Mecklenburg Schwerin delüx Sommer 2/2017

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MECKLENBURG SCHWERIN REGIONALMAGAZIN 22. JAHRGANG · Sommer 2017 · E 4,-

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„WEST SIDE STORY”

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EDITORIAL Foto: DELEGO

Liebe Leserin, lieber Leser, nun ist es endgültig – die Schweriner Stadtvertretung beschließt, auf die Durchführung der Bürgerbefragung zur BUGA 2025 zu verzichten. So leicht macht man es sich. Die Landesregierung signalisiert, für eine Buga in Schwerin auf Grund der Verschuldung der Stadt keine Fördergelder zur Verfügung zu stellen. Stadtpolitik und -verwaltung nehmen das hörig zur Kenntnis und geben klein bei. Damit wird jedoch auch ohne den geringsten Kampf die Chance auf eine infrastrukturelle Entwicklung der Landeshauptstadt vergeben, die ohne so ein Vorhaben über Jahrzehnte nicht geschafft werden wird. Gerade in diesen Tagen erinnert die lokale Presse an die im

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Ergebnis der BUGA 2009 entstandenen Werte, wie die Werderstraße, der Stadthafen, die Promenade am Burgsee, der Berta-Klingberg-Platz, die Schwimmende Wiese und die Freilichtbühne. Eine Fortsetzung der Entwicklung einer attraktiven Landeshauptstadt wird einfach vertan. Dabei waren diverse Vereine von Pro Schwerin bis Kultur- und Gartensommer seit Beginn der Idee einer weiteren BUGA in Schwerin aktiv für die Umsetzung tätig, zumal der Zuschlag schon erfolgt war. Aber auch diesen Ehrenamtlern stößt man vor den Kopf – kein Versuch, die Landesregierung zu einem positiven Bescheid zu beeinflussen. Dabei hatte Schwerin in Zusammenarbeit mit vielen Firmen und Vereinen bewiesen: Schwerin kann BUGA. Inzwischen kann man hören, dass der Rostocker Oberbürgermeister seinen Hut in den Ring für die BUGA 2025 geworfen hat. Wie kann das sein? Rostock ist ebenfalls hoch verschuldet, es sollte mit dieser Begründung ebenfalls keine Fördermittel vom Land geben. Außerdem hat Rostock mit der IGA 2003 bewiesen, die Stadt kann Gartenbauausstel-

lung nicht. Aber trotz des finanziellen Desasters besteht der IGA-Park mit einer attraktiven Ausstellungs und Veranstaltungshalle, den man der Stadt nicht mehr nehmen kann. Bleibt für Schwerin die Frage: Was wird bei diesem fehlenden Engagement unserer Freizeitpolitiker und der Verwaltungsspitze mit der Welterbebewerbung? Und die bringt deutlich nicht so viel für die Stadt. Sie wird in vielen Fragen künftig hinderlich für die Stadtentwickliung sein – es sei an die Elbquerung in Dresden und jüngst die Campusplanung am Hafen in Wismar erinnert. Nun freuen Sie sich aber auf eine neue Ausgabe unseres Magazins mit schönen Beiträgen aus Schwerin und Umgebung. Nehmen Sie die Anregungen für die kulturellen, kulinarischen oder auch kommerziellen Angebote an. Ich wünsche Ihnen damit einen schönen Sommer und eine erholsame Urlaubszeit, Ihr

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INHALT

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Titelfoto: Szene aus „West Side Story” mit Mercedesz Csampai als Maria und Jörn-Felix Alt als Tony. Foto: Silke Winkler

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Sommerfeeling im eigenen Garten – Landschaftsarchitekt Christian Kron schafft neue Lieblingsplätze

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Preisträger in Residence 2017 – Alexej Gerassimez

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Zwischen Containern und Traumschloss – Die „West Side Story“

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Angekommen in Schwerin – Der Schauspieler Andreas Anke

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Im Gespräch mit Generalintendant Lars Tietje

40 Die Werkstattgalerie Rothener

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Dramaturgen – ganz ohne Drama

42 Dörfer zeigen Kunst –

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Neues Kartenvorkaufssystem am Mecklenburgischen Staatstheater

Reformation – Ausstellung in der Gadebuscher Stadtkirche

Mühle

Von Anfang an Grenzen überwinden

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Die Dorfkirche in Woserin

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INHALT

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35 50 Attraktive und unverwechselbare

60 Gehasst und geliebt:

Optik – Neue Generation des Kleinwagens Ford Fiesta

Weltbürger Spatz

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Die Opel-Produktoffensive: Vorhang auf für den neuen Insignia und den neuen Crossland X Glamour, Modernität und Eleganz – Range Rover erweitert sein Angebot

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66 Statt Neubau Stadtquartiere mit Charakter schaffen

70 Kolumne: Wunschlos glücklich 72

Im Rausch der Farben – Künstler Andreas Tessenow

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Buchtipps

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Ein Blick voraus Die Spielzeit 2017/2018 im Mecklenburgischen Staatstheater

80 Veranstaltungen

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SOMMERFEELING IM EIGENEN GARTEN

Landschaftsarchitekt Christian Kron schafft neue Lieblingsplätze

Durch starken Baumbeschnitt sind Sichtachsen entstanden, die alte Elemente mit neuen verbinden.

Für Gartenbesitzer ist jetzt die schönste Zeit des Jahres. Wohl dem, der im letzten Herbst und Frühjahr alles so hergerichtet hat, dass er nun seinen Garten in vollen Zügen genießen kann. Im Schatten der Bäume, am Pool oder am Teich, auf der Terrasse oder im Pavillon.

Sichtschutzwände aus Bambus, Efeu, Stahl und Clematis.

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Licht- und Schattenplätze, runde und eckige Formen, unterschiedlichste Farben sowie Architektur und Natur reizvoll miteinander zu kombinieren ist seine Passion. Landschaftsarchitekt Christian Kron, Chef der Schweriner Firma DE GRASHOPPERS, stellt sich mit seinem Team den unterschiedlichsten Herausforderungen. Er gestaltet Gärten von Grund auf neu oder entwickelt Ideen, die sich harmonisch in vorhandene Strukturen einfügen. Immer wieder gelingt es ihm, besondere Akzente zu setzen, die den Gartenbesitzern das Gefühl geben, ein einmaliges, unverwechselbares Detail in ihrer ganz persönlichen Freizeitoase zu haben. Landschaftsarchitekt Christian Kron „Ich bin begeistert, wenn unsere Kunden die Gestaltung ihres Gartens als stimmig empfinden und sich darin wohlfühlen“, erklärt Christian Kron. Der Schweriner hat viele Ideen, überlässt nichts dem Zufall und ist überzeugt davon, dass Ästhetik in der Gartengestaltung auch immer etwas mit geometrischen Formen und mathematischen Formeln zu tun hat. Denn daran hielten sich schon die Landschaftsgärtner vor Jahrhunderten, was man noch heute in zahlreiBesondere Akzente gehören zur chen Parks erkennen kann. Auch der von Christian Kron vor einigen Jahren Handschrift von Christian Kron. neugestaltete Kurpark im Ostseebad Boltenhagen folgt diesen Prinzipien. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017


GARTEN

Der Rosenpavillon, ein neuer Lieblingsplatz.

„Der Aufenthalt in einem schönen Garten macht Lust auf Leben und ist für viele Menschen ihr schönster Zufluchtsort, an dem sie einfach mal alle fünfe gerade sein lassen können. Wir sind für sie da, um ihnen dieses schöne Lebensgefühl, das sich durch den Einklang mit der Natur einstellt, zu ermöglichen“, meint Christian Kron. Ein Beispiel für eine Gartenneugestaltung findet sich in der Griesen Gegend. Hier galt es, eine Brachfläche, die den Grundstückseigentümern schon lange ein Dorn im Auge war, ansprechend zu gestalten sowie Sichtschutzwände zu angrenzenden Grundstücken zu errichten. Dabei sollten möglichst viele Naturmaterialien Verwendung finden. Die Besitzer hatten etliche Ideen, angefangen von einer Terrasse über ein Gartenhäuschen bis hin zur Sauna. Letztendlich haben sie sich für einen Rosenpavillon als sogenannten Duftsitzplatz entschieden, bepflanzt mit speziellen, blühfreudigen Duftrosen, die die Sinne von Sommer bis Herbst mehrmals mit ihren farbenprächtigen Blüten erfreuen. Derzeit sind sie noch nicht am Gestell des Pavillons hochgerankt, denn alles braucht seine Zeit. Auffällig funkelt eine große blaue Glaskugel im Sonnenlicht, umringt von mosaikförmig angeordneten Natursteinen. Das ist wieder einer der ganz besonderen Akzente, der die Handschrift des Landschaftsarchitekten Christian Kron trägt. Durch den frischen Schnitt an den alten Kirschbäumen ist eine Sichtachse entstanden, die den Blick auf den neuen Lieblingsplatz freigibt. Einen individuellen Rahmen geben dem Garten die Sichtschutzwände. Hier wurden Bambus, Efeu und Stahl zu einer harmonisch wirkenden Kombination arrangiert. Die Blüten der integrierten Clematis werden demnächst für kleine Farbtupfer sorgen. „Wir freuen uns sehr, dass unser Garten nun überall schön aussieht. Außerdem ist er sehr pflegeleicht, so dass wir ihn in vollen Zügen MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017

genießen können“, sagt begeistert die Kundin, die Christian Kron und sein Team engagiert hatte. Da die Grundstücksbesitzer berufstätig sind, haben sie wenig Zeit für die Gartenarbeit. Deshalb hat Christian Kron einige Dinge geplant und installiert, die sie weitestgehend von der klassischen Gartenarbeit entlasten. Automatische Bewässerung durch Tropfschläuche, ein Mähroboter, fünf- bis sechs Zentimeter Hackschnitzel gegen das Unkraut in den Beeten und dichte Bepflanzungen sorgen für enorme Arbeitserleichterung. Außerdem bleibt mehr Zeit, die Schönheiten des Gartens vom Frühjahr bis in den späten Herbst in vollen Zügen zu genießen. TEXT UND FOTOS: CHRISTINE MEVIUS

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1 3 1. Camillo und Peppone sind eigentlich sehr scheu, aber zu Charlotte haben sie Vertrauen. 2. Das Alpakahotel in Frankenhorst. 3. Mit neuer Frisur. 4. Charlotte trรถstet das aufgeregte Tier. 5. Uli Baum geht beim Scheren sehr behutsam vor. 6. Hans Gerst beruhigt die Eseldamen Katrin und Lola.

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MENSCHEN IN MECKLENBURG

„Frankenhorst ist mein

Lieblingsplatz“ Angenehme Atmosphäre im Hotel mit Spa-Bereich, eine hervorragende Küche und die exklusive Lage sind nur einige Dinge, weshalb das Best Western Seehotel Frankenhorst am Schweriner See so beliebt ist. Seit einigen Jahren gibt es hier außerdem einige ganz besondere Attraktionen. Zu verdanken ist das Charlotte Steffens. Charlotte Steffens ist die Lebenspartnerin von Hans Gerst, dem Besitzer des Hotels in Frankenhorst. Vor 14 Jahren hatten sich die beiden entschieden, Frankenhorst zu ihrem Lebensmittelpunkt zu machen. Die Physiklaborantin behielt zwar ihren Job als technische Assistentin in einem Hamburger Unternehmen und wohnt unter der Woche in der Hansestadt, aber die Wochenenden verbringt das Paar in Mecklenburg-Vorpommern.

Katrin, Lola und ein alter Bienenwagen Von Anfang an packte die gebürtige Rheinländerin auf dem Hotelgelände überall mit an, wo Hilfe gebraucht wurde. Egal ob bei der Dekoration, der Neugestaltung des Hotelstrandes oder der Vorbereitung von Festen. Handwerkliches liegt ihr besonders. „Als ich damals mein Fachabitur im Bereich Elektrotechnik gemacht habe, war ich das einzige Mädchen. „Technische Dinge haben mich schon immer interessiert“, sagt sie mit einem charmanten Lächeln und schwärmt gleichzeitig davon, wie viel Spaß es ihr gemacht hat, einen alten Bienenwagen als Schlafplatz für die Kinder der Familie auszubauen. Der steht genau neben der kleinen Koppel, auf der sich tagsüber die Eseldamen Katrin und Lola tummeln, die vor einigen Jahren hier ein neues Zuhause fanden. Nein, störrisch sind die beiden nicht. Sie lassen sich ab und an nur etwas mehr Zeit. Dann ist Geduld angesagt. Manchmal spannt Charlotte Steffens die Tiere auch vor den Wagen und lädt Gäste zu einem kleinen Ausflug ein. „Dafür habe ich sogar einen Führerschein gemacht, denn der ist in M-V erforderlich, wenn man auf der Straße unterwegs ist“, erzählt sie – und auch davon, wie sehr die Kinder der Hotelgäste die beiden Vierbeiner lieben. „Sie kommen ins Gehege, in den Stall oder auf die Koppel und freuen sich, wenn sie mir helfen können. Manchmal bekomme ich sogar Post mit Zeichnungen und sie fragen, wie es Lola und Katrin geht.“ Gut geht es den beiden, denn sie werden liebevoll umsorgt, gepflegt und haben sogar ihr eigenes kleines Eselhotel bekommen.

Eier und Wolle Morgens ein ganz frisches Ei zu essen, war etwas, wovon Hans Gerst träumte. Er wollte Hühner. Und Charlotte wollte Schafe und deren Wolle. Also wurden Zwergseidenhühner und Moorschnucken angeschafft. „Die Schafe sind sehr genügsam und bestens für den Naturschutz und die Landschaftspflege geeignet. Sie machen wirklich nicht viel Arbeit und ich finde es schön, dass wir sie haben“, erklärt die Tierliebhaberin. Doch schon bald hatte die energiegeladene Rheinländerin eine neue tierische Idee. „Ich habe lange überlegt, durch welche Tiere wir unseren kleinen hauseigenen Zoo ergänzen könnten. Sie dürfen ja auch nicht so laut sein, wegen MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017

der Gäste. Da kam mir der Gedanke, Alpakas anzuschaffen. Gesagt, getan. Seit vier Jahren wohnen nun auch die Brüder Camillo und Peppone auf dem Frankenhorst. „Doch das ging nicht einfach so von heute auf morgen“, sagt Charlotte und erzählt, wie umfangreich und gewissenhaft sie sich auf die Neuankömmlinge vorbereitet hatte. „Man kann sich nicht erst ein Tier kaufen und dann schauen, ob man irgendwie damit klar kommt. Es müssen alle Bedingungen stimmen und man muss sich jede Menge Wissen aneignen“, betont sie. Dazu zählte unter anderem der Bau des Alpakahotels, es galt herauszufinden, welches das beste Futter für die Tiere ist und wie sie richtig gepflegt werden. Hinzu kam die Suche nach einem guten Scherer, der Camillo und Peppone in jedem Frühjahr von der dicken Winterwolle befreit und auch gleich die Nagel- und Zahnpflege übernimmt. Nachdem Charlotte Steffens sich umgehört hatte, entschied sie sich für Uli Baum vom Alpakahof Ruppiner Land. Der 55-Jährige hat selbst sechs Alpakahengste und schert jedes Jahr zirka 450 dieser Tiere. Wie das genau vonstatten geht, dürfen sich Gäste und Interessierte anschauen, wenn im April zur Alpakaschur eingeladen wird. Es ist ein sehr besonderes und vor allem lautes Spektakel, denn dann fürchten Peppone und Camillo, die übrigens Fluchttiere sind, um ihr Leben. Sie scheinen einfach immer wieder zu vergessen, dass ihnen nichts Böses geschieht und schreien so laut, dass es über das ganze Hotelgelände zu hören ist. Lola und Katrin zeigen sich solidarisch und stimmen in das Geschrei ein. Charlotte hingegen hält die Köpfe der Tiere, wenn sie fixiert auf der Bank liegen, streichelt sie liebevoll und spricht ihnen Mut zu. Uli Baum gibt sich gelassen. „Die Tiere werden nicht gestreckt, sondern nur fixiert, damit sie sich nicht an den scharfen Messern verletzen“, betont er. Behutsam setzt er die Schermaschine an, und Stück für Stück löst er die Wolle vom Körper des Tieres. „Die Schur im April hat den Vorteil, dass die Wolle nachgewachsen ist, wenn später Fliegen und Bremsen die Tiere belästigen“, sagt der Fachmann. Er hält den ersten Bausch Wolle in der Hand und erklärt den sichtlich interessierten Zuschauern, was daran so besonders ist. „Sie riecht nicht und sie kratzt auch nicht. Deshalb wird sie so gerne versponnen und zu Socken, Pullovern, Mützen und Decken verstrickt. Sie dient sogar als Füllung für Steppbetten“, meint er. „Wen ich die Alpakawolle spinnen möchte, muss sie vorher nicht gewaschen werden, das ist ein großer Vorteil”, ergänzt Charlotte. Peppone und Camillo wissen diese Lobpreisungen nur wenig zu schätzen. Sie wollen einfach nur hier weg, was sie durch noch lauteres Geschrei und zielsicheres Spuken auf die Gäste und Helfer dokumentieren. Doch  7


vorbei ist die Prozedur erst, nachdem Uli Baum die Nägel gestutzt und die Zähne etwas beschliffen hat. Vorsichtig und nur so viel wie unbedingt nötig. „Man muss sich Zeit nehmen und sanft mit ihnen umgehen“, sind sich Uli Baum und Charlotte Steffens einig. Von den Bedingungen, unter denen die Tiere in Frankenhorst leben, ist der Alpakaexperte begeistert. „Hier stimmt wirklich alles. Sie haben ein gutes Leben und werden vorbildlich versorgt“, lobt er und zwinkert Charlotte zu. Während sie noch den Kopf von Camillo hält, achtet sie mit einem Auge darauf, dass die geschorene Wolle gleich in zwei Klassen sortiert wird. Denn nur die beste wird versponnen. Camillo ist fertig. Frisch geschoren und mit neuer Frisur führt Charlotte ihn in einen kleinen Pferch zu Peppone. Er ahnt wohl schon, dass er auch gleich dran ist. Doch zunächst macht Uli Baum eine kurze Pause. Charlotte schenkt ihm eine große Tasse Kaffee ein, denn sie weiß: Uli trinkt gerne Kaffee.

Rund um den Bienenwagen

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Eine Woche später sitzt Charlotte mit dem Spinnrad vor dem umgebauten Bienenwagen und lässt die Spule surren. Es läuft wie am Schnürchen und die Alpakawolle wird bald zu einem Knäuel aus dem später bestimmt wieder eine dieser Mützen entsteht, die Charlotte gerne verschenkt. „Ich spinne, seit ich 14 bin, damals habe ich das in einem Kurs der Volkshochschule gelernt“, sagt sie und erzählt auch von ihren Großmüttern. Von der einen, sie hatte holländische Wurzeln und konnte fabelhaft backen und kochen. Und von der anderen, die ihr das nunmehr 180 Jahre alte Spinnrad vererbt hatte, das jetzt allerdings nur noch zu Dekozwecken dient. Denn Charlotte hat längst ein neues, ganz modernes. Katrin und Lola betrachten das Treiben am Bienenwagen interessiert, aber mit etwas Abstand. Bienen steigen aus dem Gras auf. „Es kommen immer mehr Wildbienen. Das ist gut, denn wir haben hier noch sehr alte Apfelsorten. Im letzten Jahr haben wir über 400 Kilo Äpfel geerntet und davon Saft machen lassen. Das finde ich einfach genial, ebenso wie unseren Frankenhorster Honig“, schwärmt Charlotte von den heimischen Produkten. Damals als sie nach Frankenhorst gezogen war, legte sie einen Kräutergarten an und reparierte das kleine Gewächshaus aus DDR-Zeiten. Als es dann endgültig ausgedient hatte, entstand zwei Jahre später ein neues, hauptsächlich für Tomaten. Heute steht mittendrin eine riesige Zitronenverbene für Tee. Charlotte liebt Tee – und Minze. Davon hat sie unzählige Sorten zusammengetragen. Von jeder einzelnen Pflanze weiß sie, wie sie heißt und woher sie stammt. Spätestens, wenn man mit Charlotte am Kräuterbeet hockt, wird klar: Einen grünen Daumen hat sie auch. Das freut natürlich die Köche des Hotels, die sich hier frische Kräuter zum Dekorieren pflücken dürfen.

Lieblingsplatz Frankenhorst

7. Die Alpakawolle verspinnt Charlotte gerne selbst. 8. Gehäkelt oder gestrickt – Kleidungsstücke aus Alpakawolle sind beliebt. 9. Die Kräutergärtnerin. 8

„Frankenhorst in mein Lieblingsplatz. Ich mag die Menschen, die wunderschöne Natur und vielfältige Kultur. Vielleicht habe ich deshalb immerzu neue Ideen, die ich gerne verwirklichen möchte“, sagt Charlotte Steffens. Dann lächelt sie etwas gedankenversunken in sich hinein und meint: „Eigentlich müsste ich manchmal ausgebremst werden, damit es nicht zu viel wird.“ Der Mittfünfzigerin ist anzumerken, wie wohl sie sich in Frankenhorst fühlt, bei den Tieren, im Kräutergarten, bei den Kutschfahrten oder Spaziergängen mit Camillo und Peppone, den kleinen Bootstouren und vor allen beim Werkeln, wenn sie sich etwas Neues ausgedacht hat. „Charlotte macht das schon“, sagt lächelnd Hans Gerst, der überhaupt nicht daran denkt, seine Partnerin in ihrem Tatendrang zu bremsen. Und dafür bekommt er jeden Morgen ein frisches Ei. TEXT UND FOTOS: CHRISTINE MEVIUS MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017


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FESTSPIELE MECKLENBURG-VORPOMMERN

Preisträger in Residence 2017

ALEXEJ GERASSIMEZ Das Titelfoto des Festspielmagazins zeigt den diesjährigen Preisträger in Residence Alexej Gerassimez, wie er seiner Pauke scheinbar hinterher springt – voll in Action und voller Temperament. Auf dem Foto zwei Seiten weiter sitzt der Perkussionist auf dieser Pauke und schaut nachdenklich in die Kamera. Zwei Fotos, die etwas sagen über diesen jungen Musiker – ja vielleicht etwas sagen über die neue Künstlergeneration. Die ist nicht mehr steif und entrückt auf einem Podium, sondern lebendig, nah dran am Publikum – aber mit allem Ernst und aller Achtung vor der Musik. 2006 bekam Alexej Gerassimez gemeinsam mit seinem Bruder Nicolai (Klavier) den Ensemble-Preis der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. „Seit der Zeit sind die Festspiele für mich eine Konstante im künstlerischen Dasein – was selten ist in unserer Branche. Ich wurde immer wieder eingeladen zu Konzerten – und das Land Mecklenburg-Vorpommern ist inzwischen so ein Stück Heimat geworden. Mecklenburg-Vorpommern ist ein wahnsinnig schönes Land, ich versuche, die Orte kennenzulernen, an denen ich auftrete, in Hasenwinkel und Ulrichshusen mache ich beim Frühsport lange Streifzüge durch die Landschaft“, sagt Alexej Gerassimez und erzählt, dass er gewissermaßen „Wurzeln“ hier hat: „Meine Großmutter mütterlicherseits kommt aus dieser Gegend.“ Geboren 1987 in Essen (sein Name geht auf einen ukrainischen Großvater zurück) wuchs Alexej in einer musikalischen Familie auf: Der Vater Trompeter, die Mutter Brat10

scherin, ein Bruder spielt Klavier, der andere Cello. Die Schwester Larissa hat sich allerdings für Architektur entschieden. Stimmt die Geschichte, dass sich der kleine Alexej die Töpfe und Kochlöffel der Mama geschnappt hat, um damit Musik – oder zumindest Geräusche – zu machen? „Stimmt absolut. In meinem Kinderzimmer habe ich aus Salatschüsseln, Blechdosen, Töpfen irgendwelche Installationen errichtet, auf denen ich spielte. Als meine Eltern merkten, dass es mir ernst ist mit dem Schlagzeugspielen, hat mein Vater mir im Keller einen Probenraum gebaut.“ Alexej Gerassimez studierte an Musikhochschulen in Köln, Berlin, München und bei dem weltberühmten Perkussionisten Peter Sadlo am Mozarteum Salzburg. Nach dem plötzlichen Tod von Peter Sadlo im vergangenen Jahr übernahm Alexej Gerassimez dessen Schlagzeugklasse.

Als Schlagwerker fest in ein Orchester zu gehen, das stand für Alexej Gerassimez nie zur Diskussion, er ist viel zu neugierig auf alles, was außerhalb so einer festen Institution passiert. In diesem Sommer ist es das Engagement als Preisträger in Residencce bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern mit 24 Konzerten. Für das Eröffnungskonzert in der Wismarer St.-Georgen-Kirche hat Alexej Gerassimez eine Festspiel-Ouvertüre komponiert. Sicher eine besondere Herausforderung, bei der sich während des Komponierens „Frust und neue Ideen abwechseln“ – so der Musiker. Welches der zahlreichen Konzerte an sehr unterschiedlichen Orten – St.-Georgen-Kirche, Produktionshalle des LiebherrWerks in Rostock, Flugplatz Laage, Ulrichshusen – ist da das interessanteste, spannendste?

„Das ist ganz schwer zu sagen, denn die Konzerte sind nicht miteinander zu vergleichen – was es ja spannend macht. Hervorheben könnte man vielleicht die Friends-Woche im August in Hasenwinkel. Das wird chaotisch und sehr kreativ, da weiß ich heute noch nicht, wie das ausgeht. Selbstverständlich wissen wir, was wir tun, worauf wir uns einlassen und das wir jedes Mal die bestmögliche Leistung abliefern. Als Preisträger in Residence hat man so etwas wie einen ‚Freifahrtschein‘, was aber auch heißt, dass man sich auf seine Projekte konzentriert und sie im Vorfeld gut organisiert.“ Als Solist steht Alexej Gerassimez vor einem Orchester, wird man da automatisch zum Einzelkämpfer? „Ein guter Solist ist auch immer ein guter Kammermusiker. Man ist als Solist zwar dominant, aber ohne zu zerren. Die menschliche Komponente ist äußerst wichtig, dass MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017


FESTSPIELE MECKLENBURG-VORPOMMERN

Foto: Festspiele MV – Nikolaj Lund

man miteinander probt, den anderen vermittelt, was man möchte und dass man sie braucht – was auch den sogenannten Backstage-Bereich mit einschließt. Einfach ein respektvoller Umgang miteinander.“ Die Festspiele MecklenburgVorpommern gehören zu den größten der rund 200 Klassikfestivals in Deutschland. Zählt man alle Klassik-Konsumenten (Oper, Operette, Konzert, Ballett, Musical) zusammen, dann kommt das Statistische Bundesamt in Wiesbaden auf die beachtliche Zahl von 18,2 Millionen Besuchern im Klassiksegment. Im Vergleich: Die Fußballbundesliga kam auf 13,2 Millionen Zuschauer in der letzten Saison. Optimistisch könnte man schlussfolgern: Kunst boomt, klassische Konzerte sind nicht mehr die Veranstaltungen der „hustenden Silberpüdelchen“. Dank neuer Formate der Veranstalter und dank junger, innovativer und experimentierfreudiger Künstler – wie Alexej Gerassimez. KARIN GUSTMANN MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017

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OPEN AIR

Zwischen Containern und Traumschloss Die „West Side Story“ bei den 25. Schlossfestspielen Schwerin Auf der einen Seite aufgestapelte, ramponierte Container, auf der anderen Seite eine goldene Schlosskuppel – das ist das Szenario für das Musical „West Side Story“, das vom 30. Juni bis zum 6. August 24 mal bei den Schlossfestspielen Schwerin aufgeführt wird. Container und Traumschloss symbolisieren die Welten der alteingesessenen US-amerikanischen Jets und der puertoricanischen Sharks – der beiden rivalisierenden Gangs im Musical von Leonard Bernstein, das eine Übertragung ist von Shakespeares „Romeo und Julia“ in das New York des 20. Jahrhunderts. Die Protagonisten im Musical sind der Jet Tony und Maria, die Schwester von Bernado, dem Anführer der Sharks. Bei ihrer ersten Begegnung verlieben sie sich ineinander. Eine Liebe, die nicht sein darf

und zur Tragödie wird, als Bernado Riff, den Freund von Tony tötet und Tony im Affekt Bernado umbringt. Eine schier aussichtslose Situation für die Liebenden, die hoffnungslos wird für Maria, als Tony von einer Kugel tödlich getroffen wird. Erzählt wird die Geschichte im Musical in knappen Dialogen, vor allem aber mit tänzerischen und musikalischen Mitteln. „Das amerikanische musikalische Theater ist einen langen Weg gegangen, auf dem es dies

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von der Oper, jenes von der Revue, hier etwas von der Operette, dort etwas vom Vaudeville übernommen hat. Aus all dem entstand etwas ganz Neues. All die verschiedenen Formen kann man mit dem Wort ‚Musical‘ bezeichnen, weil ihnen etwas gemeinsam ist: Sie gehören einer Kunstart an, die amerikanischen Wurzeln entspringt, die unserer Sprache, unserem Rhythmus, unserem Verhalten, unserer Art zu leben entspricht“ sagte Leonard Bernstein über das Genre Musical. Diese InteSimon Eichenberger, gration von Handlung, Musik und Regisseur und Choreograph Bewegung führte er in seiner am 26. der West Side Story. September 1957 uraufgeführten Fotos: Silke Winkler „West Side Story“ zur Vollendung. Eine Herausforderung für den Regisseur und Choreographen Simon Eichenberger und den musikalischen Leiter der Produktion, Daniel Huppert. Der Generalmusikdirektor der Mecklenburgischen Staatskapelle spricht von einem „Traumstück“ und einer „Traumpartitur“. „Das ist richtig gute Musik, es ist ein besonderes Stück, das einen Alleinstellungsanspruch hat: nicht ganz Musical, nicht ganz Oper. Bernstein hat zwei Welten geschaffen – was musikalisch erlebbar ist, so GM Daniel Huppert. Der Dirigent verspricht einen abwechslungsreichen Abend mit rhythmisch aktiven und großen bewegenden Momenten. Für die szenische Umsetzung der Story verantwortlich ist Simon Eichenberger, ebenso erfolgreich als Tänzer wie als Choreograph und Regisseur. „Wir müssen hier nichts neu erfinden, die Geschichte ist zeitlos, real und authentisch. Wir wollen sie realistisch erzählen – das ist anspruchsvoll für alle Seiten, weil alle Beteiligten immer gefordert sind“, so Simon Eichenbergers Konzeption. Rund 100 künstlerische Mitwirkende – internationale Gäste und Solisten des Ensembles des Mecklenburgischen Staatstheaters – werden auf der ca. 700 Quadratmeter großen Bühne auf dem Alten Garten in Schwerin die Geschichte von Tony und Maria in der „West Side Story“ mit so unvergleichlichen Songs wie „Maria“, Tonight“, „I feel pretty“ oder „Somewhere“ erlebbar machen. KARIN GUSTMANN

Mercedes Csampai und Jörn-Felix Alt in der West Side Story bei den Proben auf dem Alten Garten in Schwerin.

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PORTRÄT

Angekommen in Schwerin Der Schauspieler Andreas Anke Wann ist ein Schauspieler in einer neuen Stadt, bei einem neuen Publikum angekommen? Vielleicht, wenn er beim Tanzen im Club von jemandem gefragt wird: „ Eh, Du bist doch Galilei?

stellt sich große Freude ein, sich gemeinsam den Herausforderungen gestellt und sie geschafft zu haben. Das Ensemble ist sehr wichtig. Alt und Jung kann voneinander lernen, ein Prozess, der in unserem Beruf nie aufhört. In einem neuen Ensemble – also in einem neuen Engagement – kann man sich selbst auch wieder neu entdecken. Sechs Wochen als Gast an einem Theater, das ist für mich weniger befriedigend.“

Andreas Anke als Faust in der Inszenierung von Martin Nimz. Fotos: Silke Winkler

Dem Schauspieler Andreas Anke ist genau diese kleine Geschichte passiert. Seit Beginn der Spielzeit 2016/2017 ist er in Schwerin am Mecklenburgischen Staatstheater engagiert und stand als Galileo Galilei in Brechts Drama auf der Bühne. Er war auch der Titelheld in Goethes „Faust“, weitere Produktionen, in denen er mitwirkte waren „Liliom“, „Ankommen“ und im E-Werk „Ab jetzt ist Ruhe“ und „Das Versprechen“. Andreas Anke wurde 1973 in Berlin geboren, lernte zunächst einen so genannten „ordentlichen“ Beruf, um dann nach dem Zivildienst an der Hochschule für Musik und Theater „Felix MendelssohnBartholdy“ in Leipzig Schauspiel zu studieren. Parallel zur Ausbildung spielte er von 1998 bis 2000 am Theater Chemnitz. Berufliche Stationen nach dem Studium waren die Theater in Aachen, Würzburg, Saarbrücken und nun Schwerin. Als er im Sommer 2016 Saarbrücken verließ, schrieb die dortige Zeitung, sein Weggang sei „ein herber Verlust für die Saarbrücker Bühne“, denn „er war der prägende Schauspieler“. Viel Lob und Anerkennung, warum dann der Wechsel an ein neues Haus in eine kleine Stadt (Saarbrücken hat 180.000 Einwohner)? „Saarbrücken hat mir schon 14

sehr gelegen, ich hatte gute Rollen. Dann kam das Angebot von Martin Nimz (dem Schauspieldirektor in Schwerin), mit dem ich schon gearbeitet habe. Nach zwei Tagen Bedenkzeit entschied ich mich für Schwerin. Es war auch irgendwie wieder Zeit für einen Wechsel.“ Andreas Anke ist seit Abschluss des Schauspielstudiums immer in einem festen Engagement, eine Seltenheit in diesem Metier. Der Intendant und Regisseur Claus Peymann sagte in einem Interview: „Wer das Risiko aus diesem Beruf herausnimmt, der zerstört ihn.“ Trifft das zu? „In unserem Beruf gibt es keine Verlässlichkeit, was jedem, der diesen Beruf wählt, klar sein sollte. In den letzten Jahren hat sich in der Theaterbranche unwahrscheinlich viel geändert. Ein Drittel aller Stellen sind weggebrochen. Das mit dem Risiko ist schon richtig. Ich möchte aber auch nicht an einem Theater sein, an dem ich nur geduldet bin.“ Die Zeiten, dass man als Absolvent engagiert wurde und bis zur Rente an diesem Haus blieb, sind vorbei – möglicherweise leider oder auch zum Glück. Kann sich bei den häufigen Wechseln der Protagonisten noch ein Ensemble entwickeln? „Nach der ersten gemeinsamen Spielzeit

Als konzentriert, aufmerksam und begeisterungsfähig bezeichnet Andreas Anke das Schweriner Publikum: „Bei Faust und Galilei gibt es regelmäßig schönen Applaus. Man spürt, dass Theater etwas mit den Menschen macht.“ Mit Faust und Galilei hatte Andreas Anke in seiner ersten Spielzeit in Schwerin zwei große Rollen, hat überzeugend zwei starke, komplizierte Charaktere auf die Bühne gebracht. Wie überzeugend, erzählt die Episode am Anfang dieses Textes. Also angekommen in Schwerin? „Ja, in jeder Hinsicht, was die Stadt betrifft, die sehr liebenswert ist. Und was die Arbeit im Theater betrifft. Ob man es glaubt oder nicht: In all meinen Jahren an den verschiedenen Theatern gab es in jeder Spielzeit ein Stück, das nur so lala war – in dieser Spielzeit waren alle Produktionen toll.“ Gutes Omen für die kommende Saison? Die erste Premiere in der Spielzeit 2017/2018 hat Andreas Anke am 22. September im Großen Haus mit der Uraufführung des Stücks „Vor dem Fest“ nach dem Roman von Sasa Stanisic, und das andere wird kommen. Die Stücke stehen fest, aber die Besetzung… Erstmal sind Ferien, und die verbringt Andreas Anke mit seiner Freundin – mit der er seit vierzehn Jahren eine glückliche Fernbeziehung lebt – in Mecklenburg-Vorpommern. Angekommen. KARIN GUSTMANN MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017


THEATER

Im Gespräch mit

Generalintendant Lars Tietje

Foto:Silke Winkler

Das Faust-Thema durchzog wie ein roter Faden oder ein Motto, in verschiedenen Genres von Schauspiel bis Oper, die vergangene Spielzeit. Die erste Spielzeit von Generalintendant Lars Tietje und seinem Leitungsteam. Was liegt also näher, als sich für ein Gespräch mit Lars Tietje Anregungen bei Goethes Faust zu holen, beim „Vorspiel auf dem Theater“. „Ich weiß, wie man den Geist des Volks versöhnt...“ Als vor einem Jahr die neue Theaterleitung ihren Dienst antrat, gab es bei vielen Theaterfreunden Vorbehalte und Zweifel: Was wird kommen, was werden die Neuen machen. Wie ist die Situation heute? „Ich bin sicher, dass die Leute das wollen, was wir machen. Aber ich habe auch verstanden, dass die Leute im Vorfeld reagiert haben, wie sie reagiert haben. Wir bekommen positives Feedback auf unsere Arbeit – meist im persönlichen Gespräch im Theater oder in der Stadt. Negative Meinungen erhalte ich eher per Post oder E-Mail – die ich selbstverständlich beantworte“, sagt Lars Tietje. An dieser Stelle ein kurzer Blick in die „große Theaterwelt“: Am Berliner Ensemble wechselt in diesem Sommer die Intendanz. Claus Peymann verlässt nach 18 Jahren das Theater. Sein Nachfolger ist Oliver Reese, der kommt aus Frankfurt/Main, bringt „seine“ Mannschaft mit und 32 der 35 Schauspieler des Berliner Ensembles bekamen ihre Nichtverlängerung, ebenso rund ein Dutzend künstlerischer Mitarbeiter. That’s Theater-Life! In der Spielzeit 2016/2017 gab es zehn Prozent weniger Vorstellungen als in der Saison zuvor – geschuldet den von den Trägern geforderten Einsparungen: Weniger Mitarbeiter bedeuten weniger Vorstellungen. „Die Mecklenburgische Staatskapelle und der Opernchor sind an der absoluten Belastbarkeits-Grenze“, beschreibt der Generalintendant die Situation. „Künstlerisch konnten wir umsetzen, was wir wollten. Doch wir haben schon noch einige Baustellen – was die Strukturen angeht, aber auch Baustellen im wörtlichen Sinne. Grund zur Sorge besteht aber nicht, alle Träger arbeiten an der Ausfinanzierung. In der Öffentlichkeit möchten wir aber vorrangig darüber reden, was auf der Bühne passiert.“

„Wie machen wir’s, dass alles frisch und neu und mit Bedeutung auch gefällig sei...“ Für das Schweriner Publikum waren die Inszenierungen neu, aber so ganz frisch waren sie nicht – Produktionen wie „Faust“ und „Galilei“, „Hoffmanns Erzählungen“ oder „My fair Lady“ standen schon an anderen Theatern auf dem Spielplan. Der Kommentar von Lars Tietje: „Wir haben mitgebracht, was wir in der Kürze der Zeit nicht selber machen konnten. Und mit Bedeutung auch gefällig – wir wollen dem Publikum schon entgegenkommen und es MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017

locken. Mit Titeln, mit der Auswahl der Stücke, mit der Art der Inszenierungen, den Regie-Handschriften.“

„Ein jeder sieht, was er im Herzen trägt...“ Die Zuschauer kommen mit bestimmten Erwartungen ins Theater oder auch nicht. Aber immer bringen sie ihre eigenen Erfahrungen, Emotionen und Phantasien mit. Wie wichtig sind da Einführungen und Vorbereitungen? Klare Antwort vom Generalintendanten: „Wahnsinnig wichtig, wobei ich zur Vorbereitung durch das Publikum auch Neugier und Offenheit zähle. Das ‚offene Herz‘, das ‚sich einlassen‘ auf das, was auf der Bühne passiert, das ist wichtig. Einen Schwerpunkt in unserer Arbeit setzen wir bei der Theaterpädagogik. Die Theaterpädagogen sind keine ‚Publikumsbeschaffer‘, sie sollen Brücken bauen zu den jungen Zuschauern, sie sollen Theater erlebbar, greifbar machen. Man kann niemanden ins Theater ‚reinprügeln‘, reinziehen aber schon.“ Allen Unkenruf von wegen „Generation Smartphon und Playstation“ zum Trotz: Schüler haben Interesse am Theater, in der kommenden Spielzeit wird es ein weiteres Jugendabonnement geben, das wird dann das dritte. Erfolge gab es in der vergangenen Saison. Die Karten für das Musical „My fair Lady“ gehen weg wie die viel zitierten warmen Semmeln, die Schauspiel-Inszenierungen „Die Ratten“ und „Ab jetzt ist Ruhe“, bekamen Kritiker-Nominierungen, Solisten das Ballettensembles wurden eingeladen zum „Gaulthier Dance“ nach Stuttgart, die komplette Compagnie war Gast bei der 4. Chemnitzer Ballett-Benefiz Gala, die Fritz-Reuter-Bühne zeigte im 90. Jahr ihres Bestehens mit „Kein Hüsung“ eine beeindruckende Aufführung … Sicher wurden nicht alle Wünsche, alle Erwartungen erfüllt – nicht bei den Künstlern, nicht beim Publikum. Wie aber meinte schon Goethes Theaterdirektor:

„Die Masse könnt ihr nur durch Masse zwingen, ein jeder sucht sich endlich selbst was aus. Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen, und jeder geht zufrieden aus dem Haus.“ KARIN GUSTMANN

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THEATER

Chefdramaturg Dr. Peter Larsen (re.) mit Operndirektor Toni Burkhardt. Foto: Silke Winkler

DRAMATURGEN – ganz ohne Drama An einem Mehrspartentheater – wie dem Mecklenburgischen Staatstheater – gibt es dutzende Berufe. Viele sind sichtbar für die Zuschauer: Sänger, Schauspieler, Tänzer, Musiker sind auf der Bühne zu sehen. Dann gibt es Mitarbeiter, die hinter den Kulissen arbeiten. Man weiß, dass zu einer gelungenen Aufführung die Maske, Kostüm und Bühnenbild, Licht und Ton gehören, ebenso ein Regisseur – aber was machen eigentlich Dramaturgen? Am Mecklenburgischen Staatstheater in Schwerin gibt es drei Dramaturginnen, am Jungen Staatstheater Parchim eine Dramaturgin, Chefdramaturg ist Dr. Peter Larsen. Mit der Definition des Dramaturgen aus einem Nachschlagewerk konfrontiert: „Vielfältige Aufgaben der Koordination zwischen Kunstprozess, Administration und Öffentlichkeit“ kommt sofort Widerspruch von Dr. Peter Larsen. Er sieht seine und die Arbeit seiner Kolleginnen anders: „Wir sind selbst Künstler. Wenn eine Schauspieldramaturgin aus einem Buch oder einem Film eine Bühnenfassung erarbeitet, so ist das schon ein künstlerischer Prozess. Wobei Koordination und Kommunikation schon zum Spektrum unserer Tätigkeit gehören.“ Wie breit gefächert dieses Tätigkeitsfeld eines Dramaturgen ist, hat Dr. Peter Larsen für eine Theaterführung aufgeschrieben – Notizen, die mehr als zwei Seiten füllen: Spielplankonzeption, Produktionsdramaturgie, Öffentlichkeitsarbeit, Organisation und Sonderaufgaben wie Moderationen oder Fachvorträge. Als Faustregel gilt für Dr. Peter Larsen: An allem Inhaltlichem im Theater sind Dramaturgen beteiligt. Theater ist eine kommunikative Kunst, was auf der Bühne passiert, muss beim Publikum ankommen. Bei der Auswahl von Stücken für den Spielplan ist es nicht nur wichtig zu wissen, was bisher gespielt wurde, wo die besonderen Interessen der Zuschauer sind, sondern auch welche Strömungen, Stimmungen in der Gesellschaft sind. Dramaturgen entwickeln gemeinsam mit dem Regisseur die Konzeption und sind auch bei den Proben dabei: „Am Anfang muss man schauen: wie ist die Lage, das Zusammenspiel zwischen Regisseur und Schauspielern bzw. Sängern. Szenen müssen aus dem Stück herausgeholt werden, nicht 16

gegen das Stück inszeniert werden. Im Schauspiel müssen die Darsteller ihr Tempo selber finden, da ist nichts vorgegeben wie in der Musik. Dann gehe ich zu Endproben, da sieht man schon, was und wie es wird – und man kann noch eingreifen. Selbst nach 25 Jahren ist es für mich immer noch ein großes Wunder, wie so ein Abend auf der Bühne entsteht.“ Als eine Art „Nervenzentrum“ bezeichnet Dr. Peter Larsen die Dramaturgie, zu der reichlich Schreibtischarbeit gehört: Stückerecherche, Auswertung von Fachpublikationen, Beschaffung von Noten- und Textmaterialien, Verhandlung über Aufführungsrechte (immer mit dem Blick auf das Budget des Theaters), Führen des Aufführungs- und Tonträgerarchivs, Betreuung der dramaturgischen Handbibliothek, Administration des Notenarchivs (in dem oft wahre Schätzchen liegen), Kooperation mit anderen Theatern und Kultureinrichtungen. Sichtbar auf den ersten Blick sind für die Zuschauer die Programmhefte, die von den Dramaturgen erarbeitet werden. Eher indirekt erkennbar ist die Entwicklung programmatischer Leitlinien. „So können wir das Außenbild des Hauses mitgestalten, mitdenken. Theater muss f ü r die Zuschauer gemacht werden. Mein Akzent ist das Theater als Bildungseinrichtung – ohne Zeigefinger, als Anregung. Als Anknüpfung an die alte antike Idee, dass das Gefühl angesprochen und dadurch etwas verändert wird.“ „Das Berufsbild des Dramaturgen wird sich verändern“, meint Dr. Peter Larsen „es rücken ökonomische Fragen in den Vordergrund. Der Dramaturg als Kulturmanager.“ Vielfältig und vielschichtig ist die Arbeit der Dramaturgen – und manchmal bestimmt auch ein bisschen dramatisch. KARIN GUSTMANN MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017


THEATER

Neues Kartenvorkaufssystem am Mecklenburgischen Staatstheater In einer Pressemitteilung zur Spielzeit 2017/2018 heißt es: „Bereits am 12. Juli 2017 startet der Vorverkauf für viele Veranstaltungen im Großen Haus. Mit dieser Neuerungen wird dem Wunsch vieler Theaterbesucher entsprochen.“ Fragen zur konkreten Umsetzung beantwortet Angelika Fritsch, Leiterin Besucherservice, Abonnenten und Kasse des Mecklenburgischen Staatstheaters.

Welche Veranstaltungen betrifft das? Im neuen Spielzeitheft stehen unter jeder Produktion, auf die der Vorverkauf zutrifft, die entsprechenden Vorstellungsdaten. Auf jeden Fall gilt der Vorverkauf für Sonderveranstaltungen wie die IX. Sinfonie im Dezember, die Weihnachts- und Neujahrskonzerte und für das Musical im Februar. Ein Flyer zur genauere Information für die Besucher ist in Vorbereitung.

Wo und wie kann man die Karten kaufen? „An der Theaterkasse, an den Vorverkaufskassen im Stadtmarketing-Büro am Markt in Schwerin und in der Kongresshalle und natürlich online. Reservierungen sind nur für kurze Zeit möglich.“

„Ja, das kann man. In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen im Spielzeitheft ist es so formuliert: ‚Die Rückgabe bzw. der Umtausch von bereits bezahlten Karten ist bis zu fünf Werktage vor dem Veranstaltungstag gegen eine Gebühr von 5,00 Euro pro Karte möglich. Die Erstattung erfolgt als Gutschein. Die Bearbeitungsgebühr wird nicht erstattet. Eine Rückgabe der Eintrittskarte für Vorstellungen an Weihnachtsfeiertagen (25. Und 26. Dezember), Silvester und Neujahr sowie für Gastspiele, Sonder- und Freilichtveranstaltungen ist ausgeschlossen.‘ Wir wollen eine Ticketversicherung anbieten, die funktioniert so ähnlich wie eine Reiserücktrittsversicherung und andere Theater haben damit schon gute Erfahrungen gemacht.“ Wer, was seine Theaterkarten angeht, auf der sicheren Seite sein möchte, dem sei ein Abonnement empfohlen: Kein Anstehen an der Kasse, immer den gewünschten Sitzplatz und finanzielle Vorteile hat ein Abonnement auch.

Foto: Silke Winkler

Gilt die Devise: Wenn weg, dann weg? „Stimmt schon, aber eine Chance auf Restkarten an der Abendkasse besteht immer.“

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Kann man Karten zurückgeben?

KARIN GUSTMANN

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Das Würzen ist eine Kunst für sich.

Gute Laune und frische Kräuter gehören zum Arbeitsalltag.

Daniel Radike ist Feuer und Flamme für die Crossover Küche.

CROSSOVER IN DER KÜCHE Daniel Radike verwöhnt die Gäste im Niederländischen Hof Bei einem Blick in die Speisenkarte wird schnell klar: Hier hat sich einiges verändert. Nicht nur das ansprechende Design fällt auf – auch kulinarisch wird viel Neues geboten. Verantwortlich dafür ist seit einigen Monaten Daniel Radike. Der 44-jährige Koch ist ein waschechter Schweriner und hat während seiner Lehre und danach vor allem in Restaurants am Timmendorfer Strand Erfahrungen gesammelt und seine Kochkünste vervollkommnet. Angefangen hat alles im Restaurant Portobello, wo Daniel Radike 1994 seine Lehre erfolgreich abschloss und anschließend als Poisonnier für die Verarbeitung und Zubereitung von Fisch zuständig war. Dann ging er sozusagen auf Wanderschaft in die Schweiz, wo er einige Monate im Hotel Eiger in Grindelwald als Chef de Partie Saucier arbeitete. Nach seinem Dienst bei der Bundeswehr in Flensburg, den er als Koch im Offizierskasino leistete, machte der Schweriner einen beruflichen 18

Abstecher nach Italien in das Restaurant von Gualtiero Marchesi. Dieser war damals der einzige 3-Sterne-Koch Italiens. „Er hat mir so vieles beigebracht, wofür ich ihm heute noch sehr dankbar bin“, schwärmt Radike von seinem Ausflug in die mediterrane Küche der Extraklasse, den er quasi von seinem ersten selbstverdienten Geld finanziert hatte. Anschließend ging Daniel Radike zurück in den Norden Deutschlands – erneut als Küchenchef ins Portobello, später ins Landhaus Hamberge, kochte im Best Western Hotel Yachtclub in Niendorf und im Romantikhotel Fuchsbau in Groß Timmendorf. In all diesen Restaurants standen Qualität und Kreativität immer an erster Stelle, und so konnte der junge Mecklenburger seine Kochkünste stets erweitern.

Ende August 2016 kehrte er letztendlich in seine Heimatstadt Schwerin zurück und wurde Koch im bekannten und beliebten Niederländischen Hof. „Ich möchte, dass unsere Restaurantgäste ein schönes Genusserlebnis haben, bei dem alle Sinne angesprochen werden. Sie sollen kulinarisch in andere Länder verreisen, aber auch Dinge genießen, die ihnen vertraut und liebgeworden sind“, meint Daniel Radike. Ebenso wichtig ist ihm die Kommunikation mit den Gästen. „Für uns ist es wichtig, dass wir erfahren, wie es den Gästen geschmeckt hat. Ihre Anregungen nehmen wir gerne auf und über Lobe freuen wir uns natürlich“, meint der versierte Koch. Besonders dankbar ist er für das berufliche Zusammentreffen mit Sternekoch Eckart MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017


GENUSS Witzigmann, dem berühmten österreichischen Koch, Gastronom und Kochbuchautor. „Vor ihm ziehe ich den Hut“, sagt Daniel Radike. Kein Wunder, denn Witzigmann ist weltweit einer der ganz großen Köche. 1994 wurde er vom französischen Restaurantführer „Gault Millau“ zum Koch des Jahrhunderts gekürt – eine Auszeichnung, die vor ihm nur drei Köche verliehen bekamen. „Eckart Witzigmann ist wirklich außergewöhnlich talentiert, hat eine einzigartige Karriere gemacht und wird immer mein größtes Vorbild sein“, schwärmt der Mecklenburger, der nun am Schweriner Pfaffenteich die Gäste verwöhnt. Auch er ist ein Koch mit Leidenschaft. Mit feinen Speisen, möglichst vielen frischen Produkten aus der Region und natürlich mit immer wieder neuen geschmacklichen Akzenten will er die Gäste begeistern – das ist seine Passion. „Mein Steckenpferd ist nach wie vor die mediterrane Küche, mit der ich ganz besondere Lebensgefühle verbinde. Gleichzeitig bin ich ein Fan der CrossoverKüche. Das heißt typische Elemente aus verschiedenen Ländern und Regionen zu erkennen, Neues mit Altem zu kombinieren, zu experimentieren und Gegensätzliches zusammenzuführen. Rezepte dafür gibt es nicht und erlaubt ist alles, was schmeckt. Wichtig sei allerdings die Würze, welche bei der Crossover Küche mit Bedacht gewählt sein will. Also, alles andere als eine langweilige Küche“, erzählt Daniel Radike begeistert von seiner Arbeit. TEXT UND FOTOS: CHRISTINE MEVIUS

Besonders beliebt an Sommertagen: Carpaccio.

Thunfisch in einer außergewöhnlichen Kombination. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017

Sommerlich frisch, leicht und garantiert sehr lecker Empfehlungen von Chefkoch Daniel Radike Rezepte für 4 Personen

Gefülltes Kalbscarpaccio mit hausgemachtem Senfeis und Wildkräutersalat Zutaten für das Pesto: 100 g Basilikum, 50 g glatte Petersilie, 10 g Pinienkerne, 20 g Parmesan, 200 ml Olivenöl, frischer Knoblauch nach Geschmack Zubereitung: Alle Zutaten mit dem Standmixer oder der Küchenmaschine fein pürieren, mit Salz und Pfeffer abschmecken. Konsistenz des Pestos mit mehr oder weniger Öl variieren Zutaten für das Senfeis: 8 Eigelb, 100 ml Creme fraiche, 400 ml Sahne, 2 Schalotten, 50 g durchwachsener geräucherter Speck, 100 ml kräftige Brühe, 50 ml Martini Dry, 2 EL Honig, 100 g Dijonsenf glatt, 100 g Dijonsenf gekörnt Zubereitung: Speck in etwas Öl anbraten, Schalotten fein gewürfelt dazugeben und glasig dünsten. Senf dazugeben und weiter anschwitzen, wenn die Masse anfängt leicht anzusetzen, den Honig hinzufügen und mit Martini ablöschen. Mit der Brühe auffüllen und bei leichter Hitze einkochen lassen. An-schließend Creme fraiche und Sahne dazugeben und pürieren. Die Masse durch ein grobes Sieb streichen. Nun die Eigelb in einer Metallschale über einem Wasserbad schaumig schlagen. Achtung kein Rührei! Deswegen beim Schlagen die Schüssel ab und zu anheben, um Hitzestau zu vermeiden. Die Senf-Sahne dazu geben und alles zur Rose (dicke Konsistenz) abziehen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Unter Umständen weiteren Senf dazu geben. Nun alles in der Eismaschine abfrieren oder unter Rühren im Gefrierfach einfrieren. Zutaten für das Carpaccio: 400 g Kalbsfilet (alternativ Rücken oder Hüfte) Zubereitung: Fleisch in Scheiben schneiden und zwischen zwei großen Gefrierbeuteln dünn mit dem Fleischklopfer plattieren. Auf Frischhaltefolie zu einer großen Fläche auslegen. Mit dem

Pesto einstreichen, wie eine Roulade einrollen und 24 Stunden einfrieren. Anrichten: Teller mit etwas Olivenöl bestreichen. Das Carpaccio in sehr dünne Scheiben schneiden und auf die Teller legen. Mit Wildkräutersalat und Kirschtomaten dekorieren. Ein paar Parmesanflocken hinzugeben. Das Senfeis mit einem Löffel abstechen und mittig auf dem Teller anrichten.

Sushi Thunfisch mit Sesam gebraten auf glasierten Römersalatherzen mit Feigen-Meerrettich Marmelade und Wasabi Dressing Zutaten: 800 g Thunfisch, 4 Stck. Römersalatherzen, Kirschtomaten, Feigen-Senf, 4 frische Feigen, Sahnemeerrettich und frischer Meerrettich, 3 Schalotten, Orangen-Senf, Zitrusöl, Himbeeressig, Wasabipaste, Koriander, Minze, Limetten, Senf, Teriyaki Sauce Zubereitung: Das Wasabi Dressing: Aus etwas Öl, Senf, Essig und Limettensaft eine Emulsion herstellen und die Wasabipaste nach Geschmack einrühren. Mit Salz, Pfeffer und etwas Honig abschmecken. Die Feigen-Meerrettichmarmelade: Feigensenf mit etwas Himbeeressig verrühren. Nach Belieben etwas Sahnemeerrettich und frischen Meerrettich dazugeben. Die frischen Feigen kleinhacken und zur Marmelade geben. Thunfisch in daumendicke Scheiben schneiden. Mit grobem Pfeffer, frischer Minze und Zitrusöl marinieren. Die gewaschenen Römersalatherzen achteln. In einer Pfanne Schalotten in Zitrusöl anschwitzen, die Römersalatherzen dazu geben. Mit Orangen-Senf, Teriyaki Sauce und Koriander abschmecken. Die Pfanne solange auf der Flamme lassen, bis die Flüssigkeit fast verkocht ist, nun die Kirschtomaten halbiert dazu geben. Den marinierten Thunfisch würzen und in Sesam wälzen. Diesen in einer zweiten heißen Pfanne kurz von beiden Seiten scharf anbraten. Die Römersalatherzen auf den Tellern anrichten und mit der Feigen-Meerrettich Marmelade und dem Wasabi Dressing umgeben. Den gebratenen Thunfisch einmal schräg halbieren und mittig auf dem Römersalat platzieren. 19


GENUSS

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KOSTBAR

IST KULT Früher war es ein Spielzeugladen, heute ist es die KostBar. Ein Ort zum Essen und Trinken inmitten der Altstadt von Schwerin, ein Ort wie viele, aber anders als andere. „Die KostBar ist Kult“, sagen die Schweriner. Regina Schubbe, die Chefin, nennt ihr gastronomisches Programm: Küche-Kinder-Kunst. Regina Schubbe ist aus Teterow nach Schwerin gekommen, der Liebe wegen. Ihr erlernter Beruf ist Gärtnerin für Zierpflanzen. Nach der Wende gab es keine Arbeit in ihrem Beruf. Die neue Zeit brauchte Floristinnen. Sie ließ sich ausbilden und ging in die Selbstständigkeit. Ihr Geschäft war ohne Glück. „Die richtige Arbeit am falschen Ort“, sagt sie. „Das Kaufhaus Burgseegalerie schrieb keine Erfolgsstory.“ Sie dachte über einen neuen Anfang nach. Kindergärtnerin wäre sie gern geworden. Sie wurde Tagesmutter. Elf Jahre lang betreute sie Ein- bis Dreijährige, war Koordinatorin für die Schweriner Tagesmütter, beriet die Eltern in Ernährungsfragen. Gut und gesund zu kochen war wichtig für die Kinder, die sie betreute, und für die eigene Familie auch. Regina Schubbe ist eine Frau mit vielen Leidenschaften. Das Kochen gehört dazu. Langsam reifte in ihr die Idee, diese Leidenschaft zum Beruf zu machen. „Überleg dir das“, sagten Freunde und Bekannte. „Du 20

bist keine Zwanzig mehr“. Regina war 48, und ihre Lust war größer als die Angst. Im November 2015 öffnete sie ihre KostBar. Ihr Angebot: Frühstück, Mittag, Café und am Abend an manchen Tagen Kunst. Was auf den Teller kommt, ist zubereitet aus regionalen und mediterranen Produkten. Saisonal dominiert. Im Frühjahr werden Waldmeister und Bärlauch nicht fehlen und im Winter nicht Rote Bete. Zulieferer sind Biohöfe aus der nahen Umgebung für die jahreszeitlichen Produkte und fernere Partner, die z.B. Parmaschinken, Fenchelsalami und andere Köstlichkeiten aus Bella Italia liefern. Kaffee und Schokolade wird fair-trade eingekauft. Die süße Versuchung aus der Kuchenvitrine ist hausgemacht. Die klassische Kekstorte, die einfach nicht aus der Mode kommt, ist ein Dauerbrenner, gebacken von Michael Schubbe, dem Ehemann der Chefin, von Beruf Polizist, außerberuflich dem Kochen und Backen und der KostBar zugeneigt. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017


Zuneigung zur KostBar haben auch die Kinder der Familie. Sie haben ihren Beruf und die KostBar als Hobby obendrein. Tochter Tina ist nach ihrem Studium der Kulturanthropologie, Menschenrechte und Demokratisierung über den weiten Weg Berlin – Buenos Aires nach Schwerin zurückgekommen. Sie arbeitet als interkulturelle Trainerin. Die Trinkschokolade in der KostBar ist ihre Kreation. Sie wird aus frisch aufgeriebener Schokolade zubereitet. Durch die frisch geriebenen Schokospäne hat der Gaumen das volle Aroma der Kakaobohne. „Tina, deine Schokolade macht süchtig“, hat ihr jemand ins Gästebuch geschrieben. Sohn Marcel lebt über 700 Kilometer von Schwerin entfernt. Nach dem Abschluss der Schauspielschule Ernst Busch in Berlin hat er ein Engagement am Jugendtheater in Heidelberg angenommen. Er „mischt die Karten“ für die Kleinkunst-Abende in der KostBar, besorgt Management und Werbung für Lesungen, Konzerte und Ausstellungen. Soweit die KreativFamilie und ihr Wohlfühl-Anteil an der KostBar. Das Wohlfühlen im ehemaligen Spielzeugladen hat viele Gründe. Ein gewichtiger ist die Ausstattung der Räume nach einer Idee der Chefin. Regina Schubbe hat aus unterschiedlichen Wohnzimmern unterschiedliche Möbel zusammengesucht und neu arrangiert – Stühle, Tische, Sofas, Sessel, nicht mehr neu, aber zu schade zum Wegwerfen. Die KostBar sieht wie ein großes Wohnzimmer aus. Regina Schubbe freut sich. „Die Leute fühlen sich wohl und ich habe der Wegwerfgesellschaft in die Suppe gespuckt!“ Alle Generationen fühlen sich hier zu Hause. Die jungen Mütter kommen mit ihren Babys und finden in der Kinderecke viel Platz, hier sind sogar die Steckdosen kindergesichert. Single und Pärchen können sich an Zweiertischen in die Augen schauen. Manche Besucher haben einen Lieblingstisch oder -stuhl. „Eine alte Dame kam mit dem Rollator, sah den Sessel und rief verzückt: So einen hatte ich auch mal, setzte sich zum Gläschen Sekt und vergaß, von der Erinnerung überwältigt, ihren Rollator.“ Nach anderthalb Jahren wagt Regina Schubbe ein Fazit. Die „Prüfungszeit“, als die Schweriner sich an den Fenstern die Nase platt drückten anstatt durch die offene Tür zu treten, ist vorbei. Die KostBar ist Kult. Sie hat ihre Stammkundschaft. „Ich möchte einen Ort schaffen, an dem die Menschen die kostbaren Dinge achten und nicht am Leben vorbeilaufen im Wettlauf mit der letzten App“. Es könnte gelingen. Das Wohnzimmer der KostBar scheint retardierende Wirkung zu haben. Die Menschen entschleunigen ihren Straßenschritt. Sie genießen das Essen, das Gespräch, das reale Gegenüber. In der KostBar gibt es kein WLAN. Regina Schubbe ist 50. Sie hat viel geschafft. Fast jeder kennt die KostBar in Schwerin. „Ich habe noch viele Ideen“, sagt sie, „aber gewinnen kann man nicht allein. Ich habe ein gutes Team. Ohne ein gutes Team keine Gegenwart, keine Zukunft und keine KostBar.“

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TEXT: ASTRID KLOOCK FOTOS: WOLF SPILLNER

1. Chefin Regina Schubbe und ihr Team: Sina Pfeifer (r.), Antje Hadryan (l.). 2. Caféhaus-Flair zur Sommerzeit. 3. Der Tag beginnt mit dem Frühstück. 4. Am Kaffeeautomaten, dem Herzstück der KostBar. 5. Die KostBar hat viel Raum für Kinder. 6. Neue Kunst und alte Möbel. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017

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Frank Jehring ist der neue, alleinige Besitzer der Schwechower Obstbrennerei.

Eine gute Adresse für Genießer Neues aus der Schwechower Obstbrennerei Genießern muss man nicht erklären, was Schwechower Brände, Geiste und Liköre sind. Seit vielen Jahren sind die Spirituosen auch über die Region hinaus beliebt und geschätzt. Trotzdem: Es gibt Neuigkeiten vom Gut Schwechow. In den letzten Jahren haben die Schwechower Spezialisten für feine Spirituosen immer wieder mit neuen Produkten überrascht. Nicht überraschend, sondern langfristiger vorbereitet war der Verkauf der 1. Mecklenburger Obstbrand Gut Schwechow GmbH zu Beginn dieses Jahres von Firmengründer und Inhaber Richard Hartinger an Frank Jehring. Dieser war neben seiner Funktion als langjähriger Betriebsleiter der riha Wesergold in Dodow bereits seit vier Jahren Geschäftsführer des kleinen Schwechower Unternehmens und kannte es sozusagen wie seine Westentasche. „Das bewährte Prinzip der hochqualitativen Produktion werde ich mit meinem Team in der Schwechower Obstbrennerei (so der neue Name des Unternehmens) auf jeden Fall fortsetzen. Dabei wollen wir selbstverständlich unsere Produktpalette hin und wieder durch besondere Kreationen erweitern, denn das erwarten unsere Kunden von uns“, erklärt der neue Chef und alleinige Inhaber. 22

Haselnussgeist sowie Liköre aus Karambole oder Banane erobern gerade ihre Fans unter den Genießern. Weitere Neuentwicklungen kommen zu Weihnachten auf den Markt. Welche das sind, lässt sich Frank Jehring jedoch noch nicht entlocken. Nur der neue Brenner Benjamin Schlüter weiß genau, mit welchen auserwählten Spezialitäten dann die Flaschen gefüllt werden. Wofür der Firmenchef aber bereits jetzt schon gerne wirbt, sind Produkte, die in Kooperation mit anderen regionalen Unternehmen entwickelt worden sind. „Wir alle sind Partner des Biosphärenreservats Flusslandschaft Elbe. Wir wollen mit vereintem Know how hochwertige Produkte kreieren und gemeinsam vermarkten“, erklärt er und nennt einige Beispiele: „Mit dem Forstamt Schildfeld haben wir beispielsweise eine Wildschweinsalami mit Geiste, Brände oder Liköre – auf Gut Schwechow werden unterschiedlichste, feine Spirituosen hergestellt. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017


GENUSS Schwechower Himbeergeist entwickelt. Aus 97 Prozent Wildfleisch bestehend und über Buchenholz geräuchert ist sie schon jetzt ein begehrter Leckerbissen“, verrät Jehring. Haselnussgeist sowie Apfelbrand aus der Schwechower Brennerei verwendet Bäcker Manfred Ickert aus Neuhaus für seine beliebten Weihnachtsstollen, die in traditioneller Handarbeit entstehen. Mit anderen regionalen Unternehmen neue, ganz besondere Prudukte zu entwickeln macht Frank Jehring offensichtlich viel Spaß. „Erfolg ist doppelt so schön, wenn man ihn mit jemandem teilen kann“, meint er und betont: „Unsere gemeinsamen Produkte können nur erfolgreich sein, wenn jeder Beteiligte Spitzenqualität liefert. Deshalb überlassen wir beim Brennen und den Zutaten nichts dem Zufall. Wir halten in unseren Obstplantagen sogar eigene Bienenvölker, die nicht nur die Blüten befruchten, sondern uns gleichzeitig ausgezeichneten Honig liefern“, erklärt begeistert der Firmenchef. An seiner Begeisterung für die regionalen Produkte lässt Frank Jehring gerne seine Kunden teilhaben, die im neugestalteten Hofladen auf Gut Schwechow einkaufen. Ihnen erklärt er, wie die Produkte entstehen, und vor allem was drin ist – außer den Prozenten, die auf der Flasche stehen. Kaufen kann man sie nicht nur auf Gut Schwechow, sondern ebenso auf dem Forsthof Schildfeld, in der Bäckerei Ickert in Neuhaus und natürlich rund um die Uhr im Internetshop der Schwechower Obstbrennerei.

Mitte September, wenn das reife Obst geerntet ist, beginnt traditionsgemäß die Brennsaison auf Gut Schwechow. Das ist ein besonderes Ereignis für den 30-jährigen Brenner Benjamin Schlüter – der in entscheidendem Maße für die Qualität der edlen Tropfen verantwortlich ist. Doch zunächst bereiten sich Frank Jehring und sein Team auf den Schweriner GourmetGarten vor, bei dem die Schwechower zum wiederholten Mal engagiert mitwirken. Vom 14. bis 16. Juli 2017 sind interessierte Feinschmecker rund um den Schlossgartenpavillon zur Verkostung von Spitzenprodukten aus der Region eingeladen. „Der neue Likör mit Birne und Honig wird ganz bestimmt großes Interesse wecken“, ist sich Frank Jehring sicher. TEXT UND FOTOS: CHRISTINE MEVIUS MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017

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Jod, Heftpflaster und Desinfektionsmittel Die Islay-Malt Whiskys überraschen nicht selten mit solchen Aromen – trotzdem lecker. Man mag sie unheimlich gerne oder überhaupt nicht, zwischen diesen beiden Extremen gibt es keinen Platz für andere Meinungen. Wenn der geneigte Liebhaber über Whisky von der schottischen Insel Islay spricht, bekommt er meist einen verklärten Blick. Die dort produzierten sehr rauchigen, torfigen und nicht selten phenolig-medizinischen Whiskys polarisieren und haben unter der Gemeinde der Malt Whisky Freunde eine sehr große Anhängerschar. Die Isle of Islay, wie sie in der Landessprache heißt, ist eine Insel der Inneren Hebriden, welche sich an der schottischen Westküste entlang ziehen. Whisky wird auch auf vielen anderen Inseln gebrannt, auf Jura, Mull und Skye, den Orkneys und der südlich gelegenen Isle of Arran. Mit der Ausnahme Talisker von der Wolkeninsel Skye habe die Islay-Malt Whiskys aber ein Alleinstellungsmerkmal: Torf beziehungsweise Torfrauch. Islay ist durchzogen von riesigen Torffeldern, er wird von den Bewohnern als Brennmaterial zum Heizen genutzt und von den Bren-

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bekommen viele Whiskyfans wehmütig feuchte Augen. Die Brennerei wurde leider 1983 geschlossen und später größtenteils abgerissen. Whisky aus Port Ellen ist heute rar, genießt inzwischen Kult-Status und erzielt auf Auktionen hohe Preise. Natürlich wird das Inselleben vom Whisky geprägt, insgesamt acht aktive Brennereien sind wichtige Arbeitgeber. Jedes Jahr wird Islay mit dem Feis Ile Whiskyfestival für eine Woche um Ende Mai herum zum Nabel der Whiskywelt,

rischen Burgruinen und Menhire, stehende Steine. Mit dem Kildalton Cross steht das älteste vollständig erhaltene keltische Kreuz auf Islay. Vogelkundler kommen vor allem rund um den Loch Gorm, einen größeren Binnensee, auf ihre Kosten. Verschiedene Vogelarten siedeln dort, darunter Seeadler und Austernfischer. Technikinteressierte sollten wissen, dass das weltweit erste Wellenkraftwerk auf Islay steht. Neben dem Hafen von Port Ellen, wo die tägliche Fähre vom Festland ein- und ausläuft, ist die Hauptstadt Bowmore der betriebsamste

Islay Ardbeg Distillery.

Islay Bowmore Church.

nereien zum Befeuern der Trockenöfen für ihr Gerstenmalz. Der Torfrauch sorgt für das intensive Aroma der Gerste, was sich dann viele Jahre später im ausgereiften Whisky riechen und schmecken lässt. Nicht selten gesellen sich dazu weitere Aromen, die nicht unbedingt mit dem Begriff Genuss assoziiert werden, wie zum Beispiel Jod, Heftpflaster und Desinfektionsmittel. Zusammen mit einer meist mehr oder weniger ausgeprägten Süße bilden sie jedoch eine Geschmacksmischung, die unvergleichlich ist. Unvergleichlich lecker… WENN man es mag, was bei rund neunzig Prozent der Whiskyliebhaber der Fall ist. Namen wie Ardbeg, Laphroaig, Lagavulin oder Kilchoman stehen für diesen sehr wuchtigen Stil, Bowmore begeistert mit zusätzlichen fruchtigen Sherryaromen. Beim Namen Port Ellen

Ort, dort lebt rund die Hälfte der Inselbewohner. Es gibt die gleichnamige Whiskybrennerei, bekanntestes Bauwerk ist jedoch die runde Kirche. Gebaut wurde sie mit diesem ungewöhnlichen Grundriss, weil sich nach der Legende der Teufel in den Ecken versteckt. Whisky von der Isle of Islay macht einen umfangreichen Teil des Angebotes von Whisky & more aus, neben vielen anderen Whiskysorten aus Schottland, Irland und der Welt, dazu Rum, Gin, Portwein und Wein. Fachkompetente Beratung natürlich inklusive, wie man sich bei einem Besuch in der Schelfstadt schnell überzeugen kann. Susan Drexler, die zweite Hälfte des sympathischen Duos verrät nebenbei, dass die Firma in diesem Jahr ihr zwanzigjähriges Bestehen begeht. Darauf einen Bowmore!

Islay Whiskys. dann kommen zu den dreitausendfünfhundert Ileachs, wie sich die einheimischen Bewohner nennen, noch einmal über eintausend Touristen auf die Insel. Wer nicht lange im Voraus eine Unterkunft gebucht hat, hat kaum Chancen, in festen vier Wänden unterzukommen. Islay hat aber neben dem flüssigen Gold noch viel mehr zu bieten, wie Oliver Beirow von Whisky & more aus der Schweriner Schelfstadt nach mehrfachen Besuchen dort bestätigen kann. Die Landschaft wartet auf der Halbinsel Oa mit dramatischen Klippen auf, vor allem an der Westküste laden einsame Strände mit goldgelbem Sand zu stundenlangen Wanderungen ein. Es gibt natürlich die in Schottland obligato-

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ESSEN & TRINKEN Das Restaurant bietet Platz für rund 200 Gäste. Zusätzlich gibt es eine Terrasse für 90 Personen.

Traditionelle asiatische Gerichte bietet das üppige Buffet.

KULINARISCHE REISE nach Japan, China und in die Mongolei In Schwerin Krebsförden bietet das Restaurant Happy Wok täglich Spezialitäten aus Japan, China und der Mongolei. „Wer die Esskultur eines fremden Landes erlebt, erhält einen tiefen Einblick in die Lebensweise dieses Volkes“, sagt Leiterin Frau Zhang. Das beginnt schon bei den Vorspeisen. In dem traditionellen Restaurant gibt es abwechslungsreiche Suppen. Dazu gehört zum Beispiel Wan-Tan-Suppe mit gefüllten Teigtaschen und Gemüse, Tomatensuppe mit Rindfleisch und Erbsen oder Hühnerfleischsuppe mit Bambussprossen. Die Mitarbeiter legen besonders viel Wert auf die originalgetreue Zubereitung. So werden die Suppen der Jahreszeit angepasst. Im Sommer haben sie einen leichteren Geschmack, im Winter sind sie dagegen mit stärkeren Zutaten angereichert, um Wärme und Energie zu spenden. Weitere Vorspeisen wie Frühlingsrollen und Krabben-Chips gehören zum Angebot. Jeder kann sich sein Wunschgericht am Buffet des rund 800 Quadratmeter großen Restaurants zusammenstellen. Die Gäste mögen die üppige Auswahl an frischen Produkten. Besonders außergewöhnliche Fleischsorten, etwa Känguru, Krokodil, Strauß und Zebra, kommen gut an. Auch einheimisches Fleisch, zum Beispiel vom Reh, Schwein und Rind, gehört dazu. Alle rohen Zutaten werden vor den Augen der Besucher gegrillt. Verschiedene Sorten Fisch, Gemüse und Salate erweitern die Auswahl. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017

Natürlich stehen auch Klassiker wie die Peking-Ente auf der Karte. „Die Speise ist besonders im Norden Chinas bekannt. Sie war früher der kaiserlichen Familie vorbehalten. Erst seit der Ming-Dynastie genießen breite Kreise der Bevölkerung das mittlerweile weltberühmte Gericht“, berichtet Frau Zhang. Eine weitere kulinarische Attraktion sind die vielfältigen Sushi-Variationen. Koch Zaw Win Htay lässt bei der Zubereitung seiner Fantasie freien Lauf. Ihm ist wichtig, dass die Zutaten miteinander harmonieren. Beliebt sind vor allem Kreationen mit Avocado und Gurke, frittierter Garnele, Aal oder Lachs. In der warmen Jahreszeit sitzen die Gäste gern auf der großzügigen Terrasse mit Kinderspielplatz. Drinnen genießen die Besucher die fernöstlichen Gerichte in einem angenehm klimatisierten Raum. Besonders freuen dürfen sich Leute, die im Happy Wok ihren Geburtstag feiern. Ab einer Gruppe von fünf erwachsenen Personen bekommt das Geburtstagskind ein Essen gratis. Ein Fest für alle gibt es am 31. Juli ab 21 Uhr. Dann feiert das Restaurant seinen ersten Geburtstag mit besonderen Speisen, Sektempfang und einer Verlosung. „Gruppen ab fünf Personen sollten reservieren“, sagt Frau Zhang. TEXT: TER FOTOS: TER, HAPPY WOK

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Westmecklenburg – eine Region, eine Marke Neue Strategie des Regionalmarketing Mecklenburg-Schwerin e.V. / Website www.westmecklenburg.de bewirbt den gesamten Lebens- und Wirtschaftsraum Mit der neuen Regionalmarke „Westmecklenburg. Leben. Arbeiten. Heimat.“ wirbt der Verein künftig für Westmecklenburg als attraktiven Lebens- und Wirtschaftsstandort. Das macht es möglich, erstmals alle Aktivitäten, die zwischen Klütz und Dömitz, Boizenburg und Plau bestehen, unter einem Dach zu vermarkten und gemeinsam mit allen Akteuren aktiv am Image der Region zu arbeiten. „Uns gelingt es damit, die Vielfalt an Initiativen und Engagements, von denen unsere Region lebt, als Ganzes zu versammeln“, so Diedrich Baxmann, Vorstandsvorsitzender des Vereins, „wir möchten ein zusammengehöriges Bild von Westmecklenburg transportieren und unsere Stärken gewichtiger nach außen tragen.“ „Unser Anliegen ist es, Westmecklenburg als eine Region mit hoher Lebensqualität und als attraktiven Unternehmensstandort zu präsentieren“, ergänzt Geschäftsführerin Anett Hartmann, „dies gegenüber allen, die aus unserer Region kommen, aber wir nehmen auch die benachbarten Regionen mit ihren Fachkräften in den Blick.“ Zur Verbreitung der Botschaft werden vor allem die digitalen Medien genutzt. Die neue Website www.westmecklenburg.de zeigt Westmecklenburg als eine Region, in der man 28

bestens leben und arbeiten kann. Alles das, was die Region ausmacht und zu bieten hat – liebenswerte Städte und Dörfer mit regem Vereinsleben, Kulturgenuss, Veranstaltungen, Aktiverholung in wunderbarer Natur bis hin zu hervorragenden Studienmöglichkeiten, diversen Job- und Ausbildungsangeboten in familienfreundlichen Unternehmen, Kitas mit langen Öffnungszeiten sowie günstigen Lebenshaltungskosten – fasst die Website in spannenden Geschichten schlüssig zusammen. Wie gut der Einklang zwischen Arbeit und Freizeit funktioniert, erfährt man in spannenden Geschichten über Menschen, die in Westmecklenburg wohnen und ihre berufliche Heimat gefunden haben. Zum WebsiteStart wird zum Beispiel von Anne erzählt, die zehn wunderbare Jahre in Neuseeland verbracht hat und nun glücklich in Schwerin lebt. Viele andere persönliche Geschichten werden folgen. Aber auch Wissenswertes aus der Region, aus einzelnen Städten und Gemeinden werden nach und nach die Website bereichern, die von der Agentur Dreilaut aus Schwerin gestaltet wurde.

und natürlich auch diejenigen, die momentan anderswo wohnen und denen unsere Region gefällt“, so Anett Hartmann. Über die Website und Social-Media-Kanäle wird der Regionalmarketingverein künftig mit diesen Zielgruppen kommunizieren. Zum integrierten Standort-Marketing für Westmecklenburg gehört auch, die Region auf Messen und Roadshows in benachbarten Regionen wie der Prignitz, der Altmark oder dem Wendland bekannt zu machen und die dort lebenden Menschen für Westmecklenburg zu begeistern. Außerdem arbeitet der Regionalmarketingverein an Kooperationsprojekten zwischen Unternehmen, so ist beispielsweise ein Werksverkaufsführer für Westmecklenburg in Arbeit. Kontakt: Regionalmarketing Mecklenburg-Schwerin e.V. Anett Hartmann Telefon: 0385 77887-20 eMail: hartmann@westmecklenburg.de Puschkinstr. 44, 19055 Schwerin www.westmecklenburg.de

„Wir sprechen damit die Menschen an, die schon immer in Westmecklenburg leben, neu hinzugezogen sind, zurückkehren möchten MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017



AUSFLUGSTIPP

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Schlossensemble

WILIGRAD 2

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– ein Zentrum für Kunst und Kultur Im Jahr 1991 begannen Künstler und Kunstfreunde das damals ungenutzte Schloss Wiligrad als Stätte für Kunst und Kultur zu entwickeln. Die jahrelange Mühe, die in diesem riesigen Projekt steckt, hat sich gelohnt. Künstler und Besucher gleichermaßen wissen diesen bezaubernden Ort zu schätzen. Das Schlossensemble mit dem gepflegten Park gehört nicht nur wegen des grandiosen Blickes über den Schweriner See zu den beliebten Ausflugsorten der Region. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017


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Wenn sich mit der Frühlingssonne die ersten Blüten öffnen, beginnt im Park des Renaissance-Schlosses ein farbenfrohes Spektakel. Der Rhododendron blüht. Violett ist von Mitte Mai bis Mitte Juni die beherrschende Farbe im wildromantischen Landschaftspark von Schloss Wiligrad. In allen möglichen Lila-Facetten zeigen sich die halbkugeligen Trauben aus glockenbis trompetenförmigen Einzelblüten in voller Schönheit. Über 200 Hektar ist der Park groß und liegt harmonisch eingebettet in dem zirka 1.200 Hektar großen Buchenwald. Im Zuge der Sanierung der Außenanlage wurden rund 500 neue Büsche gepflanzt. Ein paar ursprüngliche Exemplare, die bereits über 100 Jahre alt sind, erfreuen sich immer noch ihrer Blühfreudigkeit. Inmitten dieser Pracht tummeln sich etliche Menschen in gebückter Haltung. Sie nehmen an einer Kräuterwanderung teil, zu der die Mitglieder der Interessengemeinschaft Schlossensemble Wiligrad eingeladen haben. Begleitet werden die Frauen und Männer von Ines Johne, die hier Schlossgärtnerin ist und sich mit Flora und Fauna im Park bestens auskennt. Renate Ruhsbült, Vorsitzende der Interessengemeinschaft, wandelt ebenfalls regelmäßig mit Besuchern durch den Park und um das Schloss. Sie weiß unendlich viel über die Historie des Anwesens zu berichten. Bauherr dieses letzten mecklenburgischen RenaisMECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017

sanceschlosses war Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg. Er regierte ab 1897 das Land und ließ das Schloss in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts errichten. Dort lebte und wirkte er mit seiner ersten Ehefrau Herzogin Elisabeth, Prinzessin zu SachsenWeimar-Eisenach. Sie starb 1908. Danach heiratete der Herzog 1909 seine zweite Ehefrau, ebenfalls eine Elisabeth, Prinzessin zu Stollberg-Rossla.

Eine Herausforderung für den Architekten Der Architekt Professor Albrecht Haupt aus Hannover erhielt seinerzeit die verantwortungsvolle Aufgabe, die Ideen des Regenten in die Realität umzusetzen. Denn es sollte ein Schloss werden, das sich der Geschichte der mecklenburgischen Herzogsfamilie widmete, den Terrakotta-Johann-Albrecht-Stil aus dem 16. Jahrhundert eingeschlossen. Die Ecken des Schlosses grüßen die jeweiligen Schlösser, den Fürstenhof in Wismar in Nord-Richtung, in West-Richtung das Gadebuscher Schloss und das Hauptschloss in Schwerin zur Süd-Richtung. Besonders auffällig ist die Architektur des Treppenturms im Hofwinkel als Grenze zwischen dem auch optisch unterschiedlichen Herrschaftsflügel und dem rot geklinkerten Wirtschaftsflügel mit einer Flügelspreizung von 135 Grad angelegt. „Die Flügel des Schlosses sehen aus wie weit ausgebreitete Arme und heißen den Gast willkommen“, erzählt Gästeführerin Renate Ruhsbült. 

1. Schlosseingang mit Ehrenhof. 2. Tausende Blüten verzaubern die Parkbesucher. 3. Jedes Jahr im Frühjahr lädt der Verein zu Kräuterwanderungen mit Schlossgärtnerin Ines Johne ein. Foto: Karla Möller. 4. Die Galerie im Schloss – ein wunderbarer Ort, um Kunstwerke in Szene zu setzen. 5. Plastik von Susanne Rast. 6. Die Elisabeth-Quelle am Steilufer des Schweriner Sees. 7. Schloss von der Parkseite: Von hier aus hat man einen einzigartigen Blick über den Schweriner See.

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8 Selbst der Gärtner überließ nichts dem Zufall

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„Überhaupt ist nichts im und am Schloss ohne Bedeutung und selbst der Landschaftsgarten ist genauestens vom einstigen Gärtner, der bereits in Weimar in den Diensten der Familie der Ehefrau Herzogin Elisabeth stand, geplant. Die Ahornblättrige Platane, die wir auch ‘die Schamlose’ nennen, weil sie keine Rinde hat, steht am Ehrenhof.“ Dort steht auch eine Gemeine Eibe, die bis zu 2.000 Jahre alt werden kann. Sie soll nach einem Volksglauben böse Geister fernhalten. Bei der Bepflanzung des Gartens sei laut Expertin Rushbült nichts dem Zufall überlassen worden.

Löwe, Brunnen und Quelle

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Einst bewachte ein Braunschweiger Löwe den Eingang des Schlosses. Dieser war jedoch in den 1950-er Jahren verschwunden. Erst mit der feierlichen Übergabe der neugestalteten Parkanlage vor drei Jahren, nahm ein neuer Löwe mit genau den gleichen Maßen seinen Platz ein. Vor der Terrasse an der Südseite des Schlosses erfreute bereits vor über hundert Jahren ein Brunnen mit Wasserspiel und sechsköpfigem Fuß die Bewohner und Besucher. Dort wurden im Jahr 2014 die Teneriffa-Bänke platziert. Eine Huldigung an die Vergangenheit und ein Geschenk an die Gäste. Ebenfalls voller Symbolik sind die Terrakotten am Quellenaustritt der Elisabeth-Quelle, benannt nach der ersten Herzogin, auf halber Höhe des Steilhanges zum Schweriner See. Und dort liegt auch die eigentliche Kalktuffrinne, bekannt als Steinerne Rinne. „Die Kalktuffquelle ist zwar nur rund 60 Quadratmeter groß, gehört aber zum europäischen ökologischen Schutzgebietnetz Natura 2000“, berichtet Gästeführerin Ruhsbült.

Geschichte wird lebendig

8. Im Hochseilgarten 9. Das Hofcafé 10. Frische Kräuter aus Wiligrad 11. Der Hofladen

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Im Zuge der vierjährigen Sanierung des Geländes rund um das Schloss musste vieles anders gestaltet werden. Heute führen Wanderwege durch die wunderschönen Pflanzungen. Auch der europäische Radwanderweg Hamburg-Insel Rügen schlängelt sich durch Wiligrad. Darauf sowie über eine asphaltierte Straße gelangen Besucher zum Schloss. „Die Straße war einst der Weg für die Bediensteten“, weiß Geschichtskennerin Ruhsbült. Der Weg, den die Herrschaften damals nahmen, ist ebenfalls noch vorhanden: der Friedrich Franz Weg.

All das und noch viel mehr zeigt Renate Ruhsbült ihren Gästen. Und wenn sie so über das Areal führt und Anekdoten, Besonderheiten und Ansichten des Herzogs und seiner Frauen erzählt, nehmen sie in den Gedanken der Zuhörer manchmal sogar Gestalt an. Dann erscheint ihnen auf dem Balkon Herzogin Elisabeth, die so gerne Konzerte an lauen Sommerabenden veranstaltete, umgeben von einer illustren Gästeschar.

Ständig wechselnde Ausstellungen Doch nicht nur für Geschichts- und Gartenfans ist das Wiligrader Schlossensemble eine Reise wert. Der im Schloss ansässige Kunstverein präsentiert regelmäßig Künstler und ihre Werke. Momentan zeigen Anneliese Schöfbeck und Susanne Rast in der 201. Ausstellung des Vereins Malerei und Skulpturen. Im Kamin- und Bibliothekszimmer befindet sich der Galerieshop, wo hochwertige Arbeiten, wie Malerei, Grafik, Kleinplastiken, Porzellan sowie Schmuck von Künstlern aus der Region und anderen Bundesländern angeboten werden.

Ein Platz für Kinder und Jugendliche Zum Wiligrader Schlossensemble gehören neben dem Schloss eine Remise, der Marstall, das Federviehhaus und der Gästepferdestall. Diese Häuser hat der gemeinnützige Verein „erlebnistage“ am Schweriner See gepachtet, ein nichtkommerzieller Anbieter von erlebnispädagogischen Klassenreisen, Gruppenfahrten und Trainingscamps. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist den Vereinsmitgliedern von Anfang an eine Herzensangelegenheit. Deshalb arbeiten sie ebenso an Konzepten und Projekten für Familien und Schulen.

Entspannen und Genießen Nach zahlreichen Begegnungen mit Kunst und Geschichte, all dem Bestaunen und Spazierengehen lässt sich wunderbar entspannt eine Tasse Kaffee mit einem Stück Torte im Schlosscafé mit Hofladen genießen. Die Blätter der Bäume spenden in der Sonne Schatten und bilden mit ihrem Rauschen eine angenehme Kulisse. Kein Straßen- oder sonstiger Verkehrslärm stört die Ruhe. Die Gespräche an den anderen Tischen treten in den Hintergrund. Man kann gut verstehen, warum Herzog Johann Albrecht sein Schloss unbedingt an dieser Stelle mitten im schönen Buchenwald errichten ließ. TEXT: KARLA MÖLLER FOTOS: HELMUT WACHTEL

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HISTORISCHES

REFORMATION Ausstellung in der Gadebuscher Stadtkirche Zum 500. Mal jährt sich die Reformation der Kirche. Überall finden Veranstaltungen in diesem „Lutherjahr“ statt. In Gadebusch widmet sich eine Ausstellung in der Stadtkirche ebenfalls diesem Thema. Da liegt er. Silbern glänzend in seiner mit rotem Samt ausgeschlagenen schwarzen Schachtel – der Reformationstaler. Darauf zu sehen ist das Profil von Herzog Johann Albrecht I. mit einem hohen Hut und hochgeschlossenen Kragen. Außen ziert in großen Lettern eine lateinische Umschrift die Münze, die übersetzt so viel bedeutet wie „Herr gib den keine Freude den Feinden deines Wortes“. Anlässlich des 500. Jahrestages des Thesenanschlags von Martin Luther an das Hauptportal der Schlosskirche in Wittenberg wurden 200 Stück dieses Talers nachgeprägt. Im Rahmen der Ausstellung „Mecklenburgi-

scher Reformationstaler 1549“ können bis zum 31. Oktober 2017 in der Gadebuscher Stadtkirche viele Fakten und Anekdoten aus der Reformationszeit bestaunt werden. Über 20 Stellwände sowie mehrere Vitrinen und Objekte nehmen die Besucher mit in eine Zeit des Umbruchs in Europa, Deutschland und in Mecklenburg. Im Mittelpunkt stehen der Reformationstaler von 1549 und die reformatorische Kunst in der Terrakottendarstellung des Gadebuscher Schlossportals. Auch der erste Schulraum in der Turmkapelle der Stadtkirche wird nachgestellt, um einen Eindruck der damaligen Zeit zu vermitteln.

Nachprägung des mecklenburgischen Reformationstalers aus dem Jahr 1549. Der Mönch Martin Luther haderte mit der katholischen Kirche. Irgendwann war er zu der Überzeugung gelangt, dass nicht irdische Taten, wie Ablass oder Almosen, sondern allein der Glaube an Gott dem Menschen Gnade und Gerechtigkeit bringen kann. Damit leitete er eine Spaltung der Kirche ein und der Protestantismus war geboren. 32 Jahre nach dem Thesenanschlag verkündete der mecklenburgische Herzog Johann Albrecht I. auf dem Sternberger Landtag den Protestantismus für Mecklenburg. Noch im gleichen Jahr ließ er in Gadebusch von seinem Münzmeister Bernhard Junkelingk diesen bewussten Taler prägen. TEXT UND FOTO: KARLA MÖLLER

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Der Natur auf der Spur im Wildpark M-V in Güstrow 3

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ERLEBNIS

MIT DEN

WÖLFEN HEULEN Tierisch wildes Abenteuer im Güstrower Wildpark Es gibt zahlreiche Mythen, in denen der Wolf als Bösewicht dargestellt wird. Wer jedoch einmal in seine bernsteinfarbenen Augen gesehen hat und von seinem durchdringenden Blick gefangen war, wird das als unvergessliches, ja schönes Erlebnis empfinden – vorausgesetzt man begegnet ihm geschützt und aus sicherer Entfernung. Wölfe ganz aus der Nähe zu beobachten, ist im Wildpark Güstrow möglich. Dort gibt es ein drei Hektar großes Wolfsgehege, das größte in Deutschland. Das Besondere daran ist der natürliche Lebensraum, in dem mittlerweile ein zwölfköpfiges Rudel lebt. „Am besten beobachten kann man unsere Wölfe in der Dämmerung. Deshalb bieten wir in den Abendstunden Wolfswanderungen an“, sagt Biologin Anja Franke und fügt hinzu: „Allerdings nicht allzu oft, denn es sind schon besondere Highlights, für die man sich am besten rechtzeitig anmeldet.“ Die 36-jährige Mitarbeiterin des Wildparks beginnt die abendliche Wolfswanderung am Eingang der Raubtier-WG. Hier haben Wildkatzen und Luchse ihr Revier. Mit geübtem Blick und etwas Geduld hat Anja Franke sie schnell ausfindig gemacht und wirft ihnen etwas Futter zu, 

1. Putzige Eichhörnchen beobachten. 2. Dem Ruf der Eulen folgen. 3. Die majestätischen Gesten der Adler bewundern. 4. Beeindruckende Bärentatzen anschauen. 5. Den geschäftigen Waschbären zusehen. 6. Ganz nah bei den scheuen Tieren des Waldes. 7. Mit den Störchen klappern. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017

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ERLEBNIS 8. Im Palisadenhof. 9. Holzpfad über dem Wolfsgehege. 10. Die Wolfshütte. 11. Die Inneneinrichtung der Hütte ist sehr rustikal. 12. Durch das „Fenster“ in der Wurzelhöhle schauen manchmal Wölfe. 13. Biologin Anja Franke weiß viel Interessantes über die Wildtiere zu erzählen. 14. Fütterung im Abendlicht.

damit sie näher kommen. Der Weg führt im sicheren Abstand zum Lebensraum der Wildtiere über Kletterpfade und stabile Holzbrücken, geschützt durch Gitter, durch das gesamte Gehege. Es dauert nicht lange und der erste Wolf schleicht sich an. Legt sich in sicherer Entfernung nieder und beobachtet die Besucher – und die wiederum ihn. Nacheinander finden sich weitere Wölfe ein. Am Palisadenhof macht Anja Franke auf Tunnel aufmerksam, die in eine Höhle führen. Ein ebenerdiges, vergittertes „Fenster“ gibt den Blick ins Gehege frei. Zwei Wölfe sind neugierig geworden, sie kommen näher. Einer bleibt kurz vor dem Gitter stehen und schaut ins Innere der Höhle. Dem Besucher, der genau davor steht, stockt der Atem. Erst als der Wolf längst weitergezogen ist, sagt er überwältigt: „Er hat mir mitten in die Augen geschaut und sah ganz und gar nicht furchterregend aus.“ Anja Franke lacht, denn sie weiß, das ist erst der Anfang des abendlichen Abenteuers. Die Biologin erzählt viele wissenswerte Dinge über die Wölfe, beispielsweise zum Sozialverhalten. Weiter geht es über die hölzernen Brücken. Mittlerweile haben sich alle zwölf Wölfe in unmittelbarer Nähe versammelt, sie riechen das Fleisch, welches Anja Franke im Eimer trägt. Die Wölfe kommen immer näher. Beim genaueren Betrachten fällt auf, dass sie sehr unterschiedlich aussehen, von der Statur und der Farbe ihres Fells. Die Biologin kennt sie natürlich alle mit Namen und weiß, wie alt sie sind. „Das heutige Wolfsrudel wurde aus einem Paar gezüchtet, das heute sechs Jahre alt ist. In den Jahren 2015 und 2016 sind jeweils fünf Wölfe geboren. Mehr sollen es auch nicht werden, damit das Revier nicht zu klein wird“, erklärt sie.

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ERLEBNIS

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Dann ist Fütterungszeit. Anja Franke wirft die Fleischbrocken ins Gehege. Es beginnt ein riesiges Gerangel um die Leckerbissen, wofür die Wölfe manchmal erstaunlich hoch springen, um die „Beute“ zu schnappen. Erst als der Futtereimer leer ist, kehrt wieder Ruhe im Rudel ein. Doch ins Dickicht verziehen sich die Wölfe nicht. Nein, sie begleiten die Besucher anscheinend mit großer Gelassenheit auf ihrem Weg zur Wolfshütte. Dort angekommen weiß man auch schnell, warum sie das tun, denn hier gibt es einen künstlich angelegten Teich, aus dem sie trinken. Und dann sitzen sie da, starren einen an, die bernsteinfarbenen Augen leuchten in der untergehenden Abendsonne. Sie wirken kein bisschen böse und man ist versucht zu sagen: Den möchte ich mal streicheln. „Das höre ich nicht selten“, meint Anja Franke. Aber dieser Wunsch muss ein Traum bleiben. Denn diese Wölfe sind und bleiben wilde Tiere. Gleich wird es stockdunkel sein – Zeit, Abschied von den Wölfen zu nehmen. Mit dem ersten Eulenschrei verschwinden die Besucher in einem zirka 50 Meter langen Grubengang, durch den sie zum Ausgang des Wolfsgeheges gelangen. Hier ist es kühl und dunkel, nur vereinzelt spenden kleine Lampen etwas Licht. Schaurig schön – wie die Wolfswanderung. Besuchern, die sich in besonderem Maße für Wölfe interessieren und sehr naturverbunden sind, macht der Wildpark ein besonderes Angebot: Die Mitarbeiter des Parks sagen willkommen zu einem tierisch wilden Abenteuer mitten im Wolfsgehege. Hier können bis zu vier Personen eine ganze Nacht in der Wolfshütte verbringen, die Wölfe beobachten und ihnen mit etwas Glück beim Heulen zuhören. Natürlich MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017

ausreichend geschützt durch Zäune – aber trotzdem nah dran, an den Wölfen, die keineswegs nur grau sind. Die Wolfshütte, die die nächtlichen Besucher in erster Linie vor Wind und Wetter schützen soll, ist inklusive der rustikalen Inneneinrichtung komplett aus Holz. Buchen kann man sie von 19 bis 9 Uhr für bis zu vier Personen, darunter muss mindestens ein Erwachsener sein. Und weil so eine Nacht lang und kalt sein kann, gibt es vor der Hütte eine Feuerstelle und auch einen Grill. „Unsere Wölfe sind sehr neugierig. Deshalb kann man getrost mit ihrem Besuch am Zaun rechnen, wenn das Feuer lodert oder leckeres Fleisch auf dem Grill liegt“, weiß Anja Franke. Für die Sicherheit ist natürlich rundum gesorgt. Auf jeden Fall bekommen alle unsere Gäste eine gründliche Einweisung, bei der sie genau erfahren, wie sie sich verhalten müssen – auch wenn jemand plötzlich gesundheitliche Probleme haben sollte. Haustiere mitzubringen, ist übrigens nicht erlaubt. Wer nach der besonderen, aufregenden Nacht den neuen Tag mit den Tieren des Wildparks begrüßen möchte, kann gleich ein zünftiges Frühstück mitbuchen. Bei einem anschließenden Spaziergang kann man Bären, Luchse, Waschbären, Rehe, Eichhörnchen, Eulen, Adler und viele andere Wildtiere ganz aus der Nähe beobachten. Für Kinder gibt es im 200 Hektar großen Wildpark jede Menge Attraktionen und Mitmachangebote – vom Aquatunnel bis zum Streichzoo. TEXT UND FOTOS: CHRISTINE MEVIUS

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2-Männer-Brücke in Alt-Necheln. Foto: Helmut Wachtel

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Die WERKSTATTGALERIE Rothener Mühle Was ist Mecklenburg-Vorpommern doch für ein schönes Land – mit seinen weiten Flächen und idyllischen Orten, in denen neben fleißigen Menschen viel Kultur in zahlreichen Facetten zu finden ist. Dort ist es lebendig, bunt und berauschend. Der kleine Ort Rothen im Landkreis Ludwigslust-Parchim gehört unbedingt dazu.

Blick auf die Werkstattgalerie

Wolf und Tine Schröter. Frosch aus Eichenholz von Wolf Schröter.

Da die Mildenitz durch den Ort fließt, gab es hier schon im Mittelalter eine Wassermühle, die 1369 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde und sich sogar im Besitz eines Ritters befand. 1404 wurde die Mühle erneut in alten Schriften erwähnt, als die Lübecker ihren berühmten Raubzug nach Sternberg als Vergeltung für die Werleschen Raubzüge unternahmen. Fürst Balthasar von Werle konnte den Feinden nicht entgegentreten. Seine Stammesgenossen Jasper und Ullrich von Stargard und viele mächtige Adlige hatten sich den Hansen für Geld und auf gute Beute hoffend angeschlossen. Da vermittelte der Bürgermeister Wulf Wulflam von Stralsund einen Prälimarfrieden, der ein Jahr später zum Frieden von Wismar führte. Dieser vorläufige Frieden wurde am 19. November 1404 in der Rothener Mühle geschlossen, die auf unparteiischem, herzoglich mecklenburgischem Gebiet lag. Sie muss von größerer Bedeutung gewesen sein,

Korbflechtarbeiten von Wolf Schröter.

Besondere Keramik von Margret Ewert. 40

Tine Schröter mit einem farbigen Seidenschal. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017


KUNST denn hier lag offensichtlich der Sitz des Feldherren. Da das der Bürgermeister Pleskow von Lübeck war, konnte sich die Mühle von Rothen rühmen, einst das Haupt des Hansebundes in ihren Mauern beherbergt zu haben. Noch heute gibt es am selben Standort ein Stauwerk mit einer Fischtreppe. Die Mühle arbeitete jedoch nur bis in die 1920er Jahre, denn im nahe gelegenen Zülow wurde ein Kraftwerk gebaut, das ihre Aufgabe übernahm. Ab 1946 wurde sie als Wohnhaus genutzt. Nachdem das Haus sechs Jahre leer gestanden hatte, übernahmen es 1985 Tine und Wolf Schröter. Die Schäden am Bauwerk waren beachtlich und erforderten viel Arbeit, Zeit und Geld.

Werkstattgalerie mit Kunst und Kunsthandwerk Aus dem ehemaligen Viehstall wurde eine Werkstattgalerie, in der seit 22 Jahren in zwei Etagen Künstler und Kunsthandwerker ihre Arbeiten präsentieren. „Wir veranstalten jedes Jahr eine Sommerausstellung, die am 1. Mai geöffnet wird und in diesem Jahr am 3. September endet. Dabei wird der die Werkstattgalerie umgebende Naturgarten ebenfalls als Ausstellungs- und Veranstaltungsfläche genutzt. Angeboten werden auch kleine Veranstaltungen mit Live-Musik, Lesungen oder Theatervorstellungen“, so Tine Schröter. Zu einer Wintergalerie wird an dem zweiten und dritten Wochenende im Advent eingeladen. Viele Künstler und Kunsthandwerker kennen inzwischen die Rothener Mühle. In diesem Sommer können die Besucher unter anderem Arbeiten des Bildhauers Rainer Kessel aus Neu Nantrow sehen. Seine Skulpturen zeigen deutlich, dass der gebürtige Berliner an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee bei Jo Jastram studiert hat. Die Keramiken des Ehepaars Margret und Wolf Ewert aus dem Atelier Tonwerk in der Nähe von Bremen sind ebenfalls bemerkenswert. Klare Formen, kräftige Farben und eine gute handwerkliche Ausführung sind das Markenzeichen der Designerin Ingrid Donhauser aus einer Glashütte im Bayerischen Wald. Ihre Gläser sind mundgeblasen und frei geformt, so dass jedes Stück ein Unikat ist. Verschiedenartiger Schmuck wie auch Lederarbeiten sind das i-Tüpfelchen in der Ausstellung.

Tine und Wolf Schröter Hier sind natürlich auch die Arbeiten des Korbflechters Wolf Schröter zu finden. „Ich bin seit 1985 als selbstständiger Korbmacher tätig. Von 1989 bis 1992 habe ich dafür eine Ausbildung zum Korbmachermeister absolviert. Dieses Handwerk ist entspannend und kreativ zugleich. Ich kann Stühle und Sessel anfertigen und natürlich Kiepen und Körbe in der ganzen Bandbreite. Es kommt auch vor, dass Leute spezielle Wünsche haben. Als Material nehme ich Weidenruten, denn die sind biegsam, vielseitig und erstaunlich haltbar“, erklärte der Korbmacher. Immer wieder werden seine Arbeiten gern in Ausstellungen gezeigt. In den letzten Jahren fertigte der künstlerisch veranlagte Handwerker jedoch hauptsächlich unikate Eichenholzmöbel für den Außenbereich. Diese können das ganze Jahr über im Freien stehen. Seine Frau Tine ist seit 1984 freiberufliche Textilgestalterin und verarbeitet vorwiegend weiße Naturfaserstoffe zu edlen und auch festlichen Kleidungsstücken oder Schals, die sie dann einfärbt. „Der Entwurf, die Anfertigung und die Farbgebung der Mode sind mein gestalterisches Feld“, bemerkt sie stolz. Ihre Kollektion in der Werkstattgalerie muss man sich unbedingt ansehen. Die lebhafte Frau erzählt mit Freude, dass sie seit über 35 Jahren als Textilgestalterin tätig ist und sich all ihr Wissen dafür selbst angeeignet hat. Da sie nur weiße Stoffe wie Seide und Baumwolle verarbeitet, wird sie auch als Färberin tätig. Diese Arbeit liebt die schöpferische Textilgestalterin ganz besonders und sie gerät beim Erzählen ins Schwärmen. Tine Schröter beherrscht viele Färbetechniken, die sie in ihrer Färbeküche ausprobiert und anwendet. „Ich unterrichte seit vielen Jahren als Textilgestalterin zum Beispiel wöchentlich dreimal in Schwerin an der Jugend- und Kunstschule ATARAXIA. Auch in unserer Mühle biete ich Kurse an wie Eco-Print. Das macht mir nicht nur Spaß, sondern sichert uns auch regelmäßige Einnahmen.“ Tine und Wolf Schröter sind froh und stolz, dass sie hier inmitten der Natur leben können. TEXT UND FOTOS: MONIKA KÄNING

Glasarbeiten aus dem Bayrischen Wald von Ingrid Donhauser.

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Dörfer zeigen Kunst Von Anfang an Grenzen überwinden In der Aktion „Dörfer zeigen Kunst“, die vor 13 Jahren ihren Anfang nahm, präsentieren sich ganz unterschiedliche Künstler. Vom 12. August bis zum 3. September zeigen sie ihre Arbeiten jeweils an den Wochenenden von 13 bis 18 Uhr – meistens in den Dorfgemeinschaftshäusern. „Das Programm ist so vielfältig wie es die Dörfer und die Künstler selbst sind“, findet Organisatorin Susanne Raben-Johns, Tourismusverantwortliche im Amt Lauenburgische Seen in Ratzeburg. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Von Ölmalerei und Acryl über Skulpturen bis hin zu Schmuck, Filzarbeiten oder Fotografien. Es stoßen immer wieder Gemeinden dazu. „In diesem Jahr beteiligen sich insgesamt 18 Orte, darunter Dechow, Demern, Kneese, Thandorf und Utecht aus der mecklenburgischen Gemeinde Rehna. „Es ist Kunst für jedermann und ohne Eintrittsgelder“, beschreibt die Koordinatorin das Konzept. Im Rahmenprogramm finden Interessierte eine geführte Radtour entlang der Landesgrenze oder einen Workshop für Tonarbeiten, Musik ebenso wie Vogelbeobachtungen. Außerdem erfahren Interessierte vieles rund um die einmalige Situation der Gegend durch die einstige Grenze mit ihrem Grenzstreifen, zum Beispiel von geschleiften Dörfern. Im Grenzhus in Schlagsdorf informiert Sönke 42

Dwenger über „Aufbruch – Umbruch – Ankunft. Fotos über den Umbau der ostdeutschen Gesellschaft“. Die eigentlichen Kunstausstellungen finden vielfach in den Dorfgemeinschaftshäusern statt, aber auch in Kirchen, Gutshäusern, in kirchlichen Gemeindezentren, selbst in einer Sporthalle, einem Unternehmen oder einem zum KunstStall umgebauten ehemaligen Schweinestall. „In Thandorf herrscht immer eine besondere Atmosphäre, nicht nur während der Zeit von Dörfer zeigen Kunst“, findet Olivia Althaus-Apmann. Die gebürtige Lübeckerin arbeitet seit rund 17 Jahren in dem 200-Seelen Dorf. Sie selbst und vier weitere Frauen, Susanne Köttgen aus Schlagsdorf, Dr. Ute Licht, aufgewachsen in Thandorf heute in Berlin lebend, Kerstin Lorenz aus Thandorf und Hanne Wilberg aus Wendorf, zeigen ihre Arbeiten regelmäßig im KunstStall. „Menschen in die Dörfer zu bringen und zu zeigen, wie schön es hier ist und wie vielfältig die Schaffenden ihre Kunst erleben,

steht für mich im Mittelpunkt“, sagt Olivia Althaus-Apmann. „Wenn das zustande kommt, ist der Auftrag der Kunst erfüllt“, meint sie. Vor acht Jahren organisierte sie für Thandorf die erste Ausstellung, die immer unter einem anderen Motto steht. Da gab es Themen wie: „Müll – ist das Kunst oder kann das weg“ oder „Feuer“ oder „Wasser“. Diesmal lautet es „Natur und Natürlichkeit“. Mittlerweile gehört der Termin fest in die Veranstaltungsplanung des Ortes. Jedes Jahr ergänzen Gastaussteller das Programm. In diesem Jahr sind es vier. „Anne Auerbach mit ihren feinen Bleistiftzeichnungen, Gundula Menking mit ihren großartigen Glasstücken, Nils Stöwhase mit seiner beeindruckenden Naturfotografie sowie die einprägsamen Figuren von Nando Kallweit, die so wunderbar auf das Gelände rund um den KunstStall passen“, so Olivia Althaus-Apmann. Immer am zweiten Samstag lädt Thandorf alle Künstler der Aktion zu einer gemeinsamen Feier ein. „Den Austausch und das Miteinander MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017


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2 wollen wir durch einen Abend fördern und freuen uns, wenn am 19. August viele den Weg zu uns in den KunstStall finden“, so die Thandorfer Unternehmerin. Auch in den anderen drei mecklenburgischen Dörfern können Besucher im Rahmen der diesjährigen Aktion reichlich Kunst erleben. In Dechow beispielsweise nutzt die Gemeinde die lichtdurchfluteten Räume der Gläsernen Meierei. Susanne Plath, Künstlerin aus Gadebusch, spricht dieses Ambiente besonders an. Zum zweiten Mal will sie hier ihre Bilder zeigen, mit Besuchern ins Gespräch kommen und sich mit anderen Künstlern austauschen. Sie malt hauptsächlich mit Acryl, weil es für sie die beste Form der künstlerischen Gestaltung ist. „Allerdings habe ich bereits alles Mögliche ausprobiert“, gesteht sie. „Von Aquarell über Öl und Zeichnungen bis hin zum Bemalen von Porzellan.“ Es fehle noch Airbrush. Das würde sie gern noch testen. Am liebsten malt sie großflächig. Außerdem seien ihr mittlerweile Botschaften ihrer Bilder wichtig. „Früher habe ich eher gemalt, was mir gefallen hat“, sagt sie, „heute drücke ich aus, was mich bewegt, auch politisch.“ Dazu zählen Dinge, wie der Klimawandel und die Atomkraft. Diese Themen verarbeitete sie in einem Bild, das sie nun zeigen wird. Skulpturen aus Eiche und Sandstein gestaltet Gerhard Schotte, der ebenfalls zum wiederholten Mal in Dechow dabei ist. Die SteinfiMECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017

guren werden hauptsächlich im Außenbereich zu finden sein. „Diese Werke habe ich schon vor einer Weile hergestellt, aber für die Ausstellung noch mal überarbeitet“, so der ehemalige Zahnarzt aus Gadebusch. Zwei Holzskulpturen bringt er ebenfalls nach Dechow. Kreativ zu sein, ist für ihn einfach schön. „Vor etwa 40 Jahren habe ich mit dem Schnitzen begonnen“, erzählt er. Kleine Figuren von Männern in langen Mänteln, die einem Sturm trotzen. „Figürliches wiederzugeben, liegt mir eher als abstrakte Themen“, gesteht er. Besonders reize es ihn, die Bewegung einzufangen. Sein neuestes Frauenobjekt aus Eiche „Wenn sie tanzt, ist sie woanders“ unterstreicht diese Affinität. In Kneese im Arche-Hof des Lebenshilfewerks Mölln-Hagenow gibt es ebenfalls Objekte und Malerei anzuschauen. „Zum ersten Mal beteiligen wir uns mit einer Kreativgruppe zudem selbst“, verrät Hofleiter Thies Merkel. In den Jahren zuvor wurde lediglich eine Ausstellungsmöglichkeit für Künstler der Umgebung und den Kneeser Handarbeitsclub zur Verfügung gestellt. „Doch als ich Anfang des Jahres die Künstlerin Elga Voss aus Lassahn kennenlernte, war schnell diese Idee geboren und umgesetzt“, sagt Merkel. So wird nach einem Gottesdienst zur Wahrung der Schöpfung in der Baumkirche des Hofes die Ausstellung eröffnet. „Es ist schön, diese Resonanz zu sehen und wie aus den Anfängen im Jahr 2005 in den

5 1. Im KunstStall in Thandorf stellen regelmäßig Künstler und Künstlerinnen aus – auch zur Aktion Dörfer zeigen Kunst. 2. In Dechow zeigt Gerhard Schotte seine Skultptur „Wenn sie tanzt, ist sie woanders“. 3. Die Thandorferin Olivia AlthausApmann malt zum Thema „Natur und Natürlichkeit“ in ihrem Sommeratelier. Was auf dieser Leinwand entstehen soll, ist noch ein Geheimnis. 4. Glaskunst im Thandorfer KunstStall. 5. Susanne Plath beschäftigt sich aktuell in ihren Arbeiten auch mit den Themen Klimawandel und Atomkraft – zu sehen in Dechow.

Gemeinden rund um den Schaalsee und den Ratzeburger See mittlerweile diese Beteiligung entstanden ist“, freut sich Amtsvorsteher Heinz Dohrendorff. „Das einstige Ziel, sowohl Einheimischen wie auch Touristen den einzigartigen länderübergreifenden Naturraum und die charaktervollen Dörfer mithilfe der Kunst näher zu bringen, haben wir erreicht und bauen darauf auf.“ Das Logo dieser Veranstaltungsreihe „Der lachende Hecht“ nach einem Entwurf von Christoph Ernst aus Klein Zecher steht für die Gemeinsamkeit aller Orte, Wald und Wasser. An jedem Ausstellungsort weist dieser „lachende Hecht“ aus Metall auf das Event hin. TEXT UND FOTOS: KARLA MÖLLER

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KIRCHE

Seitenansicht der Kirche Woserin mit goldenem Hirsch als Wetterfahne.

DIE DORFKIRCHE IN WOSERIN Die Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert ist im besonderen Maße dem Schutzheiligen der Jagd und der Musik gewidmet.

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Woserin mit seiner Dorfkirche gehört zur Kirchengemeinde Dabel und liegt im Landkreis Ludwigslust-Parchim. Seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahre 1234 gehört die Kirche in Woserin zum Dobbertiner Archidiakonat. Ab 1329 lag das gutsherrschaftliche Patronat in den Händen der Besitzer von Woserin und Borkow. Als das Gut Woserin im Jahr 1802 in den Besitz des Großherzogs von Mecklenburg, Friedrich Franz I., überging, wechselte auch das Patronat zum Landesherrn. Die Dorfkirche von Woserin ist eine mittelalterliche Feldsteinkirche, die in zwei Hauptbauphasen errichtet wurde. Als kurze, einjochige Saalkirche mit eingezogenem Chor zählt sie zu einem eher seltenen Bautyp: Der Teil mit Chor und Langhaus als abgeschlossene Einheit entstand in der Zeit des Übergangs der romanischen zur gotischen Epoche. Der Kirchturm hingegen wurde 1479, also exakt 200 Jahre später fertiggestellt. Bei der Datierung half eine dendrochronologische Untersuchung: Danach kann die unterschiedliche Breite von Jahresringen an Bäumen einer bestimmten Wachstumszeit zugeordnet werden. Die Untersuchung der für das Dach verwendeten Bauhölzer ließen danach den Schluss zu, dass sie im Jahr 1279 verarbeitet wurden. Sein heutiges schlichtes Satteldach erhielt der Turm 1790, als die übrigen Dächer erneuert wurden. Mit Neuanfertigung von Altar, Gestühl und Kanzel im Jahr 1856 veränderte sich die ursprüngliche Gestaltung des Innenraums der Kirche deutlich. Das Altarbild zeigt Jesus am Kreuz mit Johannes und Maria. Es stammt von Gaston Lenthe. Nach 1989 konnten dank großzügiger Spenden dringend notwendige Sanierungsarbeiten an der Woseriner Kirche durchgeführt werden. Das Hamburger Wappen und ein Firmenlogo auf der Südseite des Chors erinnern an die Spender. Bei den Arbeiten traten mittelalterliche und barocke Malereien zutage. Seit dem 13. Jahrhundert waren hier

1. Altar aus dem Jahre 1856 mit einem Bild von Gaston Lenthe. 2. Diese Malerei wurde bei Renovierungsarbeiten freigelegt. 3. Die Leuchter der Kirche sind aus Geweihstangen gefertigt. 4. Nußbücker Orgel mit Tönen, die bei den Zuhörern für Überraschungen sorgen. 5. Die Kanzel.

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KIRCHE

Bronzeplastik von Eckhardt Erbguth. insgesamt 14 Schichten aufgetragen worden – die jüngste im Jahr 1857. Im Jahr 2010 begann die Sanierung des Innenraums zur Sicherung der Wandmalereien und Reparatur defekter Stellen. Bei Sanierungsarbeiten des Gewölbes und der Wände im Altarbereich wurden weitere Malereien freigelegt.

Die Kirche in Woserin wird zur „Hubertuskirche“ Am 3. November wird im Kirchenjahr der Hubertustag gefeiert, der Gedenktag des heiligen Hubertus. Der Legende nach wurde Hubertus von Lüttich (655 bis 727) auf der Jagd bekehrt, als er einen prächtigen Hirsch mit einem Kreuz zwischen den Sprossen des Geweihs erblickte. Seither gilt der heilige Hubertus als Schutzpatron der Jagd. Darüber hinaus gilt er als Helfer gegen Tollwut sowie als Patron für Hunde, Schützen, Kürschner, Metzger, Metallbearbeiter, Optiker oder Mathematiker. Die Kirche in Woserin erhielt mit „Hubertus, dem Schutzheiligen der Jagd“ einen thematischen Schwerpunkt, der sich in verschiedenen Ausstattungsstücken widerspiegelt. Gleich im Eingangsbereich erinnert eine Bronzefigur an diese Legende. Der in der Region ansässige Künstler Eckhardt Erbguth hat einen Hirsch gestaltet, dessen Geweih ein Kreuz trägt.

Das Jagdthema findet sich auch im Innenraum der Kirche: Ihn erhellen Leuchten, in denen Jagdmotive zu erkennen sind. Seit Instandsetzung der Orgel im Jahr 1995 verfügt das Musikinstrument über eine Besonderheit: Die von Orgelbaumeister Wolfgang Nußbücker gegründete Firma Mecklenburger Orgelbau aus Plau am See versah die Orgel mit neuen Tönen: „Entenruf“, „Kuckucksruf“, „Vogelgezwitscher“ und „Schuss“ sorgen seither bei den traditionellen Hubertusmessen für musikalische Überraschungen. Anders als an anderen Kirchen befindet sich auf dem Turm der Kirche nicht nur ein Wetterhahn. Mit ihm grüßt ein vergoldeter Hirsch mit einem Kreuz im Geweih. Zusammen mit einer neu gefertigten Kugel fand er dort 1999 bei einem Turmfest seinen Platz in luftiger Höhe.

Die Kirche in Woserin ist auch eine „Musikkirche“ Heute wird die Kirche für Gottesdienste, kirchliche Feste und Musikveranstaltungen, wie zum Beispiel der Jagdhornbläsergruppe der Gemeinde genutzt. Alle zwei Jahre im November treffen sich Jagdhornbläsergruppen der benachbarten Gemeinden Dabel, Mustin und Wamckow zu einer Hubertusmesse. „In der Gemeinde gibt es Viele, die sich für „ihre Kirche“ verantwortlich fühlen und sich bei Veranstaltungen mit einbringen“ weiß Kirchenmusikerin und Kirchenälteste Ingrid Kuhlmann. Im Rahmen der Konzertreihe „Musik in alten Mauern“ findet auch in Woserin eine Veranstaltung statt: Am 12. August 2017, 19 Uhr: „Telemann et cetera“ – eine sommerliche Serenade. Es spielt das Ensemble hanse konsonanz: Sabine Piening, Querflöte/Blockflöte, Renate Fülbier, Querflöte, Reinhard Piening, Oboe/Oboe dámore, Holger Dahms, Violoncello und Jürgen Lamke, Cembalo/Orgel. Der Eintritt ist frei, es werden Spenden für den Erhalt der Kirche erbeten. Ganz aktuell wird etwa für die Erneuerung der Kirchenglocken gesammelt, die aufgrund ihrer Reparaturbedürftigkeit zurzeit nicht mehr geläutet werden können. TEXT: ANNA KARSTEN FOTOS: HELMUT WACHTEL

Das Jagdthema findet sich auch in den Kirchenfenstern wieder.

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AUTO

Auch Silke Wilke ist in der warmen Jahreszeit gerne mit dem Fahrrad unterwegs.

Sommerzeit ist

FAHRRADZEIT. Egal ob für den Tagesausflug, für ein Wochenende oder länger: Mecklenburg-Vorpommern bietet Einheimischen und Touristen zahlreiche attraktive Wege, die sich per Drahtesel erkunden lassen. Viele wollen dabei auf das eigene Auto nicht verzichten, um flexibel zu sein und auch entlegene Ecken gut zu erreichen. Das Autohaus am Mittelweg in Schwerin bietet dafür unter anderem den Fahrradträger von Uebler. Kinderleicht lässt er sich an die Anhängerkupplung aller Marken montieren. Es ist ein großer Vorteil, dass der Träger klappbar ist, sodass man bei Bedarf noch an den Kofferraum gelangt, ohne den Aufsatz abnehmen zu müssen. Er bietet Platz für bis zu drei Fahrräder und ist auch für schwerere E-Bikes geeignet. Umweltbewusstsein zeigt das Familienunternehmen auch beim Fahrzeugangebot. Als einziger Vertreter der Fahrzeugmarken Mitsubishi 48

Silke und Thomas Wilke führen das Familienunternehmen.

und Hyundai in Schwerin ist das Team Wilke besonders stolz auf die Vorreiterrolle beider Marken im Bereich der alternativen Energien. „Mitsubishi ist beispielgebend im Bereich der Elektromobilität. Das Image von Dieselautos ist angeschlagen. Kunden wollen zunehmend Alternativen“, sagt Silke Wilke. Die Geschäftsleiterin verweist auf den Mitsubishi Outlander, den ersten Plug-In Hybrid, der vollwertig als SUV 4x4 genutzt werden kann. Der Vorteil: Er kann an jeder Steckdose geladen werden. Die rein elektrische Reichweite liegt bei 54 Kilometern, der Durchschnittsverbrauch mit voll aufgeladenem Akku bei 1,7 Litern. Hyundai setzt im Bereich E-Mobilität auf den Hyundai IONIQ. Die Karosserie gibt es in drei Varianten: als reines Elektrofahrzeug, als Hybrid und auch als Plug-In-Hybrid. Im Unternehmen TEAM WILKE sind 30 Angestellte an zwei Standorten tätig: 20 im Autohaus am Mittelweg und zehn bei Autoteile Wilke in MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017


DRÜSEDAU

Sebastian Dahl & Renè Hartmann An beiden Standorten bietet das Autohaus Fahrradträger an.

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Schwerin Wüstmark. Seit 1979 ist die Firma in Familienbesitz. Damals eröffnete Rudolf Wilke den Wasch- und Pflegedienst in Wüstmark. Nach der Wende wurde daraus die Kfz-Meisterwerkstatt Autoteile Wilke. Silke und Thomas Wilke übernahmen 1995 und blicken in diesem Jahr stolz auf 22 Jahre Selbstständigkeit. 2004 übernahm das Ehepaar das Autohaus am Mittelweg, in dem sich zu DDR-Zeiten übrigens das Trabbi- und Wartburg-Haus befand. „Einige Kunden stammen noch aus dieser Zeit. Mittlerweile kommt unsere Klientel aus ganz Norddeutschland, mit Schwerpunkt Schwerin und Umland. Die Kunden schätzen das gute PreisLeistungs-Verhältnis und das kompetente, familiäre Klima“, berichtet die 52-Jährige. Heute ist das Hyundai- und Mitsubishi-Autohaus das einzige Autohaus im Schweriner Zentrum. „Die beiden Marken sind breit aufgestellt und ergänzen sich gut. Vom Kleinwagen bis zum Geländewagen mit Allradantrieb haben wir alles im Angebot“, sagt die Inhaberin. Ein Alleinstellungsmerkmal im Vergleich zu anderen Marken ist die fünfjährige Herstellergarantie, die bei Hyundai zudem an keine Kilometerbegrenzung gekoppelt ist. Davon profitieren besonders Vielfahrer, etwa Berufspendler. Das TEAM Wilke lädt gerne zum Kennenlernen und Probefahren ein und sagt von ganzem Herzen: „Herzlich Willkommen“. TER

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FOTOS: TEAM WILKE – RAFF MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017

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AUTO

Der neue Ford Fiesta besticht mit einem äußerst attraktiven Design.

Frauen, die bei den letzten Testfahrten mitgemacht haben, hatten sehr viel Spaß. Fotos: Ford

Im Innenraum sind hochwertige Materialien verbaut. Dazu kommt ein komfortables Infotainment.

Attraktive und unverwechselbare Optik Neue Generation des Kleinwagens Ford Fiesta hat in diesem Sommer Premiere im Handel Der neue Ford Fiesta bietet ein nahezu revolutionäres neues Interieur, das die neue globale Designphilosophie von Ford widerspiegelt – mehr Qualität durch verbesserte Spezifikationen und innovatives Engineering. An dem ganzheitlichen Design für den neuen Ford Fiesta wurde bereits gearbeitet, bevor der erste Stift das Papier berührte. Designer und speziell ausgebildete Psychologen verbrachten Tausende von Stunden, um zu bewerten, 50

wie Menschen mit ihrem Auto interagieren. Hierfür nutzten sie unterschiedlichste Methoden, darunter sowohl fortgeschrittene Eye-Tracking-Software als auch die bewährte Erfassung von Kunden-Feedback. Durch diese Prozesse konnte Ford einen wertvollen Einblick in die Art und Weise gewinnen, was Kunden von ihren Fahrzeugen erwarten und wie sie deren Innenraum täglich nutzen. Diese Erkenntnisse gaben den Designern die Möglichkeit, für jede Fiesta-Variante einen

eigenen, unverwechselbaren Charakter zu schaffen, um eine möglichst breite Palette von Kunden anzusprechen. „Menschen entscheiden innerhalb von nur drei Minuten, ob sie ein Produkt mögen oder nicht, das gilt natürlich auch für Autos“, stellt Amko Leenarts, Head of Global Interior Design Operations, Ford Motor Company, fest. „Der Moment, in dem man einen Geruch wahrnimmt, den Eindruck einer bestimmten Oberfläche

oder das Geräusch beim Schließen einer Tür; das alles sind wichtige Eindrücke. Wir als Designer tragen dazu bei, ein möglichst perfektes Rundum-Erlebnis für den Kunden zu schaffen“. Jede Interaktion mit dem Fahrzeuginnenraum trägt zur Nutzererfahrung bei und ist einer der Bausteine, die Ford-Designer verwenden, um die Schlüsselelemente des Innenraums des neuen Fiesta zu gestalten. Das Ergebnis ist eine logische, emotionale und benutzerorientierte InnenarchiMECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017


AUTO tektur, inspiriert von intelligenten Endgeräten wie Smartphones oder Tablets. Ergonomisches Design und Soft-Touch-Materialien, auch im Bereich der oberen Instrumententafel, sorgen zudem für einen großzügigen PremiumEindruck. Zusätzliche Individualisierungsmöglichkeiten erfüllen die wachsende Nachfrage nach Produktdifferenzierung und behalten dabei die Balance und Harmonie des charaktervollen Interieurs bei. Unter dem Stichwort „STYLE YOUR FIESTA!“ können Kunden individuelle Farbkombinationen für das Interieur in AquamarinGrün, Indic-Blau, Kalahari-Braun, Sitruuna-Gelb, Race-Rot oder auch klassisch in Magnetic- oder Carbon-Grau wählen. Die neue Innenraumphilosophie unterstützt auch die einfachere Fahrzeugbedienung. Das Layout und die Position des gut erkennbaren Mittelbildschirms ist optisch ansprechend und intuitiv – dank einer minimalen Anzahl an Tasten und Bedienelementen. Die Anzahl der Tasten auf der Mittelkonsole wurde, verglichen mit dem aktuellen Fiesta, um fast die Hälfte reduziert, zahlreiche Kontrollfunktionen sind nun über das optionale 6,5- oder 8-Zoll-Touchscreen steuerbar. Auch das Lenkrad verfügt nun über weniger Bedienelemente. Die ergonomische Anordnung der Bedienelemente wurde mit Hilfe von Eye-TrackingSoftware entwickelt. Der neue Ford Fiesta wird ab diesem Sommer in einer bisher nie dagewesenen Vielfalt erhältlich sein, der Umfang der Modellpalette reicht vom stilvollen Fiesta Titanium, dem sportlichen Fiesta ST-Line und dem gehobenen Fiesta Vignale bis hin zum Fiesta Active Crossover und dem Ford Performance-Modell Fiesta ST. DIRK BEHM MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017

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AUTO

Die Opel-Produktoffensive: Vorhang auf für den neuen Insignia und den neuen Crossland X Opel gibt Gas. Der neue Insignia Grand Sport genauso wie der neue Insignia Sports Tourer und der Crossland X sind zentrale Bestandteile der Opel-Produktoffensive „7 in 17“, bei der im Laufe des Jahres insgesamt sieben neue Modelle an den Start gehen. Weitere Protagonisten sind der revolutionäre Opel Ampera-e, der seinen Mitbewerbern mit einer elektrischen Reichweite von offiziell nach NEFZ zertifizierten 520 Kilometern davonfährt, sowie der AllradAllrounder Insignia Country Tourer und der in Komfort und Flexibilität weiter verbesserte Vivaro. Und im C-Segment tritt darüber hinaus der neue Grandland X an. Der komplett neue Opel Insignia ist extrem gut in Form: sportlich-elegant im Stile eines großen Coupés, geräumig ohne Kompromisse dank komplett neuer Architektur und vorbildlich sicher, wie es sich für ein echtes Flaggschiff gehört – Fahrspaß garantiert. Die zweite Insignia-Generation überzeugt nicht nur mit ihrer atemberaubenden Linienführung außen und Wohlfühl-Atmosphäre sowie viel Komfort innen – sie bietet auch eine solche Bandbreite an intelligenten Technologien wie kein anderes Modell im Segment. Das Angebot reicht vom richtungsweisenden Opel IntelliLux LED® Matrix-Licht und dem topmodernen Allradsystem mit Torque Vectoring über modernste Fahrerassistenz-Systeme bis hin zum optimierten Head-Up-Display. Höchste Sicherheit auch für alle, die

Der neue Crossland X sieht schick und trendy aus.

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nicht im neuen Insignia sitzen: Er ist der erste Opel mit aktiver Motorhaube (serienmäßig) und verbessert so deutlich den Fußgängerschutz. Darüber hinaus bietet der neue Insignia eine Opeltypisch erstklassige Vernetzung mit Smartphone-Integration, die jetzt um eine Parkplatzsuche und den Booking-Service bei Opel OnStar erweitert wird – hierbei reserviert ein OnStar-Mitarbeiter Hotelzimmer für die Insignia-Passagiere. Erstmals bei Opel gibt es in der neuen Insignia-Generation einen intelligenten Allradantrieb mit Torque Vectoring – der radindividuellen Kraftverteilung – ein Achtstufen-Automatikgetriebe und eine 360-GradRundumkamera. Im Zusammenspiel mit effizienten Turbomotoren der jüngsten Generation, bis zu 200 Kilogramm Gewichtsersparnis (je nach Variante) und einer tieferen Sitzposition sind die neuen Opel Insignia Grand Sport und Insignia Sports Tourer agiler denn je und vermitteln dem Fahrer ein vorbildlich direktes Fahrgefühl. Für Aufsehen wird auch der neue Crossland X sorgen. Mit seiner Mischung aus coolem Design und besten SUV-Tugenden passt er perfekt zum urbanen Lifestyle. Der flexible „urban Crossover“ bietet eine erhöhte Sitzposition für eine gute Übersicht und selbst mit fünf Personen an Bord ein Kofferraumvolumen von maximal 520 Litern – Segmentspitze! Fahrer und Beifahrer kommen auf Wunsch in den Genuss der ausgezeich-

Ein Highlight im Innenraum ist das Panoramadach.

Das Platzangebot kann sich sehen lassen.


AUTO

JETZT PROBE FAHREN Der neue Opel Insignia zeigt Charakter, Sportlichkeit und viel Praxistauglichkeit.

Im Innenraum sind einige neue Innovationen, wie das Head-up-Display vorhanden.

neten, von den Experten der Aktion Gesunder Rücken e.V. (AGR) zertifizierten Ergonomie-Sitze – das gibt es in dieser Fahrzeugklasse nur bei den Opel-Modellen Crossland X und Mokka X. Die Mitreisenden in der zweiten Reihe haben zudem die Möglichkeit, ihre Sitze um bis zu 150 Millimeter in Längsrichtung zu verschieben. Darüber hinaus bietet der neue Crossover Top-Innovationen, die den Alltag sicherer, angenehmer und einfacher machen. Die innovativen Voll-LED-Scheinwerfer, ein HeadUp-Display und die 180-Grad-Panorama-Rückfahrkamera sowie automatischer Parklenkassistent, Frontkollisionswarner mit Fußgänger-Erkennung und automatischer Gefahrenbremsung, Spur- und GeschwindigkeitszeichenAssistent, Müdigkeitserkennung und Toter-Winkel-Warner sind nur einige Beispiele. Dazu kommt Opel-typisch beste digitale Vernetzung dank Opel OnStar sowie moderner – Apple CarPlay und Android Auto kompatibler – IntelliLinkInfotainment-Technologie. TEXT: DIRK BEHM FOTOS: OPEL MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017

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AUTO

Glamour, Modernität und Eleganz Neue Dimension bei den Midsize-SUV. Das Range Rover-Angebot wird erweitert.

Die Mittelkonsole ist nur ein Beispiel für den hohen Ausstattungsgrad des Wagens. 54

Ein neues Gesicht in der Range Rover-Familie: Der neue Range Rover Velar feiert in diesen Tagen seine Premiere im Autohaus und erweitert als viertes Range Rover-Modell das Angebot. Der Neuling findet seinen Platz im Portfolio zwischen Evoque und Range Rover Sport. An den Start bringt der Velar dabei eine neue Dimension an Glamour, Modernität und Eleganz – einen Grad an Luxus, Raffinesse und Leistungsfähigkeit, der bislang im Segment der Midsize-SUV kaum zu finden war. Pur, elegant und

voller Technik: Der neue Velar ist nicht mehr und nicht weniger als ein neuer Typ Range Rover für einen neuen Käufertyp. Mit dem Velar schlägt Land Rover ein neues Kapitel in der fast fünf Jahrzehnte währenden Erfolgsstory des Range Rover auf. Wie es sich für einen bahnbrechenden Neuling gehört, ist der Velar von Grund auf neu – entwickelt mit dem Ausgangspunkt eines weißen Blattes Papier auf der fortschrittlichen Basis der Aluminium-LeichtbauMECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017


AUTO Der neue Range Rover Velar kommt gerade mit extremen Straßensituationen sehr gut klar. Fotos: Range Rover

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Konstruktion aus dem Haus Jaguar Land Rover. Den neuen Range Rover Velar definieren gleich mehrere besonders anspruchsvolle Prinzipien. So etwa das visuelle Konzept der Reduktion oder das akribische Streben nach Perfektion, das in jedem Detail seinen Ausdruck findet. Auf diese Weise entwickelt der neue Velar die weltberühmte Range Rover-DNA evolutionär weiter – mehr noch: Der neue Velar öffnet den Blick auf die nächste Generation der Range Rover-Modelle. DIRK BEHM

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AUTO

Skandinavische Souveränität Volvos Erfolgsmodell XC 60 in zweiter Generation Mit den Modellen der Volvo 90er Familie, den ersten Fahrzeugen auf Basis der skalierbaren Produkt-Architektur SPA (Scalable Product Architecture), hat Volvo den Grundstein für eine neue Ära in der Unternehmensgeschichte gelegt. Jetzt folgt die zweite Generation des Volvo XC60 – und damit das erste Volvo Modell der neuen 60er Baureihe, die künftig ebenfalls auf der SPA genannten Plattform basiert und deren Vorzüge bei Design, Gewicht, Packaging und Elektrifizierung nutzt. Die Neuauflage des Erfolgs-SUV tritt in die großen Fußstapfen eines globalen Bestsellers: Der erste Volvo XC60 dominierte fast ein gesamtes Jahrzehnt lang den weltweiten Absatz der Marke, wurde über eine Million Mal produziert und entwickelte sich in Europa

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zum meistverkauften Mittelklasse-SUV im PremiumSegment. Auch in Deutschland ist das vielseitige SUV das beliebteste Volvo Modell. Der neue Volvo XC60, der ab dem 15. Juli im Handel steht, bringt alle Voraussetzungen mit, diese einzigartige Erfolgsgeschichte fortzusetzen: ein eindrucksvolles Design voller Ausstrahlung und Souveränität im Stile der neuen Volvo Modelle, ein stilvolles modernes Interieur, das Form und Funktion auf typisch skandinavische Weise in Einklang bringt, hocheffiziente und leistungsstarke Antriebe – darunter der T8 Twin Engine mit Plug-in-Hybridantrieb – sowie eine wegweisende Sicherheitsausstattung, die den Fahrer in kritischen Situationen unterstützt und das Unfallrisiko weiter verringert. DIRK BEHM


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GARTEN

Gartenparadies öffnet seine Tore Eine Einladung an Gartenliebhaber Mathilde und Erwin Wilken haben im mecklenburgischen Gammelin auf 4.600 qm ein Gartenparadies erschaffen, das unter Gartenliebhabern längst kein Geheimtipp mehr ist. Ein Besuch ist ganzjährig möglich – nicht nur anlässlich des Tages der „Offenen Gärten in MV“. Vor mehr als 20 Jahren erwarb das Ehepaar Wilken in Gammelin ein altes Bauernhaus aus dem 19. Jahrhundert. Vor einer Nutzung musste das Haus vollständig entkernt und umgebaut werden. Auch für das umliegende Brachland hatten die passionierten Hobbygärtner konkrete Vorstellungen. Schöne Gärten zu gestalten und uns an ihnen zu erfreuen – das ist unser Leben. Seit vielen Jahren bereisen wir berühmte Gärten in England 58

oder Frankreich und können uns für die Vielfalt der Natur und die gärtnerischen Leistungen begeistern“, sagt Mathilde Wilken. Inspiriert von diesen Reisen und mit Wissen aus einschlägigen Fachbüchern entstand ein Gesamtkonzept, bei dem jeder Baum, jeder Strauch und jede Blume minutiös in einem Pflanzplan festgehalten wurde. Ausgehend von der Terrasse entstanden nach und nach nahezu 20 unterschiedMECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017


liche Gartenräume: Von berankten Pavillons geschützte Sitzplätze und lauschige Orte des Verweilens, die durch Sichtachsen, Spiegel, Durchblicke oder Laubengänge miteinander verbunden sind. Auf diese Weise kann der Besucher zwischen diesen Orten „lustwandeln“ – ganz wie die höfischen Vorbilder. „Geeignete Standorte für die jeweiligen Pflanzen mit den für sie optimalen Bedingungen zu finden, das war von Anfang an eine Herausforderung für unsere Gartenarrangements“, sagt Erwin Wilken. „Es macht uns beiden besonders viel Freude, Besuchern unsere Erfahrungen weiterzugeben und mit ihnen zu fachsimpeln.“ Ausgehend von der Bodenbeschaffenheit und dem Wachstum der Pflanzen entwickelte sich der ursprüngliche zu Papier gebrachte Plan stetig weiter: „Der Garten lebt und verändert sich“, sagt Erwin Wilken. „Wir reagieren darauf und bringen immer wieder neue Ideen ein.“ Fast nebenbei ist so zum Beispiel eine einzigartige Gehölzsammlung mit mehr als 580 verschiedenen Arten und Sorten an Gehölzen entstanden. Unter ihnen seltene, wie etwa der Schneeflockenstrauch oder die Franklinie aus der Familie der Teestrauchgewächse. Mit Blick auf ein harmonisches Zusammenspiel in der Natur gedeihen hier aber auch die von Bienen bevorzugten, sparsam gefüllten Rosen oder auch Distelgewächse für Hummeln. Gartenfreunde oder interessierte Gruppen können sich zu einem Besuch im „Haus Botanica“ bei Familie Wilken anmelden. Zu den verschiedenen Jahreszeiten im Gartenjahr ist er ein beliebtes Ziel für Fahrradtouren, Seniorenausflüge oder Geburtstagsgäste. Nach Absprache ist auch ein Fototermin möglich, zum Beispiel für Hochzeitsfotos in malerischer Natur.

Mathilde und Erwin Wilken.

TEXT: ANNA KARSTEN FOTOS: HELMUT WACHTEL

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NATUR

Gehasst und geliebt:

Weltbürger

Spatz Vielleicht ein zu großes Wort für einen kleinen Vogel? Tatsächlich sind Sperlinge auf allen fünf Erdteilen zuhause. In Australien, Neuseeland und Amerika allerdings nur durch Wunsch und Willen der weißen Eroberer. 60

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NATUR 1. Früher galten Sperlinge als Schädlinge. 2. Im hohen Gras jagt ein Haussperlingsmann im Rüttelflug nach Junikäfern. 3. Schöner Rücken der Haussperlingsdame. 4. Auf in die Welt…

2 In China – einem angestammten Spatzenvorkommen – rief im vorigen Jahrhundert der „Große Vorsitzende“ Mao zum Kampf gegen die Spatzenplage auf. Und so wurden 1958 allein in Peking in nur drei Tagen exakt gezählte 401.160 Sperlinge durch drei Millionen Menschen zur Strecke gebracht. Die Methode – auch in anderen Landesteilen und vor allem von Schulkindern angewandt – bestand darin, die Vögel durch starkes Lärmen und Topfschlagen zum Auffliegen zu bringen. Sie durften sich nicht niederlassen, bis sie vor Erschöpfung starben. Davon waren natürlich nicht nur Spatzen sondern alle Kleinvögel betroffen. Erst 1960 wurde der landesweite Wahnsinn eingestellt. Da allerdings hatten rund zwei Milliarden Sperlingsvögel ihr Leben verloren. Die „Getreidefresser“ galten als „Schädlinge“. Knapp ein halbes Jahrhundert später, in der chinesischen „Tierschutzverordnung von 2001“, werden dann auch Sperlinge als „schützenswert“ angesehen. Weshalb? Sperlinge ernähren ihre Jungen mit Insekten und deren Larven! Kostenloser und chemiefreier Pflanzenschutz also! Nun müssen wir nicht ins ferne China blicken, um den Kopf darüber zu schütteln, wie sehr und wie häufig die Unkenntnis über das Leben gefiederterMitbewohner unser Verhalten zu ihnen bestimmte. Eine „Kurmainzische Verordnung“ vom Februar 1745 befahl allen Bürgern und Beisassen pro Jahr 20 Spatzenköpfe abzuliefern. Die wurden von Beamten sofort verbrannt. Wer nicht lieferte, hatte pro Spatzenkopf fünf Kreuzer zu zahlen! Und der damals bekannte Ökonom Peter Kretschmar errechnete für ein Land mit 100 Städten und 4.000 Dörfern einen jährlichen Schaden durch Spatzen von 4,4 Millionen Reichsthalern! Dennoch haben sich die Sperlinge bis zum heutigen Tag als Art noch recht gut gehalten. Und dort, wohin damalige Europaflüchtlinge sie sich aus Nostalgie nachkommen ließen, haben sie sich rasch vermehrt und ausgebreitet. Auf einem New Yorker Friedhof wurden 1852 einhundert Spatzen von der britischen „Vereinigung zur Förderung des Haussperlings“ ausgesetzt. In wenigen Jahren hatten deren Nachkommen den gesamten Osten der USA besiedelt.

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Schon seit etwa zehntausend Jahren ist der Haussperling ein Profiteur des sesshaft gewordenen Menschen, der begann, Getreide anzubauen. In den ehemaligen Savannen des Ostens lebte er von Sämereien der Wildgräser, fütterte seine Kinder – wie auch jetzt noch – mit Larven, Raupen und Insekten. Aber die anpassungskluge Art merkte rasch, dass in Dörfern und entstehenden Städten leichter und bequemer zu nisten sei. Die angrenzenden Felder boten in Sommer und Herbst Nahrung im Überfluss. Das wäre bis heute prinzipiell so geblieben. Nur sind bei uns die Hocken aus Hafer, Gerste und Weizen verschwun-  MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017

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NATUR

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5. Vater Hausspatz hat im Nachbau eines Niederländischen „Vogeltopfes“ aus Ton gerade seine Brut gefüttert. 6. Der „Dreckspatz“ in seinem Sandbad. 7. Kulturfolger Haussperlingsmann. 8. Spätzin vor Kuchen. 9. Schöner Feldsperling im Gras. 10. In „Pferdeäpfeln“ lassen sich etliche Haferkörner finden. So wurden „Spatzl“ und „Spätzchen“ auch zum „Mistfink“. 11. Haus- und Feldsperling wohnen gern im Unterbau von Storchen-, Bussard- und sogar Adlernestern.

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den. Nach den Mähdreschern sind die groß gewordenen Felder kahl! Deshalb leben inzwischen mehr Haussperlinge als standorttreue Schwarmvögel und Allesfresser in den winterwärmeren großen Städten. Berlin hat mit 30 Sperlingen pro 10 Hektar vor Hamburg und Köln die höchste Spatzendichte in der Bundesrepublik. Es sind jedoch nicht nur Haussperlinge, die unsere Städte frequentieren, um sich dort erfolgreich zu vermehren. Auch ihre Vettern und Basen, die noch schöneren Feldsperlinge, haben die Städte schon für sich entdeckt. Natürlich leben die einen wie die anderen auch in der Stadt nicht gefahrlos. Katzen stellen ihnen erfolgreich nach, Menschen zerstören – verbotener Weise! – ihre Nester, Häher, Elstern und Krähen greifen sich Eier und Jungvögel. Selbst Sperber und Habicht machen Jagd auf sie. Dennoch kann man behaupten: Mit zwei oder drei Bruten – mit jeweils vier bis sechs Eiern – pro Jahr, an der sich Frau und Mann gleichermaßen beteiligen, erhalten sie ihre Art. Und obwohl sie Schwarmvögel sind, leben sie in Dauerehe. Der Bestand der Haussperlinge, die gern auch Untermieter in den großen Stor-

chennestern sind, wird für Deutschland – je nach Winterverlauf und Verlusten auf fünf bis zehn Millionen geschätzt. Überraschender Weise haben unsere Sperlinge es aber auch geschafft, zu Kosenamen zu werden. „Mein Spätzchen“ oder „Spatzl“ in Bayern und Österreich sind sehr gebräuchlich. Doch auch im Schimpf sind sie als „Dreckspatz“ und „Mistfink“ gelandet. Der erste ist ihrer Lust und Notwendigkeit geschuldet, sich im trockenen Sand und Staub gegen Federlinge und Lausfliegen zu baden. Den Mistfinken haben sie sich erworben, weil sie den Pferden folgten, die Hafer fraßen. Nicht alle Körner wurden verdaut. Und ehe die Pferdeäpfel düngend in den Genüsebeeten der Gärten verschwanden, kamen die Sperlinge schon flugs herbei und klaubten die Körner heraus. So ist es noch immer! Kuchen vom gastronomischen Kaffeetisch ist allerdings gleichermaßen begehrt! Weltweit soll es noch 500 Millionen Sperlinge geben. Bei uns gelten die beiden heimischen Arten als nicht bedroht. Möge es so bleiben. TEXT UND FOTOS: WOLF SPILLNER MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017



SCHWERINER CITY

Hier vergeht die Zeit wie im Fluge In den Schweriner Höfen lässt es sich auf angenehme Art verweilen Die von Hochbeeten umsäumte Terrasse am Kreativkaufhaus Schwerin ist mit Liebe zum Detail gestaltet.

Fotos: GEBERT management UG

Licht durchflutet den Brunnenhof. In dem von einem prächtigen Pfau bewachten Keramikbrunnen plätschert leise das Wasser. Die gemütlichen Bänke rundherum sind viel genutzt. „Dieser Ort ist für mich zu einem wunderbaren Treffpunkt für Verabredungen in der City geworden“, sagt Margot Teichmann. „Und wenn meine Freundin mal etwas später kommt, mag ich es gern, hier zu sitzen und die Blicke schweifen zu lassen.“ Hektik ist in den Schweriner Höfen fehl am Platz. Hier trifft man sich, legt einfach eine Pause ein und genießt. Und dennoch vergeht die Zeit wie im Fluge, weil sich dem Auge überall besondere Hingucker bieten: grüne und weiße Sessel vor dem Blueberry im Tabakhof, Sitzgelegenheiten auf den Terrassen zum Marienplatz und im Klöresgang oder die „Mosaikbank“ neben der Stadtbibliothek, die im vergangenen Jahr von der Künstlerin Karin Weiss gestaltet wurde. Sie lassen den Gästen des innerstädtischen Quartiers die Wahl, wo sie innehalten und wie lange sie verweilen möchten. „Uns lag viel daran, mit der Umgestaltung unseres Wohn- und Geschäftsviertels auch die Aufenthaltsqualität zu verbessern“, erklärt Gerd Bockisch, Manager der Schweriner Höfe. Gemeinsam mit den Mitgliedern der Werbegemeinschaft ist genau dies in den vergangenen Jahren gelungen. 64

So sind bei schönem Wetter die Terrassen der Gastronomen Magneten für alle, die auf der Suche nach einem Platz für ein Weilchen Ruhe in der Sonne oder wahlweise im Schatten sind. Im Klöresgang steuern Spazier- und Müßiggänger besonders bei Sonnenschein etwa das Platon | Kultur & Speisen oder die erhöhte Terrasse vor dem Kreativ Kaufhaus an, wo sie neben leiblichen Genüssen auch Kreatives erwartet. Die Plätze in und vor dem Café Jan Cornelius sind tagtäglich gut angenommen. Volker Schröder und seine Lebensgefährtin sind inzwischen Stammgäste: „Wenn wir Zeit haben, genießen wir hier den – wie wir finden – besten Kaffee der ganzen Stadt. Bei schönem Wetter natürlich draußen.“ Im windgeschützten Capitolhof sind besonders in den Abendstunden die Plätze unter freiem Himmel überaus begehrt. Am belebten Marienplatz bedienen die Teams von Hans & John sowie der Hotdog MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017


SCHWERINER CITY Station die Kunden an der frischen Luft. Überdacht können die Besucher der Schweriner Höfe sowohl im Tabakhof als auch im Brunnenhof Platz nehmen und die Blicke über die architektonische Schönheit und das Leben in dem Quartier streifen lassen. Wer komfortabel Platz nehmen und gleichzeitig noch unterhalten werden möchte, ist im Filmpalast Capitol an der richtigen Adresse. Moderne Technik für Bildprojektion und atmosphärischen Raumklang, genossen in noblen Ledersitzen mit großer Beinfreiheit verschaffen den Cineasten mitten in den Schweriner Höfen einen Hochgenuss bei Filmkunst oder Blockbustern. Auch in dem Premiumkino legt man großen Wert auf die Aufenthaltsqualität. Gemütliche Lounges überall verkürzen in angenehmer Atmosphäre die Wartezeit auf’s große Leinwandabenteuer. So vielfältig und besonders, wie die Schweriner Höfe, sind auch die Verweilmöglichkeiten in dem innerstädtischen Quartier. Ob zu einer kurzen Pause mit Eis, einem Schwätzchen beim Wein, einem Kulturerlebnis oder dem Essen mit Freunden und Familie am Abend: Jeder kommt auf seine Kosten. GeHa

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Bei Hans & John sitzt man mitten im Geschehen, direkt auf dem Marienplatz.

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Dass die historische Schlossbrücke 1984 in ihrem Originalzustand wiederhergestellt wurde, ist auch Friedhelm Boese zu verdanken.

Statt Neubau Stadtquartiere mit Charakter schaffen Immobilienentwickler Friedhelm Boese hat ein Faible für denkmalgeschützte Gebäude Wenn jemand „in Immobilien macht“, hat er schnell einen Ruf als Hai weg. Als jemand, der rasch Millionen verdient und ebenso rasch auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Ganz anders der Immobilienentwickler Friedhelm Boese. Er hat einen langen Atem. Der gebürtige Potsdamer lebt seit über 40 Jahren in Schwerin. Und die sichtbaren Spuren, die er mit seiner Arbeit hinterlassen hat, können ihn stolz machen. 66

chon ab 1974 war der Diplom-Bauingenieur mit den Stukkateuren seines damaligen Betriebes VEB Stuck und Beton an der Restaurierung des Thronsaals und der benachbarten Räume im Schweriner Schloss beteiligt. Die ersten Großprojekte setzte er zehn Jahre später als Direktor des VEB Denkmalpflege um: den Wiederaufbau des abgebrannten Schlossgarten-Pavillons und der zerfallenen Schleifmühle und insbesondere die Restaurierung der denkmalgeschützten Schlossbrücke. Damals war Schwerin noch sozialistische Bezirksstadt und die meisten Schweriner kannten die Brücke nur ohne ihren architektonischen Schmuck, Kandelaber und Schilderhäuser. So sollte ursprünglich nach Einsturzgefahr auch die nackte Betonbrücke wieder aufgebaut werden, wie üblich! Doch, so Boese, „alte Schweriner kannten den reich verzierten Originalzustand und die Pläne dazu fanden wir auch. Wenn überhaupt, dann hatten wir jetzt die Chance, ihn wieder herzustellen.“ Ein Kraftakt, der gelang. Die notwendigen Finanzen besorgte er über den Generalkonservator der DDR. Das fachliche Können brachten die Stukkateure und Steinmetze seines Betriebes mit. „Wir hatten 1978 mit 20 Fachleuten begonnen und Mitte der 80er Jahre bereits über 200 Mitarbeiter, Handwerker, Architekten, Restauratoren", schwärmt der gelernte Stukkateur noch heute, „ein großer Fundus an handwerklichem Können.“ Die Schweriner waren von ihrer neuen alten Brücke begeistert. Und die Bezirksgewaltigen schmückten sich mit der Leistung eines Betriebes, den sie anfangs am liebsten zerschlagen hätten. Doch diese Arbeiten und die fortgesetzte Restaurierung am Schweriner Schloss waren die beste Werbung für den VEB Denkmalpflege, der von da an auf allen Vorzeige-Baustellen der DDR wie Semper-Oper und Konzerthaus am Gendarmenmarkt in Berlin eingesetzt wurde. Der Erhalt wertvoller Bausubstanz lag Friedhelm Boese, der in Weimar studiert hatte, von Anfang an besonders am Herzen. Das war in der DDR nicht leicht umzusetzen, denn es mangelte nicht nur am Material, sondern gerade in Schwerin am Bewusstsein. „Ich habe mich immer über den Verfall unserer schönen Stadt geärgert. Als der Große Moor gesprengt werden sollte, schrieb ich böse Briefe an die Verantwortlichen", erinnert er sich, „leider ohne Erfolg.“ Irgendwann war ihm das Bauen so verleidet, dass er sich ab 1987 als Sekretär des Kulturbundes ausschließlich mit Denkmalpflege und Heimatgeschichte befasste. Dort hatte er schon seit 1974 Mitstreiter in Sachen Denkmalschutz sowie in den Künstlern und Intellektuellen Gleichgesinnte gefunden. Diese besondere Einstellung zu Bauwerken und Menschen hat sich Friedhelm Boese auch als Immobilienentwickler nach 1990 bewahrt. Wenn er über seine Arbeit spricht, sagt er immer „Wir“. „Ich wollte nie allein arbeiten, habe immer Partner gesucht“, betont er. „"Wir" sind seine ehemaligen Kollegen und Mitarbeiter, die er auf vielen Baustellen nach der Wende wiedertraf; „Wir" sind seine Mitstreiter in der Neubau Gruppe; „Wir“ ist auch seine Ehefrau. Heike Boese verwaltet heute die Schweriner Höfe, das erste innerstädtische Quartier, das die Firma ihres Mannes vor über 20 Jahren entwickelt und errichtet hat. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017


Im April 1998 als WURM eröffnet, war das verwinkelte und zugebaute Gebiet mitten in der Altstadt eine echte Herausforderung. Das in den 30er Jahren gebaute Kino, die ehemalige Tabakfabrik Unitas, das Verwaltungsgebäude an der Ecke Wismarsche zur Arsenalstraße, einst Mecklenburgische Bank und Versicherungs AG, die kleinen Höfe und Gassen mussten einer neuen, zeitgemäßen Nutzung zugeführt werden. „Und zeitgemäß", erinnert sich Friedhelm Boese, „bedeutete damals nicht, es zu entkernen und ein großes Shoppingcenter mit Parkhaus hineinzusetzen. Damals sollte Schwerin ausschließlich Passagen und eine autofreie Innenstadt bekommen. Es ist natürlich schwieriger, in einer gewachsenen und denkmalgeschützten Struktur eine zukunftsträchtige Nutzungsvielfalt zu entwickeln. Aber wenn wir im Mai 20 Jahre Schweriner Höfe feiern, können wir auf ein urbanes Quartier mit besonderem Charakter blicken. Hier wohnen und arbeiten hunderte Menschen, können essen und einkaufen, Kultur und Kunst genießen, etwas für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden tun." Doch wie an einem Schloss ist in so einem Quartier stets etwas zu tun, vor allem, wenn in direkter Nachbarschaft zwei große Einkaufstempel Kunden und Ladeninhaber locken. Die Revitalisierung der Höfe, an der Heike Boese gerade sehr intensiv arbeitet, braucht viel Kreativität. Wie die Offenheit für Ideen überhaupt die Mutter der Immobilienentwicklung sei, erklärt Friedhelm Boese. „Um Stadtentwicklung und Nachhaltigkeit habe ich mich bei allen Projekten bemüht." Und er hatte auch Glück. Nach 1990 fand er in einem hanseatischen Kaufmann einen Partner, mit dem er die Unternehmensgruppe Neubau mit Sitz in Schwerin gründete und mit dem ihn über das Geschäftliche hinaus Vertrauen und Freundschaft verbindet. In den vergangenen 25 Jahren setzten sie mit zeitweilig mehr als 30 Mitarbeitern etwa eine halbe Milliarde Euro in Investitionsvorhaben in Westmecklenburg, Hamburg und Berlin um. Ein Highlight war die denkmalgeschützte Freie Volksbühne Berlin, die sie 1999 nach fünf Jahren Leerstand erworben und zum „Haus der Berliner Festspiele" gemacht haben. Oder das ebenfalls unter Schutz stehende Telefunkengelände in Berlin, das nach dem Krieg bis zum Abzug der Alliierten bis zu 6.000 amerikanische Soldaten beherbergte. Mit Gefühl für die Menschen und die bestehenden Gebäude entwickelten sie dort neben mehr als 500 modernen Loftwohnungen die Infrastruktur für eine „Stadt in der Stadt“, schufen Schule und Kita, Einkaufs- und Freizeitangebote, erhielten Sportplatz, Kirche, Kino und sogar das Museum der ehemaligen Zivilangestellten. „Obwohl der Name es glauben lässt, haben wir nie neu und auf grünen Wiesen gebaut, sondern immer versucht, das Vorhandene zu entwickeln, nicht über die Köpfe der Menschen hinweg, sondern in ihrem Sinne Identität zu schaffen. Dabei wagten wir uns sehr oft an denkmalgeschützte Gebäude, für andere Immobilienentwickler ein Grauen." In ihrer Heimatstadt und der Umgebung haben Boeses viele Lieblingsplätze, die sie in ihrer freien Zeit gern aufsuchen. Plätze, an deren Gestaltung der Ehemann mitwirkte, Schlossbrücke, Schleifmühle, Schlossgartenpavillon. Und das Werk 3, das der Immobilienentwickler 1994 als Kohleschuppen erworben und erst zu einem Café und jetzt mit seiner Frau zu einer beliebten Kleinkunstbühne machte. Die 60 Plätze werden aber für die Feier zum 70. Geburtstag Friedhelm Boeses im August wohl nicht reichen, denn schon der engste Familienkreis umfasst 40 Menschen.

Mit den Schweriner Höfen gelang Friedhelm Boese ein Stadtquartier mit besonderem Charakter. Ehefrau Heike ist nun dabei, es zu revitalisieren und zukunftsträchtig zu gestalten. Das Gesundheitszentrum Gusanum verbindet altes Gemäuer mit modernster Medizintechnik.

Den alten Kohlenschuppen sieht man dem an den Kreuzgang des Doms gebauten Werk 3 nicht an.

TEXT UND FOTOS: BIRGITT HAMM MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017

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UNTERNEHMEN

GESCHICHTE ZUM ANFASSEN Der Historische Bahnhof Gadebusch feiert 120. Geburtstag Wenn ein Bahnhofsgebäude seinen Ehrentag begeht, gibt es für die Gäste einiges zu erleben. Darum wird es in Gadebusch im Herbst historisch. Beinahe auf den Tag genau feiert der Historische Bahnhof Gadebusch am 14. Oktober seinen 120. Geburtstag. Denn am 12. Oktober 1897 erfüllte sich mit der Eröffnung der Bahnstrecke Rehna – Gadebusch – Schwerin durch die Großherzogliche Mecklenburgische Friedrich-FranzEisenbahn ein lang gehegter Wunsch vieler Menschen in der Umgebung. Entsprechend freudig empfingen die Einwohner der Orte an der Radegast die Bahn. Ursprünglich sollte die Strecke lediglich ein Teilstück sein. Doch der Lückenschluss von Rehna nach Schönberg und damit ein direkter Anschluss nach Lübeck, Hamburg oder Kiel fehlt bis heute und sorgt seit Jahren immer wieder für Gesprächsstoff.

Darum soll es bei der Riesen-Geburtstagsparty im Herbst nicht gehen. „Wir werden am Vormittag mit einem bunten Programm für die ganze Familie starten“, verrät Martin Burtzlaff, Geschäftsführer des Historischen Bahnhofs. Das gesamte Außengelände rund um den Bahnhof wird zur Partymeile. „Der Salonschlafwagen kann besichtigt werden“, so Burtzlaff. „Vor allem die Funk-, Steuer- und Heiztechnik des Wagens aus dem Jahr 1968 zieht immer wieder Interessierte an.“ Besonders spannend sei, dass ausschließlich Westtechnik verbaut wurde. „Und das in einem Wagen aus dem DDR-Regierungszug“, erzählt Burtzlaff.

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Auch kulinarisch kommen Geschichtsfans auf ihre Kosten. „Speisen und Getränke sollen an das Ende des 19. Jahrhunderts erinnern“, berichtet der Tourismusexperte Burtzlaff von seinen Plänen „und darum kreieren wir eine eigene Karte, die einen kleinen Abstecher in diese Epoche unternimmt.“ Ein Stück weiter zurück geht es an diesem besonderen Tag auch. Denn die historisch bedeutsame Schwedenschlacht im Dezember 1712 in der Nähe von Gadebusch, in der die Schweden die Dänen besiegten, wird mit Zinnfiguren nachgestellt. „Frank Rohmann, als ehemaliger Initiator eines Vereins, der sich jahrelang um diesen Teil der regionalen Geschichte bemüht hat, stellt die Dioramas zur Verfügung“, erklärt Burtzlaff. Einen weiteren Höhepunkt bildet abends die Crivitzer Band „Tripod“, die nach dem Büfett für die 100 Gäste spielen wird. Auch wenn viele Aktionen um den Bahnhof herum geboten werden, steht doch das Gebäude selbst im Mittelpunkt. Der Eigentümer Holger Hempel wird in seiner Eisenbahner-Uniform nachmittags zwei Führungen anbieten. Insbesondere aufgrund der knapp 18-monatigen Sanierungszeit, durch die er das Gebäude wie seine Westentasche kennenlernte, kann er viele Anekdoten zum Besten geben. Seit Mai 2012 erstrahlt das Gebäude wieder und beherbergt das Restaurant, eine Hochzeitssuite sowie Büroräume. Viele Details, wie die Lautsprecherdurchsage eines Bahnhofs, die Anmutung einer Lok im Saal oder Elemente in der Einrichtung nehmen das Zug-Thema auf. Im einstigen Wartebereich begrüßt noch immer das große Gemälde aus dem Jahr 1965 vom Burgsee mit Blick auf die Kirche die Gäste. Zudem gewährt ein kleines Eisenbahnmuseum einen Einblick in die Besonderheiten der Bahn. Daneben komplettiert eine Lok aus den 1950-er Jahren vor der Tür in eigens eingelassenen Schienen das Bahnhofsbild. KARLA MÖLLER

1. Eigentümer Holger Hempel (links) und Geschäftsführer Martin Burtzlaff vor dem historischen Bahnhof Gadebusch. 2. Holger Hempel und Martin Burtzlaff planen gemeinsam die Feier zum 120. Geburtstag. 3. Martin Burtzlaff organisiert die Party. 68

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KOLUMNE

WUNSCHLOS GLÜCKLICH Wunschlos glücklich war ich noch nie. Aber meiner Nachbarin gönne ich es sehr. Sie hört in unserem hellhörigen Haus spät abends jeden meiner Schritte und wünscht sich inständig, dass ich schwerelos durch meine Wohnung gleiten könnte. Ich verhalte mich nämlich wie ein Goldhamster. Ich bin nachtaktiv. Ihr Wunsch gehört zu den unerfüllbaren Wünschen. So wie der eines neunjährigen Mädchens an das Christkind. Auf dem Wunschzettel stand „Helene Fischer soll am Weihnachtsabend zu mir nach Hause kommen. Bitte aber nur ein Lied singen, wir müssen dann weiter zur Oma.“ Auch ich habe Wünsche, die nie in Erfüllung gehen werden. Es funktioniert einfach nicht, wenn ich mir wünsche so fix abzunehmen wie der Akku von meinem Smartphone oder so viel zu verdienen wie ich arbeite. Hat Wilhelm Busch tatsächlich recht, wenn er behauptet: „Worauf man am meisten drauf erpicht, gerade das bekommt man nicht.“? Prominente können das widerlegen. Die buchen nicht nur eine Hotelsuite, sondern stets auch Sonderwünsche. Nicole Kidman ordert immer ein Laufband, Jennifer Lopez eine Raumtemperatur von genau 25,5 Grad und Madonna Rosen, deren Stiele exakt auf 15,24 Zentimeter

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beschnitten sind. Bei solchen Wünschen reagieren die Hoteliers mit dem Werbeslogan von Toyota – „Nichts ist unmöglich“. Das flüstere ich auch immer, wenn ich auf meine Wunschliste blicke. Zwei meiner Wünsche will ich verraten. Vor über dreißig Jahren hat mir Michy Reincke einen Floh ins Ohr gesetzt, als er trällerte „mit einem Taxi nach Paris.“ Wie oft habe ich mir gewünscht, das auch zu tun, wenn ich nicht mehr eingezäunt leben muss. Und als die Mauer dann tatsächlich fiel, verschwanden leider auch meine gut bezahlte Arbeit und mein Wunsch auf der Warteliste. Bisher war ich nicht so wagemutig wie ein Elektriker aus Norderstedt. 2015 ist er tatsächlich für 1.300 Euro einfach mal so mit einem Taxi nach Paris nur für einen Tag. Der Vierzigjährige freut sich schon jetzt, dass er einmal im Altersheim was zu erzählen hat. Auch den zweiten Wunsch auf meiner Liste habe ich mir noch nicht erfüllt. Seit Jahren will ich einmal so lautstark wie Astrid Lindgrens Räubertochter Ronja den Frühling begrüßen. Aber der Frühling ist mir in den letzten Jahren immer so schnell weggerannt. Die erste Nachahmerin werde ich allerdings auch hier nicht sein. Der Regisseur des Films notierte nämlich

am 13. Juni 1984, als die letzte Szene gedreht wurde, in seinem Arbeitsbuch: „Um 16.15 Uhr stieß das Team einen Frühlingsschrei aus, dass die Elche in Ohnmacht fielen, der See Blasjö sich zwölf Meter senkte und die Dachse ihren Bau mit Topfdeckeln schützten.“ Es wird Zeit, dass ich mir meinen Wunsch nach dem Frühlingsschrei endlich erfülle. Wunschlos glücklich werde ich danach jedoch auch nicht sein. Nicht einmal dann, wenn alle meine Wünsche von der Liste abgearbeitet sind. Denn in diesem Fall hat Wilhelm Busch tatsächlich Recht. Er behauptet: „Ein jeder Wunsch, wenn er erfüllt, kriegt augenblicklich Junge.“ Und besonders günstig ist die Zeit für Wunschgeburten, wenn die Sternschnuppen wieder wie verrückt vom Himmel purzeln.

Ditte Clemens

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Von der Paule in die Schelfe Die neue Adresse von i&a i&a – das ist der Kosmetik-Salon der Schwestern Iris und Annette. Gute 22 Jahre hat er in der Paulsstadt sein Zuhause. Die Stammkunden von Iris und Annette kennen ihren Weg zum Salon seit der Stunde Eins und finden ihn blind. Das ändert sich bald. Der Salon zieht um, von der Paule in die Schelfe. „Wir haben ein Ladengeschäft in der Schelfstadt gekauft und sind dabei, umzubauen, einzurichten, zu gestalten. Ich freue mich auf die neue Adresse“, sagt Annette Bernhardt, die Geschäftsführerin. Sie ist die jüngere der beiden Schwestern. Das Handwerk hat sie bei der Älteren, bei Kosmetikmeisterin Iris Heintze, gelernt und später ihr Wissen mit einer Weiterbildung zur Bürokauffrau vervollkommnet. Ihr Spezialgebiet ist das Conture make up, die „Hohe Schule“ der Kosmetik. „Es ist nicht so“, sagt sie, „dass wir unseren guten alten Salon nicht mehr mögen, wir lassen eine Menge Erinnerungen zurück. Aber nach 22 Jahren hat man einfach Lust auf Neues. Wir wechseln den Ort, aber nicht das Team und auch nicht unsere Philosophie und unser Angebot.“ Mitten in der Schelfstadt, zwischen Café Rothe und Weinhaus Wöhler wird der i&a-CosmeticSalon für seine Stammkundschaft schnell zu finden sein. Vor neuen Tapeten vertraute Gesichter – Iris, Annette, Ingrid, Ilona, Julia und Katja – sie bleiben ein Team und vertreten auch im dritten Firmenjahrzehnt die Philosophie, mit der i&a-Cosmetic begonnen hat. Ihr Konzept heißt natürliche Schönheit. Die Betonung liegt auf Natürlichkeit, trotz aller raffinierter Erfindungen der Schönheitskunst. Annette Bernhardt: „Ein Gesicht ist schön, wenn es das Maß der MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017

Mittel wahrt. Nicht jedes Kleid passt auf jede Frau, und so hat auch jedes Gesicht seinen eigenen Charakter. Das eine wird schöner durch den Lidstrich, das andere durch die Korrektur der Lippen. Unsere Mitarbeiterinnen Julia und Katja sind professionelle und sensible Conture make upSpezialistinnen.“ Das Angebotsmenü wird auch zukünftig heißen: Für unsere Kunden das Beste. Auch im neuen Salon gibt es traditionelle und apparative Kosmetik mit allem, was dazu gehört. Die altbewährten Kosmetikbehandlungen können kombiniert werden mit innovativen Faltenkillern wie Microdermabration, Ultraschall und dem Microneedling. Die Nachfrage nach Conture- oder

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Permanent make up ist groß. Es ist der Wunsch nach Schönheit, die ohne das tägliche Schminken und Abschminken lange hält, die Regen und Wind, Freudentränen und Angstschweiß übersteht, die akkurat und einfühlsam mit dem Long Time-Liner im Gesicht der Kundin das nachzeichnet und betont, was ihm individuelle Schönheit verleiht. Annette Bernhardt kann das. Sie hat sich ganz und gar auf Conture make up spezialisiert und zählt zu den Top-Lineristinnen in Deutschland. Die Wartezeiten auf ihrer Terminliste sind lang. Sie erzählt die kuriose Geschichte von einer Frau aus Dortmund, die beim Einchecken auf die AIDA in New York mit einer Frau aus

Spornitz ins Gespräch kam, ihr fasziniert auf den Mund schaute und sagte: Solche Lippen will ich auch haben. „Die Frau aus Spornitz gab ihr meine Adresse“, sagt Annette Bernhardt, „sie ist meine Kundin. Die Frau aus Dortmund nun auch.“ In den ersten Septembertagen ist es soweit. Der Salon zieht um. Die Eröffnungsfeier wird im Kellergewölbe des Ladengeschäftes stattfinden. Annette Bernhardt: „Wir werden diesen wunderschönen Raum für Feste, Vorführungen und für besondere Ereignisse nutzen. Der Umzug von I&A Cosmetics von der Paule in die Schelfe im September soll das erste besondere Ereignis sein.“ ASTRID KLOOCK

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KUNST

Am Schlossgarten, Öl, 2017.

Julius Zielke, Öl, 2013.

Stillleben mit Jacke, Ö̂l, 2010.

Andreas Tessenow.

Im Rausch der

FARBEN Die untergehende Sonne schafft es immer wieder. Sie verwandelt Güstrow mit ihrem Licht so, dass völlig neue Sichten auf die alte Stadt entstehen. Dem Künstler Andreas Tessenow gelingt das auch.

Am Schlossberg, Öl, 2017.

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Das Bienenhaus als Radierung, 2007.


KUNST

Lora Aranjan, Öl, 2011.

Stadtgraben, Öl, 2015.

Bei der letzten Güstrower Kunstnacht waren seine großformatigen, farbintensiven Bilder von Besuchern umringt. „So haben wir Güstrow noch nie gesehen“, war die Meinung vieler. Begeistert aufgenommen wurden auch seine Radierungen. Andreas Tessenow hatte den feinen Linien Grazie verliehen und das Magische, Mystische und Märchenhafte der Stadt gezeigt. Neben den Stadtansichten und zahlreichen farbenfrohen Porträts von jungen Menschen zeigte er in der Ausstellung auch ein Porträt von Barlachs Lebensgefährtin Marga Böhmer. Ein Bild in leisen Farbtönen. Die Darstellung lässt teilhaben am Schmerz nach dem Tod des geliebten Mannes. Sie offenbart aber auch die Stärke von Marga Böhmer, die so vehement um den Erhalt von Barlachs Werken gekämpft hat. In den Armen einer einmaligen Landschaft zu leben, hat Barlachs künstlerischem Schaffen gutgetan. Auch Andreas Tessenow kommt in diesen Genuss. Zusammen mit seiner Frau lebt er in Siemitz, einem kleinen mecklenburgischen Dorf nahe bei Güstrow. Sie wohnen in einem geschichtsträchtigen Haus. Heinrich Tessenow, ein berühmter Architekt, Vertreter der Neuen Sachlichkeit und Großonkel von Andreas Tessenow, ließ es von 1943 bis 1945 für sich als Alterswohnsitz umbauen. 1995 haben Andreas Tessenow und seine Frau das Haus erworben. Es ist sachlich und schlicht und vielleicht deshalb so voller Harmonie. Selbst an regnerischen Tagen dringt alles Licht, dass einem Himmel voller grauer Wolken noch verbleibt, durch alle Räume. Den Urzustand dieses Hauses wieder herzustellen war mühevoll. Viele Jahrzehnte wurde es als Dorfkonsum genutzt. Als das Linoleum im Eingangsraum entfernt wurde, kam der aus Heinrich-Tessenow-Zeiten stammende Steinfußboden mit Yin-Yang-Symbolik wieder zum Vorschein. Im Kaminzimmer steht ein vom Reformarchitekten entworfener Schrank aus dem Jahre 1905, den Andreas Tessenow in Kindertagen zur Aufbewahrung seiner Schulsachen benutzen durfte. Seiner Mutter erschien ‚dit oll Schapp‘, wie sie das Büfett bezeichnete, zu schlank und deshalb unpraktisch für die Aufbewahrung des guten Geschirrs. „Ein ganzes Leben lang vermittelte mir dieser Schrank ein Gefühl für Funktionalität und Ordnung“, sagt Andreas Tessenow. In seinem Elternhaus in Retschow, einem Dorf bei Bad Doberan, gab es außer altem Mobiliar auch einen rostigen Nagel am Küchenfenster. Daran hängte der kleine Andreas still und leise seine ersten „künstlerischen“ Werke. Alle Besucher, die kurz mal in die Küche des LPG-Vorsitzenden kamen, und das waren nicht wenige, wurden zu Bewunderern seiner Märchenillustrationen. Sein künstlerisches Tun an die große MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017

Glocke zu hängen war auch später nie seine Art. Es gab keinen Druck durch Ausstellungen bekannter zu werden, weil er einen Beruf hatte, mit dem er sein Brot verdiente. Von 1978 bis 2014 war er Lehrer für die Fächer Kunst und Geschichte an der Güstrower EOS „John Brinckman“ und später am Gymnasium. Einen Lehrer für Kunst zu haben, der auch ein Künstler ist, war für seine Schüler eine glückliche Fügung. Von einer Abiturklasse gab es zur Abschlussfeier nicht nur eine Danksagung als Geschenk, sondern obendrein noch eine Uhr. Nicht irgendeine, sondern eine, die Großonkel Heinrich 1910 entworfen hatte und die bis Anfang der 60er Jahre in Serie produziert wurde. Die Erinnerung an seine Schüler bewahrt er sich auch durch seine zahlreichen Porträts. Er kannte sie gut vom Unterricht her, von Fahrten nach Weimar und Rom, von Lagerfeuerabenden in Siemitz und von den Führungen durch das Heinrich-Tessenow-Haus. Er hat ihnen Kunst und Geschichte begreiflich gemacht. „Jetzt habe ich es endlich verstanden.“ Diese Worte, die wie Musik in den Ohren eines Lehrers klingen, bekam Andreas Tessenow jedoch schon zu hören, als er noch gar kein Lehrer war. Bereits als Schüler konnte er in seinem Heimatdorf anderen Kindern helfen, dass der in der Schule vermittelte Unterrichtsstoff ihnen nicht mehr wie böhmische Dörfer vorkam. Das freute ihn. Riesengroß war die Freude Jahre später, als er nach dem Abitur einen der begehrten Studienplätze bekam, um Kunsterziehung und Geschichte zu studieren. „Die Ausbildung am Leipziger Institut für Kunsterziehung an der Karl-Marx-Universität ließ großen subjektiven Spielraum“, sagt Andreas Tessenow. Es wurde vermittelt, dass Kunsterzieher selber Künstler sein müssen. Mit dieser Haltung kam er als junger Lehrer nach Güstrow. Im Geschichtsunterricht hat er einmal seine Schüler gefragt, ob sie im Klassenraum einen Gegenstand aus der Weimarer Republik entdecken. Einer zeigte auf seine Brille. Der junge Mann lag richtig. Sie ist kein Duplikat einer John-Lennon-Brille, sondern wurde von einem alten Güstrower bei einem Optiker abgegeben und von Andreas Tessenow gekauft. Er ist ein Bewahrer von Historischem und als Künstler bestrebt, das Wesentliche zu erfassen. Die klaren Linien, die besondere Perspektive und die außergewöhnliche intensive Farbigkeit verleihen dem von ihm gemalten Menschen, Häusern und Landschaften eine Größe, die ihnen gebührt. TEXT UND FOTOS: DITTE CLEMENS

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BUCHTIPPS

Ratzbatz alle Zahlen weg Eine märchenhafte Reise durch Schwerin Stadtrundgänge, Landesgeschichte, Jahreszahlen – für jüngere Kinder meist eine eher langweilige Angelegenheit. Nicht so in dem Buch „Ratzbatz – alle Zahlen weg“ von Ditte Clemens und Steffen Jähde. In ihrer spannenden und fantasievollen Erzählung lernen die Kinder auf märchenhafte Weise die Stadt Schwerin kennen. Eine Art „Reiseführer“ dabei ist die Seejungfrau Schiwa Schmalitzki, die auf der Suche nach einem Ehemann durch Schwerin streift. Sie fliegt auf den Dom, spaziert durch den Schlossgarten, wandert über die Insel Kaninchenwerder und begegnet dabei interessanten Herren: Dem Generalpostmeister Heinrich von Stephan, dem Großherzog Friedrich Franz II. dem Retter aus Seenot vom Brunnen am Bahnhof und noch einigen anderen – aber keine dieser steinernen Herren (sie sind ja Denkmäler) will Schiwa. Denn jeder, der sie einmal getroffen hat, nennt sie nur die „bösartige Schlammnudel“. Schiwa ist wütend, dreht an ihrer Zauberlocke,

Mein kleines Wohlfühlbuch 30 Tage - 30 schöne Momente für mich Hier geht es vor allem um das eigene Wohlbefinden, bessere Laune zu bekommen, zu entspannen, ein paar Minuten am Tag etwas Gutes zu tun – für sich. Das kleine Wohlfühlbuch begleitet seine Leser 30 Tage lang mit kurzen Aufgaben, die keine Mühe machen und gut im Alltag unterzubringen sind. Umarme einen lieben Menschen, genieße in aller Ruhe ein Stück zartschmelzende Schokolade oder gehe spazieren und lasse Dir die frische Luft um die Nase wehen. Um dies alles bewusst und nachhaltig zu tun, geben Simone Hermerath und Sonja Kurzbach in diesem Büchlein interessante Anregungen, Tipps und Erläuterungen, die zu mehr Wohlfühlmomenten inspirieren sollen. Simone Hermerath, Sonja Kurzbach 68 Seiten, Broschur, durchgehend illustriert ISBN 978-3-95799-021-1

sagt „Ratzbatz“ und lässt mit Hilfe ihres fliegenden Staubsaugers alle Zahlen verschwinden. Eine Welt ohne Zahlen? Schrecklich! Der zehn Jahre alte Henning macht sich gemeinsam mit Katze Rosti auf, um die Zahlen wieder in die Welt zu holen. Wer ihnen dabei hilft, welche Tricks sie anwenden, um Schiwa Schmalitzki wieder zurück in ihren Unterwasserpfaffenteichpalast zu schicken – das wird amüsant und lehrreich (aber ohne Zeigefinger) von Ditte Clemens erzählt, ergänzt durch die märchenhaft-bezaubernden Zeichnungen von Steffen Jähde. Ein Buch für Kinder und Eltern – zum Vorlesen und selber lesen. KARIN GUSTMANN

Ditte Clemens, Steffen Jähde 68 Seiten, Broschur, illustriert ISBN 978-3-95631-425-4 Shaker Media GmbH

Mein kleines Achtsamkeitsbuch Ein Begleiter für mehr Aufmerksamkeit im Alltag Achtsamkeit ist mittlerweile in aller Munde. Sie wird immer bedeutender in unserer schnellen und reizüberfluteten Welt. Achtsamkeitsübungen helfen unter anderem, zur Ruhe zu kommen und sich besser zu spüren. Aber was bedeutet Achtsamkeit eigentlich genau und wie kann man sie anwenden? In kompakten und verständlichen Erläuterungen führt die Autorin, Diplom-Psychologin Simone Hermerath, in verschiedene Bereiche der Achtsamkeit ein. Für jeden Tag gibt es einen Impuls für eine neue Achtsamkeitsübung – 30 Tage lang. Die Berliner Künstlerin Dorina Tessmann fertigte dazu bestrickende wie inspirierende Illustrationen. Ein idealer und einfacher Einstieg in ein achtsameres Leben! Simone Hermerath, Dorina Tessmann 76 Seiten, Broschur, durchgehend illustriert ISBN 978-3-95799-029-7

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Mein NichtraucherTagebuch Mit anregenden Kreativ-Übungen für ein rauchfreies Leben Endlich rauchfrei – Ein Mitmach-Buch Für alle, die überlegen, mit dem Rauchen aufzuhören, könnte das Nichtraucher-Tagebuch ein perfekter Begleiter sein. Motivierende Tipps, Notfall-Übungen, der persönliche Kalender und die wundervollen Illustrationen von Dorina Tessmann helfen dabei, dem eigenen Rauch-Programm auf die Schliche zu kommen. So wird mit dem Stift in der Hand nicht nur die Zigarette besiegt, sondern durch das Schreiben, Kritzeln und die eigenen Ideen das Nichtraucher-Tagebuch zu einem einzigartigen, witzigen Dokument über die ach so schwere Zeit und über sich selbst. Und es begleitet auch dann noch, wenn man es vielleicht nicht gleich beim ersten Anlauf schafft, der Zigarette Lebewohl zu sagen. Barbara Sommerer, Dorina Tessmann 64 Seiten, Broschur, durchgehend illustriert ISBN 978-3-95799-035-8 MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017

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AUSGELESEN

Thomas Brussig

„BESTE ABSICHTEN“ von Astrid Kloock Foto: privat

Mit dem Namen Thomas Brussig verbinden wir Erinnerungen an Bücher und Filme, die nachhaltig auf Bestsellerlisten zu finden waren. „Helden wie wir“ (1995). „Sonnenallee“ (1999). Oder „Wie es leuchtet“ (2004), ein Buch, mit dem Titel Wende-Roman geadelt. Brussig war 29 Jahre alt, als die Wende passierte. Er hatte nach dem Abitur als Möbelträger, Museumspförtner und Hotelportier gearbeitet. In den Neunzigern studierte er an der Hochschule für Film- und Fernsehen „Friedrich Wolf“ und beendete sein Studium in 2000 mit dem Diplom als Film- und Fernsehdramaturg. Thomas Brussig ist ein international anerkannter deutscher Schriftsteller. Seine Bücher wurden in 23 Sprachen übersetzt. Seine Geschichten sind unerschöpflich und vielgestaltig wie die Schicksale der Menschen, von denen er erzählt. Sein Thema in allen seinen Arbeiten heißt: Die gesellschaftliche Wende; die Zeit davor, danach und die Menschen mittendrin; wie sie purzeln, sich wenden, geschüttelt und befreit werden, gewinnen, verlieren, hoffen und träumen. Es ist etwas passiert. Es ist uns passiert. Wir werden es nicht los.

In diesem Frühjahr ist ein neuer Roman von Thomas Brussig erschienen. „Beste Absichten“. Knappe 200 Seiten, ein schmales Buch und ganz große Literatur. Brussig erzählt die Geschichte von Äppstiehn, dem Stadtindianer aus dem Prenzlauer Berg, der eines Nachts Musik hört aus einem Hinterhof-Keller. Keyboard, Trommel, Saxophon und Gesang. Äppstiehn ist fasziniert und fortan Kopf und Kümmerer der Band. Sie nennt sich DIE SEUCHE. Solange es die DDR noch gibt, proben die Musiker in einem Lichtenberger „Fresswürfel“. Äppstiehn hat einen Traum. Die Welt soll von der SEUCHE hören. In der Zeit zwischen nicht mehr DDR und noch nicht Deutschland führt Äppstiehn seine Band ins Märchenland Amerika. Der große Auftritt findet statt im Continental Divide in New York. Auf der Bühne Klaus, Sebastian, Rainer, Silke, André, Micha. Seine Freunde. Im Saal – ihre Musik. Ihr Lied fliegt hoch und landet weich. Ein Wende-Hit. Der Refrain: Es ist etwas passiert. Sogar Yoko Ono hört zu. Ein Traum.

Das Kapitel „Der Auftritt“ steht am Ende des Buches. Man liest es atemlos. Da schreibt ein Meister. Die Sätze sind übersichtlich aneinander gereiht. Die Sprache ist schlicht und voll von Dynamit – Traum, Enttäuschung, Wärme, Bitterkeit, Ironie, Trauer, Sachlichkeit. Wahrlich kein Diätangebot für den Leser. Nach dem Konzert. Yoko Ono ist gegangen, wenn sie denn wirklich da gewesen ist. Und die SEUCHE? Äppstiehn sagt: „Von der SEUCHE habe ich nie wieder etwas gehört, und manchmal glaube ich fast, es hat uns nie gegeben. Aber dann kommen mir ihre Lieder in den Sinn, und ich weiß, da war mal was gewesen.“ Der neue Roman von Thomas Brussig ist und wird sein. Thomas Brussig „Beste Absichten“, S. Fischer Verlag 2017, ISBN 978-3-10-397243-6

IMPRESSUM

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Verlag: delüx Gesellschaftsmagazin GmbH Geschäftsführer: Detlev Lüth (V.i.S.d.P.) Klöresgang 5 · 19053 Schwerin Telefon: 03 85 / 48 56 30 Telefax: 03 85 / 48 56 324 eMail: info@schwerin-deluex.de www.schwerin-deluex.de

Anzeigenpreise: Es gilt die Preisliste Nr. 5 vom 1. 1. 2016

Leitende Redakteurin: Christine Mevius Telefon 03860 / 501551 eMail: c.mevius@t-online.de

Druck:

Anzeigen: Detlev Lüth (Ltg.) · Agentur Rainer Prinzler Reinhard Eschrich · Annette Kappelar Telefon 0385 / 485630

Verkaufspreis: Einzelheft: 4,- E incl. MwSt. Jahresabo: 15,- E incl. MwSt. + Porto im Voraus Erscheinungsweise: 4 x jährlich

Bankverbindung: Sparkasse Mecklenburg-Schwerin (BLZ 140 520 00) Konto Nr.: 330 074 164

Gesamtherstellung: Wirtschaftsverlag Detlev Lüth Klöresgang 5 19053 Schwerin

Eckdrift 103 19061 Schwerin

Vertrieb: MZV - Mecklenburger Zeitungsvertriebs-GmbH

Die Zeitschrift delüx und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in multimedialen Systemen. Urheberrecht für die von delüx konzipierten Anzeigen liegen beim Verlag. Die einzelnen Beiträge geben die Meinungen der Autoren wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen. Rücksendung kann nur auf besonderen Wunsch erfolgen und wenn Rückporto beiliegt. Erfüllungsort und Gerichtsstand: Schwerin.

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Fotos: Das AgenturHaus ANZEIGE

SCHÖNES FÜR ZU HAUSE Eine schmale Straße führt zwischen weit geschwungenen Feldern und einem kleinen Wäldchen zum Gut Brook. Auf dem Weg dorthin geht der Blick über die nahegelegene Ostsee, die sich bis zum Horizont erstreckt. Still und abgeschieden liegt die liebevoll restaurierte Gutsanlage inmitten der Küstenlandschaft von Mecklenburg-Vorpommern. Lebendig und unterhaltsam aber wird es, wenn die LebensArt auf dem Anwesen ihre Tore öffnet. Bereits zum 16. Mal hält die Messe auf Gut Brook einen bunten Blumenstrauß an Inspirationen für Garten, Wohnen und Lifestyle bereit. Vom 14. bis 16. Juli 2017 erwacht Gut Brook zur LebensArt. Das strahlend weiße Gutsgebäude, die historischen Fachwerkscheunen und das großzügige Freigelände sind wie geschaffen für eine solche Veranstaltung, die getragen wird vom Charme einer extravaganten Landpartie. Unter hellen Pagodenzelten erwarten die Besucher exotische Pflanzen, Gartendekorationen, Wohnaccessoires, Mode, Schmuck, regionale Spezialitäten und vieles mehr. Damit auch das Shoppen zum stressfreien Erlebnis wird, bieten die Veranstalter erneut einen Depotservice an. Dabei werden die gekauften Waren von Servicekräften in ein Depot gebracht, aus dem sie nach dem Messebesuch abgeholt und direkt in den Kofferraum geladen werden können. Veranstalter der LebensArt in Brook ist „Das AgenturHaus GmbH“ mit Hauptsitz in Lübeck. Geöffnet ist die Messe von 10 bis 18 Uhr. Der

Eintritt beträgt 8 Euro (ermäßigt 7 Euro). Für Kinder und Jugendliche bis einschließlich 15 Jahre ist der Eintritt frei. Weitere Informationen und Impressionen sind im Internet unter www.lebensart-messe.de zu finden.

www.lebensart-messe.de

14. bis 16. Juli 2017 Gut Brook bei Klütz Boltenhagen täglich 10 bis 18 Uhr Jetzt Fan werden!

Infos: Telefon 0451 899060

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THEATER Elena Lucas in „Ravel“, einem Ballett von Jutta Ebnother mit der Musik von Maurice Ravel. Fotos: Silke Winkler

EIN BLICK VORAUS Die Spielzeit 2017/2018 im Mecklenburgischen Staatstheater

„Die Bühne scheint mir der Treffpunkt von Kunst und Leben zu sein“ – dieser Satz von Oscar Wilde (1854-1900) hat sicher heute noch Gültigkeit und könnte so auch als Überschrift über dem Programm für die neue Spielzeit des Mecklenburgischen Staatstheaters stehen. Das Publikum in Schwerin und Parchim kann sich auf 37 Premieren, rund 30 Konzerttermine, Ballett- und Operngalas freuen, ebenso auf den Schweriner Theaterball und eine Vielzahl von Gastspielen und Sonderveranstaltungen. Eröffnet wird die Spielzeit 2017/2018 in Schwerin am 16. September im E-Werk vom Ensemble des Jungen Staatstheaters Parchim mit dem Stück „Familie Braun“ – eine Bühnenfassung der mit dem Deutschen Comedy Preis ausgezeichneten ZDF-Serie. Das Junge Staatstheater Parchim bleibt seinem Credo treu, das heißt

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es gibt vorrangig Angebote für das junge Publikum – was nicht heißt, dass die ausgewählten Stücke für die Eltern- und Großelterngeneration weniger interessant sind.

Geschichte, Klassik, Glanz Schauspieldirektor Martin Nimz orientiert sich in der nächsten Saison inhaltlich in drei Richtungen: Ostdeutsche Geschichten und Biografien wie in der Uraufführung von Sasa Stanisics preisgekröntem Roman „Vor dem Fest“.

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THEATER Die zweite Richtung ist die Klassikerlinie und mit „Amphitryon“ von Heinrich von Kleist nach dem Lustspiel von Molière wird dieses Thema wunderbar bedient. Die dritte Richtung sind Stücke, die, so Martin Nimz „das Ensemble zum Glänzen bringen“. Bestes Beispiel dafür dürfte die abgründige Komödie „Sein oder Nichtsein“ werden. Steffi Kühnert (die in der vergangenen Spielzeit mit ihrer Inszenierung von Gerhart Hauptmanns „Ratten“ auch überregional erfolgreich war) inszeniert dieses Stück nach dem Film von Ernst Lubitsch – „der erfolgreichsten HollywoodKomödie überhaupt“ – für das Große Haus. Mit „Störfall“ und „Nachdenken über Christa T.“ werden zwei Texte von Christa Wolf für die Bühne im E-Werk bearbeitet. Einen Klassiker der Kinderliteratur, Astrid Lindgrens „Ronja Räubertochter“ gibt es als Weihnachtsmärchen.

Märchen und Fake-News Märchenhaftes zur Weihnachtszeit bringt auch das Musiktheater auf die Bühne mit Engelbert Humperdincks „Hänsel und Gretel“. Mit Verdis „Otello“ wird großes Musikdrama angeboten – und die Jago-Intrige in diesem Stück zeigt, was geschickt lancierte „Fake-News“ auslösen können.

Das besondere Stück in der Spielzeit 2017/2018 ist „Neues vom Tage“, eine 1929 uraufgeführte Lustige Oper von Paul Hindemith um ein skurriles Scheidungsdrama.

Fisch, Schokolade, Alkohol Die Fritz-Reuter-Bühne bietet in der kommenden Saison Kulinarisches an: Die Komödie „Kugelfisch Hawaii“ wird die Lachmuskeln der Zuschauer herausfordern. Vor allem, wenn man weiß, dass Christoph Reiche gleich in sechs Rollen auftreten wird. Um die Gefahren des – übermäßigen – Alkoholkonsums geht es in der Komödie „Noch mal von vörn“ und die Geschichte um „Ein Hart ut Schokolaad“ dürfte durchaus appetitanregend sein.

Western in Spitzenschuhen Die erste Neuproduktion für das Ballettensemble ist im E-Werk „Who Shot the Sheriff“ mit bekannten Soundtracks aus großen WesternKlassikern, choreographiert von Francesco Nappa. Einem herausfordernden spartenübergreifenden Projekt stellt sich Ballett-Direktorin Jutta Ebnother mit Joseph Haydns monumentalem Oratorium „Die Schöpfung“. Das Ballettensemble wird gemeinsam mit dem Opernchor, der Schweriner Singakademie, der Mecklenburgischen Staatskapelle und Solisten des Opernensembles auftreten.

Vampir im Schlosshof und Diva auf dem Alten Garten Im Juni 2018 zieht das Schauspielensemble mit Bram Stokers „Dracula“, dem wohl berühmtesten Vampir der Literaturgeschichte, in den Innenhof des Schweriner Schlosses – eine Spielstätte, auf deren Wiederbelebung viele Zuschauer gewartet haben. Nach dem Musical in diesem Sommer wird im kommenden Jahr wieder große italienische Oper auf dem Alten Garten gezeigt: Giacomo Puccinis „Tosca“. Eine melodramatische, packende Geschichte um Lieben und Sterben mit einer atemberaubenden, spannungsreichen Musik.

Tijana Grujic in „Margarethe“, Oper von Charles Gounod, in der Inszenierung von Toni Burkhardt.

Ausführliche Informationen zu allen Neuproduktionen und Wiederaufnahmen, Konzerten und Sonderveranstaltungen stehen im Spielzeitheft oder im Internet unter www.mecklenburgisches-staatstheater.de KARIN GUSTMANN

Die Ostsee ruft

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Besuchen Sie uns doch während der Festspiele und erleben Sie 2017 Goethes Meisterwerk „Faust“ 3. 8.-12. 8. 2017 und von Hofmannsthals Klassiker „Jedermann“ 6. 7.-29. 7., an einem der ungewöhnlichsten und atemberaubendsten Spielorte des klassischen Theaters, der St. Georgen-Kirche in der Wismarer Altstadt. Zu Fuß in 5 Minuten zu erreichen, erleben Sie so eine perfekte Kombination aus Kultur und Stadterlebnis. Übernachtungen bereits ab 129,00 Euro im Kleinen Doppelzimmer inkl. Frühstücksbüffet. Weitere Informationen unter www.hotel-alter-speicher.de 79


VERANSTALTUNGEN

Sommer 2017 Juli 30.6.-6.8. Schwerin 1.7.-23.7. Schwerin

Schlossfestspiele, „West Side Story“ Freilichtmuseum Mueß, „Pfeffermünzliquör“ Fritz-Reuter-Bühne 4.-27.7. Schwerin Orgelfeuerwerk Großer Orgelsommer 2017, Paulskirche bis 23.7. Wismar Störtebeker-Stadtführung 6.7.-29.7. Wismar FAUST, St.-Georgen-Kirche 14.7.-16.7. Neustadt-Glewe Airbeat-One Festival 14.7. Schwerin GourmetGarten, Schlossgarten 14.7. Klütz Internationales Musikflair auf Schloss Bothmer 16.7. Schwerin Zoo-Sommerfest 18.7. Schwerin MECKPROMS Eröffnungskonzert, Freilichtbühne 22.7. Neustadt-Glewe Tretbootrennen, Neustädter See 22.7.-23.7. Schwerin Street Food Event 23.7. Klütz MeckProms on Tour/Gartentag M-V, Schloss Bothmer 25.7. Schwerin Die Meistersinger von Nürnberg, Capitol 26.7. Schwerin Ein Dorf sieht schwarz, Capitol 28.7. Schwerin Wiener Sängerknaben in MV, Schelfkirche 29.7. Redefin Weltstars in Redefin, Landgestüt 30.7. Ludwigslust MECKPROMS on tour, Schlosspark

August 2.8. 3. 8.-12.8. 4.8. 11.8.-13.8. 13.8. 13.8. 15.8.-19.8. 17.-20.8. 19.8. 23.8. 26.8.-27.8.

Klütz Wismar Grabow Klütz Hasenwinkel Schwerin Schwerin Wismar Neustadt-Glewe Schwerin Schwerin

25.8.-27.8. Schwerin 31.8.-2.9. Schwerin

Kammermusikfest der Jungen Elite „Jedermann“, St.-Georgen-Kirche Klassik meets Jazz, Schützenhaus Gourmet Garten, Schloss Bothmer Hochzeitsmusiken von Mozart bis Klezmer, Schloss Nabucco von Giuseppe Verdi, Freilichtbühne Schweriner Sommerfilmfest, Schleswig-Holstein-Haus Schwedenfest Beachvolleyball-Cup, Barracuda Beach MAMMA MIA!, Capitol SommerMärchen, mittelalterliches Markttreiben, Platz an der Siegessäule Drachenbootfestival, Pfaffenteich Winzerfest, Altstädtischer Markt

September 2.9. Redefin 8.9.-10.9. Schwerin 10./17./24.9. Redefin 10.9. Alt Damerow 16.9.-17.9. Ludwigslust 16.9. Schwerin 17.9. Hohenwoos 22.9. Schwerin 22.09. Schwerin 23.9. Schwerin 23.9. Schwerin

Weltstars in Redefin, Landgestüt „Windros Festival“, Freilichtmuseum Mueß Hengstparaden, Landgestüt Erntefest auf dem Pingelhof Velo Classico Germany 17, Rathaus Pyro Games, Schlossgarten Eine Zeitreise durch die Region, Töpferhof Weltnashorntag, Zoo „Der König der Tiere“, Jürgen von der Lippe, Capitol Jedermann Radrennen Schweriner See - Lewitz, „Jetzt wird’s persönlich“, Gernot Hassknecht, Capitol Alter Garten

Oktober 1.10. 7.10. 8.10. 14.10. 15.10. 28.10. 28.10. 29.10. 80

Neustadt-Glewe Karow Klütz Schwerin Dömitz Tramm Dammereez Schwerin

BurgArt – Auf der Burg Neustadt-Glewe Herbstfest Rund um den Karower Meiler KulTOURnacht, Literaturhaus Uwe Johnson Mozarts DIE ZAUBERFLÖTE, Capitol Sonderausstellung, Innenhof der Festung Tüffelwochen in der Lewitz - Abschlussfest LaubFeuer – Der Dammereezer Park im Fackellicht „Mütze-Glatze! Simply the Pest", Mundstuhl, Capitol MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2017


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