Fahrradartikeln aus Dänemark Inhalt Leitfaden „Strukturelle Ideen zur Förderung des aktiven Transports für Schulkinder“ Hoher Besuch aus den USA Die Geschichte des Fahrradtourismus wird neu geschrieben Die Dänische Fahrradbotschaft besucht Vancouver! Published by Cycling Embassy of Denmark www.cycling-embassy.org
Leitfaden „Strukturelle Ideen zur Förderung des aktiven Transports für Schulkinder“ Die Dänische Krebsgesellschaft hat kürzlich einen neuen Leitfaden veröffentlicht, der zeigt, wie Dänische Schulwege fahrradfreundlicher gestaltet werden können und zugleich die körperliche Aktivität unter Schulkindern erhöht werden kann.
Von Henriette Jensen, Dänische Krebsgesellschaft
Der dänische nationale Gesundheitsrat empfiehlt 60 Minuten Bewegung pro Tag für Kinder. Die Aktivität soll unterschiedliche Intensitätsgrade und –phasen umfassen. Wenn sie über den Tag verteilt ist, soll sich jede Aktivitätsperiode über mindestens zehn Minuten erstrecken. Aktive Bewegungsphasen, die zehn Minuten übersteigen, wie beispielsweise per Fahrrad zur Schule fahren, zählen zu diesen 60 Minuten aktiver täglicher Bewegung. Werden die Gewohnheiten inaktiver Kinder dahingehend verändert, dass sie mit dem Fahrrad zur Schule fahren, so zieht das einen deutlichen Gesundheitsvorteil nach sich. Kinder, die per Fahrrad zur Schule fahren, nutzen das Rad zudem für den Rest des Tages häufig weiter und sind somit körperlich viel aktiver als Kinder, die dies nicht tun. Ausgehend von den Erfahrungen der letzten Jahre mit dem Radfahren hat die dänische Krebsgesellschaft es für sinnvoll erachtet, einen neuen Leitfaden herauszugeben, der die besten Methoden für diese strukturellen Maßnahmen präsentiert. Der Zweck des Leitfadens ist es, Behördenvertreter und Politiker in den Gemeinden zu begleiten, indem eine Reihe von erprobten Detailmaßnahmen vorgestellt wird, die Kinder bereits erfolgreich motiviert haben, mit dem Rad zur Schule zu fahren. Einfache und schnelle Maßnahmen mit guten Resultaten
Die in dem Manual zusammengestellten Anregungen sind effektiv und preiswert. Jede wird Schritt für Schritt beschrieben, so dass sie einfach und effizient eingeführt werden können. Sie wurden ausgewählt, weil sie realistische und Erfolg versprechende Lösungen anbieten. Es werden keine kostenintensiven Bauprojekte vorgeschlagen. Im Gegenteil, manche der Lösungen sind preiswert und können dennoch an vielen Orten leicht eingesetzt werden. Hierbei ist das Vorhandensein sicherer Schulwege eine wichtige Voraussetzung, damit mehr Kinder allein zur Schule gehen oder radeln. Der Wechsel vom Auto auf das Fahrrad hat einen sichtbaren Effekt auf die Gesundheit, denn die Gesundheitskosten sinken und die Lebenserwartung steigt,
was wiederum der Gesellschaft und dem einzelnen Radfahrer zugutekommt. Durchschnittlich amortisieren sich Investitionen in fahrradfreundliche Schulwege volkswirtschaftlich binnen eines Zeitraums von fünf Jahren, weil den einmaligen Ausgaben am Anfang Einsparungen für laufende Aufwendungen für Transport und Gesundheit gegenüberstehen .1 Transport und Gesundheit gehen Hand in Hand Städte und Gemeinden sollten anstreben, fachübergreifend zu arbeiten, damit die vielfältigen Interessen an sicheren Schulwegen für gesunde und lernbegierige Kinder erkannt und für die bevorstehende Infrastrukturarbeit der Kommune fruchtbar gemacht werden können. Werden diese 1 Collection of Cycle Concepts 2012, S. 17
vielfältigen Interessen gebündelt, stellt dies den größten Nutzen für die Bürger sicher. Die dänische Krebsgesellschaft hofft, dass die Kommunen mithilfe des Leitfadens das Fahrrad als das naheliegende Transportmittel für den Schulweg der Kinder durchsetzen können und werden. Es ist eine Tatsache, dass körperliche Aktivität Zivilisationskrankheiten - einschließlich Krebs – vorbeugt. Nutzen mehr Kinder täglich das Fahrrad, bildet dies eine Grundlage für gesunde Gewohnheiten, welche unter anderem auch Krebs verhindern. Der Leitfaden „Gesunde und Fahrrad-freundliche Schulwege“ kann hier heruntergeladen werden: www.cancer.dk/bike
Hoher Besuch aus den USA Neunzehn einflussreiche Politiker und Beamte aus Portland, Chicago und San Francisco sowie Mitglieder der Organisation Bikes Belong besuchten im Juni dieses Jahres Kopenhagen, Aarhus und Odense, um unter der Überschrift „ Experiencing the Most Advanced Bicycling Environments on the Planet“ dänische Fahrradlösungen kennenzulernen.
Von Charlotte Kjær Petersen, Gottlieb Paludan + Public Arkitekter
Dänische Fahrradlösungen sind weltweit unter den bestentwickelten. Die weit verbreitete Verwendung des Fahrrades als tägliches Transportmittel hat große internationale Aufmerksamkeit erzielt – sogar mehrere amerikanische Städte haben Initiativen ergriffen, um mehr Verkehrsraum für Fahrräder zu schaffen. In beinahe jeder größeren amerikanischen Stadt nimmt der FahrradVerkehr zu, und unsere Politiker, Planer und Designer sind begierig darauf, zu erfahren, wie man das Radfahren zu einer sicheren, bequemen und vernünftigen Art der Fortbewegung machen kann. - Zach Vanderkooy, Bikes Belong Die Amerikaner wollten auf der Studienreise nach Dänemark verschiedene gute Fahrradlösungen `live´, d.h. am eigenen Leib ausprobieren, um zu neuen konkreten fahrradfreundlichen Lösungen in ihren jeweiligen Heimatstädte inspiriert zu werden. Jede der drei amerikanischen Großstädte ist schon dabei, die Verhältnisse für Radfahrer zu verbessern und hat schon ganz konkrete Visionen und Ziele formuliert, wie die Anzahl der Radfahrer durch die Verbesserung der Rahmenbedingungen erhöht werden kann. Die dänische Fahrradlösung 1:1 erleben Die Fahrradstadt Aarhus, repräsentiert durch Pablo Celis und Gottlieb Paludan+ Public Arkitekter, hatte das Vergnügen, Gastgeberin der Delegation während des Aufenthaltes in Aarhus zu sein. Dreh- und Angelpunkt des Besuches in Aarhus war eine neunzehn Kilo-
meter lange und sehr abwechslungsreiche Fahrradtour. Sie führt unter anderem urbane Fahrradlösungen in der Innenstadt vor, die das Radfahren in dichtem und gemischtem Verkehr unterstützen, und zeigte Lösungen in der ländlichen Vorstadtumgebung bei Egå Engsø, wo ein gutes Bespiel für Parkgelegenheiten für Kombinationsfahrer zu besichtigen war, wofür die Delegation schon vorab Interesse bekundet hatte. Darüber hinaus führte die Strecke uns durch die Mejlgade, Dänemarks erster Fahrradstraße, zu hochoptimierten Fahrrad-Parkmöglichkeiten, Fahrradboxen, Fahrradüberdachungen, verschiedenen Luftpumpen und Informationstafeln für Radfahrer. Die Delegationsteilnehmer saugten sich mit Ideen und Eindrücken voll und fragten unterwegs auf der Fahrt eingehend und neugierig nach. Lernwillig Der Besuch in Aarhus beeindruckte die Delegationsteilnehmer sehr. Der am meisten inspirierende Teil
des Besuches in Aarhus für uns Amerikaner ist es zu sehen, dass JEDER das Fahrrad nutzt: ältere Leute, junge Leute, Männer, Frauen und Kinder. In Amerika ist das Radfahren eine exotische Sache einzelner Individuen, meist junger, kühner Männer. Eine Stadt zu sehen, in der das Radfahren so sicher und gewöhnlich ist, dass jeder es tun kann, ist demgegenüber großartig. - Zach Vanderkooy, Bikes Belong Die Teilnehmer hoben unter anderem hervor, auf welch gute Weise Aarhus´ Vorstädte mit der Innenstadt verbunden sind, und lobten die architektonisch durchgestalteten Fahrradlösungen und die Beachtung, welche gute Lösungen für Kombinationsfahrer finden. Aber auch die Maßnahmen, die getroffen werden, um die Bürger trotz der hügeligen Landschaft und der steilen Hänge zum Radfahren zu motivieren, die vielen innovativen Fahrradlösungen sowie nicht zuletzt der Mut und der Willen, der gezeigt
wird, um ständig die Verhältnisse für Radfahrer in Dänemark zu verbessern, fand ihren Beifall. „Das Beste an der Tour war es, aus erster Hand die positiven Effekte sehen zu können, die das Radfahren auf die Lebensqualität in Dänemark hat. Das endgültige Produkt (Städte mit einer Fahrrad-Infrastruktur in Weltklasse) zu sehen, entzündete meine Vorstellung von InfrastrukturVerbesserungen, die in US-Städten vorgenommen werden können, um das Radfahren zu fördern.“ - Harry Osterman, Alderman 48th Ward, Chicago Es scheint so, dass „das dänische Radfahr-Modell“ bleibende Eindrücke hinterlassen hat, und wir freuen uns auf die Fortsetzung des Dialogs und des Austausches mit amerikanischen Politikern und Organisationen. Dank an Bikes Belong, dass die Strecke an Aarhus vorbei gelegt wurde und Danke für einen fruchtbaren und interessanten Tag.
Die Geschichte des Fahrradtourismus wird neu geschrieben Die besten Beispiele aus ganz Europa werden als Vorbilder dienen, wenn die Danish Cyclists´ Federation, die dänische Radfahrervereinigung, und ihre Partner die dänischen Streckenteile der Nordsee-Route und der Route Berlin-Kopenhagen generalüberholen
Von Elizabeth Frederiksen,
Ungefähr 5.000 Radfahrer wagen sich jährlich an die ganze Strecke Kopenhagen-Berlin. Der dänische Streckenanteil wird in den kommenden Jahren generalüberholt, ebenso wie 560 Kilometer der Nordsee-Route. Bild: Danish Cyclists´ Federation/Mikkel Østergaard
Danish Cyclists’ Federation
„Powered by Cycling: Panorama“ ist der ehrgeizige Titel eines neuen Großprojekts der Danish Cyclists´ Federation. Ziel des Projekts ist es, der kränkelnden Tourismusindustrie entlang der dänischen Küsten auf zu helfen, indem Besuchern an bestimmten Küstenorten neben den üblichen Ferienerlebnissen auch noch besondere Erfahrungen rund ums Rad vermittelt werden. Projektmanager Jesper Pørksen erklärt den langen Namen des Projekts: „Das Wort Panorama wurde gewählt, weil es gut beschreibt, was Dich entlang der dänischen Küstenlinien erwartet: der glänzende Anblick der Meere und des unendlichen Himmels über der flachen und fahrradfreundlichen dänischen Landschaft. „Powered by Cycling“ bezieht sich auf den ernsteren Teil des Projekts. Dass Fahrradtourismus eines der Mittel ist, um den entfernteren Küstenregionen Wachstum zu bringen.“
seeküste verlaufen. Diese Strecken sind international bekannt, und wir gehen davon aus, dass viele Touristen es attraktiv finden, diese Ikonen unter den Routen zu befahren.“
Küstentourismus im Hintertreffen Und Wachstum ist dringend erforderlich. Der Tourismus in den dänischen Küstenregionen leidet seit zehn Jahren unter einem Rückgang der Besucherzahlen. Die Gründe hierfür sind vielfältig, aber der Hauptgrund ist der Mangel an Aktivitäten.
Eine Reihe von Streckenvorschlägen vor Ort, die die berühmten Strecken mit lokalen Attraktionen verbinden sollen, wird zur Zeit erarbeitet, genauso wie versucht werden soll, Urlauber von der Sonnenliege auf den Sattel zu locken. Die Streckenvorschläge werden Fahrradtouristen einen guten Grund geben, um einen Halt in einer anderenfalls schnell passierten Küstenstadt einzulegen.
„Das Panorama-Projekt wird Urlaubern Aktivitäten und einzigartige Erlebnisse anbieten“, sagt Jesper Pørksen. „Unsere größten Vorteile sind die Nordsee-Route und die Berlin-Kopenhagen-Route, die an der dänischen Nord- bzw. Ost-
Bewährte Methoden Die Danish Cyclists´ Federation hat über viele Jahre als Think Tank für den Fahrradtourismus gedient, indem sie Tatsachen, Wissen und Ideen gesammelt und weiter verbreitet hat. Initiativen in Ländern
wie Deutschland und der Schweiz, die viel in das Radfahren als Freizeitaktivität investiert haben, wurden aufmerksam verfolgt. Ausgerüstet mit Wissen und Beispielen für die bestbewährten Methoden redet die Radfahrervereinigung heute mit Kommunen und anderen darüber, wie „fahrrad-freundliche“ Infrastruktur entlang der Küstenlinien entstehen kann. Nach Jesper Pørksens Ansicht ist dies der einfachere Teil des Projekts: „Schwierig ist es, der TourismusIndustrie zu beweisen, dass nicht nur neue Fahrrad-Angebote nachgefragt werden; Fahrrad-Touristen sind vielmehr auch große Konsumenten. Unsere Daten zeigen, dass Fahrradtouristen ganz häufig Paare sind, deren Kinder „aus dem Haus“ sind, die viel Geld ausgeben und einen großen Appetit auf die guten Seiten des Lebens haben. Doch die
landläufige Ansicht ist, dass Fahrradtouristen den ganzen Tag auf dem Rad verbringen, eine Packung Knäckebrot essen und im Zelt campieren. Diese Geschichte müssen wir ändern.“ Tatsachen: • „Powered by Cycling: Panorama“ verfügt über ein Budget von 3,3 Mio. Euro und wird von der Europäischen Union unter dem Arbeitstitel „Nachhaltiger Tourismus“ mitfinanziert. • Das Projekt läuft bis 2015. • Für weitere Informationen steht Projektmanager Jesper Pørksen zur Verfügung: jep@cylistforbundet.dk .
Die Dänische Fahrradbotschaft besucht Vancouver! Vancouver, Kanada, seine Pforten und Straßen, um die größte Fahrradkonferenz der Welt, die Velocity, willkommen zu heißen. Und so überquerten zwanzig Fahrradbotschafter aus Dänemark den Atlantik, um andere Fahrradexperten, Politiker und NGOs aus aller Welt zu treffen und ihr Fachwissen über die Verbreitung des Radfahrens zu teilen. Von Marianne Weinreich, VEKSØ
Indianische Zeremonie Die Konferenz begann mit einer indianischen Willkommenszeremonie und einer inspirierenden Rede von Gil Penelosa, die ihm den großen Applaus der 700 Delegierten einbrachte. Insgesamt wies die Konferenz eine lange Liste interessanter Beiträge auf. Die Dänische Fahrradbotschaft trug hierzu durch dreizehn Präsentationen bei: über Fahrradtourismus, Fahrradkampagnen für Kinder, Verkehrssicherheit, Fahrradparken, Lastenfahrräder und Anhänger, die erfolgreiche Maßnahme der dänischen Staatsbahnen, Fahrräder gratis in der S-Bahn zu transportieren, sowie Probleme und ihre Lösungen in Dänischen Städten wie Kopenhagen, Frederiksberg, Odense und elf anderen nordischen Fahrradstädten. Die Beiträge können unter www. cycling-embassy.dk heruntergeladen werden. Treffen mit den Dänen Wie gewöhnlich umfasste die Konferenz eine große Ausstellung, auf der Produzenten, Berater und verschiedene Radfahr-Organisationen ihre Produkte und Dienstleistungen anboten und ihr Wissen sowie Materialien mit den anderen Delegierten austauschten. Der Stand der Dänischen Fahrradbotschaft war von morgens bis in die Abendstunden gut besucht. Wir hatten das Vergnügen, mit Fahrradenthusiasten aus aller Welt zu reden, ihre Erfahrungsberichte zu hören und einige der dänischen Lösungen, die wir anbieten, zu präsentieren. Unter anderem verteilten wir 300 Exemplare vom Kompendium „Gesammelte Fahrradkonzepte 2012“.
So viele fröhliche, interessierte und inspirierende Leute zu treffen, war allein schon die Reise wert. Danke für das Radeln Statt den Delegierten nur zu erzählen, wie wir unsere Radfahrer in Dänemark belohnen, hatten wir uns entschieden, es ihnen zu demonstrieren, indem wir mit Obst gefüllte Beutel zusammen mit den Worten „Danke fürs Radfahren“ verteilten, so wie wir es in vielen dänischen Städten tun. Die Beutel fanden großen Anklang. Vorreiter-Preis für Randy Neufeld Die Konferenz endete mit einer Vollversammlung am Freitag, dem 29. Juni. Unter anderem hielt Dr. Poul Tranter einen mitreißenden Vortrag über den hohen Stellenwert kinderfreundlicher Umgebungen in den Städten. Randy Neufeld erhielt von der Dänischen Fahrradbotschaft auf der Konferenz den Vorreiterpreis 2012 für die Förderung des Radfahrens.
Verschiedene prominente Anwälte des Radfahrens waren als Kandidaten im Gespräch, aber schließlich waren alle darin einig, Randy Neufeld auszuzeichnen. Der Vorsitzende Troels Andersen begründete die Ehrung von Randy Neufeld so: „Dieses Jahr geht der Preis an einen Mann, der einen ganz praktischen Bezug zur Förderung des Radfahrens hat, und der immer bereit ist, fahrradfreundliche Initiativen zu unterstützen.
Seit dem Beginn seiner Laufbahn, sich zum Anwalt für das Radfahren zu machen, hat er durch sein Vorbild beeindruckt und sich vom Aktivisten zu einer äußerst einflussreichen Persönlichkeit für Entscheidungsträger in der Verkehrspolitik gewandelt. Sein nachhaltiger persönlicher und beruflicher Einsatz für die weltweite Ausbreitung des Radfahrens von Chicago nach Osteuropa hat ihn zum diesjährigen Preisträger prädestiniert.“
Dea Seeberg von VEKSØ sagt „Danke fürs Radfahren“ zu den Delegierten der Velocity.