HMT Szene 6

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Hochschule Musik und Theater Zürich Mitglied der ZFH

szene 6, November 2002 Magazin der Hochschule

Musik und Theater Zürich

Mitglied ZFH

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Editorial • Andere Zeiten – andere Realitäten

Seite 3/4 Seite 5

All is full of love oder Interaction Design

Seite 6/7

Szene Zoom: Traumberuf bleibt Traumberuf • Konsiball

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Carte Blanche: Von Oboen Soli und Kantonsratssitzungen

Seite 8/9

HMT-Kalender Herbst 2002/Winter 2003

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Auf dem Weg zur Zürcher Hochschule der Künste

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Magic-Net

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Der Farblichtflügel ist ausgereift

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Hier brillierten Studierende der HMT • Engagements

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Wie kreiert man einen Studien-Spiel-Plan?

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www.hmt.edu

Über musikalische Ausbildung und Bildung

Zeitgenössischer Tanz & musikalische Improvisation, Berlin 2002

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«Denn sie spielen nichts als sich selbst»

l a i r o edit Andere Zeiten – andere Realitäten Was eigentlich ein neues Magazin hätte werden sollen, führte über gedankliche Umwege zu einem Fotoessay von Nico Krebs, den Szene als Hauptillustration der vorliegenden Nummer in Auszügen publiziert. Das Thema bilden Vereine und Clubs, deren Ziel es ist, andere Zeiten und Realitäten zu beleben. Auf sie gestossen ist Krebs im Internet. Er nahm mit ihnen Kontakt auf und besuchte viele von ihnen bei Treffen in der Schweiz und Deutschland. Dabei entstanden vor allem Portraits und Gruppenbilder als Grundlage des vorliegenden Essays. Tun, wonach man sich sehnt Freizeit ist die Zeit, in der sich allerlei Sehnsüchte und Vorlieben ausleben lassen, die an keine existentiellen Zwänge oder Forderungen gebunden sind. In dieser Zeit hat und ist man frei, zu tun wonach man sich wirklich sehnt. Krebs bezeichnet diesen Gedanken als konzeptuell-inhaltlichen Beschrieb seiner Bilder. Auf der Suche nach Menschen, die sich in derartigen «Wochenendrealitäten» bewegen, sei er auch auf befremdliche Szenen gestossen: militärische Feldlager, datiert auf 1475 nach Christus, wo Frauen über Feuern Suppe kochen, während Männer im Heer exerzieren. Oder junge Soldaten in Schweizer Uniformen aus den 20er Jahren, deren Marschgepäck aus verrosteten Konserven und vergilbten Illustrierten bestand. Wer ist Bauer, wer Feldmarschall? Was ist für Nico Krebs das Anziehende an diesem fotografischen Ansatz? «Solche ungespielten Rollenspiele sind keine eigentlichen Verkleidungen, sondern eher Kleidungen. Die Szenerien sind nicht gestellt und die Akteure keine Statisten. All dies ist echt. Es gibt niemanden, der die Rollen verteilt. Jeder wählt seine eigene Zeit, seinen Stand, seinen Charakter. Wer wählt den einfachen Bauern, wer ist Feldmarschall? Die Bilder interpretieren die Ehrlichkeit der Portraitierten. Denn sie spielen nichts als sich selbst.» L Nico Krebs, 23, studiert in der Fotoklasse an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich im 5. Semester. Den Fotoessay realisierte er zusammen mit Claudio Barandun von der Hochschule für Gestaltung in Luzern.

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Facettenreiche Geschenke der Theaterkünstler an Stadt und Bevölkerung Schulter zuckend stehen die Passiven vor ihren Aufgaben und Arbeiten. Vor der Forderung, Steuerfüsse zu senken und den Service Public einzuschränken, kapitulieren die Aktiven. Aber Künstlerinnen und Künstler schenken. Künstler/innen schenken. (1) Vierzehn Tage lang hat das Departement Musik federführend Themen und Kultur von der iberischen Halbinsel in die Städte Winterthur und Zürich gebracht. Über 50 Veranstaltungen fanden statt. Diejenigen, die dabei waren, haben Erfahrungen in sich, die Bestandteil unserer kulturellen Entwicklung sind. Künstler/innen schenken. (2) Zum zweiten Mal ereignet sich in Zürich Ähnliches. Ein Publikum will nicht, was ein Verwaltungsrat und eine grosse Anzahl von Theaterfachleuten als auszeichnungswürdig einschätzt. Stadtteile, die eher nicht ins Theater gehen, gestehen dieser Institution ihrer Stadt mehrheitlich mehr Geld zu. Das reiche Angebot, der volle Tisch, der Überfluss, das hat Marthaler in die Stadt gebracht, hohe Qualität, bestes Spiel, künstlerische Verdichtung in allen Bereichen – vergleichbar mit Theater in anderen Grossstädten. So werden die Zuschauenden, die zuletzt schon gar nicht mehr in eine der wunderbarsten LearAufführungen gegangen sind, ihre Abonnements wieder erstehen, wenn wieder Ordnung im Laden ist, falls die Reserve, die durch den Verlust der Swissairaktien geschmolzen ist, es noch ermöglicht. Künstler/innen schenken. (3) Die Künstler/innen werden sich fragen müssen, welche Anlässe die Menschen aus der Zürichberg- und der Quellenstrasse gemeinsam in den Pfauen locken, welche ihrer Geschenke für die Menschen in der Stadt gedacht sind. 50 000 Menschen (eine Stadionfüllung) weniger sind in der Spielzeit 01/02 in die Theaterräume gegangen. Sie hatten Gelegenheit einander zu erzählen, «da musst du nicht mehr hingehen. Das ist nichts für uns.» Und sie glaubten einander. Sie sassen in Vorstellungen und warteten darauf, dass sie einen Grund finden konnten aufzustehen. Vorsätzlich nicht mehr neugierig sassen sie in der Aufführung. Was ist nicht mehr für die 50 000 Menschen? Wer sind sie? Vermutlich eher nicht jene, die vor dem Abstimmungstag am Wochenende den Schiffbau überflutet haben und ihre Sehnsucht nach lebendiger Kultur zum Ausdruck brachten. Jetzt aber den Machern vorzuwerfen, dass die Zuschauenden für sich beschlossen hatten, mit ihren Füssen abzustimmen, verzerrt die Situation. Verwaltungs-, Hochschul-, Fachhochschulräte und Parlamente bestimmen so genannte strategische Ziele. Sie definieren Zahlen: Studierendenzahlen, Prokopfmittel, Zuschauerzahlen, Benchmarks. Parlamentarier verkaufen betriebswirtschaftliche Instrumente, um den Service Public outsourcen zu können. Diese Themen sind in Aufführungen im Pfauen und Schiffbau immer sichtbarer geworden. Wollen die 50 000 sich nicht mit diesen Themen beschäftigen? Oder waren es zu häufig die ähnlichen Motive? Oder hatten die Zuschauenden schon längst begriffen, worum es geht: die Rückgewinnung der Menschlichkeit vor pekuniären Ansprüchen und Börsengewinnen und sich an die Arbeit gemacht und sich geärgert, dass das nicht erkannt wird?

Für uns waren und sind die Reibungsflächen, die die Schauspielerinnen und Schauspieler des Schauspielhauses den Zürchern angeboten haben, Beispiel gebend und ein Blick in das Fenster der künstlerischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzungen in Europa. Müssen die Künstler/innen an der Schweizer Grenze ihre Erfahrungen in Zukunft zurücklassen? Künstler schenken (4) In Madrid, auf der iberischen Halbinsel, ist verstecktes Theater Alltag. Der Schweizer Tourist wird von einem Junkie angemacht. Der Tourist wehrt sich, will ihn abschütteln, es gelingt nicht. (Der Schauspieler hat gelernt, das Interesse der Figur kompromisslos durchzusetzen). Zwei sich als Drogenpolizisten Ausweisende greifen ein. (Die Schauspieler zeigen ihren Ausweis, stellen die beiden an die Wand, durchsuchen beide nach Drogen, nehmen Ausweis und Geldbörse weg). Beim Junkie finden sie mit einer Klammer zusammengefasstes Geld, obenauf Schweizer Noten. (Die Schauspieler haben gründlich recherchiert und sind gut vorbereitet). Die beiden Polizisten legen dem Junkie Handschellen an. Sie nehmen mit dem Polizeiposten telefonisch Kontakt auf. Der Schweizer muss noch einmal seinen Namen nennen. Es wird ihm mitgeteilt, dass er leider zur Wache mitkommen müsse. Wie eigentlich der Code für seine Bankkarte sei. (Das ist ein klassischer Drehpunkt: dramaturgisch für das zuschauende Publikum als Spannungselement eingesetzt). Der Tourist ist gewieft. Er nennt eine falsche Zahlenkombination. Der Polizist, noch immer mit der Wache verbunden, wird ärgerlich. Er solle die richtige Nummer nennen sonst werde es schwierig. Der Tourist spielt mit. Er hat seine Rolle übernommen. Die Situation entspannt sich. Der Tourist kriegt Geldbörse und Ausweis zurück, wird aufgefordert zu kontrollieren, ob alles in Ordnung ist. Das ist es. Das Geld ist da. Die Bankkarte ist da. Der Junkie, der an den einen Polizisten gekettet ist, sagt, dass das hier eine gefährliche Gegend sei. Warum der Schweizer eigentlich den obersten Kragenknopf aufhabe. Er hilft, ihn mit einer Hand zu schliessen. Es folgt ein Anruf, dass der Schweizer nicht auf die Wache müsse, seine Angaben seien korrekt. Der Junkie wird abgeführt, der Tourist ermuntert, nicht alleine in derart gefährliche Gegenden zu gehen. Der Tourist atmet auf. Kontrolliert nochmals seine Taschen. Das Portemonnaie ist da. Die Bankkarte auch, aber das Geld ist weg! Jetzt beginnt das, was nach Theateraufführungen immer geschieht. Der Zuschauer fragt sich, wann hat welche Hand das Portemonnaie raus genommen, entleert und wieder zurückgelegt. Langsam verwischen sich Spiel und Realität. Die Tageslimite sei auch weg, sagt die Bank. Auf der Wache sitzen ganz viele Statisten der Theatertruppe der freien Marktwirtschaft, in der die Spieler und Verbrecher Teil des sonst ehrlichen Ensembles sind. So kommt der Iberienreisende zurück und freut sich an den Gesängen, Klängen und Texten aus dem Land, das während mancher Jahrzehnte unser heutiges Leben mitdefiniert hat. Wir sind stolz, den Zürchern immer wieder so viel schenken zu können. Wir hoffen nicht, dass sie sich beraubt fühlen. L Peter Danzeisen, Rektor Hochschule Musik und Theater Zürich (HMT)

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Die Wachheit für letzte Fragen Das Bewusstsein von der Geschichtlichkeit menschlicher Existenz

Über musikalische Ausbildung und Bildung

Die Bereitschaft zur Selbstverantwortung und Verantwortung in der «res publica»

Die Abwehr von und Abscheu vor Unmenschlichkeit

Die Bereitschaft zur Verständigung

Das Glück wahrnehmen

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Während Ausbildung primär fachorientiert ist, verfolgt Bildung einen gesamtheitlichen Ansatz und findet überall im Leben, d. h. auch und vor allem ausserhalb des Schulzimmers statt. Eine auf den ersten Blick randständige Ausbildung wie die zur Musikerin oder zum Musiker vereint beide Aspekte und kann so zentrale Bildungsanliegen einlösen. Der Mann am Kiosk, der mir in der Nähe der Musikhochschule seit kurzem Zigaretten verkauft und Werbefeuerzeuge schenkt, hält nicht mehr viel von Ausbildung. Die Meisterprüfung, die er als spezialisierter Chefmechaniker kurz vor seinem fünfzigsten Geburtstag noch absolvierte, nützt ihm, dem zwei Jahre danach, vor einigen Wochen, mit vielen Kollegen gekündigt worden ist, nichts. Was ihn über Wasser halte, so sagt er, sei die Erfahrung als Mechaniker, die er in aller Herren Länder über Jahre hinweg gesammelt habe, genauer: der Einblick in Überlebenskämpfe noch weit dramatischerer Art als hier zu Lande üblich. Was ihm die Kraft gibt weiter zu machen, ist somit nicht Ausbildung, sondern Bildung. Damit ist ein erstes Anliegen angesprochen, nämlich die Begriffe Ausbildung und Bildung unterscheidbar zu machen, im Wissen darum, dass eine gute Ausbildung bilde, und Bildung sich im Handeln des Ausgebildeten zu verwirklichen habe. Gemeinsamkeiten Beide Begriffe meinen sowohl einen Prozess wie ein Ergebnis. Die Studierenden der Musikhochschule sind in Ausbildung, der HeidiRoman von Johanna Spyri und Goethes Willhelm Meister handeln vom Prozess der Bildung eines Menschen. Das Diplom, welches die Studierenden erhalten, bestätigt ihre Ausbildung als Ergebnis, die Kenntnis der genannten Bücher ist Teil dessen, was wir im näheren Umkreis als einen möglichen Inhalt, ein fassbares Ergebnis unserer Bildung begreifen können. Und noch ein Gemeinsames: Die Verben ausbilden und bilden können auf zweierlei Art gebraucht werden: ich werde gebildet, ich werde ausgebildet ist eine Möglichkeit. Bedeutsamer ist: ich bilde mich, ich bilde mich aus. Wenn von Ausbildung und Bildung die Rede ist, ist ein Verständnis vom Menschen gegeben, welches Selbsttätigkeit, Eigenständigkeit und Mündigkeit als Voraussetzung und Ziel hat.

«Am Gipskopf des ModellStudierenden einer Musikhochschule wird beispielsweise das Ohr ausziseliert, während das Profil der Nase wenig Beachtung erhält.»

Unterschiede Ausbildung ist grundsätzlich zielorientiert. Die gesteigerten Ansprüche auf dem Arbeitsmarkt verlangen Spezialistinnen und Spezialisten. Wer sich weiter ausbildet, wünscht ein Zertifikat, erwartet einen Karriereschritt und erhofft Lohnwirksamkeit für erbrachte Zusatzleistungen. Diese Zielorientierung lässt auch die prozesshafte Seite der Ausbildung – den Studiengang, den Lehrgang – einigerma-

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ssen leicht definieren, darstellen, beurteilen und korrigieren, ebenso wie Prognosen über Erfolg oder Misserfolg – mit gebotener Umsicht und eingestandener Fehlerquote – möglich sind. Ausbildung will nicht mehr als fragmentarisch sein. Sie bedeutet Spezialisierung, prägnante Förderung einzelner Fähigkeiten, Sinne, Anlagen. Am Gipskopf des Modell-Studierenden einer Musikhochschule wird beispielsweise das Ohr ausziseliert, während das Profil der Nase wenig Beachtung erhält. Eine Klammerbemerkung: Angesichts der Tatsache, dass Ausbildung durchaus im Trend ist, verblüfft das quasi antizyklische Verhalten von Politikerinnen und Politikern im näheren Umkreis, welche im Erziehungswesen Einsparungsmöglichkeiten zu entdecken meinen, und mit dem wichtigsten Rohstoff unseres Landes – dem Potential an bildungsfähigen Menschen und dem Potential der Bildungseinrichtungen – haushälterisch umzugehen fordern, als ob menschliche Kreativität limitiert sei wie Erdölvorkommen, in Verkennung der Tatsache, dass gut ausgebildete Menschen in allen gesellschaftlichen Bereichen ohne Kostenfolge einen unschätzbaren Mehrwert erzeugen. Defizite der Ausbildung Eine hochprofessionelle Ausbildung ist zwar in allen Bereichen notwendig geworden, reicht aber für ein Bestehen in der Welt nicht aus. Drei willkürliche Fragen sollen auf das Defizit hinweisen: Woher nehmen Spezialistinnen und Spezialisten die Fähigkeit, sich in ihrer Umwelt zu orientieren, nicht nur was ihren allgemeinen Informationsstand betrifft, sondern was die Kriterien angeht, nach denen sie als Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger handeln? Spezialisierung setzt eine Lebensplanung voraus, die auf spezifische Situationen ausgerichtet ist und nicht auf permanente Veränderung. Was gibt Spezialistinnen und Spezialisten die Energie, flexibel zu bleiben, um sich an wechselhafte Lebensumstände anzupassen? (Heutige Biographien sind von einer Sprunghaftigkeit, die noch vor zwanzig Jahren undenkbar war.) Wie sollen nasenlose Ohrmenschen gesellschaftsfähig sein, die neben der Ausbildung eines ihrer Organe nicht Gelegenheit hatten, die Kernaufgabe menschlicher Bildung zu lösen, nämlich zu ihrer Person zu finden? Die Fragen sind nicht moralisierend von höherer Warte aus gestellt, sondern ergeben sich aus empirischen Erfahrungen. Die Antwort: Diese drei Defizite kann Bildung wettmachen. Bildung als Prozess Der erste «Menschenbildner» – diese etwas leichtfertige Bezeichnung sei gestattet, der – was in der heutigen Pädagogik nicht unangefochten ist – den Menschen nach seinem Bilde aus Lehm formte, und dabei, wie der Sündenfall und weitere Erfahrungen belegen, nicht nur erfolgreich war, schuf den Menschen als Ganzes und dieses Ganzheitliche ist als Anspruch im Bildungsbegriff bis heute angelegt. Die Unvollkommenheit ist Folge dieser Ambition. Insofern ist Bildung prozessorientiert und das Ziel – das Ergebnis – ebenso schwer zu benennen, wie es schwer fällt, den Weg systematisch zu beschreiben oder gar zu prognostizieren. E

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Über musikalische Ausbildung und

Bildung Wachheit für letzte Fragen

Sechs Punkte zur Bildung

Abwehr von und Abscheu vor Unmenschlichkeit

Bereitschaft zur Selbstverantwortung und Verantwortung in der «res publica»

Bewusstsein von der Geschichtlichkeit menschlicher Existenz

Bereitschaft zur Verständigung Glück wahrnehmen

4 Während Ausbildung Gefahr läuft, sich in Schutzzonen vom Alltag abzukapseln und die Idee zur Form erstarren zu lassen, ist der Bildungsprozess unkontrollierbar, spielt er sich im Alltag ebenso ab wie in der Klausur. Wir bilden uns handelnd an konkreten existenziellen Erfahrungen, im philosophischen Spekulieren und durch die kreative Leistung der Phantasie. Wir sind, indem wir uns bilden, auf Erneuerung und Zukünftiges ausgerichtete Individuen, die sich ihrer Identität bewusst werden durch die Einreihung in die Gesellschaft und die geschichtliche Herkunft. Das bedeutet, dass der Bildungsprozess im Spannungsfeld zwischen Gegenwartsbezug und Verweis auf den Kanon im Sinne des tradierten Vermächtnisses stattfindet. Musikausbildung ist Bildung Wenn auch die Ziele des Bildungsprozesses als Ergebnisse im Sinne von Kompetenzen und Qualifikationen oder Fertigkeiten nicht zu fassen sind, so müssten, um nicht gänzlich nebulös zu bleiben, doch Haltungen oder Grundausstattungen zu benennen sein, die durch den Bildungsprozess anzustreben sind. Der Pädagoge Hartmut von Hentig hat solches in seinem Essay Bildung getan und sei hier verkürzt als Wegweiser zitiert. Seine sechs Zielvorgaben werden im folgenden mit konkretisierenden Beispielen aus der musikalischen Ausbildung kommentiert. Im ersten seiner sechs Punkte nennt von Hentig als Ziel die Abwehr von und Abscheu vor Unmenschlichkeit. Hier allerdings lässt sich angesichts der wiederholten Greueltaten von Kulturvölkern und einzelner Kunstschaffenden nicht die Behauptung aufstellen, dass sich eine Musik- oder Kunstausbildung mehr als andere Ausbildungen durch eine besondere Förderung dieser Grundhaltung auszeichne. Diese Förderung kann nur im gesamtgesellschaftlichen und politischen Kontext betrieben werden. Der zweite Punkt hingegen, das Bildungsziel, das befähigen soll, Glück wahrzunehmen, ist jedem Klavierspielenden, der Bachs Duette oder eine Haydn-Sonate übte, vom Gegenstand her vermittelt worden. Musik darf als ideales Modell für von Hentigs Forderungen nach Bildungsgegenständen gelten, die Anlass zu Einsicht und Freude geben. Als dritte Zielvorgabe wird die Bereitschaft zur Verständigung genannt. Es mag banal erscheinen, hier das Zusammenwirken in der Kammermusik oder im Orchester zu nennen, auf die Internationalität der Musikergesellschaft oder auf einen heute erweiterten Musikbegriff, welcher der Weltmusik gegenüber offen ist, hinzuweisen. Dass diese Verständigung in der musikalischen Ausbildung in vielfältigen Unterrichtsformen – vom grossen Verband bis zum Einzelunterricht – eingeübt werden kann, sei zusätzlich vermerkt, wie auch gewagt behauptet, dass Interpretation – also auch das Interpretieren von Musikstücken – Verständigung auf gleichsam höherer Ebene ist. Viertens: Hartmut von Hentig nennt als Ziel das Bewusstsein von der Geschichtlichkeit menschlicher Existenz. Die jedem Kunst-

«Wir bilden uns handelnd an konkreten existentiellen Erfahrungen, im philosophischen Spekulieren und durch die kreative Leistung der Phantasie.»

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studium innewohnende Auseinandersetzung mit dem Kanon der Meisterwerke der Vergangenheit – in den darstellenden Künsten und in der Musik nicht nur im analytischen, sondern im interpretierenden Nachvollzug – ist das vielleicht schlagendste Argument für den Bildungsanteil, der künstlerischen Ausbildungen zukommt. Dabei ist nicht an Konservierung von Kulturgütern gedacht, sondern an ihre stete Verlebendigung. Handfester kann die Identitätsfindung als geschichtlich bedingtes Wesen kaum geschehen. Hier wird auch deutlich, dass, wer Bildung unterstützt, gleichzeitig die Unterstützung eines reichen Kulturlebens meinen muss. Hartmut von Hentig nennt als fünften Punkt die Wachheit für letzte Fragen. Wen nicht schon die Auseinandersetzung mit dem Begriff des Schönen dazu führt, den werden musizierend die konstruktiven Spekulationen Bachs und Weberns, die Abgründigkeit Schuberts und Kurtags, die Brüche bei Schumann, die Meditationen eines Morton Feldmann Nachdenklichkeit lehren. Abschliessend führt von Hentig die Bereitschaft zur Selbstverantwortung und Verantwortung in der «res publica» als Bildungsziel an. Diese auf den ersten Blick eher politische Forderung findet doch einige Entsprechung im Weg zur Berufsmusikerin, zum Berufsmusiker. Eine Ausbildung, die den ganzen Körper einbegreift, schafft auf physiologischer Ebene ein Bewusstsein für Selbstverantwortung. Der Akt des Spielens selber, ein Handeln, das nur im Moment ohne Rück-versicherung möglich ist, bedeutet Mut zur Verantwortung in höchstem Mass. Dass dies vor Publikum geschieht, bedeutet zudem eine stellvertretende Übernahme von Verantwortung für die Sache der Musik im Sinne der Öffentlichkeit. Wunsch Als die Elternschaft im Kreis 5 zur Zeit der offenen Drogenszene rebellierte, wurden den Lehrern Kredite für zusätzliche Waldschultage sowie Theater- und Konzertbesuche ihrer Klassen zugesprochen. Diese Kredite sind – so berichtete eine junge Mutter –, nachdem sich die Wogen geglättet haben, wieder gestrichen worden. Es bleibt zu vermuten, dass ein Vielfaches des eingesparten Geldes in Sozialprogramme für Achtzehnjährige eingebracht werden muss. Eine solche Bildungspolitik ist nicht zu wünschen. Wünschbar hingegen ist, dass wir uns der Bedeutung von Ausbildung und Bildung bewusst werden und dementsprechend handeln: auf der Ebene der dafür zuständigen Institutionen, in der politischen Auseinandersetzung und im Rahmen des kulturellen Lebens unserer Gesellschaft. L Daniel Fueter, Direktor Departement Musik HMT Zürich* Buchhinweis: Hartmut von Hentig, Bildung, Carl Hanser Verlag, München, Wien, 1996 * Die Grundlage für den Beitrag bildete ein Referat vor dem Rotary-Club Zürich im Januar 2002

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All is full of love oder Interaction Design Die Dramaturgie einer unendlichen Liaison

Das Konzeptionieren szenischer Projektionsflächen oder Geschichten operiert nicht mehr mit dem Objektbegriff (Beispiel: Automobil), vielmehr arrangieren Designerinnen und Designer ein ganzes Leben in Mobilität. Neu geht es um die Dramaturgie jener unendlichen Liaison von Mensch und Maschine und eben nicht um die so kühle wie berechnende Linearität technischen Fortschrittsdenkens. Miteinander von Natur, Mensch und Technik rückt ins Zentrum In diesem dramatischen Stück werden vielgestaltige Handlungsstränge eröffnet – und die Planungen im Design eröffnen ein weites Feld an Beziehungen, an Harmonischem und Dissonantem. Die Kontextualisierung, das Miteinander von Natur, Mensch und Technik rückt ins Zentrum der Aufmerksamkeit, wo die Schönheit ihren Ruf verspielt. Die Hypostase unserer Kultur zeigt sich im Miteinander der Dinge und eben nicht in ihrem blossen Sein. Dieser Wandel berührt das ästhetische Denken und Handeln grundlegend. Ein sehr vordergründiger Effekt dieses Wandels und gleichsam seine Ursache ist der Verlust an Orientierung. Das Spiel mit Formen als absurdes Theater? War das die Geschichte vom unendlichen Spiel mit dem Schein? Anders gefragt: Was bleibt zu tun, wenn man umstellt ist von Elegant-Gleichem? Die Dinge quälen sich in kultiviertem Nebeneinander und sie verlieren an Ausdruckskraft. Deutet hier das individualisierte Massenprodukt auf die Zukunft unserer Kultur? Jedem sein Ding, jedem seine Anschauung, jedem sein Glaube? Die Atomisierung unserer Massenkultur führt zu unendlich vielen informierten Dingen, jedoch nicht zum informierten Individuum. Sie führt am Ende zur Anarchie, weil wir unsere Gemeinsamkeiten verlieren und die Kultur ihre Auskunftsfähigkeit, ihre Prägnanz. Eine wirklich neue Kultur des Fragens hätte zu berücksichtigen, dass es nicht die Dinge sein können, die es zu variieren gilt, sondern eben die Geschichten, in denen sie sich zu bewähren haben. So käme man zur Gewissheit, dass Kultur letztlich im Gemeinschaftlichen offenbar wird, ganz abseits des Anschaulichen. Und so versteht sich die Technik weiterhin als Prothese – nur eben nicht mehr mit Blick auf den Körper, sondern nunmehr auf den gemeinschaftlichen Geist. Maschine übernimmt künstlerischen Schaffensprozess Unter dem Begriff generative Ästhetik erlebt die Idee einer maschinengenerierten Ästhetik eine Wiederauferstehung. «Der Code ist das Design», so schreiben John Maeda vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) und andere Autoren, die sich mit mathematischer Logik und ihren teils bizarren Bilderwelten befassen. Der hier entworfene kybernetische Naturalismus wird gänzlich zum Befreiungsakt der Maschine, wenn Raymond Kurzweil den Computer zum Bildermalen animiert. So delegiert der Mensch den künstlerischen Schaffensprozess an die Maschine. Sie wird vom Gegenstand kreativer Manipulationen zum intelligenten und teilautonomen Akteur. Der Output, das Maschinenwerk, wird zum neu bewunderten Ergebnis einer komplexen Symmetrie zwischen Logik und ihrem formalen Ausdruck. Diese generativen Schaustücke finden sich nicht nur im Bereich der Kunst und der Wissenschaften, sie durchdringen heute alle relevanten Bereiche menschlicher Kreativität. Ob die Grafik-DesignMaschine oder der genetische Modellierer in der Architektur: Arte ex machina – frei nach Gerhard Schmitt. Der Mathematiker hat alle Chancen, die Kunst einer in Bewegung begriffenen, fortschreitenden Selbstdarstellung der Maschine anzustossen und zu verfügen. Wir müssen also den göttlichen Pinselstrich oder die figurativ-motorischen Gesten eines Cellisten zu einer komplexen mathematischen Funktion im Raum umdefinieren, und wir müssen das Wunderbare dieser geistvollen Feinmotorik letztlich genau so verstehen wollen. Ist die Kunst auf diese Weise zu entschlüsseln, gar zu entzaubern? Sogleich mündet die innere Unruhe in die Ahnung, dass auch hier ein Reich der Zahlen herrscht. Robotik verkörpert die Genialität der Maschine Noch offensichtlicher kommt es wohl im Bereich der Robotik. Ist die generative Ästhetik ein unsichtbarer Mechanismus, so kann die Robotik die Genialität der Maschine im wahrsten Sinne verkörpern. Spielt am Ende dieser Entwicklungen der Roboter Cello und die Maschine malt unsere Bilder? Ernsthaft wohl kaum. Aber es ist zu erwarten, dass diese Techniken die ästhetischen Vorstellungen verändern, dass sie auch künstlerische Methoden und Ausdrücke objektivieren werden, um die verbleibenden Freiräume zu vermessen.

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Die Dinge quälen sich in kultiviertem Nebeneinander und sie verlieren an Ausdruckskraft.

Design steht heute vor der Herausforderung, in neuen Kategorien zu denken und zu arbeiten. Der individualistische, gegenstandsbezogene und häufig selbstverliebte Schaffensprozess wird mehr und mehr durch szenische Projektionen abgelöst. Das Produkt gerät zu einem von vielen Darstellern innerhalb einer komplexen Erzählung.

All diese Entwicklungen sind spannend und herausfordernd. Die Entäusserung individuellen Könnens und die Objektivierung des Wissens findet ihren vorläufigen Höhepunkt in der Wiedererfindung von Natur. In dieser Annahme geht es in den Gattungen der Kunst und der Gestaltung • um ein neues, visuelles, auditives und motorisches Repertoire, • um neue künstlerische Ausdrucksformen, • um Grenzüberschreitungen zwischen den Disziplinen, • um neue Begriffe und neue Erzählungen. Kontrapunktisch zu der so modernen Schlichtheit heutiger Ausdrucksformen (und eben auch der Motive ihrer Entstehung) verhalten sich die poetischen Visionen auf dem gemeinsamen Weg von Mensch und Maschine, an dessen Ende ein einziger winziger Punkt am Horizont erscheint. Im Studienschwerpunkt Interaction Design möchte ich diese Fragen thematisieren und in die Lehre integrieren. Es geht um: • die experimentelle Annäherung des Designs an die Wissen- schaften (Mathematik und formale Logik), • die Integration von darstellenden und bildnerischen Konzepten schöpferischen Handelns im Medium Computer, • die lustvolle Suche nach ausdrucksverleihenden Alternativen zu solch dominanten wie motivischen Begriffen der Nützlichkeit und Effizienz.

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Magazin der HMT Zürich

Hort der letzten grossen Erzählungen? Das erschlaffende Paradigma des Nützlichen und Effizienten macht vielen zu schaffen. Es richtet unsere Empfindsamkeiten gleich und es verengt unsere Perspektiven und damit unsere Herzen. Absicht ist, zu formulieren, dass eine enge und freundschaftliche Zusammenarbeit von Musikerinnen, Filmemachern, Gestaltern, Tänzerinnen und Dramaturgen ansteht, um über dieses Miteinander und Ineinander von Mensch und Maschine zu erzählen und um dieses Triadische Ballett des 21. Jahrhunderts zu orchestrieren. Dieser Tanz auf dem Vulkan ist ein Projekt, das die Koexistenz von Kunsthochschulen als inhaltlich entgrenzte Orte der Bildung (nicht zu verwechseln mit Ausbildung) gestern wie heute rechtfertigen kann. Hier liegen womöglich Orte für die Herzensbildung unserer technisierten Gemeinschaft, und ich vermute hier die letzten grossen Erzählungen. L Gerhard M. Buurman Dr. Gerhard M. Buurman ist Gründer und Leiter des Studienschwerpunktes Interaction Design an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich. gerhard. buurman@hgkz.ch

«Denn sie spielen nichts als sich selbst.» Ein Fotoessay Text dazu auf Seite 2

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m o o z zene

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In der Rubrik Szene Zoom schauen wir genauer hin: Auf den Alltag unserer Studierenden, Lehrkräfte oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wie spielt sich ein Tag im Leben dieser Menschen ab? Was tun sie neben ihrer Tätigkeit an der HMT? Was beschäftigt sie? Diesen Fragen spüren wir nach und zoomen auf das daily life jener Personen, welche die HMT prägen.

Traumberuf bleibt Traumberu Schauspielstudierende im dritten Ausbildungsjahr

Konsiball Es ist schon so, die Zeit vergeht zu schnell und es besteht die Gefahr, das Leben zu verpassen, wenn wir die Übzelle nie verlassen. Viele haben es jedoch vorgezogen am 16. März den Geigenbogen in den Kasten zurückzulegen – vor den Augen von Herrn Degen! Schon morgens kann man kaum wiedererkennen den Rhythmikraum. Im Konzertsaal und Foyer geht es kreativ zu und her. Am Abend erst fährt’s unter die Haut: Überall wohin man schaut glänzt und glitzert – du glaubst es nicht, die Musikhochschule im Kerzenlicht. Strahlend und verzaubert erscheinen auch die Leute, die nicht meinen, es gehe ab wie sonst im Haus – Es sieht wirklich völlig anders aus! Der Ball als einziger hat’s vollbracht, das Konsi schnell für eine Nacht in einen Ort der süssen Klänge zu verwandeln, durch welchen Edelmann und Dame lustwandeln. Zwischen Sinn und Sinnlichkeit bewegen sich viele zu zweit im Dreivierteltakt oder dann eben mit weichen Knien daneben. Um den Hunger zu stillen, mussten wir – bei bestem Willen die englische Küche ersetzen und die Speisekarte mit Indisch besetzen. Schliesslich erwirkten Wenige wiederum für sich selber (aber nicht nur darum!) eines der rauschendsten Feste für mehr als 150 illustre Gäste. L

Von 11 bis 22 Uhr dauert der normale Arbeitsalltag für Studenten im 3. Ausbildungsjahr, welche am Projekt Kombat mitwirken. Kleinst- und manchmal Schwerstarbeit sind nötig, bis eine Etüde zur wirkungsvollen Szene geworden ist. 9 Uhr. Wie jeden Morgen seit Beginn des 3. Ausbildungsjahres an der Theater Hochschule Zürich, schwingt sich der am Projekt Kombat beteiligte Schauspielstudent aus dem Bett, um punkt 11 Uhr auf der Probe zu sein. Das Aufstehen fällt höchstens wegen der Morgenstunde schwer, jedoch nicht wegen des bevorstehenden Tages. Seit diesem Jahr ist alles anders, denn man «arbeitet» jetzt sozusagen, obwohl man eigentlich noch Student ist. Bis auf einige Stunden Fechtunterricht und Stimmbildung gibt es keinen herkömmlichen Unterricht mehr, wie man ihn im Grundstudium hat, statt dessen tagtägliches Lernen in und an der Theaterpraxis des Theaters an der Sihl, von dem man während der ersten zwei Jahre seiner Ausbildung nur etwas ahnte und in dem man jetzt plötzlich zum Ensemble gehört. Ein eigenartiges Gefühl… Teil eines Ensembles Die für die Schweiz einmalige Kombination von Schule und Theater innerhalb der vier Ausbildungsjahre ermöglicht den Studierenden nicht nur einen frühzeitigen Einblick in ihr zukünftiges Berufsleben, sondern befreit sie auch in einem gewissen Sinne von der Schule. Man weiss nun ganz genau, wofür man konkret arbeitet. Kombat, eine Co-Produktion mit Schauspielstudierenden vom Conservatoire Lausanne, eignet sich mit seinem Projektcharakter im Besonderen dafür. Liegt hier doch kein fertiger Text der Aufführung zugrunde. Die Studenten können so ihre eigene Kreativität verstärkt einbringen. Auch übernimmt man plötzlich Verantwortung für eine eigene Sache, es handelt sich nicht mehr «nur» um ein still geprobtes Szenenstudium. Nun wird man vor einem Publikum spielen und versuchen, den Zuschauern ein Problem näher zu bringen – nicht mehr allein oder zu zweit, sondern als Teil eines Ensembles. Das alles gibt Auftrieb, Motivation und Energie für die tagtäglichen Proben. Den Studenten ist der Spass an der Sache anzumerken, die Atmosphäre ent-

«In detaillierter, minutiöser Kleinstund auch schon mal Schwerstarbeit wird an Worten und Gesten eine scheinbare und ermüdende Ewigkeit geprobt.»

«Den Studenten ist der Spass an der Sache anzumerken, die Atmosphäre entspannt.»

spannt, der Umgang mit dem Regisseur Albrecht Hirche und innerhalb der Gruppe locker und freundschaftlich. Sehr schnell kann so aus einer kleinen improvisierten Etüde um einen einzigen Satz eine komplette Szene entstehen. Man könnte sagen, ideale Bedingungen für eine erste «richtige» Produktion des 3. Ausbildungsjahres.Und so wird es auch von den Studenten empfunden – ihr Traumberuf bleibt ein Traumberuf, und Selbstzweifel, wie sie während der Ausbildung doch immer wieder einmal auftreten, sind nicht wirklich Thema. 14 Uhr, Probenschluss. Die Zeit bis 17 Uhr ist für die meisten Freizeit, in der es gilt, das Privatleben zu organisieren: der Kühlschrank will gefüllt, die Wäsche gewaschen, die Katze gestreichelt und die sozialen Kontakte gepflegt werden. Manchmal fällt dies schwer, denn die Schule steht natürlich an erster Stelle, aber das Bemühen um die Freunde ausserhalb ist dadurch um so wichtiger, denn jeder möchte auch noch ein Leben ohne beziehungsweise neben dem Theater führen.

Körpertraining als Aufwärmrunde für die Abendprobe 17 Uhr bis 22 Uhr. Die Abendprobe beginnt mit dem von einem der StudentInnen geleiteten Körpertraining. Das macht nicht nur wach und warm, sondern bringt auch die Lausanner und Zürcher als Gruppe zusammen. Immerhin bildet jede für sich genommen eine aufeinander eingeschworene Truppe. Hier nun haben sie mittels ihrer gemeinsamen Arbeit die Chance eines Erfahrungsaustauschs. Man lernt voneinander, verspürt eine neue Energie ob dieser «fremden Menschen» und erfährt, was Kollegialität bedeuten kann. Das Ende der Probe kann zäh sein, spürbar schwinden Konzentration und Energie. Die am Anfang so leicht hingespielte Etüde wird in ihrer Wiederholung zu einem Kraftaufwand. Soll sie wirklich Teil des zukünftigen Stückes werden, bedarf es weitaus mehr als Improvisation. In detaillierter, minutiöser Kleinst- und auch schon mal Schwerstarbeit wird an Worten und Gesten eine scheinbare und ermüdende Ewigkeit geprobt. Aber irgendwann ist es dann doch 22 Uhr... Meistens geht keiner nach der Probe sofort nach Hause. Bei einem Glas Bier oder Himbeersirup im Restaurant «el lokal» wird über das Stück, die Arbeit oder auch Gott und die Welt geredet. Zum Beispiel die Zukunft: Im Grunde ist sie ziemlich ungewiss, und man lässt sie auf sich zukommen, doch besteht der Wunsch, dass man auch später wieder die Gelegenheit zu Pro-

Susanna Gneist, 29, ist Mitinitiatorin und -organisatorin des Konsiballs. Sie betrieb in zahlreichen Gremien Studentenpolitik. Diesen Sommer schloss sie ihr Studium an der Hochschule Musik und Theater mit dem Lehrdiplom Querflöte ab.

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carte blanche – unser Speaker’s Corner in gedruckter Form für Kulturbegeisterte, welche Kulturbegeisterten ihre Meinung sagen wollen – zum Thema Kultur in all seinen Facetten. Ob satirisch, lyrisch oder dadaistisch: weg mit dem Blatt vor dem Mund, beschriften und als carte blanche einreichen an daniela.studer@hmt.edu. Kürzungen vorbehalten.

Von Oboen Soli und Kantonsratssitzungen Ein Plädoyer für den Berufsstand der Musikkritiker Musikkritiker seien etwa so beliebt wie Billettkontrolleure im Tram, hat einmal einer gesagt, und er scheint recht zu haben. Konzertveranstalter beispielsweise wollen keine Kritiken, sondern Vorschauen, mit Bild.

jektarbeit hat, denn eigentlich bedeutet Theaterarbeit für den Schauspieler doch meistens Szenenstudium. Aber der Augenblick zählt und momentan läuft es gut für den am Projekt Kombat beteiligten Schauspielstudenten im 3. Ausbildungsjahr, der irgendwann nach Mitternacht zu-rück in sein Bett kriecht, um am nächsten Morgen wieder pünktlich um 11 Uhr auf der Probe zu sein. Mit neuer Motivation, Energie und Willen. Und bestimmt kann dann auch endlich die zur Szene gewordene Etüde zu einem Ende gebracht werden. L Mit den Studierenden Tatjana Steinbichl, Andrea Schmid, Nicola Mastroberardino und Corsin Gaudenz sprach Steffi Dautert, Dramaturgie- und Regiehospitantin

Was dem Konzertveranstalter recht ist, ist dem Redaktor billig: Auch unter Blattmachern sind Vorschauen beliebt, «weil dann die Leute wenigstens noch hingehen können». Kritiken hingehen, diese Überzeugung hält sich hartnäckig, lesen sowieso nur jene, die dabei waren; ausserdem seien sie als journalistische Form nicht besonders abwechslungsreich. Anstrengend sind sie auch noch, klagen wiederum Musikwissenschaftlerinnen oder Musiker, die eigentlich gerne schreiben würden, «aber eher Essays oder längerfristige Grundsatzartikel»; abends ins Konzert gehen und am anderen Morgen darüber berichten, das finden sie zu stressig. Ganz abgesehen davon, dass ja auch die meisten Musikerinnen und Musiker zumindest offiziell keinen Wert auf den Kommentar von «Frustrierten» legen.

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Weil die Prognose daneben treffen kann… So sitzt man dann manchmal als Kritikerin in einem Konzert, hört ein durchaus schönes Programm, das durchaus recht gespielt wird, schaut den Leuten zu, wie sie der nächsten Hustgelegenheit entgegendösen, findet trotz der C&A-Farbigkeit der Kleider alles irgendwie grau und fragt sich, ob man nichts Besseres zu tun hätte an diesem Abend und am Morgen danach. Warum soll man sich plagen, wenn man doch bloss genervtes Schnauben und Desinteresse provoziert? Oder allenfalls die Frage «aber warum haben Sie keine Vorschau gebracht?»

«Warum soll man sich plagen, wenn man doch bloss genervtes Schnauben und Desinteresse provoziert?» Unter anderem aus folgenden Gründen:

• weil das Entscheidende immer noch in den Konzerten passiert, wenn es passiert. • weil man manchmal der Überzeugung ist, irgendein Oboen-Solo sei wichtiger gewesen als vieles, was im Kantonsrat gesagt wird und in der Zeitung schliesslich auch seinen Platz findet. • weil die musikalische Szene einer Stadt es verdient, dass man sie begleitet (und nicht nur ankündigt). • weil bei Konzerten ähnlich wie beim Wetter selbst die sorgfältigste Prognose weit daneben treffen kann. • weil die Ohren einer Kritikerin, das sei jetzt einfach einmal behauptet, immer noch mehr taugen als die paar Adjektive, die ein PR-Beauftragter in den Prospekt eines Ensembles schreibt. • weil man Interpretinnen und Interpreten die Chance geben sollte, Vorurteile zu widerlegen oder sich zu verändern: Wer einmal als forsch etikettiert wurde, wird das in Vorschauen immer wieder lesen, auch wenn er sich in Konzerten noch so sehr ums Pianissimo bemüht. • weil bei einem Buch oder einer Ausstellung niemand auf die Idee käme, Vorschauen zu verlangen. • weil man die Nachwelt (und meinetwegen auch die Zeitgenossen) nicht um das Vergnügen bringen sollte, sich über Fehlurteile zu amüsieren – auch wenn sie zugegebenermassen nicht immer so brillant formuliert sind wie einst jene von Eduard Hanslick. • weil selbst Fehlurteile Aufschluss über Interpretationstendenzen und Geschmacksveränderungen geben. • weil in Vorschauen alle mit den gleichen Superlativen eingedeckt werden, was sowohl langweilig als auch gelogen ist. • weil ein schöner Verriss auch etwas Schönes sein kann. Die Liste liesse sich, wie man zu sagen pflegt, beliebig verlängern. Hier sei nur noch darauf hingewiesen, dass man Musikkritiker, wenn man denn wirklich nichts von ihnen wissen will, ja auch einfach ignorieren kann – im Gegensatz zu den Billettkontrolleuren. L

«Denn sie spielen nichts als sich selbst.»

Susanne Kübler

Ein Fotoessay Text dazu auf Seite 2

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Porträtkonzert Natasha Barrett (Computermusik) Natasha Barrett 1. November 2002 Predigerkirche Zürich Freitagsvesper mit Werken von Rodriguez Susanne Ursprung, Orgel Christian Dillig, Kantor Christoph Sigrist, Liturg 2. November 2002 Grossmünster Zürich Hesperion XXI, Spanische Musik des 13. bis 16. Jahrhunderts Jordi Savall, Leitung 3. November 2002 Musikhochschule Zürich Spektrum 4 – Musik für Blechbläser HMT Brass Quintett 3. November 2002 Augustinerkirche Melpomen, Griechische Musik des 5. Jahrhunderts v. Chr. C. Steinmann, Leitung 4. November 2002 Musikhochschule Zürich Spektrum 5 – Konzeptmusik aus der Schweiz Ensemble Neue Horizonte Bern 4. bis 16. November 2002 Theater an der Sihl, Bühne A Kombat – ein theatralischer Grabenkampf entlang der Sprachgrenze Studierende HMT und Conservatoire Lausanne 5. November 2002 Helferei Grossmünster Convoce. Coeln M. Jonas, Leitung

Johann Sonnleitner, F. Lichtenhahn 22./23. November 2002 Musikhochschule Zürich Symposium «Farbe-Bild-Klang» Dozierende HMT und Gastdozierende 23./24. November 2002 Theater an der Sihl Schreiben für die Bühne Schreibwerkstatt für Jugendliche zwischen 16 und 25 Jahren 28. November bis 23. Dezember 2002 Zeughaus 3, Kasernenareal Schellen-Ursli und Flurina Studierende HMT und festes Ensemble 29. November 2002 Predigerkirche Zürich Chorvesper mit Werken von Deprez, Lechner u.a. Kammerchor HMT Kantor Beat Schäfer, Leitung Käthi La Roche, Liturgin 3. Dezember 2002 Musikhochschule Winterthur Neue Musik Ensemble Arc-en-Ciel Marc Kissóczy, Leitung 3. bis 6. Dezember 2002 Theater an der Sihl, Bühne B Impro Studierende HMT 9. Dezember 2002 Musikhochschule Zürich Rhythm Workshop Reinhard und Cornelia Flatischler 15. Dezember 2002 Musikhochschule Winterthur Spektrum 7 – Gitarre Solo Christoph Jäggin 16. Dezember 2002 Musikhochschule Zürich Spektrum 8 – Kammermusik mit Gitarre Anders Miolin, Jane Thorner-Mengedoht, Johannes Degen, Ulrich Gröner, Philippe Racine

Siegbert Rampe, Leitung 12. Januar 2003 Musikhochschule Winterthur Spektrum 9 – Kontrabassrezital Duncan Mc Tier, Ulrich Koella

15. Januar 2003 Musikhochschule Zürich Deutsche Musik des 18. Jahrhunderts für Traversflöte solo Barthold Kuijken, Traversflöte 31. Januar 2003 Predigerkirche Zürich Schumann Missa sacra, Op. 147 Grosser Chor und Solisten der HMT Kantor Beat Schäfer, Leitung Stefan Johannes Bleicher, Orgel 1. Februar 2003 Stadtkirche Winterthur Schumann Missa sacra, Op. 147 Grosser Chor und Solisten der HMT Kantor Beat Schäfer, Leitung Stefan Johannes Bleicher, Orgel 2. Februar 200 Schumann Missa sacra, Op. 147 Grosser Chor und Solisten der HMT Kantor Beat Schäfer, Leitung Stefan Johannes Bleicher, Orgel

20. Februar (Premiere) bis März 2003 Theater an der Sihl, Bühne A Macbeth Studierende HMT und festes Ensemble

27. Februar 2003 (Premiere) Zeughaus 3, Kasernenareal Samarcande – Hommage an Magritte Studierende HMT und festes Ensemble

28. Februar bis 2. März 2003 Gessnerallee 9 bis 13 Theater in allen Räumen – Kunst auf der Insel Studierende HMT

3. März 2003 Musikhochschule Zürich Spektrum 10 – Klavierabend Martin Christ

30. März 2003 Musikhochschule Winterthur Spektrum 11 – Violinrezital György Pauk und Studierende seiner Klasse

31. März 2003 Musikhochschule Zürich Spektrum 12 – Kammermusik mit Flöte Alexandre Magnin, Amar-Quartett, Michel Rouilly, Studierende HMT

«Denn sie spielen nichts als sich selbst.» Ein Fotoessay Text dazu auf Seite 2

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17. Dezember 2002 Uitikon Orchester der HMT Bernhard Klee, Dirigent Linus Roth, Solist Studierende HMT

HMT Zürich

18. Dezember 2002 Tonhalle St. Gallen Orchester der HMT Bernhard Klee, Dirigent Linus Roth, Solist Studierende HMT

Magazin der

...und Gratis Infoline 0800 80 10 11 www.hmt.edu

szene 6, 2002

Rektorat HMT Gessnerallee 11 CH-8001 Zürich

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Hochschule Musik und Theater Zürich

Herbst 2002/Winter 2003

HMT-Kalender

oktnovdez

Grosse Veranstaltungen Meisterkurse Workshops Tage der offenen Tür

2002 25. bis 29. Oktober 2002 Zeughaus 3, Kasernenareal Spoonface Steinberg – ein Monolog Cathrin Störmer, festes Ensemble Theater an der Sihl

25. bis 30. Oktober 2002 Theater an der Sihl, Bühne A Öffentliches Vorsprechen der Diplomklasse Studierende HMT 26. Oktober 2002 Musikhochschule Zürich Workshop Space in Electroacoustic Music (in englischer Sprache) Natasha Barrett, Komponistin (Grossbritannien, Norwegen) 28. Oktober 2002 Musikhochschule Zürich, Grosser Saal Porträtkonzert Natasha Barrett (Computermusik) Natasha Barrett 1. November 2002

7. bis 13. November 2002 Berlin Studienwoche Schul- und Kirchenmusik Studierende und Dozierende HMT

janfebmär Januar 2003 Zeughaus 3, Kasernenareal Spoonface Steinberg – ein Monolog Lenchens Geheimnis Schneeweiss Cathrin Störmer, festes Ensemble Theater an der Sihl, Studierende HMT

12. Januar 2003 Musikhochschule Winterthur

10. Januar 2003 Kirche St. Peter Bach, Brandenburgische Konzerte Nova Stravaganza Siegbert Rampe, Leitung

9. Januar 2003 Helferei Grossmünster Deutsche Violinmusik des 17. Jahrhunderts John Holloway, Lars Ulrik Mortensen, Aloisya Assenbaum

2003

11. November 2002 Musikhochschule Zürich Ludwig Senfl – Praeclarus Helveticus Kammerensemble der Hochschule Musik und Theater Zürich Matthias Weilenmann, Leitung Laurenz Lütteken, Einführung 13. bis 23. November 2002 Zeughaus 3, Kasernenareal Studer in der Vehfreude – Eine Fiktion Studierende HMT und festes Ensemble 15. November 2002 Musikhochschule Zürich Konsifest 16. bis 22. November 2002 Vorsprechreise nach Hamburg/Berlin Studierende HMT 18. November 2002 Musikhochschule Zürich Spektrum 6 – Geburtstagskonzert Porträt Gerald Bennett 22. November 2002 Musikhochschule Zürich Bach, Goldbergvariationen Johann Sonnleitner, F. Lichtenhahn 22./23. November 2002 Musikhochschule Zürich

9. bis 13. Februar 2003 Musikhochschule Zürich Meisterkurs Wolfgang Rihm Christoph Prégardien

12. Februar 2003 Musikhochschule Zürich Neue Musik Ensemble Arc-en-Ciel Johannes Schöllhorn, Leitung

14. Februar 2003 Predigerkirche Zürich Chorvesper «Let the Sun Shine in My Soul Today» Kammerchor HMT Kantor Beat Schäfer, Leitung

14. Februar 2003 Battiment Forces-Motrices, Genf Orchester der HMT Stefan Asbury, Dirigent Studierende HMT

14. Februar 2003 Musikhochschule Zürich Liederabend II Christoph Prégardien

15. Februar 2003 Tonhalle Zürich Orchester der HMT Stefan Asbury, Dirigent Studierende HMT

20. Februar (Premiere) bis März 2003 Theater an der Sihl, Bühne A Macbeth

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Auf dem Weg zur Zürcher Hochschule der Künste

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szene 6, 2002 Magazin der HMT Zürich

Die Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich (HGKZ) und die Hochschule Musik und Theater Zürich (HMT) prüfen zur Zeit mit einer Vorstudie, ob sie sich zur Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) zusammenschliessen wollen. Es ist vorgesehen, Ende 2002 einen diesbezüglichen Entscheid auf Ebene Schulräte beziehungsweise Mitgliederversammlung HMT zu fällen. In der letzten Ausgabe der Szene stand die Vision einer Zürcher Hochschule der Künste im Vordergrund: In einem Doppelinterview legten die Rektoren der HGKZ und der HMT ihre Idee einer gemeinsamen Kunsthochschule dar, diskutierten Chancen wie auch Risiken und dachten darüber nach, was eine derartige Institution auszeichnen müsste. Die HMT und die HGKZ sind überzeugt, dass eine inhaltliche und strukturelle Annäherung die Position beider Institutionen in der nationalen und europäischen Kunstausbildung stärkt. Auch sieht die Strategie der Zürcher Fachhochschule vor, die Anzahl Teilschulen zu reduzieren. Dabei wird die Zusammenlegung der HMT und der HGKZ ins Auge gefasst. Mit der gemeinsamen Vorstudie werden die Grundlagen für den Entscheid, ob ein Zusammenschluss erfolgen soll und wie eine daraus entstehende Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) aussehen könnte, geliefert. Paritätisch besetzte Teilprojekte Im Rahmen der Vorstudie werden die (bildungs-)politischen Rahmenbedingungen geprüft und verschiedene Varianten einer möglichen ZHdK entwickelt und diskutiert. Sieben paritätisch zusammengesetzte Teilprojektgruppen beschäftigen sich mit folgenden Themenbereichen: • Verwaltung (Finanzen, Personelles, Infrastruktur) • Studiengestaltung (inkl. Bologna-Modell) • Nachdiplomstudien, -kurse und Dienstleistungen • Forschung & Entwicklung • Einbettung in die nationale und internationale Bildungslandschaft • Markenpolitik und Kommunikation • Gemeinsame Events / Produktionen Die verschiedenen Arbeitsgruppen werden durch eine Co-Projektleitung – bestehend aus der Stabschefin der HMT und dem Leiter des Reformprojektes der HGKZ – koordiniert. Ein Lenkungsausschuss, dem die Präsidenten der beiden Schulräte, Hans Heinrich Coninx (HMT) und Rudolf Alexander Müller (HGKZ) vorstehen, bildet das strategische Organ der Projektorganisation. In einer ersten Phase wurden gemein-

same Eckwerte für das Projekt entwickelt. Daraus leiteten die Teilprojektgruppen Kriterien für die Evaluation der verschiedenen Strukturvarianten ab. Neben dem Status quo wurden vier Varianten einer möglichen Zürcher Hochschule der Künste untersucht, die sich bezüglich ihres Zentralisierungsgrades der Kompetenzen und Prozesse unterscheiden. Klausurtagung und Ausblick Im Rahmen der Vorstudie fand am 5.und 6. September 2002 im Gottlieb Duttweiler-Institut in Rüschlikon eine Klausurtagung statt. Ziel war, die bisherigen Arbeiten kritisch zu überprüfen, neue Ansätze kennen zu lernen sowie mögliche Perspektiven aufzuzeigen. Als Referenten wurden in- und ausländische Fusions- und Bildungsfachleute eingeladen. Der Bericht des Präsidenten der Universität der Künste Berlin (UdK), Lothar Romain, stiess auf grosses Interesse. Er schilderte seine Erfahrungen mit dem Zusammenschluss verschiedener Kunstbereiche zur UdK und erläuterte, wie und weshalb es dazu gekommen war. Romain zog eine positive Bilanz, die namentlich auch die Ausbildungsinhalte betrifft. Die Unternehmensberaterin Andrea Keller hinterfragte in ihrem Referat die Erfolgsquote von Fusionen. Zudem thematisierte sie das häufigste Tabuthema in diesem Zusammenhang: Angst – Angst vor Veränderungen, vor neuen Strukturen, bis hin zur Frage «was wird aus mir?» Sie wies darauf hin, dass Fusionen einen langen Atem bräuchten und auch nach der formellen Vereinigung noch lange nicht abgeschlossen sind. Von Zusammenschlüssen aus dem Gesundheitsbereich berichtete der Kommunikationsbeauftragte der Hirslanden Holding, Urs Brogli. Seine Erfahrungen bezüglich Zentralisierung von Funktionen, die sich nicht immer bewährt haben und teilweise sogar rückgängig gemacht wurden, zeigte er am Beispiel der Finanzchefs: Heute gibt es in jeder Klinik der Hirslanden-Holding wieder einen Finanzchef, der für «sein» Spital geradestehen muss. Am zweiten Tag setzten sich Arbeitsgruppen vertieft mit den Inhalten der Vorstudie auseinander. Insbesondere wurde anhand konkreter Fragestellungen die Thematik

debattiert, wie eine neue, gemeinsame Kunsthochschule inhaltlich und bezüglich ihrer Positionierung ausgestaltet sein müsste, damit sie die Attraktivität der bisherigen einzelnen Institutionen verbindet und so weiter steigert. Denn nur wenn dieser Mehrwert erzielt werden kann, rechtfertigt sich die Realisierung der ZHdK. Aus Sicht der Organisatoren war die Tagung in verschiedener Hinsicht ein Erfolg: Während anderthalb Tagen fand eine konstruktive Auseinandersetzung über das Projekt statt. Der fachliche Austausch zwischen den beiden Institutionen sowie das persönliche Gespräch bewirkte eine gegenseitige Annäherung. Die intensive Arbeit in den Gruppen brachte interessante Ergebnisse und eröff-

nete weiter zu verfolgende Fragestellungen. Aus heutiger Perspektive kann davon ausgegangen werden, dass das Vorprojekt termingerecht Ende 2002 abgeschlossen sein wird und über die Schulleitungen beziehungsweise die Schulräte und Mitgliederversammlung an den Fachhochschulrat und die übergeordneten Gremien weitergeleitet werden kann.  Ursula Akmann (HMT), Christoph Weckerle (HGKZ), Co-Projektleitung Zürcher Hochschule der Künste

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MAGIC-NET Bühnenhommage an Friedrich Glauser in Lissabon Anfang Juni besuchten der Regiestudent im vierten Ausbildungsjahr, Matthias Lehmann, und Oliver Krättli vom festen Schauspielensemble des Theaters an der Sihl unseren Austauschpartner im ersten Projektjahr von Magic-Net, das Teatro o Bando in Portugal.

Magic-Net bringt Jungendlichen literarische Klassik näher

Dies ist in etwa die Szene, die der Regisseur aus Zürich mit Oliver Krättli und Sara, Basile, Maria, Paula und André in Palmela am teatro o bando geprobt haben: Glauser hält in Lissabon Ausschau nach Kneipen. Und er findet sie an jeder zweiten Ecke. Hier «tascas» genannt. Sie sind die Heimstätte für Gestrandete, Aussenseiter, Versager, Alkoholiker. Glauser ist allein, nachdenklich. Er trinkt einen dreier Roten. In seiner Manteltasche hat er noch einige alte Briefe an seine Liebste. Er schaut sich um, sieht schmutzige Füsse, die in löchrigen Schuhen stecken, hagere Körper in zerlumpten Kleidern. Es stinkt nach Urin, Schweiss und ein bisschen Meer. Ein junges Mädchen sitzt auch da und ein stummer Franzose. Ausserdem ein hungriger Mann, der nichts zu essen kriegt und eine Wirtin, die ihre Fado singt. Alle warten. Doch heute scheint nichts mehr zu passieren. Im Fernseher spielt Portugal gerade Fussball in Korea, aber auch da scheint nicht viel zu passieren. Zwischendurch wird ein Schweizer Volkslied gesungen, und die Liebesbriefe wechseln unbeachtet ihren Besitzer und werden vorgelesen. Es ist ungewöhnlich kalt, und alle warten, warten auf Figo.

Magic-Net ist ein auf drei Jahre angelegtes europäisches Projekt zur Beschäftigung mit nationaler literarischer Klassik der beteiligten Länder für und mit Jugendlichen auf der Bühne.

Langeweile spielen – ein schauspielerischer Meisterakt Ein idyllischer Ort, eine schlichte Bühne mit ein paar Stühlen und herausgerissenen Wänden, dahinter ein wunderbarer Olivenhain bilden den Rahmen der Proben. Das Wenige, was sonst gebraucht wird, stammt aus dem Fundus. Die Aufgabe ist, eine langweilige Szene in einer tasca zu improvisieren. Gar nicht so einfach. Beim Proben retten wir uns zu oft in viel Reden und unnötige Handlungen. Immer wieder versucht der Regisseur zu erklären, dass man die Langeweile nicht zeigen soll. Die Figuren sollen sehr aufmerksam sein und gemeinsam auf die kleinsten Veränderungen reagieren. Sonst wird es wirklich eine langweilige Szene. Und es ist für einen Schauspieler nicht einfach, auf der Bühne scheinbar nichts zu machen. Die Schauspieler versuchen ihre Figuren nicht über viele Worte und Aktionen zu finden, sondern in die kleinen Begegnungen untereinander zu vertrauen und ihnen grosse Aufmerksamkeit zu schenken. Nach zwei Tagen sind wir soweit, dass wir ein grobes Gerüst der Szene gefunden haben, ungefähr eine Stunde lang. Jetzt beginnen wir einzelne Miniaktionen und Dialoge festzulegen und in der Szene zu wiederholen. Die Arbeit macht trotz oder gerade wegen der Kälte und dem Regen grossen Spass. Unsere tasca wird immer lebendiger. Spannende Woche mit intensivem Austausch Goncalo, ein Schauspieler des Theaters und Schauspielstudent der Lissaboner Schule hat uns am Anfang der Woche mit in die Schauspielschule genommen, und wir konnten vier seiner Kollegen dazu motivie-

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Die Arbeit in den verschiedenen Ländern ist so angelegt, dass die übergreifende Idee, aus klassischen Texten Theater für ein junges Publikum zu machen, sich immer wieder international verknüpft. So war das Theater an der Sihl zu Gast in Portugal und seinerseits im Oktober 2002 Gastgeber für das TJUS aus St. Petersburg.

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Rätselerfindung als Aufgabe des Dichters «Draussen würd ich in kleinen Beizen hocken und in Bahnhofbuffets (die sind sehr ergiebig), ich würde an politische Versammlungen gehen und Schauen, Schauen, Schauen. Und nie das «Erstaunen» vergessen. Wir sind nicht da, um zu richten. Wir sind da, um zu erzählen. Wir sind nicht da, Rätsel zu erklären, wir müssen Rätsel erfinden. Die Lösung ist immer irrelevant.» (Friedrich Glauser an Martha Ringier, 2. März 1936)

ren, mit uns nach Palmela zu fahren und eine Woche lang zu arbeiten. Der Austausch ist sehr intensiv, konzentriert und friedlich, da wir die ganze Woche zusammen verbringen. Vor und nach den Proben treffen wir uns in Lissabon zum Essen. Wir Schweizer lernen dadurch die Stadt, die Leute und natürlich die tascas kennen. Natürlich schauen wir auch gemeinsam Theateraufführungen an, am teatro o bando und in Lissabon, was auch zu spannenden Disskusionen über Beruf, Leben und Zukunft führt. Am Ende der Woche spielen wir die Szene den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Palmela vor und sind danach eingeladen, einen Tag mit einer Theatergruppe von Jugendlichen an der Schule im Ort zu verbringen. Nachdem uns der Direktor der Schule stolz sein neu gebautes Schulhaus mit dem grossen Theatersaal zeigt, treffen wir uns mit den 30 Jugendlichen zum Spielen. Hier geht es nicht darum, eine langweilige Szene zu erarbeiten, sondern um die Begegnung, viel energiegeladenes und wunderbar frisches Improvisieren und einem Gespräch, bei dem auch das ganze Projekt «Magic Net» vorgestellt wird. Für uns und für die Jugendlichen ein gelungener Theatertag. Zum Abschluss setzen wir uns alle im teatro o bando zusammen, sprechen nochmals über die Erlebnisse der Woche, die Arbeit und über die eine grosse Frage: war es das jetzt? Sollte es nicht weitergehen? Wir verabschieden uns nach einer spannenden Woche an einem wundervollen Ort, mit dem Wunsch sich irgendwann, irgendwo wiederzusehen und weiter zu machen. L

Thematischer Schwerpunkt für jedes Projektjahr Jedes der bisher geplanten drei Projektjahre steht unter einem thematischen Rahmen, innerhalb dessen alle Partner mit klassischen dramatischen Texten umgehen. Im ersten Jahr beschäftigen sich diese Szenen mit «Liebe» und «Zuneigung», im zweiten Jahr wird das Thema «Hass» und «Konflikt» im Mittelpunkt stehen. Die entstehenden Inszenierungen richten sich jeweils an ein junges Publikum, so dass in jedem Land einheimische und fremde klassische Texte zur Ansicht kommen. Magic-Net-Festival dieses Jahr in Frankfurt an der Oder Wir wünschen uns, dass im Austausch mit dem Theater am Heimatort anhand der beiden Arbeitsergebnisse eine gemeinsame Auseinandersetzung zwischen Theater und Jugendlichen beginnen wird. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Kontakt aufzunehmen zu Jugendlichen, die in den anderen Ländern arbeiten, sei es über Internet oder gemeinsame Arbeitstreffen. Zudem werden am Ende eines jeden Projektjahres die Theaterszenen und Jugendtheaterproduktionen an einem Magic-Net-Festival aufgeführt. Dieses Jahr fand es in Frankfurt an der Oder statt. Ergänzend möchten wir in Zürich einen schulübergreifenden Austausch anregen. Die Beschäftigung von Jugendlichen mit klassischen Texten aus der Schweiz und deren Umsetzung in eine szenische Form könnte die Basis für ein Arbeitstreffen aller interessierten Schulen des Kantons Zürich bilden.

Ab 13. November 2002 ist im Theater an der Sihl, Bühne B, zu sehen Studer in der Vorfreude – Eine Fiktion Mit Texten von: Friedrich Glauser, Jeremias Gotthelf Regie: Matthias Lehmann Matthias Lehmann, ein Absolvent des letzten Diplomjahrganges Regie (u.a. Die Grenze, Platz da, Ursle), erarbeitet mit Oliver Krättli vom festen Schauspielensemble sowie Sophie Hottinger und Dominique Jann als neuen Ensemblemitgliedern aus dem 3. Ausbildungsjahr Schauspiel eine fiktive Begegnung zwischen Änneli aus dem Roman «Die Käserei in der Vehfreude» von Gotthelf mit Glausers «Wachtmeister Studer» und Glauser selbst. Was sie zusammenbringt, ist die Liebe!

Mängisch – wenn der Föhn den Nebel spinnt zu weissen Fäden… Mit Texten von Friedrich Glauser u.a. Spielleitung: Mira Sack Mit Schülerinnen der Kantonsschule Stadelhofen Fester Bestandteil von Magic-Net ist die theatralische Annäherung an klassische Stoffe durch Jugendliche selbst. Und so erobert die Theaterpädagogin Mira Sack mit 11 SchülerInnen der Kantonsschule Stadelhofen Friedrich Glauser – den Autor, Mann, Lebenskünstler, Sohn u.v.a.m. Welche Aspekte der Liebe es dabei zu entdecken gibt, davon erzählt dieses Stück.

www.magic-net.org

Matthias Lehmann, Absolvent HMT, Regie

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Der Farblichtflügel ist ausgereift Farbe-Bild-Klang Am 22./23. November findet in der Musikhochschule Zürich ein Symposium zum Thema Synästhesie statt. Verschiedene Referate widmen sich dem Phänomen Synästhesie aus unterschiedlicher Perspektive. Konzerte am Farblichtflügel und eine Vernissage mit Bildern zu den Goldbergvariationen von Bach runden das Programm ab. Nicht nur Olivier Messiaen war Synästhet. Aber in kaum einer anderen komponierten Musik finden wir vergleichbar präzise Farbzuordnungen zu Klängen. Messiaen hat in «stimmigen Farbreihenfolgen» (Akkordprogressionen) gedacht und komponiert. Wie sind diese Beziehungen zwischen Musik und Farbe zu verstehen, welche Räume erschliessen sie, benötigt das Hören Messiaen’scher Musik eine Farbvorstellung?

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szene 6, 2002 Magazin der HMT Zürich

Was gibt die eine Kunst der anderen? Interdisziplinarität ist zum Modewort geworden: Worin aber bestehen die sich wirklich kräftigenden Synergien? Was vermag die eine Kunst der anderen zu geben und welche Bedingungen sind vonnöten, damit sich das Werkganze gegenseitig kräftigt? Worin unterscheidet sich zwangshafte Gleichsetzung verschiedener Sinnesbereiche vom erhellenden Zugang zwischen den Künsten? Inwiefern erwarten wir Einsichten, die über die einzelne Kunst hinaus gehen? Ist es möglich, Aussagen zu machen, die das Subjektive übersteigen? Anlass für die Beschäftigung mit dem Thema Synästhesie sind zwei Ereignisse: Der Farblichtflügel und eine Vernissage mit Bildern zu den Goldbergvariationen Bachs von Anna-Katharina und Thomas Diemer. Gemeinsames Forschungsprojekt von Berlin und Zürich Der Farblichtflügel, gemeinsames Forschungsprojekt der Universität der Künste Berlin und der Hochschule Musik und Theater Zürich, ist ausgereift! Das Instrument verbindet in origineller Weise unter Verwendung modernster Computertechnik Licht, Klänge, Farben und Formen und untersucht dabei das Verhältnis zwischen den Sinnen. Ähnlich präsentieren sich die in vielen Jahren herangereiften Bilder von Anna-Katharina und Thomas Diemer zu den Goldbergvariationen: nach mathematischen und physikalischen Gesetzmässigkeiten haben die beiden Künstler aus der Partitur Bachs eine Folge von drei Bildern ge-schaffen, die Verhältnisse zwischen Auge und Ohr sichtbar machen und damit zur Diskussion stellen. In verschiedenen «Versuchsanordnungen» fragen wir nach Zusammenhängen zwi-schen den Künsten. Elmar Budde umreisst das Feld der Synästhesie und skizziert verschiedene historische Stationen. Hannes Schüpbachs Film zum gleichzeitig erklingenden Stück Psappha von Iannis Xenakis geht dem Verhältnis von Licht, Sprache, Form und Klang nach. Im zweiten Teil des Konzertes kann der Farblichtflügel in Kombination mit Sprache durch die Schauspielerin Mona Fueter erlebt werden. Der Samstagvormittag gehört dem Studium der Goldbergvariationen sowie den Arbeiten von Anna-Katharina und Thomas Diemer. Im ganzen Haus verteilt werden die Bilder und Musik aus den Goldbergvariationen erlebbar sein.

«In verschiedenen Versuchsanordnungen fragen wir nach Zusammenhängen zwischen den Künsten.»

Naivité du Seigneur im Grossmünster Ein Referatreigen zu den Themen Farblichtmusik (Jörg Jewanski), das Fruchtbarmachen synästhetischer Vorgänge als Komponist (Hans Wüthrich) sowie Messiaens Farbendenken (Theo Hirsbrunner) mit einem anschliessenden Podiums- und Publikumsgespräch wird versuchen, die Thematik aus spezifischen Dimensionen zu beleuchten. Ein weiteres Konzert stellt Peter Wettsteins Uraufführung für Farblichtflügel Topas vor. Die Goldbergvariationen (Johann Sonnleitner) in einer Fassung mit Sprecher (Fritz Lichtenhahn) erklingen in einer Sprache und Musik verbindenden Interpretation. Beschlossen wird das Symposium im Grossmünster mit einer nächtlichen Aufführung der Nativité du Seigneur von Olivier Messiaen, dessen Musik einen roten Faden durch die Veranstaltung zieht, fast als eine späte Hommage auf dessen 10. Todestag. Eine Broschüre zum Symposium kann ab Anfang November im Sekretariat (Telefon 01 268 30 40, Mail zentrale.mz@hmt.edu) bezogen werden. L

Felix Baumann, Fachbereichsleiter Neue Musik, Dirigent und Komponist

Olivier Messiaen als Pionier der Synästhesie Olivier Messiaen (1908-1992), dessen Werk ein wichtiger Aspekt des Synästhesie-Symposiums ist, gilt als sehr vielseitiger französischer Komponist in Kammer-, Orchester-, Orgel- und Vokalmusik. Er bediente sich ebenso der Technik serieller Musik wie der Zwölftontechnik. Sein musikalisches Schaffen ist stark vom Kerngedanken der Synästhesie geprägt, wonach die Erregung eines Sinngebietes (z. B. Gehör) zugleich Empfindungen und Wahrnehmungen anderer Sinne (z. B. Sehen) auslöst.

«Der Farblichtflügel verbindet in origineller Weise unter Verwendung modernster Computertechnik Licht, Klänge, Farben und Formen und untersucht dabei das Verhältnis zwischen den Sinnen.»

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Hier brillierten Studierende der HMT

eisträgern r P d n u n e n rin n Preisträge e ll a n e gigkeit. r ü e z li s u s t o a r r G g e ir r W r ih Spendern fü n e d n e k n a und d Wettbewerb Departement Musik Musikhochschule Winterthur Zürich Migros-Kulturprozent in Zusammenarbeit mit der Ernst-Göhner-Stiftung Migros-Kulturprozent in Zusammenarbeit mit der Ernst-Göhner-Stiftung Schweizerischer Jugendmusikwettbewerb Friedl Wald-Stiftung Friedl Wald-Stiftung Friedl Wald-Stiftung Friedl Wald-Stiftung Concorso internazionale Alpe Adria, Slowenien Concorso internazionale Alpe Adria, Slowenien 9. Internationaler Orgelwettbewerb, Dänemark Int. Orgelwettbewerb Kloster Saarn, Deutschland Russian International V. Viardo Ioano Competition, Kalifornien

Sommersemester 2002

Preis/Platz

Vor- und Nachname Student/in

Instrument/Sparte/Rolle

Studienpreis für Gesang Studienpreis für Gesang 2. Preis Studienpreis Studienpreis Studienpreis Studienpreis 1. Preis 2. Preis 2. Preis und Interpretationspreis 3. Preis 1. Preis

Robert Koller

Bass-Bariton

Theresa Plut

Sopran

Sarah Weilenmann Simon Scheiwiller Luca Borioli Nicole Erler Antonio Malinconico Eldar Saparayev Matejka Hribernik Just Burkhard

Horn Horn Schlagzeug Klavier Gitarre Violoncello Violoncello Orgel

Bernhard Ruchti Dimitri Demiachkine

Orgel Klavier

Katalin Gutsik Anouschka Mocetti Vitali Safronkine Anja Meierhofer

Tanz Tanz Tanz Tanz

Stefanie Fischer

Tanz

Vanessa Spiteri

Tanz

Satomi Rüegsegger

Tanz

Departement Tanz Schweizerische Ballettberufsschule Tanzstipendium Migros-Kulturprozent 2002 Tanzstipendium Migros-Kulturprozent 2002 Youth Ballet Composition, Kiew Internationaler Wettbewerb für klassisches Ballett Solothurn Internationaler Wettbewerb für klassisches Ballett Solothurn Internationaler Wettbewerb für klassisches Ballett Solothurn Internationaler Wettbewerb für klassisches Ballett Solothurn

Einladungen zu Festivals Departement Theater Theater Hochschule Zürich

1. Preis Kat. 2 2. Platz Kat. 3 3. Platz Kat. 4 1. Platz Kat. 4 6. Platz

Festival

Produktion

Blickfelder

Schneeweiss Ursle Lenchens Geheimnis Schneeweiss Schneeweiss Ursle Dschungelbuch Heimaten Schneeweiss Ursle

Internationales Theaterfestival, Montreal Internationales Theaterfestival Sarajevo Korczak-Festival, Warschau

Panoptikum, Augsburg/Nürnberg Schäxpir, Kinder- und Jugendtheaterfestival, Linz Schöne Aussicht – Internationales Kinder- und Jugentheaterfestival, Stuttgart Szene Bunte Wähne, Österreich

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Cyrano Klamms Krieg

Engagements

en ierend d u t S die ts nscht ü w gemen k a c g ü l n g E e Tb hren Die HM lventen zu i so und Ab

Departement Musik Musikhochschule Winterthur Zürich Judith Gerster Violoncello, Klasse Basler Sinfonieorchester Thomas Grossenbacher Marc Robillard Horn, Klasse Sinfonieorchester Aalborg, David Johnson Dänemark Departement Tanz Schweizerische Ballettberufsschule Daria Chudjakova Landestheater Altenburg Bühnen der Stadt Gera Mia Kivelä Opernhaus Budapest, Ballettkompanie Irina Kruglikova Hamburg Ballett Kateryna Kusachenko Kirov Ballett, St. Petersburg Vitali Safronkine Junior Ballett, Opernhaus Zürich Departement Theater Theater Hochschule Zürich David Allers Karin Berry Silvan Kappeler Matthias Lehmann Pilu Lydlow Hannah Steffen Philipp Siegel Frank Wenzel Samuel Zumbühl

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Theater am Kornmarkt Bregenz Comart Landesbühne Wilhelmshaven Theater an der Sihl, Rote Fabrik Schauspielhaus Zürich Theater am Turm, Frankfurt a. Main Theater am Kornmarkt, Bregenz Nationaltheater Mannheim Theater Luzern

«Denn sie spielen nichts als sich selbst.» Ein Fotoessay Text dazu auf Seite 2

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Wie kreiert man einen Studien-Spiel-Plan? Roter Faden durch den Studien-Spiel-Plan an der Theater Hochschule Wirbelsäule im Grundstudium an der Theater Hochschule Zürich für angehende SchauspielerInnen, RegisseurInnen, TheaterpädagogInnen ist der Fachkanon Improvisation, Rolle, Szene, Inszenierung. Die Ausbildung ist so angelegt, dass andere Fachdisziplinen diesen Bereich gut unterstützen. Regelmässige öffentliche Aufführungen schaffen für die Studierenden eine realitätsnahe Atmosphäre des Theateralltags.

Zwei Jahre lang waren Dozierende und Studierende des Departements Theater an der HMT damit beschäftigt, auf eine Fachhochschule zugeschnittene Strukturen und Anforderungen in die Studienabläufe zu bringen. Damit sind die Voraussetzungen geschaffen, zur spielenden Leichtigkeit und also zum Kern der Arbeit zurückzufinden. Nach dem Umbruch kann der Konsolidierungsprozess beginnen.

Publikum als wesentlicher Aspekt der Ausbildung Überdies bietet ein drittes, den Hochschulrahmen öffnendes Vorspiel Gelegenheit, das theaterspezifische Gesetz praktisch zu erfahren, dass Theater erst dann stattfindet, wenn der Schauspieler sein Spiel tatsächlich zur Schau stellen kann, d.h. wenn ein Publikum ihm beim Spiel zuschaut. Die öffentlichen Präsentationen von Ausbildungsergebnissen bringen diese der Theaterpraxis näher. Szenenunterricht wird realitätsnah, wenn «Aufführungen», Veröffentlichungen feststehen, Phase der Umwandlung also Arbeitsergebnisse fixiert Die Spielzeit 2002/03 lässt die Dozierenden und Studierenden der THZ in eine werden. Das Publikum wird von neue Phase der Umwandlung der früheren Schauspiel Akademie Zürich in den Anbeginn zu einem wesentlichen Fachhochschulstatus eintreten. Die Jahre seit dem Zusammenschluss der drei Aspekt der Ausbildung bzw. des Departemente zur HMT waren dadurch geprägt, dass der Rahmen für eine inhalt- Theaters. Zum einen entspricht liche Fundierung und Ausformung der Studienangebote geschaffen wurde. Es es dem öffentlichen Charakter entstanden Studienführer, Reglemente, Module, Spielplanpositionen. Jetzt geht dieser Kunstform. Zum anderen es um eine inhaltliche Akzentuierung und die Profilierung der Studiengänge. gewährleistet es einen organiZiel ist es unter anderem auch, schen Übergang vom zweijähriden «roten Faden» innerhalb gen Grundstudium zum zweijähder vierjährigen Ausbildung zum rigen Hauptstudium. Schauspieler, Figurenspieler, Mehrmals im Jahr erweitern Regisseur oder zur Theaterpäda- Unterrichtsprojekte den regulägogin erfahrbar zu machen. ren Stundenplan. Sie dienen der Vertiefung spezifischer Fragestellungen inner«Wirbelsäule» der Ausbildung halb einer Fachgruppe (z.B. Anatomieseminar). Sie geben aber auch den Rahist die Fachgruppe «Improvisa- men für die Arbeit von GastdozentInnen und deren Workshop-Angeboten, ohne tion, Rolle, Szene, Inszenierung». dass der kontinuierliche Unterricht dabei eingeschränkt wird. Unterrichtsprojekte Alle anderen Fachgruppen arbei- eröffnen aber auch neue Möglichkeiten für fachgruppenübergreifende Angebote ten gleichwertig an den verschie- innerhalb des Grundstudiums als Vorbereitung auf Arbeitsweisen im Hauptstudenen Standbeinen der Ausbildung von Stimme, Sprache und Bewegung sowie dium. Sie können über mehrere Jahrgänge angelegt sein und der spezifischen Akrobatik und Wahrnehmung über Tanz, Recherche, und Dramaturgie bis zum Förderung einzelner Studierender dienen. L Konzept. Dadurch unterstützen diese Disziplinen die «Wirbelsäule», für die an Matthias Walter, Fachgruppe Stimme jedem Nachmittag der Woche Module konzentriert und kontinuierlich angeboMani Wintsch, Fachgruppe Szene ten werden: montags, mittwochs und freitags begleitet durch entsprechende Petra Fischer, Fachgruppe Dramaturgie FachdozentInnen, dienstags und donnerstags im Selbststudium. Der feste zeitliche Rahmen erlaubt es künftig, dass für die Studierenden im Wechsel zwischen angeleiteter und selbständiger Arbeit die beste inhaltliche Form entwickelt werden kann, um ein Fundament im Umgang mit verschiedenen Textarten und Darstellungsformen zu bilden. Es soll die Möglichkeiten der Studierenden im individuellen künstlerischen Ausdruck erweitern und schafft die Grundlagen für einen freien Umgang mit unterschiedlichen Inszenierungsansätzen während des Hauptstudiums.

«Szenenunterricht wird realitätsnah, wenn Aufführungen feststehen, also Arbeitsergebnisse fixiert werden.»

«Jetzt geht es um eine inhaltliche Akzentuierung und die Profilierung der Studiengänge.»

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Kunst der Beobachtung als Weg des Lernens Zum Abschluss eines jeden Szenenblocks sind Vorspiele zur Veröffentlichung der Arbeitsergebnisse geplant, die den Stand der handwerklichen Mittel in ihrer Anwendung in der szenischen Arbeit ausweisen. Diese Vorspiele verfolgen zwei Ziele. Einerseits, um szenische Arbeitsergebnisse wiederholbar zu machen und damit andererseits der Theaterpraxis anzunähern. Fest eingeplante Auswertungsgespräche nach den Vorspielen mit Kurzeinschätzungen der drei Fachgruppen Szene, Stimme und Bewegung fördern und sichern die Kommunikation und Vernetzung zwischen den Fachgruppen. Dabei werden Standards der einzelnen Fachgruppen konkretisiert und für Dozierende wie Studierende transparent. Ein einzurichtendes Studentenkolloquium zum Austausch über die Vorspiele soll auch die Wahrnehmung der Studierenden fördern und die Kunst der Beobachtung als einen Weg des Lernens bewusst machen. Dies wird vorbereitet und begleitet durch Angebote der Fachgruppe Recherche, Konzept und Animation.

Vier Maximen Spielende kommen zu uns, weil sie studieren wollen. Studierende kommen zu uns, weil sie spielen wollen. Studieninhalte wollen/sollen spielerisch vermittelt werden. Spiele wollen/sollen studiert werden.

«Denn sie spielen nichts als sich selbst.» Ein Fotoessay Text dazu auf Seite 2

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Hochschule Musik und Theater Zürich Mitglied ZFH

Besuchen Sie uns auch auf unserer Homepage: www.hmt.edu Sie finden dort alle wichtigen Daten zum Studienjahr sowie Hinweise zu Studienaufbau und -ablauf, Aufnahmeverfahren, Kursangeboten und aktuellen öffentlichen Veranstaltungen.

Zeitgenössischer Tanz & musikalische Improvisation, Berlin 2002

essenMusik und Theater Zürich – HMT AdrHochschule Rektor: Peter Danzeisen Gessnerallee 11, CH-8001 Zürich Telefon +41 1 226 19 23 Telefax +41 1 226 19 27 Mail rektorat@hmt.edu

Departement Musik

Musik Hochschule Winterthur Zürich

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Florhofgasse 6, CH-8001 Zürich Telefon +41 1 268 30 40 Telefax +41 1 251 89 54 Mail zentrale.mz@hmt.edu Tössertobelstrasse 1, CH-8400 Winterthur Telefon +41 52 268 15 00 Telefax +41 52 268 15 01 Mail zentrale.mw@hmt.edu

Departement Theater

Theater Hochschule Zürich Gessnerallee 11, CH-8001 Zürich Telefon +41 1 226 19 26 Telefax +41 1 226 19 27 Mail info.theater@hmt.edu Departement Tanz

Schweizerische Ballett Berufsschule Zürich Seefeldstrasse 225, CH-8008 Zürich Telefon +41 1 422 46 86 Telefax +41 1 422 47 77 Mail sbbs@hmt.edu

Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich – HGKZ Rektor: Prof. Dr. Hans-Peter Schwarz Ausstellungsstrasse 60, Postfach, 8031 Zürich Telefon +41 1 446 21 11 Telefax +41 1 446 21 22 Internet www.hgkz.ch

sum

Impres

© Hochschule Musik und Theater Zürich HMT 3. Jahrgang (6. Ausgabe) November 2002 Erscheint zweimal jährlich Auflage: 5000

Studienwoche «DIALOGE» Berlin-Tempelhof, balance 1: Das ist eine der drei Tanzstätten Berlins, in welcher Ballett, Jazzdance und zeitgenössischer Tanz gelehrt wird. Zwölf HMT-Musikstudenten und Studentinnen und zwei Musiker aus der Universität der Künste Berlin treffen mit zehn Tänzerinnen aus der Tanzakademie balance 1 zusammen. Unter der Leitung der Berlinerin Gisela Müller (Tanz) und der Zürcherin Natalia Sidler (Musik) werden zwei Ausgangspunkte für die kommende Arbeit vorherrschend sein. Ziel nach sechs intensiven Arbeitstagen ist eine Werkstattaufführung auf der Bühne der Universität der Künste. Interaktives Zusammenarbeiten und gezielte Umsetzung von Farben Erster Ausgangspunkt ist, das interaktive Zusammenarbeiten von Musikern und Tänzern zu fördern. Zweiter Ausgangspunkt ist die gezielte Umsetzung von Farben, einerseits von der Musik ausgehend, anderseits von der Bewegung, welche sich gegenseitig inspirierend zu einem emotionalen Gesamten verschmelzen. Die beiden Kommunikationsmittel Tanz und Musik werden im Laufe der Woche mit den unterschiedlichen Charakteren der Farben Gelb, Orange, Rot, Violett, Blau und Grün vereint und in improvisatorischer Weise zu kürzeren Stücken verschmolzen. Die vorherrschenden Parameter dieser interdisziplinären Arbeit sind Farbe, Raum, Klang, Rhythmus und Bewegung. Entwickelt werden ausserdem die Artikulation-Phrasierung, Agogik und Dynamik, das Raum- und Farbenbewusstsein, das Proportionsbewusstsein und die Dramaturgie sowie das musikalische und Bewegungs- und Körperwahrnehmungsverständnis.

Stimmen zur Studienwoche in Berlin «Spannend an der Quelle der Musik zu sein und sie endlich mal bewegen zu können. Leider war die Zeit viel zu kurz, man hätte noch so viel ausprobieren können.» Anja Müller «Musik ist für mich ein Kommunikationsmittel. Dieses Projekt empfand ich daher als sehr interessant: Improvisierte Musik mit improvisiertem Tanz. Meine klangliche Welt dargestellt durch Bewegung oder die expressiven Handlungen der Tänzerinnen in meinen Klängen gezeichnet. Eine neue Dimension wurde hinzugefügt. «Dialoge» bot eine sehr gute Plattform, um die fremde Welt des Tanzes aus den Augen eines Musikers kennen zu lernen. Meiner Meinung nach sollte sich Musik mehr interdisziplinär entwickeln. Es sollten neue Medien eingebracht und neue Zusammenhänge erstellt werden. Eine Ausbildung sollte diese Aspekte berücksichtigen. Durch die Zusammenarbeit mit balance 1 wurde gut auf diese Ziele hingearbeitet.» Daniel Eyer «Ein leerer Raum – da, um gefü(h)llt zu werden. Was kann ich von mir geben? Die schönste Übung in ganzheitlicher Kommunikation: Körperkontakt, Klänge, Kontaktaufnahme.» Shannon Alana Hancock Für mich als Tänzerin war die direkte Arbeit mit Musikern auf alle Fälle eine sehr wertvolle Erfahrung. Vor allem stimmte die Chemie zwischen Musikern und Tänzern, was die Woche so angenehm und erfolgreich mac hte. Conny Pensel

Musikalisch spontan auf den Tanz reagieren Die Musiker hatten Gelegenheit, aus der Bewegung und dem Körperausdruck direkte musikalische Erfahrungen zu machen und spontan auf den Tanz zu reagieren, ihm auch klangliche oder rhythmische Beispiele zu diktieren, welche die Tänzer im Moment umsetzten. Die Tänzer konnten spontan auf musikalische Gesten einwirken und ihrerseits kompositorisch-musikalische Aufträge geben, welche sie dann in ihre Konzeptionen aufnahmen. «Dialoge», welches ein Teil des Forschungsprojekts «Klang-FarbeSynthese/Farblichtflügel» bildet, fand beim Berliner Publikum grossen Anklang. Es darf auf Fortsetzung dieses interdisziplinären Arbeitens gehofft werden! L

Herausgeberin Hochschule Musik und Theater Zürich HMT Redaktion Gessnerallee 11, CH-8001 Zürich Telefon +41 1 226 19 21 Ursula Akmann, Adriana Bognar, Petra Fischer, Daniela Studer Inserate Esther Knus Gestaltung Galizinski Gestaltung, Zürich Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben ausschliesslich die Meinung des Verfassers/der Verfasserin wieder. © Copyright der namentlich gekennzeichneten Beiträge bei den Autoren/innen, Nachdruck nur mit Genehmigung der Autoren/innen gestattet.

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«Denn sie spielen nichts als sich selbst.» Ein Fotoessay Text dazu auf Seite 2

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