Das Goetheanum – See!Colour!

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der anthroposophische rahmen

DAS GOETHEANUM

WOCHENSCHRIFT FÜR ANTHROPOSOPHIE 29. OKTOBER 2011 | NR. 43 | CHF 4.50/€ 3.50


meldungen ticker ››› Der Bilderzyklus ‹Apokalypsis› von Laurence Liebenguth-Rogez zeigt 14 großformatige Werke auf handgeschöpftem Papier zu den ‹Sieben Sendschreiben› aus der Offenbarung des Johannes. 18. Oktober bis 20. November in der Sankt-Martin-Kirche in Freiburg ››› ‹Berufswege› porträtiert drei Individualisten in ihren selbst geschaffenen Arbeitsfeldern. Junge Filmmacher zeigen den Dokumentarfim am 1. November um 20 Uhr im ‹unternehmen mitte› in Basel und laden anschließend zum Gespräch ein. www.berufswege.com ››› Die Mitgliederversammlung der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland findet 2012 in Dornach statt. Um initiative Menschen in die Tagungsgestaltung miteinzubeziehen, gibt es offene Vorbereitungstreffen: 19. November in Kassel, 21. Januar in Freiburg, 25. Februar in Kassel. info@anthro posophische-gesellschaft.org ››› Eine Gruppe junger ‹Changemaker› aus dem Netzwerk der Jugendsektion baut in Anlehnung an die Protestbewegung in Amerika eine Webseite auf, die Artikel, Filme und Fotos sammelt die eine positive Zukunft anregen: www. occupythefuture.org ››› Wechsel bei Demeter Schweiz. Geschäftsführerin Susanna Küffer Heer wird Ende des Jahres vom amtierenden Präsidenten Christian Butscher abgelöst. ››› Frank Schneider hat seine Impressionen der Geburtstagsfahrt im Rudolf-Steiner-Express zusammengefasst: ‹Unterwegs mit Rudolf Steiner›, Verlag: www.chmoellmann.de ››› Der Schweizerische Verband für Wohnungswesen Nordwestschweiz, die Stiftungen Habitat und Edith Maryon lancieren gemeinsam die Initiative ‹Boden behalten – Basel gestalten!›. Ziel ist ein nachhaltiger Umgang mit dem kantonalen Boden. www.bodenin itiative-basel.ch ››› Der Weltdachverband der biologischen Bewegung IFOAM wählt Volkert Engelsman, Anthroposoph und Gründer des niederländischen Bio-Handelskonzerns ‹Eosta›, in seinen Vorstand. Alle drei Jahre veranstaltet die IFOAM den ‹Organic World Congress›, ein demokratisches Forum, auf dem der Kurs der internationalen Biobewegung für die kommenden Jahre abgesteckt wird.

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Ursula Remund Fink verlässt die Redaktion Am 28. Oktober war der letzte Arbeitstag von Ursula Remund Fink in der Redaktion: Ab November übernimmt sie auf eigenen Wunsch eine andere verantwortliche Tätigkeit. Der Einstieg von Ursula Remund Fink in die Redaktion 1998 reicht in eine Ära zurück, in der die Goetheanum-Luft anders ‹roch› als heute. Durch ihr Engagement hat Ursula Remund die Geschichte des ‹Goetheanums› und der Anthroposophischen Gesellschaft weitergeschrieben. Denn sie gehört zu den Mitgründern von ‹Anthroposophie weltweit› und hat seit 2004 hauptverantwortlich das Nachrichtenblatt der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft redigiert: vermittelnd, berichtend, korrespondierend. Aus ihrem Verständnis von Redaktionsarbeit als einer sozialen Aufgabe nach innen wie nach außen setzte sie sich für ein zeitgenössisches Konzept und einen modernen Auftritt des ‹Goetheanums› ein. Mit Ursula Remund Fink verliert das ‹Goetheanum› eine geschätzte Kollegin und seine Schweizer Redaktorin. Gleichzeitig freuen wir uns über ihr neues Tätigkeitsfeld. Denn: Eine Rudolf-Steiner-Schule gewinnt eine patente Mitarbeiterin! CORNELIA FRIEDRICH, JONAS VON DER GATHEN, WOLFGANG HELD, SEBASTIAN JÜNGEL, AXEL MANNIGEL, MAYA MEIER, CHRISTIAN PETER, VERENA SUTTER, PHILIPP TOK, BODO VON PLATO

Freies Saatgut Die Sorte Lichtkornroggen der Getreidezüchtungsforschung Darzau wurde Ende September vom Bundessortenamt zugelassen. Damit kann Saatgut dieser Sorte offiziell erzeugt und in Verkehr gebracht werden. Dies ist insofern bemerkenswert, weil es sich dabei um die erste Open-Source-Roggensorte handelt, denn als Populations- und Erhaltungssorte verfügt sie über eine größere sorteneigene Vielfalt als die üblichen Handelssorten und ist zugleich Gemeingut. Sie kann also ohne Behinderung von Landwirten im eigenen Betrieb nachgebaut werden. Allerdings darf der Name nur dann verwendet werden, wenn die charakteristischen Merkmale wie 90 Prozent helle Körner im Erntegut und ausgeprägter Bezug zu lichtätherischen Qualitäten in der Bildekräftebeurteilung vorhanden sind sowie eine ökologisch zertifizierte Herkunft bis

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zurück zum Züchter nachgewiesen werden kann. Da Lichtkornroggen in Darzau nach der klassischen Methode der Mutterstammbaumselektion erhaltungszüchterisch unter offener Bestäubung weiterbearbeitet wird, unterliegt diese Sorte auch weiterhin einem sukzessiven Wandel und ist damit eigentlich nie ‹fertig›. In bundesweiten ÖkoSortenversuchen fand sie sich ertraglich bereits auf dem Niveau der konventionell gezüchteten Populationssorten, hat aber eine bessere Beikrautbeschattungsfähigkeit und verfügt über ein starkes und glänzendes Stroh neben wunderschönen Ähren. Nunmehr wird es an Landwirten, Müllern und Bäckern liegen, ob sie diese Innovation aus biologisch-dynamischer Züchtung auf breiter Basis bis zum Verbraucher bringen. www.lichtkornroggen.de KARL-JOSEF MÜLLER, GETREIDEZÜCHTER DARZAU

Vogelsterben Seit Mitte September beschäftigt ein rätselhaftes Amselsterben die Vogelexperten. In einigen Gebieten Süddeutschlands sind ungewöhnlich viele tote Amseln gefunden worden, mittlerweile scheinen auch einige andere Arten betroffen zu sein. Wenn es auch zu teils heftigen Bestandseinbußen kommen kann, scheinen die bislang betroffenen Arten letztlich nicht in ihrer Existenz gefährdet. 2001 in Österreich hatte es bereits


ein ähnliches Massensterben unter Amseln gegeben. Als Ursache wird der tropische Usutu-Virus genannt. Betroffene Vögel zeigen entzündliche Veränderungen von Nervensystem, Leber, Milz und Herzmuskel sowie auffällige Verhaltensänderungen wie Apathie und fehlendes Fluchtverhalten, torkelnd-schwankende Bewegungen und ein zerzaustes Gefieder. Nach wie vor bleibt unklar, weshalb gerade Singvögel und vor allem Amseln besonders betroffen sind. «Es müsste gelingen, dieses Dingfestmachen auf so etwas wie einen Virus zu überwinden», so Vogelforscher Hans-Christian Zehnter. «Vielleicht wäre eine fruchtbare Fragerichtung eher: Welche Lebensart des Menschen trägt zur Ausbreitung von etwas bei, das dann gerade beim Wesen der Amsel zu einem vermehrten Sterben führt?» JG

Briefkastenonkel befreien Auch dieses Jahr präsentierten sich anthroposophische Verlage mit einem Gemeinschaftsstand auf der Frankfurter Buchmesse. Die teilnehmenden Verlage Futurum-Verlag, Rudolf-Steiner-Verlag, Verlag Freies Geistesleben, Verlag Urachhaus, Verlag am Goetheanum und Info3-Verlag zeigten Querschnitte ihres Verlagsprogrammes und hatten einzelne Autoren zu öffentlichen Gesprächen eingeladen. Der Schweizer Philosoph Stefan Brotbeck stand dem Stuttgarter Verleger Jean-Claude Lin zum Thema ‹Rudolf Steiners Freiheitsphilosophie› Rede und Antwort. Brotbeck plädierte für einen eigenständigen Umgang damit: «Wir sollten Steiner aus seinem Dasein als Briefkastenonkel, der für alle Fragen fertige Antworten liefert, befreien!» Entscheidend sei es, «offene Frageatmosphären» zu schaffen und Fragen als «generative Momente» zu verstehen. Brotbeck, der vor wenigen Wochen in Basel das ‹Philosophicum›, eine Art «Mikro-Universität für Makro-Probleme», eröffnet hat, bedauerte, dass viele Anthroposophen die Auseinandersetzung mit anderen philosophiegeschichtlich bedeutenden Positionen vernachlässigten. Nicht zuletzt deshalb sei die Anthroposophie im akademischen Kontext kaum präsent. Dabei böte Steiners Philosophie, in der Freiheit als Selbstbestimmung nicht nur die Frage der Erkenntnis, sondern auch die der Handlung umfasse, gerade heute wichtige Denkanstöße: «Die Verknüpfung von philosophischen

und spirituellen Fragen mit dem Freiheitsgedanken – das ist die originäre Stimme Steiners in der abendländischen Philosophie», betonte Brotbeck. Damit grenze sich die Anthroposophie auch deutlich von spirituellen Strömungen ab, in denen Erkenntnis oder Erleuchtung ohne diese Autonomie des Einzelnen angestrebt werde. JG

Eurythmie gewinnt Die Eurythmistin Charlotte Veber-Krantz hat für ihre Master-Diplomarbeit in England den ‹Nico de Bruin Award› verliehen bekommen. Aus 1200 Diplomarbeiten wurde «eine kreative Arbeit, die einen spürbaren Wandel in der Erziehungspraxis mit sich bringt» ausgewählt. In ihrer Forschung untersuchte sie, was Studenten erleben, wenn sie Eurythmie machen, was sie dadurch lernen und wie sie dadurch anders an Probleme herangehen. Ausgiebige Interviews mit sechs Studentinnen und Studenten einer Eurythmielehrerausbildung gaben das Material. Die Resultate zeigen sechs qualitativ verschiedene Perspektiven, die beim Erlernen von Eurythmie entwickelt werden: Kinesthetische Fähigkeit, die Fähigkeit, Musik und Poesie tiefer zu begreifen, die Fähigkeit, das, was bei Musik und Poesie erlebt wird, durch Bewegung auszudrücken, eine gesteigerte Fähigkeit, «anwesend zu sein», neue soziale Kompetenzen und die Fähigkeit, «Mensch zu sein». Das Projekt zeigt, dass das Erlernen von Eurythmie tiefgreifende Transformationen und Erlebnisse von Sinnhaftigkeit mit sich bringt, sowie Veränderungen der Wahrnehmungsfähigkeit, des Verständnisses und des Handelns. Die Studie gibt außerdem Vorschläge zur Weiterentwicklung der Eurythmieausbildung. Kontakt: charlotte.vkrantz@gmail. com GÖRAN KRANTZ

Grundfinanzierung für Künstler Am 23. Oktober hat sich im Nordsaal des Goetheanum die Künstlerassoziation ‹AERUM› gegründet. In einer ersten Versammlung wurden die Prinzipien der Assoziation vorgestellt. Ziel ist es, Künstler in den Feldern der Eurythmie, der Sprachgestaltung und der Musik, die in der Geisteswissenschaft beheimatet sind, finanziell durch ein Grundeinkommen zu unterstützen. Die Förderung soll sich über den Zeitraum von drei Jahren erstrecken und monatlich 2000 Schweizer Franken betragen. Fünf Eurythmieensembles und zwei Ensembles mit Sprachgestaltern sollen gefördert werden. Die Assoziation ist länderübergreifend angedacht. Zur Gründungsversammlung begrüßte auch Margarethe Solstad die Anwesenden und wünschte der Initiative einen guten Erfolg. Christopher Schümann wurde zum Ersten Vorsitzenden gewählt. Er hatte im Vorfeld eine überzeugende Beschreibung der Aspekte der Initiative gegeben, insbesondere auch unter dem zukunftsweisenden Aspekt der Dreigliederung. Zweiter Vorsitzender wurde der Sprachgestalter Peter Engels, und Schatzmeister der Eurythmist Dragan Vuckovic. JG

Korrigendum ‹Goetheanum› Nr. 41/2011, Seite 8: Lars Mikkelsen hat uns darauf hingewiesen, dass Michael kein Erzengel mehr ist, sondern zum Zeitgeist (Archai) geworden ist. RED.

Titelbild Beim Aufbau der Rahmenausstellung im Goetheanum. Foto von Johannes Nilo. Die Bilder dieser Doppelseite wurden zur Verfügung gestellt.

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ZVI SZIR

DAS GOETHEANUM ALS PROBLEM Ein Beitrag zum Ausstellungsprojekt ‹Goetheanum Einszueins›, basierend auf einem Vortrag aus dem Michaeli-Symposion

Als ich gefragt wurde, ob ich etwas zum heutigen Abend ‹Architektur der Freiheit› beitragen kann, hatte ich sofort ein Problem. Und zwar: die Freiheit. Freiheit hängt immer zusammen mit dem Recht, Fehler zu machen, und mit dem Recht, Probleme zu haben. Ich habe etwas in mein Notizbuch geschrieben, das als Einstieg für das, was ich sagen will, dienen kann: «Es ist schwierig, über ein Gebäude zu sprechen, weil ein Gebäude eine Art fertige Tatsache ist, etwas, was schon dasteht, eine feste Gegebenheit. Eine Tatsache macht für uns nur dann Sinn, wenn sie etwas beitragen kann zu unserer Entwicklung. Über ein Gebäude zu denken, macht nur in dem Maße Sinn, wie dieses Gebäude ein Problem hat, ein Problem ist, weil für das Denken nur ein Problem gleichgesetzt ist mit einer Entwicklungsmöglichkeit. Anlehnend an Gilles Deleuze kann ich sagen: Problem = Entwicklungsmöglichkeit = Potenzial. Das, was einfach ‹so ist›, ohne Problem, ohne dass es eine Anstrengung, ein Auseinandersetzen hervorruft, hat keine Bedeutung für unsere Entwicklung. Es ist schon vollkommen und als solches nicht entwicklungsbedürftig oder -fördernd. Für einen strebenden Menschen, für eine strebende Gemeinschaft, für eine Entwicklungswissenschaft (Anthroposophie) ist ein Problem sinnvoll, da es die einzige Entwicklungsmöglichkeit ist. So betrachtet, soll der Goetheanum-Bau als das Bild einer zukunftsorientierten Wissenschaft und Kultur, als ein räumlicher Ausdruck der Probleme betrachtet werden, die sich als Möglichkeiten der Entwicklung der anthroposophischen Bewegung anbieten.» Das ist der Gesichtspunkt, den ich einnehmen will. Das Goetheanum ist – in meinen Augen – eines der schönsten Gebäude, die das 20. Jahrhundert hervorgebracht hat. Ich studiere es seit 20 Jahren und werde nicht satt, es zu bewundern. Alles, was im Folgenden als Kritik erscheinen kann, ist nicht lieblos gemeint. Gerade weil das Gebäude so schön ist, muss ich mich fragen, wo sind die Probleme, die es uns anbietet. In welchem Maß ist das Goetheanum, wie es heute dasteht, ein Bild von Problemen? In welchem Sinne ist es ein Entwicklungswerkzeug, also etwas, was wir nicht einfach pflegen und schützen müssen, sondern etwas, was uns einen Schritt weiterhelfen kann, weil es uns Fragen stellt. Die ersten drei Probleme, die ich sehe, gingen dem Bau voraus, wurden in den Beton hineingegossen und sind ihm bis heute immanent:

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Tausend Jahre zu früh Nach Äußerungen Rudolf Steiners, dem Schöpfer des Goetheanum, gehört dieser Bau dem Kulturzeitalter des Geistselbst an. Das heißt: Wir sind zu früh. Der Bau sollte aus einem Welterlebnis heraus geboren werden, das noch nicht da ist. Jedes große Bauwerk wurde aus einem Welterlebnis geboren, das schon da war. Die Pyramiden wuchsen aus einer Weltanschauung, die eine große Bevölkerung teilte, ebenso die gotischen Kathedralen. Und nun will man bauen, gestalten, ohne ein gemeinsames Welterlebnis zu haben. Das Goetheanum wächst in eine Kultur, die es erst 1800 Jahre später geben wird.

Gegen die bestehende Kultur Der Bau entsteht in einer Kultur, die die Erbauer missbilligen und bekämpfen. Er ist auf Nicht-akzeptiert-Sein gebaut. Dieses Problem hat das Goetheanum gemeinsam mit dem Rest der klassischen Moderne: eine Kunst zu sein, die sich als Gegner ihrer eigenen Kultur versteht. Das ist eine ganz neue kulturgeschichtliche Situation. Das ist nicht der Fall für ein Renaissancebild oder eine griechische Skulptur. Das Goetheanum ist ein Gebäude, das seine Wurzeln nicht in der Kultur hat, in die es hineingestellt wurde.

Wer unterschreibt? Das Gebäude hat weder einen klaren Autor noch eine klare Funktion. Rudolf Steiner hat nur ein Modell plastiziert und vereinzelte Angaben hinterlassen, sodass verschiedene Architekten und Plastiker an der Umsetzung und den Veränderungen, die es benötigte, für die Bewilligung arbeiteten. Die Frage nach der Funktion dieses Baus wurde nie ganz geklärt, es ist zugleich die Frage nach der Funktion der anthroposophischen Bewegung. Diese drei Probleme spiegeln sich in zahlreichen unbeantworteten Fragen, die dem Gebäude innewohnen und es zu einem der komplexesten architektonisch-esoterisch-sozialen Gebilde machen, die es gibt. Ich meine damit nicht einen idealen Bau, den wir vielleicht hätten wenn Steiner noch leben würde, ich meine das Gebäude, wie es jetzt dasteht. Die konkreten Fragen, die aus diesem Gesichtspunkt in der Gestaltung des Baus sichtbar werden, können einen Ausgangspunkt bilden, durch den der ganze Bau einen neuen Sinn bekommen wird:


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Warum haben wir Angst, Fehler zu machen? Wie soll man weiterbauen an diesem Gebäude ohne die unmittelbare Inspiration Steiners? Wie soll man beispielsweise das ganze Modell um einen Meter verkleinern, wenn es zu hoch ist für die Behörden? Hier entstehen Unklarheiten, die Angst, ‹es falsch zu machen›, und dadurch auch der Versuch, kollektive Entscheidungen zu treffen, die dem Gebäude, besonders dem Inneren, einen eklektischen Charakter geben. Jeder Architekt musste etwas entscheiden. Diese Entscheidungen bewegen sich zwischen individuellen Erlebnissen: ‹So ist es gut› und auf der anderen Seite: ‹Ich glaube das Rudolf Steiner das und das meinte›. Beide haben recht und die darinnen lebende Frage geht durch die ganze Bewegung. Das ganze Erbe von Rudolf Steiner ist eigentlich ein Rahmen. Wie verhalten wir uns zu diesem Rahmen? Was machen wir damit?

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Ist es ein Bürohaus mit Saal oder eine Hochschule? Seit der Weihnachtstagung waltet eine dialektische Beziehung zwischen Verwaltung und geistiger Freiheit. Ist dieses Gebäude ein Verwaltungszentrum oder eine Mysterienstätte? Wenn neue Menschen in das Goetheanum hineinkommen, wird diese Fragestimmung sehr stark: Ist das ein Bürohaus mit einem Saal oder ist das ein Tempel? Man kommt zum Beispiel an den Südeingang, sieht die Treppe und hat keine Ahnung ‹wohin›. Es sieht ein bisschen offiziell aus, aber soll man nach oben gehen oder nicht? Geht es ins Theater oder in die Büros? Das ist wieder ein Problem, das durch den ganzen Geist der anthroposophischen Bewegung hindurchgeht. Inwieweit stellt sich die Verwaltung in den Dienst der freien geistigen Arbeit? Inwieweit ist die geistige Arbeit der Verwaltung untergeordnet? Nicht nur wir haben dieses Problem, aber auch wir.

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Soll der Bau öffentlich sein oder Mysterien schützen? Aus einem traumatischen Erlebnis heraus – dem Brand des Ersten Goetheanum – trägt der ganze Bau eine Unklarheit: Ist er eine Burg des Geistes, um Menschen fernzuhalten oder ist er ein einladender Festsaal? – Oder die Holzplastik, wo soll sie stehen? Heute ist sie im Tresor – nur in Begleitung zugänglich – ganz oben im Turm. Wir haben Angst um unser teuerstes Relikt vom Wunder des Ersten Goetheanum. Diese Angst ist berechtigt und problematisch. Sind wir gastfreundlich oder nicht? Das ist ein Problem, weil die Gastfreundschaft – ich zitiere Derrida – die erste Voraussetzung des Denkens ist. Wer nicht in jedem Moment zu empfangen bereit ist, kann nicht denken. Wir wissen noch nicht, ob wir uns in einer Geheimgesellschaft abschließen oder ob wir empfangen wollen. Ich bin mir unsicher, ob wir empfangen wollen. Das ist komplizierter.

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Wie ist das Verhältnis zwischen Esoterik und Kultur? Der Unterschied zu allen anderen esoterischen Bewegungen ist, dass die Anthroposophie von Anfang an eine esoterische Arbeitsrichtung und ein kultureller Impuls ist, die Begründung einer äußerlichen Kultur, die aus dem Geist der Mysterien, der innerlichen Arbeit entstehen soll. Und wir sind unsicher, jeder für sich, ob wir esoterische oder kulturelle Anthroposophen sind. Wir sind beides. Die Esoterik macht nur Sinn, wenn sie zu einer Kultur wird. Aber wir sind unsicher und vermischen die beiden. Was haben die esoterischen Darstellungen in den Glasfenstern mit den öffentlichen Konzerten und kulturellen Veranstaltungen zu tun? Sogar der Versuch Steiners, die esoterische Schule außerhalb der Kultur zu erhalten, ist gescheitert. Wie ist die Beziehung zwischen Esoterik und Kultur, in jedem von uns und in der ganzen Bewegung. Wo sind wir zu Hause? Was machen wir?

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Wie ist die Beziehung von Unmittelbarkeit und Planung? Der anthroposophischen Architektur Steiners folgend, beginnt ein Gebäude mit einem Modell. Das Modell ist unmittelbar, man gestaltet mit den Händen aus der Inspiration und man findet die Formen. Der Innenraum kann nicht auf die gleiche Weise modelliert werden, er braucht Planung. Es gibt eine Spannung zwischen dem Modellieren und dem Planen. Und diese Spannung führt dazu, dass die Beziehung zwischen dem Innen und dem Außen des Gebäudes sehr überraschend wirkt. Besonders in seinem leicht labyrinthischen Innenbau, den man nicht ganz mit dem Außen zusammenbringt. Was sehr interessant ist, ist die intuitive Lösung der Menschen, die gebaut haben: die Details. Nicht die Teilung der Räume, sondern die plastischen Details, wie die Treppen und die Geländer gemacht sind. Sie bilden etwas zwischen dem frei Modellierten und dem Geplanten. Was ist die Beziehung zwischen dem Unmittelbaren des Plastischen und dem Geplanten? Ich glaube das ist eine wichtige anthroposophische Frage.

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Sind wir nur der Vergangenheit verpflichtet? Ist dieses Gebäude ein Denkmal für das Erste Goetheanum oder ist es in der Gegenwart zu Hause? Es gibt eine Trauerarbeit – seit dem Brand –, die vielleicht ihren Höhepunkt in dem Umbau des Großen Saals gefunden hat. Eine Sehnsucht nach diesem vollkommenen, innerlichen Gebäude, das das Erste Goetheanum war. Diese Sehnsucht kommt in den Details zum Vorschein, die aus dem ersten Bau übernommen wurden, und in diesem Erinnerungszimmer, in dem die verbliebenen Teile der Ersten Goetheanum gezeigt werden. Inwieweit ist der Bau und das ganze anthroposophische Werk der Vergangenheit verpflichtet? Das ist nicht einfach zu beantworten, wenn wir bedenken, dass diese Vergangenheit sehr zukünftig ist.

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Das Goetheanum, ein Bild für was? Wenn man um das Gebäude läuft, kann man nicht übersehen, dass jede seiner vier Seiten wie ein Bild, wie eine Kulisse vor uns steht. Man steht wie vor vier Bildern mit verschiedenem Charakter. Süd und Nord sind am ähnlichsten und doch gegensätzlich; der Menscheneingang und der Wareneingang. Ich kenne kein Gebäude des 20. Jahrhunderts, in dem der Bildcharakter so weit über der Funktion steht, dass sogar die Kräfte, wie das Tragende und Schiebende, abgebildet sind. Ein Prinzip, das Steiner in der Architektur fordert, aber es verwandelt das Gebäude in ein Bild. Ein Bild unterscheidet sich von der Wirklichkeit, indem etwas durch ein anderes zum Vorschein kommt. Wenn ich einen Apfel in Öl male, dann erscheint der Apfel durch das Öl. Jedes Gebäude hat einen Bildcharakter, ist ein Bild von einem bestimmten Denken, und gleichzeitig ist es eine funktionierende Wirklichkeit. Man muss sich fragen: das Goetheanum, ein Bild für was? Was erscheint durch den Beton? Ich schließe mit meinem Notizbucheintrag: «Wenn es uns gelingt, den Bau als eine Problemstellung zu lesen und nicht als ein Gegebenes, das wir nur schützen und bewahren sollen, dann werden seine Formen einmal Sinn haben. Dann werden sie das Bild von dem, was die Anthroposophie am Werden ist und sein wird oder sein kann.» – Dieser Bau ist eine Art Sphinx, die uns fragt: Was ist eigentlich die Anthroposophie, was soll sie sein? Er ist nicht die Antwort, er schafft nur den Umraum, um diese Fragen zu stellen. Zvi Szir ist Mitbegründer der ‹neuen kunstschule basel›, Maler, Vortragsredner und Autor, unter anderem auch diverser Theaterstücke. Aufgeschrieben von Philipp Tok.

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REINHOLD J. FÄTH

ANTHROPOSOPHISCHE BILDERRAHMEN Im Goetheanum können derzeit 48 ausgewählte Werke dieser bisher kaum gewürdigten Kunstgestalten besucht werden. Der Autor eröffnete diesen Teil des Ausstellungsprojektes ‹Goetheanum Einszueins›.

‹Der Anthroposophische Bilderrahmen› lautet der Titel der am 3. Oktober 2011 in Dornach eröffneten Ausstellung. Sie zeigt vorwiegend leere Rahmen, nur einige Exponate beinhalten die Bilder, für die die Rahmen gefertigt wurden – eine kunstgeschichtliche Premiere, die erstmals ‹anthroposophische› Bilderrahmen in großer Vielfalt und herausragenden Exemplaren würdigt und kontrastreich im und zum östlichen Rohbautreppenhaus des Goetheanum inszeniert. Zwar ist das Adjektiv ‹anthroposophisch› für den Rahmenstil aus Dornach weder definiert noch etabliert, aber wer diese Rahmen kennt, weiß, wovon die Rede ist. Oder meint es zu wissen, denn wir reden von zweierlei Rahmen: Es gibt viele sehr gute Rahmen und sehr viele weniger gute. Wer vorwiegend mit letzteren Bekanntschaft gemacht hat, wird vielleicht der Ansicht sein, dass man anthroposophische Rahmen besser stillschweigend ignorieren sollte, statt sie auszustellen. Denn der Zeitgeschmack tendiert nach schlichteren Formen des Bilderrahmens und ganz anderen Auffassungen seiner ästhetischen Funktion. Typisch anthroposophische Bilderrahmen setzen das Bildgeschehen in den Rahmen hinein fort, indem sie Formgesten auf der Bildfläche in ein Rahmenrelief transformieren oder Bildinhalte plastisch-gestisch kommentieren und narrativ ergänzen. Was auf Seiten anthroposophischer Bildhauer aufgrund einiger Anregungen Rudolf Steiners Bestandteil ihres künstlerischen Programms wurde, galt anderen hingegen schon lange als ästhetische Fehlentwicklung. So schrieb Georg Simmel in seinem ästhetischen Versuch über den Bilderrahmen im Jahre 1902: «[...] die Fortsetzung des Bildinhaltes in den Rahmen hinein [...], eine zum Glück seltene Verirrung.»1 Schon in ihrer Entstehungszeit Ende der 1920er-Jahre standen die sich ausbreitenden anthroposophischen Rahmen mit ihrem manchmal neobarock anmutenden Schnitzwerk quer zum minimalistischen Trend in der Kunstwelt, wobei die Gründe nicht allein rahmenästhetische waren, sondern gleichermaßen die Bildinhalte betrafen und darüber hinaus den damit verbundenen Bildgebrauch. Die innerhalb der anthroposophischen Rahmen versammelte Bilderwelt veranschaulicht zu weiten Teilen ein religiös gestimmtes Kunstbedürfnis, das Rudolf Steiner anlässlich der Eröffnung des ersten Hochschulkurses am Goetheanum erläuterte: «Wem die

Natur ihre offenbaren Geheimnisse durch geistiges Schauen zu enthüllen beginnt, sodass er sie ideengemäß ausdrücken und künstlerisch gestalten muss, den drängt das Innerste seines Gemüts danach, das Erschaute und in Gestaltung Festgehaltene mit religiösem Sinn zu verehren.»2 Architektur, Plastik und Malerei des Ersten Goetheanum drückten geistig Erschautes in künstlerischbildlicher Gestaltung aus, die als Gabe der geistigen Welt, als Göttergeschenk, aufgefasst wurde. Die spirituell Suchenden um Rudolf Steiner fanden sowohl ideell als auch in künstlerischen Formen einen Pfad der Verehrung vorgezeichnet. Devotionell gestimmte Kunstbetrachtung erfüllt seelisch-spirituelle Aufgaben im Kontext des anthroposophischen Schulungsweges und beinhaltet eine modifizierte Fortführung der historischen Tradition ikonoduler Bildpraxis, die auch mit Bildkopien beziehungsweise mit reproduzierten Abbildungen «funktioniert». Deshalb finden sich – oft in aufwendig geschnitzten Rahmen, deren Gestaltung spezifisch auf Inhalt und Form der Bilder Bezug nimmt – überaus zahlreiche Reproduktionen des Goetheanum, von dessen Malereien, Glasfenstern und der Figur des Menschheitsrepräsentanten, aber auch von bestimmten Madonnenbildern (meist Raffaels Sixtina), Christusantlitzen oder Engeldarstellungen – und von Steiner-Porträts. Hier beginnen die Irritationen, denn der zeitgenössische Umgang mit Kunst kann die Verwendung eines billigen Kunstdrucks im teuren Rahmen nicht nachvollziehen. Befremdlicher noch wirkte die in anthroposophischen Institutionen und Privaträumen «allgegenwärtige» Fotografie Rudolf Steiners im holzgeschnitzten Rahmen. Seit dem Tode Steiners 1925 wurde sein Bild Kult – wiederum im Kontext einer spirituellen Bildfunktion, die eine seelisch-geistige Bezugnahme zu Verstorbenen demonstrierte, über deren Fortleben und -wirken man sich gewiss war. Es soll sogar den mündlichen Hinweis Steiners gegeben haben, dass eine okkulte Kraftkommunikation mithilfe (s)einer Fotografie erleichtert werden könne. Dass aber Jahrzehnte später – nach Hitler und Stalin – jeglicher Personenbilderkult um Lehrer, Führer und Gurus eine Tabuisierung erfuhr, führte zu weiteren und weit größeren Irritationen gegenüber dem anthroposophischen Bilderrahmen, der nun vielfach mit sektiererischem Personenkult um Steiner konnotiert wurde.

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In journalistischen Berichten über Feiern zu Rudolf Steiners 150. Geburtsjahr kann in den unterschiedlichsten Blättern nachgelesen werden, wie immer wieder mit spöttischen Untertönen die Rede ist «von dem traurigen allwissenden Propheten im geschnitzten Rahmen».3 Die Holzrahmen mit Steiner-Fotografie fallen – zusammen mit einigen anderen Merkwürdigkeiten der anthroposophischen Szene – aus der Regel zeitgenössischer Konventionen: «An der Wand hängt ein Foto von Rudolf Steiner in einem unregelmäßig geformten Holzrahmen. Die inneren Bilder haben auch keine geraden Kanten. [...] Die geschwungene Typografie auf den Flyern. Esoterische Reizwörter wie Astral- und Ätherleib.»4 Kein Wunder, dass all die schrägen Blicke auf die anthroposophischen Holzrahmen längst dazu verführt haben, sie abzuhängen und zu WaldorfFlohmarktartikeln zu deklassieren. Wie gesagt, müssen wir von zweierlei Rahmen sprechen: erstens von der Klasse der wirklich originellen handgeschnitzten Künstlerrahmen vorwiegend aus den Endwanziger- und Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts und zweitens von laiengeschnitzten oder maschinell-seriellen Nachahmungen, die beide zu einer buchstäblichen Verflachung des kunstvollen anthroposophischen Bilderrahmens führten. Aber nach welchen Kriterien lassen sich Bilderrahmen als ‹anthroposophisch› einordnen? Wenn man den Begriff ‹anthroposophische Kunst› akzeptiert, weil Rudolf Steiner selbst und viele – aber nicht alle – der Künstler in seiner Nachfolge diesen Begriff für das proklamierte Neue ihrer Kunstrichtung gebrauchten, dann bilden die anthroposophischen Rahmen ein eigenes Kapitel anthroposophisch-skulpturaler Kunst. Und tatsächlich finden sich in der Formgebung der Rahmen die spezifischen Hinweise realisiert, die Rudolf Steiner für die holzbildhauerische Ausgestaltung des Ersten Goetheanum gab. Im frühen Typus des anthroposophischen Rahmens darf man eine Art Ableger des organisch gestalteten, in Holz geschnitzten ersten Goetheanum-Baus sehen, zumal die allerersten geschnitzten anthroposophischen Rahmen dieses Stils die hölzernen Fenster- und Türrahmen dieses Monumentalbaus waren. Die Rahmen fungierten als reale Erinnerungsstücke, waren aus dem gleichen Holz geschnitzte Memoria wie Aedicularahmen, die fotografische Erinnerungsbilder umschlossen. Ein anthroposophischer Bilderrahmen avancierte jüngst zum vielbeachteten Bilderrahmenstar der Ausstellung ‹Rudolf Steiner. Die Alchemie des Alltags› des Vitra-Design-Museums. Im Ausstellungskatalog findet sich der Rahmen ganzseitig abgebildet neben formal verwandten Beispielen des tschechischen Kubismus. Angesichts

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dieser Zusammenstellung darf man konstatieren, dass im frühen 20. Jahrhundert allein die anthroposophischen Künstler einen innovativen, originellen Rahmenstil entwickelten! Von einem vergleichbaren kubistischen Bilderrahmenstil kann keine Rede sein: «Weder brachte der Kubismus einen eigenen, innovativen Rahmenstil hervor, noch konnte bislang generell ein besonders ausgeprägtes Interesse am materiellen Rahmen (und an der Rahmung) der Bildwerke von Seiten der kubistischen Künstler festgestellt werden.»5 Zwar haben sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts viele, vielleicht die meisten Künstler mit der Rahmenfrage befasst und haben ihre je eigenen Lösungen gefunden oder gesucht – jedoch manifestierte nach der Jugendstilbewegung keine avantgardistische Künstlergruppe ihren eigenen Rahmenstil. Der bis dato dauernde anthroposophische Bildhauerrahmenstil mit vielen Hunderten von typischen Exemplaren ist ein singuläres Phänomen der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts. Außerhalb der anthroposophischen Bewegung schien es, als ob sich das Rahmenproblem erübrige, je mehr die Maxime ‹Less Is More› des Funktionalismus in Architektur und Design dominierte. Der entsprechende White Cube der Galerien und Museen für moderne Kunst schuf einen neuen architektonischen wie artifiziellen Kontext für zeitgenössische Gemälde; und wer Bilder für diese Wohn- und Kunstwelten produzierte, konnte stilistisch adäquat den Bilderrahmen zur schmalen Leiste minimalisieren oder gänzlich neutralisieren. Das Phänomen der Rahmenlosigkeit in der modernen Kunst kann sehr verschieden und gegensätzlich interpretiert werden: Will der imaginäre Bildraum zum ‹reinen› Farbobjekt konkretisiert werden – oder räumlich entgrenzt und erweitert? Tsuneyoshi Tsudzumi hat in seinem Buch ‹Die Kunst Japans› (1929) den gesamten Gegensatz zwischen westlicher und östlicher Kunst (die keine Bilderrahmen kennt) auf die Begriffe der Rahmenlosigkeit und Rahmenhaftigkeit gebracht. Inwiefern das nicht nur ein Licht auf die beginnende Ära des gerahmten Bildes seit der Renaissance und damit der neuzeitlich-ästhetischen Kunst6 wirft, sondern auch auf die Entgrenzung des Bildfeldes in der Moderne, ist im Hinblick auf die anthroposophischen Rahmengestaltungen eine weitere spannende Rahmenfrage. Entgrenzt der geschnitzte Rahmen den Bildinhalt, wenn er ihn aufgreift und skulptural erweitert? Angesichts der ausgestellten anthroposophischen Rahmen im Goetheanum kann es geschehen, dass man vor leeren Rahmen voller Fragen verweilt: Welche Arten von Grenze ziehen Bilderrahmen eigentlich? Seit jeher überbrücken sie auffallend oft plastisch


JOHANNES-MARIA WEBER

rahmentagebuch beziehungsweise skulptural die Grenze zwischen realem Alltagsraum (Architektur) und imaginärem Bildraum (Malerei) mittels rhythmisch pflanzlicher oder abstrakter Ornamentik. Legten die Künstler mit ihren Schnitzereien ein Art Äthersphäre als Schein des Lebendigen um das Bild? Welche Aura erzeugen anthroposophische Rahmen? Erinnert nicht so mancher Rahmen der Ausstellung an die Abkunft der neuzeitlichen Rahmen vom geschnitzten mittelalterlichen Altarwerk und damit wiederum an den einstigen kultisch-sakralen Kontext? Steht man hinsichtlich der Rahmenexponate einem vergangenen historischen Phänomen gegenüber oder wird dieser Impuls fortleben? Wer waren die Künstler, die diese Rahmen schnitzten? Haben sie sich zu ihren Intentionen und ihren Werken geäußert? Welche Anregungen zur Rahmengestaltung gab Rudolf Steiner – für wen und für welche Bilder? In welchem Zusammenhang stehen die anthroposophischen Bilderrahmen mit der Entwicklung der anthroposophischen Malerei? So ließe sich weiter und weiter fragen, und wollte man all die Fragen, die den leeren Rahmen entspringen, auf die freien Wandflächen des Treppenhauses schreiben, so würde sich vielleicht herausstellen, dass keine Antworten mehr Platz fänden. Obwohl die Ausstellung ‹Anthroposophische Rahmen› an den Wänden des Treppenhauses keine Antworten beziehungsweise keine schriftlichen Informationen bietet und auch kein zweisprachiger ‹Leere-Rahmen›-/‹Empty-Frames›-Katalog diese Ausstellung feiert, so haben die Initiatoren mit ihr nichtsdestoweniger Kunstgeschichte geschrieben. Dieser Beitrag basiert auf Ausführungen von Reinhold J. Fäth während des Michaelisymposions am Goetheanum, mit denen er die Ausstellung ‹Der anthroposophische Bilderrahmen› eröffnete. Sie ist Teil des Ausstellungsprojekts ‹Goetheanum Einszueins›. 1 Georg Simmel: Der Bilderrahmen – ein ästhetischer Versuch, in: ‹Der Tag› vom 18. November 1902. 2 Aus dem Autoreferat der Ansprache vom 26. September 1920 zur Eröffnung des ersten Hochschulkurses am Goetheanum, geschrieben für die ‹Waldorf-Nachrichten›, März 1921. 3 Philipp Blom: Der Christus des kleinen Mannes, in: ‹Süddeutsche Zeitung› vom 26./27. Februar 2011. 4 Oswald Heissenberger: Pottschach und Rudolf Steiner: Eine Spurensuche zum 150. Geburtstag, in: Zeitschrift ‹Falter› Nr. 8/2011. 5 Christine Traber: In Perfect Harmony? Entgrenzungen in der Kunst des frühen 20. Jahrhunderts, in: Eva Mendgen (et al.): In Perfect Harmony. Bild + Rahmen 1850 – 1920, S. 235. 6 Siehe Hans Belting: Bild und Kult: Eine Geschichte des Bildes vor dem Zeitalter der Kunst, München 1990. Reinhold J. Fäth hat Kunst, Kunsttherapie und Kunstgeschichte studiert sowie über ‹Rudolf Steiner Design› promoviert; er erwarb den Meisterbrief im Schreinerhandwerk und hat eine Kunstprofessur. Fotografien von Charlotte Fischer (vorangehende Seite) und Magdalena Vollmer (links oben)

vom aufbau der ausstellung

September 2010 bis August 2011 | Erfassung Das Rudolf-Steiner-Archiv, die Kunstsammlung am Goetheanum und einige Privatpersonen werden gebeten, ihre Sammlungen zur Verfügung zu stellen. Besichtigungstermine für eine fotografische Erfassung werden vereinbart. Als Ausstellungsort tritt, trotz seiner Unfertigkeit, zusehends das Nord-Ost-Treppenhaus des Goetheanum in den Fokus, da es in seiner Aura des ‹work in progress› zum Gesamtprojekt passt. Der publizistisch als Rahmenspezialist hervorgetretene Reinhold J. Fäth wird angefragt, die Ausstellung zu eröffnen. September 2011 | Sichtung In den Archiven werden die Rahmen nach Geeignetheit, Gestalthöhe und Eigenart vorsortiert und in die Dokumentation am Goetheanum verbracht. Die Besuche in Dornacher Wohnstuben hinterlassen verblichene Bildschatten an geplünderten Wohnzimmerwänden. 6. September 2011 | Öffnung Der Prozess der Entrahmung sowie eine restauratorische Bestandsaufnahme beginnen. Die Rückseiten, zumeist Kartoneinlagen, sind durch Drahtstifte fixiert und oft mit Klebestreifen zusätzlich am Rahmenholz befestigt. Fast alle Kartons sind durch Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen erheblich verzogen. Die Klebestreifen sind teils sehr alt und pulverisieren unter den Händen, viele Fixierstifte sind stark oxidiert. Die Rahmen, die aus einem Stück Holz gefertigt wurden, sind Schwindprozessen besonders ausgesetzt und haben Verwindungen erlitten. Bei manchen Rahmen sind die Glasplatten aufgrund der Schrumpfungen ins Holz eingewachsen. Viele zeigen Abstoßungen, die von unsachgemäßer Handhabung stammen. Einige wenige Rahmen haben frisch und liebevoll versiegelte Rückseiten, die Herausnahme käme einem Einbruch gleich, sodass von dem Konzept der vollständigen Entbilderung im Einzelfall abgewichen wird. 8.September 2011 | Befreiung Bei vielen Rahmen sind die inwendigen Bildträger, oft emulsionsbeschichtete Fotografien, mit den abdeckenden Glasplatten verbacken und müssen mit größter Sorgfalt entnommen werden. Der Zustand der Bilder reicht von Stockfleckigkeit, Vergilbung, Randfraß bis zu Milbenbefall, Verpuppungen und Eiermadenzeilen in den Falztiefen der Rahmen. Die Kleinstlebewesen ge-

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deihen offensichtlich gut in dem Mikroklima der Rahmentaschen, wo Wärme, Feuchtigkeit und organische Klebstoffsubstanzen zusammenwirken. Diese werden abgesaugt und entfernt. Sowohl die hölzernen Rahmen wie die befreiten Ikonen scheinen einem dabei zuzuzwinkern, die Säuberung und Lüftung ihres Zustandes sichtlich genießend. Der Vorgang regt Gespräche über die anthroposophische Erinnerungskultur an. Kann ein als Würdigung gedachter Rahmen zur vergessenen Gefängniszelle werden?

ihre speziellen Höhen- und Lichtverhältnisse. Die abschließenden Arbeiten werden von Kommentaren begleitet, die sich dem Vorhaben kritisch entgegenstellen. Die viele Arbeit in diesem abseitigen Treppenhaus sei vergeudet, es gäbe weit geeignetere Räumlichkeiten. Das Entfernen der Bilder aus den Rahmen käme einer Entseelung gleich. Man könne die Rahmen, die ja speziell für bestimmte Bilder gefertigt worden seien, nicht ohne diese Bildwerke ausstellen. Was man damit bezwecke?

19. September 2011 | Reinigung Die Rahmen sind stark verstaubt und werden vorsichtig gereinigt. In der Patinierung von manchen sind verblichene Pflanzenfarbpigmentierungen zu erkennen, die die Bildmotive weiterführen, um die plastischen Schnitzformen, die Verläufe von innen nach außen, farblich zu verstärken. Manche Rahmenrückseiten tragen Etiketten der Rahmenwerkstätten, die die Pflege des Holzes mit Bienenwachs anempfehlen.

2. Oktober 2011 | Eröffnung Der ‹Rahmenfachmann› kommt, nimmt die Ausstellung in Augenschein und ist begeistert. Die ersten Führungen zeigen waches Interesse und eine intensivierte Beachtung der sehr verschiedenen Gestaltungsansätze. Von sehr feinen, fast flimmernden Oberflächen bis hin zu gewollt groben Schnitzspuren reicht die Schau. In gewissen Lichtverhältnissen wird die Materialität nicht selten mit metallisch getriebenem Kupfer, Messing oder Bronze verwechselt. Vermehrt treten Fragen über die ausgestellten Schnitzer beziehungsweise über die verwendeten Hölzer auf. Die leeren Rahmen regen an, die fehlenden Bildinhalte nur anhand der Rahmenfiguren herbeizuimaginieren. Was versucht wurde, scheint geglückt, nimmt man das Fazit einer älteren Besucherin ernst: «Da wird der Rahmen zum Bild.»

22. September 2011 | Kontextualisierung Die anspruchsvolleren Rahmen, von Bildhauern und Architekten, tragen Werkzeichen, zumeist die Initialen der Künstler. In Bleistiftabreibungen werden diese erfasst und somit Werklinien entlang der Signaturen deutlich. So wird eine ungefähre Einordnung der Entstehung möglich sowie die Entwicklung des Œuvres bestimmter Schnitzer nachvollziehbar. 23. September 2011 | Auswahl Die Rahmen werden je nach Dimension, Schnitzart und Besonderheit in Familien gruppiert. Zugleich erfolgen Experimente zur Präsentation und der erwünschten Diebstahlsicherung. Trägerplatten werden zugeschnitten und mit Quarzfarbe und pigmentierter Lasur gestrichen. In den elf Ebenen des Treppenhauses werden die etwa 50 ausgewählten Werke den infrage kommenden Wandflächen zugeordnet. Beleuchtungsprobleme werden sichtbar. 25. September 2011 | Hängung Die Anbringung der massiven Rahmen erfolgt auf hoher Leiter mit schwerem Bohrgerät. Die Enge und Höhe des Treppenhauses verlangt Improvisationsvermögen. Um die Musikalität der Anordnung zu wahren, fordert jede Etage

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Die Ausstellung ‹Der anthroposophische Bilderrahmen› ist Teil des Erkundungsprojektes: ‹Goetheanum Einszueins› und vom 2. Oktober 2011 bis 7. Januar 2012 im Goetheanum zu sehen. Zu sehen sind Werke von Oswald Dubach, Siegfried Pütz, Hermann Ranzenberger, Paul Bay und anderen. Begehungen jeden ersten Sonntag im Monat von 15–18 Uhr und auf Anfrage während den Öffnungszeiten des Ausstellungsraumes in der Schreinerei. Führungen durch die Ausstellung auf Anfrage unter der Email-Adresse: einszueins@goetheanum.ch. Oben: Abgepauste Werkzeichen der Schnitzer. Fotografie rechts von Johannes Nilo.


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MARTIN KOLLEWIJN

DER LICHTSCHMIED JAMES TURRELL Vor wenigen Wochen ging in Järna in Schweden die Ausstellung ‹See!Colour!› zu Ende. Ein Anlass, auf das besondere Ereignis zurückzublicken.

Von Hunderten Ausstellungen weltweit nennt James Turrell drei seine bislang wichtigsten: Amsterdam 1976, Wien 1998 und Järna 2011. Kein Museum könnte weitläufiger sein als das Kulturforum Järna. ‹See!Colour!› zeigte zugleich mit Turrell drei weitere Ausstellungen: Farbenlehre, Hilda af Klint und Rudolf Steiner. Alle vier haben mit dem Weg zwischen äußerem und innerem Sehen zu tun. Hilma af Klint wurde unversehens zu einer Pionierin der Moderne, als sie sich auf die Suche machte nach einer okkulten Malerei. Die 24 Wandtafelzeichnungen Rudolf Steiners zeigen eindrucksvoll, wie aus dem Dunkel verschwundener Sinneswahrnehmung eine imaginative Farbwelt aufleuchten kann. James Turrell schafft Räume der Licht-Seelen-Atmung. In der Ausstellung von 1976 im Stedelijk-Museum von Amsterdam sah man am Ende eines sich verjüngenden, dunklen Ganges ein helles Lichteck aufscheinen. Man konnte sich erinnert fühlen an den ägyptischen Aufweg vom Tal- zum Totentempel, wo am Schluss die Pyramide als schwereloses Dreieck aus Licht sichtbar wurde. Turrells Lichtskulpturen in Amsterdam hinterließen einen bleibenden Eindruck. Der niederländische Dichter und Maler Lucebert dichtete: james turrell der künstler macht nahtlose räume im museum von amsterdam räume abgewandt von allem schatten und von der unbill alles leiblichen ich wusste hier wird ein schmied des lichtes der diener meiner augen denn ich sah wie zum ersten mal mich selbst und ich sah in der stille eines wasserfalles in der ferne mich selbst gemacht um das licht als fluss zurückzutragen zur sonne Die Großmutter von James Turrell, der aus einer Quäkerfamilie stammt, pflegte zu sagen: Bei dem stillen Sitzen der Quäker ginge es darum, nach innen zu gehen, um das Licht zu begrüßen. Das ‹to go inside, to greet the light› traf James und er merkte, dass man auch mit geschlossenen Augen sehen kann. In seinem späteren Werk interessiert ihn die Frage: Wie kann ich von außen so arbeiten, dass es einem die Art, wie wir von innen sehen, in Erinnerung ruft?

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In Järna war zu sehen, wie Turrell zu diesem Ziel von außen aufwendige Bauten und Installationen von höchster technischer Präzision schafft. Die Räume dieses Schmiedes sind, wie Lucebert schrieb, «nahtlos». Die Perfektion lässt das Materielle verschwinden und das Licht räumlich greifbar hervortreten. Indem es uns dabei von innen unser Sehen sehen lässt, führt es uns zugleich zu uns selbst. Der Impressionismus begann damit, statt die Gegenstände der Natur wiederzugeben, die Farben und das Licht zu malen, durch die uns Gegenstände erscheinen. Damit setzte eine Entwicklung ein, die schließlich zur Auflösung der Gegenständlichkeit führte. Bei Turrell wird diese Entwicklung weitergeführt, indem er Licht und Farbe losgelöst von aller Gegenständlichkeit erlebbar macht. Am klaren Gegenüberstehen der Gegenstände bildet sich im Tagesbewusstsein aber unser Selbstbewusstsein. Verfließt die gewohnte Grenze zwischen Selbst und Welt, muss das Selbstbewusstsein eine neue, innere Stütze finden. Im ‹Ganzfeld› sieht man nicht mehr, wie nah oder weit die Wände sind. Man fühlt sich in einem Farbmeer. Da ertappt man sich dabei, immer wieder die Arme verschränkt zu halten, als würde man den verlorenen Halt dadurch ersetzen wollen.

Dark Matters – a Dark Space Wir betreten einen dunklen Flur, der nach einigen Wendungen in einen auf den ersten Blick stockdunklen Raum führt. Bald erscheint ein schimmerndes Licht, von dem man zunächst nicht weiß, ist es draußen oder vielleicht das innere Nachbild einer vorangegangenen Wahrnehmung. Als solche Nachbilder klingen in mir Eindrücke des Treppengeländers und Bilder der vorher gesehenen Kratermodelle nach. Wenn ich den Kopf bewege, bleibt das schimmernde Licht aber an derselben Stelle: Es bewegt sich nicht mit wie die Nachbilder. Nur dadurch weiß ich, dass es sich um eine gegenwärtige äußere Wahrnehmung handelt. Die Stärke des Lichteindrucks variiert, und es ist mir nicht möglich, den Abstand zu dem Licht zu bestimmen. Die Gewöhnung des Auges an die Dunkelheit dauert eine Weile, dann kann es immer mehr vorher Unsichtbares in der Dämmerung unterscheiden. Dark Matters bewirkt eine Art Reinigung der Sehorganisation.

Shonto – a Tall Glass In einem kleinen Raum leuchtet an der Wand ein großes Farbfenster. Es erinnert an Rothko. Ganz langsam ändert sich die Farbe. Bald ist das Bild mehrfarbig, dann wieder fast monochrom. Komplementär dazu wechselt die leichte Färbung der leuchtenden Seiten.


‹see!colour!› in järna Amrta – a Ganzfeld Piece Wieder sitzt man vor einem türgroßen, leuchtenden Bild. Die Farbe changiert zwischen Blau und Rot. Man hat das Gefühl, in das Bild eintreten zu können. Fasst man sich ein Herz und geht auf das Bild zu, merkt man: Die Bildgrenze lässt sich tatsächlich durchschreiten und man tritt ein. Ein weites Meer von Licht umgibt einen. Über zahllose Stufen steigt man in den von leuchtenden Wänden gebildeten haushohen Farbraum hinab. Durch eine hintere Wandöffnung, die wie ein Bild in Komplementärfarbe wirkt, kann man das Ganzfeld schließlich wieder verlassen.

Bindu Shards – Gasworks Piece Rücklings in eine große, weiße Kugel geschoben (wie in einem Magnet-Resonanz-Tomografen), wird man in Bindu Shards einem Bombardement von Licht- und Farbeindrücken ausgesetzt. Das Lichtblitzgewitter wird von Musik begleitet und von der Innenseite der Kuppel reflektiert. Man erlebt aber alles im Kopf, ohne dass man zwischen Innen und Außen noch unterscheiden könnte. Die Lichteindrücke rufen assoziativ verwandte Muster aus dem Gedächtnis hervor und verschmelzen damit zu einem kaleidoskopischen Mosaik bizarrer Gestalten. So mit den Automatismen der eigenen Sehorganisation konfrontiert, kann man Bindu Shards als eine kraftvolle Katharsis dieser Organisation betrachten.

Outside Insight– a Skyspace In der Sinnesphysiologie nennt man das Phänomen ‹Simultankontrast›: Der Ton einer Farbe hängt von der Farbigkeit des Umfeldes ab. James Turrell führt diese Sinneserfahrung in seinem Dämmerungsobservatorium an Grenzen. Man sieht in einen kreisrunden Raum. Die Wand wird ohne Kontur zur Decke und dort eine scharf gezogene, runde, menschengroße Öffnung, durch die das Himmelsblau fällt. Aus dem Monolog des Farbverlaufes der Dämmerung macht Turrell nun einen Dialog: Er flutet mit satten Farben die Decke, sodass der blaue Himmel, mal smaragdgrün, dann in einem sanften Wechsel kupferrot erscheint. Dass Farben immer aus Verhältnissen ihre Identität bilden, lässt sich wohl kaum poetischer und zugleich kraftvoller zeigen als mit dem turrellschen Kunstlicht in der Installation Skyspace, die Järna weiter erhalten bleibt.

Rembert Biemond, der viele Jahre am Goetheanum tätig war und anschließend unter anderem ein Handelsunternehmen für Biofrüchte führte, koordiniert seit diesem Jahr die Kulturarbeit in dem anthroposophischen Initativenverbund Järna. Mit der Organisation der Ausstellung ‹See!Colour!› feiert er seinen Einstand. Drei Fragen an ihn: Wie konnte so eine große Ausstellung möglich werden? Da kam viel zusammen. Zum einen war es der ruhige Enthusiasmus von Turrell, dann das Engagement der Studienabgänger des Youth Initiative Program. Ihre Mitarbeit bildete den Kern. Schließlich gelang es von mehreren Hundert Freiwilligen, dass uns insgesamt mehr als 20 000 Arbeitsstunden gespendet wurden. Drei weitere Punkte sind: die Geschichte des Ortes Järna, vielleicht auch meine angesammelte Lebenserfahrung mit größeren Kulturprojekten und ‹last but not least‹ die Zusammenarbeit zwischen Anders Kumlander und mir und die bedingungslose auch finanziell großzügige Unterstützung durch die Vidarstiftung. Gibt es schon ein Resümee von ‹See!Colour!›? Vieles so Angestoßene geht weiter, wirkt weiter. Was die Turrell-Werke betrifft: Der Skyspace bleibt – das andere Highlight, ‹das Ganzfeld›, wird noch einen weitereren Sommer lang zu sehen sein. Viele der Freiwilligen wollen nächsten Sommer wiederkommen. Auf jeden Fall haben wir in der Öffentlichkeit einen neuen Stand gewonnen. Ausstellungen sind ein niederschwelliges und dennoch sehr wirksames Mittel, um Menschen einzuladen. Deshalb wird es sicher nicht die letzte Ausstellung gewesen sein. Was macht die Ausstellung für Järna aus?

Martin Kollewijn ist freischaffender Philosoph in Berlin.

Sicher die Hälfte der 24 500 Besucher war vorher nicht in Järna gewesen. Es steht also anders in der Landschaft. Die Kunstwelt haben wir mindestens verblüfft mit diesem Start. Für wie lange, weiß ich nicht, aber Järna steht nun auf der Karte für moderne Kunst. Intern hat es sicher zu etwas mehr Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Organisationen in Järna beigetragen und zu etwas mehr Selbstbewusstsein geführt.

Foto von James Turrell (oben links) vom Kunstmuseum Wolfsburg. Foto von Rembert Biemond (oben rechts) von Wolfgang Held.

Es ist ein Bewusstsein entstanden, dass wir zusammen etwas Größeres leisten können.

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GANZFELD (OBEN): FOTO VON FLORIAN HOLZHERR SKYSPACE (LINKS): FOTO VON ANDIKA PRADANA © JAMES TURRELL

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JASMINKA BOGDANOVIC

DIE SEELE BRAUCHT DISTANZ Die Malerin, Eurythmistin und Farbforscherin Jasminka Bogdanovic über ihre Erlebnisse in James Turrells Lichtinstallationen

Die Fragen nach dem Licht, dem Hell-Dunkel und der Farbe gehören zum Existenziellsten des Menschen. Kunst ist eine Art der Verhältnisäußerung diesen Weltentitäten gegenüber, eingebettet in einen langen Entwicklungsstrom: Wie aktiv-wach erfahre ich ihre Erscheinungen? Wie empfänglich-aufmerksam öffne ich mich für ihre Phänomene? Diese Fragen werden für eine (Wesens-)Begegnung mit dem Licht, der Dunkelheit und der Farbe entscheidend sein. Der amerikanische Künstler James Turrell befasst sich mit dem farbigen Licht auf seine einmalige Art. Dreimal hatte ich die Möglichkeit, seine Rauminstallationen zu erleben: 2007 in Zürich, 2010 in Wolfsburg und 2011 in Järna, dort im Zusammenhang mit dem Projekt ‹Experiment Farbe›. Eine Art exklusive Schönheit und bewusste Seherfahrung ist das Echo der Zürcher Ausstellung, und es stellte sich mir die Frage, ob Kunst einmal die Aufgabe haben wird, unsere verkümmerten Sinne zu beleben und uns an ihre Existenz wieder zu erinnern. In Wolfsburg konnte ich erstmals die große Installation ‹Ganzfeld› begehen. Die Eingangsöffnung dorthin wirkte von außen wie ein samtig gefärbtes, zweidimensionales Bild; dies betrat ich und tauchte über die steile Balustrade ein in die milchige Bläue des Raumes, mein Bezug zum Gleichgewicht schwand. Die Vorfreude stieg in mir auf: all die Jahre der Schulung, bewusst in der Farbe, mit der Farbe und aus der Farbe zu gestalten, schienen ihre Antwort in diesen Farbfluten zu erfahren; ich staunte, lauschte, wünschte mir absolute Stille der Konzentration. In dieser perfekt inszenierten Raumgestaltung konnte ich verschiedene Beobachtungen machen: An den Eingangs- und Ausgangsöffnungen zeigten sich komplementäre Farben zum farbigen Licht im Raum (Simultan- und Sukzessivkontraste). Eine Farbstimmung wechselte zeitgesteuert die andere ab, gerade rechtzeitig, bevor das Auge mit den nachgebildeten Komplementärfarben die farbige Umgebung nivellierte (Museumswächter beschrieben, dass sie nach einer Weile keine Farben mehr sahen).

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Ich versuchte, mit dem Blick an keinem Gegenstand hängen zu bleiben, denn sofort wurde daran mein Gegenstandsbewusstsein wach, und die gewollte Wirkung, nur bei der Farbwahrnehmung zu bleiben, geschwächt. So erlebte ich zum Beispiel, wie mein Körper vom Rot verdrängt und vom Blau nach vorne mitgenommen wurde (diese Aktivitäten der Farben sind vom seelischen Erleben wohl bekannt, das Neue war, dies so körperlich zu erfahren); da der Boden bodenlos und die Wände grenzenlos schienen, war das Verhältnis aufgehoben, mit der Bewegungstendenz zur Rundung hin. Dieser freigestellte Erfahrungsraum machte mich neugierig, ihn mit allen Sinnen zu erfahren, ich fragte nach den Qualitäten seiner Gesamtgebärde. Einige synästhetische Erlebnisse waren, dass der Klang verzerrt und klirrend laut wurde, mein Tasten erlitt einen kratzigen Widerstand, mein Lebenssinn Atemnot, meine Bewegungen waren wie unfrei und von außen bestimmt. Ich blieb eine Weile reflektierend im Erlebnisreichtum der Sinne und hoffte noch immer auf die Beseelung durch die Farbe, aber die große Überraschung war: Es gab keine seelischen Farberlebnisse, die eine eigene Fantasie beflügeln und Dynamik anregen konnten, es waren die Erfahrungen des Leibes, welche mich bestimmten: Es ist beeindruckend, wenn ein Sinnesorgan überlastet wird. Ich fragte mich, in welcher Schicht der Wirklichkeit ich mich gerade befand, weil ich nicht mehr hinaus mochte. Eine Art Süße stellte sich ein, alles geschah gleitend, raffiniert, künstlich. Ich fand meine Seele an meinen Leib gebunden und unerfüllt berauscht. In Järna blieb einige Zeit, sich dem Werk Turrells erneut zu widmen. Ich wiederholte meinen Gang zum ‹Ganzfeld› mehrere Male und suchte neue Ansätze im Erleben. Immer wieder erfuhr ich jedoch dasselbe: Farbige Sinnesüberflutung im träumenden Zustand von Seeligkeit. Augenüberreizung und eine an den Leib gepresste Seele, die sich nicht in ein frei atmendes Verhältnis zu ihrer Umgebung stellen konnte. Das Wunderbare aber war, dass, als ich hinaus ging, mir der Himmel immer wieder neu geschenkt wurde; die Natur leuchtete mir unendlich schön auf in dem Zauber des Übergänglichen der Farberscheinungen.


besprechungen

Michaeli am Goetheanum

von Christiane Haid Michaeli-Feier im Holzhaus am Goetheanum, 28. September 2011 Eröffnung des Ausstellungsprojektes ‹Goetheanum Einszueins›, Teil I, 29. September 2011 Am Vorabend des Michaelitages lud eine Initiativgemeinschaft aus dem Umkreis des Goetheanum zu einer Michaelfeier in das Holzhaus ein. Etwa 200 Teilnehmer saßen etwas gedrängt in einem Oval, das an den beiden Längsseiten durch zwei Kunstwerke eingerahmt wurde. Eine kurze Einleitung forderte die Teilnehmer auf, in einen ohne professionelle Ansprüche geprägten Kunstprozess einzusteigen. Der Reigen der Künste wurde von einem kleinen Sprechchor mit den zwölf Stimmungen Rudolf Steiners (Gerti Staffend) gleichsam als gewaltiges Bild der Weltenarchitektur eröffnet. Zwischen den Strophen erklang jeweils ein Leierquartett mit Kompostionen von Clemens van Bemmelen. Die Einfachheit und intime Ruhe des Leierklangs ließ die Kraft der Wortgestaltung besonders hervortreten. Ein zweiter Sprechchor (Beate Blume) mit den Mitgliedern der Initiativgruppe rezitierte anschließend den Michaelspruch ‹Wir Menschen der Gegenwart› von Rudolf Steiner. Dem schloss sich eine Betrachtung Alfred Frischknechts der Michaelplastik an, die von ihm, Astrid und Ulrich Oelssner nach einer vor wenigen Jahren entdeckten Entwurfszeichnung aus der Hand von Edith Maryon entstanden war: Michael stehend, mit mächtig ausgebreitetem Flügelschlag, zu seinen Füßen eine Gruppe von Menschen, die ihm die Hände entgegenstrecken, in Erwartung seiner weisenden Geste. Eine sich anschließende, kreisende Umgehung der Plastik durch alle Teilnehmer, die sich staunend und schauend um das Kunstwerk aus weißem Gips bewegten, ließ die Plastik in ihrer räumlichen Dimension erfahrbar werden. Eine Betrachtung (Markus Kühnemann) des Michaelbildes auf der anderen Seite des Saales führte zur Malerei weiter. Anders als

das rote Fenster erscheint das Motiv in dem Gemälde von Christine Cologna hier in Blau und Orange: Das rätselhafte Verhältnis zwischen Michael und dem Drachen. Michael wehrt hier nicht ab oder stößt den Drachen gar nieder – er besänftigt ihn vielmehr. Für mich entstand nach längerem Betrachten der Eindruck einer notwendigen Gesamtheit. Das Böse erscheint hier als Entwicklungsferment auf dem Weg zum Guten. Der Malerei folgte eine Chorkomposition von Felicia Birkenmeier, die den Opfern des Anschlags im norwegischen Utoya gewidmet war. In vielen Sprachen der Welt erklangen die Worte kosmopolitisch, dem Zeitgeschehen verbunden, im Raum. Rudolf Steiners Spruch ‹Wir Menschen der Gegenwart› repräsentierte die Dichtung, die wiederum ein kleiner Sprechchor (Beate Blume) rezitierte. Eine Ansprache von Andreas Worel unternahm den Versuch, das Zeitgeschehen mit hereinzuholen. Den Abschluss bildete die Eurythmie, die angeleitet von Erdmute Worel gemeinsam von allen Laut für Laut und Konsonant für Konsonant den Michaelnamen im eigenen Bewegen erkundete. Zuletzt eurythmisierte Eduardo Torres noch einmal den Michaelspruch ‹Wir Menschen der Gegenwart›. Wie ein feuriger Cherub bewegte er sich durch den eng besetzten Raum und ließ einen Hauch aus der andern Sphäre erahnen. Überrascht und aufgebaut durch das Erlebte ging man in die Nacht hinaus. Am Michaelitag begann, um 19 Uhr, von Johannes Nilo, dem neuen Leiter des Goetheanumarchivs, mit Jonas von der Gathen und Philipp Tok vorbereitet, ein Michaelisymposion mit dem Motto ‹Sprache Gesang Beton›, das die Ausstellung ‹Goetheanum Einszueins› eröffnete. Vor dem Westeingang lud ein kleiner Apéro zur Begegnung ein. Etwa 200 Menschen fanden sich im Gespräch, locker in Gruppen zusammenstehend, bis die Töne eines Trompetentrios aus dem Goetheanum und eines Alphorns vom Haus Duldeck den Umraum des Goetheanum zum Klangkörper gestalteten. Die Schließung der Türen des Westeingangs und die Öffnung der sonst geschlossenen Gittertüren zur Terrasse führten die Besucher in zwei Gruppen, einmal vom Norden und einmal vom Süden

aus, auf ungewohnten Wegen über die Terrasse ins Haus. Dieser andere, nicht dem gewohnten Zugang entsprechende Weg ins Goetheanum entsprach der Intention durch das Symposion und die Ausstellung, dem scheinbar bereits Bekannten und Vertrauten neu zu begegnen, ein anderes, bewusst gegriffenes Verhältnis dazu einzunehmen, eine Anforderung, die nicht leicht zu vermitteln und auch nicht leicht zu verstehen war und ist. Weshalb soll man etwas, was man kennt und liebt, noch mal neu anschauen? Die Aufforderung, es zu tun, ist zugleich Hürde und Chance, es kann ein Frageraum entstehen, der eine neuerliche Erkundung nach sich zieht und möglicherweise offenbart, dass man vieles noch nicht gesehen, empfunden und wahrgenommen hat. Von Süden und Westen kommend, begegneten sich die Teilnehmer im Vorstandsflur, um sich dann im Westtreppenhaus und aufsteigend auf den Treppen zum großen Saal niederzulassen. Hier, einen majestätischen Sonnenuntergang in seltener Farbenpracht vor Augen, war im Wechselbad der Trompeten und zweier Frauenstimmen das Treppenhaus als Klangkörper zu erleben – mal in erhebender Stimmung, mal unangenehm bedrängend. Die Weite der Gesichtspunkte begegnete sich in den beiden Ansprachen von Bodo von Plato und Wolfgang Pehnt: Während Plato der hierarchisch-kosmischen Wesenheit Michaels in ihrer Wirksamkeit in der menschlichen Intelligenz und als Zeitgeist gedachte, sprach der Architekturhistoriker Wolfgang Pehnt über seine Annäherung an das rätselvolle und in der Architektur des 20. Jahrhunderts einzigartige Bauwerk Goetheanum. Man konnte bemerken, wie die Beschäftigung mit dem Bau ein durch Jahre entwickelter Weg und für den Sprechenden ein Schicksalsmoment war. Bevor es zur Eröffnung der ersten Ausstellung in der Schreinerei kam, blickte Johannes Nilo kurz auf die Intentionen der Veranstalter, dann ging man hinüber in die Schreinerei. Diese begegnete einem in neuem Gewand: Die Werkstattatmosphäre war in einen weißen Museumsraum verwandelt. An den Wänden hingen jetzt metallischfarbige Bilder von Olaf Auer in unterschied-

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licher Größe, wobei große Formate überwogen. Da Auers Beschäftigung mit Metallen ihn zu ganz eigenen Farbrezepturen und damit auch zu Farbgestaltungen, die eine besondere Wirkung erzielen, führten, wurde die Ausstellung mit einem Versuch des Chemikers Martin Rozumek eröffnet. In drei weißen Schalen brachte er Kupfer-, Gold- und Eisenlösungen mit verschieden farbigen charakteristischen Flammen zum Brennen. Andre Bartoniczek stellte anschließend den verstorbenen Künstler Olaf Auer vor und unterstrich dessen experimentelle, in der Stofflichkeit und Geistigkeit der Metalle suchende künstlerische Gestaltung. Der Übergang vom Michaelitag in den nächsten Morgen wurde in einem Mitternachtsgespräch vollzogen, an dem noch rund 40 Menschen teilnahmen. Bewegt wurde der Gedanke des Übergänglichen und die Frage, wie man der jeweils gegebenen Wirklichkeit ichhaft und geistesgegenwärtig begegnen kann. Die Festlegung durch mitgebrachte Vorstellungen verhindert oft eine gegenwärtige Anwesenheit, doch erst dann wird Neues überhaupt möglich. Zugleich entsteht erst durch ein liebevolles Aufnehmen und Akzeptieren des Gegebenen der schöpferische Freiraum zu seiner Verwandlung. Im Nachhinein hatte ich den Eindruck, dass beide Veranstaltungen ein Ganzes bildeten. Während die Kunst in der ersten Veranstaltung vor allem durch ältere Menschen als gemeinsames Prozesserlebnis entstand, war man in der zweiten, die von drei jungen Menschen initiiert wurde, vor allem gedanklich angesprochen, zeitweilig auch herausgefordert. Ließe sich dieses gemeinsame Ringen um eine zeitgemäße Michaeligestaltung möglicherweise zusammenführen?

Würdiger Rahmen

Von Cornelia Friedrich Ausstellung: Olaf Auer ‹Metall – Fläche, Tiefe, Glanz› 29. September bis 25. Oktober 2011 in der Schreinerei am Goetheanum im Rahmen des Projektes ‹Goetheanum Einszueins› Eine Uraufführung: Die Schreinerei des Goetheanum mit weißen Wänden ausgestattet, der Boden von Farbspuren gereinigt, den die Kulissenmaler dort hinterlassen hatten, die Zuschauerbänke der zeitweise als Theater genutzten Werkstatt entfernt. Ein großer, freier, heller Raum, überspannt

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tätischer Schönheit. Die Ferne vergangener Zeiträume rührt mich an, in der diese Glänze entstanden sind, die in unserer Erde ihr wesenhaft verborgenes Leben führen, als Diener der Zivilisationen den Menschen reich beschenkt haben. Olaf Auer führt uns mit dem ‹Coptic Light›, dem ‹Part of Osiris›, dem ‹Nefer Nefernefer› auch in diese Dimension der Metallwesen ein.

von der gewölbten dunklen Holzdecke, mit Theaterleuchten. Und Fenstern, die doch genügend Licht hereinlassen. Für die subtilen Arbeiten, die dort von 29. September bis 25. Oktober im Rahmen des Projektes ‹Goetheanum Einszueins› zu sehen waren. Der Titel der Ausstellung ‹Metall – Fläche, Tiefe, Glanz› fasste das, was auf den Bildern Olaf Auers zu sehen war, knapp zusammen. Genauer gesagt, sollte man bei den Exponaten von Objekten statt von Bildern sprechen, obwohl die meisten die Form einer vertrauten viereckigen, an der Wand hängenden Leinwand haben. Denn, bewegt man sich vor dem Bild von links nach rechts oder umgekehrt, macht man eine erstaunliche Entdeckung: Je nach Standort sieht man anderes. Kommen andere Farben zum Vorschein. Sinnigerweise lauten einige Titel ‹Waiting for Apparition›, ein anderer ‹Disappearing Dreams›. Das In-Erscheinung-Treten und Wieder-Verschwinden sind Merkmale eines flüchtigen Elements wie Licht. Hier tritt es in Form des Glanzes auf. Ein Glanz, der Metallen eigen ist. Und das ist auch einer der Hauptwerkstoffe, mit denen der 2010 verstorbene Künstler gearbeitet hat. Auf seinen Bildobjekten gehen Eisen, Gold, Silber, Messing, Aluminium, Kupfer und Blei mit Harzölfarben und Dispersionen sowie Holz- und Papiergrundlagen geheimnisvolle Verbindungen ein. Geheimnisvoll in dem Sinne, dass in mir ein Empfinden von erhabener Schönheit entsteht und ich mich frage: Woher kenne ich solche Farben? Aus der irdischen Erscheinungswelt? Aus meinen inneren Seelenräumen? Sie scheinen wie eine fast in Vergessenheit geratene UrMelodie in mir zu tönen. Eine Sehnsucht wachzurufen nach unvergänglicher majes-

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Großzügig gehängt, sodass die Einzelarbeiten ihren Raum nehmen können, zeigte die Ausstellung auch die Suche und die Entwicklung des Künstlers, der in den 80er- Jahren mit Polyester, Glasfaser und Metallplatte das Motiv des Glanzes und des In-Erscheinung-Tretens zu erforschen begann. Trotz oder gerade wegen ihres Werkstattcharakters, den die Kuratoren Johannes Nilo und Philipp Tok durch ein nicht geweißtes Grau an den sonst weißen Wänden bewusst im Gegensatz zu dem schillernden ‹Coptic Light› betonten, ist die Schreinerei ein würdiger Rahmen für diese Arbeiten. Sie vereint das Element des Werkens, des Schaffenden mit dem Erhabenen. Das entspricht uns Heutigen, die wir im Alltäglichen das Schöne zu realisieren suchen. Man wünschte sich die Schreinerei am Goetheanum als temporären, wenn nicht permanenten Ausstellungsraum! Bild von Olaf Auer, Foto von Charlotte Fischer

Sachliche Offenheit

von Marianne Nitsche Karl König (Hrsg. Richard Steel) Irdische und kosmische Ernährung 411 Seiten, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2011, € 28.90/CHF 40.50 Dieses Buch enthält Vorträge von Karl König, Arzt und Heilpädagoge, die den großen Zusammenhang zwischen Themen aus den Bereichen Medizin, Landwirtschaft und Ernährung verdeutlichen. Es sind dies: die Prager Vorträge für Ärzte und Erzieher (1936); die Vortragsreihe ‹Der kulturelle Impuls der Landwirtschaft› anlässlich der landwirtschaftlichen Tagung in Heathcot (Aberdeen 1943); Vorträge und Gespräche für Ärzte und Landwirte zum Thema ‹Die irdischen und kosmischen Ernährungsströme› (1953) sowie sechs Vorträge für Landwirte zum Thema ‹Die meteorologischen Organe der Erde› (Botton Hall 1958). Diese Beiträge setzen anthroposophisches Grundwissen sowie die Bereitschaft, Fachwissen vor diesem Hintergrund fachübergreifend zu sehen, voraus.


Die Ursprungstexte wurden bis auf die Prager Vorträge in Englisch verfasst. Mit diesem Band liegt nun erstmals eine gelungene, gut verständliche deutsche Übersetzung vor. Der Herausgeber, Richard Steel, Leiter des Karl-König-Archivs, hat mit dieser Zusammenstellung von Vorträgen dem Leser die Möglichkeit geboten, Ernährung als ganzheitliches Thema zu begreifen. Hierbei werden, so erläutert der Arzt Erdmut Schädel im Vorwort, nicht nur unterschiedliche Fachbereiche angesprochen, sondern auch die Beziehungen zwischen Kosmos, Natur und Mensch herausgearbeitet. Hilfreich für die Erfassung der Thematik sind die dem Werk Königs vorangestellten Beiträge verschiedener Autoren. Die Ernährungswissenschaftlerin Petra Kühne zeichnet ein knappes Bild der Entwicklung der anthroposophischen Ernährungsforschung. Die Heilpädagogin Anita Pedersen schafft es, auf wenigen Seiten Königs grundsätzliche Einstellung zur Ernährung und den Bezug seiner Werke zur heutigen Zeit aufzuzeigen. Faszinierend ist Karl Königs deutliche, plastische und dabei sehr sachliche Darstellung der Themen. Bei allem spirituellen Hintergrundwissen stellt er immer den Bezug zu den für seine Zeit neuen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen her. Ihm gelingt es, diese vor dem anthroposophischen Hintergrund zu erklären und zu deuten. Wichtig ist für Karl König eine freie, sachliche Offenheit. «Es sollte in der Ernährung keine Sektiererei geben, keinen allgemeingültigen Standpunkt, sondern nur Erkenntnis» (S. 38).

Aspekt der Ernährung. Dies tut der Wissenschaftler, der zeitlebens als Arzt und Heilpädagoge tätig war, stets mit einem spirituellen Bezug. So ist für ihn das gemeinsame Zu-Tisch-Sitzen sowohl soziale Begegnung als auch Begegnung mit der Natur und geistigen Kräften. Die Vorträge Königs sind nicht nur aktuell in Bezug auf unsere jetzige Ernährungssituation mit all ihren Problemen. Sie können vielleicht heute mit den neueren naturwissenschaftlichen Erkenntnissen leichter und besser verstanden werden. Sehr hilfreich für das Erfassen der Texte sind nicht zuletzt die von Reinhold Fäth rekonstruierten Zeichnungen Königs.

Bei aller Wissenschaftlichkeit und dem Verbinden der Fachbereiche zu einer Ganzheit vergisst Karl König niemals den sozialen

In der Reihenfolge zu Karl Königs Werkausgabe ist das Buch ‹Über die menschliche Seele› erschienen, herausgegeben von Kurt E. Becker und Richard Steel. Es handelt sich hier um Karl Königs Studien über die menschliche Seele, die erstmals 1959 in England veröffentlicht wurden. Die jetzige Herausgabe wird durch vier weitere, das Thema ergänzende Vorträge von Karl König mit Faksimiles sowie einem Beitrag von Kurt E. Becker im Anhang bereichert.

Man kann diesem Buch nur viele Leser wünschen. Die plastisch dargestellten Zusammenhänge zwischen Mensch, Natur und Kosmos im Bereich der Ernährung begeistern und verhelfen zu einer weiteren offeneren Sicht der Welt. Wie so oft in anthroposophischen Zusammenhängen wird deutlich: Es gibt keinen Widerspruch zwischen Wissenschaft und Spiritualität.

Seelenlandschaften – Anregung zum Weiterstudieren Von Seija Zimmermann Karl König (Hrsg. Kurt E. Becker, Richard Steel) Über die menschliche Seele 278 Seiten, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2011, € 24.90/CHF 37.90

In einer Zeit, wo das Alltägliche, das künstlerisch Darstellende, ob auf der Bühne, im Kino oder als Gegenstand, durch und durch psychologisiert wird, ergibt sich die Frage, inwiefern Gedanken über die menschliche Seele, die zum Teil vor fast 80 Jahren von Karl König formuliert wurden, heute überhaupt noch relevant sein sollten. Hat eine Werkausgabe insofern außer der Komplementierung einer Buchserie Bedeutung? Karl König eröffnet das Thema mit einer Skizzierung der Seelen-Geografie. Wie jede lebendige Landschaft von einer Vielfalt an

Wechselspiel der Elemente im Tag- und Nachtrhythmus und Jahreswechsel mit regionalen Unterschieden gekennzeichnet ist, so vielfältig breitet sich die lebendige Seele für den Leser aus. Zur Orientierung führt Karl König Begriffe wie intentionale und transzendente Eigenschaften der Seele ein. Als Arzt bewegt sich der Autor souverän zwischen den leiblichen, seelischen und geistigen Ebenen. Der Leser wird durch die Art des Textes angeregt, selbstständig weitere Gedanken – vielleicht sogar kontrovers zum Verfasser – zu entwickeln. Der Aufbau der Studien beginnt mit einer Fragestellung, der Fokussierung auf ein Phänomen wie zum Beispiel Lachen und Weinen oder Furcht, Scham und Zorn. Karl König nähert sich dem Thema durch lebensnahe Wahrnehmungen, die er dann ergänzt mit Angaben aus der damals relevanten wissenschaftlichen Literatur sowie Hinweisen auf Textstellen bei Rudolf Steiner. Diese Art des Vorgehens ist für den Leser einerseits freilassend, andererseits regt es an, eigenständig in ähnlicher Weise die Ansichten der jetzigen wissenschaftlichen Literatur zu erforschen: Was hat sich in den letzten 60 bis 80 Jahren auf diesem Felde ereignet? Die anfangs gestellte Frage, ob eine Neuerscheinung begründet ist, kann eindeutig mit ‹Ja› beantwortet werden. Das Buch eignet sich einerseits zum Selbststudium, ist aber auch gleichermaßen bereichernd für eine Gruppenarbeit. Die Orientierung in der Seelenlandschaft ist letztendlich eine Frage der Selbsterkenntnis, die sich dann im positiven Sinne auch im Sozialen fruchtbar auswirken kann.

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leserbrief

Zum Leserbrief von Michael Kalisch im ‹Goetheanum› Nr. 37/2011 In Antwort auf Michael Kalischs Leserbrief im ‹Goetheanum› Nr. 37 zur Klärung der Begrifflichkeiten im Ätherischen, insbesondere des Begriffes ‹Wasseräther› möchte ich versuchen, den sogenannten Wasseräther, den chemischen Äther und den Klangäther aus der Wahrnehmung auf der Bildekräfte-Ebene mit der Methode nach Dorian Schmidt zu charakterisieren. Ich möchte anmerken, dass chemischer Äther und Klangäther auf dieser Ebene unterscheidbare Erscheinungen darstellen, die auf den sogenannten Wasseräther als eine Art Substanzialität einwirken. Dem Eindruck von Michael Kalisch, dass der Begriff ‹Wasseräther› nicht treffend ist, schließe ich mich darum an. Die Frage kann ja nur, wie Michael Kalisch es angeht, auf dem Hintergrund eines gesamten Konzeptes der Äther und Elemente geklärt werden. Grundsätzlich stellt Steiner die Entwicklung von Äthern und Elementen derartig dar, dass auf dem alten Saturn der Wärmeäther und das Wärmeelement entstanden, auf der alten Sonne der feinere Lichtäther und ein gasförmiger Urstoff, auf dem alten Mond Klangäther und chemischer Äther sowie das weiter verdichtete Element Wasser und schließlich auf der Erde der Lebensäther und das Erdelement. Die Elemente werden zunehmend dichter und stellen eine Art Erstorbenes dar, die Äther werden zunehmend feiner. Unser heutiges Bewusstsein erfordert es, auch nicht sinnliche Wahrnehmungen begrifflich zu fassen und der sinnstiftenden Ordnung durch den Verstand zugänglich zu machen. Ohne Bezugnahme auf Steiners geistige Forschungsergebnisse und die daran entwickelten Begrifflichkeiten wäre es gar nicht möglich, zum Beispiel die Beobachtungsresultate der Bildekräfteforschung zu verstehen. Für den Bereich des Ätherischen hat Steiner eine Vielzahl von Begriffen wie Klangäther, chemischer Äther, Zahlenäther,

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Gedankenäther konzipiert. Um die aufgeworfenen Fragen zu klären, scheint es mir hilfreich, einige Grundphänomene aus der Bildekräftewahrnehmung zu charakterisieren: Klangäther: Klangäther tritt beispielsweise im Umkreis von Blättern als auf deren Wässriges einwirkende Kraft auf. Ich belege diesen Wahrnehmungsinhalt mit dem Begriff Klangäther, weil er tönt und eine innere Dynamik aufweist, mit der er auf das Wasser einwirkt. So ist er an Blättern der Stechpalme, Ilex aquifolium, anzutreffen. Interessanterweise bewirkt er, dass deren Blatt keine horizontal fließende Erscheinung zeigt, sondern Wölbungen. Auch an anderen Pflanzen mit welligen Blattformungen, wie Disteln, ist dies zu beobachten. Chemischer Äther: Chemischer Äther ist unter anderem im physischen Wasser beziehungsweise in wässrigen Flüssigkeiten anzutreffen. Als polare Flüssigkeit balanciert Wasser ständig innerlich Säure und Lauge in sich aus. Man kann dies noch besser an verdünnten Säuren oder Laugen oder auch Orangensaft beobachten. Diese Gleichgewichtsreaktion ist in der Bildekräftewahrnehmung als ständige, niemals zur Ruhe kommende, im Gegensatz zum Klangäther mehr innerlich in das Wässrige eingreifende Bewegung zu erleben. Dabei kommen feine Strömungen von entgegengesetzten Seiten heran, verdichten sich zur Mitte hin und greifen dort schwingend ineinander. Diese Erscheinung würde ich als eine Erscheinungsform von chemischem Äther betrachten. Es ergibt sich aus diesen Phänomenen, dass die Begriffe ‹chemischer Äther› und ‹Klangäther› keine Synonyme darstellen, sondern allenfalls einen gemeinsamen Ursprung haben. Diese Unterscheidung klingt auch bei Steiner im 14. Vortrag vom 2. Naturwissenschaftlichen Kurs (GA 321) an: «Bei den chemischen Vorgängen fasst das Imponderable die Materie scharf an. Hier werden wir auf Gebiete gewiesen, wo ein solch scharfes Anfassen nicht ist, sondern wo das Imponderable nicht

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drinnen bleibt in der Materie: Das ist bei dem Akustischen, bei den Tonwirkungen der Fall. Während wir bei den chemisch-materiellen Wirkungen ein vollständiges Untertauchen des Imponderablen in der Materie haben, haben wir beim Ton ein Wahren, ein SichBewahren des Imponderablen in der gasigen, in der luftförmigen Materie.» Wasser: Nun zu dem Wahrnehmungsinhalt, der bei Dorian Schmidt und Jasmin Mertens mit Wasseräther bezeichnet wurde. Michael Kalisch weist darauf hin, dass dieser Begriff bei Steiner nicht vorkommt. Anhand der Beschreibungen und aus dem Kontext des Verhältnisses von Äthern und Elementen kommt er zu dem Eindruck, dass es sich nicht um einen Äther, sondern um das innerlich erlebte Wesen des Elementes handelt. Dieser Wahrnehmungsgegenstand wird unter anderem an Bächen und Flüssen angetroffen, wo er oft bis ein oder zwei Meter über dem eigentlichen Wasserstrom wahrnehmbar ist. Der Bildekräftebeobachter nimmt über dem Wasser eine ‹wässrige›, das heißt horizontal dahinfließende, innerlich bewegte ‹Substanz› wahr. Typisch ist für den Aufenthalt an solchen Orten auch die passiv-träumende Seelenstimmung, die von einer Weitung im Brustraum sowie dem Empfinden von leiblicher Belebung und Entspannung begleitet wird. Dieser Wahrnehmungsgegenstand ist allerdings kein ‹Anhängsel› des physischen Wassers. Es kann auch in jahrelang stillliegenden Wasserspielanlagen und trockenen Flussläufen angetroffen werden. Zumeist fließt es horizontal, ist aber nicht schwerkraftgebunden. In der Landschaft kann es zum Beispiel breitflächig einen Hang hinaufströmend angetroffen werden. Daraus ergibt sich, dass es auch keine zeitliche Nachwirkung physischen Wassers ist. Die Darstellungen von Jasmin Mertens über den Wasseräther zielen mehr ins Gebiet des Seelischen. Der Seelenorganismus des Menschen erscheint in drei Bereiche, die des Denkens, Fühlens und Wollens, gegliedert.


Kubus im Goetheanum Bis 29. Okt. sind Werke von Zvi Szir zu sehen. Ab 2. Nov. von Susanne Hörz. Di bis So, 15 Uhr – 19 Uhr. Ab Empfang www.einszueins.goetheanum.org Naturtextilien Schmuck/Mineralien Verlangen Sie unseren

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Derselbe Wahrnehmungsgegenstand wie über Bachläufen ist im Fühlensbereich als horizontale, bewegliche Flüssigkeit in der Brustregion anzutreffen, und seitlich von einer Hülle begrenzt. Der Begriff des Elementes als Ideenzusammenhang, wie es Michael Kalisch schildert, wird an den physisch sinnenfälligen Erscheinungen gewonnen. In diesem Zusammenhang ist interessant, wie eigentlich das Urteil zustande kommt, dass es sich bei dem geschilderten Wahrnehmungsinhalt um etwas Wässriges handelt. Der Begriff von Wasser im Sinne eines Elementes ist an der sinnlichen Erscheinung gewonnen und wird aufgrund der Ähnlichkeit der Eigenschaften angewandt. Zurückgehend auf Steiners Aussage, nach der die Elemente Erstorbenes darstellen, sollte man den sogenannten Wasseräther vielleicht besser als ‹ätherisches Wasser› bezeichnen. Das kann wiederum in anderer Hinsicht irreführend sein, aber man ist zu einer Begriffsschöpfung genötigt: Es handelt sich eben weder um physisches Wasser, ein Gefühl von Wasser oder einen gedanklichen Begriff, sondern um eine ätherische Wahrnehmung. Ich würde es als ätherische oder elementarische Substanzialität bezeichnen, an der Klangäther und chemischer Äther wirksam werden können. Was dann letztendlich unter dem Wesen der Elemente zu verstehen ist, bedarf noch weiterer Klärung. Es schließt sich die Denkmöglichkeit an, das ätherische Wasser oder Element Wasser als die ätherische Leiblichkeit eines Wesens zu betrachten, das gedanklich als Begriffszusammenhang erfasst wird. Diese Betrachtungsweise macht begreiflich, wie Michael Kalisch gedanklich zu seiner These gelangen konnte. Dieser Leserbrief charakterisiert beispielhaft Phänomene, deren unbesehene Verallgemeinerung wiederum zu unzutreffenden plakativen Auffassungen führen könnte. Das ist nicht beabsichtigt, sondern vielmehr Gesichtspunkte für eine facettenreiche Diskussion dieses komplexen Themas anzubieten. Ute SöffkerZiolkowski, Schwäbisch Gmünd (DE)

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Der ra ̈tselhafte Tod Rudolf Steiners am 30. März 1925 und seine mo ̈glichen Gru ̈nde Zwei Vortra ̈ge von Sebastian Boegner mit anschließender Aussprache Für Mitglieder der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft Donnerstag, 3. November 2011 17 – 22 Uhr (mit Pause) Rudolf Steiner Halde I Die Veranstaltung ist nur als Ganzes besuchbar. Preise: CHF 40/30, Bezahlung am Saaleingang, Halde I. Bitte bringen Sie zur Veranstaltung die rosa Mitgliedskarte mit. Sektion fu ̈r Schöne Wissenschaften, Goetheanum ssw@goetheanum.ch, Tel. +41 61 706 43 82


VERANSTALTUNGEN AM GOETHEANUM 28. OKTOBER BIS 6. NOVEMBER 2011 Ticket-Schalter: Di–So, 8–18.30 Uhr; Fr–Sa, 8–20 Uhr | Telefonisch: Di–Sa, 14–18 Uhr | Tel. +41 61 706 44 44 | Fax +41 61 706 44 46 | tickets@goetheanum.ch | Änderungen vorbehalten

Goetheanum Einszueins Ein Ausstellungsprojekt vom 29.9.2011 bis 7.1.2012: Eine Einladung den einmaligen Goetheanum-Bau zu erkunden und Künstler aus seinem Inspirationskreis zu entdecken. – Installation im Foyer ‹Die Nacht zwischen Erstem und Zweiten Goetheanum› während den Goetheanum Öffnungszeiten. Die Ausstellung ‹Anthroposophische Rahmen› und der ‹Kubus› – in dem bis Sonntag den 30. Oktober Werke von Zvi Szir zu sehen sind und ab dem 2. November ein Werk von Susanne Hörz – können Di bis So, 15 bis 19 Uhr besichtigt werden. Am Empfang erhalten sie weitere Informationen und die Tageskarte inklusive Booklet mit Bildern aus der hundertjährigen Geschichte des Goetheanum für 12 Fr. Freitag, 28.10. 9:15 Uhr Der Satz «Im Sprechen ist die Auferstehung des in der Gebärde verschwundenen Menschen» als Motiv in der Sprachentwicklung Impulsreferat von Xandor Koesen-York (Schreinereisaal) 28.-29.10. 19 Uhr Mentorentreffen Schulärzte Mentorentreffen Schulärzte (Englischer Saal) Samstag, 29.10. 11:15 Uhr Autismus Vortrag von Rüdiger Grimm (Holzhaus) 29.10.-2.11. 11:15 Uhr Internationale Weiterbildung für Kindergarten- und Schulärzte Die Entwicklung des Kindes im zweiten Jahrsiebt (Holzhaus) 14 Uhr Goetheanum Führung Kartenverkauf am Empfang (Treffpunkt am Empfang) 14:30 Uhr Das Asperger-Kind in der Schule Vortrag von Renata Wispler (Holzhaus) 15 Uhr Rotkäppchen Ein Märchen der Brüder Grimm. Stehfigurenspiel. Kleine Märchenbühne Felicia. Kinder ab 4 Jahren (Theater Felicia) 20 Uhr «Im Auge des Sturms» Rezitation. Rudolf Steiner und seine Begegnung mit Dichtern in Berlin um die Jahrhundertwende 1897 - 1914. Mit Christiane Görner, Beate Krützkamp, Ursula Ostermai, Marja Ptok; Sprache (Grundsteinsaal) Sonntag, 30.10. 27.-30.10. 9 Uhr Sprachverlust- und Sprachgewinn - Vom Umgang des Wortes in Kindheit und Alter (Schreinereisaal) 9 Uhr Sprachverlust und Sprachgewinn - Vom Umgang mit dem Wesen des Wortes in Kindheit und Alter Vortrag von Michaela Glöckler (Schreinereisaal) 11 Uhr Rotkäppchen Ein Märchen der Brüder Grimm. Stehfigurenspiel. Kleine Märchenbühne Felicia. Kinder ab 4 Jahren (Theater Felicia)

15:45 Uhr Was ist das Musikalische für Beethoven, Liszt oder Stockhausen? Drei Betrachtungen zu «Rudolf Steiner und die Musik heute» als Einstimmung zu den Konzerten mit Hristo Kazakov. Vortrag von Michael Kurtz (Englischer Saal)

20 Uhr «Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren...» Eurythmieaufführung der Goetheanum-Bühne. Margrethe Solstad, künstlerische Leitung (Grundsteinsaal)

16:30 Uhr Rudolf Steiner zum 150. Geburtstag – vier Konzerte mit Hristo Kazakov Franz Schubert: Sonate B-Dur, D 960; Frédéric Chopin: Nocturnes op. 15 No. 1, op. 27 No. 2, No. 16 cis-Moll; Franz Liszt: Wasserspiele in der Villa D`Este; Alexander Skrjabin: Impromptu op. 10, No. 1. Hristo Kazakov, Klavier (Grosser Saal)

10:30 Uhr Ethik des Kindergarten- und Schularztes. Selbsterziehung im Wirken an der Schule Vortrag von Michaela Glöckler (Holzhaus)

30.10.-2.11. 16:30 Uhr Förderlehrertagung Wege zur mathematischen Vorstellungsbildung (Schreinereisaal)

Mittwoch, 2.11.

11 Uhr Lebendige Mathematik oder: Warum lassen wir uns nicht helfen? Vortrag von Florian Osswald (Schreinereisaal) 20 Uhr Tod und Initiation im alten Ägypten. Vortrag von Lieven Moerman (Rudolf Steiner Halde I) 2.-4.11. 20 Uhr Lektorenweiterbildung. (Schreinereisaal)

16:45 Uhr Die mathematische Vorstellung zwischen Erinnerung und Phantasie Vortrag von Oliver Conradt (Schreinereisaal)

Donnerstag, 3.11.

20 Uhr 10. Klassenstunde frei gehalten von Johannes Kühl Für Mitglieder der ersten Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft (Grosser Saal)

16:15 Uhr Gestalt und Form: Aktuelles aus den Projekt Mistelbeere und Tierkreiswirkungen. Kolloquium mit Renatus Derbidge (Glashaus Mittlerer Raum)

Montag, 31.10.

17 Uhr Der rätselhafte Tod Rudolf Steiners am 30. März 1925 und seine möglichen Gründe Zwei Vorträge von Sebastian Boegner mit Aussprache. Von 17 bis 22 Uhr. Nur für Mitglieder der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft. Nur als Ganzes zu besuchen. (Rudolf Steiner Halde I)

9 Uhr Über Bewegung, Bild und Klang zum inneren Zahlenraum Vortrag von Claus-Peter Röh (Schreinereisaal) 10:15 Uhr Lehrplan und Lehrplanphysiologie der Waldorfschule im zweiten Jahrsiebt II Vortrag von Sylvia Bardt und Michaela Glöckler (Holzhaus)

3.-6.11. 8 Uhr Kleinkindtagung (Rudolf Steiner Halde Atelier)

Freitag, 4.11.

14:30 Uhr Rudolf Steiners Four Mystery Dramas With Herbert O. Hagens (English Studies)

15 Uhr Treffen der Schweizer Lektoren (Rudolf Steiner Halde I)

18:30 Uhr Schlüsselmomente der Gegenwart Darstellungen und Rundgespräche mit Edda Nehmiz, Johannes Nilo, Bodo von Plato und Robin Schmidt (Studentenheim Forschungsstelle Kulturimpuls)

17 Uhr Begleitstudium Anthroposophie durch Kunst Leib, Seele und Geist. Mit Agnes Zehnter und Ursula Zimmermann (Nordatelier)

20 Uhr Lieder in der Halde Robert Schumann, Liederkreis op. 24; Franz Liszt, ausgewählte Lieder. Marion Ammann, Gesang; Hartwig Joerges, Klavier. Einführung von Marcus Schneider um 19 Uhr (Rudolf Steiner Halde I) 20 Uhr Die Wirkung des Interpretierens im Gange der 19 Klassenstunden Mit Virginia Sease und Oliver Conradt. Für Mitglieder der Ersten Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft (Konferenzraum) Dienstag, 1.11. 9 Uhr Mathematik und Wesensglieder Vortrag von Michaela Glöckler (Schreinereisaal) 10:15 Uhr Lehrplan und Lehrplanphysiologie der Waldorfschule im zweiten Jahrsiebt III Vortrag von Sylvia Bardt und Michaela Glöckler (Holzhaus)

4.-6.11. 20 Uhr Internationale Lektorenzusammenkunft Rosenkreuzerische Motive und die Gegenwart der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. Auf Einladung (Schreinereisaal) Samstag, 5.11. 9 Uhr Biologisch-dynamischer und pädagogischer Gartenbau Kompostierung und Düngung (GGA) 14 Uhr Goetheanum Führung Kartenverkauf am Empfang (Treffpunkt am Empfang) Sonntag, 6.11. 15 bis 18 Uhr Der anthroposophische Rahmen (Nordosttreppenhaus, Eingang der Bibliothek) 16:30 Uhr Konzert: Orchester Dornach Ludwig van Beethoven: Klavierkonzert Nr. 4, G-Dur, op. 58; Benjamin Engeli, Klavier. Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 7, A-Dur, op. 92; Jonathan Brett Harrison, musikalische Leitung (Grosser Saal)

IMPRESSUM Das Goetheanum, Wochenschrift für Anthroposophie, wurde 1921 von Rudolf Steiner mit Albert Steffen begründet. Für Mitglieder der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft erscheint ‹Das Goetheanum› einmal im Monat mit einer Beilage. Herausgeber Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft, vertreten durch Bodo von Plato Redaktion Wolfgang Held (WH), Sebastian Jüngel (SJ), Axel Mannigel (AM), Ursula Remund Fink (UR), Jonas von der Gathen (JG), redaktion@dasgoetheanum.ch Korrespondenten János Darvas, Cornelia Friedrich, Christine Gruwez, Achim Hellmich, Matthias Mochner, Bernhard Steiner Herstellung Axel Mannigel Geschäftsführung Christian Peter Abonnement Jahresabo: CHF 130 (ca. € 98), Schweiz: CHF 160, (in der Schweiz inkl. Schweizer Mitteilungen). Das Abonnement verlängert sich jeweils um ein Jahr, wenn es nicht vor Ablauf der Rechnungsperiode schriftlich gekündigt wird. Studentenermäßigung 50% (nur bei Nachweis einer ganztägigen Berufsausbildung). Ein kostenloses Probeabo umfasst vier Ausgaben. Maya Meier abo@dasgoetheanum.ch Einzelheft CHF 4.50/€ 3.50 Anzeigen/Beilagen Verena Sutter anzeigen@dasgoetheanum.ch Anzeigenschluss: Mittwoch der Vorwoche 12 Uhr. Aufträge bitte nur schriftlich (Fax/E-Mail). Es gilt die Anzeigenpreisliste 2011/1 Telefon-Service Mo-Fr 9-12 Uhr (außer Mi 10-12 Uhr) Rechtliches Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Mit der Einsendung von Manuskripten stimmt der Autor und Inhaber des Urheberrechts der vollständigen oder teilweisen Veröffentlichung in der Zeitschrift ‹Das Goetheanum› zu. Für die korrekte Bezeichnung geschützter Namen wird keine Haftung übernommen. Nicht bezeichnete Abbildungen sind zur Verfügung gestellt. Nachdruck und Übersetzung bedürfen der Erlaubnis von Autor und Redaktion Druck Birkhäuser+GBC AG, CH–4153 Reinach Gestaltungsansatz Philipp Tok Titelzeichnung Bleistift auf Leinenpapier von Rudolf Steiner Adresse Wochenschrift ‹Das Goetheanum› | Postfach, CH–4143 Dornach 1 Tel. +41 61 706 44 64 | Fax +41 61 706 44 65 |info@dasgoetheanum.ch | www.dasgoetheanum.ch © 2011 Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft, Dornach, Schweiz. ISSN 1422-7622


DAS GOETHEANUM Nr. 43 | 2011 SECHS MELDUNGEN 2 Ursula Remund Fink, Freies Saatgut, Vogelsterben, Künstler, Briefkastenonkel, Eurythmie Zvi Szir DAS GOETHEANUM ALS PROBLEM Ein Beitrag zum Ausstellungsprojekt ‹Goetheanum Einszueins› 4 Reinhold J. Fäth ANTHROPOSOPHISCHE BILDERRAHMEN Im Goetheanum können derzeit 48 ausgewählte Werke dieser bisher kaum gewürdigten Kunstgestalten besucht werden 7 Johannes-Maria Weber RAHMENTAGEBUCH Vom Aufbau der Bilderrahmen-Ausstellung 9 Martin Kollewijn DER LICHTSCHMIED JAMES TURRELL ‹See!Colour!› im schwedischen Järna ist zu Ende. Ein Rückblick 12 Wolfgang Held ‹SEE!COLOUR!› IN JÄRNA Drei Fragen an Rembert Biemond 13 James Turrell ‹SKYSPACE› UND ‹GANZFELD› Das Erlebnis Farbe 14/15 Jasminka Bogdanovic DIE SEELE BRAUCHT DISTANZ Die Farbforscherin Jasminka Bogdanovic über ihre Erlebnisse in James Turrells Lichtinstallationen 16 VIER BESPRECHUNGEN 17 Feier: Michaeli am Goetheanum Ausstellung: Olaf Auer am Goetheanum Bücher: ‹Irdische und kosmische Ernährung›, ‹Über die menschliche Seele›

Wolfgang Held

Rahmenbedingungen Unterwegs zu einem Demeter-Heiligtum in Griechenland: Wir fragen einen Bauern nach dem Weg und der Zeitspanne. «Diese Richtung und – drei Stunden Wanderung.» Nach einer halben Stunde sind wir am Ziel. Am Abend korrigieren wir den Einheimischen und seine Angabe. Er erwidert: «Wer in einer halben Stunde hinläuft, kommt nie an.» Lehrstunde eines griechischen Bauern. Zum Rahmen des Heiligtums gehört Langsamkeit. Wer sie nicht beachtet, findet nicht den Inhalt. In einer Zeit, in der die Dinge ihre Haut verlieren, wird es wichtiger, ihnen die jetzt passende Umgebung zu verleihen, räumlich und zeitlich. Ohne die Grenzen, ohne die Rahmen scheint alles offenbar und wird doch unsichtbar. Es ist gerade der hautlose Homunkulus, der in Goethes ‹Faust› den Satz prägt: «Das Was bedenke, mehr bedenke Wie.» Von ‹Setting› und ‹Athmo› ist in der Unterhaltungindustrie die Rede, alle Intelligenz richtet sich auf den Umkreis der Sache, den Kern ins beste Licht, in Szene zu setzen. Aus Hinführung wird Verführung. Doch was heißt Bildung, was heißt Erziehung in einer schrankenlosen Welt? Fortwährend für den Menschen und die Sache, um die es geht, den passenden Rahmen zu finden, an den Bedingungen zu arbeiten, damit man in der Welt ankommt.


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