MECKLENBURG SCHWERIN REGIONAL MAGAZ IN
16. JAHRGANG ) Fr端hling 2011 ) E 4,-
800 Jahre Hafen Wismar Ein ganzes Jahr lang wird gefeiert
Alles Barock oder was? Barockstadt Ludwigslust
Mit dem Cello im Propeller Festspiele Mecklenburg-Vorpommern
Wo ist Sacha?
Mit dem Paddelboot durch die Taiga
EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser, vor nicht einmal zwei Monaten erreichte Sie unser MECKLENBURG-SCHWERIN delüx Spezial zum 20. Jubiläum der Schweriner Theatergesellschaft und zum 125. Jahrestag der Wiedereröffnung des Großen Hauses des Mecklenburgischen Staatstheaters. Die ersten Exemplare wurden dem Ministerpräsidenten Mecklenburg-Vorpommerns Erwin Sellering, der Schweriner Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow und dem Generalintendanten Joachim Kümmritz auf der Festmatinee der Theatergesellschaft überreicht. In der Folge fand das Magazin dank der kurzweiligen jedoch inhaltsreichen und von den Autoren Karin und Egbert Gustmann hervorragend recherchierten Beiträge zum Theater und seinen Förderern vielfache Anerkennung. Diese zeitlose Broschüre kann auch noch weiterhin im Theaterladen und im Verlag erworben werden. Jetzt kommt wieder die Jahreszeit mit den zahlreichen (insbesondere Freiluft-) Veranstaltungen. Einige sind wie jedes Jahr kalendergegeben – Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten usw. – andere kehren inzwischen auch jährlich wieder und sind zur Tradition geworden. In diesem Zusammenhang verweise ich auf unsere Veranstaltungsübersicht am Ende des Magazins. Besonders hervorheben möchte ich jedoch die Konzerte der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, die am 10. Juni mit dem Preisträgerkonzert in der Wismarer Georgenkirche eröffnet werden, sowie die Schlossfestspiele des Mecklenburgischen
Staatstheaters. Die Premiere der romantischen Oper „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber ist am 17. Juni auf der Freilichtbühne – die passende Inszenierung für die Ausweichspielstätte in diesem Jahr. Außerdem begrüße ich die Entscheidung, für die Schlossfestspiele weiterhin auf die große Oper zu setzen. Sie behalten damit in weitem Umkreis ihr Alleinstellungsmerkmal. Deshalb haben die Zuschauer die Aufführungen in der Vergangenheit besucht, und deshalb werden sie es auch künftig wieder tun. Wir können die Festspiele nicht der Beliebigkeit preisgeben. Man sollte jedoch nicht auf der Grundlage von Vorverkaufszahlen im Februar/März über den Erfolg urteilen, sondern zur Kenntnis nehmen, dass die Menschen flexibler entscheiden – Grundlage ist sicherlich die Popularität der Inszenierung, aber auch die Wettervorhersage, und die ist nur kurzfristiger zu haben. Außerdem halte ich es für daneben, die Zuschauerresonanz so eines kulturellen Highlights in der Region mit dem Piratenspektakel in Grevesmühlen zu vergleichen – Äpfel und Birnen. Dieser Vergleich disqualifiziert aber auch selbsternannte „Theaterexperten“ und ist für die Gestaltung des Erfolgs in der Zukunft wenig hilfreich. Wir sollten uns auf die Aufführungen im Sommer freuen. Genau diese Oper passt auf die von „Wald“ gesäumte Freilichtbühne. Die Mitwirkenden sowie die im Hintergrund Agierenden werden ihren Teil zum Gelingen
beitragen. Honorieren wir die Bemühungen mit unserem Besuch. Lassen wir die Bedenkenträger verstummen. Ich wünsche Ihnen angenehme Feiertage, ein schönes Frühjahr und einen gelungenen Sommeranfang, Ihr
Detlev Lüth
Die nächste Ausgabe erscheint im Juli 2011
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Das Veilchen
(Goethe)
Ein Veilchen auf der Wiese stand Gebückt in sich und unbekannt; Es war ein herzig's Veilchen. Da kam eine junge Schäferin, Mit leichtem Schritt und munterm Sinn, Daher, daher, Die Wiese her, und sang. „Ach!” denkt das Veilchen, „wär' ich nur Die schönste Blume der Natur, Ach, nur ein kleines Weilchen, Bis mich das Liebchen abgepflückt Und an dem Busen matt gedrückt! Ach nur, ach nur Ein Viertelstündchen lang!” Ach! aber ach! das Mädchen kam Und nicht in acht das Veilchen nahm, Ertrat das arme Veilchen. Es sank und starb und freut' sich noch: „Und sterb' ich denn, so sterb' ich doch Durch sie, durch sie, Zu ihren Füßen doch.”
Foto: Helmut Wachtel
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Titelbild: Koggen waren es, die ab 1211 im „portu Wissemer" das Bild bestimmten. Heute ist der Nachbau der Poeler Kogge „Wissemara“ eines der maritimen Wahrzeichen und begehrtes Besuchs- und Mitfahrtziel im Alten Hafen der Hansestadt. Foto: Zeigert
INHALT 6
„Unsere Biber sind anders“ Dem Baumeister auf der Spur
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800 Jahre Hafen Wismar
Die „Augen“ der Kleider Privates Museum in Wismar zeigt Vielfalt der Knöpfe
12
Alles Barock oder was? Barockstadt Ludwigslust
38 Campus Solis Neuklosters Kirche St. Maria
„Vorm Tod ist alles Leben“ Barbara Thalheim im Gespräch
42 Eine Perle abseits des Weges Entdeckt im Klützer Winkel: Schloss Kalkhorst
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Von einem, der auszog, das Schauspiel zu lehren Markus Wünsch
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80 Fundstücke mit Gesicht – und Charakter Antje Binder ist die neue Puppenspielerin im E-Werk 82 Ein Maler - viele Ausstellungen Hermann Schepler zum Hundertsten 86 Mit dem Cello im Propeller Interview mit Li-Wei Qin
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Die Exotik der Provinz Studieren in Schwerin
94 Das hat Schwerin noch nicht gesehen! Pferde-Show mit Springreitturnier
28 Pasta, Curry und Cohiba Bei Dr. Josef Wolf unter den Topfdeckel geschaut
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Wenn Rentner durch die Taiga paddeln…oder Wo ist SACHA?
34 Tafeldecker und Silberwäscherin Die Silberkammer wird restauriert
78 Kreativ im unruhigen Ruhestand Zu Besuch bei Hans W. Scheibner
98 Reinsetzen, losfahren und viel Spaß haben Faszination MINI
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104 Veranstaltungen 3
GARTEN
Kommen Sie doch mal rum! Am 25. und 26. Juni findet zum fünften Mal die landesweite Aktion „Offene Gärten Mecklenburg-Vorpommern“ statt Der Außenstandort der Schweriner BUGA, der Garten Marihn, ist nicht nur während der Aktion „Offene Gärten M-V“ einen Ausflug wert. Auch er ist an dem Juni-Wochenende geöffnet.
„Hier lasst uns bleiben“, sagte sich Familie Scharf, als sie Haus, Hof und Garten in der Bornhövedstraße 58 in Schwerin bezog. Und weil ein 360 Quadratmeter grüner Erlebnisraum mitten in der Stadt mit Gästen darin noch viel lebendiger wird, öffnet die Familie am 25. und 26. Juni ihr Gartentor. „Kommen Sie doch mal rum!“, laden die Hausbesitzer ein. Doch nicht nur an diesen Ort sind Ausflügler und Gartenfans willkommen, wenn die landesweite Aktion „Offene Gärten Mecklenburg-Vorpommern“ stattfindet. Insgesamt 150 Teilnehmer haben sich in diesem Jahr angemeldet – erneut ein neuer Rekord. Die Aktion ist ihren Kinderschuhen entwachsen. Im fünften Jahr ihres Bestehens hat sie „mittlerweile ihren festen Platz in den Terminkalendern gefunden“, wie die Organisatoren beim Verein Offene Gärten Mecklenburg-Vorpommern e.V. zufrieden feststellen. 4
Was erwartet die Gartenfreunde in diesem Jahr? Wieder können „Neulinge“ entdeckt werden. Lotte Bösch in Lübow mit ihren 91 Lebensjahren ist nach eigenem Bekunden noch immer eine „flotte Gärtnerin“ und lädt in ihren mittlerweile 60 Jahre alten Garten ein. Im wildromantischen Künstlergarten von Susanne Gottschalk in Heidhof bei Dömitz können Besucher „sich zierende Blütengehölze, quer durch das Jahr quengelnde Staudenrabatten, kratzbürstige Rosenbüsche, kichernde Him- bzw. Johannesbeeren, durchwachsen von Früchtchen aller Art“ entdecken. Und Familie Begerow-Hentschel öffnet in Menzendorf den 2700 Quadratmeter großen Gartenraum, den sie rund um ihre alte Büdnerei gestaltet hat. Wieder laden Gärtner dazu ein, Pflanzen in ihrer großen Vielfalt zu entdecken. Günther Horn hat in seinem Hagenower Garten beispielsweise 100 Staudenpäo-
nien und 80 Lilien in verschiedenen Sorten zusammen getragen. Die Terrasse von Anka Groth in Wittenburg säumen Steingartengewächse, Hauswurze hat sie in ca. 400 Sorten. Annette und Mario Eberle in Friedrichsruhe schätzen Funkien und Storch-
schnäbel, Burghard Finder in Neu Zachun neben Funkien noch Purpurglöckchen. Eine ganze Schar von Lieblingen pflegt Familie Schaar in Grabow: Hier sind Agaven, Aloen, winterharte Kakteen und Fuchsien in den Garten eingebettet. Rosenliebhaber kom-
Alte Pfarrgärten sind oft von einem bezaubernden Charme. Neben Anlagen in Qualitz, Börzow und Thelkow lädt auch die Anlage in Starkow Besucher ein.
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GARTEN
Ihrem immergrünen Garten verpasst Iris Schmid in Rethwisch mit der Heckenschere sein Aussehen.
men in zahlreichen offenen Gärten auf ihre Kosten. Lohnende Ziele sind Bärbel Winter in Barner Stück und Charlotte Schmid in Groß Wokern, der Rosengarten der Gemeinde Lübstorf, das Rosenpark-Rosarium von Edda Schütte in Groß Siemen oder
Köhlers Rosenhof in Mönchhagen. Wem der Sinn eher nach Bauerngärten steht, dem seien Heidrun Willhöft in Wittenburg, Kristin Stegmann in Börzow oder Heidrun Johannson in Demen empfohlen. Vielfältiger ist die gesamte Palette der Besuchsgär-
Bärbel Winter (m.) lädt in Barner Stück wieder in ihren Rosengarten ein. Fotos Beate Schöttke-Penke
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ten: Vera Doneck in Alt Meteln lädt wieder in ihren Dichtergarten ein, Volker Rosenbusch in Schlieffenberg in seinen Meditations- und Teegarten. Wildstauden haben Gabi und Jochen Wegner in Groß Potrems versammelt, Apothekenpflanze die Stadt-Apotheke in Gnoien. Iris Schmid in Rethwisch freut sich auf Besucher in ihrem immergrünen Garten, dem sie mit der Heckenschere sein Gepräge gibt. Familie Gering in Walkendorf hat einen Präriegarten neu gestaltet. Von besonderem Charme sind alte Pfarrgärten wie der von Rosemarie Stegmann in Thelkow bei Tessin, von Gudrun und Ernst Schützler in Qualitz oder von der Kirchgemeinde in Rethwisch. Darüber hinaus lohnen eine ganze Reihe von Gutsgärten und –parks eine Entdeckung: In Lelkendorf gestaltet Familie von Levetzow mit Pioniergeist den alten Schlosspark; in Schmackentin rekonstruiert ein Kulturverein
die alte Parkanlage zum Gutshaus; in Stellshagen dienen Gutshauspark, Kräutergarten und Streuobstwiese Hotelgästen zur Erholung. Nicht nur der Austausch zwischen Gartenfreunden, auch das Ausruhen, das Ausspannen wird bei der Offene-Gärten-Aktion wieder groß geschrieben. Zahlreiche Orte laden zur Einkehr ein. Das neu eröffnete Gartencafé „Sonntagsgrün“ in Drispeth beispielsweise wird seine Gäste mit Kaffee und Kuchen erfreuen und Familie Knabe in Goldbeck verspricht Gartenbesuchern neue Brotsorten aus dem nach alten Vorlagen gebauten Holzbackofen. Beate Schöttke-Penke
Mehr Informationen mit allen Teilnehmer-Adressen gibt es im Internet unter www.offene-gaerten-mv.de. Zur Aktion erscheint ein Heft, das bei den Teilnehmern für 1 Euro käuflich erworben werden kann. 5
NATUR
„Unsere Biber sind anders“ Dem Baumeister auf der Spur im Naturpark Sternberger Seenland
Faszinierendes begegnet dem Wanderer am Ufer der Warnow entlang, Beeindruckendes – und Beängstigendes. Der Kahlschlag an vielen Stellen, die überschwemmten Wiesen, die großen Ast- und Reisighaufen im Schilfgürtel von Seen und Teichen zeugen davon, dass sich hier ein heimlicher Baumeister sehr wohl fühlt. Nach Jahrhunderten Abstinenz ist der Biber wieder in Mecklenburgs Mitte zu Hause. Mario Krüger, Leiter der Naturwacht im Naturpark Sternberger Seenland, hat den Biber nicht nur oft beobachtet, er weiß auch viel zu erzählen über den Nager, der als einziges Tier dem Menschen in einer Sache gleicht: „Er gestaltet sich seinen Lebensraum selbst. Und wir müssen lernen zu akzeptieren, dass und wie er die Flussufer verändert.“ Dass uns 6
dies so schwer fällt, liegt auch daran, dass der geniale Baumeister über Jahrhunderte aus unserem Lebensraum verschwunden war. Wenn auch die exakte „Arbeit“ des Bibers so manchem Forstmeister Bewunderung abringt, so fehlt den meisten Menschen doch das Verständnis für seinen eklatanten Eingriff in unsere gewohnte Umwelt. Deshalb müssen Mario Krüger und seine drei Rangerkollegen nicht nur viel in der Natur, sondern auch bei den Menschen unterwegs sein, um aufzuklären, Verständnis zu schaffen und auch konkret Schutz vor der Nagewut des Bibers anzubieten. Seit sechs Jahren ist Mario Krüger dem Biber im Naturpark intensiv auf der Spur und verfolgt die Entwicklung der Familien. Vor 20 Jahren wurden zwölf Biber von der Elbe, wo eine kleine
Population überlebt hatte, in der Warnow ausgesetzt. Ziel, so der Naturschützer, war es, eine Verbindung zu schaffen zwischen den Lebensräumen Elbe und Peene, wo schon seit den 1960er Jahren die Nager wieder siedeln. Im Naturpark Sternberger Seenland sind heute 120 Reviere bekannt. Sie alle haben die Ranger in den vergangenen Wochen im Rahmen eines FFH-Monitorings überprüft. Dazu mussten sie die Ufer von 200 Seen und ca. 200 Kilometer Warnow hinauf und die gleiche Strecke wieder hinab laufen. Ebenso Flüsschen wie Mildenitz, Göwe und Motel. 20 Burgen, stellten sie fest, seien inzwischen wieder verlassen. Und das sei auch ganz normal, denn die Population regele sich von selbst. Der Biber, mit bis 1,40 Metern Länge das größte einheimische
Nagetier, kann bis zu 40 Kilogramm schwer werden. Er verbringt einen Großteil seines Lebens im Wasser. Schwimmhäute zwischen den Zehen an den hinteren Beinen und sein Schwanz, auch Kelle genannt, helfen ihm, sich schnell im Wasser fortzubewegen. Die Familien leben in drei Generationen zusammen: die Eltern mit dem Nachwuchs aus zwei Jahren. Dann werden die älteren Kinder weggebissen, denn sie benehmen sich dabei recht menschlich, schätzen das „Hotel Mama“ sehr. Ein normaler Biber sucht sich dann über Wasserwege eine eigene Burg. Nicht so die Warnow-Biber, sie sind anders und wandern auch über Land. So entdeckten die Naturschützer im Sydowsee bei Wendorf eine Burg, obwohl der See ohne Zufluss und das nächste Gewässer drei Kilometer entfernt ist. Und während MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
müssen. Oder sie beißen weg, was nicht in ihren Lebensraum gehört. Oder aber sie schälen die Bäume, um bestimmte Nährstoffe abzulecken.“
Anders als „normale“ Biber gehen die Baumeister von der Warnow auch an Harthölzer wie Buchen oder Eichen. Foto: M. Schötzau
Das Ergebnis sind umgelegte Bäume, bis in 1,20 Meter Höhe geschälte Stämme, überschwemmte Wiesen – Veränderungen, die nicht konfliktfrei bleiben. So erzählt der Ranger von den Bibern im Kritzower Hofsee. Dort hatten Angler für ihren Steg den Damm einer Biberburg beseitigt. Der gestörte Nager „rächte“ sich und fällte einen dicken Baum so geschickt, dass der auf den Steg fiel. In vielen Vorträgen und Führungen bemüht sich Mario Krüger um Verständnis für den Castor, dessen Name aus dem Lateinischen castrare - schneiden abgeleitet wird. Seine Bauwerke sind Meisterleistungen: Die Wohnkessel entstehen unter der Erde. Um die Erdröhren als Zugang stets unter Wasser zu halten, werden Dämme gebaut, die das Wasser anstauen. Ist der erste Wohnkessel durch die Biberfamilie bewohnt, trocknet er aus und stürzt ein. Dann deckt der Biber das Dach neu mit selbst genagten Ästen.
Die Naturpark-Ranger haben nicht selten das Glück, den scheuen Nager vor die Kamera zu bekommen. Fotos: Mario Krüger
sich der Durchschnittsbiber nicht weiter als 50 Meter vom Ufer entfernt, läuft der von der Warnow gerne auch die dreifache Strecke zum Fressen in den Wald hinein. Seine Mahlzeiten bestehen entgegen dem allgemeinen Glauben nicht nur aus Rinde. Über 150 Pflanzen umfasst das Nahrungsspektrum des Vegetariers. Er liebt im Sommer Wasserund Uferpflanzen, verschmäht im Herbst auch Mais oder Rapsfelder nicht und lässt – wenn er die Möglichkeit hat – auch Fallobst nicht liegen. Erst im NovemMECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
ber stellt er seine Nahrung komplett um auf Weichlaubhölzer – bevorzugt Aspe und Weide, nimmt gern auch Birke und Esche. Das Rätsel, warum der Biber auch Eiche und Buche angeht und sogar die für die Ufer typische Schwarzerle nicht verschmäht, ist noch nicht gelöst. Auch Mario Krüger hat dazu nur Vermutungen: „Entweder ist es ein Akt der Zahnpflege, wenn die stets nachwachsenden Schneidezähne wegen zu üppiger Ernährung zu stark ausgewachsen sind und geschärft werden
Das Engagement des Naturschützers lohnt sich, denn: „Bei den Führungen in die Naturschutzgebiete erlebe ich immer wieder, wie sympathisch der Biber den Menschen wird, wenn sie mehr über ihn wissen.“ Egal, ob mit Kindern oder Erwachsenen, wenn Krüger zu seinen Lieblingen unterwegs ist, hinterlässt er stets viele Fans des scheuen Tieres, das zwar nicht gut sehen und hören, dafür aber umso besser riechen kann. Krügers Liebling war August, der Biber aus Augustenhof, der sich fotografieren und sogar füttern ließ. „Doch inzwischen hat er eine Partnerin und darf nicht mehr raus“, schmunzelt der Ranger. Trotzdem sieht er gute Chancen im Naturpark Sternberger Seenland, den eigentlich nachtaktiven Biber zu Gesicht zubekommen, denn, wie gesagt: „ Unsere Biber sind anders.“ M. Schötzau
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Heimliche Mitbewohner
Begehrte Fledermauswohnung: das Schweriner Schloss Foto: Gert Steinhagen Schlafplatz in der Grotte im Schweriner Burggarten: das Braune Langohr. Foto: Udo Binner
Das Schweriner Schloss ist der Sitz des Landtages Mecklenburg-Vorpommerns. Es ist aber auch Museum, beherbergt eine attraktive Gastronomie und in der Schlosskirche wirkt eine sehr aktive Kirchgemeinde. Und das vielgestaltige Haus auf der Insel im Schweriner See ist auch Wohnung – für hunderte Fledermäuse. In der Dämmerung verlassen die Tiere auf der Suche nach Futter ihre Verstecke in der Grotte im Burggarten und in den Kellern des Schlosses, huschen über die weiten Flächen des Schweriner und des Burgsees. Mit einem feinen Ortungssystem finden die geschickten Flattertiere ihre Beute: Insekten. „Eine Fledermaus frisst bis zu einem Drittel ihres Körpergewichtes am Tag“, sagt Experte Udo Binner. „Ohne die Fledermäuse würden uns Mücken, Fliegen oder Motten ganz schön zusetzen.“ In Westmecklenburg sind 14 Fledermausarten nachgewiesen. Sie alle sind geschützt – durch die 8
Flora - Fauna - habitat - Richtlinie oder weil sie auf der Roten Liste stehen. Denn die Tiere haben es immer schwerer, geeignete Lebensräume zu finden. „Rapsoder Mais-Monokulturen mögen die Tiere nicht, sagt Udo Binner. „Ideal sind Gewässer, Moore und Feuchtgebiete.“ Östlich der Elbe sind diese Gegebenheiten zwar noch vielfach zu finden, so der Experte. Schwierig wird es dagegen mit den Quartieren. Drei „Wohnungen“ braucht eine Fledermaus im Jahr: Ein Winterquartier mit einer Temperatur von 2° bis 5°C und einer Luftfeuchtigkeit von 85 Prozent, eine Wochenstube unter Dächern, in alten Baumhöhlen oder unter Baumrinden und im Juni / Juli dann ein Übergangsquartier. „Im Sommer finden die Fledermäuse noch relativ einfach eine Unterkunft – auch in leer stehenden Häusern. Immer schwerer finden sie ihre Winterquartiere“, weiß Udo Binner. „Die Bedingungen müssen stimmen.“ Ist beispielsweise die Luftfeuchtigkeit
Nur für Insekten gefährlich: die Fransenfledermaus.
zu niedrig, trocknen die Tiere aus und werden mumifiziert. In der Grotte im Ludwigsluster Schlossgarten, auf der Festung Dömitz und auch im Schweriner Schloss gibt es noch genügend Plätze, um über den Winter zu kommen. Das erfordert allerdings die Rücksichtnahme der Menschen. „Wir versuchen, die Fledermäuse so wenig wie möglich zu stören“, sagt Werner Rudolph, der als Referatsleiter für das Schweriner Schloss zuständig ist. „Bei der Sanierung werden nicht alle Ritzen, Schlupflöcher und Räume verschlossen, in denen die Fledermäuse überwintern werden. Laute Bauarbeiten gibt es dann ringsum auch nicht.“ Doch nicht alle Fledermäuse bleiben in der kalten Jahreszeit hier. Den Großen Abendsegler und die Rauhhautfledermaus zieht es in die Wärme. Sie fliegen bis nach Spanien. Überhaupt sind einige Arten recht mobil. Das Große Mausohr hat durchaus einen Tagesradius von 30 Kilometern. Dabei sind sie durchaus sehr
Foto: Udo Binner
schnell. Der Abendsegler erreicht Geschwindigkeiten bis zu 80 km/h. Viele Menschen begegnen den Fledermäusen mit Skepsis. Wenn sie als Schatten durch die Dämmerung huschen, befürchtet so mancher, dass sie sich in den Haaren verfangen. „Das wäre reiner Zufall“, weiß Udo Binner. „Das Echolot der Tiere würde sie davor bewahren.“ Woher die Legende kommt, ist nicht ganz klar. „Eine Erklärung liegt möglicherweise in der Zeit, als hohe Perücken in Mode waren.“ Hygiene wurde damals nicht besonders groß geschrieben. „Da siedelten viele Insekten in so manchem Kopfputz“, schmunzelt Binner. „Ein gutes Nahrungsangebot für Fledermäuse“. Es gab aber auch Zeiten, in denen den Flattertieren besondere Fähigkeiten zugeschrieben wurden. Im Mittelalter wurden Fledermäuse über die Haustür genagelt, um böse Geister fern zu halten. Gert Steinhagen MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
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JUBILÄUM
800 Jahre Hafen Wismar – ein ganzes Jahr lang wird gefeiert
Der Wismarer Hafen ist Anfang 2011 stolze 800 Jahre alt geworden. Belegt wird dies durch eine Abschrift der Originalurkunde, die sich im Schweriner Landeshauptarchiv befindet. Dieser Handel über See sorgt damit seit Jahrhunderten für ein Erstarken der Wirtschaft und ließ die Stadt zu Zeiten der Hanse reich und geachtet werden. Das Jubiläum wird gleich mit verschiedenen Aktivitäten gewürdigt. Ein besonderer Höhepunkt bildet der Sommer mit dem besonders aktionsreichen Hafenfest.
Mit einer Jubiläumsedition auf Spurensuche im Alten Hafen Es soll am 4. Januar 1211 gewesen sein, als Kaiser Otto IV. das Betreiben zweier Koggen und weiterer kleiner Schiffe im damaligen „portu Wissemer" gestattete. Aus diesem Anlass findet der Hafen erstmals urkundliche Erwähnung. Der Ursprung ist heute nur noch dort zu finden, wo der Wasserlauf der Frischen Grube endet. Doch vor einer stillen und ruhigen Hafenatmosphäre, die einst von modrigem Wasser, von Teerwürze und altem Holzgebälk bestimmt war, spürt niemand mehr etwas. Steht der Wind günstig, weht allenfalls noch ein Hauch von kaltem Rauch aus Richtung der Fischerhütten von der anderen Hafenseite herüber. Auch Krane und Eisenbahngleise, die am Kai und entlang hölzerner Lagerschuppen führten, gibt es längst nicht mehr. Einziger Zeitzeuge bleibt das noch erhaltene und um 1450 im spätgotischen Stil errichtete große Wassertor. Unverrückbar hat es die Jahrhunderte als mittelalterliche Kulisse vor modernen Kaikanten überdauert. Könnten die alten Backsteine sprechen, würden sie vom Seehandel berichten. Der entwickelte sich vor den Toren der Hansestadt kontinuierlich und erlebte in der Blütezeit der Hanse den ersten Höhepunkt. Doch trotz Kriege, Seuchen und Besetzungen war es der unbändige Wille der Hansestädter, der dafür sorgte, dass nach jeder wirtschaftlichen Niederlage wieder etwas Neues entstand. So begann auch mit Ende des zweiten Weltkrieges das Leben im nahen Seehafen wieder zu pulsieren. Das Schiffbauhandwerk erfuhr ebenso Bedeutung dort, wo der einstige Wasserlauf „Aqua Wissemara“ in der Naturbucht zur Ostsee endete. Der Tarnewitzer Marinehistoriker und Modellbauer Rainer Däbritz hat sich an die 800 jährige Hafengeschichte gewagt. Mit viel Fleiß, Sachverstand und großem Rechercheaufwand widmete er sich dem wechselvollen 10
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JUBILÄUM Auf und Ab des Hafens, von den Anfängen bis zur Neuzeit. Mit der Edition „Hiev an!“ ist es dem Autor pünktlich zum Jubiläum gelungen, sowohl die historische Entwicklung, wie auch die ökonomische Bedeutung dieser maritimen Lebensader über die Jahrhunderte zu dokumentieren. Die knapp 170 Seiten starke, interessant bebilderte und mit Zahlenund Faktenmaterial belegte Jubiläumsausgabe entstand im Auftrage der Seehafen Wismar GmbH. (ISBN 978-3-00032878-7, Preis 19,90 €) Ein ganzes Jahr lang wird gefeiert Erste Einladungen zu den Feierlichkeiten erreichten die Jubiläumsgäste bereits Ende 2010. Schließlich erlebte bereits am 16. Januar dieses Jahres ein begeistertes Publikum in der Wismarer St.-Georgen-Kirche das JubiläumsEröffnungskonzert mit Anton Bruckners „Sinfonie Nr. 3 d-Moll“. Die nächste öffentliche Veranstaltung ist eine Arbeit von Museologen des Stadtgeschichtlichen Museums „Schabbellhaus“ der Hansestadt mit Unterstützung von Zeitzeugen. Die Ausstellung in der Rathaus-Gerichtslaube zeigt seit dem 2. April nicht nur wertvolle Gemälde und Grafiken des Hafens aus vergangenen Jahrhunderten. Interessante Zeitzeugnisse und Objekte aus dem Besitz ehemaliger und noch aktiver Mitarbeiter aus der Seewirtschaft bereichern sie. Die feierliche Eröffnungsveranstaltung fand am 1. April statt. Für ein anspruchsvolles Programm sorgten Wismars Bürgermeister Thomas Beyer, Museumsdirektorin Beatrice Busjan,
Teilansicht der Stadt Wismar mit Hafen um 1595. Repro Zeigert, Quelle Stadtgeschichtliches Museum Wismar.
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Akteure der Niederdeutschen Bühne Wismar und der Shantychor „Blänke“. Die Exposition ist noch bis zum 3. Juli zu erleben. Ausgewählte Motive, ebenfalls von Zeitzeugen bereitgestellt, bestimmen die Fotoausstellung „Unser Hafen im Blickwinkel – damals und heute“. Sie ist vom 7. Mai bis 12. Juni im historischen Baumhaus am Alten Hafen zu sehen. Den absoluten Höhepunkt der Feierlichkeiten bildet im Sommer das Jubiläums-Hafenfest. Gleich vier Tage lang geht es vom 30. Juni bis zum 3. Juli rund um die Meile des Alten Hafens hoch her. Ein Team der Arbeitsgemeinschaft Hafenfest befindet sich bereits mitten in den Vorbereitungen. Unterstützung erhält es von professionellen Event-Agenturen. „Alle Liegeplätze werden während dieser Zeit durch Gastschiffe belegt sein“, weiß Hafenkapitän Harald Forst bereits jetzt. Ihr Kommen zugesagt haben inzwischen legendäre Seefahrzeuge, wie der Dampfeisbrecher „Stettin“ und das Feuerschiff „Fehmarnbelt“. Außerdem wird mit der Präsenz von gleich vier Koggen gerechnet. Ein besonderes maritimes Erlebnis verspricht der Besuch von MS „Cap San Diego“. Der letzte, noch fahrtüchtige Museumsfrachter der Welt kommt schon am 29. Juni aus Hamburg angefahren und macht bis zum 6. Juli an der Stockholm-Pier fest. „Wir freuen uns, dass dieses bekannte Traditionsschiff mit seiner Besatzung während der Jubiläums-Tage bei uns zu Gast ist“, erklärt Seehafenchef Michael Kremp nicht ohne Stolz. Der fast 50-jährige 10 000 Tonnen-Frachter ist das letzte, noch seetüchtige Schiff einer Serie von sechs Einheiten. Sie
Immer wieder ein gern gesehener Gast in Wismar, das historische Feuerschiff „Fehmarnbelt“ aus dem Jahre 1908.
waren für die Reederei Hamburg-Süd ab 1961 meist auf der Südamerika-Route unterwegs. Mit seinen Salons und den zu Eventräumen umgerüsteten Ladeluken wird das Schiff täglich Gastgeber für Besucher sein. Es finden dazu unter Regie der Seehafenleitung verschiedene Veranstaltungen und Empfänge statt. Der Hafen selbst öffnet im September seine Tore. Dann können Besucher erleben, wie lebendig und pulsierend es dort zugeht. Der heutige Wismarer Seehafen – Lebensader der Wirtschaft Der heutige Seehafen, in dem knapp 200 Mitarbeiter beschäftigt sind, profitiert von der stark entwickelten Industrie im nahen Umfeld. Insbesondere das so genannte Holz Cluster spielt dabei eine bedeutende Rolle. Ungeachtet der allgemeinen Wirtschaftskrise wurden 2010 wasserseitig 3,5 Millionen Tonnen umgeschlagen, landseitig waren es fast genauso viel. Das entsprach einer Steigerung von etwa neun Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Hafenentwicklung sieht auf dem etwa 75 Hektar großen Areal weitere Investitionen in die Infrastruktur vor. Für zwölf Millionen Euro wurden in den letzten zwei Jahren in einem ersten Bauabschnitt der Hafenerweiterung bereits die Liegeplätze 2 bis 9 gleisseitig angebunden. Bis 2015 soll ein weiterer Abschnitt der Hafenerweiterung fertig werden, der es möglich macht, auch besonders große Schiffe abzufertigen. Text & Fotos: Hans-Joachim Zeigert
Knapp 170 Seiten stark ist die Jubiläumsausgabe „Hiev an!“ des Tarnewitzer Autors Rainer Däbritz zur Hafengeschichte.
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TRADITION
Verabredung am Barockschloss.
Barock
Alles
oder was?
Titel verpflichtet - Barockstadt Ludwigslust Die Stadt heißt Ludwigslust. Barockstadt Ludwigslust. Der Beiname ist mittlerweile zum Titel geworden, also namenszugehörig. Häuser, Schloss und Park waren vor gut 200 Jahren barock gedacht und geformt worden. In den Nachwendejahren hat das barocke Gesicht der Stadt durch Sanierung manche Schönheitskur erfahren. Ludwigslust trägt seinen Titel zu recht; einen Titel, der Marktwert hat. Das 15. Barockfest Das Wort Barock kommt vom portugiesischen barocco, heißt krummschief, merkwürdig und war zunächst als Abwertung zu verstehen für eine Architektur, die die klaren Formen der Renaissance verlassen hatte und sich mit Schnörkel und bauchigem Zierwerk schmück12
te. Abwertung wandelte sich bald in Anerkennung. Barock wurde zum Synonym für Üppigkeit und Pracht. Der Zwinger in Dresden, das Winterpalais in St. Petersburg oder Schloss Versailles bei Paris sind barocke Klassiker. Diese hatte der mecklenburgische Herzog Paul Friedrich im Sinn, als er mit dem Schlossbau schwanger ging. Der „barocke Zug“ war eigentlich abgefahren. Die Ludwigsluster Schlossgründung fällt schon ins Spätbarocke und nimmt Fühlung mit dem Klassizismus auf. Zeitversetzt wie manches in Mecklenburg, entfaltete sich um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert in Ludwigslust barocke Lebensart par excellence. Höhepunkte waren die Feste mit Musik, Tanz, Mode und Spiel.
Das Barock und seine Moden sind vergangen. Aber die Kulisse - das Schloss, der Park, die Häuser - ist in voller Schönheit erhalten. Einmal im Jahr belebt sich die Kulisse barock. Majestäten fahren mit der Kutsche vor, Hofdamen flanieren, Bürgervolk setzt sich zum Picknick. Man traut seinen Augen nicht! Ein historisches Spiel auf großer Bühne. Das Spiel heißt Barockfest. Seine Veranstalter sind der Förderverein Schloss Ludwigslust und das Schlossmuseum; seine Mitspieler, Unterstützer und Organisatoren der Verein BarockLust, die Stadt und viele Akteure und Gäste. Sie spielen das Stück zum 15. Mal. Von Jahr zu Jahr wird es schöner. Zum historischen Markt auf dem Schlossplatz haben sich in diesem
Jahr Holzschnitzer, Gewandschneider, Töpfer, Puppenhersteller, Kupferschmiede, Steinmetze, Schreiberlinge und Likörbrauer angemeldet. Parforcehörner von der Bläsergruppe St. Hubertus werden geblasen, die Grabower Schützenzunft schickt Böller in die Maienluft, aus dem Goldenen Saal sind die feineren Töne zu hören. „Welch Eleganz und feiner Geschmack – welch origineller Kunst- und Schönheitssinn“ – dem Motto des Festes kann man hinzufügen: Welche originellen Spiele hatten unsere barocken Vorfahren zum Zeitvertreib. Löcherlabyrinth, Kugelstangenspiel, Solitär des Sonnenkönigs stehen zum Jubiläumsfest zum Ausprobieren für Alt und Jung bereit. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
TRADITION
Lustwandeln im Park
Fürstliches Picknick.
Das Barockfest ist ein festes Datum im Kalender der Stadt: drittes Wochenende im Mai. Die Ludwigsluster warten auf ihr Fest, und viele Besucher von außerhalb auch. Hunderte strömen in die „Residenz“. Die Jahreszeit befördert die Ausflugslust. Einen Monat nach dem Osterspaziergang ist
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An der Kaskade.
der Winter vergessen, die Natur begrünt, Zeit sich zu schmücken, ob modern oder barock. Die Damen und Herren vom BarockLust e.V., vom Schlossverein und die Gäste vom Rokokoverein aus Potsdam spazieren mit Perücke, Reifrock
und Schnürtaille. Sie tragen die Kostüme nicht ungern. Verkleiden macht Spaß, und manch eine trägt heimlich noch die Sissy-Sehnsucht im Herzen. Ob mit oder ohne Sissy-Sehnsucht – eine Stadt mit dieser Kulisse ist verpflichtet zu die-
sem Spiel. Einmal im Jahr ein Rückblick auf die Schön-Wetter-Seite einer Epoche und abends wieder raus aus dem Reifrock
und rein in die Jeans. Vergangenheit ist schön, Gegenwart ist besser. Astrid Kloock Fotos: Günther Schulz
Kleines Fecht-Tournier
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LEBENSART
Zeitzeugen der Geschichte Gutshaus Gersdorf mit kulturhistorischer Sensation
Ein Blick durch das Tor auf das Gutshaus Gersdorf.
Etliche Schlösser und Gutshäuser, von denen es in keinem anderen Bundesland so viele gibt wie in Mecklenburg-Vorpommern, haben neue Besitzer gefunden und sind inzwischen restauriert worden oder werden in den nächsten Jahren aufwändig wieder hergerichtet. Bei manchen kam jedoch jede Hilfe zu spät. Das Gutshaus in Gersdorf erstrahlt wieder in vollem Glanz. Die neuen Eigentümer kommen aus Stuttgart, aber Theresia Schaff ist diese Gegend nicht unbekannt. Sie lebte als Kind kurze Zeit hier in der Nähe, nachdem sie einen weiten Weg hinter sich hatte. Ihre Eltern wohnten wie viele andere Deutsche in der Ukraine und ließen sich nicht vertreiben. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie 1946 durch Stalin für zehn Jahre nach Sibirien verbannt. Dort wurde auch Theresia geboren. Nach der Zeit der Verbannung machte sich die Familie mit den beiden Töchtern 14
auf den Weg nach Deutschland. Zu diesem Zeitpunkt war Theresia erst vier Jahre alt. Sie zogen erst einmal zu den Großeltern nach Rakow in Mecklenburg-Vorpommern. Da es dem Vater gesundheitlich nicht gut ging, wollte die Familie mit den Kindern zur Tante in der Nähe von Stuttgart umsiedeln. Theresia Schaffs Verwandtschaft ist durch den Krieg weit verstreut. Auch in Mecklenburg-Vorpommern leben heute noch eine Tante sowie Cousins und Cousinen. Aus einem Besuch am Ort der Kindheit wurde mehr Nach der Wende wollte sie ihrem Mann und den beiden Söhnen zeigen, wo sie als Kind kurzzeitig gelebt hatte. Dabei entdeckte Familie Schaff das Gutshaus in Gersdorf für sich. Es liegt etwa neun Kilometer von den Ostseebädern Kühlungsborn und Rerik entfernt und gehört mit seinen 85 Einwohnern zur Gemeinde Biendorf. Als Theresia und Klaus Schaff 1998 das Anwesen von der
Gemeinde Biendorf erwarben, ahnten sie noch nicht, was auf sie zukommen würde. Während der Sanierung des Gartensaals im Gutshaus wurden wertvolle Malereien unter alten Tapeten entdeckt. Von da an war das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Schwerin für weitere Arbeiten im Gutshaus unter dem leitenden Restaurator Heiko Brandner aus Rostock zuständig. Die Bauarbeiten gerieten erst einmal ins Stocken. Der Konservator des Landesamtes, Jörg Kirchner, war begeistert von diesen fast einmaligen Wandmalereien. Frank Hösel, Gemälderestaurator im gleichen Landesamt, kennt diese Art der Wandmalerei nur noch aus dem Schweizer Haus im Schlosspark Ludwigslust und beschreibt sie so: „Es ist eine sehr feine, aber eher ungewöhnliche Malerei, wie bei einem Ölgemälde, das auf den Putz gemalt wird. Üblich ist die Freskenmalerei, bei der in einem besonderen Verfahren die Farbe mit dem Putz vermischt und auf die Wand aufgetragen wird.“
Acht Monate lang wurden die Bilder im Gartensaal restauriert, bei denen es sich um die bildliche Darstellung der schönen Künste, eine Mittelmeerlandschaft sowie zwei Porträts handelt. Auch die aufwändig gestaltete Stuckdecke in diesem 70 Quadratmeter großen Saal wurde prachtvoll restauriert. Der neue Besitzer des Gutshofs und Architekt Klaus Schaff erklärt die Bedeutung des Bildes mit der italienischen Landschaft damit, dass wohlhabende Herren zum Abschied vom Junggesellenleben nach Italien fuhren. So wird es auch in diesem Fall gewesen sein, und der damalige Gutsherr Friedrich Wilhelm Pauly ließ nach seiner Italienreise die Bilder durch den wohl eher unbedeutenden Maler L. Grube 1868 anfertigen. Weitere Angaben zum Maler wurden nicht gefunden. Wechselvolle Geschichte des Gutshauses Das Gebäude ist ein typisches, mecklenburgisches dreigeschossiges Gutshaus in der Nähe der OstMECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
LEBENSART
Der Saal als Wohnzimmer. An der Wand ein Bild mit italienischer Malerei, ein Porträt sowie links und rechts eine Darstellung der schönen Künste.
Jagdtrophäen.
Rückansicht des Gutshauses Gersdorf.
Klaus und Theresia Schaff.
see, in ruhiger Lage mit viel Grünflache und einem Teich. Um 1538 errichtete Vollrath von Bülow einen ritterschaftlichen Wohnsitz in Gersdorf und legte wenig später den Grundstein für den Gutshof. Bis zum Beginn des 18. Jahrhundert blieb Gersdorf im Besitz der Familie. Nach einem mehrfachen Wechsel der Gutsherren gingen Gersdorf und Horst 1841 in die Hände der Familie Pauly über. Aus historischen Aufzeichnungen geht hervor, dass das Gutshaus in Gersdorf zwischen 1864 und 1866 für den damaligen Gutsbesitzer Friedrich Wilhelm Pauly im neogotischen Stil neu erbaut wurde. 1932 befand sich der Gutshof im Besitz der Familie von Bodecker, die durch die Bodenreform 1945 enteignet wurde. Nach dem Krieg erlebte das Haus eine wechselvolle Geschichte und war erst Krankenstation, nahm Flüchtlinge aus Ostpreußen auf, beherbergte die Post, Kindergarten und Kinderkrippe. Bis 1997 wurde es hauptsächlich zu Wohnzwecken genutzt. Jetzt wohnen hier Theresia Schaff und ihr Mann, MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
der die Woche über noch in Stuttgart in seinem Architekturbüro arbeitet, aber dank der günstigen Flugverbindungen von Stuttgart schnell in Gersdorf sein kann. Klaus Schaff ist passionierter Jäger, und er liebt die Landschaft sowie den weiten Blick in das schöne Land Mecklenburg-Vorpommern. Wenn die beiden Söhne, die ebenfalls Architekten sind, das Büro in Stuttgart übernehmen, wird Klaus Schaff seinen Wohnsitz ganz nach Gersdorf verlegen.
angeboten. Auch zum Tag des offenen Denkmals wird der Saal in Gersdorf mit seinen ungewöhnlichen Malereien für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, zur Freude des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege Schwerin, das die Sanierung finanziell unterstützt hat. Zu den Gutshäusern in Mecklenburg-Vorpommern gehört meistens auch ein großzügig angelegter Park oder Garten mit alten Bäumen und Sträuchern sowie
einem Teich. In Gersdorf wurden nach dem Krieg leider viele Bäume abgeholzt, um Brennholz für die Dorfbewohner daraus zu machen. Ein Teich ist noch vorhanden, den jeden Tag ein Fischreiher besucht und sich hier im Schilf bei allerlei Wasserpflanzen sowie grünen Büschen wohlfühlt. Im Gutshaus werden außerdem drei Ferienwohnungen von jeweils 80 Quadratmetern für Urlauber angeboten. Text & Fotos: Monika Käning
Malereien für Publikum zugänglich Der Gartensaal wird seit acht Jahren auch für Konzerte genutzt. Dazu muss er ausgeräumt werden, um 70 Stühle für die Gäste aufstellen zu können. Die Besitzer vieler Gutshäuser geben mit ihren Sälen immer mehr Künstlern eine Bühne und das Publikum kommt nicht nur aus den umliegenden Ortschaften und Gemeinden zu den Veranstaltungen. So wird hier in Gersdorf am 8. Mai ab 11 Uhr eine Frühlingsmatinee für Gäste 15
PERSÖNLICH Sie ist auf dem Weg in den Norden nach Ludwigslust und Schwerin. Barbara Thalheim – Liedermacherin und Chansonsängerin aus Berlin. Wer vor zwanzig Jahren jung war, ist mit ihren Liedern aufgewachsen. Wer heute zwanzig ist, geht mit ihren Liedern ins Leben. Die Themen ihrer Chansons sind grenzenlos, sind immer wieder die Würde des Menschen und seine Individualität. Ihre Altstimme hat tausend Nuancen, je nachdem, was Kopf und Herz ausdrücken wollen – Zärtlichkeit, Anklage, Wut, Ironie. Sie ist eine Chansonniere vom Kopf bis in die Zehe, und zwar eine der besten in Deutschland. Der Kunst- und Kulturverein Ludwigslust (Kukululu) hat die Künstlerin eingeladen. Sie kommt zu einem Lesekonzert nach Ludwigslust und wird im Helenen Paulownen Mausoleum im Schlosspark ihr Buch vorstellen, das auf der Leipziger Messe Premiere hatte.
„Vorm Tod ist alles Leben“
Foto: Archiv Thalheim
Aus dem Klappentext: „Das Buch enthält Songtexte aus den letzten zehn Jahren und Kurzgeschichten aus jüngster Zeit… Seit vierzig Jahren versuchen ihre Lieder das falsche im richtigen Leben aufzuspüren… Ihr Beruf, sagt sie, ist das Zweifeln, ihre Berufung, dagegen an zu kämpfen… Nach 20 veröffentlichten Tonträgern (LPs und CDs), dem Buch „Mugge“ und mehr als einem Dutzend Bühnenprogrammen scheint der Graben zwischen Pro und Contra kleiner geworden zu sein. Das auszuhalten gehört zum Leben vor dem Tod, genauso wie die kurzen glücklichen Augenblicke des Einsseins mit der anonymen Masse jenseits der vierten Wand eines Bühnenauftritts… Vor allem schreibend bereitet sie sich nun auf den nächsten Marathon vor, auch auf die Gefahr hin, aus Altersgründen als Nachzüglerin ins Ziel zu kommen. Aber Dabeisein ist alles, denn: „Vorm Tod ist alles Leben.“
Foto: Edition Zwiefach
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Foto: Archiv Thalheim
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PERSÖNLICH
Barbara Thalheim mit Astrid Kloock/Kukululu im Gespräch: „Was für ein Glück Ich leb versteckt Im letzten Kneipenhimmelszelt Mit echten Freunden eingedeckt Weit von der Scheinwerferwelt“ – Ist Ihnen Öffentlichkeit immer, manchmal oder gar nicht wichtig? Im günstigsten Fall ist Öffentlichkeit haben und erreichen eine lustvolle, das Selbst bestätigende Angelegenheit. Im ungünstigen Fall – wir haben in Deutschland gerade das Beispiel des zurückgetretenen Verteidigungsministers vor Augen - die Demontage einer Persönlichkeit. - Das mediale Interesse an einer „Person des öffentlichen Lebens“ basiert - nicht nur in Deutschland - immer seltener auf Leistung und Esprit. Die meisten Berühmtheiten, die uns aus bunten Blättern anlachen, kennt man gar nicht. - Die mediale Öffentlichkeit ist eine Schimäre. Als Künstler sollte man sich fern halten davon.
„Immer Immer wieder Komme ich geh ich Such und befrage ich Ein Gegenüber“ Was sind heute, 2011, Ihre Fragen? Barbara Thalheim und Jean Pacalet.
Ich brauche für fast alles was ich mache ein Feedback. Möglichst von Feinden und Freunden, an denen es mir nicht mangelt. In der Mitte liegt dann meistens die Wahrheit. Aber im Augenblick – März 2011 – tritt alles Persönliche zurück hinter dem, was uns das Fernsehen an Leid und Bedrohung durch die Erdbeben-Katastrophe in Japan in die Wohnstuben bringt. Wenn es schon in dem höchsttechnisierten Land der Erde keinen Schutz vor Reaktorunfällen geben kann, heißt das Gebot der Stunde: alle Atomkraftwerke abschalten. Wenn die Regierungen nicht selber zu dem Schluss kommen, dann muss die Bevölkerung der Erde nachhelfen.
„Sag Edith ist es wahr Dass man nur singen kann was man auch lebt Dass die Welt vom Chanson drei Minuten bebt Und dass man zuletzt wird gezwungen Zu leben was man gesungen“ Was ist der Grund für Ihre große Liebe zu Frankreich? Da gibt es verschiedene Gründe. Erst einmal ist Frankreich die Wiege des europäischen Chansons. Das wäre für eine Chansonsängerin schon Grund genug, sich für Frankreich zu interessieren. Außerdem würde ich gar nicht existieren, wenn mein Vater sein Überleben MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
während des Nationalsozialismus nicht auch Frankreich zu verdanken hätte. Und dann: Ich verdanke dem Fall der Mauer meine Bekanntschaft mit dem französischen Komponisten und Akkordeonisten Jean Pacalet. Er ist seit 1994 mein musikalischer Zwillingsbruder. Ohne ihn wären viele Programme nicht entstanden, und ich hätte vielleicht schon lange das Interesse an diesem, mich oft überfordernden Beruf verloren, glaube ich. Außerdem ist Frankreich wirklich das Land des „savoir vivre“. Ich liebe dieses Land und blühe jedes Mal auf, wenn ich über die Grenze fahre.
„Die Afrikanerin(an Europa): …Dass ihr alles lesen könnt Und doch so viel nicht wisst Was ich weiß ohne Alphabet Doch viel mehr wert uns ist Was nicht geschrieben steht…“ Sie sind in Senegal und in Guinea gewesenWas lockt Sie an Schwarz-Afrika? Nicht Amerika, sondern Afrika war schon zu tiefsten DDR-Zeiten die Adresse meines Fernwehs. Dass ich seit über 10 Jahren mit meinen Liedern (die es auch in französischen Fassungen gibt) Algerien, Marokko, Senegal, Guinea kennen lernen konnte, macht mich wirklich
Foto: Archiv Thalheim
glücklich. Das „In-der-Welt-Sein“ erfährt in Afrika einen anderen Sinn. Das ICH wird klein, das SEIN wird groß.
„Verlassen werd ich diese Welt nicht gern nicht leicht Doch werd ich glücklich gehen – vielleicht“ Was ist für Sie Glück? Glück ist immer nur Sehnsucht. Ich möchte fast warnen davor, sich Sehnsüchte unbedingt erfüllen zu wollen, oder gar zu müssen. Denn danach braucht es eine neue, um den „Spiegel“ zu halten. Glück hat gar nichts mit Besitz zu tun. Das zum Beispiel habe ich aus Afrika mitgebracht. Aber in dem Lied, aus dem diese Zeilen stammen, geht es um mehr. Gemeint ist:Wenn ich sterben werde, möchte ich glücklich von der Welt gehen, aber vorher noch dazu beitragen (können), dass diese Welt glücklich ist, wenn ich sie verlassen muss. Ein utopischer Wunsch, ich weiß. Denn es sieht ja eher danach aus, dass unsere Welt uns, ihre Bewohner, loswerden will. Was können wir dagegen tun? Wir müssen unser Verhalten – schönes Wort - ändern. Da helfen aber keine Lieder, glaube ich.
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MUSIK
Feuerwerk
Musikalische Überraschungstüte mit
Meck Proms on Tour starten am 5. Juli in Schwerin Spätestens beim Radetzky-Marsch von Johann Strauß dirigiert Generalmusikdirektor Matthias Foremny nicht mehr seine Mecklenburgische Staatskapelle, sondern das Publikum. Und bei „Pomp and Circumsdance“ von Edgar Elgar werden im Takt die Fahnen geschwungen. Bei den Meck Proms geht es (fast) so hoch her wie bei den Londoner Promenadenkonzerten, die für diese besondere Reihe Pate standen. Das Publikum singt und klatscht mit, dass so mancher Popstar vor Neid erblasst. Dabei wird doch (nur) Klassik gespielt. „Ja“, sagt Konzertdramaturgin Dr. Ute Lemm vom Mecklenburgischen Staatstheater, „aber Klassik für die ganze Familie. Für Menschen, die nicht auf die Idee kommen würden, in ein Sinfoniekonzert der Staatskapelle zu gehen, ist dieser Sommerabend im Schlossgarten ein Muss. Dann nehmen sie Kinder und Oma, packen den Picknickkorb und ziehen schon am Nachmittag los, um es sich bequem zu machen – für den Genuss der Musik eines Johann Strauß, Beethoven, Brahms, Mozart – der inhaltsreichen wie charmanten Moderation von Matthias Foremny. Das Programm entwickeln der Chefdirigent und seine Musiker im Laufe der Spielzeit. Dafür lädt Matthias Foremny auch die Gäste, Sänger, Solisten ein. Und wer schon einmal die Staatskapelle bei den Meck Proms erlebt hat, hat das sichere Gefühl, dass sie nur spielen, was ihnen selbst große Freude macht. Für das Publikum ist der Abend eben eine Überraschungstüte. Mit Feuerwerk zum Abschluss. Fest stehen eben nur oben genannte Märsche. Und MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
natürlich das Picknick, um den Genuss vollständig zu machen. In diesem Jahr beginnen die Openair-Konzerte, die inzwischen auch on tour zu erleben sind, am 5. Juli um 21 Uhr im Schweriner Schlossgarten. Nach langer Zeit sind auch wieder Sitzgelegenheiten mit zu bringen, denn wegen der Freischütz-Aufführung auf der Freilichtbühne ist der Ort des musikalischen Geschehens wieder der alte, nämlich unterhalb der Kaskaden. Dort, wo Mitte der 1990er Jahre einst alles begann. Wer diesen Auftakt verpasst, hat fünf weitere Gelegenheiten, die Meck Proms zu erleben: am 10. Juli in Schloss Bothmer, am 12. Juli im Schloss Mirow, am 17. Juli vor dem Schweizerhaus im Ludwigsluster Schlosspark, am 18. Juli im Schloss Güstrow und am 24. Juli im Wismarer Fürstenhof. Gemeinsam mit dem Liegenschaftsbetrieb des Landes rücken die Musiker so die Schlösser und Parks in ein neues, interessantes Licht. Und wem es dann immer noch nicht reicht, der kann sich im September Karten sichern für das Konzert auf dem Reiterhof Makowei in Gadebusch. Zwar nicht als Promenadenkonzert, dafür aber mit Picknick, Pferden und Musik für die ganze Familie. Für die Musiker – das spüren die Zuhörer - sind die Meck Proms nicht nur Mehrarbeit, sondern auch willkommene Abwechslung und Bereicherung ihres täglichen Pensums, das von Sinfonie- über Kammer- bis zu den neuen Kinderkonzerten reicht. Am 6. Mai steht ein großes Chorkonzert in der Schweriner Paulskirche auf dem Programm mit Opernchor und Singakademie. Ein wahrhaft großes Projekt wird die „Carmina
Die Mecklenburgische Staatskapelle ist mit den Meck Proms im Land unterwegs. Fotos: Silke Winkler
burana“-Aufführung am 22. Juni um 21 Uhr auf der Freilichtbühne sein, an der Chöre und Solisten aus ganz Mecklenburg teilnehmen,
begleitet von zwei Klavieren und Schlagwerk. M. S.
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MUSIK
Masur, Tennstedt und Co. Der Musiker Werner Mentzel erinnert sich
Zum 425. Jubiläum dirigierte Kurt Masur noch einmal die Mecklenburgische Staatskapelle. Foto: Sigrid Meixner
kameradschaftlich. „Er hatte eine natürliche Autorität. Man war glücklich, unter ihm zu spielen.“ Der von Masur präsentierte Spielplan war eher traditionell. „Tannhäuser“, „Don Carlos“, „Fidelio“ wurden gegeben.„Er war nicht der Mann für die ganz großen Experimente, sagt Werner Mentzel. Aber es gab sie. Die 1930 in Brünn uraufgeführte Oper„Aus einem Toten-
Das Dirigat der Mecklenburgischen Staatskapelle hatten aber auch andere große Musiker inne. 1962 kam Klaus Tennstedt. Verdis „Falstaff“ stand bei seinem Probedirigat auf dem Programm. Das löste große Begeisterung aus. Aber im Orchester gab es Widerstand. Tennstedt galt als unbequem – in der Mecklenburgischen Staatskapelle gab es eine breite Front
Werner Mentzels ganze Liebe ist die Musik. Der Geiger übt in seinem Häuschen in Warnitz täglich vier Stunden – obwohl er schon lange im Ruhestand ist. Der ehemalige Konzertmeister der Mecklenburgischen Staatskapelle erinnert sich noch sehr gut an seine Anfänge in Schwerin. Es war im Jahr 1959 – da kam der junge Musiker nach Mecklenburg. Zuvor hatte der gebürtige Hallenser bereits sieben Jahre an verschiedenen Orten in Ostdeutschland gespielt. Jetzt wollte er sich um eine Stelle im drittältesten Orchester Deutschlands bewerben. Es gab für ihn jedoch ein Problem: Er hatte nie eine Hochschule oder ein Konservatorium besucht. „Ich hatte nur Privatunterricht – das war damals so“, sagt Werner Mentzel. „Deshalb durfte ich in etlichen Orchestern nicht einmal vorspielen.“ In Schwerin war das anders. Der Dirigent – Generalmusikdirektor und Oberspielleiter – hörte sich den jungen Mann an. „Er war sehr generös und ohne Vorurteil“, erinnert sich Werner Mentzel. Nach dem Vorspiel hatte er die Stelle und wurde gleich stellvertretender Konzertmeister. Dazu gemacht hat ihn – Kurt Masur! Der heute weltberühmte Dirigent war 1958 nach Schwerin gekommen. Und er hinterließ großen Eindruck, als er 1960 an die Komische Oper nach Berlin wechselte. „Ich habe danach keinen Dirigenten erlebt, der so ein besonderes Verhältnis zum Orchester hatte“, schwärmt Werner Mentzel. Er bezeichnet Masur als unpedantisch, unglaublich praktisch und außergewöhnlich 20
Klaus Tennstedt bei einer Probe.
Foto: Hermann Heuck, Staatstheater
Konzertbesuch im FDJ-Hemd: Klaus Tennstedt dirigiert die Staatskapelle Fotos: Hermann Heuck, Staatstheater
haus“ von Leoš Janáček (Mentzel: „Ein wahnsinnig schweres Werk!“) gehörte dazu. Auch Orffs „Carmina Burana“ als Ballettabend. Dass Kurt Masur in Schwerin wirkte, ist dem Orchester zu danken. Denn die Oberen der SEDBezirksleitung hatten sich einen Kandidaten ausgesucht, der „ihnen politisch geschmeckt hätte“, weiß Werner Mentzel. Doch die Musiker setzten sich durch.
gegen ihn. „Er hatte aber hohe Qualitäten als Dirigent“, sagt Werner Mentzel. „Aber er war stimmungsbelastet. Wenn Tennstedt schlechte Laune hatte, waren die Proben ätzend!“ Legte der Maestro aber den Taktstock aus der Hand, war er ein anderer Mensch. „Überhaupt nicht nachtragend.“ Tennstedt war Konzertmeister in Halle/Sa., bevor er dirigierte. Aus dieser Zeit kannte ihn Mentzel bereits. „Er war ein sehr, sehr guter
Geiger und fanatisch fleißig.“ Bis die Finger kaputt waren. Doch Tennstedt konnte durch den krankheitsbedingten Ausfall eines Dirigenten die Leitung eines Konzertabends übernehmen – und blieb von da an Dirigent. In Schwerin musste er jedoch erst einmal das Orchester für sich einnehmen. Was nach einiger Zeit auch gelang. „Er führte geradezu Klangregie“, schwärmt Werner Mentzel. „So ein pianissimo habe ich nie wieder gehört. Er reizte die Musik voll aus.“ Doch die Stimmungsschwankungen Tennstedts machten allen zu schaffen. Bei einer Probe zu „Figaros Hochzeit“ kam der Bruch. „Ich war Konzertmeister. Mir kam wegen seiner schlechten Laune die Galle hoch.“ Ein Wort gab das andere. Die Probe wurde abgebrochen und Tennstedt ließ sich krank schreiben. „Das war der Bruch mit dem Orchester“, ist Werner Mentzel überzeugt. Versöhnungsversuche scheiterten. Als Klaus Tennstedt zu einem Dirigat nach Schweden eingeladen wurde, kehrte er aus dem skandinavischen Land nicht in die DDR zurück. Namhafte Klangkörper verbinden sich mit dem Namen Hartmut Haenchen. Die Niederländische Philharmonie, die Niederländische Oper in Amsterdam, das Kammerorchester Carl-Philipp-Emanuel Bach, die Dresdner Musikfestspiele. Der Sachse kam 1976 nach Schwerin und blieb bis 1979. Das ehemalige Mitglied des Dresdener Kreuzchores hatte seine Karriere ebenfalls in Halle gestartet. „Man merkte, dass er vom Gesangsfach kam“, erinnert sich Werner Mentzel. „Auch er führte sozusagen Klangregie – wenngleich auch auf ganz andere Art als Tennstedt.“ Und Haenchen war experimentierfreudig.„Es standen immer moderne Sachen auf dem Spielplan.“ Werner Mentzel greift wieder zu seiner Geige. Er erinnert sich nicht nur an „die guten alten Zeiten“, er hält ihr weiterhin die Treue – seiner geliebten Musik. Gert Steinhagen MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
VARIETÉ ermuntern sich zum Leben, bevor ein wahres Feuerwerk der Varietékunst gezündet wird.
Zehnmal „Durchgedreht“ Krystallpalast Varieté Leipzig vom 4. bis 13. Juni zu Gast in Schwerin Künstler des Krystallpalast Varietés Leipzig.
Herausragende Künstler aus fünf Ländern entführen das Publikum in eine absurde Welt der kleinen Wunder. Statt Pailletten sind anrührend-poetische Momentaufnahmen zu sehen, statt Zirkusposen fesselnde Traumbilder. Alltägliche Gegenstände wie Tische, Stühle, Teller und Becher verwandeln sich sekundenschnell in artistische Requisiten, ein Wohnzimmer wird umfunktioniert zur Bühne, voller Rhythmus und Witz – ein Abend der
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Überraschungen, der Schillers Satz wieder Leben einhaucht: „Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“. Das Krystallpalast Varieté Leipzig gastiert vom 4. bis 13. Juni mit jungen, internationalen Artisten und atemberaubenden Darbietungen in zehn Vorstellungen im Schweriner Theater. „Durchgedreht“ ist der Name dieser nahezu wortlosen Show - und durchgedreht scheint auch alles im
Foto: Silke Winkler
rhythmisch pulsierenden Fluss aus Fantasien, Träumen, witzigen Überraschungen, naiver Alberei oder poetischen Miniaturen. Durchgedreht ist selbst die Wanduhr neben dem stabilen Tisch und dem roten Sofa in dieser Bühnen-Wohngemeinschaft. Eine Künstler-WG: Die Uhr zeigt eine halbe Stunde nach Mittag an, aber die Bohème auf der Bühne schläft noch. Nach und nach schlurfen die Künstler aus fünf Ländern über die Bühne und
Ein ungewöhnlicher Showbeginn, aus dem Regie und Ensemble Stück für Stück mit nahtlosen Übergängen eine Serie skurriler pantomimischer Szenen entwickeln, die von Klängen, Geräuschen oder charakteristischer Musik getragen werden. Liebe und Eifersucht, Zanken und Versöhnen, Konkurrenz und Gemeinsamkeit, modernes Varieté erzählt Geschichten und verschmilzt einzelne artistische Nummern zu einer Ensembleleistung. Dabei gehen die Ingredienzen klassischer Varietékunst keinesfalls verloren – so glänzt das schwedische Duo David & Fofo mit originellen Tischtennisball-Jonglagen von Mund zu Mund und einer kraftvoll-schönen Luftakrobatik am Trapez. Die Sparte der Kontorsionistik – die Kunst des extremen Sich-Verbiegens – präsentiert die Amerikanerin Ember, Emiliano Ferri aus Italien zeigt Balancen auf der instabilen freistehenden Leiter. Höhepunkte sind die belgischen Visual Comedians Les Frères Taquins mit ihrer legendären Nummer der mechanischen Puppe, die ihnen beim Weltzirkusfestival in Paris die Goldmedaille eingebracht hat. Mecklenburgisches Staatstheater Kartentelefon: 0385 / 5300 – 123; kasse@theater-schwerin.de
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THEATER
Wenn sich zwei Theater das Ja-Wort geben Mecklenburgisches Landestheater Parchim und Volkstheater Rostock fusionierten „Drum prüfe wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet!“ dichtete Friedrich Schiller (1759-1805) in seinem 1799 vollendeten „Lied von der Glocke“. Das Mecklenburgische Landestheater Parchim und das Volkstheater Rostock folgten dieser Empfehlung: Sie haben geprüft, geprobt und sich für gut befunden. Seit Ende des letzten Jahres ist die schon seit Längerem angedachte Fusion der beiden Theater beschlossene Sache. Nun ist es vor allem an den Ensembles, die ehelichen Pflichten einzuhalten – die Zuschauer hingegen dürfen alle Vorteile der neuen Verbindung genießen. Intendant Thomas Ott-Albrecht sieht in der bestehenden Regelung eine „vernünftige Lösung zur Erhaltung des Theaters und des Produktionsstandorts Parchim mit dem im Land einmaligen Schwerpunkt der kulturellen und politischen Bildung für Kinder und Jugendliche“ und eine Reihe von Produktionen erfüllt sie bereits mit Leben. Dabei bleiben die Ensembles der beiden Häuser eigenständig und reisen – mit dem Bühnenbild für die Inszenierung im Gepäck - zum jeweils anderen Spielort. Dort nutzen sie die vorhandene Büh-
nentechnik, Maske, Requisite und die Koordination hinter der Bühne – die Inspizienz. Die beiden Theater ergänzen sich in zweierlei Hinsicht: Auf der einen Seite eröffnen sich Theaterbesuchern in Parchim mit den Vorstellungen des Volkstheaters Rostock auch Angebote aus den Sparten Musiktheater oder Puppenspiel. Auf der anderen Seite bringt das Parchimer Ensemble Stücke einer großen thematischen Bandbreite nach Rostock. Intendant Thomas Ott-Albrecht: „Unser Hauptaugenmerk liegt traditionell im Bereich der Arbeit für Kinder und Jugendliche – aber mit der Fülle der vielen interessanten und spannenden Themen unseres Spielplans sind wir ein Theater für alle.“ Zum aktuellen Repertoire für das Theater im Stadthafen in Rostock gehören „Der Fröhliche Weinberg“ von Carl Zuckmayer, die Jugendkomödie „Beautiful Thing“ von Jonathan Harvey und „Frau Müller muss weg“ von Luth Hübner. Auch andere Bühnen fragen Parchimer Inszenierungen an, wie etwa die deutsche Erstaufführung „Das Glück der Tomate“ von Bernard da Costa oder
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Andreas Flick als H. stellt in Frage „lieber cool und tot als uncool und lebendig“, Inszenierung des Landestheaters Parchim. Foto: Silke Winkler
„Nathans Kinder“ von Ulrich Hub. Im Rahmen der Abendunterhaltung werden in der Kleinen Komödie Warnemünde aktuell die Stücke „War das jetzt schon Sex“, „Männer und andere Irrtümer“ oder „Kleine Eheverbrechen“ gespielt. Vor kurzem hatte „Ich komma saufen“ Premiere. Carl. M. Pohla hat das Ein-Mann-Stück von Holger Schober als Klassenzimmer-Stück inszeniert. Es ist konzipiert für eine Unterrichtsstunde und in diesen 45 Minuten holt Darsteller Andreas Flick jeden Zuschauer in seiner Lebenssituation und aktuellen Stimmungslage ab – mit seinem Wissen über und seinen Erfahrungen mit Alkohol. Er tut das sehr intensiv und mit dem Mut eines engagierten Schauspielers, der keine halben Sachen macht. Andreas Flick: „Auf der Bühne zu stehen ist Herzenssache und wenn man der inneren Überzeugung folgt, dann geht man diesen Weg auch konsequent bis zum Ende.“ Wie viele andere Inszenierungen wurde auch dieses Stück beim Lehrerstammtisch im Theater vorgestellt und beraten. Einmal monatlich treffen sich Lehrer aus Schulen der Region zu diesem Stammtisch, um mit dem Intendanten, Dramaturgin Katja Mickan sowie Theaterpädagogen aktuelle Themen zu
besprechen. Gemeinsam wägen sie ab, welche Kinder- und Jugendproduktionen für welche Zielgruppen interessant sein können und wie sie diese erreichen. Auch Schulsozialarbeiter oder Suchtbeauftragte nehmen an diesen Treffen teil und tauschen ihre Erfahrungen aus. Ziel dieses ständigen Dialogs ist es, den Bedarf in der Region zu ermitteln: Welche sozialen Themen beschäftigen Lehrer und Schüler, auf welche Stoffe der Lehrpläne sollte reflektiert werden? Schulen, die sich auf diesem Weg mit einbringen möchten, können direkt Kontakt zum Theater aufnehmen. Die KlassenzimmerStücke können von Schulen nach Verfügbarkeit laut Spielplan gebucht werden. Für die nahe Zukunft möchte sich das Theater darüber hinaus noch einem ganz anderen Projekt verschreiben: Das Parchimer Theaterhaus ist stark renovierungsbedürftig. Nach einer Begehung soll zunächst analysiert werden, wie sich die Situation konkret darstellt. Ist daraus der tatsächliche Bedarf ermittelt, folgt der vielleicht größere Schritt: Wie können die erforderlichen Mittel bereitgestellt werden, damit im Idealfall eine Sanierung zur Spielzeit 2011/2012 abgeschlossen ist. Anna Christine Karsten
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PERSÖNLICH
Von einem, der auszog, das Schauspiel zu lehren Markus Wünsch lehrt seit April als Professor in Rostock Eine Idee für die Zukunft ist schneller als erwartet zur Realität geworden. Schauspieler, Regisseur und auch Schauspiellehrer Markus Wünsch wechselte zum 1. April an die Hochschule für Musik und Theater (HMT) in Rostock. „Diese Idee wohnte mir schon länger inne, die Facette des Lehrens zum Hauptberuf zu machen. Ich habe allerdings nicht gedacht, dass sich das so schnell bewahrheitet“, sagt Wünsch überrascht. Dieser Weg hat sich bereits in seiner Kindheit vorgezeichnet. Schon als 15-Jähriger gab er an der Volkshochschule in seiner Heimatstadt Berlin den ersten Schauspielunterricht: „Ich habe damals mich selbst privat unterrichten lassen und hinterher das Gelernte an meine Schüler an der Volkshochschule weitergegeben.“ Wurde anfänglich bereits parallel gelernt und gelehrt, hat Wünsch seine Fähigkeiten in diesem Bereich über die Jahre weiter und weiter ausgebaut. Die Lehrtätigkeit hat ihn nie losgelassen. An der HMT in Rostock hat er bereits zwei Mal das Sommertheaterstück mit den Studenten erarbeitet und inszeniert. „So kannte ich die Hochschule bereits vorher und habe mich dort immer wohl gefühlt“, sah der 37-Jährige seiner neuen beruflichen Herausforderung im Vorfeld unaufgeregt, aber nicht ohne Enthusiasmus entgegen. Die Einheit von Lehren und Lernen ist für ihn dabei weiterhin grundsätzlich. Als Schauspielprofessor ist er der Lehre verpflichtet, die praktische Ausbildung steht im Vordergrund. Mit den Studenten betreibt Wünsch das Szenenstudium genauso wie die Monologarbeit. Er vermittelt die Grundlagen in Proben und Einzelunterricht. „Mir ist es wichtig, dass sie nicht nur das machen, was ich als richtig empfinde. Die Ideen des Einzelnen – ihre Sichtweise – ist MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
Markus Wünsch unterrichtet seit dem 1. April als Schauspielprofessor an der Rostocker Hochschule für Musik und Theater.
mindestens ebenso wichtig“, reflektiert der neu berufene Professor. „Ich möchte aus den Stu-
denten heraus kitzeln, wie sie einzelne Szenen und das Theater an sich sehen.“
Theater müsse immer aktuell sein, in klassischen Stoffen gelte es, den aktuellen Bezug zu finden, um nicht zuletzt dem Publikum den Blick von heute auf das Stück zu eröffnen. „Ich möchte Inhalte aktuell reflektieren und werde dies auch mit den Studenten diskutieren.“ Theater müsse immer auf der Höhe der Zeit sein. In seinem ersten Semester als Professor steht Shakespeares „Macbeth“ auf dem Kalender. „Ich nutze das, um meine eigenen Ideen mit jungen Menschen gemeinsam zu ändern oder weiterzuführen. Der Idealist in mir fühlt sich einfach in lehrender Funktion sehr, sehr wohl.“ Markus Wünsch kann seinen Vertrag als festes Ensemblemitglied am Mecklenburgischen Staatstheater nicht weiter erfüllen. Er bleibt dem Haus als Gast erhalten und spielt die Stücke, in denen er besetzt ist, auch weiterhin. Seine Tätigkeit als Regisseur am Schweriner Haus soll in der kommenden Spielzeit ruhen. Er geht aber fest davon aus, auch diese Facette seiner Berufung danach wieder auszuleben. Text & Foto: Gritta Flau
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GENUSS Chefkoch Thomas Mohn vom Wismarer Steigenberger Hotel Stadt Hamburg empfiehlt:
Küchenchef Thomas Mohn stammt aus dem thüringischen Eisenach. Nach seiner Kochausbildung in Erfurt und dem Grundwehrdienst bei der Marine zog es ihn 1988 an die Küste. Seine erste berufliche Station war dort die „Fischerklause“ in Warnemünde – „das letzte Haus vor Dänemark“, wie er es scherzhaft nennt. Doch schon bald erfüllte er sich einen Jugendtraum und war viele Jahre auf den wankenden Schiffsplanken des DDRTraumschiffs „MS ARKONA“ unterwegs. Vom Tellerwäscher über den Gemüseputzer arbeitete er sich zum Mannschaftskoch hoch und später, mit dem Meisterbrief in der Tasche, zum ersten Koch. 1997 schwang er im Rostocker Hotel „Sonne“ den Kochlöffel und danach zwei Jahre lang als Sous-Chef bei der Expo, bevor er 2001 zurück auf die „ARKONA“ ging. Dann wechselte er die altvertrauten Planken mit denen der „AIDA-VITA“ und der „AIDACARA“, wo Thomas Mohn als Proviantmeister für das leibliche Wohl der Gäste und der Mannschaft zuständig war. Durch einen Wechsel zur Hapag Loyd verschlug es ihn auf verschiedene Schiffe der Reederei. Nach 16 Jahren Seefahrt, fand er allerdings, dass es Zeit sei, endlich sesshaft zu werden und so arbeitete der Koch deutschlandweit in mehreren Hotels. Im Herbst 2008 machte der Seemann mitten auf dem platten Land im Van der Valk Resort in Linstow fest, bevor er vor gut einem Jahr im Wismarer Steigenberger Hotel Stadt Hamburg vor Anker ging. Wie auf See, ist Thomas Mohn auch in der Kombüse an Land ein Mann der klaren Worte. Vier Köche, zwei Spülfrauen und drei Lehrlinge hat er hier unter seiner Regie und ist dafür verantwortlich, dass alles wie am Schnürchen klappt, wenn es darum geht, die individuellen Wünsche der Gäste zu erfüllen. Nach seinen kulinarischen Vorlieben gefragt, ant26
wortet der Chefkoch: „Ich setze vor allem auf klassische Rezepte, die wir raffiniert neu aufgelegt haben. Eher schnörkellos, dafür aber frisch und schmackhaft.“ Dabei legt Thomas Mohn viel Wert auf heimische Produkte, die er bei einem Wismarer Fleischer und auf einem ÖKOBauernhof in der Region einkauft. Sicher vermutet mancher Gast bei dem ehemaligen Seefahrer eine Vorliebe zum Fisch, doch das verneint er und betont, dass Fisch und Fleisch in seiner Küche den gleichen Stellenwert haben. Wichtig sei nur, dass die Qualität stimmt. Einen Lieblings-Speisefisch hat er trotzdem – den Seeteufel. Auch den Heilbutt verarbeitet er gerne,
weil er sich wunderbar mit anderen Produkten kombinieren lässt. Seine große Liebe zur See allerdings ist geblieben. Das ist dem Chefkoch anzusehen, wenn er von seinen Reisen in ferne Länder erzählt. Und dann klingt hin und wieder etwas Fernweh in seiner Stimme mit, denn so endgültig abschließen mit der Seefahrt wird Thomas Mohn wohl nie. Zu viele Erlebnisse und Erinnerungen hat er an die Fahrten über die Weltmeere. Aber vielleicht ist das eine gute Voraussetzung, eines Tages ein stolzer, überzeugter Hansestädter zu werden. Denn schließlich bläst auch der Wind an der Kaikante manch-
mal recht heftig und Seeluft zu schnuppern, ist hier kein Problem. Bei Hotelchefin Ruth Ramberger hat der 40-Jährige schon jetzt einen Stein im Brett. „Mich begeistert seine Leidenschaft beim Kochen und seine positive Ausdauer auf der Suche, sich ständig weiter zu entwickeln. Thomas Mohn ist ehrgeizig, er plant alles sehr vorausschauend, setzt sich immer wieder neue Ziele und hat in seiner Arbeit einen hohen persönlichen Anspruch. Mit ihm zu arbeiten macht mir viel Spaß.“ Ein solches Kompliment der Chefin übersteht ganz bestimmt die nächsten kleinen „Stürme im Wasserglas“, die die tägliche Arbeit mit sich bringt. Vor allem, wenn nicht nur die 100 Plätze in der „Weinwirtschaft“ sondern auch noch die 40 Terrassenplätze auf dem Marktplatz voll besetzt sind. Dann hat natürlich niemand Zeit, sich den Ostseewind genüsslich um die Nase wehen zu lassen. Text & Fotos: Christine Mevius
Zu seinem Menü empfiehlt Thomas Mohn einen Veltliner. Er ist rund und fruchtig, mit Noten von Pfirsichen, Bananen, Kirschen und Brombeeren. Der Weißwein hat eine leichte Würze und ein stimmiges Pfefferl im Abgang. Der Veltliner passt neben Fisch auch besonders gut zu Huhn, Kalb und Käse. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
GENUSS Unser Frühlingsmenü, gekocht von Thomas Mohn:
Gebratener Heilbutt mit Steckrübenstiften und Rote-Bete-Risotto
Das Hauptgericht: Heilbutt mit Steckrübenstiften Die Vorspeise: Orangen-Kartoffelsüppchen
Rezepte für vier Personen: Orangen-Karottensüppchen Zutaten: 2 Schalotten, 500 g Möhren, 2 EL geklärte Butter, 100 ml Geflügel- oder Gemüsebrühe, Saft von 2 Orangen, 6 EL Sahne, Salz, Cayennepfeffer, Saft ½ Zitrone Zubereitung: Schalotten würfeln und in der Butter glasig anschwitzen. Möhren klein schneiden und mit anschwitzen. Brühe hinzugeben und ca. 20 Minuten leicht köcheln lassen. Danach das Ganze pürieren, würzen und Orangensaft zugeben, Sahne unterziehen und mit Zitrone abrunden. Auf einem Teller anrichten und dekorieren.
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Das Dessert: Eine süße, geheimnisvolle Überraschung
Gebratener Heilbutt mit Steckrübenstiften und Rote-Bete-Risotto Zutaten: 1 kg Heilbutt, 400 g Risotto, 1 Rote Bete, 400 g Steckrüben, 2 Schalotten, 2 EL geklärte Butter, 1 EL Olivenöl, 500 ml Geflügeloder Gemüsebrühe, etwas Zitronensaft, Salz, weißer Pfeffer, Muskat. Zubereitung: Risotto: Rote Bete schälen, würfeln und in wenig Brühe garziehen lassen, Fond aufheben! Risotto und Schalottenwürfel anschwitzen und mit dem Rote-Bete-Fond ansetzen. Garziehen lassen und mit den Rote-BeteWürfeln vollenden. Steckrüben schälen, in Stifte schneiden (Pommesgröße) und in gut gesalzenem Wasser bissfest blanchieren. Mit Eiswasser abschrecken.
Heilbuttfilet portionieren, mit Zitrone, Salz und Pfeffer würzen und vorsichtig in Olivenöl anbraten. Den fertigen Risotto in eine Timbalform geben und auf den Teller stürzen. Steckrübenstifte kurz in Brühe erhitzen und auf dem Teller arrangieren. Heilbuttfilet auf die Stifte setzen. Dessertvariation „Weinwirtschaft“ Creme Brulée von der Minze, Nougatparfait und Zwergorangenragout Dieses Rezept blieb leider ein Geheimnis des hansestädtischen Kochs. Unser Tipp: Probieren Sie diese kleinen Köstlichkeiten im Restaurant „Weinwirtschaft“ im Steigenberger Hotel Stadt Hamburg am Wismarer Alten Markt. 27
PROMINENT
Pasta, Curry und Cohiba Bei Dr. Josef Wolf unter den Topfdeckel geschaut Mit aller Gewalt und großem Schwung kracht der Teigklumpen auf die Arbeitsplatte. „Das muss sein, sonst wird das nichts.“ Dr. Josef Wolf steht in seiner Küche und macht Pasta. „Heute gibt es Lasagne, schön mit Bolgnese-Soße und mit Käse überbacken.“ Der Chef der Schweriner Stadtwerke ist mit Leidenschaft beim Kochen. „Zwei, drei Mal in der Woche mach´ ich das schon.“ Gerade gestern Abend hat er seine beiden Jungs bekocht. Schnitzel kleingeschnitten („Das war noch vom Wochenende und musste jetzt weg.“), kurz angebraten. Dazu eine Curry-Soße und Reis. „Die Kinder lieben das.“ Noch mehr allerdings „Papas Spezialsoße“: Schinkenwürfel angebraten, Sahne dazu (Josef Wolf schmunzelt wissend, dass das nicht den aktuellen Ernährungsempfehlungen entspricht), einen Schmelzkäse zum Andicken („und für den Geschmack“), Abschmecken mit Pfeffer und Salz. Allein zu kochen ist jedoch nicht das große Glück für den Herrscher über Strom, Gas und Fernwärme. „Mit Freunden macht es einfach viel mehr Spaß.“ Und so lädt sich Josef Wolf immer mal wieder ein paar Leute ein, um gemeinsam zu kochen und zu essen. „Leider geht das viel zu selten“, seufzt er. Denn der Alltag zwingt dazu: Mittags wird in der Betriebskantine gegessen. Dann steht Josef Wolf wie alle Mitarbeiter in der Schlange, schaut auf die Tafel, die die heutigen Gerichte präsentiert und schaut etwas ratlos. „Es ist nicht immer das, was man sich wünscht. Aber es gibt ja immer mehrere Gerichte zur Auswahl.“ Und wenn das alles nicht dem eigenen Geschmack entspricht, ist da immer noch das Salatbuffet. „Das ist inzwischen deutlich besser geworden.“ Klar – der Stadtwerkegeschäftsführer liebt auch ein gutes Geschäftsessen in gehobener Gastronomie. „Das kommt aber höchst selten vor – meistens fehlt die Zeit.“ Dann also: mittags Kantinenessen und abends Selbstgekochtes, aus der Standardküche. „Ich brauche keine besondere Ausstattung.“ Dafür ist die Gewürzauswahl beeindruckend. „Ich habe mir nach und nach eine schöne Menagerie asiatischer Zutaten zugelegt. Wenn das alles zur Hand ist, und man weiß, was wozu passt, macht das noch mal so viel Spaß.“ Genauso wie das Essen am 1. Weihnachtsfeiertag. „Da gibt es immer Ente mit selbst gemachten Spätzle und Rotkohl.“ Ein Festessen für die Familie und eine ganz feste Tradition.
Dr. Josef Wolf liebt asiatische Gewürze.
Die Lasagne ist fertig. Sehr würzig, sehr lecker. Und danach? Ein Espresso, ein guter Single Malt Whiskey und eine Zigarre. Heute gibt es was ganz Besonderes: „Direkt in Kuba in der Zigarrenfabrik selbst gekauft – eine Cohiba.“ Josef Wolf lehnt sich zurück und schaut versonnen den Rauchschwaden nach ... Text & Foto: Gert Steinhagen
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GASTGEBER
Nach 15 Jahren in Schwerin Zuhause Familie Navrosiadis betreibt das Restaurant „Der Grieche“ in Schwerin Mueß Vor 15 Jahren wurde das Restaurant „Der Grieche“ in Schwerin Mueß als Familienbetrieb eröffnet. Maria Navrosiadis, die Tochter des Firmengründers, ist seit 2007 Inhaberin des bekannten Spezialitäten- und Grillrestaurants. Zum diesjährigen Geburtstag des Unternehmens hat sich Famililie Navrosiadis einige Überraschungen ausgedacht, um ihren Gästen zu danken, die ihnen seit Jahren die Treue halten. Schwerin – nach 15 Jahren eine neue Heimat? Familie Navrosiadis lebt seit mehr als 40 Jahren in Deutschland. „Wir leben und arbeiten schon lange hier im Norden Deutschlands und fühlen uns längst hier Zuhause. Gleichwohl wird das nordgriechische Pella immer unsere Heimat bleiben“ erklärt Maria Navrosiadis und weiter: „von dort stammt unsere Familie und wir haben dort auch noch viele Freunde. Sie sind sicherlich schon bei den Vorbereitungen für das Osterfest, das höchste Fest der griechischorthodoxen Kirche. Es ist ein ausgesprochenes Familienfest und von seiner traditionellen Stellung her vergleichbar mit dem deutschen Weihnachtsfest. Gottesdienste, die bis zu drei Stunden dauern können, fröhliche Feiern und erholsame Stunden im Kreise der Familie stehen im Mittelpunkt. Am Ostersonntag gleicht ganz Griechenland einem einzigen PicknickPlatz. Fast jede Familie fährt hinaus aufs Land und grillt Lamm - das traditionelle Osteressen im Freien. Aber auch Nachbarn und Spaziergänger kommen nicht zu kurz. An sie werden „Mezedes" verteilt, Happen von Leber, Eiern, Salat und Käse und natürlich auch Kostproben des knusprigen Lammbratens.“ Mentalitäten – fallen Unterschiede nach 15 Jahren noch auf? „Ich denke, dass unsere Gäste uns Griechen in vielen Dingen ähnlich sind“ überlegt Maria Navrosiadis: „Wie wir sind auch die Mecklenburger ihrer Heimat sehr verbunden und pflegen lieb gewonnene Gewohnheiten und Traditionen. Auch sie sind Familienmenschen und genießen es, in fröhlicher Runde gemeinsam etwas Leckeres zu essen, zu feiern und einfach gut gelaunt zu sein. Ich freue mich darauf, noch viele schöne Stunden gemeinsam mit unseren Gästen in unserem Restaurant genießen zu dürfen.“ Lieblingsgerichte der Gäste – haben sie sich in 15 Jahren geändert? „Es ist tatsächlich so, Gyros, Moussaka, Lamm und Suflaki zählen mit zu den bekanntesten und oftmals auch zu den beliebtesten Speisen unserer Gäste“ sagt die Restaurantinhaberin MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
und weiter: „das hat sich eigentlich auch nicht geändert. Nichtsdestoweniger ist unsere Speisekarte umfangreich, denn die griechische Küche hat sehr viel zu bieten. Zusätzlich bieten wir an den Wochenenden unser griechisches Spezialitätenbuffet an. Es ist uns eine besondere Freude, wenn wir etwa anlässlich einer Familienfeier oder eines anderen besonderen Ereignisses ein Buffet oder eine Menuefolge vorschlagen dürfen. Je nach Geschmack und Experimentierfreude der Gäste kombinieren wir klassische Speisen mit weniger bekannten oder lassen uns ausgefallene Kreationen einfallen. Dazu empfehlen wir den passenden Wein. Übrigens, Griechenland ist das älteste Weinbauland Europas. Schon 600 v. Chr. kam Wein mit griechischen Schiffen über Marseille nach Südfrankreich. Griechische Weine zeichnen sich dadurch aus, dass die Trauben in mediterran heißem Klima und trockenem Wetter bis in den Herbst hinein bis zur Vollsüße ausreifen können. Ideale Voraussetzungen etwa für den Retsina, den griechischen Harzwein.“ Rund um die Zahl 15 – Überraschungen für die Gäste „Familie und Freunde willkommen zu heißen, ist eine Selbstverständlichkeit für jeden gastfreundlichen Griechen und so freuen auch wir uns zukünftig auf unsere Gäste“ sagt Maria Novrosiadis. Um gemeinsam mit ihren Gästen das 15jährige Bestehen des Restaurants in Schwerin zu fei-
Maria Navrosiadis ist Inhaberin des Restaurants.
ern, hat sich Familie Navrosiadis – rund um die Zahl 15 - einiges einfallen lassen: An jedem 15. Tag des Monats erhalten Gäste 15 Prozent Rabatt auf die Gesamtrechnung, jeden Sonntag gibt es das Spezialitäten Buffet inklusive alkoholfreie Getränke, Bier und Wein für 15 Euro und jeden Abend wird jeder 15. Gast persönlich mit einem Geschenk begrüßt. Höhepunkt der Feierlichkeiten soll eine für den 17. und 18. Juni 2011 geplante Geburtstagsfeier sein. Alle teilnehmenden Gäste dürfen sich auf griechische LiveMusik, Köstlichkeiten vom Grill und viele weitere Überraschungen freuen, die im Mueßer Restaurant für mediterrane Spezialitäten vorbereitet werden. Anna Christine Karsten Fotos: privat
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Foto: Spillner
„Erbprinz“ – ein Hotel und sein Name Äußerlich scheinen sie nicht zueinander zu passen – der schmucklose Profanbau und sein barocker Name mit dem Krönchen im Signet. Das Hotel war eine Fabrik für Fleisch- und Wurstwaren; die Empfangshalle das Kesselhaus, in dem Schweinsköpfe zu Presskopf verarbeitet wurden. Vor der Wende. Die Fabrik gibt es immer noch. Sie hat ihren Standort vom Zentrum an die Peripherie verlegt und macht der Stadt alle Ehre. Ebenso das Hotel, der Ziegelbau mit dem Prinzen-Namen. Es ist eine gute Adresse für die Stadt, die ihrerseits auf die barocke Attitüde nicht verzichten mag, warum auch -Barockstadt Ludwigslust. Die Stadt ist ein Geniestreich der mecklenburgischen Herzöge und hat ihnen ihr Sein zu verdanken. Ihr Dasein allerdings und das des Hotels misst sich am Hier und Heute, und das heißt im Jahre 2011: marktwirtschaftlicher Wettbewerb, gastronomisches Knowhow. Die königliche Vergangenheit steht im „Erbprinz“ lediglich als history auf der Speisekarte.
Am Büffet.
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Das Hotel und Restaurant „Erbprinz“ spielt seit 18 Jahren im gastronomischen Mikado der Region eine erfolgreiche Rolle. Gerade genießen Gäste aus Amerika seinen Service. Geschäftsreisende. Für die Hotellerie eine kalkulierbare Größe, wenn die Stadt in den „Gelben Seiten“ genügend wichtige Geschäftsadressen führt. Der „Erbprinz“ arbeitet zurzeit daran, jedes seiner Zimmer mit einem Internetanschluss auszurüsten, um diese wertvolle Klientel zu Hausgästen zu machen. Da die Höhen und Tiefen im Wirtschaftsleben zyklisch, aber terminlich unberechenbar sind, ist es wichtig für das Hotelgewerbe, sich auf verlässliche Höhepunkte zu konzentrieren. Ludwigslust hat derer viele, dank seiner barocken Kulisse. In diesem Jahr z.B.: Konzert Peter Maffay, Konzert David Garrett, Kleines Fest im Großen Park. Schlosskonzerte im Goldenen Saal und in der berühmten Stadtkirche. Zu diesen Ereignissen kommen Tausende in die Stadt. Die Polizei übernimmt dann die Verkehrsführung, und alle Hotels sind
Die Bar.
ausgebucht. Solche Tage dürfen Gastronomen nicht verspielen. Der „Erbprinz“ ist gut darauf vorbereitet. Nach den Konzerten gibt es für Hotelgäste natürlich ein Mondschein-Dinner oder am nächsten Morgen für Langschläfer ein ExtraFrühstück in der offenen Lounge. Im alltäglichen Geschäft favorisiert der „Erbprinz“ die regionale Küche. Das barocke Lulu ist im Ländlichen gelegen. Gemüse- und Fleischproduzenten haben kurze Wege zum Verbraucher. Auf der Speisekarte heißt das Hähnchenbrust, Kaninchenrücken, Rinderrouladen oder Karotten, Lauch, Kohlrabi. Neben dem anspruchsvollen Menü offeriert der Küchenchef jeweils wöchentlich ein Tagesangebot, das von Einwohnern und Geschäftsleuten „von nebenan“ gern angenommen wird. Das Hotel ist bekannt für seine liebevoll ausgestatteten Familienfeste und auch als Ansprechpartner für kulturelle Veranstaltungen. Einmal im Monat lädt es zu einer literarischen Kaffeestunde, „Hoch und Platt und Kaffee satt“. Die Organisation liegt in den
bewährten Händen von Dietrich Sabban, dem Ludwigsluster Schriewersmann. Mit ihm wird das Plattdeutsche lebendig. Wer dabei war, glaubt dem Sprichwort: Totgesagte leben länger. Nichts erinnert mehr an das ehemalige Kesselhaus und die dampfenden Brühwursttöpfe. Der Besitzer des Hotels, Otto Schwichtenberg aus Hamburg, hat das Gebäude nach der Wende stilvoll umgebaut und ausgerüstet. Sein Konzept war nicht Fabrikhallen-Coolness, sondern angenehmes Raumdesign mit einem Touch freundlicher Herrschaftlichkeit. Der „Erbprinz“ wollte und sollte bürgernah sein. Das ist ihm gelungen. Seine Crew unterstützt es. Wenn es auch nicht so aussieht auf den ersten Blick – sie passen zusammen, das Hotel und sein Name. Und das Hotel passt in diese Stadt.„Der Erbprinz“ und das barocke Ludwigslust. Sie arbeiten sich den Erfolg in die Hände. Das nennt man Synergie. Astrid Kloock Fotos (3): Hotel Erbprinz
Prinzenzimmer. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
REGIONALE SPEZIALITÄTEN
Severin – Zentrum des Genusses Da liegt sie im Zentrum des Buffets – groß, von appetitlicher Farbe, umhüllt von einem Duft, der einem das Wasser im Munde zusammen laufen lässt. „Die Räucher-Pute ist unsere absolute Spezialität“, sagt Torsten Schwaß. Der Leiter des Party-Services und Chefkoch der Mecklenburger Landpute GmbH arrangiert gerade die Köstlichkeiten auf großen Platten. Eine Bestellung für eine große Geburtstagsfeier, für die er aus über 100 Produkten wählen kann. „Wir richten uns selbstverständlich nach den Wünschen unserer Kunden, die inzwischen nicht nur aus Westmecklenburg kommen, sondern auch aus Berlin, Hamburg oder sogar aus Köln. Es hat sich herum gesprochen, dass wir hohe Qualität liefern.“ Dazu kommt, dass Putenfleisch kalorienarm, aber eiweiß- und vitaminreich ist. Und es ist lecker! Geräucherte Putenbrust, Putenlachs, Landputensalami, PutenLeberwurst mit Schnittlauch –
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die Liste der Köstlichkeiten ist lang, welche die „Landpute“ zu bieten hat. Das wissen nicht nur die Kunden des Partyservices zu schätzen. Im Hofladen in Severin, in den Filialen in Schwerin, Rostock, Wismar und Parchim und auf vielen Wochenmärkten bis hin nach Lauenburg, Kyritz, Ratzeburg oder Schwarzenbek sind die Erzeugnisse mit dem grünen Puten-Logo zu finden. „Wir liefern aber auch an Krankenhäuser und Babynahrungshersteller“, zählt Torsten Schwaß auf. Selbst die Lufthansa hat schon die Putenhaxe „Ohne Reue“ geordert. Und ganz außergewöhnlich: Die Mecklenburger Landpute GmbH liefert nach Dubai! „Wir sind Halal-zertifiziert“, erklärt er. „Das bedeutet, dass wir unsere Produkte nach moslemischen Regeln herstellen.“ Und „Bio“ gibt es natürlich auch auf Bestellung über die Bio Geflügel Mecklenburg GmbH. „Leider ist der Markt hier im Norden nicht so stark nachgefragt, diese Erzeug-
Räucher-Pute: Eine Köstlichkeit der Extraklasse.
nisse gehen vor allem nach Süddeutschland.“ Jede Woche werden dafür etwa 2.000 Puten verarbeitet. Dazu kommen rund 5.000 Bio-Hähnchen. Einen großen Teil der Tiere zieht das Unternehmen in den Nachbarorten Friedrichsruhe, Spornitz und Zieslübbe selbst auf. Das Telefon klingelt. Torsten Schwaß nimmt einen neuen Auftrag entgegen. „Jetzt heißt es Ärmel hochkrempeln – morgen müssen wir schon liefern.“ Auch solche kurzfristigen Anfragen werden in dem Unternehmen,
Foto: Mecklenburger Landpute
das übrigens 230 Mitarbeiter zählt, in gewohnt hoher Qualität erledigt. Aber sobald ein wenig Zeit ist, entwickelt das Landputenteam neue Rezepte. Liebevoll und mit viel Phantasie arrangiert der Chefkoch Kümmel-Pute neben Puten-Lyoner und Partybällchen. Ein appetitlicher Duft zieht durch die Severiner Küche. Der Chefkoch schneidet die geräucherte Putenbrust auf. Einfach lecker! Gert Steinhagen
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SCHLOSSGESCHICHTEN
Tafeldecker und Silberwäscherin Die Silberkammer im Schweriner Schloss wird restauriert Zwölf Gänge wurden zum Dinner gereicht: Schildkrötensuppe und Kaviar, Trüffelpoularde, Rinderfilet á l’anglaise mit Tomatensauce, Stangenspargel, Straßburger Gänseleberpastete und Kalbsbries, Wild- und Entenbraten, Kompott, Salat, Weingelee mit Ananas und Süßgebäck. Etwa 470 Personen hatte der Schweriner Großherzog zur Feier des großen Schlossumbaus 1857 eingeladen. Sie speisen zweieinhalb Stunden lang. Nicht alle im Goldenen Saal. Hier wurde die großherzogliche Tafel für 126 Personen gedeckt. Von der Empore schauten ihnen dabei interessierte Schweriner zu. 80 Personen speisten im Thronsaal, 104 in der Ahnengalerie, 40 im Billardzimmer und 35 im Königssaal. Um alle Gäste mit Besteck versorgen zu können, reichte der groß-
herzogliche Tafelsilber-Vorrat nicht. So ließ man aus Doberan 197 silberne Löffel und ebenso viele Gabeln kommen. Ansonsten wurde das Zubehör für die herzogliche Tafel in der schlosseigenen Silberkammer aufbewahrt. Sie wird gegenwärtig restauriert, um sie im kommenden Jahr für die Besucher des Schweriner Schlosses zugänglich zu machen. Die Silberkammer ist 100 Quadratmeter groß; etwa 70 Silberexponate werden gezeigt, darunter Tafelsilber, Kerzenleuchter, VermeilleService, aber dazu auch Tafeltücher, eine Serviettenpresse, als Repro auch Speisekarten, darunter auch solche, die der Hofmaler Theodor Schloepke mit figuralen Randleisten verzierte. „Das Tafelsilber, das edle Zubehör und ein original gedeckter Tisch vermitteln dann einen authentischen Eindruck davon, wie es am herzoglichen Tisch so zuging“, verspricht „Schlossherr“ Ralf Weingart. Neben den Utensilien, die oft gebraucht wurden, findet sich auch ein Koffer mit einem Tee- und Kaffeeservice für unterwegs aus
dem Jahre 1904, das Friedrich Franz und seine Gemahlin Alexandra augenscheinlich nie benutzt hatten.
Die Silberkammer liegt im Zwischengeschoss des Hauptturmes an der Seeseite. Der Raum gehörte nach dem Schlossumbau ab 1857
zunächst zum Bereich der Kinderzimmer. Dort finden die Besucher heute auch die Porzellangalerie. Unter Friedrich Franz III. erfolgte ab 1883 eine Umnutzung verschiedener Räumlichkeiten und aus dem früheren Spielzimmer der Kinder wurde die Silberkammer.
Johann Joachim Kaendler, Teekanne in Gestalt einer Affenmutter mit zwei Jungen, Meißen, 1735
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Auskunft geben kann der Leiter des Schlossmuseums auch über die Menschen, die in der Silberkammer tätig waren. „Hier arbeiteten ein bis zwei
Saucière auf Plateau aus dem Service des Großherzogs Georg von Mecklenburg-Strelitz, Johann Georg Christoph Neuss, Augsburg, 1821
Tafeldecker, ein Silberdiener sowie eine Silberwäscherin. Nach dem Besoldungsetat von 1864 erhielt ein Tafel-decker ein Jahreseinkommen zwischen 1800 und 2000 Mark und zählt damit zu den ‚Besserverdienenden’ bei Hofe (Haushofmeister: bis zu 3000 Mark; Feuerwärter/Gartengehilfen: max. 720 Mark). Der Silberdiener erhielt – je nach Dienstjahren – 660 bis 840 Mark, eine Silberwäscherin 1876 nur 150 Mark, dazu aber freie Kost und Logis sowie Heizung und Licht frei. Der Raum erhielt eine Möblierung zur Aufbewahrung der Tafelutensilien und verfügte auch über eine mit Wasseranschlüssen versehene Silberwäsche zur Reinigung. Ziel der gegenwärtigen Restaurierung sei es, die Räume des Schweriner Schlosses sinnlich erlebbar zu machen, erläutert Ralf Weingart – auch bei den weiteren aktuellen Projekten wie die weitere Wiederherstellung der Hofdornitz und der Weinlaubsäle im Tiefgeschoss.
Deckelterrine mit Untersatzplatte, Silber, Heinrich Rose und Johann Friedrich Theodor Joost, Schwerin, 1904
Deckelterrine aus dem Tafelservice der Großherzogin Alexandrine, KPM Berlin, 1822
Fotos: Staatl. Museum Schwerin, G. Bröcker
Fotos: Hugo Maertens, Brüssel
M. S.
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MUSEUM
Weinflasche mit Deckel und zwei Bechern, Friedrich Bundtzen 1959, Ausführung in den Oberlausitzer Glaswerken Weißwasser (vor 1971)
Gläserne Pracht Zerbrechliche Schönheiten Jahrzehntelang war die „Gläserne Pracht“ des Staatlichen Museums ins Depot verbannt. Kustodin Antje Marthe Fischer gestaltete aus der Sammlung eine hochinteressante Ausstellung. Foto: M. S.
Flasche aus Hyalithglas, Nordböhmen, um 1830
Glas ist für die Menschen von heute vor allem ein Gebrauchsgegenstand. Zweckgebunden für die Aufnahme verschiedens-ter Getränke, Blumen oder anderer Dinge sind so manche Gläser auch edel und stilvoll, erreichen aber nie die Schönheit und Qualität der vergangenen Jahrhunderte. Ihre Blütezeit hatte die Glasherstellung im Barock erlebt. Mit der Erfindung des Porzellans geriet sie in eine tiefe Krise, die bis heute nicht wirklich überwunden ist. Einen Spaziergang durch die Geschichte des Glases erleben die Besucher der Ausstellung „Gläserne Pracht“ im Staatlichen Museum Schwerin, die noch bis Ende Juni zu sehen ist. Sie zeigt nicht nur zerbrechliche, zarte Schönheiten – Pokale, Humpen, Zier- und Gebrauchsgefäße – von der Antike bis ins 20. Jahrhundert, sondern informiert auch über die Entwicklung des besonderen Materials in Europa. Antje Marthe Fischer, Kustodin in der Abteilung Kunsthandwerk, schwärmt von der Schweriner Glassammlung, die nun erstmals in ihrer ganzen eintausendteiligen Pracht zu sehen ist. Nahezu den kompletten Bestand, den die Schweriner Herzöge zusammen getragen haben, hat sie aus dem Glasdepot und anderen Ausstellungen geholt.
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Zu jeder Epoche, jeder Hütte zeigt die Schau ein charakteristisches Einzelstück, dazu gibt ein Schaudepot umfassenden Einblick. Zu sehen sind Gebrauchsgläser am Mecklenburgischen Hofe, aber auch edle Geschenke herrschaftlicher Verwandtschaft. Ein Großteil der Exponate kommt aus dem persönlichen Besitz der Herzogin Alexandrine, Tochter des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm III. und Urenkelin der Königin Cecilie. So entdeckte Antje Marthe Fischer ein 67-teiliges Service, das aus der russischen Zarenyacht von Alexander II. stammte. Andere, reich mit Gold verzierte Gläser hatte ihr die Urgroßmutter geschenkt. In einer Rubinglasschale aus dem 19. Jahrhundert vermutet Fischer ein königliches Geschenk von Friedrich Wilhelm III. und Königin Louise. Die ältesten Stücke stammen aus dem 3./4. Jahrhundert und kommen aus Syrien; die Salbölgefäße gehören zu den ersten geblasenen Gläsern. Bis dahin wurde Sand modelliert und mit Glas umformt. Angefangen von den antiken Gefäßen der römischen Kaiserzeit kann der Besucher auf seinem Weg durch die Jahrhunderte auch mittelalterliche Behältnisse für Reliquien, Email- und Schwarzlotgläser,
barocke Prunkpokale und Goldrubingläser, Werke des 19. Jahrhunderts in großer technischer Raffinesse, Jugendstilgläser namhafter Künstler und Glashütten, Glas der Moderne des 20. Jahrhunderts sowie Glasdesign und Studioglas der ehemaligen DDR bewundern. Ihre Blüte erlebte die Gläserne Pracht im Barock. Auch diese Zeit ist reich vertreten. Mit Erfindung des Porzellans geriet Glasherstellung in eine tiefe Krise, so wurde das Milchglas erfunden, um dem Porzellan ähnlich zu werden. Das allgemeine Niveau sank. Trotzdem ist auch die Moderne interessant. So finden sich Arbeiten aus der Josephinenhütte, die in den 20er, 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts direkt dort erworben wurden. Spannend zeigt sich auch die Glaskunst der DDR als geschlossenes Sammelgebiet, die Stücke reichen vom zarten Lampenglas der 70er Jahre über dickwandiges Studioglas eines Volker Precht bis zur Designerware für die Serienproduktion. Wen die Ausstellung neugierig gemacht hat, kann im Katalog dazu Wissen über die „Gläserne Pracht“ mit nach Hause nehmen. M. S.
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MUSEUM
Die „Augen“ der Kleider Privates Museum in Wismar zeigt Vielfalt der Knöpfe „Humor ist der Knopf, der verhindert, dass einem der Kragen platzt.“ So wird der deutsche Lyriker, Erzähler und Maler Joachim Ringelnatz (1883-1934) zitiert. Welch große Aufgabe für einen kleinen Knopf – und es ist bei weitem nicht die einzige, weiß Reingard Berger, Inhaberin des Hotel Reingard in Wismar. „Mit der Liebe zum Detail fängt alles an“ erklärt die Gastronomin
bemüht, den Geschmackssinn meiner Hotelgäste zu sensibilisieren“ sagt Reingard Berger „und mit der Einrichtung des Knopfmuseums möchte ich den Blick der Besucher auf diese ganz kleinen Dinge lenken. Ich selbst betrachte sie mit viel Liebe, weil sie diese Aufmerksamkeit ganz einfach verdienen.“ Knöpfe sind schon sehr lange ein Teil unserer Kleidung und hatten zunächst die rein pragmatische Funktion,
Reingard Berger gewährt einen Blick in eine Schublade mit Holzknöpfen.
die Idee, das erste private Knopfmuseum zu eröffnen und weiter: „Es gibt so viele interessante Menschen und Dinge zu sehen – man muss nur mit offenen Augen durch die Welt gehen, die Sinne schärfen und aus dem, was man gefunden hat auch etwas machen.“ Der Knopf – ein Gebrauchsstück „Mit den unterschiedlichen kulinarischen Kreationen bin ich MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
verschiedene Stoffteile zusammenzuhalten und zu verschließen. In erster Linie sollte das Kleidungsstück vor Wärme, Kälte oder Nässe schützen. Die Knöpfe waren von Hand in einfachen Formen aus den jeweils bekannten oder gebräuchlichen Materialien gefertigt. Zu diesen zählten anfänglich Knochen, Holz, Nüsse, Bernstein oder Perlmutt. Aus Pappmaché entstanden in
Ermangelung von Material sogenannte Notknöpfe. Später wurden aufgrund neuer Fertigungsmöglichkeiten auch Metalle wie Silber, Gold oder Eisen verarbeitet, dann auch Glas und Porzellan in kunstvoller Gestaltung. Für Uniformknöpfe fanden feuervergoldete Mischformen Verwendung, die das Wappentier hell glänzen ließen. Der Knopf – ein Schmuckstück Bereits in der Antike schon waren Knöpfe mehr als nur nützliche Gebrauchsgegenstände. Festgehalten mit einer Schlaufe zierten sie die Gewänder reicher Adliger und Kaufleute. Dank einer Erfindung im Deutschland des 13. Jahrhunderts, dem Knopfloch, konnten nun auch eng anliegende Kleidungsstücke gefertigt werden – eine neue Moderichtung war entstanden, die in ganz Europa viele Anhänger finden sollte. Knöpfe waren nun schmückende Accessoires von Kleidungsstücken, die sowohl sozialen Stand als auch wirtschaftliche Position seines Trägers repräsentierten. Wer solche Kleidung trug, genoss Ansehen und Respekt – die Knöpfe als „Augen unserer Kleidung“ widerspiegelten, wie sich der Träger der Kleidung fühlt. Redewendungen wie: „Kann ich auch mit einem Knopf bezahlen?“ oder „Ich habe nur das, was ich am Leibe trage“ rühren aus dieser Zeit, als Knöpfe kunstvoll aus wertvollen Materialien gefertigt wurden. Kleiderordnungen gebieten Einhalt Immer ausgefallener und pompöser wurden Materialien, Stoffe und Schnitte der Kleider. Knöpfe zählten zu den sogenannten Ausschmückungen, die sich oftmals in großen Mengen Stück an Stück nebeneinander reihten. Im 16. Jahrhundert schließlich
kam es vielerorts zum Erlass von Kleiderordnungen. enthielten Sie Ermahnungen, nicht der Prunksucht zu verfallen und sich standesgemäß zu kleiden. Mit diesen Edikten sollte gewährleistet werden, dass die gesellschaftlichen Standesunterschiede aufrechterhalten bleiben. Ständige und aktuelle Ausstellung Circa eine halbe Million Knöpfe zählen zum Bestand des privaten Knopfmuseums in der Wismarer Weberstraße. Das Sortieren der vielen Knöpfe, ihre Kategorisierung und Aufbewahrung – das wird ein Lebensprojekt der passionierten Sammlerin. Um ihre Freude und ihre Begeisterung für dieses Projekt weiterzugeben, führt Reingard Berger Interessierte durch ihr Museum und vermittelt mit einem Vortrag Wissenswertes und Unterhaltsames zum Thema Knöpfe. Wie viel Schock Knöpfe dürfen nach dem Nürnberger Erlass gegen die Prunksucht noch einen Männerrock zieren oder warum sind die Knöpfe bei Damenkleidung rechts zu knöpfen? Diese Fragen werden bei einem Museumsbesuch ausführlich beantwortet. Zur Zeit wird eine aktuelle Ausstellung vorbereitet: Zur Eröffnung am Donnerstag, 20. Mai 2011 um 17 Uhr im Gutshaus in Klein Grabow sind Knopf-Interessierte und solche, die es noch werden möchten, herzlich eingeladen. Aus der Fülle des Angebots wurde eine thematische Auswahl getroffen: Neben textiler Kunst werden Perlmutt-Knöpfe vorgestellt. Die Ausstellung ist bis Ende Oktober freitags, samstags und sonntags von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Text & Foto: Anna Christine Karsten
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KIRCHE
Campus Solis Neuklosters Kirche St. Maria
Die Klosterkirche ist eine der ältesten erhaltenen Backsteinbauten des Landes.
Einzigartig in Norddeutschland: erhaltene Glasmalereien aus dem 13. Jahrhundert.
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Intensive Farben und Ornamente zieren die Decke im Längsschiff der Kirche.
Blick in den Ausstellung „Sonnenkamp – Der Anfang“ im Inneren des Glockenturms.
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KIRCHE Ungefähr 15 km südöstlich von Wismar beurkundete Obotritenfürst Heinrich Borwin I. im Jahre 1219 die Gründung des Klosters „Campus Solis“. Dieser Name ging auch auf den Ort über, der hier in schützender Nähe der Burg „Kuczin“ entstanden war: campus solis – Sonnenkamp. Dieser Name hatte jedoch keinen Bestand, und schon im 14. Jahrhundert war die Bezeichnung „Neukloster“ gebräuchlich, und so blieb es bis heute.
Einzelne Exponate der Ausstellung vor zwei Nonnen-Figuren.
lung in der Kirche zeigen, wie solche neuen Ideen gelebt werden. Die Propstei der Klosteranlage Das ehemalige Propsteigebäude wurde über viele Jahre hinweg für verschiedene weltliche Zwecke genutzt und diente als Wohn- Verwaltungs- oder Lagergebäude. Nach umfangreicher Sanierung beider Giebel und des gesamten Inneren des Gebäudes haben es die jüngsten Bürger aus Neukloster in Besitz genommen: Die ehemalige Propstei ist heute das Zuhause des Integrativen Kindergartens Am Sonnenkamp. Als „Haus der kleinen Forscher“ ausgezeichnet und mit zukunftsorientierten Modellprojekten wird das ehrwürdige Gebäude mit fröhlichem Kinderlachen und neuem Leben erfüllt. Der Glockenturm der Klosteranlage Ein Brand im Jahre 1989 zerstörte den Glockenturm fast vollständig. Über mehrere Jahre hinweg konnte er im Rahmen eines Bauprojekts dank vieler Spenden wieder aufgebaut und einer neuen Bestimmung als Ausstellungsraum mit besonderem Flair übergeben werden. „Sonnenkamp – Der Anfang“ heißt die Ausstellung, die anlässlich des Klosterfestes 2009 eröffnet werden konnte. Besucher sehen und erfahren Interessantes und Wissenswertes aus den Anfängen des ehemaligen
Benediktinerinnen- und späteren Zisterzienserinnenklosters. Einen großen bunt bemalten Kapaun zum Beispiel gibt es hier, der – einer Legende nach - den Klosterschatz bewacht oder Bilder von einem seltenen Ritterorden: Der Orden der Ritter von Dobrin, die Militis Christi Pruie, hatte nur circa 15 Jahre Bestand. Jacob Ebelnson war Generalpräzeptor der Antoniterbruderschaft und gründete unweit von Neukloster das Haus des heiligen Antonius. Nach ihm ist die Kribbelkrankheit, das Antoniusfeuer benannt, eine Hautreaktion, die nach dem Genuss von Roggen auftrat. Die Ausstellung im Glockenturm kann während der Kirchenöffnungszeiten und auf Anfrage im Pfarramt besichtigt werden. Sie ist ein beliebtes Ausflugsziel für Unterrichtsklassen und ge-schichtlich interessierte Besucher der Region. Die Kirche der Klosteranlage Auch die Klosterkirche selbst ist Ziel vieler Besucher von nah und fern. Viele kommen vor allem, um sich die mittelalterlichen Glasmalereien anzusehen. Sie gelten als die ältesten erhaltenen und bedeutendsten in ganz Norddeutschland. Sie entstanden um 1250 und zeigen fünf lebensgroße spätromanische Heiligenfiguren: Maria von Magdalena, den Apostel Matthias, die Heilige Katharina, Elisabeth von Thüringen und den Evangelisten Matthäus. Warum gerade diese Personen?
Das Kloster verfügte über einen umfangreichen Reliquienbesitz – auch Reliquien von den Vorbenannten Matthias, Katharina und Elisabeth von Thüringen zählten dazu. Die Heiligen, die in ihren Reliquien präsentiert wurden, waren den Nonnen in dieser Form nicht zugänglich. In ihrer lebensgroßen leuchtenden Darstellung als Fensterbild jedoch umgaben sie die Nonnen unmittelbar bei ihrem Gebet und waren für sie gegenwärtig. Der Besucher, der das Gotteshaus betritt, kann die Glasmalereien nicht gleich sehen und muss erst bis in die Mitte des unscheinbar anmutenden Raumes gelangen. Umso größer ist das Erstaunen, wenn sich ihm auf der rechten Seite ein gewaltiges Längsschiff und auf der linken Seite die Dreifenstergruppe des Chores mit den eindrücklichen Glasmalereien eröffnet. Die Kirche ist heute ein einschiffiger Backsteinbau über kreuzförmigem Grundriss. Sie gehört zu den ältesten erhaltenen steinernen Bauten des Landes. Exemplarisch lassen sich hier die frühen Architektur-Strömungen erkennen: spätromanischer Baubeginn, Übergang zur prachtvollen Formensprache der Frühgotik und neugotische Elemente in der dritten Bauphase aus den 1860er Jahren, die heute das Aussehen des Innenraumes prägen. Anna Christine Karsten Fotos: Helmut Wachtel
Von der Klosteranlage haben nicht alle Gebäude die Zeiten überdauert. Die Propstei, der separat stehende Glockenturm, die Kirche und Reste der ehemaligen Klostermauer sind noch vorhanden und zeugen von einer bewegten Vergangenheit. Stadt und Kirchgemeinde haben das Verbliebene erhalten. Nach Gestaltung der Freianlage ergänzen sich die Gebäude zu einem einheitlichen Ganzen mit dem Anspruch, Teil der heute hier lebenden Menschen und ihrer Zukunft zu sein: die Klosteranlage als Ort der Ruhe und Besinnung für Gemeinsamkeit, Bildung und neue Ideen. Das alljährlich im Sommer stattfindende Klosterfest, das Stadtfest oder der Weihnachtsmarkt mit einer KrippenausstelMECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
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ARCHITEKTUR
Einzigartiges Denkmal:
Das Kulturhaus im Musterdorf Mestlin Zeitreise in die Vergangenheit mit neuer Zukunft „Anlässlich der feierlichen Eröffnung … gestatten wir uns, Sie und Ihre Gattin auf das Herzlichste einzuladen.“ Was nach einer Event-Ankündigung der gehobenen Gesellschaft klingt, wurde einst vom Rat der Gemeinde Mestlin formuliert und bat im Oktober 1957 zur Einweihung des dortigen Kulturhauses. Gelangt man heute in den zwischen Crivitz und Goldberg gelegenen Ort, erweckt das neoklassizistische Gebäude unweigerlich unser Interesse und man fragt sich nach dem Grund dafür, warum ein der-
artiger Monumentalbau in einem Dorf mit nicht mal 1000 Einwohnern steht. Parkt man dann auf dem riesigen Karree des MarxEngels-Platzes, wird man gewahr, dass das Kulturhaus zentraler Bestandteil eines Gebäudeensembles rund um den Platz ist. In der Tat wurde der gesamte Komplex sehr bewusst gestaltet. Nach der Bodenreform plante man DDRweit eine große Anzahl von Musterdörfern, um die ländlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen denen in der Stadt anzugleichen.
Karin Zimmermann: „Heitere Mecklenburglandschaft“, Acryl/Papier, 60x84 cm, 1996 Foto: Kay Zimmermann (1)
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Wichtiger Bestandteil sollte ein zentraler Platz sein, Bezugspunkt auch für die umliegenden Dörfer, beherrscht vom Kulturhaus und flankiert von Kindergarten, Schule, Landambulatorium, Gaststätte, Gemeindehaus samt Post und Sparkasse und einem Wohn- und Geschäftshaus. Von den Plänen für insgesamt 180 Musterdörfer in Mecklenburg wurde einzig das Konzept für Mestlin zwischen 1952 und 1959 realisiert (warum gerade dieses Dorf auserwählt wurde, lässt sich
heute nicht mehr rekonstruieren). Speziell das drei Millionen Mark teure Kulturhaus mit seinem großen Saal (400 Plätze!), einer Bibliothek sowie Versammlungsräumen brachte mit seinen vielfältigen Veranstaltungen städtisches Flair aufs Land: mit Theater- und Konzertabenden, Filmvorführungen, allwöchentlichen Tanzvergnügen und sonstigen Festivitäten. Bis 1990 erfüllte das Kulturzentrum seine Funktion; dann wurde es für eine Großraumdiskothek missbraucht, „verlor“ sein Inventar und verwahrloste schließlich. Zwischen
Großes Interesse für das besondere Ambiente der Ausstellungen. Foto: Kulturhaus Mestlin (2)
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ARCHITEKTUR 1997 und 2003 bemühte sich ein Förderverein um die Rettung des Hauses, seit 2008 gefolgt von dem Verein „Denkmal Kultur Mestlin“ e.V. , einer privaten Initiative, die sich ohne finanzielle Förderung seitens der öffentlichen Hand erfolgreich um die Wiederherstellung eines kulturellen Erbes der DDR bemüht, das seit 1977 unter Denkmalschutz steht. Nunmehr ist wieder Leben eingekehrt in das Haus, mit Disko-Abenden für die Jugend, Tanztees für Senioren, Theateraufführungen und mit zahlreichen Kunstausstellungen. Neben der Beteiligung an den alljährlichen Aktionen „Kunst offen“ zu Pfingsten und „Kunst heute“ im Herbst waren es vor allem die beiden großen Sommerausstellungen im Rahmen der SEENLANDKUNST: „LückenStücke. Palastkunst im Musterdorf“ sowie „Ein weites Feld – Landwirtschaft in der Malerei der DDR“, die in den vergangenen beiden Jahren mit jeweils 2000 Betrachtern einen Besuchermagneten bildeten. Momentan (23. 4. bis 22. 5.) präsentiert das Kulturhaus die Dokumentation „Landwirte im Widerstand von 1933-45“ (geöffnet Sa/So 11-17 Uhr), die in Kooperation der Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg entstanden ist und deren Träger die Gesellschaft der Freunde und Förderer der agrar- und umweltwissenschaftlichen Fakultät der Uni Rostock ist. Auf 28 Tafeln stellt der Rostocker Diplom-Landwirt Gerhard Fischer 36 Frauen und Männer in Kurzbiografien und Porträts dar, die (vom Landarbeiter und Kleinbauern bis zum Großgrundbesitzer und Vertreter des Adels) in den Unheilsjahren Widerstand geleistet haben – bezogen auf den ländlichen Raum ein Thema, das bislang nur unzureichend gewürdigt wurde. Die eindrucksvolle Wanderausstellung wird vom 2. bis 26. Juni gefolgt von „Kunstlandschaft“, für die Kurator Andre van Uehm 14 Mecklenburger Künstlerinnen und Künstler zusammengeführt hat. Sie alle haben sich mit der Landschaft ihrer Heimat ausein-andergesetzt – ein reizvolles Aufeinandertreffen von unterschiedlichen künstlerischen HerangehensweiMECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
sen. Annegret Goebeler, Angela Preuß, Anneliese Schöfbeck, Anna Sojor und Karin Zimmermann sowie Volkmar Förster, Jürgen Goldberg und Rainer Stuchlik sind mit ihrer Malerei vertreten, Wilko Hänsch und Hannes Schützler zeigen Grafiken, von Irmhild Löhlein und Klaus-Dieter Steinberg sind Collagen ausgestellt, Andre van Uehm steuert Fotografien bei und Johannes Mann wird Skulpturen aufbauen. Die Vernissage wird am Himmelfahrts-/Herrentag um 11 Uhr stattfinden, die Künstler werden anwesend sein und ihre jeweiligen Darstellungen erläutern. An den drei Pfingsttagen wird jeweils um 14 Uhr ein von Initiator
Andre van Uehm geführter Rundgang durch Ausstellung und weitere Räume des Kulturhauses geboten. Öffnungszeiten: Sa/So 1117 Uhr, zusätzlich auch am 3. Juni. Ab 9. Juli sperrt das Haus bis zum 28. August zu denselben Öffnungszeiten wieder seine Pforten auf und präsentiert im Rahmen von SEENLANDKUNST die große Mestliner Sommerausstellung, deren Thema bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht bekannt war. Fest steht, dass die Exposition wie schon im vergangenen Jahr erneut aus den Beständen des Kunstarchivs Beeskow bestückt wird, das als zentrale Sammelstelle
der Länder MV, Berlin und Brandenburg die bildende Kunst in der DDR aus diesen Provenienzen dokumentiert. Da das Gebäude lediglich bei Veranstaltungen der Öffentlichkeit zugänglich ist (weitere Informationen: www.denkmal-kultur-mestlin.de), bietet ein Ausstellungsbesuch auch die Chance, ein großdimensioniertes exemplarisches Beispiel für die „Salons der Sozialisten“ kennenzulernen, wie ein Buch über die rund 2000 Kulturhäuser der DDR ironisch-trefflich betitelt wurde. Peter Bramböck
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SCHLOSSGESCHICHTEN
Eine Perle abseits des Weges Entdeckt im Kl端tzer Winkel: Schloss Kalkhorst
SCHLOSSGESCHICHTEN Wäre da nicht das weiße Schild mit der Aufschrift „Schloss“ an der Kreuzung – man würde durch Kalkhorst durchfahren. Dabei ist das neogotische Haus, gut einen Kilometer außerhalb der Ortschaft im Klützer Winkel gelegen, aufs engste mit der deutschen Geschichte verbunden. Als der in Zierow bei Wismar geborene Thomson von Biel 1852 volljährig wurde, übergab ihm sein Vater, einer der Initiatoren der ersten Pferderennbahn auf dem europäischen Festland in Bad Doberan, das Gut Kalkhorst. Zeuge dieser Übergabe war der Pastor Friedrich Schliemann, ein Onkel von Heinrich Schliemann, der den Trojaentdecker für eineinhalb Jahre bei sich aufgenommen hatte. Doch Thomson von Biel hatte kein Interesse, das rund 800 ha große Gut zu bewirtschaften. Statt der Landwirtschaft widmete er sich lieber den schönen Künsten. Den Pachtvertrag für Kalkhorst mit der Familie Ehlers ließ er weiter laufen. Von Biel studierte Malerei in München, machte viele Reisen in die weite Welt und trat als Kunstmäzen auf. Und er ließ sich ein „Haus“ bauen – das Schloss Kalkhorst. Mit den Planungen für das Gebäude und den 13 ha großen Park wurden berühmte Architekten und Gartengestalter beauftragt. Doch es dauerte über 20 Jahre von der ersten Studie bis zur Fertigstellung des Schlosses. 1874 konnte Thomson von Biel endlich einziehen. Und dass er weite Reisen gemacht hatte, lässt sich innen wie außen an vielen Details ablesen: Im maurischen Stil bemalte Fliesen an der Südfassade, dem Kirchenbau entlehnte Gewölbe im Eingangsbereich, ein davidsternähnliches Relief, eine Friesgestaltung, die an die Symbole der Freimaurer erinnert … Thomson von Biel machte Kalkhorst zu einer Begegnungsstätte für Künstler. Und er gründete eine Stiftung „zur Hebung der Freskenmalerei, die heute noch existiert. Er war Mitglied im Verein für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, der er testamentarisch Geld vermachte, dass für die Sammlung Wossidlo verwandt wurde. Als Thomson von Biel 1905 kinderlos starb, losten zwei Vettern um das Erbe. Sein Neffe Röttger von Biel übernahm das Gut, hatte aber auch nichts mit der Landwirtschaft im Sinn. Der Jurist stand als Diplomat im Dienste des Deutschen Reiches und war viel im Ausland unterwegs. Seine Passion galt aber der Jagd. Er baute auf Schloss Kalkhorst einen Tontauben-Schießstand und auch einen Hundezwinger. Als Röttger 1918 aus dem diplomatischen Dienst ausschied, zahlte er den Pächter des Gutes Kalkhorst „großzügig“ , so die historischen Quellen, aus und betrieb nun selbst Landwirtschaft. Offenbar jedoch mit unglücklicher Hand: 1930 war das Gut heillos überschuldet. Röttger von Biel kam auf der Jagd uns Leben – Mutmaßungen gehen von Selbstmord aus. Möbel und Kunstsammlungen wurden versteigert. Das Schloss kaufte MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
Das Dach des Mausoleums wurde nach dem Vorbild des Crystal Palace gebaut.
Ganz chic im 19. Jahrhundert: die Toreinfahrt. Fotos: Manfred Rohde
Artur Vidal für 498.000 RM. Der neue Eigentümer verkaufte es aber schon 1933 weiter – an die Hamburger Alfred-Toepfer-Stiftung, die damals bedeutendste Privatstiftung Deutschlands. Ab Ende 1934 wurde Schloss Kalkhorst zur Schule für den „Volksbund für das Deutschtum im Ausland“ umgebaut. Toepfer musste es ihm kostenfrei überlassen. 1945 dann kamen die Flüchtlingstrecks aus
dem Osten auch im Klützer Winkel an. Während Dörfer und Städte hoffnungslos überfüllt waren, gab es auf Schloss Kalkhorst keine Unterkunft für die Vertriebenen. Anweisung aus Berlin! Denn das Schloss war letztes Hauptquartier des „Reichsführers SS“, Heinrich Himmler. Der setzte sich am 2.Mai 1945 ab. Einen Tag später kamen die amerikanischen Truppen, am 31.Mai wurde das Dorf an die Briten übergeben, bevor dann am 1.Juli der Klützer Winkel der Sowjetischen Besatzungszone zugeschlagen wurde. Das Schloss wurde Seuchenlazarett für Thyphuskranke. All diese Wirren konnten Schloss und Park Kalkhorst nichts anhaben. Ganz im Gegenteil: Die Dorfbewohner trauten sich nicht auf das Anwesen, um beispielsweise Holz zu schlagen. Ab 1946 war das Schloss Heilstätte für Tuberkulosepatienten. Auch eine gewisse Christa Ihlenfeld wurde hier kuriert. Später wurde sie bekannt als die Schriftstellerin Christa Wolf. Sie setzte Kalkhorst ein Literarisches Denkmal mit dem Ort Winkelhorst in ihrem Roman „Kindheitsmuster“. Als die Tuberkulosepatienten 1966 auszogen, wurde Kalkhorst psychiatrische Klinik. Auch noch nach 1990. Da war aber der Landkreis Nordwestmecklenburg Eigentümer geworden, Betreiber wurde die Diakonie. 1999 kam dann erneut etwas Neues – Schloss Kalkhorst wurde verkauft. Manfred Rohde, Ur-Kalkhorster und Steuerberater übernahm das Anwesen. „Man muss schon ein wenig verrückt sein“, bekennt er, „dieses alles hier zu übernehmen.“ Denn die Zeitläufe hatten ihre Spuren hinterlassen. Und im Sommer sind einmal pro Woche vier Hektar Rasen zu mähen. „Ich habe jetzt aber einen Rasentraktor, mit dem das gut zu schaffen ist“, sagt der Eigentümer. Im Park mit seinem wertvollen Baumbestand mit Gingko, Riesenmammutbaum und Atlaszeder hat er im Laufe der Zeit Ordnung geschaffen, im Teich schwimmen wieder Fische. „Wir können nur nach und nach den alten Zustand wieder herstellen. Schließlich finanzieren wir alles privat.“ Und Manfred Rohde bietet kleine Veranstaltungen an, aber auch Führungen durch Schloss und Park. Wer daran teilnehmen möchte, sollte jedoch Zeit mitbringen. Der „Schlossherr“ kann viel und packend erzählen: vom Mausoleum, dessen Dachturm vom Londoner Crystal Palace inspiriert ist und das zwei Mal geplündert worden sein soll – von den Russen und von Schalck-Golodkowskis Leuten, von der Felsengrotte und von der einstmals kleinsten Jugendherberge Deutschlands und, und, und. Wer das alles ganz hautnah in einer wunderbaren Landschaft genießen will, der kann sich auch im Schloss Kalkhorst einmieten – in einem der fünf Gästezimmer. www.schloss-kalkhorst.de Gert Steinhagen
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REGIONALMARKETING
Zusammenarbeit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises Ludwigslust mit dem Regionalmarketingverein e. V. Liebe Leserinnen, liebe Leser, die sehr guten Standortbedingungen im Landkreis Ludwigslust haben bereits viele Investoren überzeugt. Die Investoren lernen den Landkreis als reformfreudig, modern und unternehmerisch kennen. Im Ergebnis weist der Landkreis die niedrigste Arbeitslosenquote im Land aus. Einen bedeutenden Schwerpunkt haben wir in der Nahrungsmittelindustrie geschaffen. Gelegentlich werden wir auch als der »Süße Landkreis« bezeichnet. Bei der Wirtschaftsentwicklung helfen uns die sehr gute Verkehrsanbindung und die Nähe zu den Metropolregionen Hamburg und Berlin. Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises Ludwigslust GmbH (Wifög) bietet eine sehr gute Betreuung für interessierte Unternehmen. Der Sparkasse MecklenburgSchwerin sind wir dankbar, dass sie dabei aktiv mitwirkt und uns mit ihrer Kompetenz unterstützt. Wir haben in der Tat eine hervorragende Ausgangsposition, um nun mit neuen Programmen neue Zielgruppen für die Region zu gewinnen. Beispielsweise die begehrten Fach- und Führungskräfte, die die Unternehmen so dringend brauchen. Allerdings müssen wir nach wie vor viel tun, um im Standortwettbewerb der Regionen um Innovationskapital, privates Investment, qualifizierte Arbeitskräfte und kluge Köpfe erfolgreich zu sein. Stichworte wie die demografische Entwicklung und der Fachkräftemangel etwa heizen diesen Wettbewerb zurzeit kräftig an. Hier sind Selbstbewusstsein und Vertrauen in die Stärke der Region gefragt! Regionalmarketing gewinnt dabei als ein Gestaltungsinstrument im Standortwettbewerb 44
burg. In beiden Fällen können durch diese gemeinschaftliche Aktion der Aufmerksamkeitswert erhöht, die begrenzten Ressourcen optimal genutzt und das Image der Region MecklenburgSchwerin positiv dargestellt werden. Deshalb ist diese gemeinsame Messepräsenz sehr wirkungsvoll und wird von uns sehr begrüßt.
immer mehr an Bedeutung. Mit über elf Jahren Praxis gehört der Regionalmarketing Mecklenburg-Schwerin e.V. heute zu den ersten Adressen des Regionalmanagements in der Region Mecklenburg-Schwerin. Der enge Schulterschluss von Wirtschaft und Gebietskörperschaften hat sich dabei als ein wesentlicher Erfolgsfaktor erwiesen. Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises Ludwigslust mbH arbeitet in den Arbeitskreisen „Regionales Marketing“ und „Ältere Generation 55+“ des Regionalmarketingvereins aktiv mit. Beide Arbeitskreise dienen dem wichtigen Informationsaustausch und liefern Inspirationen und Anregungen für die Arbeit der Wifög. Der Regionalmarketingverein organisiert für die Wirtschaftsförderungen in der Region Mecklenburg-Schwerin gemeinsame Messeauftritte, wie beispielsweise auf der Hannover Messe oder der Real Estate North in Ham-
Die Wifög hat angesichts des zunehmend dringlicher werdenden Problems der Sicherung des Fachkräftebedarfs für die Unternehmen der Region die Zielgruppe der Pendler stärker in den Fokus gerückt. Die rund 14.000 Pendler sind ein Fachkräftepotenzial, das durch die Profilierung der Region als familienfreundlicher, lebenswerter Wohnstandort stärker an die Region gebunden und möglicherweise zurück geholt werden sollen. Dazu gehört, dass sie das Projekt „Papa pendelt“ initiiert hat, bei dem es unter anderem um die Optimierung der Kinderbetreuung in Pendler-Familien geht. Für 2011 ist darüber hinaus gemeinsam mit dem Regionalmarketingverein die Durchführung eines Pendlertages an einem Bahnhof im Landkreis Ludwigslust geplant. Wir sind optimistisch, dass sich unsere Region auch in Zukunft wirtschaftlich weiter gut entwickeln wird. Wir verfügen hier in der Region über einen guten Branchenmix, der wirtschaftliche Stabilität sichert. Und nicht zuletzt sind unsere beiden Kernbranchen – die Ernährungswirtschaft und die Logistikwirtschaft – weitere Garanten für positive Entwicklungen: Die Ernährungswirtschaft ist relativ krisenfest und die Logistikbranche wird auch in Zukunft Wachstumszahlen zu verzeichnen haben.
Regionalmarketing ist eine Gemeinschaftsaufgabe, zu der viele ihren Beitrag leisten müssen. Dabei geht es nicht um individuellen Nutzen, der Erfolg der Arbeit kommt der Region und den in ihr Tätigen insgesamt zu Gute. Gemeinsam gilt es, für ein innovationsförderndes und kreatives Klima zu sorgen und die Positionierung der Region Mecklenburg-Schwerin immer wieder mit neuem Leben zu füllen. Der Regionalmarketing Mecklenburg-Schwerin e. V. leistet mit erfolgreichem Regionalmanagement einen aktiven Beitrag zur Zukunftssicherung der Region. Rolf Christiansen Landrat und Vorstandsmitglied des Regionalmarketing MecklenburgSchwerin e.V. Foto: Landkreis Ludwigslust
Neue Vereinsmitglieder Agentur der Wirtschaft, Schwerin Werbeunion Pöhls, Schwerin
Termine für Vereinsmitglieder Messetermin: 14.6. – 15.6.2011, Real Estate North 2011 in Hamburg Termine für Vereinsmitglieder 27.4.2011, Wirtschaftstreff bei und mit der Firma „Mecklenburger Landpute“ in Severin 27.6.2011 Wirtschaftstreff bei und mit der VR-Bank in Schwerin Thema: „Erfolgsfaktor Mensch” mit Sami Sokkar, 18 Uhr weitere Termine: 23.9.2011 Pendleraktionstag auf dem Grunthalplatz vor dem Schweriner Hauptbahnhof und in Ludwigslust
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REGIONALMARKETING
Wirtschaftstreff in der Sparkasse Mecklenburg-Schwerin Am 23. Februar 2011 hatten Regionalmarketing MecklenburgSchwerin e. V. und die Sparkasse Mecklenburg-Schwerin zu einem weiteren Wirtschaftstreff eingeladen, an dem rund 80 Unternehmer der Region teilnahmen. Interessiert waren sie vor allem daran, zu erfahren, wie regionales Marketing richtig organisiert werden kann und welche neuen Erkenntnisse aus der aktuellen Branchenprognose abzuleiten sind. Nachdem Dietrich Baxmann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Mecklenburg-Schwerin, die Veranstaltung eröffnet und die Gäste sowie Referenten begrüßt hatte, stellte Nadine Hintze, Geschäftsführerin des Regionalmarketingvereins, die Ziele und konkreten Inhalte der Vereinsarbeit vor: „Unsere Region bietet viele Möglichkeiten zum Arbeiten und zum Leben. Diese gilt es deutschlandweit zu publizieren, beispielsweise auf Messen und in Gesprächen mit potenziellen Investoren“, erklärte sie und verwies auf den kürzlich gegründeten Arbeitskreis zum regionalen Marketing, der sich dieser Aufgabe speziell widmen will. Hier, wie auch in anderen Bereichen, arbeitet der Verein eng mit den Landkreisen und kreisfreien Städten sowie engagierten Unternehmern der Region zusammen. Der Regionalmarketingverein, der aktuell 120 Mitglieder zählt, sieht eine seiner wichtigsten Aufgaben darin, sich an der Schaffung funktionierender Netzwerke zu beteiligen, um aktive Kräfte zu bündeln. Damit soll auch dem Arbeitskräftemangel entgegen gewirkt werden. Erste Erfolge haben die jährlichen Pendleraktionstage gebracht, die nun ausgeweitet werden sollen. Dr. Arno Brandt, Leiter der Abteilung Regionalwirtschaft der Norddeutschen Landesbank Hannover, stellte in seinem Referat Trends MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
Die Referenten Dr. Arno Brandt von der Norddeutschen Landesbank und Cordula Spitzer vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband gemeinsam mit den Initiatoren des Wirtschaftstreffs Nadine Hintze, Geschäftsführerin des Regionalmarketingvereins Mecklenburg-Schwerin, und der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Foto: R. Cordes Mecklenburg-Schwerin, Diedrich Baxmann.
und Möglichkeiten des regionalen Marketings vor und betonte, dass eine Imageveränderung nicht kurzfristig zu erreichen sei. Das Produkt müsse glaubwürdig und gut sein. „Regionalmarketing muss sich zu aller erst nach innen richten. Wenn sich die Bürger und
Unternehmen mit ihrer Region identifizieren, wird auch die Außenkommunikation erfolgreich sein“, sagte er. Besonders große Wachstumschancen hätte Mecklenburg-Vorpommern im Bereich der Gesundheitswirtschaft, die eine wichtige Schnittstelle zum
Tourismus sei. Bezüglich der Abwanderung von Fachkräften gelte es junge, qualifizierte Einwohner des Landes zu gewinnen und an die Unternehmen zu binden. „Wenn wir Fachkräfte aus anderen Bundesländern zu uns holen wollen, müssen wir uns auch um ihre Ehepartner kümmern und ihnen Perspektiven für ihre eigene berufliche Entwicklung aufzeigen. Dafür müsste ein Netzwerk entstehen“, stellte ein Unternehmer seine Erfahrungen dar. Petra Schmidt, Geschäftsführerin vom Best Western Seehotel Frankenhorst, sagte: „Der Regionalmarketingverein hat schon viel auf die Beine gestellt und ich will mich auch gerne weiterhin mitengagieren. Allerdings erwarten wir eine bessere Unterstützung der Landespolitik, wenn es um die Schaffung von wichtigen Rahmenbedingungen geht“, sagte sie und verwies auf den gegenwärtigen Kampf um den Berufsschulstandort Schwerin, wo u. a. Köche ausgebildet werden. „Auch die Qualität der Lehrkräfte lässt manchmal zu wünschen übrig“, bekundete die Hotelchefin. Cordula Spitzer vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband stellte in ihrem Vortrag detailliert die Branchenprognosen und Wachstumschancen für die Region Mecklenburg-Schwerin dar. Entsprechend der aktuellen Sparkassen-Studie „Diagnose Mittelstand 2011“, konnte eine deutliche Verbesserung der Umsatz- und Auftragslage bei mittelständischen Firmenkunden beobachtet werden. Besonders aufmerksam verfolgten die Teilnehmer des Wirtschaftstreffs die Prognosen für die einzelnen Branchen. Wachstum wird beispielsweise in der Hotellerie erwartet, in Restaurants ist mit gleichbleibenden Umsätzen zu rechnen. Bei der Vermietung und Verpachtung von Immobilien wer45
REGIONALMARKETING
Kontakt Regionalmarketing Mecklenburg-Schwerin e. V
den ebenfalls steigende Umsätze prognostiziert und auch der Einzelhandel wird laut Voraussage vom wirtschaftlichen Aufschwung profitieren. Verhaltene Umsatzentwicklungen wird es in der Baubranche geben und dem Kfz-Einzelhandel droht ein Rückgang der Umsätze. Insgesamt zeichnete Cordula Spitzer ein positives Bild: „Die Chancen für einen kräftigen Aufschwung sind heute so gut wie lange nicht. Es wird zukünftig
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darauf ankommen, die Rahmenbedingungen für den Mittelstand günstig zu gestalten und Lösungen für den zu erwartenden Fachkräftemangel zu finden“, resümierte Cordula Spitzer, die im Anschluss an ihren Vortrag geduldig noch zahlreiche Fragen der Gäste beantwortete. „Dieser Wirtschaftstreff beinhaltete verlässliche Informationen von kompetenten Referenten und bot Gelegenheit für branchenübergreifende Gespräche. Das
kam bei unseren Kunden gut an“, so Diedrich Baxmann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Mecklenburg-Schwerin und Vorstandsmitglied des Regionalmarketingvereins.
Graf-Schack-Allee 10/10a 19053 Schwerin Telefon: 0385 - 7788720 Telefax: 0385 - 7788723 Mobil: 0171-2053526 regionalmarketing@t-online.de www.meck-sn.de
me
Neuer Service für Unternehmen Jobbörse im Internet Der Regionalmarketingverein hat auf seiner Website www.mecksn.de kürzlich eine Jobbörse eingerichtet. Darin zu finden sind Stellenangebote, Ausbildungs-
plätze, Praktika, als auch wichtige Termine und Beratungsstellen für Auszubildende, Schüler oder Studenten.
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Foto: Rainer Cordes
Jenny Kavelmann ist eine Botschafterin der besonderen Art. Auf 264 Quadratmetern gibt sie ihren jüngeren Betrachtern unübersehbar eine klare Ansage mit auf dem Weg. „Mach Karriere in MV!“ Will heißen: Nutze Deine Chancen im eigenen Land. Bei klirrender Kälte und strahlend blauem Himmel wurde am 1. Dezember das neue Großflächenplakat der Fachkräftekampagne „Durchstarten in MV – Dein Land, deine Chance“ enthüllt. Die gebürtige Greifswalderin wird bis Mai 2011 gegenüber dem Schweriner Schloss für Zukunftschancen in MV werben. Symbolisch hält die 20-Jährige den Anschluss zur Offshore-Zukunftstechnologie in der Hand. Die Basis dafür ist ihre exzellente Ausbildung. Jenny Kavelmann hatte sich vor zwei MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
Jahren bei der Schweriner IT Firma Trebing & Himstedt als Azubi zur Mediengestalterin beworben und absolviert dort sowie an der Hochschule Wismar ein duales Studium der Multimediatechnik. Die Ausbildung ist anspruchsvoll und bietet beste Berufsperspektiven. Die junge Frau ist eines der „Gesichter“ der seit einem Jahr laufenden Fachkräftekampagne. „Ich habe mich schon fast daran gewöhnt, erkannt zu werden“, sagte sie und hofft nun, dass ihre Botschaft bei den künftigen Schulabgängern gut ankommt. Nachahmung erwünscht. Die gemeinsame Plakataktion mit dem Landesmarketing MV (MV tut gut) ist Bestandteil der vom Wirtschaftsministerium und den Industrie- und Handelskammern
getragenen Fachkräftekampagne „Durchstarten in MV - Dein Land, deine Chance“, die aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) finanziert wird. Mit der Initiative sollen Ausbildungsstrukturen bekannter gemacht, junge Menschen für eine Ausbildung im Land begeistert und Unternehmen für eine offensive Nachwuchsarbeit motiviert werden. „Wir wollen die Mädchen und Jungen in MV erreichen, die gern im eigenen Land eine Ausbildung beginnen und in ihr Berufsleben starten wollen“, sagte Wirtschaftsminister Jürgen Seidel. „Die Voraussetzungen dazu sind ideal und heute wesentlich besser als in der Vergangenheit.“ Alle Infos unter www.durchstarten-in-mv.de 47
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FILMKUNSTFEST
Unverbrauchte Motive Interessante Drehorte in M-V Urlaubsland, Tourismusland, Gesundheitsland – es gibt viele Attribute für das wirklich schönste Bundesland der Republik. Wir wollen noch eines hinzufügen: Filmland! Während man im Tourismus eher neidvoll auf die Gästezahlen ausländischer Besucher anderer Bundesländer blickt, sind in Mecklenburg-Vorpommern von der Studienarbeit bis hin zu großen Internationalen Filmproduktionen längst alle zu Hause. Natürlich die Ostsee! Natürlich die Weite! Natürlich das Wetter! Natürlich die Lage zwischen Hamburg und Berlin! Aber auch unverbrauchte, teils noch unentdeckte Motive, alte Bausubstanz (von ganz alt bis hinein in die jüngere Geschichte) machen Mecklenburg-Vorpommern zu einem interessanten Drehstandort. Und: Die Menschen. Sie sind offen für Dreharbeiten und daran interessiert eine entsprechende Infrastruktur bereit zu stellen. Kurz gesagt - MV mausert sich zum Filmstandort. Einen nicht unerheblichen Anteil MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
daran trägt das Team der FilmlocationMV unter dem Dach der FilmLand M-V gGmbH. Das Locationbüro ist erste Adresse für alle regionalen und überregionalen Film- und Fernsehproduzenten, die ihre Projekte in Mecklenburg-Vorpommern realisieren möchten. Es berät zum Beispiel zur Filmförderung im Land oder begleitet Dreharbeiten durch die Bereitstellung von Kontakten zur Infrastruktur. Zu den prominenten Beispielen gehören zweifellos die Polanski-Produktion „Ghostwriter“ oder der deutsche Kinoerfolg „12 Meter ohne Kopf“. Auf sich aufmerksam machte das Filmland MV jüngst auf der Berlinale mit einer Plakataktion. Landesmarketing und FilmLand warben vor Ort bei den Kleinen und Großen der Branche auf 70 Großflächen unter dem Motto „gedreht in MV“ für den Filmstandort Mecklenburg-Vorpommern. Ein kleines Land also ganz groß? Mitnichten. Zweifellos hat MV als Drehort noch freie Potenziale. Zu den ganz großen zählt das Land allerdings bereits seit langem wenn es um Filmfestivals geht.
2007 gelang es der FilmLand M-V gGmbH mit dem Filmkunstfest MV erstmals unter die TopTen der deutschen Publikumsfestivals und hat sich seitdem dort einen Stammplatz erobert. Alljährlich, Anfang Mai, treffen sich im Schweriner Festivalkino Capitol die
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Größen des deutschsprachigen Films und jene, die es werden wollen. Sechs Tage gibt es großes Filmerlebnis kombiniert mit Kunstgenuss und Stars zum Anfassen, bevor das Festival dann, mit den Siegerfilmen und Preisträgern im Gepäck, auf Tour durch das Land geht. In diesem Jahr steht vom 3. bis zum 8. Mai neben den Wettbewerben und der Reihe „gedreht in MV“ das Gastland Israel im Mittelpunkt des Festivals. Michaela Skott Bild: Fimkunstfest MV
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BILDUNG
Die Exotik der Provinz Studieren in Schwerin: Praxisnähe, Top-Betreuung und hoher Lebenskomfort Aus Schweizer Sicht ist Schwerin durchaus ein exotischer Ort:Weit genug weg vom eidgenössischen Zuhause, aber nahe genug am Meer; eine mit Kultur, Wasser und Märchenschloss reich gesegnete, aber keineswegs elitäre Stadt; übersichtlich und zugleich metropolennah; ausgestattet mit einem praxisorientierten Studienfach, preiswertem Wohnraum und hohem Lebenskomfort. Genau der richtige Ort zum Studieren für Bernadette Roth. Die 26-Jährige Schweizerin hat sich im Winter-Semester für den Studiengang Hotel Tourismus Management am Baltic College in Schwerin eingeschrieben. Und das, obwohl sie aus der Universitätsstadt Basel kommt, wo sie bereits Germanistik und Gesellschaftswissenschaften studiert hat. „Ich bin ein Mensch mit großem Fernweh, habe ein praktisches Studienfach gesucht und wollte mich neu orientieren. Schwerin, Mecklenburg-Vorpommern, den Osten Deutschlands kannte ich vorher überhaupt nicht. Für mich war das exotisch und ich habe gemerkt, dass man sich hier wohl fühlen kann. Vor allem hat mich die Studienrichtung gereizt. Schön ist aber auch, dass es hier so familiär zugeht.“
Praxisnahes Studienangebot und enger Kontakt zwischen Studenten und Lehrkräften: Der Studiengang Hotel- und Tourismusmanagement am Baltic College ist besonders begehrt. Fotos (2): Baltic College
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Auch Johann Schremmer stammt aus einer Universitätsstadt und studiert am Schweriner Baltic College Hotel Tourismus Management, kurz HTM. Der Rostocker hat sich ebenfalls für ein duales Studium entschieden. Das heißt: Er wird nach dreieinhalb Jahren mit seinem Bachelor auch einen IHK-Berufsabschluss in der Tasche haben. „Ausbildungsprofile mit diesem ausgeprägten Praxisbezug stehen bei Unternehmen hoch im Kurs, weil wir als Absolventen unsere fachlichen Kompetenzen zwischendurch immer wieder in der Praxis beweisen müssen“,
sagt Johann Schremmer. Den Praxisteil absolviert der 23Jährige im Steigenberger-„Hotel Sonne“ seiner Heimatstadt Rostock, schwört aber zugleich auf die Qualitäten seines Studienortes: „Ich bin auf Empfehlung eines Freundes nach Schwerin gekommen. Wichtig war mir ein praxisnahes Studienangebot und ein enger Kontakt zwischen Studenten und Lehrkräften, wie es ihn an dieser privaten Hochschule gibt.“ Außerdem hätten ihn auch die Sport- und Freizeitmöglichkeiten gelockt, über die das College seine Studenten per Newsletter auf dem Laufenden hält: Montags Volleyball, mittwochs Fußball, demnächst werde es noch ein Angebot für Segelenthusiasten geben, zählt der passionierte Wassersportler auf, der mit seinem Wakeboard bereits die Seen der Umgebung unsicher gemacht hat. Bernadette Roth und Johann Schremmer sind als Studenten in der Landeshauptstadt selbst fast so etwas wie Exoten. Rund 700 Studierende zählt die Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns gegenwärtig – das sind nur 0,72 Prozent der Einwohnerschaft. Die Studienangebote in der Landeshauptstadt sind in der Regel privatwirtschaftlich organisiert. Mit Ausnahme der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit, wo Studierende einen Bachelor-Abschluss im Arbeitsmarktmanagement erwerben können. Das Baltic College mit derzeit 250 Studierenden wird sein Angebot erweitern, nachdem es seinen Hauptsitz in die Landeshauptstadt verlegt hat: Bachelor-Studiengänge sind im Unternehmensmanagement und Management im Gesundheitstourismus sowie im Hotel- und Tourismusmanagement im Angebot, Master-Studiengänge im KulturtourismusManagement bzw. TourismusMarketing. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
BILDUNG
Der neue Campus am Pfaffenteich wächst: Im Oktober 2010 bei der Übergabe des Rektorenhauses, das neuer Sitz der Hochschulverwaltung ist. Architekt Joachim Brenncke, Robert Erdmann (Geschäftsführer des Bauträgers EGS), Dr. Sven Olsen (Träger des Baltic College Schwerin), Vize-OB Dr. Wolfram Friedersdorff sowie Staatssekretär Sebastian Schröder (v.l.n.r.)
An der Hamburger Fern-Hochschule wird der Bachelor im Pflege- bzw. im Gesundheits- und Sozialmanagement angeboten. Die Gesundheitswirtschaft hat auch die SWS Seminargesellschaft für Wirtschaft und Soziales im Blick, wo es Bachelor-Studiengänge für Logopäden und Physiotherapeuten gibt. Schwerin ist die einzige Landeshauptstadt in der Bundesrepublik, die keine staatliche Universität oder Hochschule hat. Gemeinsam mit dem Förderverein privater Hochschulen bemüht sich die Stadt dennoch, Schwerin als Hochschulstandort weiter ins Gespräch zu bringen und bei Interessenten bekannt zu machen. „Die Landeshauptstadt hat großes Interesse daran, dass die Hochschuleinrichtungen ihre Aktivitäten erweitern und unterstützt sie u. a. mit dem städtischen Angebot an Immobilien und schnellen Verwaltungsentscheidungen beim Ausbau ihrer Standorte“, sagt Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow. So wird am Ziegelsee derzeit ein Campus für die SWS-Seminargesellschaft realisiert. Auf dem Areal des Alten Fridericianums am Pfaffenteich entsteht ein neuer Campus für das weiter expandierende Baltic College.„Mit unserem Master-Angebot hoffen wir auch im Interesse MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
Schwerins, einen Teil der jungen Studierenden länger in der Stadt zu halten, nachdem sie bei uns ihren Bachelor-Abschluss gemacht haben“, beschreibt Schulträger Dr. Sven Olsen die Strategie der privaten Hochschule. Er sieht den im Herzen der Altstadt entstehenden Campus zugleich als einen „Ort der wissenschaftlichen Begegnung“, an dem Menschen miteinander reden und voneinander lernen könnten. Bernadette Roth freut sich unter-
Bernadette Roth und Johann Schremmer sind als Studenten in der Landeshauptstadt selbst fast so etwas wie Exoten. Rund 700 Studierende gibt es in Schwerin. Foto: Michaela Christen
dessen auf ihren ersten Sommer in Schwerin. Demnächst wird sie Besuch von ihrer „kleinen“ Schwester aus der Schweiz bekommen. Auch ihre Eltern seien schon neugierig auf die kleinste Landeshauptstadt der Bundesrepublik. „Sie haben mir erzählt, dass sie neulich auf der Tourismusmesse in Basel sogar einen Stand mit SchwerinWerbung entdeckt haben.“ Und wie geht es nach dem Studium weiter? „Auf keinen Fall zurück in die Schweiz“, sagt Ber-
nadette. „Erst mal hinaus in die weite Welt“, meint Johann. „Genau deshalb habe ich ja dieses Studienfach gewählt. Tourismus ist schließlich ein globales Geschäft. Da kann man mit unserer Ausbildung überall auf der Welt Fuß fassen.“ Wer weiß, wohin das Fernweh die beiden noch treibt? Exotik, so haben wir gelernt, ist schließlich vor allem eine Frage des Blickwinkels. Michaela Christen
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HANDWERK
„Handwerk ist von Natur aus familienfreundlich“ Im Interview: Edgar Hummelsheim, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Schwerin
Mit rund 20.000 Betrieben, mehr als 100.000 Beschäftigten und Lehrlingen sowie einem Jahresumsatz von knapp 9 Mrd. Euro ist das Handwerk in Mecklenburg-Vorpommern ein wirtschaftliches Schwergewicht. Mit anderen Branchen kämpft es um dringend benötigte gute Fachkräfte und um Ausbildungsnachwuchs. Das Handwerk wirbt dabei mit dem Argument, mehr bieten zu können als nur Geld. Familienfreundliche Arbeitsbedingungen heißt das Zauberwort. Herr Hummelsheim, warum ist das Handwerk aus Ihrer Sicht eine besonders familienfreundliche Wirtschaftsgruppe? Das Handwerk ist schon aus Tradition familienorientiert. Es besteht zu gut drei Vierteln aus Familien-
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betrieben, in denen die Frauen mitarbeiten und in denen häufig auch die eigenen Kinder ausgebildet und beschäftigt werden. Diese Handwerksbetriebe sind familienfreundliche Arbeitgeber, ohne daraus ein großes Thema zu machen. Sie haben zwar keine Mittagskantine für ihre Beschäftigten oder keinen Betriebskindergarten, wie es in großen Unternehmen mittlerweile üblich wird. Dafür kennen und verstehen sie das Problem der Vereinbarkeit von Beruf und Familie aus eigener Erfahrung. Sie haben damit den Vorteil auf ihrer Seite, dass sie individueller und flexibler auf die familiäre Situation ihrer Beschäftigten eingehen können. Warum sollten sich Unternehmen überhaupt darum kümmern, dass ihre Beschäftigten Arbeit und Familie unter einen Hut bringen können? In erster Linie sind Familiengründung und das Leben in einer Familie ganz persönliche Lebensentscheidungen. Diese lassen sich aber nicht unabhängig vom
Berufsalltag treffen. Die beruflichen Bedingungen bestimmen entscheidend darüber mit, ob die Kindererziehung oder die Pflege von Angehörigen überhaupt möglich sind. Beides sind aber wichtige Aufgaben, an deren Erfüllung die ganze Gesellschaft und damit auch die Wirtschaft ein vitales Interesse haben sollte. Steht das Handwerk in Mecklenburg-Vorpommern vor einer besonderen Herausforderung? Jeder kennt mittlerweile die Prognosen und weiß, dass wir mit weiter sinkenden Bevölkerungszahlen zu rechnen haben. Umso wichtiger ist es für Handwerk, seine qualifizierten Fachkräfte zu halten und für Nachwuchs attraktiv zu bleiben. Sogenannte „Vereinbarkeitsorientierte Maßnahmen“ sind heute schon ein ganz wichtiger Wettbewerbsfaktor. Solche Angebote wie zum Beispiel flexible Arbeitszeiten kommen im Idealfall beiden Seiten zu Gute. In dieser Hinsicht können gerade
unsere kleinen und mittleren Betriebe als attraktiver Arbeitgeber erscheinen, der nicht ausschließlich an einer hohen Bezahlung gemessen wird. Unterstützt die Handwerkskammer ihre Mitgliedsbetriebe dabei? Zu den Umsetzungsmöglichkeiten vereinbarkeitsorientierter Maßnahmen beraten wir unsere Betriebe im Rahmen eines Projektes, das aus Mitteln der Europäischen Union gefördert wird. Darüber hinaus bieten wir dazu auch Weiterbildungsmöglichkeiten an, vor allem zu Personaleinsatzplanung und Personalmarketing. In enger Kooperation mit dem Kompetenzzentrum Vereinbarkeit Leben in M-V wollen wir damit die Attraktivität von Handwerksbetrieben als Arbeitgeber steigern, die Nachwuchsfindung für die Betriebe erleichtern und der Abwanderung von jungen Fachkräften entgegenwirken. Für das Interview bedankt sich Petra Gansen
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HANDWERK
Immer obenauf Sie ist die erste und einzige Schornsteinfegermeisterin im ganzen Land. Stefanie Lehmann, die vor wenigen Wochen ihren ersten eigenen Kehrbezirk in Schwerin übernommen hat, ist fest davon überzeugt, dass ihr Handwerk Zukunft hat. In diese investiert sie aber auch viel. „Vorurteile muss man dadurch widerlegen, dass man es kann“, sagt Stefanie Lehmann auf die Frage, wie sie sich im Kreis der ausschließlich männlichen Fachkollegen im Land behauptet. Während ihrer Ausbildung hat sie nach Feierabend Krafttraining gemacht, um nicht in die Situation zu kommen, Kollegen um Hilfe bitten zu müssen und damit eventuelle Klischees über das „schwache Geschlecht“ zu bestätigen. Dass sie Schornsteinfegerin werden würde, stand für sie schon früh fest. Diese Berufswahl ist vor allem das Ergebnis familiärer Prägung. Denn mit Vater Frank Lehmann, der auch Schornsteinfeger ist, war die heute 26 Jahre alte Stefanie schon auf ganz kurzen Kindesbeinen ständig unterwegs. Nach dem Schulabschluss wurde er von 2001 bis 2004 ihr Lehrausbilder.„Meine Familie hat mich immer toll unterstützt“, sagt Stefanie Lehmann. „Vor allem meine Mutter stand immer hinter mir und hat mir nie das Gefühl gegeben, dass sie mich lieber in einem anderen Beruf gesehen hätte.“ Bis 2006 blieb Stefanie Lehmann noch als Gesellin im väterlichen
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Betrieb und wechselte dann nach Greifswald zu Ingo Ziola, dem Obermeister der Landesinnung der Schornsteinfeger. Da steckte sie auch schon mitten in der berufsbegleitenden Meisterausbildung. Für die fachbezogenen Teile eins und zwei pendelte sie nach Brandenburg, die übergreifenden Teile absolvierte sie bei der Handwerkskammer Schwerin. 2008 schloss sie die Prüfung als Beste des gesamten Jahrgangs ab und ist inzwischen auch noch geprüfte Gebäudeenergieberaterin. „Ich lerne einfach sehr gerne“ kommentiert die junge Meisterin ihre sehr umfangreiche Liste an Fort- und Weiterbildungen. Vom Existenzgründerkurs über ein Seminar für betriebliches Management bis hin zum demnächst startenden Lehrgang zur Elektrofachkraft bei der Handwerkskammer gibt es in ihrem Gewerk kaum eine Bildungsmaßnahme im Land, die ohne sie läuft. „In unserem Geschäftsfeld ändert sich ständig irgend etwas. Neue Technik, neue Gesetze, neue Umweltbestimmungen. Wer sich da nicht auf dem Laufenden hält, verpasst schnell den Anschluss und das soll mir nicht passieren. Ich bin eine Perfektionistin und für mich ist es völlig selbstverständlich, dass mein ganzes Berufsleben ein ständiger Lernprozess sein wird.“
Im neuen Bezirk unterwegs Ende 2010 hat sie sich erstmals für einen eigenen Kehrbezirk bewor-
ben - und ihn auch prompt bekommen. Sie betreut nun ein Gebiet, der aus Teilen der Stadt Schwerin und des dörflichen Umlands besteht. Damit fühlt sich die geborene Klützerin sehr wohl. Sie ist gerne auch auf dem Land unterwegs, wo viele Leute „ihren“ Schornsteinfeger erst mal auf eine gute Tasse Kaffee einladen, bevor er sich an die Arbeit macht. Dass sich beim Fegen der Ruß auf den Anzug legt und dass es teils hoch hinaus geht, gehört für Stefanie Lehmann dazu. Auch wenn sie demnächst Verstärkung durch einen Gesellen bekommt, will sie weiterhin selbst auf die Dächer und zu den Kunden. „Ich habe diesen Beruf nicht gelernt, um nur am Schreibtisch zu sitzen“ sagt sie. Der direkte Kontakt zu den Kunden ist ihr sehr wichtig, zumal das Schornsteinfegerhandwerk immer mehr zu einem Dienstleistungszweig wird. Nicht zuletzt durch die veränderte
Gesetzeslage, die ab 2013 für noch mehr Bewegung und stärkeren Wettbewerb in der Branche sorgen wird. Stefanie Lehmann macht das keine Angst, sie sieht darin vielmehr die Chance, sich neue Geschäftsfelder zu erschließen und mit gutem Service, Beratungskompetenz und individueller Betreuung zu punkten. Dafür bildet sie sich schließlich ständig weiter. Sie sieht es in dieser Hinsicht aber auch als Vorteil an, eine Frau zu sein. „Man hat es leichter, mit Kunden ins Gespräch zu kommen und einen guten Draht zueinander aufzubauen.“ Wenn sich der geeignete Nachwuchs findet, will Stefanie Lehmann, die in der Innung bei der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung mitwirkt, in diesem Jahr auch selbst mit dem Ausbilden anfangen. Dabei ist ihr egal, ob ihr zukünftiger Lehrling männlich oder weiblich ist. Nur gut und motiviert muss er - oder sie - sein. Petra Gansen
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HANDWERK
Fachleute: André Mohn (2.v.l.) und Barbara Mohn (2.v.r.) mit ihrer Belegschaft.
Wer auf den Betriebshof der Firma Mohn in Crivitz fährt, kommt als erstes an einem großen Stapel alter Balken vorbei. „Alles bestes Eichenholz“, sagt Geschäftsführerin Barbara Mohn. „Das haben wir aus Abrisshäusern gewonnen und werden es hier und da wieder einbauen.“ Denn das Unternehmen mit seinen 17 Beschäftigten ist sehr aktiv in der Denkmalpflege. „In der Region gibt es wohl keine Kirche, an der wir bei der Restaurierung nicht beteiligt waren.“ Doch das ist nur ein Standbein des Betriebes. Fassaden- und Brückenbau, aber auch der Handel mit Holz, stehen auf dem Programm. Begonnen hat alles vor genau 30 Jahren. Barbara und Erhard Mohn hatten den dringenden Wunsch, sich selbstständig zu machen. Eine kleine Baufirma in Crivitz stand zum Verkauf – eine Gelegenheit, die sich Familie Mohn nicht entgehen ließ. Sie machten sich an die Arbeit. Ein LKW wurde angeschafft, Sozialräume gebaut.„Zum Start gab es kalte Platten“, schmunzelt Mohn heute. Mit acht Mitarbeitern fertigte die Firma Treppenstufen für den Bezirk Schwerin. Außerdem baute das damalige Baugeschäft Mohn Dachstühle, Dachbinder und komplette Badestege wie die in Barnin und Dümmer. Und so manches Brett konnte auch verkauft werden. „Bis tief in die Nacht standen wir an der Maschine – Spundbretter waren begehrt.“ Als 1990 der Umbruch kam, war das Unternehmen schuldenfrei. Und der Schritt in die Marktwirtschaft konnte so auch gelingen – mit Hilfe des Soh56
nes. Der war diplomierter Landwirt und wagte 1990 noch einmal Neuland zu betreten. Er machte in Hamburg eine Zimmermannslehre und schloss daran gleich die Ausbildung zum Meister an. Und er blieb beim sprichwörtlich „lebens-
Recycling: Aus Abruchhäusern gewonnene Balken werden wieder verwendet.
Altenheim in Pinnow oder die Wasserschutzpolizeistation in Plau am See. Und auch den ökologischen Kindergarten in Rostock-Stadtweide haben die Spezialisten gebaut. „Außerdem errichten wir auch Brücken und Stege“, bekennt André
Über viele Brücken… Vom Spundbrett zum Komplettangebot langen Lernen“. „Wir qualifizieren uns ständig weiter. Neben Investitionen in moderne Maschinen ist das Wissen das Wichtigste für uns“, sagt André Mohn. Er selbst ist Gebäude-Energieberater, Fachmann für Schwammsanierung und einer von zwei öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen für Zimmererarbeiten bei den Handwerkskammern in Mecklenburg-Vorpommern. Nach dem Ausscheiden seines Vaters wurde André Mohn am 1. Januar 2006 geschäftsführender Gesellschafter. Die Firma Mohn hat überall in der Region ihre Spuren hinterlassen – und dabei auch schwierige Projekte angepackt. Die Scheune des Museums „Dat Oll Hus“ in Schwerin-Krebsförden beispielsweise haben die Fachleute umgesetzt. Das Schweriner Schloss, der Dom, der Barocksaal in Rostock und auch das Hauptgebäude der Universität – alle standen schon in den Mohnschen Auftragsbüchern. Dachstühle, Carports oder individuell geplante Wintergärten – für die Crivitzer kein Problem. Dazu kommen solche Bauvorhaben wie das
Mohn. „Die Drehbrücke zum Schweriner Schlossgarten hat durch uns einen neuen Holzbelag bekommen“. Die „Lügenbrücke“ im Ludwigsluster Schlossgarten oder auch die Drehbrücke über die Peene in Loitz ist von Mohns Leuten saniert worden. „Die kleine Brücke zwischen Pinnow und Godern haben wir sogar schon zweimal gebaut“, erklärt Barbara Mohn. Einbrecher hatten bei ihrer rasanten Flucht vor der Polizei die Brücke mit ihrem Auto schwer beschädigt. Seit dem Jahr 2000 ist das Unternehmen Mohn Mitglied im Qualitätsverbund „DachKomplett”. „Dadurch haben wir uns qualifiziert, ganze Bauten vom Innenausbau bis zur Dachdeckung komplett fachgerecht zu erstellen“, erklärt André Mohn. „Immerhin sind wir der einzige zertifizierte Betrieb in Mecklenburg-Vorpommern.“ Für die Kundschaft hat das unschätzbare Vorteile. Denn die Crivitzer Firma baut auch Einfamilienhäuser mit Zukunft. „Durch unsere leichte, hochgedämmte Bauweise sind hohe Energieeinsparungen für die Eigentümer möglich.“
Neben der Baufirma betreibt die Familie Mohn auch einen Holzfachhandel. Hier gibt es alles: Holz, Verbinder, Schrauben, Dachdeckungen und, und, und…. Doch egal ob Handel oder Bau – für das Unternehmen Mohn steht eins obenan: „Für uns ist und bleibt Qualität und langjährige Zuverlässigkeit gegenüber unseren Kunden ganz wichtig“, betont André Mohn. „Nur so konnten auch in manchmal schwierigen Zeiten alle Hürden gemeistert werden.“ Für Nachwuchs sorgt der Betrieb ebenfalls. Bisher wurden über 60 Lehrlinge ausgebildet. „Auch in Zukunft wollen wir jungen Menschen helfen, einen tollen Beruf zu erlernen.“ Dabei vermittelt André Mohn den Jugendlichen, dass auch bürgerschaftliches Engagement wichtig ist. „Unsere Auszubildenden haben beispielsweise das Taubenhaus im Schweriner Zoo errichtet – kostenfrei!“ Für mehrere karitative Zwecke spendet die Firma Mohn im Laufe des Jahres regelmäßig. Das Unternehmen fördert die Freiwillige Feuerwehr und den Sponsorenlauf des Gymnasiums am Sonnenberg. Und ganz wichtig in der Kleinstadt: Der legendäre Crivitzer Karneval wird ebenfalls unterstützt. Gesellschaftlich ist die Firma auch aktiv. André Mohn ist Lehrlingswart der Bau-Innung Parchim, Dozent für Meisterschüler an der Fachschule des Landesinnungsverbandes des Bauhandwerks M-V sowie sachkundiger Bürger im Finanzausschuss des Landkreises Parchim. Text & Fotos: Gert Steinhagen MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
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Kork UNTERNEHMEN
– ein Rohstoff, der immer wieder nachwächst
Naturo Bodenbeläge kümmert sich um den schönen Untergrund Der Fußboden jedes Kunden liegt dem Team von Naturo Bodenbeläge am Herzen. Es werden die unterschiedlichsten Böden verlegt. „Ob Designbelag aus PVC, Parkett, Dielen, Laminat in angesagter Optik oder Kork in verschiedenen Formen und Farben, wir machen eine ganze Menge möglich“, sagt Sebastian Dahl, der sich gemeinsam mit seinem Geschäftspartner René Hartmann seit 15 Jahren beruflich dem Fußboden verschrieben hat. Der Fokus lag von Anfang an auf dem Material Kork. „Das aus diesem Rohstoff unsere Geschäftsidee wurde, war zwar Zufall, aber Kork hat sehr viele Vorteile“, erklärt Herr Dahl. Kork ist weich, fußwarm, angenehm und pflegeleicht. „Ein unschlagbares Argument sollte jeden überzeugen: Auf Kork entstehen nicht so schnell Wollmäuse wie beispielsweise auf Laminat oder Parkett.“ Für diesen Rohstoff spricht außerdem seine Herstellung. Korkeichen wachsen in Südeuropa, vor allem in Spanien und Portugal. Diese Bäume, die über 200 Jahre alt werden, sterben nicht,
indem sie die Grundlage für die Böden liefern. Sie werden vom Alter von 20 Jahren an geschält. Die entfernte Rinde wird dann zum einen zu Sekt- und Weinkorken verarbeitet. Zum anderen wird die Korkrinde mit Harzen und Klebern in Handarbeit gepresst. „So entstehen dann die unterschiedlichen Oberflächenstrukturen“, führt Sebastian Dahl aus.
Dem Einsatz von Kork sind keine Grenzen gesetzt. „Er kann als Fußboden im gesamten Haus, Treppe, im Bad, in Praxen, Geschäftsräumen – eigentlich überall – verbaut oder als Dämmstoff verarbeitet werden“, erläutert Sebastian Dahl. Dass das Fachgeschäft nicht nur eine ausgewiesene Vielfalt im Angebot hat, sondern auch durch fachliche Kompetenz und mit Beratung besticht, hat sich längst herumgesprochen. Die Kunden kommen inzwischen aus ganz Norddeutschland. Aber die Aufträge beschränken sich schon lange nicht mehr nur auf Deutschland. Die Firma Naturo Bodenbeläge ist immer wieder auch in den Niederlanden und in Irland unterwegs.
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Die unterschiedlichsten Fußbodenbeläge können aus Kork gefertigt werden. Fotos: Naturo Bodenbeläge, Schwerin
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Hafenpromenade und hochwertige Eigentumswohnungen schaffen attraktiven Wohnstandort
Traumhaus mit Seeblick in Toplage
Die Stadt der sieben Seen ist nicht nur ein Anziehungspunkt für Touristen. Immer mehr Menschen entscheiden sich dafür, hier zu leben. Die Lage am Ostufer des Ziegelinnensees ist mit seiner herrlichen Natur und der Nähe zur Innenstadt geradezu ideal. Mit dem neuen, modernen Bauprojekt HQ7 unweit des Hotels Speicher am Ziegelsee eröffnen sich Wohnträume auf höchstem Niveau. „Der Ziegelinnensee ist der Zukunftsstandort für eine nachhaltige Standortentwicklung am Wasser“, sagt Karsten Bunsen, Geschäftsführer der gek Grundstücks- und Erschließungskontor GmbH, die in eines der nachgefragtesten Bauprojekte am Ziegelseehafen investiert. „Im Sommer beginnen wir damit, direkt an der Hafenpromenade des Schweriner Ziegelinnensees eine exklusive Stadtvilla mit 19 Eigentumswohnungen zu bauen“, ergänzt gekGeschäftsführer Gerd Riesner. Mit seinem architektonisch durchdachten, sehr ansprechenden Cha-
rakter wird sich diese Stadtvilla in Nachbarschaft zum First-ClassHotel, dem denkmalgeschützten Speicher, harmonisch in das geplante Umfeld einfügen. Jede Wohnung wird einen großen Balkon mit unverbautem Seeblick haben, von dem aus sich jeden Abend der Sonnenuntergang über dem See genießen lässt. Im kommenden Jahr wird die Stadt zudem eine Hafenpromenade entlang des Ziegelinnensees schaffen. Diese lässt das Quartier zu einem ufernahen öffentlichen Naherholungsraum für Anwohner und Spaziergänger werden und verbindet es zugleich mit der Stadt. Das eigene Boot vor der Haustür, Erholung pur und eine Wohnung, als lebe man im Hotel: Das muss kein Traum bleiben! Eine 81,8 Quadratmeter große Zwei-ZimmerWohnung in Westausrichtung, mit unverbauter Sicht über den See und auf die Stadt sowie mit Balkon und Wintergarten ist zum Beispiel für 197.684 Euro zu erwerben. Jetzt beraten lassen und reservieren!
Wunsch nach Wohnen am Ziegelinnensee ist groß Den Vertrieb für das geplante Bauprojekt HQ7 hat VR Immo übernommen. Geschäftsführer Werner Hinz berichtet, dass es für das HQ5 bereits zahlreiche Interessenten gab. Nun ist auch das HQ7 am Ziegelseehafen geplant. „Der Bedarf ist groß. Die Wohnungen des HQ5 sind fast alle verkauft. Es besteht nach wie vor große Nachfrage nach hochwertigem Wohnraum an innerstädtischen Standorten. Die hellen, nach neuestem Standard, mit Tiefgarage und MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
Fahrstuhl ausgestatteten Eigentumswohnungen sowie die Lage am Wasser entsprechen diesen Anforderungen.“ Die Bevölkerung aus dem Umland sucht verstärkt die Infrastruktur der Stadt, andererseits wird Schwerin als Stadt mit hoher Lebensqualität wahrgenommen. Neuschweriner genießen es, umgeben von einer traumhaften Naturlandschaft zwischen Hamburg und Berlin, entspannt zu wohnen.
Stadtvilla HQ7 an der Hafenkante des Ziegelinnensees.
Gerd Riesner (gek), Ina-Kristin Lehnert und Michael Schnell (Architekturbüro Schnell), Karsten Bunsen (gek) und Werner Hinz (VR Immo (v. r.) begutachten die Pläne auf dem Baugrundstück.
gek Grundstücks- und Erschließungskontor GmbH Gerd Riesner • Karsten Bunsen Straße des Friedens 9 • 19079 Banzkow (03861) 30 02 88 • gek-gmbh@t-online.de www.ir-immo.de
VR Immobilien GmbH Werner Hinz Alexandrinenstraße 4 • 19055 Schwerin (0385) 51 24 04 • info@vr-immo-schwerin.de www.vr-immo-schwerin.de 61
LIFESTYLE
Ringel, Ringel, Reihe
Streifen haben Saison – vom maritimen Ringellook bis zum breiten Blockstreifen Elfenbeinfarbener Strohhut mit gestreiftem Ripsband. Eugenia Kim, 311 Euro***
Bunt geringelte Jacke aus gestrickter Baumwolle von Marc by Marc Jacobs. 298 Euro*
Quadratischer
Kaschmir-Seiden-Schal mit dunkelgrünen und grauen Streifen von Stella McCartney, 395 Euro**
Klassische
Lederarmbanduhr mit Kristallen auf dem schwarz-silber gestreiften Zifferblatt. Marc by Marc Jacobs, 240 Euro***
Die Schultertasche ähnelt im Muster dem Cocktailkleid, ist aber von Diane von Furstenberg und aus Canvas. 160 Euro***
Zauberhaftes, schwarz-weißes
Cocktailkleid aus Seide von One Vintage, 1.100 Euro*** Fröhlich-buntes IPad-Case aus Nylon von Marc by Marc Jacobs. 55 Euro***
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Bleistiftrock aus Jersey mit dekorativen Abnähern. Gunex, 329 Euro (gesehen bei: www.unger-fashion.com)
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LIFESTYLE
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KOLUMNE / JAHR DES HASEN
Frau in EmVau Nie mehr oben ohne – Die Brillenträgerin Ja, naja, irgendwann musste es sein. Ich las einmal in einem klugen Buch, dass die körperlichen Veränderungen schon mit 25 einsetzen. Dann beginnt der Mensch zu schrumpfen. Ich auch. Plötzlich waren meine Arme zu kurz. Bücher, Zeitungen, Speisekarten, Einkaufszettel – alles zu nahe an meinen Augen. Natürlich sah ich alles nur noch verschwommen. Was tun? Armverlängerung – selbst nur einseitig – wäre sehr aufwendig und sähe auch nicht so schön aus. Blieb mir nur die Brille als auch nicht so schöne Alternative. Was war die „Brillenschlange“ einst für ein Schimpfwort! Vier Jahrzehnte lang hatte ich ihr ausweichen können, doch dann saß sie auf meiner Nase. Ich, das sportlichste Mädchen in meinem Dorf, das schneller lief, höher sprang und weiter sah als die meisten Jungs, ich mutierte zur BSchlange. Ich war froh, dass mich keiner von den Jungs sehen konnte. Na gut, ich war nun kein Mädchen
mehr, lief gemächlich, sprang nur, wenn es gar nicht anders ging – und sehen konnte ich eben auch nicht mehr. In die Ferne schon, aber alles Geschriebene wurde mir fremd. Einige Male hatte ich noch versucht, Kinder und Kollegen einzuspannen. Die Einen mussten mir zu Hause vorlesen, die Anderen im Restaurant. Wohl fühlte ich mich dabei nicht, denn erstens traute ich weder den Einen noch den Anderen so richtig über den Weg, zum anderen bin ich eher der visuelle Typ. Ich muss sehen, was ich mir merken will. Und das ging oben ohne nicht mehr. Meine erste Brille war eine ganz normale – von Augenarzt und Optiker bestimmt. Nur zum Lesen. Aber wo las ich? Am Schreibtisch bei der Arbeit und zu Hause, am Frühstückstisch die Zeitung, im Bett die Nachtlektüre… Was soll da eine Brille? Die ich nach dem Lesen stets liegen ließ,
wo ich sie gerade benutzt hatte. Die Suche nach der Brille bestimmte ein Jahr meines Lebens. Dann erwarb ich eine Brillenbefestigungsstrippe. Doch was bei Sekretärinnen und anderen normalen Menschen funktioniert, half mir nicht. Ich blieb stets am Band hängen und warf die Brille zu Boden. Also stockte ich meinen Fuhrpark an Nasenfahrrädern auf, kaufte Lesebrillen im Sechserpack: eine für die Morgenlektüre der Zei-
tung, eine für das Rätselraten bei zu langweiligen Fernsehsendungen abends, zwei für die Schreibtischarbeit, eine für den Nachtschrank, eine als Reserve. Meine tägliche Information war gesichert. Auf viele Jahre. Draußen lief ich oben ohne. Doch leise schlich sich ein anderes Problem in mein Leben: das Irgendwann Kleingedruckte. stellte ich fest, dass wir in einer Welt leben, in der die entscheidenden Dinge immer ganz klein gedruckt sind. Und das betrifft nicht nur Verträge, die wir zu Hause gemütlich durchlesen können. Schon beim Einkauf lauern lebensgefährliche Fallen in Form von E 217 oder Dioxin. Giftzusätze in Eiern, Fleisch, Milch, Brot… Und wer das Kleingedruckte nicht sieht, stirbt früher. Also entschied ich mich für eine Alltagsbrille, eine, die ich von früh bis abends tragen konnte, mit Fensterglas für die Ferne, aber mit ganz starker Vergrößerung für den Einkauf. Jetzt fühle ich mich meines Lebens wieder sicher. Wiki P.
Hase, Hase ... „Mein Name ist Hase“ – so würde es sich – wenn es denn könnte – das Jahr 2011 in China vorstellen. Vom 3. Februar 2011 bis zum 22. Januar 2012 dauert das chinesische Mondjahr und dem 5000 Jahre alten chinesischen Horoskop entsprechend wird ihm ein Tier zugeordnet. Buddha soll die Tiere zusammengerufen haben, aber nur zwölf erschienen. Nach der Reihenfolge ihres Erscheinens schenkte Buddha jedem Tier ein Jahr – und wahrscheinlich auch gleich jedem Tier das entsprechende Attribut. So gibt es also im chinesischen Horoskop: Ratte (angriffslustig), Büffel (sanft),Tiger (verwegen), Hase (gutmütig), Drache (geistvoll), Schlange (schlau), Pferd (ungeduldig), Ziege (artig), Affe (wendig), Hahn (stolz), Hund (treu), Schwein (ehrlich). Gutmütig ist er also, der Hase, dazu noch anschmiegsam, vertrauenswürdig und hilfsbereit. Eine künstlerische Ader wird den Hasen nachgesagt – na klar, sonst könnten
sie ja wohl auch kaum Ostereier anmalen. Und warum es goldene (Oster-)Hasen gibt, ist auch enträtselt: Die Hasen (oder die Menschen, die im Zeichen des Hasen geboren wurden) lieben Gold und Schmuck. Die Glückszahl der Hasen ist übrigens die „6“. Ein Schelm, wer da an die sexy Playboy-Häschen denkt. Naturverbundenheit setzt man bei Hasen ja quasi voraus, schließlich sind sie ein Teil davon. Gerne würden die Hasen die Welt verändern, aber dazu reichen die Kräfte nicht. Aber stur können sie sein, die kleinen, schwachen Häschen. Wenn sie ein Problem haben, ver-
beißen sie sich darin – und meistens gewinnen die Hasen. Wer denkt da nicht an das pfiffige Häschen, das den Wolf regelmäßig an den Rand des Wahnsinns treibt:„Nu sajaz, pogodi!“ Gegen die cleveren Igel hatte der Hase keine Chance. In solchen ausweglosen Situationen verdrückt der Hase dann schon mal ein paar Tränchen – oder greift zur Buddel mit Hochprozentigem. Was allerdings gefährlich werden kann, erinnert sei an den „Hasen im Rausch“ von Sergej Michalkow. Voll wie eine Radehacke torkelt der Hase durch den Wald, fordert brüllend den Löwen zum Duell – als der aber vor ihm steht, hat Häschen die Hosen voll und mutiert zum Angsthasen. In China gilt der Hase als Glückssymbol, bei uns ja eigentlich nur zu Ostern. Dafür kommt zu uns jedes Jahr der (Oster-)Hase, in China nur alle zwölf Jahre. Ka. Foto: Jorg-Siebauer-pixelio
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75 Jahre Firma Brinckmann in Wismar Am 1. April 1936 eröffneten Gustav und Lotti Brinckmann in der Wismarer Krämerstraße einen kleinen Schmuckladen mit Uhrmacherwerkstatt. Heute führt Ute Wolff-Brinckmann, die Enkelin der Gründer, das Geschäft, das jetzt hinter dem Rathaus zu finden ist. Anlässlich des Jubiläums sprachen wir mit ihr über die Geschichte des Unternehmens. delüx: Wie war es damals 1936, als Ihre Großeltern ihr gesamtes Erspartes zusammentaten und den Laden eröffneten? Ute Wolff-Brinckmann: Wismar war gerade wieder Garnisonsstadt geworden. Es herrschte Vollbeschäftigung in Deutschland und die Bevölkerung verdiente Geld. So starteten sie mit Mut und großer Initiative in die Selbstständigkeit.
Das tradionsreiche Geschäft hinter dem Rathaus.
Die Geschäftseinrichtung in der Gründungszeit.
So sah es in der DDR-Zeit aus.
delüx: Doch dann warf sehr schnell der Krieg seine Schatten voraus. Wie wirkte sich das aus? Ute Wolff-Brinckmann: Während des Krieges wurde das Geschäft zeitweise geschlossen, und mein Großvater wurde in den Norddeutschen Dornierwerken als Flugzeugelektriker eingesetzt. delüx: In der DDR mit staatlich organisiertem Handel wurde das Wirtschaften doch sicherlich nicht leichter? Ute Wolff-Brinckmann: Im Jahre 1951 wurden die Geschäftsräume in der Krämerstraße durch die staatliche HO anderweitig benötigt und man bot meinen Großeltern Räume in der damaligen Stalinstraße an. Also zogen sie mit „Mann und Maus“ und mittlerweile vier Kindern an den heutigen Standort. Auch hier musste viel Arbeit investiert werden, da sich die Räume in sehr schlechtem Zustand befanden. Aber auch diesen Hindernissen begegneten sie mit Tatkraft, und so wuchs das Geschäft bald zu einer namhaften Adresse heran, und der Kundenkreis konnte vergrößert werden. delüx: Ihr Vater übernahm dann später das elterliche Geschäft? Ute Wolff-Brinckmann: Mein Vater Uwe Brinckmann, der älteste Sohn, erlernte das Uhrmacherhandwerk, später auch das Goldschmiedehandwerk und übernahm ab 1970 die Uhrmacherwerkstatt. Außerdem baute er eine Goldschmiedewerkstatt auf. Ab 1977 führte er mit meiner Mutter Elke Brinckmann gemeinsam das Geschäft weiter.
Heute: Moderner Schmuck in ansprechender Fotos: privat Präsentation.
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delüx: Bei der Zuteilung der Edelmetalle in der DDR sowie der staatlichen Reglementierung
konnte doch sicherlich ein Goldschmied nur schwer existieren? Ute Wolff-Brinckmann: Es war tatsächlich nur begrenzt möglich, Schmuck aus Gold und Silber herzustellen und anzubieten. So haben meine Eltern das Sortiment durch Glas, Keramik und anderes Kunsthandwerk „aufgebessert“, wofür mein Vater unzählige Male mit seinem PKW in den Süden der Republik fuhr und viele kleine Hersteller besuchte, um für seine Kunden im Norden ein paar schöne Glasvasen oder Zinngefäße zu ergattern. delüx: Dann eröffnete die politische Wende doch sicherlich ungeahnte Möglichkeiten? Ute Wolff-Brinckmann: Nach der Wende konnten meine Eltern wieder zum klassischen Uhren- und Schmucksortiment zurückkehren. Dabei spielte auch die individuelle Fertigung von Schmuckstücken eine immer größere Rolle. Ich hatte 1988 die Ausbildung zur Goldschmiedin begonnen, die ich 1990 absolvierte. Nach einem kurzen Umweg studierte ich dann von 1991 bis 1995 Schmuckgestaltung an der Fachhochschule Wismar/ Heiligendamm. delüx: Damit begann dann die dritte Generation bei Uhren und Schmuck Brinckmann? Ute Wolff-Brinckmann: Noch nicht ganz. Bereits seit 1981 gehört auch die Goldschmiedin Berit Köpcke zum Team der Firma. Sie leitet seit 2007 als Geschäftsführerin das Unternehmen. Gleichzeitig übernahm ich in dritter Generation als Inhaberin die Goldschmiede Brinckmann und gab ihr durch einen Geschäftsumbau 2008 auch ein neues Gesicht. Seit 2003 arbeitet Christel Albrecht im Verkauf mit und widmet sich besonders der Dekoration der Auslagen. Im letzten Jahr konnte ich auch Heidrun Temp für den Verkauf und Annett Oberländer für die Goldschmiedewerkstatt und für individuelle Entwürfe gewinnen. Und so kann ich mich trotz der großen Entfernung, da es mich nach dem Schmuckdesignstudium nach Erfurt „verschlagen“ hat, auf ein tolles Team verlassen. Mein Ziel ist es, durch modernes Design und handgearbeiteten Unikatschmuck die Kunden zu begeistern und vor allem die individuelle Gestaltung und das Handwerk in den Mittelpunkt der Arbeit zu stellen. Wir hoffen, auch zukünftig durch neue Ideen und solide Handarbeit die Neugier der Wismarer Kunden zu wecken. D.L.
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Die Haut SCHÖNHEIT
Spiegel der Seele Kosmetik, Massagen, Fußpflege auch für Diabetiker, Maniküre, Hairstyling – in der Beauty Lounge von Miroslawa Berger werden die Kundinnen und Kunden von Kopf bis Fuß verwöhnt.
Arbeit. „Die Haut“, erläutert sie, „ist nicht nur der Spiegel der Seele, sie erzählt auch von unserem körperlichen Zustand. Die meisten Hautprobleme haben innere Ursachen.“ Bevor sie ihre
Face mapping ist eine professionelle Gesichtshautanalyse, die an die Traditionelle Chinesische Medizin angelehnt ist.
Miroslawa Berger an der Skin-Bar in ihrer Beauty Lounge.
Ihr Salon in der Schweriner Puschkinstraße - seit Oktober des vergangenen Jahres geöffnet – unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht unbedingt von anderen Studios. Doch wer mit der Kosmetikerin spricht, erfährt von einem interessanten Ansatz ihrer
Kundinnen behandelt, nimmt sie sich stets Zeit für ein ausführliches Gespräch. Neben der klassischen Kosmetik mit hochwertigen Pflegeprodukten, die an der Skin-Bar vor dem Kauf ausprobiert werden können, arbeitet sie auch mit Hightech-Geräten um
Problemzonen zu behandeln. So setzt sie das Intense Pulse Light System zu Entfernung von Akne, Pigmentverschiebung oder unerwünschten Haarwuchs ein. Gesichtskonturen-Straffung erreicht sie durch einzigartige Simultanverfahren (Ultraschall und Neuromuskuläre Stimulation). Eine Radi FrequenzBehandlung bringt Erfolge in den Bereichen Hautverjüngung und Faltenreduzierung, wodurch die Haut kaputte Collagen- und Elastan-Fasern denaturiert und schneller als gewöhnlich neue anbaut. „So können wir Probleme lösen, bevor der plastische Chirurg zum Einsatz kommen muss“, sagt sie. Eine andere Technik unterstützt durch neuromuskuläre Stimulation bei der Reduzierung von Körperumfang,
FOLLOW YOUR CONVICTIONS ”ICH MÖCHTE NICHT LEBEN WIE ALLE. ICH MÖCHTE NICHT REDEN WIE ALLE. ICH BIN ICH SELBST.” Sir Bob Geldof – Musiker, Aktivist, Unternehmer
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minimiert Fettpolster und Cellulitis vor allem an Bauch und Beinen. „Das ist besser als eine Diät, die uns mehr Lebenszeit nimmt, als sie Vorteile bringt“, ist die Kosmetikerin überzeugt. Unterstützend wendet sie Lymphdrainagen an.„Vor allem bei Menschen, die viel sitzen, staut sich Wasser. Zur Entspannung gibt es in der Beauty Lounge auch wohltuende original Thai-Massagen. Oder man nutzt einfach die Jadeliege für die kleine Massage zwischendurch. Jedes Gerät, das sie in ihrem Salon nutzt, hat sie zuvor selbst ausprobiert. „So kann ich sicher sein, dass ich meinen Kunden helfen kann.“ Zu ihr kommen Frauen und Männer, Jugendliche und Senioren. Auch die klassische Kosmetik bei Miroslawa Berger ist etwas anders: Bei ihr gibt es keine trockene, fettige oder Mischhaut. Sie teilt das Gesicht nach Regionen ein. Diese Methode heißt „Face mapping“ und ist an die Traditionelle Chinesische Medizin angelehnt. Die 14 Zonen des Gesichts geben Aufschluss über den Zustand innerer Organe. So empfiehlt sie ihren Kunden neben der tägliche Pflege mit den richtigen Produkten auch notwendige Beratung zur Nahrungsumstellung, Schlafund Lebensgewohnheit oder zur Entschlackung und Entgiftung. Jeder Hautprobleme oder Hautzustand kriegt man in Griff. Text & Fotos: M. S.
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KOLUMNE
Ganz in Bunt am schönsten Tag des Lebens Vor einem halben Jahr eröffnete Heiko Jürgen den Schweriner Brautsalon „Am Dom“. Das Eckgeschäft in der Schweriner Puschkinstraße ist nun ein Mekka für Heiratswillige und ihre Gäste sowie alle, die die richtige Garderobe für einen feierlichen Anlass suchen. Braut-, Abend- und Festtagsmode nicht nur für den schönsten Tag im Leben, sondern auch für fast genau so schöne Anlässe wie Taufe und Jugendweihe, Konfirmation, AbiFeier, Theaterfest, Presseball oder Goldene Hochzeit. Auf 115 Quadratmetern findet sich eine – im wahrsten Sinne des Wortes – bunte Auswahl wunderbarer Roben. Selbst die modernen Brautkleider sind farbig. „Nur noch jede fünfte Braut geht heute ‚ganz in Weiß‘“, weiß Heiko Jürgen. „Die meisten entscheiden sich für cremefarbene Kreationen aus Taft
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oder Chiffon, Organza, Seide, Satin, die mit den verschiedensten Farben – sogar mit Schwarz – abgesetzt sind.“ Ehefrau Heike ergänzt: „Die aktuellen Brautkleider, die wir
gestaltet.“ Sie erinnert sich noch an ihr eigenes, das schmal, weiß und mit Gardinenstoff verziert war. Natürlich von ihr selbst. Die Änderungsschneiderin, die seit
Kerstin Derstappen mit einer kleinen Auswahl moderner Brautkleider.
aus Deutschland, England und Frankreich geliefert bekommen, sind wieder sehr extravagant
2008 für ein bekanntes Schweriner Brautmodenhaus gearbeitet hatte, kann auf viele Erfahrungen in
Sachen Brautmode zurück greifen. Wer bei Jürgens kauft, kann sich auf eine fachkundige Änderung verlassen. Und die ist fast immer nötig, denn die Hersteller liefern die Roben stets etwas länger. „Wir bestellen nur“, sind sich die Inhaber einig, „ was uns selbst gefällt. Und das darf gern sehr modern sein.“ Ihre Kundinnen und Kunden – auch für den Herrn findet sich im Brautsalon das Passende zum festlichen Anlass - schätzen dies. Auswahl und Anprobe eines Brautkleides ist stets etwas ganz Besonderes. Die Bräute bringen dazu Mutter und Freundin mit, die Männer kommen gern mit ihren Freunden. Auch ihnen wird es im Fachgeschäft Am Dom gemütlich gemacht, denn „das letzte Wort haben oft die Begleiter“. Text & Foto: M. S.
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LIFESTYLE
Faszinosum Fünfziger Jahre Die Rockaholics Schwerin haben sich einem vergangenen Lebensstil verschrieben Dass Abhängigkeit nicht negativ sein muss, beweisen die Rockaholics Schwerin schon seit Jahren. Ihr Leben wird bestimmt durch die 50er Jahre – sei es durch die Wohnungseinrichtung, das Auto, die Frisur, die Vorliebe für die Filme der Zeit und vor allem die Musik. „Wir sind Rock'n'Roll-Abhängige“, erzählt Matthias Reinholz, Mitbegründer dieser Bewegung, „und wir sind kein Verein, sondern eine Interessengemeinschaft.“ Authentizität hat oberste Priorität. Ungefähr 25 Leute aus Schwerin und Umgebung treffen sich einMal im Monat im Café Subversiv zum Stammtisch. Und an jedem ersten Sonntag im Monat steht im Störkrug in Plate alles unter dem Motto „50er Jahre“, inklusive Tanz.„Wir zeigen auch, wie es geht. Aber wir sind keine Tanzschule. Allerdings bekommt man das, was wir machen, auch nicht wirklich in der Tanzschule beigebracht“, sagt der Mitbegründer Reinholz. Zum Beispiel den Hemsby-Jive kennen sie besser als solche Bewegungsinstitute. Silvia und Zenon Jurczak sind von Anfang an dabei. „Wir waren schon in der DDR von dieser Musik fasziniert. Nach der Wende haben wir bei einer Veranstaltung in Lüneburg zufällig entdeckt und gestaunt, dass der Rock'n'Roll lebt“, erklärt Silvia Jurczak. Die Szene in Hamburg und Rostock sei zwar größer als die in Schwerin, gemeinsam sei man aber wie eine Familie. Die Jurczaks sind die Initiatoren des monatli-
Zenon und Silvia Jurczak probieren ihre Rock'n'Roll-Fähigkeiten monatlich im Plater Störkrug aus.
chen Tanztreffens in Plate. Knapp 20 Rockaholics werfen sich dann in Schale und widmen sich einen ganzen Nachmittag lang verschiedenen Tanzstilen ihrer Lieblingszeit. In familiärer Atmosphäre steht dann Old Style Dance im Vordergrund. „Wir freuen uns
auch über neue Gesichter. Es wäre aber von Vorteil, wenn ein paar Kenntnisse und Fähigkeiten im Stiltanz schon vorhanden sind“, sagt Zenon Jurczak. Ein bis zwei Mal im Jahr treffen sich die Rock'n'Roll-Jünger zu größeren Veranstaltungen im Zeppelin Club in Schwerin. Haartollen und Lederjacken sind dann bei den männlichen Gästen alles andere als eine Seltenheit, die Frauen führen ihre Petticoats, passende Frisuren und Make-up spazieren. Auf der Bühne spielen Bands, die sich ebenso der Vergangenheit vor 60 Jahren verschrieben haben. Im Februar waren die Sideburns aus Rosy Schlink Inh. Cind
tock zu Gast. „Der Ursprung unserer Leidenschaft ist zwar eine Weile her, dennoch ist dieses Lebensgefühl, das uns bestimmt, zeitlos“, sagt Sänger Lars Freude. Die Leidenschaft für die fünfziger Jahre leben die Rockaholics nicht nur in ihrer Gemeinschaft aus, meint Maik Heidmann. „Im vergangenen Jahr haben wir beispielsweise einen Flashmob auf dem Pfaffenteich veranstaltet. 25 Leute fuhren dort mit der Fähre, hatten die passende Musik dabei und haben eine Stunde lang getanzt – zur Freude des Fährmanns und der anderen Passagiere.“ Text & Fotos: Gritta Flau
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LIFESTYLE
Lieben Sie Auf diese Fragen antworten Männer und Frauen unterschiedlich. Wenn Männer JA sagen, meinen sie in der Regel den Anlass, der sie in die Juwelierläden treibt. Sie kaufen nicht für sich; sie kaufen Schmuck für ihre Frauen, zum Geburtstag oder Hochzeitstag und glänzen in der Rolle des Spenders – ihre Art, Schmuck zu tragen. Wenn Frauen JA sagen, ist das ein freimütiges Bekenntnis. Sie haben eine angeborene Schwäche für Schmuck und tragen ihn mit Vergnügen bei Tage und bei Nacht. Es soll Frauen geben, die sich nach dem Aufstehen zunächst mit Armreif, Fingerring und Kette bekleiden und erst danach das passende Kleid aus dem Schrank holen. Sagt man.. Der kleine, feine Laden Stein § Design, Goldschmiede Ahnsorge in der Altstadt von Schwerin, ist ein Laden für alle: für Männer, für Frauen, für normale, verrückte und süchtige „Schmuckverbraucher“. Es gibt ihn länger als drei Jahrzehnte. Michael Ahnsorge hat ihn 1979 gegründet. Das Fachwerk mit dem goldenen Inhalt in den Fenstern ist in Schwerin bekannt, durch sein ausgewähltes Schmuckangebot und durch das profunde Wissen des Meisters. Michael Ahnsorge
Der kleine, feine Laden.
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Schmuck? kennt sich aus mit Steinen und Mineralien.Viele Male ist er in die Welt gefahren, hat das Rohmaterial vom Originalort abgeholt, zu Hause in der Werkstatt bearbeitet, hat das Wunder des Steins, seine Strahlkraft, heraus geschliffen und ein Schmuckstück gestaltet. Dabei hat er von den Steinen gelernt. Er ist heute ein gefragter Gutachter in Sachen Gold und Diamanten. Nach 45 Berufsjahren hat er sein Geschäft abgegeben. Der neue Besitzer von Stein § Design Goldschmiede Ahnsorge heißt Hans-Joachim Krömer. Er ist 40 Jahre jung, in Schwerin geboren, hat in Schwerin das Goldschmieden gelernt, konnte sich in den Städten des Landes, in Leipzig, Heiligendamm und Berlin, in unterschiedlichen Tätigkeiten ausprobieren und ist nach Schwerin zurückgekommen. Er übernimmt eine Werkstatt, einen Standort und eine Crew mit Erfahrung. Drei der vier Mitarbeiter sind ausgebildete Goldschmiede. Altmeister Michael Ahnsorge bleibt noch eine Weile im Geschäft und lässt sich beim Arbeiten über die Schulter schauen. Krömer sagt: „Mein Start ist Gold wert“. Zurzeit müssen der neue Chef und seine Mannschaft ohne die Ahnsorges auskommen. Ahnsorge
und seine Frau sind zur Material-Beschaffung im Outback von Australien unterwegs. Sie hoffen, in den Goldfeldern im Westen und den Opalminen im Osten des Landes fündig zu werden. Hans-Joachim Krömer wartet auf „reiche Beute“. Er ist wie der Altmeister vom Stein fasziniert und freut sich auf die gemeinsame Arbeit. Wenn man aus der Werkstatt das Geräusch des Schleifens hört, beginnt die spannende Zeit: Was sagt der Stein? Sternstunden im Goldschmiedehandwerk, wenn der Opal zu leuchten beginnt. Nicht nur das Eigene ist wohlfeil bei Stein § Design Goldschmiede Ahnsorge. Man kann auch edle Ware anderer Anbieter kaufen. Zum Beispiel Schmuck von Niessing - Manufaktur, dem Traditionshaus seit 1876, eine Werkstatt aus Vreden, nahe der holländischen Grenze, die sich im letzten Jahr mit der besonderen Farbe von Gold einen Namen gemacht hat – Gold von Grau bis Rot.Einen festen Platz bei Ahnsorge hat auch Charlotte-Kollektion von Ehinger-Schwarz, die Ulmer Schmuckwerkstatt, mit dem Prinzip der Legosteine: Kaufe einen Ring und verwandle ihn. Zu jedem Geburtstag ein neuer Stein für den Basis-Ring. Grauer Mondstein. Mondstein Orange. Edeltopas. Amethyst. Ohrstecker,
Halskette nach dem gleichen Prinzip. Charlotte-Schmuck ist verführerisch und kann süchtig machen. Höhepunkte sind Anfang Dezember die CharlotteTage zum Probieren und Kombinieren. Der kleine feine Laden Stein § Design Goldschmiede Ahnsorge liegt mitten im Zentrumslabyrinth. Die Zeiten, in denen Passanten nur auf den Hauptstraßen bummelten, sind lange vorbei. Die aus der Welt kommen, wissen, dass die Überraschungen in den Gassen liegen, dort, wo die Häuser alt sind und die Geschichte bewahrt ist. Stein § Design Goldschmiede Ahnsorge befindet sich in guter Nachbarschaft: Gegenüber vom „Gasthaus zur guten Quelle“, der urigen Kneipe und neben „Uhle“, dem Weinhaus - ideal für einen Abstecher zwischen Bier und Wein für alle, die Schmuck lieben. Lieben Sie Schmuck? Astrid Kloock Fotos: Luise Kolpin
Das Ahnsorge-Team. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
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Vitametik – Ordnung und Harmonie des Lebens Fehlhaltungen können geklärt und Dem Entwurf nach müsste der Körkorrigiert werden. Schmerzhafter per ewig funktionieren, Druck auf Nervenbahnen verrinkons-tatierte einst der gert sich. Biochemiker Eliot Crooke, doch durch Nun muss man nicht erwarten, kaum beeinflussbadass beschwerdefrei nach einer re Alltagssituationen Behandlung aus der Praxis hervorgerufen, wie marschiert werden beispielsweise kann – was sich durch Stress, womöglich über kann es Jahre an Fehlhalunbemerkt tungen entwickelt zu Verhat, wird auch eine spannunWeile zur Korrekgen im tur benötigen. Die Körper Methode ist so kommen. sanft, Die Folgen dass sie werden für alle erst späJana und Frank Hoffmann ter spürAltersgruppen angewendet werbar: Bandscheibenbeschwerden, den kann.„Für eine GrundentspanKopfschmerzen, Migräne, Nackennung sind wohl vier bis sechs probleme bis hin zu SchwindelatBehandlungen notwendig,“ bestätacken und Tinnitus machen tigen die erfahrenen Vitametiker. Betroffenen zu schaffen, eine „Leider kommen Klienten oft erst Behandlung wird unumgänglich. zu uns, wenn sie austherapiert wurden oder sich lange Zeit mit „Wir geben dem Körper die Kraft ihren Beschwerden herumgeplagt zurück, die er anderweitig verhaben. Dabei kann man prophylakschwendet,“ sagt Frank Hoffmann. tisch bereits eine Menge tun.“ Erfolgreich praktizieren seine Frau Jana Hoffmann veranstaltet regelJana und er eine ganzheitliche, mäßig Informationsabende, in sanfte und schmerzfreie Behanddenen sie auch den so genannten lungsmethode für die Wirbelsäule „Beintest“ vorführt. und das Nervensystem – „Vitametik“ heißt sie. Diese Behandlung Jana und Frank Hoffmann sind bewirkt Entspannung der Muskuausgebildete Vitametiker – Jana latur, der Wirbelsäule und des Nererwarb 2006 ihre Lizenz, Frank vensystems. 2008. Regelmäßig müssen sie sich Wie erklärt sich nun diese alternafortbilden, darüber wacht der tive Behandlungsmethode?Nach Berufsverband und eine einem ausführlichen Gespräch mit spezielle Ethik-Kommission. dem Klienten lokalisiert der VitDeutschlandweit gibt es rund 300 ametiker – so die BerufsbezeichVitametik-Praxen. nung - die Stelle der größten Verspannung im Halswirbelbereich Seit nunmehr fünf Jahren ist mit des Betroffenen. Mit gezieltem den Hoffmanns eine solche Praxis Druck wird eine Entspannungsimin Schwerin etabliert. Die großzüpulsgabe mit geübten Händen gigen Räume sind mit einer Arztausgeführt. Auf der speziellen praxis nicht vergleichbar, sie sind Behandlungsliege „Vita-Speed“ auf Wohlbefinden ausgerichtet, bequem liegend, setzt sich dieser mit liebevoll gestalteten Details in Impuls im gesamten Körper fort angenehmem Ambiente ausgeund löst dort vorhandene Verspanstattet, und sie vermitteln sogleich nungen. eine entspannende Ruhe. Der Effekt ist verblüffend, wie Klienten versichern. Die Muskulawww.vitametik-schwerin.de tur übernimmt wieder die „Haltefunktion“ der Wirbelsäule und MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
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REISEN
Wenn Rentner durch die Taiga paddeln… oder Wo ist SACHA? Lagerplatz um Mitternacht.
Es muss wohl ein Virus sein, der etliche Menschen befallen hat, zum dritten, vierten oder gar fünften Male zunächst nach Moskau und weitere fünfeinhalb Tausend Kilometer zum zweitgrößten, von Menschen gebaggerten Loch der Welt, nach Mirny zu fliegen. Dort fanden sowjetische Geologen vor 55 Jahren nördlich des Riesenflusses Lena in der Taiga eine ergiebige Lagerstätte für Diamanten. Aus wenigen Zelten und Blockhütten erwuchs eine Stadt genannten Namens (MIR – Frieden) auf jetzt 25.ooo Einwohner. Der Tagebau erreichte eine Tiefe von 55o Metern. Dies alles auf und in Permafrost. Die Hochhäuser stehen auf Stahlbetonstelzen, um den Boden nicht zu erwärmen. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt dort 1o,2 Grad. Minus, wohlgemerkt! Wintertemperaturen gehen auf 5o und weniger Grad nach unten. Sommertagestemperaturen können jedoch 28 Plusgrade erreichen. Um Mirny zu grün74
den, musste von der Lena eine zunächst 25o km lange „Straße“ durch Moor, Sümpfe und über Berge gebaut werden, die inzwischen eine Länge von mehr als 1000 km hat , um später erschlossene Diamantvorkommen mit dem neuen Hafen Lensk an der wichtigen Wasserstraße zu verbinden. Aus dieser Region Jakutiens (jetzige Republik SACHA – jakutisch: Mensch in Russland, achtmal so groß wie Deutschland, 0,45 Millionen Einwohner!) stammt mein Freund Walter Dick. Er arbeitete beim geologischen Dienst der Akademie der Wissenschaften in der Erkundung und Vermessung der Taiga. Vor 2o Jahren folgte er seinen strenggläubig christlichen, deutschstämmigen Eltern in die Bundesrepublik. Hier wurde er zum Wildwasserkanuten, und die Sehnsucht nach den heimatlichen wilden Taigaflüssen ließ ihn nicht los. Mit einem Paddelfreund beschaffte er sich drei Kanadier, zwei Zweier- und vier Einerkajaks.
Der alte Helikopter in Aichal kann Ausrüstung und Gruppe kaum fassen.
Gemeinsam fuhren sie die Boote auf sehr abenteuerliche Weise mit einem alten Auto und einem Hänger bis nach Mirny. Das dauerte etwa sechs Wochen. Ihr Ziel war es, mitteleuropäische Paddler auf die wunderbaren Flüsse zu locken. Dies ist gelungen! Um von Mirny zu den unberührten
Flüssen Jakutiens zu kommen, gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder mit entsprechend geländegängigen Fahrzeugen auf der Diamantroute und zeitweilig befahrbaren Nebenwegen Boote und Besatzung zu transportieren oder, besser, einen Hubschrauber der DiamantgeMECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
REISEN
Zunächst müssen wir die schweren Boote mühsam treideln.
Ein Tagesresultat.
Leo aus Bayern hat Mühe, fast 30 kg Lenok zu heben.
Unter uns der Fluss Tomba in der subarktischen Taiga. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
sellschaft Alrosa zu nutzen. Beides kann nicht billig sein. Werden die Kosten für Land- und/ oder Lufttransport jedoch von einer Gruppe getragen, sind die Kosten für den Einzelnen erträglich. Dauer der Touren ab und bis Deutschland zurück: Vier Wochen. Zur Klarstellung: Dies ist kein kommerzielles Unternehmen, keine Neckermanntour. Jeder in der Gruppe fliegt und fährt in Kenntnis seines gesundheitlichen Zustands auf eigenes Risiko. Der Vorteil: Walter Dick als ehemaliger „Eingeborener“ spricht die Sprache, kennt die Bedingungen (auch der Bürokratie und der MILIZ !) sowie die Piloten und Chefs der jeweiligen, manchmal sehr kleinen „Flugplätze“. Er ist ein vorzüglicher Angler, Jäger und – nicht zuletzt – Koch. Noch immer also ein Taigakind. Dreimal, auf sieben verschiedenen Flüssen, mit
unterschiedlichen Teilnehmern, bin ich indes rund 25oo km mit Walter Dick in SACHA unterwegs gewesen. In Mirny konnten wir uns ausreichend in „Magazinen“ mit notwendigen Grundnahrungsmitteln für drei Wochen versorgen: Öl, Haferflocken, Trockenobst, Buchweizengrütze, Mehl, Tee, Backpulver, Möhren, Weißkohl, Zwieback, Ei- und Milchpulver und auch mit dem, was liebevoll Wässerchen heißt. Der russische Arzt Sergej – Freund von Walter – der schon mehrfach mit von der Partie war, brachte aus seiner großen Stadt Krasnojarsk gar zwei Fünf-LiterKanister mit, worin das Wässerchen durch Knoblauch und Paprika den notwendig medizinischen Aspekt bekam. Dies alles wurde in einen wirklich nicht neuen, mittelgroßen Bus geladen, der auch unsere dreizehnköpfige Gruppe ebenfalls nicht sehr neuer Teilnehmer transportierte. Mit Ausnahme von Sergej, Walter und Lothar, der Sächsin Carmela und Stefan, dem Belgier, waren wir alle schon im Rentenstande. Der Älteste war bereits 74. Die Boote wurden von Walters Freund Boris aus Mirny mit einem dreißigjährigen Geländewagen auf einem Anhänger transportiert. Rund 6oo km ging es auf der Schotterpiste „Diamant-route“ nach Aichal, einem jüngeren Kratertagebau, zum dortigen Flugplatz. Das dauerte einen Tag und eine Nacht. Am Morgen war der wartende Hubschrauber bis unters Dach bepackt. Dem waren zur Gewichtsersparnis die Zusatztanks entfernt worden. Wir flogen ja nur knappe zwei Stunden unter sehr heftigem Lärm. Unter uns die faszinierende Taiga mit ihrer weit gestreckten Berg- und Hügelformation, die Moore, Seen und vielfältigen, mäandernden Flüsse. Urlandschaft ohne Weg und Steg, Lärchentaiga, die noch nie ein Menschenfuß berührt hat. Weit hinter dem Polarkreis ging der Hubflügler in einem breiten Flussbett auf einer riesigen Schwemmbank nieder. Die Sonne schien, kristallklares Wasser strömte in einem jungfräulichen Fluss, der noch nie ein Boot getragen! Und, wie schön, es schien noch keine Mücken zu geben! Allerdings noch Schneereste, obwohl schon der 26. Juni im Kalender stand. Wir 75
REISEN
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Startende Taiga-Saatgans auf dem Olenjok.
Der Sibirische Gelbling übersteht 50 Minusgrade
Zauberhafte Glockenblumen über der Schotterbank.
Der stattliche Wolf im Ufergebüsch.
winkten dem Hubschrauber nach und hofften mehr als wir wussten, wann und wo er uns drei Wochen später am Olenjok wieder aufnehmen würde. Es ist wunderbar, in einem solchen Flussbett das Lager aufzuschlagen. Vom hohen Uferrand Trockenholz heranzuschleppen, und den Geruch des Feuers zu spüren, Teewasser im schwarzen Kessel brodeln zu hören. Ein erster, kräftiger Schluck auf die gute Fahrt, die vor uns liegt. Auch dies ist ja ein Risiko: Es treffen sich Menschen, die sich zuvor noch nicht kannten. Sie sind gezwungen, geduldig, rücksichtsvoll und tolerant miteinander umzugehen. Zu spüren, wann was getan sein muss. Zwei Überraschungen gab es allerdings schon am ersten Tag: Kein Fisch wollte beißen. Und: Verzweifelt suchten wir unser Mehl. Das war in Mirny vergessen worden! So konnten wir weder Brot noch Pfannkuchen
backen. Aber auch dies ist beachtlich: Es wurde kein Schuldiger gesucht! Vielmehr nahm Sergej sein Akkordeon und wir sangen in die Sonne, die den Untergang verweigerte. Als wir erwachten, gab es keinen Sonnenschein mehr. Die Temperatur war kräftig gesunken, das Bad im trinkbaren Wasser s e h r gewöhnungsbedürftig! Doch die kräftige Suppe aus Trockenmilch und Haferflocken erwärmte uns aufs Beste. Der momentane Wasserstand allerdings war dürftig. Häufig mussten wir aus den Booten steigen, um sie im Flachwasser zwischen den Sand- und Schotterbänken zu treideln. Der Himmel wurde grau und grauer, und schon am frühen Nachmittag gingen wir an einer langen Schotterbank an Land, um das Lager aufzuschlagen. Beim Feuerholzsuchen glaubte ich, meinen Augen nicht zu trauen. Groß und mit gespitzten Ohren
stand ein Tier im Gebüsch des jenseitigen Ufers und blickte neugierig herüber. Ein WOLF! Wahrscheinlich hatte er noch nie Menschen gesehen! Weiter unten watete er in den Fluss und schwamm hinüber. Es war phantastisch! Wenig phantastisch war der folgende Tag. Es schüttete wie aus Kannen, ohne Unterbrechung, an die 24 Stunden. Wir lagen in den Zelten und lauschten. Danach mussten wir kaum noch treideln, so rasch stieg das Wasser. Was jedoch noch immer fehlte, waren jene uns doch wohlbekannten Fische, die nach Blinkern und Wobblern schnappen sollten, die Lenoks und Hechte. Deshalb stellten Walter und Lothar in einer Stillwasserbucht über Nacht ein Netz. Und am Morgen zogen sie mehr als ein Dutzend großer silberner Siks und Diks in den Kanadier, wundervolle Edelfische. Köstlich schmecken sie.
Einen Tag später jedoch gingen in den tieferen Kehr- und Stillwassern dann meterlange Hechte und Lenoks (eine jakutische Lachsart) an die Angel. Das blieb so bis zum Ende der Fahrt, auch auf den zweihundert Kilometern des Olenjok. Kein Tag mehr ohne ausreichende Fischmahlzeiten, gebraten, in Öl frittiert oder als Fischsuppe mit kräftiger Einlage frischen Grüns vom üppig wuchernden Lauch der Ufer. Die prangten inzwischen unter überraschender Blütenpracht in Blau und Weiß und Gelb. Nahezu unfassbar ist es, wie über dem Dauerfrostboden, im Schotter- und Sandflussbett und den eisgeschabten Ufern mannshohe Fingerkrautsträucher die Landschaft mit ihren gelben Blüten überschütten. Sibirische Trollblumen wiegen sich in Massen auf hohen Stängeln und blassblauer Lein schmückt den Schwemmsand. In dunklen Junglärchen klimmt die Clematis zwei, drei Meter hoch, und ihre großen, weißen Blüten scheinen wie Schmetterlingsschwärme vor dem Nadelwerk zu tanzen. Echte Tagfalter flogen auch dort, große Gelblinge nämlich, und sogar der bei uns seltene, sehr schöne Schwalbenschwanz hat die Wintertemperatur von fünfzig Minusgraden überstanden. Immer öfter trafen wir auf Taigasaatgänse auf dem Wasser, die sich flügellahm stellten, um uns von ihren gerade erst faustgroßen Dunengösseln abzulenken. Über den Mooren riefen Regenbrachvögel, Grünschenkel und Pfuhlschnepfen, die hassend Stein-adler vertrieben, und unter einer gestürzten Lärche lagen in einer Mulde vier junge Merlinfalken, deren Mutter uns keifend umflog. Wie sehr das Wasser sich MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
REISEN
Nächtlicher Bastelch im Flussnebel.
Wer hätte solche Rosen überm Permafrost erwartet!
inzwischen schon erwärmt hatte, wurde sehr deutlich, als ich der Gruppe ein paarmal nächtens vorausfuhr. Aus dem warmen Fluss stieg an den Ufern dünner Nebel in die taghelle Nacht. Da hatte ich wirklich die Vorstellung, der einzige Mensch dieser Welt zu sein. In einer Landschaft, die seit Jahrtausenden vom Menschen nie direkt beeinflusst wurde. Mit vorsichtigem, lautlosen Paddelschlag an diesen Ufern zu gleiten, in einer ungekannten ungeheuren Stille. Und dann , riesengroß scheinbar, auf hohen Läufen wie hellen Birkenstämmen, eine Elchkuh am Ufer. Sie wittert mich nicht. Sie äst Pflanzen im Flachwasser, es ist eine Stunde nach Mitternacht, und unbemerkt treibe ich vorüber. Zwei Nächte und eine Stunde später habe ich das Glück, einen geweihten Elch im Bast am Ufer zu treffen. In der Ferne leuchten die baumlosen Flanken eines scheinbaren Tafelberges im rosigen Morgenschein. Wasserspritzend, stampfend mit seinen breiten Schalen verschwindet er im Weidengebüsch. Die Tage füllen sich mit leichtem Angelglück für jeden, mit Badefreuden und guten Gesprächen am Feuer. Toni, die einmal Dozentin war, erzählt abends russische Märchen, Sergej erfreut mit gekonntem Akkordeonspiel und über Abende und Abende wird ein Text zu einer russischen Melodie gedichtet, woraus ein singbares Lied unserer Fahrt entsteht. Zwei Wochen später etwa erreichen wir den Fluss Olenjok. Wer kennt ihn in Europa? Er hat Donaulänge! Endlich, hinterm Uferrand, ragt eine Antenne über ein großes, etwas schiefes Block-
haus. Für Lilja und Wladimir, die jungen Meteorologen, sind wir ein so unerwarteter Besuch, als seien wir mit unseren bunten Kajaks aus dem Weltraum gefallen. Bald darauf summt der Teekessel, wir haben Brot und wunderbare Waldbeerenmarmelade auf der Zunge. Und natürlich bekommen wir Mehl von ihnen. Bass erstaunt sind wir, dass Wladimir ohne Hemd im Freien sitzt, ohne auch nur ein einziges Mal jene unzählbaren Plagegeister zu schlagen, die für uns - trotz Mückenschleier! – eine Geißel sind. Woanders sind die Menschen anders! Herzlicher Abschied, und abends auf einer mückenfreien Schotterbank können Hermine aus Bayern und Carmela aus dem Vogtland köstliche Eierkuchen backen. Stefan, der liebenswerte Belgier, schwelgt ob dieser kulinarischen Genüsse. Das vereinbarte Endziel unserer Fahrt, eine Riesenbank am Zufluss des Alakit, erreichen wir einen Tag zu früh. Inzwischen haben wir schon Tagestemperaturen von nahezu 30 Grad. Mit einem großen Feuer feiern wir am Tag darauf abendlichen Abschied. Der Helikopter landet zwei Minuten vor vereinbarter Zeit um 11. 58 auf der Sandbank neben den gesäuberten und gut gepackten Booten. Sehr viel Gewicht haben sie nicht mehr. Eine gesonderte Tonne birgt allerdings einen ganzen Zentner eingepökelter Fischfilets von Hecht und Lenok für Ludmilla und Boris, die uns in Mirny so herzlich bewirtet hatten und nun schon auf unsere Wiederkehr warten. Soviel Anglerglück musste sein!
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Text & Fotos: Wolf Spillner
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MALER AUS MECKLENBURG
Kreativ im unruhigen Ruhestand Zu Besuch bei Hans W. Scheibner Der helle Vollbart, aus dem ein gutmütiges und freundliches Gesicht mit sehr aufmerksamen Blicken herausschaut, macht ihn auf Anhieb sympathisch: den Künstler Hans Wilfried Scheibner. Schwer zu entdecken ist es nicht, das eher schlichte und lang gezogene Ziegelsteinhaus ganz am Ende des verträumten Dörfchens Maßlow bei Wismar. Die Zeit des dort lebenden Schmiedemeisters, der wichtig war im ländlichen Raum, ist schon recht lange Geschichte. Produziert wird dort aber weiterhin und zwar Kunst in verschiedenster Weise. Seit 33 Jahren hat sich Hans W. Scheibner dort gemeinsam mit seiner Frau, der Malerin Karin Zimmermann, sein eigenes Reich geschaffen. „Ja, wir sind hier längst angekommen und die Mecklenburger haben uns aufgenommen wie Freunde“, lobt der Mann des Jahrgangs 1944 aus Zwenkau bei Leipzig die unkomplizierte Integration bei den Nordlichtern. Scheibners kreatives Multi-KultiRefugium beginnt bereits im Treppenhaus und endet in kaum voneinander zu trennenden Räumlichkeiten mit Atelier und Künstlerwerkstattcharakter, wo selbst eine kleine Aktionsbühne nicht fehlt. Die Einheit von kunstproduzierendem Werkstattbereich und Geselligkeit im Kreise Gleichgesinnter ist absolut gewollt.
Hans Scheibner inmitten einiger seiner Kunstobjekte. Von denen hat jedes eine Geschichte.
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Fast ein wenig erdrückend wirkt diese Ansammlung voller handgeschaffener Unikate mit großer schöpferischer Bandbreite. Denn neben Bildern sind ebenso Skulpturen aus Holz und Papier zu entdecken. Etliche Marionetten, aus eigener Werkstatt gehören gleichsam zum stetig größer werdenden Bestand. Das erklärt andererseits, wie schwer es ist, den Künstler mit dem noch immer leicht sächsischen Dialekt kunstwissenschaftlich in eine einzelne Gestaltungsrichtung einzuordnen. In seinen Schaffensperioden wechselte er häu-
fig die unterschiedlichen Perspektiven der Bildenden und der Darstellenden Kunst. Das machte ihn auch zum Plastiker, Bühnen-, Kostüm- und Puppengestalter, letztendlich zum Regisseur und Theaterleiter. Denn bereits von 1991 bis 1993 leitete und führte er Regie im neu gegründeten Kammer- und Puppentheater in Wismar. Dort war er von 2000 bis 2001 ebenso Theaterdirektor. „Früher wollte ich alles auseinander halten, wollte Maler sein, mal Theatermann, mal Bildhauer. Alles entwickelte sich miteinander und hat sich gegenseitig befruchtet", gestand er frühzeitig seinen Freunden. Die sind in seinem Hause stets willkommen und manch einer blieb sogar dort – als spontan von Scheibner gemaltes oder gezeichnetes Abbild. Neben zahlreichen Ausstellungen ab dem Jahre 1973 wurde dem Maßlower Künstler unter anderem die Ehre zuteil, im Sommer 2009 die hundertste Ausstellung seit 1999 im beliebten und denkmalgeschützten Baumhaus am Wismarer Alten Hafen präsentieren zu dürfen. Mit 13 aus Holz gestalteten Köpfen, dazu eine Maske und ein Handy, ebenfalls aus Holz gearbeitet, stellte Scheibner auf einer rustikal bearbeiteten Tischplatte seine Interpretation des „letzten Abendsmahls“ vor. Selbst weibliche Züge waren in den hölzernen Objekten versteckt. „Ich glaube nicht, dass Jesus, wenn er ein Typ wie ich war, ohne Frauen gelebt hat“, erklärte er damals feinzüngig seine moderne Vorstellung zu diesem Thema. Fast zeitgleich ereilte den kreativen Sachsen das Ruhestandsalter. Doch sein immer noch großer, kreativer Appetit sorgt dafür, dass Scheibner weiterhin vielfältigste Kunstwerke erschaffen wird. Text & Fotos: H.-J. Zeigert MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
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PUPPENTHEATER
Fundstücke mit Gesicht – und Charakter Antje Binder ist die neue Puppenspielerin im E-Werk
Puppenspielerin Antje Binder mit ihrem Stück „Der Schweinehirt“
Der König ist ein angebrannter Holzklotz, die Kulissen sind bemalte Zeitungsseiten. „Fundstücke mit Gesicht“ nennt die neue Schweriner Puppenspielerin Antje Binder ihre Figuren, ausge-
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Fotos: Silke Winkler
Jahre assistieren durfte. diente AlltagsgegenErste Meriten erwarb stände, Holz, Pappe, sich Antje Binder von Blechdosen. Nicht nur in 2005 bis 2009 am Berlidieser Hinsicht hat die ner Puppentheater junge Künstlerin, erst Miraculum. In der seit Februar fest am Hauptstadt entstanden Schweriner Puppenauch die beiden eigetheater engagiert, ihre Fantasie ist gefragt beim Puppentheaterwettbewerb für nen Stücke, „Der Zauganz eigene Art, Theater Kinder, den das Puppentheater im E-Werk des Mecklenburbertopf“ und „Der zu machen. Auf der gischen Staatstheaters Schwerin ausschreibt. Schweinehirt“, die sie Bühne steht ein Tisch. nun auch im SchweriAuf ihm führt sie ihre ner E-Werk zeigt. Unterstützt werden für Sport und KunsterziePuppen durch Geschichten, in wird die Puppenspielerin von der hung. Das Studium in Kiel sagte denen sich ihr Publikum wieder Dramaturgin Katja Frick, auch ein ihr dann doch nicht so zu und sie findet, mit denen sie Kindern wie neues Gesicht im E-Werk. Zwei stieg um auf Grafik und Design in Erwachsenen einen Spiegel vorneue Stücke wollen sie pro SpielHeiligendamm. Ihre Studienrichhält. „In meinem Spiel“, sagt sie, zeit auf die Bühne bringen. tung war Kommunikationsde„möchte ich Dinge zeigen, mit Gemeinsam bereiten sie nun ihre sign. Dann kam sie in einem denen die Menschen in ihrem erste Premiere am Puppentheater gemeinsamen Projekt mit dem Leben etwas anfangen können, im Mai vor - „Rumpelstilzchen“, Wismarer Theater das erste Mal die ihnen vielleicht eine neue Perin ihrer ganz eigenen Auffassung. mit dem Puppenspiel in Berühspektive eröffnen.“ So ist ihr rung. „Wir bauten Puppen, entwi„Schweinehirt“ in dem gleichnaDie Dramaturgin erarbeitet nicht ckelten Geschichten und spielten migen Märchen ein junger Mann, nur gemeinsam mit Antje Binder vor“, erzählt sie, fasziniert von den der nach Höherem strebt, der die Puppentheater-Produktionen, unbegrenzten Möglichkeiten des glaubt, in anderen Lebenswelten sondern organisiert auch die Puppentheaters. „Hier kann ich sein Glück zu finden. Doch immer, Gastspiele von Puppenspielern alle meine Talente entfalten, wenn er dann jemand anderes aus Mecklenburg und Berlin, auf mache das Bühnenbild, zeichne, sein darf, ist er ebenso unzufriedie sich die Schweriner weiter baue Puppen, erzähle Geschichden wie zuvor. freuen dürfen. Das nächste Großten.“ Folgerichtig war dann ihre ereignis in Sachen Puppentheater Diplomarbeit ein PuppentrickMit Puppen hat Antje Binder erst sind die „Puppen im Park“ am 9. film. Nach dem Studium ging sie gespielt, als sie erwachsen war. und 10. Juli, natürlich wieder on nach Berlin, in das Mekka für PupDoch hat sich in der Entwicklung Tour in der Schelfstadt. Das Neue: penspieler, probierte sich aus und der heute 32-Jährigen einiges In diesem Jahr sind sie gleichzeilernte – von Wolf Dieter Pfennig, abgezeichnet, das auf ihre Berutig Auftakt für ein PuppentheaterThomas Mierau, Hans-Eckardt fung abzielte. In Waren an der Ferienprogramm im Hof des KonWenzel und vom Puppenpapst Müritz geboren, wollte die aktive servatoriums. Peter Waschinsky, dem sie zwei Schwimmerin eigentlich Lehrerin M. S. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
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MALER AUS MECKLENBURG Der Maler Hermann Schepler ist in der Griesen Gegend, in WestMecklenburg, zu Hause - gewesen. Hier hat er gelebt und gearbeitet. Sein Credo: Das Malen ist meine Lust. Im Januar diesen Jahres wäre er einhundert Jahre alt geworden. Das Land ehrt ihn im Jubiläumsjahr von Januar bis in den frühen Herbst mit Ausstellungen in Schwerin, Grabow und Ludwigslust.
Ein Maler - viele Ausstellungen Hermann Schepler zum Hundertsten
In Schwerin stellte die Mecklenburgische Landesbibliothek in den Monaten Januar bis März großformatige Zeichnungen, Druckplatten und Grafik aus der frühen Schaffensperiode des Malers aus, eine Schenkung des Kunstsammlers Dietrich Cassube an die Landesbibliothek. In Ludwigslust wird der Kunst- und Kulturverein Ludwigslust e. V. die Ausstellungssaison in der Alten Post im September mit Schepler ausklingen lassen. Der Kunstverein will sich ganz und gar auf Leihgaben aus Privatbesitz konzentrieren und der Öffentlichkeit ScheplerBilder präsentieren, die bisher nur in den Wohnstuben hingen. Die Grabower Schepler-Renaissance fällt in die Sommermonate Mai, Juni, Juli. Sie trifft mitten hinein in die Reisezeit und ist ein Grund, die kleine Stadt an der Elde unbedingt zu besuchen. Grabow, die reizvolle mecklenburgische Kleinstadt mit buntem Fachwerk, Hafen und Schleuse, hat etwa 6 000 Einwohner und u.a. einen Exportschlager – die berühmten Grabower Schaumküsschen. In ihrer 700jährigen Vergangenheit spielten Handel und Gewerbe, Prinzen und Herzöge und immer wieder Feuersbrünste eine Rolle. Im Heimatmuseum bewahrt die Stadt ihre Geschichte. Das Museum gibt es seit 1934. Der Bau und die Sammlung mitsamt ihrer akribischen Aufstellung der Grabower Gewerke gingen 1945 bei einem Großbrand perdu. Danach sammelte die Stadt ihre Geschichte aufs Neue. Seit 1994 hat sie ein eigenes Museumshaus in der Marktstr. 19. Das Heimatmuseum, ein Fachwerkbau aus dem frühen 18. Jahrhundert, ist aus eigener Biografie ein geschichtsträchtiges Gebäude. 82
Hermann Schepler, Selbstporträt
Hier standen die Backöfen von Hofbäcker Friedrich Bollhagen, der zwischen 1860 und 1900 die barocke Residenz zu Ludwigslust mit echt Bollhagenschen Pfeffernüssen belieferte. Heute hat die ehemalige Pfeffernussfabrik anstelle der Backöfen ein funktionales Zwischenhaus plus Lichthof und ist, wie es sich für ein Museum gehört – in wechselnden Zeiten das Gedächtnis der Stadt. Die ständige Ausstellung zeigt interessante Sammlerstücke zur Ur- und Frühgeschichte, gibt Auskunft über Zünfte und Handel und über die Berühmtheiten der Stadt. Das Standardprogramm
wird durch Sonderausstellungen ergänzt. Schwerpunkt in 2011: Hermann Schepler. Auf die Schepler-Ausstellung hat sich Museumsleiterin Hannelore Huth lange vorbereitet. Der Maler war für sie so etwas wie „der Nachbar von nebenan“. Viele Grabower kennen ihn wie sie. Er gehörte zum Stadtbild, stand mit seiner Staffelei auf dem Markt, am Hafen oder auf dem Feld. Er war gern mittendrin, liebte Musik und Tanzen, den Karneval und bunte Farben. Ein Bauernsohn, in Neu-Karstädt geboren, mit ordentlicher Schulund künstlerischer Bildung. Auf dem Gymnasium in Ludwigslust
machte er sein Abitur. Später studierte er an der Akademie für Bildende Künste in Dresden. In den 50iger und 60iger Jahren lebte er mit seiner Frau und vier Kindern in Techentin bei Ludwigslust. Er war ein guter, ein fleißiger und ein bekannter Maler. Seine Bilder hingen an den Wänden der Deutschen Kunstausstellungen in Dresden. Er erhielt Aufträge von Betrieben und aus der Landwirtschaft. Seine Arbeiten dokumentieren die Zeit – auch den Zeitenwandel in der Stadt. In den 70iger Jahren bis zu seinem Tode 1993 lebte Schepler mit seiner Lebensgefährtin Beate Behm in Grabow. Er hat die Stadt vielmals gemalt. Seine StadtanMECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
MALER AUS MECKLENBURG
Grabower Stadtansicht von Schepler, Öl
sichten spielen in der Ausstellung eine Hauptrolle. Scheplers Grabow gibt es nicht mehr. Die Bilder im Rahmen sind wichtige Zeitzeugen. Die Grabower Ausstellung umfasst über 100 Arbeiten, Ölbil-
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der, Aquarelle, Radierungen, Miniaturen. Etliche Ausstellungsbesucher sind noch Scheplers Weggefährten, haben am Gartenzaun mit ihm geredet über Gott und die Welt, während er malte.
Grabower Stadtansicht von Schepler, Öl
Malen war sein Leben. - Schepler ist in Grabow gestorben und begraben. Sein Grabstein ist namenlos. Er wollte das so. Und wir sind einverstanden. Wir brauchen den Friedhof nicht, denn wir
haben seine Ausstellungen, und wir haben seine Bilder, die seinen Namen tragen. Astrid Kloock Fotos: Wolf Spillner
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KUNST
Kunst und Brot Fünf Jahre lang hat ein bundesweit einzigartiges Projekt Künstlerinnen in Mecklenburg-Vorpommern neue Wege zum Publikum und zueinander eröffnet.
Die Bilder warten auf die nächste Schicht – Malerin und Zeichnerin Miro Zahra in ihrem Atelier.
Frauke Lietz leitete von 2006 bis 2010 das Projekt „Die Kunst von Kunst zu leben“ unter dem Dach des Frauenbildungsnetzes – mit Sitz im Heiligengeisthof von Rostock.
Renate Schürmeyer rahmt die Fotos ihres Projektes „Ostseefluchten“.
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Wasser, nichts als Wasser zeigen die Fotos auf dem Arbeitstisch von Renate Schürmeyer. Immer wieder die Oberfläche einer See in allen möglichen Varianten. Glatt, gekräuselt, sanft wogend, aufgewühlt. Stets undurchdringlich. Irgendwann im vergangenen Jahr griff sich die Künstlerin, seit 2003 zu Hause im nordwestmecklenburgischen Jeese, den Fotoapparat, fuhr ans Meer und begann zu fotografieren. So entstanden genau 189 Fotos unterschiedlicher See-Stimmungen, die Renate Schürmeyer nun mit Holzrahmen von schlichtem Schwarz versieht. Zuvor deckt sie ein Transparentpapier auf jedes Foto. Rechts unten in die Ecke eines jeden Transparentes hat sie jeweils ein Datum gestempelt: 13.04.62, 09.1962, 21.10.62 … Die Zahlen stehen für den – oft nur geschätzten – Todeszeitpunkt von 189 Menschen, die einer Dokumentation des Vereins „Über die Ostsee in die Freiheit“ e.V. zufolge bei der Flucht von Ost nach West in den Fluten starben. Ihre Körper wurden auf See geborgen oder an Küsten gespült, bis zum Juli 1989. Auch Kinder waren dabei, sagt Renate Schürmeyer. „Ganze Familien fanden den Tod.“ Sie selbst war ein Mädchen von drei Jahren, als ihre Familie in den Westen ging, noch vor dem Bau der „Mauer“ und auf weniger dramatischem Wege als die Ostseeflüchtlinge. Erinnerung ist ihr großes Thema – spätestens seit sie mit ihrem Mann von Schleswig-Holstein hier her nach Mecklenburg zog. Die „Ostseefluchten“ sind die jüngste Arbeit der Malerin und Objektkünstlerin Renate Schürmeyer.Wo sie die Fotos, wenn alle 189 gerahmt sind, einmal ausstellen wird? Sie vermag es noch nicht zu sagen. Doch sie ist zuversichtlich. Sie hat in den zurückliegenden vier, fünf Jahren etliche Ausstellungen und Projekte gestaltet und weiß, dass auch für die Ostseefluchten die Zeit kommen wird. Das ist ihre Erfahrung,
die sie als Teilnehmerin des landesweiten Projektes „Die Kunst von Kunst zu leben“ gemacht hat. „Die Kunst von Kunst zu leben“ Rund eintausend Künstlerinnen leben in Mecklenburg-Vorpommern. Die größte Gruppe machen die Malerinnen und Grafikerinnen aus, andere betätigen sich in der Bildhauerei, in der Metall-, Objekt- und Textilgestaltung, als Keramikerinnen, Puppenspielerinnen, Fotografinnen. Die meisten Künstlerinnen sind hochqualifiziert, sagt Frauke Lietz, Theologin in Rostock, die dieses Projekt seit 2006 fünf Jahre lang geleitet hat. Doch erzielen sie für ihre Kunst sehr viel weniger Einnahmen als ihre männlichen Kollegen. Eine bundesweite Studie ermittelte 2003, dass Künstler jährlich im Durchschnitt 8.302 Euro erlösen, während Künstlerinnen bei 5.074 Euro lagen. Sie sind viel in „Brotberufen“ unterwegs: in der Pflege, in der Kinderbetreuung und Jugendarbeit, als Gärtnerinnen, auch zum Putzen. Und mit etwas Glück als Honorarkraft einer Kunstschule oder in freien Kursen. Nicht wenige beziehen soziale Zuschüsse für sich und ihre Kinder. Welche Art von Unterstützung brauchen diese Frauen, damit sie von ihrer Kunst leben können? Das erkundete das Frauenbildungsnetz Mecklenburg-Vorpommern, Träger des Künstlerinnen-Projektes, 2006 in den ersten Workshops und gemeinsam mit dem Künstlerbund Mecklenburg und Vorpommern e.V. Die Bedarfsfelder waren rasch ermittelt: Finanzakquise, Positionierung auf dem Kunstmarkt. Umgang mit Galerien, Kuratoren und Beiräten. Pressearbeit, Nutzung von PC und Internet. Selbstmanagement. Mit diesem Wissen konnten Frauke Lietz und Kolleginnen Seminare für ihr Projekt „Die Kunst von Kunst zu leben – ein
Professionalisierungs- und Vernetzungsprojekt von Künstlerinnen in Mecklenburg-Vorpommern“ entwickeln. Seit 2007 profitierten 130 Frauen davon. Gefördert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und aus Landesmitteln, bot es den Teilnehmerinnen zugleich eine Plattform, sich in Kunstprojektgruppen zu organisieren. „Denn nach dem übereinstimmenden Wunsch der Frauen“, sagt Frauke Lietz, „sollte die Kunst immer dabei sein.“ Frauke Lietz hat viele Jahre im kulturellen Schmelztiegel Berlin gelebt und weiß die „Peripherie“ zu schätzen: „Es braucht die leeren Räume, um gestalten zu können.“ Unter dem Dach des Projektes nun konzipierten Künstlerinnen Ausstellungen und „Events“ unterschiedlicher Themen und Kunstgattungen im ganzen Land. Lehrreich war vor allem, alles in eigner Regie zu entwickeln, „vom künstlerischen Konzept bis zum Marketing“, sagt Renate Schürmeyer. Sie beteiligte sich u. a. an dem Projekt „X Positionen“ in Schwaan. Einzelkämpferinnen, die Künstlerinnen ja zumeist sind, lernten sie, als Gruppe zu agieren. Und zwar dort, wo es nicht mehr um individuelle künstlerische Entscheidungen ging, sondern etwa um den Auftritt nach außen. Die Werke dieser Frauen berühren, irritieren, regen an und auch auf. Doch man hängt sie sich, wie Renate Schürmeyer es ausdrückt, nicht unbedingt ins Wohnzimmer. „Zeitgenössische Kunst braucht einen Kontext, in dem sie sich erklären kann“, lautet die Erfahrung von Miro Zahra, Malerin, Zeichnerin und Kuratorin in Plüschow. In Mecklenburg-Vorpommern sei die Infrastruktur dafür recht schwach. Wo es an Galerien, Sammlern und Maklern mangelt, müssten die Künstlerinnen selbst aktiv werden. Wissen und Wege dazu konnte Miro Zahra den Frauen im Rahmen des MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
KUNST Kunstprojektes vermitteln – auch dank profunder Kenntnis des Kunstmarktes. Schloss Plüschow, einen Barockbau aus dem 18. Jahrhundert, hatten Miro Zahra und ihr Mann, der Grafiker Udo Rathke, 1983 entdeckt und seither vor dem Verfall bewahrt. Nach der Wende richteten beide dort ein Künstlerhaus ein. Sie gründeten einen Förderkreis und schlossen mit der Gemeinde einen Nutzungsvertrag für das Schloss. In seinen hohen, hellen Räumen bietet es Künstlern Atelier und Wohnstatt auf Zeit, unter ihnen jährlich fünf jungen Stipendiaten aus aller Welt. Wege an die Oberfläche Als Kuratorin akquiriert Miro Zahra Gelder, organisiert Ausstellungen und Symposien zu Themen der Zeit. „Künstler versus Künstlerin“ hieß so ein Symposion in Plüschow im Jahr 2007. Im Publikum sitzt neben anderen eine Nanophysikerin aus Rostock. Sie fühlt sich angesprochen, denn auch Frauen in der Wissenschaft stehen, was ihre Gleichstellung betrifft, vor Problemen. Und sie entdeckt in den monochromatischen, Schicht für Schicht aufgebauten Bildern von Miro Zahra eine verblüffende Ähnlichkeit zu den eigenen Bildern, die sie als Physikerin bei der Erkundung von feinsten Oberflächenstrukturen der Materie gewinnt. Beide Frauen initiierten das Projekt „Surfaces – Wege an die Oberfläche“. Darin verständigten sich sieben Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen darüber, wie sie zu ihrem Verständnis von der Welt gelangen. Nach zwei Jahren gemeinsamer Arbeit fanden sie mit einer gemeinsamen Ausstellung einen vorläufigen Schlusspunkt ihrer Selbst- und Fremderkundungen. Auch diese Exposition zählte zu den Aktionen des Projektes „Die Kunst von Kunst zu leben“. Projektleiterin Frauke Lietz berührte an ihrer Arbeit mit den Künstlerinnen vor allem, „in welcher Konsequenz und Unbedingtheit und Frische sie die Wirklichkeit wahrnehmen und Dinge zu Ende denken“. Genau dies in die Mitte der Gesellschaft MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
Nach der Session in Schloss Plüschow: Wissenschaftlerinnen und Künstlerinnen (Miro Zahra dritte von links) mit einem gemeinsamen Werk.
zu holen – auch damit es honoriert wird, sei ihr ein großes Anliegen gewesen. „Es ist, fürs erste, gelungen.“ Der Prozess, den das Projekt anstieß, ist nicht mehr aufzuhalten. Dafür stehen die „Ostseefluchten“ von Renate Schürmeyer ebenso wie all die Kunstwerke,
die ihre Kolleginnen seither schufen. Dafür steht das gewachsene Selbstbewusstsein der Künstlerinnen, auch ihre Vernetzung untereinander sowie mit Akteuren in Wirtschaft, Wissenschaft und Tourismus, dafür steht ihre Website www.kuenstlerinnenmv.de. Frauke Lietz ist zufrieden.
Es sei wie mit einem Stein, der ins Wasser geworfen wurde. Gerade am vermeintlichen „Ende der Rankingliste“, wo viele den Nordosten sehen mögen, sind die Kreise, die er zieht, nicht mehr aufzuhalten. Text & Fotos: Regina Rachow
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KULTUR
Inmitten eines riesigen Schiffspropellers. Ungewöhnliches Fotoshooting für Li-Wei Qin im Mecklenburger Metallgusswerk Waren. Li-Wei Qin spielt übrigens auf enem Cello von Giuseppe Guarneri aus dem Jahr 1720, das ihm von der australischen Regierung zur Verfügung gestellt wurde. Foto: Festspiele MV/ Jan Northoff
Mit dem Cello im Propeller Li-Wei Qin heißt der diesjährige Preisträger in Residence bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern. Geboren in Shanghai, aufgewachsen unter anderem in Australien, lebt der 34-Jährige heute mit seiner Familie in Singapore. Der Cellist gehört weltweit zu den Großen seines Fachs. Mit 19 Konzerten wird Li-Wei Qin in der diesjährigen, der 22. Festspielsaison, zu erleben sein. Rostock „delüx“ traf sich im Rostocker Café „Paula“ mit dem Ausnahmecellisten zu einem Interview - bei Latte Macchiato und Bauernfrühstück.
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Li-Wei Qin, Sie mögen deftige deutsche Speisen, so scheint‘s? (Lacht) Ja, sehr. Bei mir zu Hause, in Singapore, gibt es ein deutsches Restaurant. Dorthin gehe ich gelegentlich. Ich liebe Schweinshaxen und dazu Erdinger Weißbier. Zum Vegetarier tauge ich absolut nicht. Aber das Bauernfrühstück hier im Café Paula ist auch großartig. Den Titel des aktuellen Festspielprogramms schmückt ein Foto, das Sie und Ihr Violincello inmitten eines riesigen Schiffspropellers zeigt. Das Bild sieht fantastisch waghalsig aus… Für mich waren die Kletteraktio-
nen halb so schlimm. Ich fürchtete nur um mein Cello… Aber im Ernst, die Leute im Mecklenburger Metallgusswerk in Waren sind sehr höflich mit mir und meinem Cello umgegangen. Der Propeller war übrigens für einen Frachter, der in Shanghai gebaut wird. Wie reisen Sie eigentlich mit Ihrem Cello? Ich lasse es nicht aus den Augen. Deshalb muss ich im Flugzeug auch stets zwei Sitze nebeneinander buchen. Das Gute daran, die gesammelten Flugmeilen zählen für mich doppelt. Im Auto steht mein Cello auf dem Beifah-
rersitz. Meine Frau und mein Sohn müssen hinten sitzen. Sie spielen 19 Konzerte während der Festspiele in Mecklenburg-Vorpommern. Wie kriegen Sie diese Auftritte logistisch organisiert? Oder bleiben Sie die ganze Zeit hier? Nein. Ich habe in dieser Zeit auch noch Auftritte in anderen Ländern. Also muss ich reisen. Nun, das ist kein Problem für mich. Gute Cellisten sind überhaupt ständig unterwegs, weil es weltweit einfach zu wenig Solocellisten gibt. Mögen Sie eigentlich noch Hotels? Ja, aber nur gute Hotels. Meistens
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KULTUR
auf Ulrichshusen zum Beispiel, auf die Nähe zu den Konzertbesuchern. Die ist in großen Festspielhäusern gar nicht möglich. Warum denn ausgerechnet auf Ulrichshusen? Das kenne ich schon. Ich hab dort, in der schönen Konzertscheune, vor elf Jahren schon einmal gespielt und jetzt Daniel Hope wieder getroffen. Uns verbindet ein ungewöhnlicher Zufall. Wir haben in London viele Jahre im gleichen Haus gewohnt ohne voneinander zu wissen. Ehrlich, und begegnet sind wir uns dann ganz offiziell und zum ersten Mal in Ulrichshusen. In China gelten Sie als ein eher alter Musiker, in Deutschland als ein junger, äußerte bei der Programmpräsentation letztens der Festspielintendant. Wie kommt denn Matthias von Hülsen zu dieser Feststellung? Weil die Mitglieder eines Orchesters in China meistens nicht älter als 22 oder 23 Jahre sind.
Zeit für einen Latte Macchiato im Rostocker Cafè Paula.
gibt es während meiner Konzertreisen nur drei Punkte: Flughafen, Hotel, Konzerthalle. Von den Städten sehe ich kaum etwas. Deshalb bleibe ich im Urlaub immer zu Hause. Im Sommer ist das in London, im Winter in Singapore. Ihre erste Begegnung mit dem Cello war wann? Nicht sehr zeitig. Ich habe zunächst Piano bei meiner Mutter gelernt. Sie ist als Professorin am Shanghaier Konservatorium tätig. Ich konnte mit sieben Jahren ziemlich gut Klavier spielen. Als meine Mutter dann für einige Monate auf Konzerttournee war, erlaubte sich mein Vater einen Spaß, und ließ mich auf einem extra kleinen Cello musizieren. Dabei habe ich festgestellt, dass Cello spielen für mich eine leichte Sache war. Damit war die Ent-
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Foto: Re. Rö.
Sind Sie vor Ihren Konzerten nervös? Natürlich. Auch, weil ich an mich selbst große Erwartungen stelle. Deshalb sehe ich diese Art von Nervosität durchaus positiv.
Auf welches Konzert während der Festspiele in Mecklenburg-Vorpommern freuen Sie sich besonders? Diese Frage ist schwer zu beantworten. Vielleicht auf das Eröffnungskonzert am 10. Juni in Wismar mit dem NDR Sinfonieorchester. Wir spielen unter anderem Haydn und Brahms. Am 3. Juli sind wir mit dem PreisträgerKonzert in Rostock. Wir freuen uns auf Sie. Regina Rösler
Am 10. Juni starten die Festspiel MV in ihre 22. Saison. Bis zum 11. September sind 124 Konzerte in insgesamt 83 Spielstätten zu erleben - etwa in Kirchen, Gutshäusern, Klöstern, Schlössern, in Industriegebäuden und Scheunen. Künstler von Weltrang musizieren mit der jungen Elite, den Stars von morgen. Ausführliche Informationen zum Programm der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern finden Sie unter www.festspiele-mv.de.
scheidung für mich gefallen. Cello ist viel einfacher als Klavier. Mein Vater ist übrigens erster Cellist im Sinfonieorchester Shanghai. Geboren und aufgewachsen sind Sie in einer Elf-Millionen-Stadt. Wie erleben Sie die eher ländliche Einsamkeit von MecklenburgVorpommern? Das ist für mich kein Kulturschock, um Himmels Willen. Als ich 14 war, ging ich mit meinem Vater nach Tasmanien, nach Hobart, wo meine Mutter arbeitete. Dort ist es ähnlich ruhig wie hier. Hobart würde ich etwa mit Schwerin vergleichen. Mitunter vermisse ich dieses ruhige Leben von Hobart. Dort brauchten wir damals nicht mal unsere Haustür verschließen. Undenkbar in Singapore. Also, ich freue mich auf die Festspielsaison,
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JUBILÄUM Der Medien-Tycoon aus Brüel:
Vor 200 Jahren wurde D. C. Hinstorff geboren Die steile Karriere eines Mecklenburger Jungunternehmers Immer wieder entzückt das zum UNESCO-Kulturerbe gehörende Gebäudeensemble am Markt von Wismar, zu dessen Bestandteilen auch das „Reuterhaus“ zählt. Was die meisten nicht wissen ist, dass es mit dem bedeutendsten niederdeutschen Poeten nur wenig zu tun hat. Vielmehr war es seit 1849 das Wohn- und Geschäftshaus des Verlegers Dethloff Carl Hinstorff, in dessen Familienbesitz es bis 1910 blieb. Ein Jahr später wurde daraus die Gaststätte „Reuterhaus“. Im Zweiten Weltkrieg wurde das spätbarocke Gebäude zwar nicht zerstört, verfiel dann aber zu DDR-Zeiten und wurde 1988 abgetragen. Der bald darauf erfolgte sorgsame Wiederaufbau birgt heute ein kleines Hotel sowie ein Restaurant, das gerade mit neuem gastronomischen Profil wiedereröffnet wurde und dessen wertvolles historisches Interieur (über 300 Jahre alte Innungsbänke, die aus dem Wismarer Ratskeller stammen) in die Zeiten Reuters und Hinstorffs zurückversetzt. Dieser wurde vor 200 Jahren am 2. Juni 1811 in der Kleinstadt Brüel nahe Sternberg als Sohn eines Webers geboren. Dort sowie in Wismar verbrachte er seine Schulzeit, der eine fünfjährige Buchhändlerlehre in der Hansestadt folgte. Der äußerst intelligente junge Mann brannte vor Ehrgeiz, dessen Basis großes unternehmerisches Talent und dessen Ziel ein eigenes Unternehmen war. Großherzog Friedrich Franz I. erfuhr davon und erteilte ihm Dispens von der Regelung, dass man erst mit 25 Jahren ein Geschäft gründen konnte. Der Vater belieh Wohnhaus sowie Weberei und stellte so das Betriebskapital zur Verfügung. Am 2. September 1831 konnte der 20-Jährige daher in der Stadt Parchim eine Buchhandlung eröffnen, die bald darauf durch Verleihung des Hoftitels durch den Großherzog als „Hinstorffsche Hofbuchhand88
Der Verleger Dethloff Carl Hinstorff (2. Juni 1811 bis 10. August 1882) Repro: Hinstorff-Verlag
lung“ firmierte. Der Firmensitz war mit Bedacht gewählt, denn in Parchim befand sich damals das Oberappellationsgericht, mithin das höchste Gericht des Landes, wovon sich Hinstorff gute Geschäfte versprach: als Sortimenter mit einem gezielten Angebot, aber auch schon mit eigener verlegerischer Tätigkeit im Blick. Denn im selben Jahr erschien bereits Hinstorffs erster Verlagsartikel, dem eine Vielzahl juristischer Werke folgte: Kom-
mentare, Gesetzes- und Entscheidungssammlungen. Die Saat in Form der Parchimer Gerichtsnähe ging auf, der Verlag wurde auf Jahrzehnte hinaus Marktführer für spezielle mecklenburgische Jura-Fachliteratur. Dem jungen Hinstorff war das nicht genug. Er weitete das Programm aus: auf Theologie, Medizin, Pädagogik (darunter Schulbücher verschiedenster Art), doch auch auf Unterhaltungswerke sowie Volks- und Hauska-
lender, darunter ab 1864 der „Großherzoglich MecklenburgSchwerinsche Kalender“, den man bald darauf wegen seines Umschlaglogos mit Fuchs und Hase nur noch den „Voß un Haas“ nannte. Dieser norddeutsche Heimatkalender war seinerzeit ein Bestseller und wurde jahrelang mit wenigstens 100.000 Exemplaren pro anno gedruckt; nach Pausen von 1942-46 und 1961-95 erscheint diese Institution für plattdeutsche Sprache wie einst alljährlich im Hinstorff-Verlag, der ihn zu Recht wie folgt charakterisiert:„Der Voß un Haas gehört zu Norddeutschland wie Wind und Meer, ist Sammelobjekt, Bestseller, ein alljährlich lebendig-frisches Geschichtsund Geschichtenbuch.“ Hinstorffs größter verlegerischer Erfolg war allerdings die Herausgabe von Fritz Reuters Werken ab 1859. Bereits zuvor hatte die Firma expandiert: 1835 wurde eine Filiale in Ludwigslust eröffnet (und zehn Jahre darauf ebendort eine Druckerei erworben), 1849 wurde die Verlagsbuchhandlung in Wismar gekauft, in der Hinstorff einst gelernt hatte, 1864 eine Zweigniederlassung mit Verlagsgeschäft und Druckerei in Rostock gegründet, in der u.a. das „Rostocker Tageblatt“ erschien, eines von zahlreichen Periodika in Hinstorffs PresseImperium. Um es vorwegzunehmen: Krankheitsbedingt teilte Hinstorff 1880 sein Konglomerat auf und übergab verschiedene Geschäftsbereiche an einen Sohn bzw. an Schwiegersöhne. Nach dem Tod des Verlegers (10. August 1882) drohte das Unternehmen durch Erbschaftsfolgen und Verkäufe zu zersplittern, bis 1907 der junge Buchdrucker Peter Emil Erichson die Druckerei in Rostock und 1925 den Ludwigsluster Verlag kaufte. Er war es auch, dem neben anderen Gesellschaftern 1947 die Lizenz für den neuen Hinstorff-Verlag erteilt wurde, der 1959 an das Ministerium für Kultur verkauft und dann bis 1990 als VEB geführt wurde. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
JUBILÄUM / IMPRESSUM
Das Reuterhaus in Wismar, seit 1849 Hinstorffs Firmenzentrale, ist heute ein Hotel. Foto: Jochen Zeigert
Seine deutschsprachige Gegenwartsliteratur mit Autoren wie Ulrich Plenzdorf, Rolf Schneider, Jurek Becker und Franz Fühmann trug ihm den (Ehren-)Titel „Suhrkamp des Ostens“ ein. 1992 wurde das Rostocker Verlagshaus von der Heise-Medien-Gruppe Hannover übernommen und seitdem zielstrebig in den Programmsegmenten Regionalia, Bildbände, Sachbücher, Belletristik und neuerdings auch Kinderbuch ausgebaut. Zurück zum Reuterhaus nach Wismar, seit 1849 Hinstorffs Firmenzentrale. Damals war Fritz Reuter Privatlehrer in Treptow an der Tollense und konnte 1853 mit seinen heiteren plattdeutschen
Gedichten „Läuschen un Riemels“ einen ersten literarischen Erfolg erringen. Dieses wie auch weitere Werke brachte er anfangs im Selbstverlag heraus, Nachauflagen erschienen in einem kleinen Unternehmen in Anklam. Auch eine neue Folge der Gedichte publizierte er 1859 noch im Selbstverlag, doch spätestens als sie noch im selben Jahr nachgedruckt werden musste, dürfte Hinstorff auf ihren Verfasser aufmerksam geworden sein. Denn ebenfalls 1859 erschien die 4. Auflage von „Läuschen un Riemels“ im HinstorffVerlag, Wismar/Ludwigslust, im Folgejahr kamen zwei Neuerscheinungen Reuters heraus (darunter „Ut de Franzosentid“),
Die Familiengrabstätte des Verlegers Hinstorff auf dem denkmalgeschützen Friedhof der Hansestadt Wismar. Foto: Hinstorff-Verlag
und mit 1862/63 ist bereits eine zwölfbändige Werkausgabe datiert. Reuters Bücher erschienen allein bis 1881 in 156 Auflagen mit nahezu einer halben Million Exemplaren, um 1900 war Reuter der meistgelesene deutsche Autor. Anlässlich von Hinstorffs 200. Geburtstag veranstaltet die Stadt Brüel zusammen mit dem Rostocker Verlag am Vorabend (1. Juni) im Atrium der Schule eine Soiree samt Festvortrag des Kunsthistorikers Dr.Wolf Karge sowie Auftritten der Fritz-Reuter-Bühne und der Gruppe „Missingsch“. Mitveranstalter ist ferner der Brüeler Hinstorff-Förderkreis für Literatur, der am Geburtshaus des Verle-
gers in der Sternberger Straße eine Gedenktafel enthüllen wird. Der Förderkreis veranstaltet seit 1998 Autorenlesungen im nahe gelegenen Schloss Kaarz. Auch Parchim gedenkt seines prominenten Mitbürgers nicht nur permanent im Ausstellungsraum des städtischen Museums – in Zusammenarbeit mit diesem plant der örtliche Fritz-ReuterKlub eine Veranstaltung über den Dichter und seinen Verleger. Weitere Details zu allen Feierlichkeiten waren bei Drucklegung dieses Heftes noch nicht bekannt, es sei auf die regionalen Medien bzw. auf das Internet verwiesen. Peter Bramböck
IMPRESSUM Verlag: delüx Gesellschaftsmagazin GmbH Klöresgang 5 · 19053 Schwerin Telefon: 03 85 / 48 56 30 Telefax: 03 85 / 48 56 324 eMail: delego.lueth@t-online.de Geschäftsführer: Detlev Lüth
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Druck: Leitende Redakteurin: Christine Mevius (V.i.S.d.P.) Tel. 03860 / 501551 eMail: c.mevius@t-online.de Anzeigen: Detlev Lüth (Ltg.) · Ursula Focke · Reinhard Eschrich Magdalena Jauert · Torsten Mutz Agentur Rainer Prinzler Tel. 0385 / 485630 Anzeigenpreise: Es gilt die Preisliste Nr. 4 vom 1. 1. 2010
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Eckdrift 103 19061 Schwerin
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Die Zeitschrift delüx und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in multimedialen Systemen. Urheberrecht für die von delüx konzipierten Anzeigen liegen beim Verlag. Die einzelnen Beiträge geben die Meinungen der Autoren wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen. Rücksendung kann nur auf besonderen Wunsch erfolgen und wenn Rückporto beiliegt. Erfüllungsort und Gerichtsstand: Schwerin.
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AUSGELESEN
Roger Willemsen
Die Enden der Welt Von Astrid Kloock der Selbstmord in seinen eigenen Geschichten eine Rolle. Er passt sich ein in sein literarisches Thema vom Ende der Welt.
Wer in Literatur und Medien zu Hause ist, kennt ihn: Roger Willemsen, deutscher Publizist und Fernsehmoderator, ein Mittfünfziger, dem man nachsagt, er sei einer der Wenigen, die die deutsche Syntax beherrschen und in der Lage, im Fernsehen ganze Sätze grammatikalisch korrekt hintereinander zu sprechen. Dem kann man hinzufügen: Auffallend ist außerdem seine freundlich-selbstbewusste Bescheidenheit, egal, auf welcher Bühne er steht.- Willemsen hat Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte an den Universitäten in Bonn, Florenz, München und Wien studiert, er promovierte sich über die Dichtung von Robert Musil und begann eine Habilitationsarbeit über Selbstmord in der Literatur. Er hat diese Arbeit damals abgebrochen. Nun spielt
„Die Enden der Welt“ heißt Willemsens jüngstes Buch. Der Plural im Titel deutet darauf hin, dass der Begriff nicht nur geografisch gemeint ist. Das Ende der Welt bei Willemsen ist an keinen Ort gebunden. Es kann ein Weg sein, der ins Nichts führt, eine Seele, die verkümmert, ein Gedanke, der irre macht. Das Ende der Welt ist da, wo auch ihr Anfang ist. Willemsen hat nach dem Studium in verschiedenen Bereichen gearbeitet -als Nachtwächter, Reiseleiter, Museumswächter. 1984 erschien sein erstes Buch. 1988 ging er für drei Jahre nach London als Korrespondent für Zeitungen und Rundfunk. Seit 2010 hält er Literatur-Vorlesungen an der HumboldtUniversität zu Berlin. Er ist Übersetzer, Herausgeber, freier Autor, Fernsehmoderator, Regisseur, Produzent und - Reisender. Zu allen Zeiten seines Lebens war Willemsen in der Welt unterwegs. Er hat
fünf Kontinente bereist, ist in Timbuktu in Afrika, auf Kamtschatka in Fern-Ost, im asiatischen Mandalay und am Nordpol gewesen. Seine Erinnerungen hat er aufgehoben, seine Gedanken bewahrt. Im Kopf oder in Koffern oder in Dateien. Eine überbordende Fülle an erlebtem Leben, an realen und surrealen Naturszenarien und rätselhaftem menschlichen Tun. Nun hat Willemsen den Stoff und dessen Dramen geordnet und ein Thema dafür gefunden: Die Enden der Welt. Beim Aufarbeiten ist er im Überschwang des Déjà- vu „einem Rausch der Genauigkeit“ verfallen, wie er es nennt. Er hat seine Geschichten mit Daten und Fakten aufgefüllt, noch und noch und dabei eine leichte Verwirrung ins Genre gebracht. Die 22 Geschichten von den Enden der Welt – sind sie Reiseberichte? Oder Reisegeschichten? Zu wenig für Willemsens schwergewichtige Inhalte. Passender wäre die Bezeichnung „Powest“, das kommt aus dem Russischen und bedeutet „kleiner Roman“. Und so sollte
Roger Willemsen „Die Enden der Welt“, Literarisches Reisebuch, 2010, S. Fischer Verlag, Frankfurt/M., 544 Seiten, 22,95 ¤, ISBN: 978-3-10-092104-8.
man die Geschichten lesen: jede für sich. Dann eine Pause. Das ist Hochgenuss. Eine jede trägt den Gedanken vom Ende der Welt wie eine Frucht ihren Kern; hat ihr eigenes Fleisch, ihr Aroma und ihre eigene Verdaulichkeit. Willemsen ist ein Meister der Sprache und ihrer Bilder. Präzise, wenn er gesellschaftliche Prozesse benennt, respektvoll, wenn er Natur beschreibt und zart, beinahe scheu, wenn es um die Liebe geht. Sein Buch beginnt mit dem sterbenden Jungen im Krankenzimmer, der mit dem Finger auf der Landkarte auf die große Reise geht und schließt mit der seltsamen Marga, deren Leiche aus dem Schneeweiß der arktischen Eisschollen geborgen wird. 30 Jahre Reisen auf 500 Seiten Papier, eingebunden in zwei Buchdeckel aus grauem Leinen. Das Buch ist dick. Die Lektüre anstrengend, gut für Leser, die Freude am Nachdenken haben.- Meine Meinung: Willemsen muss man lesen, aber nicht, ohne „Station zu machen“. Am besten, man legt nach jeder Powest eine Pause ein und trinkt einen Tee, oder zwei, bevor man weiter „reist“. Roger Willemsen ist auch nicht nonstop zu seinen Enden der Welt gefahren.
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Das Länder-Ticket Mecklenburg-Vorpommern Seit dem 12.12.2010 gibt es das Mecklenburg-Vorpommern-Ticket als flexibles 1er-2er-3er-4er-5er-Ticket. Der Preis sichtet sich jetzt nach der Anzahl der Reisenden. 20 Euro + 3 Euro je Mitfahrer (Preis am DB Automaten oder im Internet). Für nur 2 Euro mit persönlicher Beratung in allen DB Verkaufsstellen. Vorteil für Elter/Großeltern (1 oder 2 Erwachsene): Eigene Kinder/Enkel unter 15 Jahre fahren kostenlos mit. Das Ticket gilt in der 2. Klasse in allen Nahverkehrszügen der DB Regio AG und weiterer Verkehrsunternehmen in Mecklenburg-Vorpommern sowie bis Hamburg, Lübeck-Travemünde, Bad Wilsnack und Szczecin. In der 1. Klasse fahren – bereits ab 30 Euro. Es gilt montags bis freitags von 9 bis 3 Uhr des Folgetages, am Wochenende und an gesetzlichen Feiertagen schon ab 0 Uhr. Infos und Kauf unter www.bahn.de/mecklenburg-vorpommern-ticket Fahrpreise mit dem Mecklenburg-Vorpommern-Ticket Anzahl Reisende Preis gesamt Preis pro Person 1 20 Euro 20 Euro 2 23 Euro 11,50 Euro 3 26 Euro 8,67 Euro 4 29 Euro 7,25 Euro 5 32 Euro 6,40 Euro
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BUCHTIPPS
WUNDERvolles Mecklenburg- Vorpommern Ein Reiseführer für Neugierige Ein Land voller Wunder – Mecklenburg-Vorpommern. Mehr als 190 Raritäten aus Natur, Architektur, Kunst und Kultur sowie Technik stellt der reich bebilderte Reisebegleiter von Christine Stelzer nach einer Idee und Materialsammlung von Helmut Graumann vor. Zu den touristischen Kostbarkeiten zählen unter anderem ein Mehlsack-, Aschenputtel-, UBoot- und Knopfmuseum, der Goldschatz von Hiddensee, Häuser auf dem Kopf, Tauchgondeln, die weltweit ältesten Eichen und eine Eibe, die bereits im dunkelsten Mittelalter Blätter trieben, die 61-Minuten-Uhr von Bergen oder das Eisenbahnfährschiff „Stralsund” in Wolgast als das älteste Dampffährschiff in Europa – unter anderem. Der handliche Reiseführer mit seinen ansprechenden wie detaillierten Beschreibungen und zahlreichen Farbfotos bietet Gästen wie Einheimischen Mecklenburg-Vorpommern
Familienfreundlich gegen Langeweile
Was machen wir morgen, Mama?
faszinierende Geschichte, Geschichten und Ziele für kurzweilige Exkursionen. Knappe wie unterhaltsame Hintergrundinformationen zu Persönlichkeiten, Kulturhistorie, Naturkunde oder Technikgeschichte ergänzen die Informationen zu den interessanten Ausflugszielen. Steffenverlag, Softcover, 256 Seiten, ISBN 978-3-940101-91-4
Auf den Spuren vom
JAKOBSWEG MecklenburgVorpommern Ruhe und Besinnung unter Mecklenburg-Vorpommerns weitem Himmel – Fotograf Michael Priebe und Autor Lars Franke pilgerten mit Kamera und Stift versehen entlang des Baltisch-Westfälischen Jakobsweges von Usedom bis über die Landesgrenze hinweg nach Lübeck. In eindrucksvollen Bildern und einfühlsamen Texten erschließen sie ein Land, das seit Jahrhunderten sowohl mit einmaligen Naturwundern aufwartet als auch mit monumentalen Kathedralen der Backsteingotik, geschichtsträchtigen Klostergebäuden, Kleinoden der Handwerkskunst. Entstanden ist ein opulenter wie atmosphärischer 92
Bildband über Pilgerorte wie Lassan, Greifswald, Tribsees, Rostock, Wismar oder Lübeck, ein faszinierendes Abbild der befreienden Weiten eines himmlisch anmutigen Landes. Steffenverlag, Hardcover, 176 Seiten, ISBN 978-3-940101-92-1
Und was machen wir morgen? – Eine Frage, die Kinder vor allem in den Ferien stellen und immer wieder auf neue Antworten warten. Keine ganz leichte Aufgabe für Eltern und Großeltern, denn Kinder wollen nicht nur beschäftigt sondern auch immer wieder überrascht werden, mit Angeboten, für die sie sich begeistern können, die Spaß machen von der ersten bis zur letzten Minute. Damit keine Langeweile aufkommt, haben die beiden Journalistinnen Kirsten Schielke und Birgit Vitense sowie der Illustrator und Texter Harald Larisch bereits vier Erlebnisführer herausgegeben – reichlich gespickt mit interessanten Ausflugszielen, die sie auch selbst mit ihren Kindern getestet haben. „Was machen wir morgen, Mama? Ist der Titel einer Buchreihe, die im Hinstorff-Verlag für vier Regionen des Landes Mecklenburg-Vorpommern erschienen ist. Jeder dieser Bände enthält 80 tolle Ausflugstipps für die ganze Familie. Sie machen Kinder wie Erwachsene gleichsam neugierig und Lust, die Region zu erkunden und zu erleben – bei jedem Wetter. Auch die Planung kurzer oder längerer Touren ist damit kein Problem. Denn neben den interessanten Freizeitmöglichkeiten findet der Leser u. a. auch Hinweise zur empfohlenen Altersgruppe und Aufenthaltsdauer, zu Öffnungszeiten, Eintrittspreisen, Parkmöglichkeiten, gastronomischen Einrichtungen und ob das Gelände für Kinderwagen geeignet ist. Die Illustrationen und heiteren Sprüche von Harald Larisch sind mehr als bloße Ergänzungen zum Text. Jede für sich ist beachtenswert, erheiternd, unterhaltend nicht selten tiefsinnig. Sie sind Zeugnis der mit viel Witz gepaarten reichen Phantasie des Zeichners und machen in jedem Falle Lust, weiter zu blättern. Die frech-fröhlichen Grafiken sorgen für Lesevergnügen von der ersten bis zur letzten Seite. Die Erlebnisführer wurden unterstützt durch den Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern e. V.. Besonders beachtenswert sind Empfehlungen, die mit dem Qualitätssiegel für familienfreundliche Angebote gekennzeichnet sind. Christine Mevius
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SPORT
Das hat Schwerin noch nicht gesehen! Erstmals fand eine Pferde-Show mit Springreitturnier in der Kongresshalle statt.
Premiere für die Schweriner Sport- und Kongresshalle: Eine Pferdeveranstaltung mit Springwettbewerben.
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schönen Altstadt“. Auch der Hallenboden fand bei ihr und den anderen Reitern Anklang. Dabei sein wollte auch Holger Wulschner (Groß Viegeln) – einer der erfolgreichsten Reiter aus den neuen Bundesländern: „So eine Premiere kann man nicht versäumen, ich bin vom Turnier in Dortmund noch nach Schwerin gereist.“ Das Turnier wurde von drei auf fünf Tage erweitert, weil sich die Organisatoren aufgrund der Ausschreibung von E- bis S-Springen vor Nennungen nicht retten konnten. Fast 2000 gingen in der Meldestelle ein. „Das ist so nicht zu packen“, sagte der erfahrene Parcourschef Wolfgang Meyer aus Diehlo. Mit seinen
Ein neues Turnierlicht leuchtete im Februar im Norden auf – die 1. Schweriner Horse Show hat ein Zeichen gesetzt. Mecklenburg-Vorpommern hat ein weiteres hochkarätiges Hallenturnier. Und das fand wahrlich auf internationalem Parkett statt – in der Sport- und Kongresshalle in Schwerin. Die Halle bietet 6000 Besuchern Platz – mit dem Parkett sogar 8000. Ob Holiday on Ice, Konzerte, Boxwettkämpfe – gute Stimmung ist dort dank des Klasse-Publikums immer garantiert. So auch bei der 1. Schweriner Horse Show vom 10. bis 14. Februar, die unter Schirmherrschaft der Schweriner Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow stand. Erstmals
starteten in dieser Halle die Mannschafts-Weltmeisterin der Springreiter Janne Friedericke Meyer, Landes- und Nationenpreisreiter – aber auch Nachwuchsreiter – das hatte es dort noch nie gegeben. Im Sommer 2010 hatten der Crivitzer Christian Strahlmann und seine Lebenspartnerin Christine Obermayer die Idee, aus der bereits im Februar diesen Jahres etwas ganz großes wurde: die 1. Schweriner Horse Show in der Sport- und Kongresshalle Schwerin. Das CSN** in der Landeshautstadt von Mecklenburg-Vorpommern wurde eine gelungene Premiere. Über 7000 Zuschauer sorgten an fünf Tagen für super Stimmung. Sie
bekamen Springreiten zu sehen, gezeigt von Anfängern im Sattel bis hin zu Deutschlands Spitzenspringreitern. Auch die dreißigjährige Erfolgs-Amazone Janne Friederike Meyer aus Schenefeld vor den Toren Hamburgs hatte von dem Turnier gehört und genannt.„Leider hat sich Chika`s Way Anfang der Woche verletzt. Er sollte hier den Großen Preis gehen. Ich hatte versprochen zu kommen, und nun bin ich hier. Ich bewundere den Mut der Veranstalter, ich bin froh, dabei zu sein.“ Janne Meyer fand nicht nur Gefallen an der wundscherschönen Stadt Schwerin „mit ihrem eigenen Charme. Eine niedliche Stadt mit einem tollen Schloss und einer
Die Redefiner Landbeschäler mit einer Dressur-Quadrille.
Die Reitsportler, hier Janne Friedericke Meyer, machten auch Sightseeing.
Mit Showeinlagen wurde das Programm abwechslungsreich gestaltet. Mitglieder des RFV-Gut-Vorbeck zeigten ein Polo-Match. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
SPORT
Balazs Krucso auf NK Nemo gewann den Großen Preis des Gutes Vorbeck.
Assistenten und einer hervorragenden Parcoursmannschaft vom RFV Gut Vorbeck lief dennoch alles nach (Zeit)-Plan. Der Hallenboden in dem 33 mal 63 Meter großen Parcours war bestens präpariert. Kaum zu glauben, dass noch wenige Stunden zuvor die Schlagersängerin Andrea Berg auf dem Parkett 8000 Menschen begeisterte. In zwei Tagen und Nächten wurde das Parkett versiegelt, abgeklebt, durch Gummimatten geschützt – anschließend wurden 600 Tonnen des wertvollen Sand-Lehm-TonGemisches vom Pferdepark Crivitz in die Sport- und Kongresshalle nach Schwerin gebracht. „8 Tonnen Flies-Stückchen sowie 200 Kilo PE-
Thomas Kleis auf Carassina
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Fasern waren bereits darunter gerührt und über drei Wochen ständig in meiner Reithalle in Crivitz gewässert, geschleppt und gewalzt“, so Turnierveranstalter Strahlmann. Besonders engagiert bei der Vorbereitung hatte sich Heiko Schmidt. Er stand Christian Strahlmann beratend zur Seite bei der wichtigsten Frage: dem Boden. „Wenn die Reiter nach Hause fahren, werden sie nicht gefragt, was es zu essen gab, sondern wie der Boden war“, so Heiko Schmidt. Nach dem Turnier konnten alle berichten: Der Boden war top. Probleme gab es auch auf dem Transporterparkplatz. Immer wieder flogen die Schutzschalter für die Stromversorgung in den LKWs heraus. „Es waren 36 Transporter angemeldet – über 70 sind gekommen. Es war nicht so einfach, mit dieser Situation fertig zu werden. Das sollte im nächsten Jahr anders werden“, versprach Christian Strahlmann. An allen Tagen wurde hochkarätiger Springsport geboten. Die zweitwichtigste S***-Springprüfung des Turniers um den Preis der Stadtwerke Schwerin – immerhin ausgeschrieben mit 10.000 Euro – ging an Thomas Kleis (Gadebusch). Mit dem Siegerpferd Carassina wurde es außerdem ein dritter Platz in einer weiteren S**-Prüfung. Er hatte ganz augenscheinlich die richtigen Reithosen mit nach Schwerin genommen. So ging auf sein Konto auch der Sieg im Stechen der S**-Springprüfung auf seinem „Nachwuchspferd“ Questa Vittoria. Mit der 8jährigen Stute gewann Kleis ebenso das Finale der Youngster-Tour. Nicht so glücklich lief es bei Heiko Schmidt. Mit der Brandenburger Stute Coverlady hätten 41,85 Sekunden locker zum Sieg gereicht– aber die letzte Stange wurde dem Paar zum Verhängnis. Nur leicht touchierte die Stute als letztes Pferd den Schlußoxer – und der Sieg war weg. Im Stechen um den Sieg zum Großen Preis des Gutes Vorbeck wurde es für Schmidt dann noch schlimmer. Nur fünf Reiter erreichten das Stechen in dem S***. Darunter als erster Starter Heiko Schmidt mit der Schimmelstute Cassiopeia. Schmidt hatte zwei Pferde im Umlauf. Den 9-jährigen Countdown hatte der Derbyzweite von 2010 erst seit einigen Tagen unter
dem Sattel – darum nahm er sich mehr Zeit mit der Vorbereitung und kümmerte sich vorerst nicht um den Stechparcours. Mit Countdown war er vorletzter Starter im Umlauf. Mit seiner Stute Cassiopeia musste er als Erster im Stechen starten. Die super eingespielte Parcoursmannschaft baute schnell um. Schmidt fragte den Parcourschef Wolfgang Meyer: „Wo geht’s lang?“. Dabei kam es zu einem Mißverständis und Schmidt ließ ein Hindernis aus. Damit blieb es nur der fünfte Platz für ihn. Noch bei der anschließenden Pressekonfernez gab es versöhnende Worte zwischen Parcourschef und Reiter. „Letztendlich bin ich dafür verantwortlich. Es ist dumm gelaufen, aber nun wieder vergessen.“, sagte Schmidt versöhnlich zu Meyer. Den einzigen Null-Fehler-Ritt lieferte in diesem Stechen der Ungar Balazs Krucso (Versmold) mit NK Nemo ab. „Er ist nicht der schnellste aber da die anderen Fehler machten, musste ich nur vorsichtig genug sein. Krucso wollte eigentlich in Dortmund auf einem großen Turnier starten. „Ich habe aber die Bilder von der Halle im Internet gesehen und mich für Schwerin entschieden. Die Stimmung hier war vom ersten Tag an toll. Ich bin froh, dass ich zur Premiere hier war.“, freute sich der Sieger und hofft auf eine weitere Auflage. Dass es eine zweite Schweriner Horse Show geben soll, an dieser Zusicherung kam der Veranstalter Christian Strahlmann dann nicht vorbei – hatten doch die Sponsoren wie die Stadtwerke Schwerin und die Direktorin des Gut Vorbeck, Rikke Binder, schon bei den Siegerehrungen weitere Unterstützung zugesichert. Auch die Vertreter der Nürnberger Versicherung und der Mercedes-Niederlassung zeigten sich begeistert. Als sich Christian Strahlmann bei dem tollen Publikum in der Sport- und Kongresshalle in Schwerin bedankte und alle für das nächste Jahr einlud, tobte die Halle. Und der Termin ist schon fest vereinbart – es wird das zweite Februarwochenende 2012 Christine Hormann Text u. Fotos
Ein Festival für die Gesundheit und das Leben in kraftvoller Natur zum Auftanken Abwechslungsreiches Programm für 500 Besucher Verpflegung über Marktstände im Festivaldorf, Bio-Küche, marokkanische Teestube und grüne Smoothies
Buchungen und weitere Informationen unter: Veranstalterin: Iris Wetzig Yogafestival Mecklenburg Simplonstrasse 41 D-10245 Berlin Tel. 030 . 29 66 74 22 www.yogafestival-mecklenburg.de
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Attraktives Wohnen in Schwerin Hanseatische Immobilien Treuhand GmbH + Co bietet unterschiedliche Standorte und Haustypen hit. heißt das Unternehmen, welches zum Spatenstich an der Seeprominade am Ziegelinnensee angesetzt hat und ein Hit scheint das Bauen von Townhäusern und eleganten Eigentumswohnungen in der mecklenburgischen Metropole offenbar zu sein. Die Hanseatische Immobilien Treuhand GmbH + Co, so der volle Name des Bauträgerunternehmens, das sich hinter dem Kürzel „hit.“ seit 37 Jahren verbirgt, ist schon seit 1994 in Schwerin tätig und hat bereits in der Neuen Gartenstadt und am Seehang in der Weststadt gebaut. An der Seeprominade entstanden vor kurzem als erstes neun Traumhäuser vom Typ „Townhouse“. Hiervon sind bereits alle Häuser verkauft. Jedoch stehen ab sofort attraktive Häuser vom Typ „Stadthaus“ mit zwei Dachterrassen zum Verkauf. Anfang kommenden Jahres sollen die ersten Stadthäuser fertig sein. Aber vielleicht besteht ja auch Interesse an einer edlen Eigen-
tumswohnung in den zwei attraktiv gelegenen Wohnhäusern, von denen man über den Ziegelinnensee bis zur Schweriner Skyline blicken kann. Die
Peter Eckel: Schwerin ist ein attraktiver Standort für Wohneigentum.
Preise bewegen sich zwischen 211.100 und 315.800 Euro für eine Wohnung, die Stadthäuser liegen als Mittelhaus bei 181.900 Euro. Die Wohnungen sind mit Fußbodenheizung, Parkett und hochwertigen Badezimmern ausgestattet und verfügen
zudem über eine Deckenhöhe von ca. 2,70 m. Energetisch werden die Wohnungen so gut gebaut, dass das Förderprogram „Energieeffizient Bauen KfW70“ erreicht wird. Ein Aufpreis hierfür ist nicht zu zahlen. Das Geld zum Bauen wird von den meisten Käufern durch einen Bankkredit bewerkstelligt, ein Kauf ohne Eigenkapital ist selbstverständlich auch möglich. Für die Hanseatische Immobilien ist das Bauen in Schwerin überaus attraktiv, das bestätigte Peter Eckel, er nannte nicht nur das Areal am Ziegelinnensee „äußerst vielversprechend“, sondern ist auch von den tollen Eldorado-Häusern in der Weststadt begeistert, die zu einem Preis von ca. 159.900 Euro angeboten werden. Die Lage beider Baugebiete ist einmalig in der Landeshauptstadt. Neuerdings baut die hit. ebenfalls im dritten Bauabschnitt der „Neuen Gartenstadt“ SeniorenBungalows vom Typ Refugium
und in der Mövenburgstraße auf dem ehemaligen Molkereigelände werden Dachterrassenhäuser vom Typ „Triomvirat“ erstellt. „Die Zeiten, da Schwerin noch als Sorgenkind galt, sind längst vorbei. Denn die gute Lage zwischen Hamburg und Berlin zieht Käufer aus ganz Deutschland an“, sagt Peter Eckel. Es kann davon ausgegangen werden, dass insbesondere die überaus attraktiven Wohnungen, die sogar über einen eigenen Bootsanleger verfügen können, in kürzester Zeit ausverkauft sein werden.
„Stadthaus“ mit zwei Dachterrassen.
Die „Seeprominade“ bietet Eigentumswohnungen direkt am Ziegelinnensee.
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„Eldorado“ am Rande der Weststadt. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
SPORT
Die zwei Karrieren der Anja Brandt Spagat zwischen Sport und Studium
Entscheidung für das Direkt- und gegen ein Fernstudium kam nicht von ungefähr: „Ich möchte unbedingt den direkten Kontakt zu anderen Menschen haben.“ Die Wahl auf die Betriebswirtschaftslehre fiel schnell. „Mich hat schon immer interessiert, wie es in der Wirtschaft zugeht, beispielsweise wie Aktien funktionieren oder wie Unternehmen handeln“, erzählt die Sportlerin über ihr Studienfach. Ihr Traum sei es, irgendwann in einem Unternehmen im Bereich Controlling/Logistik und dabei in Teams zu arbeiten. Studium, Bundesligaeinsätze und Training schafft Anja Brandt nicht ganz allein. „Ich bekomme schon viel Unterstützung von meinen Eltern, Freunden und Kommilitonen.“
Anja Brandt (21) bewältigt die Doppelbelastung von Studium und Leistungssport mit links.
Die Welt von oben sehen und hoch hinaus kommen: Sinnbildlich ist dieses für Anja Brandt leichter als für viele andere. Nicht zuletzt wegen ihrer Körpergröße von 1,93 Metern, aber vordergründig wegen ihres sportlichen Talents ist sie Mittelblockerin bei den Volleyballdamen des Schweriner Sportclubs (SSC). Anja Brandt spielt derzeit ihre zweite Saison in der Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns. Nach ihren Anfängen in der Verbandsliga im schleswig-holsteinischen Elmshorn und jugendlichen Einsätzen in der Hamburger Auswahl sowie zweit- und erstklassig beim Volleyballclub Olympia in Berlin stand sie 2009 vor der Wahl, wo ihre sportliche Karriere ihre Fortsetzung finden sollte.„Nach meinem Abitur hatte ich Anfragen MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
von verschiedenen Vereinen. Meine Entscheidung für Schwerin fiel schnell“, erinnert sich die 21-Jährige.„Ich finde hier optimale Bedingungen für meinen Sport vor. Allein die tolle neue und große Arena fasst noch mehr Zuschauer. Die Mannschaft ist ebenso wie der Trainerstab sehr gut“, erklärt Anja Brandt. Schwerin sei genau die richtige Stadt für sie. Ein weiterer Grund, der von Anfang an für diesen Ort sprach, ist die Nähe zu Wismar. Dort studiert sie an der Fachhochschule im vierten Semester Betriebswirtschaftslehre. „Durch die Kooperation zwischen dem SSC und der Hochschule lässt sich das gut mit dem Leistungssport vereinbaren“, erzählt die Volleyballerin, „und es ist mir wichtig, neben dem Sport eine berufliche Perspektive aufzubauen.“ Die
Am Herzen liegt ihr auch die Nachwuchsarbeit, für die mancherorts noch viel getan werden müsste. „Volleyball ist so ein toller Sport. Man kann im Spiel aus sich herauskommen und kämpfen, ohne den Gegner direkt anzugreifen“, erklärt Anja Brandt ihre Faszination. Mit diesen beiden Schwerpunkten im Leben der jungen Frau bleibt nicht viel Platz für anderes. „Wenn ich doch mal Zeit habe, betätige ich mich gern in anderen Sportarten – spiele Badminton oder Tennis oder gehe schwimmen. Außerdem sind Musik und Lesen Hobbys von mir“, so Anja Brandt. Text & Foto: Gritta Flau
Trotz dieser Doppelbelastung leidet die sportliche Karriere der Neu-Schwerinerin nicht. Nach dem Juniorenweltmeistertitel strebt die Frau für die schnellen Angriffe am Netz sowohl Erfolge mit dem SSC in der Bundesliga als auch eine feste Nominierung für die Nationalmannschaft an. „Für die letzten Wochen dieser Saison hoffe ich, dass wir in den Play-Offs noch ein paar gute Spiele abliefern. Aber unsere Leistung muss noch etwas konstanter werden. Wenn wir das schaffen und mit Esprit spielen, sind wir unschlagbar“, kündigt sie an. Das Volleyballpublikum Schwerins hat sie sehr schnell lieben gelernt. „Unsere Fans und unser Hallensprecher sind enorm. Wir werden so von ihnen unterstützt, auch wenn wir mal zurückliegen. Das ist nicht bei allen Bundesligavereinen so.“ Allerdings führt Volleyball in der nationalen Sportberichterstattung ein etwas kümmerliches Dasein. „Ich wünsche mir schon, dass im Fernsehen ab und an mal ein Länderspiel übertragen würde.“ 97
AUTO
Foto: MiniCooper
Faszination MINI:
Reinsetzen, losfahren und viel Spaß haben Autohaus Hugo Pfohe in Schwerin präsentiert abwechslungsreiche Modellpalette Was haben Trabant und MINI gemeinsam? Eigentlich gar nichts. Zwischen beiden Autos, dem einstigen Volumenmodell der DDR und dem heutigen begehrten Kleinwagen im Premiumsegment, liegen Welten und doch verbindet sie eines ganz deutlich. Sie sind Kult und haben Fans in aller Welt.
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Auch in Mecklenburg-Vorpommern ist das nicht anders. Ob nun die Auszubildende in Schwerin, die Oma in Gadebusch oder auch der Manager in Wismar – sie alle lieben den MINI und wissen, was sie an ihm haben. Eine Probefahrt mit einem Modell aus der ansprechenden und abwechslungsreichen MINI-Familie und schon ist man in den Bann eines außergewöhnlichen Autos gezogen.
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Andrea Kubitza weiß das. Sie ist Verkäuferin im BMW-Autohaus von Hugo Pfohe in Schwerin und kennt die Vorzüge von MINI ganz genau. „MINI ist ein klassenloses Auto. Es ist einzigartig und exklusiv zugleich, ohne dabei die praktische Alltagstauglichkeit zu vergessen“, sagte sie. Ob nun für die Fahrt zur Arbeit, zur Diskothek, in den Urlaub, mit Freunden oder auch einfach nur zum nächsten Einkauf in den Discounter. Der MINI stellt sich den Herausforderungen des Alltags mit Bravour. Diese Faszination spüren auch Experten der Branche, die den MINI Anfang des Jahres zum „Auto des Jahrzehnts“ gewählt hatten. „Kein anderes Modell habe die Entwicklung der Automobilindustrie seit Beginn des 21. Jahrhunderts stärker beeinflusst als der erste Kleinwagen im Premium-Segment“, befanden die Mitglieder aus der Jury der Branchenzeitschrift „Automobilwoche“. MINI macht Spaß, ob nun beispielsweise im One, im Cooper, im Cabrio, im Clubmann oder auch im Countryman. Jedes Auto hat auf seine Art und Weise einen eigenen persönlichen Stil. „Das macht die Marke MINI auch so reizvoll“, sagte Andrea Kubitza.„Aus einer vormals
vorhandenen One-Man-Show hat sich heute eine große ModellFamilie entwickelt, die sehr viel Potenzial für Verkäufer und Kunden darstellt.“ Die Fahrt mit dem MINI, sie begeistert nicht nur uns. Auch Hannelore Seeger aus Schönberg konnte Gutes von ihrer Fahrt mit dem MINI berichten: „Ausdrucksstarkes Design, ausgesprochen agiles Handling und fast grenzenlose Möglichkeiten, sich individuell zu präsentieren – das ist MINI pur.“ Bei Hugo Pfohe in Schwerin am Margaretenhof gibt es für jeden MINI-Interessenten das passende Angebot. Das verspricht MINIExpertin Andrea Kubitza. Vielleicht schauen auch Sie mal vorbei. Denn sollten Sie gerade beispielsweise für Ihre Tochter oder Ihren Sohn das passende Auto suchen, dann dürften Sie hier an der richtigen Adresse sein. So haben die PSExperten des Autohauses mit dem Programm 18+ ein tolles LeasingAngebot aufgelegt, mit dem sich junge Frauen und Männer, die gerade von der Schule kommen und ihre Studien- oder Lehrzeit vorbereiten, den Traum von einem neuen Auto erfüllen können. Text & Fotos Dirk Behm
Giemsch mit neuem Kundencenter
Christiane-Maria Wendt von Caravan-Wendt in Kremmin gratuliert Bernd Giemsch zur Eröffnung des Kundencenters.
In die Räumlichkeiten des ehemaligen „Autohaus an der Elde“ in Grabow ist wieder Leben eingekehrt. Das Unternehmerpaar Bernd und Diana Giemsch erwarb Ende letzten Jahres das Grundstück und eröffnete am 2. April 2011 zusammen mit ihrem Team ihr neues Kundencenter.
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Neben dem Verkauf von Neuund Gebrauchtwagen sind hier Kundenbetreuung und -beratung bis hin zur Unfallschadensabwicklung, Bosch-Car-Service und die Werkstatt mit dem „Rundum-Service“ Schwerpunkte. Die Lackiererei verblieb am alten Standort. Text u. Fotos: Eschrich 99
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Bequem reisen - Wohnung auf vier Rädern Campingmesse bei Caravan Wendt fand Ende März an der B5 bei Grabow statt Jeder Autofahrer, der auf der B5 von Grabow nach Groß Warnow fährt, passiert in Höhe Kremmin den Caravanhandel von Christiane-Maria und Matthias Wendt, größter Händler im Norden und Osten. Auf der riesigen Ausstellungsfläche finden die Caravanfreunde alle Typen vom einfachen Wohnhänger bis zum luxuriösen Wohnmobil sowie Gebrauchtfahrzeuge. Auch reichhaltiges Zubehör kann hier erworben werden, und die Wartung der rollenden Unterkünfte ist bei den Fachleuten hier in den besten Händen. Mit dem Bau einer neuen Ausstellungshalle setzt die Unternehmerfamilie noch mehr auf Ser-vice. Somit stellt sich die Firma Caravan-Wendt GmbH auf den wachsenden internationalen Kundenverkehr ein.
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Von den 1.000 Quadratmetern neuer Halle entfallen rund 440 Quadratmeter auf die fußbodenbeheizte Werkstatt, auf der restlichen Fläche gibt es einen Bürotrakt sowie einen Showroom und ein Kundencenter. Dies alles konnte anlässlich der Campingmesse, die wie jedes Jahr zum Saisonauftakt hier stattfand, von den Besuchern bestaunt werden. Beim Bau der Halle wurden die neuesten Vorgaben beim Umweltschutz und Energiesparen umgesetzt. Hier wurde in eine Wärmepumpenanlage investiert, bei der die energetische Ein-sparung 60-70 Prozent beträgt, die Kohlendioxidemissionen vor Ort sind gleich Null. Die Campingmesse selbst wurde wie in den vergangenen Jahren ein Anziehungspunkt für alle Caravanfreunde aus nah und fern. Das gesamte Team von 40 Mitarbeitern, die in der Unterneh-
Christiane-Maria und Matthias Wendt bedankten sich beim Geschäftsführer der Firma Dethleffs, Herrn Thomas Fritz, für die jahrelange erfolgreiche Zusammenarbeit. Foto: R. E.
mensgruppe Wendt mittlerweile hier angestellt sind – kümmerten sich gemeinsam um die Gäste, standen mit Rat und Tat zur Verfügung. Hier konnte man sein Wunschfahrzeug eingehend
inspizieren oder ganz einfach den Tag mit Essen und Trinken und bei den vielen Rahmenveranstaltungen genießen und sich auf den Sommer freuen.
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AUTO
Datenblatt: Sportlicher Auftritt, der nichts zu wünschen übrig lässt.
Fotos: Daimler-Benz (2)
Neue Sterne am Autohimmel Die neue C-Klasse und der SLK von Mercedes Manchmal sind es die kleinen unscheinbaren Dinge, die das Leben angenehm machen. Das haben sich wohl auch die klugen Köpfe bei Daimler-Benz gedacht als sie sich Gedanken um eine Weiterentwicklung der Mercedes C-Klasse gemacht haben. Was da seit Ende März bei den Händlern steht, ist keine Revolution der beliebten Modellreihe und der Betrachter muss schon zweimal hinschauen, um Unterschiede zwischen dem neuen und dem alten Modell zu erkennen. Gut, die Scheinwerfer sind geringfügig verändert, die vordere Stoßstange hat ein paar Modifikationen erfahren und der Kühlergrill ist ein wenig anders geformt. Das fällt dem ungeübten Auge aber erst auf, wenn beide Fahrzeuge nebeneinander stehen. Neue Sieben-Gang-Automatik Ganz anders sieht es aus, wenn man sich mit den technischen Details der neuen C-Klasse beschäftigt. Am nachhaltigsten wirkt die neue Sieben-GangAutomatik. Damit ist es jetzt in 102
der C-Klasse erstmals möglich, auch bei den Automatik-Fahrzeugen eine Start-Stopp-Automatik einzubauen. Dieser nützliche, Sprit sparende Assistent schaltet den Wagen an der roten Ampel automatisch ab. Unnötiger Kraftstoffverbrauch und CO2-Emissionen im Stand gehören der Vergangenheit an. Was bislang bei Fahrzeugen mit Schaltgetriebe technisch überhaupt kein Problem war, ist in der neuen C-Klasse jetzt auch im Automatikgetriebe möglich. Und natürlich sorgen die zwei zusätzlichen Gänge im neuen Automatikgetriebe gegenüber dem vorherigen Fünf-Gänge-Schaltwerk für eine ausgewogenere Laufkultur des Wagens.
der auf entgegenkommenden Verkehr reagiert, der Spurhalteassistent und auch der radargesteuerte Abstandswarner. Die Motoren in der neuen C-Klasse haben nur marginale Modifikationen erfahren, die – wie heutzutage üblich – vor allem der effizienteren Kraftstoffausnutzung förderlich sind. Mit fünf unterschiedlichen Dieselaggregaten zwischen 120 und 231 PS
Mercedes SLK 350 BlueEFFICIENCY Hubraum: 3.498 ccm Leistung: 306 PS Verbrauch: 7,1 Liter/100 km CO2-Emission: 167 g/km Grundpreis : 52.300,- Euro
sowie vier Benzinern von 156 bis 306 PS ist die Motorenpalette weiterhin äußerst umfangreich. Neben der Limousine steht auch das T-Modell, also der Kombi zur Verfügung. Anfang Juni wird auf Basis der C-Klasse bei Mercedes ein neues Coupé vorgestellt. Reinrassiger Sportwagen mit Stern Wenn man bei der C-Klasse schon genau hinsehen muss, um
Auch was Fahrkomfort und -sicherheit angehen, ist in der neuen C-Klasse deutlich aufgerüstet. Es stehen jetzt die elektronischen Assistenzsysteme aus der E-Klasse zur Verfügung. So die Anti-Einschlaf-Automatik, die den Fahrer vor einsetzender Müdigkeit warnt, der Fernlichtassistent, MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
AUTO auf den ersten Blick Neuerungen zu erkennen, so ist beim neuen SLK offensichtlich, dass da ein ganz neues Auto unterwegs ist. Der SLK erregte seit seiner Markteinführung 1996 die Gemüter. Während die einen das erstmals von Mercedes in einem Großserien-Cabriolet verbaute Stahldach als technische Innovation feierten und dabei die Vorteile gegenüber einem Stoffdach hervorhoben, war es für die Puristen ein Stilbruch und der SLK als Rent-
ner-Roadster verschrien. Dass Mercedes dem SLK damals noch ein paar Warmluftdüsen in die Nackenstützen spendierte, trieb den Kritikern, die am liebsten bei Minusgraden mit Lederhaube unterwegs wären, die Zornesröte ins Gesicht. Inzwischen ist der SLK über derart naive Kritik erhaben. Der Roadster ist ein reinrassiger Sportwagen, unabhängig davon, wer hinter dem Steuer sitzt.
Schließlich sitzen auch in einem Ferrari nur in den seltensten Fällen 20-Jährige. Die Form des neuen SLK erinnert deutlich an den Supersportwagen SLS aus dem Hause Mercedes. Die neuen Scheinwerfer geben dem Wagen ein deutlich flacheres und damit sportlicheres Ambiente. Der Innenraum ist von edlen Materialien geprägt. Hier wirken besonders die optional erhältlichen schwarzen Ledersitze mit den roten Steppnähten als Hin-
gucker. Die tiefe Sitzposition des Fahrers lässt den unmittelbaren Kontakt mit der Straße erahnen und vermittelt so ein noch intensiveres Fahrgefühl. Natürlich steckt auch im neuen SLK alles an innovativer Technik, was das Haus Mercedes zu bieten hat. Der neue SLK ist sicher kein Auto für die breite Masse, doch wieder ein Beleg dafür, dass Mercedes außergewöhnliche Fahrzeuge baut. Christian Moeller
Datenblatt: Mercedes C 220 CDI BlueEFFICIENCY Hubraum: 2.143 ccm Leistung: 170 PS Verbrauch:4,4 - 5,1 Liter/100 km CO2-Emission: 117 - 133 g/km Grundpreis : 36.860,- Euro
Viele Elemente im Innenraum stammen vom SLS.
Übersichtliche Instrumente entlasten den Fahrer. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
Foto: C. Moeller
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VERANSTALTUNG
Frühjahr 2011 April 22.-25.4. 30.4.
Groß Raden Schwerin
Großer Mittelaltermarkt Schweriner Flottenparade 2011
3.-8.5. 6.-8.5. 13.-15.5. 13.5.
Schwerin Sternberg Redefin Schwerin
14.5. 20.5.
Insel Poel Schwerin
22.5. 27.-29.5. 27.-29.5.
Ludwigslust Parchim Redefin
21. filmkunstfest MV 9. Landesrapsblütenfest Redefiner Pferdefestival - CSI Capitol „Dietmar Wischmeyer Deutsche sehen Dich an" Rapsblütenfest Capitol „Total Bock auf Remmi Demmi...“ Soloprogramm Johann König 15. Barockfest Stadtfest LebensArt
Mai
Juni 3.-5.6. 3.-5.6. 4.-5.6. 10.6. 11.-13.6. 13.-19.6. 16.6. 17.-19.6. 17.-24.7. 25.6. 18.6.
Ludwigslust Neustadt-Glewe Neukloster Wismar Ludwigslust Grevesmühlen Schwerin Rehna Schwerin Klütz Schwerin
24.-10.9.
Grevesmühlen
24.-25.6. 24.-26.6. 25.-26.6.
Grabow Hagenow Plau am See
Lindenfest 19. Burgfest Stadtfest Festspiele MV: Eröffnungskonzert Kunst Offen – landesweit Stadtfest Festspiele MV: Preisträger-Konzert Klosterfest Schlossfestspiele: Der Freischütz Festspiele MV: Musikfest-Musik aus MV Capitol „RED HOT CHILI PIPERS Music for the kilted“ Piraten Open Air Theater Die Hölle vor Maracaibo Stadtfest Altstadt- und Schützenfest Traktoren- und Oldtimertreffen
Juli
Foto: Helmut Wachtel Fotos rechts: Capitol
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30.6.-3.7.
Wismar
2.7.
Redefin
8.7.
Schwerin
9.7. 8.-10.7. 15.-17.7. 15.-17.7. 17.7. 20.-24.7. 22.-24.7. 29.7.
Wismar Boizenburg Dömitz Plau am See Ludwigslust Wismar Klützer Winkel Zarrentin
31.7.
Schwerin
800. Hafengeburtstag 20. Wismarer Hafentage Festspiele MV: Picknick-Pferde-Sinfoniekonzert Festspiele MV: Preisträger-Konzert Quatuor Ebène goes Jazz Festspiele MV: Berliner Barock Solisten Stadtfest Hafenfest 22. Badewannenrallye MeckProms On Tour 11. Internationales CIOFF-Folklorefestival LebensArt (auf Gut Brook) Festspiele MV: Preisträger-Konzert Der kleine Mahler Festspiele MV: Progetto Vivaldi MECKLENBURG SCHWERIN delüx 1/11
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800 Jahre Hafen Wismar Ein ganzes Jahr lang wird gefeiert
Alles Barock oder was? Barockstadt Ludwigslust
Mit dem Cello im Propeller Festspiele Mecklenburg-Vorpommern
Wo ist Sacha?
Mit dem Paddelboot durch die Taiga