Bertel-Express 17

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Editorial "Trickfilm ist nicht die Illusion von Leben – es ist Leben." Chuck Jones

Wenn man so durch die Straßen dieser Welt wandert, fällt eines als erstes auf ­ die Ernsthaftigkeit. Mit stocksteifer Miene stolzieren die meisten Leute umher, als sei die "richtige" Kindheit an ihnen mehr als nur vorbeigegangen, als würden sie geradewegs auf dem Weg zum Friedhof wären, als gäbe es nichts klügeres, als sich zu benehmen wie ein kalter Stein... ...als hätten sie ihre Kindheit vergessen. Sie freuen sich nicht mehr an den kleinen, schönen Dingen des Lebens, über die man als Kind sich doch so sehr gefreut hat, als solch ein Mensch schaut man nicht mehr nach hinten, sondern blickt nur nach vorne ­ in den Tod.

INHALTSVERZEICHNIS 75 Jahre Donald Duck Rätsel Comic: Dumme Frage... Entenhausener Unwichtigkeiten: Das Organische des Todes Serien: Mickys bunte Comicwelt Die M.O.U.S.E. Lückenfüller Sammlungen: Teil 14 Kommentar: Haben sich die TGDD verschlechtert? Vorschau

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IMPRESSUM

Doch wir sind nicht jene Menschen und wollen es auch nie werden, man bewahre die Erinnerungen einer erfüllten Kindheit auf wie einen Schatz, den man immer bei sich trage. Lasset uns immer Kinder bleiben ­ zumindest im Herzen...

Chefredakteur: Karsten Bracker Stellvtr. Chefredakteur: Robert Gruhne Mitarbeit an dieser Ausgabe: Manuel Schumann, Bastian K., Lena Bradtka, Moriz Stangl, Patrick Höhn

Karsten Bracker

Design & Layout: Markus Ott, Karsten Bracker

Die Stimme von Micky Maus ist tot.

Cover: Idee, Zeichnung: Moriz Stangl Kolorierung, Gestaltung: Markus Ott

E­Mail: kontakt@bertel­express.de

Wayne Allwine (7. Februar 1947 – 18. Mai 2009)

Adresse: www.bertel-express.de Redaktionsschluss: 12. Juni 2009 Bertel­Express wird herausgegeben von Primewebdesign.de, erscheint alle zwei Monate als PDF­Datei und wird kostenlos über das Internet vertrieben. Alle Abbildungen, wenn nicht anders angegeben, © The Walt Disney Company der Texte © Bertel­Express und die jeweiligen Autoren

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Jubiläum

Schwefel: „Hercules? Warum kommt mir der Name so bekannt vor?“ Pech; „Weiß nicht! ...vielleicht schulden wir ihm Geld!“ aus „Hercules“ (1997)

75 Jahre Donald Duck VON MANUEL SCHUMANN Ein Bertel-Express ohne einen Artikel über den Geburtstag von Donald Duck? Nein, das geht nicht, das wäre wie Simpsons ohne Homer, wie „Wetten dass ...?“ ohne Überziehen, wie ein Leben ohne Internet, wie Schalke mit Meisterschale. Nein, das geht definitiv nicht! Tja, so hatte ich mich also bereit erklärt, für diese Ausgabe einen Artikel zum Wiegenfest von Donald Duck zu schreiben. Nicht, dass ich diese Entscheidung bereut hätte, nein, es findet sich einfach nur nichts Interessantes, worüber man schreiben könnte. Unter uns: Ich finde solche Jubiläumstexte eigentlich ziemlich öde. Alles läuft auf eine Festtagsrede hinaus, in der man nichts anderes machen kann, als allgemeine Fakten über das Geburtskind zu verfeuern, die Bedeutung dieser selbstverständlich enorm wichtigen Person zu betonen und dabei ganz genau das zu liefern, das überall anders auch geboten wird. Oder lest ihr überhaupt noch diesen Artikel, wo ihr doch in den letzten Tagen mit Enten regelrecht bombardiert wurdet und der Geburtstag sowieso schon volle fünf Tage zurückliegt? Ja? Dann hab ich jetzt ein Problem. Seufz. Nun denn, es sei, dann mache ich hier mal von einem Stilmittel Gebrauch, das oft dazu dient, die Aufmerksamkeit des gelangweilten Leser wieder für sich zu gewinnen – ich stelle eine Frage: Mit welchen drei Adjektiven

würdet ihr den Charakter des Donald Duck beschreiben? Der erste Gedanke, der durch den Kopf schießt, ist bei vielen sicherlich das Pech Donalds, gefolgt vom Jähzorn. Weitere Eigenschaften die mir Einfallen: Überheblich, rechthaberisch, kämpferisch, stur, selbstbewusst, talentiert, ungeschickt, aggressiv, emotionsgeladen, unglücklich, glücklich, geldgierig, ängstlich, naiv, risikoreich, lebensmüde, eigensinnig, verzweifelt, bemitleidenswert, kindisch, unbelehrbar, streng, humorvoll, nett, gemein, hinterhältig, durchsetzungsfähig, resigniert, eifrig, faul, verantwortungsbewusst, verantwortungslos, ... und ach ja, schlaffreudig. Gähn. Spitzfindige Beobachter haben bereits festgestellt, dass sich einige Sachen hier durchaus widersprechen. Bestes Beispiel ist da natürlich sein alter Ego Phantomias: Schlüpft Donald in das Heldenkostüm hat er meist nicht nur Glück, sondern strotzt auch nur so vor Mut. Auch sein Durchsetzungswille ist unterschiedlich, gegenüber seinen Neffen kann sich Donald manchmal behaupten, manchmal stellen sie sich aber gegenüber den erzieherischen Eingriffen ihres Onkels quer. Kurzum kann man Donalds also als vielseitig und gleichzeitig auch unberechenbar beschreiben. Und genau das ist sein Trumpf. Während viele andere Charaktere mit nur wenigen Worten schon hinreichend charakterisiert sind, ist das bei Donald ohne Weiteres nicht möglich. Do-

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nald ist ein enorm beweglicher Charakter, ihm sind kaum Grenzen gesetzt. Nun, das alles kann man jedoch auch durchaus als Argument dafür werten, dass Donald ein unglaubwürdiger Charakter ist. Ich denke aber, gerade das macht ihn irgendwie auch authentisch. Wie wir alle reagiert er in unterschiedlichem Umfeld und unter unterschiedlichen Umständen unterschiedlich und hat als Zentrum des Duck-Universums mit fast jedem Charakter eine eigene, unterschiedliche Beziehung. Aber nicht nur mit denen, auch der Leser baut eine Beziehung zu Donald auf und kann sich mit ihm identifizieren – insbesondere natürlich, wenn er sich in einer schlechten Lage befindet. Dann kann die Lektüre Donald Duck vielleicht auch weiterhelfen, schließlich ist Donald eine Person, die sich spätestens in der nächsten Geschichte wieder aufgerappelt hat und mit neuem Elan vorangeht. Donald ist jedermann, jedermann ist ein Stückchen Donald Nach intensiven Nachforschungen komme ich also auf ein erstaunliches Ergebnis, auf das ihr alle sicherlich niemals – selbst nicht mit LTB 61 als Lektüre – gekommen wärt: Ohne Donald geht es nicht! Was wäre schon Entenhausen ohne Donald Duck? Es wäre wie Simpsons ohne Homer, wie „Wetten dass ...?“ ohne... halt, das hatten wir schon. Diese ewigen Wiederholungen. Ächz. Alle Gute, Donald!


Rätsel

Comic übersetzen

Mal was anderes – diese Ausgabe kein Cover­Rätsel, sondern etwas Kreativarbeit. Was könnte gut in die Sprechblasen passen? Die beste Idee wird veröffentlicht und eventuell belohnt... ...und um das Nachgucken zu verhindern, sei gleich gesagt, dieser Comic ist noch nicht auf Deutsch veröffentlicht worden... Mail an: raetsel@bertel-express.de ____________________________________________________________________________________________________________________________

BITTE BEACHTEN:

Der erste inoffizielle deutsche Disney­Podcast. Alle 14 Tage nehmen wir Euch mit auf eine Reise in die Themenpark Resorts und präsentieren Euch News aus der weiten Welt von Disney.

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Comic – „Dumme Frage...“

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Unwichtigkeiten „Gaukel Gundel Glitzeriene! Werde schnell 'ne dufte Biene!“ aus W US 43­01 übersetzt von Dr. Erika Fuchs

Das Organische des Todes oder: Wie tanzen Skelette?

VON MORIZ STANGL Der Tod, wenngleich tabuisiert, so ist er doch stets überall zu finden. Ob in "Bärenbrüder "die Eskimos ins Nordlicht aufsteigen oder ob es nur die Erkundung einer Pyramide und der dazugehörigen Mumien in "Egyptian Melodies" ist. Selbst in schnulzigen Filmen wie "Tarzan", die Disney, den gerührten Familien auf dem Tablett der political correctness serviert, hat sich ein Skelett in das Inventar der Forscher eingeschlichen. Dieses Skelett, dessen Nutzen im Urwald nur schwer zu erklären sein dürfte, ist allerdings nur eine Hommage auf eine viel ältere Silly­Symphony­Produktion, deren Hauptrollen sich bereits im Titel verraten: Skeleton Dance. Wem die Handlung dieses Films nicht bekannt ist, wird mit einer Inhaltsangabe wenig anfangen können, tatsächlich passiert nicht mehr, als dass einige Skelette aus ihren Gräbern springen um ein kleines Tänzchen aufzuführen. Allein die Idee zeugt von der Kreativität von der die Anfangstage des Disneykonzerns beseelt waren. Gleichzeitig zeigt sich darin ein typisches Preston Blair, ein langjähriger Mitarbeiter des Disney­Konzerns, der unter anderem mitverantwortlich für das Nilpferd im Balletröckchen in "Fantasia" war, hat in seinem Buch "Zeichentrickfiguren leichtgemacht" zwischen drei Formen eine Figur zu zeichnen unterschieden: Rund (organisch­harmonisch), eckig (kantig­ dynamisch), klobig (geometrisch). Dabei kommt die erste Form fast ausschließlich in den Disney­Universen zum Tragen. Und irgendwie kann es keinen Wundern, der einmal das Logo des Disney­Konzerns gesehen hat: drei Kreise. Und aus Kreisen ist auch alles andere aufgebaut, fast alle Figuren der nicht unbeträchtlichen Personengalerie des Disneyuniversums lassen sich aus Kreisen zusammensetzen und wurden auch nach diesen Schemata gezeichnet. Schön kann man das an Skizzen von Disneyzeichnern sehen, in denen die Figuren nur ganz grob ausgeführt wurden: Hier ein Kreis für den Kopf, darunter zwei für Brust und Unterkörper ­ plus Beine, Arme und einen Schnabel, schon war Donald erschaffen. Und ebenso wird alles statische diesem Design unterworfen. Wenn die Skelette aus ihren Gräbern steigen, so bewegen sie sich nicht, wie es uns der Biologielehrer an einem klapprigen Gestell erklärt hat, staksig, gerade, jeder Knochen nur durch seine Drehung im Gelenk, vielmehr scheinen die Knochen zu Gummi oder Teig zerflossen zu sein, biegen, dehnen und verzerren sich wie Gestalten im Spiegelkabinett. Die vollkommen falsche wie unpassende organische Darstellung und Verlebendigung des eigentlich Statisch­Toten deutet die Parallele des Organischen und Lebendigen bei Disney an. Wo das eine geheimes Gesetz in der Form ist, ist es das andere im Inhalt. Dabei geht es nicht darum, alles Statische und alles Tote im wahrsten Sinne des Wortes tot zu schweigen, sondern vielmehr im Sinne der "Disney­ Ideologie" umzudeuten. So wird das Tote lebendig und das Statische organisch. Das tiefste und ursprünglichste Thema der Disney­Filme ist das Leben, nicht aber als das Objekt der Betrachtung sondern als Brille, durch die Welt gesehen wird.

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Serien „Es gibt keine schwerere Last als großes Potenzial." Ted Elliott

Co­Autor von Fluch der Karibik I und II

Mickys bunte Comicwelt VON KARSTEN BRACKER Am Anfang war immer noch Micky. Zwar nicht die erste, dennoch die bekannteste Figur aus dem Hause Disney. Sie stand für das alte, biedere und brave Element, das Geflügel war witziger, dafür aber nicht so märchenhaft und phantasievoll – zumindest in den Trickfilmen, die bis Mitte der Fünfziger fleißig produciert wurden. Aber dann war endgültig Schluss mit dem ursprünglichen Micky. Dennoch diente die beliebteste Maus der Welt weiterhin auf aller Welt als Präsentationsobjekt für Disney – und ist bis heute nicht wegzudenken. Mitte der 80er unternahm man dann nochmals den Versuch, mit Micky die „alte Zeit“ zu beleuchten, alles in allem eine bunte Mixtur verschiedenster Comics aus allen Genres, die Disney zu bieten hat. Auf insgesamt 132 Seiten wurde dem interessierten Leser für 6,80 DM mehr als nur „Comic“ geboten – ich besitze Band numero drei, insgesamt gab es sechs dieser Art, Ende 1986 war dann aber wieder Schluss... Aufgrund der geringen Zahl der Bände lohnt es sich durchaus, die Ausgaben kurz durchzugehen, zuallererst sei aber bemerkt, dass alle Cover mit Enten oder Mäusen bedruckt sind, obwohl nicht einmal die Hälfte eines Albums mit ihnen zu tun hat. Auch hier wurde wieder auf die Popularität gesetzt, teilweise waren und sind abgedruckte Filmcomics noch völlig unbekannt.

Zur Einstimmung der Käufer gab es in der ersten Ausgabe zu Anfang gleich „Das tapfere Schneiderlein“ mit Micky in der Hauptrolle, welches dem Sammler aus „Micky – 40 Jahre jung“ bekannt sein könnte. Mit 22 Seiten gehört diese Geschichte allerdings nicht mal zu den langen der Serie, man nutzte die Möglichkeiten dieser Reihe da voll aus und beschränkte sich nicht auf Fortsetzungsgeschichten. Mit der zweiten und dritten Geschichte druckte man dann die 10. Mickyvision des Jahres 1964 nach. Anhand dieser zwei Comics kann jedem, der die „alten“ amerikanischen Duck-Zeichner außer Barks und Taliaferro nicht allzu gerne mag, gezeigt werden, was zum Beispiel Dick Moores und Al Hubbard beherrschten – Film Comics zu zeichnen. Von ihnen und u.a. auch Tony Strobl wurden die meisten dieser entworfen, vielleicht gab es für diese mehr Gehalt oder sie konnten sich besser mit dem Inhalt identificieren – auf jeden Fall wirken diese nicht so hastig gezeichnet wie bekannt, sondern so, als ob sie teilweise stundenlang an einem Panel gesessen hätten, um es bis ins Detail vollkommen auszufüllen. Es folgt dann eine 32Seiten-Bildgeschichte (nein, Comic mag man nicht sagen, auch wenn es eigentlich das gleiche ist, aber einen „Comic“ vermag man diese nicht zu nennen, dazu aber später mehr) von Carpi, die bisher in Deutschland noch nicht wieder veröffentlicht worden ist. Ab-

...man schaue sich bloß die Füße an... kreisch!

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schließend folgt dann eine Realfilmadaption auf 32 Seiten (wie in den anderen fünf Bänden auch), dieses mal von „Shaggy Dog“ (eine Neuauflage des Filmes gab es 2006, in der Hauptrolle Tim Allen). Auch der zweite Band beginnt mit einem „richtigen“ Comic, hier hat man einen französischen 28-Seiter mit Micky ausgewählt, es folgt ein Filmcomic des Dokumentarfilmes „Lobo der Wolf“ von James Algar, gezeichnet von Jesse Marsh, dann gibt es einen 14seitige zur Bilderbuchgeschichte umgemünzte Ede-Wolf-Comic (aus MM 30/1967), weiterhin eine ebenso 10 (anstatt 6)-seitige Aund Behörnchen-Geschichte und zum Schluss wieder eine Filmadaption, dieses mal allerdings vom Kurzfilm „Goliath II“, gezeichnet von Tony Strobl und John Liggera. Kommen wir nun endlich ohne große weitere Umschweife zu dem sich in meinem kärglichen Besitz befindlichen Band. Dieser beginnt dann gleich mit einer „Bildgeschichte“ aus WDC 123 – hier wurde ein 10-Seiter auf ganze 18 ausgedehnt. Und das mit teilweise recht ulkigen Mitteln. Das erste Panel wurde auf eine ganze Seite ausgedehnt und um einige Details wie einen Teppich und passendes Fenster erweitert:


Serien

„Nun habe ich aber einen Punkt erreicht, wo ich nicht mehr arbeiten will. Ich glaube, ich werde nie mehr eine Ente zeichnen.“ Carl Barks

(1992 – er sollte sich irren...)

Es wurde wirklich nicht an Mühen gespart, die Panels wurden verschoben, verzerrt, Füße wurden dahin gezeichnet, wo vorher keine waren und die „comictypischen“ Striche zwischen den einzelnen „Bildern“ einfach dick weiß wegretuschiert – ein wirklicher Sinn lässt sich da wirklich nicht erkennen. Vielleicht auch ein Grund, wieso diese verunstalteten Geschichten nicht mehr nachgedruckt

werden. Bei dem „Fliegenden Pauker“ hätte man sogar eine deutsche Vorlage gehabt (MV 8), doch auch hier wurden jeweils das erste und letzte Bild vergrößert dargestellt und zwischen den Comicreihen weiße Balken eingebaut. All das war auch bei „MaßArbeit“ mit Jacki und Karli (aus Cinderella) ein Thema, es gab ebenso bereits deutsches Material (MM 37/1958) – dieses Mal ließ

man dann sogar die Panel-Abgrenzungen da, zog aber alles etwas auseinander, auch hier durfte natürlich ein Anfangs- und Endbild nicht fehlen. Und dann ein einmaliges „Objekt“ der Reihe, „Perri“, eine Adaption des gleichnamigen Dokumentarfilmes von 1957 – hier wurde die gegebene amerikanische Version übernommen – wieso nicht gleich so:

...und das war sogar im ganzen Comic der Fall, hier musste man ja auch nur Text in Kästchen einfügen... Als Lückenfüller gab es dann noch einen von 6 auf 11 Seiten ausgedehnten Dicky, Dacky und Ducky-Comic, auch hierselbstverständlich wieder mit viel unnötigem „Extramaterial“:

...in den folgenden Bänden wurden dann noch weitere lange Comics noch länger gemacht, insbesondere Geschichten von Murry, Strobl und Hubbard – doch, und das mag das wichtigste daran sein – dieser augenscheinliche Blödsinn (allein die True Life Adventure-Geschichten überzeugen wirklich) stammte nicht Ehapa, sondern wurde für die spanische Serie „Peliculas“ gemacht, mit der man Anfang der 60er versuchte, die „Vercomiclichungen“ mithilfe dieser Methode salonfähiger zu machen – wieso man dieses aber dieses Konzept übernommen hat, ist da doch berechtigterweise zu hinterfragen...

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M.O.U.S.E. "Supercalifragilisticexplialigetisch." ..

Mary Poppins

Mausistische Organisation Unkommerzieller Schlauer Enthusiasten VON MANUEL SCHUMANN Donald Duck wurde am Dienstag 75 Jahre alt! Das ist eine Tatsache, die inzwischen jeder mitbekommen haben dürfte, wo doch in fast jeder Zeitung mehr oder weniger amüsante Berichte zu seinem Bühnenjubiläum zu finden waren. Besonders interessant fand ich persönlich jedoch folgenden Satz, welcher sich gleich in mehreren Artikeln eingeschlichen hat (zum Beispiel auf stern.de) : In Deutschland erscheint seit 1951 die Zeitschrift "Micky Maus", in der das cholerische Energiebündel von Anfang an eine größere Rolle spielt als die süße, brave Titelmaus. Das Lesen dieser Zeilen verursachte bei mir Kopfschütteln über die Art und Weise, wie man hier Micky Maus darstellt. Noch heftiger wird es in diesem Artikel des Bayrischen Rundfunks, wo man die unmissverständliche Meinung von Comedian Hella von Sinnen unterstützt: Hella von Sinnen, seit ihrer Kindheit bekennende "Donaldistin", bringt auf den Punkt, was Micky Maus von der Ente unterscheidet: "Die Maus ist eine langweilige Klugscheißerin". Das sind Textstellen, die mal wieder zeigen, wie es um das Ansehen der Maus bestellt ist. Ein Trend, der sich natürlich nicht etwa erst seit gestern zeigt, die Maus hat längst nicht mehr den Stellenwert wie noch vor einigen

Jahrzehnten. Im Lustigen Taschenbuch gab es zwar früher schon überwiegend DuckGeschichten, heutzutage müssen sich MausFans jedoch meist mit nur einer Geschichte begnügen – und die rangieren laut Chefredakteur Peter Höpfner in den Umfragen stets weit unten. Einige Länder würden Micky sogar am liebsten ganz aus dem LTB und dessen ambivalenten skandinavischen Bücher verbannen. Nicht zuletzt aus genau diesem Beliebtheitsverfall von Micky steht nun die Gründung der M.O.U.S.E. unmittelbar bevor. Was das ist? Nun, diese fünf Buchstaben stehen zunächst mal für „Mausistische Organisation Unkommerzieller Schlauer Enthusiasten“. Kurzum ist die M.O.U.S.E. also eine Organisation, die sich mit dem Forschen an Maus-Geschichten beschäftigt. Adrian Podlesny - besser bekannt als Potti – ist dabei der Gründer des Mausismus und hat sich anschließend mit uns aus dem F.I.E.S.E.L.S.C.H.W.E.I.F. zusammengetan, um das Projekt zu verwirklichen – in wenigen Tagen ist es soweit. Die Zielsetzung in den Forschungen liegt nicht dabei, die tausende von Comics von xbeliebigen Zeichnern in einen Einklang zu bringen, da das in meinen Augen einfach nicht möglich ist, sondern einfach Spaß daran zu haben, sich mit den Comics zu beschäftigen sowie interessante und unterhaltsame Texte darüber zu schreiben.

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Geforscht wird natürlich auch im F.I.E.S.E.L.S.C.H.W.E.I.F.-Forum, in dem ein eigenes M.O.U.S.E.-Forum eingerichtet wird. Jeder der dort angemeldeten User kann an der Forschung teilnehmen, jeder der ebenfalls der Ansicht ist, dass Micky kein Spießer ist, dass Maus-Comics nicht von Grund auf langweilig sind und dass sie genauso zu der wunderbaren Welt von Entenhausen gehört wie die Ducks, ist herzlich eingeladen an diesem Projekt mitzuwirken! Für den Anfang unserer Forschung eignet sich da natürlich besonders eine Ursachenforschung, warum Maus-Comics eigentlich so unbeliebt sind. Des Weiteren wollen wir die Zeitreise-Geschichten mit Zapotek und Marlin genauer unter die Lupe nehmen – eine Stammbaumforschung, sicherlich ein größeres Projekt, darf natürlich auch nicht fehlen. Obwohl es fürs Erste also nicht an Forschungsthemen mangelt, kann natürlich jeder Forscher seine neuen Ideen einbringen. Mehr will an dieser Stelle aber noch nicht verraten sein, auch wenn vielleicht noch offene Fragen bleiben. In wenigen Tagen werden sie im F.I.E.S.E.L.S.C.H.W.E.I.F. beantwortet werden! Verraten sei aber, dass es auch in den folgenden BE-Ausgaben einen kleinen Text meinerseits geben wird, in dem ich über neue Entwicklungen, Probleme und andere (hoffentlich) interessante Dinge über die M.O.U.S.E. berichten werde.


Lückenfüller

Es ist ja bekannt, dass man in Zeiten des Web 2.0 nicht an „alten“ Dingen festhalten soll – keine Frage! ...doch kann man alte Ideen zumindest dazu nutzen, um neuere (grübel...) „auszubügeln“ ...

entnommen von dorotheum.com

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Sammlungen

„Nichts als Wirtschaftswunder und Wirtschaftswundermänner, wohin man schaut!“ aus W WDC 275-01 übersetzt von Dr. Erika Fuchs

Folge 14 VON PATRICK HÖHN Nun bin also ich an der Reihe, meine Sammlung im Bertel-Express vorzustellen. In den gängigen Internet-Foren bin ich unter den Nicknames "uncle scrooge" bzw. "starfish-scrooge" bekannt. Ich lese und sammle Comics, seitdem ich mit 5 Jahren von meinem Vater einige Donald Duck 100-Seiter zum Lesen bzw. "Bilderangucken" bekommen habe. Etwa 1 Jahr später besaß ich meine ersten eigenen Comics: etwa 100 Micky Maus Hefte, die wir auf einem Flohmarkt erstanden haben. Seit diesem Kauf bin ich leidenschaftlicher Sammler von Disney-Comics. Diese haben es mir neben francobelgischen Serien wie "Lucky Luke", "Tim und Struppi", "Spirou und Fantasio" und "Gaston" besonders angetan. Meine Disney-ComicSammlung ist in den vergangenen 11 Jahren auf ungefähr 2000 Bücher bzw. Hefte angewachsen. Die Kosten für all diese Ausgaben konnte ich nur dadurch tragen, dass ich sehr viel gebraucht gekauft habe, zum Beispiel auf Flohmärkten oder in Internet-Auktionshäusern, wobei ich auch anmerken muss, dass etwa 30% meiner Sammlung früher im Besitz meines Vaters war, bis er mir alles vor circa 2 Jahren anvertraut hat. Jetzt möchte ich euch aber etwas genauer erzählen, was ich besitze bzw. was auf den Bildern zu sehen ist. Rechts könnt ihr mein 6-etagiges "Comicregal" in meinem Zimmer sehen. In diesem befinden sich neben verschiedenen Nicht-Disney-Comics meine LTBs ab Nr. 72, die LTB-Nebenreihen, die Hard- und Softcover-Ausgaben der Ehapa Comic Collection, meine amerikanischen Disney-Comics sowie ganz unten 133 Ausgaben der Reihe "Die tollsten Geschichten von Donald Duck (-Sonderheft)",12 "-Spezial" und eine Micky Maus Reprint-Kassette mit Nachdrucken der Micky Maus Sonderhefte 1-13. Wie ihr bestimmt auch bemerkt habt, ist mein Regal mit verschiedenen Figuren von Comiccharakteren geschmückt, zum Beispiel mit Disney-Figuren der Firma "Bully" bzw. "bullyland" oder, wie auf Bild 2 zu sehen, einer großen Kunstharzfigur von Donald in seinem 313. Bild 3 zeigt euch meine Disney-Alben, beispielsweise 35 Bände der Serien "Barks Library" + Spezial, alle 5 "Duck Stories von Daan Jippes", 11 "Onkel Dagobert von Don Rosa", alle 5 "Micky X"-Bände sowie verschiedene Geburtstags- bzw. Jubiläumsbände. Links sind ein paar sogenannte "Klassik-Alben" und mehrere Ausgaben der "Großen Goofy Alben".

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Sammlungen „Disney ist jeden Tag ein Abenteuer.“ Michael Eisner

Die Bilder 4 und 5 zeigen euch meine ECCBände, darunter 7 Barks-Hardcover (die Reihen "Comics and Stories" und "Barks Onkel Dagobert", von der erst kürzlich der 1. Band erschienen ist, sind nur zu empfehlen!), 5 Heimliche Helden, 6 Bände "Micky Maus - Die frühen Jahre", 4 HCJubiläumsbände sowie alle 15 Ausgaben der "Hall of Fame" (wie auch nochmal auf Bild 6 zu sehen). Auf Bild 5 könnt ihr ganz links außerdem 9 ältere weiße Hardcover-Bände erkennen. Diese sind Teil der Serien "Mickys Klassiker" und "Donald Duck Sonntags-Seiten", in denen klassische Storys von Floyd Gottfredson bzw. Sundays von Al Taliaferro abgedruckt sind. Die Werke dieser beiden "Künstler der 1. Generation" gefallen mir (neben denen des grandiosen Carl Barks) besonders gut. Ich habe diese 9 älteren Bände auch einmal nebeneinandergelegt und fotografiert (Bild 7), sodass ihr deren Cover sehen könnt (Manchen sieht man das Alter an der ausgeblichenen Farbe leider deutlich an...). Zu meinen Lieblingskünstlern zählen auch William Van Horn, von dem ich eine signierte und mir gewidmete Autogrammkarte besitze - an dieser Stelle nochmals einen großen Dank an Peter!-, sowie Don Rosa, den ich im Rahmen seiner Tour durch Deutschland und die Schweiz im Oktober 2008 in Nürnberg besuchen konnte. Den "angry $crooge", den er mir gezeichnet hat, könnt ihr neben der Van Horn-Autogrammkarte auf Bild 8 bewundern. Don Rosa hat mir auch die beiden amerikanischen "Sein Leben, seine Milliarden"-Ausgaben signiert, welche neben meinen anderen 123 amerikanischen Disney-Comics auf dem letzten Bild, Nr. 9, zu sehen sind. Was ich nicht fotografiert habe, sind meine Micky Maus-Hefte (und Nebenserien). Davon besitze ich ungefähr 1100 Stück, die damit etwas mehr als die Hälfte meiner Disney-Sammlung ausmachen und alle säuberlich verpackt in Kartons auf dem Dachboden lagern. Meine 100-Seiter (Donald Duck, Abenteuer Team etc.; etwa 225 Stück), LTBs unter 72 und kleinere Serien, die nicht unbedingt erwähnenswert sind, sind in einem kleinen Schrank nebeneinandergestapelt und auch auf keinem Foto zu sehen, ebenso wie die komplette Serie "Die großen Klassiker". Aber ich denke, jetzt habe ich genug geschrieben. Frei nach einem spanischen Philosophen: "In jedem Ende liegt ein neuer Anfang.": Viel Spaß (nicht nur mit dem Anfang, sondern) mit dem (ganzen)nächsten Artikel!

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Kommentar

„Gee!! ­ But id like to fly, and become a great aviator like col Lindbergh!!“ Mickys erste Satz in einem Comic aus YM 001 (13. Januar 1930)

Haben sich die TGDD verschlechtert? VON MANUEL SCHUMANN Veranlasst ist mein kleines Kommentar vor allem durch die Diskussion im Disney-Comicforum zum TGDD 264, dessen Inhalt doch von der Seite einiger ziemlich gerügt wurde. Und der Ärger war nicht unberechtigt. Eine Murry-Geschichte, in dem das DuckUniversum kaum auftaucht, eine HubbardGeschichte mit dem umstrittenen Dussel, weitere Kurzgeschichte und eine zwar tolle, aber vielen bereits bekannte Rosa-Geschichte. Wie ich finde eine wenig ausgewogene Auswahl – und das ist in letzter Zeit nicht das erste Mal der Fall. Das TGDD hat schon bessere Zeiten erlebt. Aber was ist die Ursache dafür? Meiner Einschätzung liegt der Hauptgrund für den Qualitätsabfall in den sogenannten „alten Amerikanern“ – mit dieser Bezeichnung sind nicht Barks, Taliaferro oder Gottfredson gemeint, sondern Zeichner wie zum Beispiel Tony Strobl, Jack Bradbury, Bob Gregory oder eben Paul Murry und Al Hubbard. Nun, wer aber alte TGDD-Hefte besitzt, wird feststellen, dass vor allem Strobl doch schon seit ewiger Zeit in der seit 1965 laufenden Reihe auftaucht. Das Problem liegt allerdings in der Quantität, die „alten Amerikaner“ finden seit 2008 viel zu oft Eingang ins TGDD – was man auch statistisch belegen kann: 2007 gab es insgesamt 62 Seiten von Strobl, Hubbard & Co. – ein wie mir scheint doch sehr angemessener Wert, schließlich ist es schon vorstellbar, dass diese Zeichner den ein oder anderen Fan haben. Blicken wir nun aber auf das Jahr 2008: Insgesamt 156 Seiten, sprich also gut drei Hefte werden von alten Amerikanern gefüllt. Ein sprunghafter Anstieg, der für mich nicht zu erklären ist.

Und die Qualität dieser Comics lässt dann doch oft zu wünschen übrig. Ich will ja nicht alle Geschichte in einen Topf werfen, aber beispielsweise bei dem vor gut einem Jahr veröffentlichten Werk „Fußballmagie“ von Luis Destuet hatte ich nicht unbedingt das Gefühl, dass ich tatsächlich eine der „tollsten“ Donald-Duck-Geschichten lese. Lieber bereits veröffentlichtes Material, das gut ist, als Unveröffentlichtes, das nicht in dieses Heft gehört. Eine Minderheitsmeinung von mir? Das wage ich zu bezweifeln: Wer sich regelmäßig in den Disney-Foren umguckt, wird dort selten Lobpreisungen für die Werke dieser Zeichner lesen. Auch die Künstlerwahl, die wir vor gut einem Jahr im FIESELSCHWEIF durchgeführt haben, bestätigt das: Kein einziger „alter Ami“ steht unter den ersten 20, erst auf Platz 27 wird man mit Paul Murry fündig (der die überwiegende Anzahl an Punkten aber wohl für sein Maus-Werk ergattert hat). Tony Strobl und Al Hubbard standen in der Wahl nur jeweils auf einer der 28 Listen, andere – wie z.B. Bob Gregory oder Phil de Lara – haben nicht mal eine Nennung zu verzeichnen. Das spricht also nicht gerade für diesen alten Amerikaner. Wie aber bereits gesagt, haben sie dennoch definitiv ihre Daseinsberechtigung im TGDD. Aber – um es mal ein bisschen negativ auszudrücken: Die Dosis macht das Gift. Trinkt man ein Bier, macht das überhaupt nichts, bechert man eins nach dem anderen weg, ist es schädlich. Ein vielleicht dämlicher, aber zutreffender Vergleich. Nun, so langsam dürfte aber meine Meinung, dass es zu viele amerikanische Comics gibt, klar geworden sein – aber was sollte man stattdessen abdrucken? Nun, in letzter Zeit

gab es vor allem spürbar weniger Geschichten von Daniel Branca. 2007 wurden von ihm insgesamt 56 Seiten abgedruckt, sprich fast so viel wie bei allen „alten Amis“ zusammen. Im letzten Jahr waren es dann nur noch 15 Seiten. Sehr mager, wie ich finde, immerhin gab es 2009 aber nun schon zwei Comics von ihm. Bei Vicar kann man dagegen keinen großen Einbruch erkennen, allerdings könnte man auch in Anbetracht dessen, dass er unglaublich viel gezeichnet hat, auch hier eine Schippe drauflegen und öfters mal eine Geschichte aus dem vergangenen Jahrtausend abdrucken, die den meisten Lesern wohl unbekannt sein dürften. Auch andere Zeichner wie Ferioli (2008 und 2009 gar keine Geschichte) sowie die Heymans-Brüder kamen in letzter Zeit doch ein wenig zu kurz. Am sinnvollsten könnte man den Platz jedoch mit vier-reihigen italienischen Geschichten verwenden, die zurzeit nur einmal pro Jahr Einzug ins TGDD finden. Leider ist aber hier die Maßnahme der Redaktion nicht ganz unverständlich, denn viele Leser waren über den Abdruck der 12-teiligen Serie „Die Drachenritter“ verärgert, welche zwar eigentlich eine Egmont-Produktion war, allerdings von dem Italiener Giorgio Cavazzano gezeichnet wurde. Durch diesen Vorfall verschmähen viele Leser nun den Abdruck italienischer Geschichten. Ein Jammer, dass uns dadurch eine Vielzahl an guten Geschichten durch die Lappen geht. Ein Lichtblick ist aber immerhin, dass man gelobt, in nächster Zeit werde wieder mehr von Talenten wie Kari Korhonen abgedruckt. Vielleicht findet das TGDD doch schon bald einen Weg aus der gegenwärtigen kleinen Talfahrt...

Vorschau Der nächste BE erscheint voraussichtlich am 8. August. Themen: * Kai Kamen * * Die Duckenovela * * Disneys beste Comics * * Die Melzer-Bücher * u.v.m.

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