation von Sammlungen und keine publikumswirksame, effektvolle Erlebnisausstellung.42 Die Polysemie der gesammelten Objekte wird ernst genommen und führt zu unendlichen Kombinations- und Bedeutungsmöglichkeiten."43 Die Wirkung von komponierten Ausstellungen beruht auf der Spannung zwischen dem Realraum (Begrenzung, Objekten) und den durch Projektionen, Licht, Klang erzeugten flüchtigen Erscheinungen in einer virtuellen Räumlichkeit."44 Die Komposition eignet sich für Ausstellungen, die eine ästhetische und poetische Erfahrung einer theoretischen Auseinandersetzung beabsichtigen45 und/oder mittels assoziationsreicher Raumgestaltung, die nicht vordergründig die ausgewählten Objektbeziehungen thematisiert, sondern mittels dieser auf abstrakte Inhalte verweist bzw. diese problematisiert.46 2.2.4 Arten der Mitteilungen Als zweiten Zugang für die Ausstellungsanalyse wählt Jana Scholze die Beschreibung der Arten der Mitteilungen als denotative, konnotative und metakommunikative Codes.47 2.2.4.1 Denotation Die Denotation oder auch Inhaltsangabe eines Begriffs ermittelt anhand der materiellen Form und von Gestaltungsmerkmalen die vormuseale Funktion, z.B. die Gebrauchsfunktion. Sie führt zur Objektbezeichnung und gibt Auskunft über die Kommunikation des einzelnen Ausstellungsobjekts. 42

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 257 - 266

43

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 28

44

Zitat Flagmeier 1995: 52 in Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Lektüren musealer Gestaltung in Oxford, Leipzig, Amsterdam und Berlin. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 257

45

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 264

46

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 28

47

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 22

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2.2.4.2 Konnotation Unter Konnotation versteht Scholze den intendierten Ausstellungsinhalt und mögliche assoziative Bedeutungen. Sie wird durch die Raum- und Objektanordnung sowie durch sprachliche Ausdrucksmittel kommuniziert. Scholze sagt: "Konnotationen können nicht einmalig analysiert und festgeschrieben werden, sondern bedürfen auf Grund neuer akademischer Auffassungen, Theorien, modifizierter Sammlungsordnungen und Interessen kontinuierlicher Überarbeitung. Auch jedes Ausstellungsprojekt ist Quelle neuer Konnotationen, da die Museumsobjekte unter jeweils differierenden Fragestellungen zusammengestellt und präsentiert werden."48 2.2.4.3 Metakommunikation Der allgemeine Präsentationskontext gibt Auskunft über Intention, Philosophie und Ethik der Kuratorinnen und Kuratoren bzw. des Museums als sich in Ort und Zeit definierender Institution. Scholze sagt, "(...) die Art und Weise der Präsentation neben den Ausstellungsinhalten gibt immer auch Hinweise auf akademische Überzeugungen, Lehrhaltungen, die ausgewählten Ausstellungsobjekte und -themen Hinweise auf Sammlungsinteressen der Kuratoren, die Raumnutzung und Gestaltungsmittel Hinweise auf die hauseigene Geschichte wie auf die Ausstellungsgestalter."49 Sie versteht die vielfältigen Verweise als "metakommunikativen Aspekt" von Ausstellungen.50 Ein Element der Metakommunikation sieht sie auch in den Ausstellungstexten, die nicht alleine einer inhaltlichen Erläuterung und/oder einem Orientierungssystem dienen, sondern mit Stil, Form und Tonalität als individuelle und institutionelle Äusserungen verstanden werden und in Bezug auf die Ausstellung gestaltet werden können. Das Zusammenspiel oder die Dominanz von Information, Ästhetik und Rhetorik entscheidet über die Verständlichkeit, Lesbarkeit und Einflussnahme einer Ausstellung.51 Zu beachten ist, dass die Abgrenzung der drei Codes nicht trennscharf ist.

48

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 33

49

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 35

50

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 35

51

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 135

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Seminararbeit CAS Curating: Wie kommuniziert die Ausstellung? Cordelia Oppliger __________________________________________________________________________

3 Beispiele Als Beispiele habe ich die Ausstellungen "100 x Aarau" im Stadtmuseum Aarau52 sowie "Und plötzlich ging die Sonne unter"53 im Aargauer Kunsthaus in Aarau gewählt. Dabei habe ich darauf geachtet, dass zwei verschiedene Präsentationsformen vorkommen und beide Ausstellungen reich an Kommunikationsformen sind. Dadurch, dass sich beide Ausstellungen im historischen Kontext bewegen, aber gänzlich unterschiedlich umgesetzt wurden, wird ausserdem die Wirkung verschiedener Kommunikationsformen veranschaulicht. Wie Scholze beschränke ich mich bei der Analyse der Ausstellung auf ausgewählte Bereiche und Phänomene. Ebenso gehe ich nur bedingt auf mündliche und schriftliche Informationen im Sinne der Kunstvermittlung ein.

3.1 Beispiel "100 x Aarau" im Stadtmuseum Aarau 3.1.1 Beschrieb Stadtmuseum Aarau Seit 1939 nutzt die Stadt Aarau den mittelalterlichen Wehr- und Wohnturm als Museum. Der bestehende Turm wurde kürzlich renoviert und mit einem grosszügigen Neubau ergänzt.54 Das Museumskonzept beinhaltet die Dauerausstellung "100 x Aarau" im alten Turm sowie eine Wechselausstellung im Neubau.55 Das neue Museum versteht sich als eine Institution, die vermittelnd zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, aber auch zwischen Bevölkerungsgruppen und Generationen agiert. Hier soll man sich treffen, austauschen, amüsieren, nachdenken und gemeinsam Ideen und Visionen entwickeln.56 Als erstes habe ich anhand der Kriterien von Jana Scholze analysiert, um welche Präsentationsform es sich bei der Ausstellung "100 x Aarau" handelt:

3.1.2 Ausstellung und ihre Präsentationsform Die Ausstellung "100 x Aarau" ist in den historischen, verwinkelten und denkmalgeschützten Räumen des Turms angesiedelt und auf sieben Stockwerke verteilt. Die Einrichtungen wur52

Dauerausstellung "100 x Aarau", Stadtmuseum Aarau, ab 25. April 2015

53

Aargauer Kunsthaus, "Und plötzlich ging die Sonne unter", huber.huber, 1.5.- 16.8.2015

54

Eröffnung des neuen Stadtmuseums am 24. April 2015.

55

Aktuelle Wechselausstellung: "Demokratie! Von der Guillotine zum Like-Button" vom 25. April 2015 bis 31. Januar 2016

56

Website Stadtmuseum Aarau, besucht 6. Mai 2015, http://www.stadtmuseum.ch/page/4

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Seminararbeit CAS Curating: Wie kommuniziert die Ausstellung? Cordelia Oppliger __________________________________________________________________________ den für die Präsentation der Ausstellung genutzt. Alle Räume sind begehbar, was die Wahrnehmung und Erfahrung der Besucherinnen und Besucher beeinflusst: Nicht das einzelne Objekt, sondern die Konstellation mit anderen Objekten und deren Positionierung im szenischen Arrangement leiten die Wahrnehmung und Interpretation. Auch sind die Objekte selber nicht beschriftet, die Texte dienen der Beschreibung des Kontextes und liefern unverzichtbares Hintergrundwissen. Der Fokus liegt auf der Vermittlung intendierter Ausstellungsinhalte. Damit sind bereits klare Hinweise auf die inszenierte Präsentationsform nach Scholze gegeben. Auch deutlich wird, dass die Objekte keine Gebrauchsfunktion mehr haben, gemäss Scholze also denotiert wurden und als Zeugen von Lebensgeschichten dienen. Ein weiterer Hinweis auf die Inszenierung. Die historischen Räume an sich sind schon eine Ausstellung, sie sind denn auch die Bezugspunkte zu den Objekten, nicht die Wände. Die Objekte stehen nicht für sich, sondern werden kontextbildend und szenisch ausgestellt. Dafür werden Licht, Farbe und Material gezielt eingesetzt, um die gewünschte Sinneswahrnehmung zu erwirken. Die Präsentationsmöglichkeit ist durch die 750-jährigen, geschichtsträchtigen Räume stark eingeschränkt. Teilweise wurden original Tapeten stückweise belassen, das ursprüngliche Aussehen verstärkte die Authentizität. Aufgrund dieser Analyse sehe ich die Ausstellung "100 x Aarau" im Stadtmuseum Aarau als eine klare Vertreterin der Präsentationsform "Inszenierung" nach Jana Scholze.

3.1.3 Art der Mitteilungen Basierend auf meiner These, dass Ausstellungen ein Medium sind und mit allen Facetten kommunizieren, habe ich gemäss des zweiten Zugangs von Scholze auf verschiedene Arten von Mitteilungen geachtet. Die Beobachtungen habe ich im Rahmen eines Besuches mit einer Gruppe von fünf Personen57 gemacht. Der Museumseingang liegt im Neubau, die Treppe zu den oberen Räumen befindet sich zwischen dem alten und dem neuen Teil. Die diskrete Signaletik ist leicht zu übersehen, trotzdem sucht man die historische Dauerausstellung eher im alten Turm als im Neubau. Der Übergang vom Neubau zum Turm wird mit drei historischen Stühlen im Betontreppenhaus angedeutet.

57

Anlässlich meines Besuches des Stadtmuseums vom 2.2.2015 mit fünf weiteren Personen habe wir anhand des Rasters von Jana Scholze über Präsentationsformen und die Arten der Mitteilungen diskutiert. Die nicht repräsentative Befragung war insofern interessant, als niemand von ihnen - auch ich nicht - irgendwelche Konnotationen zu den Objekten hatte und sich auch keine Gedanken über deren ursprünglichen Gebrauch (Denotation) gemacht hatte.

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Seminararbeit CAS Curating: Wie kommuniziert die Ausstellung? Cordelia Oppliger __________________________________________________________________________ Im untersten Raum sind 100 Objekte ausgestellt - von der Bircherraffel über die Festplatte bis zum Pferdeschlitten. Das Museum schreibt: "Die als Gesamtwerk in 20 Räumen inszenierten Geschichten reflektieren einerseits die heterogene, umfangreiche Sammlung der Stadt Aarau, anderseits erzählen sie von Menschen und Persönlichkeiten, die Aarau prägen und mitgestalten."58 Mit dem heterogenen Objektteppich zeigt das Museum, welches Geschichtsverständnis ihm und der Ausstellung zugrunde liegt: "Es gibt nicht die eine Geschichte, sie setzt sich aus vielen Geschichten zusammen, in unserer Ausstellung eben aus 100 exemplarischen Objekten. Und Geschichte hat immer auch mit der Gegenwart zu tun."59 Passend dazu wird die Aarauer Geschichte von den Personen her erzählt60, was Nähe zu den Besuchenden schafft. Und es gibt keinen zwingenden Ablauf. "Wir überlassen es den Besuchenden, wo sie beginnen und welche Räume sie sich angucken," sagt die Kuratorin.61 Auffallend in der Ausstellung "100 x Aarau" sind die zahlreichen interaktiven Elemente: drehbare Infotafeln, Geschichten an Kopfhörerstationen, Kästchen und Schubladen zum Öffnen, Zeitungen zum Lesen, Gänge zum Durchkriechen etc. Diese Vermittlungsformen passen gut zu den Leitmotiven "Teilhabe und Mitwirkung"62 des Stadtmuseums. Allerdings bringt es diese Art der Vermittlung mit Partizipation, als wechselseitigen, lebendigen Prozess zwischen Museum und Bevölkerung, in Verbindung63. Dem widerspreche ich. Die Ausstellung ist interaktiv, nicht aber partizipativ. Ganz im Sinne von Maren Ziese, die sagt: "Bei der Idee von Partizipation soll es also nicht um ein naives Mitbestimmungsparadigma gehen im Sinne eines simplen Knöpfchendrückens im Ausstellungsraum, sondern um eine Teilhabe, die Intervention ermöglich, statt die dominanten Erzählweisen zu reproduzieren und Beteiligung zu simulieren.64 Es entsteht kein neues Ganzes in Zusammenarbeit mit dem Publikum, sondern das Museum bzw. die Kuratorin entscheidet, worüber diskutiert werden soll.65 Auf die Frage, ob Interaktion oder Partizipation, werde ich nicht vertieft eingehen, das würde den

58

Website Stadtmuseum Aarau", besucht 6. Mai 2015, http://www.stadtmuseum.ch/page/4

59

Interview mit Dominique Frey, Kuratorin im Stadtmuseum Aarau, geführt am 29.5.2015

60

Personenperspektive oder personaler Erzählstil im Gegensatz zum für historische Ausstellungen üblicheren auktorialen Erzählstil.

61

Interview mit Dominique Frey, Kuratorin im Stadtmuseum Aarau, geführt am 29.5.2015

62

Website Stadtmuseum Aarau, besucht am 6.5.2015. http://www.stadtmuseum.ch/page/4

63

Website Stadtmuseum Aarau, besucht am 6.5.2015. http://www.stadtmuseum.ch/page/4

64

Ziese, Maren. Kuratoren und Besucher. Transcript Verlag, Bielefeld. 2010. S. 77

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Ausgenommen davon sind zwei Positionen der Ausstellung: Es gibt einerseits die Möglichkeit, sich in historischen Kleidern fotografieren zu lassen. Die aufgenommenen Bilder werden auf der Website des Museums veröffentlicht. Das ermöglicht, dass die Besuchenden jetzt unmittelbar Teil der erzählten Geschichte werden. Ausserdem können mit Zinnfiguren aus der Sammlung vor drei wählbaren Kulissen ein kurzer Stop-Motion-Film gedreht werden. Allerdings ist anzufügen, dass durch die vorgegebenen Kleidung, Möblierung, Figuren, Kulissen etc. die Partizipation schon wieder sehr stark eingeschränkt ist.

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Seminararbeit CAS Curating: Wie kommuniziert die Ausstellung? Cordelia Oppliger __________________________________________________________________________ Rahmen dieser Arbeit sprengen. Aber das Grundverständnis erscheint mir wichtig in Bezug auf die Metakommunikation. Wie gesagt, sehe ich den Fokus der Ausstellung "100 x Aarau" auf der Vermittlung intendierter Ausstellungsinhalte. Die Besucherinnen und Besucher werden damit angeregt, über die präsentierten Inhalte zu reflektieren. Sie werden aber nicht angeregt, eigene Bezüge zu machen, die Objekte werden nicht im bartheschen Sinne als Mythen wahrgenommen, die zum Diskurs, zu Assoziationen und Reflektionen einladen würden. Die Ausstellung bietet aber in Hinsicht auf die (Meta-)Kommunikation von Ausstellungen weitere interessante Beispiele: Für die Erzählung der Aarauer Geschichte greift die Kuratorin nicht nur auf historische, sondern auch auf zeitgenössische Personen zurück, denen man heute in Aarau auf der Strasse begegnet. Auch mit der Möglichkeit, Porträts der Besuchenden sowie Stop-Motion-Filme auf der Website des Stadtmuseums hochzuladen, zeigt sie ihren Anspruch, vermittelnd zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu agieren, wie das von der Institution gefordert wird.66 Sie "kommuniziert" also mit ihrem Konzept, dass sie diesem Anspruch der Institution gerecht werden möchte. In Bezug auf die Mitteilungsart sind auch die Informationstafeln zu den 100 Objekten interessant. Sie sind drehbar, die Geschichte zu den Objekten befindet sich auf der Rückseite. Diese Form "kommuniziert" also, dass es sich um Hintergrundinformation handelt. Heinrich Zschokke, Pädagoge und Schriftsteller67 ist ein grosszügiger Raum gewidmet, während viele andere ihren Platz mit einer oder mehreren Personen teilen müssen. Ohne Person, Herkunft, Wirkungsfeld etc. zu kennen, "kommuniziert" die wuchtige Installation, dass es sich hier um eine für die Aarauer Geschichte wichtige Person handeln muss, bzw. dass diese Person vom Museum und oder der Kuratorin68 als wichtig eingestuft wurde. Die Hunderte von kopierten Zeitungsblättern in Bücherregalen sind ein metakommunikativer Hinweis auf Schreib- oder Lesetätigkeit der dargestellten Person. Aus der Nähe entpuppen sich die Zeitschriften als Kopien der ersten Ausgabe des "Schweizer Boten", einer Zeitschrift, deren Herausgeber und Redaktor Zschokke war. Die moderne Kopie des hölzernen Stehpults entdeckt man erst beim Beschreiten des Raums. Sie ist dem Gründer des Verlags Sauerländer, Heinrich Remigius Sauerländer69,

66

67

Website Stadtmuseum Aarau, besucht am 6.5.2015. http://www.stadtmuseum.ch/page/4 Johann Heinrich Daniel Zschokke (* 22. März 1771 in Magdeburg;; † 27. Juni 1848 in Aarau)

68

Dominique Frey, Kuratorin, Stadtmuseum Aarau

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Verlag Sauerländer, gegründet 1807. Sein Gründer, Heinrich Remigius Sauerländer (1776 - 1847) war gleichzeitig auch der Nachfolger von Heinrich Zschokke beim "Schweizer Boten".

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Seminararbeit CAS Curating: Wie kommuniziert die Ausstellung? Cordelia Oppliger __________________________________________________________________________ gewidmet, Zschokkes Verleger und späteren Nachfolger. Durch die Anordnung der Pulte wird deutlich, dass es eine doppelte Hierarchie gibt: Der Verlag Sauerländer steht hinter Heinrich Zschokke und während das Pult von Zschokke aus edlem Holz gefertigt ist, ist jenes von Sauerländer aus einfachem grau beschichteten und damit deutlich weniger wertvollen Sperrholz. Zusätzlich "kommuniziert" die Installation auch, was der Verlag Sauerländer mit Zschokkes Originalen gemacht: Er hat sie hundertfach kopiert und in eine massentaugliche Form gebracht. Ein rautenähnliches Glasregal, das verschiedene winzige und farbige Objekte beinhaltet, löst die Assoziation "Kaleidoskop" aus und damit die Assoziation "Spielzeug". Die Installation wird denn auch als einen Raum für Kinder wahrgenommen. Ein Durchgang bleibt den Erwachsenen aufgrund ihrer Körpergrösse meistens verborgen. Kinder dagegen haben ihn auf Augenhöhe und schlüpfen hindurch. Im Raum dahinter kann Kindergeschichten gelauscht werden. Er ist also klar nur für Kinder gedacht, was mit dem niedrigen Durchschlupf auf Kinderaugenhöhe ausgedrückt wird. Die verborgende Rückseite wird den aufmerksamen Besuchenden mitgeteilt, indem einige Objekte mit der Rückseite nach vorne ausgestellt werden. Ein Hinweis, dass es eine andere Perspektive geben muss. Die Porträts der 100 Personen hängen an den Wänden in Leuchtkästen mit braungelbem Hintergrund, der an verblichene Fotos erinnert. Die Reihenfolge ist beliebig. Der Stil "kommuniziert" historische Persönlichkeiten. Doch die Reihenfolge ist beliebig, weshalb auch Personen auftauchen, ohne dass Todesdaten vermerkt wären, und solche, die man sogar persönlich kennt. Dieser Verwirr-Effekt ist einer der ganz wenigen, der zu Reflektionen, zu eigenen Bezügen im Sinne von Barthes einlädt . Durch eine chronologische Reihenfolge wäre dieser Verwirr-Effekt verloren gegangen. In der Ausstellung finden sich auch unverständliche Beispiele. Es bleibt bspw. unklar, weshalb in einem der Räume ein Sofa in einem Glaskorpus steht. Oder warum im ehemaligen Trauzimmer die Ausschnitte von Liebesbriefen im Tisch versteckt sind. Auch bleibt unklar, weshalb es bei den Porträts breitere und schmalere Fotos gibt.70 Hier zeigt sich eine grosse Schwierigkeit der inszenierten Präsentationsform: Verstehen Besuchende den inszenierten Kontext nicht, erschliesst sich ihnen auch die Aussage nicht. Der inszenierte Raum will einen intendierten Ausstellungsinhalt vermitteln, Besuchende werden bewusst oder unbewusst aufgefordert, danach zu suchen. Er lässt wenig Raum offen für eigene Assoziationen im Sinne Barthes.

70

Einen Hinweis auf eine Logik gibt es nicht, vielmehr liegt die Vermutung nahe, dass es mangels einheitlichem Bildmaterial und/oder aus Platzgründen geschehen ist.

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Seminararbeit CAS Curating: Wie kommuniziert die Ausstellung? Cordelia Oppliger __________________________________________________________________________

3.2 Beispiel "Und plötzlich ging die Sonne unter" im Aargauer Kunsthaus Als zweites Beispiel habe ich die Ausstellung "Und plötzlich ging die Sonne unter"71 im Aargauer Kunsthaus gewählt. Sie zeigt eine künstlerische Auseinandersetzung zum Aargauer Gedenkjahr "1415 - Die Eidgenossen kommen!" des Künstlerduos huber.huber.72

3.2.1 Beschrieb Aargauer Kunsthaus Das Aargauer Kunsthaus verpflichtet sich vor allem der Gegenwartskunst und besitzt die wichtigste öffentliche Sammlung an Schweizer Kunst vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Jährlich werden rund zehn Ausstellungen mit nationalen und internationalen Positionen präsentiert, junge sowie regionale Kunstschaffende spielen dabei eine wichtige Rolle. Durch ein innovatives, breit gefächertes Vermittlungsangebot werden die Ausstellungen und die – immer wieder neu präsentierte – Sammlung der Öffentlichkeit und insbesondere jungen Publikumsschichten näher gebracht. Damit fördert das Aargauer Kunsthaus den Zugang zur bildenden Kunst und bietet Raum für eine differenzierte und lustvolle Auseinandersetzung.73

3.2.2 Ausstellung und ihre Präsentationsform Die Ausstellung "Und plötzlich ging die Sonne unter" ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit der schicksalhaften Eroberung des Kantons Aargau durch die Eidgenossen. Sie beinhaltet vier stark reduzierte künstlerische Positionen - ein Harnisch-Handschuhpaar aus dem 15. Jahrhundert, die Foto eines Siegels, einen Schwarzweissfilm, zwei Blöcke auf Sockeln und dahinter ein Teppich aus Verbänden - sowie viel Leeraum. Selbst Wandtexte oder Objektbeschriftungen fehlen. Demnach handelt es sich um künstliche, konstruierte und der Kontextsituation grundsätzlich fremde Ausstellungsräume, die keinen realen Kontext abbilden wie die Inszenierung, sondern vielmehr als Ausstellungsräume erlebt werden sollen. Dies sind erste wichtige Merkmale der komponierten Ausstellung.74 Weiter entsteht durch diese Leere ein Raum, der Assoziationen weckt, der die Wahrnehmung schärft. Der Ausstellungsraum ist nicht inszeniert, er wird als neutraler Raum verstanden, der ästhetische Erfahrungen zulässt und zur Reflektion animiert. Die Ausstellung erzählt keine lineare Geschichte,

71

Aargauer Kunsthaus, "Und plötzlich ging die Sonne unter", huber.huber, 1.5.- 16.8.2015

72

huber.huber, Zwillingsbrüder Markus und Reto Huber (*1976), Zürich, www.huberhuber.com

73

Website Kunsthaus Aargau, besucht am 8.5.2015. http://www.aargauerkunsthaus.ch/de/kunsthaus/

74

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 257

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Seminararbeit CAS Curating: Wie kommuniziert die Ausstellung? Cordelia Oppliger __________________________________________________________________________ sondern thematisiert ausschnittartige, abstrakte, angesichts des komplexen historischen Kontextes eher gewagte Positionen. Ausserdem werden, wie Scholze sagt, "Neugierde, Bereitschaft zum Entdecken, Einlassen, Fragen, Nachdenken und Entschlüsseln"75 seitens der BesucherInnen vorausgesetzt. Aufgrund dieser übereinstimmenden Merkmale ordne ich die Ausstellung "Und plötzlich ging die Sonne unter" der Präsentationsform Komposition zu.

3.2.3 Art der Mitteilungen Die komponierte Ausstellung, wie Scholze sagt, intendiert "(...) räumliche und ästhetische Erfahrungen, die gewohnte Denkarten und Bewertungen in Frage stellen, zur Auseinandersetzung animieren und neue Betrachtungsweisen erschliessen."76 Dank dieses Raumes, dem Zulassen von Assoziationen und Auseinandersetzungen mit den vier Positionen in der Ausstellung "Und plötzlich ging die Sonne unter", wird ein zentrales Thema deutlich, das im Sinne Barthes gleichzeitig anwesend wie abwesend ist: Der Mensch wie er verletzt, tötet, aber auch verbindet und heilt, wie er Kriege führt und Siege feiert, den Frieden besiegelt und damit auch beschützt. Was verstärkt die Anwesenheit des Menschen, obwohl er abwesend ist? Gerade im Zusammen mit der Untersuchung der Art der Mitteilung ist dies interessant: Als erste Position ist das Harnisch-Handschuhpaar aus dem 15. Jahrhundert zu nennen. Es liegt auf einem Sockel in einer grossen Glasvitrine. Der Begleittext erläutert, dass die Glasvitrine exakt die Masse eines ausgewachsenen Mannes hat. Damit wird der abwesende Mensch angedeutet. Die Vitrine dient damit gleichzeitig als geschützter Ausstellungsort wie auch als Symbol, ein weiterer Hinweis übrigens auf die komponierte Präsentationsform. Auch die Handschuhe zeigen zwei Seiten, einmal die schützende und einmal die verletzliche. Anzufügen ist, dass ohne Zusatzinformation die Position nicht verständlich wäre. Der Kurator Thomas Schmutz wies denn auch an der Vernissage darauf hin, dass die aufgelegten Begleitinformationen einen integrierenden Bestandteil der Ausstellung bilden.77 Sie wurden von dem Künstlerpaar huber.huber verfasst. Das empfinde ich als eine Schwäche der Ausstellung. Indes regt der Ritterhandschuh, über dessen Besitzer nichts zu erfahren ist, zu zahlreichen Assoziationen wie Verteidigung, Waffe, Krieg und Tod ein, lässt man sich Zeit, entwickelt sich eine (eigene) abenteuerliche Rittergeschichte.

75

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 258

76

Scholze, Jana. Medium Ausstellung. Transcript Verlag, Bielefeld. 2004. S. 258

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Vernissage vom 30.4.2015, Aargauer Kunsthaus, Rede von Thomas Schmutz, Kurator Kunsthaus Aargau

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Seminararbeit CAS Curating: Wie kommuniziert die Ausstellung? Cordelia Oppliger __________________________________________________________________________ Ein weiterer Hinweis auf die Präsenz des abwesenden Menschen ist die SchwarzweissFotografie and der Wand gegenüber. Ihre rahmenlose, etwas tiefe und unspektakuläre Hängart interpretiere ich als Aufforderung, genau hinzuschauen und mich nicht von einer ästhetischen Wahrnehmung verleiten zu lassen. Schaue ich genau hin, entdecke ich die Rückseite eines Siegels mit Abdrücken. Der Begleittext verrät, dass es sich um Fingerabdrücke handeln. Deren Eigentümer hat mit diesem Siegel die Kapitulation besiegelt. In der dritten Präsentation, eine Videoinstallation, wird der Mensch mit einer Hand angedeutet, die mehrfach vom Pistolenzeichen zum Victory-Zeichen wechselt, ein Hinweis auf "die Wiederholung von Krieg und Frieden in der Menschheitsgeschichte", wie es im Begleittext heisst.78 Wer sich die Zeit nimmt, länger hinzuschauen, stellt gegen Ende des zehnminütigen Videos fest, dass die Hand immer mehr zu zittern beginnt. Ein Hinweis auf den ermüdenden und zermürbenden Kreis von Krieg und Frieden. Schliesslich stellt die vierte Position zwei Blöcke aus Ballistik-Seife auf Sockeln dar. Beim aufmerksamen Hinschauen entdeckt man tiefe Kerben in den Oberflächen. Dahinter hängt ein Teppich aus zusammengenähten, hautfarbenen Verbandsbandagen. Das Künstlerpaar huber.huber sagt dazu, dass sie für diese Installation bewusst zeitgenössisches Material verwendet hätten, um die Verbindung vom historischen Kontext zur Gegenwart zu schaffen.79 Die Installation wird denn auch mehr mit Verletzung, mit Verbinden und damit Heilen in Zusammenhang gebracht, als mit dem bestimmten historischen Ereignis. Das Wissen um den historischen Kontext verhilft aber zu einer weiteren Interpretationsmöglichkeit: das Verbinden des Aargaus mit der Eidgenossenschaft. Ein Blick hinter den Teppich, den die Art der Hängung ausdrücklich zulässt, zeigt die unschönen Nähte, die an Narben erinnern. Die gesamte Installation dient gleichzeitig als Metapher für die mehrschichtige Aussage dieser Ausstellung, für das Verbindende und auch für die Ambivalenz. Im Begleittext erfährt man ausserdem, dass es sich beim Material der Blöcke um BallistikSeife handelt, die der Forensik zur Simulierung von menschlichem Gewebe dient. Anhand ihrer lässt sich der Hergang bewaffneter Gewalteinwirkungen nachvollziehen, in diesem Beispiel sind es Einschläge einer Hellebarde. Durch dieses Zusatzinformation wird die Verbindung der Blöcke zum (reduzierten) verletzten oder verletzbaren Mensch fassbar. Auch hier ist die Ambivalenz des Materials deutlich: Die Seife, die einerseits wäscht, reinigt, desinfiziert und andererseits Verletzungen sichtbar macht.

78

Begleittext vom Aargauer Kunsthaus, aufliegend

79

Künstlergespräch vom 21.5.2015, Aargauer Kunsthaus, mit Thomas Schmutz (Kurator) und Markus und Reto Huber.

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Seminararbeit CAS Curating: Wie kommuniziert die Ausstellung? Cordelia Oppliger __________________________________________________________________________ Auch der Titel "Und plötzlich ging die Sonne unter" hat diese Ambivalenz inne: Er steht allgemein für die dunklen Seite des Krieges und gleichzeitig auch für den späteren Niedergang der Grossmacht Habsburg, die ein Reich anstrebte, in dem die Sonne niemals untergeht. Das Licht in diesem Raum wird stufenweise verringert bis zur kompletten Dunkelheit. Damit werden die Besuchenden verunsichert und mit ähnlichen Ängsten konfrontiert wie die Menschen 1415 im Kanton Aargau. Eine wirkungsvolle Form der Metakommunikation, die die Kraft der Installationen weiter verstärkt. Auf die Schwierigkeit, dass die Installationen - ausser des Videos und des Verbandsteppichs - ohne Begleittext kaum verständlich wären, habe ich bereits hingewiesen. Ohne Text würde zum Beispiel die korrekte zeitliche sowie geografische Verortung fehlen, der Bezug zu einem spezifischen Datum. Auch der Erzählstrang ist nicht konsequent: Selbst ohne grossen geschichtlichen Kenntnisse verorte ich den Ritterhandschuh sowie das Siegel in eine viel frühere Zeit als die Handzeichen im Video, die einerseits auf Feuerwaffen hinweisen und andererseits auf das Victory-Zeichen von Winston Churchill, beides aus einer viel späteren Zeit. Aber gerade diese Inkonsequenz erzeugt eine Spannung und ist in Bezug auf die Metakommunikation und auf den Mythos im Sinne Barthes interessant. Wie unter "Der motivierte Mythos" ausgeführt (siehe Punkt 2.1.3) zeigt Barthes, dass der gesunde Menschenverstand Fehlendes mythifiziert. Er sagt: "Selbst das Fehlen von Motiviertheit verhindert den Mythos nicht, denn dieses Fehlen selbst wird hinreichend objektiviert, um lesbar zu werden. So wird schliesslich das Fehlen von Motiviertheit zu einer sekundären Motiviertheit, und der Mythos stellt sich wieder her."80 In Bezug auf die Ausstellung "Und plötzlich ging die Sonne unter" ist also aufgrund der unterschiedlichen zeitlichen und geografischen Verordnung, den stark abstrahierten und reduzierten Positionen und den grosszügigen Ausstellungsflächen, ein Fehlen im Sinne Barthes gegeben, das zu einer "sekundären Motiviertheit" wird und die universellen Mythen Krieg und Frieden und den Menschen dahinter darstellt. So betrachtet ist die Ausstellung "Und plötzlich ging die Sonne unter" nicht nur eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem historischen Ereignis im Kanton Aargau, sondern eine Auseinandersetzung mit dem Menschen in Kriegs- und Friedenszeiten. Diese Betrachtungsweise durch die komponierte Präsentationsform unterstützt.

3.3 Beispiel einer eigenen visuellen Auseinandersetzung In einer eigenen visuellen Auseinandersetzung habe ich Kaffee in verschiedenen Gefässen, mit verschiedenen Beilagen und im neuen, aber realen sowie im surrealen Kontext fotogra80

Barthes, Roland. Mythen des Alltags. Suhrkamp Verlag, Berlin. 2. Auflage 2013, S. 274

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Seminararbeit CAS Curating: Wie kommuniziert die Ausstellung? Cordelia Oppliger __________________________________________________________________________ fiert. Obwohl es sich immer um den exakt gleichen Kaffee handelt, entstehen durch die verschiedenen Gefässe, Beilagen und Kontexte neue Bezüge und sehr unterschiedliche Assoziationen: von "feiner Espresso" über "Sojasauce", "Medikament" bis zu "Drogen".

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Seminararbeit CAS Curating: Wie kommuniziert die Ausstellung? Cordelia Oppliger __________________________________________________________________________ 1. Dimension: Kaffee in verschiedenen Gefässen

feiner Espresso

Verwirrung

Likör

starke Misosuppe, dunkle Bedrohung, Basler Mehlsuppe ment

Medika-

2. Dimension: Kaffee in verschiedenen Gefässen und mit verschiedenen Beilagen

feiner Qualitäts-Kaffee

günstiger, Kaffee

koffeinfreier Gemisch von Soja- und Sojacauce! Medikament Fischsauce? 3. Dimension: 4. Dimension: Kaffee in ungewöhnlichen Gefässen in neuem, Kaffee in ungewöhnlichen Gefässen und im surrealen Kontext aber realem Kontext

Drogen

Eingemachtes

Neues Bild

Neues Bild 26


Seminararbeit CAS Curating: Wie kommuniziert die Ausstellung? Cordelia Oppliger __________________________________________________________________________

4 Schlussfolgerungen Ich habe eingangs gesagt, dass ich Ausstellung als komplexe, vielschichtige Medien verstehe, die mit allem bewusst oder unbewusst kommunizieren. Ich habe dies mit der Kommunikationstheorie von Watzlawick begründet, die sagt, dass man nicht nicht kommunizieren kann und dass sich die Kommunikation aus dem Inhalt (Kunstobjekt), der Beziehung (Haltung Museum/KuratorIn) sowie dem Appell (intendierter Ausstellungsinhalt) zusammensetzt. Weil ich Ausstellungen als Medien verstehe, habe ich untersucht, mit welchen Kommunikationsmitteln sie kommunizieren und welche Funktion/Auswirkung sie haben (könnten). Dazu habe ich als erstes anhand von Roland Barthes gezeigt, wie aus Wort und Bild ein Zeichen und daraus ein assoziatives Ganzes, ein Mythos entsteht, wie unterschiedlich wir diesen lesen können und dass er gleichzeitig Mitteilung, Feststellung und Aufforderung sein kann. Demnach haben Mythen immer eine Bedeutung und Bedeutungen sind Formen der Kommunikation. Anhand von Jana Scholze habe ich vier verschiedene Präsentationsformen erläutert und gezeigt, wie sie kommunizieren: die Klassifikation durch die Sortierung, die Chronologie durch die zeitliche und räumliche Gliederung, die Inszenierung durch den Kontext und die Komposition durch die Polysemie der Objekte. Ausserdem habe ich ihre drei Arten von Mitteilungen, die Denotation, Konnotation und Metakommunikation, vorgestellt. In der Folge habe ich zwei Ausstellungen nach der Methode Scholze analysiert: Bei der Dauerausstellung "100 x Aarau" im Stadtmuseum Aarau habe ich gezeigt, dass die inszenierte Präsentationsform wenig Raum für eigene Bezüge bietet und sich darum eher eignet, um einen intendierten Ausstellungsinhalt zu kommunizieren. Die Arten der Mitteilungen dienen vor allem dazu herauszufinden, was das Museum bzw. die Kuratorin erzählen will. Ganz anders beim zweiten Beispiel, der künstlerischen Position von huber.huber, "Und plötzlich ging die Sonne unter", im Aargauer Kunsthaus: Hier regt die komponierte Präsentationsform eigene Assoziationen und Bezüge an. Das Künstlerpaar und der Kurator überlassen es bewusst den Besuchenden, ob und wenn ja, welche Interpretationen sie machen, selbst der integrierende Begleittext dient nur als Hilfestellung. Die Arten der Mitteilungen sind entsprechend sehr vielfältig und verschieden interpretierbar, diese Ausstellung kommuniziert. Mit einer eigenen visuellen Auseinandersetzung habe ich die Auswirkungen gezeigt, die Veränderungen von Präsentationsformen und Kontexten mit sich bringen. Diese herausgeschälten Arten der Mitteilungen in Ausstellungen ordne ich schliesslich wieder in den Raster eines klassischen Kommunikationskonzeptes ein:

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Seminararbeit CAS Curating: Wie kommuniziert die Ausstellung? Cordelia Oppliger __________________________________________________________________________

Arten der Mitteilungen

Elemente des Kommunikationskonzeptes

Anordnung, Auswahl, Präsentationsform,

Strategie

Raumnutzung Perspektive, Positionierung

Botschaft

Chronologie / Reihenfolge, Darstellungsart,

Gestaltung

Hängart, Konstante / Wiederholung / Veränderung, Sicht- / Unsichtbarkeit Erzählperspektive, Erzählstil

Sprache / Sprachregister

Ausstattung / Möbel, Material

Tonalität

Anzahl/Menge, Farbe, Grösse, Leere/Fülle,

Stil

Licht, Stil Art der Installation, Medium, Objektart

Massnahmen/Mittel

Wenn Ausstellungen als Medien verstanden werden, sind Kuratorinnen und Kuratoren immer auch Kommunizierende. Als solche müssen sie die Kommunikationsformen kennen. Dazu gehören nicht nur jene der klassischen Kommunikation wie Plakat, Medienmitteilung, Website etc., sondern, wie ich dargelegt habe, vor allem auch die Präsentationsformen sowie die Arten der Mitteilungen. Um sie zu kennen, bedarf es vor allem eines genauen Hinschauens, um das Bewusstseinmachen, dass wir von Alltagsmythen oder "Zeichen" umgeben sind. Wenn wir die "Zeichen" erkennen, können wir sie auch nutzen. Das Wissen um die Komplexität und Vielschichtigkeit der Kommunikationsformen sowie der bewusste Umgang mit ihnen erlauben vielfältige Kommunikationsmöglichkeiten, die im Sinne der intendierten Aussage eingesetzt werden können. Eine Waffe, die in der Sammlung vom Landesmuseum Zürich zusammen mit Stahlhelm, Uniform und einer Feldkanone ausgestellt ist, "kommuniziert" eine andere Botschaft, als wenn die gleiche Waffe alleine an einer weissen Wand eines off space aufgehängt ist. Im ersten Fall vermute ich sofort einen historischen, im zweiten einen politischen Kontext. Wäre die gleiche Waffe in einem Waffengeschäft ausgestellt, sähe ich nur noch den Gebrauchsgegenstand. Als Kuratorinnen und Kuratoren haben wir einen Einfluss auf diese Bedeutungen und deren Kombination. Wir können sie gezielt einsetzen, um einen intendierten Ausstellungsinhalt zu vermitteln oder um zu verwirren, um Fragen aufzuwerfen, mit einer dynamischen Veränderung permanent eine Situation der Unsicherheit zu schaffen, um zu harmonisieren oder um Neues zu kreieren. 28


Seminararbeit CAS Curating: Wie kommuniziert die Ausstellung? Cordelia Oppliger __________________________________________________________________________

5 Literaturliste Barthes, Roland. „Mythen des Alltags“. Edition Suhrkamp. 2. Auflage 2013 Barthes, Roland. " Das semiologische Abenteuer." Edition Suhrkamp. 7. Auflage 1988 Begleittext zur Ausstellung "Und plötzlich ging die Sonne unter", aufliegend, Aargauer Kunsthaus, Aarau Blog HSLU, besucht am 6.5.2015, http://blog.hslu.ch/audienceplus/2010/11/29/mit-dingenerzahlen-4-moglichkeiten-und-grenzen-der-narration/ Frey, Dominique. Kuratorin der Ausstellung "100x Aarau" im Stadtmuseum Aarau. Huber Huber, Reto und Markus. Künstlergespräch vom 21.5.2015 im Kunsthaus Aargau, Aarau Morgenthaler, Daniel. Kurator Helmhaus, Zürich. Talk vom 8.5.2015 in der Zürcher Hochschule der Künste Richter, Dorothee. “Artists and Curatos as Authors – Competitors, Collaborators, or Teamworkers?” Öffentlicher Vortrag im ZKM, Karlsruhe. 5.12.2012 Scholze, Jana. „Medium Ausstellung. Lektüren musealer Gestaltung in Oxford, Leipzig, Amsterdam und Berlin“. transcript Verlag, Bielefeld. 2004 Schmutz, Thomas. Kurator Kunsthaus Aargau, Aarau. Rede an der Vernissage vom 30.4.2015 Sheikh, Simon. "Positively Whit Cube Revisited." e-flux journal 3 - Februar 2009 Watzlawick, Paul, Beavin, Janet H., Jackson, Don D. Menschliche Kommunikation. Huber Bern Stuttgart Wien. 1969, 2.24 S. 53 Website Aargauer Kunsthaus, besucht am 8.5.2015, http://www.aargauerkunsthaus.ch/de/kunsthaus Website Stadtmuseum Aarau, besucht am 6.5.2015, http://www.stadtmuseum.ch/page/e Wikipedia, Stichwort "Mythos", besucht am 8.5.2015, http://de.wikipedia.org/wiki/Mythos Ziese, Maren. "Kuratoren und Besucher".Transcript Verlag, Bielefeld. 2010. S. 77

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