Theatermagazin Nr. 16 — Frühling/Sommer 2025

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mit »König Lear« ab 1.2. »Kriegsspiele« ab 22.2. »Liv Strömquists Astrologie« ab 7.3. »Die Märchen des Oscar Wilde erzählt im Zuchthaus zu Reading« ab 8.3. »Pinocchio« ab 9.3. und weiteren Premieren

»König Lear« mit Burghart Klaußner. Foto: Thomas Rabsch

Der Schauspieler Burghart Klaußner und der Regisseur Evgeny Titov im Gespräch über König Lear als beispielhafte Erzählung

— Die Fragen stellte Dramaturgin Janine Ortiz

Um »König Lear« rankt sich ein Theatermythos: Der Titelrolle wird nachgesagt, sie sei die Krönung eines Schauspielerlebens – danach komme allerdings nicht mehr viel. Wie blicken Sie auf diesen alten Aberglauben?

Burghart Klaußner — König Lear zu spielen ist sicher ein Höhepunkt im Leben eines Schauspielers. So ähnlich formuliert es auch Lear selbst zu Beginn des Stücks: »Es ist fest Unser Vorsatz, / Sorgen und Müh von Unsern Jahrn zu schütteln, / Sie jüngren Schultern aufzulasten, während Wir / Entbürdet kriechen hin zum Tod.« Wer in einer solchen Position ist, hat nichts mehr zu verlieren.

Evgeny Titov — »König Lear« ist nicht das Ende, danach kommt noch »Der Sturm«. Shakespeare arbeitete über viele Jahre mit dem Schauspieler Richard Burbage zusammen und schrieb ihm die Titelpartien auf den Leib. Burbage spielte in den Uraufführungen von »Richard III.«, »Romeo und Julia«, »Hamlet«, »Othello«, »Macbeth«, »König Lear« und »Der Sturm«. In Shakespeares Stücken entwickelte er sich vom jugendlichen lyrischen Helden zum alten weisen Mann. Ihre letzte gemeinsame Arbeit war aber eben nicht »König Lear«, sondern die Rolle des Zauberers Prospero in »Der Sturm«.

Sie haben für »König Lear« eine konzentrierte, überraschend kurze Fassung vorgelegt. Was hat Sie dazu inspiriert?

Evgeny Titov — Vor einigen Jahren habe ich mir die Frage gestellt, was ein Regisseur eigentlich ist, und ich habe für mich eine Antwort gefunden: Der Regisseur ist derjenige, der das Wesentliche sieht – nicht alles, sondern das Wesentliche. Ich will damit nicht sagen, dass ein großes Werk wie das Shakespeares sich selbst im Weg steht, sondern ich versuche lediglich, eine Essenz zu finden.

Und welcher Kern steckt Ihrer Meinung nach in »König Lear«?

Evgeny Titov — Wir besitzen nichts, wir vermögen nichts, und alles, was uns gegeben wurde, kann uns in einem Augenblick wieder genommen werden – nur unseren Wahnsinn, den kann uns keiner nehmen. Der Mensch ist nicht mehr als ein zweibeiniges, nacktes Wesen im Sturm. Alles andere ist Illusion, Stütze, Hilfe, Bühnenbild oder sonst eine gebaute Struktur, die verbirgt, dass der Mensch einzeln und ungeschützt ist.

Burghart Klaußner — Das ist schon sehr apokalyptisch, was Evgeny Titov hier beschreibt. Aber es deckt sich mit meiner Wahrnehmung, dass »König Lear« keine biografische Erzählung ist, sondern eine ontologische, eine, die das Sein des Menschen in der Welt beschreibt. Was die Frage nach der Fassung angeht, so habe ich viele Aufführungen von »Lear« gesehen, die bei mir das Gefühl hinterließen, das Stück sei irgendwie unübersichtlich. Hier sind wir vielleicht im Vorteil, da wir uns auf die Handlung rund um Lear beschränken.

Welche ist Ihre Lieblingsfigur in »König Lear«?

Burghart Klaußner — Cordelia muss sicherlich unser Interesse wecken. Es scheint, als ob Shakespeare hier das Schicksal einer weiblichen Intellektuellen im Machtbereich eines Autokraten beschreibt. Mit diesen ist bekanntlich schwer vernünfteln, und Cordelia tut eben genau das. Ihr intelligenter Versuch von Aufrichtigkeit ist dem Herrscher zu hoch. Er braucht Liebe als bedingungslose Unterwerfung. Und natürlich ist der Narr eine Figur, über die man als Schauspieler nachdenkt. Je länger ich im Verlauf des Abends dem Narren zusehe, desto verständlicher werden mir seine Rätsel, Lieder und Sinnsprüche. Und ich hoffe, dass es dem Publikum ähnlich gehen wird. Ich bedauere jedes Mal, dass die Figur nach der Szene auf der Heide aus dem Stück verschwindet. Aber das muss wohl so sein, denn es ist zugleich der Moment, in dem Lear dem Wahnsinn verfällt und selbst die Rolle des Narren einzunehmen beginnt.

Eines der großen Themen in »König Lear« ist das Altern und welche Lebensentscheidungen wir treffen angesichts der Tatsache, dass wir immer schwächer werden und schließlich ganz verschwinden. Dennoch sprechen wir während der Proben so gut wie nie über das Älterwerden. Warum eigentlich?

Evgeny Titov — Viel wichtiger ist doch, dass wir es hier mit einem Menschen zu tun haben, der von der Richtigkeit seines Handelns zutiefst überzeugt ist. Lear hat keinen Zweifel daran, dass er die Realität um sich herum durchschaut und mit seinen Entscheidungen zum Besten lenken kann. Ihn auf dem Weg seiner allmählichen Erkenntnis zu begleiten, bis er schließlich auf der Heide steht und begreift, dass alles, was er sich an Privilegien, Wissen, Macht und Besitz erworben hat, im Augenblick

zerfällt, weil solche Dinge dem Menschen niemals wirklich gehören – das finde ich spannend. Und das ist auch der eigentliche Grund für Lears Wahnsinn, dass er diese Einsicht in die eigene Fehlbarkeit und Nichtigkeit im Kopf nicht aushält. Sein Alter hat damit nichts zu tun.

Burghart Klaußner — Und doch lässt sich schwer leugnen, dass es um den Rücktritt von der Macht geht, oder etwas banaler ausgedrückt: Lear möchte in Rente gehen, sich einen schönen Lebensabend machen. Allerdings kenne ich niemanden, der mit Leichtigkeit seinen Beruf oder sein Amt aufgibt, nachdem er sich ein Leben lang mit diesem stark identifiziert hat. Und so geht es auch Lear, er übergibt die Regierung an seine Töchter, will aber trotzdem König bleiben. Eine Steilvorlage dafür, dass alle bisher verborgenen Konflikte ans Licht kommen.

König Lear — von William Shakespeare — Mit: Manuela Alphons, Burghart Klaußner, Anne Müller, Jenny Schily, Jule Schuck, Valentin Stückl, Friederike Wagner — Regie: Evgeny Titov — Bühne: Etienne Pluss — Kostüm: Esther Bialas — Musik: Moritz Wallmüller — Licht: Konstantin Sonneson — Dramaturgie: Janine Ortiz — Dauer: ca. 1 3/4 Stunden — Premiere am 1. Februar 2025 — Vorstellungen: 6., 28.2., 9.3. — weitere Termine: www.dhaus.de — Schauspielhaus, Großes Haus

Manuela Alphons, Friederike Wagner Burghart Klaußner

Schauspiel

Yascha Finn Nolting ist in der Rolle des Oscar Wilde zu sehen.

Ein Interview mit Regisseur André Kaczmarczyk und Komponist Matts Johan Leenders über ihr neues Theaterstück.

Eine Gefängniszelle im Zuchthaus zu Reading im Jahr 1895. Hier sitzt der bekannteste und zugleich skandalträchtigste Dichter des viktorianischen Englands ein: Oscar Wilde, angeklagt wegen Homosexualität und verurteilt zu zwei Jahren Zwangsarbeit. Der Autor von »Das Bildnis des Dorian Gray« tritt seine Haft bereits als gebrochener Mann an. Öffentlich gedemütigt, misshandelt und von seinem Geliebten Lord Alfred Douglas verlassen, steht Wilde vor den Trümmern seiner Existenz. Sollte er die unmenschlichen Haftbedingungen überleben und seine Freiheit wiedererlangen – es bliebe ihm nichts weiter übrig, als ein völlig Anderer zu werden.

Aus dem Blickwinkel des politischen Gefangenen heraus kreieren Regisseur André Kaczmarczyk und Komponist Matts Johan Leenders ein musikalisches Theater, das von der Kraft der Fantasie an der Schwelle des Todes erzählt. Wildes Dramen und Märchen werden darin ebenso lebendig wie die Menschen, die sie inspirierten.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich weniger mit dem Dandy als vielmehr mit dem Gefangenen Oscar Wilde zu beschäftigen?

André Kaczmarczyk — Die Tragik seines Sturzes und der Untergang dieses Geistes bewegen mich; das Aufeinanderprallen des Schönen und des Schrecklichen lässt mich nicht los. Dass Wildes literarische, intellektuelle, emotionale Blumen und Blüten schließlich in einer einsamen Zelle verwelken und verblühen müssen – dass sein Sosein nicht sein darf –, berührt mich. Mein Interesse hat aber sicher auch mit unserer Gegenwart und den politischen Realitäten zu tun. Wo Humanismus, Liberalismus und Individualismus nicht selten verächtlich gemacht werden, drängt sich die Frage auf, für wen und wie lange das Credo »Leben und leben lassen« noch gilt.

Wie ist der Text für diesen Theaterabend entstanden?

André Kaczmarczyk — Der Text collagiert eine Vielzahl von Quellen. Ein großer Teil kommt aus dem Werk Oscar Wildes selbst, seinen Märchen, Erzählungen, Romanen, Gedichten und Dramen. Einige Märchen ziehen sich durch das Stück und sind szenisch ausgearbeitet; sie kontrastieren die Härte der Gefängnisrealität und bilden einen träumerisch-poetischen Fluchtraum für die Figuren und das Publikum. Manchmal bleibt es aber auch bei Textsplittern, die sich bruchstückhaft in Bildern zeigen, etwa wenn Salomé geisterhaft durchs Zimmer geht. Daneben finden sich in vielen Szenen und Situationen des Stücks Zitate aus Dokumenten, Briefen und Erinnerungen an Oscar Wildes Zeit als Häftling in Reading oder an sein Leben unmittelbar davor. So haben etwa seine berühmte Rede anlässlich der Premiere zu »Lady Windermeres Fächer« oder Teile aus den protokollierten Kreuzverhören der Gerichtsprozesse ihren Eingang in den Text gefunden.

Wie klingen die »Märchen des Oscar Wilde«, und was hat Sie beim Komponieren inspiriert?

Matts Johan Leenders — Im Zentrum stehen Oscar Wildes wundervoll lyrische Texte, die André Kaczmarczyk zu Songtexten umgearbeitet hat.

Sie sind der Ausgangspunkt einer Klangwelt, die sich in der Besetzung mit Streichquartett, Flügel und einer japanischen Daiko-Trommel zwischen der hochromantischen Musik von Wildes Zeitgenoss:innen und modernen Einflüssen vor allem aus asiatischen Filmen, Animes und Videospielen bewegt. Es entsteht ein sowohl vertrauter als auch andersweltlicher Klang, der die Bildgewalt der Inszenierung zwischen Haftanstalt und Märchen mitträgt.

Wer singt auf der Bühne und warum?

Matts Johan Leenders — Wir sind besonders froh und stolz, mit Georgette Dee die wahrscheinlich größte Diseuse, also Kabarettsängerin, Deutschlands sehen und hören zu dürfen, u. a. wird sie Lady Wilde und Die rote Rose verkörpern. Für sie durfte ich Songs schreiben, ebenso wie für Yascha Finn Nolting, unseren Oscar Wilde. Aber auch die Nachtigall, verkörpert durch Michael Fünfschilling, wird einige Male zu hören sein, so wie auch das sängerisch sehr begabte Ensemble.

Worauf freuen Sie sich am meisten, jetzt, wo die Proben bald beginnen?

Matts Johan Leenders — Auf den ersten Probentag, wenn das gesamte Team zum ersten Mal zusammenkommt und man den Übergang von der Vorbereitung zur tatsächlichen Probenarbeit schafft. Die Stimmung ist dann immer so magisch und spannungsgeladen. Aber auch auf den Moment, wenn »meine Songs« endlich in den Mündern der Sänger:innen und in den Fingern der Instrumentalist:innen landen, freue ich mich sehr. Die Musik erwacht dadurch erst zum Leben.

André Kaczmarczyk — Mir geht es ähnlich; ich freue mich auf die ganz konkrete Arbeit mit dem Team.

Die Fragen stellte Dramaturgin Janine Ortiz.

Die Märchen des Oscar Wilde erzählt im Zuchthaus zu Reading — nach Texten und Motiven von Oscar Wilde in einer Bearbeitung von André Kaczmarczyk mit Musik von Matts Johan Leenders — Mit: Markus Danzeisen, Georgette Dee, Anya Fischer, Michael Fünfschilling, Raphael Gehrmann, Orlando Lenzen, Elias Nagel, Yascha Finn Nolting, Thiemo Schwarz, Sarah Steinbach, Sebastian Tessenow, Roman Wieland, Thomas Wittmann, Luise Zieger — Live-Musik: Max Hilpert, Matts Johan Leenders, Zuzana Leharová, María del Mar Vargas, Sophie Moser, Ella Rohwer — Regie: André Kaczmarczyk — Musik: Matts Johan Leenders — Bühne: Ansgar Prüwer — Kostüm: Martina Lebert — Licht: Konstantin Sonneson — Dramaturgie: Janine Ortiz — Premiere am 8. März 2025 — Voraufführungen: 5., 6.3. — Vorstellung: 20.4. — weitere Termine: www.dhaus.de — Schauspielhaus, Großes Haus

»Regisseurin Bernadette Sonnenbichler hat die berühmte Liebesgeschichte effektreich inszeniert. Glänzend spielen die Schauspieler an diesem Abend, schreiten durch die Absurditäten des Lebens, bringen große Emotionen herüber.«

— WDR 5 Scala

Jonas Friedrich Leonhardi, Sebastian Tessenow, Fnot Taddese, Richard Koch, Jürgen Sarkiss, Sophie Stockinger

Die Gischt der Tage — nach dem Roman von Boris Vian — aus dem Französischen von Frank Heibert — Mit: Jonas Friedrich Leonhardi, Jürgen Sarkiss, Sophie Stockinger, Fnot Taddese, Sebastian Tessenow — Jazz-Trompete: Richard Koch — Regie: Bernadette Sonnenbichler — Bühne und Video: Stefano Di Buduo — Kostüm: Tanja Kramberger — Musik: Max Braun — Dramaturgie: Stijn Reinhold — Vorstellungen: 9.2., 13. und 19. 3. — weitere Termine: unter www.dhaus.de — Schauspielhaus, Kleines Haus

nach der Graphic Novel von Liv Strömquist Uraufführung am 7. März 2025 — Voraufführung: 1.3. — Vorstellungen: 14.3., 20.4. — weitere Termine: www.dhaus.de Schauspielhaus, Kleines Haus

Warum zeichnet sich der Krebs durch übertrieben ausgeprägte Empathie aus? Wieso lacht der Skorpion superlaut über Sachen, die nicht als Scherz gemeint waren? Mit satirischem Humor geht die schwedische Comic-Autorin Liv Strömquist der Frage nach, warum sich Menschen 300 Jahre nach der Aufklärung noch immer mit Astrologie beschäftigen und was das über unsere Zeit aussagt. Regie in dieser ironischen, queeren, musikalischen Show führt Philipp Rosendahl, der am D’haus zuletzt »Prima Facie« von Suzie Miller inszeniert hat.

Mit: Tabea Bettin, Moritz Klaus, Kilian Ponert, Charlie Schülke, Fnot Taddese und Thorsten Drücker (Live-Musik) — Regie: Philipp Rosendahl — Bühne und Lichtdesign: Mara-Madeleine Pieler — Kostüm: Johann Brigitte Schima — Mitarbeit Kostüm: Ariana Moll — Musik: Thorsten Drücker — Dramaturgie: David Brückel

Charlie Schülke, Tabea
Bettin, Kilian Ponert, Moritz Klaus, Fnot Taddese

» Ich bin seit über 30 Jahren als Sportschütze aktiv und spiele verschiedene Computerspiele, u. a. einen Flugsimulator. Da fliege ich einen Kampfjet – den F18. Der Simulator ist sehr realistisch. Es gibt verschiedene Menüs und Einstellungen für die Kampfsysteme, das ist natürlich kompliziert. Ich musste viel Zeit investieren, damit ich alles verstehe. Aber ich wollte schon als Kind Kampfjetpilot werden, mein Vater hat mir aber diesen Berufswunsch verboten, weil die damaligen Kampfjets immer wieder ›vom Himmel fielen‹, wie er meinte. «

Bülent

Flugsimulator

» Als Kind habe ich mit meinem Bruder in den Straßen von Damaskus oft mit Plastikwaffen gespielt, heute spielen wir zusammen ›Call of Duty‹, ein sehr bekanntes Ego-Shooter-Game. Ich liebe mein Hobby, weil es mir so viel Freude bringt. Es macht einfach Spaß. Wenn ich spiele, habe ich das Gefühl, gleichzeitig die Kontrolle und einen riesigen Freiraum zu haben. Im Spiel kann ich alles sein. Ich bin wirklich gut darin, und das gibt mir das Gefühl, dass ich wichtig und ein Profi bin. «

Adam Ego-Shooter

Für die neueste Inszenierung des Stadt:Kollektiv »Kriegsspiele« haben der Regisseur Gernot Grünewald und der Dramaturg Lasse Scheiba deutschlandweit Expert:innen aus Wissenschaft, Politik, Bundeswehr und Friedensaktivismus interviewt. Können Waffen Frieden schaffen? Wann ist die Zeit reif für Diplomatie? Und was bedeutet eigentlich »Zeitenwende«? Entstanden ist ein auditiver Theaterparcours durch die Keller des Düsseldorfer Schauspielhauses. Dem Publikum begegnen aber nicht nur die Stimmen und Perspektiven der Expert:innen. Auf ihrem Weg durch die Kellergewölbe treffen sie immer wieder auf Menschen, die ihren Hobbys nachgehen. Die Verbindung: Alle Hobbys haben etwas mit Waffen zu tun, »Waffennarren« sind die Spieler:innen jedoch keinesfalls. Sie erzählen hier, warum sie ihr Hobby so lieben und was es ihnen gibt. Geboten wird ein vielfältiges Bild zwischen Realität und Fiktion, Spiel und Ernst.

Kriegsspiele — Ein Theaterparcours über die Faszination von Waffen und die Möglichkeit von Frieden — Mit: Adam Abbas, Jad Abbas, Finn Dittmer, Phoenix Grün, Bülent Inci, Višnja Malešić, Mirkan Joshua Mohr, Danny Petrikat und Expert:innen aus Politik, Wissenschaft, Militär und Aktivismus — Regie: Gernot Grünewald — Bühne: Michael Köpke — Kostüm: Milena Keller — Musik: Daniel Sapir — Dramaturgie: Lasse Scheiba — Premiere am 22. Februar 2025 — Voraufführung: 20.2. — Vorstellungen: 27.2., 7. und 20.3. — weitere Termine: www.dhaus.de — Schauspielhaus, Unterhaus — Stadt:Kollektiv

» Ich habe viele Hobbys. Ich sammle z. B. Messer und BlasterWaffen, Spielzeuge zum Verschießen von Plastikpfeilen. Mit den Blastern spielen wir oft in der Familie – ich mit meinen beiden Söhnen. Mir gefällt das Spielerische daran, aber auch die Spannung, der Wettkampf. Dass die Waffen bunt und nicht realistisch sind, nimmt den Ernst raus und betont den Spielcharakter. Außerdem habe ich lange Zeit Bogenschießen betrieben sowie die Kampfkunst Wing Chun. Bei Wing Chun kann ich meinen Körper als Waffe einsetzen. Es hilft mir, zu wissen, dass ich nicht machtlos bin. Ich kann mich auch als kleinere Person selbst verteidigen.«

Višnja

Blaster-Waffen

» Für Waffen und Militär habe ich mich schon immer interessiert. Als Kind habe ich mich gefragt: Wie funktioniert das? Was gibt es alles an Ausrüstung? Als Jugendlicher habe ich angefangen, ›AirSoft‹ und ›MilSim‹ zu spielen. Das ist, was mir am ehesten das Gefühl vermitteln kann, Soldat zu sein. Meine Ausrüstung ist kein Kostüm, sondern besteht aus Originalteilen. Und wenn man auf einem ›AirSoft‹-Gelände im Wald ist, über den Boden kriecht, ganz leise, und eine:n Gegenspieler:in nach der:dem anderen ausschaltet, hält man manchmal den Atem an, weil es so realistisch ist. «

» Wenn ich ›Call of Duty‹ spiele, habe ich das Gefühl, rauszukommen, abzuschalten. Und obwohl es online stattfindet, habe ich es in der Hand. Ich drücke einen Knopf, und dann passiert etwas. Ist das passiert? Wegen mir?! Es macht Spaß, zu sehen, was geschieht, je nachdem wie du spielst. Aber natürlich gibt es Konsequenzen – was gut ist! Immer nur zu gewinnen, ist langweilig. Dieses Gefühl von Challenge, dass du etwas erreichen musst, ein Ziel hast, gibt mir Befriedigung. Und am wichtigsten: Es macht Spaß, weil ich zusammen mit meinem Bruder spielen kann. «

Jad

Ego-Shooter

» Was ich an ›Dungeons & Dragons‹ liebe, ist die Kreativität! Ich schreibe gern, ich erzähle gern Geschichten, und Rollenspiele geben mir die Möglichkeit, das regelmäßig und vor allem auch kooperativ zu tun. Gemeinsam mit Freund:innen kann ich in eine Welt abtauchen und Momente erleben, die man nirgendwo anders auf diese Art und Weise erlebt. Ich kann Geschichten anders aufrollen, als sie sonst erzählt werden, über Machtverhältnisse nachdenken, Themen und Epochen einbinden, die mich interessieren, und immer wieder neue Lösungswege für Probleme erfinden. «

Pen-&-Paper-Rollenspiel Finn

» Ich finde am Sportschießen unfassbar schön, dass ich runterkomme und den Stress ausblenden kann. Und dass ich Leistungssport im Rollstuhl betreiben kann, dass die Behinderung bei dem Sport keine Rolle spielt und ich Teil einer Gemeinschaft bin. Es ist auch eine Liebe zur Technik, zu wissen, wie was funktioniert, und in der Lage zu sein, etwas zu besitzen, was nicht jede:r besitzen darf. Ich finde es einfach toll, Präzisionssport zu betreiben, runterzufahren und eins zu werden mit der Waffe. «

Sportschießen

» Ich sammle Messer und habe schon selbst eins geschmiedet. Ich mag es, Sachen zu erschaffen und mit meinen Händen zu arbeiten. Ein Werkzeug wie ein Messer ist vielseitig, wenn ich es in der Hand halte und damit etwas Neues erschaffe, etwas verbessere oder repariere. Beim Schmieden erschaffe ich auch etwas und benutze dabei meinen ganzen Körper. Es ist faszinierend, Metall über lange Zeit zu formen, bis es zu einem Messer wird. Das kann nicht jede:r. Und auch in dieser Hinsicht liebe ich mein Hobby: Es ist nichts, was jede:r macht. «

Messersammlung Danny AirSoft und MilSim

Bülent Inci, Mirkan Joshua Mohr, Jad Abbas, Višnja Malešić, Danny Petrikat, Finn Dittmer, Adam Abbas, Phoenix Grün

Carlo Collodis »Pinocchio«, erstmals 1881 als Fortsetzungsroman in der Kinderzeitschrift »Giornale per i bambini« veröffentlicht, ist weit mehr als nur eine spannende Geschichte über eine lebende Puppe. »Pinocchio« erzählt davon, dass Kinder am meisten durch eigene Erfahrungen lernen und so ihre Identität entfalten.

In einem locker geknüpften Handlungsstrang erzählt Collodi von Pinocchios Abenteuern: Man folgt dem Kind aus Holz, das unbedingt ein Mensch werden möchte, ins Puppentheater, in den dunklen Wald, auf verzauberte Inseln, begegnet der Fee oder erlebt hautnah mit, wie es den gefährlichen Feuerfresser besiegt. Für das Junge Schauspiel hat Kirstin Hess eine Fassung für ein siebenköpfiges Ensemble geschrieben, die die Welt um Pinocchio durch eine Vielfalt wechselnder Figuren lebendig werden lässt und vom Glück der Gemeinschaft erzählt. Mit der Choreografin Yeliz Pazar, der Komponistin Natalie Hausmann und dem Bühnen- und Kostümbildner Jan A. Schroeder bringt Regisseur Frank Panhans Collodis fantastischen Bilderbogen auf die Bühne. Panhans kehrt mit »Pinocchio« zurück nach Düsseldorf, wo er durch Arbeiten wie »Auf Klassenfahrt oder Der große Sprung« oder »Mr. Handicap« bekannt geworden ist.

Der kleine Pinocchio steht für die unbändige Neugier und die große Lust aufs Leben. Auch wenn er seinen Vater Geppetto über alles liebt, kann er sich doch nicht dazu durchringen, ein braves Kind zu sein, zu gehorchen und die Schule zu besuchen. Zu viel Spannendes gibt es zu erleben, unbeirrbar lässt sich Pinocchio von seinem Instinkt leiten, was ihn immer weiter hinaus in die Welt treibt. Dass Collodi die Geschichte als moralisches Exempel für Kinder entworfen hat, ist heute eher in Vergessenheit geraten. Seit seiner Entstehung vor über 140 Jahren ist Pinocchio für viele Generationen durch filmische Adaptionen, Musicals, Mangas, Graphic Novels und Opernvertonungen zu einem der großen Held:innen der Kinderliteratur geworden.

Collodi wollte ursprünglich eine Erziehungsgeschichte schreiben und setzte darin auf die repressiven pädagogischen Ideale seiner Zeit, die die Disziplinierung von Kindern forderten, um diese auf das Leben vorzubereiten. In den ersten 15 Episoden hintergeht der ungehorsame Bengel seinen Vater

Geppetto, drückt sich vor der Schule, läuft auf und davon, geht Betrügern auf den Leim und haucht schließlich, von üblem Gesindel gejagt, mutterseelenallein sein Leben aus. Doch trotz dieses düsteren Finales hat die unerschrockene Puppe die Leser:innen des »Giornale per i bambini« im Sturm erobert. Ihre begeisterten Briefe überzeugten Collodi, Pinocchio weiterleben zu lassen und seine Abenteuer fortzuschreiben. Collodi gab Pinocchio daraufhin mehr Charakter und ein großes Herz und machte sein Holzkind damit unsterblich. Die Erzählung wandelte sich von der pädagogischen Fabel zum Kindheitsroman, der in erster Linie ein leidenschaftliches Plädoyer für das Kindsein ist. Lustvoll und liebenswert lebt Pinocchio seinen Widerstand aus gegen die Regeln jener Welt, in die hinein er geschaffen wurde, und stellt so Disziplin und blinden Gehorsam infrage. Mit Eigensinn, unbändiger Energie und dem Glauben an das Gute bewältigt er immer neue Mutproben. Unterwegs lernt er, empathisch zu sein und Verantwortung zu übernehmen. So erfüllt sich am Ende Pinocchios größter Wunsch, ein Mensch zu sein.

Pinocchio von Carlo Collodi — Fassung für das Junge Schauspiel von Kirstin Hess — ab 6 — Mit: Cem Bingöl, Jonathan Gyles, Hannah Joe Huberty, Ayla Pechtl, Leon Schamlott, Eva Maria Schindele, Felix Werner-Tutschku — Regie: Frank Panhans — Bühne und Kostüm: Jan A. Schroeder, Inés Diaz Naufal — Musik: Natalie Hausmann — Choreografie: Yeliz Pazar — Licht: Christian Schmidt — Dramaturgie: Beret Evensen — Theaterpädagogik: Thiemo Hackel Premiere am 9. März 2025 — Voraufführung: 6.3. — Vorstellungen: 11., 12., 28., 31.3., 2., 3., 6., 16., 17., 20.4. — weitere Termine: www.dhaus.de — Münsterstraße 446, Bühne — Junges Schauspiel Mit freundlicher Unterstützung des Fördervereins des Junges Schauspiels und take-off: Junger Tanz

Tanz- und Theaterspektakel — von Nir de Volff und Ensemble — Uraufführung am 4. Mai 2025 — weitere Termine: www.dhaus.de — Münsterstraße 446, Bühne — Junges Schauspiel — Gefördert von take-off: Junger Tanz

Als letzte Premiere in der Münsterstraße vor dem Umzug ins Central präsentiert das Junge Schauspiel in Koproduktion mit dem tanzhaus nrw ein besonderes Bühnenerlebnis, bei dem sogar die Bühne begangen werden darf. Im Raum zu finden sind besondere Objekte des Theaterfundus, mit denen sich ein Selfie lohnt. Mit welchen Objekten und Kostümen jede einzelne Aufführung beginnt, entscheidet das Publikum mit. Sieben Schauspieler:innen und Tänzer:innen machen erlebbar, was es heißt, frei zu sein. Poetisch, ehrlich und albern, mit Text und Tanz, Körper und Kopf.

Mit: Cem Bingöl, Andrés Felipe Gonzáles Patarroyo, Hannah Joe Huberty, Hubert Mielke, Ayla Pechtl, Leon Schamlott, Felix Werner-Tutschku — Regie und Choreografie: Nir de Volff — Bühne: Aliki Anagnostakis, Nir de Volff — Kostüm: Idit Herman — Musik: Daniel Benyamin — Licht: Christoph Stahl — Dramaturgie: Kirstin Hess — Theaterpädagogik: Ilka Zänger

Leon Schamlott, Andrés Felipe Gonzáles Patarroyo, Hubert Mielke, Cem Bingöl, Hannah Joe Huberty, Felix Werner-Tutschku

Drei Fragen an die Regisseurin Nora Schlocker zu ihrer Inszenierung von Hans Falladas Roman, dem »besten Buch, das je über den deutschen Widerstand gegen den Nationalsozialismus geschrieben wurde« (Primo Levi)

Hans Fallada schrieb Ende 1946 in einem Schaffensrausch innerhalb von nur vier Wochen den 700 Seiten umfassenden Roman »Jeder stirbt für sich allein«. Im Vorwort verweist er darauf, dass das Geschehen vom Widerstand eines Berliner Arbeiter-Ehepaars inspiriert wurde, das von 1940 bis 1942 in Berlin PostkartenFlugblätter gegen Hitler ausgelegt hatte und denunziert worden war. Warum ist es sinnvoll, den Stoff 2025 auf die Bühne zu bringen?

Nora Schlocker — Müsste ich diesen Roman auf einen Begriff verdichten, so wäre es Anstand: Wie kann man als Mensch anständig bleiben? Sich selbst treu? Sich nicht der allgegenwärtigen Angst ergeben, die überall spürbar ist und zwangsläufig die Herzen verengt? Das ist für mich zeitgemäß und brisant. In einem Europa, das politisch nach rechts rutscht, in einem Deutschland, von dem ich dachte, dass hier gewisse Begriffe nie wieder benutzt würden, die nun eine Normalität bekommen, ist es wichtig, über Widerstand nachzudenken. Angesichts der sich scheinbar überschlagenden Ereignisse in unserer Welt macht es vielleicht Mut, zu erleben, wie sich Figuren aus einer Angststarre, aus ihrer Ohnmacht befreien und aktiv werden. Sei es durch eine Postkarte – als ein erster Schritt, mit dem man Position bezieht. Otto und Anna Quangel erringen eine Sprache und wachsen an ihrem Widerstand, als Menschen, als Liebespaar, als Teil der Zivilgesellschaft.

Wem begegnen wir neben dem Ehepaar in der Geschichte? Welche Figuren interessieren dich besonders und warum?

Es gibt unzählige bemerkenswerte Figuren in dem Roman. Fallada interessiert sich zum einen für den Querschnitt einer Gesellschaft, für die »kleinen Leute« und zum anderen dafür, was eine Diktatur beim Individuum wie auch bei der Gemeinschaft anrichtet. Dabei lauscht er seinen Mitmenschen ihre ganz eigene Art zu fühlen und zu sprechen ab. Das ist wunderbar und zeigt sich in den differenziert gezeichneten Charakteren. Jede Figur ist vielschichtig, nahbar, anrührend und kann dennoch Täter:in und Mitläufer:in sein, grausam und abstoßend. Außergewöhnlich ist, dass Fallada so viele

starke Frauenfiguren entwirft. Die Geschichte beginnt mit der Postbotin Eva Kluge, die als Einzige den Ausstieg aus dem System schafft, ein Kind adoptiert und damit einen Samen Empathie und Menschlichkeit für eine Zukunft jenseits des Terrors sät. Und da ist Trudel Baumann, die autonome Schwiegertochter des Ehepaars Quangel, die Otto inspiriert, Widerstand zu leisten. Bei ihrem Freitod im Gefängnis dirigiert sie die Rufe der Gefangenen als eine Art Todessymphonie und Aufschrei gegen die monströse Gewalt des Systems.

Welche Ideen gibt es für den Raum, in dem das Drama spielt?

Uns ist wichtig, nah dran zu sein an den Menschen dieser Geschichte. Falladas große Qualität, seine starken Protagonist:innen, sollen den Herzen der Zuschauer:innen ganz nah kommen. Zugleich soll die Monstrosität eines Systems spürbar werden, in dem die Figuren, gleich Rädchen einer Maschine, unentwegt mitgerissen werden. Zudem haben wir uns ausgehend vom zentralen Motiv der Postkarte mit der Materialität von Papier beschäftigt. Ein riesiges Bühnenobjekt aus Papier begleitet uns durch das Stück, das gleich einer Zentrifuge gedreht werden kann und durch das die Szenenbilder rauschen. Auch sonst wird Papier eine große Rolle spielen, es soll Postkarten regnen, und Papier taucht in der Struktur der Kostüme wieder auf. Viel mehr will ich aber nicht verraten!

Die Fragen stellte die Dramaturgin Birgit Lengers.

Jeder stirbt für sich allein — nach dem Roman von Hans Fallada — Regie: Nora Schlocker — Mit: Cathleen Baumann, Adrian Geulen/Raphael Abilgaard, Maxim Kirsa-Straubel, Florian Lange, Melanie Lüninghöner, Rainer Philippi, Jürgen Sarkiss, Claudius Steffens, Ingo Tomi, Friederike Wagner, BlankaWinkler — Bühne und Kostüm: Jana Findeklee, Joki Tewes — Musik: Lars Wittershagen — Dramaturgie: Birgit Lengers — Premiere am 5. April 2025 — weitere Termine: www.dhaus.de — Schauspielhaus, Großes Haus

Kostümentwürfe
von Jana Findeklee und Joki
Tewes mit Florian Lange, Blanka Winkler, Maxim Kiersa-Staubel, Claudius Steffens, Cathleen Baumann, Jürgen Sarkiss

In finsterer Zeit blutiger Verwirrung/ Verordneter Unordnung/ Planmäßiger Willkür/ Entmenschter Menschheit/Wo nicht mehr aufhören wollen in unseren Städten die Unruhen:/In solche

Welt, gleichend einem Schlachthaus/Wollen wir wieder einführn/ Den Menschen.

Brechts »Heilige Johanna« ist die lebenspralle Geschichte von der seltsamen Begegnung der warmherzigen Idealistin Johanna Dark mit dem kühlen Geldmenschen Pierpont Mauler. In seinem Stück erzählt Brecht davon, wie es dem Menschen unmöglich wird, menschlich zu bleiben in einer unmenschlichen Welt. Es ist ein Text, der weit in unsere Gegenwart hineinreicht. Regie führt Roger Vontobel, dessen Inszenierungen, darunter »Wilhelm Tell« und »Hamlet«, seit vielen Jahren den Spielplan des D’haus prägen.

Die heilige Johanna der Schlachthöfe — von Bertolt Brecht — Regie: Roger Vontobel — Bühne: Olaf Altmann — Kostüm: Jana Findeklee, Joki Tewes — Dramaturgie: Robert Koall — Premiere am 3. Mai 2025 — weitere Termine: www.dhaus.de — Schauspielhaus, Großes Haus

Schauspiel — Großes Haus

König Lear — von William Shakespeare — Regie: Evgeny Titov — Premiere am 1. Februar 2025 (→ S. 2-3)

Die Märchen des Oscar Wilde erzählt im Zuchthaus zu Reading — nach Texten und Motiven von Oscar Wilde in einer Bearbeitung von André Kaczmarczyk mit Musik von Matts Johan Leenders — Regie: André Kaczmarczyk — Premiere am 8. März 2025 (→ S. 4-5)

Jeder stirbt für sich allein — nach dem Roman von Hans Fallada — Regie: Nora Schlocker — Premiere am 5. April 2025 (→ S. 12)

Die heilige Johanna der Schlachthöfe — von Bertolt Brecht — Regie: Roger Vontobel — Premiere am 3. Mai 2025 (→ S. 13)

D’haus Open Air 2025

Ein Sommernachtstraum — von William Shakespeare — Regie: Stas Zhyrkov — Premiere am 23. Mai 2025 (→ S. 16)

Schauspiel — Kleines Haus

Liv Strömquists Astrologie — nach der Graphic Novel von Liv Strömquist — Regie: Philipp Rosendahl — Uraufführung am 7. März 2025 (→ S. 7)

Der blinde Passagier — von Maria Lazar — Regie: Laura Linnenbaum — Uraufführung am 31. Mai 2025 1895 geboren, zählt Maria Lazar zu den prägenden Autor:innen der Wiener Moderne, gerät als Jüdin und Exilantin jedoch schon zu Lebzeiten in Vergessenheit. Ihr Werk erfährt nun endlich die verdiente Renaissance. »Der blinde Passagier« spielt 1938 an Bord eines dänischen Paketbootes, das vor einem deutschen Hafen auf Reede liegt. Kurz bevor der Anker gelichtet werden soll, wagt ein Mann den Sprung ins eisige Wasser, um sich vor einem wütenden Mob zu retten. Carl, der Sohn des Kapitäns, handelt aus Nächstenliebe und bewahrt den Unbekannten vor dem sicheren Tod, indem er ihn im Frachtraum versteckt. Der Fremde entpuppt sich als jüdischer Arzt auf der Flucht vor den Nationalsozialisten. Doch lange lässt sich die Anwesenheit des Geflüchteten auf dem kleinen Boot nicht verheimlichen. Eine packende Parabel über Zivilcourage, die an das Drehbuch eines Kriminalfilms erinnert. Regie führt

Laura Linnenbaum, die am D’haus zuletzt »Der Besuch der alten Dame«, »Maria Stuart« und »Trauer ist das Ding mit Federn« inszeniert hat.

Schauspiel — Unterhaus

Kriegsspiele — Ein Theaterparcours über die Faszination von Waffen und die Möglichkeit von Frieden — Regie: Gernot Grünewald — Premiere am 22. Februar 2025 — Stadt:Kollektiv (→ S. 8-9)

Junges Schauspiel — Münsterstraße

Pinocchio — von Carlo Collodi — Fassung für das Junge Schauspiel von Kirstin Hess — Regie: Frank Panhans — ab 6 — Premiere am 9. März 2025 (→ S. 10)

Blindekuh mit dem Tod — Kindheitserinnerungen von Holocaust-Überlebenden — nach der Graphic Novel von Anna Yamchuk, Mykola Kuschnir, Natalya Herasym und Anna Tarnowezka — Regie: Robert Gerloff — ab 14 — Uraufführung am 6. April 2025 — Vorstellungen in der Münsterstraße 446 und Premiere im Kleinen Haus

Kindheitserinnerungen von vier jüdischen Kindern aus Czernowitz vor und während des Zweiten Weltkriegs: glückliche Tage, zerbrochene Träume und das Überleben in der Hölle. Einer von ihnen ist Herbert Rubinstein, heute Mitglied der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf. »Blindekuh mit dem Tod« ist keine Erzählung über die Shoah, sondern eine über gestohlene Kindheit. Die Perspektive der Kinder steht im Vordergrund, ihnen erscheint manches als Spiel, was bitterer, lebensbedrohlicher Ernst ist. Wenn wir den Blick aus der Vergangenheit auf die Gegenwart richten, wenn wir an die gestohlene Kindheit von jungen Menschen an vielen Orten der Welt denken, bemerken wir die Aktualität dieser Geschichten. Regie führt Robert Gerloff, der diese Spielzeit bereits »Emil und die Detektive« im Großen Haus inszeniert hat.

Gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW sowie die Landeszentrale für politische Bildung NRW, in Kooperation mit dem Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Düsseldorf-Czernowitz e.V.

Freedom is a Dancer — Tanz- und Theaterspektakel von Nir de Volff und Ensemble — Regie, Bühne, Choreografie: Nir de Volff — ab 12 — Uraufführung am 4. Mai 2025 (→ S. 11)

Düsseldorfer Reden 2025 — Die Reihe zu den großen Themen unserer Zeit — mit Reden von Igor Levit, Svenja Flaßpöhler, Aladin El-Mafaalani und Saša Stanišić — Schauspielhaus, Großes Haus

Gemeinsam mit der Rheinischen Post veranstalten wir die »Düsseldorfer Reden« als Forum für die wichtigen Themen der Gegenwart. Persönlichkeiten aus Kunst, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik sind in der ersten Jahreshälfte eingeladen, ihre Gedanken zu den unterschiedlichsten gesellschaftspolitischen Fragen zu teilen. Den Auftakt bildet am 2. Februar die Rede von Igor Levit. Als Redner:innen folgen ihm am 9. März die Philosophin und Autorin Svenja Flaßpöhler sowie im Frühjahr (27.4.) der Schriftsteller Saša Stanišić und der Soziologe Aladin El-Mafaalani (15.6.).

Positionen und Perspektiven — Gesprächsreihe mit Meron Mendel und Saba-Nur Cheema — Zu Gast: Eva Menasse — Über die Frage, wie die Antisemitismusdebatte in Deutschland entgleiste — am 21. Februar

— Schauspielhaus, Kleines Haus

Die österreichische Essayistin und Romanautorin Eva Menasse kritisiert die politische Diskussion über Antisemitismus scharf und attestierte 2022 den Deutschen eine fatale Lust an Symbolpolitik. Seit dem 7. Oktober 2023 hat die Debatte um Antisemitismus und Kritik an Israel weiter an Schärfe gewonnen. Sie wird emotionaler, polarisierter und oft unversöhnlich geführt. Gemeinsam mit der Politologin, Publizistin und Antirassismus-Trainerin Saba-Nur Cheema und dem Direktor der Bildungsstätte Anne Frank und Autor Meron Mendel diskutiert Eva Menasse, wo die Grenze zwischen legitimer Kritik an Israel und Antisemitismus verläuft und welche Voraussetzungen notwendig sind, um differenzierter und vernünftiger darüber sprechen zu können.

Longings and Belongings — Neue Veranstaltungsreihe über Sehnsüchte und Zugehörigkeiten — Zu Gast: Alice Hasters mit ihrem neuen Buch »Identitätskrise« — Lesung und Gespräch — am 23. März — Schauspielhaus, Kleines Haus

In unserer neuen Veranstaltungsreihe »Longings and Belongings –Über Sehnsüchte und Zugehörigkeiten« wollen wir plurale, vielschichtige und intersektionale Realitäten hören, sehen, besprechen und erfahrbar machen. Am 23. März starten wir die neue Reihe mit einer Lesung und einem Gespräch mit der Bestsellerautorin Alice Hasters über ihr Buch »Identitätskrise«. »Sind die 90er wieder zurück?«, darüber diskutieren wir bei einem Podiumsgespräch im

April und zeigen Ausschnitte aus der mit dem Deutschen Theaterpreis »Der Faust« ausgezeichneten theatralen Busreise »Solingen 1993«. Im Mai wird es um die Geschichte des Jazz und dessen heutige Rezeption in der Musik- und Kunstszene in Europa und Deutschland gehen. Eine weitere Ausgabe der Veranstaltungsreihe folgt im Juni.

Fokus: Queer Art — 9. bis 11. Mai 2025 — Schauspielhaus, Großes Haus, Kleines Haus, Foyer und Unterhaus

Drei Tage legt das D’haus einen Fokus auf Lebensrealitäten, Kunstformen und Ästhetiken der LSBTQIA+-Community. In Theaterinszenierungen, Drag- und Ballroom-Veranstaltungen, Partys, Paneltalks und Workshops zeigen sich die Vielfalt queeren Lebens und queerer Kunst, intersektionale Verstrickungen, historische Kämpfe sowie Zukunftsvisionen. Egal ob queer oder nicht, »Fokus: Queer Art« ermöglicht, mit Queerness, Genderfragen und Selbstausdruck neu und in vielfältigen Formen in Kontakt zu kommen.

Westwind Festival 2025 — 41. Theatertreffen für junges Publikum in NRW — 31. Mai bis 6. Juni 2025 — Junges Schauspiel in Zusammenarbeit mit FFT Düsseldorf und tanzhaus nrw

Vom 31. Mai bis 6. Juni 2025 findet das Westwind Festival, das 41. Theatertreffen für junges Publikum in NRW, in Düsseldorf statt. Zu sehen gibt es zehn spannende Kinder- und Jugendtheaterstücke aus ganz NRW, herausragende internationale Gastspiele sowie Inszenierungen aus den gastgebenden Häusern. Ein vielseitiges Rahmenprogramm mit Citizens Dinner, Vorträgen und Workshops widmet sich dem Thema »Arts for Change«, und am Sonntag, dem 1. Juni, erleben Sie beim Familientag auf der Kulturmeile zwischen FFT, Central und tanzhaus nrw Theater, Musik und Aktionen zum Mitmachen.

Unbubbled – Demokratie: Du hast die Wahl — D’Insiders, der Jugendbeirat des Jungen Schauspiels, lädt ein zu Pizza, Musik und Meinungsaustausch — am 5. Februar Münsterstraße 446, Bühne — Junges Schauspiel

Was bewirkt meine Stimme bei der Bundestagswahl, und was bewirkt sie, wenn ich sie nicht abgebe? Henrik Domansky, Mitglied im Team des Wahl-O-Mat und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Politikwissenschaft II an der HHU, beschreibt, wie für den Wahl-O-Mat die Fragen entwickelt werden. Marcello V. Orlik von »Volksverpetzer« gibt Einblick in das wirkliche Gewicht unserer Stimme.

Tageskasse im Pavillon vor dem Schauspielhaus: Mo bis Fr 10:00 bis 18:00 und Sa 13:00 bis 18:00 Online-Vorverkauf in unserem Webshop unter www.dhaus.de oder per E-Mail unter karten@dhaus.de — Telefonischer Vorverkauf: 0211. 36 99 11 Mo bis Fr 12:00 bis 17:00, Sa 14:00 bis 18:00 — Abonnementbüro im Pavillon vor dem Schauspielhaus: Mo bis Fr 10:00 bis 17:00, Telefon: 0211. 36 38 38 Die Abendkassen öffnen in den Spielstätten eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. — Für Veranstal tungen des Jungen Schauspiels in der Münsterstraße 446, für Gruppenbestellungen und Schulklassen telefonischer Vorverkauf: 0211. 85 23 710, Mo bis Fr 8:00 bis 16:00. karten-junges@dhaus.de Schauspielhaus — Gustaf-Gründgens-Platz 1, 40211 Düsseldorf — U-Bahn: U71 , U72, U73, U83 (Schadowstraße), U70, U75, U76, U77, U78, U79 (Heinrich-Heine-Allee) — Straßenbahn: 701, 705, 706 (Schadowstraße), 707 (Jacobistraße) — Parkhaus: Die Tiefgarage Kö-Bogen II/Schauspielhaus hat durchgehend geöffnet. Junges Schauspiel — Münsterstraße 446, 40470 Düsseldorf — Straßenbahn: 701 — U-Bahn: U71 (Am Schein) — Bus: 730, 776 (Rath Mitte) — S-Bahn: S6 (Rath Mitte) — Kostenfreie Parkplätze in der Nähe Stadt:Kollektiv alle Spielstätten Ronsdorfer Straße 74 U-Bahn: U75 (Ronsdorfer Straße) Impressum — Herausgeber: Düsseldorfer Schauspielhaus — Generalintendant: Wilfried Schulz — Kaufmännischer Geschäftsführer: Andreas Kornacki — Redaktion: Dramaturgie/Kommunikation — Redaktionsschluss: 27.1.2025 — Fotos: Thomas Rabsch, Stefano Di Buduo (S. 6) — Layout: Meltem Kalaycı

Mit dem Erfolgsformat des D’haus Open Air feiern wir zum Ende der Spielzeit mit Ihnen in den Sommer hinein! Unsere Bühne ist der Platz vor dem Düsseldorfer Schauspielhaus. Genießen Sie Theater an lauen Abenden für die ganze Familie. Die Inszenierungen »Das Rheingold. Eine andere Geschichte«, »Der Diener zweier Herren«, »Figaros Hochzeit« und »Glaube, Liebe, Fußball« anlässlichder EURO2024 haben die schöne Tradition begründet. Freuen Sie sich in diesem Jahr auf »Ein Sommernachtstraum« von William Shakespeare in der Regie des ukrainischen Regisseurs Stas Zhyrkov, der am D’haus bereits »Odyssee« und »Die Orestie. Nach dem Krieg« inszeniert hat. Mit Shakespeares beliebter Komödie bringen Zhyrkov und sein Team ein verzauberndes Schauspiel mit Live-Musik, Commedia-dell’arte-Masken und fantastischen Figuren über die Spielarten und Verwirrungen der Liebe sowie um das Theater und seine illusionäre Kraft zur Aufführung. Herzlich willkommen!

Premiere am 23. Mai — Vorverkaufsstart am 7. März für alle Vorstellungen im Mai, Juni und Juli

Mit freundlicher Unterstützung von

von William Shakespeare Regie: Stas Zhyrkov

vor de m Schauspielhaus

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