Konwent Organizacji Polskich w Niemczech
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POLONIA KWARTALNIK POLAKÓW W NIEMCZECH
WYDANIE SPECJALNE
z okazji 25-lecia podpisania polsko-niemieckiego Traktatu o dobrym sąsiedztwie
SONDERAUSGABE
aus dem Anlass des 25. Jubiläums der Unterzeichnung des Deutsch-Polnischen Nachbarschaftsvertrags
Berlin – 2016 – nr 8
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Sfinansowany przez: / GefĂśrdert durch:
GefĂśrdert von der Beauftragten der Bundesregierung fĂźr Kultur und Medien
Magazyn
POLONIA Kwartalnik Polaków w Niemczech
Wydanie specjalne
z okazji 25-lecia podpisania polsko-niemieckiego Traktatu o dobrym sąsiedztwie
SONDERAUSGABE
aus dem Anlass des 25. Jubiläums der Unterzeichnung des Deutsch-Polnischen Nachbarschaftsvertrags
Berlin – 2016 – nr 8
Konvent der polnischen Organisationen in Deutschland
Inhalt PROLOG • Die Botschaft des Polnischen Botschafters in Berlin Professor Andrzej Przyłębski 4 • Über das Jubiläumsjahr - die Koordinatoren der Jubiläumsveranstaltungen Cezary Król und Joachim Bleicker 6 • Die Botschaft des Polnischen Präsidenten Andrzej Duda an die Teilnehmer der Jubiläumsveranstaltungen 8 • Grußwort des Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und Nationale Minderheiten Hartmut Koschyk MdB währen des „Konzerts der polnischen Musik“ in Berlin 10 • Eröffnungsrede des Außenministers der Bundesrepublik Deutschland Frank-Walter Steinmeier auf dem Empfang zu Ehren der polnisch stämmigen Bürger und Polen in Deutschland 14 • „Polnische Bürger sind große Bereicherung für unser Land”. Rede des Koordinators der Bundesregierung für deutsch-polnische Zusammenarbeit Dietmar Woidke während des Empfangs zu Ehren der Polonia 16 • Deutsch-polnische Versöhnung als Beispiel für die ganze Welt – Rede des Polnischen Präsidenten Andrzej Duda in Berlin 18 • Ansprache des Bundespräsidenten Joachim Gauck während des Besuchs des Polnischen Präsidenten Andrzej Duda in Berlin 22 • Deutsch-polnische Partnerschaft als einer der Grundsteine der Europäischen Union – ein Bericht über das Treffen des Polnischen Präsidenten Andrzej Duda mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel 26 • Świętujemy / Wir Feiern! Bericht über die Präsentation des Programms der Jubiläumsveranstaltungen 30 DIE WICHTIGSTEN JUBILÄUMSEVENTS • Das „Konzert der Polnischen Musik” in Berlin • Empfang des Außenministers der Bundesrepublik Deutschland zu Ehren der Polonia • Das Deutsch-Polnische Forum in Warszawa • Die Deutsch-Polnischen Medientage in Leipzig • Jubiläumsfest „Deutsch-polnische Begegnungen“ in der berliner Columbiahalle • Das Jubiläum des 25. Jahrestages des Deutsch-Polnischen Vertrags in Hannover • Treffen mit polnischer Kultur im Admiralspalast
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• Der Film „Die Deutschen und die Polen. Geschichte einer Nachbarschaft“ – Bericht über die Filmpräsentation • Festival „Zusammen im gemeinsamen Europa” – die Jubiläumsveranstaltung in München • Jubiläumsfest in Mainz • Dzieci porozumienia / Kinder des Vertrags – Film und Diskussion in Regenbogenfabrik • Das Deutsch-Polnische Jugenwerk feiert seinen 25. Geburtstag • 25. Jubiläum der Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit • III Kongress der Polnischen Organisationen in Deutschland • Ein Konzert zum Abschluss des Jubiläumsjahres in Berlin
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AUS DEM LEBEN DER POLONIA • Konvent der Polnischen Organisationen in Deutschland • Christliches Zentrum zur Förderung der polnischen Sprache, Kultur und Tradition in Deutschland e.V. • Bundesverband Polnischer Rat in Deutschland e.V. • Die Geschäftsstelle der Polonia in Berlin • Bund der Polen in Deutschland • „Porta Polonica” – die digitale Dokumentationsstelle zur Kultur und Geschichte der Polen in Deutschland • Polnischer Rat, Landesverband Berlin • „Tag der Polonia“ in Berlin Bericht über das Fest • 24. Rock & Chanson Festival in Köln • Festival der Polonia „Klänge, die verbinden“ in Hannover • Das XX. Jubiläum des Christlichen Zentrums in Deutschland • Deutsch-polnische Begegnungen in Hamburg • Bericht aus der Ausstellungseröffnung „Wir vergeben und bitten um Vergebung“ • Das gemeinsame Lehrbuch für Geschichte „Europa – unsere Geschichte“
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DOKUMENTE • Deutsch-polnischer Vertrag über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit – Auszüge 144 • Gemeinsame Erklärung des Runden Tisches 150 IMPRESSUM
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Die Botschaft des Polnischen Botschafters in Berlin Professor Andrzej Przyłębski Sehr geehrte Damen und Herren, Im Hinblick auf die deutsch-polnischen Beziehungen verging das Jahr 2016 unter dem Zeichen des 25-jährigen Jahrestages des Vertrags über die gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit. Das Jubiläum wurde von symbolischen Veranstaltungen begleitet, der Höhepunkt war das Konzert der Philharmonie aus Posen im Beisein des Polnischen Präsidenten Andrzej Duda und des Bundespräsidenten Joachim Gauck im Roten Rathaus am 11. Dezember 2016. Ich freue mich, dass die Polonia in Deutschland sich so aktiv an den Feiern aus diesem Anlass beteiligt hat, und dass sie durch ihre tägliche Arbeit einen wertvollen Beitrag zu der weiteren Festigung der Bindung zwischen Polen und Deutschland leistet. Zahlreiche politische Ereignisse, die im vergangenen Jahr stattgefunden haben, sind ein Beweis dafür, dass der Vertrag seine Funktion erfüllt hat und solide Grundlagen für unsere Beziehungen zu den Deutschen geschaffen hat. Wir haben ein ausgebautes Netz von regelmäßigen Kontakten auf allen politischen Ebenen – ein Netz, dank dem es uns möglich ist, einen offenen Dialog in allen wesentlichen Bereichen zu führen. Als Maß der Bedeutung, die beide Regierungen den gegenseitigen Beziehungen zuschreiben, sind die Konsultationen zwischen beiden Regierungen, die in diesem Jahr in Berlin mit Beteiligung der Regierungschefs und fast aller Minister stattgefunden haben, zu betrachten. Diese einmalige Reife der Beziehungen ist ungeheuer wichtig. Sie erlaubt es, Themen, bei denen sich das Finden eines gemeinsamen Nenners schwierig gestaltet, ehrlich zu besprechen. Solche Themen tauchen zwangsweise auf, wenn man die nachbarschaftlichen Beziehungen auf die Ebe-
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ne der internationalen Fragen verlagert – nicht nur Deutschland und Polen haben manchmal unterschiedliche Interessen. Es ist ein Wert in sich, dass wir über solche Themen konstruktiv diskutieren können. Dennoch hat der 25-ste Jahrestag des Vertrags nicht nur eine symbolische Dimension. Aus unserer Sichtweise bot er auch Gelegenheit dazu, ein Resümee zu ziehen – welche Beschlüsse des Vertrags wurden realisiert und wo besteht es noch Handlungsbedarf? Wir sehen zum Beispiel eine Notwendigkeit, die Realisierung der Punkte bezüglich des Unterrichts der polnischen Sprache in Deutschland zu intensivieren. Der Vertrag bleibt ein wichtiger Bezugspunkt für beide Länder und wird mit Sicherheit bei den kommenden, runden Jahrestagen stets in Erinnerung gerufen. Es ist richtig, da er ein neues Kapitel in der gemeinsamen Geschichte Polens und Deutschlands eröffnet hat. Wie die Zukunft aussehen wird, hängt nicht nur von seinen Beschlüssen ab, aber auch davon, wie wir sie in der Zukunft in der Praxis realisieren werden. Wir, d. h. selbstverständlich die Regierungen und die Gesellschaften – die Dokumente sind dennoch nur ein Papier und der tatsächliche Zusatzwert in den Beziehungen beider Staaten besteht in den zwischenmenschlichen Kontakten, die auf Neugier und dem Willen, den Nachbar kennenzulernen sowie der Offenheit für seine Meinungen basiert. Ich wünsche Ihnen alles Gute und hoffe, dass wir weiterhin gemeinsam zu Gunsten der Weiterentwicklung von deutsch-polnischen Beziehungen arbeiten werden. Prof. ord. Dr. habil. Andrzej Przyłębski Botschafter der Republik Polen
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Über das Jubiläumsjahr – die Koordinatoren der Jubiäumsveranstaltungen Cezary Król und Joachim Bleicker
Das 25-jährige Jubiläum des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages ist ein Grund zum Feiern: Die Beziehungen zwischen Deutschland und Polen haben sich politisch, gesellschaftlich und zwischenmenschlich so eng verflochten wie nie zuvor. Die gemeinsamen deutsch-polnischen Institutionen, die der Nachbarschaftsvertrag ins Leben gerufen hat oder die in dessen Folge entstanden sind, wie das Jugendwerk, die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit oder die Regierungskommission für regionale und grenznahe Zusammenarbeit, haben über die Jahre ein tiefes, gegenseitiges Vertrauen geschaffen. Das Ausmaß dieser positiven Entwicklung ist beispielhaft. Das Jubiläumsjahr ist ein Anlass, auch nach vorne zu blicken, über die zukünftige Ausgestaltung unserer Beziehungen zu sprechen und gemeinsam nach Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit zu suchen. Das Programm für das Jubiläumsjahr ist breit gefächert und reicht von zwischenstaatlichen Formaten bis hin zu Projekten und Veranstaltungen auf gesellschaftlicher und kultureller Ebene. Politische Höhepunkte werden die DeutschPolnischen Regierungskonsultationen sowie gegenseitige Besuche unserer Staatsoberhäupter sein. Darüber hinaus haben politische und zivilgesellschaftliche Institutionen viele Aktivitäten
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Joachim Bleicker, Pełnomocnik Ministerstwa Spraw Zagranicznych Republiki Federalnej Niemiec ds. Kontaktów z Państwami Członkowskimi Unii Europejskiej Joachim Bleicker, Beauftragter für Beziehungen zu den Mitgliedstaaten der Europäischen Union im Auswärtigen Amt
geplant. Diese Vielfalt zeigt, welchen hohen Stellenwert die Beziehungen unserer beiden Länder heute haben. In diesem Sinne möchten wir Sie herzlich dazu einladen, das Deutsch-Polnische Jubiläumsjahr gemeinsam mitzugestalten und so selbst zum aktiven Bestandteil der Feiern zu werden. Sie können für eigene Veranstaltungen mit Jubiläums-Bezug auf dieser Website Informationen über die Förderlinie 25x25 finden. Bitte nutzen Sie auch die Möglichkeit, ihre deutsch-polnischen Veranstaltungen im Jubiläumsjahr sichtbar zu machen und in den Online-Eventkalender einzutragen. Wir freuen uns auf viele gemeinsame Höhepunkte im deutsch-polnischen Jubiläumsjahr!
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Die Botschaft des Polnischen Präsidenten Andrzej Duda an die Teilnehmer der Jubiläumsveranstaltungen
Warszawa, 29.06.2016 An die Teilnehmer und Veranstalter des Konzerts aus dem Anlass des 25-jährigen Jubiläums der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Vertrags über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit vom 17.06.1991 Sehr geehrte Damen und Herren, ich begrüße alle Teilnehmer des Konzerts in Berlin. Ich bin sehr beeindruckt, dass die Feierlichkeiten der Polonia aus dem Anlass des 25-jährigen Jubiläums der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Vertrags über die gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit, auf diese Weise – mit einer Begegnung mit der Kultur eröffnet werden. Um gut zusammenarbeiten und eine dauerhafte Partnerschaft aufzubauen zu können, muss man zuerst eine gemeinsame Sprache finden und sich verständigen. In diesem Sinne hat das heutige Konzert eine schöne, symbolische Botschaft. Die Musik ist eine sehr universelle Form des Gesprächs, die für alle Zuhörer verständlich ist und keiner Übersetzung bedarf. Der vor einem Vierteljahrhundert abgeschlossene deutsch-polnische Vertrag und die Errungenschaften unserer 25-jährigen Zusammenarbeit sind ein Zeugnis für eine gute Verständigung zwischen den Deutschen und den Polen, er ist gleichwohl ein dauerhafter, historischer Erfolg. Umso wertvoller, da er durch die Überwindung der schweren, schmerzhaften Vergangenheit stattgefunden hat. Der Weg der Versöhnung, der durch gemeinsame Bemühungen von Menschen mit feinfühligem Gewissen und weitreichender Vision möglich geworden ist, führte zu dieser engen Partnerschaft. Die deutsch-polnischen Beziehungen sind sehr gut und entwickeln sich dynamisch. Sie bilden eine wichtige Voraussetzung für eine glückliche Zukunft, die nicht nur für unsere Völker und Nationen sondern auch für unsere Region, für Europa, für die europäische und transatlantische Gemeinschaft von großer Bedeutung ist. Die heutige Veranstaltung bietet Gelegenheit, auf eine besondere Weise die Verdienste der polnischen Organisationen und der polnisch-stämmigen Bürger in Deutschland zu würdigen. Ich danke Ihnen sehr herzlich für den Beitrag zum Bau der deutsch-polnischen Brücken. Für die Präsentation eines attraktiven Bildes der polnischen Kultur, Tradition und Geschichte. Sie können stolz darauf sein, dass mithilfe Ihres Patriotismus und Engagements Polen und seine Bürger den Deutschen näher gebracht wurden. Im Namen der Republik Polen danke ich allen Beteiligten dafür, mein besonderer Dank gilt dem Konvent der Polnischen Organisationen in Deutschland und dem Bund der Polen in Deutschland „Rodlo“. Ich vertraue darauf, dass die positiv stattfindende deutsch-polnische Zusammenarbeit auch zu der zufriedenstellenden Situation der in Deutschlandlebenden Polen und der Erfüllung ihrer Erwartungen beiträgt. Ich freue mich über den regen Dialog, der positive Veränderungen z. B. im Hinblick auf den Unterricht der polnischen Sprache verspricht. Sie dürfen sicher sein, dass die Regierung der Republik Polen und ich persönlich keine Mühe scheuen werden, um in der engen Zusammenarbeit mit den deutschen Partnern eine bestmögliche Lösung bezüglich des Status der Polen in Deutschland und der Deutschen in Polen finden werden. Ich wünsche einen gelungenen Verlauf der von Ihnen geplanten Veranstaltungen und Erfolge zugunsten der Polonia in Deutschland sowie der Festigung der deutsch-polnischen Beziehungen. Ich wünsche Ihnen einen gelungenen Abend und viele schöne, künstlerische Erlebnisse. Hochachtungsvoll Präsident der Republik Polen Andrzej Duda
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Grußwort des Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Hartmut Koschyk, MdB zu der Festveranstaltung „Konzert der Polnischen Musik“ des Konvents der polnischen Organisationen in Deutschland und der Geschäftsstelle der Polonia in Berlin / Konwent Organizacji Polskich v Niemczech oraz Biuro Polonii w Berlinie aus Anlass des 25. Jubiläums der Unterzeichnung des Deutsch-Polnischen Vertrags über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit am 29. Juni 2016 in der Französischen Friedrichstadtkirche in Berlin Ich bedanke mich ganz herzlich für die Einladung zu dem heutigen Festkonzert, hier in der Französischen Friedrichstadtkirche im Herzen Berlins. Ich darf Ihnen die herzlichen Grüße und guten Wünsche der Bundesregierung, insbesondere von der Bundeskanzlerin, Frau Dr. Angela Merkel, von den Bundesministern des Äußeren und des Innern, Herr Dr. Frank-Walter Steinmeier und Herr Dr. Thomas de Maizière, sowie von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Frau Staatsministerin Prof. Monika Grütters, übermitteln. Die Bedeutung der heutigen Festveranstaltung wird durch die gemeinsame Schirmherrschaft der Staatsoberhäupter von Polen und von Deutschland, von Staatspräsident Dr. Andrzej Duda und von Bundespräsident Dr. h.c. Joachim Gauck unterstrichen. Es ist mir daher eine besondere Freude, den Chef des Kabinetts des Präsidenten der Republik Polen, Herrn Staatssekretär Adam Kwiatkowski, begrüßen zu dürfen. Die Veranstalter, der Konwent der polnischen Organisationen in Deutschland und das Büro der Polonia in Berlin, bereiten uns heute Abend einen sicherlich wunderbaren Musikgenuss. Das berühmte Kammerorchester „Academia“ aus Stettin / Szczecin wird uns Werke der beiden klassischen Komponisten Karol Kurpiński und Frederic Chopin sowie eines der Hauptvertreter der modernen Musik aus Polen, Wojciech Kilar vortragen. Wojciech Kilar ist vor allem natürlich unter den Fans der cineastischen Kunst alles andere als ein Unbekannter, gilt der 2013 10
Verstorbene doch als einer der bedeutendsten Filmkomponisten weltweit. Ich danke dem Kammerorchester „Academia“ unter der Leitung des bekannten Dirigenten Professor Bohdan Boguszewski sowie dem jungen Pianisten Szymon Nehring herzlich dafür, dass Sie heute bei uns sind. Wir sind heute Abend in der Französischen Friedrichstadtkirche am Berliner Gendarmenmarkt zusammengekommen. Dieses ist von großer Symbolkraft in zweierlei Hinsicht: Erstens werden wir an das „Weimarer Dreieck“ erinnert, in diesem besonderen Format arbeiten Frankreich, Polen und Deutschland nunmehr ebenfalls seit fast 25 Jahren erfolgreich zusammen. Ich freue mich sehr, dass der polnische Außenminister Dr. Witold Waszczykowski und sein deutscher Kollege Dr. Frank-Walter Steinmeier in der Erklärung, die sie vor einer Woche im Rahmen der Regierungskonsultationen abgeben haben, ausdrücklich zum Weimarer Dreieck Stellung genommen haben und ihm einen neuen Impuls geben wollen. Zweitens befinden wir uns hier in einem Kirchengebäude, das unter dem preußischen König Friedrich I. für die aus Frankreich gekommenen Hugenotten erbaut worden ist. Die Eingliederung der Hugenotten in den preußischen Staat ist ein frühes Beispiel dafür, worum es bei Minderheitenpolitik heute gehen muss: Nicht um Assimilation, sondern um Integration, also um Teilhabe am politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben, bei gleichzeitigem Erhalt
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der religiösen, sprachlichen und kulturellen Eigenheiten. Deshalb war es richtig und wichtig, dass unsere beiden Außenminister auch diese Fragen in ihre genannte gemeinsame Erklärung aufgenommen haben, ich darf wörtlich zitieren: „Die deutsche Minderheit in Polen und die in Deutschland ansässigen Polen und polnischstämmigen Menschen bleiben wichtige Teilnehmer des Dialogs zwischen unseren Gesellschaften. Die Regierungen beider Länder sollen danach streben, dass die beiden Personengruppen so behandelt und unterstützt werden, wie es der Vertrag vorsieht, insbesondere im Bereich des Sprachunterrichts. Der 2010 von den Regierungen beider Länder ins Leben gerufene Runde Tisch zur Förderung der Belange dieser Gruppen ließ neue wertvolle Projekte einleiten, die im Geiste der Verpflichtungen aus dem Vertrag über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit stehen. Wir möchten, dass die Situation der deutschen Minderheit in Polen und der in Deutschland ansässigen Polen und polnischstämmigen Menschen weiterhin das besondere Interesse beider Regierungen genießt.“ Wenn Sie nachher den Saal verlassen, werden Sie an der Außenwand dieses Gebäudes auf einer Tafel einen Auszug aus dem Potsdamer Edikt von 1685 finden, das in der allerbesten Tradition christlicher Barmherzigkeit gegenüber Fremden und Migranten steht. Der preußische König Friedrich Wilhelm tut darin mit Blick auf die Flüchtlinge und Vertriebenen aus Frankreich kund: „…dass wir dannenher aus gerechtem Mitleiden bewogen werden, denselben eine sichere und freie Retraite in alle unsere Lande und Provincen in Gnaden zu offeriren“. Ganz in diesem Sinne haben Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel und Ministerpräsidentin Beata Szydło bei den Deutsch-Polnischen Regierungskonsultationen am 22. Juni deutlich gemacht, dass die Gespräche am Runden Tisch zur Förderung der Auslandpolen und polnischstämmigen Menschen in Deutschland und der deutschen Minderheit in Polen nach dem Sommer fortgesetzt 12
werden sollen. Seit Anfang 2014 vertreten der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Herr Dr. Günter Krings, und ich die deutsche Seite am Runden Tisch. Wir beide werden diesem Auftrag der beiden Regierungen beherzt und engagiert nachkommen. Wir haben daher die beiden polnischen Ko-Vorsitzenden am Runden Tisch nach Berlin eingeladen, um uns auf das weitere Vorgehen zu verständigen. Wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit mit unseren polnischen Kollegen. Eines der in der Gemeinsamen Erklärung genannten, durch den Runden Tisch eingeleiteten guten Projekte ist die Sanierung des Hauses Dom Polski in Bochum. Aus dem Haushalt der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien – die übrigens auch den heutigen Abend mitfördert – werden Mittel in Höhe von 600.000 Euro bereitgestellt, das Land Nordrhein-Westfahlen unterstützt mit Mitteln seiner Landesstiftung in Höhe von gut 300.000 Euro. Ein Nutzungskonzept ist zwischen dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe und dem Bund der Polen ist zwischenzeitlich abgestimmt. Das Vorhaben wird also bald konkrete Formen annehmen. Auf der kulturellen Festveranstaltung der Konwents der polnischen Organisationen am heutigen Abend fühle ich mich an das Kulturfestival erinnert, das die Deutsche Minderheit in Polen im September letzten Jahres in Breslau / Wrocław organisierte. Kulturveranstaltungen sind offensichtlich besonders gut geeignete Formen, mit der übrigen Gesellschaft in einen Dialog zu treten. Ich möchte an dieser Stelle auch gegenseitige Einladungen und Besuche anregen. Ich habe meine Ansprache damals in Breslau mit einem Vers von Joseph von Eichendorff geschlossen, den ich gerne auch heute Abend zitieren möchte: „Habe ich nicht den Mut, besser zu sein als meine Zeit, so mag ich zerknirscht das Schimpfen lassen, denn keine Zeit ist durchaus schlecht.“ In diesem Sinne lassen Sie uns gemeinsam arbeiten für „weiterhin gute Zeiten“ in den deutschpolnischen Beziehungen.
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Eröffnungsrede von Außenminister Frank-Walter Steinmeier
auf dem Empfang zu Ehren der polnischstämmigen Bürger und Polen in Deutschland Lieber Dietmar Woidke, sehr geehrte Herren Staatssekretäre aus Polen, sehr geehrter Herr Botschafter Przyłębski, sehr geehrter Herr Landrat Huber, sehr geehrter Herr Landrat Löwl, liebe Gäste aus Deutschland und aus Polen Ich begrüße Sie alle sehr herzlich im Weltsaal des Auswärtigen Amts! Ich freue mich sehr darüber, dass Sie heute Abend unserer Einladung gefolgt sind! (…) Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste. Heute steht Ihr Werk im Mittelpunkt. Es ist die Frucht einer Annäherung zwischen unseren beiden Ländern, über Jahrzehnte hinweg, getragen von vielen zwischenmenschlichen Initiativen und Kontakten. Wenn wir uns die einzelnen Akteure genauer anschauen, diejenigen, die dieser Partnerschaft immer wieder Leben einhauchen, Austausche organisieren und Gruppen betreuen, dann stoßen wir auf Sie, liebe Polinnen und Polen, liebe polnischstämmigen Bürgerinnen und Bürger. Oder kurz: „LIEBE POLONIA“! Sie – seien Sie nun Polen oder deutsche Staatsbürger oder, wie so oft, beides – sind die Garanten dafür, dass Polen und Deutsche heute viel mehr sind als nur Nachbarn. Ich danke Ihnen für Ihren großartigen Einsatz als Botschafter und Vermittler zwischen beiden Ländern. Machen Sie bitte weiter so! Und ganz herzlichen Dank! Und seien Sie sich sicher: Sie haben nicht nur die Anerkennung, sondern auch die Unterstützung der deutschen Bundesregierung! Ihre Anliegen nehmen wir ernst. Insbesondere auch den Wunsch nach Polnischunterricht in denjenigen Städten und Gemeinden, in denen es einen Bedarf gibt. Wir haben uns erlaubt, dieses Thema bei einem Gespräch im Bun14
deskanzleramt mit den deutschen Bundesländern am morgigen Tag auf die Tagesordnung zu setzen und wollen gemeinsam Fortschritte erreichen. (…) Meine Damen und Herren, als ich im April in Warschau war, habe ich gesagt: In Zeiten wie diesen stehen Deutsche und Polen einander barfuß gegenüber! Soweit ich sehen kann, haben Sie alle Schuhe an – aber ich habe es auch nicht wörtlich gemeint… Sondern ich habe gesagt: Wir leben in stürmischen Zeiten. Die Krisen in und um Europa machen vielen Menschen Sorgen, in Polen genau wie in Deutschland. In solchen Zeiten werden wir zurückgeworfen auf existenzielle Fragen: Wer sind wir – als Polen, als Deutsche, als Europäer? Und wer sind die anderen? Es geht um Identität, um Unterschiede, um Verwundbarkeiten. In diesem Sinne stehen wir einander barfuß gegenüber. Ich glaube: In solchen Zeiten, wenn auf politischer Ebene große Probleme anstehen, da kommt es umso mehr auf den Draht zwischen den Menschen an –auf Ihren gesellschaftlichen Beitrag! Und barfuß begann ja schon der Weg der deutsch-polnischen Freundschaft vor über 1000 Jahren. Als der deutsche Otto III. in die Stadt Gnesen kommt, legt er für das letzte Wegstück seine Schuhe ab. Er kommt nach Polen, zu seinem Freund Herzog Bolesław, eben nicht als Kaiser, nicht als Herrscher, sondern als einfacher Pilger, als Mensch. Wenn wir das weiter pflegen, wenn wir uns als Menschen „barfuß“ begegnen-ehrlich und ernsthaft, ohne falsches Makeup und möglichst ohne Vorurteile – dann treten wir uns nicht auf die Füße, sondern dann räumen wir die Steine aus dem Weg, die mitunter noch auf unserem gemeinsamen Weg liegen mögen. Vielen Dank!
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„Polnische Bürger sind große Bereicherung für unser Land” Rede des Koordinators der Bundesregierung für deutsch-polnische Zusammenarbeit Dietmar Woidke während des Empfangs zu Ehren der Polonia Der Polen-Koordinator der Bundesregierung, Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke, hat die in Deutschland lebenden Polen als „große Bereicherung für unser Leben und unsere Wirtschaft“ bezeichnet. Beim Polonia-Empfang im Auswärtigen Amt sagte er heute: „Mittlerweile leben etwa 700.000 Polinnen und Polen in Deutschland – davon knapp 20.000 in Brandenburg. Viele engagieren sich gerade in ländlichen Regionen für gesellschaftliche und politische Belange, so dass das Zusammenleben eine ganz neue Qualität in den deutsch-polnischen Beziehungen erreicht hat.“ An dem Empfang nahmen rund 400 deutsche und polnische Kommunalvertreter sowie engagierte polnisch stämmige Bürgerinnen und Bürger teil. Woidke weiter: „Vieles läuft bereits gut. In einigen brandenburgischen Orten wurden Polen zu Gemeindevertretern gewählt. Und in der nächsten Bundesversammlung wird mit Marta Szuster aus dem uckermärkischen Staffelde eine Deutsch-Polin ein Stimmrecht ausüben. Aber
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bei einem Thema gibt es noch Nachholbedarf: dem Polnisch-Unterricht an deutschen Schulen. Die polnische Sprache spielt in Deutschland – angesichts der Bedeutung Polens – eine zu geringe Rolle. Nur rund 20.000 junge Leute in ganz Deutschland lernen Polnisch an Schulen. Deshalb will sich die Politik dafür einsetzen, das Interesse an der polnischen Sprache zu erhöhen.“ Der Ministerpräsident verwies auf das Projekt „Polen-Mobil“, das an Schulen Projekttage zu Polen durchführt und für das Woidke die Schirmherrschaft übernommen hatte. „Die Nachfrage der Schulen ist mittlerweile so groß, dass nun ein zweites Fahrzeug auf den Weg geschickt wird. Das ist ein gutes Zeichen für das wachsende Interesse an unserem Nachbarland und an der polnischen Sprache.“ 16.11.2016 Quelle: Staatskanzlei Land Branderburg
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Deutsch-polnische Versöhnung als Beispiel für die ganze Welt – Rede des Polnischen Präsidenten Andrzej Duda in Berlin
Foto: Andrzej Hrechorowicz (KPRP)
„Es ist ein erstaunlicher, einzigartiger Austausch von Besuchen” – sagte Andrzej Duda in Berlin – „ein großes Zeichen, welches die 25 Jahre der Vertiefung und des Aufbaus unserer Freundschaft zusammenfasst und die kommenden 25 Jahre einläutet. Ich rechne damit, dass die kommenden 25 Jahre der deutsch-polnischen Beziehungen zu einem noch größeren gegenseitigen Verständnis führen werden. Der Vertrag über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit war das Ergebnis eines Versöhnungsprozesses und bedeutete gleichzeitig das Ende des Kalten Krieges. Ohne den Zerfall des Sowjetblocks, der mit „Solidarność“ angefangen hat, hätte es kein Ende des Kalten Krieges und keinen Fall der Berliner Mauer gegeben. 18
Ich bin stolz auf den Weg der Versöhnung, den das polnische und das deutsche Volk eingeschlagen haben; es ist ein großartiges, gemeinsames Werk und ein Beispiel für die Welt. Der Vertrag über die gute Nachbarschaft ist zum Grundstein für die deutsch-polnische Partnerschaft geworden. Er legte die Grundlagen der Zusammenarbeit, die wir in den vergangenen 25 Jahren der Nachbarschaft vertieft haben, fest. Dieser Jahrestag bietet Gelegenheit zum Nachdenken darüber, was wir gemeinsam erreicht haben, was wir noch verbessern sollen und welche Ziele von uns in der Zukunft verfolgt werden sollen. Der Vertrag ist nicht ausschließlich ein Werk von Politikern, seine Wurzeln liegen in dem Willen zur Annäherung zwischen Deutschen und
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Foto: Krystyna Koziewicz
Polen - trotz des Schreckens und des Unrechts des II Weltkrieges. Für die ungeheure Größe dessen, was überwunden werden musste, gibt es in der Geschichte keinen Präzedenzfall. Als Staatspräsident der Republik Polen bin ich stolz darauf, dass mein Volk den Weg der Versöhnung mit dem deutschen Volk eingeschlagen hat. Es ist unser gemeinsamer Erfolg und Beispiel – nicht nur für Europa sondern auch für die Welt (…) Der Brief der polnischen Bischöfe (…) wurde zu einem Symbol dieser Versöhnung. Dem Aufruf folgten auf beiden Seiten Menschen wie du und ich, Menschen mit reinem Herzen, die verzeihen wollten und konnten. Sie bilden die Grundlage für die heutige deutschpolnische Partnerschaft.
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Die Polen werden niemals die Hilfe, die sie von den Deutschen in den für uns düsteren 80er Jahren, Jahren des Kriegsrechts, der kommunistischen Verfolgungen, Internierungen und Gefängnisse, erhalten haben, vergessen (…) die westlichen Nachbarn haben damals die Polen freundlich aufgenommen und der deutsche Staat ermöglichte es ihnen, sich persönlich weiter zu entwickeln. Das geteilte Europa bedeutet die Niederlage des großen europäischen Gedankens. Es bedeutet gleichzeitig die Niederlage aller Deutschen und Polen, die durch ihr Engagement für die Versöhnung unserer Völker ihre Freiheit, manchmal sogar ihr Leben riskierten. Wir müssen gemeinsam alles unternehmen, um die Teilung Europas zu verhindern. Jedes europäische Problem, auch das Problem der Flüchtlinge, muss im Geist der Freiheit und Respektierung der Menschenrechte gelöst werden. Die Polen brauchen die Deutschen und die Deutschen brauchen die Polen. Gemeinsam können wir am besten den Wert der europäischen Maxime: Einheit in Vielfalt verwirklichen und eine enge, auf gegenseitigem Respekt und Verständnis basierende deutsch-polnische Zusammenarbeit wird helfen, eine starke Europäische Union aufzubauen - eine Union, die auf den für unsere beiden Völker so nahe stehenden Werten wie Freiheit, Gleichheit und Solidarität aufgebaut sein wird. Quelle: www.prezydent.pl
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Ansprache des Bundespräsidenten Joachim Gauck während des Besuchs des Polnischen Präsidenten Andrzej Duda in Berlin
Schloss Bellevue, 16. Juni 2016 | 25. Jahrestag des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrags – Rede im Großen Saal / © Guido Bergmann
Fünfundzwanzig Jahre sind im Leben eines Menschen eine lange Zeit, in der Geschichte jedoch nur ein Hauch. Und dennoch sind die vergangenen 25 Jahre deutsch-polnischer Nachbarschaft von einer ganz besonderen, von einer historischen Bedeutung: Seit den polnischen Teilungen im 18. Jahrhundert kennen wir keine Zeit, in der Polen und Deutsche so lange friedlich und frei miteinander lebten. Vor allem diese Tatsache wollen wir heute feiern: Den Frieden und die Freundschaft zwischen souveränen Nachbarstaaten, zwei gleichberechtigten Mitgliedern der Europäischen Union und des Nordatlantischen Verteidigungsbündnisses. Und nicht zu vergessen: Im Rückblick sehen wir deutlich, viele Polen haben stärker an das scheinbar Unmögliche geglaubt als ihre deutschen Nachbarn. Wir sind den oppositionellen polnischen Intellektuellen dankbar, dass sie an der 22
Vision einer gemeinsamen europäischen Zukunft festhielten, als andere bereit waren, sich mit europäischen Teilungen abzufinden. Wir sind auch den polnischen Politikern und Bürgern dankbar, die sich 1989, in den entscheidenden Monaten des Umbruchs und Aufbruchs, der Wiedervereinigung Deutschlands nicht in den Weg stellten und damit die Überwindung des alten Ost-WestGegensatzes ermöglichten. Ich bin mir sicher: Die deutsch-polnische Annäherung im vergangenen Vierteljahrhundert wird als Zeitenwende in den Geschichtsbüchern vermerkt werden – eingeleitet von der Versöhnungsmesse in Kreisau, nur drei Tage nach dem Fall der Mauer, als der erste nichtkommunistische Premierminister Tadeusz Mazowiecki und Bundeskanzler Helmut Kohl einander umarmten. Mit dem Grenzvertrag vom November 1990 und dem Nachbarschaftsvertrag vom Juni 1991 wurden schließlich Grundlagen für die Annäherung geschaffen. Polen konnte sich nun seiner Grenzen und unserer Partnerschaft sicher sein. Darum ging es in den vergangenen 25 Jahren immer wieder: Einander näher rücken. Einander zuhören. Einander ernst nehmen. Dialog, auch kontroverse Debatten, bleiben für mich unverzichtbar. Noch immer fällt es manchem im Westen Europas schwer, die Bedingungen ausreichend zu berücksichtigen, die die Gesellschaften Ostmitteleuropas nach Jahrzehnten kommunistischer Herrschaft prägen. Noch allzu oft wird angenommen, dass die Menschen in Ostmitteleuropa dieselben kulturellen Normen und Standards für richtig halten wie jene im Westen des Kontinents oder sie von dort wie selbstverständlich übernehmen. Doch so sehr die einzelnen Gesellschaften die Gemeinschaft der
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Schloss Bellevue, 16. Juni 2016 / v.l. Daniela Schadt, Agata Kornhauser-Duda, Andrzej Duda, Joachim Gauck / 25. Jahrestag des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrags – Begrüßung des Präsidenten der Republik Polen, Andrzej Duda, und Agata Kornhauser-Duda im Ehrenhof
Europäer brauchen und suchen, so sehr brauchen Gesellschaften autonome Räume, um ihren je eigenen Weg im sich einigenden Europa zu finden – in Übereinstimmung mit nationalen Erfahrungen und Traditionen und zugleich mit den Prinzipien, auf die wir uns in Europa gemeinsam verständigt haben. Wir leben in einer Zeit, in der bekannte Lösungspfade nicht mehr ungeteilte Zustimmung finden, und neue Vorstellungen und Ideen nicht allein unsere beiden Länder betreffen, sondern die Zukunft der ganzen Europäischen Union.
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Lassen Sie uns also den deutsch-polnischen Dialog gerade heute pflegen. Lassen Sie uns jene Grundsätze mit neuem Leben füllen, die unser gemeinsam beschlossenes Selbstverständnis prägen. Eine gemeinsame Verantwortung, wie sie auch im Nachbarschaftsvertrag betont wird, „für den Aufbau eines neuen, durch Menschenrecht, Demokratie und Rechtstaatlichkeit vereinten und freien Europas“. Ich danke Ihnen! Quelle: www.bundespraesident.de
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Die deutsch-polnische Partnerschaft als einer der Grundsteine der Europäischen Union
Foto: Andrzej Hrechorowicz (KPRP)
Die deutsch-polnische Partnerschaft ist einer der wichtigen Grundsteine der Europäischen Union – sagte am Freitag der Polnische Staatspräsident Andrzej Duda in Berlin. „Die Entwicklung dieser Beziehungen ist eine wahre Erfolgsgeschichte“ – urteilte die Bundeskanzlerin Angela Merkel. Das Treffen des polnischen Präsidenten und der Bundeskanzlerin fand im Rahmen der Feierlichkeiten aus dem Anlass des 25. Jahrestages der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Vertrags über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit statt. Während einer gemeinsamen Pressekonferenz äußerte Andrzej Duda seine Meinung, dass die deutsch-polnische Partnerschaft einer der wichtigen Grundsteine der Europäischen Union sei. „Dadurch, dass wir Einheit zeigen, sind wir imstande dafür zu kämpfen, dass die Bürger der Europäischen Union Vertrauen zu dieser Institution schöpfen – auch dadurch, dass wir das weitere Schicksal der EU gestalten“ – fügte der Präsident hinzu. Er betonte ferner, dass die EU zurzeit Probleme hat. „Wichtig ist, dass wir gemeinsam versuchen, Krisen zu meistern 26
und nach Lösungen suchen, die für alle Seiten akzeptabel sind.“ Der Präsident äußerte seinen Wunsch, dass das Gipfeltreffen der Allianz die Sicherheitszone in Mittel-Ost Europa stärken, eine allgemeine Wirkung haben und alle vorhandenen Probleme berücksichtigen wird. Er bedankte sich bei der Bundeskanzlerin Merkel für die Teilnahme der deutschen Truppen an den Übungen Anakonda-16. „Die Militärpräsenz, die zeigt, dass NATO lebendig ist, ist von großer Bedeutung“ – fügte er hinzu. Er äußerte ferner seine Hoffnung, dass während des Gipfeltreffens in Warszawa beschlossen wird, dass die Anwesenheit der Bündnisarmeen auf Rotationsprinzip basiert und einen permanenten, also ständigen Charakter hat. Andrzej Duda betonte, dass der Vertrag über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit in der Geschichte beider Völker nicht nur eine symbolische und praktische Bedeutung hat sondern auch als Beispiel in der ganzen Welt nachgeahmt werden soll. „Dieser Vertrag ist ein Beispiel dafür, wie zwei
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Foto: Andrzej Hrechorowicz (KPRP)
Gesellschaften, die durch den Zweiten Weltkrieg in eine so böse, dramatische und tragische Beziehung geraten sind, und die durch so viel Unrecht geteilt wurden, verzeihen konnten. Ich bin stolz darauf, dass die Polen den Deutschen verzeihen konnten. Ich bin stolz auf die polnischen und die evangelischen Bischöfe“ – unterstrich Andrzej Duda. Er sprach von der Freundlichkeit der Deutschen während der schwierigen Jahre des Kriegsrechts, als Polen kein freies Land war und in einer Krise steckte, als viele Menschen litten und ins Ausland gingen. „Dieses wird für immer in Erinnerung bleiben“ – betonte der Präsident. Er stellte ferner fest, dass der Vertrag zwar noch nicht ganz realisiert worden ist, die deutsch-polnischen Beziehungen dennoch sehr gut sind. „Es sind nachbarschaftliche Beziehungen, die auf Aufgeschlossenheit und guten zwischenmenschlichen Beziehungen aufgebaut sind“ – fügte er hinzu. „Ich bin davon überzeugt, dass das kommende Vierteljahrhundert unserer Nachbarschaft die Weiterentwicklung von guten Beziehungen und Entstehung einer auf gegenseitigem Respekt und Verständnis aufgebauten Freundschaft mit sich bringen wird“ – verkündete der Präsident. „Auch wenn“ – ergänzte Andrzej Duda „es durchaus Streitthemen gibt. Ich muss dabei immer lächeln, 28
da mich diese Situation an eine gute Ehe erinnert. Vielleicht gibt es auch Streitthemen, die gibt es doch fast immer. (…) Allerdings wird es bei gegenseitigem Entgegenkommen und der Bereitschaft dazu, gemeinsam zu sein, möglich, alle vorhandenen Probleme, auch die Streitfragen, lösen zu können bzw.- Lösungsprobleme auszuarbeiten, die für beide Seiten akzeptabel sind“ – erklärte er. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte sich zu den Fortschritten in den Beziehungen zwischen Deutschland und Polen in den vergangenen 25 Jahren: „Die Entwicklung unserer Beziehungen ist eine wirkliche Erfolgsgeschichte. Es ist gar nicht selbstverständlich, deswegen ist es ein großes Glück, welches mich angesichts unserer Geschichte mit Freude und Demut erfüllt“ – sagte die Bundeskanzlerin. „Wir dürfen nie mit der Arbeit aufhören – wir müssen uns stets den Herausforderungen stellen und dürfen sie nie außer Acht lassen. Da wir gute Nachbarn – sogar Freunde – sind, ist es eine Gelegenheit, Wege der Verständigung auch dann zu finden, wenn wir anderer Meinung sind.“ – erklärte Angela Merkel. Quelle: www.prezydent.pl
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WIR FEIERN! – ŚWIĘTUJMY! 25 Jahre der guten Nachbarschaft Während der Präsentation des Programms von Veranstaltungen und Events aus dem Anlass des Jubiläums im warschauer Sitz des GoetheInstituts forderten die Vertreter des Polnischen Außenministeriums und des Auswärtigen Amtes, der Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit, des Goethe-Instituts und der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland Rolf Nickel zum gemeinsamen Feiern des Jubiläums auf. Auch die deutsche Polonia trägt mit einem vielfältigen und abwechslungsreichen Programm zum gemeinsamen Feiern bei. Es gehört zu einer schönen, langjährigen Tradition, Jubiläen zu feiern. Insbesondere wenn es sich dabei um ein 25-jähriges Jubiläum handelt - es ist kein fortgeschrittenes Alter, dennoch ein bereits erwachsenes und mit positiver Energie für die Zukunft geladenes Alter. Ein Alter, in dem man noch viel Kraft hat, um die Gegenwart zu gestalten. Wir sollten dieses Jubiläum daher dementsprechend feiern und auf die großen Ressourcen der im vergangenen Vierteljahrhundert zwischen Deutschland und Polen geknüpften kulturellen Beziehungen zurückgreifen! ŚWIĘTUJMY! – WIR FEIERN! Wir laden alle ein, sich gemeinsam Zeit zu nehmen und als Partner Gedanken und Ansichten auszutauschen. Aus dem Anlass des 25-jährigen Jubiläums der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Vertrags laden wir auch zum gemeinsamen Feiern ein.
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In diesem Jahr jährt sich die Unterzeichnung des deutsch-polnischen Vertrags über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit zum 25-sten Mal. Die deutsch-polnischen Beziehungen waren in unserer Geschichte noch nie so gut wie in den letzten Jahren. Deutschland und Polen sind heute durch enge und freundschaftliche Beziehungen auf sämtlichen Ebenen und in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens verbunden. „Die deutsch-polnischen Beziehungen sind ein Schatz, der bewacht und gepflegt werden muss. Der 25-ste Jahrestag der Unterzeichnung des Vertrags über die gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit bietet eine hervorragende Gelegenheit zum Feiern“ – sagte auch der deutsche Botschafter in Polen – Rolf Nikel, während der Medientage in Leipzig. 25 Jahre der guten Nachbarschaft zwischen Polen und Deutschland sind eine Tatsache, die nicht nur auf dem Papier steht, für Menschen auf beiden Seiten der Oder ist es die Realität geworden. Die gute Nachbarschaft ist so alltäglich geworden, dass die Gefahr besteht, sie für eine Selbstverständlichkeit zu halten. Wir dürfen nicht vergessen, dass es keine Selbstverständlichkeit ist. Es lohnt sich, diese Nachbarschaft zu zelebrieren und deswegen feiern wir! Zusammenfassung: Krystyna Koziewicz
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Die wichtigsten Jubiläumsevents
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Wunderbares Konzert der Polnischen Musik mit dem Kammerorchester Academia in Berlin als Zeichen der guten Deutsch-Polnischen Verständigung Festveranstaltung unter der Schirmherrschaft des Präsidenten der Republik Polen Andrzej Duda und des Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland Dr. h.c. Joachim Gauck Der Konvent der Polnischen Organisationen in Deutschland hat aus Anlass des 25. Jubiläums der Unterzeichnung des Deutsch-Polnischen Vertrags über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit zur Festveranstaltung „Konzert der Polnischen Musik“ in die Französische Friedrichtstadtkirche in Berlin eingeladen. Die Festveranstaltung fand unter der Schirmherrschaft des Präsidenten der Republik Polen
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Andrzej Duda und des Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland Dr. h.c. Joachim Gauck statt. Nach der Begrüßung durch den Präsidenten des Konvents der Polnischen Organisationen in Deutschland, Alexander Zając, sprach in der wundervollen Atmosphäre der Französischen Friedrichstadtkirche der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk MdB, sein Grußwort. Das Grußwort des Präsidenten der Republik Polen wurde von dessen Kabinettschef Minister Adam Kwiatkowski zur Verlesung gebracht.
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Präsident Duda betonte in seinem Grußwort: „[…] Um gut zusammenzuarbeiten und eine dauerhafte Partnerschaft aufbauen zu können, muss man zuerst eine gemeinsame Sprache finden und sich verständigen. In diesem Sinne hat das heutige Konzert eine schöne, symbolische Botschaft. Die Musik ist eine universelle Form des Gesprächs, die für alle Zuhörer verständlich ist und keiner Übersetzung bedarf. […]“ Weiterhin betonte Präsident Duda: „Der vor einem Vierteljahrhundert abgeschlossene deutsch-polnische Vertrag und die Errungenschaften unserer 25-jährigen Zusammenarbeit sind ein Zeugnis für eine gute Verständigung zwischen Deutschland und Polen, er ist gleichwohl ein dauerhafter historischer Erfolg. Umso wertvoller, da er durch die Überwindung der schweren, schmerzhaften Vergangenheit stattgefunden hat. Der Weg der Versöhnung, der durch
gemeinsame Bemühungen von Menschen mit feinfühligem Gewissen und weiterreichender Vision möglich geworden ist, führte zu dieser engen Partnerschaft. Die deutsch-polnischen Beziehungen sind sehr gut und entwickeln sich dynamisch. Sie bilden eine wichtige Voraussetzung für eine glückliche Zukunft, die nicht nur für unsere Völker und Nationen sondern auch für unsere Region, für Europa, für die europäische und transatlantische Gemeinschaft von großer Bedeutung ist. […]“ In seinem Appell für „weiterhin guten Zeiten“ betonte Bundesbeauftragter Koschyk , dass Kulturveranstaltungen besonders gut geeignete Formen seien, um mit der übrigen Gesellschaft in einen Dialog zu treten. Die Besucher genossen ein wunderbares Konzert mit dem Kammerorchester „Academia“ aus Stettin / Szczecin unter der Dirigentschaft von
Kammerorchester „Adademia”, Dirigent Bohdan Boguszewski und dem Solisten Szymon Nehring am Klavier. Quelle: BMI
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Prof. Bohdan Boguszewski und mit Szymon Nehring am Klavier. Es wurden Werke von Karol Kurpiński, Frederic Chopin und Wojciech Kilar zur Aufführung gebracht. Bundesbeauftragter Koschyk: „Ich danke Präsident Alexander Zając, dem gesamten Konvent der Polnischen Organisationen in Deutschland und allen Unterstützern und Sponsoren, die diesen wunderbaren Abend ermöglicht haben. Es war ein Konzert, das deutsch-polnische Freundschaft auf genussvolle Weise zum Ausdruck gebracht und viel Freude in historischer Atmosphäre gemacht hat.“ Präsident Alexander Zając gab seiner Freude über die Entscheidung der deutschen Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel und der polnischen Ministerpräsidentin Beata Szydło Ausdruck, dass die Gespräche am Runden Tisch zur Förderung der Auslandpolen und polnischstämmigen Menschen in Deutschland und der deutschen Minderheit in Polen nach dem Sommer fortgesetzt werden sollen. Zum Redebeitrag von Bundesbeauftragtem Koschyk gelangen Sie hier Hintergrundinformationen: Das Kammerorchester „Academia“ wurde von Professor Bohdan Boguszewski gegründet. Es gab Konzerte in prestigeträchtigen Konzertsälen weltweit, u. a. in der Berliner Philharmonie und Hamburger Philharmonie, in dem Königlichen Konservatorium in Kopenhagen, in Italien und in den USA (Lincoln Center und Carnegie Hall). Es arbeitete mit herausragenden polnischen und ausländischen Solisten mit. Das Konzert E-Moll Op 11 von Frederic Chopin hat der Pianist in Szymon Nehring in Begleitung des Orchesters gespielt. Er ist einer der am meisten talentierten Pianisten der jungen Generation in Polen. Dank seiner herausragenden Auftritte während des XVII Internationalen Frederic-Chopin-Wettbewerbs trat er dort im
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Szymon Nehring
Finale auf, es folgten zahlreiche Konzerteinladungen aus Polen und dem Ausland. Zurzeit studiert Szymon Nehring Klavier in der Klasse von Professor Stefan Wojtas an der Musikhochschule in Bydgoszcz. Nehring erhielt 2015 ein Krystian-Zimerman-Stipendium. Der Künstler gab Konzerte in vielen Ländern Europas und in Kanada. Die nächsten Konzertpläne führen ihn in die USA und nach Südamerika, Paris, Straßburg und Berlin. Weitere Veranstaltungen des Konvents Polnischer Organisationen in Deutschland und der Geschäftsstelle der Polonia in Berlin im Jubiläumsjahr 2016: 1. Samstag, 17. September 2016, 16:00 Uhr – Columbiahalle, Columbiadamm 13, 10965 Berlin Fest „Deutsch – Polnische Begegnungen” 2. Sonntag, 9. Oktober 2016, 17:00 Uhr – Admiralspalast, Friedrichstr. 101, 10117 Berlin „Treffen mit polnischer Kultur” Berlin, den 30.06.2016 Quelle: www.aussiedlerbeauftragter.de
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Foto: Krystyna Koziewicz
Empfang des Außenministers der Bundesrepublik Deutschland zu Ehren der Polonia
Podium dyskusyjne / Podiumsdiskussion
Die Feier aus dem Anlass des 25-sten Jahrestages der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Vertrags „Über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit” gaben Ansporn zur Betonung und Würdigung der Rolle der deutschen Polonia. Frank - Walter Steinmeir lud die Vertreter de Polonia in den „Weltsaal” des Auswärtigen Amtes ein. Dem Empfang ist eine ganztägige deutsch-polnische Kommunalpartnerschaftskonferenz vorausgegangen. „Liebe Polonia!...Ich danke Euch für Euren Beitrag als Botschafter und Mittler zwischen unseren beiden Ländern” - mit diesen Worten bedankte sich Frank-Walter Steinmeier bei den Vertretern der Polonia. Er betonte, dass „wir uns heute hier versammelt haben, um Eure Leistungen zu ehren, die Früchte der Annäherung zwischen unseren Ländern, die jahrzehntelang dank unzähligen Initiativen und Kontakten realisiert wurden“. Ferner hob er hervor, dass die deutsche Seite die PoloniaAngelegenheiten, insbesondere im Bereich des Unterrichts der polnischen Sprache, ernst nimmt. Diese Thematik wurde auch in einer Rede des brandenburgischen Ministerpräsidenten und Koordinators für die deutsch-polnische grenznahe 40
und zwischengesellschaftliche Zusammenarbeit angesprochen, Woidke stellte fest, dass der Unterricht der polnischen Sprache an deutschen Schule eine immer noch nicht gelöste Angelegenheit darstellt. „Die polnische Sprache spielt in Deutschland immer noch eine zu kleine Rolle im Hinblick auf die Bedeutung der polnisch stämmigen Bürger. In ganz Deutschland sind es lediglich 20.000 junge Menschen, die Polnisch in den Schulen lernen. Die Politik möchte sich für diese Angelegenheit engagieren und das Interesse an der polnischen Sprache wecken“ – unterstrich er. Er hob gleichzeitig die
Foto: Auswärtiges Amt
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tur, Tradition und Sprache in Deutschland, des Bundesverbandes – Polnischer Rat in Deutschland und des Bundes der Polen in Deutschland für die Einladung zu dem Empfang zu Ehren der Polonia und der Polen in Deutschland. In dem Schreiben betonte man, dass „Es das erste Mal in der Nachkriegsgeschichte passiert, dass ein deutscher Politiker von einem so hohen Rang die Polonia geehrt hat, indem er sie zu seinem Amtssitz eingeladen hat.“ Vor dem Empfang traf Minister Frank-Walter Steinmeier gemeinsam mit Dietmar Woidke den Vorsitzenden des Konvents Polnischer Organisationen in Deutschland Alexander Zając und den Vorsitzenden des Bundes der Polen in Deutschland Józef Malinowski. Während des Treffens wurden die wichtigsten Angelegenheiten der deutschen Polonia, darunter die Thematik des Unterrichts der polnischen Sprache als Muttersprache außerhalb des Schulsystems erörtert. Alexander Zajac Berlin 16.11.2016 r.
Foto: Deutsche Welle / E.Stasik
große Rolle der deutschen Polonia hervor und stellte fest, dass „die Anwesenheit der Polen eine große Bereicherung für unser Land bedeutet“. Der Stellvertretende polnische Außenminister Jan Dziedziczak unterstrich die Tatsache, dass es zwischen der Behandlung der deutschen Minderheit in Polen und der Polonia in Deutschland eine Diskrepanz gibt. Er äußerte die Hoffnung, dass noch in diesem Jahr konkrete Gespräche mit dem Ziel, diese Situation zu lösen, stattfinden werden: „Wir werden über die Zukunft des deutschpolnischen Runden Tisches, also über die Form des zukünftigen politischen Dialogs und des Dialogs zwischen den Experten unserer Regierungen und über die Situation der deutschen Minderheit in Polen und der Polonia in Deutschland sprechen“ – unterstrich er in seiner Rede. Der Konvent der Polnischen Organisationen in Deutschland bedankte sich in einem Schreiben an Minister Frank-Walter Steinmeier im Namen seiner Mitgliedsorganisationen – des Christlichen Zentrums für Pflege der polnischen Kul-
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18. Deutsch-Polnisches Forum 25 Jahre Gute Nachbarschaft. Deutsch-Polnische Verantwortungsgemeinschaft
Prof. Jerzy Sułek
Am 19. April 2016 fand in Warszawa das XVIII Deutsch-Polnische Forum statt. Das Leitthema der diesjährigen Veranstaltung war die Flüchtlingskrise in Europa sowie die Herausforderungen für die deutsch-polnische Zusammenarbeit in diesem Bereich. An der Eröffnungsdebatte des Forums nahmen der Außenminister der Polnischen Republik, Dr. Witold Waszczykowski und der Außenminister der Bundesrepublik
Podiumsgespräch „25 Jahre Vertrag”
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Prof. Krzysztof Miszczak
Deutschland, Dr. Frank-Walter Steinmeier teil. Während des Forums diskutierten die Teilnehmer über die Flüchtlingskrise, es folgten Workshops über die aktuellen Aspekte der deutschpolnischen Beziehungen und den Konflikt in der Ukraine In der Hauptplenardebatte unter dem Titel „Deutschland und Polen angesichts der Flüchtlingskrise in Europe“ traten u.a. auf: Konrad
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Szymański, Staatsminister im polnischen Außenministerium, Prof. Dr. Rita Süssmuth, ehemalige Bundestagsvorsitzende, Jürgen Hardt, Bundestagsabgeordneter und außenpolitischer Fraktionssprecher der CDU/CSU im Bundestag, Prof. Dr. Christine Langenfeld, Vorsitzende des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) und Dr. hab. Maciej Duszczyk vom Institut für Sozialpolitik der Warschauer Universität. Moderiert wurde die Debatte von Marek Zając (TVP). Neben dem Plenarteil gab es fünf Podiumsgespräche in Arbeitsgruppen zu folgenden Themen: • 25 Jahre Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über gute • Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit – Entwicklungsstand und -perspektiven der deutsch-polnischen Beziehungen • Die NATO-Politik angesichts neuer Bedrohungen • Die Ukraine als Herausforderung für die deutsche und polnische Ost-Politik • Innovative Wirtschaft als Chance für Wirtschaftswachstum und neue Arbeitsplätze in Polen, Deutschland und Europa • Das Junge Forum. Zukunftslabor: Polen und Deutschland in Europa.
rigen Jubiläum des Vertrags zwischen der Polnischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland wurde auch an die Umstände seiner Entstehung erinnert und über seine aktuelle Bedeutung für die Entwicklung der bilateralen Beziehungen nachgedacht. Streitfragen riefen die meisten Emotionen hervor, wie etwa die Asymmetrie des Vertrags bezüglich Polen in Deutschland und Deutschen in Polen. Einige der Teilnehmenden und Anwesenden im Raum verwiesen darauf, dass es eine die deutsch-polnischen Beziehungen belebende Geste wäre, wenn Berlin die deutschen Auslandspolen als Minderheit anerkennen würde. Am Podiumsgespräch nahmen teil: Dr. hab. Marek Cichocki, Collegium Civitas, Dr. Kai-Olaf Lang, Stiftung Wissenschaft und Politik, Prof. Dr. hab. Piotr Madajczyk, Institut für Politikstudien der Polnischen Wissenschaftsakademie und Prof. Dr. hab. Klaus Ziemer, Kardinal-Stefan-WyszyńskiUniversität Warschau. Moderiert wurde die Diskussion von Jerzy Haszczyński, Journalist und Publizist der Tageszeitung „Rzeczpospolita“ Die diesjährige XVIII Auflage des DeutschPolnischen Forums wurde veranstaltet von der Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit in Kooperation mit dem Polnischen Außenministerium und dem Außenministerium der Bundesrepublik Deutschland.
Während des Podiumsgesprächs zum 25-jäh-
Zusammenfassung: Alexander Zając Quelle: fwpn.org.pl
Hauptplenardebatte
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9. Deutsch-Polnischen Medientage 2016
Seit fast 10 Jahren veranstalten die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und die Robert Bosch Stiftung abwechselnd in den deutschen Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und dem Freistaat Sachsen sowie in den polnischen Woiwodschaften Westpommern, Lebuser Land und Niederschlesien die DeutschPolnischen Medientage. Rund 200 Journalisten und Medienvertreter kommen jährlich auf den Medientagen zusammen, um sich beruflich auszutauschen sowie zentrale Fragen des deutsch-polnischen Verhältnisses gemeinsam zu diskutieren. Die 9. Deutsch-Polnischen Medientage 2016 (11.-12. Mai) richteten ihren Fokus auf aktuelle tagespolitische Themen beider Länder. Im Rahmen
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der Podiumsdiskussion: „Europa am Scheideweg – Integration oder Abschottung?“ analysierten die Teilnehmer die Flüchtlingsfrage aus deutscher und polnischer Sicht. In verschiedenen thematischen Workshops haben die geladenen Gäste unter die Lupe genommen, inwiefern die Politik Einfluss auf die Medien nimmt, wie die Grundsätze der Kulturpolitik in beiden Ländern aussehen sowie einen Einblick in die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Medien und der Digitalisierung des Radios erhalten. Die Abschlussdiskussion der Auslandskorrespondenten ging auf die gegenwärtige politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation in Polen aus deutscher Perspektive sowie das Deutschlandbild in den polnischen Medien.
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Feierlicher Höhepunkt der Medientage war die Preisverleihung des Deutsch-Polnischer Tadeusz-Mazowiecki-Journalistenpreises 2016 am Abend des 11. Mai. Der erste Platz in der Kategorie Print ging an Emilia Smechowski für ihren Beitrag „Ich bin wer, den du nicht siehst“ in der „TAZ am Wochenende“. In der Kategorie Hörfunk setzte sich Tilla Fuchs mit ihrem Feature „New York New York oder Neues aus der alten Heimat“, erschienen im Sr2 Kulturradio, durch. Der Dokumentarfilm „Dotknięcie anioła“ („Vom Wunder des Überlebens“) von Marek Tomasz Pawłowski und Małgorzata Walczak vom TVP
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Redaktion Form Dokumentalnych und WDR PG Dokumentation gewann in der Kategorie Fernsehen. Den Sonderpreis „Journalismus in der Grenzregion“, den der gastgebende Freistaat Sachsen gestiftet hat, ging an die Autoren Kinga Wołoszyn-Kowanda und Krzysztof Czajka für die Fernsehsendung „Kowalski & Schmidt“ von TVP Wrocław/RBB. An der Konferenz nahm neben den Journalisten des „Magazyn POLONIA“ auch der Leiter der Geschäftsstelle der Polonia – Alexander Zając teil. Zusammenfassung: Krystyna Koziewicz, Foto: fwpn.org.pl Quelle: www.25pl.de
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Jubiläumsfest „Deutsch-polnische Begegnungen” in der Columbiahalle
Aus dem Anlass des 25-jährigen Jahrestages der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Vertrags über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit organisierte die deutsche Polonia eine Reihe von Veranstaltungen. Am Samstag, 17.09.2016 fand in Berlin die zweite
Veranstaltung unter der Schirmherrschaft des Polnischen Präsidenten und des Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland – das Jubiläumsfest „Deutsch-Polnische Begegnungen” statt. Der Hauptveranstalter - Bundesverband Polnisches Forum in Deutschland wurde bei der Durchführung des Festes tatkräftig durch zahlreiche Organisationen der Polonia aus Berlin unterstützt. Auf der Bühne in der Columbiahalle konnte man von 16.00 Uhr bis 22.30 Uhr Auftritte von Bands aus Polen und Deutschland sehen, darunter die Gruppen „Polonia“ aus Hannover, „Piramidy“ mit dem Jugendchor der Robert-Jungk-Oberschule, die berliner Bands „Bloody Kishka“ und „Polkaholix“, die Preisträger des diesjährigen Preises der Polonia des Jacek-Kaczmarski-Festivals „Hoffnung“ in Kołobrzeg – Patrycja Polek und Adam Leszkiewicz, die Folkloreband „4 Smyki“, Ela Dębska Blues Band, Poparzeni Kawą Trzy und den Star des Abends – Golec uOrkiestra. Am 17.09.2016, den Samstag vor der Berliner Wahl, kamen die polnischen Berliner zahlreich zu einer Veranstaltung in die berühmte Columbiahalle. Die Mehrheit der über 2.000 Zuschauer
Bloody Kishka
Golec uOrkiestra
v.l. Botschafter Prof. Andrzej Przyłębski, Alexander Zając, Monika Sieradzka, Arkadiusz Kulaszewski
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repräsentierte die berliner Polonia, ein Teil des Publikums bestand aus Deutschen und Vertretern anderer Nationen. Unter den Teilnehmern fand man sowohl viele Dreigenerationsfamilien als auch polnische Jugendliche aus Berlin. Dadurch trug die Veranstaltung zur Integration von verschiedenen Nationen und Generationen bei. Der Hauptveran-
Poparzeni Kawą Trzy
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stalter des Konzerts war Bundesverband Polnisches Forum in Deutschland e. V. Dessen Vorsitzender Alexander Zając begrüßte die Gäste und las einen an die Teilnehmer des Festes gerichteten Brief des polnischen Staatspräsidenten Andrzej Duda vor. Die offizielle Eröffnung der Veranstaltung übernahm der polnische Botschafter in Deutschland Prof. Andrzej Przyłębski gemeinsam mit dem Abgeordneten des Berliner Senats Burghard Dregger. Die Band Golec uOrkiestra verabschiedete die Gäste des Festes und sang zum Schluss eine speziell auf das berliner Publikum zugeschnittene Version ihres Schlagers: „Do Milówki wróć“. Die Veranstalter bedankten sich für die finanzielle Unterstützung des Projekts durch die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien, den Senat der Republik Polen, das Polnische Außenministerium, die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und den Konvent Polnischer Organisationen in Deutschland. Joanna Trümner
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Das Jubiläum des 25-jährigen Jahrestages des deutsch-polnischen Vertrags in Hannover
Wir hatten seit Langem keine so nette Gelegenheit zu einem Treffen im Kreise der Polonia und der Sympathisanten Polens wie die während der Veranstaltung am 30. September in den schönen Sälen des Neuen Rathauses in Hannover. Der Gastgeber dieses Abends aus dem Anlass des 25-sten Jahrestages der Unterzeichnung des Deutsch-Polnischen Vertrags über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit war der Oberbürgermeister von Hannover Stefan Schostok, das Treffen kam dank der Initiative und der organisatorischen Unterstützung der Vorsitzenden des Verbindungsbüros der Polnischen Organisationen in Hannover und Niedersachsen – Aldona Glowacka-Silberner, zustande. Der Oberbürgermeister 56
brachte diese Unterstützung in seinem Grußwort an die Teilnehmer des Treffens zum Ausdruck. Im Hauptteil war die Veranstaltung der langjährigen Kooperation der Stadt Hannover mit polnischen Städten, insbesondere der Partnerstadt Poznań, gewidmet. Stefan Schostok informierte die Versammelten in seiner Rede auch darüber, dass Polen der Partner der 2017 stattfindenden Hannover-Messe sein wird. Konsul Piotr Golema aus Hamburg widmete in seinem Auftritt viel Platz den in Niedersachsen ansässigen Polen und ihrem Engagement in das gesellschaftliche, kulturelle und wirtschaftliche Leben dieses Bundeslandes. Ferner würdigte er zwar das Recht auf die freie Entscheidung über den Wohnsitz innerhalb der Europäischen Uni-
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on, dennoch äußerte er seinen Wunsch, dass die Hunderttausende von jungen Polen, die in den letzten Jahrzehnten Polen verlassen haben, zu einer Rückkehr in die Heimat durch die immer besser werdenden Lebensbedingungen dort ermutigt werden. Die mit großem Interesse erwartete Rede der niedersächsischen Landesbeauftragten für Migration und Teilnahme Frau Schröder-Köpf lieferte eine fundierte Auflistung von Bereichen und Aktivitäten in Bezug auf die über zwanzigjährige Kooperation zwischen Niedersachsen und den polnischen Regionen Niederschlesien und Großpolen. Ein nettes Akzent in ihrer Rede war die Betonung der Rolle, die Polonia in dem Prozess der Kontaktaufnahme zum Herkunftsland spielt und ihre Dankesworte an den Schlesier Michael Samolowi, der vor 15 Jahren eine enge Zusammenarbeit von Barsinghausen mit Brzeg Dolny initiiert hat. Sie appellierte um die Stärkung der Bemühungen um die Einheit Europas, die zurzeit auf eine ernstzunehmende Probe gestellt wurde. Eine gewisse Unzufriedenheit wegen des Fehlens von Informationen zum Bereich und Form der Mitarbeit der Länderbeauftragten für Migration und Teilnahme mit der lokalen Polonia wurde zum Teil durch die Rede von Aldona Glowacka-Silberner relativiert. Dennoch wies sie die Politiker darauf hin, dass in einer Zeit, in der sowohl Flüchtlinge als auch polnische Bürger nach Niedersachsen strömen (aktuell wird ein Zuwachs von 10.000 polnischer Bürger jährlich verzeichnet) eine Notwendigkeit besteht, die Polonia-Organisationen, die die Neuankömmlinge unentgeltlich beraten, institutionell zu unterstützen.
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Eine würdige Umrahmung des offiziellen Teils war der Auftritt von Jan Skorupski (Akkordeon) und Dominika Lörke (Saxophon), die bravourös gezeigt haben, dass sie sich sowohl in der polnischen Volksmusik als auch in raffinierten Jazzimprovisationen zu Hause fühlen. Zum wichtigsten Teil der Veranstaltung gehörten die informellen Gespräche bei (wie von den Gastgebern besonders betont) polnischem Büffet. Die Gäste der Veranstaltung konnten bei dieser Gelegenheit lange nicht gesehene Freunde aus Niedersachsen treffen, neue Bekanntschaften schließen und inspirierende Diskussionen führen. Die polnischen Teilnehmer nutzten diese Gelegenheit um direkte Gespräche mit den Vertretern des Konsulats über die aktuellen Projekte und Pläne für die Zukunft zu führen. Für Konsul Adam Borkowski, der den für die niedersächsische Polonia sehr verdienten Konsul Markus Sorgowicki ersetzte, war es eine Gelegenheit, die Vertreter der Polonia-Organisationen, mit denen er in den nächsten Jahren zusammenarbeiten wird, persönlich kennenzulernen. Beim Beobachten der Gäste konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es für die lokale Polonia von großem Wert wäre, wenn regelmäßige, z. B. halbjährige Konsultationen mit den Vertretern des Konsulats ein einer ungezwungenen Atmosphäre (die häufig bei ähnlichen Treffen steif ist) stattfinden könnten. Die letzten Gäste verließen das Rathaus in Hannover kurz vor Mitternacht. Wir hoffen, dass man auf die nächsten deutsch-polnischen Treffen in einer netten Atmosphäre nicht bis zum nächsten Jubiläum warten muss. Grażyna Kamień-Söffker
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Treffen mir polnischer Kultur Im Rahmen einer Reihe von Jubiläumsveranstaltungen aus dem Anlass des 25-jährigen Jahrestages der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Vertrags fand am 09. Oktober 2016 im berliner Admiralspalast „Ein Treffen mit polnischer Kultur“ statt. Das durch den Bundesverband Polnischer Rat in Deutschland e. V. organisierte Treffen stand unter der Schirmherrschaft des Präsidenten der Republik Polen Andrzej Duda und des Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland Joachim Gauck. Die Gäste wurden von dem Botschafter der Republik Polen Professor Andrzej Przylebski und dem Vorsitzenden des Konvents der Polnischen Organisationen in Deutschland – Alexander Zajac begrüßte. In dem auf den letzten Platz besetzten Saal konnten die Teilnehmer des Konzerts in dem ersten Teil der Veranstaltung die Jugendtanzgruppe „Krakowiacy“ unter der Leitung der Direktorin der europäischen deutsch-polnischen Katharina-Heinroth-Grundschule – Frau Ewa Kampes bewundern. Die Jugendlichen führten einige polnische Tänze vor. Danach versetzte uns Iwona Cudak mit ihrer Band The Crazy Vibes und einigen Jazzstandards in nostalgische Stimmung. Durch das Konzert führte die bekannte Radiojournalistin und Moderatorin Joanna Ratajczak. Im zweiten Teil des Abends konnten wir den Auftritt des Stars des musikalischen Kabaretts – der Gruppe MCart,
Zespół Krakowiacy z Berlina prowadzony przez Ewę Kampes
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Alexander Zając
die außerhalb der Heimat den Namen MozART Group trägt, bewundern. Wie immer boten uns die Musiker Filip Jaślar, Michał Sikorski, Paweł Kowaluk und Bolesław Błaszczyk viel Spaß und Freude. Sie präsentierten nicht nur die größten Hits der klassischen Musik sondern auch eleganten Humor und viel positive Energie, die Zuschauer verlangten nach vielen Zugaben. Das Projekt wurde dank der finanziellen Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, des Polnischen Senats, des Polnischen Außenministeriums und des Konvents der Polnischen Organisationen in Deutschland EWIV realisiert. Schade, dass wir auf ein weiteres Jubiläum warten müssen, um so einen Auftritt zu sehen. Arkadiusz Kulaszewski
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Der Film: „Die Deutschen und die Polen. Geschichte einer Nachbarschaft“ Im Kinosaal des Museums im Martin-GropiusBau in Berlin fand am 31.10.16 eine Premiere des Films „Die Deutschen und die Polen – Geschichte einer Nachbarschaft“ statt. Andrzej Klamt, Regisseur von Dokumentarfilmen, beschäftigt sich seit Jahren mit den deutsch-polnischen Beziehungen. Die Premiere war sowohl vom polnischen als auch vom deutschen Publikum rege besucht. Die Veranstalter wurden durch die große Nachfrage überrascht, nicht jeder, darunter auch einige der Mitwirkenden am Film, hat einen Platz im Kino ergattert. Während der Podiumsdiskussion nach der Vorführung kamen die Filmautoren Andrzej Klamt und Gordian Maugg zu Wort. Sie erzählten von ihrer Arbeit am Drehbuch, der Zusammenarbeit mit den Schauspielern und der Fertigstellung des Films, der eine gute, zeitgemäße Mischung darstellt. An der Podiumsdiskussion nahmen auch Basil Kerski, Leiter des Europäischen Zentrums von „Solidarność“ in Gdańsk und Professor Magdalena Marszałek von der Universität Potsdam teil. Professor Marszałek würdigte die Tatsache, dass die deutsch-polnische Geschichte positiv und ohne feindliche Akzente dargestellt wurde. Basil Kerski vertrat die Meinung, dass einige Kapitel der deutsch-polnischen Geschichte genauer untersucht und verifiziert werden müssten. Durch den Film konnten sich viele Zuschauer mit der viele Jahrhunderte dauernden Geschichte
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der deutsch-polnischen Nachbarschaft bekannt machen. Diese Nachbarschaft war lange jahrhundertelang friedlich und ruhig, sie zeichnete sich durch viele gemeinsam unternommene Initiativen – auch in didaktischer und kultureller Hinsicht aus. Sie änderte sich erst durch die schlesischen Kriege und die Teilungen Polens, die Friedrich der Große mitverursachte. Den negativen Höhepunkt dieser Nachbarschaft erreichte erst Hitler und der II Weltkrieg. Der Film wurde auch am 09. November im Fernsehprogramm 3Sat nach der Abendschau ausgestrahlt. Krystyna Koziewicz
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Festival „Zusammen im gemeinsamen Europa” aus dem Anlass des 25-jährigen Jahrestages der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Vertrags über die gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit Bereits zum 21-sten Mal erhielt das Publikum in München eine Gelegenheit, die Teilnehmer des jährlich stattfindenden deutsch-polnischen Kulturfestivals „Zusammen im gemeinsamen Europa – München 2016“ zu sehen. Die diesjährige Veranstaltung hatte einen besonderen Charakter, sie war dem 25-jährigen Jahrestag der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Vertrags über die gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit gewidmet. Das Festival wurde durch den Generalkonsul der Republik Polen in München Andrzej Osiak eröffnet, die Rolle des Gastgebers übernahm wegen der Abwesenheit der künstlerischen Leiterin der Veranstaltung – Dr. Elżbieta Zawadzka Frau Joanna Plewa. Das Programm war sehr vielfältig und interessant, als Künstler präsentierten sich u. a.:
Marcelina Dąbek, junge Harfenistin aus Warszawa, Schülerin der bekannten Zenon-Brzewski-Schule der Talente, Gewinnerin zahlreicher Preise
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Marcelina Dąbek, junge Harfenistin aus Warszawa, Schülerin der bekannten Zenon-BrzewskiSchule der Talente, Gewinnerin zahlreicher Preise, darunter des Grand Prix des Internationalen W. Poltariewa Harfenwettbewerbs in Lemberg (2016) oder des Prince of Wales-Sonderpreises (keltische Harfe – III International Harp Competition Caernafon, Wales 2014) Maciej Krystkowiak – ein 16-jähriger talentierter Komponist und Gitarrenspieler. 2010 trat er gemeinsam mit seiner Band im Fernsehprogramm „Mam Talent“ auf. 2012 erreichte er den 3 Platz im Finale des Programms „Must be the music“. Er trat gemeinsam mit „Oddział Specjalny“ auf. Darüber hinaus konnte man ihn während der Gala des 20-jährigen Bestehens des Fernsehsenders Polsat und während des Silesian Fashion Look hören. Er trat als Vorband bei den Konzerten von Dżem, Tsa und Kora hören. Er arbeitet mit Adam Sztaba mit. 2014 erschien seine erste Platte mit 9 Kompositionen. Łukasz Piekarzewski aus Warschau – Preisträger des Sonderpreises während des XII Festivals des Europäischen Liedes für die Aufführung eines Liedes auf Deutsch, Preisträger des Finales des Konzerts „Ten Ton“ mit Liedern von Wojciech Młynarski in der Opera Kameralna in Warschau. Folkloregruppe POLONIA aus Hannover präsentierte in einer perfekten Aufführung einige Tänze der Volksgruppe der Goralen. Die Gruppe entstand 1987. Die Tänze, Lieder und Musikstücke der Gruppe werden choreografisch von Aldona Głowacka-Silberner bühnenreif vorbereitet. Seit 2011 arbeitet mit der Folkloregruppe auch ihre Schwester Charlotte Głowacka mit. Beide Frauen haben mit Auszeichnung das Studium fżr Choreografen und Kulturinstruktoren der Polonia Folkloregruppen an der Maria Curie-Skłodowski
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Universität in Lublin abgeschlossen. Die Folkloregruppe Polonia präsentiert sich während zahlreicher deutsch-polnischer Events in Hannover und ist weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Die Tanzgruppe „Piruet“ – Preisträger des Deutsch-Polnischen Tanzfestivals in Zary. Die Gruppe besteht aus über 80 jungen Tänzern, die in verschiedenen Tanztechniken ausgebildet wurden – von der Rhythmik und Akrobatik über Musical, Jazz, Modern-Jazz bis hin zum modernen Tanz. Die Leiterin und Choreographin von „Piruet“ ist Kamila Olczyk, Veranstalterin des Deutsch-Polnischen Tanzfestivals für Kinder und Jugendliche. Andżelika Soliło aus München ist 18 Jahre alt. Seit ihrer früher Kindheit interessiert sie sich für Gesang und Tanz. Sie ist Preisträgerin zahlreicher Wettbewerbe und Festivals, darunter: des patriotischen Liedes, der gesungenen Poesie, des Songfestivals „Rozdźwięki“ und zahlreicher weiterer Events. Sie gewann einen der Hauptpreise des Deutsch-Polnischen Songfestivals München 2015.
Andżelika Soliło z Monachium ma 18 lat. Laureatka Polsko-Niemieckiego Konkursu Piosenki – Monachium 2015
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*** Von Beginn an wird das Festival „Zusammen im gemeinsamen Europa” von dem von Frau Dr. Elżbieta Zawadzka gegründeten Deutsch-Polnischen Folkloreverein Polonia e. V. in München organisiert. Auf der Internetseite des Festivals lesen wir, dass die Hauptziele des Vereins die Verbreitung und Pflege der polnischen Kultur außerhalb des Heimatlandes durch Kunst, Bildung und Förderung sind. Bei dem Verein ist die 1993 entstandene Gruppe POLONIA tätig. Die Gründerin – Dr. Elzbieta Zawadzka ist vom Beruf Pädagogin und Ethnographin, sie verfügt über langjährige Erfahrung in Leitung von Kinder- und Jugendtanzgruppen. Für ihre Tätigkeit erhielt Dr. Elzbieta Zawadzka „Order Usmiechu” (Orden des Lächelns) – die höchste Auszeichnung der Kinder für Erwachsene sowie kürzlich das Kavalierskreuz der Wiedergeburt Polens. Die Gruppe „Polonia“ besteht aus Kindern und Jugendlichen polnischer Abstammung, die in München geboren wurden sowie aus jungen Erwachsenen, Vertretern der jüngsten polnischen Auswanderungswelle nach Deutschland. In ihrem Repertoire findet man polnische Tänze und Volksgesänge, die in Originaltrachten aus den Regionen: Lowicz, Krakow, Lublin, Kaszuby und Rzeszow aufgeführt werden. Zusätzlich hat die Gruppe in ihrem Repertoire die bürgerliche Folklore, alte Tänze und Spiele mit Gesang, die an Kinder angepasst wurden, Lieder aus den sechziger und siebziger Jahren und die zeitgenössische polnische Musik. Die Gruppe „Polonia“ war wie bereits in den vergangenen Jahren der Gastgeber des DeutschPolnischen Kulturfestivals „Zusammen im gemeinsamen Europa – München 201”. Bis jetzt nahmen an den Festivals über 5.500 talentierte junge Künstler aus Polen und Deutschland teil. Wie bereits in den Jahren zuvor waren dieses Projekt, seine künstlerische Leitung und die Organisation das Werk von Dr. Elzbieta Zawadzka. München – 18. Juni 2016 Bogdan Zurek Foto: Bogdan Zurek
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Jubiläumsfest im Mainz Anlässlich der Jubiläen 25 Jahre Unterzeichnung des Vertrages zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit sowie 20 Jahre Partnerschaft des Landes Rheinland-Pfalz mit der Woiwodschaft Oppeln hat der Vorstand der Polnischen Folkloregruppe POLONEZ e.V. – Zenona Choderny-Loew und Dominik Karas - auf Einladung der Ministerpräsidentin Malu Dreyer gemeinsam mit ihrem Amtskollegen, dem Marschall der Woiwodschaft Oppeln, Andrzej Bula, und dem Generalkonsul der Republik Polen in Köln Jan Sobczak, an dem Deutsch -Polnischen Freundschaftstag in der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz teilgenommen. Zu einem Podiumsgespräch wurden die Zeitzeugen Jan Krzysztof Bielecki – Ministerpräsident a.D. der Republik Polen sowie Horst Teltschik – der Sonderbeauftragter vom Bundeskanzler Kohl in der Wendezeit für die Verhandlungen mit Polen eingeladen. Darüber hinaus beteiligte sich an der
Diskussion Andreas Rödder, Professor für Neuste Geschichte an der Universität Mainz. Zum Ausklang dieser Jubiläumsfeier fand im Hof der Staatskanzlei von Rheinland-Pfalz in Mainz ein Deutsch-polnisches Freundschaftsfest statt. Polonez e.V. Deutsch-polnisches Freundschaftsfest in Mainz Deutsch-polnisches Freundschaftsfest in Mainz anlässlich des 25. Jahrestages der Unterzeichnung des Vertrages zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über gute Nachbarschaft und freundliche Zusammenarbeit Während des Festes haben wir viele Künstler bewundert u.a.: aus der Wojewodschaft Oppeln – el12 Opole Politechnic Band, Staatliche Fréderic-Chopin-Musikschule in Oppeln, Musikgruppe „Wizja“ sowie Gruppen der Polonia – die Folkloregruppe POLONEZ aus Darmstadt sowie Gesangs- und Tanzgruppe „Krakowiak“ aus Griesheim. Die Veranstaltung wurde durch Elizeusz Plichta aus Radio Darmstadt geführt. An diversen Ständen mit Angeboten der polnischen Küche hat man laut Angaben der Veranstalter polnische Spezialitäten wie Wurst, Blutwurst, Pierogi und Bigos zu vernünftigen Preisen geboten. Auch das polnische Bier und die an der Mosel produzierten Weine aus dem Weinkeller von Andrzej Greszta war präsent. In der Nähe der Bühne könnte man die Informationsstände der rege zusammenarbeitenden Verwaltungen aus Oppeln und Rheinland-Pfalz finden. In diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass das Fest auch eine Gelegenheit bat, an die vor 20 Jahren unterschriebene Vereinbarung zwischen Wojewodschaft Oppeln und dem Bundesland Rheinland-Pfalz, die als Fundament für rege stattfindende Partnerschaft beider Regionen betrachtet werden kann, zu erinnern. Quelle: www.polonez-darmstadt.de
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Kinder des Vertrags Der Verein Städtepartner Stettin e.V. in Zusammenarbeit mit der kooperierenden Institutionen, Kulturprogramm der Regenbogenfabrik und Polnischem Sozialrat, lud zu einer Jubiläumsveranstaltung ein. Man feierte 25. Jahrestag des Unterzeichnens des Vertrags zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit. Eröffnet wurde die Veranstaltung mit der Begrüßung durch Monika Herrmann, Bürgermeisterin von Berlin Friedrichshain-Kreuzberg. Im Programm zeigten man den Film von Krzysztof Czajka „Tschüss DDR“. An der Debatte nahmen teil: Prof. Michael Müller, Historiker der Deutsch-Polnischen Beziehungen, Krzysztof Czajka, Filmemacher, Chefredakteur der D-PL rbb-Sendung Kowalski & Schmidt, Esther Schulz-Goldstein, Forscherin der Totalitären Systeme, Autorin und Bogna Czałczyńska, Frauenaktivistin aus Stettin Nach dem Film gab es eine rege Debatte über die Deutsch-Polnischen Beziehungen ein, sehr professionell moderiert vom Łukasz Szopa. An der Podiumsdisskusion nahmen Krzysztof Czajka, Filmemacher, Redakteur der D-PL rbb-Sen-
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dung Kowalski & Schmidt, Bogna Czałczyńska, Frauenaktivistin aus Stettin, Prof. Michael Müller, Historiker der Deutsch-Polnischen Beziehungen, sowie Esther Schulz-Goldstein, Psychoanalytikerin Forscherin der Totalitären Systeme, Autorin teil. Anschliessend zeigten wir noch einen Trailer des Films vom Michał Krenz, About Oceans and Islands, mit der Musik von Michał TalmaSutt, Komponist. Zum Abklang gab es noch Glas Wein, Bier, kleine Häppchen und eine rege Unterhaltungsrunde, die bis lang über Mitternacht dauerte. Ewa Maria Slaska
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Das Deutsch-Polnische Jugendwerk feiert seinen 25. Geburtstag. Ein Blick zurück und nach vorn In seinem 25. Jubiläumsjahr hat sich das Deutsch-Polnische Jugendwerk das Motto „Perspektive-Perspektywa“ gegeben, um zu verdeutlichen, worum es beim deutsch-polnischen Jugendaustausch geht: Dass junge Menschen Gleichaltrige aus anderen Ländern kennenlernen, Empathie füreinander entwickeln und letztlich schaffen, Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Wenn das während des Austausches gelingt, können sie Fremdes und Eigenes besser respektieren und wertschätzen. Dieser Gedanke prägt die Arbeit des DPJW, seit das Jugendwerk am 17. Juni 1991 von den Regierungen der Bundesrepublik und Polens gegründet wurde. Vor allem die jungen Menschen beider Länder sollten im Angesicht der schwierigen gemeinsamen Geschichte Verständnis füreinander entwickeln und Vorurteile abbauen können, um so zu einem friedlichen Miteinander in Europa beizutragen. Seither hat das DPJW ermöglicht, dass sich über 2,7 Millionen Jugendlichen aus beiden Ländern bei mehr als 70.000 Jugendprojekten begegnet sind und gemeinsam ein Stück Alltag im anderen Land erfahren und oft auch neue Freunde gewonnen haben. Gemeinsam für mehr Im Jubiläumsjahr hat das DPJW mit seiner Kampagne „#2gether4more“ gezeigt, was Jugendliche gemeinsam bewegen können. Rund 80 Projekte machten mit bei „#2gether4more“. Sie planten während ihres Austausches eine gemeinnützige Aktion, die sie vor Ort umsetzten. Das waren Tanz-Flashmobs, Besuche im Seniorenheim oder Aufräumaktionen auf einem Sportplatz. Ihre Bilder und Videos von der Aktion stellten die Jugendlichen ins Netz (2gether4more.dpjw.org). 72
Gemeinsame Briefmarke Seit dem 2. Juni 2016 gibt es das Deutsch-Polnische Jugendwerk zum Aufkleben – das Bundesfinanzministerium (BMF) und die Poczta Polska haben anlässlich des 25. Jubiläums des DeutschPolnischen Jugendwerks eine gemeinsame Sonderbriefmarke herausgegeben. Mit der 90-Cent-Marke können Briefe ins EU-Ausland frankiert werden. Parallel gibt es in Polen eine 2,50-Złoty-Marke – für Prioritätsbriefe innerhalb Polens. Gemeinsam gefeiert Selbstverständlich wurde das Jubiläum auch gebührend gefeiert. In Berlin luden das DeutschPolnische Jugendwerk (DPJW), die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit (SdpZ) und die Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung (DPWS) am 8. Juni 2016 zum gemeinsamen deutsch-polnischen Sommerfest ein. Anlass war der 25. Jahrestag der Unterzeichnung des deutschpolnischen Nachbarschaftsvertrags, in dessen unmittelbarem Zusammenhang auch DPJW und SdpZ gegründet wurden. 250 Gäste aus Politik und Zivilgesellschaft erlebten zwei Podiumstalks, über Zugänge zu Polen früher und heute sprachen die Podiumsgäste sowie über die Jugendarbeit – und Antworten auf die Frage, warum der Jugendaustausch wichtig ist für unsere Gesellschaften. Zur offiziellen Jubiläumsfeier hatte das Jugendwerk am 14. Juni ins Teatr Studio in den Warschauer Kulturpalast eingeladen. Es kamen Partner und Freunde des DPJW, Jugendliche aus Deutschland, Polen und Belarus, die an der
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Kampagne „#2gether4more“ beteiligt waren. Die Festansprachen hielten der Staatssekretär aus dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Ralf Kleindiek, und Unterstaatssekretärin Marzenna Drab aus dem Polnischen Ministerium für Nationale Bildung sowie der brandenburgische Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke, Koordinator der Bundesregierung für die deutsch-polnische zwischengesellschaftliche und grenznahe Zusammenarbeit. Leitbild Zu den Vorbereitungen auf das Jubiläumsjahr gehörte auch, eine Bestandsaufnahme der Arbeit des Jugendwerks vorzunehmen, gemeinsam zu überlegen, was das DPJW eigentlich ausmacht und welche Ziele es sich in der Zukunft vornehmen will. Ergebnis dieser Überlegungen ist ein neues Leitbild bestehend aus Mission und Vision. Vieles in diesem Dokument ist seit Langem gelebte Praxis. Und es ist offenbar gute Praxis, denn in den vergangenen Jahren wurde das Jugendwerk immer wieder gebeten, seine Erfahrungen mit deutsch-polnischer Zusammenarbeit anderen, schwierigen Nachbarschaften in Europa und darüber hinaus als Erfolgsmodell vorzustellen. Jugendwerk zukunftsfähig machen Die vergangenen 25 Jahre haben gezeigt, wie sehr es sich lohnt, in den deutsch-polnischen Jugendaustausch zu investieren. Seit langem reichen aber die von den Regierungen zur Verfügung gestellten Mittel nicht aus, um die Begegnungsarbeit so zu unterstützen, wie es nötig wäre. Die Aufgaben des Jugendwerks sind stetig gewachsen, zuletzt durch die Möglichkeit, den schulischen Austausch auch auf deutscher Seite zu fördern. Im Jubiläumsjahr hat die polnische Regierung ihren Beitrag um eine Million Złoty (ca. 250.000 Euro) erhöht und der Haushaltsausschuss des Bundestages hat eine Aufstockung des Budgets um eine Million Euro ab 2017 beschlossen. Das sind wichtige Schritte, um die Arbeit des DPJW zukunftsfähig zu machen. 74
Deutsch-polnisches Sommerfest 25 Jahre Deutsch-Polnischer Nachbarschaft: Unter diesem Motto luden das Deutsch-Polnische Jugendwerk (DPJW), die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit (SdpZ) und die Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung (DPWS) am 8. Juni 2016 zum gemeinsamen deutsch-polnischen Sommerfest in Berlin. Anlass war der 25. Jahrestag der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrags, in dessen unmittelbarem Zusammenhang auch DPJW und SdpZ gegründet wurden. Inhaltliche Impulse gaben zwei Podiumstalks: Über Zugänge zu Polen früher und heute – auch ganz persönliche – sprachen die Vorstandsvorsitzende der DPWS und Bundestagspräsidentin a.D. Rita Süssmuth, der Ko-Vorsitzende des Rates der SdpZ und Außenminister a.D. Markus Meckel und Matthias Kneip, Buchautor und Mitarbeiter des Deutschen Polen-Instituts in Darmstadt. Einblicke in die Jugendarbeit – und Antworten auf die Frage, warum der Jugendaustausch auch in Zukunft wichtig ist für unsere Gesellschaften – gaben die Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Frau Caren Marks, der Referent für internationale Jugendarbeit Stephan Schwieren, Schülerinnen und Schüler, die gerade an einer deutsch-polnischen Jugendbegegnung in Berlin teilnehmen sowie Agnieszka Łada, Mitglied im Deutsch-Polnischen Jugendrat des DPJW und Leiterin des Europaprogramms am Warschauer Institut für Öffentliche Angelegenheiten. Mit den Organisatorinnen und Organisatoren feierten rund 250 geladene Gäste aus Politik und Zivilgesellschaft – darunter Akteurinnen und Akteure der Jugendarbeit, der Wissenschaft und zahlreicher weiterer Institutionen aus unterschiedlichsten Gesellschaftsbereichen, welche die Beziehungen zwischen Deutschland und Polen durch ihr Engagement prägen und mitgestalten. Sie leisten so einen entscheidenden Beitrag dazu, dass 25 Jahre Nachbarschaft vor allem eines bedeuten: Normalität in den deutsch-polnischen Kontakten und Anlass, miteinander danach zu fragen, wie wir auch unsere Zukunft in Europa in gemeinsamer Verantwortung gut gestalten können. Stephan Erb, Paweł Moras
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25. Jubiläum der Stiftung, für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit
St. Minister Marek Ziółkowski
Die Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit feierte am 01. Dezember in Teatr Wielki – der Nationaloper in Warschau das Jubiläum des 25-jährigen Bestehens und das 25-jährige Jubiläum des Vertrags zwischen der Republik Polen und der Bundesrepublik Deutschland. Die Galaveranstaltung wurde durch den Staatssekretär im Polnischen Außenministerium Marek Ziółkowski und Staatssekretär im Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland Stephan Steinlein eröffnet. In seiner Rede fasste der stellvertretende Minister Ziółkowski die 25 Jahre, die seit der Vertragsunterzeichnung vergangen sind, zusammen und betonte dabei die Bedeutung des Vertrags für die Entwicklung der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Beziehungen zwischen Polen und Deutschland. Er wies auf die beispiellose Annäherung der deutschen und der polnischen Gesellschaft hin – eine Annäherung, die dazu führte, dass man die Probleme der Vergangenheit lösen und Kompromisslösungen für aktuelle Herausforderungen finden konnte – und bedankte sich bei der Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit für ihr langjähriges Engagement bei der Überwindung von Stereotypen und Aufbau von Beziehungen zwischen Polen und Deutschen. Nach der Auffassung des stellvertretenden 76
Ministers Ziółkowski gewinnen insbesondere in turbulenten Zeiten, wenn unerwartete Veränderungen und Umwälzungen Unruhe und Angst bei den Bürgern hervorrufen, die besonderen, geprüften und stabilen Bündnisse an Bedeutung. Polen und Deutschland sind seit 25 Jahren füreinander glaubwürdige Partner, sie können sich aufeinander verlassen und erfolgreich zusammenarbeiten. Diese Zusammenarbeit soll unsere Pflicht sein, da „selbst wenn sie mit einem Kraftaufwand und langwierigen Suchen nach Kompromissen, stetigen Bemühungen um Respekt und Verständigung bei manchmal unterschiedlichen Interessen verbunden ist, Polen, Deutschland und gesamten Europa dient”. An der Galaveranstaltung nahm auch der Staatssekretär für europäische Angelegenheiten im Polnischen Außenministerium Konrad Szymański teil. An dem Event nahmen über 350 Personen teil, darunter Menschen, die für den polnisch-deutschen Dialog besondere Verdienste haben. Die Gäste konnten ausgewählte Projekte, die durch die Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit unterstützt wurden, kennenlernen und ein Jazzkonzert in der Aufführung des Marcin Wasilewski Trios hören. Die Veranstaltung beehrten mit ihrer Anwesenheit u. A. die ehemalige Vorsitzende des Deutschen Bundestages Rita Süssmuth, Abgeordnete, Senatoren, Vertreter der Deutsch-Polnischen Partnerschaftsinstitutionen, Vertreter der aktuellen und ehemaligen Gremien der Stiftung. Die Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit unterstützte während ihres Bestehens fast 15.000 gemeinsame deutsch-polnische Projekte und prägte dadurch die Grundlagen der deutsch-polnischen Verständigung. Zusammenfassung: Alexander Zajac Quelle: msz.gov.pl, www.25de.pl
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III Kongress Polnischer Organisationen in Deutschland In den Räumen der Landesvertretung von Nordrhein-Westfalen in Berlin fand am 09.12.2016 und 10.12.2016 der dritte Kongress der Polnischen Organisationen in Deutschland statt. Die Veranstalter: der Konvent der Polnischen Organisationen in Deutschland und das Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, unterstützt durch die Geschäftsstelle der Polonia in Berlin, bereiteten ein abwechslungsreiches Programm vor. Im Rahmen des Kongresses kam es zum ersten Mal zu einem Treffen der Vertreter von Polonia-Organisationen mit den Ansprechpartnern der Bundesländer für polnische Bürger und Polen in Deutschland. Die Beauftragten von Nordrhein-Westfalen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen, Hamburg und Hessen sowie ein Vertreter des Bundesministeriums des Innern konnten die Organisationen der Polonia, ihre Aktivitäten und ihre Strukturen kennenlernen. Darüber hinaus erhielten sie eine Gelegenheit, sich über die Geschäftsstelle der Polonia und die Internetseite „Polonia Viva“, Bund der Polen in Deutschland
Treffen mit den Ansprechpartner der Bundesländer
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sowie die Dokumentationsstelle zur Kultur und Geschichte der Polen in Deutschland „Porta Polonica“ sowie die Problematik des Unterrichts der polnischen Sprache zu informieren. Staatssekretär Thorsten Klute stellte die Publikation: „Zur Integration von Menschen polnischer Herkunft in Nordrhein-Westfalen“ als ein Beispiel von Musterintegration mit der deutschen Gesellschaft vor. Nach der Eröffnung des Kongresses durch den Polnischen Botschafter Professor Andrzej Przyłębski fand eine Diskussion über den Unterricht der polnischen Sprache in Deutschland statt, die von der Journalistin der Deutschen Welle – Magda Gwóźdź-Pallokat geleitet wurde. An dem lebhaften Gedankenaustausch nahmen: Dorota Arciszewska-Mielewczyk, Dr. Jörg Bentmann, Thorsten Klute, Longin Komolowski, Szymon Szynkowski vel Sek und Dr. Edward Kieyne teil. Der erste Abend des Kongresses endete mit polnischem Jazz bei einem Glas Wein und langen Gesprächen, die Musik wurde gespielt von dem hervorragenden polnischen Jazzmann Leszek Zadlo in Begleitung von Larry Porter.
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Der zweite Tag des Kongresses fing mit Referaten über den deutsch-polnischen Runden Tisch, die Zukunft der polnischen Sprache in Deutschland und die Problematik der „Jungen Polonia“ an, danach ging man zur Arbeit in Kommissionen über. Das Ergebnis der Arbeit waren folgende Postulate: 1. Kommission für die Angelegenheiten des deutsch-polnischen Runden Tisches: a. Man hat die Einschätzung der Realisierung der Bestimmungen des Runden Tisches und Forderungen der Polonia, die von dem Konvent der Polnischen Organisationen in Deutschland vorgestellt wurden, angenommen und darüber diskutiert. b. Es wurde vorgeschlagen, folgende Kommissionen bei dem Konvent ins Leben zu berufen: 1. Kultur und Medien 2. Sport 3. Bildung 4. Geschichte und Tradition 5. Unternehmertum 6. Junges Forum
2. Kommission für die polnische Sprache: a) Wiederaufnahme der Arbeiten durch die Arbeitsgruppe AG-4 b) Die einzelnen Bundesländer sollen entsprechende Ausführungsvorschriften zwecks der Ermöglichung des Unterrichts der polnischen Sprache an deutschen öffentlichen Schulen erlassen c) Verlängerung des Unterrichts der polnischen Sprache als Muttersprache in allen Bundesländern bis zum Abitur d) Sicherung der Finanzierung des Unterrichts der polnischen Sprache als Muttersprache in den Organisationen der Polonia 3. Junge Polonia a) Überarbeitung der Präsentation von Polonia-Organisationen im Hinblick auf die Angebote für die junge Polonia b) Größere Einbeziehung der Vertreter der jungen Polonia in Arbeiten und Veranstaltungen der Polonia, z. B. über eine Kommission für die Jugend
v.r. Marcin Stefaniak, Longin Komolowski, Dr. Jörg Bentmann, Ferdynand Domaradzki, Thorsten Klute
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Konvent der polnischen Organisationen in Deutschland
Der Kongress der Polnischen Organisationen in Deutschland endete mit einem Resümee und der Annahme der in Kommissionen ausgearbeiteten Postulate. Zum Schluss konnten die Teilnehmer und Delegierte des Kongresses in der Botschaft der Republik Polen an einem Treffen mit dem Botschafter Professor Andrzej Przylebski teilnehmen. An dem Kongress nahmen neben den bereits genannten Ansprechpartnern der Bundesländer für polnische Bürger und Polen in Deutschland eingeladene Gäste: Dorota Arciszewska-Mielewczyk, stellvertretende Vorsitzende der Verbindungskommission mit der Polen in Deutschland beim Polnischen Sejm und die Abgeordnete und Mitglied der Kommission Malgorzata Sek, Szymon Szynkowski vel Sek – Vorsitzender der deutsch-polnischen Parlamentariergruppe, Longin Komolowski – Vorsitzender der Vereinigung „Wspolnota Polska“, Marcin Stefaniak, Generaldirektor des Instituts für Nationales Gedenken sowie die Konsuln der Polnischen Botschaft Marcin Jakubowski und Marek Sorgowicki. Der Kongress konnte dank dem persönlichen Engagement des Staatssekretärs im Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen Thorsten Klute realisiert werden, der Konvent der Polnischen Organisationen in Deutschland
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bedankte sich bei ihm. Ein weiterer Dank des Konvents wurde an die Beauftragte der Bunderregierung für Kultur und Medien, Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales von Nordrhein-Westfalen, Polnisches Außenministerium und Senat der Republik Polen für die Finanzierung des Kongresses gerichtet. Der Kongress der Polnischen Organisationen in Deutschland ist zu einem Präsentationsforum der wichtigsten Themen der Polonia und der Erarbeitung gemeinsamer Standpunkte in vielen Fragen geworden. Während des Kongresses erhielten die Delegierten von Polonia-Organisationen (auch die Delegierten, die nicht dem Konvent angehören) eine Gelegenheit, ihre Meinung vorzustellen und gemeinsam die Aufgaben, die die Geschäftsstelle der Polonia und der Konvent in den kommenden Jahren zu erfüllen haben, auszuarbeiten. Es ist ein positives Beispiel dafür, dass es trotz Differenzen gelungen ist, Themen für gemeinsames Wirken auszuarbeiten. Es ist als ein positiver Aspekt zu betrachten, insbesondere da während des Kongresses zum ersten Mal ein Forum der Jungen Polonia, wo die Jugend ihren Standpunkt vorstellen und eigene Forderungen ausarbeiten konnte. Alexander Zajac Foto: Krystyna Koziewicz, Bogdan Zurek
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Ein Konzert zum Abschluss des Jubiläumsjahres in Berlin
Foto: Magdalena Gwóźdź
Der polnische Präsident Andrzej Duda mit Ehefrau Agata Kornhauser-Duda besuchten gemeinsam mit dem Bundespräsidenten der Bundesrepublik
Foto: Krystyna Koziewicz
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Deutschland Joachim Gauck und seiner Lebenspartnerin Daniela Schadt ein Konzert zum Abschluss einer Reihe von Veranstaltungen aus dem Anlass des 25-sten Jubiläums der Unterzeichnung des Vertrags über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Polen. „Nach Jahrzehnten von Stürmen und Dramen kamen Jahrzehnte, die von guter, auf Wahrheit aufgebauter Freundschaft und gegenseitiger Verständigung basieren“ – sagte Präsident Andrzej Duda vor dem Konzert. Er betonte, dass während der zahlreichen Treffen mit dem Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland Joachim Gauck im Jubiläumsjahr des 25-sten Jahrestages des deutsch-polnischen Vertrags „mit Dankbarkeit und Respekt“ an diejenigen erinnert wurde, die die Fundamente für diese Zusammenarbeit gelegt haben. Angefangen von den polnischen und deutschen Bischöfen bis hin zum Bundeskanzler Willy Brandt und
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zahlreiche Politiker, die zu der Vertiefung dieser Freundschaft in den vergangenen Jahren beigetragen haben – sagte Andrzej Duda. Er bedankte sich bei Joachim Gauck für die Zusammenarbeit. „Herr Bundespräsident, ich hatte die Ehre, mit Ihnen fast anderthalb Jahre lang zusammen zu arbeiten, wir haben uns, den heutigen Tag mitgezählt, sieben Mal getroffen. Es war, ist und wird für mich eine gute und lehrreiche Zusammenarbeit sein“ – sagte er. Um die gute Atmosphäre des Treffens in Berlin zu betonen, erklärte der Bundespräsident Joachim Gauck, dass er sich angesichts der ihm von Andrzej Duda gezeigten Freundschaft „ungezwungen fühle“ und auf das Vorlesen eines vorbereiteten Textes verzichte, um stattdessen frei zu sprechen. Er erklärte, dass er nicht erwartet, dass es zwischen Polen und Deutschland keine kontroversen Themen und unterschiedliche Meinungen geben werde, da es zwischen demokratischen Ländern normal ist. „Ich vertraue darauf, dass die Freundschaft und Empathie, die uns begleiten, auch zwischen meinem Nachfolger und Ihnen vorhanden sein wird“. Andrzej Duda betonte, dass Bundespräsident Joachim Gauck in drei Monaten seine Amtszeit beendet. „Ich bin dennoch davon überzeugt, dass Sie, Herr Bundespräsident, Ihre Mission in der Sache der deutsch-polnischen Zusammenarbeit
Foto: Krzysztof Sitkowski (KPRP)
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nicht beenden werden. Ich meinerseits als Präsident der Republik Polen, der noch einige Amtsjahre vor sich hat, verspreche Ihnen, dass ich alles unternehmen werde, damit die deutsch-polnische Zusammenarbeit und die Beziehungen unserer Völker sich bestmöglich entwickeln“ – erklärte er. Der polnische Präsident hob hervor, dass Joachim Gauck „dem Amt des Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland große Würde verliehen hat“. Er sagte ferner, dass er versichern kann, dass die Polen ihn als einen wohlgesinnten Präsidenten des Dialogs, der den gegenseitigen Respekt zwischen unseren Ländern und Völkern gefördert hat, in Erinnerung behalten werden. Gauck versicherte, dass er sich nach dem Ende seines Amtes weiterhin für die Sache der Beziehungen zwischen Polen und Deutschland einsetzen werde. „Ich werde Befürworter der deutschpolnischen Verständigung bleiben“ – sagte er. Während des Konzerts im Berliner Rathaus trat die Preisträgerin des diesjährigen HenrykWieniawski-Violinwettbewerbs Veriko Tchumburidze in Begleitung des Philharmonie-Orchesters aus Poznan auf. Die Musiker führten drei Werke: „Orawa“ von Wojciech Kilar, II Geigenkonzert DMoll von Henryk Wieniawski und VII Symphonie A-Dur von Ludwig van Beethoven auf. Zusammenfassung: Joanna Trümner Quelle: www.prezydent.pl
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Aus dem Leben der Polonia
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Konvent der polnischen Organisationen in Deutschland 1. Christliches Bildungszentrum zur Förderung der polnischen Sprache, Kultur und Tradition e. V. 2. Polnischer Kongress in Deutschland e. V. 3. Bundesverband Polnischer Rat in Deutschland e.V. 4. Bund der Polen in Deutschland e. V. 5. Bund der Polen „Zgoda“ in Deutschland e. V. Der Konvent der polnischen Organisationen in Deutschland entstand, um den Forderungen des Bundesministeriums des Innern nach einem Vertreter der polnischen Seite bei den deutsch-polnischen Gesprächen entgegenzukommen. Diese Forderung wurde erfüllt, da der Konvent über 90 % der polnischen Organisationen in Deutschland vertreten hat. Zurzeit besteht der Konvent aus zwei souveränen Mitgliedsorganisationen (Christliches Zentrum zur Förderung der polnischen Sprache, Kultur und Tradition e. V. und Bundesverband Polnischer Rat in Deutschland e. V.), jede wird im Konvent durch ihren Vorsitzenden vertreten. Bei den Mitgliedsorganisationen handelt es sich um eingetragene Vereine im Sinne des BGB, ihre Organe werden den Satzungen entsprechend, demokratisch gewählt.
Foto: Karolina Siemion-Bielska
Die Regierung der Republik Polen erkannte bereits 1998 den Konvent der Polnischen Organisationen in Deutschland als den Repräsentanten der Polonia und der Polen in Deutschland an. Diese Vollmacht zum Repräsentieren der Interessen von Polonia wird gleichermaßen von der Bundesregierung anerkannt. Der Konvent der Polnischen Organisationen in Deutschland wurde von dem deutschen Bundesministerium des Innern als Partner zu den Gesprächen am Runden Tisch eingeladen. Darüber hinaus würdigte die Resolution des Bundestages „Deutschland und Polen. Die Verantwortung aus der Geschichte, Zukunft in Europa“ vom 10.06.2011 die Rolle des Konvents. Der politische Auftrag des Konvents erfolgt auf Anweisung seiner Mitgliedsorganisationen, das Ziel seiner Tätigkeit ist das Gut der gesamten polnischen ethnischen Gruppe in Deutschland. Konvent der polnischen Organisationen in Deutschland wurde 1998 von den Vertretern der fünf größten Dachorganisationen polnischer Vereine in Deutschland gegründet. Dazu gehörten folgende Verbände:
Obrady Okrągłego Stołu, Warszawa 26.02.2015 r.
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Konvent der polnischen Organisationen in Deutschland
Die Arbeit des Konvents wird sowohl durch die Satzung wie auch durch die Programmdeklaration geregelt. Die Führung des Konvents setzt sich für die Interessen der einzelnen Mitgliedsorganisationen ein, sie wird nach dem Rotationsprinzip, demokratisch gewählt. Der Konvent repräsentiert die Interessen der Mitgliedsorganisationen, es handelt sich dabei um die Mehrheit der in Deutschland ansässigen polnischen Organisationen. Das Christliche Zentrum zur Förderung der polnischen Sprache, Kultur und Tradition e. V. repräsentiert 25 Zentren, die bei den 65 Polnischen Katholischen Missionen in Deutschland tätig sind. Polnisch als Muttersprache sowie weitere Unterrichtsfächer auf Polnisch werden bundesweit in 50 Unterrichtspunkten angeboten, fast 8500 Kinder und Jugendliche nehmen daran teil. Ein weiterer, integraler Bestandteil des Christlichen Zentrums zur Förderung der polnischen Sprache, Kultur und Tradition e. V. bildet der direkt an den Pfarreien angebotene Unterricht von Polnisch als Muttersprache für Kinder und Jugendliche. Fast 3500 Kinder (in über 230 Gruppen eingeteilt) nehmen dieses Bildungsangebot in Anspruch. Der Unterricht dauert 2-4 Stunden wöchentlich und wird von 165 Lehrern durchgeführt. Darüber hinaus betreibt das Zentrum zwei Begegnungstätten: das Marianum in Carlsberg sowie die Concordia in Herdorf-Dermbach. Polnischer Rat in Deutschland ist ein Bundesverband mit Vertretern in zehn Bundesländern: Bayern, Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen und Thüringen mit zwei weiteren Bundesverbänden: dem Verband Polnischer Ingenieure und Techniker e. V. und dem Polnischen Forum in Deutschland e. V. Dieser Bundesverband vertritt die Interessen von insgesamt über 45 Organisationen, darunter der Polnischen Zentrale für Schul-und Bildungswesen in Deutschland und des Polnischen Schulvereins „Oświata“ in Berlin e. V. Konvent der polnischen Organisationen in Deutschland spricht sich regelmäßig und rechtzei92
tig mit seinen Mitgliedsorganisationen ab, indem er Plenarsitzungen abhält, zu denen die Delegierten der einzelnen Organisationen eingeladen werden. Seit 2011 finden auch Treffen des Konvents statt. Um seine Aktivitäten und Aufgaben zu konsultieren organisiert der Konvent Kongresse der polnischen Organisationen in Deutschland, zu den auch polnische Gemeinschaften und Vereine, die außerhalb des Konvents agieren, eingeladen werden. Die gemeinsam ausgearbeiteten Ziele und Aufgaben werden dann in den kommenden Jahren durch den Konvent der Polnischen Organisationen in Deutschland und die Geschäftsstelle der Polonia realisiert. Der letzte Kongress fand im Dezember 2016 in Berlin statt. Der Konvent organisierte auch die Feierlichkeiten aus dem Anlass des 25-sten Jubiläums der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Vertrags „Über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit”, die unter der Schirmherrschaft des Polnischen Präsidenten Andrzej Duda und des Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland Joachim Gauck fanden. Neben dem Jubiläumsfests in der Columbiahalle fand auch ein Konzert der Polnischen Musik in der Französischen Friedrichstadtkirche und Treffen mit Polnischer Kultur in Admiralspalast in Berlin statt. Der Konvent der Polnischen Organisationen in Deutschland leitet die Geschäftsstelle der Polonia in Berlin und den Internetauftritt Polonia-Viva. Das Pressorgan des Konvents ist die Quartalszeitschrift „Magazyn Polonia“, die seit 2013 erscheint. Der Konvent der polnischen Organisationen in Deutschland ist eine bekannte und weltweit respektierte Organisation der Polonia. Er ist Mitglied der Europäischen Union der Gemeinschaften der Polonia und des Weltrates der Polonia. Joanna Trümner Kontakt: Konvent der polnischen Organisationen in Deutschland, 52070 Aachen, Siegmund Str. 8, Tel: +4930 50578096, Fax +4930 1868114256 E-Mail: Alexander Zajac - polonia@zajac-online.de; Prof. Piotr Maloszewski - pmalosze@hotmail.com www.konwent.de; www.magazyn-polonia.de
Konvent der polnischen Organisationen in Deutschland
Christliches Zentrum zur Förderung der polnischen Sprache, Kultur und Tradition in Deutschland e.V. c/o Haus Concordia, 57562 Herdorf-Dermbach, Tel.: (02744) 771, Fax.: (02744) 931128, concordia@haus-concordia.com Das Christliche Zentrum zur Förderung der polnischen Sprache, Kultur und Tradition in Deutschland e.V. (www.chrzescijanskie-centrum.de) wurde im Oktober 1994 gegründet und beim Verwaltungsgericht in Würzburg im März 1995 als ein gemeinnütziger Verein eingetragen. Das Zentrum wurde gegründet, um die in dem Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit
Prof. Piotr Maloszewski, odznaczony przez Prezydenta RP
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vom 17.6.1991 enthaltenen Vereinbarungen zu verwirklichen. In der Satzung der Organisation wurden u. a. folgende Hauptziele des Vereins eingetragen: Förderung der polnischen Sprache, Kultur und Tradition in Deutschland; Erziehung der jungen Generation im Einklang mit den Lehren der Römisch-Katholischen Kirche und in deren Sinne; Förderung der Freundschaft und des Kulturaustausches zwischen der deutschen und polnischen Nation. Der Verein, der den Kurznamen „Christliches Zentrum“ trägt, versammelt die katholische Polonia und die polnischen Katholiken, die ehrenamtlich in den Zentren der Polnischen Katholischen Seelsorge tätig sind. Mitglieder des Christlichen Zentrums, welches mit seinen Aktivitäten beinahe alle polnischen Pfarreien (insgesamt 65) in Deutschland umfasst, sind Privatpersonen, die sog. Gründungsmitglieder, sowie eingetragene Körperschaften wie Pfarreiverbände. In örtlich zuständigen Verwaltungsgerichten sind zurzeit 25 solcher Vereine eingetragen. In dem an den Pfarreien angesiedelten Bildungssystem, welches ein integraler Bestandteil des Zentrums bildet, werden fast 3.500 Kinder unterrichtet. Die Spezifik der kulturellen Bildungseinrichtungen des Christlichen Zentrums besteht in ihren ergänzenden Charakter zu dem deutschen Schulunterricht, die alle Kinder besuchen. Die Gesamtkosten der Bildungstätigkeit des Vereins betragen ca. 500.000 € jährlich (abgesehen von den Kosten der Unterrichtsräume, da diese unentgeltlich durch die Pfarreien zur Verfügung gestellt werden). An der Spitze des Vereins steht ein Vorstand (8 Personen), der für eine 4-jährige Amtsperio-
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de gewählt wird. In der aktuellen Amtsperiode ist Prälat Dr Adam Prorok aus Wiesbaden der Vorsitzende. Weitere Vorstandmitglieder sind: 1. stellvertretender Vorsitzender - Professor Dr. hab. Piotr Małoszewski (München) 2. stellvertretender Vorsitzender - Rechtsanwalt Edmund Ropel aus Giesen Sekretär - Rechtsanwalt Andrzej Holm aus Mannheim Kassenwart - Pfarrer Krzysztof Romanowski aus Bielefeld Beisitzer - Pfarrer Leon Sądowicz aus Mainz Beisitzer - Pfarrer Janusz Kusek aus Köln Beisitzerin - Agata Kotowska aus Bielefeld Das Zentrum besitzt zwei eigene Erholungs- und Schulungszentren, „Concordia“ in Herdorf-Dermbach (www.haus-concordia.com) und „Marianum“ in Carlsberg (www.bewegunglicht-leben.de). Zweimal im Jahr erscheint in der Auflage von 5.500 Exemplaren der „Informator Chrześcijańskiego Centrum Krzewienia Kultury, Tradycji i Języka Polskiego w Niemczech“, der als Beilage zu der Monatszeitschrift der Polnischen Katholischen Seelsorge „Nasze Słowo“ (Unser Wort) herausgegeben wird. 1998 unterstützte das Christliche Zentrum die Bemühungen, eine gemeinsame Vertretung der deutschen Polonia zu bilden, und wurde zum Gründungsmitglied des Konvents der Polnischen Organisationen in Deutschland. Im Konvent wird es durch Prof. Dr. hab. Piotr Maloszewski vertreten. Er hat dort die Rolle des Koordinators des Unterrichts der polnischen Sprache in den Polonia-Organisationen übernommen. Prof. Dr. Piotr Maloszewski
Konvent der polnischen Organisationen in Deutschland
Bundesverband Polnischer Rat in Deutschland e. V. Der Bundesverband Polnischer Rat in Deutschland e. V. entstand 1996 und wurde im darauffolgenden Jahr in Amtsgericht Bonn-Königswinter als ein gemeinnütziger Verein eingetragen. Er ist die einzige der Polonia-Dach-Organisationen, deren Aufbau den Strukturen der deutschen Gewerkschaften entspricht. Der Bundesverband hat seine Vertretungen (Landesverbände) in allen Bundesländern, wo mehrere Polen lebten und größere Gruppierungen von Polonia entstanden sind. Zurzeit ist er in folgenden Bundesländern vertreten: Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfallen, Niedersachsen, Brandenburg, Sachsen und Thüringen, Bremen, Hamburg und Berlin. Dem Bundesverband gehören darüber hinaus führende Berufsverbände sowie bundesweit tätige Verbände wie: „Der Bundesverband Polnischer Ingenieure und Techniker e. V.“, „Verband Polnischer Journalisten in Deutschland e. V.“, „Bundesverband Polnisches Forum in Deutschland e.V.“ Den zehn Landesverbänden und den zwei Bundesverbänden sind über 45 Organisationen beigetreten.
Alexander Zajac z para prezydencka podczas Zgromadzeni Narodowego 19.04.2016
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Zu den Hauptaufgaben des Bundesverbandes Polnischer Rat in Deutschland e. V. gehören die Förderung und der Ausbau von freundschaftlichen Beziehungen zwischen dem polnischen und dem deutschen Volk auf der Grundlage der Gleichberechtigung, Toleranz und gegenseitiger Achtung. Der Bundesverband Polnischer Rat in Deutschland e. V. dient gleichermaßen der Sache der deutsch-polnischen Verständigung und Versöhnung, der Pflege der polnischen Sprache und Kultur sowie der Popularisierung des polnischen Wirtschaftspotenzials und des technischen Gedankens in Polen und in Deutschland. Er widmet sich dem Prozess der Integration der Republik Polen in die europäischen Strukturen sowie dem Kreieren der positiven Wahrnehmung von den Polen und den Staat Polen in Deutschland. Darüber hinaus vertritt er die Interessen von Organisationen und Vereinen, die im Artikel 20 des Vertrags zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit vom 17. Juni 1991 genau bezeichnet wurden. Zu seinen Betätigungsfeldern gehört auch die Arbeit zugunsten der Vereinigung und der Integration der in Deutschland tätigen polnischen und Polonia-Organisationen. Diese Aufgaben werden insbesondere durch das Streben nach Bewahrung und Weiterentwicklung der ethnischen, kulturellen, sprachlichen und religiösen Identität der Personen in der Bundesrepublik Deutschland, die polnischer Abstammung sind oder die sich zur polnischen Sprache, Kultur oder Tradition bekennen, realisiert. Diese Ziele resultieren aus den Bestimmungen des deutsch-polnischen Vertrags vom 17. Juni 1991 und der ihn begleitenden Briefe der Außenminister beider Länder.
Konvent der polnischen Organisationen in Deutschland
Prezes Polskiej Rady Alexander Zajac z delegatami polonijnymi podczas Zgromadzenia Narodowego w Poznaniu 19.04.2016
Die einzelnen Landesverbände entstanden zu derselben Zeit wie der Bundesverband, als Grundlage und zugleich Ziel ihrer Tätigkeit gilt die Durchführung der Bestimmungen des deutschpolnischen Vertrages „Über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit“ vom 17.06.1991. Der Bundesverband Polnischer Rat in Deutschland ist Mitglied des Konvents Polnischer Organisationen in Deutschland, wodurch er in der Europäischen Union Polnischer Gemeinschaften und dem Weltrat der Polonia vertreten ist. Der Vorsitzende des Bundesverbandes ist ein Mitglied von Vorständen dieser europaweit- bzw. weltweit agierenden Organisationen, Der Polnische Rat in Deutschland arbeitet mit zahlreichen Institutionen sowohl aus Polen wie auch aus der Welt zusammen, wie z. B. mit dem Verband „Wspolnota Polska“ und der Vereinigung des Freien Wortes. Der Vorstand des Bundesverbandes Polnischer Rat in Deutschland besteht aus neun Personen und wird für vier Jahre gewählt. Der Vorstand setzt sich derzeit wie folgt zusammen: 1.Dipl.-Ing. Alexander Zajac, Vorsitzender 100
2.Aldona Glowacka-Silberner, stellvertretende Vorsitzende 3.Ferdynand Domaradzki, stellvertretender Vorsitzende 4.Bogdan Zurek, stellvertretender Vorsitzende 5.Arkadiusz B. Kulaszewski, Sekretär 6.Dorota Leszczynska, Schatzmeisterin 7.Irena Kubalok-Kieyne, Beisitzerin 8.Zbigniew Kossak von Główczewski, Beisitzer 9.Andrzej Kajzer, Beisitzer Arkadiusz Kulaszewski Kontakt: Bundesverband Polnischer Rat in Deutschland e.V. Zrzeszenie Federalne - Polska Rada w Niemczech T.z., c/o Aleksander Zajac, Triftstr. 55, 13353 Berlin, Tel.: +4930 505 780 96 E-Mail: polonia@zajac-online.de, www.prwn.de
Konvent der polnischen Organisationen in Deutschland
Geschäftsstelle der Polonia Die Geschäftsstelle der Polonia entstand als Ergebnis eines bilateralen Vertrags zwischen Deutschland und Polen vom 12. Juni 2012. Das Ziel dieses Vertrags war die Verstärkung von Aktivitäten, die die deutschen Bürger polnischer Herkunft und Polen in Deutschland und der Deutschen in Polen, unterstützen. Der Vertrag präzisierte und vertiefte die Bestimmungen des deutsch-polnischen Vertrags über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit vom 17. Juni 1991. Gemäß Abschnitt § II Punkt 1 dieses Abkommens wurde beschlossen, dass in Berlin eine von der deutschen Seite finanzierte Geschäftsstelle, die die Interessen polnischer Organisationen in Deutschland vertreten wird, entstehen wird. Die Aufgabe, diese Geschäftsstelle zu organisieren wurde dem Konvent Polnischer Organisationen in Deutschland übertragen. Das Büro begann seine Arbeit am 1. Juli 2012.
Die Arbeit der Geschäftsstelle der Polonia wird von Aleksander Zając (Geschäftsführer) geleitet. Zudem sind Joanna Trümner - Sekretärin sowie Blandyna Zaborowski - Verwaltungsfachkraft beschäftigt. Krystyna Koziewicz und Ewa Maria Slaska helfen als freiwillige Mitarbeiterinnen. Die Betreuung des Internetauftritts Polonia Viva übernahm Herr Wiesław Lewicki. Die Geschäftsstelle steht für alle wichtige Fragen rund um das organisierte Leben der Polonia zur Verfügung. Zu den zentralen Aufgaben der Geschäftsstelle gehört es, die Vereine, Verbände und Polonia-Kreise zu beraten und bei Ihrer täglichen Arbeit bestmöglich zu unterstützen.
Marszalek Senatu RP Bogdan Borusewicz z wizytą w Biurze Polonii, 2014 r. Marschall des Polnischen Senats Bogdan Borusewicz zu Besuch in der Geschäftsstelle der Polonia in Berlin (2014)
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Konvent der polnischen Organisationen in Deutschland
Judith Walde i Madlena Kowar z Minderheitensekretariat w Biurze Polonii
Wesentliche Ziele sind: 1. Koordinierung der Aktivitäten der polnischen Organisationen 2. Planung, Anregung und Hilfe bei der Realisierung von Projekten für alle Polonia‐Organisationen 3. Vertretung der Polonia gegenüber Verfassungsorganen der Bundesrepublik Deutschland, den deutschen Bundesländern sowie der Republik Polen (Schwerpunkt Deutschland) 4. Informationsstelle der Polonia in Deutschland u.a. durch Webseite http://poloniaviva.eu 5. Zentrale Kontaktstelle der polnischen Organisationen in Deutschland 6. Vorbereitung, Koordinierung und Abstimmung gemeinsamer Positionen der Polonia zu bestimmten Themen 7. Beratung zur Gründung von Organisationen 8. Gestaltung eines positiven Bilds der Polen in Deutschland und in der EU Zu den wichtigsten Aufgaben des Polonia Büros gehören - Vertretung der Polonia gegenüber Verfassungsorganen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen, Poststelle und Informationsadresse der polnischen Orga-
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nisationen in Deutschland, Anregung und Realisierung von kulturellen Projekten und Bildungsprojekten, Monitoring und Beratung polnisch stämmiger Mitbürger und Gestaltung eines positiven Bildes der Polen in Deutschland. Das Hauptziel des Polonia Büros ist Koordinierung von Maßnahmen und Aktivitäten der polnischen Organisationen in Deutschland. Das Polonia Büro vertritt die gemeinsame Position der Polonia in Deutschland, führt dazu nötige Kommunikation und organisiert interne Treffen. Das Polonia Büro dient als Hauptinformationsstelle der Polonia in Deutschland, erteilt Auskunft allen Polen-Interessierten über alle polnische Organisationen. Hier wird auch die Beratung zur Gründung und Betreibung von gemeinnützigen Organisationen geführt. Das Büro leistet Hilfe bei der Erstellung und Umsetzung von Projekten im Sinne der Förderung der polnischen Kultur und Sprache. Darüber hinaus beteiligt es sich an Projekten oder führt sie eigenständig durch. Das Büro führt auch Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit aus, indem es im Kontakt mit den Medien bleibt, den Journalismus zu Polonia-Themen anregt und das Internetportal für Polonia in Deutschland - Polonia Viva gestaltet. Die Geschäftsstelle half bei der Realisierung der Jubiläumsprojekte aus dem Anlass der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Vertrags vor 25 Jahren in Berlin, München, Hamburg und Hannover. Die Geschäftsstelle gehörte zu den Veranstaltern des III Kongresses der Polnischen Organisationen in Deutschland. Während des Kongresses haben die polnischen Organisationen gemeinsame Ziele und Aufgaben für die kommenden Jahre festgelegt. Ewa Maria Slaska Geschäftsstelle der Polonia - Biuro Polonii, Bundeshaus, Bundeallee 216-218, 10719 Berlin, Tel.: +49 30 186 8114 183, E-mail: biuro.bundeshaus@gmail.com; buero@konwent.de
Konvent der polnischen Organisationen in Deutschland
Foto: www.prezydent.pl
Bund der Polen in Deutschland
Jan Dziedziczak, Dorota Arciszewska-Mielewczyk, Adam Kwiatkowski, Michał Dworczyk
Die Organisation wurde am 27. August 1922 gegründet, ihr Sitz war bis September 1939 das Polnische Haus in Berlin, Potsdamer Straße 118b, Berlin W35. In der neuentstandenen Organisation spielten die Hauptrollen: Jan Baczewski, Vertreter der polnischen Minderheit aus dem Gebiet Ostpreußen und Jan Kaczmarek aus Westfalen. Am 06. März 1938 wurden während des I. Kongresses des Bundes der Polen in Deutschland im Theater des Volkes in Berlin die „Fünf Wahrheiten eines Polen“ beschlossen, die zur Grundlage der Tätigkeit des Bundes geworden sind. An dem Kongress nahmen 5.000 Delegierte teil. Der Bund führte kulturelle, wirtschaftliche und politische Aktivitäten, er hatte seine Vertreter im Preußischen Bundestag, in Landtagen und Stadtverwaltungen. Die Organisation setzte sich für den Schutz der Interessen der polnischen Minderheit in Deutschland und für den Schutz des polnischen Kulturerbes innerhalb der deutschen Grenzen ein. 106
Aus der Initiative des Bundes der Polen in Deutschland und des Verbandes der Polnischen Genossenschaften in Deutschland entstand 1933 die Zentrale Polnische Genossenschaftsbank, die sogenannte Bank Slowianski (Slawische Bank) mit Sitz in Berlin, die die Finanzzentrale aller polnischen Genossenschaften in Deutschland bildete. Ihr Umsatz betrug ein Jahr vor dem Kriegsausbruch 30.426.000 Reichsmark. Dank ihrer dynamischen Arbeit hatte die Polonia damals ihre eigenen wirtschaftlichen Strukturen, Agrar- bzw.- Handelsgesellschaften, Genossenschaften und Berufsverbände, Druckereien, Zeitungen, Schulen, Internate, Wohlfahrtsinstitutionen, Kulturvereine, künstlerische Gruppen und Sportklubs. Am 10. November 1937 baute die Bank Slowianski ein polnisches Gymnasium – die erste private Schule mit dem Unterrichtsplan einer Hochschule und Unterrichtssprache Polnisch – in Kwidzyn (Marienwerder).
Konvent der polnischen Organisationen in Deutschland
hat der Verband seinen Sitz in Bochum. Im Jahre 1950 kam es zu einer Spaltung des Bundes – ausschlaggebend war dabei die Beziehung zu der damaligen kommunistischen Regierung in der Volksrepublik Polen, es entstand der Bund der Polen „Zgoda“, der Beziehungen zu der Volksrepublik unterhielt. Bis zum heutigen Tage haben die Polen den offiziellen Status einer nationalen Minderheit, der ihnen durch die Naziregierung des III Reiches entzogen wurde, nicht wiedererlangt. Heute ist der Bund auf Länderebenen tätig, es gibt Abteilungen in solchen Städten wie: Berlin, Kleve, Hamburg, Hannover, Mannheim, Nürnberg und Wuppertal. Der Sitz des Bundes der Polen in Deutschland ist das Polnische Haus in Bochum. Derzeit ist Josef Malinowski der Vorsitzende des Bundes der Polen in Deutschland. Aufgrund der deutsch-polnischen Bestimmungen des Runden Tisches vom 12.06.2011 ist der Bund für die Führung des Dokumentationszentrums der Kultur und der Geschichte von Polen in Deutschland zuständig, nach der Renovierung des Polnischen Hauses in Bochum wird sich das Zentrum in seinen Räumen befinden. Mehr Informationen befinden sich auf der Internetseite: http:/www.zpwn.org Alexander Zajac
Foto: www.prezydent.pl
Der Bund der Polen in Deutschland initiierte auch die Entstehung des bis 1939 tätigen Verbandes der Nationalminderheiten in Deutschland, der die Interessen der polnischen, sorbischen, dänischen, friesischen und litauischen Minderheit repräsentierte. Heute heißt diese Organisation Internationale Minderheitenorganisation (FUEN) und ist weiterhin ohne Bund der Polen in Deutschland tätig. Der Beginn des II Weltkrieges brachte eine Verhaftungswelle von Mitgliedern des Bundes. Auf der Grundlage des Beschlusses des Ministerrates zur Verteidigung des III Reiches vom 27.02.1940 wurde der Bund aufgelöst und sein Vermögen beschlagnahmt. Ein Teil der Mitglieder wurde erschossen, ca. 1200 Mitglieder kamen ins Konzentrationslager. Die Gesamtsumme der Verfolgten schätzt man auf mindestens 2.000 Personen. Die materiellen Verluste der polnischen Minderheit in Deutschland durch die Beschlagnahme des Vermögens schätzt man auf mindestens 8,45 Millionen Reichsmark. Nach dem Krieg, im Jahre 1945 nahm der Bund seine Tätigkeit in der westlichen Besatzungszone Deutschlands wieder auf. 1950 wurde der Bund der Polen in Deutschland in der Bundesrepublik Deutschland als Verein eingetragen, anfangs mit Sitz in Frankfurt am Main, seit 1956
Michał Dworczyk, Józef Malinowski, Stanisław Karczewski
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Konvent der polnischen Organisationen in Deutschland
Porta Polonica Die digitale Dokumentationsstelle zur Kultur und Geschichte der Polen in Deutschland Die Gründung der Dokumentationsstelle zur Kultur und Geschichte der Polen in Deutschland, Porta Polonica, geht auf die Initiative des Runden Tisches anlässlich des 20. Jahrestages des deutschPolnischen Freundschaftsvertrages im Jahr 2011 zurück und wird durch die Bundesregierung aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages vom 9.6.2011 zurück. Der Deutsche Bundestag stellte u.a. fest: „Polen und Deutschland betrachten heute die deutsche Minderheit in Polen und die polnisch stämmigen Bürger in Deutschland als natürliche Brücken der Verständigung zwischen dem polnischen und dem deutschen Volk... in der Zeit des Nationalsozialismus wurden Angehörige der damaligen polnischen Minderheit in Konzentrationslagern umgebracht, ihre Organisationen verboten und enteignet. Der Bundestag will diese Opfer ehren und rehabilitieren. Wir sprechen uns deshalb für die Einrichtung einer Dokumentationsstelle zur Kultur und Geschichte der Polen in Deutschland aus“. Porta Polonica ist nach intensiven Vorarbeiten im Juni 2013 in der Trägerschaft des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL Industriemuseum Dortmund) gegründet worden. Als
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Projektpartner fungiert die älteste Minderheitenorganisation der Welt, der traditionsreiche Bund der Polen in Deutschland Rodło. Die grundsätzlichen Entscheidungen werden bei Porta Polonica vom Lenkungsausschuss getroffen. Der LA besteht aus drei Parteien: Bundesrepublik Deutschland (BKM), Landschaftsverband Westfalen-Lippe und Bund der Polen, Rodło. Derzeit sind es namentlich: • Dr. Britta Bopf, BKM • Dr. Barbara Rüschoff-Thale, Kulturdezernentin des LWL • Josef Malinowski, Vorsitzender des Bundes der Polen in Deutschland. Geleitet wird die Porta Polonica von der durch den LA berufenen Geschäftsführung. Zum Geschäftsführer wurde 2013 im Zuge eines Auswahlverfahrens der aus Wroclaw stammende Dr. Jacek Barski bestellt. Die inhaltlichen Aktivitäten der Porta Polonica werden durch das vom LA berufenes Kuratorium unterstützt. Derzeit sind es: • Dietmar Osses (Vorsitzender), Leiter der Zeche Hannover des LWL-Industriemuseums Dortmund • Prof. Dr. Dieter Bingen, Direktor des Deutschen Polen Instituts Darmstadt (DPI)
Konvent der polnischen Organisationen in Deutschland
• Pf. Stanisław Budyn, Rektor der Polnischen Katholischen Mission Hannover • Barbara Cöllen, Journalistin, Deutsche Welle, Bonn • Ewa Małgorzata Miżejewska, Lehrerin, Bielefeld • Władysław Pisarek, Bund der Polen in Deutschland e.V., Kleve • Prof. Dr. Krzysztof Ruchniewicz (stellvertretender Vorsitzender), Willy-Brandt-Zentrum • der Universität Wrocław für Deutschland- und Europastudien • Aleksander Zając, Konvent der Polnischen Organisationen in Deutschland, Berlin • Magdalena Ziomek-Frąckowiak, Agit Polska, Berlin Porta Polonica erforscht, dokumentiert, vermittelt und präsentiert auf dem konsequent dreisprachigen Internetportal www.porta-polonica. de die Spuren polnischer Kultur und polnischen Lebens in Deutschland. Zwei wichtigste Module des Portals sind der Atlas der Erinnerungsorte, eine topografisch verortete und stets wachsende Ansammlung der bedeutendsten Erinnerungsorte und die Encycklopaedia Polonica, ein ebenfalls stets wachsendes Lexikon der Kultur und Geschichte der Polen in Deutschland. Ein Sonder-
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modul, Polnische Gräber in Deutschland wird durch die Übernahme der über 20 000 Datensätze aus dem Archiv von Henryk Nazarczuk 2017 realisiert und kontinuierlich ausgebaut. In Zusammenarbeit mit externen Partnern organisiert Porta Polonica auch exponatengestützte Ausstellungen, wie die sich derzeit auf der Wanderschafts befindliche deutsch-polnische Ausstellung zu den Kulturleistungen der polnischen Displaced Perons in Deutschland 1945-55, „Zwischen Ungewissheit und Zuversicht“. Diese innovative Ausstellung, die derzeit noch bis 23. Dezember im Düsseldorfer Landtag zu sehen ist und sowohl in Deutschland und Polen gezeigt wird, wird von einem deutschen und polnisch Sprachigen Buch und mehreren Online-Ausstellungen auf dem Portal von Porta Polonica begleitet. Nach der Beendigung der notwendigen Renovierungsarbeiten wird Porta Polonica ihren Sitz im legendären Polnischen Haus in Bochum, Am Kortländer 6 nehmen, dem heutigen zentralen Sitz des Bundes der Polen in Deutschland. Zusammenfassung: Józef Malinowski Quelle: www.porta-polonica.de
Konvent der polnischen Organisationen in Deutschland
Polnischer Rat Landesverband Berlin e.V. Polnischer Rat Landesverband Berlin e.V. ist eine Dachorganisation, zu der elf älteste und größte polnische Organisationen in Berlin gehören. Er ist eine unabhängige Organisation des Landes Berlin und vertritt somit die Interessen der Polonia und der Polen in Berlin gegenüber den polnischen und deutschen Behörden, Ämtern, Medien und polnischer Gemeinde. Der Verein setzt sich für die Integration der polnischen Gemeinschaft ein, unterstützt Bemühungen um Erhaltung der polnischen nationalen Identität, Kultur und Sprache, engagiert sich in die Pflege der deutsch-polnischen Annäherung. Der Polnische Rat organisiert zahlreiche Veranstaltungen auf der Bundesebene und pflegt Kontakte zu Polonia in Deutschland. Mitglieder des Vorstandes vertreten die Berliner Polonia in deutsch-polnischen Institutionen und Einrichtungen wie Netzwerk Berlin; sie arbeiten eng mit dem Senat von Berlin und dem Amt des Regierenden Bürgermeisters zusammen, wo sie die Bedürfnisse der polnischen Bürger in der deutschen Hauptstadt repräsentieren. Der Vorstand des Verbandes organisiert regelmäßige Treffen mit berliner Politikern, die den Rat als den Repräsentant der Polonia und der Polen in Berlin betrachten und sich gern einladen lassen. Der Rat arbeitet eng mit dem Generalkonsulat der RP in Berlin zusammen, um sich mit den aktuellen Zielen und Aufgaben der polnischen Politik gegenüber der Polonia und der Polen in Berlin vertraut zu machen und um das Konsulat laufend über die Absichten und Pläne der Polonia-Vereine in Berlin zu informieren. Polnischer Rat Landesverband Berlin e.V. ist eine der Gründungsorganisationen des Bundesverbandes Polnischer Rat in Deutschland e. V. Der Vorsitzende des Landesverbandes Berlin, Ferdynand Domaradzki, bekleidet seit zwei Wahlperioden den Posten des stellvertretenden Vorsitzenden des Bundesverbandes Polnischer Rat in Deutschland. 114
Polnischer Rat Landesverband Berlin e.V. animiert das Leben der Polonia auf der überregionalen Ebene. Über die zahlreichen regelmäßig wiederkehrenden Veranstaltungen (wie Tag der Polonia, Frühlingsfest, Ball der Polonia oder Studienreisen zu den wichtigen Orten in Polen und Ausland), die die Polonia aus Deutschland vereinen, berichten sowohl die polnische TV Polonia als auch die Polonia Medien in Deutschland. Somit garantiert der Rat den in Deutschland lebenden Polen aktive Teilnahme an der polnischen Kultur, verfestigt deren Verbindung mit polnischer Kultur und Tradition und unterstützt den Prozess der bewussten Integration mit dem deutschen Kulturkreis. Gesetzliche Aktivitäten des Rats unterstützten die Entwicklung der Bildung und Wissenschaft der deutschen Polonia durch jährlich stattfindende methodische Fortbildungsmaßnahmen für PolnischLehrer in Berlin. Der Rat ist aktiv im Bereich der Zusammenarbeit der Berliner Polnisch-Lehrer aus allen Schultypen (Schulverein „Oświata”/Bildung, die Schule an der Polnischen Botschaft, Schule bei der Polnischen Kirche, Staats- und Privatschulen des deutschen Bildungssystem). Im Jahre 2016 realisierte der Rat mit der finanziellen Unterstützung des Senats der RP und in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband der Lehrer der Polnischen Sprache in Deutschland und der Mikolaj-Rej-Stiftung zur Förderung der polnischen Sprache und Kultur das Projekt „Polnische Sprache in Deutschland - Identität, Konsolidierung, Aussichten”. In der Geschichte der Unterstützung der Polonia in Deutschland ist es ein wahres Pionierprojekt. Zum ersten Mal umfassten die Aktivitäten sämtliche Bundesländer, Empfänger des Projekts waren alle Lehrer, Schulen und polnische Kinder, die in Deutschland Polnisch lernen: 40 Einrichtungen der Polonia-Bildung, von Konstanz am
Konvent der polnischen Organisationen in Deutschland
Wigilia 2016
Bodensee bis nach Kiel an der Nordsee, erhielten eine finanzielle Unterstützung. Bei den Fortbildungen, die an verschiedenen Orten in Deutschland stattfanden, nahmen ca. 200 an verschiedenen Schultypen beschäftigten Polnisch-Lehrer teil, sie lernten die in Bildungsprogrammen festgelegten Normen kennen, die das polnische Bildungsministerium für die im Ausland lebenden Kinder, die Polnisch lernen, vorsieht. Dank diesem Projekt werden die polnischen Kinder, die in Deutschland Polnisch lernen, auf eine attraktivere und modernere Weise die Feinheiten der polnischen Sprache und die Schönheit der polnischen Kultur lernen. Darüber hinaus wurden auf der Webseite des Projekts (www. szkolapoposku.de) Angaben über die durch die Polonia betriebenen Bildungsstätten in Deutschland gesammelt und veröffentlicht. In einer nachhaltigen Art und Weise fördert es das Erlernen der polnischen Sprache in Deutschland und wird den polnischen Familien den Zugang zu diesem Bereich der Bildung erleichtern. Polnischer Rat Landesverband Berlin e.V. ergreift systematisch Maßnahmen für die Entwicklung von Polonia-Bildung in Deutschland. Konvent der Polnischen Organisationen in Deutschland ernannte die stellvertretende Vorsitzende des Polnischen Rats Landesverband Berlin, Frau Małgorzata Tuszyńska, als Teilnehmerin an den Arbeiten der AG-4, die sich mit der „Strategie des Unterrich116
tens von Polnisch als Muttersprache in Deutschland” beschäftigte. Diese Strategie wurde von der Kommission der Kulturminister aufgenommen, wodurch eine Grundlage für die Entwicklung der Unterricht von Polnisch als Muttersprache in den deutschen Schulen in Deutschland entstanden ist. Polnischer Rat Landesverband Berlin e.V. ist Gründungsmitglied der Weltorganisation Kongress der Polonia Bildung (KOP); Frau Małgorzata Tuszyńska ist seit 2012 Mitglied des Hauptvorstands des Kongresses. Polnischer Rat Landesverband Berlin e.V. bemüht sich um den Erhalt der Kontakte der jüngsten Generation der Polen in Deutschland mit ihrem Heimatsland. Der Rat unternimmt diesbezüglich verschiedene Aktivitäten für Kinder, Jugendliche und Eltern aus der Polonia Community in Berlin wie Studienaufenthalte, Ausflüge zu den interessantesten Orten in Polen, Kajaktouren und Sommeraufenthalte. In Zusammenarbeit mit den Mitgliedsorganisationen und bei der aktiven Teilnahme der Polonia-Jugend pflegt der Rat die historischen Gräber der ersten Lehrer und Polonia-Aktivisten in Berlin, hinweisend auf den historisch dokumentierten Beitrag der Polen in der Hauptstadt Deutschlands in die Entwicklung dieser Stadt. Małgorzata Tuszyńska Foto: Krystyna Koziewicz
Konvent der polnischen Organisationen in Deutschland
„Tag der Polonia“ in Berlin Bericht über das Fest Das Fest aus dem Anlass des Tages der Polonia ist inzwischen zu einem festen Termin im Kalender der polnischen Events in Berlin geworden. Bereits zum sechsten Mal organisierte der Polnische Rat in Deutschland, Landesverband Berlin vor dem Rathaus in Berlin-Reinickendorf ein Fest aus dem Anlass des Tages der Polonia und der Polen im Ausland – zum ersten Mal fand die gesamte Veranstaltung im Freien statt. Das Wetter spielte mit, bereits in den frühen Vormittagsstunden kamen zahlreiche Gäste. Auf 40 Informationsständen präsentierten die Organisationen der Polonia ihre Aktivitäten, es gab auch kulinarische Angebote aus Polen, Bier und einen Stand der Gemeinde Węgrów, die in diesem Jahr in der Rolle des Spezialgastes auftrat. Die Gemeinde Węgrów wurde durch Kapela Łochowska, eine Jugend-Folkloregruppe und Volkskünstler repräsentiert. Die stellvertretende Vorsteherin der Gemeinde Halina Ulińska stellte dem Publi-
Bloody Kishka
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kum ihre Region vor und lud die Gäste zu einem Besuch dort ein. Den ganzen Tag lang fanden auf der Bühne vor den Rathaus Reinickendorf Auftritte von: Kapela Łochowska, einer Jugend-Folkloregruppe aus der Gemeinde Węgrów, der Polonia-Folkloregruppen: Polonez aus Darmstadt und Krakowiacy aus Berlin, der Band IG Jaszczuk und Szene Berlin, der Rockband Bloody Kishka, der Blues-Rockband PS mit Gastauftritt von Beata Kossowska statt. Der
Konvent der polnischen Organisationen in Deutschland
Joanna Trümner i Krystyna Koziewicz
Star des Abends war die Gruppe BRAThANKI, die dem polnischen Poblikum aus zahlreichen Hits wie „Czerwone korale”, „Gdzie ten, który powie mi” und „Mamo, ja nie chcę za mąż” bekannt es. Es fehlte nicht an Attraktionen für die jüngsten Teilnehmer des Fests – die Zirkus Kompanie (Kompania Cyrkowa) aus Szczecin führte Workshops für Kinder durch, der Polnische Schulverein
Na festynowych straganach
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„Oświata“ bastelte mit den Kindern und um 15.00 Uhr trat das Puppentheater Halina auf. Durch das Programm führten Monika Sędzierska (RBB) und Marcin Antosiewicz (TVP Polonia). Die offizielle Eröffnung des Festes fand um 16.00 Uhr statt. Der Bürgermeister von BerlinReinickendorf – Frank Balzer, der Vorsitzende des Polnischen Rates, Landesverbandes Berlin – Ferdynand Domaradzki und der Generalkonsul der Polnischen Botschaft in Berlin – Marcin Jakubowski begrüßten die Gäste und wünschten ihnen viel Spaß und unvergessliche Eindrücke während der Veranstaltung. Dieses Fest im Freien, an dem eine Rekordanzahl von Gästen teilgenommen hat, war perfekt vorbereitet – wir danken dem Veranstalter – dem Polnischen Rat sowie den zahlreichen Sympathisanten und Helfern. Das Fest endete gegen 21.30 Uhr. Joanna Trümner Foto: Krystyna Koziewicz
Konvent der polnischen Organisationen in Deutschland
24. Rock & Chanson Festival Köln-Breslau-Paris – Livemusik auf höchstem Niveau
Bereits zum 24. Mal lud die deutsch-polnische Kulturgesellschaft „Polonica“ e.V. zum zweitägigen Rock&Chanson Festival in den Rathaussaal in Köln-Porz. Auf der Bühne standen traditionell junge Talente und etablierte
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Musiker aus Deutschland, Polen und Frankreich zusammen. Der Wettbewerb junger Talente eröffnete das Festival. Sechs junge Musiker aus Deutschland, Polen und Frankreich präsentierten jeweils zwei
Konvent der polnischen Organisationen in Deutschland
Stücke. Am Ende ermittelte eine internationale Fachjury den ersten und zweiten Sieger, das Publikum wiederum vergab durch eine Abstimmung den Publikumspreis. Den Auftakt der polnischen Musiker machte Michal Szpak, den der voll besetzte Saal mit Begeisterung und Standing Ovation begrüßte. Szpak ist in Polen ein viel beachteter Star und vertrat das Land beim Eurovision Song Contest 2016 in Stockholm. Dort erreichte er im Finale den achten Platz. Mit seinem Hit „Colour Of Your Life „ gewann der selbstbewusste Künstler die Herzen der Zuschauer und diese platzierten ihn damals auf Platz drei. Als Star des Abends trat der weit über die Grenzens Polen bekannte Sänger Stanislaw Soyka auf. Am Galakonzert am 26. November konnten die Zuschauer als Höhepunkt des Abends die
polnische Rockröhre Patrycja Markowska live erleben. Das übrige Programm war mit namhaften Künstlern gestaltet. Die Besucher konnten auf der Bühne den französischen Musiker und Komödianten Eric Toulis erleben, sowie die Kölner Gruppe HotStopBanda. Als ein weiteres Zeichen der Unterstützung junger Musiker lud „Polonica“ e.V. Magda Baryla, die Gewinnerin der „Voice of Polonica“ zum Gastauftritt nach Köln ein. Die Deutsch-Polnische Kulturgesellschaft setzt sich vor Allem für den kulturellen Austausch zwischen den drei Nachbarsländern ein. Die Organisation des Festivals war zudem ein Teil der Feierlichkeiten zum 25-jährigen Bestehen des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages. Aber auch in 2017 gibt es mehr als nur einen Anlass das Festival fortzusetzten. Denn dann am 17. und 18. November wird es neben dem 25. Rock&Chanson Festival auch das 30-jährige Bestehen des Vereines gefeiert. Monika Moj
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Konvent der polnischen Organisationen in Deutschland
Festival der Polonia „Klänge, die verbinden“ in Hannover gen Wettbewerb-Teilnehmern (3 bis 12 Jahre) persönlich die Preise überreicht hat. Das Abendkonzert, moderiert schon traditionell von Marcin Antosiewicz, beehrten Frau Doris Schröder-Köpf, Beauftragte des Landes Niedersachsen für Integration und Teilhabe, Herr Bürgermeister Thomas Hermann, der Rektor der Polnischen Katholischen Mission in Deutschland Stanislaw Budyn, sowie der Vizekonsul des Generalkonsulates der Republik Polen in Hamburg. Zahlreich erschienen sind die Vorstandsvertreter der Mitgliedsorganisationen des Verbindungsbüros der Polnischen Vereine in Hannover und Niedersachsen e. V., sowie der mit dem Verbindungsbüro zusammenarbeitenden Gesellschaften und Projekte. Der Abend begann mit dem Auftritt der Kinderfolkloregruppe „Lajkonik“ aus Hannover. Die Gruppe gründete vor 30 Jahren Frau Jozefa Glowacka, die am Samstag mit dem Preis PRO VITA POLONIA. „Mein Ziel war es die Klischees über Polen, dass sie nur Autodiebe und Trinker sind zu brechen. Genau diese Vorurteile taten mir sehr weh und ich wollte
Foto: Monika Jaroszek
Das bereits fünfte Festival der Polonia „Klänge, die verbinden“ begann am Vormittag mit den Kinderfilmvorführung aus der Reihe „Super Kino“. Seit 10 Jahren haben Kinder die Gelegenheit polnische Zeichentrickfilme zu sehen, die als Inspiration zum gemeinsamen Spielen und Basteln dienen. In diesem Jahr hat sich das Projekt „Super Kino“ zu fünften beim Festival in Vereinszusammenarbeit eingebracht. In diesem Jahr führte es mit dem Organisator des Festivals - dem Verbindungsbüro der Polnischen Vereine in Hannover und Niedersachen e.V. - ein Kindermalwettbewerb zum Anlass des 25. Jubiläumjahres des Vertrages über Gute Nachbarschaft zwischen Deutschland und Polen. Zum Malwettbewerb sind fast 70 Kinderzeichnungen eingegangen die einem breitem Publikum während des Festivals und danach in einer Ausstellung präsentiert worden sind. Als Ehrengast des Filmvormittages – natürlich neben dem St. Nikolaus – war Frau Aldona Glowacka-Silberner, Vorsitzende des Verbindungsbüros und Festivaldirektor, die den jun-
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hier dagegen unsere polnische Kultur zeigen“- sagte Frau Glowacka. Mit ihrem Enthusjasmus steckte sie Ihre Töchter an: Aldona Glowacka-Silberner leitet die Jugendfolkloregruppe „Polonia“, und Ihre jüngere Schwester Charlotte übernimmt von der Mutter die Leitung von „Lajkonik“, wo heute schon die Enkelkinder von Frau Glowacka tanzen. Weiter Preisträger waren Frau Alina Wytulany, mit großen Engagement ab 1982 ehrenamtlich tätig für den Bund der Polen ZGODA und sein Vorstand, bis zur seiner Auflösung in Hannover, sowie helfende Hand und Seele den Polen in Not, die ihre Überraschung und Ergriffenheit durch die Auszeichnung nicht verbergen mochte, sowie Pfarrer der Polnischen Katholischen Mission in Hannover Tadeusz Kluba. „Mein Wunsch ist es, dass alle Pole die hier leben und arbeiten, gemeinsame Sprache finden, sich gut verstehen und einander helfen“ – sagte der für sein Engagement für die Polonia, geschätzte Pfarrer. In diesem Sinne brach er mit den Festivalgästen die traditionellen Weihnachtsoblaten. Nach dem offiziellen Teil begann der Musik128
potpourri in dem sich Tanzauftritte der Folkloregruppen mit den jungen Gesangstalenten abwechselten (12-16 Jahre): Agatka Iciek, Sara Urban, Emilia Nowak, Wiktoria Palasz, Katarzyna Synowiec und Dominik Tudryn. Sie alle sind bereits Laureaten verschiedener Polnischer und deutscher Gesangswettbewerbe und träumen von der Gesangskariere auf der Bühne. In Folkloreprogramblock sangen und tanzten die Folkloregruppen Polonia aus München und Hannover. Die nicht nur aus Hannover und Umgebung, aber auch aus Braunschweig, Göttingen, oder Osnabrück, aber auch Polen und Großbritannien Gäste war von der bunten Vorstellung und hohen Niveau der Künstler begeistert. „Wir kommen seit fünf Jahren und immer ist es vom feinsten. Heute ist es aber super, darum kommen wir im nächsten Jahr wieder – beteuerte in schönem polnisch ein deutscher Bürger aus Braunschweig. Natürlich wartete der Großteil der Gäste auf den besonderen Gast des Abends, Andrzej Rosiewicz, d. h. auf den gutaussehenden, intelligenten, eloquenten Showman, Sänger, Komponisten, Liedermacher und laut eigenen Worten „früher das Lachen der Volksrepublik, heute Oberst der Mohair-Mützen“. Der Künstler hat schnell den Kontakt zum Publikum hergestellt und heiterte es auf und rührte es bis zu Tränen. Beim Titel „Fragst Du mich“ brannten im Publikumraum Lichter, beim „Die Jungs am Radar“ liefen Jugendliche der Tanzgruppen sowie die jungen Gesangstalente im Takt des Krakowiak- Rhythmus auf die Bühne. Der bis zum letzten Stuhl ausgefüllte Saal sang dem Künstler ein Sternchen und rief nach Zugaben. Der Abschied fiel schwer bei standing ovation. „Ein wunderschönes Konzert“, „ abwechslungsreicher interessantes Programm“,„fulminant sich präsentierende junge Gesangstalente“„Super Vergnügen” - beurteilten die Gäste – in der Hoffnung wieder nach Hannover zum Festival kommen zu dürfen. Grażyna Kamień-Söffker
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Jubiläum des XX-jährigen Bestehens des Christlichen Zentrums in Deutschland Am Samstag, 15. Oktober 2016 fand im Haus Concordia in Herdorf-Dermbach die Jubiläumsfeier aus dem Anlass des 20-jährigen Bestehens des Christlichen Zentrums zur Förderung der polnischen Sprache, Kultur und Tradition in Deutschland e. V. statt. Die Feierlichkeiten wurden mit einer von dem Delegierten für Nuntiaturangelegenheiten beim Staatssekretariat des Heiligen Stuhle Erzbischof Jan Romeo Pawłowski zelebrierten Heiligen Messe eingeläutet. Nach der Eucharistiefeier in einer neugebauten Kapelle, deren Segnung durch den Nuntius des Heiligen Stuhls in Deutschland Erzbischof Nikola Eterovic erst am Sontag, 06. November anstand, wurden die dortigen Räumlichkeiten derart umgestaltet, dass eine Konferenz durchgeführt werden konnte. An der Eucharistiefeier und der Konferenz nahmen zahlreiche eingeladene Gäste aus dem In- und Ausland teil. Unter den Gästen waren: Senatorin Janina
Foto: Martha Szalapak
Sagatowska - Vorsitzende der Verbindungskommission mit den Polen im Ausland, Kazimierz Kuberski - der Leiter des Büros des Staatssekretärs und des Leiters des Kabinetts des Polnischen Präsidenten Minister Adam Kwiatkowski, der einen Brief des Ministers an die Teilnehmer vorgelesen
Foto: Przemyslaw Niescior
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Foto: Martha Szalapak
hat, Direktor Mateusz Stasiek, der stellvertretend für den Staatsekretär für Parlamentarische Angelegenheiten, Angelegenheiten der Polonia und Diplomatie im Polnischen Außenministerium Minister Jan Dziedziczak zu Wort kam. Anwesend waren auch der Generalskonsul in München Andrzej Osiak und der Generalkonsul in Köln Jan Sobczak sowie die Abgeordneten und Vertreterinnen der Verbindungskommission mit den Polen im Ausland beim Polnischen Sejm: Dorota Arciszewska-Mielewczyk, Joanna Fabisiak und Malgorzata Wypych, die während der Veranstaltung zu Wort kamen. Die Polonia-Organisationen: Europäische Union der Polnischen Gemeinschaften, der Bund der Polen in Deutschland „Rodlo“, die Polnische Zentrale für Bildung, der Polnische Rat, Landesverband Berlin sowie Vertreter der Stiftung „Vereinigung Wspolnota Polska“ und der Stiftung „Freiheit und Demokratie“ aus Warszawa beteiligen sich ebenfalls an
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der Diskussion. Nach dem Ende der Konferenz fand ein von dem Leiter der Concordia – Pfarrer Damian Lewiński vorbereitetes Festmittagessen statt. Zum Abschluss der Veranstaltung führten die Schüler der polnischen Schule bei der Polnischen Katholischen Seelsorge in Wiesbaden und die Folkloregruppe POLONEZ aus Darmstadt kurze künstlerische Programme auf. Abschließend äußerte der Leiter des Christliches Zentrums öffentlich seine Überzeugung, dass das Zentrum noch vor vielen Herausforderungen und Arbeit steht, die – mit Gottes Hilfe und durch die Unterstützung durch wohlgesinnte Personen – in den kommenden Jahren angenommen und für das Wohl der in Deutschland lebenden Landsleute realisiert werden. Pfarrer Dr. Adam Prorok, Vorsitzender des christlichen Zentrums Quelle: www.chrzescijanskie-centrum.de
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Deutsch-polnische Begegnungen, Hamburg 2016 Wie bereits in den vergangenen Jahren fand im Oktober 2016 im Rahmen der „Deutsch-Polnischen Begegnungen“ der Musikwettbewerb „Junge Talente – polnische Musik“ statt. Der Wettbewerb ist adressiert an junge Musiker im Alter von 8-19 Jahren, die die Werke von führenden polnischen Komponisten aufführen. Das diesjährige Konzert der Preisträger fand am 08. Oktober um 17.00 Uhr in Miralles Saal Staatliche Jugendmusikschule Hamburg statt. Die Jury des Wettbewerbs bestand aus: Mariola Rutschka, Ewelina Nowicka und Waldemar Saez Eggers. Anna Dolska begleitete die jungen Künstler am Klavier. Ein besonderer Auftritt war das Konzert der Preisträger des Wettbewerbs in Begleitung des Streicherorchesters „Jugend Streicher Forum“ unter der Leitung von Tomasz Lukasiewicz. Das Konzert gewinnt immer mehr an Popularität. Viele junge Polen lernen mit Leidenschaft und Erfolg verschiedene Instrumente und führen die Werke der polnischen klassischen Musik mit Bravour auf. Bei dieser Gelegenheit fördern die Jugendlichen die Werke unserer Meister und zeigen, wie herausragend die Erfolge der polnischen Kultur auf diesem Gebiet sind. Die Deutschen, die für ihre Liebe zu Musik bekannt sind, erkennen es immer mehr an und begegnen den Leistungen der Nachbarn mit immer größerer Anerkennung. Sie knüpfen Freundschaften an und sind bereit, Zusammenarbeit aufzunehmen. Die deutschpolnischen Vereinigung ist zu einer Tatsache geworden, zu einem Beispiel für die ganze Welt! Es sind bereits 25 Jahre von guten nachbarschaftlichen deutsch-polnischen Beziehungen! Wir sollen daran erinnern, dass der Vertrag über gute Nachbarschaft am 17. Juni 1991 von dem polnischen Ministerpräsidenten Jan Krzysztof Bielecki und dem deutschen Bundeskanzler Hel134
Arkadiusz Kulaszewski
mut Kohl sowie die damaligen Außenminister der jeweiligen Länder Krzysztof Skubiszewski und Hans Dietrich Genscher unterschrieben wurde. Das Dokument bedeutet eine Ergänzung des deutsch-polnischen Grenzvertrags vom 14. November 1990, der zu einem der Bedingungen der Wiedervereinigung Deutschlands gehörte. Man kann in Hamburg viel über die guten Partnerschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Polen, gemeinsame Initiativen und Versöhnung erzählen. Bei dieser Gelegenheit soll an Bemühungen und das Werk von solchen Persönlichkeiten wie: Marion Gräfin Dönhoff, Helmut Schmidt und einiger Bürgermeister der Stadt Hamburg erinnert werden. Wir werden hier bemerkt und geschätzt, obwohl es allgemein bekannt ist, dass die gemeinsame Geschichte der Jahre 1939-1945 tiefe, blutige Wunden mit sich brachte. An diese Geschichte erinnerte kürzlich die Enthüllung ei-
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nes Gedenksteines für den ehemaligen Zwangsarbeiter Andrzej Szablewski. Auf dem ehemaligen Gut Hohenbuchen an der Poppenbuetller Hauptstraße trafen sich am 14. Oktober die Vertreter der Deutsch-Polnischen Gesellschaft, unseres Konstulats und die deutschen SPD-Politiker, um den polnischen Bürger, der an dieser Stelle am 13. März 1942 durch die hasserfüllte, lügnerische Nazi-Propaganda sein Leben verlor. Bei dieser Gelegenheit trafen sich die Vertreter der Familie von Andrzej Szablewski mit Frau Luedemann. Wir dürfen nicht vergessen, dass unter den Opfern des Totalitarismus nicht nur Polen, sondern auch Bürger des Reiches waren. Während des Treffens kamen Dr. Andreas Dressel, Dr. Holger Martens und Hartwig Zillmer zu Wort. Heute bedeutet die Versöhnung ein gegenseitiges Kennenlernen und Treffen, Respekt, Freundlichkeit und Diskussionen. Deswegen sollen wir Veranstaltungen wie diese, wo Musik Menschen
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mit denselben Leidenschaften und Interessen zusammenbringt, gemeinsam durchführen. Wir sollen die polnischen Künstler fördern, da die Kunst fast immer eine humanitäre und tief menschliche MBotschaft vermittelt. Es wundert nicht, dass das im Rahmen der Deutsch-Polnischen Begegnungen in Hamburg stattfindende Konzert von Krystyna Stańko (Preisträgerin der Gloria-Artis Medaille) und Wladyslaw „Adzik“ Sendecki (Preisträger von zahlreichen Preisen und Auszeichnungen) – „Jazz emottionen/ Stanko – Sendecki“ einen großen Beifall erhielt. Die weltweit bekannten Künstler wurden duch das Publikum in Hamburg mit Applaus und Anerkennung empfangen. Sie zeigten, dass polnischer Jazz einmalig ist. Das Konzert wird noch lange in Erinnerung der Zuhörer bleiben. Eine tolle Veranstaltung, eine tolle Idee und ein weiterer Schritt in unserer fünfundzwanzigjähriger Geschichte. Sława Ratajczak
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Ausstellung „Vergebung und Versöhnung” Die von der Firma Tempora SA vorbereitete Ausstellung konnte im Abgeordnetenhaus von Berlin vom 29.02.2016 bis zum 08.04.2016 gesehen werden. Die von Professor Krzysztof Pomian konzipierte Ausstellung wurde der Person von Boleslaw Kominek (1903-1974), dem ersten polnischen Erzbischof von Breslau und Autor des 1965 an seine Amtsbrüder gerichteten Briefes, der den bekannten Satz: „Wir vergeben und bitten um Vergebung” enthält, gewidmet. Die Ausstellung fand aus dem Anlass des 25. Jahrestages der Unterzeichnung des deutschpolnischen Nachbarschaftsvertrags statt. Ihr Ziel war die Vorstellung der Person von Kardinal Kominek als einen weitsichtigen Europäer, der wusste, dass der polnische Weg zu dem vereinten Europa in der Versöhnung besteht. Die Ausstellung widmete sehr viel Aufmerksamkeit der universellen Botschaft des Hirtenbriefes von 1965: ohne gegenseitige Vergebung ist die Versöhnung und die Entwicklung von guten Beziehungen nicht möglich. Ein Versuch der Versöhnung, auch wenn er von vielen Schwierigkeiten, starken Emotionen und Hindernissen begleitet wird,
Foto: Krzysztof Szymoniak
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bedeutet stets einen Weg in Richtung Frieden. Die Geschichte von Kardinal Kominek ist mit der Geschichte der Kriege in Europa verbunden, der Prozess der Versöhnung soll als Erbe der europäischen Kultur betrachtet werden. Kominek selbst, dessen Werk zu der Integration der Länder des Mittel- und Osteuropas mit Westeuropa beigetragen hat, zählt zu den Vätern der europäischen Versöhnung. Zusammenfassung: Krystyna Koziewicz Quelle: www.berlin.msz.gov.pl
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Unsere Geschichte – Europa – Nasza historia Nach acht Jahren von intensiven Vorbereitungen gelang es, im Rahmen des 25-jährigen Jubiläums der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Vertrags über gute Nachbarschaft ein erstes gemeinsames Lehrbuch für Geschichte: „Europa – unsere Geschichte“ herauszubringen. Am 22. Juni 2016 präsentierten die Außenminister Polens und Deutschlands – Witold Waszczykowski und Frank-Walter Steinmeier in der deutsch-polnischen Europaschule - RobertJungk-Oberschule ein gemeinsames, 256-seitiges Lehrbuch für Geschichte. Der Außenminister der Bundesrepublik Deutschland – Frank-Walter Steinmeier bedankte sich in seiner Rede „für den mutigen Kampf der Werftarbeiter von Danzig, für die Bereitschaft der Polen, den Deutschen mit Vertrauen zu begegnen“ und für die unzähligen zwischenmenschlichen Kontakte „unabhängig davon, wer zurzeit in Warschau und Berlin regiert“. Er betonte dabei, dass die Polen und die Deutschen „zu dem geworden sind, wovon Willly Brandt träumte – zu guten Nachbarn“. Minister Waszczykowski stellte fest, dass das neue Lehrbuch für Geschichte „den Dialog erleichtern wird und dabei hilft, sich von Stereotypen freizumachen und größere Toleranz zu entwickeln“, da „ab jetzt die polnischen und die deutschen Schüler unsere gemeinsame Geschichte kennenlernen werden“. „Dieses innovative Lehrbuch bedeutet wesentlich mehr als eine historische Betrachtung Europas. Es ist das Ergebnis eines langen Prozesses und zeigt, dass ein gemeinsames Schullehrbuch verschiedene Betrachtungsweisen, Interpretationen und didaktische Vorgehensweisen widerspiegeln kann“ – sagte Günter Baaske, Minister für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg während der Präsentation des Lehrbuchs . Dietmar Woidke – der Ministerpräsident des Landes Brandenburg und Koordinator der Bundesregierung für die deutsch-polnische Zusammenarbeit 140
sprach von „dem Wunder der Normalität“ zwischen unseren beiden Ländern. Eine von den Außenministern Deutschland und Polens berufene Lehrbuchkommission, bestehend aus Vertretern der Wissenschaft und Regierungsinstitutionen beider Länder arbeitete seit 2008 intensiv an dem Projekt. 2012 wählte man die für die Realisierung des Projekts verantwortlichen Verlage – Wydawnictwa Szkolne i Pedagogiczne für die polnische Sprachversion und Eduversum GmbH für die deutsche Sprachversion. Der Verwaltungsrat, der das Projekt koordiniert, wird in Deutschland von dem Minister für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg Günter Baaske und in Polen von der stellvertretenden Ministerin für Nationalbildung Ewa Dudek geleitet. Der an dem Projekt arbeitende Expertenrat wird auf der deutschen Seite von Professor Michael G. Müller aus der Universität in Halle-Wittenberg und auf der polnischen Seite von Professor Robert Traba aus dem Zentrum für Historische Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften geleitet. Bereits im Schuljahr 2016/2017 werden Schüler in Deutschland und in Polen aus dem neuen Geschichtslehrbuch „Europa – unsere Geschichte“, das auf Polnisch und auf Deutsch herausgegeben wird, lernen können. Das Lehrbuch „Europa – unsere Geschichte“ richtet sich an Schüler aller Schultypen – Gymnasium und der ersten Klasse des Lyzeums in Polen und an Schüler der Klassen 5 bis 10 in Deutschland. Der Vorreiter des deutsch-polnischen Lehrbuchs war eine ähnliche, auf Französisch herausgebrachte Publikation. Das gesamte Projekt wird durch Regierungen beider Länder mitfinanziert. „Europa – unsere Geschichte“ ist kein ergänzendes sondern reguläres Lehrbuch, das sich nach Unterrichtsprogrammen beider Länder richtet. Bis 2018 werden weitere drei Bänder, die den Zeitraum bis zu dem politischen Umbruch in den Jahren
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1989-1990 umfassen werden, erscheinen. Die Gesamtheit wird aus fünf historischen Epochen bestehen – von dem Altertum bis zu den Anfängen des XXI Jahrhunderts. Das erste Band von „Europa – unsere Geschichte“ betrifft die Urgeschichte und umfasst die Zeitspanne bis zum späten Mittelalter. In der gesamten Publikation betrachten einzelne Kapitel die Geschichte aus der deutsch-polnischen Perspektive, im Kontext Europas und der Welt. „Das erste Band des deutsch-polnischen Geschichtslehrbuchs ist ein Symbol eines weit über die Grenzen Polens und Deutschlands hinausgehenden Dialogs“ – sagte während der Präsentation des Lehrbuchs in der Robert-Jungk-Oberschule Eckhardt Fuchs, Leiter des Georg-EckertInstituts und wissenschaftlicher Koordinator des Projekts auf der deutschen Seite. Das Projekt des gemeinsamen deutsch-polnischen Lehrbuchs hat eine große Bedeutung für die zukünftigen deutsch-polnischen Beziehungen nicht nur im Bereich der Bildung, sondern auch in politischer Hinsicht. Der Leiter der deutsch-polnischen Europa-Schule in Berlin - Knaack betont, dass er sich stets gerne bei der Mitgestaltung von ähnlichen Veranstaltungen, durch die sich unsere Länder näher kommen, beteiligt, da die Robert-Jungk-Oberschule nicht nur ein Symbol sondern gleichwohl ein praktisches Beispiel für gelungene deutsch-polnische Initiativen ist. Er ist der Meinung, dass „Europa – unsere Geschichte“ auf eine besondere Weise den Geschichts-
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lehrern helfen wird, da Geschichte an dieser Schule auch auf Polnisch unterrichtet wird. Ewa Kampes – Leiterin der deutsch-polnischen Katharina-Heinroth-Europa-Grundschule und Malgorzata Tuszynska – stellvertretende Vorsitzende des Polnischen Rates in Berlin betonten, dass ein derartiges Lehrbuch sowohl den Lehrern als auch den Schülern die Arbeit erleichtern wird. Bis jetzt mussten die Lehrer den Unterrichtsstoff für jede einzelne Stunde aus verschiedenen Lehrbüchern vorbereiten und als Kopien an die Schüler verteilen. Ein Schüler muss ein Lehrbuch haben, welches das Lernen zu Hause unterstützt, zu dem er Vertrauen hat, und zu dem er jederzeit zurückkommen kann, wenn er die vorangehenden Informationen vergessen hat – beurteilen fachgerecht beide seit Jahren für die polnische Bildung in Berlin verdienten Lehrerinnen. Nicht ohne Grund befindet sich auf dem Umschlag des Buches „Europa – unsere Geschichte“ ein Mosaik aus dem VI Jahrhundert unserer Zeitrechnung mit der aus der Kirche San Vitale in Ravenna stammenden Abbildung der Kaiserin Theodora, die die gemeinsamen Wurzeln des westlichen und des östlichen Europas verkörpert. Gleichermaßen wie es das Projekt „Europa – unsere Geschichte“, die die polnische und deutsche Geschichte verbindet, tut. Agata Lewandowski
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Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit vom 17. Juni 1991 Artikel 20 (1) Die Angehörigen der deutschen Minderheit in der Republik Polen, das heißt Personen polnischer Staatsangehörigkeit, die deutscher Abstammung sind oder die sich zur deutschen Sprache, Kultur oder Tradition bekennen, sowie Personen deutscher Staatsangehörigkeit in der Bundesrepublik Deutschland, die polnischer Abstammung sind oder die sich zur polnischen Sprache, Kultur oder Tradition bekennen, haben das Recht, einzeln oder in Gemeinschaft mit anderen Mitgliedern ihrer Gruppe ihre ethnische, kulturelle, sprachliche und religiöse Identität frei zum Ausdruck zu bringen, zu bewahren und weiterzuentwickeln; frei von jeglichen Versuchen, gegen ihren Willen assimiliert zu werden. Sie haben das Recht, ihre Menschenrechte und Grundfreiheiten ohne jegliche Diskriminierung und in voller Gleichheit vor dem Gesetz voll und wirksam auszuüben. (2) Die Vertragsparteien verwirklichen die Rechte und Verpflichtungen des internationalen Standards für Minderheiten, insbesondere gemäß der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1948, der Europäischen Konvention vom 4. November 1950 zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten, des Internationalen Übereinkommens vom 7. März 1966 zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung, des Internationalen Pakts vom 16. Dezember 1966 über bürgerliche und politische Rechte, der Schlußakte von Helsinki vom 1. August 1975, des Dokuments des Kopenhagener Treffens über die menschliche Dimension der KSZE vom 29. Juni 1990 sowie der Charta von Paris für ein neues Europa vom 21. November 1990. (3) Die Vertragsparteien erklären, daß die in Absatz 1 genannten Personen insbesondere das Recht haben, einzeln oder in Gemeinschaft mit anderen Mitgliedern ihrer Gruppe - sich privat und in der Öffentlichkeit ihrer Muttersprache frei zu bedienen, in ihr Informationen zu verbreiten und auszutauschen und dazu Zugang zu haben, - ihre eigenen Bildungs-, Kultur- und Religionseinrichtungen, -organisationen oder -vereinigungen zu gründen und zu unterhalten, die um freiwillige Beiträge finanzieller oder anderer Art sowie öffentliche Unterstützung im Einklang mit den nationalen Rechtsvorschriften ersuchen können und gleichberechtigten Zugang zu den Medien ihrer Region haben, - sich zu ihrer Religion zu bekennen und diese auszuüben, einschließlich des Erwerbs und Besitzes sowie der Verwendung religiösen Materials, und den Religionsunterricht in ihrer Muttersprache abzuhalten, - untereinander ungehinderte Kontakte innerhalb des Landes sowie Kontakte über Grenzen hinweg mit Bürgern anderer Staaten herzustellen und zu pflegen, mit denen sie eine gemeinsame ethnische oder nationale Herkunft, ein gemeinsames kulturelles Erbe oder religiöses Bekenntnis teilen, - ihre Vor- und Familiennamen in der Form der Muttersprache zu führen, - Organisationen oder Vereinigungen in ihrem Land einzurichten und zu unterhalten und in internationalen nichtstaatlichen Organisationen mitzuarbeiten, - sich wie jedermann wirksamer Rechtsmittel zur Verwirklichung ihrer Rechte im Einklang mit den nationalen Rechtsvorschriften zu bedienen. (4) Die Vertragsparteien bekräftigen, daß die Zugehörigkeit zu den in Absatz 1 genannten Gruppen Angelegenheit der persönlichen Entscheidung eines Menschen ist, die für ihn keinen Nachteil mit sich bringen darf. Artikel 21 (1) Die Vertragsparteien werden die ethnische, kulturelle, sprachliche und religiöse Identität der in Artikel 20 Absatz 1 genannten Gruppen auf ihrem Hoheitsgebiet schützen und Bedingungen für 144
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die Förderung dieser Identität schaffen. Sie erkennen die besondere Bedeutung einer verstärkten konstruktiven Zusammenarbeit in diesem Bereich an. Diese soll das friedliche Zusammenleben und die gute Nachbarschaft des deutschen und des polnischen Volkes verstärken und zur Verständigung und Versöhnung zwischen ihnen beitragen. (2) Die Vertragsparteien werden insbesondere - im Rahmen der geltenden Gesetze einander Förderungsmaßnahmen zugunsten der Angehörigen der in Artikel 20 Absatz 1 genannten Gruppen oder ihrer Organisationen ermöglichen und erleichtern, - sich bemühen, den Angehörigen der in Artikel 20 Absatz 1 genannten Gruppen, ungeachtet der Notwendigkeit, die offizielle Sprache des betreffenden Staates zu erlernen, in Einklang mit den anwendbaren nationalen Rechtsvorschriften entsprechende Möglichkeiten für den Unterricht ihrer Muttersprache oder in ihrer Muttersprache in öffentlichen Bildungseinrichtungen sowie, wo immer dies möglich und notwendig ist, für deren Gebrauch bei Behörden zu gewährleisten, -im Zusammenhang mit dem Unterricht von Geschichte und Kultur in Bildungseinrichtungen die Geschichte und Kultur der in Artikel 20 Absatz 1 genannten Gruppen berücksichtigen, - das Recht der Angehörigen der in Artikel 20 Absatz 1 genannten Gruppen achten, wirksam an öffentlichen Angelegenheiten teilzunehmen, einschließlich der Mitwirkung in Angelegenheiten betreffend den Schutz und die Forderung ihrer Identität, - diesbezüglich die notwendigen Maßnahmen ergreifen, und zwar nach entsprechenden Konsultationen im Einklang mit den Entscheidungsverfahren des jeweiligen Staates, wobei diese Konsultationen Kontakte mit Organisationen oder Vereinigungen der in Artikel 20 Absatz 1 genannten Gruppen einschließen. (3) Die Vertragsparteien werden im Hinblick auf die in diesem Artikel und in den Artikeln 20 und 22 angesprochenen Fragen die Bestimmungen von Artikel 3 anwenden. Artikel 22 (1) Keine der Verpflichtungen aus den Artikeln 20 und 21 darf so ausgelegt werden, daß sie das Recht begründet, eine Tätigkeit auszuüben oder eine Handlung zu begehen, die in Widerspruch zu den Zielen und Prinzipien der Charta der Vereinten Nationen, anderen völkerrechtlichen Verpflichtungen oder den Bestimmungen der Schlußakte von Helsinki einschließlich des Prinzips der territorialen Integrität der Staaten steht. (2) Jeder Angehörige der in Artikel 20 Absatz 1 genannten Gruppen in der Republik Polen beziehungsweise in der Bundesrepublik Deutschland ist nach Maßgabe vorstehender Bestimmungen gehalten, sich wie jeder Staatsbürger loyal gegenüber dem jeweiligen Staat zu verhalten, indem er sich nach den Verpflichtungen richtet, die sich auf Grund der Gesetze dieses Staates ergeben. Artikel 23 (1) Die Vertragsparteien werden auf der Grundlage der zwischen ihnen bestehenden Abkommen und Programme den Kulturaustausch in allen Bereichen und auf allen Ebenen intensivieren und ausbauen und damit zur europäischen kulturellen Identität beitragen. Sie werden insbesondere die Zusammenarbeit zwischen Vereinigungen von Künstlern, kulturellen Institutionen und Organisationen unterstützen sowie die direkten Kontakte zwischen deutschen und polnischen Künstlern fördern. (2) Die bestehende Gemischte Kommission wird mindestens einmal jährlich zusammentreten, um den Stand des Kulturaustauschs in allen Bereichen zu prüfen und Vereinbarungen über die nächsten Vorhaben zu treffen. Artikel 24 Die Vertragsparteien werden das Abkommen über die Errichtung und die Tätigkeit von Kulturinstituten mit Leben erfüllen und voll ausschöpfen. 146
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Artikel 25 (1) Die Vertragsparteien bekräftigen ihre Bereitschaft, allen interessierten Personen umfassenden Zugang zur Sprache und Kultur des anderen Landes zu ermöglichen, und sie unterstützen entsprechende staatliche und private Initiativen und Institutionen. (2) Die Vertragsparteien werden die Verbreitung von klassischer und zeitgenössischer Literatur des anderen Landes in Originalsprache und Übersetzung verstärkt fördern. (3) Die Vertragsparteien setzen sich nachdrücklich dafür ein, die Möglichkeiten auszubauen, in Schulen, Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen die Sprache des anderen Landes zu erlernen. Dabei wird auch die Gründung von Schulen angestrebt, in denen in beiden Sprachen unterrichtet wird. Weiterhin werden sie sich bemühen, die Möglichkeiten des Studiums der Germanistik und Polonistik an den Hochschulen des anderen Landes auszuweiten. (4) Die Vertragsparteien werden bei der Entsendung von Lehrern, der Aus- und Fortbildung von Lehrkräften sowie der Entwicklung und Bereitstellung von Lehrmaterial, Einschließlich des Einsatzes von Fernsehen, Hörfunk, Audio-, Video- und Computertechnik zusammenarbeiten. (5) Die Arbeit der unabhängigen deutsch-polnischen Schulbuchkommission wird weiterhin gefördert. Quelle: www.msz.gov.pl
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Gemeinsame Erklärung des Runden Tisches zu Fragen der Förderung der deutschen Minderheit in Polen und der polnischstämmigen Bürger und Polen in Deutschland nach dem Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit vom 17.6.1991 Warschau, den 12. Juni 2011
I. Im Rahmen der Vorbereitungen auf den 20. Jahrestag der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Vertrages über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit fanden unter der Leitung des Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesinnenministerium Dr. Christoph Bergner und des Staatssekretärs im polnischen Ministerium für Inneres und Verwaltung Tomasz Siemoniak Gespräche am Runden Tisch zu Fragen der Förderung der deutschen Minderheit in Polen und der polnischstämmigen Bürger und Polen in Deutschland statt. An diesen nahmen Vertreter der deutschen Bundesregierung und der Regierung der Republik Polen, Repräsentanten der deutschen Minderheit in Polen, vertreten durch den Vorsitzenden des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen Bernard Gaida, sowie Repräsentanten der polnischstämmigen deutschen Bürger und Polen in Deutschland, vertreten durch den Vorsitzenden des Konvents der Polnischen Organisationen in Deutschland Wiesław Lewicki und den Vorsitzenden des Bundes der Polen in Deutschland Marek Wójcicki teil. Ziel dieser Gespräche war es, eine Bestandsaufnahme über den aktuellen Stand der Umsetzung der diesbezüglichen Vertragsbestimmungen vorzunehmen und Maßnahmen zur Umsetzung der im Vertrag vereinbarten gleichen Rechte der deutschen Minderheit in der Republik Polen sowie der polnischstämmigen Bürger und Polen in der Bundesrepublik Deutschland zu erarbeiten. Im Ergebnis der bisherigen Gespräche erkennen die Vertreter der deutschen und der polnischen Regierung in beiden Gruppen - der deutschen Minderheit in Polen sowie der polnischstämmigen deutschen Bürger und Polen in Deutschland - Potentiale zur Vertiefung der zivilgesellschaftlichen Bindungen zwischen Deutschland und Polen, die im Sinne des Freundschafts-und Nachbarschaftsvertrages genutzt und entwickelt werden sollen. Die 150
polnischstämmigen deutschen Bürger und Polen in Deutschland sowie die Angehörigen der deutschen Minderheit in Polen tragen dabei als Brückenbauer zur gegenseitigen Verständigung und Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern bei. Mit ihren Leistungen in allen Lebensbereichen wie Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft bereichern sie die Gesellschaften beider Länder. II. Um diese Potentiale der Verständigung besser nutzen zu können, sollen entsprechend den Bestimmungen der Artikel 20 und 21 des deutsch-polnischen Vertrages über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit vom 17. Juni 1991 entsprechende Möglichkeiten geschaffen werden, damit die polnischstämmigen deutschen Bürger und Polen in Deutschland wie auch die Angehörigen der deutschen Minderheit in Polen ihre Identität in ihren jeweiligen Ländern entfalten können. Dies erfordert die besondere Aufmerksamkeit der deutschen und der polnischen Regierung sowie der staatlichen Institutionen in beiden Ländern. 1. Zur Unterstützung der polnischstämmigen deutschen Bürger und Polen in Deutschland werden von der deutschen Seite folgende Maßnahmen ergriffen: • Die Teilnehmer des Runden Tisches begrüßen die Entschließung des Deutschen Bundestages vom 10. Juni 2011 zum 20. Jahrestag der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Vertrages über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit, in der die deutsch-polnischen Beziehungen in ihrer Gesamtheit gewürdigt werden und der
Konwent Organizacji Polskich w Niemczech
Wunsch ausgesprochen wird, die Angehörigen der damaligen polnischen Minderheit in Deutschland und ihrer Organisationen, insbesondere des Bundes der Polen in Deutschland (Rodto), die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden, zu ehren und zu rehabilitieren. • Im Rahmen des Gedenkens und Erinnerns an die Schrecken des Zweiten Weltkrieges wird die deutsche Seite sich dafür einsetzen, dass eine breitere Einbindung polnischer Vertreter in Beratungsgremien der Gedenkstätten nationalsozialistischer Gewaltherrschaft ermöglicht wird. • In der Gedenkstätte “Topographie des Terrors” in Berlin wird Polen im Rahmen der Dauerausstellung besonders gewürdigt. Zudem wird ein Verzeichnis der entsprechenden Gedenkstätten in Deutschland vorgelegt. • In Deutschland wird eine Dokumentationsstelle zur Kultur und Geschichte der Polen in Deutschland eingerichtet werden. Die Bundesregierung hat die Absicht, die Einrichtung und den Erhalt einer solchen Dokumentationsstelle zu fördern. Dazu wird aus Bundesmitteln noch im Haushalt 2011 eine Machbarkeitsstudie finanziert, mit der festgestellt wird, in welcher Form und mit welchen institutionellen und finanziellen Kooperationen diese Dokumentationsstelle im Haus des Bundes der Polen in Deutschland (Rodto) in Bochum eingerichtet werden kann. • 2012 wird in Berlin mit Hilfe von Finanzmitteln der deutschen Seite eine Geschäftsstelle eingerichtet, die die Belange aller polnischen Organisationen in Deutschland vertritt. Dafür werden Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. Die Finanzmittel sind für Personal- und Organisationskosten der Geschäftsstelle bestimmt. Der Konvent der polnischen Organisationen in Deutschland schlägt vor, durch wen und nach welchem Konzept die Geschäftsstelle betrieben wird. • Die Bundesregierung wird die Schaffung eines Internetportals für alle polnischen Organisationen in Deutschland finanziell unterstützen. Dieses Portal wird im Rahmen der Tätigkeit der Geschäftsstelle in Berlin betrieben. Der Konvent der Polnischen Organisationen in Deutschland schlägt das Konzept für das Portal vor. • Der Runde Tisch begrüßt die Einrichtung des deutsch-polnischen Ausschusses für Bildungszusammenarbeit unter dem Dach der deutsch-
polnischen Regierungskommission für regionale und grenznahe Zusammenarbeit. Die deutsche Seite in diesem Ausschuss, der Vertreter der Länder und der Bundesregierung umfasst, erarbeitet auch mit Unterstützung des Runden Tisches und unter Beteiligung polnischer Organisationen in Deutschland möglichst kurzfristig eine Strategie zum Spracherwerb für Polnisch als Muttersprache. • Die finanzielle Förderung von Projekten zur polnischen Kultur und Geschichte in Deutschland wird fortgesetzt. • Die deutsche Seite wird dahingehend wirken, dass beauftragte Vertreter auf Bundes- und Landesebene ernannt werden, die für die Zusammenarbeit mit polnischstämmigen deutschen Bürgern und Polen in Deutschland sowie mit deren Organisationen zuständig sein werden. 2. Zur Unterstützung der deutschen Minderheit in Polen werden von der polnischen Seite folgende Maßnahmen ergriffen: • Durchführung einer wissenschaftlichen Analyse der undemokratischen Praktiken der Volksrepublik Polen gegenüber polnischen Bürgern deutscher Nationalität sowie Staatenlosen dieser Nationalität während der kommunistischen Herrschaft. Die Ergebnisse der Analyse werden veröffentlicht. • Einrichtung einer Stelle im Rahmen der Organisationen der deutschen Minderheit, die auf wissenschaftlicher Basis Forschungen zur deutschen Minderheit, deren Geschichte und kulturellem Erbe in die Wege leiten und koordinieren könnte. Eine Machbarkeitsstudie würde die organisatorischen und finanziellen Möglichkeiten dieses Vorhabens definieren. • Einsetzung von Beauftragten für die Angelegenheiten nationaler und ethnischer Minderheiten in den Woiwodschaften (in denen noch keine solchen Beauftragten existieren), in deren Aufgabengebiet auch die Angelegenheiten der deutschen Minderheit in Polen fallen. • Stärkere Schwerpunksetzung auf Zuschüsse, die als institutionelle Förderung Organisationen der deutschen Minderheit in Polen zugesprochen werden, insbesondere Schwerpunktsetzung auf Förderung der Tätigkeit des Hauses der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit in Gleiwitz (Gliwice). • Von den zuständigen staatlichen Stellen durchgeführte Überprüfung der bereits seit einigen Jahren 151
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in Polen angewandten Strategie für eine Entwicklung des Bildungswesens der deutschen Minderheit, unter Beteiligung von Vertretern der deutschen Minderheit in Polen, sowie Durchführung einer Vertiefung und Aktualisierung der Strategie. • Unterstützung bei der musealen Präsentation und archivarischen Sicherung von die deutsche Minderheit in Polen betreffenden Dokumenten. III. Umsetzung von gemeinsamen Anliegen Die in Berlin vorgesehene Geschäftsstelle für polnischstämmige deutsche Bürger und Polen in Deutschland, sowie das Haus der deutsch-polnischen Zusammenarbeit in Gleiwitz sollen eine Brücke zwischen beiden Ländern bilden und so nachhaltig zur deutschpolnischen Verständigung beitragen. Im Rahmen der weiteren Zusammenarbeit sollen gemeinsame identitätsstärkende Projekte für beide Gruppen gefördert werden. Ein Projekt zur Entwicklung der deutsch-polnischen Zweisprachigkeit, das von deutscher und polnischer Seite gemeinsam finanziert werden wird, kann ein Beispiel hierfür sein. Durch die Erarbeitung weiterer deutsch-polnischer Gemeinschaftsprojekte soll die Zusammenarbeit bei der staatlichen Förderung und Betreuung beider Bevölkerungsgruppen vertieft werden. IV. Beide Seiten drückten ihren festen Willen zur Fortsetzung der Gespräche am Runden Tisch nach den Feierlichkeiten zum zwanzigsten Jahrestag der Unterzeichnung des Nachbarschafts- und Freundschaftsvertrages aus, um offen gebliebene Fragen zu erörtern mit dem Ziel, gemeinsame Vereinbarungen zu treffen. • Die polnische Seite hat dabei Interesse, insbesondere diese Themenbereiche anzusprechen: • Schaffung einer stabilen Förderstruktur für die polnischen Organisationen in Deutschland. • Zugang zu den Medien in Deutschland. • Einrichtung eines Ortes des Gedenkens in Berlin an alle polnischen Opfer nationalsozialistischer Verfolgung. • Rechtsstatus derjenigen polnischstämmigen deutschen Bürger, die Nachkommen von Angehörigen der polnischen Minderheit aus der Zeit vor 1940 sind. • Rechtslage bezüglich des im Zweiten Weltkrieg von Behörden des Dritten Reiches rechtswidrig beschlagnahmten Vermögens der ehemaligen polnischen Minderheit in Deutschland. Die deutsche Seite hat ihr Interesse ausgedrückt, insbesondere die folgenden Themenbereiche anzusprechen: 152
• Weiterbildung von Lehrkräften bezüglich des Deutschunterrichts sowie Vorbereitung von Lehrkräften auf die Aufnahme von zweisprachigem Unterricht. • Erweiterung des Lehrprozesses um Geschichte und Geographie der Region und des Staates, mit dessen Kulturraum sich die deutsche Minderheit identifiziert. • Errichtung bilingualer Bildungseinrichtungen in Siedlungsgebieten der deutschen Minderheit in Polen. • Initiativen zur Steigerung der gesellschaftlichen Akzeptanz für die deutsche Minderheit in Polen. • Unterstützung der deutschen Minderheit in Polen bei ihren Bemühungen um den Erhalt einer eigenen Rundfunksendefrequenz sowie finanzielle Unterstützung dieses Vorhabens im Rahmen der geltenden Verfahrensweisen und Vorschriften. V. Die Teilnehmer des Runden Tisches betonten die Bedeutung des deutschpolnischen Dialogs zur Umsetzung der Rechte der deutschen Minderheit in Polen und der polnischstämmigen deutschen Bürger und Polen in Deutschland, die im deutsch-polnischen Vertrag über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit vereinbart wurden. Sie stimmten auch in der Beurteilung überein, dass es in den letzten Monaten zu einem bedeutenden Fortschritt bei den Bestrebungen zur Verbesserung der Lage der polnischstämmigen deutschen Bürger und Polen in Deutschland und der deutschen Minderheit in Polen gekommen ist. Die deutsch-polnischen Gespräche am Runden Tisch sollen auch nach dem Jubiläum im bisherigen Format abwechselnd in den beiden Ländern nicht seltener als einmal im Jahr fortgesetzt werden.
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POLONIA
MAGAZYN Kwartalnik, rok założenia – 2013 www.magazyn-polonia.de Wydawca / Herausgeber: Konwent Organizacji Polskich w Niemczech Tel. +49 30 505 780 96; E-mail: kwartalnik.polonia@gmail.com www.konwent.de Redaktor odpowiedzialny / Verantwortlicher Redakteur: Alexander Zajac Redaktor wydania / Redakteur der Ausgabe: Agata Lewandowski Redaguje zespół / Redaktionsteam:
Arkadiusz B. Kulaszewski, Agata Lewandowski, Wiesław Lewicki, Bogdan Żurek Współpraca / Zusammenarbeit:
Krystyna Koziewicz (Berlin), Barbara Małoszewska (Monachium), Romuald Mieczkowski (Wilno), Sława Ratajczak (Hamburg), Sławomir Sobczak (Chicago), Andrzej Szulczyński (Berlin), Joanna Trümner (Berlin), Tadeusz Urbański (Sztokholm) i inni
Projekt graficzny i skład / Grafikprojekt und Satz: Sławomir Subotowicz Tłumaczenia / Übersetzung: Joanna Trümner Kwerenda i opracowanie zdjęć / Recherche und Bildredaktion: Ewa Maria Slaska Druk / Druck: Drukarnia „DESIGNER” – Marcin Czajkowski ul. Lubieszyńska 33, 72-006 Mierzyn, www.printhub.pl Nakład / Auflage: 1000 egzemplarzy Kwartalnik powstaje we współpracy ze Związkiem Dziennikarzy Polskich w Niemczech T.z.; http://zdpn.wordpress.com/ Zdjęcie na okładce: Spotkanie Prezydentów Rzeczypospolitej Polskiej Andrzeja Dudy i Republiki Federalnej Niemiec Joachima Gaucka z okazji 25-lecia podpisania polsko-niemieckiego Traktatu o dobrym sąsiedztwie i przyjaznej współpracy, Berlin 16.06.2016 r. Foto: Andrzej Hrechorowicz (KPRP) ISSN 2197-9324 ©Konwent Organizacji Polskich w Niemczech, 2013
Konvent der polnischen Organisationen in Deutschland
www.konwent.de 156