Bertel-Express 14

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INHALT Liebe Leser, Ächz – nachdem wir uns vor zwei Wochen kurzfristig dazu entschieden hatten, die Spezialausgabe abzublasen, war sofort klar, dass diese hier etwas mehr Seiten als sonst beinhalten sollte. ­ Etwas, und am Ende sind es ganze 42 geworden, davon „nur“ 11 Seiten Comics – und das „Weihnachtsausgabenflair“ konnte ganz im Stile der ursprünglich geplanten dritten Spezialausgabe erhalten werden – da bleibt nur noch zu hoffen, dass ihr das auch so seht. Mit dieser für unsere Verhältnisse gigantischen Seitenzahl ist es eigentlich klar, dass wieder einige neue Elemente in die Ausgabe miteinfließen: Zum ersten Male gibt es einen Bericht über die Disney­Parks zu finden, weitere werden in den nächsten Ausgaben folgen; zudem wird es in jedem weiteren Heft eine Zusammenstellung der „Besten“ Bücher aus ausgesuchten Bereichen geben, auch gibt es, für unsere Statistikfreunde, die Comicanteile der Micky­Maus­Ausgaben analysiert und bewertet; wie letztes Jahr auch wird im Dezember mit dem LTB­Jahr abgeschlossen. Der ausfürliche Bericht ist ab Seite 24 zu finden. Auf den letzten Seiten befindet sich, wie in den letzten „Heften“ vielleicht schon zur Gewohnheit geworden, der „Enten­Manga“ von Alexander Juhrich. Nach Fertigstellung des 3. Kapitels, welches in der 15. Ausgabe beginnt, erscheint ein BE­Spezial inkl. des abschließenden 4. Kapitels.

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Titel: 2. BE­Wettbewerb Cover­Rätsel Weihnachtslieder in Entenhausen Comic: Entenhausener Wintermärchen (BE­C­2008­05) Disney in Russland Dem Meister ins Auge zu sehen... Die besten...Weihnachtsbände Sammlungen 12 Wie groß ist der Weihnachtsmann? LTB­Jahresrückblick 2008 Comic: Der elektronische Weihnachtsbaum (BE ­C­2008­17) Statistik: Comicanteil Micky Maus (1) 1951­1960 Weihnachten in den Disney­Parks Comic: Das Grab des ersten Kaisers Kap. 2 T. 3 (BE­C­2008­07) Vorschau „A whole new World“ / „Ein Traum wird wahr“ Galerie: Diamantenbaum (BE­Z­2008­26)

IMPRESSUM Chefredakteur: Karsten Bracker Stellvtr. Chefredakteur: Robert Gruhne Mitarbeit an dieser Ausgabe Michael Bau, Mathis Wendorff, Chris Köcher, Lena Bradtka, Wolfgang Kern, Anselm Hackenberg, Adriano Kleiner, Sebastian Bauer, Moriz Stangl, David Bühring, Damian Funk, Manuel Schumann, Arne Rieger, Adrian Podlesny, Marcel de Neidels, Alexander Juhrich Design & Layout: Karsten Bracker Cover: Idee: Karsten Bracker Zeichnung in Aquarell: Michael Bau Gestaltung: Robert Gruhne

Wie es oft so ist, vergisst man beinahe das eigentlich wichtigste: unseren Gedichtewettbewerb. Zu gewinnen gibt es dieses Mal u.a. Zeichnungen und Autogrammkarten von Massimo Fecchi und Don Rosa, für die kleineren Leser eine Schneekugel. Alles weitere findet ihr gleich auf der nächsten Seite.

Leserservice: support@bertel­express.de Internet: www.bertel­express.de Markus Ott, Karsten Bracker

Abschließend bleibt mir, wie jedes Jahr, noch euch allen ein besinnliches Weihnachtsfest und einen heiteren Rutsch ins neue Jahr 2009 zu wünschen.

Redaktionsschluss: 13. Dezember 2008 Der Bertel­Express wird unterstützt vom... Donald­Club – www.donald­club.de ...und der... Duckipedia – www.duckipedia.de

Karsten Bracker

Cover und Abbildungen, wenn nicht anders angegeben, © The Walt Disney Company © der Texte Bertel­Express und den jeweiligen Autoren

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BE­Gedichtewettbewerb Nachdem bis Februar diesen Jahrs ein Zeichenwettbewerb lief, veranstaltet der Bertel­Express zusammen mit dem D.U.C.K.I.V.E.R.S.U.M. einen weiteren Wettbewerb. Dieses Mal soll gedichtet werden – rund um die Enten und Mäuse der uns bekannten Welt, versteht sich. Unterteilt wird in 3 Altersklassen: 0­9/10­14 und 15+. Damit wir die Kreativität unserer Dichter nicht beinflussen, gilt folgende Regel: Mindestens 4 Zeilen – nach obenhin wird keine Grenze gesetzt. Dennoch zählt natürlich nicht die Länge des Textes, sondern vordergründlich der Inhalt. Lasst euch einfach etwas einfallen und dichtet. Mehrfacheinsendungen sind möglich, die beste wird berücksichtigt. Teilnehmen kann jeder, mit Ausnahme der fünfköpfigen Jury, die die Gedichte bewertet. Einsendeschluss ist der 1. April. Rechts­und Linkswege sind ausgeschlossen. Gedichte bitte an: wettbewerb@bertel­express.de oder Karsten Bracker Im Winkel 1 24628 Hartenholm Die ersten Einsendungen werden übrigens in der Februar­Ausgabe veröffentlicht. Bekanntgegeben werden die Gewinner dann am 12. April in der 16. Ausgabe unseres Magazins.

Altersgruppe I (bis 9 Jahre) 1. Preis

Dagobert­Schneekugel

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2. Preis

3. Preis

Wall­E­Bastel­Set

Wall­E­Sticker­Album

4. Preis Lustiges Taschenbuch 378

5. Preis

Disney Magic ­ Süßigkeiten­Auswahl

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Altersgruppen II/III (10­14 Jahre) 1. Preis AG II Originalzeichnung von Massimo Fecchi: Tick, Trick und Track (25x30 cm)

1. Preis AG III Originalzeichnung von Massimo Fecchi: Onkel Dagobert (25x30 cm)

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2. Preis AG II/III Autogrammkarten von Don Rosa und Massimo Fecchi

3. Preis AG II Briefmarkenset Malediven

3. Preis AG III Briefmarkenset Bhutan

4. Preis AG II/III

5. Preis AG II/III

Autogrammkarte von Don Rosa

Autogrammkarte von Massimo Fecchi

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Cover­Rätsel Und auf ein Neues:

Lösungen bitte an raetsel@bertel­express.de

Auflösung aus BE 13: Arnold Schwarzenegger prangte 1993 in der Mai­Ausgabe von LIMIT auf dem Cover:

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Weihnachtslieder in Entenhausen VON KARSTEN BRACKER

Auch in der modernen Weihnachtszeit werden in Entenhausen noch tatkräftig Lieder angestimmt und mit Freude von jedem mitgesungen. Die Adventszeit ist die Zeit des Jahres mit den größten Spendierhosen und dem größten Glück. Früher, zu Zeiten der Fuchs, bestimmten noch klassische deutsche Weihnachtsverse die Geschichten, heute scheint man mit Jingle Bells & Co bei der Jugend besser landen zu können, obwohl sich im Klassiker „Eine Stille Nacht“ (CS WDC 64) eben dieses Lied hervorragend als Gag eignete...

„O du fröhliche, o du selige“

An diesem Lied merkt man wieder einmal perfekt, wie grandios Dr. Erika Fuchs übersetzt hat. Die erste Strophe des Liedes wurde 1816 von Johannes D. Falk für Kinder eines Waisenhauses geschrieben, welches er aus Trauer über seine verstorbenen Kinder gegründet hatte. Daisys und Donalds Freudentanz passt also ideal in die Geschichte.

„O Tannenbaum“

...hört man zu jedem bäumlichen Anlass die Anpreisung an den Weihnachtsbaum.

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„Stille Nacht“

Nur das traute hochheilige Paar. (Daisy und Donald) Holder Knabe im lockigen Haar, (Tick, Trick und Track) Schlaf’ in himmlischer Ruh’! (Franz) ...und nicht nur dafür eignet sich die stille Nacht gut. Wie oft man doch schon die stille umgeändert hat...

Stille Nacht und O du fröhliche kennt nun wirklich jeder, doch manch einem wird...

„Tochter Zion“

...nicht mehr kennen. Doch in seltenen Fällen siegt dann doch die Kultur. Denn die englischsprachigen Lieder wie...

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„Jingle Bells“

...überschwemmen die modernen Weihnachtscomics doch zusehendst. Doch es hilft nichts – und außerdem soll man ja zumindest immer ein Stückchen moderner werden. In diesem Sinne also...

Bildquellen: 1 – Weihnachten für Kummersdorf – W OS 367­02 2 – Theos Weihnachtsbrief – I GM 11­1 3 – Eine stille Nacht – CS WDC 64 4 – Der Weihnachtsmann in Nöten – I TL 1725

5 – Alle Jahre wieder – D 6138 6 – Ein eisiges Fest ­ I TL 2561­2 7. Hilfe für den Weihnachtsmann – D 2001­002 Scans von Lena Bradtka und Wolfgang Kern

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Script, Lettering: Karsten Bracker, Zeichnungen: Anselm Hackenberg, Kolorierung: Adriano Kleiner

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Disney in Russland VON SEBASTIAN BAUER

Ach ja, Rußland. Dort sollte ich also einen Teil meiner Semesterferien verbrin­ gen um meine Sprachkenntnisse zu ver­ bessern. Und wenn man schon mal hin­ fährt, dann kann man sich ja auch gleich umsehen, ob das dortige Zeitschriftenan­ gebot auch Geschichten aus Entenhausen beinhaltet. So fuhr ich also dorthin, in der Hoffnung, diverse Hefte und Taschenbü­ cher mit nach Hause bringen zu können. Doch wie das im­ mer so mit Erwar­ tungen ist... Und das, obwohl ich wirklich nicht in der russischen Pamp…äh Taiga unterwegs war, son­ dern mitten im Her­ zen von Moskau. Nachdem ich mich mit den Kakerlaken im Studentenwohn­ heim angefreundet hatte, führte mich der Weg am Abend in den nahegelegenen Supermarkt, wo ich mich latürnich auch gleich mal nach Donald, Micky und Kon­ sorten umsah. Leider gab das dortige Zeitschriftenregal nichts dergleichen her. Aus dem Disney­Universum fand ich le­ diglich eine Art Überraschungsei mit „König der Löwen“­Figuren (eine in je­ dem Ei!). Nicht das, was ich gesucht hat­ te, aber eins kann man ja mal mitnehmen. Im gegenüberliegenden Supermarkt einen Tag später, das gleiche traurige Bild. Was soll’s, man ist ja noch länger im Lande, und wird diverse Läden und Kioske heimsuchen. Irgendwer wird schon das Gewünschte haben… Dachte ich! Zumin­ dest kam ich an unzähligen Zeitschriften­ kiosken vorbei. Nahezu an jeder Metro­ station und Fußgängerunterführung findet man mal kleinere, mal größere Kämmer­ chen, die von oben, bis unten mit Zeit­ schriften ausgehängt sind. An einigen Straßenecken stehen Verkäufer mit aufge­ klappten Koffern und Klapptischen, die ihr Sortiment präsentieren. Doch nirgends die uns allen bekannte Maus oder Ente. Wo man dann mal ein älteres kioskbetrei­ bendes Mütterchen nach „Микки Мышь“ oder „Микки Маус“, sah man am Ge­ sicht seines Gegenübers direkt, daß hier

wieder nichts zu holen sein würde. Ich fand Scooby Doo, Shrek, Tom& Jerry, Mein kleines Pony, irgendein Disney­Heft über mit diversen Prinzessinnen aus Zei­ chentrickfilmen, aber nirgends das, was ich suchte. An der Metrostation, die ich nahezu täg­ lich nutzte, standen ein halbes Dutzend Zeitungsautomaten, jeweils mit 4 ver­ schiedenen Titel. Da könnte doch eigent­

lich… War aber nicht. Tageszeitungen in allen Preis­ und Niveauklassen, Autozeit­ schriften, sogar die russische Version von Bravo, und ich meine es gab sogar eine Computer­Bild. Nur Entenhausen war nir­ gendwo zu finden. So langsam zweifelte ich daran, daß es hier überhaupt Enten­ hausen­Comics gibt. Ein Besuch in Zari­ zyno (einer, bei den Moskauern als Aus­ flugsziel sehr beliebten Schloß­ und Parkanlage) überzeugte mich aber wieder vom Gegenteil. An den zahlreichen Kitschständen wur­ den unter anderem Luftballons in Form von Shrek und Min­ nie Maus verkauft. Also muss es auch Comics geben. Wo­ her sollte Minnie Maus es sonst zu ei­ ner luftballonwürdi­ gen Bekanntheit ge­ schafft haben? Eben­ so fiel mir eines Abends auf dem Weg, den ich jeden Tag lief zufällig beim Blick durch ein

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Schaufenster auf, daß der zugehörige Mo­ biltelefonladen ein hübsches Sortiment an Telefonanhängern und Schutzhüllen mit Disneyfiguren anbot. Ein ähnliches Bild auf dem Touristen­ markt in Ismailowo. Matrjoschkas mit Disneyaufdruck, sogar ein sicher recht al­ ter Button mit Donald drauf. Freilich, das meiste, was ich bisher gesehen hatte, wa­ ren sicher keine Li­ zenzprodukte, doch mittlerweile war es für mich gar nicht mehr so schlimm, keine Comics zu finden, hatte ich doch genug andere Begegnungen mit meinen Lieblingen gemacht. Was nicht heißt, daß ich die Suche aufgab. Was folgte waren trotzdem nicht die lange gesuchten Co­ mics, sondern weitere Luftballons in ei­ nem kleinen Einkaufszentrum, Schulhefte im Supermarkt und ein Plastikmicky auf dem Gelände des alten Allrussischen Ausstellungszentrums. Und dann geschah es doch. An der Me­ trostation Komsomolskaja, direkt neben der 100m langen Rolltreppe, in einem


kaum 2 Quadratmeter großen Kiosk lä­ chelte mich von einem sicher recht unpo­ pulären Platz (nämlich von außen kaum zu sehen) meine Lieblingsmaus an. Jetzt nur noch kaufen. Meine Frage, nein, es war diesmal eine selbstbewusste Forde­ rung, nach „Микки Маус“ wurde dies­ mal nicht mit einem fragenden, weil ah­ nungslosen Blick quittiert, nein, diesmal kam mir die Frage entgegen, welche ich denn haben möchte. Die Verkäuferin hielt mir 2 Ausgaben (das aktuelle, und ein mehrere Wochen altes Exemplar)hin, ich wollte nach so langer Zeit der Suche selbstverfreilich beide. Es war geschafft. Ich war glücklich. Diesen Tag konnte mir nichts mehr vermiesen. Noch bevor ich im Kakerlakenparadies Wohnheim war, hatte ich die Hefte mehrmals durchge­ blättert. Was hier direkt beim Kauf auf­ fiel, es gab keinen Preisaufdruck. Sämtli­ che Zeitschriften waren mit einem kleine Zettel versehen, der den Preis am jeweili­ gen Kiosk angab. Es konnte also jeder Händler den Preis selbst festlegen, und Restexemplare gingen offenbar auch nicht an den Verlag zurück. Ich zahlte hier für die aktuelle „Микки Маус“ 72 Rubel, und für das ältere Exemplar 50 Rubel (Zu dem Zeitpunkt bekam man für 1€ ca. 36 Rubel). Die Hefte haben 36 Seiten, davon ungefähr die Hälfte Comics, außerdem ist das Format der Hefte wesentlich kleiner als bei uns. Bedenkt man (auch wenn in Moskau über 35000 Dollarmillionäre le­ ben sollen), dass das Einstiegsgehalt für

Bankangestellte, der normale Kassierer­ oder Wachmannlohn laut mehreren Ge­ rüchten bei ca. 300€ im Monat liegt, darf man schon von einem stolzen Preis spre­ chen, und wird verstehen, warum es diese Hefte nicht überall stapelweise in der Auslage gab. Das Titelblatt der „Микки Маус“ zeigte (wie könnte es anders sein) den typischen MickyMaus­Schriftzug (latürnich in Ky­ rillischer Transliteration) mit dem dazu­ gehörigen Micky­Kopf, dazu eine Comic­ szene, sowie Bildhinweise auf den co­ micfreien Inhalt. Extras gibt es keine, da­ für aber ein Gewinnspiel, bei dem der Le­ ser eine Postkarte mit seiner Adresse ein­ schicken kann, und dann die Möglichkeit hat, einen Stiftebecher, ein Kindertage­ buch, oder dergleichen zu gewinnen. Es gibt einen Rätselcomic, eine WitzeTipp­ sTricks­Seite (zumindest hieß das so, als ich früher noch die deutsche „Micky Maus“ gelesen habe), eine Seite, die ei­ nem Star gewidmet ist, Rätselseiten, eine Seite mit kurzen Leserzuschriften und selbstgemalten Bildern und eine Witzsei­ te. Die Rückseite ist der Vorschau aufs nächste Heft gewidmet. Die Werbung im Heft beschränkt sich auf 2 Seiten. Beide für Mobiltelefonhintergrundbilder und Klingeltöne. Dazu kommt dann noch eine Seite, die für ein Abo wirbt. Als Aboge­ schenk wird z.B. eine Tasche in Form ei­ nes Seesacks mit Micky­Aufdruck ange­ boten. Insgesamt ist das ganze Konzept dort noch auf kleine Kinder ausgerichtet.

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Keine MickyMaus­Gang, und keine „coolen“ Halbwüchsigen mit Sonnenbril­ le und Lederjacke, die die irgendwelchen Jugendslang durchs Heft rufen. Wie ich der Vorschau fürs nächste Heft entnehmen konnte, erscheint die „Микки Маус“ wöchentlich, und immer am Frei­ tag. Da galt es also am Freitag wieder die Augen aufzuhalten. Irgend etwas trieb mich dann an ebendiesem Freitag in „meinem“ Supermarkt doch noch mal ans Zeitschriftenregal. Und siehe da, was er­ blickten meine großstadtsmogentzünde­ ten Augen dort? Die neue „Микки Маус“. Allerdings am ersten Tag direkt nur 2 Exemplare (die ich beide kaufte). Hier zahlte ich etwas unter 60 Rubel je Heft. Die Aussicht nach weiteren Publi­ kationen mit Enten und Mäusen blieb aber bis zum Ende meiner Reise erfolg­ los. Offenbar gibt es in Rußland nur die „Микки Маус“. Wir sind also in Deutschland doch sehr gut versorgt. Denn selbst diverse Bücherläden gaben nichts her. Die üblichen Disneybücher (Bambi, Arielle…etc.), aber keine Micky Maus, kein Asterix, keine Comics (dafür aber ein Pumucklroman). Tja, das war es dann eigentlich schon. Ich hoffe, dass die Meisten Spaß beim Lesen hatten und ihr nicht böse seid, dass es nun eher ein Reisebericht geworden ist, aber das Angebot an Comics hätte kaum mehr als einen unspeaktakulären Absatz abge­ geben.


Dem Meister ins Auge zu sehen... VON MORIZ STANGL

Eigentlich wollte ich auf Don Rosas Signierstunde auf der Frankfurter Buchmesse, habe dann aber beschlossen, das von Trier aus nähere Koblenz zu fahren. Ich habe mir den neuen Hall-of-Fame Band von Rosa mitgenommen, falls es in dem Comicladen, wo er signiert nichts zu kaufen geben sollte. Völlig zu unrecht, wie sich herausstellen sollte: Der Laden, der neben Comics, wie leider allzu häufig, auch Trading-Cards und Computerrollenspiele verkauft, ist neben verschiedensten Duckcomics für die Don Rosa Tour offensichtlich mit Extramaterial ausgestattet worden, traditionsgemäß maßlos überteuert, aber ich habe mir mein Portmonee in weiser Voraussicht gut gefüllt und betrachte begeistert die Ideen der Verlage uns Fans zu schröpfen: Da ist selbstverständlich der neue DonRosa-Kalender, der neue Hall-of-Fame Band, Sein Leben, seine Milliarden, aber auch dessen englische Ausgabe und dessen Einzelhefte, ebenfalls in den beiden Versionen von Gemstone und Ehapa, so genannte Kunstdrucke, die die Bilder der Kalenderblätter, die bereits im DDSH veröffentlicht wurden, enthielten und noch viele Spezialitäten wie Briefmarken und Aufkleber. Mich hätte es nicht verwundert, wenn mich zudem noch eine lebensgroße Dagobertstatue mit Herrn Rosa zusammen erwartet hätte. Ich bin relativ früh da, daher ist die Schlange noch nicht allzu lang, was hier heißt, das ich mich noch innerhalb des Ladens und nicht 50 Meter davor anstellen kann. Ich stelle mich also an, in der Erwartung hochfliegenden donaldistischen Diskussionen durchsetzt von fuchschen Wendungen lauschen zu können, stattdessen stehe ich vor der geballten Verkörperung des Comicsammler-Klischees in Reinnatur: eine Reihe dickbäuchiger, auf die 50 zugehender Männer mit Schnurrbart und fettigem Haar. Natürlich entsprachen viele nicht diesem Bild, aber zumindest im Alter war allgemein eine Tendenz zu grauen Haaren zu bemerken, weshalb sich ein Großteil der Gespräche nicht um die Ducks drehte, sondern um die deutschen Nachkriegscomics, wie die Ergüsse des unsäglichen Hansrudi Wäschers, und so schlagen meine kläglichen Versuche mit der etwas albernen Frage „Sind sie einfach nur Fan oder

Donaldist?“ ziemlich fehl. Mit der Zeit – und wahrlich, die hatten wir – stellte es sich dann heraus, dass ein Teil wohl aus „Autogrammjägern“ bestand, na toll. Schließlich treffe ich dann doch auf einen Donaldisten und kriege die sich wie Kaugummi ziehende Zeit dann doch rum. Von Don Rosa selbst hat man bis jetzt kaum etwas gesehen, aber jetzt kann man mit ehrfurchtsvollem Blick hin und wieder einen Blick auf seine Halbglatze erhaschen oder hin und wieder etwas von der meist knappen, aber freundlichen Konversation, die er mit jedem einzelnen Fan tapfer betreibt, mitbekommen. Schließlich sind es nur noch zwei Leute, nur noch einer, und ZACK, da stehe ich vor ihm. Ich glaube, dass ich ein Mensch bin, der sich nicht so leicht aus der Fassung bringen lässt, aber ich beteuere, das ich – trotz enormer Höhenangst – auf keiner Achterbahn einen solchen Adrenalinstoß bekam wie in diesem Moment. Ich komme mir plötzlich ziemlich albern vor und verhalte mich wie ein richtiger fünfzehnjähriger Fan, der sein Idol trifft. Sichtlich nervös wird mir plötzlich so heiß, dass ich mir den Schweiß mit der vollen Handfläche von der Stirn wischen muss (und das ohne jede literarische Übertreibung) und stottere im Takt meiner zitternden Hände in einem gebrochenen Englisch, das meine Lehrerin zweifellos zum Heulen gebracht hätte, meine mehr oder weniger vorbereiteten Sätze. Don Rosa, mit seinen mittlerweile weißen Haaren und seiner gerunzelten Stirn, lächelt natürlich und schaut mich über den Rand seiner kreisrunden Nickelbrille ein wenig fragend an. Ich bringe es tatsächlich fertig, um zwei Signaturen zu erfragen, vergesse aber vor lauter Aufregung ihn um eine Zeichnung zu bitten. Nichtsdestotrotz halte ich stolz zwei signierte Hefte in der Hand, gehe – noch etwas schwach auf den Beinen – zum Bahnhof um mir erstmal zwei heiße Schokoladen reinzukippen. Es ist erstaunlich und mir selbst ein Rätsel wie ich so sehr und noch so lange unter einer Art Schock stand – schließlich bin ich zwar ein Liebhaber seiner Geschichten, glaube aber, dass ich mir stets eine kritische Distanz bewahrt habe und

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zähle mich weißgottnicht zu einer jener dubiosen, fanatischen Rosasekten, die ihn kompromisslos in den Olymp der Comiczeichner zu heben versuchen. Und trotzdem brauche ich mindestens 10 Minuten, zwei Kakaos und entspannende Musik um wieder auf den Teppich zu kommen (hätte ich jemals die Möglichkeit gehabt Barks zu treffen, ich hätte wahrscheinlich einen Herzstillstand bekommen) – jetzt kann ich wieder unter Leute gehen. Ich schaue also noch mal bei dem Comicladen vorbei (ich schwöre übrigens, dass weder der heilige Rock in Trier noch sonst eine religöse Reliquie der Welt vorsichtiger und behutsamer transportiert wurde, als ich es mit meinen signierten Comics tat), derweil ich mir alles noch mal durch den Kopf gehen lasse. Es fühlt sich komisch an, einer Person, mit deren Arbeit man sich teilweise sehr intensiv auseinandergesetzt hat und über die man viel zu wissen glaubt, aber nicht kennt, direkt ins Gesicht zu sehen. Vor dem Comicladen und komme in den Genuss von einigen wirklich rührenden Szenen: Ein Paar, er etwa fünfzig, zwei signierte Kunstdrucksammlungen in der Hand, umarmt sich mit dem „Endlich haben wir’s geschafft“ (wahrscheinlich hat er seine ganzen 50 Jahre drauf gewartet…) so herzlich, als sei ihnen Gott persönlich über den Weg gelaufen, ein kleines Kind klebt mit großen Augen an der Schaufensterscheibe, durch das es Rosa bei der Arbeit sieht, ein anderer der beschwingt aus dem Laden gehüpft kommt und vor sich hinmurmelt: „Ein ganz großartiger Mann, Rosa, ganz großartig und so menschlich“ Und das muss man Rosa wirklich zugute halten: Auch wenn die Zeichnungen und Signaturen sicherlich kein großer Aufwand für ihn sind, so bin ich doch erstaunt, wie er von 13 bis 19 Uhr (wahrscheinlich noch etwas länger) ohne Unterbrechung – Kaffee, Kuchen, selbst ein Glas Wasser, das man ihm aufzudrängen versuchte, lehnte er ab - gezeichnet und signiert hat und trotzdem jeder einzelnen Zeichnung die gleiche Sorgfalt und jedem einzelnen Fan ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit zu schenken bereit war. Man darf ihn um die Möglichkeit, mit so wenig Strichen soviel Freude zu bereiten, beneiden.


Die besten... Weihnachtsbände VON KARSTEN BRACKER

Alljährlich bringt Ehapa weihnachtliche Sonderausgaben heraus. Damit sind allerdings nicht nur die LTB Sonderbände (die jetzt mal außen vor gelassen werden) gemeint, sondern auch die Disney­Sonderalben aus den 80ern, diverse Einzelausgaben u.a. Im folgenden gibt es eüber diese Publikationen eine Übersicht mit Preisen und Empfehlungen. Viel Spaß beim nächsten Weihnachtseinkauf...

Disney Sonderalbum 1984­1988

Bände: 6 (1.: DD 50 Jahr­Jub.) Preis: 5,30 DM­5,90 DM Wert/Preis heute (Z1) 12 € (6.: 20 €) auf 52 Seiten jeweils 4­reihige Weihnachtscomics (+) mit Barksgeschichten in den Bänden 3 und 4 2. Weihnachtsgeschichten mit Micky Maus 3. Weihnachtsgeschichten mit Onkel Dagobert 4. Weihnachtsgeschichten mit Donald Duck 5. Weihnachtsgeschichten mit Tick, Trick,,, 6. Weihnachtsgeschichten mit Micky und Donald

BL DD-Weihnachtsgeschichten 1993

Einzelband Preis: 14,80 DM Wert/Preis heute (Z1, 1. Aufl.) 13 € (2. Aufl.ff 6 €) auf 48 Seiten 5 Weihnachts­8­Seiter (+) nur Barks (–) nur Kurzgeschichten

BITTE BEACHTEN:

Der erste inoffizielle deutsche Disney Podcast. Alle 14 Tage nehmen wir Euch mit auf eine Reise in die Themenpark Resorts und präsentieren Euch News aus der weiten Welt von Disney.

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Weihnachtsalbum 1996­1997

Bände: 2 Preis: 18,00 DM Wert/Preis heute 1.: 8 €, 2.: 25 € auf 56 Weihnachtsgeschichten (–) teuer 1. Weihnachtsalbum 2. Weihnachtsalbum

TGDD Spezial 2003­2004

Bände: 2 (no. 2 + 4 der Reihe) Preis: 3,50 € Wert/Preis heute 2.: 7 €, 3.: 3 € auf 100 Seiten Comics und Berichte zum Thema (+) großer Umfang (+) gute Zeichnerauswahl (–) Thema wird nicht fortgeführt (–) fast nur Nachdrucke aus den Weihnachtsalben (s.o.) 2. Weihnachts­Comics 4. Weihnachten in Entenhausen

Micky Maxx

XXL 2

Bände: 3 (no. 2,4 +6 der Reihe) Preis: 4,95 € Wert/Preis heute 3 € auf 144 Seiten Comicsund Rätsel(­Spiele) (+) großer Umfang (+) günstig (+) ODs Schatztruhe wird nachgedruckt (–) viele non­Comic­Seiten (–) mäßige Zeichnerauswahl

Einzelband Preis: 6,95 € auf 240 Seiten Comicsund Rätsel(­Spiele) (+) sehr großer Umfang (+) günstig (–) mäßige Zeichnerauswahl (–) nur zwei Erstveröffentlichungen (–) teilw. keine Winter­/Weihnachtsgeschichten

2003­2005

2008

Trotz der Minuspunkte lohnt sich hier der Kauf, denn soviel Weihnachts­ und Wintergeschichten auf einmal gibt es nur in diesem Band.

2. Der Super­Winter­Spaß 4. Der Super Winter­Spaß 6. Micky Maxx

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Sammlungen – Teil 12 VON ADRIAN PODLESNY

Meine Sammlung ist nicht besonders groß oder gut erhalten – ich bin trotzdem sehr stolz auf sie. An jedem Heft oder Buch hängt eine Erinnerung, ich bin praktisch mit ihr aufgewachsen. Ich besitze größtenteils Micky Maus Magazine. Insgesamt sind es fast 200 Stück. Diese haben sich dadurch angesammelt, dass mein Vater mir einmal ein Abonnement geschenkt hat, welches ich dann ca. drei Jahre lang behalten habe. Allerdings legte ich damals noch nicht so Wert auf das Sammeln, daher habe ich auch viele Hefte einfach nach dem Lesen weggeworfen ­ daher die niedrige Anzahl. Natürlich besitze ich auch Lustige Taschenbücher. An der Zahl sind es 33, davon sind sechs Stück Enten­Editionen und zwei Mammut­Comics. Mein ältestes Lustiges Taschenbuch ist ein Nachdruck der Nummer 60, Donald ohne Furcht und Tadel", von 1992, welches ich vor kurzem bei eBay erstanden habe. Regelmäßig lese ich nur noch das Donald Duck Sonderheft. Zurzeit besitze ich 22, meine älteste Ausgabe ist die Nummer 68 (1981), welche ich ebenfalls bei eBay gekauft habe. Neben diesen Ansammlungen von regelmäßig erscheinenden Publikationen befinden sich in meiner Sammlung auch einzelne Bücher. So zum Beispiel der Sein Leben, seine Milliarden" Sammelband, das Buch Carl Barks. Der Vater der Ducks", einige Ausgaben der BILD Comic­Bibliothek (Disney: Donald Duck" und Phantomias") und drei Hall of Fame ­Bände (Nummern 6, 9 und 14). Meine Comics sind nach Publikationen und Erscheinungsdatum geordnet. Meine Micky Maus Magazine befinden sich, ebenso wie die Donald Duck Sonderhefte, in Stehsammlern in einem Regal. Die Stehsammler habe ich, da ich finde, dass es so einfach netter aussieht, als wenn sie nur weiß sind, hinten mit Disney­Motiven beklebt. Die Hefte sind einzeln in Comichüllen eingepackt. Einige Micky Maus Magazine befinden sich allerdings auch in einer Kiste in meinem Schrank, da in den Stehsammlern leider nicht genug Platz ist. Diese Hefte sind nicht in Hüllen. Die Lustigen Taschenbücher stehen lose (ohne Hüllen oder Ordner) im Regal. Im Regalfach daneben stehen die einzelnen Bücher (TGDDSH Spezial, BILD Comic­Bibliothek, HoF, SLSM etc.). Meine Micky Maus Magazine haben leider sehr gelitten. Früher habe ich nicht wirklich darauf geachtet, dass sie ordentlich gelagert werden, die meisten lagen in Stapeln im Schrank, und wenn sie zum lesen rausgeholt wurden, blieben sie auch draußen liegen. Ich habe also kaum ein MM­M, was keinen Knick oder Riss hat. Mit den DDSHs sieht es schon anders aus. Die meisten sind gut bis sehr gut erhalten, nur die Nummern 68 und 208 sind schwer beschädigt. Erstere habe ich so bekommen, letztere ist aus dem gleichen Grund beschädigt, aus dem es auch die MM­ Ms sind. Die LTBs sind alle sehr gut erhalten, die, die schon etwas kaputt sind, habe ich von einem Freund bekommen, da dieser nicht mehr sammelt. Wie schon gesagt ist meine Sammlung nicht sehr groß, doch ich hoffe (und bin mir auch sicher), dass sie in Zukunft noch sehr wachsen wird.

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Wie groß ist der Weihnachtsmann? VON MORIZ STANGL

So wie wir in der letzten „Entenhausener Unwichtigkeit“ zum Thema Halloween die gesellschaftliche Rangleiter hinabgeklettert sind bis wir beim Monster ankamen, so möchte ich nun nach der Hölle zum Himmel kommen und uns bis auf die oberste Sprosse des Guten hinaufschwingen. Und was verkörpert mehr das Guten als der Weihnachtsmann? Der Weihnachtsmann höchstpersönlich tritt nur in zwei von Barks Geschichten auf. Das ist in Anbetracht von 46 Weihnachtsgeschichten und ­bildern erstaunlich wenig. Immerhin erfährt der Leser, dass der Weihnachtsmann bei Barks mit Frau und Wichteln am Nordpol wohnt und einen roten Mantel und langen Bart trägt. Doch betrachten wir einmal den „echten“ Weihnachtsmann fern der Entenhausener Welt. Der „amerikanische“ Weihnachtsmann geht wahrscheinlich auf mehrere volkstümliche Typen zurück, an deren erster Stelle der heilige Nikolaus von Myra zu nennen ist. Ihm kommt allerdings die rein positive Rolle des Geschenkeverteilens zu, während sein Knecht Ruprecht die Bestrafung der Kinder übernimmt. Daneben existiert aber auch eine nordische Figur, wohnhaft in Lappland, die eine Rute (Fruchtbarkeitssymbol) und Nüsse verschenkt und die wiederum wahrscheinlich auf die Götter Thor und Balder zurückgeht. Der Weihnachtsmann, der in den USA zunächst Verbreitung fand, verschmilzt die Rollen von Knecht Ruprecht und Nikolaus, indem er die Rute der nordischen Figur zum Bestrafungsgegenstand uminterpretiert. Interessant ist, dass bei Barks dieser negative, bestrafende Teil des Weihnachtsmannes ganz fehlt. Zurückgeblieben ist der strahlend­ freundliche – und daher auch vermarktungsgeeignetere ­ Weihnachtsmann, der uns ebenso aus der Coca­Cola­Werbung bekannt ist. Dieser Weihnachtsmann ist kein Träger des „Geistes der Weihnacht“, er ist die Personifikation des Kommerzes. Und um Kommerz geht es in „Donald Duck in Toyland“, einer Weihnachtserzählung, die

vielmehr einem Werbeprospekt für Weihnachtsgeschenke denn einer Geschichte glich. Barks sah in Weihnachten kein Fest von Nächstenliebe und Demut, vielmehr nahm er das Fest zum Anlass, die Verdorbenheit der Gesellschaft anzuprangern. Mit Geschenken überladene Ehemänner, von ihren Frauen dirigiert, Kundenmassen, die sich in den Kaufhäusern wie wahnsinnig auf die letzte Packung Lametta stürzen, Neid, Zwietracht und Gier bestimmen den Ton der Weihnachtsgeschichten. Leicht ließen sich ­ um beim Christentum zu bleiben – die Sieben Todsünden finden, alles scheint sich in Dagoberts wütenden Ausruf „Christmas! Bah! Bah! Bah!“ („Christmas Cheers“) zu vereinen. Doch all diese destruktive Energie, die das Fest der Nächstenliebe in der Gumpenmetropole auszulösen vermag resultiert aus einer Eigenschaft, die in fast allen Weihnachtsgeschichten Erwähnung findet: Maßlosigkeit. Die Kritik von Barks entsteht aus der Diskrepanz zwischen dem ursprünglich von christlichen Werten wie Demut, Nächstenliebe und Bescheidenheit bestimmten Weihnachtsfest und der kommerzialisierten Realität, die im übrigen seit längerem auf die Kritik der Kirche stößt, die Funktion des Weihnachtsfestes als religiöses Fest in Gefahr sieht. Bei uns ist es die Religion, die die ursprünglichen Werte der Weihnacht vertritt, in Entenhausen übernimmt die Rolle des „Geists der Weihnacht“ aufgrund der Tabuisierung der Religion und der Möglichkeit der Existenz irrealer Personen der Weihnachtsmann selbst. Nicht dass sich diese Mischung aus Thor, Balder und Coca Cola mit der Korpulenz eines Sumu­Ringers (und damit selbst schon maßlos) sich zur moralischen Instanz aufschwingen würde, aber ebenso wenig überzeugend wie Wuwelack, der Schutzgeist des Waldes, der im Original „the spirit of christmas“ heißt („The Golden Christmas Tree“), vertritt er immerhin die auch im Sinne des Verlags für Weihnachten erwünschte pädagogisch richtige und positiv besetzte Seite.

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Sankt Nikolaus, oder was von ihm übrig geblieben ist Ein Paradebeispiel der Gegenüberstellung dieser Gegensätze ist „Letter to Santa“. Donald und Dagobert versuchen den Weihnachtswunsch der Kinder nach einem Schaufelbagger beide zu erfüllen, was in einem zerstörenden Kampf (siehe Abbildung) endet. Schließlich bringt der Weihnachtsmann persönlich den Schaufelradbagger, so wie die Kinder ihn sich gewünscht haben, ein kleines Spielzeugmodell ­ „Leistung eine Kerzenstärke! Fassungsvermögen der Schaufel: Zwei Teelöffel“. Der Weihnachtsmann taucht allerdings erst auf, nachdem Donald versucht den Neffen die Situation verkleidet als Weihnachtsmann zu erklären. Da sein Kostüm anbrennt, rennt er unter die Dusche; dadurch von Wasser durchtränkt, quillt der Sack Bohnen unter seinem Mantel auf, bis er auf dem Rückweg durch den Kamin denselben sprengt. Die Symbolik und die Moral ist offensichtlich: Die Maßlosigkeit der Größenwahn hat den Zenit überschritten


Schön illustriert der Kampf mit Dampfbaggern in „Letter to Santa“ die anatide Vorstellung von Weihnachten.

und platzt so wie auch das Lügenkonstrukt der Onkel auffliegt. Der darauffolgende Auftritt des Weihnachtsmanns selbst ist weniger pompös, aber dafür umso spektakulärer. Er schrumpft, um durch den Kamin zu passen und kommt erst dann zu seiner vollen Größe. Der praktische Gedanke wie der Weihnachtsmann seinen beträchtlichen Körperumfang durch den Kamin zwängen will verbindet sich mit einer für Barks in dieser Art eher untypischen symbolischen Ebene. Geoffrey Blum bringt die Gegensätze der Geschichte gut zum Ausdruck: „Der Weihnachtsmann weiß genau; dass Gigantismus und der Weihnachtsgedanke unvereinbar sind, Denn Weihnachten ist die Zeit der kleinen, leisen Wunder, die groß scheinen, weil sie zu Herzen gehen […]. Er hat es nicht nötig, groß und aufsehenerregend durch den Kamin zu poltern […]. In Wirklichkeit dringt er in die Herzen der Menschen ein, zeigt sich durch unscheinbare Taten und erreicht erst dann seine volle Größe, wenn er dort – in den Herzen der Menschen

angekommen ist.“ Weihnachtsmann­Syndrom“)

(„Das

Doch zu einseitig ist die Figur des Weihnachtsmannes, als dass Barks wirklich etwas mit ihr hätte anfangen können. Und so wie in „The Golden Christmas Tree“ das Aufeinandertreffen der ins pädogische Olymp zu verortenden, schrecklich schmalzigen Vorstellungen von Westerns Redakteuren und der „Christmas, Bah! Bah!“­ Haltung von Barks in einem konfusen Puzzle aus Gesellschaftskritik und Märchenromantik eskaliert, so wird der Weihnachtsmann von der Entenhausener Welt als Fremdkörper abgestoßen als hätte er die falsche Blutgruppe, was die Geschichten mit ihm unglaubwürdig macht und auch sicher der Grund ist, warum Barks ihn so selten verwendete. Die wenigsten Disneyzeichner entsprechen Barks Menschenbild oder wagen es sich es in ihren Comics kundzutun. Gewöhnlich überwindet man den bei Barks scheinbar

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unüberwindbaren Gegensatz, indem man Entenhausen der in Schwarz und Weiß gemalten Märchenwelt des Weihnachtsmanns anpasst. Erwähnbar unter der Masse gleichförmiger Geschichten ist da vielleicht noch Scalas interessante Kombination aus Weihnachtsromantik und Abenteuergeschichte „Weihnachten in Lappland“. Wie kaum ein anderer Zeichner vermag Scala mit seinem ohnehin romantischen, verspielten und ornamentalen Stil diese Idylle auch graphisch überzeugend rüberzubringen. Viel interessanter ist aber die Verarbeitung des Weihnachtsmotivs durch einen Zeichner, der für seine Barksnähe bekannt ist: Daan Jippes. Auf den ersten Blick Blick nicht als Weihnachtsgeschichte zu erkennen ist eine Weihnachtsgeschichte des Zeichners aus dem Jahre 2002 ebenso neutral mit „Der fliegende Bote“ betitelt. Donald arbeitet als Postflieger mit einem Ultraleichtflieger. Da er einen Hund vor dem Tod rettet, kann er einen Auftrag


nicht mehr zustellen. Deshalb droht seinem geliebten Flieger am nächsten Morgen die Verpfändung an Onkel Dagobert. In der Nacht bekommt er von einem Gnomen einen Auftrag drei Säcke zu transportieren, als Lohn verspricht man ihm den Gunstbeweis ihres Meisters. Als Donald am nächsten Morgen aufsteht, sieht er sein Ultraleichtflugzeug unter dem Weihnachtsbaum stehen. „Rate mal“ „wer es gebracht hat!“ „Es war Onk…“ „Danke, Jungs, ich bin vollends im Bilde! Ich gebe zu, dass ich lange Jahre in einer Art Wolkenkuckucksheim gelebt habe. Doch jetzt weiß auch ich, dass es den Weihnachtsmann wirklich gibt!“ Während bei Barks der Weihnachtsmann zu schrumpfen beginnt, wird er bei Jippes in einer Art Fortführung gewissermaßen ausgeklammert. Die Frage um seine Existenz bleibt offen. In dieser

Geschichte von Jippes gelingt es ihm besser als dem Meister selbst eine für ihn typische Verbindung auszuführen, um den Spagat zwischen Weihnachtsmann und Entenhausen hinzukriegen: Die Verbindung von praktischer Realität und märchenhafter Fantasie, wie wir sie beispielsweise in „Der güldene Wasserfall“ von Barks finden. Statt Realität und Fantasie gegeneinander ankämpfen zu lassen, Entenhausen nach Disneyland zu verfrachten, bietet Jippes beide Versionen an und überlässt es dem Leser sich für die seine zu entscheiden. Wenn wir diese Entwicklung rein spekulativ weiterdenken möchten, dann würde auf Barks kleinen Weihnachtsmann und Jippes Aussage „Den Weihnachtsmann gibt’s vielleicht“ ein Entenhausener Nietzsche folgen, mit der frechen Aussage auf den Lippen „Der Weihnachtsmann ist tot“. Carl Barks wäre mit dieser Lösung mit Sicherheit zufrieden gewesen.

Weniger destruktiv, aber von der gleichen Skurrilität der Größe gezeichnet ist diese Darstellung aus „You can’t guess“

Bildquellen: inducks.org, lindt.ch, cbarks.dk

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LTB Jahresrückblick 2008 VON MANUEL SCHUMANN

Das Jahr neigt sich dem Ende zu: 13 Bände sind in der Hauptreihe des Lustigen Taschenbuches erschienen, 3299 Seiten und 129 verschiedene Geschichten durfte man als treuer Kunde lesen. Hat es sich gelohnt? Nun, diese Frage muss sich natürlich jeder selbst stellen. Wie schon 2007 (siehe BE 8) versuche ich meine subjektiven Gedanken über dieses LTB-Jahr in Worte zu fassen und sie mit ein wenig StatistikArbeit zu vermischen. Viel Spaß!

Cover Fangen wir bei den Titelbildern an, wo sich auf jeden Fall Unterschiede zum Vorjahr erkennen lassen: 2007 wurde jedes Cover von Ray Nicholson gezeichnet (Ausnahme: LTB 360 von Casty), während dieses Jahr sage und schreibe sechs Cover von Italienern gestaltet wurden. Zwei davon (Ausgabe 379 & 382) sind aus der Feder von Giorgio Cavazzano, die er für seine Egmont-Geschichten angefertigt hat. Die vier weiteren Titelbilder sind dem Topolino entnommen und stammen von Lara Molinari (374), Carlo Limido (381) sowie Andrea Freccero (373 + 384). In der Verteilung von Mäuse und Ducks hat sich jedoch nichts geändert: Zwei Cover zeigen ausschließlich Charaktere aus dem Maus-Universum (376 und 383), zehn sind dem Duck-Universum gewidmet und eins (380) bildet beide ab. Interessant ist vor allem das erste Cover im Jahr, welches nicht nur einen 3D-Effekt hat, sondern auch eine direkt Kopie des Erstauflagencovers von LTB 102 ist. Auch ansonsten hat man wieder die üblichen „Spielereien“ eingesetzt (Mattierungen, Ausklapp-Cover, usw.) Insgesamt ist also im Jahre 2008 bei den Covern eine klare Qualitätssteigung zu

erkennen, es gibt jedoch noch genug Luft nach oben. Einzelne Ausgaben Nun werden alle 13 Bücher im Einzelnen betrachtet und bewertet: LTB 372 – Alarm! (13. Platz) Wie auch schon 2007 mit LTB 359 beginnt das Jahr holprig, um nicht zu sagen schlecht. Viel Mittelmaß, wenig Inspirierendes. Mit „Generaloberstwaldwebel ehrenhalber“ aber immerhin eine TopGeschichte. Ansonsten muss man bei dieser Ausgabe aber noch erwähnen, dass sich das Übersetzerhighlight des Jahres in „Guru des Unglücks“ findet: Rein vom Skript her ist diese Geschichten sogar eher schlecht, aber dadurch, dass der Übersetzer die Eingeborenen auf witzige Art und Weise schwäbeln ließ, wurde diese Geschichte enorm aufgewertet. LTB 373 – Flucht nach Duckland (9. Platz) Die zusätzlichen Seiten waren in „Wenn Hexen lieben“ sehr gut angelegt. Übertroffen wurde diese Geschichte jedoch von der Scarpa-Geschichte „Geschäft ist Geschäft“ die zu den besten Geschichten der letzten Jahre im LTB zählt. Während auch die Titelgeschichte zu überzeugen vermag, gibt es allerdings viele mittelmäßige oder sogar schlechte („Ein Stein mit Herz“) Storys, die den Gesamteindruck trüben. LTB 374 – Donald blickt durch (4. Platz) Dieses LTB zählt den besseren LTBs des Jahres, da mit „Das Fischkraftwerk“, „Auf Messers Schneide“ und der Titelgeschichte gleich drei TopGeschichten vorhanden sind. Im Mittelteil gibt es aber wieder einige weniger lustige Kurzstorys, sodass das LTB nur einen positiven Eindruck hinterlässt und nicht rundum überzeugen kann.

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LTB 375 – Patient Donald Duck (11. Platz) Auf eine recht gute Ausgabe folgt wieder eine der schwächeren. „Esel unter sich“ als eine der besten Geschichten 2008 rettet dieses LTB, ansonsten gibt es wenig Erwähnenswertes, vor allem die Egmont-Geschichten von Cavazzano enttäuscht. LTB 376 – Sturz ins Abenteuer (1. Platz) Ein wirklich außerordentlich gutes LTB, mit recht großem Abstand Nummer 1 in diesem Jahr! Alle Geschichten sind im grünen Bereich, dass die klassische Scarpa-Geschichte die schwächste des Bandes ist, sagt alles. Mit Castys „Die Wunderbrause“, Andersens „In der Ruhe liegt die Kraft“ und Gervasios „Das verlorene Amulett“ sowie „Merkwürdige Moden“ gibt es gleich vier Geschichten, für die es sich auf jeden Fall lohnt, das LTB nochmal irgendwann aus dem Regal zu räumen und durchzulesen! Die einzige Enttäuschung ist die Titelgeschichte, die ein schönes Abenteuer mit Indiana Goof verspricht, allerdings auf eine Alltagsgeschichte (die jedoch trotzdem in Ordnung ist) herausläuft. LTB 377 – Finale! (5. Platz) Überraschenderweise gibt Ede Wolf in diesem LTB sein Comeback! Und „Manche mögen’s scharf“ vermag zu überzeugen und ist sogar die beste Geschichte im LTB. Da es noch weitere gute Geschichten wie „Gerangel um eine Statue“ von Faccini und „Anspruchsvolle Doppelrolle“ von Barozzi gab, ist ein Platz im oberen Mittelfeld gerechtfertigt.

LTB 378 – Endlich Ferien! (3. Platz) Eine Ausgabe mit erstaunlich wenig Durchschnittskost. Stattdessen versüßen Scarpa „Urlaub auf dem Karstekogel“) und Cavazzano „Wirrulente Wirkwut“ die Lektüre, womit sich LTB 378 den dritten Platz verdient hat.


LTB 379 – PLATSCH! (12. Platz) Und darauf folgt nun wieder ein Gefälle: Die Titelgeschichte ist trotz Cavazzanos Zeichnungen sogar eine der schlechtesten des Jahres und auch weiteres mittelmäßiges Material machen diese Ausgabe zur zweitschwächsten des Jahres. Einzige Top-Geschichte: „Die Rückkehr der Heldin“ – damit ist Phantomime gemeint – überzeugt auf ganzer Linie. LTB 380 – Ring frei! (10. Platz) Wesentlich besser ist das darauffolgende LTB auch nicht, so richtig überzeugen kann nur „Der Held der Damenwelt“. Der Egmont-Teil ist etwas enttäuschend und auch die Rückkehr von Supergoof kann man als ziemlich langweilig betrachten. Insofern also keine Ausgabe, die vom Hocker haut. LTB 381 – Die dunkle Seite des Glückstalers (7. Platz) Wieder ist es Casty, diesmal in Zusammenarbeit mit Paolo Mottura, der die Top-Geschichte des Bandes beisteuert. Auch die diesmalige ScarpaGeschichte „Die vertauschten Körbe“ ist ziemlich gut, ansonsten gibt es unter den Duck-Geschichten einige, die ein schwaches Gut oder ein gutes Mittelmäßig verdient haben – es gab also weder wirklich Belangloses, noch etwas, das aus der Masse heraussticht. LTB 382 – Welt ohne Farbe (8. Platz) Während im Mittelteil des Buches viel Mittelmäßiges und mit „Ein geheimnisvoller Helfer“ die vielleicht schwächste Geschichte im Jahr zu finden ist, wird es zum Ende hin besser, da „Schottische Konkurrenz“ und „Von Schurken und Scherben“ beide von sehr guter Qualität sind. Insgesamt also im Mittelfeld des Rankings.

LTB 383 – Happy Birthday, Micky! (6. Platz) Insgesamt beschreibt das Adjektiv „ordentlich“ das LTB wohl am besten. Wieder gibt es mit „Tanz der Taler“ einen sehr lesenswerten Comic, auch die einzige Crossover-Geschichte „Die chinesische Braut“ sowie die alte DeVita-Story „Das Sonnentor der Inkas“ heben den Schnitt.

LTB 384 – Agent DoppelDuck (2. Platz) Zum Abschluss des Jahres gibt es noch einmal eine ziemlich zufriedenstellende Ausgabe, auch wenn es wieder einige öde Geschichten gibt. Mit der Veröffentlichung von DoppelDuck wird jedoch der Vogel abgeschossen – auch wenn man sich vielleicht aktuell noch kein allgemeines Urteil erlauben kann, zählt zumindest Teil 1 zu der lustigsten Geschichte der letzten Jahre. Positiv fallen auch „Noch eine Mutprobe“ sowie der für EgmontVerhältnisse relativ gute Micky-Comic auf.

Autoren Im Gegensatz zu den Zeichnern sind die Schreiber der Comics meist nicht so bekannt. Ich gebe hier meine Bewertung zu den 10 Autoren, von denen 2008 am meisten Seiten im LTB erschienen sind (und zusätzlich noch zu einigen anderen). Eine Grünfärbung zeigt dabei an, dass der Platz dieses Künstlers in meinen Augen gerechtfertigt ist. Eine Rotfärbung vermittelt dabei das Gegenteil, während eine Schwarzfärbung weder besonders gute noch schlechte Leistungen an. Bei den Autoren liegt – das ist keine Überraschung – Carlo Panaro mit Abstand vorne. 15 Geschichten und 311 Seiten stammen von dem Autor (eine seiner Geschichten ist durchschnittlich ca. 21 Seiten lang). Bis auf „Wer steckt dahinter?“ (LTB 372) kommt allerdings leider keine Geschichte über das Mittelmaß hinaus, sodass dieser erste Platz (im Vorjahr 2.) auf keinen Fall gerechtfertigt ist. Auf Platz 2 landet Rodolfo Cimino (im Vorjahr 3.), von dem man wieder sowohl altes, als auch noch neues Material ausgewählt hat. Während seine neuen Geschichten 2007 mittelmäßig abgeschnitten haben, kann man die Auswahl in diesem Jahr als ganz nett – aber keinesfalls überragend – bezeichnen. Noch überraschender ist allerdings das Abschneiden der fleißigsten EgmontAutoren im drei-reihigen Sektor Pat & Carol McGreal (241 Seiten). Von dem amerikanischen Ehepaar kommen zwar nach

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wie vor keine Top-Geschichten, dieses Jahr schneiden sie aber mit Comics wie „Die chinesische Braut“, „Zu Besuch in Winzelhausen“ oder „Welt ohne Farbe“ im Vergleich zum letzten Jahr doch sehr ordentlich ab. Exakt gleich viele Seiten – nämlich 132 – haben zwei verschiedene Künstler beigesteuert, die sich damit Platz 4 teilen: Der Italiener Fausto Vitaliano und der Däne Niels Roland. Beide sind Neulinge (Vitaliano war zwar auch schon aus 2007 bekannt, der Durchbruch gelang ihm hierzulande aber erst jetzt), schneiden jedoch sehr, sehr unterschiedlich ab: Während Rolands vier Geschichten eher mittelmäßig oder höchstens ganz nett sind, zählt Vitaliano neben Casty und Scarpa zu den besten Autoren dieses Jahres. Er setzte ganze drei Highlights in diesem LTB-Jahr: „Esel unter sich“ (LTB 375), „Tanz der Taler“ (LTB 383) und vor allem der erste Teil von „Agent DoppelDuck“ (LTB 384). Schon seit längerer Zeit dabei ist hingegen Bruno Sarda, der diesmal auf Platz 6 landet (im Vorjahr 7.). Der Erfinder von Indiana Goof hat zwar nur kürzere Geschichten geschrieben, von denen allerdings kein einziger dem grauen Mittelmaß zuzuordnen ist. Als Top kann man aber höchstens „Generaloberstwaldwebel ehrenhalber“ bezeichnen. Schon positiver zu bewerten ist der siebtplatzierte Sergio Tulipano, von dem mit „Klein, aber oho!“ (LTB 384) die längste Geschichte des Jahres und mit „Merkwürdige Moden“ (LTB 376) eine der besten Geschichten des Jahres ist, sodass bei ihm eine knappe Grünfärbung durchaus gerechtfertigt ist. An achter Stelle folgt Casty, dessen drei Comics (insgesamt 101 Seiten) allesamt sehr, sehr überzeugen und so sicherlich noch Mehr von ihm gerechtfertigt wäre (immerhin war in der dritten Sonderedition noch eine weitere Geschichte von ihm zu finden). Völlig ungerechtfertigt stehen dagegen Mark und Laura Shaw auf Platz 9, von denen keine der 100 Seiten überzeugen kann. Vor allem durch „Ein Stein mit Herz“, aber auch durch „PLATSCH!“ wurden NegativHighlights des Jahres gesetzt. Auf Platz 10 steht erfreulicherweise Romano Scarpa, der drei seiner acht Comics das Skript eigenhändig geschrieben – und vor allem mit „Geschäft ist Geschäft“ (LTB 373) beweist, dass er ein ebenso guter Autor wie Zeichner ist


Nun noch weitere Autoren, die es nicht in die Top 10 geschafft haben, aber hier trotzdem erwähnt werden sollten: Nachdem 2007 nichts von Gorm Transgaard erschienen ist, kehrte er 2008 mit drei Comics zurück (u.a. „In der Ruhe liegt die Kraft“, LTB 376), mit denen er bestätigt, dass er eines der besten Pferde – wenn nicht das beste – im drei-reihigen Egmont-Stall ist. Unter anderen Egmont-Autoren sticht niemand besonders hervor. Per Hedman schneidet, da noch am besten ab, Andreas Pihl, Paul Halas (von dem es dieses Jahr nur zwei Geschichten gab, letztes Jahr waren es vier) und Neuling Doug Gray überzeugen weniger. Auf italienischer Seite ist Giorgio Salati ein junger und überzeugender Autor. Zwei seiner drei Comics, nämlich „Auf Messer Schneide“ (LTB 374) und „Wirrulente Wirkwut“ (LTB 378) können vollauf überzeugen. Ein Künstler, den man auch im Auge behalten sollte, ist Ricardo Secchi. Zwar erschien dieses Jahr von ihm nur eine Geschichte („Die Rückkehr der Heldin“, LTB 379), diese konnte aber vollauf überzeugen. Dass Sergio Badino hingegen nicht mehr in der Top-Liste vertreten ist (im Vorjahr 6.), kann man als positiv bewerten, denn alle seine drei Geschichten können nicht überzeugen. Schon viel erfreulicher ist hingegen das Comeback von Tito Faraci mit „Noch eine Mutprobe“ (LTB 384) – damit taucht er erstmal seit Ausgabe 347 wieder mal im regulären LTB auf. Er hat gefehlt!

Zeichner Und nun dasselbe Spielchen dann noch bei den Zeichnern – allerdings wurden die Grünfärbungen nicht anhand meiner Note für die einzelnen Geschichten vergeben, sondern anhand meiner Eindrücke für die zeichnerische Leistung. Wie auch schon im Vorjahr führt Altmeister Giorgio Cavazzano die Liste mit zehn Geschichten und 306 Seiten der Zeichner souverän an. An seine alten Tage kommt er zwar nicht mehr heran, jedoch bildet Cavazzano noch immer eine Feste Größe im LTB und wertet die Comics immer noch mit seinen Zeichnungen auf - dass er nun auch noch bei Egmont tätig ist, verstärkt seinen Einfluss. Jedoch waren gerade in seinen dänischen Geschichten einige zeichnerische Schwächen erkennbar

gewesen... allerdings muss man auch sagen, dass die Skripts, die er bekommen hat, eines Giorgio Cavazzanos nicht unbedingt würdig waren. Sein „Lehrer“ Romano Scarpa schafft es auf Platz 2 (im Vorjahr 6.), dessen acht Geschichten insgesamt fast ein ganzes LTB füllen (und auch in den Nebenreihen gab es eine Menge Erstveröffentlichungen von ihm). Im Gegensatz zu 2007 sind allerdings dafür weniger bzw. gar keine klassische Geschichten von Carpi, Cavazzano, Bottaro & Co. erschienen. Auf den Plätzen 3-6 folgt dann die Egmont-Zeichnerriege: Zuerst einmal wäre da Flemming Andersen, der mit sieben Geschichten und 225 Seiten auf Platz 3 (Vorjahr 4.) gelangt. Über seinen Stil kann man zwar streiten (an der Rotfärbung erkennbar, zu welcher Partei ich zähle), allerdings muss man doch konstatieren, dass der Däne dabei weniger auf die viel gescholtene Aggressivität in den Zeichnungen setzt – das hat aber auch mit den Skripts zu tun, die er bekommt, die inzwischen eindeutig besser sind, als noch vor ein paar Jahren. Massimo Fecchi indes zählt noch immer zu den Top-Zeichnern bei Egmont, dieses Jahr war er allerdings mit „Manche mögen’s scharf“ nur an einer richtig guten Story beteiligt. Während dieses Jahr „nur“ 217 Seiten beisteuerte, waren es im letzten Jahr 244, 2006 sogar 374 Seiten. Die Zeichnungen von Bancells fand ich einst relativ in Ordnung, in letzter Zeit wirken sie auf mich jedoch zunehmend steril und langweilig, weshalb sein Name gerade noch so mit schwarzer Farbe bedacht wird. 2007 waren es übrigens noch etwa 100 Seiten mehr, die von dem Spanier erschienen sind, damals belegte er Rang 3 unter den Zeichnern. Dass Joaquin mit Ausnahme von „Zu Besuch in Winzelhausen“ (LTB 384) sehr magere Skripts bekommen hat (von Egmont gibt es Sachen Micky aber wohl nichts besseres), ist vollkommen berechtigt. Noch immer liegt er eine gute Meile von seinem alten „Ein-Fall-fürMicky“-Stil entfernt, insbesondere in der Mimik des Protagonisten offenbaren sich wieder Schwächen – ein recht deutliches negativ. Mit Platz 7 springen nun wieder nach Italien: Salvatore Deiana war zwar weniger präsent wie im Vorjahr (Platz 5), der Zeichenstil hat aber noch immer nichts an seiner sympathischen Wirkung verloren.

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Dahinter steht Altmeister Massimo De Vita mit 119 Seiten, von dem auch tatsächlich eine ziemlich alte Geschichte („Das Sonnentor der Inkas“, LTB 383) ausgegraben wurde. Damals war sein Zeichenstil noch etwas unausgegorenen, in den heutigen Geschichten ist erkennbar, dass De Vita seine beste Zeit hinter sich hat. Dennoch reicht es natürlich für eine grüne Färbung. Ein vielversprechender junger Künstler ist und bleibt Marco Gervasio, der nicht nur seine Fähigkeiten als Zeichner, sondern auch als Autor unter Beweis stellt. Als Kritikpunkt kann man aber nennen, dass sich Gervasios Stil doch zu sehr an Cavazzano anlehnt und er somit etwas Individualität vermisst wird. Für eine Grünfärbung reicht es bei dem zehnplatzierten Francesco D’Ippolito nicht ganz, dennoch steckt in ihm eindeutig einer der besseren Zeichner der heutigen Generation. Man darf gespannt sein, ob sich sein Stil in der nächsten Zeit noch verbessert und er auch mal etwas bessere Skripts abbekommt. Sonstige Zeichner muss man nicht viele erwähnen. Vielleicht Andrea Freccero, der sich mit DoppelDuck in meinen Augen doch gesteigert hat. An seinem wilderen Stil festgehalten hat Stefano Intini, der aber trotzdem noch eine knappe Schwarzfärbung bekommt, da er damit Gag-Geschichten stimmungsvoll rüberbringen kann. Ansonsten wären weitere ordentliche, von Cavazzano geprägte Stile zu nennen, wie die von Paolo De Lorenzi, Giampaolo Soldati oder Marco Palazzi. Es gab aber auch Zeichner, die weniger überzeugen konnten, wie die Brüder Alessandro und Lorenzo Pastrovicchio oder von Egmont-Seite Miguel.

Egmont vs. Italien An die 30% aller Seiten stammten in diesem Jahr aus Dänemark, womit ziemlich genau der Wert aus dem letzten Jahr erreicht wird. Qualitativ ist der italienische dem dänischen Teil weiterhin ohne Zweifel überlegen. Die Egmont-Geschichten sind zwar länger und bieten der Handlung somit mehr Raum, jedoch fehlt es oft an Gags, Logik, guten Zeichnungen und der letzten Prise Kreativität.

Länge der Geschichten Wie eingangs erwähnt sind in der Hauptreihe des LTBs insgesamt 3299


Seiten veröffentlicht wurden, sprich es gab mit LTB 373 nur ein Band der Extraseiten hatte (49). Das bedeutet, dass ein LTB im Durchschnitt knapp 10 Geschichten beinhaltet hat. Eine der 129 Geschichte des Jahres 2008 ist dagegen im durchschnitt ca. 25,6 Seiten lang – exakt derselbe Wert wie letztes Jahr! Während also die meisten Geschichten 20-35 Seiten lang waren, gab es nur vier Geschichten, die sich über 40 Seiten erstreckten, im Bereich von 36-40 waren es neun. Der Längste Comic in diesem Jahr war gleichzeitig auch der letzte: „Klein, aber oho“ in LTB 384 mit 58 Seiten. Ich als Verfechter der These „ohne längere Geschichten geht es nicht“ halte es also für eine wichtige Sache mehr Abwechslung in die LTBs zu bekommen, d.h. eine Mischung aus kürzeren GagGeschichten und längeren Abenteuern. Letzteres hat man im ablaufenden Jahr oft vermisst, aber mit DoppelDuck kann man zumindest auf eine Veränderung dieses Zustands hoffen.

Nebenreihen Im Jahr 2008 sind mehr Nebenreihen als normale Taschenbücher erschienen – Grund genug, um sich auch mit diesen 15 Bänden zu beschäftigen. Angefangen beim altbekannten LTB Spezial, welches weiterhin im dreimonatigen Rhythmus in die Läden kam. Man trifft eigentlich in allen vier Bänden auf gute Geschichten, insbesondere sei hier Band 29 zu empfehlen. In Ausgabe 26 und 28 gab es neben den Nachdrucken aus den 100-Seitern immerhin auch einige Erstveröffentlichungen. Noch weniger geizte man damit allerdings in den drei Ausgaben der Enten-Edition. In den drei Bänden des Jahres gab es insgesamt 15 Erstveröffentlichungen! Qualitativ kann man insbesondere mit Ausgabe 21 sehr, sehr zufrieden sein. Nachdem viele Leser dachten, die Serie sei eingestellt worden, kehren Anfang August die LTB Mini-Pockets nach drei Jahren mit den Bänden 5 und 6 zurück. Enthalten sind Nachdrucke aus den 100Seitern so wie je eine Geschichte, die man das erste Mal auf Deutsch lesen durfte. Die beiden Ausgaben sind nicht überwältigend gut, trotzdem ist die Rückkehr des kleinen Formats auf jeden Fall als positiv zu betrachten. Ab 31. Oktober erschienen dann die vier Jubiläumseditionen zu Mickys 80. Geburtstag, betitelt mit „LTB

Sonderedition“. Neben LTBNachdrucken bestanden die Bände aus zwei Erstveröffentlichungen, die stets entweder von De Vita, Scarpa oder Cavazzano gezeichnet waren. Insgesamt also absolute Top-Bände, die vor allem für Maus-Fans, die die alten LTBGeschichten noch nicht kennen, ein Muss sind. Am 5. November erschien wie jedes der LTB Sonderband – bereits Nummer 14 der ältesten LTB-Nebenreihe. Neben einem Nachdruck sind auf den 250 Seiten u.a. Erstveröffentlichungen von Cavazzano und Scarpa zu finden. Die einzige Nachdruck-freie Nebenreihe war demnach das zweite LTB Exklusiv, das wieder nur für Abonnenten bestellbar war und gleichzeitig mit zahlreichen TopGeschichten und Anspielungen auf die Ehapa-Mitarbeiter ein voller Erfolg. Insgesamt bieten also auch die Nebenreihen meist Lesespaß – insbesondere natürlich für diejenigen, die die Geschichten nicht schon aus den 100Seitern gekannt haben.

Ausblick auf 2009 Das erste LTB des kommenden Jahres, das am 5. Januar erscheint (zwischen Nr. 384 und 385 liegen also fünf Wochen, nicht wie üblich vier), trägt den Titel „Hexenzauber“ und zeigt ein Cover von Michael Nadorp mit Gundel und Dagobert. Der Zeichner der Titelgeschichte heißt Giorgio Cavazzano, erdacht wurde sie von Michael T. Gilbert. Darüber hinaus finden sich unter anderem noch Geschichten von Marco Gervasio und Romano Scarpa, sowie natürlich Teil 2 von DoppelDuck. Neben Teil 3 der Serie wird in LTB 386 laut Chefredakteur Peter Höpfner eine 45-seitige Zusammenarbeit von Casty und Giorgio Cavazzano veröffentlicht (I TL 2577-1). Außerdem arbeitet die Redaktion an weiteren Mini-Pockets, der LTB Collection (die ja eigentlich schon im September 08 erscheinen sollte, dann aber verschoben wurde), einem Jahreszeiten-Band (der voraussichtlich zu Ostern erscheinen wird) und einer neuen Reihe. Es gibt also auch 2009 wohl viel Holz, zumal es eventuell wieder vier Jubiläumsedition gibt – diesmal zu Donalds 75. Geburtstag. Und nicht nur dort besteht eine Analogie zu Mickys 80. in diesem Jahr: Das Buchrückenmotiv 2009 ist genau gleich aufgebaut, wie das in diesem Jahr.

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Fazit Als ich mir zum ersten Mal ohne meine Statistiken Gedanken zu diesem Jahr gemacht habe, dachte ich eigentlich: „Nein, das Jahr 2008 konnte das letzte nicht toppen.“ Desto intensiver ich allerdings darüber nachgedacht habe, umso mehr hat sich meine Einschätzung gewandelt – vielleicht ist dieser Trugschluss in mir entstanden, weil 2007 im Kontrast zu 2006 eindeutig besser war und den Aufschwung also eingeleitet hat – dieses Jahr wurde das Niveau jedenfalls gehalten. – Gründe? Um es sehr kurz auszudrücken: Das LTB ist konstanter geworden. 2007 gab es noch mehrere Bände die gar nicht überzeugen konnten (beispielsweise Nr. 359, 361 und 370), in diesem Jahr war es eigentlich nur einer (LTB 372). Zugegeben, dafür war LTB 376 das einzige das so richtig gut und frei von Mittelmaß war, doch es findet sich 2008 eigentlich in jedem Band zumindest eine sehr lesenswerte Geschichte – das war 2007 nicht gegeben. Natürlich, es ist unbestreitbar, dass es nach wie vor viel zu viele mittelmäßige, schnell wieder vergessene Kurzgeschichten gibt, die weder kreativ, noch lustig sind. Aber gerade der aktuelle Band 384 schürt doch Hoffnung auf weitere Besserungen, schließlich wird dank Faracis Barks-Fortsetzung und „Agent DoppelDuck“ wieder ein neues Serien-Flair entfacht. Bei Erfolg der Agenten-Saga und „Wizards of Mickey“ könnten in Zukunft vielleicht auch weitere Serien den Weg nach Deutschland finden und endgültig ein neues, besseres LTB-Zeitalter einläuten. Ob die Lustigen Taschenbücher jemals zu Alter Stärke zurückfinde, wage auch ich zu bezweifeln, da sich dann auch das italienische „Topolino“ stark ändern müsste. Allerdings bin ich der Meinung, dass man die neuen Bücher nicht andauernd mit den alten vergleichen, sondern diesen Schritt in die richtige Richtung honorieren sollte. Im Gegensatz zu der Weltwirtschaft befindet sich das LTB also weiterhin im Aufschwung. – Oder doch nicht? Wer persönlich seine Meinung zum LTB-Jahr 2008 hinterlassen, einige weiterführende Statistiken meinerseits zum Jahr zu sehen bekommen oder einfach nur meinen mühevoll geschriebenen Artikel in der Luft zerreißen möchte, ist herzlich eingeladen, das im Thread „LTB-Jahr 2008“ im F.I.E.S.E.L.S.C.H.W.E.I.F. zu tun. ;-) Und... äh, liest eigentlich noch jemand mit? Falls ja, wünsche ich demjenigen frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr!


Script, Zeichnungen und Lettering: Arne Rieger, Kolorierung: Adrian Podlesny

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Statistik: Comicanteil MM 1951­1960 VON KARSTEN BRACKER

Was wir doch alle eigentlich beim Lesen eines Comicheftes wollen, sind die Comics. Die weitläufige Meinung ist ja, dass früher wirklich alles besser war. Dem ist allerdings – zumindest bei den Micky­Mäusen in den 50ern – nicht so. Das erste Heft hatte auf seinen 32 Seiten zwar 28 Comicseiten, was ja einem bombastischen Anteil von 87,5 % des Heftes entspricht, aber... es waren halt nur 28 Seiten. Überhaupt konnte man im ersten Jahrzehnt der Disney­Comics in Deutschland nicht von einer

Quantitätssteigerung sprechen. Vom ersten Jahr an segelte der relative ebenso wie der absolute Comicanteil jedes Jahr weiter nach unten. Das lag nicht nur an der Einführung der Micky­Maus­Zeitung, sondern vor allem daran, dass schlicht und einfach weniger Comics abgedruckt wurden. Mit dem 52. Heft des Jahres 1959 hatte man mit 19 Seiten den Tiefpunkt erreicht. Auch wenn der Inhalt zumeist in einem Heft dieser Zeit besser als ein heutiges zu

Comicseiten pro Ausgabe 30 25

sein scheint, darf nicht unerwähnt bleiben, dass es nicht nur Barks­ und Murry­Comics gab. Und Nachdrucke einiger Barks­Comics findet man manchmal auch in den neuen Kaschperl­ Ausgaben. In den nächsten Zeilen folgt dann die Analyse der einzelnen Jahre, unterlegt mit einigen Graphiken. Die Reihe wird mit den 60ern in der nächsten BE­ Ausgabe fortgeführt.

1951

Wie auch das erste Heft wurden die anderen drei des Premierenjahres mit 28 Seiten nach dem gleichen Schema gedruckt. Auf den insgesamt 128 Seiten fanden sich auch folgerichtig 112 mit Comics. Ganze 3 DM musste man als Käufer für die Hefte ausgeben, das machte dann 2,68 Pfennig pro Comicseite.

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1952/1953

Aufgrund einer halbseitigen Anzeige fiel eine halbe Comicseite im 8. Heft des Jahres weg. Schwamm drüber, die halbe Seite kann man in den 12 Ausgaben glatt verschmerzen: Der Preis pro Comicseite bleibt nämlich bei dieser kleinen Schwankung gleich. Im folgenden Jahr passte man sich wieder den normalen Begebenheiten an und druckte in jeder Ausgabe 28 Seiten der Bildgeschichten ab. Nach dem dritten Jahr hatte ein Komplettist insgesamt 21 DM für seine Leidenschaft ausgegeben.

15 10 5 0

1954/1955

Gleich mit der ersten Ausgabe ging man zwei Seiten runter. Dafür gab es die erste „Klein­Adlerauge“­Geschichte. Ob das nun ein trifftiger Grund ist, bleibt dahingestellt. Im Februar und im März gab es jeweils 28, ansonsten 27,5, im Mai 27. 1955 gab es pro Ausgabe durchgehend 27,5 Seiten

Comicanteil pro Ausgabe (in %)

1956

Mit der Umstellung auf 14­tägiges Erscheinen, der Erhöhung der 100 Seitenzahl auf 40 und der Einführung der MM­Zeitung gab es in der 1. 90 Ausgabe dank Susi und Strolch 29,5 Comicseiten – und das ist die Höchstzahl in diesem Jahrzehnt. Der Preis pro „normale“ Seite fiel auf 1,9 80 Pfennig, der der Comics erhöhte sich leicht auf 2,8 Pfennig, da es einige 70 Ausscläge nach unten gab: Die Ausgaben 9 und 23 beinhalteten 60 beispielsweise nur jeweils 25 Seiten. 50

1957/1958

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Auch im 7. Jahre der Micky Maus setzte sich das Mischmasch von 1956 fort: Mal 28, mal 25 Seiten. Im Dezember wurde dann allerdings auf 30 wöchentliche Erscheinungsweise umgestellt, was erfreulicherweise keinen 20 Einbruch der Seitenzahlen zur Folge hatte. 1958 war die Durchschnittsseitenzahl wieder weiter rückläufig: Um eine 10 halbe Seite. Ansonsten ist über dieses Jahr nichts zu sagen – außer dass es 0 aufgrund der 51 Ausgaben insgesamt 2040 Seiten, 1210 Comicseiten gab.

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1959

...ist definitiv das „schlechteste“ Jahr der 50er. Mit durschnichttlich nur 23,25 Seiten pro Ausgabe sprang der Preis pro Comicseite auf über 3,2 Pfennig nach oben, was einer Steigerung von annähernd 17 % ggü. 1951 entspricht. Ab der 51. Ausgabe gab es dann pro Ausgabe 8 Comicseiten Zuschlag, allerdings in Form von Comicstreifen, die den Ausgaben lose Beilagen und heute auch ohne Ausgaben gesammelt werden. Deshalb zählen wir die auch nicht mit, sondern müssen mit Heft 52 einen Tiefstand von 19 Seiten verzeichnen.

1960

Insgesamt hatte das letzte Jahr des Jahrzehntes zwar insgesamt eine Viertel Durchschnittsseite mehr pro Ausgabe, dennoch war die comicreichste Ausgabe die no. 1 mit 25,5 Seiten, 1959 dieselbige mit einer Seite mehr,

Preis pro Comicseite (in Pf) 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0

Das Jahrzehnt

Ausgaben: 261 Seiten: 10024 Comicseiten: 6535,88 (65,2 %) Preis pro Seite: 1,95 Pfennig Preis pro Comiseite: 3 Pfennig Preis aller Ausgaben: 195,75 DM Nr. meiste Comicseiten: 1/1956 Nr. wenigste Comicseiten: 52/1959

BITTE BEACHTEN:

Hidden Mickeys in den Disney­Parks Auf Englisch und Deutsch.

hiddendlrp.com

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Weihnachten in den Disney­Parks

VON MARCEL DE NEIDELS

Wie so viele Feste wiederholt sich auch Weihnachten ... alle Jahre wieder. Aus den Ecken staubiger Kellerräume, dunkler Dachböden und enger Besenkammern werden zu diesem Anlass prachtvoll glitzernde und schillernde Dekorationsartikel hervorgeholt. Tannenbäume werden durch Kugelkollektionen des lokalen schwedischen Raumausstatters zu prachtvollen Christbäumen und der Geruch selbstgebackener Plätzchen strömt in dieser festlichen Zeit durch die Flure und Zimmer heimischer Wohnungen. Trotzdem zieht es immer wieder Millionen von Menschen zu dieser friedvollen Zeit hinaus in die Ferne. Und zwar in die Ferne, in der alles noch ein wenig feierlicher wirkt, als im heimischen Wohnzimmer. Mitten hinein in die Disney Themenparks. Sei es nach Paris, Florida, Kalifornien oder ins entfernte Asien. Aber warum? Was macht einen Disney Park so besonders in der Weihnachtszeit? Namentlich sind es sicherlich Mickey’s Very Merry Christmas Party, Minnie’s

Jolly Holiday, Mickey’s Winter Wonderland, Christmas Wishes … man könnte die Reihe der Sonderveranstaltungen in den 5 Disney Resorts, die es auf dem Globus gibt, noch munter weiterführen, aber das würde letztlich den Rahmen dieser Kolumne sprengen. Konzentrieren wir uns auf das, was dahinter steht – auf den Aufwand und den erlösten Ertrag. Nicht umsonst ist die Weihnachtszeit die Zeit, in der es in den Disney Themenparks am geschäftigsten zugeht. Oftmals stoßen die Parks an ihre Kapazitätsgrenzen und die Wartezeiten an den beliebten Attraktionen werden oftmals mit unmissverständlichen 120 Minuten angegeben. Ist das wirklich noch Spaß? Oder zieht es zu dieser Zeit des Jahres ganz besonders viele fanatische Besucher in die Parks, die ein schon fast masochistisches Verlangen nach Menschenmassen, Warteschlangen und überteuerten Weihnachtsornamenten haben? Nein, es ist das Allgemeinbild, das die Besucher förmlich animiert Spaß zu haben und dazu treibt von Jahr zu Jahr

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wiederzukommen. Denn hier ist jeder Quadratmeter weihnachtlich geschmückt, zu jeder Zeit klingt aus der noch so entferntesten Ecke der Parks das altbekannte „Jingle Bells“ und mit ein bisschen Glück findet man in Paris oder Tokyo sogar echten Schnee vor, während man in den US­Parks auf Schnee aus Seifenschaum oder Pappmachee setzt. Somit ist eines allen Parks gemeinsam, die einmalige Dekoration und der damit verbundene Gesamteindruck, der Menschenmassen scheinbar unsichtbar oder zumindest sehr erträglich werden lässt. Einmal im Rausch bestaunt man überdimensionale Weihnachtsbäume, die buntesten Girlanden, das größte Lebkuchenhaus der Welt, unzählige Leuchtdioden, die die Parks für den geneigten Energiesparer zu stromfressenden Monstern machen und eine perfekte Illusion der heilen Weihnachtswelt vorgaukeln. Man muss nur bereit sein, sich dieser Pseudo­ Realität fernab des Alltags hinzugeben und sie genießen können. Eigentlich ist


hier also alles wie immer, nur dieser Tage noch ein bisschen mehr. Schon eingangs des Parks in Paris trifft man auf den Weihnachtsmann. Schrieb ich „Weihnachtsmann“? Wir treffen auf „Goofy Father Christmas“. Die Warteschlangen übertreffen die für den „normalen“ Weihnachtsmann um Längen. Ist dieser Charakter doch wesentlich freundlicher und weniger angsteinflößend, als der dicke Coca­Cola­ Mann mit dem weißen Rauschebart, den man meist in einer der hinteren Ecken des Parks antrifft, wo unweit Sack und Rute ruhen. Und außerdem, wer lacht schon so schön wie Goofy? Bei Einbruch der Dunkelheit kann man sich einem der schönsten allabendlichen Feste zuwenden. Der Erleuchtung des Weihnachtsbaumes. Rund um die Welt wird in den klassischen Disneyland Parks, oder auch Magic Kingdoms, ein Weihnachtsbaum zum Blickfang tausender Augenpaare. Je nach Tradition wird auf der einen Seite der Erde unter dem Baum gesungen oder getanzt und auf

der anderen Seite mit einer unterhaltsamen Show der Moment eingeläutet, in dem ein großes Raunen durch den Park geht und die Lichter des Baumes die Main Street illuminieren. Im Walt Disney World Resort in Florida geht man sogar soweit, dass Prominente allabendlich die Geschichte um das kleine Jesuskind vortragen, untermalt von einem freundlichen Chor, der jedes noch so starke Herz erweicht. So schön kann Weihnachten sein! Und weil es so schön ist, endet Weihnachten bei Disney auch nicht nach den Weihnachtsfeiertagen, sondern man feiert bis in den Januar hinein und bietet den Besuchern somit ein paar Tage länger die Möglichkeit das Fest der Liebe und des Friedens zu zelebrieren – natürlich nicht ganz uneigennützig. Denn Weihnachten bedeutet bei Disney Hochsaison, und Hochsaison bedeutet höhere Preise, und höhere Preise bedeuten höhere Einnahmen, und höhere Einnahmen bedeuten höheren Umsatz …

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Ihr wisst schon, worauf ich hinaus will?! Während die Saison langsam ausläuft wird bereits das nächste Weihnachtsfest für das kommende Jahr geplant – denn nichts ist aufwendiger, als die Besucher zufriedenzustellen und einen Standard zu gewährleisten, der auf der Welt seinesgleichen sucht. Es ist nicht alles echt, was hier glänzt, aber die Gefühle, die den Besucher bei seinem Aufenthalt begleiten, kann man ihm nur schwer nehmen. Und das ist auch der Ansporn für jeden einzelnen der unzähligen Mitarbeiter, die die Tage in den Disney Parks zur Weihnachtszeit immer wieder zu einem unvergesslichen Erlebnis werden lassen. Nach der Saison bleibt zu sagen: Die nächste Feier kommt bestimmt. Und mit diesen Worten werde ich mich jetzt ins Abenteuer stürzen und versuchen die Magie zu greifen, die Disney auch dieses Jahr wieder gestreut hat. Wer weiß, vielleicht treffen wir uns dieser Tage in einem der vielen Parks?


Das Grab des ersten Kaisers – 2. Kapitel – 3. Teil

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Vorschau 8. Februar 2008 – Bertel­Express 15 ~ Erste Einsendungen des Zeichenwettbewerbes ~ ~ Comics aus den Niederlanden ~ ~ Disney­Parks (2) ~ ~ Alte Serien: Disney­Pocket ~ ~ Comicanteil MM (2) 1961­1970 ~

Comics ~ Das Grab des ersten Kaisers Kap. 3 Teil (1) ~ ~ Ärger mit den Schlittschuhen ~ ~ Erwachen in Tokyo ~ uvm...

Daktuell ­ Termine ab jetzt jeden 4. Freitag Ausgabe 14 – 26. Dezember Ausgabe 15 – 23. Januar 2009 Ausgabe 16 – 20. Februar

BITTE BEACHTEN:

~ Partner des BEs beim Gedichtewettbewerb ~

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A whole new World Ein Traum wird wahr

I can show you the world Shining, shimmering, splendid Tell me, princess, now when did You last let your heart decide? I can open your eyes Take you wonder by wonder Over, sideways and under On a magic carpet ride A whole new world A new fantastic point of view No one to tell us no Or where to go Or say we're only dreaming A whole new world A dazzling place I never knew But when I'm way up here It's crystal clear That now I'm in a whole new world with you Now I'm in a whole new world with you Unbelievable sights Indescridable feeling Soaring, tumbling, freewheeling Through an endless diamond sky A whole new world Don't you dare close your eyes A hundred thousand things to see Hold your breath ­ it gets better I'm like a shooting star I've come so far I can't go back to where I used to be A whole new world Every turn a surprise With new horizons to pursue Every moment red­letter I'll chase them anywhere There's time to spare Let me share this whole new world with you A whole new world, A whole new world That's where we'll be, That's where we'll be A thrilling chase A wondrous place For you and me

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Flieg mit mir um die Welt, sie gehört dir Prinzessin. Niemals darfst du’s vergessen denn im Herzen bist du frei. Träume werden nun wahr. Sieh nur hin schon passiert es, drunter drüber du fliegst als wär’ es plötzlich Zauberei. In meiner Welt fängst du ein neues Leben an. Hier hörst du niemals nein, hier kann dir keiner deine Träume nehmen. In deiner Welt, so neu, so völlig unbekannt. Mit dir auf Wolken gehn und plötzlich sehn, dass deine Welt auch meine Welt sein kann. Plötzlich wird aus meiner deine Welt. Kaum zu glauben doch wahr, ich könnt ewig so fliegen, schweben, taumeln und wiegen. Sterne glitzern überall. In deiner Welt Aladdin: Augen auf es kommt mehr Jasmin: gibt es so unendlich viel zu sehn. Aladdin: freu dich jetzt schon auf morgen Jasmin: Ich bin so völlig frei. Es ist als sei die ganze Welt auf einmal für mich da. In meiner Welt Jasmin: Mir gefällt’s hier so sehr. Aladdin: kann unsre Liebe nur gedeihen Jasmin: Ohne Kummer und Sorgen. Und bleiben wir zu zweit, für alle Zeit, wird die weite Welt auch unsre sein. Aus meiner Welt, wird meine Welt. Wir sind zu zweit, wir sind zu zweit, ein Traum wird war, wir sind ein Paar für alle Zeit.

~ aus Aladdin (1992) von Alan Menken/Howard Ashman und Tim Rice

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Idee: David Bühring

Zeichnung und Kolorierung: Robert Gruhne

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