grenzgaenger - ein buch über DAIM (2008)

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grenzgaenger ein buch 端ber DAIM - mirko reiser



grenzgaenger ein buch 端ber DAIM - mirko reiser



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Ăœber die Macht, sich selbst zu benennen DAIM - vier Buchstaben formieren sich Entfesselte Form - gefesselter Inhalt Dimensionen Ăźberwinden Feuerwerk von Ambivalenzen Arbeiten von DAIM Fragen und Antworten

Inhalt


Feuerwerk der Ambivalenzen Über die Macht, sich selbst zu benennen Graffiti bedeutet gemeinhin, anderen im öffentlichen Raum mehr oder weniger deutlich und meist illegal via Schriftzug sein Pseudonym aufzuzwängen , damit ich zu sagen und Spuren in ei ner urbanen Welt zu hinterlassen, die zunehmend weniger auf Individualitäten ausgerichtet ist. Graffiti kam da vor gut 30 Jahren aus den Metropolen New York und Philad elphia gerade recht - und ist bis in die Provinzen der westlichen Hemisphäre durchgesunken. Die Erfolgsgeschichte von Graffiti ist Teil der globalen Jugendkultur geworden und bis heute geblieben. Graffiti ist eine Macht. Mit einer ungewohnten Macht, nämlich der über sich selbst, hat auch der erste Akt des Schöpfens von Graffiti zu tun: Für Graffiti geboren ist nur, wer sich selbst mit einem neuen Namen, einem Pseudonym versieht.

Mit diesem Decknamen beginnt nicht mehr und nicht weniger als die Korrektur der Selbstpositionierung in der Welt. Der Name ist dabei alles, was man vorerst hat. Es lohnt sich, gut über ihn nachzudenken ; den ersten Namen haben einem die Eltern verpasst. Ihn in der amtlichen Welt zu benutzen, bedeutet Teil eines (auch maßregelnden) Systems zu sein. Den zweiten Namen gibt man sich nun selbst. Damit wird man Teil der StreetaI1-Community mit anderen Regeln und Codes. Dieser zweite Name ist ein Heiligtum. Man bedeutet und verfügt gleichzeitig frei über ihn, übt damit Macht über sich selbst aus, kurz: stärkt sein Selbstbewusstsein.


Im besten Fall verschmelzen unter dem neuen Namenslabel Subjekt und Welt im Akt der Manifestation dieses Namens mit dem Edding oder der Sprühdose an der Wand. Millionen NamenGraffitis auf der ganzen Welt offenbaren einen Kosmos der Selbstbestimmung. Das macht denen Mut, die darunter leiden, sich in ihrer jeweiligen Lebensetappe oder Gesellschaft fremdbestimmt zu fühlen. Graffiti ist ein Ventil, ein Generator für subversive Kraftschübe. DAIM - vier Buchstaben formieren sich Mirko Reisser, 1971 in Lüneburg geboren, begann seine GraffitiKarriere mit 17, nannte sich erst CAZA, dann zwei Jahre später, nach seinem Abitur, DAIM: Der Startschuss für eine der weltweit wirksamsten Graffiti-Karrieren. Der Name DAIM ist gut gewählt. Er setzt sich aus den vier (während des Sprühens bereits erprobten) Lieblingsbuchstaben des Künstlers zusammen. Vier

Buchstaben, die in Kombination, auch das war ein Auswahl-Kriterium, spannend und variabel zu arrangieren sind. DAIM: Das D strebt seiner Form nach ins Wort hinein und schottet es gleichzeitig nach außen ab. Das "A" steigt rasch empor und gibt dem Namenslabel einen ersten Gipfelsturm. Das "I" ist von einer schlanken Wahnwitzigkeit getragen, stützungsbedürftig, zudem über den möglichen I-Punkt eine gespaltene, etwas ausspeiende Form. Und das "M" nimmt die Gipfelform vom "A" gleich doppelt wieder auf und ermöglicht einen sanften Ab- und Ausklang aus dem Wort. DAIM: Im Ganzen eine optisch harmonische und spannungsgeladene Wortformation, die ihr Energiezentrum irgendwo zwischen dem "A" und dem "I" versteckt hält. Den Namen schenkt man sich also selbst. Für den Style allerdings muss man 1. hart arbeiten, 2. merken, was man will und 3. kann, 4. schauen was die Konkurrenz macht, um einen 5. ei-

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genen, bitte 6. originellen Ausdruck kämpfen, 7. Einsatz bringen, 8. Nerven und vielleicht auch 9. Geld investieren. Damit Mirko Reisser ein großes, neues DAIM-Piece sprühen kann, sind aufwendige Vorarbeiten nötig: Im Sketchbook muss die zündende Idee auftauchen, die dann in eine saubere Graphik übertragen wird, um anschließend im Rechner nachgeklickt zu werden und als Datensatz in Form einer Vektorengrafik erneut aufzuerstehen. Hierbei kann die Graphik bis ins Detail Perfektioniert werden und als endgültige Vorlage ausgearbeitet werden. Diese wird auf die Wand übertragen. Erst jetzt beginnt der eigentliche Sprühvorgang. Die Bedingungen für einen solchen Arbeitsaufwand liegen auf der Hand: Neben dem technischen Know-how, dem persönlichen Style und der diesen Style erweiternden Idee, müssen die Bedingungen für eine solche Arbeit stimmen , damit sie real ausgeführt werden kann. Der Zeitund Finanzaufwand muss über

Auftraggeber, bzw. den Kunstmum gedeckt sein. Oder anders gesagt: In der Illegalität lässt sich dieser Aufwand nicht mehr umsetzen. Mit dem Studium der Freien Künste in der Schweiz bekam der gewissenhafte Künstler Gelegenheit, seine Interessen neu zu definieren. Neben Arbeiten mit der Sprühdose ließ DAIM seinen Namen nun in Kupferstichen und Linoldrucken, Gipsmodellen, Skulpturen aus Holz und Beton immer wieder neu entstehen. Direkte Vorbilder hat DAIM nicht. Er mag die Werke des Malers van Gogh und des Architekten Frank Gehry. Wirkliche Inspiration findet er hauptsächlich in der Natur.


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Entfesselte Form - gefesselter Inhalt

Der technisch brillante wie formal komplexe 3-D-Style ist das Markenzeichen von DAIM. 3-D-Style bedeutet, dass der Schriftzug ohne Outlines, stattdessen mit den Licht/SchattenEffekten der Farben selbst gestaltet wird. Die Buchstaben erhalten dadurch etwas greifbares, etwas, dass sie aus ihrer Zweidimensionalität heraus - und hinein in unsere dreidimensional erfahrbare Welt rückt. Sie suggerieren nämlich, eine Dimension weiter zu sein, als die, der sie tatsächlich angehören, sie drängen, sie streben nach mehr, wollen Teil der dynamischen Welt sein, und wie zum Trotz führen sie uns ihr übermächtiges Können vor, indem sie sich in einem farblichen Fantasieraum verschlingen, verschachteln, umlegen, zerhackt aneinanderschmiegen, mit Pfeilsystemen (die aus dem Bild hinaus zurück in die "wirkliche" Welt weisen) verbinden , indem

sie in die Tiefe des Raumes hinein- und aus ihr wieder hinausmorphen, sich zwischen zwei Fluchtpunkte spannen, indem sie zerfallen , zersprengen , zerfetzen, zersplittern, ja regelrecht zerspritzen - bedeuten diese vier Buchstaben plötzlich eine Abweichung zum normalen, mit strengen Konventionen ausgestatteten Schriftbild, welches sich ja doch eher - den Gesetzmäßigkeiten der guten Lesbarkeit folgend - auf die ruhenden Gleichförmigkeiten seiner Formen stützt. Buchstaben sind formale Transportmittel für Text, und so die gemeine Meinung, Text ist Transportmittel für Inhalt; erst der Inhalt von einem Text, glaubt man, ist in der Lage, Dynamik zu suggerieren. Was aber, wenn der Text, die Buchstaben selbst, diese Dynamik bereits sind? Wenn sie ihre eigene Geschichte als ein wild sich zerstreuendes, bzw. fügendes Schlachtfeld von Signifikanten erzählen? Das Programm von DAIM beinhaltet sowohl die Konstruktion


wie auch die Dekonstruktion eines Wortes - irgendwo im Pulsschlag zwischen Einbrennen und Auslöschen taucht es aus einer synästhetischen Sphäre auf! Und offenbart: Dass es aus dem Nichts entstanden ist und dorthin auch wieder zu entschwinden droht. Wir sehen in einem DAIMGraffiti das Standbild einer Wortformation, die im Begriff scheint, sich ständig zu verändern, sich dem Zugriff zu entziehen, die auf der Flucht ist, sich nicht greifen lassen und damit also frei , d.h. souverän bleiben will.

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Diese Dynamik am Wort DAIM selbst festzumachen, versinnbildlicht einen Leitgedanken des von Derrida ausgegebenen Programms: Nämlich, dass die traditionell hierarchische Ordnung der beiden Bestandteile des Zeichens dekonstruktiv verkehrt werden müsse. Gemeinhin wird nämlich die ideelle Bedeutung eines Sprachzeichens, das Signifikat (= die Vorstellung, die das Zeichen transportiert) über den materiellen Träger der Bedeutung, den Signifikanten (= das Laut- oder Schriftbild) gestellt. Derrida hat hier die Notwendigkeit einer Korrektur gesehen: Eben dass die Materialität des Signifikanten zum Sinn nicht etwa nachträglich und äußerlich hinzutritt, sondern umgekehrt, dass der Sinn Effekt einer immer schon nachträglichen Signifikation ist; dass der Sinn also immer schon in das Textzeichen mit eingeschrieben ist. Dadurch, dass in den Graffiti-Wortformationen von DAIM die Wortzeichen aus ihrer Zeichenhaftigkeit hinausfallen, indem sie danach

streben, komplexe, einmalige, agierende, morphende 3-D-Objekte zu sein, versinnbildlichen sie dieses Theorem: Das Zeichen formal bis zur Unmöglichkeit aufzuwerten - und den von diesem Zeichen transportierten Inhalt dagegen bis zu einer relativen Bedeutungslosigkeit abzuschwächen.


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Verknüpft man mit dem Wort DAIM, das sich in meterlangen Wandgraffitis in Auferstehung und Niedergang selbst manifestiert, noch seinen Stellvertreter = Schöpfer, den es zu repräsentieren sucht, so blitzt auch er für die Länge eines filigran kredenzten Wandmomentes auf. Und die Zeit tut ihr übriges, wenn etwa die Graffiti-Pieces an den Wänden verrotten oder schlichtweg an den Wänden der Kunsttempel nach Ablauf der Präsentation weiß übermalt werden. Die Undeutbarkeit der Metapher DAIM rückt sinnlich miterfahrbar die Undeutbarkeit der empfundenen Existenz Mirko Reissers in den Focus einer allgemeinen Aufmerksamkeit. Dimensionen überwinden

Die Graffitis von Mirko Reisser verändern sich im Laufe der Jahre. Fragt man ihn, welche Richtung seine Graffitis in Zukunft einschlagen werden, bekommt man verschiedene Antworten, die sich allesamt auf ei-

nen Nenner bringen lassen. Zum einen will er vermehrt im Kunstraum tätig werden, um ausgefallenere Projekte entwickeln und realisieren zu können. Zum anderen will er mit weniger Farbe arbeiten, um das Bewusstsein für die Form zu stärken. Dann gilt es, die technischen Möglichkeiten besser zu nutzen: Projektionen - um größer, filigraner, anders, letztlich schneller arbeiten zu können. Denn Reissers 3-D-Graffitis streben nicht nur in die nächste Dimension, sie wollen in dieser Dimension auch tatsächlich verwirklicht werden. Es gibt bereits Abgüsse von Schriftzügen, ein Schnitzing, eine Schneeskulptur- Fingerübungen für das, was noch folgen soll.


Das Graffiti "Mauersprengung", das 2006 im Rahmen des Skulpurenprojektes in der Hamburger City Nord verwirklicht wurde, geht in die Richtung:

Ein freistehendes, großes Wandelement, das zu den Seiten und nach vorn mit zusätzlichen Wandkörpern aufgemauert wurde, bevor Reisser mit der Spraydose drüberging.

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Noch mehr ist möglich. Die tatsächliche Dreidimensionalisirung der Schrift ist längst noch nicht ausgereizt. Zwischen der Zweiund der Dreidimensionalität warten die bekannten Problematiken und locken als Herausforderung: Wie soll dieser GraffitiSchriftzug von den Seiten und von hinten aussehen? Frei nach dem Skulpturenmotto "Von allen Seiten schön" darf nicht nur eine ausgestaltete Schokoladenseite übrigbleiben . Die Verlockung ist groß, denn die tatsächliche Dreidimensionalität der Schriftzüge würde zeigen, dass die Gegenwelt, die die Graf-

fit i-Codes zur normalen Leseart der Schrift entworfen haben , eine tatsächliche Dimension näher an uns heranrückt - also ein noch sinnfälligerer Teil unserer Realwelt wird, als er ohnehin schon ist.


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Feuerwerk von Ambivalenzen Mit jedem neuen DAIM-Piece nimmt Mirko Reisser die Welt ein Stück mehr in Besitz; und mit jedem neuen DAIM-Piece nimmt die Welt Mirko Reisser ein Stück mehr in Besitz. "Den Charakter der Buchstaben formen und seinen eigenen dabei entdecken" lautet sein Diktum. Formkomplizierung und Inhaltsvereinfachung, Zwischen Hermetik und Kommunikationsangebot, zwischen Konstruktion und Dekonstruktion, zwischen Zwei- und Dreidimensionalität, offenbart sich in Mirko Reissers

Graffiti-Arbeiten der unfassbare Weltgraben - den zu überwinden der Betrachter zusehends mehr ins Grätschen gerät.

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DAIM - backflash Bleistift auf Papier 29 x 42 cm


DAIM - unscharf Bleistift auf Papier 29 x 42 cm

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M - wanted DAI Bleistift au f Papier 15 x 22 cm


DA/M- a Bleistift uf der l x 22 cm auf Pap ler ' aUer

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DAIM - suchende Geborgenheit Spraypaint on canvas 150 x 100 cm


DAIM -cut Spraypaint on canvas 150 x 100 cm

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DAIM - Die Mauersprengung Sculpture 2739 x 1977 cm


DAIM Hamburg/Germany 2400 x 1624 cm

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DAIM

Tijuana/Mexico 1500 x 751 cm


DAIM Buenos Aires/Argenti nia 3369 x 1756 cm

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DAIM - Style hunting spraypaint on wall 2808 x 1541 cm


DAIM - Style hunting Esslingen/ Germany 2943 x 1831 cm

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Fragen und Antworten Hat sich der Name während der letzten Jahre verändert? Nein, der Name ist immer gleich geblieben. Aber der "Style", also meine Art den Namen darzustellen oder zu schreiben entwickelt sich immer weiter.

Welche Orten reizen Dich besonders zum Sprühen und warum? Es reizt immer der Ort, an dem man noch nicht war. Und da ich bereits an sehr vielen Orten im urbanen Raum gearbeitet habe, reizt mich zurzeit mehr der, auch öffentliche, Raum der Kunstinstitutionen. Einen Raum in einem Museum zu "erobern" ist heute so reizvoll, wie früher eine Wand an der Bahnlinie zu besprühen.

Wie arbeiten sie ihre Ideen aus? Was benutzen sie (Stifte, Papier, PC) Die Skizze mit Bleistift steht immer am Anfang meiner Arbeit. Weiterentwickeln sich die Ideen dann aber am Computer. So ist es möglich verschiedene Variationen zu probieren und zu testen was am besten in die Gesamtstruktur eines Bildes passt.

Glaubst du das Sprühen hat dich menschlich weiterentwickelt und gibt dir eine neue Kommunikationsebene? Ich denke vor allem der Kontakt mit nationalen aber auch internationalen Graffitikünstlern hat mich stark beeinflusst und meine Entwicklung geprägt. Man lernt sich auf die Mentalitäten und auch Arbeitskulturen anderer Länder einzustellen und übernimmt vielleicht auch Teile davon. Graffiti ist eine universelle Sprache die auch über Landes- und Kontinentgrenzen verstanden wird. Ob du mit Je-


mand zusammen ein Bild sprühen kannst, hängt von seiner Kreativität, seiner Mentalität und seiner geistigen Einstellung ab. Dies ist klar eine neue "Kommunikationsebene". Nach 17 Jahren Graffiti Sprühens und Reisen über den gesamten Globus entwickelt man sich zwangsläufig.

Du bist bekannt für Deine 30Styles. Dein Stil wird als sehr grafisch und technisch perfekt beschrieben. Woher kommen die Einflüsse für diesen Stil? Woher nimmst Du deine Inspiration? Mein Style wird als 3D-Styles beschrieben, aber es ist eigentli ch mehr die Beschreibung der Technik. Es bedeutet ein Bild mit großer dreidimensionaler Wirkung, mit Schatten- und LichtSetzung zu sprühen. Mein Style zeigt, dass ich mich schon immer sehr mit fotoreal istischen Dingen auseinandergesetzt habe. Meine Begeisterung für Tiefe nwirkung , Licht- und Schatten si nd in meinen Bildern

zu erkennen. Es zeigt aber auch, das ich mich mit der Wirkung von Bildern auseinander gesetzt habe. Im Graffiti geht es oft um die Darstellung seines Namens. Ihn, w ie bei einer Werbung, dem Betrachter schmackhaft zu machen, damit er möglichst bei ihm im Kopf hängen bleibt. Um dieses Ziel zu erreichen, kann man nicht ein Patent-Rezept anwenden. Vielmehr ist dies ein flexibler Weg, auf dem man sich immer wieder an die realistischen Begebenheiten anpassen muss. Man kann sich vielen Dingen aus der Werbung bedienen, denn die Writer machen ja nichts anderes, als für sich, ein imaginäres Produkt, zu werben. Dies kann man auch sehr schön an der gesamten Graffiti-Bewegung sehen. In einer Stadt die voll ist mit bunten Wild-Styles fällt man nur noch auf in dem man, am besten silberne, Simple-Styles sprüht. Und umgekehrt. Der Writer sucht sich einen Weg, aus dem Einheitsbrei der schon bestehenden Bilder, aufzufallen. Aber nur aufzufallen wäre zu ein-

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fach. Denn man möchte ja auch seinen Stil präsentieren und es schaffen, daß der Betrachter diesen Stil auch immer mit einem in Verbindung bringt. Das heißt man muß für sich ein typisches Erscheinungsbild erzeugen. Dies tue ich, in dem ich typische Merkmale in meinen Styles immer wieder auftauchen lasse. Bestimmte Elemente und Formen werden dauernd wiederholt. Auch das weglassen von unwichtigen Elementen die nur irritieren würden, ist wichtig um beim Betrachter aufzufallen. Diese Logohaften Bilder sind typisch für mich und meinen Style. Wie sehr haben dich deine Reisen geprägt? Ich arbeite gerne an unterschiedlichen Orten. So gestalte ich den jeweiligen Ort mit. Ich versuche dabei alles im Kontext mit Architektur und der Umgebung zu sehen. In welchem Land bin ich? Ich welcher Stadt? Mit welchen Kollegen sprühe ich dieses Bild?

Welche Farben habe ich vor Ort? Was für Gegebenheiten habe ich vor Ort? z.B. haben wir in Tijuana den ganzen Tag gemalt, alles war perfekt. Irgendwann ist es dunkel geworden und schlagartig wurde uns klar, dass wir bei Nacht an dieser Ecke nicht mehr stehen sollten. Dann hieß es innerhalb von 5 Minuten einpacken und abhauen. Das kann man nicht mit einer Wand in deinem Stadtteil vergleichen. Beim Inhalt der Arbeiten steht immer mein Name im Vordergrund. Ich fliege nicht nach Mexiko, um dort mexikanisch angehauchte Ornamente zu malen. Das hat nichts mit mir zu tun. Das wäre so als wenn eine mexikanische Musikgruppe nach Deutschland kommen und Bayrische Blasmusik spielen würde. Die könnten denken: "Tun wir den Deutschen ein Gefallen und machen deutsche Musik". Aber das macht gar kein Sinn, deshalb bringe ich mich mit meinem Stil und mit meiner Identität in die jeweilige Stadt ein. Dadurch zeige ich, dass ich da war.


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impressum

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