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P.b.b. GZ 02Z030550 M, Retouren an Postfach 100, 1350 Wien, Styria Medienhaus Lifestyle GmbH & Co KG, Ghegastr. 3 / Top 1.1, 1030 Wien

FRÜHJAHR 2019 Nr. 01

MODIFIZIERT HOCHWERTIGES ESSEN & NACHHALTIGES REISEN

DEM HIMMEL SO NAH BUZZ ALDRIN ÜBER SEINEN BESUCH AM MOND

Abwandlung EINKEHR UND UMKEHR — DIE NEUE SAISON VERLANGT NACH EINEM BLICK ÜBER DEN TELLERRAND


DEF Y EL PRIMERO 21

Z E N I T H , T H E F U T U R E O F S W I S S W AT C H M A K I N G

w w w . z e n i t h - w a t c h e s . c o m



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EDITORIAL

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COVER FOTO Peter Garmusch PRODUKTION Yasmin El Mohandes PRODUKTE 3-in-1-Sonic-Reinigungsgerät für das Gesicht, Rasurvorbereitung und Anti-Aging »Luna 2 for Men« von Foreo; Sneakers von Versace, über mrporter.com

aben Sie ein Ritual? Eines, das sich durch Ihren Alltag zieht wie ein roter Faden? Das denselben auch erleichtert? Wenn Ihnen ad hoc keines einfällt: Damit sind Sie nicht allein. Mir geht es ähnlich – aber wir dürfen versichert sein, dass jeder von uns das eine oder andere Ritual hat. Die bekommen wir nämlich schon in Kindheitstagen antrainiert. Immerhin erleichtern sie den Alltag: Durch eine gewisse Routine gewöhnt man sich spielerisch an etwas, das man nicht unbedingt mögen muss. Das macht den Alltag weniger kompliziert und man kommt wieder in Fluss. Rituale lassen sich also als geregelte Abläufe beschreiben, die wir an dieser Stelle gerne mal hinterfragen. Wir beginnen mit einem Report über Humor. Lachen ist ja bekanntlich heilend – und anscheinend auch männlich konnotiert. Diesem Mythos sind wir auf den Grund gegangen, genauso wie der Mär, dass Energieriegel und Shakes gesund sind. Was wir Ihnen noch präsentieren? Dass Luxus und Nachhaltigkeit keine einander widersprechenden Konzepte sind – eine Reise nach Afrika hat’s bewiesen. Mal genauer hinzuschauen, Sachen zu beleuchten und sie auch mal umzudrehen, das haben wir uns an dieser Stelle zum Ziel gesetzt. Es ist unsere Gepflogenheit, mit dem Alltag umzugehen. Ich hoffe, Sie finden auch Gefallen daran.

Ihre Melanie Gleinser-Moritzer

IMPRESSUM

Chefredaktion Melanie Gleinser-Moritzer Stellvertretende Chefredaktion Yasmin El Mohandes Art Consultant Sabine Kunzmann* Chefin vom Dienst Tanja Jedlitschka Mitwirkende dieser Ausgabe Karin Cerny*, Lucie Knapp, Oskar König*, Margit Kratky, Katharina Reményi*, Severin Salif *, Werner Sturmberger*, Jürgen Tobler*, Nicole Zametter

Redaktionsmanagement Sophie Majchrzak Fotografen dieser Ausgabe Michael Dürr*, Sepp Horvath*, Hilde van Mas*, Peter Garmusch*, Petra Rautenstrauch*, Nina Stuwe* Geschäftsführung Robert Langenberger Assistenz der Geschäftsführung Sophie Majchrzak Organisation und Prozesse Brigitte Romirer

Grafik Branko Bily

Anzeigen Andrea Busta (Anzeigenleitung) Nadine Antos (Senior Key Account Management) Julia Filcz (Key Account Manager) Claudia Grohmann (Key Account Manager) Martina Ploc (Key Account Manager) Kerschbaum & Partner (Extern)

Korrektur Bernhard Paratschek*

Anzeigenvertretung Ausland Italien: IMM International

Fotoredaktion Petra Rautenstrauch

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Marketing Valentina Marchetti, Inés Cerdeyra Simone Schram (Eventassistenz) Anzeigenproduktion & Teamassistenz Martina Stoll Anzeigenfakturierung FIDES Verrechnungs- und Dienstleistungs GmbH fakturierung-lifestyle@styria.com Creative Solutions Teresa Sutter (Teamleitung) Barbara Stix Stephanie Rosicka Vertrieb und Lesermarketing Robert Scharfenberg, Tamara Simmel Produktion Styria Media Design GmbH & Co KG www.styria.com/mediadesign Herstellung Druck Styria GmbH & Co KG Vertrieb Österreich Presse Großvertrieb Austria Trunk GmbH, 5081 Anif

Auflage 35 000 Stück Mit »Werbung« und »Anzeige« gekennzeichnete Seiten erscheinen unter Verantwortung der Anzeigenabteilung. Für unverlangt eingesandte Texte und Fotos wird keine Haftung übernommen. Alle angegebenen Preise sind Richtpreise. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten.

Verlags- und Redaktionsadresse Styria Medienhaus Lifestyle GmbH & Co KG Ghegastraße 3/Top 1.1, A-1030 Wien Telefon (01) 601 17-993, Fax (01) 601 17-967 E-Mail: diva@diva-online.at, ads@diva-online.at www.diva-online.at Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz unter www.diva-online.at/offenlegung

* Externe MitarbeiterInnen Foto Hilde van Mas

Medieneigentümer & Herausgeber STYRIA MEDIENHAUS LIFESTYLE GMBH & CO KG



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CONTRIBUTORS

EINGEFANGEN

ANGESPROCHEN

AUSPROBIERT

Er hatte schon Größen wie Diane Kruger, Oscar-Preisträger Adrien Brody und David Lynch vor der Kamera – Fotograf Michael Dürr arbeitet gerne mit natürlichem Licht. Ähnlich natürlich wirken dann auch die von ihm dargestellten Personen – in diesem Heft Thomas Mick, Kärntner und seines Zeichens Design Director von LVMH.

Thomas Stipsits zu erreichen gestaltete sich nicht einfach. Der Kabarettist stellte sich zum Thema »Humor« als Interviewpartner sofort zur Verfügung, allerdings ist er momentan ein sehr gefragter Mann: Sein Film »Love Machine« sorgt in Österreich gerade für Furore und lockte bereits über 100 000 Zuschauer in die Kinosäle.

Fotograf Peter Garmusch beweist gute Nerven – jedenfalls war dies bei unserem DANDY-Shooting so. Da stellte er sich der Herausforderung, Größenunterschiede gut zu kaschieren. Das gelang ihm dank seiner Props, die er aus aller Welt zusammengetragen hat, zuletzt aus Ägypten – Kairo widmet er auch seine nächste Ausstellung. fotowien.at

I N H A LT Tagesgeschäft Themen, die bewegen – im Alltag und im Business.

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Lachen erlaubt Was ist Humor? Eine Verortung mit viel Witz.

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Gestaltungsprinzip

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Anziehend

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Abgehängt?

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Beste Begleiter Die Accessoires der Stunde im Überblick.

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Zeitzeuge Zum 50. Jahrestag der Mondlandung: ein Gespräch mit Astronaut Buzz Aldrin.

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Gut im Griff … … hat Mann alles mit diesen Produkten.

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Reisen bildet … … und bringt Mensch und Tier einander näher. Eine Geschichte über Afrika.

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Abstecher gefällig? Reisen und Sport lassen sich spielerisch miteinander verbinden.

Fahrt aufgenommen Grafikerikone Stefan Sagmeister und Jaguar-Chefdesigner Ian Callum im Gespräch.

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More Drive … … bekommt das Leben mit diesen Technikneuheiten.

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Hingehört! Kabellose Kopfhörer können so viel.

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Klein, aber fein »Mobiles Zuhause« bekommt heute eine neue Bedeutung – ein Report über Design, das Lebenseinstellung ist.

So schön! Die wichtigsten Pflegetrends im Überblick.

Meter-Macher Sorgen für frischen Wind in der Garderobe: Sneakers in Sportoptik.

Andere Länder, andere Sitten Beleuchtet: Beautyrituale weltweit.

Endlich wieder in den Mittelpunkt gerückt: der Trenchcoat.

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Gesundheit geht durch den Magen Ein Interview rund um gutes Essen.

Diese Looks bestimmen den Frühling.

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Aufgetaucht Wasserdicht und druckfest: Diese Uhren liegen im Trend.

LVMH-Design-Director Thomas Mick im Gespräch.

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Neues Zeitalter Facts & Figures zur Uhrenbranche.

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Ganz natürlich gewachsen Holz ist das Material der Stunde.

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Aufgehende Rebe Die neue Weinkultur, erklärt vom jungen Sommelier Marcel Ribis.

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Mahlzeit! Diese Neuheiten machen Appetit.

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Au revoir! Wir verabschieden uns von Karl Lagerfeld.

Fotos Cinema Photographique, Ingo Pertramer, Petra Rautenstrauch

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ALPHATAURI.COM


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TA G E S G E S C H Ä F T FRÜHLING 2019

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Immer unterwegs, up to date oder auf Zack sein – das geht an die Substanz. Die Möglichkeiten, zur Ruhe zu kommen, abzuschalten oder einfach durchzuatmen, werden deshalb an den stressigen Geschäftsalltag angepasst. Wer sich einen entspannenden Aufenthalt im Mental-Spa nicht einteilen kann, der bekommt die mentale Pause auch häppchenweise serviert, zum Beispiel beim Meditieren nach Dienstschluss. Oder lieber futuristisch: mithilfe einer Virtual-Reality-Brille, die den Stressabbau fördert. Denn mentale Stärke macht widerstandsfähig im Businessalltag.

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1 Meditation für Führungskräfte und Mitarbeiter: Im Re:Treat Yoga Wien ab 27. März wöchentlich im Programm, retreat-vienna.com. 2 Stressabbau mit Virtual Reality, und dann auch gleich selbst zum Mentalcoach werden: vr-coach.at. 3 Das Vier-Sterne-Mental-Spa Fritsch am Berg am Bodensee bietet neben Wellness und Co auch intensives Mentaltraining, fritschamberg.at.

R AUM DER DÜFTE NUN AUCH IN WIEN Gute Nachrichten für Liebhaber so einzigartiger und männlicher Düfte wie Aventus oder Green Irish Tweed: In der Seilergasse mitten im ersten Bezirk lädt der neu eröffnete Creed-Flagship-Store zum Schnuppern ein. Vom renommierten britischen Architekten Can Onaner, der bereits das Design der Creed-Dependancen in New York und London konzipierte, wurde auch der Wiener Shop gestaltet. Inspiration fand Onaner unter anderem auch in den Arbeiten der österreichischen Architekten Adolf Loos und Josef Hoffmann. Puristisch und klar sind die verwendeten Materialien: prachtvoller Marmor und eigens gefertigte Messingelemente, die die Ästhetik und DNA von Creed kongenial unterstreichen und die Parfumkreationen perfekt in Szene setzen. DANDY 01

DESIGNOBJEKT Luxuriös und klar: Im Creed-Shop in Wien dürfen die Düfte ihre volle Wirkung entfalten. creedboutique.com

Redaktion Nicole Zametter Fotos Petra Rainer, Andreas Tischler, Pedro Salvadore, Getty Images, beigestellt

MINDFULNESS


DAS E TE R NA COVE R SH I RT. VE RB I RGT, WAS D U NI C HT Z E I G E N W I LLST.

JE TZ T E R HÄ LT L I C H I N AL L E N TE I L NE H ME NDE N STO R E S U ND O NL I NE UN T E R WWW.E T E R NA.DE /AT


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TA G E S G E S C H Ä F T

Handarbeit Sie sind nicht nur unsere wichtigsten Werkzeuge (siehe rechts), sondern auch unsere körperlichen Visitenkarten: unsere Hände. Dem Handkosmetikdefizit bei Männern sagt nun ein neues Studio in Wien den Kampf an: Bei »Nagel und Feile« werden ausschließlich Männerhände und -nägel verwöhnt. Dazu gibt’s schwere Ledermöbel, coole Ziegelwände – und garantiert kein Geplapper.

FÜR ECHTE MÄNNER Maskulines Interieur sorgt für Wohlfühlfaktor, echte Profis sorgen für perfekt gepflegte Männerhände. nagelundfeile.at.

T R A I N I N G S PA R T N E R Top-Ergebnis: Die Polar Vantage V ist eine Profi-Multisport- und Triathlonuhr mit integriertem GPS, Pulsmessung am Handgelenk, Routenführung, Smart Notifications und ultralanger Akkulaufzeit sowie erweiterten Trainingsfunktionen.

CLOCKWORK ORANGE Der sportliche Trainingspartner von Polar ist in Schwarz, Weiß oder Orange erhältlich. Um € 499,95, polar.com.

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DER HÄNDE WERK Die Ausstellung «Der Hände Werk» auf der Schallaburg ist eine Liebeserklärung an die unglaublichen Fähigkeiten unserer Hände. Vom Wunderwerkzeug Hand zur Wunderkammer in der Ausstellung - es geht um das Tätigsein und die Bedeutung der Hände für unsere Kultur, aber auch für uns ganz persönlich. Ab 16. März und bis November gibt es Spannendes zu sehen und zu lernen, denn jedes erste Wochenende im Monat laden Handarbeiter vor Ort zum Mitmachen ein.

MEISTERSTÜCK Aufwendig hergestellte Kunstwerke lassen in die Seele eines Handwerks blicken. Mehr Infos auf schallaburg.at.

Bildungsprogramm Die ganze Welt ist durch Geld miteinander verbunden! Das beweist diese absolute Streaming-Empfehlung – nicht nur für Doku-Fans: »This Giant Beast that is the Global Economy«, ab sofort auf Amazon Prime. Schauspieler Kal Penn (u. a. »Dr. House«) entführt den Zuschauer in dieser achtteiligen Reihe in die bizarre Welt der Transaktionen, der Superreichen sowie in die Welt von Geldwäsche, Bitcoin und künstlicher Intelligenz.

MONSTERMASCHINE Roboter sind längst Teil unseres Lebens. Sie werden aber immer größer und vor allem intelligenter. Dieser hier wird noch menschlich gesteuert.


IT’S A GOOD DAY TO SET A RECORD

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umfassende Daten in einem schmalen und leichten Design.

# B L O O D S W E ATA N D D ATA


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ALLTAGSKOMIK Momente zwischen Mann und Frau liefern regelmäßig Stoff für Witze, Kabarett und natürlich auch Comics. Karikaturist Gerhard Haderer, bekannt für seine Politsatiren, ist ein exzellenter Beobachter von Beziehungsalltag.

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GESELLSCHAFT

REIN INS VERGNÜGEN Ganz ohne Witz: Was finden Männer lustig? Und sind sie wirklich humorvoller als Frauen? Dazu stellen unter anderem der Humorforscher Alfred Kirchmayr und der Kabarettist Thomas Stipsits interessante Überlegungen an. Cartoon GERHARD HADERER Redaktion NICOLE ZAMETTER

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umor ist, wenn man trotzdem lacht« – so hat schon vor über 100 Jahren der Journalist Otto Julius Bierbaum dieses Elixier der Lebenskunst charakterisiert und wird damit bis heute wohl täglich irgendwo zitiert. Damit hat er auch sehr treffend formuliert, was Humor im Alltag sein kann: ein Mittel, um einer an sich schlimmen oder frustrierenden Situation etwas Komisches, Leichtes abzugewinnen. Auch Sigmund Freud betonte diesen Aspekt und nannte ihn eine »Trotzmacht«. Der Wiener Psychotherapeut und Humorforscher Alfred Kirchmayr weiß darum: »Der Humor als Trotzmacht ist ein Stehaufmanderl, der Clown in uns. Er versöhnt mit allen widrigen Dingen des Lebens, weil er die Kunst des Drüberstehens beherrscht.« Und für Kabarettist Thomas Stipsits ist der Humor im Alltäglichen daheim: »Grundsätzlich finde ich, dass in der Alltäglichkeit der meiste Humor liegt. Wenn man beobachtet, was Leute tun. Menschen, die sich unbeobachtet fühlen, machen oft sehr humorvolle Dinge. Oder die leisen Zwischentöne in alltäglichen Unterhaltungen: Die bringen mich zum Lachen.« Karikaturist Gerhard Haderer ist ein Meister darin, diese humorigen Zwischentöne hervorzuheben, wie er auch im Cartoon links beweist …

SIND FRAUEN NICHT LUSTIG? Dass Humor eben viele Facetten hat, in unterschiedlichen Ausprägungen und Formen auftritt und vor allem nicht überall gleich ist, kann bisweilen auch zu Differenzen führen. Auffallend ist noch immer: Humor ist weitgehend männlich konnotiert. Denken wir an große Komödianten, fallen Namen wie Charlie Chaplin, Woody Allen, Louis de Funès oder die Marx Brothers. Durchforstet man einschlägige Foren im Netz, erhält

man gar den Eindruck, Männer würden Humor voll für sich beanspruchen. Fragen wie »Wann hast du das letzte Mal herzhaft gelacht, weil eine Frau lustig war?«, sind dabei noch harmlos. Auch jede Menge Essays, Reportagen, Interviews und so weiter finden sich zu dem Thema. Stimmt es also tatsächlich – sind Männer das »lustige« Geschlecht? Leserinnen dieser Zeilen protestieren bestimmt gerade heftig, die Herren der Schöpfung fühlen sich vielleicht bestätigt. Die Meinungen dazu gehen wohl genauso auseinander wie jene über die Liebe oder den Sinn des Lebens. Vor über zehn Jahren sorgte der mittlerweile verstorbene amerikanische Starautor Christopher Hitchens im US-Magazin »Vanity Fair« mit seinem Essay »Warum Frauen nicht lustig sind« für eine Kontroverse. Auf sehr eloquente und intellektuelle Weise erklärt er darin, dass Frauen einfach nicht lustig sind – manche durchaus humorvoll, aber eben nicht witzig. Sie müssten es auch gar nicht sein, da Humor doch keine der Eigenschaften wäre, auf die Männer bei ihnen achten würden. Im Gegenteil: Da Humor auch ein Zeichen von Intelligenz ist, würden sich Männer von zu scharfsinnigen Frauen eher bedroht fühlen. Sie bevorzugen schließlich ein gutes Publikum und keine Rivalen. Umgekehrt würden sich Frauen ausschließlich für Männer interessieren, die sie zum Lachen bringen. Besonders gut kommen bei dieser Betrachtung beide Geschlechter nicht weg. Unterstützung holte sich Hitchens in seinem Text von der komödiantischen Frauenelite Amerikas: Autorin Nora Ephron und Schriftstellerin Fran Lebowitz. Letztere bestätigt: »Die kulturellen Werte sind männlich; eine Frau, die einen Mann lustig nennt, ist das Äquivalent zum Mann, der eine Frau schön findet. Zudem ist Humor sehr aggressiv und präventiv. Was könnte männlicher sein?« FRÜHJAHR 2019


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LEGENDÄRE TRUPPE

Über die Marx Brothers lachten Generationen. Noch heute stellen die Brüder Groucho, Harpo und Chico, deren Filme zwischen 1929 und 1949 in den Kinos liefen, den Inbegriff von Komödianten dar. Hier im Film »Ein Tag beim Rennen« (1937).

Freilich traten seither viele hervorragende und begabte Komödiantinnen den Gegenbeweis an. In den USA geben etwa Tina Fey, Amy Poehler oder Ellen DeGeneres – vor und hinter der Kamera – den Ton an. In Deutschland füllen Carolin Kebekus oder Monika Müller die Säle. Die Österreicher lachen über Nina Hartmann oder Lisa Eckhart. Dennoch: Frauen bleiben im Comedyfach Ausnahmen, und an die großen Erfolge ihrer männlichen Kollegen können sie nicht anknüpfen. Kabarettist Thomas Stipsits, dessen Programm »Stinatzer Delikatessen« noch wochenlang ausgebucht ist, wagt einen Erklärungsversuch: »Eine Zeit lang war es so, dass Frauen im Kabarett dasselbe Spektrum abgedeckt haben wie die Männer. Klar ist die MannFrau-Thematik sehr universell. Aber es war oft deckungsgleich, nur die Frauen wirkten dabei zorniger. Erst langsam fand ein Generationenwechsel statt. Inzwischen haben Kabarettistinnen ihre eigenen Themen entdeckt und treten mit einer gehörigen Portion Selbstironie auf. Das ist enorm wichtig: über sich selbst lachen können.« Und weiter: »Das ist übrigens für alle wichtig. Ich halte nichts von einem DANDY 01

belehrenden oder moralischen Kabarett. Das gefällt mir zumindest nicht. Man muss schon selber immer auf der Schaufel stehen.« Warum seine weiblichen Kollegen dennoch keine Hallen füllen, versteht auch Stipsits nicht. »Am Talent der Damen liegt es bestimmt nicht, aber das Publikum bleibt oftmals aus. Da muss sich was ändern.« Diese Diskrepanz greift übrigens die sehr gelungene Serie »The Marvelous Mrs. Maisel« (Amazon Prime) auf: Im New York der 50er-Jahre entdeckt die junge Midge nach einem Beziehungsstreit eher zufällig ihr Talent für Stand-up-Comedy. Wie sie versucht, daraus eine ernsthafte Karriere zu machen, hat die großartige Autorin Amy Sherman-Palladino wortgewaltig in eine Serie gepackt.

HUMORFORSCHUNG Was sagt eigentlich die Wissenschaft zum Thema Männer- bzw. Frauenhumor? Humorforscher Kirchmayr erklärt: »Der große Philosoph Sören Kierkegaard stellte im 19. Jahrhundert fest, dass Männer mehr Witz, Frauen dagegen viel mehr Humor hätten. Und er sagt, dass die Frauen deshalb mehr Humor haben und brauchen, weil sie es im Leben sehr viel schwerer haben

Fotos Getty Images

COMEDY UND KABARETT


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GESELLSCHAFT

»Von moralischem Kabarett halte ich nichts. Man muss schon immer selbst auf der Schaufel stehen, um gutes Programm zu machen.« THOMAS STIPSITS, KABARETTIST (* 1983)

als die Männer.« Doch Kirchmayr sieht Entwicklung: »Viele Jahrhunderte lang machten Männer Witze, und Frauen lachten – auch, wenn die Witze blöde und entwertend waren. Das ändert sich stetig, zum Glück für beide Geschlechter. Mit zunehmender Emanzipation entfalten auch Frauen ihren Witz. Allmählich spielen Frauen in der Kabarettszene eine größere Rolle. Auch der feministische Witz begann erst vor etwa 25 Jahren zu blühen.« Tatsächlich waren frühere TV-Komikerinnen – von Lucille Ball bis Evelyn Hamann – nur Beiwerk, mussten sich an die Skripten und Texte ihrer männlichen Kollegen halten.

KATEGORIEN VON HUMOR Ob sich Humor tatsächlich in männlich und weiblich unterteilen lässt, scheint für Kirchmayr im Wandel: »Im Allgemeinen ist der männliche Witz aggressiver und oft auch derber als der weibliche. Und immer noch erzählen Männer mehr Witze als Frauen. Aber ich bin sicher, dass der Unterschied allmählich geringer wird.« Um die »Humorfrage« aber ernsthaft zu klären, muss man die verschiedenen Kategorien desselbigen kennen. Der Forscher erläutert: »Ich unterscheide vier komische Gesellen, nämlich Witz, Spaß, Spott und Humor. Diese lassen sich schwerpunktmäßig vier seelischen Kräften zuordnen. Der Witz hat viel mit dem Intellekt zu tun, mit Wortspielen und Zweideutigkeiten. Der Spaß hat vor allem mit der Vitalsphäre zu tun, mit dem Verdauungsfinale, mit der Sexualität und der puren Lebenslust. Der Spott, als Witz, Satire oder Karikatur, entspringt vor allem den Kräften der Aggression und der moralischen Kritik. Er entlarvt Verlogenheit, Scheinheiligkeit und Unrechtsstrukturen. Und der Humor im engeren Sinn – er wird auch als großer Humor bezeichnet – ist ein Kind unserer Liebesfähigkeit und Lebensfreude. Sein Lachen wird von Wertschätzung und Wohlwollen begleitet, oft auch von Selbstironie, nach dem Motto: ›Die schwierigste Turnübung besteht darin, sich selbst auf den Arm zu nehmen.‹ Er ist nicht bissig oder entwertend.« Während männlicher Humor sich also eher in der spöttischen Ebene, in der Satire finden lässt, neigen Frauen zum feinsinnigen Humor.

KOMIK-IKONE Er war der größte Film- und Komikstar seiner Zeit: Charlie Chaplin. Hier in einer Szene aus dem Film »Rampenlicht« (1952), der den Abstieg von Künstlern skizziert, wie er ihn selbst einst miterlebte.

Dennoch: Glaubt man einer Studie der Datingplattform Parship, wünschen sich mehr als 90 Prozent der Frauen UND Männer einen Partner, der viel Humor hat. Gemeinsames Lachen ist eben ein Grundpfeiler einer guten Beziehung, neben gegenseitiger Wertschätzung und Respekt. Laut Sigmund Freud gehört Humor nämlich zu den »größten psychischen Leistungen, zu denen wir Menschen fähig sind«. Glücklicherweise kann man aber auch lernen, humorvoll zu sein. »Indem man sich mit Witzen, mit Karikaturen und komischen Dingen beschäftigt. Und Komiker wie Karl Valentin oder Charlie Chaplin genießt und sich in Situationen begibt, in denen herzhaft gelacht wird. Das tut der Seele gut, und der Pflege der Heiterkeit«, gibt Kirchmayr Hoffnung. Und schließt das Gespräch mit einem Witz: »Adam geht im Paradies spazieren. Da sieht er Gott um die Ecke gehen, eilt zu ihm und sagt: ›Gott, darf ich dich etwas fragen?‹ – ›Selbstverständlich, Adam!‹ – ›Gott, warum hast du meine Eva so wunderschön gemacht?‹ – Gott lächelt und sagt: ›Damit du sie liebst!‹ – Adam: ›Gott, eine Frage hab ich noch: Warum hast du sie so dumm gemacht?‹ – Gott lächelt herzhaft und sagt: ›Damit sie dich liebt!‹« FRÜHJAHR 2019


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MANN VON GESTALT Beim weltgrößten Luxuskonzern LVMH gibt ein Österreicher den Ton an: Der Kärntner Thomas Mick ist Designdirektor der Gruppe. Im Interview mit DANDY spricht er über gute Gestaltung und seinen persönlichen Stil.

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ach dem Designstudium an der Universität für angewandte Kunst in Wien und einem Abschluss in Betriebswirtschaft ging es für den Kreativen Thomas Mick Schlag auf Schlag: Beautyprojekte für Palmers, dann für Armani und L’Oréal; schließlich holte

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ihn der Luxuskonzern LVMH an Bord. Dort verantwortet der Kärntner seit fast zehn Jahren im Kern den Beautybereich, aber auch Dior Couture, Rimowa und diverse Spezialprojekte. Mick pendelt zwischen Paris und Wien und sieht sich als weltmännischer Europäer. Dem DANDY stand er Rede und Antwort.

Es ist erstaunlich wenig über Sie im Internet zu finden. Ist Zurückhaltung Ihr Konzept? Das ist wohl eher den Umständen geschuldet. Ich arbeite ja nicht immer direkt am Produkt, sondern an dem, was das Produkt umgibt. Bei meinen Projekten steht die Marke im Vordergrund und eben nicht der Designer.

Redaktion Nicole Zametter Fotos Michael Dürr

STILVOLL Thomas Mick legt Wert auf Interieur, das zu ihm passt und eine Geschichte erzählt.


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STIL

Man verwendet den Begriff Design heute teilweise inflationär. An welchen Eckpfeilern machen Sie Design fest? Das ist tatsächlich Gegenstand vieler Diskussionen. Ich bedaure, dass heute alles als Design bezeichnet wird: Nagel-, Haar-, Food-Design … Ich sehe das etwas seriöser. Für mich ist Design eine Haltung, um ganz ehrlich zu sein. Es ist ein konsequentes Verfolgen und sollte immer verantwortungsvolle und durchdachte Gestaltung sein. Gutes Design ist für mich innovativ und optimiert für mich die Brauchbarkeit. Es soll dem Menschen oder dem Raum dienlich sein und nicht umgekehrt. Gutes Design muss ehrlich sein, das soll heißen, dass das Design nicht versucht, ein Produkt leistungsfähiger oder wertvoller erscheinen zu lassen, als es in Wirklichkeit ist. Haben Sie ein Beispiel für sehr gutes Design, das all diese Kriterien erfüllt? Da gibt es bestimmt viele. Wenn wir bei der räumlichen Gestaltung sind, dann ist es etwas, wo ich mich zurechtfinde: Ein gut gestalteter Raum ist ein Raum, der dem Menschen Entfaltung bietet, da stimmen die Maße, die Proportionen, das Licht. Es ist etwas, wo ich mich orientieren kann, mit allen Sinnen, die ich habe. Wie verpackt man die Essenz einer Marke in »Brick and Mortar«? Bei Marken tut man sich leichter als bei privaten Auftraggebern. Das ist die intensivste Auseinandersetzung mit dem, was jemand will, sofern er das überhaupt weiß. Man kann sich einander nur annähern, das ist wirklich ein Prozess. Bei Marken ist es insofern einfacher, weil es eine Geschichte gibt. Da gibt es auch Codes, die im Laufe dieser Geschichte entstanden sind. Auf diesen Codes der Marke kann man gut aufbauen, kann sie wie ein Theaterstück immer wieder neu interpretieren. Die Fotos für dieses Interview entstanden in Ihrer perfekten Wohnung in Wien. Hat Thomas Mick einen ästhetisch blinden Fleck? Ich würde sie nicht als perfekt bezeichnen. Sie ist Ausdruck einer Haltung und erzählt eine Geschichte. Das kann Design auch sein: das Sichtbarmachen von Erfahrungen. Jeder hat eine Geschichte, ist anders aufgewachsen und hat einen anderen Hintergrund. Alleine das ist ein Feld von Inspiration, das fast unerschöpflich ist. Hier habe ich

»Gutes Design ist für mich immer innovativ und sollte die Brauchbarkeit eines Gegenstands oder eines Raumes optimieren.« Thomas Mick (* 1970)

versucht, Eindrücke meiner Kindheit einzufangen. Meine Wohnung in Paris sieht wieder völlig anders aus. Was benötigen Sie für ein ideales Shoppingerlebnis, und gibt es das heute noch? Das ist eine schwierige Frage, weil ich kein großes Shoppingerlebnis brauche. Ich weiß relativ genau, was ich suche und was ich will. Gute Beratung ist mir dennoch wichtig, und Ablenkungen möchte ich vermeiden. Wird Onlineshopping irgendwann das analoge Einkaufserlebnis ablösen? Der Bereich des Onlineshoppings wird immer größer. Was man aber trotzdem sieht, ist zum Beispiel, dass dort, wo es um Service geht, der persönliche Kontakt zählt. Und das ist im Luxusbereich vielerorts der Fall. Hier ist der Onlinehandel auch nicht so stark ausgeprägt. Die zweite Frage, die man sich stellen muss, ist: Wie werden die Innenstädte aussehen, wenn es die Geschäfte nicht mehr gibt? Wollen wir leere Einkaufsstraßen? Ich glaube nach wie vor, dass die Kombination aus stationärem und Onlinehandel die Zukunft ist. Worauf man vielleicht verzichten kann, sind diese enormen Verkaufsflächen außerhalb der Städte. Was man dort bekommt, erhält man auch gut online. Aber will man einen Maßanzug oder ein besonderes

Schmuckstück, werden die Menschen weiterhin zum Experten gehen. Sie pendeln zwischen Wien und Paris. Was vermissen Sie in der jeweils anderen Stadt? In beiden Städten gibt es für mich beruflich, aber auch privat oder inspirationsmäßig viele Dinge, die interessant sind und die einander ergänzen. In Wien sind meine Wurzeln, Paris ist einfach einzigartig. Im Moment passt die Dualität für mich, eines Tages werde ich mich aber vielleicht am Land niederlassen.

FACTS DIE KARRIERE DES DESIGNERS THOMAS MICK IM ÜBERBLICK. • Geboren und aufgewachsen in Friesach in Kärnten. • Design- bzw. BWL-Studium in Wien mit Schwerpunkt Architektur. • Nach Aufenthalten in den USA und London arbeitet Mick selbstständig, übernimmt einzelne Interieurprojekte für Freunde. • Erstes großes Projekt: das Römerquelle-Design. Es folgt eine Kosmetiklinie für die Palmers-Tochter P2. • Danach erste Kontakte in Paris, Projekte für Armani und L’Oréal. • Seit 2010 ist Mick Director Architecture & Retail Design International beim Luxuskonzern LVMH.

FRÜHJAHR 2019


18 Locker lassen! Es muss nicht immer Superslim Fit sein: Schon letzte Saison haben die Designer mit dem lässigen Hawaiihemd das etwas weiter geschnittene Kurzarmhemd gefeiert. Diesen Sommer sind auch moderatere Modelle dabei …

MASSGEBLICH Nicht nur in Sachen Maßhemd eine Instanz: Hemdenmacher Nicolas Venturini führt das Haus Gino Venturini bereits in dritter Generation. Ein Maßband allein reicht ihm nicht aus: INTERVIEW »Für das perfekt sitzende Hemd muss man dem Kunden auch die richtigen Fragen stellen sowie Haltung und Bewegung analysieren.« Die besten Voraussetzungen, um den Meister mal selbst zu befragen:

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Was ist beim Kurzarmhemd zu beachten? Nachdem die Krawatte in der Herrenmode zunehmend an Bedeutung verliert, müssen der Hemdstoff und der Kragen mehr inszeniert werden. Bei Kurzarmhemden empfehlen wir auch wieder die Brusttasche. Wer kann’s tragen? Nicht nur der Hipster trägt bedruckte Shirts. Nachdem Sakkos heute öfter mit sportlichen Hosen kombiniert werden, ist auch in der Geschäftswelt das sportlichere Hemd sehr gesucht. No-Go bei kurzem Hemd? Das Kurzarmhemd gehört

Im Uhrzeigersinn von links oben: Viskosehemd mit Umlegekragen und HibiskusPrint von Loewe, um € 390,–, mrporter.com. Kariertes Hemd aus Popeline mit Button-down-Kragen von Eterna, um € 49,95, eterna.de. Baumwollhemd mit New-Kent-Kragen in Pastellrosa von Marni, um € 214,–, yoox.com. Hemd aus pflegeleichtem Lyocell mit Tasche und Umlegekragen von Frescobol Carioca, um € 270,–, mrporter.com.

KentKragen

New-KentKragen

nicht unter ein Sakko und schon gar nicht mit Krawatte getragen. Elegante Anlässe wie Hochzeiten – auch wenn sie bei sengender Hitze stattfinden – sind keine Orte für Kurzarmhemden, außer man ist acht Jahre alt. Welche Hemdkragen sind jetzt unverzichtbar? Die Kragenleiste sollte etwas höher sein, damit der Kragen beim Offentragen besseren Stand hat. Der Kent-Kragen, also der klassische Umlegekragen mit spitzeren Kragenflügeln, wird vom New-Kent-Kragen abgelöst: Dieser hat kürzere Kragenspitzen und einen leicht geöffneten Winkel, ist aber kein Haifischkragen. Diese, sogar die mit zwei Knöpfen an der Kragenleiste, werden gerne offen getragen. Zu Print-Stoffen empfehlen wir etwas kleinere Kragen und den wieder in Mode gekommenen Button-down-Kragen. Hier ist es wichtig, dass der Kragen schön rollt und nicht flach auf der Hemdbrust liegt.

Haifisch kragen

L E U C H TZEICHEN Neonfarben haben sich stetig vom Sportswear-Akzent zu modischen Must-have-Nuancen entwickelt. Bei Acne Studios verpasst man dem Gürtel Mehrwert und trägt ihn als Eyecatcher auch quer über die Schulter. Den können Sie sich getrost zur Brust nehmen – farblich sogar hochprozentig! DANDY 01

SEILSCHAFT Alleskönner von Acne Studios, um € 280,–, acnestudios.com.

Button-downKragen

Redaktion Oskar König Fotos Sepp Horvath, Getty Images, beigestellt

Relax-Guide


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SCHNAPPT SHORTY! Vom Strand in die Stadt – Shorts haben sich ihren Weg gebahnt! Kurzgefasst, mit etwas Feingefühl auch zu Hemd, Jackett und Krawatte kombinierbar. Und, dem Athleisure-Trend sei Dank, sind mittlerweile sogar Sweatpants im Alltag tragbar. 1

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1 Chino-Shorts von Armani, um € 334,–, yoox.com. 2 Aus Leinen, von Sease, um € 220,–, mrporter.com. 3 Leuchtfarben, aus Baumwolle, von Marc O’Polo, um € 59,95, marc-o-polo.com. 4 Gemustert und mit Gummizug, von Dries Van Noten, um € 295,–, mrporter.com. 5 Denimoptik, aus Leinen, von Orlebar Brown, um € 175,–, mrporter.com. 6 Mit Bundfalten, von Golden Goose, um € 269,–, reyerlooks.com. 7 Mit Schnalle, von Falke, um € 290,–, falke.com. 8 Baumwollhose von Kenzo, um € 94,–, yoox.com.

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WO R KW E A R Designer Virgil Abloh interpretiert Shorts für Louis Vuitton jetzt funktionell mit Cargotaschen.

INSOMNIA »Der Schlaf ist doch die köstlichste Erfindung« – der Dichter Heinrich Heine bringt’s auf den Punkt! Ungefähr 30 Prozent seines Lebens verbringt der Mensch im Bett. Ein Grund mehr, dort auch stilgerecht zu schlummern …

»SWEET DREAMS, DARLING!«

Ganz im Sinne des Wortes Zweiteiler wären diese hübschen Schlafbegleiter viel zu schade, um sie nur für sich alleine zu behalten …

R ET RO - H I T Gestreiftes Night-Shirt aus Baumwollsatin von Ambassador, um € 82,–, yoox.com.

E I N FA L L F Ü R Z W E I Set mit Short aus Baumwolle mit Seide von Zimmerli, um € 230,–, mrporter.com.

ST R E I F - Z U G Baumwollpyjama mit Jerseyhemd von Hanro, um € 106,–, hanro.com.

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WEGBEGLEITER Früher wurde diese Form des Mantels gemeinhin »Staubmantel« genannt. Erst in den letzten Jahren entstand ein Bewusstsein für das wichtigste Stück der Frühlingsgarderobe.

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Fotos Getty Images

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KULTSTATUS ZUM TRAGEN Dass Großbritannien für sein Wetter berühmt ist, ist eine trügerische Auszeichnung. Britische Herrenoberbekleidung ist dagegen über jeden Zweifel erhaben und macht immer eine gute Figur. Eine Ode an den Trenchcoat. Redaktion WERNER STURMBERGER

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in dunkler Flughafen in Nordafrika, fahles Licht der Laternen fällt durch den dichten Nebel. Ein Wagen fährt vor. Aus ihm steigen ein französischer Gendarm, das Ehepaar Laszlo und der Barbesitzer Rick Blaine. Richtig: »Casablanca«! Neben Humphrey Bogart und Ingrid Bergman brilliert in der weltberühmten Schlussszene aber noch ein dritter Star: der Trenchcoat. Dabei handelt es sich nicht um den Beginn einer wunderbaren Freundschaft, sondern um den Höhepunkt einer alten Liebe. Während Bogart in vielen seiner Film-noir-Klassiker im Trenchcoat zu sehen ist, hat das Textil nirgends so nachhaltig Eindruck hinterlassen wie in dem Meisterwerk aus dem Jahr 1942: Im Zentrum der Szene der fragile und melancholische Bogart, der gerade seine große Liebe gehen lässt, um ihr so das Leben zu retten; der Trenchcoat seine Rüstung, die ihn nicht nur vor einer feuchten marokkanischen Nacht, sondern vor dem ganzen Ungemach einer ins Unglück taumelnden Welt schützt. Es sind Bilder wie diese, die dem Mantel zu Kultstatus verhalfen. Und das, obwohl der Trench eigentlich grundlegenden ästhetischen Gestaltungsmerkmalen wie etwa einer klaren Formensprache zuwiderläuft. Bei genauerer Betrachtung hat der weit geschnittene, doppelreihige, nur durch den Gürtel taillierte Mantel mit den zahllosen Applikationen, den runden Schultern und dem breiten Revers etwas leicht Martialisches an sich. Es ist dieses Spannungsverhältnis aus dem funktionalen und legeren Schnitt und dem Strengen, Uniformhaften, das ihm seine besondere Anziehungskraft verleiht und seine Herkunft verrät. Diese ist alles andere als glamourös, beginnt die Karriere des

IKONISCH Nicht nur der Film hat Geschichte geschrieben, sondern auch die Ausstattung: Der Look von Humphrey Bogart alias Rick Blaine ist legendär.

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22 »Auch im 21. Jahrhundert führt kein Weg am Trenchcoat vorbei. Das zeigen auch die jüngeren Kollektionen renommierter Häuser wie Balenciaga, Bottega Veneta oder Marni.«

Mantels doch in den Schützengräben (englisch »trenches«) des Ersten Weltkriegs. Erfunden wurde er aber bereits viel früher – von wem, ist allerdings strittig: Mit Aquascutum und Burberry reklamieren zwei Giganten der klassischen englischen Herrenschneiderei die Urheberschaft für sich. Aquascutum (lateinisch für Wasser-Schild) beruft sich darauf, bereits in den 1850er-Jahren wasserabweisende Stoffe und Mäntel gefertigt zu haben. Thomas Burberry gilt dagegen gemeinhin als Erfinder der wasser- und windabweisenden Gabardine. Gesichert ist, dass er sich 1879 den Stoff patentieren ließ und 1901 ein Design für einen »wasserabweisenden Offiziersregenmantel« beim britischen Kriegsamt einreichte. Ursprünglich als Regenmantel aus Gabardine oder Popeline entworfen, wurde der Mantel für den militärischen Einsatz adaptiert und rasch unter englischen und französischen Offizieren populär – so sehr, dass viele ihn auch im späteren zivilen Leben nicht ablegten. Abseits der Schlachtfelder wurde er aber oftmals legerer getragen – so, wie Bogart es in »Casablanca« vormacht: lässig übergeworfen, den Gürtel einfach geknotet. Die Antithese dazu verkörpert Peter Sellers als Inspektor Clouseau: zugeknöpft, den Gürtel ordentlich durch die Schnalle geführt, mit einer Aura von Makellosigkeit, die immer wieder an seinen unfreiwilligen Slapstickeinlagen zerbricht. Darüber, dass kaum jemand einen Trenchcoat je britischer getragen hat als ausgerechnet ein französischer Inspektor, ist man auf der Insel wohl nicht sonderlich amüsiert. »Not amused« dürften die Menschen jenseits des Ärmelkanals auch seit jeher über das Wetter gewesen sein. Nur so ist die schier endlose Vielfalt gehobener Herrenoberbekleidung zu erklären, die auf der Insel – nun ja – ersonnen wurde: Dazu zählen klassische Wintermäntel wie British Warm, Crombie, Chesterfield, Dufflecoat, Inverness und Ulster, aber auch Staub- und Regenmäntel wie Covert Coat, Macintosh oder Slipon. Der Dufflecoat ist in dieser Reihe allerdings so etwas wie ein Exot, da das kastenförmige Oberbekleidungsteil deutlich weniger elegant ist als die anderen genannten und seinen Charme exklusiv aus seiner Unförmigkeit gewinnt. Betont wird diese noch zusätzlich durch die weite Kapuze, die an Mönchskutten erinnert. Die Form ist aber nicht das Einzige, das an diesem Mantel nicht so recht passen will: Stilistisch folgt er dem Schnitt eines DANDY 01

LOOK & FEEL Die Rolle des verschrobenen Inspektors Clouseau wurde auch von seinem hochgeschlossenen Trenchcoat getragen.

polnischen Überrocks, benannt ist er höchstwahrscheinlich nach einer Stadt in Belgien – aber sonst hat er weder mit Polen noch mit Duffel (in der Provinz Antwerpen) etwas zu tun.

AUS ALT MACH NEU Genau wie der Trench-, hat auch der Dufflecoat eine militärische Vorgeschichte: Er schützte die Seemänner der Royal Navy vor Wind und Wetter. Bekannt wurde er im Zweiten Weltkrieg durch Generalfeldmarschall Bernard Montgomery, was dem Mantel in Großbritannien den liebevollen Beinamen »Monty« einbrachte. Als die Armee nach dem Krieg ihre Überbestände verkaufte, wurde er unter Schülern, Studenten und Intellektuellen in Frankreich zu einem regelrechten Hit. Als stilistischer Höhepunkt dieser Phase kann die vom Schriftsteller und Regisseur Jean Cocteau getragene Interpretation in Weiß gelten. Sie machte aus dem Seemanns- und Arbeitermantel ein avantgardistisches Haute-Couture-Stück und wurde so zum Sinnbild einer Phase der Uminterpretation alter Werte und Ideen.


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Klassische Manteltypen spielen, abgesehen von Trench- und Dufflecoat, heute aber kaum eine Rolle – am ehesten noch als Fundus unterschiedlicher, frei kombinierbarer Stilelemente. Irrelevant sind die traditionellen Schnitte aber dennoch nicht, sagt der Wiener Designer Wilfried Mayer: »Der Look ergibt sich durch das, was ich stilistisch im Sinn habe. Sobald eine Idee steht, muss ich einen Schnitt finden, der dafür am besten funktioniert.« Dabei geht es oft um technische Details wie die Konstruktion von Revers und Ärmel. »Bei historischen Schnitten lassen sich oft funktionale Lösungen finden, die ich dann für meine Zwecke adaptiere. Tradition interessiert mich vor allem im Hinblick auf Funktionalität und weniger als stilistisches Repertoire. Durch die Konfektion sind aber viele dieser oft sehr durchdachten Details in Vergessenheit geraten, weil sie für die breite Masse vermeintlich nicht kompatibel sind.« Wilfried Mayers Kreationen lassen sich als so aufregende wie unaufgeregte Interpretationen klassischer Herrengarderobe beschreiben. Traditionelle Kombinationsregeln – der Mantel soll die darunter liegende Kleidung stilistisch ankündigen – sind für ihn beim Tragen seiner Modelle nicht zwingend. Dabei können klassisch strenge Kombinationen auch heute noch einen besonderen Reiz versprühen – Cary Grant in seinem Crombie Coat kann dafür als Kronzeuge gelten. Allerdings entdeckten auch die britischen Skinheads der 60er-Jahre den Mantel für sich und demonstrierten, dass dieser auch mit Jeans und Doc Martens um nichts weniger ikonisch ist.

STAND DER DINGE Was wohl ein Charakter wie Rick Blaine in Zeiten des stilistischen »Anything goes« tragen würde? Ein Blick auf die prominentesten Mantelträger der jüngeren Film- und Fernsehgeschichte stimmt da nur wenig zuversichtlich: Da hätten wir einerseits »The Dude« mit seinem Bademantel (Jeff Bridges, »The Big Lebowski«). Der Look verlangt nach einer soliden Portion Selbstaufgabe, die für die meisten Menschen, die ein Modemagazin wie dieses in Händen halten, nur schwer zu realisieren sein wird. Über das retrofuturistische Textilteil von Neo (Keanu Reeves, »Matrix«) wirft man besser den Mantel des Schweigens. Klarer Sieger ist Sherlock Holmes’ (Benedict Cumberbatch) doppelreihiger Wollmantel: Auf dessen Tour de Force durch die britische Hauptstadt ist dieser ein ebenso treuer Begleiter wie der gute Watson. Vom Hersteller Belstaff als Trenchcoat tituliert, entspricht das elegante Stück dabei aber eher einem amerikanischen PoloCoat, der viele Details britischer Mäntel zitiert. Sei’s drum: Auch im 21. Jahrhundert führt also kein Weg am Trenchcoat vorbei. Das zeigen auch die jüngeren Kollektionen von renommierten Häusern wie Balenciaga, Bottega Veneta oder Marni. Und einen Blick in den Fundus britischer Schneidertradition kann man ohnehin immer riskieren.

EIN BILD VON EINEM MANN Bis heute gilt Cary Grant als Inbegriff des Gentlemans. Dieser Ruf ist nicht zuletzt seiner stets tadellosen Garderobe geschuldet.

WIE ERKENNT MAN EINEN ECHTEN BURBERRY-TRENCHCOAT? BURBERRY-TRENCHCOATS SIND HEISS BEGEHRT UND DARUM AUCH OFT KOPIERT. MIT EINEM BLICK FÜR DETAILS IST ES ABER NICHT ALLZU SCHWER, EIN ORIGINAL ZU ERKENNEN. • Das Markenlabel besteht meistens aus Stoff, seltener aus Leder. Es ist rundherum mit engen und gleichmäßigen Stichen an das Futter genäht. Da Burberry sich 1999 umbenannte, findet man auch noch häufig Mäntel, die den alten Namen des Labels – »Burberrys« – tragen. • Innenfutter: Traditionell werden die Mäntel mit dem klassischen Burberry-Karo in unterschiedlichen Farbkombinationen gefüttert. Achten Sie darauf, dass sich das Muster des Futterstoffs an der mittigen Naht trifft. • Produktions-Tag: In der linken Innentasche findet sich ein kleines weißes Label, das Auskunft über Modell und Größe (»Name«) sowie die Produktionsnummer gibt (»Order«). • Verarbeitungsqualität: Die Nähte sind immer sauber ausgeführt und die Applikationen (Schnallen, Knöpfe …) am Mantel bestehen aus hochwertigen Materialien.

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Best of Accessoires SS 19 Some like it hot! Die heißesten Accessoire-Trends für Frühjahr/Sommer 2019 im DANDY-Check: Welche Schuhe, Taschen und Co bieten jetzt den besten Begleitservice?

COWBOY-BOOTS »Wild, Wild West« lautet jetzt das Motto bei Stiefeletten! Westernstiefel als gewollter Stilbruch, sogar zum Anzug – etwa bei Calvin Klein 205W39NYC.

BODY BAG Horizontal oder vertikal, kreuz und quer: Taschen trägt Mann jetzt direkt am Körper! Sportlich-elegant stylt Burberry Bauchtasche zu klassischem Trenchcoat.

TREKKING SANDALS Vom stilistischen Modefauxpas auf die Hot-Liste 2019 haben es die einst verpönten Wandersandalen geschafft. Auch bei Boss auf dem Vormarsch …

BACKPACK Von der sportlichen Nylonvariante bis zum luxuriösen Lederrucksack fürs Büro – den Allrounder der Stunde hängt man sich jetzt nicht nur bei Coach um!

TONAL TIE Auch der Meister der Eleganz, Tom Ford, verzichtet nun auf mustergültige Farbakzente bei Krawatten und glänzt mit Ton-in-Ton-Kombinationen.

So bekommt Mann im Sommer definitiv alles unter einen Hut – oder doch besser unter eine Kappe? Egal welche Variante es wird, wir sagen schon mal »Chapeau!«

CIT YFLITZER

LANDPARTIE

Von links nach rechts: Lederkappe mit Logoprint von Louis Vuitton, um € 695,–, louisvuitton.com. Basecap von Valentino, um € 290,–, mrporter.com. Baseballmütze aus Baumwolle und Leder von Alexander McQueen, um € 154,–, yoox.com.

Von links nach rechts: Panamahut »Colmar« von Mayser, um € 144,90, mayserkopfbedeckungen.de. Baumwollhut »Funky« von Hermès, um € 375,–, hermes.com. Strohhut »Prinz Bodo« von Mühlbauer, um € 229,–, muehlbauer.at.

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Redaktion Oskar König Fotos Sepp Horvath (5), Gety Images, beigestellt

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ACCESSOIRES

Handzahm Die kleine Herren-Umhängetasche – ob Sie diesen Trend auf die leichte Schulter nehmen oder nicht, in der Mode wagt man auf jeden Fall einen neuen Versuch, die Handtasche an den Mann zu bringen. Sogar das Luxuslabel Louis Vuitton hängt sich den neuen Style um …

PAC K D I E BADEHOSE EIN Urlaubsreif? Ein paar der besten Begleiter rund ums kühle Nass hätten wir schon – Mann möchte stylish sein, aber modisch sicher nicht baden gehen! Bei den neuen Badeaccessoires wird ein wenig in der Retrokiste gefischt, das Ganze einer Hightech-Wäsche unterzogen und von einem edlen Tropfen Luxus gekrönt. Mini, Midi oder Maxi – bei den Badehosen kommt es derzeit nicht auf die Länge an!

BLAU M AC H E N »Taïgarama Messenger Bag« in Blau, um € 1 290,–, louisvuitton. com.

HEISSE SOHLE Slow Fashion im Vormarsch! Zurück zu den Wurzeln, mit Einfachheit, Handwerkskunst und einem Hauch romantischer Landluft. Das Berliner Label mit mallorquinischen Wurzeln Act Series mixt z. B. mediterranes Urlaubsfeeling mit urbanem City-Chic – das Ergebnis: handgefertigte Lederespadrilles vom Allerfeinsten!

IM GRÜNEN BEREICH Handgefertigte Lederespadrilles mit gefütterter Ledersohle, um € 105,–, act-series.com.

Im Uhrzeigersinn: Bedruckter Rucksack von Off-White, um € 575,–, mrporter.com. Filigrane Pilotenbrille aus Metall von Diesel, um € 180,–, diesel.com. Lederpantoffeln von Bottega Veneta, um € 450,–, bottegaveneta.com.

MINI Gestreiftes von Amir Slama, um € 296,–, farfetch.com.

MIDI Panty von Vilebrequin, um € 195,–, vilebrequin.com.

M AX I Von Alexander McQueen, um € 255,–, farfetch.com.

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EINE FLOTTE SOHLE Früher ging man mit den Sportschuhen ungern auf die Straße, heute versteckt sich der banale Sneaker hinter Hiking- und Trekkingoptik.

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arum sehen eigentlich Laufschuhe so anders aus als Wanderschuhe? Man könnte annehmen, dass beide die gleiche Mission verfolgen: ihren Besitzer bequem durch den wie auch immer gearteten Tag zu tragen. Sportfans und all jene, die der körperlichen Ertüchtigung auch persönlich zusprechen, werden an dieser Stelle wahrscheinlich widersprechen: andere Ansprüche, andere Funktionen. Das mag vielleicht marginal zutreffen, Tatsache ist aber, dass der banale Sneaker vor allem eine gute Sohle haben muss. Damit ist der halbe Weg schon mal beschritten. Alles andere ist Kür. Oder Design.

VOLL AUF SPUR Das mögen sich nun auch die einen oder anderen Designer gedacht haben, die den Sportschuh – also ebenjenen, den man wirklich am Berg oder auf der Laufbahn trägt – in urbane Gefilde verpflanzten. Der Sneaker, der noch immer an Basketball erinnert, bleibt zwar bestehen, neu sind aber jene Modelle, die Komponenten aus Hiking und Jogging in den Alltag übertragen. Kreischende Farben sowie viele unterschiedliche Details bestimmen das Look-andFeel. Und diese beiden Aspekte begegnen sich bei diesem Trend jedenfalls auf Augenhöhe.

Von links nach rechts: Sieht aus wie ein Joggingschuh, läuft aber auf dem Gehsteig bereits zu (optischen) Hochtouren auf: Modell von Hugo, um € 199,99, peek-cloppenburg.at. Knöchelhohe Sneakers mit Zipp und einem Gurt von Off-White, um € 490,–, mrporter.com. Bald 30 Jahre alt ist das Modell »Air Max« von Nike und hat noch immer nichts von seiner Modernität verloren, obwohl es sich heute auch deutlich vom Hiking-Thema inspiriert zeigt; um € 160,–, nike.com. Der weiße Sneaker mit blauen und roten Akzenten von Diesel geht auch als Joggingschuh durch, P. a. A., peek-cloppenburg.at. Der blaue Sneaker von Balenciaga besteht aus mehr als 90 unterschiedlichen Komponenten und macht auf Bergschuh, um € 675,–, mrporter.com.

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ACCESSOIRES

Redaktion OSKAR KÖNIG Foto PETER GARMUSCH

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MAN FROM THE MOON 600 Millionen Menschen sahen live im Fernsehen, wie er vor 50 Jahren den Erdtrabanten betrat – nach Neil Armstrong. Warum Buzz Aldrin nicht als Erster gehen wollte, erklärt er nun in einem Interview.

»Ich war acht Jahre alt, wir schauten durch das Teleskop und ich erklärte meinen Eltern, dass ich die Astronauten auf dem Mond laufen sehen konnte – was natürlich unmöglich war.« George Clooney, Hollywoodstar und Omega-Markenbotschafter (* 1961)

H

err Aldrin, wie fühlt sich das an, wenn ein ganzes Leben um einen Augenblick kreist – wenn zwei Stunden auf dem Mond alles bestimmen, was in den Jahrzehnten danach noch kommt?

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Es ist schwer auszuhalten. Ich war in der Form meines Lebens, aber zu jung, um den Mond zu verarbeiten. Man kann das ja gar nicht aushalten. Das Leben danach. Die Rückkehr zur Erde. Aber du kannst den größten Moment deines Lebens auch nicht verstreichen lassen,

weil du nie wieder eine Chance wie diese haben wirst. Was danach kommt, nenne ich die Melancholie der erfüllten Aufgabe. Weshalb stieg Ihr Kollege Neil Armstrong 20 Minuten vor Ihnen aus? Es gab viele Geschichten. Es hieß, Neil habe den Ruhm für sich gewollt, dann

Redaktion Yasmin El Mohandes Fotos Omega, Getty Images

ABGEHOBEN George Clooney war noch ein Junge, als sein Held Buzz Aldrin auf dem Mond spazieren ging. 50 Jahre später haben sich die beiden Legenden nun getroffen.


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hieß es, das habe jemand bei der NASA in Houston so entschieden. Die Wahrheit war: Ich wollte da nicht als Erster hinaus. Ich wollte die Öffentlichkeit nicht, in Wahrheit wollte ich ja nicht mal mehr dabei sein bei dem ersten Flug. Warum? Meine Mutter hatte sich kurz vor der Apollo-11-Mission umgebracht. Sie war depressiv, sie hatte Angst vor der Öffentlichkeit, vor dem Trubel, der nach der Mondlandung über sie hereinbrechen würde. Es gab keinen Brief. Ich habe das verdrängt. Und Sie sind trotzdem geflogen. Wieso? Ich habe es nicht an mich herangelassen damals. Wir waren Soldaten, Auftragserfüller. Ich war jung, klein, ehrgeizig, ich leistete etwas, und alles, was nicht nach meinen Wünschen ging, schluckte ich leise. Ich wollte nicht aussortiert werden. Es gab keinen Jubel über große Erfolge, keine Trauer bei so einem Vorfall. Nie einen Schrei, nie einen Ausbruch, einfach keine Emotionen. Ich will ja kein gefühlloser Pilot sein, aber ich kann nicht anders. Ich nehme Niederschläge stoisch hin, Siege auch. Vielleicht war es falsch, vielleicht habe ich nie eine Möglichkeit gehabt, auszudrücken, was ich fühlte, vielleicht war ich innerlich so unter Druck, randvoll, vielleicht war das die Wurzel von allem, was nach der Rückkehr zur Erde passierte. Was bedeutet Ihnen die Mondlandung heute? Blicken Sie abends verträumt hinauf? Ich denke jeden Tag daran. Ob ich auch davon träume, weiß ich nicht; morgens erinnere ich mich nicht. Der Mond ist ein Himmelskörper, mehr nicht, er ist auch nicht da oben, er ist dort draußen, weit fort. Ich hatte mit Eklipsen zu rechnen, war mit Geometrie beschäftigt, und Sie kommen mir mit Romantik? Ich werde immer ganz krank, wenn Kollegen in ihren Büchern schreiben, dass sie von oben auf die Erde geblickt und keine Grenzen und keine Kriege gesehen hätten. Wir hatten so viel zu tun, waren so konzentriert, alles andere ist Verklärung. Was wäre eigentlich passiert, wenn dort draußen die Stelzen des Mondmoduls eingeknickt wären? Wenn das Ding umgefallen wäre? Wenn der Antrieb nicht mehr funktioniert hätte? Nicht viel, leider. Wir hatten jedenfalls keine Pillen dabei, die wir dann

»Meine Mutter wurde in dem Jahr geboren, in dem die Flugpioniere Gebrüder Wright zum ersten Mal geflogen sind. Marion Moon war ihr Name.« Buzz Aldrin, Astronautenlegende (* 1930)

geschluckt hätten, das sind alles Mythen. Uns wäre einfach ganz langsam die Luft ausgegangen. Wie hatten Sie sich unten auf der Erde von Ihrer Familie verabschiedet? Viel zu kühl, fürchte ich, brutal, egozentrisch. Geduld, Mitgefühl, Verständnis für andere muss man lernen, das waren sicherlich nicht meine Stärken in jenen Jahren. Was hat die Menschheit aus der Mondlandung gelernt? Das ist die beste Frage! Privat habe ich gelernt, dass ich akzeptieren musste, dass ich mein Leben annehmen musste. Es fühlte sich lange so an, als sei ich das gar nicht gewesen, als sei ein anderer dort oben gewesen. »Wenn es regnet, fang lieber mal an, den Regen zu lieben, denn es könnte noch länger regnen« – mein Therapeut hat das gesagt. Und beruflich: Wir haben viele, viele wissenschaftliche Erkenntnisse ermöglicht. Dass der Mond sich ganz langsam von der Erde entfernt, um 3,8 Zentimeter pro Jahr. Und vieles mehr. Wir haben bewiesen, was es braucht, wenn man etwas Großes erreichen will: Beharrlichkeit und Flexibilität, die richtige Mischung aus beidem. Es läuft nicht gut mit der Raumfahrt. Seit dem Ende der Apollo-Missionen war

niemand mehr auf dem Mond. Hört niemand mehr auf die Pioniere von 1969? Erfahrung wird nicht hoch bewertet. Aber ich werde auch in Zukunft nicht schweigen, weil wir weitermachen müssen. So wie die Pilger mit der Mayflower nach Amerika kamen, müssen wir zum Mars. Irgendwann werden wir Menschen einen zweiten Planeten brauchen, einen Ersatz – wir sollten darauf vorbereitet sein.

FACTS DER ZWEITE MANN AM MOND TRUG DIE ERSTE UHR. • Als Edwin »Buzz« Aldrin rund 15 Minuten nach Neil Armstrong am 21. Juli 1969 die Oberfläche des Mondes betrat, trug er die offizielle NASA-Weltraumuhr am Handgelenk: eine Omega Speedmaster. • Seitdem wird diese Uhr auch schlicht Moonwatch genannt und Omega baut sie bis heute fast unverändert weiter. • Das Originalexemplar ist jedoch verschwunden: Als Aldrin seine Speedmaster an das National Air and Space Museum schickte, ging diese beim Transport verloren und tauchte nie wieder auf. omegawatches.com

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Meeting Point Basel hat sich wieder herausgeputzt: Die wichtigsten Uhren- und Schmuckmarken der Welt präsentieren im März ihre neuesten Kreationen und bringen jede Menge Glamour in die Messehallen. An sechs Tagen glänzen rund 700 Luxusbrands mit ihren imposanten Ständen um die Wette und begeistern neben dem Fachpublikum auch internationale Prominenz sowie Uhren- und Schmuckliebhaber. ZEITREISE IN DIE SCHWEIZ Die Baselworld öffnet von 21. bis 26. März ihre Pforten, Tickets und Preise unter baselworld.com.

Pocket Watch

M A N N S I E H T ROT Die »De Ville Trésor 125th Anniversary Edition« in 18-Karat-Gelbgold ist ein Boutique-Special und ab sofort im Wiener Omega-Geschäft um € 16 500,– erhältlich. omegawatches.com

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S C H AT Z T R U H E Einen der schönsten Aufbewahrungsorte für edle Zeitmesser präsentiert das französische Traditionshaus Hermès. Die Box »Pavage« bietet Platz für zehn Uhren und besticht durch ihre präzise Einlegearbeit aus Sykomorenholz. Der Innenteil ist aus mit Veloursziegenleder bezogenem Bossé-Holz.

WATC H T H I S BOX Box »Pavage« von Hermès, gesehen um € 7 200,– auf hermes.com.

Redaktion Severin Salif Fotos beigestellt

Vor 125 Jahren tauchte der Name Omega zum ersten Mal in der Uhrenindustrie auf. Jetzt erinnert sich die Manufaktur aus Biel daran und bringt Jubiläumsmodelle auf den Markt: Da wären einerseits auf 19 Stück limitierte Taschenuhren sowie andererseits die »De Ville Trésor 125th Anniversary Edition«, bei der erstmals rotes Email verwendet wird. Das Herzstück ist aber das neue Kaliber 8929. Das 40-mm-Gehäuse besteht aus 18-karätigem Gelbgold, hinzu kommen gewölbte Indizes und elegante Zeiger.


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VERFÜHRERISCHE ZIFFERBLÄTTER Der italienische Erotik-Comiczeichner Milo Manara hat für die Schweizer Uhrenmarke Ulysse Nardin eine Reihe neuer Zifferblätter entworfen. Das Thema der Uhren ist die mystische Figur der Meerjungfrau. FACTS Die Motive wurden inspiriert von Manaras Unterwasserabenteuern eines solchen Wesens mit einer schönen jungen Frau, die einander treffen und die Liebe entdecken. Jede der zehn Uhren der Serie zeigt das Duo in unterschiedlichen Umarmungsszenen, die alle Konzepte der Liebe und Erotik zelebrieren. »Die Uhr eignet sich besonders genau

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für dieses Thema, denn in der Erotik gibt es eine Ewigkeit«, sagt Manara. »Dies ist keine lineare Geschichte, aber es gibt einen gemeinsamen Faden, der auf einem zeitlosen Mädchen und einer Meerjungfrau basiert.« Pro Illustration wurde eine limitierte Auflage von 20 Uhren erstellt: zehn in Edelstahl und zehn in 18-Karat-5N-Roségold. Die gesamte Kollektion ist handgefertigt, die Uhren bestehen jeweils aus 200 Teilen. Der Preis für ein Edelstahlmodell beträgt etwa € 23 800, für die RoségoldVersion um die € 30 400-.

SEX SELLS Der Star-Comiczeichner malt in seinem Atelier erotische Abenteuer unter Wasser. ulysse-nardin.com

Neuer Botschafter Der neue Star am Fußballhimmel, Kylian Mbappé, ist als Markenbotschafter frisch zur Luxusuhrenmanufaktur Hublot gestoßen. »Kylian ist der erste aktive Fußballspieler, der die Marke repräsentiert. Er folgt auf Usain Bolt, mit dem ihn zahlreiche Werte verbinden. Kylian ist in erster Linie ein wunderbarer Mensch und ein Mann, der für die Zukunft und all ihre Möglichkeiten steht«, so Ricardo Guadalupe, CEO von Hublot.

ES GRÜNT SO GRÜN Die Uhrenmanufaktur H. Moser & Cie sorgte beim Genfer Uhrensalon SIHH mit ihrer »Nature Watch« für Gesprächsstoff. Bei der Uhr handelt es sich um den ersten »grünen« Zeitmesser: Sein 42-mm-Stahlgehäuse ist mit verschiedenen Pflanzen geschmückt, das Zifferblatt besteht aus Naturstein und Flechten und das Armband ist mit Gras überzogen. Dabei wachsen alle verwendeten Pflanzen in der Schweiz oder sogar in den Gärten der Manufaktur. Im Inneren der Uhr tickt das Manufakturkaliber HMC 327 mit Handaufzug. »Unique Piece«, Preis auf Anfrage, h-moser.com.

IMMER AM BALL Fußball-Shootingstar Kylian Mbappé trägt die »Big Bang Steel Diamonds« von Hublot in 44 mm, um € 18 600,– bei hublot.com.

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AUF ZU NEUEN UFERN Was macht eine Uhr zur Taucheruhr? Was bedeutet »wasserdicht« eigentlich genau? Und warum darf man mit einem Zeitmesser, der bis 50 Meter wasserdicht ist, nur duschen? DANDY gibt Antwort.

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evor Sie abtauchen, hier Aufklärendes zum Thema Wasserdichtheit. Eines vorweg: Die technische Angabe bei Uhren ist ziemlich verwirrend, da 30 Meter Wasserdichtheit nicht bedeutet, dass man mit dieser Uhr bis zu 30 Meter in die Tiefe tauchen kann. Die Angabe bezieht sich nicht auf eine reale Tauchtiefe, sondern auf den Prüfdruck unter Laborbedingungen. So sind beispielsweise Uhren mit einer Ein-Bar-Wasserdichtheit (das entspricht zehn Metern) zwar spritzwassergeschützt, duschen sollten Sie allerdings nicht damit. Mit einem »100 Meter wasserdicht«-Modell kann man schwimmen, schnorcheln und Wassersport treiben.

HELLE ZEIGER IN DUNKLER SEE Eine professionelle Taucheruhr hingegen muss die verschiedenen Anforderungen der einheitlichen Prüfkriterien DIN 8306 erfüllen. Sie muss beispielsweise zwei Stunden lang einen Druck von 20 Bar aushalten und anschließend noch drei Stunden in drei Meter Wassertiefe überstehen. Überdies muss sie eine Vorrichtung zur Auswahl einer Zeitspanne haben, die zum besseren Ablesen über abgesetzte Minuten-Markierungen verfügt. Die Markierungen und die Zeiger brauchen weiters ein Leuchtmittel, damit die Uhr auch in dunkler See ablesbar ist, und sie muss antimagnetisch sein. Anziehend wirken darf sie aber sowohl über als auch unter Wasser.

Von links nach rechts: »BR 03-92 Diver« von Bell & Ross, um € 3 300,–, bellross.com. »Seamaster Diver 300 m« von Omega, um € 4 500,–, omegawatches.com. »Conquest V.H.P. Chronograph« von Longines, um € 1 440,–, longines.de. »Superocean Héritage II Chronograph 44« von Breitling, um € 5 530,–, breitling.com. »Captain Cook« von Rado, um € 2 340,–, rado.com.

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Redaktion YASMIN EL MOHANDES Foto PETER GARMUSCH

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KORN FÜR DEN MANN Du bist, was du isst – Energieriegel und Shakes helfen, ein gesundes und sportliches Image nach außen zu tragen. Aber sind sie auch gut für den Körper? Ernährungswissenschaftlerin Alexandra Hofer im Interview.

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iel Stress, wenig Zeit – das ist oftmals die Realität des modernen Lebens. Und auch, wenn Slow Food schon gar nicht mehr als Trend, sondern als Lebenseinstellung gilt, ist Nahrungsaufnahme in komprimierter

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Form auf dem Vormarsch. Energieriegel versprechen eine gesunde Alternative zu Fast Food und Co. Doch können Riegel und Shakes wirklich zu einer neuen Ernährungsform werden? Alexandra Hofer, geschäftsführende Ernährungswissenschaftlerin bei der Österreichi-

schen Gesellschaft für Ernährung, klärt im folgenden Interview auf. Welche Ernährungstrends gibt es zurzeit? Stress und Zeitknappheit begünstigen eine starke Entwicklung zu »Convience Food« und »Ready to Eat«. Dabei handelt es sich um Fertiggerichte für

Redaktion Katharina Reményi Foto Petra Rautenstrauch

AUFTRIEB Alexandra Hofer fährt täglich über zwei Stunden mit dem Rad. Energieriegel findet man nicht auf ihrem Speiseplan.


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schnellen Verzehr, die dem Konsumenten wenig Küchen-Know-how abverlangen. Dem gegenüber stehen Trends zu mehr Gesundheitsbewusstsein, Pro Nature und Clean Eating. Bei Letzterem wird auf unverarbeitete Lebensmittel gesetzt, mit denen frisch gekocht wird. Vielfach wird auf Zucker und Weizenmehl verzichtet. Energie- und Eiweißriegel sind im Moment sehr angesagt … Über allem steht momentan der Trend zur Individualisierung des Essens. Du bist, was du isst. Und mit dem, was man isst, baut man auch ein persönliches Image auf. Wer auf mit Vitaminen und Proteinen angereicherte Sportlerriegel setzt, möchte sich damit auch sportlich aktiv zeigen. Hingegen greift der ökologisch eingestellte Konsument lieber zu frischen Bio-Lebensmitteln aus saisonaler und regionaler Produktion. Warum? Sportlerriegel enthalten meist Zusatzstoffe wie Aromen, Farbstoffe oder Konservierungsstoffe und sind aufwendig verpackt. Die industrielle Herstellung erfordert einen hohen Energieeinsatz. Auch der CO2-Rucksack, den einzelne Zutaten wie etwa Nüsse aus Südamerika haben, darf nicht unterschätzt werden. Viele Riegel enthalten exotische »Superfoods«, etwa Gojibeeren. Wenig bekannt ist, dass diese hauptsächlich aus China importierten Beeren häufig mit Pestiziden und anderen unerwünschten Rückständen belastet sind. Schwarze Johannisbeeren wären hier eine empfehlenswerte heimische Alternative. Bis vor Kurzem gab es diese energiespendenden Riegel fast ausschließlich im Sportbereich. Wie haben sie den Sprung in den Mainstream geschafft? Ein Aspekt ist sicher, dass sie meist sehr lange haltbar sind. Deshalb ist es auch für den Lebensmittelhandel praktisch, darauf zu setzen, weil weniger Logistik benötigt wird als bei frischer Ware. Dem Käufer wird durch geschicktes Marketing suggeriert, dass er sich mit dem Produkt etwas Gutes tut und die sportliche Leistungsfähigkeit verbessert werden kann. Ist das nicht der Fall? Ein Blick auf die Zutatenliste zeigt, dass die Basis all dieser Riegel relativ ähnlich ist, nämlich Getreide, Nüsse, Trockenfrüchte und etwa 30 bis 40 Prozent Zucker oder Fett als Bindemittel.

»Bei Produkten mit einem positiven Gesundheitsimage ist oft nicht klar, wie viel Fett und Zucker wirklich darin enthalten ist.« Alexandra Hofer, Ernährungswissenschaftlerin bei der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung (* 1968)

Ist der Riegel knusprig, ist mehr Zucker enthalten, ist er von der Konsistenz her eher weich, enthält er mehr Fett. Wo würden Sie diese Riegel im Ernährungsplan einordnen? Im Prinzip sind sie Süßigkeiten. Wenn ich etwa einem Schokoriegel ein paar Vitamine zugeben würde, hätte ich vom Nährwert her den gleichen Effekt. Da gibt es kaum einen Unterschied – nur, dass bei den Schokoladeriegeln klar ist, dass es sich um eine Süßigkeit und nicht um eine Zwischenmahlzeit handelt. Es gibt derzeit ja auch einen Trend zur Trinknahrung, die es jetzt sogar schon in die Supermarktregale geschafft hat und die man eigentlich aus der Geriatrie kennt. Das sind hochkalorische Produkte, bei denen man sich auch sehr genau ansehen muss, worum es sich eigentlich handelt. Auch aus sensorischer Sicht sind diese meist nicht sehr überzeugend. Worauf sollte man achten? Bei Produkten mit einem positiven Gesundheitsimage ist oft gar nicht klar, dass sie einen derart hohen Energiegehalt haben, oder dass Zusätze wie bestimmte Vitamine beigemengt sind, bei denen es eigentlich gar keinen Mangel gibt und die einfach nur gut klingen. Wenn man sich die aktuellen Ernährungsempfehlungen ansieht, dann sollten maximal zehn Prozent der Gesamtenergiezufuhr aus freien Zuckern stammen. Bei einem Tagesbedarf von 2 000 Kalorien sind das etwa 50 Gramm Zucker pro Tag. Zucker kann in solchen Produkten in bis zu 40 verschiedenen Formen ausgewiesen sein. Dazu zählen auch Zucker in Fruchtkonzentraten, Sirupen oder auch Honig. Das ist sehr schwer verständlich für den Konsumenten. Mit drei Riegeln ist hier die täglich tolerierbare Zuckermenge schon bei Weitem überschritten. Aber kann man durch diese Art der komprimierten Nahrungsaufnahme nicht sportliche Leistungen unterstützen?

Grundsätzlich muss man sich im Klaren darüber sein, dass hier sehr viel Energie in kleiner Form verpackt ist. Da die Produkte relativ trocken sind, kann dies, wenn nicht begleitend viel Wasser getrunken wird, zu Verdauungsproblemen führen. Wenn es beim Leistungssport notwendig ist, auf diese komprimierte Form des Essens zurückzugreifen, sollte man eigentlich lieber auf Shakes setzen, weil damit mehr Flüssigkeit aufgenommen wird. Wie sieht es mit proteinangereicherten Produkten aus? Kein Hobbysportler braucht zusätzliches Protein, da dieses üblicherweise ausreichend aufgenommen wird. Zudem eignen sich Proteine in unterschiedlichem Maß für den Muskelaufbau. Da bringt etwa Milchprotein mehr als Sojaprotein. Also auch hier gilt es, sich die Zutatenliste genau anzusehen oder einen Arzt, Diätologen oder Ernährungswissenschafter zu konsultieren.

TIPPS SCHNELL VIEL ENERGIE – WAS BRAUCHT DER KÖRPER WIRKLICH? DIESE TIPPS HELFEN, SICH BEWUSSTER ZU ERNÄHREN. • Birchermüsli oder Müsliriegel – was steckt drin? Auf der Website lebensmittellupe.at der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit lassen sich die Nährwerte verschiedener (Fertig-) Produktgruppen von diversen Marken mit ein paar Klicks vergleichen. • Die wenigsten Menschen kennen ihren persönlichen Energiebedarf. Eine professionelle Ernährungsberatung hilft. Experten und Infos findet man unter oege.at.

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JEDEM LAND SEINE SITTEN

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änner gehen die Sache mit der Schönheit anders an. Sie begeistern sich nicht für die neuesten Anti-Aging-Cremes oder große Versprechen der Kosmetikindustrie. Modernes Marketing ist eben nicht alles. Männer schwören lieber auf altbewährte Traditionen: Pflegerituale, die bereits Generationen vor ihnen erprobt haben, sind noch heute das Know-how, dem das starke Geschlecht vertraut. Von Land zu Land verschieden haben sich dabei ganz eigene Schwerpunkte entwickelt – und erhalten. Willkommen auf einer Weltreise des Grooming und der Männerschönheit!

TÜ RK EI: W E G M I T S TÖ R E N D E N H Ä R C H E N Beautybewusste Türken sind penibel. Jedes noch so kleine Härchen, das zwischen Kinn und Stirn aus der Reihe zu tanzen wagt, wird eliminiert. Und zwar mit einem Konsortium an Enthaarungstechniken, die sich im Laufe der Kulturgeschichte zu absoluter Perfektion entwickelt haben, angefangen bei der klassischen Rasur mit einem extrascharfen Messer. Türkische Männer vertrauen einander dabei bis aufs Blut und begeben sich regelmäßig in die erfahrenen Hände eines echten Barbiers. Erst, wenn die Haut glatter ist als ein Babypopo, sind Kunde und Rasierkönig zufrieden. Anschließend geht es an jene Härchen, die sich zwischen den Augenbrauen sammeln. Ihnen wird mittels Fadentechnik – einer Enthaarungsmethode, bei der selbst feinste Härchen durch einen gezwirbelten Faden ausgerupft werden – zu Leibe gerückt. Und dann sind noch die Ohren dran. Auch hier darf kein Haar machen, was es will, sondern wird via Feuerzeug entfernt. Dabei wird die Flamme in blitzschnellen Bewegungen an das Ohr gehalten und wieder entfernt. Der Kunde merkt dabei übrigens nichts, außer den Geruch verbrannter Härchen. Extratipp: Wer seine Gesichtshaare nicht loswerden, sondern lieber zu einem gepflegten Bart wachsen lassen will, ist beim Barbier ebenfalls gut beraten. Er bringt die Haare in eine perfekte Form und pflegt Haut und Haar mit speziellen (und sehr angenehmen) Ölen und Kuren.

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ITA LIEN: H A A R E AU F H O C H G L A N Z Um Haare geht es auch in Bella Italia, und zwar vor allem um jene Pracht, die am Kopf sprießt. Das Haupthaar eines Italieners ist sein ganzer Stolz – ein Zeichen von Männlichkeit, Schönheit und Lässigkeit. Und zwar vor allem dann, wenn die Mähne glänzt wie ein Spiegel. Je strahlender das Haar, desto wohler fühlt sich der gemeine Italiener. Und dafür tut er so einiges: Intensive Haarkuren, regelmäßige Friseurbesuche und das eine oder andere Mittelchen aus der kosmetischen Trickkiste (Glanzspray!) gehören in Italien zum Repertoire der Schönheitspflege. Extratipp: Wer sich ebenfalls das perfekte Italo-Strahlen im Haar wünscht, muss nicht mal viel dafür tun: einfach jede Haarwäsche mit einem eiskalten Guss beenden. Kaltes Wasser schließt die Schuppenschicht der Haare und lässt sie so automatisch mehr glänzen.

Redaktion Jürgen Tobler Fotos Getty Images

Italienische Männer lieben Hochglanz im Haar. Türken schwören auf Gesichtshaut, die so glatt ist wie ein Babypopo. Und in Skandinavien wird für die Schönheit geschwitzt. DANDY sammelte die besten Beautysouvenirs für den Alltag zu Hause.


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PFLEGE

ENGLA ND: E I N B E AU T Y T R E N D F Ü R DIE EWIGKEIT Englische Männer lieben Dinge, die ihnen tief unter die Haut gehen, egal, ob das leidenschaftliche Romanzen sind oder kunstvolle Tintenkleckse. Eine Garantie für die Ewigkeit gibt es aber meist nur für Letztere. Tattoos sind nämlich in England das Mittel der Wahl, wenn es um ganz persönliche Körperverzierungen geht. Und dabei gilt: Platz ist überall. Keine Körperregion ist vor den Nadelstichen sicher. Was hingegen ein Tabu ist: Tattoos mit Mainstreamfaktor. Der typische Engländer lässt nur das unter seine Haut, was ihn wirklich ausmacht. Ob es die Namen seiner Kinder oder ein Pfotenabdruck seines treuesten Vierbeiners ist: Tattoos sind in England etwas Höchstpersönliches! Extratipp: Wer sich bei diesem Bund für die Ewigkeit nicht ganz sicher ist, macht einfach einen Testlauf. Inzwischen gibt es nämlich Dutzende Anbieter temporärer Klebetattoos, deren Design man selbst gestalten kann (z. B. faketattoos.de).

SK A NDINAV IEN: SCHÖN DURCH SCHWITZEN Skandinavische Männer verfolgen einen etwas anderen Ansatz in Sachen Schönheit. Für sie bedeutet Pflege nämlich nicht etwas, das von außen kommt, sondern etwas, das von innen wirkt. Es geht darum, den Körper in seiner Kraft zur Regeneration zu unterstützen und ihm damit eine Chance zu geben, aus sich selbst heraus zu strahlen. Wie das geht? Ganz einfach: durch regelmäßige Sitzungen in der Sauna, bei denen der Kreislauf in Wallung gerät, der Körper schwitzt und die Haut nicht nur Schlackenstoffe ausschwemmen kann, sondern auch mit einem erfrischten Look belohnt wird. Und ganz abgesehen davon macht Sauna nicht nur schön, sondern auch Spaß. Der Besuch der Wärmekammer wird nämlich am liebsten in männlicher Gemeinschaft durchgeführt. Bei 90 Grad und unter echten Kumpels führt man eben die besten Gespräche. Extratipp: Hartgesottene versuchen es mit einem finnischen Brauch: Birkenzweige in Wasser einweichen und während des Saunagangs damit vorsichtig auf die schwitzende Haut schlagen. So werden nicht nur verhornte Hautschüppchen entfernt, sondern auch die Durchblutung maximal angeregt.

USA: H YG I E N E H AT H Ö C H S T E P R I O R I TÄT Wer echte Saubermänner sucht, muss in die USA reisen. Man(n) liebt hier nichts mehr als das Gefühl von Reinheit und Frische. Und der Weg dorthin ist vielfältig. Ein wesentlicher Punkt ist die Entfernung störender Körperbehaarung, z. B. an Brust, Bein oder im Intimbereich. Härchen, die hier wachsen, gelten als Sammelpunkt für Schweißrückstände, und ganz abgesehen davon mag man die behaarte Optik einfach nicht. Was hingegen die wenigsten wissen: Amerikaner gehen für ihren Hygienegedanken noch weiter. Rund 70 Prozent der amerikanischen Männer sind nämlich aus diesem Grund beschnitten. Beschneidungen haben hier nur selten religiösen Charakter, sondern gelten als Maßnahme der Reinlichkeit. Extratipp: Wer über eine Enthaarung im Intimbereich nachdenkt, sollte dafür kein Wachs, sondern Zuckerpaste verwenden. Dieses Verfahren gilt als schmerzfreier. Spezielle Sugaring-Studios bieten solche Anwendungen an – und ersparen es einem, selbst gnadenlos rupfen zu müssen.

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PFLEGE

Surreal duften Seit Designer Alessandro Michele bei der Marke Gucci am kreativen Ruder steht, lenkt er auch die Duftkreationen des Hauses in neue Bahnen. Schauspieler und Rockstar Jared Leto ist das Testimonial des neuen Herrenparfums und selbst sowohl ein Fan als auch eine Muse des Designers. Jared Leto (Bild), der wie Gucci-Kreativdirektor Alessandro Michele auf langes Haar und Vollbart schwört, sagt über die Zusammenarbeit: »Es geht darum, einen Platz zwischen Absurdität und Surrealismus zu finden. Es geht um Freiheit, Kreativität und darum, den einsamen Wolf zu zelebrieren, das schwarze Schaf, den Außenseiter und den Künstler.« Genau das sollen der Duft und die dazugehörige Kampagne übermitteln.

K U LT P R O D U K T »Facial Fuel« von Kiehl’s ist eine der erfolgreichsten Gesichtspflegelinien für Männer. Das liegt sicher an Wording und Optik, vor allem aber an der Wirkung: Vitamin C und E, Koffein und Kastanienextrakt wecken die Haut und kräftigen sie. Die neu formulierte Feuchtigkeitscreme schützt jetzt sogar vor der Sonne.

K RA F TSTO F F F Ü R D I E H A U T »Facial Fuel Daily Energizing Moisture Treatment for Men SPF 19« von Kiehl’s, ab 75 ml, um € 27,–, douglas.at. KO N T RA ST E Mit Zitrone, rosa Pfeffer, Orangenblüten, Lavendel sowie herben Holzund Ledernoten: »Gucci Guilty Pour Homme EdT«, ab 50 ml, um € 71,–.

2 T I P P S F Ü R » Q U I C K F I X«

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Rasurkunst Das traditionsreiche italienische Dufthaus Acqua di Parma präsentiert die »Collezione Barbiere« – eine angenehm aromatisch riechende Rasurlinie. Die Lancierung wird von einem Barber-Pop-up-Store begleitet, von 25. bis 30. März bei Kastner & Öhler in Graz. Terminvereinbarung über acquadiparma.com oder die Telefonnummer 0664/82 68 272. KÜ N ST L E R I S C H E I N T E L L I G E N Z Oben, von links: Rasiercreme »Crema Soffice da Pennello«, um € 60,–, Dachshaar-Rasierpinsel »Pennello da Viaggio«, um € 305,–, Rasiergel »Gel da Rasatura«, um € 37,–, und Rasieröl »Olio da Rasatura«, wenn man einen guten Blick auf die Bartkontur braucht, um € 46,–, von Acqua di Parma.

Redaktion Jürgen Tobler Fotos beigestellt

— Chemische Peelings liegen im Trend, auch bei Männern. Warum? Sie liefern klar sichtbare Ergebnisse und sind dabei spielerisch in der Anwendung. Sprich: Ganz ohne Skalpell werden Pigmentflecken heller, Poren kleiner, Unreinheiten verschwinden und Sonnenschäden können maßgeblich korrigiert werden. Dr. Michaela Meister bietet diverse Peelings für unterschiedliche Bedürfnisse an; ab € 100,-, medkos.at. — Das »CooLifting« ist ein besonders effizientes Kurz-Treatment mit der sogenannten Beauty-Gun. Dazu wird ein Kältereiz mit dem Druck eines CO2Stroms kombiniert. Durch den Einsatz einer Aktivkapsel wird die Haut sofort gestrafft. Und das Beste? Die Sitzung dauert nur fünf Minuten. Testbehandlung um € 50,–, jede weitere um € 90,–, medstyle.at.


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AUF HOCHTOUR LAUFEN Wer ein gepflegtes Äußeres für reine Oberflächlichkeit hält, hat nicht aufgepasst: Selfcare tut auch auf tieferen Ebenen gut. Passende Geräte erleichtern den Weg dahin.

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nside my heart is breaking, my make-up may be flaking, but my smile still stays on« – der Queen-Hit »The Show Must Go On« entstand, als Leadsänger Freddie Mercury schon stark an den Auswirkungen seiner HIV-Erkrankung litt. Kaum jemand wusste davon – die Show musste weitergehen und niemand sollte etwas anderes sehen. Das mag jetzt ein etwas weit hergeholtes Beispiel sein, aber tatsächlich kann sowohl das Aufrechterhalten einer Fassade als auch das Kümmern um die eigene Optik die Psyche stützen.

TREND SELBSTFÜRSORGE Im Zuge der Selfcare-Bewegung sind gerade Männer dazu aufgerufen, auf sich zu schauen. Das geht von ausgewogener Ernährung über die bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen bis hin zu einer gesunden Work-LifeBalance. Die Körperpflege ist dabei nur ein Faktor unter vielen, wirkt dafür aber sehr entstressend, weil die Tätigkeit an sich schon entspannt. Unterstützt von technisch ausgefeilten Geräten und Pflegesets mutiert Mann gleichzeitig auch noch zum Multitasker: Während man versucht, jedes Nasen- oder Ohrenhaar zu erwischen, werden die Zähne zeitgleich zügig auf Hightech-Niveau gereinigt. Die Show kann also weitergehen …

Links und rechts außen: »Premium-Pflegeset für Männer«, bestehend aus Rasierer mit Gesichtsbürsten- und Trimmeraufsatz sowie Schallzahnbürste, von Philips, um € 509,99. Mitte: »Heritage Folienrasierer HF9000« im Vintagedesign von Remington, um € 129,90. Mitte rechts: »10-teiliger Multi Trimmer G220E« für Körper- und Gesichtshaar von Babyliss um € 36,99.

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PFLEGE

Redaktion JÜRGEN TOBLER Foto PETER GARMUSCH

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MUTTER ERDE Dem Schutz der Natur wie auch der dort beheimateten Menschen hat sich Andbeyond verschrieben. Der Gast, der das Naturerlebnis mit Luxus verbinden mรถchte, kommt hier dennoch voll auf seine Kosten, wie die neu erรถffnete Tengile River Lodge schรถn demonstriert.

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REISE / SPORT

AFRIKAAFFÄRE Afrikareisen boomen. Safaris liegen im Trend. Wer die vielfältige Fauna und Flora dort erleben will, sollte auf Nachhaltigkeit achten. Die ist essenziell für die Erhaltung der Arten und vor allem durchaus auch lebbar. Eine Empfehlung. Redaktion MELANIE GLEINSER-MORITZER

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frika, Safari, Löwen, Leoparden, überhaupt »The Big Five« sehen, das wird für mehr und mehr Menschen zu einem Herzenswunsch. Die Zahl der entdeckungshungrigen Touristen spricht für sich: Jedes Jahr steigert sich diese in einzelnen Regionen um bis zu 55 Prozent. Viele Reisende gehen aber relativ unbedarft an die Materie heran, wollen Tiere sehen, ihre Liste abhaken und dann schnell wieder weiterziehen. So entstehen – im besten Fall – nur Bilder, die »Instagram-tauglich« sind, und der Eingriff in die Natur bleibt marginal. Dieses Konzept kann aber nicht funktionieren. Zu klein sind die Populationen, zu schmerzlich ist die koloniale Vorbelastung. Wer nach Afrika reist, sollte das mit gutem Gewissen tun. Dass das möglich ist, dafür sorgen diverse Anbieter. Ein Vorreiter in der Kombination aus Luxuslodge und Nachhaltigkeit ist etwa Andbeyond: Das Reiseunternehmen bietet in Afrika über 20 Destination an, um Wildtiere zu beobachten, und hat sich dabei ein Alleinstellungsmerkmal erarbeitet: Gemeinsam mit diversen Organisationen wie Panthera werden die Tiere geschützt. Das Engagement geht aber weiter: 1992 wurde die Africa Foundation – damals ein Department von Andbeyond, heute eine eigenständige NGO – gegründet, die sich neben der Erhaltung und Pflege der bedrohten Tierarten auch um Gesundheitsfürsorge, Bildung und Entwicklungsarbeit sowie die Geschäftsmodelle der dort ansässigen Menschen kümmert. Besucht man eine Lodge, bekommt man zuallererst einmal einen neuen, viel bewussteren Umgang mit Tieren vermittelt. Das ist das Naheliegendste, denn

dafür – um die Tiere zu sehen – kommen ja die Gäste. Dann, in weiterer Folge, taucht man tiefer ein.

GESPRÄCHSPARTNER RANGER Ein gutes Beispiel dafür ist die Tengile River Lodge im privaten Wildreservat Sabi Sands im Norden Südafrikas. Das grenzt an den Kruger National Park und wartet schon auf den ersten Blick mit einer »Anomalie« auf: Während im benachbarten Nationalpark die Population der Leoparden auf 100 Quadratkilometer drei bis vier Tiere beträgt, sind es in Sabi Sands zwischen zehn und zwölf. Zäune gibt es zwischen dem privaten und dem Nationalparkbereich übrigens keine. Der Unterschied ist u. a. in dem Umstand begründet, dass der Umgang mit den Tieren hier ein sehr bewusster ist. Folgendes Beispiel demonstriert das bestens: Ein amerikanisches Pärchen verpasste Anfang Februar fast seinen Flug nach Kapstadt, weil sich auf der Morgensafari eine Leopardendame für ein Schläfchen unter sein parkendes Auto zurückgezogen hatte. Für den Ranger kam es überhaupt nicht infrage, das Weibchen zu wecken und zu verjagen. So musste das Pärchen einfach warten und hoffen. Dafür hatte der Ranger genügend Zeit, das Tier zu beobachten und seine Aufzeichnungen auf den letzten Stand zu bringen. Denn nach jeder Ausfahrt wird akribisch festgehalten, was gesehen wurde. Selbst das Tagesmenü der Tiere und wo sie dieses verzehrten, wird notiert. Heute hat Sabi Sands die am besten untersuchte Leopardenpopulation der Welt – etwas, auf das die Ranger sehr stolz sind. Ihr Enthusiasmus ist auch sehr ansteckend; wer möchte, kann hier wirklich tief in die Materie eintauchen. Andbeyond bietet ein zehntägiges Programm an, bei dem man lernt, was es wirklich bedeutet, FRÜHJAHR 2019


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REISE / SPORT

MITEINANDER

Bevor die NGO Africa Foundation tätig wird, holt sie sich die Empfehlung direkt in den Gemeinden ab. So kann dort geholfen werden, wo es am nötigsten ist – etwa beim Bau einer Schule, wie in jenem Dorf, das Sabi Sands am nächsten liegt, oder beim Schutz der Tiere. africafoundation.org

sorgsam mit der Umwelt vor Ort umzugehen. Dazu gehört zum Beispiel auch der Austausch von Tieren zwischen den einzelnen Reservaten, um die genetische Vielfalt zu erhalten, und die Amputation der Hörner von Rhinozerossen, um Wilderern zuvorzukommen – eine vitale Maßnahme, weil lebenserhaltend. So gesehen sind die Lodges weit mehr als ein Luxushotel inklusive Naturschauspiel: Ohne sie würden die Artenvielfalt und die Populationen der bedrohten Tierarten dramatisch abnehmen. Für all das bekommt man erst ein Bewusstsein, wenn man vor Ort ist.

REISEN BILDET UND TUT GUTES Teilweise können die Populationen sogar wieder gesteigert werden, wie es etwa in Phinda, der ersten Andbeyond-Lodge in Südafrika, bei den Leoparden passiert ist. Heute konzentriert man sich dort auf Hyänen. Es würde aber zu kurz greifen, wenn die naturerhaltenden Projekte hier enden würden. Da, wo der Ranger aufhört, über die Tiere zu erzählen, fängt er an, über die Menschen zu sprechen. Jedes Land hat seine eigene Thematik, jeder Ort seine eigene Geschichte, und hier und jetzt darüber zu schreiben, würde zu weit führen, da die Thematik so vielschichtig und komplex ist. Auf einem Game Drive und einem anschließenden Gin Tonic in der Lodge bleibt aber viel Zeit, darüber zu sprechen und etwas zu lernen. Und noch mehr: Wer möchte, kann auch mit dem Ranger eine andere Art des Ausflugs machen – Projekte ansehen und Menschen kennenlernen. Wie etwa auch in Sabi Sands: Hier fährt man circa eine Stunde in das nächstgelegene Dorf, denn auch dort hat die Africa Foundation einen Sitz und im Zuge dessen eine Schule gegründet. Zuvor mussten die Kinder zehn Kilometer in die nächstgelegene Schule gehen. Jeden Tag. Heute gibt es Lehrer und DANDY 01

stickige Container als Klassenräume, aber die Schuldirektorin hat noch immer zu kämpfen – für Computer und eine Kantine, damit die Kinder mit der Welt verbunden und ausreichend ernährt werden. Alles, was in Mitteleuropa eine Selbstverständlichkeit ist, erfordert hier ein Höchstmaß an Engagement von Einzelpersonen, denn der Staat lässt komplett aus. Viele Lodgebesucher kommen und lassen ein Andenken in Form einer Spende zurück, wiegen den Wert ihrer – zugegebenermaßen sehr teuren – Reise nochmals auf. Luxus und Wohltätigkeit schließen einander hier nicht aus, im Gegenteil. Man muss es nur umdenken. Denn Luxus mag zwar in seiner ursprünglichen Bedeutung eine Verhaltensweise illustrieren, die von Verschwendung geprägt ist, man kann ihn aber auch anders leben bzw. auslegen: Warum nicht in die Üppigkeit der afrikanischen Savanne sowie in den überbordenden Komfort und die Gastlichkeit einer Lodge eintauchen und zeitgleich ein verschwenderisches Maß an Nächstenliebe praktizieren?

FACTS • 1991 gegründet, bietet Andbeyond exklusive Safaris in 15 afrikanischen Ländern an. Destinationen in Südamerika mitgerechnet, befinden sich insgesamt 29 Lodges und Camps im Portfolio von Andbeyond. • Der Leitgedanke des Unternehmens ist die Bewahrung bzw. der Schutz der Umwelt. • Die neu eröffnete Tengile River Lodge bietet neun Suiten, jede davon mit 180-Grad-Blick über den Fluss – so kann man bequem Tiere beobachten. • Das Dekor wurde von Einheimischen hergestellt, auch die Möbel sind von lokalen Betrieben gefertigt. • Weitere Infos unter safaris@andbeyond.com.


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46 K U LT P R O D U K T Zugegeben, ein vibrierender Medizinball mag im ersten Moment etwas Befremden auslösen, aber dieser kleine Kerl (Durchmesser 13 cm) eignet sich ideal zur Massage. Man bringt ihn einfach zwischen sich und eine Wand und dann in Schwung. Auch gut ist er für Faszientraining. Auf das schwören neuerdings ja bekanntlich viele Profisportler.

In Bewegung bleiben Die einen wollen etwas Neues ausprobieren, die anderen sich perfektionieren – und viele finden erst im Urlaub ausreichend Zeit für sportliche Aktivitäten. Wie auch immer die persönlichen Gründe aussehen: Der DANDY fand drei unterschiedliche Möglichkeiten, zur Höchstform aufzulaufen. 1

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Sehnsuchtsort Ab 15. April 2019 öffnet das Palazzo Daniele mit neun Suiten seine altehrwürdigen Türen. Das Hotel befindet sich im Dorf Gagliano del Capo und stellt gekonnt seine Historie zur Schau. Untergebracht in einem 150 Jahre alten ehemaligen Familienpalast des Kunstphilanthropen Francesco Petrucci liegt es abseits der typischen Touristenpfade und ist ideal, um die Batterien wieder aufzuladen.

M A J E STÄT I S C H E R M I N I M A L I S M U S Buchbar ab sofort für € 315,– pro Nacht für die Juniorsuite inklusive Frühstück und Zugang zum Spa-Bereich. designhotels.com/palazzo-daniele

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1 Im Prakriti Shakti Resort in Indien weckt man mit ganzheitlicher Naturheilkunde die Selbstheilungskräfte. Anmeldung auf Anfrage unter prakritishakti.com. 2 Reisen abseits des Alltäglichen mit Spitzensportlern und Weltmeistern bietet Red Bull, destination. redbull.com. 3 Von 23. bis 26. Mai kann man im Salzkammergut an einem ganz besonderen Golfturnier teilnehmen: 33 Löcher in drei Tagen, darunter sogar ein Abschlag vom Boot. Um € 390,–, golfundseen.at.

I N S TA G R A M S S P O R T L I C H S T E K E R L E – E I N E I N S P I R AT I O N — Luke Worthington spielte bereits als Kind Rugby und stellte u. a. einen Indoor-Ruderweltrekord auf. Heute arbeitet er als Trainer und ist vor allem auf »Bewegungshygiene« spezialisiert. Warum man ihm folgen sollte? Seine Übungsvorschläge sind überraschend anders und die Anweisungen sehr ausführlich. @lukewtraining — Knackig und markant: So sieht nicht nur der ehemalige Profifußballer Mark Ross aus, so sind auch seine Botschaften formuliert: »Stemme drei- bis viermal wöchentlich Gewichte, mach dich im Kopf frei vom Ziel Gewichtsabnahme!«. @markross_fitness — Joe Wicks gehört zu den erfolgreichsten Fitnessgurus auf Instagram. Sehr sympathisch: Er zeigt auch Rezepte und wie man seinen Speiseplan mit dem Sportplan vereinbaren kann. @thebodycoach

Redaktion Severin Salif Fotos Romina Amato/Red Bull Content Pool, leorosasphoto.com, Hapag-Lloyd Cruises, Getty Images, beigestellt

K L E I N E R M U S K E L P ROTZ Hilft, die Muskulatur zu lockern, und stärkt das Bindegewebe, von Medisana, mit vier Intensitätsstufen, um € 84,99, amazon.at.


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MARCS GROSSE PLÄNE Der vierfache Skiweltmeister Marc Girardelli ist auch als Unternehmer erfolgreich. Vor Kurzem sorgte er mit dem Kauf eines Skigebiets in Bulgarien für Furore. Und er hat noch viel vor. Er holte die Medaillen zwar für LuxemINTERVIEW burg, doch das haben ihm die Österreicher längst verziehen: Marc Girardelli hat nach dem Skifahren eine zweite Karriere begonnen. Eine eigene Skibekleidungslinie, ein Tourismusmagazin, drei Kriminalromane, Kolumnen und nun das neue Skigebiet Bansko – der Vorarlberger ist viel beschäftigt.

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Wie haben Sie den Umstieg vom Spitzensportler zum Manager geschafft? Mein Einstieg ins »normale« Leben

vor gut 20 Jahren war aber alles andere als glatt. In den USA kenne ich Unternehmen, die gezielt nach zurückgetretenen Sportlern Ausschau halten – diese sind belastbarer, schneller in der Entscheidungsfindung und oft auch sehr kommunikativ, so wie ich. Am Ende denke ich, dass es der Anspruch jedes Sportlers ist, in einer sehr kurzen Zeit das Bestmögliche zu schaffen. Welchen Herausforderungen stehen Sie mit dem Skigebiet in Bulgarien gegenüber? In Bansko bin ich schon seit fast 15 Jahren tätig. Die Weltcup-Veranstaltungen,

die auch heuer nach der Weltmeisterschaft in Aare wieder dort stattgefunden haben, habe ich in die Wege geleitet. Bansko ist schon das modernste und beste Skigebiet in Osteuropa, aber das Potenzial ist noch groß. Mir liegt der Skisport am Herzen und immer, wenn ich Menschen zum Wintersport motivieren kann, macht es mir Freude. Verbessern kann man sich aber immer, und auch hier ist mein Anspruch, elegante Lösungen zu finden, die funktionieren. Aber nicht nur Bulgarien ist auf meinem Schirm – ich lerne nicht umsonst Russisch …

TAUSENDSASSA Medaillen und Titel waren ihm nicht genug: Der Vorarlberger Marc Girardelli betreibt mehrere Firmen und das Skigebiet Bansko in Bulgarien.

3 × Travel Buddies Getreu dem Spruch »Der Weg ist das Ziel« sollte man sich entschieden Gedanken darüber machen, wer einen auf eine Reise begleitet. Gerade Anfahrten, längere Zwischenaufenthalte oder nervige Passagen verlangen nach einem vertrauensvollen Partner.

AUF GOLFKURS Mit der exklusiven »Golf & Cruise«-Reise hat das Kreuzfahrtunternehmen Hapag-Lloyd die schönsten Golfplätze vorab reserviert und bietet eine Spezialtour auf der »MS Europa 2« an. Zusammen mit dem Golfprofi Stefan Quirmbach bespielt man die attraktivsten Kurse von Lanzarote über Fuerteventura bis nach Teneriffa. Der Profi, der seit dem Jahr 2000 Präsident der PGA of Germany ist, steht den Gästen dabei mit Rat und Tat zur Seite. »EUX1924 – Kanaren intensiv«, von 1. 11. bis 9. 11. 2019, ist um € 1 390,– pro Person (Basispaket mit vier Plätzen) buchbar. Weitere Infos unter hl-cruises.de.

WEGBEGLEITER Theoretisch passt in den »Checkmate« von Samsonite locker ein Laptop. Er macht sich aber auch bei Outdoor-Abenteuern hervorragend. Um € 239,–, samsonite.de.

ROTE ZONE Für das schnelle Work-out zwischendurch: Mit dem »Everlast Hand Grip« von Supreme bleibt man sogar unterwegs im Training, um € 80,–. supremenewyork.com

DURSTSTRECKE Die Microdrink-Marke Waterdrop setzt auf »Würfel ohne Zucker« und liefert auch gleich den Behälter für die Erfrischung unterwegs. Um € 29,90, waterdrop.com.

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BITTE SCHÖN!

Redaktion YASMIN EL MOHANDES

Stargestalter Stefan Sagmeister traf im Wiener MAK auf Jaguar-Kreativchef Ian Callum. Mit Designexpertin Bettina Steindl sprachen sie über Musik, Schönheit, die Zukunft des Autos und eine neue Freundschaft. DANDY lauschte erste Reihe fußfrei und stellte viele Fragen.

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er eine ist für legendäre Autoentwürfe der Marke Jaguar weltbekannt, der andere ist Grammy-Preisträger und machte sich mit seinen Coverentwürfen für die Rolling Stones oder Lou Reed einen Namen. Im Kaminzimmer des Museums für angewandte Kunst in Wien trafen sich vor Kurzem der Schotte Ian Callum und der aus Österreich stammende Grafikdesigner Stefan Sagmeister zum ersten, aber bestimmt nicht zum letzten Mal. Zuvor führte Sagmeister seinen Kollegen durch die Ausstellung »Beauty«, deren Partner die Marke Jaguar ist.

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Bettina Steindl: Herr Callum, ich habe gehört, dass Sie ein großer Musikfan sind. Ist das wahr? Ian Callum: Ja, ich liebe Musik, hauptsächlich Rock- und Popmusik. David Bowie zum Beispiel hat meine gesamte Generation durch eine Art von Schönheit beeinflusst. Daran glaube ich ganz fest! Ich habe mich früher so angezogen wie er, ich trug die gleichen Stiefel, bunte Kleidung und habe sogar Make-up aufgetragen. Bowie gab uns ein Gefühl der Befreiung, die sich stark um Ästhetik drehte. Auch im Theater herrschte damals ein Gefühl der Befreiung, Theater und Musik arbeiteten zusammen. Das ergab für uns als

Fotos Getty Images (1), Jaguar

DER ANALYTIKER Der in New York lebende österreichische Grafikdesigner Stefan Sagmeister beschreibt Schönheit als formale Intention, zu der auch das Hässliche gehören kann. »Wir mögen manchmal auch das gewollt Hässliche gern.«


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»Schönheit besteht in der Kombination von Gestalt, Farbe, Materialität, Komposition und einer Form, die unsere ästhetischen Sinne anspricht, speziell unser Sehen.« Stefan Sagmeister, Grafikdesigner (* 1962)

anderem mit dem Konzept der Schönheit in den Bereichen Grafikdesign, Produktdesign, Architektur, Städtebau. Wie beeinflusst uns diese Schönheit? Stefan Sagmeister: Bevor ich von New York hierherflog, war ich dort noch auf der High Line unterwegs. Dabei handelt es sich um alte, erhöhte Eisenbahnanlagen. Diese waren ab den 1980er-Jahren bis 2005 ungenutzt. Dann wurden sie renoviert. Ich wohne gleich in der Nähe und gehe dort jeden Morgen laufen. Ich habe beobachtet, dass es dort praktisch keinen Müll gibt. Fünf Meter davon entfernt, wenn man durch den Meatpacking District geht, liegt überall Müll herum. Der Grund ist der, dass die High Line von den Architekten mit viel Liebe und Sorgfalt entworfen wurde. Diese Liebe und Fürsorge transportiert vieles in der Welt der Schönheit. Es verändert die Art und Weise, wie sich Menschen verhalten. Funktion wird durch Schönheit viel funktionaler! Gut gestaltete Wohnblöcke zum Beispiel werden menschlicher, das heißt, Menschen wollen viel lieber darin wohnen, wenn sie schön sind. Schöne Dinge sind auch nachhaltiger, weil sie sorgsamer behandelt werden. Außerdem werden sie eher renoviert als hässliche. Das gilt für viele Bereiche der Gestaltung, auch das Kommunikationsdesign und Social Media. Bettina Steindl: Herr Callum, was fällt Ihnen dazu ein? Ian Callum: Es ist immer gut, seinen Geist für andere Aspekte der Kreativität und Schönheit zu öffnen.

Gestalter einen ziemlich abstrakten, aber einfach brillanten Stoff. Bettina Steindl: Bowie stand für einen großen Wandel in der Gesellschaft, aber auch im Design und in der Musikindustrie. Ian Callum: Er hat auch mein Design inspiriert. Ich ging mit meinen Kopfhörern in meinem kleinen Arbeitszimmer auf und ab und hörte mir seine Musik an. Dabei hoffte ich, dass sie mich in Sachen Ästhetik inspirieren würde – und es kam tatsächlich etwas dabei heraus. Wenn ich an diese Zeit und ihre Entwürfe denke, sehe ich eine ganze Menge von diesem Einfluss. Es handelte sich um eine elegante Kühnheit, die er weitergab. Bettina Steindl: Stefan Sagmeister, Sie haben viele Covers von berühmten Musikern gestaltet … Stefan Sagmeister: Musik spielte auch am Anfang unseres Designstudios eine sehr große Rolle. Ich habe einen sehr guten Freund, Jonathan Barnbrook, der die meisten Covers für David MUSE BOWIE Bowie entworfen hat. Einer »David Bowie hat mein Design unserer Kunden war damals inspiriert«, erklärt Ian Callum. Der Schotte gehört zu den Lou Reed, er arbeitete mit einflussreichsten Autodesignern Mick Jagger zusammen, es der Welt. Seit 1999 ist er als gab viele Verbindungen in Chefdesigner bei Jaguar tätig dieser Szene. und hat die Marke erfolgreich Bettina Steindl: Wenn die neu ausgerichtet. jaguar.at Autos von Jaguar eine Band wären – welche Art von Musik würde sie spielen? Stefan Sagmeister: Das ist eine interessante Frage. Jaguar wäre natürlich eine britische Band, irgendwo in der Welt von Roxy Music daheim, ein bisschen eleganter als David Bowie, mehr wie Bryan Ferry. Ian Callum: Das klingt gut für mich. Ich stimme dem zu. Jaguar wäre eine Fusion aus einem Schwerpunkt Rock mit ein wenig Jazz, aber auch Disco. Und auch modern. Bettina Steindl: Herr Sagmeister, Sie beschäftigen sich unter

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50 IN SZENE GESETZT Mit ihrem Ausstellungsprojekt »Sagmeister & Walsh: Beauty« liefern Stefan Sagmeister und Jessica Walsh im Wiener MAK ein visuell eindrucksstarkes multimediales Plädoyer für die Lust am Schönen.

Wir arbeiten bei Jaguar viel mit den Sinnen und wir wollen, dass die Leute das spüren, wenn sie in ein Auto von uns steigen. Es ist mit einem Theaterstück zu vergleichen: Der Sinn der Vorstellung ist, dass sich eine emotionale Reaktion ergibt. Daran glaube ich. Bettina Steindl: Wie kann man den Sinn für das Schöne schärfen? Ian Callum: Es braucht Zeit. In dieser Welt ist alles wie ein »Fünf-Sekunden-Aufmerksamkeits-Spam«. Die Menschen müssen lernen, die Dinge wieder in sich aufzunehmen. Es geht um Qualität ebenso wie um Ästhetik und deren Verständnis. Und das benötigt Zeit. Ich bin nicht dazu da, den Menschen zu erklären, warum ein Auto schön ist. Der Kauf eines Autos ist eine emotionale Angelegenheit, das wissen wir. Ich habe Briefe von Leuten, die seit drei Jahren einen Jaguar fahren, sie leben mit diesem Objekt und entdecken es Stück für Stück. Das ist eine schöne und instinktive Erfahrung, eine Entdeckungsreise. Bettina Steindl: Herr Sagmeister, bekommen Sie viele Reaktionen auf Ihre Beschäftigung mit der Schönheit, zum Beispiel auf Ihre Ausstellung im Wiener MAK? Stefan Sagmeister: Ja, sehr viele, ich erhalte auch lange Briefe! Ich besuche viele Ausstellungen, vielleicht sogar Hunderte in einem Jahr. Aber ich habe mich noch nie in meinem Leben gezwungen gesehen, einen Brief DANDY 01

an die Person zu schreiben, die die Ausstellung gestaltet hat. Also bin ich mir dessen sehr bewusst, dass diese Briefe etwas Besonderes sind und die Leute sich wirklich Mühe machen. Dafür bin ich sehr dankbar. Als Designer ist es erfreulich, zu wissen, dass die Arbeit, die man leistet, eine gewisse Wirkung hat. Bettina Steindl: Herr Sagmeister, gibt es ein Lieblingsprojekt, das Sie entworfen haben? Stefan Sagmeister: Im Moment ist es wohl unsere Ausstellung »Beauty« im Wiener MAK. Ian Callum: Ich möchte gern noch etwas zum Thema Schönheit einwerfen. Es hat keinen Sinn, zu versuchen, jedem zu gefallen. Das muss man vor allem als Designer wissen! DANDY: Sehen Sie sich selbst als Designer oder auch als Künstler? Stefan Sagmeister: Ich sehe mich als Designer. Wenn ich ein Kunde oder Betrachter bin, ist es mir egal, ob ein Stück von einem Designer oder aus der Kunstwelt kommt, ich kümmere mich nur darum, ob es gut oder nicht gut ist. Donald Judd, der amerikanische Künstler, hat eine wunderbare kleine Definition des Unterschieds zwischen den beiden Gebieten herausgefunden: Design muss funktionieren, Kunst nicht! Das bedeutet, dass ein Stück Design, um so genannt zu werden, zwangsläufig über eine Funktion verfügen muss. Die Dinge, die


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wir tun, und die Dinge, die Ian tut, müssen funktionieren, das ist Teil ihrer Definition. Wenn ich dieses Glas hier betrachte, ist seine Funktion offensichtlich, ich kann daraus trinken. Wenn ich es so gestalte, dass ich nicht mehr daraus trinken kann, wird es zu einer Skulptur. DANDY: Warum, denken Sie, achten viele Menschen so viel mehr auf das Design ihrer Autos als auf die Gestaltung anderer Dinge, die sie umgeben? Ian Callum: Das tun sie tatsächlich. Für viele Menschen ist es einfach eine sehr emotionale Angelegenheit. Und es ist sehr interessant, dass die meisten Entscheidungen betreffend der Anschaffung eines Autos in Europa von Frauen getroffen werden. Bettina Steindl: Nicht nur in Europa, sondern auch in den USA, oder? Ian Callum: Wahrscheinlich verhält es sich auch dort so, ja. Wenn es um einen Autokauf innerhalb einer Familie geht, wird die endgültige Entscheidung von einer Frau getroffen – was ich gerne höre. Bettina Steindl: Wirklich, wir Frauen treffen die richtigen Entscheidungen? Ian Callum: Ja – nicht immer, aber ich denke, Frauen haben mehr emotionale Bindung und Verständnis für diese Dinge als Männer. Das ist meine Erfahrung. DANDY: Wie sieht es mit der Zukunft des Autos aus? Fahren wir in zehn Jahren noch mit dem Auto? Ian Callum: Ja,ich denke, wir werden auch in 30 Jahren noch mit dem Auto unterwegs sein. Viele Zeitgenossen wollen sich immer noch mit etwas identifizieren, dem sie sich zugehörig fühlen. Ich glaube, es wird lange dauern, bis die ganze Welt mit selbstfahrenden Autos unterwegs sein wird. DANDY: Da wir über Schönheit und Autos und die Zukunft von autonomen Autos sprechen: Alle autonomen Autos, die wir gerade sehen, sind hässliche Kisten auf Rädern. Liegt das daran, dass sie sich in einem Prototypenstatus befinden, oder geht es rein um Funktionalität? Ian Callum: Gute Frage. Meine persönliche Meinung ist, dass die Menschen immer ein schönes Auto haben wollen, unabhängig davon, ob es autonom ist oder nicht. Ich denke, das ist die menschliche Natur. DANDY: Es gibt Autodesigner, die auch andere Dinge entwerfen. Herr Sagmeister, haben Sie schon einmal daran gedacht, sich in den Designprozess eines Fahrzeugs einzubringen? Stefan Sagmeister: Das habe ich zum Glück nicht. Ich bin nicht naiv genug. Ich weiß zu viel darüber und bin mir bewusst, wie schwierig es ist. Ian Callum: Dann komm uns besuchen, Stefan! Im Ernst, wir zeigen dir, wie es geht. (lacht) Bettina Steindl: Herr Sagmeister, verraten Sie uns, was Ihr Traumprojekt für die Zukunft wäre? Stefan Sagmeister: Würde man mir diese Frage jeden Monat stellen, wäre die Antwort jeden Monat eine andere. Im Moment vielleicht irgendetwas Kleines. Obwohl ich einige Ideen für andere, große Projekte habe, verspüre ich jetzt nicht das Bedürfnis, mich darauf einzulassen. Ich sehe mich im Moment eher, wie

ich an etwas Kleinem sitze, vielleicht mit einem Bleistift über einem Blatt Papier. Solche Dinge reizen mich im Moment. Wenn Sie mich in drei Wochen fragen, könnte die Antwort bereits ganz anders ausfallen. Bettina Steindl: Und Sie, Herr Callum? Ian Callum: Die Antwort ist schwierig. Es gibt so viele emotionale Themen in der Automobilwelt. Natürlich würde ich gerne einen Sportwagen entwerfen, ich besitze übrigens ein paar davon. Aber was ich wirklich gerne machen möchte, ist, ein kleines, wirklich cooles und wirklich schönes Stadtauto in Form zu bringen. Ich habe schon immer kleine Autos geliebt. Ich sehe keine Notwendigkeit darin, ein großes Auto zu besitzen. Nein, ich denke an einen supercoolen, sexy Kleinwagen, in dem Männer und Frauen gleich gerne sitzen. Ein wirklich anspruchsvolles Projekt. Ich möchte übrigens noch sagen, dass ich hier heute in Stefan einen guten Freund gefunden habe. Bettina Steindl: Das freut uns und wir sind gespannt, was dabei herauskommen wird!

WILDKATZE Der Jaguar ist bis heute als Markenzeichen für das gleichnamigeAutomobilunternehmen bekannt.

FACTS DIE DESIGNGENETIK VON JAGUAR. Das laut Enzo Ferrari »schönste Auto aller Zeiten«, der Jaguar E-Type, gilt nicht nur als Ikone des Automobilbaus, es hat auch maßgeblich die Marke Jaguar beeinflusst, was Stefan Sagmeister, der Großmeister des Grafikdesigns, kurz und bündig auf den Punkt bringt: »Design liegt ursächlich in den Genen von Jaguar.« Obwohl der E-Type ein Kind der frühen 1960er-Jahre ist, hält er den Geschmacksempfindungen der Gegenwart nach wie vor stand. Die Designmerkmale des E-Type ziehen sich deshalb auch mit gestalterischer Konsequenz wie ein roter Faden durch alle Modellreihen von Jaguar – bis heute. 1996 wurde der E-Type, dessen Produktion vor 45 Jahren auslief, in die Dauerausstellung des Museums of Modern Art in New York aufgenommen – ein Adelsprädikat.

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52 SAUBER BLEIBEN Lästige Hausarbeit oder lieber ganz entspannt die Füße hochlegen? Klar, Zweiteres klingt verlockender! Tatsächlich möglich macht das der neue Saugroboter iRobot Roomba i7+. Er kann Räume durch Grundriss-Speicherung gezielt reinigen und entleert sich sogar völlig selbstständig. In der Ladestation versteckt sich ein Auffangbehälter, der einem diese Arbeit abnimmt.

Reisebegleiter Der Schein trügt: In der »L16« versteckt sich kein Smartphone, sondern eine Digitalkamera mit hoher Bildqualität. Die Kompaktkamera von Light, einem jungen Unternehmen aus San Francisco, macht aus 16 Einzelbildern bis zu 52 Megapixel große Fotos. Somit wird das kleine Gadget zu einem perfekten Reise- und Wanderbegleiter, den man locker in die Hosentasche stecken kann. SPRICH MIT MIR! Der Roomba i7+ lässt sich über Alexa-fähige Geräte und den Google Assistant steuern. Erhältlich bei Media Markt und Saturn für € 1 199,–, irobot.at.

S M A RT E S STA RT - U P Die »L16« wurde bereits mit einigen Designpreisen ausgezeichnet, darunter der Red Dot Design Award. Erhältlich um € 2 050,–, light.co.

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RAUS INS FREIE

FACELIFT

KLUGER KERL

Der neue Volvo V60 Cross Country mit serienmäßigem Allradantrieb begleitet Outdoorfans durch erhöhte Bodenfreiheit und robuste Karosserieverkleidung auch durch abenteuerliches Gelände.

Der neue Volkswagen Touareg 3.0 TDI bringt nach der Kraftkur bei ABT Sportsline statt 286 PS (210 kW) nun satte 330 PS (243 kW) auf die Straße. Highlight: die Felgen in »Glossy Black«.

Er erkennt Bedienwünsche an Bewegungen und versteht durch Augmented Reality bei der Navigation indirekte Sprachbefehle: Der CLA Coupé von Mercedes-Benz sorgt für Knight-Rider-Feeling.

Kraftstoffverbrauch in l/100 km: 5,4, CO2Emission in g/km: 143, jeweils kombiniert. Ab € 52 350,–, volvocars.com.

Der sportliche SUV wird außerdem um zwei Zehntel schneller: in 5,9 statt in 6,1 Sek. aus dem Stand auf Landstraßentempo, abt-sportsline.de.

Vierzylinder-Benziner mit Doppelkupplungsgetriebe, Verbrauch 6,3–6,1 l/100 km, CO2-Emissionen 143– 140 g/km, jeweils kombiniert. mercedes-benz.at

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Redaktion Severin Salif Fotos beigestellt

Ob Querfeldein-Antrieb, Leistungs-Upgrade oder künstliche Intelligenz an Bord: Diese Autoneuheiten läuten mit viel Power die Outdoor-Saison ein.


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SCHICKER FLITZER FÜR DIE STADT 25 km/h, 55 km Reichweite, vier Stunden Ladezeit: Die Performance des Gefährts aus dem Hause Scrooser überzeugt nicht nur Großstadtnomaden. »Wir sind die Coolsten, wenn wir cruisen, wenn wir FACTS durch die City düsen …«, rappte einst die deutsche Hip-Hop-Band Massive Töne. Jetzt müsste sie ihren Kultsong »Cruisen« auf »Scroosen« umbenennen – schließlich fährt Mann heute mit einem »Scrooser«. In Deutschland designt und hergestellt, ist der akkubetriebene Roller vor allem für moderne Städter konzipiert, die alltägliche Wege gerne

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spontan und unkompliziert gestalten. Der Impulsantrieb wird durch Abstoßen vom Boden aktiviert, der Scrooser beschleunigt danach eigenständig. Somit kann man den Roller auch im Stehen fahren, ohne selbst Gas geben zu müssen. Bei der Farbwahl muss man sich zwischen glänzendem und mattem Schwarz, Blau, Weiß/Braun und Rot entscheiden. Übrigens bekommt man auch den Abgang lässig hin: Das Gefährt bleibt nach dem Absteigen nämlich ganz von alleine stehen – lästiges »Einparken« entfällt also.

DURCHSTARTEN Erhältlich ist der Flitzer um € 4 750,– auf scrooser.com.

Cooler Koffer Wie aus Opas Wohnzimmer: Der Retro-Plattenspieler Crosley Cruiser präsentiert sich in tadelloser 50er-Jahre-Optik. In diesem Gerät stecken nicht nur die wichtigsten Funktionen wie zwei Abspielgeschwindigkeiten und automatischer Stopp, sondern auch ein vollwertiger Stereolautsprecher. Der kann via Bluetooth die Lieblingsmusik sogar bequem von anderen Quellen abspielen.

L I C H T G E S TA LT Der viertgrößte Smartphonehersteller der Welt, Xiaomi, präsentierte kürzlich sein neuestes Modell »Mi 8 Lite«, ausgestattet mit dem 24-MegapixelSensor IMX 576 von Sony. Das Design des Mi 8 Lite wurde von den lichtdurchfluteten Werken des französischen Impressionisten Claude Monet inspiriert. Für die Glasrückseite wurde eine fortschrittliche NCVM-Beschichtung verwendet. Das 7,5 mm dicke Gehäuse verfügt zudem über ein 6,26-Zoll-FullscreenLCD-Display mit einer Full-HD-Auflösung von 2 246 × 1 080 Pixel. Erhältlich ab € 249,90 (64 GB Speicherplatz). mi.com

S C H Ö N E TÖ N E Der Vintage-Plattenspieler im Kunstlederkoffer von Crosley ist exklusiv bei Urban Outfitters erhältlich, um € 119,–, urbanoutfitters.com.

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KLEINER KNOPF IM OHR Mit oder ohne Kabel? Bei Kopfhörern gibt es viele verschiedene Bauarten. Welches Modell am besten passt, hängt vor allem vom Einsatzzweck ab. Unsere Auswahl besticht durch Funktion, Ästhetik und Design.

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igentlich geht es bei Kopfhörern vor allem darum, dass nicht alle um einen herum die Musik von Smartphone, MP3-Player oder Stereoanlage mithören müssen. Was sich einfach und unkompliziert anhört, ist in den vergangenen Jahren aber zu einer Wissenschaft geworden, die sich u. a. folgende Fragen stellt: In-Ear, On-Ear oder Over-Ear? Akustisch offen oder akustisch geschlossen? Mit oder ohne Kabel? Mittlerweile gibt es auf all das eine Antwort und ein passendes Modell für jeden Fall. Ergo müssen heute bei der Wahl eines Kopfhörers einige Entscheidungen mehr gefällt werden als früher.

GANZ SCHÖN SCHMUCK Immer mehr auf dem Vormarsch ist die kabellose Bluetooth-Variante. Ein Vorteil der BluetoothModelle: Sie lassen sich mit anderen technischen Geräten smart vernetzen und bieten damit mehr Optionen als nur Musikhören. Praktisch: Viele Hersteller liefern bei Bluetooth-Kopfhörern ein Kabel mit. So kann man die Kopfhörer zum Beispiel auch an einer Stereoanlage ohne Bluetooth-Sender nutzen. Nachteil der Funk-Modelle: Der Akku muss regelmäßig geladen werden. Doch diesen kleinen Aufwand nimmt man gerne in Kauf, denn gerade In-Ear-Kopfhörer der neuesten Generation erzeugen nicht nur ein einzigartiges Klangvolumen, sondern sehen dabei auch besonders schmuck aus.

Von links nach rechts: »Beoplay E8 2.0« von Bang & Olufsen, um € 350,–, bang-olufsen.com. »Momentum True Wireless« von Sennheiser, um € 299,–, sennheiser.com. »Horizon Earphones« von Louis Vuitton, um € 950,–, louisvuitton.com. »WF-SP700N« von Sony, um € 199,90, sony.at.

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Redaktion SEVERIN SALIF Foto PETER GARMUSCH

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DEM HIMMEL SO NAH Gigantisch und protzig war gestern: Auch in der Architektur geht der Trend in Richtung kleine, flexible Wohneinheiten. von KARIN CERNY

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m die japanische Aufräumexpertin Marie Kondo kommt im Moment keiner herum. Ihre Netflix-Serie wird in den sozialen Medien heiß diskutiert, ihre Ordnungsratgeber sind schon länger Bestseller. Man mag komisch finden, wie beflissen sie von »Magic Cleaning« spricht und dazu rät, nur Dinge zu behalten, die einem auch wirklich »Freude bereiten«. Ein wenig esoterisch kommt ihr Evangelium des Aufräumens schon daher. Als ob nur in einer ordentlichen Wohnung ein glücklicher Mensch leben könnte. So neurotisch das Konzept auf den ersten Blick wirkt, trifft Kondo doch einen empfindlichen Nerv unserer Überflussgesellschaft: Jeder von uns besitzt viel zu viel. Und dieses Übermaß wird von den meisten als Belastung empfunden. Dass ausgerechnet aus Japan ein Trend wie dieser kommt, ist natürlich kein Zufall – Wohnraum ist im Inselstaat schon seit Langem rar. Man muss aus den paar Quadratmetern, die man zur Verfügung hat, das Optimum herausholen. In Sachen »Tiny Houses« – wie man zu Wohneinheiten sagt, die um die 50 m2 groß oder kleiner sind – war Tokio schon immer ein Vorreiter. Platz ist in der geschäftigen Metropole kostbar, Minihäuser sind gefragt – und sie sehen extrem stylish aus. Der Architekt Takaharu Tezuka war ein Vorreiter dieser Bewegung, die mittlerweile auch die USA erfasst hat. Minihäuser liegen weltweit im Trend. Tezuka wurde mit Entwürfen wie »House to Catch the Sky« (also »das Haus, das den Himmel einfängt«), »Snail House« (»Schneckenhaus«) oder »Shoe Box House« (»Schuhkarton-Haus«) berühmt. Seine durchlässigen Entwürfe nutzen das Flachdach des

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BEWOHNBARES UFO

Natürliche Materialien wie Holz, die sich perfekt in die Landschaft einfügen: Dafür steht das Südtiroler Unternehmen Fincube, das mit modernen, minimalistischen Entwürfen überzeugt.

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Elegant und reduziert: Casa Invisible produziert flexibel einsetzbare Wohneinheiten, die stylish und minimalistisch sind.

Walter Gropius, Bauhaus-Pionier (1883–1969)

Gebäudes als Entspannungszone, die Grenzen zwischen innen und außen sind fließend. Riesige Schiebetüren und Fenster machen diese kleinen Refugien hell und freundlich. Man ist dem Himmel sehr nah. Das subjektive Gefühl lässt die engen Räume um einiges größer erscheinen. Unsere Welt befindet sich im Umbruch. Das schlägt sich auch in der Architektur nieder. Die Prognosen sprechen dafür, dass Wohnraum in Zukunft Mangelware sein wird. 2050 werden mehr als zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben. Das zeigt eine aktuelle Statistik der UNO. Das sind rund 2,5 Milliarden Menschen mehr als bisher. Das massivste Wachstum werden zwar Länder wie China und Indien erleben, die globalen Auswirkungen wird aber der gesamte Planet zu spüren bekommen. Sogenannte Minihäuser sind deshalb auf vielen Ebenen interessant: als leistbare Singlewohnung in einer Zeit, in der die Mieten ansteigen, als nomadische Heimat für Menschen, die durch ihren Job flexibel sein müssen, als Rückzugsort fernab der Zivilisation – aber auch als Lebensmittelpunkt in der Pension, wenn man vielleicht kein großes Haus mehr erhalten möchte. Immer größer und protziger; Villen, die mehr Zimmer haben als das Schloss von Versailles: Nicht erst seit der Finanzkrise 2007 sind Zweifel an diesem Konzept aufgekommen. Früher lautete das Motto: DANDY 01

KUBISCHE ARCHITEKTUR Das sogenannte »Downsizing«, also eine Art des Gesundschrumpfens, setzt gerade in Europa auf hochwertige und ökologisch verträgliche Baustoffe. Holz ist sehr beliebt, die meisten der Modelle sind Niedrigenergiehäuser. Schlüsselfertig ist ein Zauberwort, das gerade gefragt ist. Mittlerweile gibt es zahlreiche heimische Anbieter, die das kleine Fertighaus direkt und unkompliziert anliefern: Casa Invisibile etwa produziert eine flexibel einsetzbare Wohneinheit, die am Wunschort implementiert wird. »Tragwerk und Ausstattung der Wohneinheit werden zur Gänze aus vorgefertigten Elementen im österreichischen Werk zusammengesetzt, ihre Außenmaße ermöglichen komplikationslose Transportierbarkeit mit dem Lkw«, erklären die Hersteller. Die Häuser von McIron wiederum werden aus alten, generalüberholten Schiffscontainern gefertigt, Eunido baut Cube-Module von sieben bis 30 m2, die beliebig miteinander kombiniert werden können. Der Südtiroler Anbieter Fincube hat einen futuristischen Wohnwürfel im Sortiment, der ziemlich schick aussieht. Statistiken beweisen ohnehin, dass Fertighäuser immer beliebter werden. Das Flachdach ist der Spitzenreiter unter den Typen. Kubische Architektur

Fotos Steffen Jaenicke, Christian Brandstaetter (2), beigestellt

»Seit 1910 bin ich unentwegt für den Bau von Montagehäusern, für die Industrialisierung des Hausbaus eingetreten.«

Je größer das Haus, desto erfolgreicher der Besitzer. Aber nicht nur in Sachen Anschaffungskosten bringen riesige Villen Nachteile. Man häuft zu viele unnütze Gegenstände an (siehe Marie Kondo), man fühlt sich einsam, wenn die Kinder ausziehen, man schädigt die Umwelt durch immense Betriebskosten. Die amerikanische Architektin Sarah Susanka hat den Trend zum Überschaubaren befeuert: »Build better, not bigger«, meint sie. Es gehe um Lebensqualität und nicht um schiere Größe. Kleine Fertighäuser sind allerdings nicht zwangsläufig billiger als riesige Häuser: Es gibt zwar günstige Einsteigermodelle, will man aber individuelle Veränderungen, kann das teuer kommen.


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Eunido baut kleine Cube-Modelle, die man gut kombinieren kann (Foto li.), die Marke Baumraum macht Kinderträume wahr: für alle, die gern in luftiger Höhe übernachten.

»Die Architektur ist nur ein Vorwand. Wichtig ist das Leben, wichtig ist der Mensch, dieses merkwürdige Wesen mit Seele und Gefühl, das nach Gerechtigkeit und Schönheit hungert.« Oscar Niemeyer, Architekt (1907–2012)

spezialisiert sind. Wenning betreibt in Bremen ein Büro, das weltweit baut, von ganz kleinen Hütten bis hin zu Häusern, die als Konferenzräume genutzt werden. »Baumhäuser gelten als Gebäude, die dem Baurecht unterliegen, selbst wenn sie klein sind«, erzählt der Experte. »Schwierig wird es, wenn in der Natur gebaut werden soll. Da gelten in Deutschland und Österreich strenge Regeln, man darf eigentlich nichts bauen. Letztendlich sind leider viele Bauvorhaben schon bei der ersten Anfrage gescheitert.«

NOMADISCHES LEBEN boomt. Kein Wunder, viele dieser kleinen Häuser sehen aus wie eine James-Bond-Villa, nur eben in klein. Tiny Houses sind zwischen zehn und 50 m2 groß, oft stehen sie sogar auf Rädern, um möglichst mobil zu sein. Das klingt aufregend und nach großer Freiheit: Heute schlafe ich am See und morgen im Wald. Aber ganz so einfach ist es vor allem in Europa dann doch nicht: Komplizierte Bauvorschriften und mühsame Genehmigungsprozesse stehen dem Leben auf kleinem Fuß im Weg. Sogar im eigenen Garten ist man beschränkt: Sobald ein Raum nicht nur als Laube verwendet wird, braucht man eine Baugenehmigung. Da ist gerade in unseren Breitengraden die Schrebergartenhütte leichter zu verwirklichen.

WINDSCHIEFE BRETTERBUDEN Der gelernte Tischler und Architekt Andreas Wenning, 1965 geboren, ist ein Pionier, wenn es um Baumhäuser geht. Im deutschsprachigen Raum waren Baumhäuser lange nur in der Marke Eigenbau möglich: Ein Kindertraum wurde von mehr oder minder handwerklich begabten Eltern verwirklicht. Im Garten gab es dann oft windschiefe Bretterbuden, die wackelig auf Bäumen hingen, rostige Nägel, die beim Bau in die Äste und Stämme geschlagen wurden, hielten das Ganze notdürftig zusammen. Es ist ein relativ junges Phänomen, dass es Architekten gibt, die auf Baumhäuser

In unseren Breitengraden sind die kleinen Traumhäuser, für die man sich meist nicht verschulden muss, noch immer eher ein Feriendomizil oder ein minimaler Büro- oder Gästeraum, den man sich leistet. Auf 30 m2 konstant zu leben, dem sind die wenigsten gewachsen. Egal, wie hochwertig die Ausstattung ist, Luxus sieht in Europa noch immer ein bisschen größer aus. Auch das Mantra vom nomadischen Leben entspricht nur der Wirklichkeit eines verschwindend geringen Teils der Gesellschaft. Da mag seit Jahren verkündet werden, dass wir Homeoffices betreiben werden, dass wir online von überall auf der Welt arbeiten können – die meisten Chefs denken gerade in Österreich noch immer sehr altmodisch, sie wollen ihre Dienstnehmer im Büro jederzeit abrufbar haben. Die Gesellschaft hinkt da leider der Architektur hinterher. Da kann die Aufräumikone Marie Kondo noch so viel Mut machen: Für viele ist es schwierig, sich von Dingen zu trennen. Nicht jeder ist für Extreme gemacht. Genau das nervt doch auch in Wohnmagazinen: Da sind supersaubere, persönlichkeitslose Wohnungen abgebildet, die nichts über ihre Bewohner verraten. Ein bisschen sollte man daher schon wissen, welcher Typ man ist. Wer zum Überfluss neigt, wird nach ein paar Jahren wieder zu viel angehäuft haben. Grundsätzlich gilt daher: Das Haus sollte widerspiegeln, wer man ist – und nicht, wer man gern sein möchte. FRÜHJAHR 2019


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Das Bücherregal »Skyladder« aus naturbelassenem Eichenholz stammt vom japanischen Designlabel Ariake (zu dt. »Tagesanbruch«), Preis auf Anfrage. ariakecollection.com

FA R BW I R K U N G Die ewigen Schwarz-Seher haben ausnahmsweise einmal recht: Die Nichtfarbe zieht gerade in unseren Wohnraum ein, großflächiger denn je – denn neben dunklen Akzenten sind Dunkelgrau und Schwarz auch als Wandfarbe oder Mosaik wirkungsvoll und edel.

SOLIDE LEKTÜRE

Das Regal »Legend« von Christophe Delcourt für Roche Bobois behält die natürlichen Eigenschaften des Eichenbaumes, aus dem es entstand, um € 6 000,–. roche-bobois.com

(R)ast und Ruh 2 3 1 Mosaikfliesen aus geschwärztem Glas vom italienischen Hersteller Mosaico+, Modell »Jointed D Blu Notte«, P. a. A., mosaicopiu.it. 2 »Ski Chair« des libanesisch-amerikanischen Designers Nabil Issa, P. a. A., nabilissa.com. 3 Tischleuchte »Chaplin« von Formagenda, um € 453,–, formagenda.com.

Holzmöbel zeigen sich gerade so naturbelassen wie möglich, sie leben und atmen. Alle ein bis zwei Jahre sollten sie daher mit Naturöl gepflegt werden, um die schöne Struktur nicht zu verlieren und kleine Kratzer zu kaschieren. Achtung: Zur wöchentlichen Reinigung ausschließlich ein Tuch aus 100 Prozent Baumwolle statt Mikrofaser verwenden.

MANN UND NATUR

Irgendwann hatte der Salzburger genug von der Stadt. Stefan Knopp FACTS zog mit seiner Familie auf einen abgelegenen Bauernhof und hatte mitten in der Natur plötzlich viel Raum, um seiner Leidenschaft nachzugehen: dem Experimentieren mit Holz. Er begann, Feuer als gestalterisches Element für seine Möbel einzusetzen, und entdeckte die traditionelle Kunst des Köhlens für sich ganz neu –

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ein altes Handwerk, das heutzutage in Vergessenheit geraten ist. Dabei wird eine Holzoberfläche mit Feuer verbrannt, bis sie eine schwarze Farbe annimmt. Das Material selbst wird dabei umso robuster, die Struktur interessanter und markanter. Alles, was aus der Norm fällt, hat Stefan Knopp eben schon immer fasziniert. Eine Oberfläche so zu behandeln dauert oft Wochen oder sogar Monate. Mit dem Endergebnis schafft der Designer allerdings etwas, das viele Generationen überdauern wird.

ERZÄHL MIR MEHR Stefan Knopp macht die Lebensgeschichte, die der Baum zu erzählen hat, sichtbar – je mehr Besonderheiten, desto mehr Wirkung hat das Ergebnis. stefan-knopp.com

Redaktion Severin Salif Fotos beigestellt

Um ein Möbelstück für Generationen zu erschaffen, fackelt Designer Stefan Knopp nicht lange herum. Er holt dafür die uralte Kunst des Holzköhlens in die Jetztzeit.


WIEN NORD


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IN VINO VERITAS Edle Tropfen sind sein Metier: Der Tiroler Marcel Ribis ist einer der gefragtesten Sommeliers im deutschsprachigen Raum. Im Interview verrät er, was ihn antreibt und wo die Zukunft des Weins liegt.

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ie Liebe zum Rebensaft liegt bei ihm in der Familie. Sein Vater, ein Weinhändler, nahm ihn schon in seiner Jugend mit ins Burgund. Von da an wusste Marcel Ribis, dass er Sommelier werden möchte. Eine Ausbildung zum Koch schloss er

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dennoch ab. »Ich gestand mir ein, dass mir zum ganz großen Talent als Spitzenkoch einfach etwas fehlt«, erklärt der 26-Jährige im Interview mit dem DANDY. Dafür ist er inzwischen einer der großen Weinkenner. Nach Stationen in Wien, München und Hamburg arbeitet er momentan bei Jörg Müller auf

Sylt, der einen der 100 besten Weinkeller der Welt hat. Und von dort aus soll es später dann um den ganzen Globus gehen … Sie haben schon viele Stationen in der Spitzengastronomie hinter sich. Was hat Sie dabei immer vorangetrieben?

Redaktion Nicole Zametter Foto Nina Stuve

CONNAISSEUR Zum Thema Wein hat Marcel Ribis immer etwas Spannendes zu sagen.


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GOURMET

Das Ziel eines Sommeliers ist, immer mehr an Fachwissen aufzusaugen. Die Suche nach dem perfekten Weinkeller treibt mich an. Ich wollte immer mehr kennenlernen, mehr ausprobieren. Je mehr Weine man verkostet hat, umso besser wird die Sensorik. Meine Kochausbildung verschafft mir hier einen enormen Vorteil. Das schönste Gefühl in meinem Beruf ist es, wenn man bei der Blindverkostung immer besser wird. Die Blindverkostung – das erscheint dem Laien wie ein Mysterium … Einfach so geht das ja auch nicht. Das sind die Sternstunden des Sommeliers, wenn einem die Blindverkostung gelingt. Dadurch lernt man aber auch. Die eigenen Fehleinschätzungen bringen dich weiter, sie ärgern und motivieren zugleich. Gibt es eigentlich Unterschiede im Trinkverhalten zwischen Wienern und zum Beispiel Hamburgern? Absolut! Jede Stadt hat ein anderes Trinkverhalten. Die Münchner Schickeria trinkt besonders gern Luganer, in Hamburg ist es der Grauburgunder, und der Wiener liebt seinen Gelben Muskateller. Und in Österreich ist man generell noch der Meinung, dass Weißwein jung getrunken werden muss. Doch das ist Blödsinn, und der Deutsche weiß das bereits. Es ist auch immer dieser Mikrokosmos an Klientel, der interessant ist und meinen Job ausmacht. Wie bringen Sie die Gäste denn dazu, auch mal Neues zu probieren? Das ist gerade das Schwierige. Ich glaube, dass es wenig Sinn macht, jemanden zu überreden. Aber man kann den Gast sanft hinweisen. Zum Beispiel bringe ich zu dem bestellten Glas einen Probierschluck eines anderen, neuen Weines – natürlich aufs Haus. Vielleicht kommt er dadurch ja auf den Geschmack. Dennoch haben sich inzwischen beispielsweise Natural Wines oder Orange Wines etabliert und sind auf vielen Weinkarten vertreten. Zum Glück. Wobei Natural Wine der falsche Begriff ist – jeder Wein wird natürlich hergestellt. Es geht dabei ja darum, wie viele Eingriffe vom Winzer im Keller passieren. Die Naturweinszene hat ein Umdenken geschafft und verzichtet auf Schwefel, Zucker et cetera. Da gibt es wirklich tolle Produkte. Zu lange gab es auch zu viele uniforme Weine. Es gibt Winzer, die schon seit jeher so pur arbeiten, darum ist es nicht wirklich ein

MARCEL RIBIS’ WEINEMPFEHLUNGEN DER TOPSOMMELIER VERRÄT SEINE LIEBLINGSWEINE IN ALLEN PREISKATEGORIEN. • Alvarinho Classic 2017: Mit dem • Sauvignon Blanc Ried Zieregg portugiesischen Weißwein kann man 2016 von Tement: Austria’s Musteinfach nichts falsch machen. Das have! Zweifellos einer der besten Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt, Sauvignon Blancs der Welt – unund auch Kenner haben Spaß daran. bedingt probieren. Um € 49,90 bei Um ca. € 10,– unter anderem bei Wein & Co. weinamlimit.de erhältlich. • Himmel auf Erden 2016 von • Desjourneys, Moulin à Vent, rouge Christian Tschida. Ist man auf 2012. Der Beaujolais war lange als der Suche nach einem außereinfacher Trinkwein abgestempelt, gewöhnlichen Tropfen wie diesem inzwischen ist er wieder total in. (€ 22,50), sollte man sich in Wien Diesen sehr komplexen Rotwein von Moritz Herzog in seinem Gesollten Sie sich gönnen. Um € 50,– schäft Weinskandal beraten lassen; über www.pinard-de-picard.de. er verkauft auch online.

Trend. Aber in der Gesellschaft ist diese Art von Wein nun angekommen. Ist teurer Wein immer guter Wein? Wie viel soll guter Wein kosten? Es liegt doch auf der Hand: Die Flasche kostet etwas, der Korken, das Etikett und der Transport kosten etwas. Und der Winzer will daran noch was verdienen. Wenn das Produkt dann zwei Euro kostet, stellt sich schon die Frage, wie gut der Inhalt noch sein kann. Ich wäre also generell sehr skeptisch, wenn ein Wein unter vier Euro kostet. Das würde ich persönlich nicht anrühren. Aber ab circa acht Euro gibt es schon durchaus tolle Produkte. Zum Weintrinken gehören auch diverse Rituale. Sind die alle notwendig oder auch Schnickschnack? Weintrinken soll in erster Linie Spaß machen. Nicht jedes Ritual ist also notwendig, aber manches hat durchaus Sinn: Wenn die Flasche im Restaurant in einem Körbchen serviert wird, dann, um zu verhindern, dass das Depot nach 20 Jahren Lagerung mit dem Wein vermischt wird. Und auch Dekantieren hat den Sinn, dass manche Weine eben Luft brauchen. Welche Weine brauchen denn Luft? Ungefähr lässt sich sagen, dass jüngere Weine – also unter 20 Jahren – im Zweifel immer Luft brauchen. Bei älteren Jahrgängen muss man schon vorsichtig sein. Die können durchs Dekantieren auch kippen. Es gibt Fachzeitschriften oder Verkostungsnotizen, wo man sich über solche Details informieren kann. Aber man kann sich in der Thematik auch verkopfen.

Welche Trends sind derzeit zu beobachten? Ein ganz großes Thema in der Zukunft wird sein, dass China einer der wichtigsten Weinproduzenten der Welt sein wird. Der Staat China pumpt derzeit Milliarden in den Weinbau. Die holen sich Berater und die besten Winzer der Welt und versetzen Berge, um Weinbau zu betreiben. Und die Champagne wird in spätestens 25 Jahren nicht mehr produzieren können wie heute. Durch die Erderwärmung gedeihen die Rebsorten nicht mehr. Bereits jetzt beginnen die großen Champagnerhäuser, in Südengland Grundstücke zu kaufen, um dort anzubauen. Da muss rasch ein Umdenken her. Dennoch wird Wein als Investment immer relevanter. Stimmt, damit lässt sich wirklich Geld machen, aber nur, wenn man wirklich vom Fach ist. Ein Investor kauft vielversprechende Weine »en primeur«, also nach der Fassprobe. Wenn er mit seiner Einschätzung richtig lag, kann die Flasche wenige Wochen später ein Vielfaches des bezahlten Preises wert sein. Dazu empfehle ich die Doku »Sour Grapes« auf Netflix, darin geht es um den berühmten Weinfälscher Rudy Kurniawan. Man erhält ein gutes Bild davon, welche Dimensionen das Weininvestment hat. Wo sehen Sie Ihre persönliche Zukunft? Irgendwann will ich noch Weinbau studieren, aber vorerst sehe ich mich weiterhin im Ausland. Hongkong oder New York stehen auf meinem Wunschzettel. Einmal um den Globus – bis ich weiß, wo ich mich mit meinem eigenen Weinlokal niederlassen möchte. FRÜHJAHR 2019


64 Bartrends Noch immer ist der Gin ein wichtiges Thema in heimischen Bars. Doch er erhält Konkurrenz vom Cocktailklassiker Negroni. Den gibt es in diversen Varianten auf jeder anständigen Barkarte. Dem gesunden Lebensstil geschuldet liegen aber auch Mocktails, also alkoholfreie Drinks, voll im Trend. Und: Kräuterliköre erleben eine Renaissance.

N EG RO N I Im Originalrezept enthält er Gin, Wermut und Campari zu gleichen Teilen, dazu Orangenzeste. Barchefs verpassen ihm heuer gern einen persönlichen Twist – so findet man derzeit auch Aperol oder Whiskey im Negroni.

Echtes Multitalent Wer beim Bild unten an eine Speckselche denkt, liegt leicht daneben: Biltong nennen die Südafrikaner ihr luftgetrocknetes Fleisch, das sich durch lange Haltbarkeit auszeichnet. Und köstlich schmeckt es zudem, darum stellt das Priesteregg in Leogang seine eigene, abgewandelte Version des Trockenfleischs her. Mit Biorind aus der Region – eine Delikatesse!

LU F TG ET RO C K N ET Kein Speck, aber genauso köstlich: Das Salzburger Biltong wird mit Essig und Meersalz gewürzt und dann zwei Wochen luftgetrocknet.

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Als Creative Director bei Dom Pérignon ist Kravitz laut eigener Aussage vor allem für die Inspiration zuständig. Umgekehrt fühlt er sich von der traditionsreichen Geschichte des Hauses inspiriert. In erster Linie greift Kravitz zur Kamera und fotografierte jüngst eine starbesetzte Werbekampagne. Die Botschaft: Dom Perignon bringt Menschen zusammen.

EX K LU S I V E R G E N U S S Der Preis für eine Flasche Dom Pérignon variiert je nach Jahrgang. Erhältlich ab ca. € 149,–, domperignon.com.

Redaktion Severin Salif Fotos MathieuBitton, Apolt, Getty Images (3), beigestellt

ABGEKUPFERT

Dass Lenny Kravitz ein toller Musiker, Komponist und Designer ist, wissen die meisten. Dass der 54-Jährige seit Kurzem aber auch für das berühmteste Champagnerhaus arbeitet, ist neu.


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FLEISCH VOM FEUER Statt mit ausgeklügelter Technik will das Kochbuch »Asado« wieder zu einer archaischen Form des Grillens animieren, sagt Autor Jürgen Kernegger. Geschmack und es geht auch in der besten Küche einmal etwas schief.

Was bedeutet der Begriff »Asado«? Sado ist im INTERVIEW südamerikanischen Raum im Prinzip der Überbegriff für jegliche Form des Grillens. Asado ist mehr als eine Kochund Grillphilosohie. Es ist eine Lebenseinstellung.

Gibt es einen geschmacklichen Unterschied zwischen Grillgut vom offenen Feuer und Grillgut vom Gasgrill? Nein! Selbst Profis können bei einer Blindverkostung keinen Unterschied schmecken.

Was kann man beim Grillen falsch machen? Eigentlich nichts. So ist etwa ein rosa gegrilltes Rindfleisch eine sehr europäische Sache. In Südamerika wird Rindfleisch fast immer durch serviert. Ich möchte das Gefühl nehmen, dass es gute und schlechte Grillmeister gibt. Jeder hat seinen persönlichen

Was möchten Sie mit diesem Buch erreichen? Die Menschen sollen sich wieder mehr auf ihre Instinkte besinnen. Das halte ich in unserer Gesellschaft für sehr wichtig. Ein Steinkreis, offenes Feuer und Grillgut vom Fleisch bis hin zum Würstel – das sind Highlights aus der Kindheit. Die dürfen nicht verloren gehen.

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FEUER FREI! »Asado – Ursprünglich grillen über offenem Feuer« mit Rezepten und Bauanleitungen für Feuerstellen von Adi Bittermann, Leo Gradi, Franz Größing und Jürgen Kernegger. Brandstätter Verlag, um € 30,–.

3 × Barhelferleins Geschüttelt, nicht gerührt! Ob Martini-Cocktail, Negroni oder eine köstliche Eigenkreation: Für das richtige Bar-Feeling daheim baucht es nur ein paar Utensilien. Die müssen zwar nicht ganz so stilvoll sein wie die vorgeschlagenen, aber es schadet bestimmt nicht.

DAS PE RFE K TE DINNE R Sie wollen der perfekte Gastgeber eines unvergesslichen Dinners sein? Dann lautet das Zauberwort Vorbereitung! Vom gut geplanten Menü über die Sitzordnung bis zur Tischdeko sollte alles klar sein. Bei der Zubereitung selbst darf man sich etwas von den Profis abschauen: Eine tadellose Mise en Place ist beim Kochen essenziell. Sobald die Gäste da sind, sollten sie nicht zu lange auf den ersten Drink in der Hand warten. Um die Stimmung unter einander unbekannten Gästen zu lockern, kann man einen der Neulinge bitten, sich um die Getränkeversorgung zu kümmern. Dann lernen sich auch alle gleich besser kennen.

BLENDER Ohne den geht gar nichts. Egal ob Margarita oder Piña colada: Auf den richtigen Blender kommt es an. Das Model von Smeg ist zudem hübsch, um € 209,– smeg.at.

MUST-HAVE Das sechsteilige Barset von Root 7 kommt im gewachsten Tuch, Shaker und Co sind titanbeschichtet. Sieht nicht nur professionell aus, um € 150,–, amazon.de.

ZITRUSNOTE Beinahe jeder gute Drink wird von einer Zitronen- oder Orangenzeste verfeinert. Der Edelstahl-Zestenreißer ist also unverzichtbar, ab € 9,90, amazon.de.

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IN MEMORIAM

THIS IS GOODBYE

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bwohl ein weit fortgeschrittenes Lebensalter in der Regel eine höhere Sterbewahrscheinlichkeit mit sich bringt, traf uns die Nachricht, dass Karl Lagerfeld im Alter von 85 Jahren verstorben ist, letztlich doch überraschend. Der Designer hinterlässt eine Katze namens Choupette und ein Modeimperium. Nicht, dass seine Eigenmarke »Karl Lagerfeld« als weltumspannendes Unternehmen durchgehen kann, seine diversen Unternehmungen hingegen

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schon. Denn wer wusste schon, dass Karl neben seiner Eigenmarke und den Couturehäusern Chanel und Fendi etwa auch noch Automobilhersteller bediente? Dazu gesellt sich noch die Kreation von Motorradhelm-Modellen und die Entwicklung einer künstlichen Insel im Golf von Oman. Sein kreativer Output war immens, aber vielleicht wird er vor allem deshalb in Erinnerung bleiben, weil seine Kunst in selbst zur Kunstfigur stilisierte.

Redaktion Melanie Gleinser-Moritzer Foto Karl Lagerfeld

Bereits zu Lebzeiten war er eine Legende, im Tod kann er kaum größer werden, als er bereits war. Ein kurzes Memento auf Karl Lagerfeld.


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