Szene 7 – Magazin HMT Zürich

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Hochschule Musik und Theater Zürich

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Mitglied der ZFH

szene 7, April 2003 Magazin der Hochschule

Musik und Theater Zürich

Mitglied ZFH

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Editorial: Wahlzeiten sind Profilierungszeiten

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Carte Blanche: Der verhinderte Bürgerschreck

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Szene Zoom: Sandra Weiss, Jazzsaxophonistin

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Wenn Arbeit mit Noten nicht viel bringt

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Focus: Theaterpädagogik

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HMT-Kalender Sommer 2003

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Focus: Nachdiplomstudien

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Die Lust an der Theorie • Graphikarbeit «Dilettantisch-spiralisierend-fragend»

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Hier brillierten Studierende der HMT

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Theater an der Sihl bringt «Ein Sportstück» von Elfriede Jelinek

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l a i r o edit Wahlzeiten sind Profilierungszeiten Wahlzeiten sind Profilierungszeiten. Da werden Projektionen in die Zukunft gewagt. Es wird von wichtigen Entscheidungen gesprochen. Wegweiser werden aufgestellt. Gruppierungen versammeln sich. Die Argumente werden in kurzen Sätzen zusammengefasst. Die Dramatik verschärft sich.

Die heute ausgebildeten Kunstschaffenden werden in zehn bis fünfzehn Jahren die Führung in den dann existierenden Kulturinstituten übernehmen. Sie werden die vermittelten Kompetenzen anwenden und erfinderisch und fantasievoll neue Strukturen in den alten entdecken.

Dass im Juni 1844 in Schlesien ein spontaner Aufstand der von ihren Arbeitgebern ausgebeuteten Weber mit militärischer Gewalt niedergeschlagen wurde, nahm Gerhard Hauptmann zum Anlass für seine «Weber». Das Ende des Stückes bleibt merkwürdig offen: Aufgrund seiner religiösen Überzeugung verurteilt der alte Hilse den Aufstand, wird aber von einer Kugel, deren Absender niemand kennt, getötet. Der Täter bleibt anonym. Er kann nicht einmal einem Lager zugeordnet werden.

Sie werden nicht in der Anonymität verschwinden, sondern sich als Persönlichkeiten mit den ihnen gestellten Aufgaben auseinandersetzen.

Heute sind Groundings Anlass für humorvolle Untergangsrevuen. Täter und Opfer bleiben anonym. Von verbranntem Vermögen ist die Rede. Von Spar-Szenarien wird gesprochen. Verantwortlichkeiten verlieren sich in der Unschärfe.

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Die neuen Webmaschinen hatten in Schlesien zu Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt geführt. Neue Steuerungssysteme, die ganz neuen Web-Maschinen rationalisieren die Menschen aus dem Arbeitsprozess weg. Der Traum vom Schlaraffenland ist nah. Schade nur, dass nicht allen Menschen die Hühner in den Mund fliegen. Nahrung, Wohnung, Bildung als berechtigte kulturelle Leistungen zu betrachten, die eine solidarische Gesellschaft bereitstellt, ist nicht mehr unumstritten. Die Gemeinschaftsaufgabe Staat wird als Belastung empfunden. Staat wird gleichgesetzt mit Verschwendung, unwirtschaftlichem Handeln, Privatwirtschaft dagegen als effizientes Instrument angepriesen. Merkwürdig ist nur, dass die Verluste jeweils verstaatlicht werden müssen. Dann verschwindet Verantwortung in der Anonymität. Sie sind nicht mehr greifbar, die Täter. Es wird gesagt, dass harte Schnitte notwendig seien. Die Systeme müssten überarbeitet werden. Tabus seien zu brechen. Ich bin Teil des Systems. Ein Tabu will ich nicht brechen: Das Recht auf Bildung bleibt eine Aufgabe der Gemeinschaft. Ich will den Studierenden auch weiterhin die Zuversicht erhalten, dass sie in Zukunft ihren Beitrag als nützliche Mitglieder der Gesellschaft im Spannungsfeld zwischen Dienstleistung und Selbstverwirklichung leisten können. Ich will sie ermutigen, die von der Gemeinschaft bereitgestellten Mittel dazu zu verwenden, dass Menschen ihre Menschenrechte verwirklichen können.

Im diesem Schuljahr wurden 128 Fachhochschuldiplome vergeben: Solisten-, Konzert-, Lehrdiplome, Diplome für TänzerInnen, TheaterpädagogenInnen, RegisseurInnen und SchauspielerInnen. Diese Künstlerinnen und Künstler werden ihre Kreativität nutzen, um mögliche Lösungen aufscheinen zu lassen. Wahlzeiten sind Profilierungszeiten. Da werden Projektionen in die Zukunft gewagt. Es wird von wichtigen Entscheidungen gesprochen. Wegweiser werden aufgestellt. Gruppierungen versammeln sich. Die Argumente werden in kurzen Sätzen zusammengefasst. Die Dramatik verschärft sich. Profilieren heisst, in Visionen reale Lösungsschritte erscheinen lassen. Immer wieder öffnen sich Vorhänge, beginnen Konzerte, ereignen sich Theaterwunder. Sie enthalten die geballte Kreativität der Produzierenden, Unterhaltung und Sinnstiftung in einem. Kunst schaffen heisst auch, Überfluss herstellen. Das ist für jene, die nur das Notwendige kennen, oft schwer verständlich. Von Armut im Reichtum zu philosophieren ist eine Seite der Medaille, den Reichtum verwalten, damit Armut gelindert werden kann, die andere. Die Aufgaben sind gewaltig. Meine drei Jahre in der Funktion des Rektors enden im Herbst 2003. Ich kann Dir, Daniel Fueter, die Verantwortung gerne übergeben und weiss, dass auch Du die Unterstützung von allen brauchst, um das Gewachsene zu erhalten. Die mir entgegengebrachte Hilfe und Solidarität will ich bewahren helfen, erwidern und fördern. L Toitoitoi Dani!

Peter Danzeisen, Rektor Hochschule Musik und Theater

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zerischen Umsetzung einiger StudentInnen des Departements Tanz der HMT?

Bühne frei für Studierende Einmal im Monat, jeweils Freitag abends um neun, verwandelt sich das Podium des Clubs der Jazzschule Zürich in eine freie Bühne für alle Studierenden der HMT. SchauspielerInnen, Tänzerinnen und MusikerInnen, kommt raus aus eurem stillen Kämmerlein! Musik, Tanz, Text, Theater, oder alles miteinander kombiniert, hier könnt ihr bestehende Bühnenprojekte zur Schau stellen, Projekte für diese Bühne speziell entwi-

ckeln oder einfach einmal eine Improvisation wagen. Keine Darbietung, die auf dieser Bühne nicht möglich wäre! «el lokal» als «Geburtsstätte» mit Nebengeräuschen Wie wäre die Wirkung des «Grand tango» von Astor Piazolla in der Bearbeitung für Violine und Klavier, wie ihn Magdalena Zagozdon und Andrea Isch an der letzten Lokalbühne vorgetragen haben, mit einer zusätzlich tän-

Darbietungen sind immer gesucht Hauptverantwortlicher der Lokalbühne ist seit Sommer 2002 Moritz Müllenbach, der von Martin Sonderegger das Zepter übernommen hat. Die ganze Organisation erfordert ziemlich viel Arbeit, das ständige Team ist noch nicht üppig. Hilfskräfte sind jederzeit willkommen, man melde sich unverbindlich bei Moritz. Darbietungen sind immer gesucht! Die Anmeldung erfolgt entweder telefonisch oder per e-Mail. Je früher das Programm steht, desto eher besteht die Möglichkeit, es an den Schulen auszuhängen und im «züritip» zu veröffentlichen, darum meldet euch so früh wie möglich. Mit diesem Schreiben hoffen wir, nebst allen MusikerInnen vor allem auch die TänzerInnen und SchauspielerInnen anzusprechen, welche sich bisher nur sehr zaghaft zur Lokalbühne vorgewagt haben. Wir freuen uns auf ein weiteres Jahr Lokalbühne voller Überraschungen und weiteren Highlights! L

Anmeldungen und weitere Informationen bei Moritz Müllenbach 079 207 8529 moritzmuell@hotmail.com

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Einige Darbietungen sind als grosse Highlights in Erinnerung geblieben. So zum Beispiel die salonfähige Wiederbelebung der grossen Chanson-Diven durch Leila Pfister (alias Marlene Dietrich etc.), mit Hans Adolfsen am Klavier, welche das Publikum in alte Zeiten entschweben oder versinken liess… Salonatmosphäre der etwas anderen Art, etwa so wie auf der untergehenden Titanic nämlich, herrschte hingegen im Oktober 2001, als unter der Leitung des «Urvaters» der Lokalbühne, Martin Sonderegger, die Premiere der Lokalbühne über die Bretter ging. Das Restaurant «el lokal», aus dessen Name der Titel unseres Projektes geboren wurde, willigte zur Kooperation ein und stellte seine winzig kleine Bühne für die Darbietungen der Studierenden zur Verfügung. Das ursprüngliche Konzept der Lokalbühne – «wir gehen mit unserem Anlass zum Publikum hin» – erwies sich als eher problematisch. Bestimmt hat man in einem Restaurant automatisch und ohne grosse Werbung Publikum, aber, wie man fest-

«Die Lokalbühne bietet allen Studierenden der HMT die Möglichkeit, einmal so richtig aus sich heraus zu kommen und ein wirklich eigenes Programm auf die Beine zu stellen.»

stellen musste, ein eher desinteressiertes und dadurch ziemlich undankbares. Zudem herrscht im Restaurantbetrieb ein permanenter Geräuschpegel, der auch dann nicht genügend absinkt, wenn Darbietungen auf der Bühne stattfinden. Erwähnt sei an dieser Stelle etwa der legendäre Auftritt von Joshua Nowak an besagter Premiere der Lokalbühne. Joshua trug unverstärkt, also ohne technische Hilfsmittel eine Schubertsonate vor, von welcher im allerbesten Fall höchstens er etwas mitbekommen hat… Die Musik ging im Geschirr- und Gläsergeklirre und im Stimmenwirrwarr des Restaurantbetriebs total unter. Unvergesslich gemacht hat er sich mit der absoluten Unbeirrbarkeit in seinem Vortrag – das war wahre Bühnenpräsenz!

Neuer Ort trotz Barbetrieb auf Bühne fokussiert Es gab bezüglich Akustik und Technik sehr viel zu lernen, der Aufwand war enorm, und es stellte sich mit der Zeit die Frage nach einer geeigneteren Räumlichkeit. Seit Oktober 2002 findet die Lokalbühne nun im Club der Jazzschule an der Waldmannstrasse 12 (zwischen Kunsthaus und Bellevue) statt. Hier herrschen bessere Rahmenbedingungen. Der Fokus ist trotz lockerem Barbetrieb mehr auf die Bühne gerichtet. Das Publikum kommt nun speziell für diese Veranstaltung und bringt dadurch das nötige Interesse und den damit verbundenen «Verhaltenskodex» mit. Einzig bei der schweizerischen Uraufführung des Computerstückes

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carte blanche – unsere Speaker’s Corner in gedruckter Form für Kultur-begeisterte, welche Kulturbegeisterten ihre Meinung sagen wollen – zum Thema Kultur in all seinen Facetten. Ob satirisch, lyrisch oder dadaistisch: weg mit dem Blatt vor dem Mund, beschriften und als carte blanche einreichen an daniela.studer@hmt.edu. Kürzungen vorbehalten. «Li Shu» von José López Montes bemerkten nicht alle, dass die Klänge aus den Lautsprechern ein besonderes Ereignis waren. Ansonsten hat sich die lockere Atmosphäre der Lokalbühne aber als durchaus geeignet für zeitgenössische Musik erwiesen. Schauspieler-, Jazzmusiker-, klassische Musiker- und TänzerInnen haben alle etwas gemeinsam: Im stillen Kämmerlein, unter Ausschluss der Öffentlichkeit widmen sie sich stunden-, nein, tage-, wochen- oder jahrelang einer Tätigkeit, die ihren wirklichen Sinn erst dann erreicht, wenn sie in Interaktion mit einem Gegenüber tritt. Alle sind sie Bühnenkünstler, und als solche brauchen sie ein Podium, Zuhörer und Zuschauer, und schliesslich einen Anlass, bei welchem sie ihre Künste zur Schau stellen können. Die Lokalbühne bietet allen Studierenden der HMT die Möglichkeit, einmal so richtig aus sich heraus zu kommen und ein wirklich eigenes Programm auf die Beine zu stellen. An der Lokalbühne gewinnt man Einblick in die Arbeit der Studierenden innerhalb der verschiedenen Departemente der Hoch-

schule, hier besteht die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, seien diese beruflichen oder privaten Charakters. Interdisziplinäre Feste Jede Lokalbühne entwickelte sich bis anhin zu einem «interdisziplinären» Fest! Zwischen den Jazzmusikern und den klassischen Musikerinnen scheint das Eis allmählich zu brechen, lassen sich doch gerne zu später Lokalbühnenstunde Studierende der beiden Musikrichtungen zu spontanen Jam-Sessions hinreissen. Schön und erstrebenswert wäre es, auch über den Rahmen der Lokalbühne hinaus spartenübergreifende Zusammenarbeit der Studierenden zu bewirken. Der Zusammenschluss der verschiedenen Hochschuldepartemente stellt eine hervorragende Chance für künstlerische Zusammenarbeit dar. Dem geplanten Zusammenschluss mit der HGKZ (Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich) sind wir von der Lokalbühne sogar einen Schritt voraus, wurden doch im Januar 2003 zwei Kurzfilme der Filmklasse gezeigt, mit Filmmusik des Kompositionsstudenten Martin Skalsky. L

Serena Schranz, Studentin HMT mit Hauptfach Klavier

Der verhinderte Bürgerschreck Noch heute sitzt die Enttäuschung tief! Rund fünf Jahrzehnte sind vergangen, seit wir, eine Handvoll Gymnasiasten, uns anschickten, mit zügellosem Jazz Bürgerschreck zu markieren. «Negermusik!» sollten die Erzieher rufen und angewidert mit Fingern auf uns zeigen. In meinem Fall traf dieser Aufstand mitten in die traute Atmosphäre der Hausmusik hinein. Mein Vater, der als musikalischer Platzhirsch den Konzertmeister abgab, verteilte die Notenblätter und sass am Cello, eine gute Bekannte am Piano, Geige und Bratsche waren ebenfalls besetzt, und Mutter buk jedesmal die wunderbaren Haselnussbrötchen, deren Überbleibsel meinen Geschwistern und mir den so schrecklich ernsten Anlass versüssten. «Sollte mehr üben!» Ein Klavier war also vorhanden. Und alles schien seinen gewohnten Gang zu nehmen. Die schrillen Geigentöne meiner älteren Schwester brannten allen auf der Seele, also schickte man mich in die Klavierstunde ins Konservatorium. Unvergesslich die Eindrücke, wenn ich mich am Samstagnachmittag dem Haus an der Florhofgasse näherte, wo besonders im Sommer ein Tonfetzengewirr von Singstimmen und Instrumenten hinaus auf die Strasse flatterte: Die Mischung von Vorfreude auf den Sonntag und schlechtem Gewissen, weil ich viel zu wenig geübt hatte, ist heute noch präsent! Im ersten Zeugnis des Wintersemesters 1946/47 bescheinigte mir Lehrer Johner ein 5-6 (Fleiss) und eine 5 (Leistung), dann sanken die Noten kontinuierlich als Spiegelbild eines steten Kampfes zwischen mir («Ich möchte Count Basie spielen») und ihm («Dummes Zeug. Es wird Czerny geübt!»). Zweimal schrieb er unter Bemerkungen «Sollte mehr üben!», dann endete 1951 der Kampf mit dem altershalben Rücktritt des Lehrers. Also war, was meine Jazzambitionen betraf, der Zug abgefahren, denn für Blasinstrumente, Bass oder Schlagzeug, die mein Interesse ohnehin kaum zu wecken vermochten, war es zu spät. Bei Ferienabwesenheit meiner Eltern stellte ich die Stube, in der jene Hausmusikabende stattgefunden hatten, gelegentlich einer frisch gegründeten Amateurband namens «Metronome Five» für Proben oder Festchen zur Verfügung und starrte neiderfüllt auf deren fast handgreiflich spürbare Lebensfreude beim Spielen. Doch nicht einmal die Tatsache, dass eines Abends der Trompeter mit einem kernigen «Mit eso Arschlöcher schpil ich nüme» zornesrot unsere Stube verliess und sein Nebeninstrument, ein vom Orchester gemeinsam erstandenes Ajax-Vibraphon, notgedrungen stehen liess, änderte etwas an meiner Eifersucht. Erst Monate später schlug der berühmte (und leider so seltene) lebensverändernde Blitz ein. Als musikalischer «Näschtliputz» wurde ich aufgezogen, erlernte schlecht und recht das Vibraphon (die Töne entsprechen ja der Anordnung der Klaviatur!) und konnte beginnen, meine nähere Umwelt zu erschrecken.

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«Besonders im Sommer flatterte ein Tonfetzengewirr von Singstimmen und Instrumenten hinaus auf die Strasse.»

Ein Schlag ins Wasser Jahrzehnte sind seither vergangen, aus «Metronome Five» ist längst «Metronome Quintett» geworden. Erschrocken ist damals niemand, in dieser Hinsicht war es ein Schlag ins Wasser! Im Gegenteil: mit Ausnahme jener langhaarigen und bärtigen jungen Männer, die partout die in Frankreich grassierende Existentialistenkultur nachahmen wollten und in den fünfziger Jahren das Kellerlokal Trester Club gegründet hatten und so dem Attribut «Bürgerschreck» näher gekommen waren, wurde uns jungen Amateurjazzern ein durchwegs freundlicher Empfang bereitet. Manche Eltern waren sogar heilfroh, dass in den Sechzigern ihre Sprösslinge nicht ins Beatlager abrutschten und «nur» den guten alten Jazz spielten!

Foto: Moritz Müllenbach

«Manche Eltern waren sogar heilfroh, dass in den Sechzigern ihre Sprösslinge nicht ins Beatlager abrutschten und «nur» den guten alten Jazz spielten!»

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Musikinstrument oder Ventilationsaggregat? Geblieben aber ist das technische Unverständnis meinem Instrument gegenüber. Fast jederman meint, ein Xylophon (!) vor sich zu sehen und vermag mit den sich an Querachsen drehenden Klappen, denen man den vibrierenden Ton verdankt, nichts anzufangen. Manche meinen gar, diese glänzenden Plättchen, die das Licht reflektieren, wären Flämmchen und sind beunruhigt. Einige vermuten, diese Einrichtung diene der Ventilation! Seit ein paar Jahren habe ich immer hektografierte Blätter bei mir mit dem Titel «Eine kleine Instrumentenkunde», auf denen alles Notwendige steht, doch immer wieder wollen die Leute wissen, wie das Xylophon funktioniert. Mich, der es nie zum Bürgerschreck gebracht hat, erschrecken die Bürger! L

Ueli Staub

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In der Rubrik Szene Zoom schauen wir genauer hin: Auf den Alltag unserer Studierenden, Lehrkräfte oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wie spielt sich ein Tag im Leben dieser Menschen ab? Was tun sie neben ihrer Tätigkeit an der HMT? Was beschäftigt sie? Diesen Fragen spüren wir nach und zoomen auf das daily life jener Personen, welche die HMT prägen. Als mir Sandra an jenem Mittwochnachmittag gegenüber sass, mir von ihrer bisherigen Ausbildung erzählte und mir ihre Meinung über Jazz näherbrachte, fragte ich mich manchmal, ob ich es hier wirklich mit der typischen Jazzerin zu tun hatte. Diese Frage scheint berechtigt, wenn man sich Sandras bisherigen Lebenslauf vor Augen führt. Sie wurde 1974 in Johannesburg geboren und kam erst mit fünf Jahren in die Schweiz. Ihre ersten ernstzunehmenden musikalischen Ausbildungsschritte machte sie mit dem Cello, das sie während der Pubertät zugunsten des Saxophons aufgab. Dennoch hatte sie der Klassik noch nicht ganz den Rücken gekehrt, da sie mit dem Fagottspiel begann. Im Anschluss an die allgemeine Schulausbildung ging sie nach Boston, wo sie am Berklee College of Music ein Jahr Saxophon studierte. Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz machte sie die Aufnahmeprüfung die Musikhochschule Luzern, aber nicht mit dem Saxophon, sondern mit dem Fagott.

Sandra Weiss Jazzsaxophonistin

Qual der Wahl Als es nach zwei Studienjahren zu Unstimmigkeiten kommt, meldet sie sich für die Aufnahmeprüfungen an den Jazzschulen von Luzern und Zürich an und besteht – für sie überraschend – die Prüfung in Zürich, wo sie mittlerweile seit drei Jahren zur Jazzsaxophonistin ausgebildet wird. Aber auch heute ist sie noch mit der Klassik verbunden, da sie zeitweise in einem Renaissanceensemble als Fagottistin mitspielt. Oftmals fiel es ihr nicht leicht, zwischen den unterschiedlichen Ausbildungsrichtungen und den damit verbundenen Instrumenten zu wählen. Am liebsten hätte sie beide Ausbildungen gemacht, aber ihr fortgeschrittenes Alter hinderte sie daran. Dennoch ist Sandra mit der jetzigen Situation zufrieden.

«Beim Improvisieren kann man zwar seinen eigenen musikalischen Ideen freien Ambivalenz des Improvisierens Lauf lassen, es kann Aber was macht sie wirklich zur Jazzeeinen aber auch nun rin? Im weiteren Ver– vielleicht gerade lauf unseres Gesprächs kamen wir der Sache wegen dieser Frei- schon näher. Sandra heiten – unter Druck gab zu, dass der Jazz einige Hürden aufsetzen.» weist, die sie sowohl zu Beginn ihrer Ausbildung als auch heute noch zu überwinden habe. Eine solche Hürde ist für sie das Improvisieren, bei dem man zwar seinen eigenen musikalischen Ideen freien Lauf lassen kann,

Jazz erlebt in Europa eine Art zweiten Frühling.

das einen aber auch – vielleicht gerade wegen dieser Freiheiten – ganz schön unter Druck setzen kann. Als angenehm empfindet sie, dass hierbei allzu grosse Erwartungshaltungen entfallen. Allerdings scheint es im Studium, in dem man von seinen Lehrern sehr stark geprägt wird, manchmal schwieriger, seinem eigenen Stil Ausdruck zu verleihen, was für guten Jazz jedoch unabdingbar ist. Ihrer Meinung nach braucht es dazu vor allem eine gewisse Lebenserfahrung und Mut, sich auf Neues einzulassen. Sandra holt sich ihre Anregungen von ihren Vorbildern, zu denen sie ihren Lehrer Christoph Grab oder Charles Mingus zählt, aber auch aus der Natur und dem Alltag. Die Kraft, um bei Motivationseinbrüchen, die auch einmal eine Woche andauern können, nicht gleich aufzugeben, bezieht Sandra einerseits aus ihren Hobbys, wie zum Beispiel Klettern und Kung-Fu und andererseits aus dem Rückhalt ihrer Eltern. Ihre ganz persönlichen Erfolge, die sich meist in kleineren Momenten äussern, geniesst sie am liebsten im Stillen. Europäische und amerikanische Nuancen Obwohl man jetzt fast annehmen könnte, dass diese kleineren und grösseren Hürden dazu führen müssten, das Studium zu wechseln oder gar aufzugeben, weiss Sandra, warum sie dem Jazz treu bleibt. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass der Jazz eine Musikrichtung der Gegenwart ist und in Europa eine Art zweiten Frühling erlebt: immer mehr Musiker experimentieren mit ihm, was Mischformen und elektronischen Sound hervorbringt. Darin sieht Sandra auch den grössten Unter-

schied zwischen dem amerikanischen und dem europäischen Jazz. Gewiss ist der Jazz in Amerika stärker mit der Tradition des Landes verbunden, ist ein fester Bestandteil des Alltags geworden und durch seine lange Vorgeschichte technisch meist voll ausgereift. Europa dagegen profitiert zur Zeit enorm von der schon beschriebenen Experimentierfreudigkeit, was viele Clubszenen befruchtet und wachsen lässt. Trotzdem sieht Sandra noch Verbesserungsmöglichkeiten, um den Jazz in Europa noch heimischer werden zu lassen. So müsste man ihn noch stärker publik machen, die Menschen für diese Musikart sensibilisieren und so Vorurteilen entgegenwirken. Aber auch an der Wurzel müsste es Veränderungen geben. Das bisherige Ausbildungssystem in der Schweiz wirkt auf sie eher einengend, was sie damit begründet, dass man beispielsweise in Zürich das Lehrdiplom machen muss, anstatt sich auf das Erarbeiten seines eigenen Stils konzentrieren zu können. Es fehlen ihr weitere Wahlmöglichkeiten, die den «steifen» europäischen Jazz auflockern könnten. Erst wenn es in Europa gelingen sollte, Jazz ohne den Druck, der durch Vorurteile oder durch dauerndes Vergleichen mit Amerika entsteht, zu erlernen und zu vermitteln, könnte er auch hierzulande zum festen Bestandteil im Alltag werden. Und genau darum bleibt Sandra dem Jazz trotz allem treu. Sie will aktiv an der Veränderung dieses Bildes mitwirken. Sie wünscht sich, ihren eigenen Stil zu finden, um später in einer freischaffenden Tätigkeit den Menschen ihre Ideen zu präsentieren und so im Idealfall vielleicht die eine oder den anderen davon zu überzeugen, dass Jazz genauso ausdrucksstark, traditionserfüllt und anspruchsvoll sein kann, wie die Klassik. Sicherlich der beste Grund, Sandra eine typische Jazzerin zu nennen! L

«Europa profitiert zur Zeit enorm von einer Experimentierfreudigkeit, was viele Clubszenen befruchtet und wachsen lässt.»

Elisabeth Huppmann, Musikstudentin an der HMT

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Wenn Arbeit mit Noten nicht viel bringt Ballettkorrepetition will gelernt sein

Für professionelle Ballettkorrepetition sind vielseitige Fähigkeiten gefragt. Sowohl das unterschiedliche Zählen von Takt oder Periode als Musiker oder Tänzer als auch die Wahrnehmung der situationsbezogenen Lernziele der Ballettlehrerin oder des Ballettlehrers gehören dazu. Als ich an der Ballettschule, an der ich meinen musikpädagogischen Schwerpunkt belegte, angefragt wurde, ob ich mich als Ballettkorrepetitorin versuchen wolle, hatte ich noch keine Ahnung, was auf mich zukommen würde. Spontan und wohl etwas naiv sagte ich zu. Voller Enthusiasmus kaufte ich mir Ballettnoten, die aber leider nicht nur sündhaft teuer waren, sondern, so musste ich schon bald einsehen, zu nichts taugten. Krise brachte die Wende Als ich schon ganz entmutigt den Bettel hinwerfen wollte, hatte ich plötzlich eine Idee: Ich suchte Daniel Fueter, Direktor des Departements Musik der Hochschule Musik und Theater (HMT) auf und schilderte ihm meine Situation. Dann bat ich ihn, mir Unterricht bei einem/r professionellen BallettkorrepetitorIn an der Schweizerischen Ballettberufsschule (SBBS), dem Departement Tanz der HMT, zu ermöglichen. Dies wurde mir, nachdem ich ein entsprechendes Gesuch eingereicht hatte und nach zusätzlichen Gesprächen, tatsächlich gewährt: Seit dem Sommersemester 2002 belege ich Ballettkorrepetition als Nebenfach an der SBBS. Nocturne oder Polka? Schon in der ersten Stunde liess mich meine Lehrerin, Eva Szabo, wissen, dass sie nicht viel davon halte, mit Noten zu arbeiten. Improvisation heisse das Zauberwort, das mir den Weg zu einer souveränen und professionellen Ballettkorrepetitionstätigkeit eröffnen solle. So begannen wir systematisch, zunächst die jeweils typischen Merkmale der verschiedenen, im Laufe eines Balletttrainings vorkommenden Übungen zu erarbeiten. Im Vordergrund stand meistens der Rhythmus. Zudem galt es jeweils festzulegen, in welcher Taktart eine Übung stehen kann, ob die Musik im Stil beispielsweise einer Polka gespielt werden soll, oder ob sie eher wie ein romantisches Nocturne von Chopin klingen muss.

«Die Fähigkeit, in Perioden zu denken und spielen, gehört zu den elementarsten und zugleich wichtigsten Eigenschaften, die eine/n gute/n BallettkorrepetitorIn auszeichnen.»

Unterschiedliches Zählen Da TänzerInnen in der Regel anders zählen, als es MusikerInnen gewöhnt sind – beispielsweise wird in einem Walzer normalerweise ein ganzer Takt als Zähleinheit genommen – war auch die Frage des Zählens innerhalb der verschiedenen Übungen von zentraler Bedeutung. So legte Eva Szabo schon von Anfang an grossen Wert auf das konsequente Einhalten der acht Takte langen Perioden. Denn die Fähigkeit, in Perioden zu denken und zu spielen, gehört zu den elementarsten und zugleich wichtigsten Eigenschaften, die eine/n gute/n BallettkorrepetitorIn auszeichnen. Insbesondere das Einhalten der Perioden beim Improvisieren muss unbedingt trainiert werden.

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Im Laufe des Unterrichts kamen wir auch immer wieder auf ganz grundlegende Fragen zu sprechen: Wo sollen meine Augen während des Spielens sein? Was stelle ich mir beim Spielen vor, auch zu Hause beim Üben? Weiss ich, wie lange die Übung noch dauert, in welcher Position die TänzerInnen gerade sind und was danach noch folgen wird? Viele Dinge gleichzeitig tun Als BallettkorrepetitorIn muss ich in der Lage sein, viele Dinge gleichzeitig zu tun: Bevor ich zu spielen beginne, muss ich die Übung, die ich begleiten soll, genau im Kopf haben. Meine ganze Aufmerksamkeit muss deshalb bei der Lehrperson sein, wenn sie eine Übung erklärt und vorzeigt. Erst wenn ich die exakte Bewegungsabfolge kenne und mir genau vorzustellen vermag, wie ich diese musikalisch am wirkungsvollsten zeichnen kann, beginne ich zu spielen. Während der gesamten Übung muss ich mit den Augen die Bewegungen der TänzerInnen mitverfolgen und gleichzeitig den Anweisungen des Lehrers zuhören, um gegebenenfalls eine Änderung oder Weiterentwicklung der Übung sofort mitspielen zu können. Hier wird auch der Vorteil des Improvisierens am besten nachvollziehbar: Wer mit Noten arbeitet, muss nicht nur ausserordentlich viel Zeit dafür aufwenden, das jeweils passende Material zu finden, das dann bereits bei einer kleinen Veränderung der Übung gar nicht mehr funktioniert. Es besteht auch die Gefahr, dass einem der «Stoff» ausgeht: Was tun, wenn die/ der BallettlehrerIn heute ausgerechnet unangekündigt einen neuen Teil anhängen will? Für die improvisierenden BegleiterInnen bedeutet dies lediglich, dass sie noch einige Takte länger spielen müssen. Wer mit Noten arbeitet, kommt in einer solchen Situation schon eher ins Schwitzen.

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Magazin der HMT Zürich

«Erst wenn ich die exakte Bewegungsabfolge kenne und mir genau vorzustellen vermag, wie ich diese musikalisch am wirkungsvollsten zeichnen kann, beginne ich zu spielen.»

Die BallettkorrepetetitorInnen haben die wichtige Aufgabe, die TänzerInnen in ihren Bewegungen unterstützen, ihnen mittels der Musik zu helfen und so einen Teil ihrer harten Körperarbeit zu erleichtern. Rückblickend auf den Unterricht bei Eva Szabo fühle ich mich diesen hohen Anforderungen der Ballettkorrepetition schon bedeutend besser gewachsen. Und es macht mir mehr Spass denn je: Ballettkorrepetition fordert mich nicht nur geistig heraus, mir gefällt auch die ausgesprochen kreative Seite dieser Tätigkeit. L

Shirin Meyer, Studentin HMT mit Hauptfach Klavier

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Junger Beruf mit breitem Anwendungsspektrum Vielfalt und Unfassbarkeit der Theaterpädagogik

Die Theater Hochschule Zürich (THZ), das Departement Theater der HMT, bildet pro Jahr zwischen vier bis acht StudentInnen in Theaterpäda-gogik aus. Sie leistet es sich, die Studierenden individuell zu fördern. Theaterpädagogik stellt häufig eine Zweitausbildung dar. In vielen Fällen verbinden Studierende Erfahrungen aus dem ersten Beruf mit den neuen Interessen: Theater, Spiel, Kunst. Sie werden zu künstlerischen Unter-nehmerInnen, die sich am Gegenwartstheater orientieren und den Virus Theater an unterschiedlichsten Orten und Zeiten, in unterschiedlichster Form für und mit unterschiedlichsten Darstellenden streuen.

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Kaum ein Jahrgang von angehenden TheaterpädagogInnen bringt nicht im Verlauf des ersten Jahres die Bitte vor, man möchte doch die Berufsbezeichnung ändern. Sie sei irreführend. Wir sind nicht darauf eingegangen. Der Beruf ist jung. In den frühen Siebziger Jahren hat der damalige Leiter der Schauspiel Akademie, Felix Rellstab, parallel zu den angehenden SchauspielerInnen einige LehrerInnen mit Talent zum Spiel aufgenommen und eine Ausbildung aus erreichbaren künstlerischen Unterrichtsangeboten zusammengestellt. Daraus sind KünstlerInnen hervorgegangen, die mit ihrem Tun und Wirken die Definition des Berufes in der Deutschen Schweiz laufend angereichert haben. Die so entstandene Vielfalt und damit Unfassbarkeit dieses Berufes kann als lästig empfunden werden – oder aber befreiend sein.

«Die Landschaft ist Hauptakteurin, die Zuschauenden bewegen sich von einem Ort zum anderen, immer im Einklang mit dem dramaturgischen Verlauf der Geschichte.»

Freizeitbereich Erwachsene: Wenn Laien Profis den Rang ablaufen Stark prägend in der Deutschschweiz wirkte Louis Naef, Theaterpädagoge aus Luzern. Er ist der Erfinder des Landschaftstheaters. Kein Bühnenbild mehr. Die Landschaft ist Hauptakteurin, die Zuschauenden bewegen sich von einem Ort zum anderen, immer im Einklang mit dem dramaturgischen Verlauf

der Geschichte. Diese Grundform von Theater ist vielfach kopiert und weiterentwickelt worden. Begonnen hatte das Ganze mit einer Intensivwoche im Napfgebiet. Das Wetter war wie im Bilderbuch. Wir StudentInnen spielten auf einer frisch gemähten Wiese. Grundlage der Improvisationen waren Sagen aus der Gegend. Der weite Raum, seine Authentizität, erforderte eine andere Spielweise als der geschlossene, künstlich bestückte Raum. Wir versuchten der Sache auf den Grund zu gehen. Anfang der Neunzigerjahre inszenierte Louis Naef «Romeo und Julia» im Landschaftsmuseum Ballenberg (Bern). Die Mehrzahl der Darstellenden waren nichtprofessionelle SpielerInnen aus der Gegend. Einige wenige professionelle Spieler waren zur Gruppe gestossen. Das Theater unterschied sich stark vom gängigen Volkstheater. Die sogenannten Laien liefen den Profis im Spiel oft den Rang ab. Jedermann merkte: da sind Spezialisten am Werk. Sie sind verwurzelt in der Gegend und ihren Geschichten. Unter der Leitung von Louis Naef gelang es ihnen, der Literatur andere, ungewohnte, Seiten abzugewinnen. Und das war spannend, war neu. Seither sind die VeranstalterInnen der Freilichttheater vielerorts dazu übergegangen, eine professionelle Leitung für ihre Aufführungen anzustellen. Auch die Theater in geschlossenen Räumen tragen eine veränderte Handschrift. Sie entwickeln die Geschichten oder zumindest die szenischen Handlungen aus den ortsansässigen SpielerInnen heraus und orientieren sich ästhetisch am Gegenwartstheater. Es entstehen abendfüllende Aufführungen, die sich kaum je über Publikumsmangel beklagen müssen, zum Beispiel: «s’ gfrornig Herz», nach dem Drehbuch von Xavier Kollers Film; Diplomprojekt von Annette Windlin, Theaterpädagogin, Luzern; «Der Spielverderber»

Die neuesten Trends «Technowalz» Zehn SeniorInnen und acht Jugendliche spielen gemeinsam. Diplomprojekt von Erich Slamanig, Student Theaterpädagogik. Alterszentrum Staffelnhof Reussbühl, März 2003 «Angezogen» Märchen und Modeschau in der Frauenbadi Zürich. Diplomprojekt von Yael Herz, Studentin Theaterpädagogik. Aufführungen: 14./ 15./16. Mai 2003 «Echo» Mit der Sage vom «Kindleinmord» geht ein Nauen (Nachen) auf den Vierwaldstättersee. Diplomprojekt von Stefan Camenzind, Student Theaterpädagogik. Brunnen (SZ) ab: 5./ 6./ 7. Juni 2003 «Wir machen Innen den Hof» Über 110 Personen gestalten einen choreographierten Erzählabend. Diplomprojekt von Christof Wolfisberg, Student Theaterpädagogik. Luzern: 18. und 25. Mai 2003

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von Michael Ende; Diplomprojekt von Prisca Anderhub, Zug. Soziokultur: Künstlerisches Ereignis im Mittelpunkt Die Theaterpädagogik an der Theaterhochschule Zürich stellt das künstlerische Ereignis in den Mittelpunkt. Welches ist die ureigene Fähigkeit, das Spezielle, das die von uns geleiteten SpielerInnen zur Entwicklung der Kunstform Theater beitragen können? Welche Geschichten, welche Spielmöglichkeiten, welche Wahrhaftigkeit können ausschliesslich von Ihnen kommen? Und wie bereichert, bestimmt der bespielte Ort seinerseits das künstlerische Erlebnis?

Ein weiteres Arbeitsfeld hat sich in jüngster Zeit eröffnet: von manchen mit Argwohn betrachtet, von anderen aufgrund der neuen Verdienstmöglichkeiten begehrt. Die Studentin Esther Rütsche hat einen Kurs aus acht Modulen für das mittlere Kader einer Unternehmerberatungsfirma im Bankbereich zusammengestellt und damit Neuland betreten. Ihre Diplomarbeit setzt sich vorurteilslos mit Möglichkeiten und Grenzen der Theaterpädagogik in der Geschäftswelt auseinander. L Liliana Heimberg, Leitung Studien Theaterpädagogik

An der Expo 2002 auf der Arteplage in Yverdon-les-bains, waren beispielsweise während einer ganzen Woche ungewöhnliche Spielerinnen zu erleben. Dreizehn Randgruppen provozierten mit Klein- und Kleinstszenen in einem Projekt von gemeinnützigen Institutionen der Schweiz überraschende Begegnungen mit «normalen» BesucherInnen. Im Mittelpunkt standen dabei nicht die Behinderung, die Einschränkung, sondern die besonderen Fähigkeiten, Ansichten, die Unkonventionalität einer besonderen Lebensform. Mit dabei waren Diakonissinnen, Transsexuelle, Hörbehinderte, Sehbehinderte, Blinde, SpielerInnen mit Down -Syndrom, Autistinnen, Jenische, Kleinwüchsige, Grosswüchsige, Hirngeschädigte, Ausländerinnen, RollstuhlfahrerInnen etc. Wenn sich die Gruppe von ca. 115 Spielerinnen stündlich zu Musik von Fahrenden an einem zentralen Punkt einfand, glaubten sich die Zuschauenden in einen Film versetzt. Der Dunst der Wolke steuerte das seine zum Hyperrealismus bei, der nun völlig irreal schien.

«An der Expo 2002 provozierten dreizehn Randgruppen mit Klein- und Kleinstszenen während einer Woche überraschende Begegnungen mit ‹normalen› BesucherInnen»

Vor Weihnachten entstand unter Leitung der Studierenden aus dem Hauptstudium ein theatrales Ereignis mit acht Insassen des Gefängnisses Affoltern. Sie steuerten ein Stück Sehnsucht und Alltag zur Weihnachtsfeier bei. Die Aufführung bestand zweimal vor Gruppen von anderen Insassen und abends vor externen Gästen und Mitgliedern der Justizbehörde. Die Fortsetzung des Projektes ist bereits in Planung. Theaterpädagogik im Theater und in der Wirtschaft

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Ein anderer Weg für Personal- und Teamentwicklung

Theater spielen

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Eine Frage der Perspektive

Theaterformen im Wirtschaftsbereich

Einige Unternehmen legen vermehrt Wert darauf, nicht nur auf struktureller oder strategischer Ebene Veränderungen, sondern auch auf der Organisations- und Mitarbeiterebene neue Interventions- und Entwicklungsformen anzustreben. Innovative Aktivitäten und Methoden sind gesucht, die einen Veränderungs- oder Entwicklungsprozess nachhaltig begünstigen und betroffene Mitarbeiter motivieren, sich mit neuen Gegebenheiten anzufreunden oder diese gar als neue Gestaltungsfelder wahrzunehmen. In den letzten Jahren war es «in», vor allem im Bereich der Teamentwicklung Out-doorEvents für Unternehmen anzubieten. Sich von neuen Seiten kennen lernen Ziele dieser Veranstaltungen waren, im Team oder teamübergreifend etwas ausserhalb der täglichen Routinearbeit zu unternehmen und dadurch den MitarbeiterInnen die Möglichkeit zu bieten, sich von einer neuen Seite kennen zu lernen. Der neue kollegiale Umgang sollte sich danach positiv auf die Motivation und Zusammenarbeit der Teams oder MitarbeiterInnen auswirken. Die Eventgestaltung wird bewusst von den Alltagsgeschäften losgelöst, um die Chance zu steigern, neue Facetten der Persönlichkeiten zu entdecken. Die Angebote der Theaterschaffenden zielen einerseits auch auf diese Nachfrage nach speziellen Events ab. Andererseits bieten sie eine verstärkte Möglichkeit der Übertragung der gemachten Erfahrungen in die Arbeitswelt an. Komponenten wie Spass, Humor, persönliches Engagement, neue Formen von Zusammenarbeit sind genauso zentral wie ein konkreter Praxistransfer, der bei den herkömmlichen Out-door-Events oft vernachlässigt oder gar nicht berücksichtigt wird.

Inszenierung mit vielfältigen Zielen Ebenso kann eine Inszenierung für die Visualisierung eines (Unternehmens-) Problems genutzt werden. Dabei wird vor allem die Distanz, welche die Betroffenen durch die theatrale Umsetzung ihres Problems gewinnen, genutzt. Der dritte Anwendungsbereich gilt dem Transportieren von (Unternehmens-) Botschaften, z.B. die Visualisierung von Werten und Normen, die innerbetrieblich verfolgt werden und erfolgreich dargestellt werden sollen. Als vierte Zielsetzung kann eine Inszenierung auch der Unterhaltung dienen. Dabei kann es sich beispielsweise um Aufführungen bei einem Firmenjubiläum oder anderen Feierlichkeiten handeln, und das Unternehmenstheater soll primär zum Vergnügen der Anwesenden beitragen. Szenisches Feedback In dieser Form wird eine Tagung, Sitzung, Vollversammlung oder ähnliches von den engagierten Theaterschaffenden beobachtet und in Form von kleinen Szenen wieder gezeigt. Interaktives Theater Das interaktive Theater basiert auf themenorientierter Improvisation. Die bekannteste Form stellt das Forumtheater dar. Durch Recherchen erfährt das Ensemble, welche Inhalte für das Unternehmen wichtig sind und zur Diskussion gebracht werden sollen. Es wird ein Drehbuch erstellt und die Szene(n) geprobt. Erst die Aufführung des Stückes gelangt vor das Zielpublikum. Je nach Anbieter können die Zuschauer von Beginn weg oder beim zweiten Durchlauf des Stücks dessen Verlauf verändern und bestimmen. Mitarbeitertheater MitarbeiterInnen erarbeiten unter Anleitung und Mithilfe einer/s Regisseurin/s oder Theaterpädagogen/in ein Stück oder eine Szene mit dem Ziel, dieses einem Zielpublikum zu präsentieren. Die Präsentation kann unternehmensintern oder -extern erfolgen. L

Esther Rütsche, Theaterpädagogin

Neben zahlreichen Inszenierungen für ein junges Publikum realisiert das Theater an der Sihl jährlich eine besondere Spielplanposition im Auftrag der Stadt Zürich. «Theater spielen», so der Arbeitstitel der Rahmenvereinbarung, hat als Ziel, Wissen über den Beruf des Schauspielers, seine Ausbildung und die Entstehung einer Inszenierung für VolksschülerInnen der 1. Oberstufe zu vermitteln. Was 1975 als lehrreicher Einblick in den Unterricht konzipiert war, ist in den vergangenen Jahren eine eigenständige Form des Produzierens geworden, in welchem insbesondere die theaterpädagogischen Aspekte starken Einfluss haben. Seit drei Jahren sind die Studierenden der Theaterpädagogik in diesen Prozess involviert und gewinnen bei der Umsetzung des Auftrags zunehmend an Gewicht. Laufender Wandel In einer Weisung des Stadtrates und der Zentralschulpflege an den Gemeinderat sind die «lehrreich-unterhaltsame Aufführungen über Ausbildung, Handwerk und Kunst des Schauspielers» und eine «altersgerechte Vorbereitung» auf den Vorstellungsbesuch von «Theater spielen» festgehalten, da «die Bühnensprache, der nicht unmittelbar wirkende Stoff und die Darstellungsmittel des Theaters für die meisten Schüler eine beinahe unüberwindliche Barriere» bilden. Im Laufe der Jahre hat sich die Praxis der Umsetzung dieses Auftrages immer wieder gewandelt. Ein Spiel mit Formen und Sprachen, Themen und Herangehensweisen hat vielfältige Möglichkeiten aufgezeigt, ein (nicht nur) für junge Zuschauer faszinierendes Theatererlebnis zu schaffen.

Spielerischer Zugang zur Theaterwelt Für die Studierenden der Theaterpädagogik bietet sich im Rahmen der Ausbildung hier ein umfassendes Aufgabengebiet, welches die vielfältigen Dimensionen theaterpädagogischer Arbeit innerhalb eines Theaterbetriebs am konkreten Inszenierungsverlauf vermittelt. So beginnen die Studierenden schon in der Konzeptionsphase mit dem Regieteam, die Inszenierung zu entwickeln und eigenständig zu recherchieren. In dieser Spielzeit zum Beispiel sind Videoarbeiten der Theaterpädagogik-Studierenden entstanden, die direkt in die Inszenierungsvorbereitung Eingang gefunden haben. Parallel dazu arbeiten die Studierenden als Vermittler zwischen Publikum und Darstellern. In Werkstattangeboten für SchülerInnen öffnen sie diesen einen spielerischen Zugang zur Theaterwelt, begleitet von Schauspielstudierenden, die hier ihren ersten intensiven Kontakt zum Zuschauer finden. Die Arbeit mit Jugendlichen setzt sich jeweils über verschiedene Schulprojekte unter der Leitung eines Studierenden fort und mündet in eine eigene Inszenierung, welche sowohl im Schulhaus als auch am Theater an der Sihl zur Aufführung kommt. Material, Themen und Spielformen hierfür entwickeln sich in einem engen Austausch mit der entstehenden Inszenierung von «Theater spielen». So ist die Probenbegleitung und -reflexion durch die Theaterpädagogen gemeinsam mit Regie, Dramaturgie und Schauspiel fixer Bestandteil des Inszenierungsprozesses am Theater, und Anregungen aus den Schulprojekten können genauso selbstverständlich für «Theater spielen» aufgegriffen werden wie die Adaption von Bausteinen aus dem Theater zurück ins Schulhaus fliessen kann. Nicht zuletzt sind die Probenbesuche der Schulklassen im Theater, Führungen durchs Haus, Gespräche mit den Schauspielern und Kontakte zwischen den einzelnen Schulprojekten ein weiteres Feld, in welchem theaterpädagogischer Berufsalltag auf besondere Weise gestaltet werden kann. L

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Mira Sack, Theaterpädagogin

Was ist Theaterpädagogik? Vier Interpretationsmöglichkeiten Der Begriff Theaterpädagogik erfährt landläufig viele Interpretationen und selbst Ausübende dieses Berufes definieren sich und ihre Arbeit äusserst individuell. Betrachtet man gar «Theater» und «Pädagogik» als eigenständige Komponenten, öffnet dies die Interpretationspalette enorm, und die persönliche Gewichtung des einen oder anderen Begriffes bestimmt die konkrete Arbeit einer Theaterpädagogin zentral. Vier verschiedene Interpretationsmöglichkeiten des Arbeitsfeldes Theaterpädagogik seien kurz skizziert. Bildung durch Theater Die Pädagogik mit dem Auftrag zur Bildung einer Person oder Gruppe bedient sich des Theaters als Mittel: Bildung durch Theater. Dabei konzentriert sich die Arbeit auf mögliche bildende oder pädagogische Wirkungen des Inhalts eines Theaters bzw. einer Theateraufführung auf ein (Ziel-)Publikum. Einblick in Produktionsprozesse Theaterpädagogik als Bildung für den Theaterkonsumenten: Durch vor- oder nachbereitende Veranstaltungen wird das Theater den ZuschauerInnen näher gebracht. Dies bezweckt, dass das Publikum sowohl organisatorische, technische, handwerkliche und künstlerische Produktionsprozesse bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen kann.

Künstlerischer Unterricht für Theaterschaffende Theaterpädagogik wird für die Bildung bzw. Ausbildung für das (Berufs-)Feld Theater genutzt: Stimmbildung, Körpertraining, Improvisation, szenisches Gestalten und vieles mehr wird einem Laien- oder professionellen Theaterspieler vermittelt und stellt somit einen künstlerischen Unterricht für Theaterschaffende dar. Kommunikationsmittel im sozialen Umfeld Pädagogik bzw. (ästhetische) Bildung durch praxisorientierte Auseinandersetzung mit dem Medium und der Kunstform des Theaters: Menschen lernen bis zu einem bestimmten Grad, sich der Kunstform des Theaters zu bedienen und allenfalls auch, sich mit gesellschaftlichen Fragen inhaltlich und ästhetisch auseinanderzusetzen. Ein auf diesem Weg entstandenes Arbeitsergebnis kann einer Öffentlichkeit gezeigt werden. So wird das Theater auch als Kommunikationsmittel im sozialen Umfeld genutzt. Kaum ein Theaterpädagoge oder eine Theaterpädagogin wird sich in allen diesen vier Domänen «zu Hause» fühlen und das notwendige Rüstzeug für alle Bereiche mitbringen. Eine Spezialisierung scheint daher nahe liegend und macht auch deshalb Sinn, weil die Gefahr gross ist, sich in unterschiedlichen Anforderungen, Zielgruppen, Aufgabenbereichen und Schwerpunkten zu verzetteln. L Esther Rütsche, Theaterpädagogin

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13. April 2003 Fotomuseum Winterthur Museumskonzert, Acid Funk & Fotos Jazzgruppe Mister Bumper 16. April 2003 (Premiere) Zeughaus 3, Zürich Squash & Soda Regie: Johan de Smet, Gent Regiemitarbeit: David Bösch, Student Dept. Theater Oliver Krättli und Studierende Dept. Theater, DJ Mad Madam 30. April und 4. Mai 2003 Podium Leonce & Lena – A better day Regie: David Bösch, Student Dept. Theater Rula Badeen, Sarah v. Frick, Lukas Graser, Nicola Mastroberardino, Studierende Dept. Theater 8. Mai 2003 (Premiere) Theater an der Sihl, Bühne B Der Tod und das Mädchen, Diplominszenierung Regie: Karin Berri, Studentin Dept. Theater Cathrin Störmer, Matthias Fankhauser, Ingo Ospelt

Stadthaus Winterthur Orchester der HMT Dirigent: Tsung Yeh, Studierende Dept. Musik 25.und 27. Mai 2003 Dampfzentrale Bern Spot, Kinder- und Jugendtheatertreffen Schellen-Ursli und Flurina – Gastspiel Regie: Christoph Moerikofer Studierende Dept. Theater und Matthias Flückiger 25. Mai 2003 Musikhochschule Winterthur Spektrum – Duo Klarinette und Klavier Fabio Di Cásola, Ulrich Koella 26. Mai 2003 Musikhochschule Zürich Spektrum – Duo Klarinette und Klavier Fabio Di Cásola, Ulrich Koella 26. Mai 2003 Musikhochschule Zürich Dictionnaire d’Interprétation, Robert Walser Martin Derungs 31. Mai 2003 Stadthaus Winterthur Abschied vom Orchester, Musikkollegium Winterthur Stefan Hänggeli, Karl-Andreas Kolly, Junichi Onaka, Heinz Hänggeli, Jacqueline Ott Yesilalp

HMT Zürich

8. Mai 2003 (Premiere) Theater Neumarkt Familiengeschichten Belgrad, Koproduktion mit dem Theater Neumarkt Regie: Brigitta Soraperra Sarah V. Frick, Sophie Hottinger, Elisabeth Fues, Studierende Dept.Theater 2. Juni 2003 Musikhochschule Zürich Spektrum – Fagottrezital Pascal Gallois 5. Juni 2003 (Premiere) Luzern Echo, Diplomprojekt Theaterpädagogik Leitung: Stefan Camenzind, Student Dept. Theater

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12. Mai 2003 Musikhochschule Zürich Dictionnaire d’Interprétation, Heinrich Heine Daniel Fueter 14. Mai 2003 (Premiere) Barfuss-Bar, Zürich Angezogen, Diplomprojekt Theaterpädagogik Leitung: Yaël Herz, Studentin Dept. Theater 14. Mai 2003 Albisriederstrasse 184 b, Zürich Info-Veranstaltung Nachdiplomstudium Theaterpädagogik 15. Mai bis 24. Mai 2003 Theater an der Sihl, Bühne B 100Bis Regie: Matthias Fankhauser Dominique Jann, Marisa Waldburger, Studierende Dept. Theater

www.hmt.edu Rektorat HMT

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Musikhochschule Zürich Dictionnaire d’Interprétation, Robert Schumann Urs Walter 20. Juni 2003 (Premiere) Theater an der Sihl, Bühne A Ein Sportstück, Kooperation mit dem Schauspielhaus Zürich und den Zürcher Festspielen Regie: Stephan Müller Studierende Dept. Theater, Ensemblemitglieder Schauspielhaus Zürich 21. Juni 2003 Musikhochschule Winterthur Hommage à Peter Wettstein: Kammermusikwerke von Peter Wettstein Studierende Dept. Musik 21. Juni 2003 Musikhochschule Winterthur Werke von Isang Yung Ensemble Arc-en-Ciel Leitung: Olivier Cuendet 22. Juni 2003 Musikhochschule Winterthur Spektrum – Hommage an Peter Wettstein Dozierende und Studierende Dept. Musik 22. bis 29. Juni 2003 Graz Treffen deutschsprachiger Schauspielschulen Studierende Dept. Theater 23. Juni 2003 Musikhochschule Zürich Spektrum – Hommage an Peter Wettstein Dozierende und Studierende Dept. Musik 27. Juni 2003 Musikhochschule Zürich Konzert mit Neuen Werken aus den Komponistenklassen Studierende Dept. Musik 30. Juni 2003 (Premiere) Halbinsel Au Zirkus-Installation (Arbeitstitel) Künstlerische Gesamtleitung: Erik Altorfer Cathrin Störmer, Matthias Fankhauser, Oliver Krättli und Studierende Dept. Theater 4. Juli 2003 Theater an der Sihl, Bühne B Szenische Studien – Fluchtpunkt Regie: David Bösch, Student Dept. Theater Sarah v. Frick, Sophie Hottinger, Tatjana Steinbichl, Marco Zbinden und Studierende Dept. Theater 6. Juli 2003

Musikhochschule Winterthur Klavierrezital Eröffnungskonzert, Workshop Klaviermusik von Rachmaninoff Konstantin Scherbakov

16. September bis 5. Oktober 2003 Musikhochschule Winterthur und Zürich Kammermusik-Akademie und Studienwoche, Thema: Robert Schumann Dozierende und Studierende HMT

20. September 2003 Theater an der Sihl, Bühne B Schweizer Geschichten (Arbeitstitel) Studierende Dept. Theater

25. bis 28. September 2003 Palmela (Portugal) Annual Meeting Magicnet Studierende Dept. Theater

30. September 2003 Grossmünster, Zürich Solistendiplom Orgel Burkhard Just

13. bis 17. Oktober 2003 Musikhochschule Zürich Interpretationskurs Jill Feldman

Oktober Chur/Biel/Sils/Zürich Oper Aschenbrödel (Martin Derungs) Leitung: Matthias Weilenmann

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Gessnerallee 11 CH-8001 Zürich

Telefon +41 1 226 19 26 Telefax +41 1 226 19 27 Kurzfristige Änderungen bleiben vorbehalten.

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Hochschule Musik und Theater Zürich

Frühling/Sommer 2003

HMT-Kalender Grosse Veranstaltungen Meisterkurse Workshops Tage der offenen Tür

17. Mai 2003 Albisriederstrasse 184 b, Zürich Jubiläumsfest 10 Jahre Till-Theaterpädagogik 18. Mai 2003 (Premiere) Innenhof Dufourstr. Luzern Wir machen innen den Hof, Diplomprojekt Theaterpädagogik Leitung: Christoph Wolfisberg, Student Dept. Theater 18. Mai 2003 Musikhochschule Winterthur Spektrum Konzert, Abschied von der Hochschule György Pauk 21. Mai 2003 Musikhochschule Winterthur Konzert mit Werken von Roland Moser Studierende Dept. Musik

2003 7. April 2003 Musikhochschule Zürich Spektrum – Duo Viola und Klavier Christoph Schiller, Yoshiko Iwai

22. bis 24. Mai 2003 Musikhochschule Zürich Interpretationskurs Jill Feldman

24. Mai 2003 Stadthaus Winterthur Orchester der HMT Dirigent: Tsung Yeh, Studierende Dept. Musik

23. Mai 2003 Musikhochschule Zürich Orchester der HMT Dirigent: Tsung Yeh, Studierende MWZ

7. April 2003 Musikhochschule Zürich Dictionnaire d’Interprétation, Albrecht Dürer Matthias Weilenmann 10. April 2003 (Premiere) Theater an der Sihl, Bühne B Szenische Studien – Radio Noir Regie: Tomas Schweigen, Student Dept. Theater Rula Badeen, Evelyn Gugolz, Andrea Schmid, Studierende Dept. Theater 13. April 2003 Fotomuseum Winterthur Museumskonzert, Acid Funk & Fotos Jazzgruppe Mister Bumper

11. Juni 2003 Stadthaus Winterthur Solisten-Diplome Orchester Musikkollegium Winterthur Studierende Dept. Musik 12. Juni 2003 Musikhochschule Zürich Hommage à Peter Wettstein: Kammermusikwerke von Peter Wettstein Studierende Dept. Musik 13. Juni 2003 (Premiere) Theater an der Sihl, Bühne B Junge Hunde (Arbeitstitel) Spielclub Theater an der Sihl Leitung: Mira Sack

Musikhochschule Winterthur Spektrum – Flötenrezital Heinrich Keller

7. Juli 2003 Musikhochschule Zürich Spektrum – Duo Violine und Klavier Robert Zimansky, Mark Foster

8. Juli 2003 Shop-ville Zürich HB Abschlusspräsentation Semesterprojekt HMT und HGKZ Studierende HMT und HGKZ

10. Juli 2003 Grossmünster, Zürich Solistendiplom Orgel Dieter Huber

12./13. Juli 2003 Musikhochschule Winterthur Operette von Offenbach Opernklasse Winterthur Zürich

14. September 2003 Fällanden Oper Aschenbrödel (Martin Derungs) Leitung: Matthias Weilenmann

14./15. Juni 2003 Theater an der Sihl Schreibwerkstatt Leitung: Enrico Beeler, Beatrix Bühler, Petra Fischer, Sinje Hohmann, Guy Krneta, Mira Sack, Marcel Wattenhofer

14. bis 21. Juni 2003 Zeughaus 3, Zürich Judas, Koproduktion Theater an der Sihl mit carrousel Theater an der Parkaue Berlin, Hochschule für Schauspielkunst E. Busch Berlin Regie: Hartmut Lorenz Philipp Siegel, Julia Stöter, Studierende Dept. Theater

14. September 2003 Musikhochschule Winterthur Klavierrezital Eröffnungskonzert, Workshop Klaviermusik von Rachmaninoff

4. September 2003 Albisriederstrasse 184 b, Zürich Info-Veranstaltung Nachdiplomstudium Theaterpädagogik

16. Juni 2003 Musikhochschule Zürich Dictionnaire d’Interprétation, Robert Schumann Urs Walter

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Nachdiplomstudium in Angewandter Theaterpädagogik Zusatzqualifikation für pädagogische und soziale Berufe

Seit zehn Jahren bietet Till, Theaterpädagogik integrativ lehren und lernen, eine berufsbegleitende Weiterbildung in Angewandter Theaterpädagogik an. Der Grundlagenkurs, Nachdiplomkurs I, wird neu mit einem Aufbaukurs, Nachdiplomkurs II, zu einem Nachdiplomstudium erweitert. Das Angebot ist in Kooperation mit der Hochschule Musik und Theater Zürich durch Till entwickelt worden. Es schliesst mit dem «Nachdiplom FH Theaterpädagogik» ab.

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Seit 1993 bietet Till den berufsbegleitenden Nachdiplomkurs I in Angewandter Theaterpädagogik an. Das Leitungsteam – zwei Theaterpädagoginnen und ein Schauspieler – haben das Angebot damals entwickelt, weil eine systematische und aufbauende Weiterbildung im Bereich Theaterpädagogik für pädagogisch und sozial Tätige fehlte. Seither haben viele theaterpädagogisch Interessierte den Nachdiplomkurs erfolgreich besucht und wenden das Gelernte in ihren Berufsfeldern an. Nachdiplomkurs zu Nachdiplomstudium erweitert Seit 2000 wird der NDK I als offizieller Nachdiplomkurs der Hochschule Musik und Theater Zürich HMT angeboten. Durch die Veränderungen in der Bildungslandschaft und wegen der unvermindert grossen Nachfrage entstand die Idee, den Grundlagenkurs NDK I mit einem Aufbaukurs NDK II zu einem Nachdiplomstudium NDS zu erweitern. Das Nachdiplomstudium in Angewandter Theaterpädagogik ist eine Kooperation der Hochschule Musik und Theater Zürich und Till, Theaterpädagogik – integrativ lehren und lernen. Was bedeutet «Angewandte Theaterpädagogik»? «Werden uns die Nachdiplomstudium-AbsolventInnen nicht konkurrenzieren?» Diese von professionellen TheaterpädagogInnen oft geäusserte Befürchtung ist unbegründet. Das Weiterbildungsangebot spricht hauptsächlich Leute aus pädagogischen und sozialen Berufen an, die sich eine theaterpädagogische Zusatzqualifikation aneignen möchten. Daher auch die Bezeichnung «Angewandte Theaterpädagogik». Der Abschluss des NDK I ermöglicht den AbsolventInnen, die neuen Fertigkeiten in ihre angestammten Berufsfelder zu integrieren. Das erfolgreich abgeschlossene Nachdiplomstudium befähigt dazu, theaterpädagogische Aufgaben und Projekte im beruflichen Umfeld professionell zu planen, durchzuführen und zu reflektieren. L

«Das erfolgreich abgeschlossene Nachdiplomstudium befähigt dazu, theaterpädagogische Aufgaben und Projekte im beruflichen Umfeld professionell zu planen, durchzuführen und zu reflektieren.»

Aus Figuren werden Rollen Freitag, 16.00 Uhr. Die 22 Teilnehmenden des Nachdiplomkurses I in Angewandter Theaterpädagogik sind soeben am Kursort eingetroffen. Nun stehen sie in einem grossen Raum und lassen ein Klatschen durch den Kreis wandern, variieren das Tempo, wechseln die Richtung, klatschen zurückhaltend oder aggressiv und begleiten dann das Klatschen mit einem Ton. Verschiedene Übungen helfen ihnen, anzukommen und die Anstrengungen der vergangenen Woche hinter sich zu lassen. Noch vor wenigen Stunden standen sie vor ihren Schulklassen, ihrer Rhythmikgruppe oder leiteten ein Projekt zur Gewaltprävention. Figur beobachten Jetzt besuchen sie das dritte von zwölf Wochenenden, um die Grundlagen von Theater und Spiel und deren Anwendung im eigenen Berufsfeld kennen zu lernen. Hauptthema dieser Lerneinheit wird das Erarbeiten einer eigenen Figur sein, die die Teilnehmenden bis ins übernächste Wochenende begleiten wird. Ausgangspunkt dieser Arbeit ist ihre «Hausaufgabe», » nämlich die Beobachtung einer Person, die sie aus irgendeinem Grunde fasziniert. Noch vor dem Nachtessen werden sie sich diese beobachteten Personen gegenseitig vorspielen.

«Die Figuren müssen noch weiter erforscht werden, die Geschichten zuerst gefunden werden.

Figur erproben Samstagnachmittag. Die Wände des Kursraumes sind tapeziert mit «Rollenbiographien», die laufend ergänzt werden. Polaroidfotos zeigen die Figuren an ihrem Lieblingsort und das Portrait «Ein Tag im Leben von…» liefert erste Informationen über einen ganz gewöhnlichen Tag. Aus der Nachgestaltung der Beobachtung hat sich in der Zwischenzeit eine eigenständige Figur entwickelt. Über Bewegungsübungen, Atem-, Stimm- und Sprachspiele wurde die Figur erforscht. Schon hat sie sich in den verschiedensten Situationen erprobt: Wie verhält sich

meine Figur in der Warteschlange an der Expo oder bei der Besichtigung einer romanischen Kirche oder auf der Aussichtsplattform des Säntis? In der nächsten Sequenz werden verschiedene Figuren in kurzen Begegnungen aufeinander treffen. Ist meine Figur eher introvertiert oder extravertiert? Wen mag sie und wem geht sie lieber aus dem Weg? Neben dem spielerischen Erforschen der Figur in der Improvisation wird in kurzen Theorieblöcken Hintergrundwissen vermittelt und die Arbeitsweise reflektiert, damit die Teilnehmenden die gemachten Erfahrungen auf ihr Berufsfeld übertragen können. Figur erforschen Sonntagmorgen. Nach einem spielerischen Einstieg kommt die «Knochenarbeit». Die Teilnehmenden sitzen in den vier regionalen Arbeitsgruppen zusammen, stellen sich dort ihre Figuren vor und versuchen in einem Beziehungsnetz, ihre sozialen Bezüge zu definieren. In dieser Gruppierung treffen sie sich jeweils zwischen den Wochenenden, um die gesammelten Erfahrungen spielerisch zu vertiefen und das nächste Wochenende vorzubereiten. Sie werden dieses Mal in ihrer Figur anreisen und gemeinsam Beziehungsgeschichten «erspielen». Ausgehend von diesem Material werden in den folgenden Lerneinheiten Szenen kreiert, geschrieben, verdichtet, wiederholbar gemacht und vor einem kleinen Publikum aufgeführt. Aber noch sind wir nicht so weit! Die Figuren müssen weiter erforscht, die Geschichten zuerst gefunden werden. Der Gang durch die Gruppen zeigt hoch motivierte Erwachsene, die ernsthaft arbeiten und oft auch schallend lachen. Schon bald werden sie in der Figur zum Mittagessen erscheinen und die andern anwesenden Kursgruppen ein wenig verunsichern, weil eine Person sich beim (eingeweihten) Personal über das Essen beklagt und sich eine andere mit grossem Interesse vom Koch die Küche zeigen lässt… Bereits Morgen stehen sie wieder vor ihren Zielgruppen und werden erste Ansätze aus dem Wochenende in der Praxis erproben! L

Susanna Walser Huber, Theaterpädagogin Till

Der nächste NDK I startet im Frühjahr 2004. Der erste NDK II beginnt am 26. September 2003. Informationsveranstaltungen finden am 24. Mai und 4. September 2003 statt . Wahlmodul Maskenspiel: 6.-10. Oktober 2003, ganztags, Leitung Jeannot Hunziker Wahlmodul Stockkampf: 1.Oktober 2003, abends (13 Mal), Leitung Hannes Leo Meier Wahlmodul Text: 23. Oktober 2003, abends (13 Mal), Leitung Manfred Züfle Die Wahlmodule stehen auch für AbsolventInnen anderer Fachhochschulen offen. Weitere Informationen erhalten sie unter www.hmt.edu.ch oder www.till.ch sowie an Informationsabenden und im Till-Sekretariat, Tel. 01 977 16 66.

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Sich musikalisch und pädagogisch weiterentwickeln

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Das musikpädagogische Nachdiplomangebot an der HMT

Die Musikhochschule Zürich entwickelte ihr musikpädagogisches Nachdiplomangebot noch vor dem Start der HMT. Im Frühjahr 1993 luden die Schul- und Abteilungsleiter Peter Wettstein und Hans Som die Fachdidaktikdozierenden zu einer zweitägigen Klausur ein, um ein entsprechendes Angebot zu entwerfen. Ob am ersten Abend, als Träumen und Visionen Platz gemacht wurde, oder am zweiten Tag, als die Fachfrau der Musikhochschule Basel von ersten praktischen Erfahrungen in diesem Bereich berichtete: Es war deutlich zu spüren, dass der Beruf des Instrumentalpädagogen, der Gesangspädagogin daran war, sich aus dem Schatten des typischen ZweitwahlBerufes zu lösen und Kabarettnummern und Satiren von Emil Steinberger bis Patrick Süsskind Lügen zu strafen. Auf diesem Hintergrund entwickelte Zürich ein Konzept, das ab 1994 unter der Leitung von Andreas Cincera und mit viel Idealismus der beteiligten Dozierenden und Schulleiter – die Finanzierung war äusserst provisorisch – realisiert wurde. Eine grosse Besonderheit des «Zürcher Konzepts» ist der von Anfang an als selbstverständlich erachtete Grundsatz, dass Musikpädagoginnen und Musikpädagogen neben der pädagogischen auch die künstlerisch-musikalische Seite weiterzubilden haben. Dies hat sich rückblickend sehr bewährt.

«Das ‹Zürcher Konzept› setzt bewusst sowohl auf die Weiterbildung der pädagogischen als auch der künstlerischmusikalischen Seite.»

Facettenreiche Wissensergänzung und -auffrischung In den folgenden Jahren kristallisierte sich eine Form heraus, die in den letzten Semestern nur noch geringfügige Anpassungen erfahren hat: Diplomierte Instrumentalund Gesangslehrerinnen und -lehrer mit einigen Jahren Berufserfahrung erhalten die Möglichkeit, ihr Wissen zu ergänzen, aufzufrischen und mit Berufskolleginnen und -kollegen auszutauschen. Der grösste Nachholbedarf besteht in inhaltlichen Bereichen, die zur Studienzeit noch nicht oder erst marginal zur Ausbildung zählten. An erste Stelle gehört die stilistische Breite, wie sie heute im Unterricht zur Regel geworden ist, Improvisation oder andere Formen von Spiel ohne Noten, elementares Zusammenspiel in heteroge-

nen Gruppen von Schülerinnen und Schülern, vielfältiger Einbezug von Rhythmus und Bewegung. Aber auch das Besprechen und Beurteilen des Unterrichts oder die Berücksichtigung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse in Bereichen wie Hirnforschung und Musikphysiologie machen den Facettenreichtum der Ausbildung aus. Angebot jeden zweiten Freitag Kurstag des Nachdiplomangebots ist vierzehntäglich der Freitag. Die erwähnten Themen werden am Vormittag im Plenum von 10 bis 14 Studierenden diskutiert und bearbeitet, am Nachmittag in Dreier- oder Vierergruppen vertieft. Video- und Live-Lektionen, die in der Regel die Nachmittagssequenz in der Kleingruppe einleiten, garantieren den direkten Praxisbezug. Nachdiplomkurs und -studium dauern zwei Jahre. Die Kursteilnehmenden besuchen lediglich diesen vierzehntäglichen Kurstag. Die Studierenden belegen zusätzlich ihr Hauptfach, Kammermusik sowie einen Wahlfachkurs im Semester. Im Gegensatz zu den Kursteilnehmenden, die aufgrund eines Gesprächs aufgenommen werden, absolvieren die Studierenden eine Eignungs- und eine Diplomprüfung, an welchen musikalisch-instrumentale Fähigkeiten ebenso wie pädagogisch-didaktische geprüft werden. Teilnehmer geben gute Noten Ein Treffen mit Absolventinnen und Absolventen der letzten Jahre im Herbst 2002 gab dem Angebot im Ganzen gesehen gute Noten: Verschiedene Absolventinnen und Absolventen bestätigten aus der zeitlichen Distanz die Vielzahl von Anregungen, die sie im Rahmen dieser Wei-

Eindruck vom Workshop mit dem Music Ensemble of Benares im Herbst 2002. Wichtiges Ziel des musikpädagogischen Nachdiplomangebots ist die Begegnung mit ungewohnten Musikformen und -konzepten.

terbildung erhalten hatten. Einzelne beschrieben, dass sie durch diese Weiterbildung erst ihren Unterrichtsstil gefunden hätten, den sie nun auch weiterentwickeln könnten. Trotz dieser erfreulichen Rückmeldungen und trotz zahlreicher Interessierter, die sich auf die Ankündigung des neuen Jahreskurses melden, ist der Fortbestand der Weiterbildung leider alles andere als gesichert. Die Kursgebühren, die gemäss den Vorgaben der Fachhochschule für die Lohnverhältnisse in diesem Berufsfeld sehr hoch angesetzt werden müssen, lassen viele Interessierte zögern. Zu hoffen ist, dass ihre Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber nach und nach die Bedeutung und die Qualität dieser Weiterbildung erkennen und grosszügiger mit Unterstützungsbeiträgen werden. Kaum eine Institution, die nicht auf ihre Fahne schreibt, dass ihre Angestellten sich regelmässig weiterbilden würden. Das bleibt reines Lippenbekenntnis, solange die finanzielle Unterstützung weitgehend ausbleibt.

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Diese Situation ist unteren anderen ein Grund dafür, dass weitere musikpädagogische Weiterbildungen an der HMT zwar längst in den Köpfen der Verantwortlichen oder bereits fertig ausformuliert sind, aber noch auf ihre Umsetzung warten. L Heinrich Baumgartner, Leiter Musikpädagogisches Seminar HMT Anmeldeschluss für musikpädagogische Nachdiplomangebote ist der 31. März. Alle Ausbildungen beginnen jeweils Mitte Oktober. Auskünfte erhalten Sie unter www.hmt.edu oder bei heinrich.baumgartner@hmt.edu

Fotos: Muriel Hanusch

Das vor zehn Jahren konzipierte Nachdiplomangebot der HMT hat sich mittlerweile als attraktive Weiterbildung etabliert, das nebst musikalisch-instrumentalem und pädagogisch-didaktischem Wissen auch neue Erkenntnisse aus der Hirnforschung integriert. Das Angebot ist eine lohnende Investition, das nicht zuletzt auch den Arbeitgebern der Teilnehmer zu Gute kommt.

«Ehemalige Teilnehmer beschrieben, dass sie durch diese Weiterbildung erst ihren Unterrichtsstil gefunden hätten, den sie nun auch weiterentwickeln könnten.»

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Musik als Eckpfeiler im therapeutischen Prozess Was kann Musiktherapie? Musiktherapie gehört zu den ältesten Heilverfahren. Klang, Rhythmus und Musik öffnen in gewissen Fällen Türen, die mit anderen Therapiemethoden verschlossen bleiben. Das Spektrum erfolgreich angewandter Musiktherapie reicht vom Bewältigen von Angstattacken über das Finden des eigenen Lebensrhythmus nach einem Schlaganfall bis zur Überwindung mutistischer Kontaktverweigerung bei Kindern. Eine junge Frau betritt das Therapiezimmer, in dem überall Instrumente bereitstehen. Sie kommt wegen Angstzuständen, manchmal plötzlichen Panikattacken. Die Gesprächstherapeutin kam mit ihr nicht weiter und empfahl Musiktherapie, weil die Klientin zu Hause Geige spielt und Musik sie beruhigt. Der Musiktherapeut lädt sie jetzt ein, auf einem ausgewählten Instrument so leise zu spielen wie sie kann – und auf einem andern so laut wie es geht. Dann soll sie vom lauten zum leisen Spiel wechseln und wieder zurück. Es entsteht eine dynamische Spannung zwischen Vorsicht und Erschrecken. Durch die Wiederholung solcher Experimente entdeckt sie ihre ureigenen Angstbilder. Im symbolischen Spielraum dieser besonderen Musik erfährt sie mit der Zeit, wie in jeder Angst auch ein Anteil Faszination verborgen ist.

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Auf dem Weg zum ausbalancierten Lebenstempo Ein gestresster Mittvierziger wird nach kürzlichem Schlaganfall über die Rehabilitationsklinik zur nachbetreuenden Musiktherapie geschickt. Der Mann bezeichnet sich als unmusikalisch, trommelt jetzt aber auf Congas problemlos eine Pulsation, die «sein Lebenstempo» darstellen soll. Er wird immer schneller, sein innerer Zeitdruck treibt den Rhythmus an, seine Hetze verstolpert den Gang. Er will korrigieren, muss verlorenes Terrain aufholen und dabei zerfällt das Spiel – es erleidet den «Schlaganfall». Welches ist sein Tempo? Was heisst Gelassenheit, was Regelmass? Welcher Herzpuls gehört zu seinem Körper? Solche Übungen mit Rhythmen vermitteln ihm eine neue Balance, lassen ihn ein angemessenes Lebenstempo finden. (Ganz nebenbei bekommt er grosse Freude am Trommeln und kauft sich für zu Hause eine Djémbe.)

Foto: Dominic Büttner

«Musiktherapie strebt ein körperliches, seelisches und psychisches Gleichgewicht an.»

Was ist Musiktherapie? Musiktherapie ist eine psychodynamisch orientierte Behandlungsmethode, bei der Musik im therapeutischen Prozess einerseits für Ausdruck und Kommunikation, andererseits zur Diagnostik verwendet wird. Musiktherapie gehört zu den ältesten Heilverfahren und strebt ein körperliches, seelisches und psychisches Gleichgewicht an. Anwendungsgebiete sind klinisch-psychiatrische, heilpädagogische, musikpädagogische oder soziokulturelle Berufsfelder sowie Prävention und Rehabilitation.

Ein Gong als Kommunikationsmittel Ein behindertes Kind sitzt in sich zurückgezogen in der ersten Therapiestunde. Die Musiktherapeutin weiss um die vorliegende mutistische Kontaktverweigerung seit Beginn der Sprachentwicklung. Deshalb kommentiert sie diese Situation: «Du sagst kein Wort – so stelle ich dir einen Gong zur Verfügung.» Die Körpersprache des Kindes verrät Interesse. Sie schiebt den Gong noch näher heran und gibt dem Kind den Schläger in die Hand. Es beginnt ein bisschen darauf zu spielen, horcht beim entstehenden Klang plötzlich auf und schlägt jetzt mehr und noch stärker… so laut, dass sich die Therapeutin die Ohren zuhalten muss. Beide lachen. Das TonGespräch ist eröffnet!

«Der Mann bezeichnet sich als unmusikalisch, trommelt jetzt aber auf Congas problemlos eine Pulsation, die ‹sein Lebenstempo› darstellen soll.»

Gruppentherapien Eine gemischte Kleingruppe Erwachsener hat sich soeben die Lieblingsmusik einer Teilnehmerin angehört. Die bei jedem ausgelösten Eindrücke, so schlägt der Therapeut vor, werden nun auf Melodie-Instrumenten zurückgegeben. Flöten, Gitarren, Xylophone oder auch das Klavier, einhändig gespielt, können intuitiv bis impulsiv «erzählen», was Worte nicht vermögen: Gefühle, Empfindungen, Begeisterungen oder Ablehnungen werden mit der Bewegung oder Betonung von Melodielinien ausgedrückt. Viele Antworten sind jetzt gegeben. Das nachfolgende Gespräch wird farbig und leicht. Die im Zentrum stehende Vorspielerin fühlt sich erkannt – und angenommen, so wie sie ist. Zauberwelt der Improvisation Ein Musiker hat 25 Jahre lang zuverlässig seine Arbeit als Cellist im Orchestergraben des Opernhauses getan. Seit einigen Monaten ist er arbeitsunfähig geschrieben und bezieht eine Invaliden-Rente. Er hatte einen Hörsturz und in der Folge starke Ohrengeräusche (Tinnitus), sekundär eine depressive Verstimmung und überhaupt keine Lust mehr auf Musik. Die metaphorische Diagnose könnte lauten: Teil-Verlust des «Musik-Gehörs». Schrittchenweise versucht die Musiktherapeutin, ihm Spielformen der freien Improvisation nahe zu bringen. Zuerst will er gar nichts hören, hat nur Widerstände gegen diese chaotische Musik, überhaupt gegen jegliche Psychotherapie. Die Mediziner sollen ihn heilen, sofort! Die Beharrlichkeit der Therapeutin führt ihn durch zahlreiche Erfahrungen, wo keine Partitur, keine Note die Musik bestimmt, sondern wo der Einfall, der Fluss, die «innere Partitur» zu unerhörter Musik führt. Langsam erwacht sein Interesse und immer mehr, ja begeistert taucht er in eine für ihn ganz neue Welt ein – in die Zauberwelt der Improvisation. Am Schluss der Therapie sagt er: «Musste ich denn 50 Jahre alt werden um zu entdecken, was Musik ist?»

«Was Worte nicht vermögen: Gefühle, Empfindungen, Begeisterungen oder Ablehnungen werden mit der Bewegung oder Betonung von Melodielinien ausgedrückt.»

Vierjährige Nachdiplomausbildung Seit 17 Jahren bildet die «Berufsbegleitende Ausbildung Musiktherapie», unter dem Kürzel «bam» bekannt, mit wachsender Nachfrage StudentInnen aus. Nun gelang es, diesen bewährten Studiengang als Nachdiplomstudium auf Hochschulebene einzurichten. Ab Januar 2004 bietet die HMT, in Kooperation mit der interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik Zürich (HfH) einen «Musiktherapeutischen Basiskurs» als Nachdiplomkurs und ein «Berufsbegleitendes Aufbaustudium Musiktherapie» als Nachdiplomstudium an. Damit ist die Musiktherapie-Ausbildung dort angekommen, wo künstlerische Therapien allgemein positioniert sein sollten: als vierjährige Weiterbildung nach einem Studium in sozialwissenschaftlicher und/oder künstlerischer Richtung, plus einiger Jahre Berufserfahrung. Von dieser Entwicklung wird sowohl die Therapielandschaft als auch das Tätigkeitsfeld der Musikerin, des Musikers profitieren. Und nicht zuletzt kann diese Verbindung psychologischer und musikalischer Kunst auch die alltägliche Kultur neuer Töne und Spielformen fördern. Denn Prävention ist immer noch die beste Therapie! L

Dr. Fritz Hegi, Psychotherapeut SPV/ASP; Musiktherapeut SFMT Anmeldefrist bis 31. Mai 2003. Start NDK: Januar 2004; Start NDS: Januar 2005. Weitere Auskünfte erhalten Sie unter www.hmt.edu oder beim Sekretariat Musiktheraphie, Telefon 01 260 30 37

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1.4.2009 15:59:43 Uhr


Die Lust an der Theorie Gemeinsamer Denk- und Erfahrungsraum für alle Studierenden

Wi un

Die Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich (HGKZ) bietet im Lehrgefäss «Theoriepool» jedes Semester während einer Woche knapp 36 Theorieseminare und Vorlesungen an. Die Poolkurse ermöglichen eine intensive Wissensvermittlung mit dem Ziel, Denk-Horizonte zu erweitern und inhaltliche Fragestellungen zu Gestaltungsprozessen theoretisch zu vertiefen. Der Theoriepool soll für die Studierenden und Dozierenden der Hochschule Musik und Theater (HMT) zugänglich werden, und ein Pilotprojekt von HMT und HGKZ will geeignete Zusammenarbeitsformen evaluieren. Der Theoriepool der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich programmiert und organisiert für jedes Semester rund 36 Lehrangebote, die den Theorieunterricht der Studienbereiche ergänzen und erweitern. Gut 600 Studierende aus allen Fachrichtungen und Semesterstufen können aus einem breiten Themenspektrum nach Interessen und aktuellem Bedarf auswählen. Die Teilnahme wird testiert und dem Studium angerechnet. Programm und Struktur des Theoriepools entwickeln sich in Abstimmung mit den Studienbereichen; die Teilnehmenden können die Kurse evaluieren, wodurch Kritik und Anregungen in die Gestaltung des Angebots einfliessen. Der Theoriepool stellt ausserdem eine wichtige Plattform dar, die verschiedene Aktivitäten der Hochschule und des Museums wie Ausstellungen, Symposien und Forschungsprojekte mit der Lehre vernetzt. Die Offenheit für unterschiedliche Vermittlungsformen eröffnet den Teilnehmenden Spielräume für neue Lehr- und Lernformen. Der Theoriepool wird vom Departement Cultural Studies in Art, Media und Design und in Koordination mit dem Studienbereich Theorie der Gestaltung und Kunst (STH) organisiert.

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«Im Sommersemester 2003 bieten erstmals Dozierende der HMT zwei Theoriepoolkurse an.»

Theoriepraxis und Praxistheorie Der Pool ist vor etwa zehn Jahren aus der Erfahrung heraus entstanden, dass die Berufsqualifizierung der Studierenden neben den gestalterischen Fertigkeiten auch die Schulung von Kritikfähigkeit und Reflexion der eigenen Tätigkeit erfordert. Neben dem Wunsch, die gestalterische Praxis stärker auf die kulturellen und gesellschaftlichen Kontexte zu beziehen, sollte ein Fächer übergreifendes Gefäss die Studierenden aller Disziplinen in einen gemeinsamen Denk- und Erfahrungsraum zusammenführen. Schon

nach kurzer Erprobungsphase hatte sich der Theoriepool als Gefäss interdisziplinärer Wissensvermittlung erfolgreich etabliert, er ist seit langem integraler, von den Studierenden und Dozierenden gleichermassen geschätzter Bestandteil der Theorieausbildung an der HGKZ. Das Angebot bezieht sich auf folgende sechs Themenfelder: Kunst • Gestaltung • Medien • Kommunikation • Kultur • Gesellschaft Die einwöchigen Blockseminare und Abendveranstaltungen vermitteln Überblicks- und Orientierungswissen. Sie machen die Studierenden mit aktuellen Diskussionen und Fragestellungen in Ästhetik, Wissenschaft und Kulturtheorie bekannt. Gleichzeitig verpflichten sie sich einer theoretischen Neugier, die vertiefende und eigenständige theoretische Begegnungen mit gestalterischen Phänomenen ermöglicht. Dies kann durch eine monografische Werkdarstellung ebenso gelingen, wie im Dialog mit Texten aus Kunst, Philosophie, Soziologie, Zeitund Kulturgeschichte. Gesellschaftliche und ökonomische Probleme, die im aktuellen Programm etwa mit den Begriffen «Macht», «Globalisierung» und «Nationalismus» angezeigt werden, sind jedoch in gleichem Masse präsent wie kommunikations- und medientheoretische Phänomene. Viele Poolkurse wie jüngst ganz explizit die Seminare «Dummheit als kreative Strategie», «Intelligenz des Sehens», «Formen des Erinnerns», «Material Stimme» beschäftigen sich mit den Grundlagen, Grenzen und Bedingungen von Wahrnehmung, Denken, Gestalten und Entwerfen.

Probebühne der Vision Zürcher Hochschule der Künste Die meisten Theoriepool-Angebote werden von Dozierenden der HGKZ bestritten. Fachleute aus verwandten Institutionen und Gäste aus der Praxis ergänzen das inhaltliche Spektrum. Im Sommersemester 2003 bieten erstmals Dozierende der HMT zwei Theoriepoolkurse an: Elisabeth Danuser bearbeitet mit den Studierenden «Rhythmus-Prozesse», Petra Fischer und Anton Rey erproben eine Mauerschau zum Thema «Leistung. Von der Schöpfung zur Erschöpfung». Dieser Kurs wird in den Räumen der HMT an der Gessnerallee stattfinden, wodurch die Studierenden vor Ort neue Lehr- und Lernkulturen erfahren können. Nach einer Auswertung der ersten Erfahrungen mit den gemeinsamen Poolangeboten – einige Studierende der HMT haben bereits Poolkurse besucht – sollen die Möglichkeiten eines von HMT und HGKZ teilweise gemeinsam verantworteten Theoriepools in einem Pilotprojekt diskutiert und konkretisiert werden. Die Zusammenarbeit beider Hochschulen soll hier nicht Theorie bleiben, sondern konkrete Praxis werden. L

Werner Oeder, Leiter des Theoriepools, Soziologe und Publizist, Dozent im Studienbereich Theorie der Gestaltung und Kunst

In der Poolwoche erweitern die Studierenden zugleich ihre methodischen und kulturtechnischen Fertigkeiten; lesend und schreibend, diskutierend und referierend, mit Recherchetätigkeiten und Feldforschungen, in Gruppenarbeiten und eigensinnigen Einzelpräsentationen.

tobias strebel/1965/architekt und visueller gestalter/arbeit im grafikatelier der hgkz & studium an der hgkz nds «gender studies in kunst, medien und design». der vorliegende bild-essay erweitert eine ältere untersuchung über die felder: raum, struktur, relation, ordnung, organsiation, harmonie, hierarchie, einklang, widerspruch, trans-parenz… (primär: im visuellen – sekundär: in beziehung zum akustischen und in bezug auf gesellschaftlich-psychologische bereiche) die arbeitsmethodik ist eher universaldilettantisch als modernwissenschaftlich. L kontakt: info@difficulture.ch

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in der frühen renaissance collagiert autor leon battista alberti diese witzige fassade und mischt bestehendes, zitate & neues: unrein – ideal – komplex: «so dass kein teil entfernt werden kann, ohne dass das ganze zerstört würde» >synchronschaltung >patchwork&recycling >polyvalenz >gesicht

das diagramm zeigt pythagoras’ geometrischen kreis der zahlenverhältnisse. bezeichnet sind die bei entsprechender teilung einer saite entstehenden intervalle. >teilung >flageolette >in-between-science >ohr-mass >polyphonie >kon- >dissonanz

fluss und raster. ortogonales strassensystem erschliesst, teilt und überlagert die landschaft. natürliche linien durchfliessen das system. >kommunikation >kultur >ordnung >chaos >artefakt >netz >sicherheit >harmony&civilisation

grandiose, mediale szenerie. reality-tv. celebration. klang–körper–spiel sport–kampf–krieg. niederlage. und dann: die destruktion bleibt fragment, ruinen hinterlassen bilder... >vergangenheit >harte kultur >bruch >recycling >closedfamily-politics >deconstruct >aisthesis >geigenkasten >opera >cnn

umschlagbild von: franco borsi, leon battista alberti, das gesamtwerk/ belser verlag stuttgart, zürich, 1981/ electa, 1975

aus: luca maraini, tobias strebel: die morphologie einer fassade: palazzo terzi, venedig/ htl brugg-windisch, 1990

die prärie des mittleren westens, aus: colin rowe, fred koetter: collage city/ eth, institut gta, birkhäuser verlag basel, 1984

aus: leonardo benevolo: die geschichte der stadt/ campus verlag, frankfurt, new york 1983/ editori laterza 1975

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Hier brillierten Studierende der HMT

ern Preisträg d n u n e erinn . ügigkeit Preisträg z s n s e o ll r a G n uliere ür ihre Wir grat endern f p S n e d ken und dan Wettbewerb Departement Musik Musikhochschule Winterthur Zürich

Wintersemester 2002/2003 Preis/Platz

Vor- und Nachname Student/in

Instrument/Sparte/Rolle

Berti Alter Stiftung Berti Alter Stiftung Berti Alter Stiftung XIV Concorso Internazionale Camiollo Togni, Gussago-Brescia VII Concorso Internazionale di Musica Citta‘ di Pavia Concorso Musicale Europeo, Città di Moncalier Concorso Palma d‘oro, Ligurien Concurso Internacional de Música da Cidade do Porto Generations 2002 Masterclass Workshops Internationaler Paganini-Wettbewerb Genua Internationaler Violinwettbewerb Shlomo Mintz, Sion ORPHEUS-Konzerte 2003

1. Preis Anerkennungspreis Anerkennungspreis 1. Preis

Andreas Egli Andrea Brunner Susanna Gneist Vilija Poskute/Tomas Daukantas

Pädagogik Klavier Pädagogik Harfe Pädagogik Flöte Klavierduo

1. Preis 2. Preis 3. Preis 4. Platz Förderpreis 5. Preis 5. Preis im Finale Förderpreis

Schweizerischer Jugendmusikwettbewerb Solistenwettbewerb Schenk-Stiftung

2. Preis

Viardo Ioano Competition, California, USA Werkjahr der Stadt Zürich

1. Preis

Vilija Poskute/Tomas Daukantas Kaoru Kameyama Vilija Poskute/Tomas Daukantas Makoto Yamahata Stefan Rusconi Kioko Une Anna Reszniak Robert Koller Eugenija Kupryte Kim Forster See Sian Wong Sarah Weilenmann Simon Peguiron Yuka Tsuboi D. Demiachkine Felix Baumann

Yeounkghee Park

Klavierduo Klavier Klavierduo Klavier Klavier Violine Violine Bassbariton Klavier Klavier Klavier Cello Klavier Violine Klavier Komponist, Leiter Studio für Neue Musik, Dozent HMT Klavier

Antoinette Horat Christoph Liechti

Violine Posaune

Nicole Steiner Sylvester von Hösslin Evelyne Gugolz Dominique Lüdi

Schauspiel Schauspiel Schauspiel Schauspiel

Wiener Pianistenwettbewerb

Sonderpreis für beste Schubert-Interpretation

Yvonne Lang-Chardonnens-Stipendium

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szene 6, 2002

Magazin der HMT Zürich

Departement Theater Theaterhochschule Zürich Oprecht-Preis 2002 Schauspiel-Stipendien Migros-Kultur Prozent

Engagements

nden Studiere ie d t h c üns nts beglückw gageme n T E M n H e r ie ih D zu olventen und Abs

Departement Musik Musikhochschule Winterthur Zürich Marie Dvorska Christof Härtl Mechthild Karkow

Departement Theater Theater Hochschule Zürich Johanna Bantzer Nicole Steiner

Tschechische Philharmonie Tonhalle-Orchester Zürich Orchesterakademie Oper Zürich

Violine, Klasse György Pauk Kontrabass, Klasse Harald Friedrich Violine, Klasse Nora Chastain

Theater Meiningen Nationaltheater Weimar

sich überlagernde symmetrien und ganzzahlige verhältnisse wie im kinderbaukasten. dieselben gesetze bestimmen die akustischen harmonien: zwei töne harmonieren, wenn sich ihre wellen öfters treffen (oktav: 1:2, quint: 2:3 : .·. : quart: 3:4 : .· . ·. :) >symmetrie >rhytmus >transparenz >welle >schwingung

ob als symbol für phallus, verbindung, aufrechten stand, als strassenschild, oder als bild für das heraustreten aus der welt der tiere: junge hunde bellen auch mal gestellte steine an, stellen selber aber trotzdem keine auf. >code >knoten >knochen >position >äther >strom

in stein gegossen: die idee absoluter, reiner, ewiger struktur. opposition zur täglichen hinfälligkeit. jenseits. totenhaus – zu lebzeiten für zukünftig tote erstellt... nicht zu nahe rangehen! >sprache >ideal >idol >tod >1 >gegensatz >monokult >ausdruck >katzendiktatur

einst haben die kirchenbaumeister die alten thermen genaustens erforscht, oder geplündert und bauteile in die neuen tempel integriert. es waere deshalb relativ einfach, jetzt umgekehrt aus einigen kirchen thermalbäder zu machen. >wellness-center >bauch&gott >blubblubb >schwingung

die pyramide ist begehbar, durch treppen und wege erschlossen. die neigung ist optimal für langzeit-himmelsbeobachtung – aufrecht-liegend. der künstliche berg ist eher werkzeug als bild: interaktiv visionäres cockpit für das raumschiff erde. >introvers >extravers >science-fiction-enterprise >big 1

aus: luca maraini, tobias strebel: die morphologie einer fassade, palazzo terzi, venedig/ htl brugg-windisch, 1990

menhir longstone, shovel-down/ aus: franzsepp würtenberger: die architektur der lebewesen/ info verlag, karlsruhe, 1989

aus: leonardo benevolo: die geschichte der stadt/ campus verlag, frankfurt, new york 1983/ editori laterza 1975

friedrichsbad baden-baden, aus: badetempel, volksbäder aus gründerzeit und jugendstil, dieter leistner, ernst&sohn, 1993

pirámide del sol teotihuacán: ignacio marquina: arquitectura prehispánica/ inst. nacional de antropología, mexico df, 1951

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Sollte ich eine der ganz Schlagfertigen sein und gelangweilt meinen, «Nein, ich komme erst» oder, noch besser: «Hoffentlich komme ich bald», dann haben die Herren der Schöpfung schon gewonnen, egal ob die entsprechende Frau Epilationistin ist oder nicht, ich auf alle Fälle bins nicht. Nein, Epilationismus ist keine Hautkrankheit, sondern die Freude an glattrasierten Körperstellen.*

Hochschule Musik und Theater Zürich Mitglied der ZFH

Besuchen Sie uns auch auf unserer Homepage: www.hmt.edu Sie finden dort alle wichtigen Daten zum Studienjahr sowie Hinweise zu Studienaufbau und -ablauf, Aufnahmeverfahren, Kursangeboten und aktuellen öffentlichen Veranstaltungen.

essenMusik und Theater Zürich – HMT AdrHochschule Rektor: Peter Danzeisen Gessnerallee 11, CH-8001 Zürich Telefon +41 1 226 19 23 Telefax +41 1 226 19 27 Mail rektorat@hmt.edu

Departement Musik Musik Hochschule Winterthur Zürich

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Florhofgasse 6, CH-8001 Zürich Telefon +41 1 268 30 40 Telefax +41 1 251 89 54 Mail zentrale.mz@hmt.edu

Tössertobelstrasse 1, CH-8400 Winterthur Telefon +41 52 268 15 00 Telefax +41 52 268 15 01 Mail zentrale.mw@hmt.edu Departement Theater Theater Hochschule Zürich Gessnerallee 11, CH-8001 Zürich Telefon +41 1 226 19 26 Telefax +41 1 226 19 27 Mail info.theater@hmt.edu Departement Tanz Schweizerische Ballett Berufsschule Zürich Seefeldstrasse 225, CH-8008 Zürich Telefon +41 1 422 46 86 Telefax +41 1 422 47 77 Mail sbbs@hmt.edu

Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich – HGKZ Rektor: Prof. Dr. Hans-Peter Schwarz Ausstellungsstrasse 60, Postfach, 8031 Zürich Telefon +41 1 446 21 11 Telefax +41 1 446 21 22 Internet www.hgkz.ch

sum

Impres

© Hochschule Musik und Theater Zürich HMT

4. Jahrgang (7. Ausgabe) April 2003 Erscheint zweimal jährlich Auflage: 5000 Herausgeberin Hochschule Musik und Theater Zürich HMT Redaktion Gessnerallee 11, CH-8001 Zürich Telefon +41 1 226 19 21 Ursula Akmann, Adriana Bognar, Petra Fischer, Elisabeth Huppmann, Daniela Studer Inserate Esther Knus Gestaltung Galizinski Gestaltung, Zürich Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben ausschliesslich die Meinung des Verfassers/der Verfasserin wieder. © Copyright der namentlich gekennzeichneten Beiträge bei den Autoren/innen, Nachdruck nur mit Genehmigung der Autoren/innen gestattet.

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Ein Sportstück

* zitiert aus Elfriede Jelinek, «Ein Sportstück», Rowohlt 1998

von Elfriede Jelinek

Foto: Manuela Schreibmaier, manusch33@hotmail.com

Theater an der Shil wagt Hochsprung Zusammen mit den Zürcher Festspielen und dem Schauspielhaus Zürich bringt das Forschungszentrum des Departements Theater an der HMT mit «Ein Sportstück» unter der Regie von Stephan Müller ein anspruchsvolles Werk aus der Feder von Elfriede Jelinek zur Aufführung, das sich mit der Ambivalenz des Massenphänomens Sport in modernen Leistungsgesellschaften auseinandersetzt. Premiere ist am 20. Juni auf der Bühne A im Theater an der Sihl. «Es gibt Menschen, die haben nichts als ihre Religion, aber dieses Nichts ist immer noch besser als etwas, das existiert, ohne etwas zu meinen. Sehen Sie, genau das Gegenteil davon sind Sport, Musik und Religion! Sie meinen etwas. Wir meinen das zwar auch, aber was? Egal. Wir sind auch ganz dieser Ansicht und dann einer andren. Wir schauen uns das Match an und dann schauen wir uns den Hundertmeterlauf der Männer an und dann schauen wir uns den Zweihundertmeterlauf ebenfalls der Männer an, oder?»* Sagt, schreit, flüstert, tobt, flirtet oder wütet «ein anderer» in Elfriede Jelineks «Ein Sportstück», einem Text über Mütter und Söhne, Väter und Töchter, Massen und Einzelne, ideale und verbrauchte Körper, Trainer, Sportler, Helden und Opfer, Sex und Models, Mythen und Rechtfertigungen, Untote und Freizeitfetischisten, Erotik, Tod und Leistung, – Leistung? Leistung im Sport, in der Gesellschaft, im Alltag. Ein sehr ambivalenter Begriff in unserer Arbeits- und Wertegemeinschaft. Leistung motiviert, leitet, quält. Sport, Musik und Religion – wo und wie hoch hängt da die Messlatte für Leistung? Ist sie vergleichbar?

«Kunst präsentiert, porträtiert, parodiert, paraphrasiert, psychologisiert, provoziert und polarisiert Meinungen.»

«Ich schlage mit der Axt drein» Elfriede Jelinek wurde 1946 in Mürzzuschlag (Steiermark) geboren. Die zeitgenössische österreichische Schriftstellerin studierte von 1964 für einige Semester an der Universität Wien Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte. 1971 legte sie am Konservatorium Wien die Orgelabschlussprüfung mit «sehr gutem Erfolg» ab. In den siebziger Jahren kommt Jelineks literarische Neigung zum Durchbruch. Es entsteht ein beachtliches Werk an Romanen, Hörspielen, Drehbüchern und Theaterstücken, dem auch die künstlerische Anerkennung folgt: Vom Lyrik- und Prosapreis der österreichischen Jugendkulturwoche (1969) zum Georg Büchner-Preis (1998), Theaterpreis Berlin (2002) und Heinrich-Heine-Preis Düsseldorf (2002), um nur einige von vielen zu erwähnen. Auf der Bühne werden Jelineks Figuren zur Herausforderung, weil sie keine typischen Theaterfiguren sind. Jelinek selbst meint zu ihrem dramaturgischen Ansatz: «Ich vergrössere (oder reduziere) meine Menschen auf der Bühne ins Übermenschliche… Ich erziele in einem Stück verschiedene Sprachebenen, indem ich meinen Figuren Aussagen in den Mund lege, die es schon gibt. Ich bemühe mich nicht um abgerundete Menschen mit Fehlern und Schwächen, sondern um Polemik, starke Kontraste, harte Farben, Schwarz-Weiss-Malerei; eine Art Holzschnittechnik. Ich schlage sozusagen mit der Axt drein, damit kein Gras mehr wächst, wo meine Figuren hingetreten sind.»

Sport als Metapher für übersteigerte Anstrengungen Das Theater an der Sihl, Forschungszentrum des Departements Theater an der Hochschule Musik und Theater, wagt diesen Frühling einen Hochsprung in Zusammenarbeit mit zwei renommierten Kulturinstitutionen der Stadt, den Zürcher Festspielen und dem Schauspielhaus. Über dreissig StudentInnen des zweiten und dritten Ausbildungsjahres der Theater Hochschule werden unter Anleitung Quelle: Kritisches Lexikon zur des erfahrenen Regisseurs Stephan Müller die Gelegenheit haben, deutschsprachigen Gegenwartsliteratur zusammen mit Akteuren des Schauspielhauses und SängerInnen des Opernhauses das vielschichtige Stück zum Massenphänomen Sport auf die Bühne an der Sihl zu hieven. Sport als Metapher für alle übersteigerten Anstrengungen, die wir Menschen in den kapitalstarken Industrienationen unternehmen, um schön, stark, jung und «in» zu sein und zu bleiben. «Ein Sportstück» ist eine grosse Herausforderung für alle Beteiligten, ein sehr ambitionierter Spagat von Schöpfung zu Erschöpfung. «So. Und jetzt der Sportler: Der findet also, wie bereits gesagt, ausführlich in seinem Körper statt, aber er hat trotzdem keine Vorstellung von sich, denn: die Vorstellung gibt er ja dauernd für die anderen! Wie in den Angelegenheiten des Tötens: Man ist ganz auf den anderen konzentriert, obwohl man weiß, daß man selbst noch anwesend ist. Kommen Sie, besuchen Sie diesen Sportler doch einmal dabei, wie er Gelenkigkeit an den Tag legt und sie sich dann am Abend fürs Nachtleben wieder abholt! Na, der muß ordentlich rackern, denn der Sportler ist, im Gegensatz zu Frau und Gott, nur was er tut.»*

«‹Ein Sportstück› ist eine grosse Herausforderung für alle Beteiligten, ein sehr ambitionierter Doping für die Bühne… Fitness und Körperkultur, von der Idolisierung der Sport- Spagat von Schöpfung zu ler als moderne Helden via Transpiration zum Exitus durch Erschöpfung.»

Anabolika: Das ist Doping für die Bühne. Hier begegnet die Kunst dem Sport, der unangefochten mächtigsten Freizeitbewegung mit hunderttausenden ehrenamtlich agierenden Frauen und Männern. Kunst präsentiert, porträtiert, parodiert, paraphrasiert, psychologisiert, provoziert und polarisiert Meinungen. Nur ein Beispiel: In «Ein Sportstück» erfährt man, was eine Epilationistin ist, aber nicht, wieso viele bei «Skiweltmeisterschaft» an Rollstühle denken. «Mut, Trauer, Betroffenheit, Multikulturalität. Immer dasselbe. Diese Frau fährt mit nassem Zeigefinger ihren Leserkreis entlang und glaubt, das genüge bereits als Sport.»* Das Ergebnis dieses Leistungsauftrags, des theatralischen Forschungsexperiments «Ein Sportstück», wird in erster Linie durch die Publikumsreaktionen bewertet werden. Der Applaus ist unser «spiroergometrischer Maximaltest zur objektiven Beurteilung der körperlichen Leistungsfähigkeit». Der gewichtige Beitrag zu einem ergebnisorientierten Forschungsauftrag startet zum Ende der laufenden Saison, als Eröffnungsstück der Zürcher Festspiele, am 20. Juni 2003, auf der Bühne A. 

Anton Rey Dozent, Dramaturg, Beauftragter F&E Departement Theater

1.4.2009 15:59:53 Uhr


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