Alpinteam-Expedition Sommer 2019 Teil 1 von 3 „Na das sind ja mal ambitionierte Ziele! Ich drücke euch die Daumen, dass ihr wenigstens eins davon schafft. Aber auch wenn nicht, ihr seid drei Wochen in der Alaska Range. Ihr werdet eine gute Zeit haben!“, sagte uns lächelnd, oder vielleicht sogar belächelnd, der Ranger in Talkeetna, dem Ausgangsort für Expeditionen in den Denali National Park. Haben wir uns vielleicht doch etwas übernommen mit unseren Plänen? Die Sultana Ridge auf den Mt. Foraker (5.400 m, AD (Alaska Grade 3), 5-10 Tage) als Akklimatisierungstour ist trotz der geringen technischen Schwierigkeit nicht gerade eine leichte Tour. Das bestätigen auch die Erfolgsquote von unter 30% der Aspiranten und die letzte erfolgreiche Begehung vor vier Jahren. Die Tour ist zäh: viele Tage Spurarbeit im extrem spaltenreichen Gelände auf den dritthöchsten Berg der USA. Belohnt wird man dafür mit einem fantastischen Ausblick auf die großen Berge der Alaska Range, fernab vom Trubel des Denali-Normalweges. Tatsächlich darf man sich glücklich schätzen, wenn man in einer Woche überhaupt andere Menschen trifft. Wir haben niemanden getroffen. Das zweite Ziel war der Denali über die bekannte Cassin Ridge. Der Denali ist ein Berg der Superlative: höchster Berg Nordamerikas, einer der kältesten Berge der Welt vergleichbar mit den 8.000ern des Himalayas, höchstes Relief der Erde (kein anderer Gipfel ragt so weit über sein Umfeld hinaus). Daraus erwächst natürlich ein besonders
starkes Interesse an der Besteigung dieses Riesen und rückt ihn in den Fokus zahlreicher Expeditionen. Jedes Jahr versuchen über 1.000 Leute, sich an seinen Flanken emporzuarbeiten. Die meisten davon über die klassische Washburn-Route (6.200 m, WS (Alaska Grade 2+), 4–20 Tage je nach Akklimatisation). Nur eine Handvoll Aspiranten verlassen diese gut erschlossene Route, um sich meist allein einen anderen Weg durch eine der zahlreichen anspruchsvolleren Linien zu spuren. Auf Grund ihrer historischen Bedeutung und abwechslungsreichen Kletterei landet die Cassin Ridge wohl auf Platz 2 mit 10–20 Versuchen pro Jahr. Technisch ist diese Route recht anspruchsvoll (6.200 m, TD (Alaska grade 5), M5, WI3) und verfügt nur über wenige Rückzugsmöglichkeiten. Dafür bietet sie traumhafte Tiefblicke über die gesamte Bergkette und ein wahres Feuerwerk an unterschiedlichen Geländearten: Blankeisrinne, Messer-Schneegrat, Felsbänder, Gletschertraverse und einen 1.000 m-Spurmarathon hinauf zum Gipfel. 41