1 minute read
DAS LACHEN, DAS EINEM IM HALSE STECKEN BLEIBT
Bei dieser „Lach-Performance“ im Sigmund-Freud-Park trugen fünf Personen eine von der Künstlerin verfasste Textcollage mit Zitatenvon Herbert Marcuse, Joseph Beuys, Henri Bergson u. a. vor. Unter das Publikum hatten sich Mitglieder des MigrantInnenchors Hor 29. Novembar gemischt, die auf ein vereinbartes Zeichen (Vogelgeschrei) sarkastisch zu lachen begannen. Choreografiert von der Komponistin Tamara Friebel bewegten sich die PerformerInnen mit zwei fahrbaren Metallbetten auf einem Parkweg vor der Votivkirche auf und ab. In dieser hatten 2012 siebzig Asylsuchende aus Protest gegen die Bedingungen im Flüchtlingslager Traiskirchen Zuflucht gesucht. DAS LACHEN, DAS EINEM IM HALSE STECKEN BLEIBT ließ diesen Moment des Protests wiederaufleben und kritisierte die drakonischen Maßnahmen der damal igen österreichischen Innenministerin, die viele Asylsuchende, einschließlich syrischer Kriegsvertriebener, in ihre Heimatländer abschob. Politische Demonstrationen finden gewöhnlich als Reaktion auf ein aktuelles Problem statt. Aber das eine Problem wird schnell vom nächsten überlagert, das nun wiederum die Aufmerksamkeit der Medien auf sich zieht. DAS LACHEN, DAS EINEM IM HALSE STECKEN BLEIBT erinnert daran, dass die Probleme fortbestehen, auch wenn tagesaktuell nicht mehr darüber berichtet wird. Als eine Art „Gedenk“-Protest ruft diese Intervention die politischen Narrative, die das Ereignis prägten, in Erinnerung, haucht ihnen durch eine Inszenierung, die sich ontologisch frisch anfühlt, neues Leben ein. Das verwischt die Grenze zwischen Kunst und Leben, PerformerInnen und Publikum, aber auch Publikum und Passant Innen, von denen viele stehen blieben, ohne recht zu wissen, was da vor sich ging, aber dennoch mit dem „Lach-Chor“ mitlachten. Lachen kann aus vollem Herzen kommen, kann aber auch gänzlich trostlos sein: eine nervöse Reaktion auf etwas, das man nicht versteht. SA Ein Projekt von transparadiso Die Performance basierte auf Regieanweisungen der Komponistin Tamara Friebel: Den PerformerInnen wurde jeweils eine Seite des Skripts zugeteilt, aus der sie Textpassagen frei aufführen sollten. In bestimmten Momenten stimmte Tamara Friebel ein Vogelgezwitscher an –als Zeichen für den Einsatz des Lachchors.