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Metakognitive Therapie –CAS Prozess

Steuerung

+ Stärkung positiver Werte

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„Ich-Intervention“

Selbstkonzept Bild von sich selbst, anderen, der Welt und Gott (Glaube)

Bei Angst: sich Sorgen machen

Ebene 3

Unbewusst

Monitoring intrusive Gedanken

– Blockade

Verzerrung

Dysfunktionaler Kreislauf

Therapeutische Intervention

CAS bei verschiedenen psychischen Störungen

Abb. 3

Störung

F3XXX Depression

F41.1 Generalisierte Angststörung (GAS)

F40.1 Soziale Phobie

F51.X Schlafstörung

• Der andere muss sich mir gegenüber freundlich, rücksichtsvoll und gerecht verhalten, sonst ist er menschlich gesehen eine Null.

• Meine Lebensbedingungen müssen immer gut und problemlos sein, damit ich praktisch alles, was ich will, ohne allzu viel Mühe und Anstrengung bekommen kann. Andernfalls ist die Welt von Grund auf schlecht und das Leben kaum lebenswert.

Im Rahmen der kognitiven Verhaltenstherapie wird eine kognitive Umstrukturierung durchgeführt:

Inhalt Zeitdimensionen Beschreibung

• pathologisches Grübeln

• Rumination

• pathologische Trauer

• Sorgen

• Katastrophen-Gedanken

• negative Erwartungen

Abwehr negativer Emotionen und körperlicher Sensationen

Exzessives Grübeln, Sorgen um …

• Aktuelle Symptome

• belastende Erlebnisse

• Versagen, Schuld

• Trennungs- und Verlusterfahrungen

Mögliche zukünftige Erfahrungen

Vergangene soziale Situationen

Alltägliche Belastungen und Aufgaben

[1] Beobachtung negativer automatischer Gedanken.

[2] Erkennen des Zusammenhangs von Denken und Fühlen.

[3] Evidenzüberprüfung und Suche nach Alternativen.

[4] Korrektur: Ersetzen durch realistischere, hilfreichere Gedanken.

[5] Selbstständiges Erproben.

Metakognitive Therapie ist jedoch ein Ansatz, bei dem es nicht wichtig ist, was wir denken, sondern wie wir denken. Es geht also darum, welche Strategien wir zur

Gestern Zukunft

Gestern bestimmt heute

Heute

Problemlösung benutzen und worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten. Hier geht es nicht um Achtsamkeit, denn Aufmerksamkeit ist die Voraussetzung für Achtsamkeit. Hier unterscheidet sich die Metakognitive Therapie ganz deutlich von der Akuttherapie. Diese Aufmerksamkeits-Lenkung stoppt das Grübeln und es wird eine positive Metakognition ausgelöst: „Grübeln, hilf mir, meine Probleme zu lösen.“ Nach längerer Grübelphase wird die negative Metakommunikation aktiviert: „Das Grübeln macht mich noch krank.“

Abb.

Metakognitive

Ebene 1

• niedriges Metabewusstsein

• Objektmodus

• gebundene Aufmerksamkeit

• viel konzeptionelle Verarbeitung

→ viele Bewältigungsstrategien

Ebene 2

Verzerrung

Detached mindfulness

Steuerung

• hohes Metabewusstsein

• Metakognitiver Modus

• Losgelöste Aufmerksamkeit

• wenig konzeptionelle Verarbeitung

• wenig Bewältigungsstrategien

Als erstes sollte man sich im therapeutischen Prozess fragen: Ist es wirklich notwendig, Grübeln zu unterbinden? Im Weiteren: eine Gute-Laune-Frage stellen: Was ist gerade schön? Wen liebe ich? das Fühlen hinterfragen: Was löst das Grübeln an Gefühlen in meinem Körper und welche Gedanken löst es aus?

• Welche Effekte bringt Grübeln?

• Welche Antworten wurden durch Grübeln gefunden?

• Wie lange hat man gegrübelt und wie lange wird es noch dauern, eine Lösung zu finden?

• Wenn man bisher keine Lösung gefunden hat, muss man nur noch intensiver grübeln?

• Empfiehlst du anderen Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu grübeln, um eine Antwort zu finden?

Mit diesem Schritt wird das Grübeln unterbrochen und die Möglichkeit geschaffen, eine andere Metakognition einzuführen. Statt zu grübeln kann man … an fünf Dinge denken, für die man dankbar ist.

… meditieren mit Lenken der Aufmerksamkeit (nicht Achtsamkeit!) auf die aktuelle Situation im Körper.

Die beschriebenen Interventionen sind auch im Rahmen einer tiefenpsychologischen Therapie gut anzuwenden.

Die eigentliche Metakognitive Therapie beinhaltet folgende Bausteine:

• Gedanken werden bewusst auf der Metaebene wahrgenommen.

• Kognitive Dezentrierung: Die Gedanken werden als Ereignis unabhängig von Tatsachen verstanden.

• Die Aufmerksamkeit bleibt flexibel und haftet nicht an irgendeiner Sache.

• Es erfolgt keine Interpretation oder Handlung als Reaktion auf Gedanken, in dem Wissen, dass es sich lediglich um ein mentales Ereignis handelt.

• Auf eine Auseinandersetzung mit den inneren Ereignissen wird verzichtet (detachment, Losgelöstheit).

Folgende typische Fragen sind in der Umstrukturierung der Metakognition hilfreich:

• Was bringt es Ihnen, darüber nachzudenken, ob sie ein Versager sind?

• Können Sie aufhören, darüber nachzudenken?

• Hilft Grübeln, die Lage angemessen einzuschätzen?

• Was geschieht mit den Gefühlen, wenn sie vom Grübeln abgelenkt sind?

• Ist es möglich, sich aus einem Loch heraus zu graben?

Für das Detachment kann man Metaphern einführen, z. B.: die Zug-Metapher Stellen Sie sich vor, sie wären Reisende:r und warten auf einen Zug. Ihre Psyche ist wie ein belebter Bahnhof und ihre Gedanken und Emotionen sind die Züge, die durch ihn hindurch fahren. Es macht keinen Sinn, zu versuchen, einen vorbeifahrenden Zug anzuhalten oder in ihn einzusteigen. Bleiben Sie Zuschauer:in und beobachten Sie ihre Gedanken, wie sie vorbeifahren. Es macht keinen Sinn, in einen Zug zu steigen, der an einen Ort fährt, an den man nicht möchte.

Der zugrunde liegende, neurobiologische Vorgang ist eine Dissoziation. Betroffene sehen sich als Zuschauende, die auf ihr inneres Erleben wie auf einen Film schauen.

Die Metakognitive Therapie baut daher auf zwei Elementen auf: Mindfulness (Aufmerksamkeit), die bewusste Wahrnehmung von inneren, kognitiven und emotionalen Ereignissen, sowie Detachment (Losgelöstheit), eine tu-nichtsStrategie als Antithese zum CAS: Es findet keine Auseinandersetzung mit inneren Ereignissen statt, weder auf kognitiver noch auf Verhaltens- oder Gefühlsebene. Das Erleben des Selbst ist lösgelöst von inneren Ereignissen. (Abb. 4)

Kleiner Exkurs: Der Glaube ist ein metakognitives System mit positiven (optimistisches Gottesbild) oder negativen (pessimistisches Gottesbild) Metakognitionen. In Bezug auf das Grübeln wendet man den inneren

Blick vom Grübeln mit seinen konkreten negativen Gedanken hin „zu den Bergen“, von denen Hilfe kommt – auf Jesus als den Herrscher, der alles in der Hand hält. Praktisch bedeutet das, dass man nicht wie beim Grübeln sich sorgt um, sondern sorgt für. Sorge um bedeutet, ich sorge mich um ein zu erwartendes Ergebnis. Sorgen für meint: Ich tue alles im Hier und Heute für ein gesegnetes Leben.

Fazit

Ein Rat für alle Grübelnden: Versuche nicht, das Grübeln zu stoppen, sondern verändere das Grübeln in Nachdenken, indem du lernst, richtig zu denken und nicht richtige Gedanken zu haben.

Literatur

• Exner, C. & Hansmeier, J. (2020): Metakognitive Therapie. Hogrefe.

• Fisher, P. & Wells, A. (2014): Metakognitive Therapie. Junfermann.

• Jelinek, L., Hauschildt, M. & Moritz, S. (2017): Metakognitives Training bei Depression. Beltz.

Fußnoten

1 Medvec, V., Madey, S. & Gilovich, T. (2002): When less is more: Counterfactual Thinking and satisfaction among Olympic medalists. In: Gilovich, T., Griffin, D. & Kahneman, D. (Hrsg.): Heuristics and biases: The Psychology of intuitive judgment. New York: Cambridge University Press. S. 625–635. Zitiert nach https://de.wikipedia.org/wiki/Kontrafaktisches_Denken, abgerufen am 28.02.2023.

PD Dr. med. Herbert Scheiblich ist Arzt für Psychiatrie, Psychotherapie, Kinder- und Jugendpsychotherapie. Er ist in eigener Praxis tätig, zudem ist er Mitglied der de’ignis-Institutsleitung.

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