Elfer, Zwölfer, Sahneschnitten Geschichtsträchtige Klettersteige
Blick von der Elfer-Scharte
Nach langer Fahrt starteten wir am Kreuzbergpass unterhalb der Sextener Rotwand und dem „Elfer“ (hier steht die Sonne von Sexten aus gesehen um 11 Uhr morgens). Auf der ersten Hütte (Rifugio Popera A. Berti) gab es nach 3 Std. Aufstieg noch keine Schnitten aber dafür Zimmer ohne Türen, Pannacotta und Decken trotz Corona. Diejenigen, die trotz Vorwarnung nur den Hüttenschlafsack dabei hatten, sollten im Vorteil sein. Der zweite Tag sollte der längste werden, jedoch gespickt mit zwei sehr tollen Klettersteigen: Ferrata Alto Roghel und Ferrata Cengia Gabriella bis zum Rifugio Carducci. Wir hatten während der Tour immer wieder tolle Einblicke in die Geschichte und die vielen Stollen, die hier gegraben wurden. Roland konnte uns mit vielen Details über die Entstehung und deren „kriegerische“ Bedeutung erzählen. Fast alle Steige, die wir machten, entstanden im ersten Weltkrieg, als die Frontlinie hier von 1915–1917 verlief, bis sich die Italiener zurückziehen mussten. Wir hatten mit unseren Rucksäcken schon genug und konnten uns kaum vorstellen, unter welchen Bedingungen die Frontlinie hier aufgebaut und versorgt wurde. Berge wurden durchlöchert und Leitersteige angelegt, damit man aus der Schusslinie des Gegners war. 26
Zur Versorgung eines Schützen an der Front waren neun Versorger notwendig. Es war so beschwerlich und gefährlich, dass weitaus mehr Menschen ihr Leben durch Kälte, Unfälle etc. verloren. Nur ca. 10 % starben durch Feindeinwirkungen. Am dritten Tag gab es dann die ersten kulinarischen Schnittchen. Nach der Umrundung des Zwölfers (hier steht die Sonne von Sexten aus gesehen um die Mittagszeit) auf dem Severino Casara Steig genehmigten wir uns auf der Büllelejoch-Hütte Apfelstrudel der besonderen Art oder Kaiserschmarren – fast so gut wie auf der Tübinger Hütte. Nach einem erfrischenden Regenspaziergang übernachteten wir dann auf der relativ lauten und großen Drei-Zinnen-Hütte. Die Hütte stand genau auf der Frontlinie und brannte im ersten Weltkrieg ab. Am vierten Tag waren wir vor dem großen Andrang über den Leiternsteg auf dem Toblinger Knoten, ein herrlicher Aussichtberg und dementsprechend strategisch enorm wichtig im ersten Weltkrieg. Hier saßen die Österreicher mit gutem Überblick zu den drei Zinnen und dem Paternkofel. Runter ging es wieder auf dem leichteren Feldkurat-Hosp-Steig. Über einen steil nach oben angelegten Stollen der italienischen Alpini stiegen wir bis zur Patern-Scharte und dann auf der Rückseite auf einem versicherten Steig (Innerkofler/de Luca Steig) auf den Gipfel des Paternkofels. Die-
ser Steig ist dem ehemaligen, auch bei den Italienern damals gut bekanntem Drei-Zinnen-Wirt und Führer Sepp Innerkofler gewidmet, der hier bei einem Handstreich-Eroberungsversuch sein Leben verlor. Weiter ging es dann über den Friedensweg (versicherter Steig) wieder in Richtung Büllelejoch-Hütte. Schon weit vor der Hütte wurden die Geschmacksnerven aktiviert. Große Enttäuschung dann aber für die Kaiserschmarren-Liebhaber – den gab´s nur bis 15 Uhr. Aber das war Klagen auf hohem Niveau: Kulinarisch und vom Ambiente her ist die Hütte auf höchstem Ni-
Gipfelfeeling