Mecklenburg Schwerin delüx Sommer 2/2011

Page 1



EDITORIAL aus dem Gartenstuhl bei schönstem Sonnenwetter wünsche ich Ihnen eine interessante Lektüre der neuen Ausgabe unseres delüxMagazins. Mit dem Titelfoto möchten wir an die hervorragende Aufführung des „Freischütz“ auf der Freilichtbühne im Schweriner Schlossgarten erinnern. Der Spielort mit der Ergänzung durch das Bühnenbild und die Oper waren wie füreinander geschaffen. Sie haben es hoffentlich nicht verpasst, die Schlossfestspiele zu besuchen. Vielleicht haben Sie sonst noch bis zum Wochenende Gelegenheit ...

Foto: privat

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Wir präsentieren Ihnen in unserem Magazin wieder eine bunte Themenvielfalt. Unsere Autoren haben nach Geschichten in der Region gesucht, die Sie interessieren könnten, die Ihnen aber auch neu sein werden. So zeigen wir Ihnen einen schönen Garten und geben Tipps für ein gelungenes Menü mit Produkten aus der Region. Autor und Naturfotograf Wolf Spillner möchte Ihr Interesse für die Vielfalt und Schönheit der Libellen im Land wecken (Seite 8). Der Mexikaner Arturo Gama ist Oberspielleiter am Mecklenburgischen Staatstheater. Er möchte „Oper zum Mitdenken“ inszenieren (Seite 21). Aber auch rund um Bau und Sanierung haben wir das eine oder andere Bemerkenswerte gefunden.

Aktuelle Modetrends möchten wir Ihnen ebenso nahe bringen, wie einige besondere Gesundheitsleistungsangebote. Außerdem weisen wir Sie auf die kulturellen Angebote der nächsten Wochen hin – Sie sollten sie wahrnehmen! Natürlich passiert sehr viel mehr in der Region. Suchen Sie sich Ihre Veranstaltungen aus dem riesigen Angebot heraus und haben Sie bei hoffentlich schönem Wetter Freude beim Besuch. Neben alten und neuen Autos, die wir Ihnen zeigen, haben wir Elektrofahrräder getestet. Die subjektiven Erfahrungen unserer Autoren lesen Sie ab Seite 76. Selbstverständlich möchte ich Ihnen die Produkt- und Leistungsangebote der Inserenten aus der Region zur Beachtung empfehlen. Das Team des MECKLENBURG-SCHWERIN delüx wünscht Ihnen einen schönen Sommer in der Region. Viele Kulturschaffende, Vereine und Kommunen bieten Ihnen auch bei nicht strandtauglichem Wetter erlebnisreiche Tage. Ich wünsche Ihnen viel Freude mit der Sommerausgabe unseres Magazins. Ihr

Detlev Lüth

Die nächste Ausgabe erscheint im Oktober 2011 IMPRESSUM Verlag: delüx Gesellschaftsmagazin GmbH Klöresgang 5 · 19053 Schwerin Telefon: 03 85 / 48 56 30 Telefax: 03 85 / 48 56 324 eMail: delego.lueth@t-online.de Geschäftsführer: Detlev Lüth Leitende Redakteurin: Christine Mevius (V.i.S.d.P.) Tel. 03860 / 501551 eMail: c.mevius@t-online.de Anzeigen: Detlev Lüth (Ltg.) · Ursula Focke · Reinhard Eschrich Magdalena Jauert · Torsten Mutz Agentur Rainer Prinzler Tel. 0385 / 485630

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

Anzeigenpreise: Es gilt die Preisliste Nr. 4 vom 1. 1. 2010

Bankverbindung: Sparkasse Mecklenburg-Schwerin (BLZ 140 520 00) Konto Nr.: 330 074 164

Gesamtherstellung: Wirtschaftsverlag Detlev Lüth Klöresgang 5 19053 Schwerin

Druck:

Eckdrift 103 19061 Schwerin

Vertrieb: MZV Mecklenburger Zeitungsvertriebs-GmbH Verkaufspreis: Einzelheft: 4,- E incl. MwSt. Jahresabo: 15,- E incl. MwSt. + Porto im Voraus Erscheinungsweise: 4 x jährlich

Die Zeitschrift delüx und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in multimedialen Systemen. Urheberrecht für die von delüx konzipierten Anzeigen liegen beim Verlag. Die einzelnen Beiträge geben die Meinungen der Autoren wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen. Rücksendung kann nur auf besonderen Wunsch erfolgen und wenn Rückporto beiliegt. Erfüllungsort und Gerichtsstand: Schwerin.

1



4

8

24

60

73

81

Titelbild: Romantisch-gruseliges Treiben bei den Schlossfestspielen mit Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“ – mit Martin Winkler in der Rolle des Kaspar Foto: Silke Winkler

INHALT 60 Unter den Schönen die Stille Die Dorfkirche von Grebbin

4

Das Gärtnerherz schlägt für Blattschönheiten

30 Spitzen-Sommer Spitze in der aktuellen Mode

8

Teufelsnadeln, Satansbolzen, Schillerbolde Im Libellenland M-V

62 Der Märker in Mecklenburg 36 Badezusatz- und Seifenzauber Dobbertin ist Zentrum der FontaneIndividuelle Seifen aus den Dreescher Freunde Werkstätten

13

Für den Film im Land Engagement der Filmland M-V

16

Kunsttrip aufs Land Baumgarten

21

Oper zum Mitdenken Porträt Arturo Gama

48 Regionalmarketing Im Gespräch mit Nadine Hintze 52

Mittwochsrunde zu Wismar feierte 20. Geburtstag

66 Neue Sicht auf alte Kunst Neugestaltete Dauerausstellung im Staatlichen Museum Schwerin 73

24 Bio-Produkte aus der Region Küchenchef Marcus Podszus

56 Handwerk zog mit Wandergesellen rekonstruierten Brücke zur Festung Dömitz

Klein, stark, schwarz .. Das Mercedes C-Klasse Coupé

81

26 Safran – König der Gewürze Das edelste Gewürz der Welt

58 Natürlich nur natürlich Alte Häuser mit Lehm saniert

Keine Reise zum Mittelpunkt der Erde Island – das Land der Vulkane

96 Veranstaltungen

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

3


Das Gärtnerherz schlägt für

Annette und Mario Eberle haben sich in Friedrichsruhe ein grünes Refugium geschaffen: Funkien sind ihre Lieblinge Unter einer Trauerweide entstand ein lauschiges Plätzchen. Mehrere Funkien sind in die Beetgestaltung einbezogen, mit den eher trockenen Bedingungen auf dem Steinhaufen kommt sogar die Hybridsorte Hosta Undulata zurecht.

lon im hinteren Teil des Gartens beispielsweise spendet an heißen Tagen Schatten und lädt mit seiner großzügigen Terrasse zu einer gemütlichen Kaffeerunde ein.

„Wir sind offen für alles“, betonen Annette und Mario Eberle, die auch ihren eigenen Garten in Friedrichsruhe-Hof im Landkreis Parchim für Besucher öffnen. Einmal im Jahr laden sie im Rahmen der Aktion „Offene Gärten Mecklenburg-Vorpommern“ in ihr grünes Paradies hinter dem Einfamilienhaus ein. Das steht in einer Reihe von Gebäuden, wie sie zu Tausenden in der DDR entstanden sind. Doch die grüne Oase dahinter hat sich zu einem individuellen und romantischen Refugium entwickelt, in dem die Vorlieben der Besitzer eine deutliche Sprache sprechen. Als das Paar 1997 das Anwesen mit dem 1400 Quadratmeter großen Garten kaufen konnte, war die eine Hälfte mit ein paar Pfingstrosen bestückt, die andere Hälfte Acker. „Die Vögel sind wegen fehlender Nistmöglichkeiten über uns hinweg geflogen. Das war traurig“, erinnert sich Annette Eberle. Heute ist alles anders. Das Grundstück ist eingeheckt und hat durch allerlei selbst geschweißte Rankhilfen Höhe bekommen. Steine sind zu einem Haufen gelegt, den Lerchensporn erobert hat. Mario Eberle hat Hochbeete gebaut und sogar zwei Wasserbecken gemauert, die ein Froschkönig bewacht. Und selbstverständlich sind 4

mehrere Sitzplätze in den Garten eingebettet, so dass dieser immer wieder aus anderen Perspektiven erlebbar ist. Ein mediterraner Pavil-

Spätestens hier kommt die Rede auf die besondere Gartenleidenschaft des Ehepaares. Mario Eberle fertigt aus Moniereisen allerschönste Rankhilfen. So können die zahlreichen Rosen in luftiger Höhe Halt finden oder die prachtvollen Pfingstrosen mit ihren gefüllten schweren Blütenköpfen gestützt werden. Annette Eberle dagegen hat sich ganz den Pflanzen verschrieben. Funkien haben es ihr besonders angetan; an die 100 hat sie mittlerweile versammelt. Eine ganze Reihe ist in Kübel gepflanzt. Andere dagegen sind harmonisch in Beete eingebettet. Schön findet Annette Eberle sie alle. Ob die Hosta ‘Elvis Lives’ oder ‘Popcorn’, denen amerikanische Züchter ihre Namen gaben, ‘Aristrocrat’ oder ‘Striptease’, die mit den Jahren immer prächtiger und schöner werden, oder ‘Orange Marmalade’ oder ‘Ultraviolet Light’, deren Farbenspiel im Jahreslauf besonders interessant ist – Annette Eberle kann sich für jede der Blattschönheiten begeistern. ‘El Nino’ beispielsweise mit ihren graublauen Blättern MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


GARTEN habe so eine elegante Form, die Hybridsorte Hosta Undulata kommt selbst auf dem trockenen Steinhaufen zurecht, ‘Fried Green Tomatoes’ hat nach Jasmin duftende Blüten, ‘Green Acres’ gedeiht sogar in der Sonne, ‘Gold Standard’ mit dem dunkelgrünen Rand treibt hellgrün aus und dunkelt im Laufe des Jahres nach. „Hosta sind anspruchslos und verzeihen viel“, weiß Annette Eberle aus Erfahrung. Sie sind daher für ihren nicht gerade guten Gartenboden geeignet. Und sollte doch mal eine Pflanze „nach Hilfe schreien“, so erzählt die Gartenfreundin, wird die Funkie in einem Topf über ein, zwei Jahre wieder aufgepäppelt und kommt anschließend an einen für sie besseren Platz. Beim Rundgang wird deutlich, dass die Gartenfrau nicht nur für Funkien schwärmt sondern auch Storchschnäbel (botanisch: Geranium) ihr Herz erobert haben. Manche treiben ein zweites Mal aus, schneidet man sie nach der ersten Blüte zurück. Andere weben sich mit ihren zarten Blüten zwischen Rosen und Stauden und schaffen romantische Gartenbilder.

Die große Hosta ‘Regal Splendor’ gilt als eine der schönsten neueren Hosta-Sorten und wurde nicht umsonst zur Hosta des Jahres 2003 gekürt. Sehr dicke blaugraue Blätter werden von einem cremefarbenen Rand eingefasst. Der Blattrand ist elegant gewellt.

Die langsam wachsende Hosta ‘Mary Marie Anne’ hat ein gelbes bis weißes Zentrum mit grünem Rand. Auffallend ist eine Drehung in ihren Blättern.

Ihren Garten genießen Annette und Mario Eberle gern in den Abendstunden. Bei einem Glas Wein sitzen sie dann beieinander, hören den Vögeln zu und hecken manch neue

Rosen erobern die Rankhilfen aus eigener Werkstatt. An diesem Sitzplatz sorgt die ‘Ben Cant’ für herrlichsten Duft.

Sowohl als Einzelpflanzung als auch in der Gruppe ist die Hosta ‘June’ ein besonderer Blickfang. Sie besticht durch ihren kräftigen Kontrast zwischen der goldenen Blattmitte und dem breiten sattgrünen Rand. Von Juli bis August zeigt sie ihre lavendelfarbenen Blüten.

Ein Froschkönig bewacht das von Mario Eberle gebaute Wasserbecken. An seinem Ufer die Funkiensorte ‘Kiwi Full Monty’, eine Hosta mit gelblichem Zentrum, das mit weißen Streifen durchzogen ist.

Gestaltungsidee aus. Gern lassen sie sich dabei übrigens von Italien inspirieren, dem Urlaubsland, in das sie immer wieder reisen. Auch Lesen und Musik sind Freizeitvergnügen, die sie neben der Gärtnerei gerne ausleben. Manchmal lässt sich das eine mit dem anderen wunderbar kombinieren. Wenn sie im Rahmen der Aktion „Offene Gärten Mecklenburg-Vorpommern“ einladen, dann liegt auf dem rosenumrankten Notenständer beim Pavillon ein Notenblatt. Und aus dem Blättergrund erklingt dazu die „Morgendämmerung“ – aus der Peer-Gynt-Suite von Edvard Grieg. Text & Fotos: Beate Schöttke-Penke

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

Über ein blaugrünes, leicht gewölbtes Blatt und einen gelben, später cremefarbenen Rand verfügt die Hosta ‘Crusader’.

Mario Eberle hat in eigener Werkstatt verschiedene Rankhilfen gestaltet. Wenn der Garten im Juni für Besucher geöffnet wird, liegt auf diesem rosenumrankten Notenständer ein Notenblatt.

Im Garten der Erberles findet sich auch manche Rarität wie diese Hosta ‘Blue Mountain’, deren attraktive herzförmige Blätter fast blau sind.

5


6


MUSEUM

Alexander Kanoldt, Hiddensee III, 1927, Lithographie auf Japan Staatliche Kunsthalle Karlsruhe Kupferstichkabinett Foto: A. Fischer/H. Kohler, © Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 2011

Sommergäste

Marianne von Werefkin, Steilküste von Ahrenshoop, 1911, Tempera auf Pappe Museo Cumunale d’Arte Moderna Ascona Foto: Studio Endrik Lerch © Fond. Marianne Werefkin Ascona; Werefkin-Erben, Odessa/Florida

für die Gäste im Sommer und Herbst

Ausstellung im Staatlichen Museum Schwerin

Im Jahr 1793 hat Großherzog Friedrich Franz I zu Mecklenburg in Heiligendamm das erste Bad an der Ostseeküste errichten lassen. Und seit der Zeit kommen sie, die Sommergäste. Zunächst nur hochwohlgeborene Herrschaften, dann das Großbürgertum und irgendwann kamen auch die Künstler an die mecklenburgische und pommersche Küste. Für sie, die Künstler, die als Sommergäste im Norden waren, interessiert sich Dr. Kornelia Röder vom Staatlichen Museum so sehr, dass daraus die Idee für eine Ausstellung wurde. Vom 22. Juli bis zum 23. Oktober 2011 zeigt das Museum am Alten Garten die Exposition „Sommergäste. Von Arp bis Werefkin / Die klassische Moderne in Mecklenburg und Pommern“

Bild links: Lovis Corinth, Paddel-Petermannchen, 1902, Öl auf Leinwand Niedersächsisches Landesmuseum Hannover MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

Das Thema dieser Ausstellung treibt Dr. Kornelia Röder schon länger um, doch wie wird aus der Idee die komplette Präsentation – einschließlich Katalog? „Man schreibt ein Konzeptpapier, das zeigt man dem Direktor, dann wird – sehr demokratisch – entschieden: Machen oder lassen. Nach einem „Ja“ zum Konzept müssen ein Finanzierungsplan erstellt und wenn möglich, Fördermittel eingeworben werden.“ Bei einer Ausstellung wie „Sommergäste“, die nicht aus eigenen Beständen, sondern fast vollständig mit Leihgaben gestaltet wird, beginnt nach dem „Ja“ der spannende Teil der Arbeit, der nicht selten detektivisches Gespür erfordert. „Man beginnt mit der Recherche: Wer war wo? Wo ist welches Bild? Da gibt es Freude und Enttäuschung, Zusagen und Absagen.“ Absagen oft aus restauratorischen Gründen, um die Bilder nicht zu gefährden, müssen sie in ihrer Umgebung bleiben. Dann gilt es, neue

Gemälde zu finden, die ins Konzept passen. „Bei dieser Ausstellung kommen viele Leihgaben aus Privatbesitz, da ist Diskretion oberstes Gebot. Die Leihgeber wollen oft ein absolutes Inkognito wahren, Kontakte kommen über Galerien und Kollegen aus anderen Museen zustande.“ Aussagen wie: „Ich möchte meine Kunst mit der Öffentlichkeit teilen“ und „So ein Projekt möchte ich unterstützen“ bezeichnet Dr. Kornelia Röder als „Traumhaltungen“. Die ihr bei der Gestaltung der Ausstellung helfen – darüber hinaus eine Wertschätzung des Schweriner Museums sind. „Werke der Weltkunst sind in Mecklenburg und Pommern entstanden und widerspiegeln die Erfahrungen der Künstler in unserem Land“, sagt Dr. Kornelia Röder und ergänzt: „Bei der Forschung sind völlig neue Geschichten bekannt geworden, viele davon eine Hommage auf unser Land.“

tet – wird es konkret, die Bilder kommen in Schwerin an und die Ausstellung nimmt Formen an. „Viele der Bilder sehe ich auch zum ersten Mal, das Hängen der Exposition macht wirklich Freude.“ Über Hundert Arbeiten von mehr als dreißig Künstlern werden gezeigt, Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafiken, Skulpturen. Bekannte Namen wie Klee, Corinth, Feininger, Grosz – aber auch Entdeckungen: „Wir haben noch nie Vertreter der DadaSzene ausgestellt, das wird interessant.“ „Eine wunderschöne Ausstellung auf unserem Weg zur Ostsee“ – so formulierte es eine Leihgeberin. Eine Meinung, der sich bestimmt zahlreiche Betrachter anschließen werden... ...während Dr. Kornelia Röder schon die nächsten Ideen in Konzepte umsetzt, denn nach der Ausstellung ist vor der Ausstellung. Ka.

Nach der Organisation – die auch zahlreiche Rechtsfragen beinhal7


NATUR

Teufelsnadeln, Satansbolzen, Schillebolde Im Libellenland M-V

Es hat sich herumgesprochen:Wir sind Wellness- und Urlaubsland, Pferde-, Musik- und sogar Adlerland! Wieso sollten wir auch noch Libellenland sein? Sind Libellen nicht jene teuflischen Viecher, die so schauderhaft stechen können?

Gebänderte Prachtlibelle, junges Weibchen am Morgen.

8

Keiljungfer sonnt sich auf einem Schilfblatt am Ufer.

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


NATUR

Paarungskette Frühe Adonislibelle

Gemeine Heidelibelle, Weibchen, frisch geschlüpft.

Die Größe eines Granatjungfermannes wird deutlich im Vergleich zum Gänseblümchen.

Wer – von wo auch immer – ob über Ostsee oder Elbe, aus der Schweiz, den Niederlanden, aus Skandinavien oder dem Baltikum mit größerem oder kleinerem, Boot, per Windkraft, Paddel, Ruder oder Motor über See, Fluss und Kanal in unser schönes Wasserwanderland kommt, der wird ohne Zweifel vielfache und vielfältige Begegnungen mit ihnen haben, den Schillebolden, den Satansbolzen und Teufelsnadeln. Auf jedem Bootsdeck werden sie mit ihren scheinbar gläsernen, flirrenden Fügeln landen. Sie werden vor- und rückwärts fliegen und wie ein Helikopter in der Luft stehen bleiben. Rot und blau, grün und gelb werden sie die Farben ihrer schlanken Leiber zeigen. Sie sind einfach nicht zu übersehen. In einem Land mit derartig viel Wasser, wie dem unseren, muss es zwangsläufig viele Libellen in vielen Arten geben. Reich sind wir mit ihnen gesegnet. Und da sie anderen Ortes zum Teil schon selten und bedroht sind, bieten ihnen unsere Gewässer beste Lebensräume. Somit sind sie ein sichtbarer, biologischer Indikator hinreichend gesunder Lebensräume. Also auch Werbung für MV! Es sind nur achtzig verschiedene Arten aus der Ordnung der Libellen, die in Deutschland beheimatet sind. Weltweit sind es knapp 4000.

Frischgeschlüpftes Plattbauchweibchen.

Plattbauchmännchen, bereits gut ausgefärbt, auf seiner Ansitzwarte am Seeufer. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

Eiablage der Hufeisen-Azurjungfer in Pflanzen des Teiches.

Gemessen an anderen Insektenordnungen ist das herzlich wenig! Dafür jedoch zählen sie entwicklungsgeschichtlich zu den ältesten flugfähigen Wesen unseres Planeten. Die Riesenlibelle Meganeura – mit 7o cm Spannweite – flog schon vor rund 25o Millionen Jahren. Und immer und bis zum heutigen Tag sind Libellen ans Wasser gebunden. Denn den weitaus größten Teil ihres Lebens verbringen sie nämlich als jagende Larven unter Wasser. Dort haben die heimischen Groß- oder Edellibellen eine Entwicklungsdauer von drei bis vier Jahren. Die zarten Kleinlibellen, die schwarz und blau gestreiften, sehr häufigen Azurjungfern, die kaum größer als Streichhölzer und ebenso dünn sind, benötigen dagegen nur einige Monate. Die Großen wie die Kleinen leben unter Wasser als räuberische Fleischfresser, die mit ihren vorschnellbaren Fangmasken alles erbeuten, was kleiner und zu überwältigen ist. Großlibellenlarven jagen sogar Fischbrut. Die unterschiedlichen Libellenlarven fressen und wachsen und müssen sich mehrmals im Leben häuten, ehe sie letztlich eines Morgens an Pflanzenstengeln oder Ufersteinen aus dem Wasser steigen. Da erhärtet ihre scheinbar lederartige, braune Chitinhaut. Sie reißt über Kopf und Bruststück auf, und aus dem klaffenden Spalt schiebt sich nach und nach der weiche, zunächst weißliche Leib des sich nun voll entwickelnden Insekts. Es ist ihre zweite Geburt! Je nach Tagestemperatur und Körpergröße dauert es eine Stunde bis einen halben Tag, ehe aus dem schlüpfenden Wesen mit kleingefalteten Stummelflügeln eine ausgehärtete Libelle mit festen, geäderten Flügeln wird, die entweder gebreitet getragen oder – bei den Kleinlibellen – über dem Rücken zusammengelegt werden. Von nun an kann geflogen werden. Kurzstreckig von den Kleinlibellen, falterhaft flatternd von den schön blauflügeligen Prachtlibellen oder reißend und auf weiten Strecken von den Großlibellen Plattbauch, Blaupfeil, Vierfleck oder Mosaikjungfer. Sie fliegen, um andere, jeweils kleinere Insekten zu jagen. Sie jagen,um Kraft für Nachkommen zu haben. Die Männchen besetzen und befliegen patroullierend eigene

Reviere, die sie gegen männliche Artgenossen verteidigen. Und sie finden im Flug ihre Weibchen, mit denen sie sich vereinen. Und zwar in einem höchst ungewöhnlichen und wiederum viele Millionen Jahre alten Prozedere. Ob Groß- oder Kleinlibelle, das Männchen greift seine Partnerin zunächst mit den Beinen wie mit einem Fangkorb von oben her am Bruststück. Dann krümmt es blitzschnell seinen Hinterleib nach vorn und überträgt sein Sperma aus der Hinterleibspitze in sein spezielles Begattungsorgan an der Unterseite seines zweiten Leibesringes. Sofort darauf packt es mit seinen Hinterleibszangen das Weibchen hinter dem Kopf am Bruststück, und als Paarungskette fliegen sie gemeinsam weiter. Dann schnellt das Libellenweibchen seinen Leib in einem Schwung nach vorn und dockt passgenau mit der Leibesspitze am Samendepot des Männchens an. Millionen von Jahren vor der Konstruktion von Raumschiffen sind die Kopplungsmechanismen so präzise aufeinander abgestimmt, dass es – selbst bei stattfindenden Versuchen! – bei unterschiedlichen, sich nahestehenden Arten keinen Erfolg geben kann. Paarungsketten und Paarungsräder sind an jedem sommerlichen Schilfufer und bei Großlibellen auch im warmen Herbst noch zu sehen. Gleichermaßen auch die nachfolgenden Eiablagen, die stets über oder im Wasser erfolgen. Bei manchen Libellenarten stippen die Weibchen allein ihre Eier auf der Wasseroberfläche ab. Kleinlibellen, wie die zarten Azurjungfern, suchen noch als Kette Wasserpflanzen unter der Wasseroberfläche als Zielobjekte. Dorthin schieben die Weibchen ihre gekrümmten Leiber, während die Männchen kerzengerade darüber stehen. All dies kann ohne großen Aufwand, ohne Mühen von Ufern, Stegen, vor allem aber von Booten gesehen werden. Es ist so spannend wie farbschön. Und – ganz zum Schluss und sehr deutlich gesagt: Libellen stechen nicht. Niemals. Sie können es gar nicht. Sie haben keinen Stachel ! Text & Foto: Wolf Spillner

9


THEATER

Was für ein Theater Festwoche zum

Theater-Jubiläum

Den ganzen Sommer über bekam das Theater für das Jubiläum ein neues Kleid.

Im Oktober 1886 wurde er fertig, der DanielBau am Alten Garten, und unter großer Anteilnahme der Schweriner Einwohner und mit einer feierlichen „Weihe des Hauses“ das neue Theater eröffnet. 125 Jahre ist das her, ein Jubiläum, das es zu feiern gilt und das schon seit Jahren vorbereitet wird: Renovierungen, Sanierungen innen und außen. Vorbereitet seit Monaten wird auch das Programm für die (verlängerte) Festwoche. Die „Weihe“ von 1886 wird nicht wiederholt, man möchte „mit Respekt vor der Vergangenheit, sowie einem Augenzwinkern dieses Jubiläum feiern – und mit vielen Beteiligten“, so Dr. Ute Lemm, Persönliche Referentin des Generalintendanten und Chefdisponentin. „Vor etwa anderthalb Jahren haben sich die künstlerischen Direktoren des Hauses zusammengesetzt und nach dem Motto: ‚Lasst uns mal spinnen’ beraten, was man aufführen könnte. Ein Stück sollte es sein, das bekannt ist und an dem möglichst mehrere Sparten des Hauses Anteil haben. Recht schnell kam da die Idee: Wir spielen den Sommernachtstraum von Shakespeare mit der Musik von Mendelssohn Bartholdy.“ Damit sind 10

Foto: G+G

Schauspielensemble, Ballett, Opernchor und Staatskapelle eingebunden – und damit wirklich alle Sparten ihren künstlerischen Senf dazu geben, agieren auch Andreas Auer und Knut Fiete Degner von der Fritz-Reuter-Bühne und die Puppenspielerin im sommernächtlichen (Verwirr-) Traum. Zu den etwa 120 beteiligten Damen und Herren gehören auch „alte“ Bekannte, Publikumslieblinge im Ruhestand wie... (Die Namen stehen fest, sollen aber bis zur Premiere eine Überraschung bleiben.) „So ein spartenübergreifendes Projekt ist vom Ensemble gewünscht“, so Dr. Ute Lemm, die als Chefdisponentin die Planungen für die Proben und die Abo-Vorstellungen „sportlich“ nimmt. Das Theater ist ein Haus der Kunst und der Begegnungen, der Begegnungen der Zuschauer mit Kunst und miteinander. Man trifft sich zum Schauen, Zuhören und zum Gedankenaustausch, und wenn die Theaterleute und das Publikum Feste miteinander feiern, dann tun sie es feste – sicher auch, wenn ihr Haus Jubiläum hat. Ka.

Programm der Festwoche 28. 9. 2011 Symbolische Schlüsselübergabe am Theater 29. 9. 2011 Im Parkettfoyer: Eröffnung der Ausstellung zur Geschichte der Theatermalerei 30. 9. 2011 Im Großen Haus: Premiere „Ein Sommernachtstraum“ 2. 10. 2001 Im Konzertfoyer: Verleihung des ConradEkhof-Preises durch die Theaterfreunde 3. 10. 2011 Im Konzertfoyer: Festakt zum Tag der Deutschen Einheit 4. 10. 2011 Im Konzertfoyer: Gespräche hinterm Vorhang, Holger Saubert und Karin Gustmann im Gespräch mit Andreas Auer, Günter Bruhn, Ekkehard Hahn und Lutz Kreisel 5. 10. 2011 Im Großen Haus: Bühne frei für Gratulanten, Kinder und Jugendliche aus Schwerin und der Region sind zu Gast im Schweriner Theater 7. 10. 2011 Im Großen Haus: Wagner-Gala der Mecklenburgischen Staatskapelle, unterstützt von den Theaterfreunden Schwerin 8. 10. 2011 Im Großen Haus: Festakt zum 125-jährigen Jubiläum des Daniel-Baus am Alten Garten

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


Das Kleine

Fest im großen Park

TREFFPUNKT

Foto: Festspiele M-V

Lasst heiße Tage im Sommer sein, im August, im August blühn die Rosen. Die Künstler der Welt ziehn zu Gast bei uns ein, und das Fest wird das schönste von allen sein… In Wahrheit ist es ein großes Fest im großen Park, und es steht in dem Ruf, das schönste des Jahres zu sein. Es wird am 12. und 13. August, in der Mitte des Rosenmonats, gefeiert. Alle Jahre wieder, nun schon zum 17. Mal. In diesem Jahr kommen 32 Ensembles aus 12 Nationen. Akrobaten, Tänzer, Gaukler, Traumfiguren. Frans, der kleine Clown, ist wieder dabei und Ali Genc, der trickreiche Eisverkäufer. Rosemie Schwarth, die verklemmte Schwäbin, wird ihr Tanzbein schwingen, das spanische Theater La Tai lässt die Glocken läuten und Clown Rob Torres aus dem Big Apple Circus New York MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

hatte auch wieder Sehnsucht nach dem barocken Park von Ludwigslust, der als Ambiente für Gartenfeste dieser Art einfach nicht zu toppen ist. 127 Hektar Parklandschaft, im Großen und Ganzen englisch gestylt, im Kleinen und Besonderen barock zugeschnitten, mit Fontänen und Wasserläufen, Wildwiesen und Rasenparterre, Rhododendronhecken und Liebeslauben aus Weißbuche. Mit Grotten, Brücken und betagten einheimischen und exotischen Baumriesen. Was für eine Kulisse für Show und Comedy! Niemals in seinem herzoglichen Leben hat Friedrich der Fromme so viel Volk in seinem Schlossgarten gesehen! 9000 sind es an jedem Abend. Im weitläufigen Park verteilt sich die Menge. Über verschlungene Wege verschwin-

det sie und taucht wieder auf. Wenn es dunkel wird, irrlichtert das Kunstlicht der Bühnen durch die Bäume. Laute Töne werden vom Blattwerk geschluckt. Trotz der vielen Menschen behält das Fest seinen Zauber. Wenn Harald Böhlmann, der Künstlerische Leiter, um 18 Uhr zur Eröffnung seinen Zylinder zieht, haben alle Verantwortlichen ihre Schuldigkeit getan. Die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern haben ihren Schirm ausgebreitet, Stadt und Landkreis Ludwigslust und die Sparkasse Mecklenburg-Schwerin gemeinschaftlich das Portemonnaie gezückt, OrganisatorenGeschwader das Terrain bereitet. Der Stress ist vorbei. Die Ordnungshüter am Einlass sind gelassen. Die Besucher auch. Sie kommen mit Mann und Maus und Bollerwagen, bepackt mit

Kissen und Decken. Sie sind eingerichtet auf 6 Stunden Parkvergnügen. Der Anfang - die Vorstellung aller Gäste auf dem Rasenparterre hinterm Schloss – ist Pflicht; das Ende – das grandiose Feuerwerk – auch. Dazwischen liegt die Kür – Lustwandeln zwischen den Bühnen, die Qual der Wahl, welches der 25 Angebote wähle ich wann. Der Zapfenstreich kommt immer zu früh. Der eine hat den Clown verpasst, der andere den Seiltänzer nicht gesehen. Kurz vor Mitternacht sind alle wieder versammelt auf dem Rasenparterre. Neuntausend Augenpaare schauen in den nächtlichen Himmel auf den Sternenregen der Feuerwerkerei, und dann ist der Zauber vorbei, bis zum nächsten Jahr, wenn im August die Rosen blühn. Astrid Kloock

11



Für den Film im Land…

TREFFPUNKT

Seit nunmehr fünf Jahren engagiert sich das Team der FilmLand M-V gGmbH für den Film in Mecklenburg-Vorpommern. „Gute Ideen setzen sich durch!“, ein wenig verschmitzt schaut Torsten Jahn, Geschäftsführer der Gesellschaft gemeinnützigen schon drein, während er die vergangenen Jahre Revue passieren lässt. Aus unruhigen Fahrwassern sei man damals gekommen. Und manchmal, ja, da habe man vielleicht auch zu viel gewollt. Doch bisweilen sei es eben auch notwendig, Visionen zu haben, selbst, wenn einem die Realität hier und da „die Flügel stutzt“. „Heute können wir jedoch einen Etappensieg feiern. Das Unternehmen ist gewachsen. Die FilmLand M-V gGmbH ist eine Erfolgsgeschichte. Sie ist heute weitaus mehr als ‚nur‘ das filmkunstfest M-V. Ein fester Stamm an Mitarbeitern betreut jede Menge bewährte aber auch neue Projekte.“ „Während dieser fünf Jahre unter dem Dach der FilmLand M-V gGmbH haben wir das filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern zu einem kulturellen Leuchtturm nicht nur der Landeshauptstadt sondern des gesamten Landes weiter entwickelt. Mit dem filmkunstfest M-V on TOUR sind wir überall gern gesehene Gäste – auch über unser Bundesland aber auch Staatsgrenzen hinaus. Brüssel und Charlotte in North Carolina/USA gehören zu den festen Spielstandorten.Verstetigt habe sich auch die Zusammenarbeit mit anderen Filmfestivals im Land. Mit den jährlich stattfindenden Schulkinowochen sei man so erfolgreich wie noch nie.„Das ist Werbung für eine wirklich gute Sache. Schließlich dreht sich bei uns letztlich alles um die gleiche Leidenschaft – den Film als Kulturgut.“, sagt Torsten Jahn. Aber auch der Film als Wirtschaftsfaktor habe dank der Arbeit der FilmLand M-V gGmbH Akzeptanz und Anerkennung gefunden. Dies spiegle sich in besonderer Weise in einem weiteren Projekt des Unternehmens wider: der FilmlocationMV. Gefördert aus Landesmitteln werden hier Filmschaffende

MECKLENBURG SCHWERIN delüx 2/2011

aus aller Herren Länder bei ihren Dreharbeiten in Mecklenburg-Vorpommern betreut. Und nicht nur das. Aktiv wirbt die FilmlocationMV für das Land als Drehstandort. So u.a. gemeinsam mit dem Landesmarketing, mit einer groß angelegten Plakatkampagne während der Berlinale.Verkehrsgünstig zwischen den großen Metropolen gelegen mit unverbrauchten Motiven und Menschen, die noch offen für Dreharbeiten vor der eigenen Haustür sind. „Nicht viele haben geglaubt, dass wir das erste Jahr überleben. Schließlich ist Kultur immer auch ein wenig Politik. Desto erfreulicher ist es nun, dass es uns durch unsere Beharrlichkeit und gute Arbeit gelungen ist, auch in der Landespolitik die Offenheit für unser Anliegen zu schaffen.“ Zurücklehnen könne man sich deshalb noch lange nicht. Man nutze den über die Jahre gewonnenen Schwung und arbeite derzeit verstärkt daran, weitere Partner aus der Wirtschaft und dem gesellschaftlichen Leben zu gewinnen. Aktuell steht dabei ein Projekt im Blickpunkt. Mit dem Wettbewerb „Healthspotting – Gesundheitsland M-V“ geht die FilmLand M-V gGmbH neue Wege in der Entwicklung von Synergien im Land. Gemeinsam mit der BioCon Valley® GmbH und der Projektgruppe Landesmarketing MV wird ein Zusammentreffen von Kreativen aus der Filmwirtschaft und der Gesundheitswirtschaft organisiert. Ausgeschrieben sind Preisgelder in einer Gesamthöhe von 10.000 Euro für einen 30-sekündigen Imagespot zum Thema „Gesundheitsland MV“. Alle Informationen dazu, wie zu allen weiteren Projekten der FilmLand M-V gGmbH sind auf der Website unter www.filmland-mv.de zu finden. Michaela Skott Fotos: Silke Winkler

13


Puppenspieler aus

Passion

25 Jahre Puppentheater Doris und Uli Schlott Da steht doch der leibhaftige Seeräuber John Silver mit einer Landkarte der Schatzinsel und seinem Akkordeon sowie einer Krücke auf der Bühne. Er hat allerlei Utensilien mitgebracht, die er auf seinen Reisen braucht und will den Kindern über sein Ende als Seeräuber erzählen. Hinter dem Seeräuber verbirgt sich Uli Schlott. Er ist begeisterter Puppenspieler, Regisseur und Puppentechnologe. Alle ihre Figuren stellen Doris und Uli Schlott selbst her. Sie fertigen die Ausstattung für die Aufführungen an und nähen Kostüme, auch für sich selbst. Doris Schlott ist ebenfalls Puppenspielerin, Regisseurin und Ausstatterin. Sie schnitzt die Marionetten wie die kleine Meerjungfrau aus Lindenholz, formt die Köpfe für die Kasperpuppen aus Modeliermasse, die dann in Gummimilch gegossen werden, und näht verschiedene Kostüme. Ihr Mann kümmert sich vor allem um das Mechanische, so dass sich die Marionetten richtig bewegen können oder die Kulissen sich schnell verändern lassen. Außerdem näht auch er für sich oder die Puppen. Im August feiern beide das 25jährige Bestehen ihres Puppentheaters. Entwicklung begann schon vor 25 Jahren 1986 fanden Doris und Uli Schlott mit ihren Kindern in Neu Nantrow ein neues Zuhause. Hier war genug Platz für alles: ihre Kinder, die Puppen, die Dekorationen und die Werkstatt. Hier konnten sie ungestört proben und ihre Kinder in Ruhe aufwachsen. Doris Schlott hatte schon als Kind mit neun Jahren mit dem Puppenspiel angefangen. Einen starken Eindruck hinterließ bei ihr eine Begegnung mit dem berühmten russischen Puppenspieler Sergei Obraszow, der damals Leiter des Zentralen Staatlichen Moskauer Puppentheaters war. Die Schlotts erwarben eine sehr gute Ausbil14

dung an der Schauspielschule Berlin. So wurden sie Puppenspieler mit schauspielerischer, sprecherzieherischer und musikalischer Ausbildung in der Fachrichtung Puppenspiel. Beginn der künstlerischen Selbstständigkeit Da es zu DDR-Zeiten 15 staatliche Puppenspieltheater mit guter Qualität gab, fanden sie schnell Arbeit. Alle zwei Jahre wurde ein Republikfestival der Puppenspieler veranstaltet und Uli Schlott holte sich dabei zwei Preise. Den ersten Preis 1978 beim Puppentheaterfestival der DDR für die beste Nachwuchsleistung und den zweiten 1982 im Solistenwettbewerb. Beide waren Mitbegründer des Staatlichen Puppentheaters Wismar. Ab 1986 arbeitete das Ehepaar freiberuflich, nachdem sie sich durch eine Kulturkommission einstufen ließen. Danach wurden Künstler durch die Konzert- und Gastspieldirektion zu ihren Auftritten vermittelt. „Wir haben eine große Verantwortung. Durch uns bekommen die Kinder ihren ersten Kontakt zum Theater. Wenn Johann Wolfgang von Goethe

als Kind den Faust nicht als Puppenspiel gesehen hätte, würde es ganz sicher heute seine Tragödie ‚Faust’ nicht geben. Es ist wichtig, dass Eltern und Kinder gemeinsam ins Puppentheater gehen und anschließend darüber reden“, erläutert Uli Schlott seine Einstellung. Die Arbeit mit Kindern hat das Ehepaar geprägt. Sie sind pädagogisch erfahren und leben für ihren Beruf. Das ist auch ihren Kindern zugute gekommen, von denen ebenfalls einige in künstlerischen Berufen tätig sind.

Mit dem Puppenspiel auf das Publikum einstellen Dann kam die Wende und sie hatten endlich auch auf dem Dorf ein Telefon und konnten besser als freiberufliche Künstler agieren. „Bis 1997 haben wir die Grundschulen Mecklenburg-Vorpommerns angeschrieben und ihnen unsere Angebote mit viel Erfolg unterbreitet, denn 70 Prozent sagten zu. Die Westkollegen waren neidisch, dass wir so viele Angebote hatten. Das sollte sich aber nach 1997 ändern, denn da kamen nur noch 30 Prozent Zusagen. Nach und nach verschwanden fast zwei Drittel der Grundschulen, weil keine Kinder mehr dazu kamen. Die kulturpolitische Funktion des Puppentheaters war in der DDR anerkannt. Das hat sich geändert. Dafür interessieren sich jetzt aber

Doris Schlott mit der Marionette kleine Seejungfrau

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


LEIDENSCHAFT mehr Kindergärten für das Puppenspiel“, ist vom Künstlerehepaar zu erfahren. Ein Schauspieler fragte Uli Schlott einmal, ob es ihm nicht über wird, immer wieder das Märchen Rotkäppchen zu spielen. Er antwortete ihm so:„Nein, ich spiele es jedes Mal anders, weil auch das Publikum jedes Mal ein anderes ist. Ich mache meine Inszenierung selbst. Das kann ein Schauspieler nicht, denn der muss sich an die Vorgaben halten.“ Doris Schlott bemerkt bei ihrem Spiel, wie die Kinder reagieren, wenn sie nicht vor dem Fernseher sitzen, sondern direkt angesprochen werden und ins Spiel einbezogen werden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten für die Puppenspieler. So können sie mit Puppen oder Marionetten spielen. Es gibt auch das Kaspertheater sowie die offene Spielweise, bei der man selbst Rollen übernimmt. Immer tritt der Künstler mit dem Publikum dabei in den Dialog.

Seeräuber John Silver

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

Jedes Jahr bis zu 180 Veranstaltungen Sie besitzen etwa 15 mal fünf Figuren für verschiedene Stücke wie Dornröschen, Hexengeschichten, Kasper kauft ein Haus, König Drosselbart, Die Regentrude, Rotkäppchen, Die Schatzinsel, Schneeweißchen und Rosenrot, Das tapfere Schneiderlein, Der Teufel mit den drei goldenen Haaren, Die Weihnachtsgans Auguste und andere. Uli und Doris Schlott sprechen verschiedene Dialekte, wenn sie für Erwachsene spielen, zum Beispiel Rotkäppchens Oma in Plattdeutsch. Doris Schlott erzählt: „Einmal fragte mich eine Nachbarin, ob wir Handwerker auf dem Dach hätten, denn sie hätte drei bis vier Männerstimmen gehört. Nein, sagte ich, das ist nur mein Mann!“ Jedes Jahr geben sie 150 bis 180 Veranstaltungen, und jeder spielt auch für sich allein. Es ist ein Saisonbetrieb, deshalb geben sie in der Weihnachtszeit mindestens 40 Vorstellungen. Sie haben Auftritte in ganz Deutschland, in Österreich, oft in Hamburg oder Schwerin. Sie treten ebenso im Dorf Ilow auf, das sich ganz in der Nähe befindet. Im Dorf gibt es das „Klanghaus" mit verschiedenen Bühnen für unterschiedliche Veranstaltungen. Dort werden die Puppenspieler auch das 25-jährige Bestehen ihres Puppentheaters im Sommer feiern. Text & Foto: Monika Käning

15


Kunsttrip aufs Land: Baumgarten

Katrin und Ernst Lau an einem der gemütlichsten Plätze im Garten des Cafés Alte Schule in Baumgarten bei Bützow.

Fotos (3): Helmut Wachtel

Wie ein Querriegel liegt es in einer scharfen Kurve in dem Dorf nahe Rühn, das Haus aus dem Jahre 1889, dessen Vergangenheit (bis 1959) ein altes Emailleschild „Genossenschaftliche Molkerei Baumgarten“ bezeugt und dessen Gegenwart mit typographisch exzellentem Auftritt besagt: „Galerie in der alten Molkerei“. Aha, denkt man, wieder mal Leute aus der Stadt, die für ihre Kunst ein ländliches Domizil gewählt haben, und ahnt nicht, dass dieses einen der besten deutschen Grafikdrucker und eine exzellente Restauratorin beherbergt. Die Künstler Katrin und Ernst Lau Katrin und Ernst Lau erstanden im April 2007 das Anwesen, ein halbes Jahr später eröffneten sie mit einer ersten Ausstellung ihre Galerie. In Prerow/Darß aufgewachsen und nach Repro-Fotografenlehre sowie Elektronikstudium als Ingenieur im VEB Carl Zeiss Jena tätig, unternahm Lau 1974 in Prerow beim benachbarten Maler und Grafiker Theodor SchultzeJasmer erste Druckversuche; dort hatte er schon als Kind den jährlichen Sommergast Max Schwimmer erlebt, „den ewig Zeichnenden: auf jeden Zettel, auf jede leere Zigarettenschachtel Marke `Turf`“ (E.L.). Zwei Jahre später begann in der kleinen Werkstatt des kurz zuvor verstorbenen Schultze-Jasmer mit 16

Originell und gepflegt – die Galerie in der alten Molkerei, in die die Laus auch gerne Besucher einladen.

Das Atelier der Künstler in Baumgarten.

Unbetitelte Zeichnung von Max Schwimmer; Ernst Lau druckte zahlreiche Radierungen von ihm.

In der Galerie sind auch zahlreiche Werke von Katrin Lau zu bewundern.

Foto: Lau

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


TREFFPUNKT

Im Café von Inis Einbeck gibt es viel zu entdecken.

einem ersten Auftrag E. Laus Einstieg ins autodidaktisch erlernte Druckerleben. Ende 1976 machte er die Bekanntschaft mit Otto Niemeyer-Holstein, dieser „eröffnete mir den Weg in die Kunst, gab mir Maßstäbe und lehrte mich sehen“. Ihm verdankte er auch den Kontakt zum Dresdener Verleger Rudolf Mayer, in dessen „eikon Grafik-Presse“ die meisten Drucke Ernst Laus in Form von Mappen-Editionen bekannter Künstler erschienen sind; wichtigste verlegerische Auftraggeber wurden ferner die Galerie am Sachsenplatz und der Reclam-Verlag, beide in Leipzig. Im Sommer 1981 zog Ernst Lau nach Schwerin-Mueß und richtete sich dort eine eigene Druckwerkstatt ein, beginnend mit einer umgebauten Wäschemangel, der eine von Niemeyer-Holstein mitfinanzierte große Druckpresse folgte. Man könnte E. Laus Schaffen nicht trefflicher beschreiben, als es die Künstlerin Elisabeth Sittig zur Etablierung in Schwerin tat: „Mein lieber Druckermeister, nein, `Meister` des Druckes! Das sind Sie geworden nach jener Sternenstunde, die Sie von Ihrem doch mehr nüchternen Anfangsberuf in die Bahnen der Kunst leitete, d.h. zum künstlerischen Mitschaffen.Was der Künstler, der Grafiker, schafft – die Radierung –, wird durch Ihren einfühlenden Druck erst vollendet, d.h. der Umwelt sichtbar und erreichbar.“ MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

Fotos: Helmut Wachtel

Vom Lebenswerk des Künstlers zeugt ein sehr detaillierter Katalog, der 2002 anlässlich einer Werkschau in der Kunsthalle Rostock erschien und nun in seiner Galerie ausliegt. Namentlich seien hier mit Baldyga, Brunowski, Janssen, Jastram, John, Kolsek, Miskiewic, Rehn, Zander, Zettl und Zopina nur jene aufgeführt, die momentan in der Ausstellung „Graphische Phantasien – phantastische Graphiken“ zu sehen sind. Anlässlich des Sommerfestivals SEENLANDKUNST ist die Galerie am 5./6./7. August jeweils von 13 bis 19 Uhr geöffnet, ansonsten kann man einfach an der Tür klingeln. Der Hausherr präsentiert dem Besucher aus dem enormen Fundus seiner Grafikschränke gern weitere Blätter, die er sich seinerzeit als Belege für seine Druckfertigkeiten gesichert hat und die deshalb von allererster Qualität sind, teilweise handsigniert, in geringen Auflagen von 13 bis 100 Exemplaren als Sammlerstücke attraktiv und zu Preisen zwischen 50 und 2.000 Euro vergleichsweise günstig, wenn man den kommerziellen Kunsthandel zum Vergleich nimmt. Das Drucken hat Ernst Lau aufgegeben, als er 2007 nach Baumgarten zog – mit der Wahl der Molkerei zum Domizil hatte sich ein Lebenstraum erfüllt: „Ich wollte immer schon neben einem Friedhof wohnen.“ Ähnlich wie bei Ernst Lau ist auch für seine Ehe-

Inis und Dirk Einbeck haben schon viele Stammgäste, die die Spezialitäten des Hauses zu schätzen wissen

frau Katrin die einfühlsame und handwerklich souveräne Beschäftigung mit den Arbeiten anderer Künstler zum Inhalt des eigenen Werkes geworden. Sie hat an der HfBK Dresden (Fachrichtung Gemälderestaurierung) studiert und war freischaffend als DiplomRestauratorin im Elbflorenz tätig. Zunehmende Aufträge aus Mecklenburg (und dann auch Ernst Lau) zogen sie zurück ins Land ihrer Kindheit und Jugend, wo u.a. im Staatlichen Museum Schwerin eines der berühmten Tierbilder von Oudry (nämlich „Der Kampf des Wildschweins mit dem Mastif-Hund“) von ihren sensiblen restauratorischen Fähigkeiten Zeugnis ablegt. Doch sind es auch Privatpersonen, die ihre Fertigkeiten für heimische Bilderschätze nutzen können, wie das abgebildete Porträt verdeutlicht. Schon immer hat sie allerdings auch ihre eigene Kreativität genutzt: für Grafik und Malerei (Landschaften, Porträts und Stillleben in Öl), neuerdings auch für plastische Arbeiten, alle ebenfalls in der Galerie ausgestellt.

Inis Einbeck: Kalligrafie und ein reizendes Garten-Café Inis Einbeck, geboren in Wismar und aufgewachsen in Schwerin, hingegen hat ihre Bestimmung in der Kalligraphie gefunden, 17


TREFFPUNKT der Kunst des schönen Schreibens. Bei ihrer Lehre als Bauzeichnerin wurde sie durch eine Lehrerin in die Welt der klassischen Schriften eingeführt, in der sie sich später als Gebrauchsgrafikerin „austoben“ konnte. Als Computerprogramme ihr den beruflichen Sinn raubten, verkaufte sie ihre Hannoveraner Werbeagentur und kehrte in ihre Mecklenburger Heimat zurück. In Baumgarten verliebte sie sich in das über 200 Jahre alte frühere Schulhaus. Ihr Nutzungskonzept überzeugte. Die Gemeinde verkaufte ihr das Gebäude und im Juni 2006 konnte sie das Café samt zweier Ferienwohnungen eröffnen. Kurz danach kamen die befreundeten Laus zu Besuch, erfuhren von dem Molkereigebäude, das zum Verkauf stand – und so schloss sich der Kreis. Seit fünf Jahren locken selbst gefertigte Torten und Kuchen samstags uns sonntags von 14 bis 18 Uhr die Gäste an, die auch den weitläufigen Garten zu genießen wissen. Eine regelrechte Sehenswürdigkeit darin bildet der von Dirk Einbeck erbaute und gepflegte Weidendom, eine runde Sitzfläche von 12 m Durchmesser, über der sich an Spalieren fixierte Weidenbäume zu einem Kuppeldach wölben, unter dem Musik-Events veranstaltet werden, wie z.B. am 28. August um 15 Uhr mit dem „Duo Fado instrumental“ (Eintritt frei). Die beiden Innenräume des ganzjährig geöffneten Cafés präsentieren eindrucksvoll die kalligraphische Kunst von Inis Einbeck. Faszinierend sind ihre bildnerischen Umsetzungen der Gedankenwelt von Edgar Allan Poe, dem sie regelrecht verfallen ist. Kleinere Drucke gibt es schon für ca. 10 Euro. Reizvoll sind auch die zwölf Kalligraphie-Postkarten eines

18

Selbst der Likör wird in handgeschriebenen Offerten beworben.

Kalligraphie von Inis Einbeck zu E. A. Poes Gruselwelt.

An heißen Tagen bietet der Weidentunnel den Gästen Schutz vor der prallen Sonne.

v.l. Katrin und Ernst Lau zu Besuch im Garten von Inis Einbeck. Fotos (3): H. Wachtel

Kräuterhoroskops. Ferner gibt es Filzarbeiten, Keramiken, farbenfrohe Tücher und andere Mitbringsel aus befreundeten Kunsthandwerker-Ateliers. Ihre Fertigkeiten vermittelt die Künstlerin in Kursen (nächster Beginn 22./23. August), die sich jeweils ausführlich einer einzigen Schmuckschrift widmen. Ihre Künste sind vor allem bei der Gestaltung von Urkunden oder Stammbäumen gefragt, insgesamt bei Texten, die in schöner Schriftgestaltung ihren (Geschenk-)Zweck erfüllen sol-

len. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. So liegt z.B. gerade ein WildschweinKieferknochen auf dem Ateliertisch, der für einen Jäger beschriftet werden soll. Nicht ganz so bissig würde wohl ein kalligraphischer Liebesbrief ausfallen. Für die Schönheit seiner Gedanken kann Inis Einbeck allerdings nicht verantwortlich zeichnen …

Foto: Dirk Einbeck

Peter Bramböck

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


MALER AUS MECKLENBURG

Wie geht es Dir, Joachim John, im 78. Jahr Deines Lebens? Joachim John, Zeichner, Maler, Schreiber, ein Talent, das sich zwischen Bildern und Büchern bewegt, Denker zwischen Ikarus und Hans Guck in die Luft Das Haar ist weiß, das Gesicht faltig. Er steht im Tennentor seines Hofes. Joachim John. Unter den großen Bäumen wirkt er zerbrechlich. Die Linden sind mit den Jahren gewachsen; der große Mann ist kleiner geworden. Er geht dem Gast entgegen. Vorsichtig sein Schritt, seit er gestürzt ist. Besuche sind selten geworden. Hat ihn die Welt vergessen? Er blinzelt gegen die Sonne, freundlich, listig, hinterlistig. Der alte Jacobiner, verführt von der Aufklärung, verliebt in Geschichte und Revolutionen und zeichnend, Strich um Strich, hunderte und wieder hunderte mal. Keine Revolution hat sich je so gemüht mit ihrem Werk wie Joachim John mit seinen Zeichnungen. Wann ist eine Zeichnung eine gute Zeichnung. Sie ist dann gut, wenn dort, wo der Zeichner das Papier nicht berührte, etwas e r s c h e i n t, sagt John. Ikarus und Hans Guck in die Luft und Marat in der Wanne – Figuren aus unterschiedlichen Zeiten. Sie vertragen sich. Er zeichnet sie jacobinisch. In tausend Strichen führt er die ganze „phantastische“ Gesellschaft auf der Bühne vor. Er liebt Bühnen und denkt in Bühnenbildern. Die Terrasse hinter seinem Haus, die er aus Bohlen gebaut hat, erhaben über dem Garten, ohne Geländer, mit Abgrund-Effekt, ist auch eine Bühne, seine.

Ikarus und Hans GuckindieLuft, Bleistift auf Papier

Die Szene: Maien-Abend 2011. Joachim John im Selbstgespräch. Handelnde Personen: Joachim John, zu seinen Füßen Perro, ein selten hässlicher Hund und etwas abseits, noch über dem Abgrund, ein weißgrauer Kater. Mit achtundsiebzig …bin ich EIN WRACK am Abgrund, eines Tages springe ich hinein …verbringe ich meine Tage mit WUNDERN …habe ich KEIN REFUGIUM abgesteckt, bin eher „Johann ohne Land“ …habe ich mir für die nächsten Jahre NICHTS vorgenommen …interessiert mich immer noch brennend DER ABGRUND … bin ich der, der ich immer war, ein OXYMORON. Der Kunst- und Kulturverein Ludwigslust – www.kukululu.de zeigt neue und alte Arbeiten des großen Meisters in der Alten Post in Ludwigslust. Die Ausstellung „Hans GuckindieLuft, Bilder zur Literatur“ ist vom 2. Juli bis zum 7. August do/fr von 15 bis 19 Uhr und sa/so von 14 bis 18 Uhr zu sehen. „Es wächst hienieden Brot genug…“ (Heinrich Heine), Öl auf Leinwand Fotos: Wolf Spillner

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

Astrid Kloock

19


MALER AUS MECKLENBURG

„Ich arbeite hauptsächlich für mich“ Rudolf Matz zieht die Inspiration für seine Werke häufig aus seinen Reisen um die Welt Rudolf Matz ist gerade von seiner zweiten Indienreise zurückgekehrt. Die Vielzahl von Ereignissen und Eindrücken sind in seinem Gedächtnis gespeichert. Im Atelier in seinem Wohnhaus in Besitz, einem kleinen Dorf in der Nähe Boizenburgs, liegt sein Skizzenbuch. „Diese Bilder sind immer sehr lebendig. Das Unmittelbare reizt zum Skizzieren. Ich zeichne vor Ort immer das, was ich für wichtig halte.“ Kleine Notizen ergänzen die Abbildungen von Szenen, Fassaden und Landschaften. In den kommenden Monaten wird er noch häufig in der Kladde blättern und ihren Inhalt als Grundlage für neue Bilder und Grafiken nutzen. „Bei den Skizzen muss ich schon besonders hinschauen. Und was bereits einmal durch Kopf und Hand geflossen ist, speichere ich besser, als es jede Fotografie könnte“, sagt Matz. Die Kunst spielte im Leben des Rudolf Matz schon immer eine vordergründige Rolle. „Ich habe schon als Kind gern gezeichnet." Und genau dieses Interesse war es, das ihn immer vorangetrieben hat. „Die Beschäftigung mit der Kunst prägte mein ganzes Leben. Während der Lehre forcierte ich es und behielt es bis heute bei“, erzählt der 74-Jährige. Wie viele Werke er dabei inzwischen erschaffen hat, kann er längst nicht mehr mit Bestimmtheit sagen. Fassbarer ist dafür die Zahl der Länder, in denen er bereits ausgestellt hat: Es sind 21. Unter anderem war ein Auszug seines künstlerischen Schaffens schon in Nepal zu sehen. „Vor Ort konnte ich mir das leider nicht anschauen, da diese Ausstellung noch während der Existenz der DDR war.“ Von 1965 an gehörte er bis 1984 zur Grafik-Gruppe Schwerin. Mit den Leitern der Gruppe Karlheinz Effenberger, Winfried Wolk und Thea Kovač hat er viel gelernt. Die Gespräche über das künstlerische Schaffen waren in der Gruppe aktivierend und bildend. „Und zwar indem darüber viel gesprochen wurde, was wir erschaffen.“ 20

Der Künstler Rudolf Matz in seinem Atelier in Besitz mit seinem Gemälde „Die Perlen von Agra“, entstanden nach seiner ersten Indienreise im Jahr 2003.

Bis heute hat er sich nicht auf eine bestimmte Technik festlegen können. So finden sich in seinem gesamten Schaffen Rohrfederzeichnungen, Aquarelle, Ölbilder, Grafiken in unterschiedlichen Druckarten. „Ich kann nicht jedes Thema mit ein und der selben Technik effektiv ausdrücken“, erklärt er diese Vielfalt. Im Moment lebt er seine Faszination von der Fotografie aus.„Bislang habe ich immer noch klassisch analog Bilder geschossen. In Indien bin ich jetzt doch auf die digitale Fotografie umgeschwenkt. So sind in 18 Tagen über 5000 Fotos entstanden.“ Auch dabei liegt sein Fokus immer auf dem Besonderen. Seine Reisen stellten schon immer Bezugspunkt und Motivation für einen Großteil seiner Kunst dar. „Reisen sind für mich Impulsgeber“, meint der Künstler. Dennoch finden sich in seinem Atelier Zeichnungen über seine gewachsene Heimat mit den Schönheiten der mecklenburgischen Elbtalaue oder von den historisch anmutenden Gassen Boizenburgs, aber auch Illustrationen und weitere freie Themen. Schwer ist es für den vielseitigen Künstler, sich von einzelnen Werken zu trennen. „Ich arbeite in erster Linie für mich. Und vieles von dem, was über die Jahre entstanden ist, würde ich für kein Geld der Welt hergeben. Das hat nichts mit Eitelkeit zu tun. Das ist für mich ein normales Gefühl.“ Seine Bilder seien Ausdruck seiner Gefühle und des Gesehenen. „Das Ergebnis ist nicht immer spontan, bestimmte Themen benötigen eine längere Vorbereitung.“ Wenn etwas besonders gut gelungen ist, bleibt es in seinem Besitz. Für das kommende Jahr plant der Künstler nach einer kurzen Pause ein weiteres Engagement bei „Kunst offen“. Bis dahin sollen seine Eindrücke unter anderem aus Varanasi in Indien auf Papier und Leinwand gebannt sein. Text & Fotos: Gritta Flau

Die Skizzenbücher bilden die Grundlage für sein Werk. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


PORTRAIT

Oper zum Mitdenken Arturo Gama, Oberspielleiter am Schweriner Theater Mexiko und Kunst – das assoziiert Namen wie Frida Kahlo und Diego Rivera oder die Mariachimusik, aber bestimmt nicht Opern wie „Tosca“ und „Lucia di Lammermoor“ oder Operetten wie „Der Graf von Luxemburg“ und „Die Großherzogin von Gerolstein“. Oder doch? In Schwerin kann man eben diese Verbindung ziehen, denn der Oberspielleiter und Regisseur des Mecklenburgischen Staatstheaters Arturo Gama kommt aus Mexiko. „Was die Kultur angeht, bin ich Europäer, aber sonst ist schon noch viel Mexiko in mir, und es ist auch wichtig, dass dies so bleibt“, sagt Arturo Gama – der jedes Jahr im Sommer nach Hause fährt. In seinem Geburtsland wurde er als Tänzer ausgebildet, und während des Studiums interessierte ihn die Oper. „Mich hat nicht nur mein Part, meine Rolle in einer Produktion interessiert sondern immer die gesamte Struktur einer Oper, eines Balletts.“ Als Tänzer an der Komischen Oper Berlin hat Arturo Gama sich in Opernproben „reingeschmuggelt“, seine Vorstellungen zu einem Stück entwickelt, hinterfragt, was gemacht wird: „Die Regie war spannend, wie aus einer Vorlage ein lebendiges Stück wird, wie man die Essenz herausholen kann.“ So war es wohl nur folgerichtig, dass Arturo Gama nach Beendigung der aktiven Tänzerlaufbahn nicht wie viele Kollegen zur Choreographie wechselte sondern sich für die Regie entschied. Er war Assistent bei Harry Kupfer und Peter Konwitschny. Letzterer ermunterte ihn, Regie zu machen. „Von den beiden habe ich viel gelernt. Gutes, aber auch: So will ich es nicht machen. Doch auf gar keinen Fall sollte man seine Lehrer kopieren.“ Seit 2005 ist Arturo Gama Oberspielleiter des Musiktheaters. Eine Aufgabe, in der man den ganzen Spielplan einer Saison im Auge behalten muss: Die Auslastung und den Einsatz der Sänger, die Betreuung der Gastregisseure – etwa die Hälfte der Produktionen im Musiktheater wird von Gastregisseuren inszeniert. Bei den anderen sitzt Arturo Gama am Regiepult. Langsam ist er die Regiearbeit im Schweriner Theater angegangen: „Man muss MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

sich erst herantasten an das Haus, das Ensemble kennen lernen.“ Das RegieDebüt in Schwerin war „Der Graf von Luxemburg“, bewusst eine Operette: „Ich wollte als erstes Stück etwas Heiteres anbieten.“ Wie nähert man sich als Regisseur einer Oper, über das Libretto oder über die Musik? „Da bin ich noch auf der Suche, mal so, mal so. Wenn ich die Oper nicht kenne, lese ich die Geschichte. Beim „Tannhäuser“ – den ich in der kommenden Spielzeit inszeniere – war zuerst die Musik da, die wirbelt, erzeugt Bilder.“ Viel diskutiert ist die Frage nach der Aktualität von Opern: Muss die Regie sie herunterbrechen oder hochrechnen auf das 21. Jahrhundert, gegen den Strich bürsten? Arturo Gama gibt die Antwort mit seiner Regie: Sie hat das Publikum im Auge – sie diktiert und oktroyiert nicht, sie bietet an. Jeder Zuschauer kann für sich reflektieren, somit seine Aktualität finden. Dass Arturo Gama bei seiner Arbeit nicht nur neue, sondern durchaus ungewöhnliche Wege geht, war bei Béla Bartoks Oper „Herzog Blaubarts Burg“ zu erleben: Gama stellte neben das Gesangspaar ein Tänzerpaar, interpretierte so das Doppelbödige, das Innen und Außen von Charakteren. Eine Idee, die vom Publikum mit viel Applaus belohnt wurde. Als eher vorsichtig und zurückhaltend empfindet Arturo Gama das Schweriner Publikum. „Man kann ruhig mittendrin klatschen und Reaktionen zeigen“, so seine Meinung – da ist er ganz Mexikaner. Ka. Foto: Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin

21


KUNST

Lass uns zum Wildschwein gehen… Schon seit 37 Jahren war es das Ziel so manchen Sonntagsspazierganges mit kleinen Kindern: Die Wildschweinplastik auf der Schlosspromenade am Burgsee in Schwerin. Als das Ufer 1974 neu gestaltet wurde, kam die fröhlich-bunte Skulptur auf eine kleine Terrasse. Aufgestellt wurde sie als „SpielPlastik“. Und das war sie auch. Denn die Kinder fanden es einfach toll, auf dem Schwein herumzuturnen. Nachdem die alte Promenade wegen fehlender Pflege völlig verwilderte, geriet auch diese Plastik ein wenig aus dem Blick der Öffentlichkeit. Dabei hat sie eine durchaus interessante Geschichte. Der Warener Künstler Franz-Ulrich Poppe hatte sich damals auf solche Mosaikplastiken spezialisiert. Die Technologie, die er sich ausgedacht hatte: Auf ein Betonmodell

22

kamen kleine farbige Mosaiksteinchen. Dabei ist das Schweriner Schwein nicht das erste Kunstwerk dieser Art. Schon 1960/61 schuf Poppe seine erste „SpielPlastik“ für das Feriendorf in Klink an der Müritz – einen Dinosaurier. Insgesamt 15 solcher Figuren hat er zur damaligen Zeit für die drei Nordbezirke kreiert. „Alle Kunstwerke existieren noch“, freut sich Franz-Ulrich Poppe. In Schwerin ist es neben dem Wildschwein am Burgsee noch eine große Schildkröte auf dem Spielplatz des Löwenplatzes. Doch so lustig, wie die Skulpturen des Franz-Ulrich Poppe aussehen – für ihn selbst machten sie das Leben nicht unbedingt fröhlicher. Weil es sich „nicht um Kunst“ handelte, wurde er aus dem Künstlerverband ausgeschlossen.Wer Gründe sucht, der findet offenbar.

Liebevoll restaurierte Franz-Ulrich Poppe seine Wildschweinplastik am Schweriner Burgsee.

Zur Bundesgartenschau 2009 stellte sich mit der Neugestaltung der Schlosspromenade die Frage, was mit dem Wildschwein geschehen sollte.„Wegwerfen konnten wir das „Tier“ nicht, das brachten wir nicht über das Herz“, sagt der Technische Leiter der BUGA GmbH, Reinhard Henning. „Das Kunstwerk gehört einfach an den Burgsee. Da war es für uns selbstverständlich, das Schwein zurück an die Promenade zu stellen.“ Doch inzwischen hatte es arg gelitten: Die Ohren abgebrochen, ein Bein beschädigt, stark verschmutzt. Das wackelige Etwas musste restauriert werden. Dazu war Franz-Ulrich Poppe sofort bereit. Zuvor kam die Plastik an

einen neuen Standort nur wenige Schritte vom alten entfernt. Und der Künstler hat es wieder zu dem gemacht, was es einst war: Ein attraktives Kunstwerk. Allerdings ist es nun keine „Spiel-Plastik“ mehr. Das verhindern die heute geltenden Vorschriften. Der TÜV würde ein Spielen auf dem Wildschwein nicht mehr zulassen. Zu gefährlich, zu viele scharfe Ecken. Trotzdem ist es ein lustiger Blickfang vis-a-vis dem Schweriner Schloss. Das Wildschwein am Burgsee ist übrigens nicht einmalig. In Waren/Müritz steht ein Zweitguss, allerdings nicht in Beton sondern in Terrazzo. Text & Foto: Gert Steinhagen

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


gÜtâÅ{ÉàxÄ

TREFFPUNKT

Drei Plätze, 45 Löcher und ein Der Blick geht weit über die Moränenlandschaft. Ganz in der Nähe der Landeshauptstadt Schwerin prägen sanft geschwungene Hügel, ein reicher Waldbestand und kleine Seen das Bild. Hier ist der Ort, an dem das Herz eines jeden Golfspielers höher schlägt: „Deutschlands bester neuer Platz 2011“ – ausgezeichnet von der Fachzeitschrift „Golfmagazin“. „Er gilt sogar als einer der spektakulärsten Plätze Europas“, blickt Direktorin Jenny Elshout stolz über ihr neues Reich. Zehn Meter hohe Dünen, bepflanzt mit Ginster, Strandhafer und Heidekraut erinnern an das Vorbild – eine schottische Dünenlandschaft am Meer. „Zurück zu den Anfängen“, sagt Jenny Elshout. „Der Platzarchitekt David Krause hat hier einen einmaligen Linkscourse entworfen und wunderbar an die natürlichen Gegebenheiten angepasst.“ Präzises Spiel und hohes Können werden den Spielern abverlangt. „Unser neuer „WINSTONlinks“ ist eine echte Herausforderung.“ Und damit nicht Ergänzung, sondern Erweiterung des Angebotes bei WINSTONgolf. Denn seit 2001 gibt es bereits den „normalen“ WINSTON-open. „Auch dies ist ein hervorragender Platz“, hebt Jenny Elshout hervor. „Immerhin wurde

hier 2005 die Deutsche Meisterschaft ausgetragen.“ Der Gegensatz zu den beiden 18Loch-Plätzen ist WINSTONkranich, der vor kurzem komplett neu angelegt wurde. Der 9-LochÜbungsplatz vereint Elemente der beiden großen „Brüder“. Das macht das Spiel hier spannend und abwechslungsreich – und das für Spieler aller Klassen. Wer nicht selbst Golf spielt, gern aber einmal zuschauen möchte, dem kann ein Besuch im RESTAURANTkranichhaus nur empfohlen

oder saftige Rindersteaks lassen keine Wünsche offen. Und nach dem Essen darf eine ganz besondere Spezialität nicht fehlen. WINSTONkaffee No.2! Ein Kaffee, den die Schweriner Privatrösterei Fuchs kreiert hat. „Wir wollen uns im internationalen Vergleich messen können“, sagt Jenny Elshout. Mit unseren drei Plätzen bieten wir nun ein ganz breites Spektrum für Golfer aller Klassen.“ Dabei ist für sie das Gesamtkonzept entscheidend. Gestaltung und erstklassige Pflege

Die neue Waldresidenz des Schlosshotels Basthorst.

werden. Eine weitläufige Sonnenterrasse ermöglicht einen spektakulären Blick über die Golflandschaft rundum. Und das Essen ist nur zu empfehlen: Knackige Salate, mediterrane Pastagerichte

Foto: Schlosshotel Basthorst

der Plätze gehören ebenso dazu, wie persönlicher Service und Gastfreundlichkeit. Und eine gute Zeit vor und nach dem Golferlebnis. Im Schlosshotel Basthorst, gleich „um die Ecke“, gibt es alles, was

sich der Gast für Entspannung und Wellness, kulinarische Genüsse und ausgedehnte Spaziergänge nur vorstellen kann. „Mit der Eröffnung unserer neuen Waldresidenz sind wir gut gerüstet, um den Golfern und allen anderen Gästen einen einmaligen Erlebnisaufenthalt zu bieten“, sagt Geschäftsführerin Marjon Wolthuis. Das neue Haus direkt neben dem Schlosshotel erweitert nicht nur die Bettenkapazität. „Mit den Gesellschaftsräumen bieten wir auch ein besonderes Ambiente für Tagungen, Hochzeiten und Geburtstage.“ Immerhin bis zu 300 Personen könnten jetzt im Schlosshotel Basthorst an einer Konferenz teilnehmen.„Damit schließen wir eine Angebotslücke in der Region um die Landeshauptstadt und wir machen damit auch in der Nebensaison eine attraktive Offerte“, sagt Marjon Wolthuis. Dazu kommen Konzerte der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, Lesungen, ein Landmarkt, Weinverkostungen oder auch eine Hochzeitsmesse. „Bei uns gibt es immer etwas zu erleben“, sagt Marjon Wolthuis. Jetzt auch in der neuen „Waldresidenz“. Ein Haus im Stil des Jahres 2010. Ein bewusster Kontrast zum historischen Herrenhaus. Gert Steinhagen

Das KRANICHhaus – eingebettet in eine atemberaubende Landschaft. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

23


GENUSS Marcus Podszus, geboren in Rostock und aufgewachsen in Neubukow, fühlt sich nicht nur der Region sondern auch der mecklenburgischen Küche verbunden. Nach seiner Lehre im Rostocker Ratsweinkeller von 1988 bis 1990 führte es ihn zunächst in Restaurants am Timmendorfer Strand und in Grömitz, wo Köche häufig nur als Saisonarbeiter gebraucht werden. Und so verdingte sich der junge Mecklenburger im Winter in verschiedenen Restaurants und Hotels in Österreich oder am Rhein. Im Sommer war er jedoch immer wieder im „Strandidyll“ in Grömitz. „Bei Küchenchef Hans-Werner Börensen habe ich das Kochen wirklich gelernt. „Er hatte viel Verständnis und gab mir Vertrauen in meine eigenen Kochkünste“, schwärmt Marcus Podszus noch heute von seinem einstigen Chef. Nachdem der junge Koch 1998 seinen Bundeswehrdienst absolviert hatte, schaute er sich in Mecklenburg nach einem Arbeitsplatz um. Die Landeshauptstadt Schwerin mit ihrer schönen Umgebung hatte es ihm irgendwie angetan, und so war ihm das Angebot, Küchenchef im damaligen Cambser Christinenhof zu werden, willkommen. Seit dem Jahr 2000 arbeitet Marcus Podszus direkt in Schwerin - als Küchenchef im Speicherhotel am Ziegelinnensee. Mit seinen neun Mitarbeitern, zu denen auch drei Auszubildende zählen, führt er ein gutes Team, das Hand in Hand arbeitet, um die Gäste mit geschmackvolle und qualitativ hochwertigeSpeisen zu verwöhnen. Der 39-jährige Koch steht für eine elegante, mecklenburgische Küche, in deren Mittelpunkt das Produkt mit seinem ureigenen, besonderem Geschmack steht! „Ich bin mit der mecklenburgischen Küche aufgewachsen, und die möchte ich auch unseren Gästen nahebringen – natürlich verfeinert und edel präsentiert“, sagt Podszus. Gute Qualität der Ware ist ihm wichtig. Deshalb kauft der Küchenchef vor allem Bio-Produkte aus der Region ein, in die er Vertrauen hat. Zu seinen Lieferanten gehören die Mecklenburger Landpute in Severin, der Biohof Medewege, der Hof Denissen in Wöbbelin und „Die Müritzfischer“.

Küchenchef Marcus Podszus vom Schweriner Speicherhotel empfiehlt:

Bio-Produkte aus der Region

Kochen mit Achtung vor dem Gast und mit Leidenschaft ist die Maxime des Schweriner Küchenchefs, der sich mit seinem Team über jedes Lob der Gäste freut. Marcus Podszus selbst lässt sich seinen Gaumen am liebsten vom Fisch kitzeln – in allen Variationen von geräuchert bis sauer eingelegt. Und da darf´s auch gerne mal ein Saibling sein, den er besonders liebt. Hobbyköchen empfiehlt der Fachmann vor allem, immer mit dem zu kochen, was gerade in der Region wächst – dafür ist natürlich der Sommer die beste Jahreszeit. Text & Fotos: Christine Mevius

24

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


GENUSS

Unser Sommer-Menü, gekocht von Marcus Podszus: * Tatar vom hausgebeizten Lachs mit Limettencreme und Gartenkresse

* Bio-Hähnchenbrust vom Severiner Hof mit Paprika und Frischkäse gefüllt an warmem sommerlichem Kartoffelsalat und Wöbbeliner Tomatenchutney

* Kaltschale von Buttermilch mit frischen Erdbeeren und süßem Schwarzkrokant

* Rezepte für vier Personen: Vorspeise Zutaten: 500g frisches Lachsfilet, 150g Meersalz, 50g Zucker, 1 Bund Dill, 2-3 Schalotten, Pfeffer aus der Mühle, Honig, Gartenkresse

Küchenchef Marcus Podszus auf der Terrasse des Speicherhotels. Umsäumt von weißen Rosen, können die Gäste bei einem köstlichen Menü den Blick auf den Ziegelinnensee genießen.

Zubereitung: Lachsfilet mit etwas grobem Pfeffer würzen, mit Meersalz und dem Zucker bedecken und 15 bis 20 Stunden kühl stellen. Dann die Beize abwaschen und das Lachsfilet trocken tupfen. Die Limette waschen, Schale reiben und den Saft auspressen. Den gebeizten Lachs fein würfeln und mit den fein gehackten Schalotten und dem Dill vermengen. Für die Limettencreme Creme fraiche mit etwas Honig, Limettensaft und Abrieb vermengen. Das Tatar in einem Ring anrichten, mit der Limettencreme und der Gartenkresse dekorieren. Dazu mundet am besten ein selbst gemachtes Kartoffelrösti.

Hähnchenbrust von außen mit Butter bestreichen und im Ofen ca. 15 Minuten backen.

Hauptgang Hähnchenbrust mit Füllung Zutaten: 4 Stck. BIO- Hähnchenbrust, 1 rote Paprika, 100g Frischkäse Zubereitung: Die Paprika schälen, das Kerngehäuse entfernen und in Streifen schneiden. In die Hähnchenbrust eine Tasche schneiden und von innen würzen. Dann mit der Paprika und dem Frischkäse füllen. Die MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

Tomatenchutney Zutaten: 500g Wöbbeliner Strauchtomaten, 1 Limette, 4 Schalotten, 20g Ingwer, 1 halbe rote Chilischote, 30 ml Olivenöl, 50g Zucker Zubereitung: Die Tomaten blanchieren, Haut abziehen, entkernen und in grobe Würfel schneiden. Feingehackte Schalotten, Ingwer, Limettenschale und Chili in Olivenöl andünsten, mit Zucker bestreuen, goldgelb karamellisieren und mit Limettensaft ablöschen. Dann die Tomatenwürfel zugeben und alles so lange einkochen, bis die Flüssigkeit fast verkocht ist. Das fertige Chutney kaltstellen. Kartoffelsalat Zutaten: 600g neue Kartoffeln, 1 Bd. Lauchzwiebeln, 1 Apfel (Granny Smith), 2 EL Joghurt, 100ml helle Brühe, frische Kräuter (z.B. Basilikum und Kerbel), Essig, Salz und Pfeffer zum Abschmecken Zubereitung: Die Kartoffeln schälen, in kleine Würfel schneiden, ins kochende! Wasser geben und gar kochen. Die unteren Enden der Lauchzwiebeln in feine Ringe schneiden, den Apfel schälen und in feine Würfel schneiden. Beides zusammen in etwas

Butter anschwitzen, mit der Brühe ablöschen und über die warmen Kartoffelwürfel gießen. Dann Joghurt hinzugeben, mit Salz, Pfeffer sowie einem Spritzer Essig abschmecken und vor dem Anrichten frische Kräuter unterheben.

Dessert Zutaten: 0,5l selbst gekochter Vanillepudding, 0,5 l Buttermilch, 1 Orange, 1 Zitrone, Zucker, 1 Schale Erdbeeren, 200g Schwarzbrot, 50g Zucker Zubereitung: Vanillepudding und Buttermilch mischen, Zitronen- und Orangenabrieb hinzufügen und kräftig mit dem Saft beider Früchte und Zucker abschmecken, danach kalt stellen. Das Schwarzbrot (ohne Kruste) fein zerschneiden, mit 50g Zucker in der Pfanne karamellisieren und zum Trocknen beiseite stellen. Die Erdbeeren waschen, schneiden und dann marinieren. 25


GENUSS

Fotos: getty images

Safran

– König der Gewürze

Er ist das edelste Gewürz der Welt und teurer als Gold – aber nur wer die Geschichte und Produktion des Safran kennt, der weiß auch warum.

Wer in einem iranischen Supermarkt oder bei einem Händler auf dem Basar nach „gutem, echten“ Safran fragt, der steht oft vor verschlossenen Türen. Glastüren, die zu Schränken gehören, in denen das edle Gewürz sorgfältig aufbewahrt wird. Zu edel. Zu kostbar. Zu gefährlich, dass es geklaut wird. Warum möchte man fragen, wenn man sich dann für ungefähr drei Gramm des Gewürzes entscheidet und eine kleine verzierte Schachtel in die Hand gedrückt bekommt. So wenig Gewürz für so viel Geld?

Entstehung und Herkunft Ja – Safran ist eines der aufwändigst gewonnenen Gewürze der Welt. Im Mittelalter war das Gewürz sogar zwei- bis dreimal teurer als Gold. Was aber genau ist Safran? Wie und wo entsteht er? Der Iran gibt Antworten, denn genau hier, wo es das Gewürz fein säuberlich hinter verschlossenen Türen zu verkaufen gibt, entsteht es auch. In der Region rund um die Metropole Mashhad im Nordosten des Landes wird der weltbeste Safran angebaut und geerntet. Mit Mühe, Liebe und sehr viel Handarbeit. 26

Mutter des Safran ist der lila blühende Crocus Sativus. Im Juli werden die Knollen von Hand gesetzt und Ende Oktober, wenn die Safranfelder von Blüten übersät sind, wird von Hand geerntet, da bei einer mechanischen Ernte die Laubblätter verletzt würden. Safran blüht nur einmal im Jahr und das nur für circa zwei Wochen.

Ernte der wertvollen Blüten Im Morgengrauen ziehen die Safranpflückerinnen aufs Feld, denn bis zehn Uhr ist die beste Pflückzeit, heißt es. Jede der fliederfarbenen Blüten enthält einen sich in drei Narben verzweigenden Griffel. Nur diese süßaromatisch duftenden Stempelfäden werden getrocknet und als Gewürz verwendet. Dabei ist es vor allem wichtig, den hellgelben Griffel, der mit den Narbenästen verbunden ist, weitgehend zu entfernen, da Bestandteile des Griffels im Gewürz die Qualität des Gewürzes enorm verringern. Und jetzt der Aufwand in Zahlen: Bei etwa 80 Blüten pro Quadratmeter ergibt ein 5000 Quadratmeter großer Acker maximal drei Kilogramm Safran. 150.000 bis 200.000

Stempelfäden müssen aus der abgeschnittenen Blüte gezupft werden, um ein Kilogramm frischen Safran zu erhalten. Für ein Gramm Safran benötigt man 120 Blüten. Durch das Trocknen verlieren die Stempelfäden bis zu vier Fünftel ihres Gewichts. Das heißt: Aus jedem Kilogramm frischer Stempelfäden erhält man 200 bis 250 Gramm Safran. Die weltweite Jahresproduktion von Safran beträgt rund 300 Tonnen. Im Handel zahlt man zwischen vier und 14 Euro pro Gramm. Aber der Preis lohnt sich: Schon ein kleines Fädchen aufgelöst in Wasser reicht, um dem Essen eine goldgelbe Färbung und einen ganz besonders süßlich-herben OrientGeschmack zu geben. Aromatisch, duftend und anregend, wie Mediziner und iranische Wissenschaftler herausgefunden haben. Inhaltsstoffe des Safran können sogar bei leichten Depressionen helfen. Safran ist ein Schatz, das wusste schon der alte Zeus, der sogar auf einem Bett aus Safran geschlafen haben soll. Schabnam Tafazoli MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


GENUSS

Persisches Safran Hähnchen Zutaten (für vier Personen): 4 Hähnchenbrüste/Hähnchenkeulen 1 Zitrone oder Limette 1 TL Safranfäden oder 1g Safranpulver 1 EL Pflanzenöl, neutral (z.B.Sonnenblumenöl) Salz und Pfeffer Zubereitung Die Hähnchenbrüste in große Würfel schneiden. Die Zitrone auspressen. Safranfäden in etwas warmem Wasser einweichen und zu dem Zitronensaft geben. Salz, Pfeffer und Öl dazugeben. Das Hähnchenfleisch in die Marinade geben und einige Stunden ziehen lassen. Das Fleisch eignet sich hervorragend zum Grillen, kann aber

auch für circa eine Stunde im Ofen garen oder angebraten werden, je nachdem, ob Sie Hähnchenbrust oder Keulen verwenden. Dazu passt Basmati-Reis und Knoblauch-Dip.

Klimabedingt liegen die besten Anbaugebiete im Nahen Osten. Der Iran produziert und exportiert etwa 90 Prozent der Safran-Weltproduktion. In Europa wird Safran vor allem in Spanien geernet. Der Name stammt von „az-za’faran“, dem arabischen Wort für Gelb. Die Mauren brachten ihn im 9. Jahrhundert aus dem Orient mit und verbreiteten ihn dann von Andalusien aus über Europa. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

27


TOPFGUCKER

Gegessen wird um Zwölf… Wer gerne kocht und das Besondere liebt – hier ist er richtig! Rinderhüftsteak aus Uruguay, Enten aus Frankreich und Fische aus allen Weltmeeren. Annette Reimers aber greift in die Kühltruhe und nimmt ein Deutsches Suppenhuhn heraus. „Wenn ich koche, dann gut-bürgerliche Küche“, sagt die Geschäftsleiterin des Handelshofes in Schwerin. Heute gibt es Hühnerfrikassee. „Bodenständig, regional und heimatbezogen“, versichert Annette Reimers. Sie kommt nicht oft zum Kochen. Meist nur am Wochenende. Der im Hause wohnende Vater möchte um 12 Uhr essen – pünktlich. „Das ist er so gewöhnt – und ich kann mich auch nicht erinnern, dass es jemals anders war“, blickt die UrSchwerinerin zurück. „Diese Regelmäßigkeit finde ich aber gut.“ In der Woche isst Annette Reimers in der Kantine nebenan. „Das Essen dort ist in Ordnung. Und es ist der einfachste Weg, zum Mittagessen zu kommen, wenn man voll berufstätig ist.“ Größeres Vergnügen bereitet ihr aber der Besuch eines Lokals. „Wenn ich Kunden besuche, nutze ich gerne diese Möglichkeit. Ich finde es schön, mich bekochen zu lassen.“ Ein Lieblingsgericht hat die Geschäftslei-

28

terin nicht. Sie sucht auf der Karte immer wieder neu aus. „Besonders ausgefallen muss das Essen für mich aber nicht sein.“ Auch wenn Annette Reimers selbst kocht gilt – keine Experimente. „Eine einfache, normale, mecklenburgische Küche – das gefällt mir.“ Dabei möchte sie in der Küche gern allein sein. Helfer oder Zuschauer sind nicht erwünscht. „Ich weiß am besten, welche Handgriffe wann zu machen sind. Da muss mir keiner zuschauen.“ Das Hühnerfrikassee! Das Huhn kommt ins Wasser, etwas Salz dazu. Später gibt Annett Reimers Porree, Sellerie und Mohrrüben in die Brühe. „Schon fast fertig.“ Ist das Huhn gar, wird das Fleisch vom Knochen gelöst und klein geschnitten. „Jetzt noch die Soße – erledigt!“ Fast. Denn, was gibt es dazu? Reis oder Kartoffeln? „Salzkartoffeln natürlich.“ Mecklenburgisch eben. Annette Reimers kann ihre Wurzeln nicht verbergen. „Will ich auch gar nicht! Einfach, solide, gut – das liegt mir.“ Die Chefin des Handelshofes in Schwerin beweist es jeden Tag – nicht nur in der Küche! Text & Foto: Gert

Steinhagen

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


TREFFPUNKT

Lübzer mit neuem Markenauftritt Strandgespräch mit Axel Prahl Die Mecklenburgische Brauerei Lübz schärft ihr Profil und stellt ihre regionale Verbundenheit noch weiter in den Mittelpunkt. Im Rahmen eines StrandkorbGesprächs, zu dem der beliebte Schauspieler und bekennende Mecklenburg- und Lübzer-Fan Axel Prahl eingeladen wurde, präsentierte die Brauerei zahlreiche Neuerungen rund um die Marke. Darunter eine innovative Internetplattform auf www. luebzer.de („Entdecke Lübzer Land“), ein frisches, modernes Etiketten-Design sowie die jüngsten Produktneuheiten Lübzer Landbier und Lübzer Schwarzbier.

Schauspieler Axel Prahl und Brauereichef Willi Horn in entspanntem Gespräch über Heimat- und Naturverbundenheit. Fotos: Lübzer

Vor der Kulisse des Schweriner Sees wurde jedoch nicht nur über Bier gesprochen. Ganz nebenbei entstand zwischen Lübzer Geschäftsführer Willi Horn, Marketingleiter Christoph Seite und Schauspieler Axel Prahl auch ein angeregter Austausch über Heimat und Naturverbundenheit. Lübzer steht für seine Herkunft – natürlich, authentisch, bodenständig, aber auch modern, innovativ und selbstbewusst. Kernwerte, die Brauereichef Willi Horn auch mit dem beliebten Schauspieler Axel Prahl verbindet. „Ich hatte bereits vor einiger Zeit schon einmal von einem Gastronomie-Kunden gehört, dass Herr Prahl unser Lübzer mag. Spätestens aber seit der NDR-Serie ‚Einsatzort Wanderweg‘, bei dem Herr Prahl mit seinem Kollegen Jan Josef Liefers durch unser schönes Mecklenburg-Vorpommern wanderte, hatte ich den Wunsch, ihn eines Tages mal ins ‚Lübzer Land‘ einzuladen“, so Horn. Mit dem heutigen Tag fand Willi Horn auch den perfekten Anlass. Denn Lübzer schärft sein Profil und kündigt zahlreiche Neuerungen an, die im laufenden Jahr einmal mehr die Heimat- und Naturverbundenheit des Premium-Bieres betonen. Die Klammer dieser MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

Maßnahmen bildet dabei die neue Internetplattform „Entdecke Lübzer Land“, die seit dem 1. Juli 2011 freigeschaltet ist. „Wir möchten dazu einladen, die Einzigartigkeit, Vielschichtigkeit und Schönheit unserer Region zu

entdecken. Eine Landschaft voller Überraschungen mit Seen, Flüssen, Stränden und Naturparks“, schwärmt Willi Horn. „Ich habe mich sehr über die Einladung von Lübzer gefreut. Ich mag die Gegend und den Menschen-

schlag hier und komme immer gerne. An Lübzer Pils kommt man hier oben natürlich nicht vorbei, und das Bier gehört für mich in jedem Fall zu einem Besuch in Mecklenburg dazu“, so Axel Prahl. Lottmann

Unter dem Motto „Entdecke Lübzer Land“ ist mit www.luebzer.de eine Plattform entstanden, die eine Menge Wissenswertes über die Regionen eröffnet. Veranstaltungstipps, Restaurants, Ausflugsziele, Angelreviere, Naherholungsgebiete sowie Sportmöglichkeiten sind dabei nur einige Highlights, die auf der Lübzer-Land-Karte ausgewiesen werden.

29


fÑ|àéxÇ@fÉÅÅxÜ

LIFESTYLE

Schwarzes Seidenkleid aus plissiertem Seidenchiffon, ebenso wie das schwarze Unterkleid besetzt mit nudefarbener Spitze. Nina Ricci, 2379 Euro*

Beigefarbenes Häkel-Top mit aufgesetzten karierten Bändern, halblangen Raglanärmeln mit Gummizugbündchen sowie Tunnelzug zum Binden in der Taille. Anna Sui, 379 Euro*

Olivfarbener einreihiger Baumwollmantel in Spitzenoptik. Gefüttert mit Seide. Von Etro, 1865 Euro* Handgefertigter Silber-Armreif in Spitzenoptik von Aurélie Bidermann, 615 Euro, gesehen bei www.net-a-porter.com

Peep Toe von Valentino aus nudefarbenem Leder in eleganter Spitzen-Optik mit 12-ZentimeterPfennigabsatz. 539 Euro, gesehen bei www.stylebop.com

Viereckige Tasche in knalligem Pink mit perforiertem Spitzen-Muster und braunen Lederdetails von Loewe. 1915 Euro*

*gesehen bei: www.mytheresa.com

30

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


LIFESTYLE

Online-Shopping:

Ein Mann, ein Ort Dass es für Männer mehr gibt als weiße Tennissocken, hat sich zum Glück herumgesprochen. Auch an Boutiquen, die sich auf Kleidung für den Mann mit Geschmack und Stil konzentrieren, herrscht mittlerweile kein Mangel mehr. Hingegen war der Luxus, in einem einzigen Online-Kaufhaus den Kleiderschrank vom Unterwäschefach bis zur Abendgarderobe mit den Schöpfungen der angesagtesten Designer zu füllen, bislang den Frauen vorbehalten. Das hat sich geändert: Seit diesem Jahr gibt es im Internet auch ein Luxus-Kaufhaus für Männer. Eröffnet hat es Natalie Massenet, die seit langem weiß, was in, schick und auch nicht ganz billig ist: Sie hatte bereits im Jahr 2000 das Online-Versandhaus www.net-a-porter.com gegründet, das alles anbietet, was das Frauenherz begehrt. Bei www.mrporter.com (in Englisch) findet auch man(n) jetzt alles, was er braucht: von der Badehose bis zum Regenschirm, von Alexander McQueen bis Yves Saint Laurent. Eine kleine, feine Auswahl dessen, was jedermann im Schrank haben sollte, haben wir schon mal herausgesucht…

Kurzer Schal in dezentem PaisleyMuster, der perfekt zum neben stehenden Blazer passt. Aus Wolle und Seide, Etro, 120 Euro Schlicht und elegant zugleich: schwarzes Samt-Jacket von Richard James, knapp 610 Euro Die sportlichen Sneaker von Gucci mit bunten Zierstreifen auf schokobraunem Leder passen bestens zu Jeans und Lieblings-T-Shirt. 380 Euro

Wer sagt, dass Männersocken einfarbig sein müssen? Bunt gestreiftes Paar von J. Crew, mit knapp 6 Euro geradezu ein Schnäppchen… MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

31


LIFESTYLE

1.

Einfach mal blau machen Denim auf Hosen zu reduzieren, wäre in dieser Saison eine schlechte Entscheidung. Der blaue Stoff kennt keine Grenzen: ob als Maxikleid, Hemd, Blazer, Tasche oder Schuh – Jeans kommt überall zum Einsatz, bleibt uns aber natürlich auch als Hose und Shorts erhalten. Wir haben unsere Denim-Lieblinge schon gefunden – und außerdem alles, was ganz wunderbar dazu passt.

2.

1) Soooo sexy: Wir lieben Jeans-Hotpants! Zum Bikini-Oberteil, zur Tunika und Cowboyboots oder zum trägerlosen Top mit Sandalen (Napapijri). 2) Die Jeansjacke erlebt ein Comeback. Der Klassiker kommt in dieser Saison mit sehr weiblichem, figurbetontem Schnitt und schöner Waschung daher (von Mango). 3) Der Lack LAS „Eau de Colette“ von Uslu Airlines verleiht jedem Outfit den richtigen Glaumourfaktor. Dieser hier duftet dazu noch besonders gut: über www.antecedens.de. 4) Es gibt ein paar Dinge, denen können Frauen nur schwer widerstehen: Dieser brandneuen Jeans-Tasche von Diesel zum Beispiel.

3.

32

4.

5.

5) Durchgestylt von Kopf bis Fuß! Diese XXL-Türkiskette macht selbst der coolsten Jeans Konkurrenz. Ein richtig tolles Sommeraccessoire, das auf zart gebräunter Haut am besten zur Wirkung kommt (von Mango). 6) Die Sandalette von PEPE JEANS in Caramel mit niedlicher Jeansblüte vorn und verstellbaren, überkreuzten Riemen an der Ferse passt besonders gut zu sommerlichen Kleidern.

6.

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


ANZEIGEN

Modeboutique

Birgitt Rupschuß Schloßstraße 6 19288 Ludwigslust Tel. 03874 - 571617

NEU Infusionstherapie Homöopathie/Blut- & Stoffwechselanalysen/Ohrakupunktur/ individuelle Ernährungspläne/Infrarottherapie/Sauerstofftherapie Breitscheidstr. 03, 19306 Neustadt-Glewe, Tel.: 038757/37471

Stein & Design Goldschmiede Gold - Silber - Platin – eigene Werkstatt –

19055 Schwerin Schusterstr. 11

Tel. 0385 - 512547 www.ahnsorge-schmuck.de

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

33


MODE

e r i a n i d r o Extra – oder –

„Sie kam in meinen Laden, schaute sich um, betrachtete die Kleider, befühlte das Material und sagte EXTRAORDINAIRE. Und noch einmal EXTRAORDINAIRE. Sie war eine feine ältere, eigentlich schon alte Dame, von Kopf bis Fuß elegant und das Wort extraordinaire aus ihrem Munde wirkte fein. Sie erinnerte mich an meine Großmutter, die sprach nicht französisch, war in meiner Vorstellung ebenso fein; vor allem: Sie war eine Schneiderin. Das wollte ich auch werden. Nun habe ich einen Modeladen, und eine großmütterliche Dame lobt meine Ware“, sagt Beate G. Beate G. ist die Chefin vom Modeladen in der Münzstraße in der Altstadt von Schwerin. Ihre Boutique ist bekannt unter dem Namen „Mode von der Schwarzen Bank“. Die Schwarze Bank gibt es wirklich, sie steht groß und unübersehbar vor ihrem Geschäft, eine Arbeit des Künstlers Jan Jastram. Bei gutem Wetter ist die Bank meistens besetzt, von Straßen-Einheimischen, Touristen oder anderen Weltenbummlern. Beate G. kommt gerade aus der Welt zurück. Sie kauft ihre Ware in Kopenhagen, Düsseldorf, Brüssel und immer wieder gern in Berlin. Was kauft sie ein? Die Farbe Schwarz kauft sie bevorzugt. Schwarz ist keine Farbe, sondern ein Stil, ihr Stil. Sie nennt ihn die klassische Grundlage, die jeden Überbau verträgt. Von elegant bis exzentrisch. Es liegt bei der Trägerin, den schwarzen Fond mit Silber zu ergänzen oder im Blusenteil ein grand-Knopfloch mit rotem Saumband zu haben. Sie selbst, Beate G., trägt auch Schwarz, aber nicht nur. Das wäre zu einfach und ohne Geheimnis. Ihre Vorliebe für die Nicht-Farbe lässt Schwingungen zu. Grau, Rost, Senf und alles was an Halb und Vierteltönen in die Stimmung passt. 34

Der Besuch der alten Dame

Was ist en vogue? Der Trend 2011 von Frühjahr bis Herbst heißt Materialmix und Fassonpaarung. Beate G. erklärt. „Alles passt zu allem. Es gibt nichts, was man nicht miteinander und zueinander tragen kann: Leder zu Georgette. Seide zu Wolle. Häkeldetails an Satin. Gleiche Freiheiten gelten für die Fasson. Lange Blazer und kurze Shorts sind ein Paar, oder transparente Tops und knielange Bermudas oder Mini-Ballonröckchen und Knautsch-Stiefel aus Handschuhleder. Es gibt keine Verbote. Frau von Pappritz hat schon lange „Messer und Gabel“ zur Seite gelegt. Erlaubt ist, was gefällt, und was schön ist, entscheidet das Selbstbewusstsein der Trägerin. Was ist extraordinaire? Ungewöhnlich. Besonders. Außergewöhnlich. Sagen die Deutschen. Extraordinaire. Très

Im Modeladen von Beate G.

chic. Sagen die Franzosen. Beate G. verrät, was sie darunter versteht. „Wenn gutes Material und gediegene Verarbeitung zusammenkommen, dann kann das Ergebnis extraordinaire sein.“ Gutes Material sind Baumwolle, Kashmir, Harris-Tweed und viele neuartige Mischungen, die in Aussehen und Eigenschaften an die Stoffe unserer Großmütter erinnern wie Charmeuse oder Taft. Gediegene Verarbeitung und überraschende Details sind zum Beispiel die Schleife im Kreuz, die an Schnürleibchen erinnert oder der rote Zwirn, mit dem der graue Knopf auf die graue Jacke genäht ist; ein winziges Detail, ungeheuer auffällig. Solche Dinge findet man bei Beate G. im Modeladen an der Schwarzen Bank.

Die Kleiderpuppe im Schaufenster ist überbordend behängt. Mit Kleidern und Jacken, mit Glamour und allerlei Kultaccessoires, mit Taschen aus Antikleder, ganz großen, beutelartigen und ganz kleinen, in der Form einer Geldbörse. Die kleine schwarze aus schrundigem Leder, mit Metallbügel und langem Umhängeriemen, ist die Schönste. Sie ist unverkäuflich. Die alte Dame hatte sie damals, als sie in den Laden kam und sich die Kleider und Stoffe besah, impulsiv von der Schulter genommen, der Puppe umgehängt und ihrer Begeisterung Luft gemacht: Trés chic - extraordinaire – ungewöhnlich schön. Seit der Zeit gehört die kleine Tasche zum Inventar von Beates Boutique. Astrid Kloock Fotos: Idee + Werkstatt

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


MODE

Jubiläum bei BLICKPUNKT: Gut sehen und gut aussehen mit Brille und Linse

15 Jahre Contaktlinsen und Brillenetage in der Landeshauptstadt Schwerin. Maly SchreiberPanhans führt das Geschäft seit 1996. Im Herzen Schwerins ist es ruhiger als am Tauentzien in Berlin. Die Contaktlinsen-Spezialistin hat 20 Berufsjahre in Köln und Berlin hinter sich, bevor sie in der Schusterstraße sess-haft wurde. Es gibt nicht viele Optikerinnen in Deutschland, die sich dem Contaktlinsen-Fach verschrieben haben. Maly Schreiber-Panhans ist eine von den wenigen. Die Contaktlinse von heute kann nahezu alles. Sie korrigiert das Auge, sie schützt es vor Trockenheit, sie stört nicht beim Sport, bei der Gartenarbeit oder bei der Liebe. Aber: Man sieht sie nicht. Sie ist kein Schmuckelement mit trendigem Dekor oder auffallender Farbe an den Bügeln. Außerdem: Der Mensch braucht beides. Linse und Brille. Jedermann zieht sich nach des Tages Arbeit am Abend die Pumps oder Schnürschuhe aus und läuft in Puschen oder barfuß; die Füße wollen sich erholen. Das braucht das Auge auch. Also: Die Linse geht über alles. Aber nichts geht ohne die Brille. Maly Schreiber-Panhans ist Contaktlinsen-Beraterin aus Überzeugung. „Eine Brille kann ich dem Kunden übern Ladentisch verkaufen“, sagt sie. „Bei der Linse geht das nicht. Das Auge ist ein sensibler Bereich. Ich muss die Linse anpassen, direkt aufs Auge setzen, das ist Körperberührung. Ich gehe mit dem Kunden eine Dauerbeziehung ein; er kommt alle halbe Jahre zum Kontrollieren. Eine Herausforderung für mich.“ Diese Herausforderung muss auf ihre Mitarbeiterinnen abgefärbt haben. Beide sind sie passionierte Linsen-Beraterinnen, Heike Tuschla, Gesellin und Jana Dirschauer, Meisterin seit dem vergangenen Oktober. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

Vor 50 Jahren hat man noch von Haftschalen gesprochen, wenn man Linsen meinte, und von Sand im Getriebe, wenn die Augen schmerzten. Seitdem hat die Linse eine enorme Entwicklung genommen. Die Materialien haben sich verändert. Es gibt Gleitsichtcontaktlinsen aus hauchdünnem Hightech Kunststoff oder Contaktlinsen für besondere Hornhautverkrümmungen. Man könnte meinen, die Beliebtheit der Linse habe die Brille weit hinter sich gelassen. Im Zeitalter der raschen Bewegung zwischen Arbeitsplatz, Auto, Bahn oder Flugzeug, drinnen und draußen wäre die Linse das unkompliziertere, praktischere Augenmöbel. Aber in Deutschland hat die Brille noch immer die Nase vorn. Die Deutschen schätzen die Linse, lieben aber nach wie vor die Brille. Maly Schreiber-Panhans hat nichts dagegen. Es belebt das Geschäft. Und passt ins JubelJahr. Der BLICKPUNKT jubiliert. Juni, Juli, August, September sind Jubiläumsmonate. 15 Jahre BLICKPUNKT – 15 als Glückszahl die Freude soll an die Kunden weiter gegeben werden. Fünfzehn Prozent des Waren-Wertes als Geschenk – das gilt im Juni für Sonnenbrillen mit und ohne Sehstärke, im Juli für Fern-, Nahund Gleitsichtbrillen, im August für Kinderbrillen und im September für Contaktlinsen und Pllegemittel. Damit sie gut sehen und gut aussehen, die alten und die neuen Kunden der Contaktlinsen und Brillenetage BLICKPUNKT in Schwerin. Astrid Kloock Foto: Archiv BLICKPUNKT

35


KOSMETIK

Badezusatz- und Längst vorbei sind die Zeiten, als Badekugeln und Seifen ausschließlich Artikel des medizinischen oder hygienischen Bedarfs waren. Heute sind sie mit ihrer Vielfalt an Formen und Farben ein Bestandteil zahlreicher Wohlfühl- bzw. Wellnessangebote: Entspannung und seelisches Gleichgewicht runden das körperliche Wohlbefinden ab, tun der Gesundheit gut und schenken mehr Lebensqualität. Das in Schwerin ansässige Unternehmen Dreescher Werkstätten gGmbH hat sich auf die zertifizierte Herstellung von Seifen- und Badeprodukten aus rein pflanzlichen Rohstoffen spezialisiert. In Handarbeit entstehen Badesalze, Duschgele sowie Seifen in unterschiedlichsten Duftrichtungen, wie zum Beispiel Apfel, Honig-Schoko, Rose oder Vanille-Passionsfrucht. Bei der Herstellung dieser Produkte müssen strenge Vorgaben der Kosmetikverordnung berücksichtigt werden, deren Einhaltung regelmäßig überprüft wird. Dies gilt für die nachweislich hygienische Herstellung ebenso wie für die deutliche Kennzeichnung mit Angaben zu den Inhaltsstoffen, der Inhaltsmenge und dem Haltbarkeitsdatum. „Für unsere Seifen- und Badeprodukte gibt es festgeschriebene Rezepturen mit Mengenangaben für die einzelnen Bestandteile“ erläutert Gerd Bockisch, Leiter des Bereichs Produktion und meint weiter: „Die Einhaltung dieser Angaben ist wichtig für das Gelingen des Produkts – da sind handwerkliches Geschick und präzises Arbeiten gefragt!“ Das älteste bekannte Seifenrezept reicht zurück bis zur Zeit der Sumerer. Sie verewigten es vor ca. 4500 Jahren in Keilschrift auf einer Tontafel. Sie wussten, dass in Wasser gelöste Pflanzenasche Lauge ergibt und erkannten bereits die Wirkung dieser Lauge auf Fette und Öle. Ungeachtet der vielen Weiterentwicklungen – das Reinigungsprinzip dieser Rezeptur blieb bis heute unverändert: Seife verringert die Oberflächenspannung des 36

Seifenzauber

Wassers, wodurch Schmutz für die fettlösende Lauge angreifbar wird. Auf Grundlage der festgelegten Rezepturen lassen sich die Mitarbeiter der Seifenwerkstatt immer wieder etwas Neues einfallen und zaubern neue Produkte, die mit viel Liebe zum Detail verpackt und dekoriert werden. Auf Kundenwunsch entstehen individuelle Seifenserien für den privaten oder den gewerblichen Bereich. Der fünffache deutsche Eishockeymeister Berliner Eisbären war einer der ersten

nur toll in Design und Qualität sondern auch sehr beliebt bei unseren Fans und deshalb recht schnell vergriffen. Besonders gefreut hat es uns auch, dass uns zu einem Heimspiel eine kleine Abordnung aus Schwerin besuchte. So macht Zusammenarbeit Spaß!"

Teamleiterin Sabine Böttcher: „Wir haben noch viele schöne Ideen, die wir gemeinsam mit unseren Kunden umsetzen können. Aufgrund unserer handwerklichen Fertigung

Eine Auswahl an Seifenstücken, die zum Teil auf individuellen Kundenwunsch gefertigt wurden

Kunden, für die das Unternehmen in den Vereinsfarben blau, weiß, rot Seifen, Badekaviar und weitere Kosmetikartikel herstellte. Daniel Goldstein, Pressesprecher der Mannschaft: „Als Frau Böttcher uns erstmals kontaktierte, hatten wir gleich das Gefühl, dass diese Anfrage anders ist, als die anderen Merchandising-Angebote. Dies stellte sich im Nachhinein als komplett richtig heraus. Die Produkte der Dreescher Werkstätten waren nicht

sind wir sehr flexibel und können schnell auf besondere Wünsche reagieren, sei es eine Gästeseife mit Firmenlogo für Geschäftspartner anlässlich eines Firmenjubiläums oder ein Seifen-Duft-Säckchen als Geburtstags-Dankeschön eines Firmeninhabers an seine Mitarbeiter. Wir finden für Vereine, Unternehmen oder Institutionen immer das Passende!“ Nach vorheriger Anmeldung ist es auch möglich, mit maximal zehn

Personen einen Seifen-Workshop zu buchen: „Seifen selbst herstellen – ein Geschenk für sich und andere“. Die Teilnehmer erfahren viel Wissenswertes zur Geschichte der Seife und ihrer Herstellung. Nach eigenen Vorstellungen dürfen sie dann Farben, Duft und Motive für Seifenstücke wählen, die sie während des Workshops herstellen können.

Die Dreescher Werkstätten gGmbh betreibt Einrichtungen und Dienste, deren Zweck es ist, Menschen mit Behinderung ein möglichst selbstbestimmtes, freies und würdevolles Leben zu ermöglichen. Mit den drei Säulen Arbeit, Wohnen und Freizeit wird das gesamte Spektrum des täglichen Lebens abgedeckt. Das Unternehmen bietet vielfältige Möglichkeiten und unterschiedliche Tätigkeiten, um einem Beruf oder einer Berufung nachzugehen. So ist die Seifenwerkstatt zum Beispiel nur ein Teil des Bereichs Produktion: Neben den Kosmetikartikeln entstehen in kreativer Handarbeit auch geschmackvolle Keramikartikel sowie Auftragsarbeiten der Holz-, Kunststoff- oder Metallverarbeitung. Im Vordergrund stehen Aus- und Weiterbildung sowie die individuelle Förderung der Mitarbeiter. Im nächsten Jahr feiern die Dreescher Werkstätten ihr 20jähriges Bestehen. Gerd Bockisch: „Wir freuen uns sehr, dass unsere Referenzliste schon jetzt so aussagefähig ist. Wir sind für viele Unternehmen – nicht nur in der Region – tätig und überzeugen durch Zuverlässigkeit und Termintreue.“ Neben diesen wichtigen Attributen gibt es für Geschäftskunden noch ein weiteres Argument: Unternehmen, die den Dreescher Werkstätten Aufträge erteilen, können gemäß § 140 SGB IX 50 Prozent der mit dem Auftrag verbundenen und in Rechnung gestellten Arbeitskosten mit ihrer Schwerbehinderten-Ausgleichsabgabe verrechnen. Text & Fotos: Anna Karsten

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


ANZEIGEN

MECKLENBURG-SCHWERIN del端x 2/2011

37


KOLUMNE

Frau in EmVau Viel Neins, viel Ehr? Die Ja-Sagerin Ich kann‘s nicht. Es will mir nicht über die Lippen. Vorher denke ich noch: Diesmal sagst Du es aber klipp und klar, ganz unmissverständlich. Doch wenn ich den Mund öffne, kommt gerade einmal ein „Vielleicht“ heraus. Und das weiß doch jeder Mann: Wenn eine Frau „Vielleicht“ sagt, meint sie „Ja“. Und andererseits: Was nützte es schon, wenn ich „Nein“ gesagt hätte? Das weibliche Nein bedeutet doch auch nur Vielleicht. Unser Nein wird nicht akzeptiert, liebe Mitleidende. Die allem Anschein zum Trotz noch immer von Männern dominierte Gesellschaft nutzt schamlos aus, dass wir Frauen im tiefsten Grunde unserer Herzen nett sein wollen. Trotz 100 Jahren Frauentag, trotz Alice Schwarzer, trotz inzwischen dudenfähiger Formulierungen wie Bürger- und Wählerinnen, trotz unzähliger Chefinnen in

Politik und Wirtschaft - auch heute noch ist die Frau willig. Das funktioniert nicht nur in den heimischen vier Wänden zwischen Ihm und Ihr, sondern auch im öffentlichen Leben. Ich rege mich auf bis an den Rand eines Herzinfarkts, wenn mir das wieder einmal auffällt. Leider tut es das viel zu selten. Denn ich bin in dieser Hinsicht ganz Frau. Ich kann nicht Nein sagen. Eine Freundin möchte gern von mir morgens zum Arzt gebracht werden. Es ist mir eigentlich viel zu früh, aber ich sage Ja. Ein Kollege bittet mich, seinen Wochenendtermin zu übernehmen. Ich würde lieber zu den Kindern fahren, aber was soll’s? Ich sage Ja. Die Tochter fragt, ob ich für sie einen Behördentermin erledigen könnte. Ich habe keine Zeit, sage Vielleicht, denn es ist ja mein Kind, das verträgt eine dezente Zurückweisung. Und erledige den Auftrag pflichtgemäß.

Ja, das ist Frauenleid. Wenn ein Mann Nein sagt, meint er das auch so, und es wird als solches akzeptiert. Ein maskulines Nein bedeutet: „Ich bin so beansprucht, dass mir für Extras wirklich überhaupt keine Zeit bleibt.“ Auch wenn ich mich in Wirklichkeit von der Frühstücks- über die Mittagsund Kaffeepause zum Feierabend hangele. Frauen dagegen suchen immer eine Möglichkeit trotzdem zu helfen. Ich will auch Nein sagen können, denn je mehr Absagen, umso angesehener der Nein-Sager. Aber

selbst am Telefon scheitere ich. 90 Prozent der Anrufer wollen nämlich ein Ja von mir. Oder wenigstens kein eindeutiges Nein. „Frau S., wir bieten Ihnen einen SuperTelefonvertrag zum Spottpreis.“ Ich denke Nein, will aber höflich sein. Die armen Leute am anderen Ende, die tun doch auch nur ihre Arbeit. Also frage ich: Was gehört denn so dazu? Am Ende entlasse ich meine Gesprächspartner mit einem Vielleicht und bin eine Woche später im Besitz eines neuen Telefon-, wahlweise Strom, Internet- oder Gasvertrages. Doch Rettung ist in Sicht. In jüngster Zeit machen sie es mir immer schwerer freundlich zu sein. Denn sie sind es auch nicht, werden patzig und aggressiv, wenn ich nicht sofort Ja sage. Deshalb ist es nun passiert. Gestern habe ich das erste Mal eindeutig Nein gesagt. Mit fester Stimme: „Nein, ich will nicht.“ Nun warte ich darauf, demnächst beim Verlassen meiner Wohnung ein Messer in den Rücken gejagt zu bekommen. Wiki P.

Kein Hundewetter an den Hundstagen als Hundstage bezeich- net – obwohl der Sirius an unserem Himmel erst Ende August, also eher zum Herbstanfang, zu sehen ist.

Es steht alles in den Sternen, auch das Wetter. Nicht unbedingt das, welches die Meteorologen vorher- (manchmal auch hinterher) sagen. Gemeint sind die Wetterdeutungen die mit realen Himmelskörpern verbunden werden. Wie die Hundstage – die absolut nichts mit den verschiedenrassigen Vierbeinern auf der Erde zu tun haben, sondern mit dem „Hundestern“. So wird volkstümlich der Sirius bezeichnet, ein Stern im Sternbild Großer Hund. Wobei „ein Stern“ nicht ganz korrekt ist. Der Sirius ist der Hauptstern im Sternbild Großer Hund und er ist der hellste Fixstern am Himmel. Fixsterne sind selbst leuchtende Sterne – der Sirius hat die Leuchtkraft von 20 Sonnen – und glühend-heiße Gasbälle. 38

Illustration Harald Larisch

Der Sirius hatte bei allen Kulturen eine besondere Bedeutung. Sein Aufgang am Morgenhimmel verkündete zur Zeit der Pharaonen den Beginn der jährlichen Nilschwemme. Im antiken Grie-

chenland glaubte man, der Sirius würde die Kraft der Sonne verstärken und verantwortlich sein für die sommerliche Dürre. Hierzulande wird die Zeit zwischen dem 23. Juli und dem 23. August

Eine astronomische Zukunftsvision bleibt uns heute Lebenden allerdings erspart: In circa 10.000 Jahren wird der Sirius sogar erst im Januar sichtbar – da kommt dann wohl eher der Begriff vom Hundewetter, der Kälte bei der man keinen Hund vor die Tür jagt, zur Anwendung. Zu „unseren“ Hundstagen gibt es auch Prophezeiungen: Hundstage hell und klar deuten auf ein gutes Jahr, werden Regen sie bereiten kommen nicht die besten Zeiten. Wenn die Pilze vor den Hundstagen wachsen, gibt es sauren Wein. Ka. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


MECKLENBURG-SCHWERIN del端x 2/2011

39


PR/ANZEIGE

Das Augenlicht - unser höchstes Gut Modernste Lasertechnik im Kampf gegen den „Grünen Star“ im Einsatz

Dr. A. Bach bei der computergestützen Sehnervenvermessung mittels HRT.

Leise und unbemerkt geht die Sehkraft verloren und man bemerkt es erst, wenn man auf dem betroffenen Auge schon beinahe blind ist. Das klingt unglaublich, aber gerade das ist das heimtückische am Glaukom, auch „Grüner Star“ genannt. Als Glaukom bezeichnen wir Augenärzte eine Gruppe von verschiedenen Erkrankungen, denen eines gemeinsam ist: das unwiederbringliche Absterben des Sehnerven, mit fortschreitenden Gesichtsfeldausfällen bis hin zur Erblindung. Da dieser Prozess meist langsam und schmerzfrei verläuft, wird der Schaden oft erst bemerkt, wenn das Glaukom schon weit fortgeschritten ist. Zwar gibt es heute eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten, aber keine kann die bereits abgestorbenen Nervenzellen wieder herstellen, sonders höchstens die noch vorhandene Restfunktion erhalten. Bei sehr weit fortgeschrittenem Glaukom kann es – trotz aller ärztlicher Mühen – zur irreversiblen Erblindung kommen. Jedes Jahr erleiden in Deutschland etwa 2000 Menschen dieses Schicksal. In den westlichen Industrienationen ist das Glaukom die dritthäufigste Erblindungsursache. Zu den Behandlungsmöglichkeiten beim Glaukom gehören Augentropfen, Laserbehandlungen und verschiedene Operationsverfahren. Augentropfen müssen 1 – 3 x täglich, regelmäßig und meist lebenslang eingetropft werden. Operationen bergen immer ein höheres 40

Dr. Matthias Fritsch beim Einsatz des neuen Lasergerätes.

ge Trabekelwerk appliziert. Die Laserenergie wird dort selektiv von pigmenthaltigen Zellen aufgenommen. Dadurch werden Regenerationsprozesse angestoßen, die letztendlich zu einer verbesserten Durchlässigkeit der Trabekelwerksmaschen und damit zu einer Senkung des Augeninnendruckes führen. Die drucksenkende Wirkung der SLT beträgt bis zu 30 % und ist damit mit den am stärksten drucksenkend wirkenden Augentropfen vergleichbar. Der Effekt hält oft über mehrere Jahre an, bei nachlassender Wirkung ist eine Wiederholung jederzeit möglich, denn es entstehen – im Gegensatz zu älteren Laserverfahren – keine Vernar-

Risiko in sich. Bei nicht ausreichendem Effekt oder Unverträglichkeit der Tropfen oder wenn eine OP möglichst vermieden werden soll, steht in unserer Praxis seit Anfang 2010 die selektive Lasertrabekuloplastik (SLT) als derzeit modernstes und effizientestes Laserverfahren bei „Grünem Star“ zur Verfügung. Das Verfahren wurde 1998 in den USA entwickelt und wird dort auf Grund der positiven Ergebnisse mittlerweile als Therapie der 1. Wahl bei neu entdecktem Glaukom eingesetzt. Mittels eines speziellen Kontaktglases werden 50 – 100 ultrakurze Laserimpulse in den Kammerwinkel des Auges auf das maschenarti-

A

U

G

E

N

A

R

Z

T

Dr. med. Andreas Bach Dr. med. Matthias Fritsch Alexandrinenstraße 2 · 19053 Schwerin Telefon (03 85) 56 17 75 · Fax (03 85) 56 17 85 www.egua.de · augenarzt@egua.de

Mo.

Öffnungszeiten Dr. med. Andreas Bach Di. Mi. Do.

Mo.

Öffnungszeiten Dr. med. Matthias Fritsch Di. Mi. Do.

OP-Tag Sehschule

8 – 12 13 – 18

8 – 12 14 – 18

8 – 12

8 – 12 OP-Tag

8 – 12 14 – 19

OP-Vorbereitung Privatsprechstunde

8 –13

Fr.

8 – 12.30

Fr.

8 – 12 13 – 16.30

bungen oder sonstige Schäden im Auge. Die Behandlung erfolgt ambulant im Sitzen in der Arztpraxis, ist praktisch schmerzfrei und dauert nur wenige Minuten. Auch wenn mit den heute zur Verfügung stehenden Möglichkeiten das Glaukom weit besser behandelt werden kann als noch vor 20 Jahren, gilt noch immer: je früher die Diagnose gestellt wird, desto besser sind die Chancen, das Augenlicht zu bewahren. Neben einem erhöhten Augeninnendruck gilt das Alter als wichtiger Risikofaktor. Deshalb raten wir Augenärzte, ab einem Alter von 40 Jahren das Angebot zur Früherkennung zu nutzen. Andere Risikofaktoren sind an Glaukom erkrankte Eltern oder Geschwister, Kurzsichtigkeit, eine dünne Hornhaut und eine Migräneneigung. Mit einer Kombination aus exakter Augendruckmessung, spaltlampenmikroskopischer Sehnervenbeurteilung und ggf. computergestützer Sehnervenvermessung ist ein sicheres Erkennen von Frühzeichen des Glaukoms möglich, schon lange bevor der Betroffene selbst etwas spürt. Auch wenn die Früherkennungsuntersuchung auf „Grünen Star“ keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen ist, sollten Sie sie spätestens ab dem 40. Lebensjahr regelmäßig nutzen. Um dem heimlichen Dieb der Sehkraft, dem Glaukom, rechtzeitig genug auf die Schliche zu kommen.

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


ANZEIGE

MECKLENBURG-SCHWERIN del端x 2/2011

41


GESUNDHEIT

LASER-Vielfalt in Schwerin Der Dermatologe Prof. Dr. Michael Drosner bringt langjährige Erfahrung mit der LASER-Therapie nach Schwerin „Seit Ende der 80-er Jahre ist das Lasern meine große Leidenschaft!“ gesteht Prof. Dr. Michael Drosner, der bald ein Jahr auch in Schwerin als Hautarzt tätig ist. „Damals mussten wir als Pioniere dieser neuen Technologie mit unseren Patienten der Dermatologischen Klinik zu Industrielasern fahren, um deren Tätowierungen vor die Öffnung zu halten, aus der das hochenergetische Licht herauskam.“ Heute leitet Professor Drosner die Laserabteilung dieser Klinik an der Technischen Universität München und unterrichtet junge Hautärzte in der vielseitigen Anwendung des gebündelten Lichts. Wir sprachen mit Herrn Prof. Dr. med. Michael Drosner, Hautarzt und Laserexperte, in Schwerin. Gut drei Lasergenerationen später werden inzwischen auch farbige Tattoos mit Lichtimpulsen von wenigen Nanosekunden (10-9 Sekunden) aus Festkörperlasern zertrümmert. Bei jeder Behandlung werden weitere Pigmente narbenfrei in kleinste Partikelchen zersprengt, die das Lymphsystem dann abtransportieren kann. Doch Geduld ist angesagt, denn man benötigt mindestens 5 solche Behandlungen, um Pigmente zu entfernen. Nicht viel anders läuft das auch bei missglücktem Permanent-Makeup, dessen Korrektur oder Entfernung eine weitere Spezialität der dermatologischen Lasertherapie ist. Die Liste der Hautveränderungen, bei denen Laserstrahlen heilend helfen, ist längst zweispaltig geworden (siehe Kasten). Da braucht es viel Erfahrung, um für jedes Problem die optimale Lasertherapie auszuwählen. Da jede Wellenlänge von anderen Strukturen in der Haut aufgenommen wird, benötigt man viele verschiedene Laser(licht)quellen, um optimale Erfolge zu erzielen.

Einsatzmöglichkeiten der LASER-Technik in der Dermatologie

42

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


GESUNDHEIT Die neueste technische Errungenschaft sind Laser, die ganz feine Kanäle in die Haut brennen, um so Narbengewebe allmählich abzubauen oder ganz generell das Bindegewebe der Haut wieder zu vermehren. Jeder Kanal ist eine Miniwunde und bewirkt bei deren Abheilung gleichzeitig auch Neubildung von Bindegewebe. Mehrfach in 4 bis 8-wöchigen Abständen angewandt, können mit dieser fraktionierten Hauterneuerung die Auswirkung des täglichen Bindegewebszerfalls aufgehalten und teilweise auch wieder repariert werden. So wird gekräuselte Haut nach und nach geglättet und Falten gemildert. „Gleichzeitig müssen wir unseren Patienten beibringen, besser für ihre Haut zu sorgen. Dass heißt in erster Linie Sonnenschutz und die Verwendung von Antioxidantien, die helfen die schädlichen Sauerstoffradikale zu neutralisieren, die für die Lichtalterung unserer Haut mit verantwortlich sind,“ verweist Prof. Drosner auf die Verantwortung eines jeden für seine Haut. Licht kann aber auch andere Alterszeichen korrigieren. „Während des Lebens sammeln sich mehr und mehr braune Pigmente in der oberen Lederhaut an, die unser größtes Organ zunehmend fleckig und fahl aussehen lassen. Da diese Pigmente feinste Eiweißkörnchen sind, werden sie vom eigenen Immunsystem nicht aufgeräumt.“ Mit Hilfe hoch dosierten Blitzlichts können diese Eiweißkörnchen erwärmt und in ihrer Struktur verändert werden. Jetzt räumt das Immunsystem diese fremde Eiweißansammlung auf, die Pigmentflecken verschwinden – wie von Geisterhand weggewischt – nach 2 bis 4 Wochen, egal ob an Handrücken, im Gesicht oder im Decolleté. Wichtig ist dabei nur,

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

die Flecken vorher auf Anzeichen von beginnendem Hautkrebs zu untersuchen und die Dosis der Grundbräunung des jeweiligen Areals anzupassen. Die Aufnahme von Licht in Pigmenten wird auch bei der Haarentfernung ausgenutzt. So köndurch regelmäßige nen Behandlung von pigmenthaltigen Haarwurzeln nach und nach die Haaranlagen dauerhaft zerstört werden. „Leider können wir es unseren Patienten nicht ansehen, ob sie gut oder schlecht auf diese Licht-Haarentfernung ansprechen. Das liegt,“ so erklärt Professor Drosner in seiner neuen Praxis, „an dem Abstand der Keimzellen von der pigmenttragenden Haarwurzel. Diese nimmt das Laser- oder Blitzlicht auf, die dabei entstandene Hitze muss dann aber bis zu den um die Haarwurzel verteilt liegenden Keimzellen übertreten, um diese zu zerstören. Gibt es keine Keimzellen mehr, können auch keine neuen Haarwurzeln mehr entstehen und es wachsen keine Haare mehr.“ Was für Aussichten! Ähnlich werden auch Damen denken, die mit Schrecken die Pubertät in ihr Gesicht wieder einziehen sehen. Hier können die Lichtexperten mit hochdosiertem Tageslicht die Aknebehandlung unterstützen. Talgdrüsen werden wieder kleiner (was zu weniger glänzender Haut beiträgt), entzündete Papeln und Eiterpusteln nehmen ab und die Verhornungsstörungen lassen nach. Und das alles mit nur 4 bis 8 Behandlungen und anhaltendem Effekt. Anhaltend können auch alle roten Flecken und Äderchen in der Haut beseitigt werden, ohne dass dazu die Oberfläche verletzt werden muss. „Die Kunst besteht darin, die feinen erweiterten Hautgefäße gerade soviel zu

erhitzen, dass die Gefäßwand durch die fortgeleitete Hitze im gesamten Umfang geschädigt wird, ohne dass in der Nachbarschaft im Gewebe Verbrennungsnarben entstehen,“ erklärt Prof. Drosner das Verfahren. Das wird heute mit sogenannten gepulsten Laser- oder Lichtsystemen erreicht, wobei die Pulslänge genau auf den Durchmesser des zu entfernenden Gefäßes abgestimmt werden muss. Im Rahmen einer von der Ethikkommission der Universität Rostock zugelassenen Forschungsarbeit sucht der Spezialist derzeit für Besenreiser nach einer sichereren Behandlungsmöglichkeit. Je kleiner, desto schwieriger sind diese erweiterten Venengefäße zu entfernen. Für feinste Gefäßerweiterungen, wie sie für die Rosazea typisch sind, braucht man kraftvolle Lichtmaschinen, um die nötige Energiedichte in der kurzen Pulszeit zu erreichen. „Phänomenal ist die Kraft des Lichtes auch bei der Behandlung

von Hautkrebsvorstufen, die mit zunehmendem Lichtalter an den ‚Sonnenterrassen’ im Gesicht auftreten. Nachdem wir die bösartig werdenden Zellen mit einer speziellen Creme lichtempfindlicher gemacht haben, werden diese dann durch das Licht selektiv zerstört, d.h. die gesunden Zellen in der Nachbarschaft bleiben erhalten. So können wir heute auch Lichtschäden beseitigen, bevor sie für unsere Augen sichtbar werden,“ berichtet Prof. Drosner über ein weiteres Steckenpferd von ihm. Um seine Erfahrung und das Equipment möglichst vielen Patienten zu Gute kommen zu lassen, hat sich der Münchner Arzt mit mehreren Hautärzten in Schwerin zusammengetan und eine Teilgemeinschaftspraxis gegründet, in der die Patienten im Namen der Kollegen behandelt und gemeinsam betreut werden. D. L. Fotos: u.. f.

Einsatzmöglichkeiten für Lasertherapie • Akne • Pigmentflecken (Lentigines, Altersflecken) • Besenreiser und retikulären Varizen (Krampfadern) • Permanent-Makeup • Bindegewebsaufbau zur Hautverjüngung • Psoriasis • Blutschwamm (Hämangiom) • Rejuvenation (Hautverjüngung) • Couperose • Rosazea • Falten und Fältchen • Spider-Naevi (Spinnenmal) • Feigwarzen • Tätowierungen/Schmutztätowierungen

• gutartige Hauttumore (z.B. Alterswarzen, Syringiome, Xantelasmen) • Teleangiektasien (erweiterte, „geplatze“ Äderchen) • Haare (Entfernung und Anregung von Haarwachstum) • Vitiligo • Hand- und Fußekzem • Photodynamische Therapie für Hautkrebs und -vorstufen (z.B. aktinische Keratosen) • Hyperpigmentierungen (z.B. Melasma) • wIRA-Belichtung für Virusinfektionen (z.B. Warzen, Herpes, Gürtelrose) • Narben

43


PR-ANZEIGE

und handwerkliche Perfektion Peter W. hat es eilig – sehr eilig. Er läuft die Wittenburger Straße in Richtung Kongresshalle entlang. Hinter der Eisenbahnbrücke biegt er rechts ab in die Johannesstraße. Am Telefon sagte man ihm, er solle möglichst bald kommen. In früheren Jahren hat er sich beim Sport einen der mittleren Schneidezähne im Oberkiefer abgebrochen. Ein „Stiftzahn“ ersetzte viele Jahre die fehlende Zahnkrone. Aber nun sei die Wurzel des Zahnes frakturiert, erklärte ihm sein Zahnarzt. Der Zahn muss gezogen werden. Man könne ihm eine Brücke fertigen oder ein Implantat setzen. Er entschied sich für das Implantat. Die OP verlief erfolgreich, alles verheilte gut, jetzt soll eine Vollkeramikkrone gefertigt werden. Ah ja, dort, gegenüber vom Parkplatz, ist die Nr. 20! Peter W. hat die Adresse schnell gefunden. Er klingelt – die große schöne Haustür lässt sich leicht öffnen. Freundlich wird er ins Büro hinein gebeten, ein heller strahlender Raum mit einer wunderschönen Holzdecke. Ein junger Mann am Tisch lässt die Maus auf dem Mousepad kreisen. „Ja, auch die Zahntechnik ist seit etwa zehn Jahren im digitalen Zeitalter angekommen“, empfängt ihn Manuela Storm. Gemeinsam mit Sabine Dehn wagte sie am 1. September 1997, nachdem die beiden Frauen ihre Meisterprüfung erfolgreich bestanden hatten, den Schritt in die Selbstständigkeit. „Seitdem das Zirkon als Werkstoff die Dentaltechnik eroberte, hat sich sehr viel verändert. Was früher der Zahntechniker mit Wachs, Modellierinstrument und viel Geschick modellierte, um es dann in Metall umzusetzen, wird heute am Rechner designt. Ein tolles Material, ein zahnfarbenes Käppchen, auf dem individuelle keramische Massen aufgeschichtet werden können“, erklärt Manuela Storm weiter. Sie nimmt Peter W. mit in einen 44

Die Meisterinnen mit ihrem Team.

Arbeitsraum. Von den zwei weiteren Arbeitstischen wandern kurze freundliche Blicke zu ihm. Manuela Storm bittet ihn zum Fenster, zieht aus einer Schublade Musterfarbringe, streift die Schutzhandschuhe über und hält die Farbmuster an seinen Zahn. Konzentriert vergleicht sie mal diesen und mal jenen Musterzahn mit seinem eigenen, macht sich Notizen. „Einen mittleren Schneidezahn so zu schichten, dass er dem natürlichen Zahn gleicht, ist schon eine echte Herausforderung“, erläutert Sabine Dehn. Insgesamt verzeichne man eine steigende Nachfrage nach hochwertigem Zahnersatz, dabei wachsen auch die Ansprüche der Patienten. Um auch Peter W. vollends zufrieden zu stellen, muss er zum abschließenden Finish noch einmal ins Labor kommen, um kleine Farbkorrekturen vorzunehmen. Für heute jedoch dankten ihm die beiden netten Zahntechnikerinnen, dass er so schnell vorbei gekommen war und wünschten ihm noch einen angenehmen Tag. Und während Peter W. gemütlich durch die Schweriner City schlendert, hat er schon jetzt ein gutes Gefühl, was seinen neuen Zahn anbetrifft. Niemand wird merken, dass er nicht echt ist.

Hochkonzentriert...

Unverzichtbares Arbeitsmittel – der Artikulator.

Fotos: Herbert Weisrock

de MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


SCHÖNHEIT / ANZEIGEN

Mit Spritze gegen Fettpölsterchen Die Behandlung von Problemzonen bzgl. der Fettverteilung mit herkömmlichen Maßnahmen wie Sport oder Diät ist schwierig bis unmöglich. So kann mit der Zeit ziemlich hartnäckiges Hüftgold entstehen. Da hilft manchmal weder FDH noch stundenlanges Abrackern im Fitness-tempel. Bleibt nur noch das Skalpell? Es geht auch anders, sagen Dres. Claudia und Jens Iwe von der Schweriner medical beauty & lifestyle GbR. Sie bieten an, den ganz hartnäckigen Fettpölsterchen mittels Injektions-Lipolyse zu Leibe zu rücken. Jeder Körper verteilt das Körperfett nach einem genetisch bestimmten Muster. So haben manche Menschen Probleme mit dem Gesäß und den ,Reiterhosen’, aber einen schlanken Bauch. Umgekehrt gibt es Menschen mit einem Fettpolster am Bauch, aber einen schlanken Po. Zur Entfernung dieser lokalen Fettpolster eignet sich daher diese Injektions-Lipolyse. Die „Fett-weg-Spritze“ wird in Fettpölsterchen mit einer feinen Injektionsnadel eingebracht, der natürliche Vorgang des Fettabbaus wird verstärkt, sie entfaltet ihre Wirkung innerhalb weniger Tage. Sehr gut hierfür geeignet und ohne Probleme kann

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

hiermit sogar das sogenannte Doppelkinn verschwinden. Aber sie ist kein Zaugegen bermittel Übergewicht. Ohne eine begleitende Diät ist nur von einer Fettumverteilung auszugehen, sagen Dres. Claudia und Jens Iwe. Mit einer begleitenden Ernährungsumstellung kann zielgenaues Abnehmen erfolgen. Sie empfehlen kein Hungern, sondern eine verringerte Kohlenhydratzufuhr. Ausgegangen wird von ein bis vier Behandlungen im Abstand von sechs bis acht Wochen, ohne aufwendige Vor- und Nachbereitungen und ohne Einschränkung der Arbeitsfähigkeit. Wenn sich das Körpergewicht nicht drastisch verändert, werden Fettpölsterchen dauerhaft verschwinden, es erfolgt eine langsame Anpassung an neue Körperkonturen.

Die Injektions-Lipolyse kann insbesondere auch zu einem makellosen Profil ohne Doppelkinn verhelfen. Foto: MEV

C. Volkmann

45


Landschaft bei Brahlstorf im Landkreis Parchim.

46

Foto: Helmut Wachtel

MECKLENBURG-SCHWERIN del端x 2/2011


enn im Sommer der rote Mohn wieder glüht im gelben Korn, wenn des Finken süßer Ton wieder lockt im Hagedorn, wenn es wieder weit und breit feierklar und fruchtstill ist, dann erfüllt sich uns die Zeit, die mit vollen Massen misst. Otto Bierbaum (1865-1910)

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

47


REGIONALMARKETING

Im Gespräch mit Nadine Hintze Geschäftsführerin des Regionalmarketing Mecklenburg-Schwerin e. V.

Der Verein stellt sich seit rund einem Jahr neuen Herausforderungen. Worin bestehen diese?

PMC Rehna, die im GFK-Leichtbau Fronten für den ICE herstellt. Im Rahmen eines gemeinsamen Besuchs hat die Unternehmensführung ihr Konzept zur Elektromobilität dem Geschäftsführer der Stadtwerke, Dr. Wolf, vorgestellt. Ich bin gespannt, ob sich auch hier eine Zusammenarbeit entwickelt. In anderen Fällen ist es gelungen, Kontakte zu den regionalen Wirtschaftsförderern herzustellen. Zudem bieten wir unseren Mitgliedern an, sie auf Messen, wie beispielsweise auf der Hannover Messe, zu präsentieren und Kontakte zu Interessierten zu vermitteln.

Vor allem geht es uns darum, die Mitglieder des Vereins zusammenzuführen und zu unterstützen. Wir laden sie alle zwei Monate ein, an den Wirtschaftstreffen in unseren Mitgliedsunternehmen teilzunehmen und in Arbeitskreisen mitzuarbeiten. Gut angenommen wird auch der Businessnewsletter, der alle 14 Tage erscheint. Darin berichten wir über unsere Aktivitäten und die unserer Netzwerkpartner. Außerdem haben unsere Mitglieder damit eine weitere Möglichkeit, auf ihre Unternehmen aufmerksam zu machen.

Stichwort Fachkräftemangel: Welche Unterstützung gibt der Verein seinen Mitgliedern?

Worin sehen Sie Ihren persönlichen Beitrag, die Mitglieder zu vernetzen? Vor allem darin, dass ich die Unternehmen persönlich vor Ort betreue. So erfahre ich am besten von ihren Problemen und Potenzialen. In einigen Fällen ist es bereits gelungen, Unternehmen zusammen zu bringen, die jetzt an einem gemeinsamen Projekt arbeiten. Ich denke dabei zum Beispiel an die Firma

Nadine Hintze, Geschäftsführerin des Regionalmarketingvereins. Foto: Jörn Lehmann

Der Mangel an Fachkräften wird spürbar größer. Deshalb findet im September in Schwerin wieder einen Pendleraktionstag statt, an dem sich übrigens immer mehr Unternehmen beteiligen. Hier übernehmen wir die gesamte Organisation in Absprache mit den Wirtschaftsförderern und sorgen für Werbung in den Medien. Erstmalig haben wir in diesem Jahr auch eine Roadshow für Schüler der Landeshauptstadt durchgeführt. Hier wurde jungen Menschen

Termine für Vereinsmitglieder 12.07.2011, 9 bis 11 Uhr Arbeitskreis „Regionales Marketing“, Sparkasse Mecklenburg-Schwerin, Marienplatz 9, 19053 Schwerin 24.08.2011, Einlass 17.30 Uhr Beginn 18 Uhr Sommerfest des Regionalmarketingvereins Mecklenburg-Schwerin, Seehotel Großherzog von Mecklenburg, Ost-seeallee 1, Boltenhagen 23.09.2011, 12 bis 18 Uhr 4. Pendleraktionstag in Schwerin und Ludwigslust, Grunthalplatz am Hauptbahnhof Schwerin, Bahnhof Ludwigslust

Um auf Ausbildungsmöglichkeiten in der Region aufmerksam zu machen, organisierte der Verein eine Roadshow an einer Schweriner Schule – weitere solche Aktionen sollen folgen. Foto Plosl

48

14.10.2011, 18 bis 22 Uhr „Nacht der Zukunft“ im Zenit, Am Pappelgrund 15a, 19055 Schwerin, Veranstaltung zur Berufsorientierung für Schüler aus Schwerin und Umgebung

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


REGIONALMARKETING

aufgezeigt, welche Möglichkeiten ihnen unsere Mitgliedsunternehmen für Praktikums- und Ausbildungsplätze bieten. Premiere hatte im letzten Herbst eine weitere neue Aktion, die wir fortführen werden: Im Rahmen einer Schüler-Diskothek informieren Azubis einzelner Unternehmen über ihre Berufsbilder sowie freie Ausbildungs- und Praktikumsplätze. Zur Vorbereitung dieser Veranstaltung, die wir gemeinsam mit dem Wirtschaftsspiegel MV und dem Kultusministerium planen, laufen derzeit auch Gespräche mit möglichen Sponsoren. Ich bin mir sicher, dass auch in Schwerin eine Neuauflage dieser Veranstaltung gelingt, die 2010 in einer Parchimer Diskothek erfolgreich stattgefunden hat.

schaftstreffen einladen, weiter entwickelt. Selbstverständlich unterstützt unser Verein auch die Imagewerbung für unsere Region. Dafür entwickelt unser Arbeitskreis Marketing gerade in Zusammenarbeit mit den Wirtschaftsfördergesellschaften und unter Beachtung der Aktivitäten des Landesmarketings ein neues Konzept und berät dessen Umsetzung. Angedacht ist beispielsweise auch, an Hamburger Taxis für unsere Region zu werben. Außerdem beteiligen wir uns derzeit an der Vorbereitung einer Pressereise für Wirtschaftsjournalisten, die in unsere Region führen soll. Erfolgreiche Unternehmen mit interessanten Geschichten sind unter unseren Mitgliedern auf jeden Fall zu finden.

Gibt es auch Aktivitäten, die über den sogenannten Tellerrand hinaus gehen?

Brauchen Sie im Verein noch Verstärkung?

Natürlich gibt es die! Das sind beispielsweise Ideen, mit dem Marketingclub Lübeck zu kooperieren. Eine erste gemeinsame Veranstaltung bei der Firma Ellerhold in Wismar hat bereits stattgefunden und wir werden sehen, wie sich die Zusammenarbeit mit unseren Nachbarn, die wir auch gerne zu unseren Wirt-

Neue Mitglieder sind uns immer herzlich willkommen, denn mittlerweile haben wir ihnen eine ganze Menge zu bieten – seien es Informationen, gemeinsame Präsentationen, neue Kontakte oder die Möglichkeit, unsere Region aktiv mitzugestalten. Für das Gespräch bedankt sich Christine Mevius

Neue Vereinsmitglieder Paint Park Wöbbelin UG, Wöbbelin Com In IT Solution Center GmbH, Schwerin Gummifabrik Lubeca GmbH & Co. Mecklenburg KG, Upahl

Kontakt Regionalmarketing Mecklenburg-Schwerin e. V

Graf-Schack-Allee 10/10a 19053 Schwerin Telefon: 0385 - 7788720 Telefax: 0385 - 7788723 Mobil: 0171-2053526 regionalmarketing@t-online.de www.meck-sn.de

Um auf Ausbildungsmöglichkeiten in der Region aufmerksam zu machen, organisierte der Verein eine Roadshow an einer Schweriner Schule – weitere solche Aktionen sollen folgen. Foto: Plosl

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

49


REGIONALMARKETING

Knowhow teilen, von anderen Profis lernen Gollan Recycling ist eng mit der Region verbunden

Die Firma Gollan Recycling ist ein moderner Familienbetrieb mit Hauptsitz in Rosenhagen bei Schwerin. Sie unterhält fünf Standorte in Mecklenburg-Vorpommern, bietet sämtliche Entsorgungsdienstleistungen mit eigenem Containerdienst an und liefert hochwertige Baustoffe für den Hoch- und Tiefbau – vorwiegend aus recycelten Materialien. „Die Entsorgungsdienstleistung ist vor allem eines – eine Dienstleistung. So verstehen wir unsere Aufgaben im Tagesgeschäft und stehen unseren Kunden bei allen Fragen kompetent zur Seite. Wir beraten, führen ordentlich und pünktlich unsere Entsorgungstätigkeiten aus und stehen im engen Dialog mit unseren Kunden“, erklärt Frank Rath, Vertriebsleiter für Mecklenburg-Vorpommern. Auch der Entsorgungsmarkt unterliegt dem stetigen Wandel. War noch vor einigen Jahren der Bereich Abbruch ein wesentliches Standbein des Unternehmens, so sind es heute die Wertstoffe wie Pappe und Papier, Kunststoffe, Schrott und Kabel. Allseits bekannt sind u. a. die blauen Tonnen für Altpapier und die orangefarbenen Entsorgungsfahrzeuge, auf denen auch das Maskottchen des Unternehmens – der Gollanzwerg – abge-

Frank Rath (36) arbeitet seit zehn Jahren in der Firma Gollan, jetzt als Vertriebsleiter für MecklenburgVorpommern.

bildet ist. Die Altpapiertonnen werden den privaten Haushalten in den Landkreisen Nordwestmecklenburg, Parchim und Ludwigslust sowie in der Stadt Schwerin kostenlos zur Verfügung gestellt und ermöglichen so die bequeme und umweltbewusste Wertstoffsammlung. „Da wir als Familienbetrieb eine flache Hierarchie mit kurzen Entscheidungswegen haben, können wir uns auf neue oder beson-

Wenn die Logistik funktioniert, sind die Kunden zufrieden. Deshalb wurden kürzlich neue Fahrzeuge angeschafft.

50

dere Anforderungen schnell einstellen. So betreiben wir beispielsweise seit Neuestem - auf vielfachen Kundenwunsch einen Online-Bestellservice für unseren Containerdienst auf der Homepage“, schildert Frank Rath die Flexibilität der Firma. Bei allen Entscheidungen, die täglich getroffen werden, spielt die Kommunikation mit den Kunden, Entsorgungspartnern und den Menschen aus der Region eine bedeutende Rolle. „Sie geben uns neue Impulse und schärfen unseren Blick über den Tellerrand hinaus. Je besser die Verständigung untereinander funktioniert, desto schneller und erfolgreicher können wir als Dienstleister am Markt agieren“, sagt der Vertriebsleiter. Vor einiger Zeit entschied sich die Unternehmensführung, dem Regionalmarketing Mecklenburg-Schwerin e.V. beizutreten. „Für uns stand dabei die Verbundenheit mit der Region, die wir gerne unterstützen, im Vordergrund. Seit über 20 Jahren gehören wir dazu und sind von unseren fünf Standorten in Mecklenburg Vorpommern überzeugt“, erklärt Rath und verweist auch darauf, dass das Unternehmen ein stetiges Wachstum nachweisen könne und für die Zukunft gut gerüstet sei.

Besonders engagiert ist er im Arbeitskreis Marketing des Vereins. „Uns ist bewusst, dass ein Verein nur so stark sein kann, wie die Mitglieder bereit sind, sich dafür einzusetzen. Da wir insgesamt acht Standorte (fünf in Mecklenburg-Vorpommern und drei in Schleswig-Holstein) betreiben, nutzen wir die Möglichkeit, Kunden und Partner aus Schleswig-Holstein mit den Mitgliedern aus MecklenburgVorpommern zu vernetzen. Im Arbeitskreis Marketing teilen wir unser Knowhow sowie unsere Erfahrungen im Bereich Marketing und freuen uns, auf diesem Weg von anderen Profis lernen zu dürfen“, meint der Vertriebsfachmann. Im Regionalmarketingverein hat er bereits viele Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen kennen gelernt, die aber grundsätzlich eines verbindet: Interesse und Verantwortungsgefühl für die Region. Gerne will Frank Rath auch weiterhin die vielen Möglichkeiten nutzen, die der Verein seinen Mitgliedern bietet. Besonders wichtig ist ihm dabei die Vernetzung mit anderen Unternehmen, von der er sich u. a. einen besseren Zugang zu den Märkten erhofft. www.gollan.de Christine Mevius Text und Fotos

Täglich werden in Rosenhagen 200 bis 300 Tonnen Gewerbeabfälle sortiert und zu 100 Prozent der Wiederverwertung zugeführt.

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


ANZEIGEN

MECKLENBURG-SCHWERIN del端x 2/2011

51


WIRTSCHAFT

Mittwochsrunde zu Wismar feierte 20. Geburtstag Seit 20 Jahren treffen sich regelmäßig Unternehmer, Handwerker und leitende Mitarbeiter aus der Wirtschaft und dem öffentlichen Leben aus Wismar und Umgebung. Sie alle finden sich ganz außerparlamentarisch und ohne jeglichen Protokollzwang zusammen, um über anstehende Probleme zu diskutieren. Mit einer Festveranstaltung im Zeughaus begingen sie ihr 20-jähriges Bestehen. Diesmal unterschied sich die Mittwochsrunde deutlich von den anderen Zusammenkünften. Und dies nicht nur wegen der großen Zahl der Teilnehmer und der besonders korrekten Anzugsordnung. Auch der Veranstaltungsort, der große Saal des Wismarer Zeughauses, war dem besonderen Anlass geschuldet, der Festveranstaltung aus Anlass des 20-jährigen Bestehens. Uwe Steinhagen, einer der vier dienstältesten Sprecher, erinnerte während der Begrüßung an die Geburtsstunde dieser inzwischen festen Aktivitäten-Größe. Es war die Zeit des politischen und wirtschaftlichen Umbruchs, als sich 1991 erstmals einige Wismarer Kaufleute, Handwerker und Unternehmer aus allen Branchen spontan zusammenfanden. Am Ende eines Unternehmertreffens mit dem damaligen Wirtschaftsminister Conrad-Michael Lehment und Ex-Bürgermeisterin Dr. Rosemarie Wilcken ließen einige Wismarer Unternehmer in geselliger Runde die Veranstaltung ausklingen. Zu ihnen gehörten Uwe Steinhagen, Hanjo Volster, Hans-Jürgen Wergin, Andreas Minks, Klaus Völsen und Dirk Bergeest. Es entwickelte sich so ganz nebenbei ein ungewöhnlich interessanter Meinungs- und Ideenaustausch. Damit war die 14tägige „Mittwochsrunde“ geboren. „Ost und West, Frauen und Männer setzten sich an einen Tisch und berichteten von ihren Erfahrungen. So verstand West, warum Ost so dachte und handelte - und umgekehrt“, zitierte Steinhagen aus der Festschrift. Transparenz und Anerkennung dieser Veranstaltung nahmen derart zu, dass zu den Jahresempfängen auch der 52

amtierende Wirtschaftsminister des Landes MV niemals fehlte. Am Grundanliegen dieses Wirtschaftskreises, dem Austausch von Wissen, das Informieren, das Motivieren und Hinterfragen bei Verwaltung und Politik, hat sich bis heute nicht geändert. Auch der Festredner, Prof. Dr. Rolf Eggert i. R., einst erster Stadtpräsident von Wismar, Landesminister in verschiedenen Funktionen und später Präsident der Bundesbankhauptverwaltung Hamburg, knüpfte daran an. „Mut zum Risiko wurde letztlich immer belohnt“; fand er am Ende seines Vortrages „20 Jahre Mittwochsrunde – Chancen und Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung der Region.“ Anschließend moderierte er zum gleichen Thema die Podiumsdiskussion. An der nahmen Landrätin Birgit Hesse, Wismars Bürgermeister Thomas Beyer und Siegbert Eisenach von der IHK zu Schwerin teil. Als „das Beste, was dieser Region passieren konnte“, nannte Landrätin Birgit Hesse die Initiative „Pro A 20“ im Zusammenhang mit der Fertigstellung der wichtigen OstWest-Verbindung. Siegbert Eisenach, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK zu Schwerin hob für die Region Nordwestmecklenburg einen besonders positiven Geschäftsklimaindex für dieses Frühjahr hervor, auf dem sich weiter erfolgreich aufbauen lasse. Wismars Bürgermeister Thomas Beyer setzt weiter auf industrielle Investitionen, die für das wirtschaftliche Wachstum unverzichtbar seien. H.-J. Zeigert

In gemütlicher Talk-Runde während des jüngsten Jahresempfanges: v. l. Prof. Manfred Ahn, Prorektor für Bildung, Prof. Norbert Grünwald, Rektor der HS Wismar, Fotografenmeister Andreas Manthey, Heinz Gluth, Unternehmer sowie Dr. Gerd Zielenkiewitz, Präsident der Wismarer Bürgerschaft. Foto: Zeigert

(lks.) Wirtschaftsminister Jürgen Seidel stellte sich bisher am häufigsten den Fragen der Mittwochsrunden-Gäste beim Jahresempfang. Foto: Zeigert

Begrüßung beim jüngsten Jahresempfang: Landrätin Birgit Hesse, Minister Jürgen Seidel (mitte) und Uwe Steinhagen. Foto: Zeigert

Podiumsdiskussion: Landrätin Birgit Hesse (v. links), Bürgermeister Thomas Beyer, Moderator Prof. Rolf Eggert und Siegbert Eisenach von der IHK zu Schwerin. Foto: Hanjo Volster MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


PR/ANZEIGE

Führung „Made in Germany“ Gibt es universelle, also überall gültige Führungsmerkmale, die als besonders effektiv eingeschätzt werden? Und welche kulturellen Unterschiede zeigen sich global im Führungsverhalten? Psychologen stellten diese und weitere Fragen 17.000 Managern aus über 800 Firmen in 61 Ländern in der sogenannten ‚Globe’-Studie, deren Ergebnisse 2007 veröffentlicht wurden. Sie fanden dabei heraus, wie in Deutschland Führung gelebt und verstanden wird. Bestätigt hat dieses ehrgeizige Projekt vertraute Kennzeichen: Führung ist in Deutschland vor allem an Leistungsprinzipien orientiert. Das ist gut und darf so bleiben! Wir definieren unser Selbstverständnis vor allem über zielführendes Handeln. Führung in Deutschland, so der Münchener Psychologe Prof. F. Brodbeck, einer der Leiter der Studie, zeige allerdings auch ein recht bescheidenes Ausmaß an Humanorientierung. Unser Interesse, faires, höfliches, fürsorgliches und uneigennütziges Verhalten am Arbeitsplatz zu fördern oder zu belohnen, sei nur gering ausgeprägt. Brodbeck merkt an, dass Führung hierzulande immer noch mit „HartSein“ gleichgesetzt werde. Ein drittes typisch deutsches Führungsmerkmal: Wir schätzen bürokratische Praktiken, Ordnungssysteme und detaillierte Vorgaben, die Unklarheiten und Unsicherheiten vermeiden helfen. Kritisch beäugt werden bei uns die Begriffe: experimentieren, variieren, Dinge mal anders machen als gehabt. Untergebene gehen hier eher in Deckung, als ihre Ideen einzubringen. Nach dem Motto: „Lieber kein Risiko eingehen, als heraustreten und damit angreifbar werden“. Der Name dieses Kulturmarkers heißt „Unsicherheitsvermeidung“. Das erinnert an das uns von den Nachbarn angeheftete Etikett der ‚German Angst‘. Wir haben ein nur begrenztes Gefühl von Geborgenheit, das andere MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

Dr. Silke Bremer, Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern der Konrad-Adenauer-Stiftung und Leiterin des Bildungswerks Schwerin hatte Thomas Röthemeier als Referenten für eine Veranstaltung der KAS und des BVMW am 24. 5. 11 im Rathaus Parchim mit dem Thema: Führung „Made in Germany“ gewonnen. Foto: KAS

Völker mit ihrem Heimatland verbindet. Diese ‚German Angst‘ spüren Vertreter anderer Kulturen als eine Fülle an Begegnungen mit Regeln, Normen und einem teilweise dominanten Kommunikationsstil (als Kompensationsversuch unsererseits). Weitere Kennzeichen einer deutschen Führungskultur sind ein hohes Ausmaß von ‚Autonomie‘ (individuelle Erfolge werden höher bewertet als die Loyalität zu einer Gruppe) hohe ‚Fachkompetenz‘ und eine mäßige ‚Zukunftsorientierung‘. Welche Veränderungsideen bietet die Studie? Die Ergebnisse zeigen, dass eine effektive Führung v. a. eine am Menschen orientierte ist und weniger eine am Geschäft orientierte. Weltweit gilt ein besonders veränderungs, verbesserungs- und teamorientiertes Führen als besonders effektiv. Zu den veränderungsorientierten Merkmalen gehört vor allem ein vertrauenswürdiges, ehrliches und offenes Arbeitsklima. Der Ruf nach diesen Merkmalen geht vor allem von der ‚Generation Y‘ aus (nach 1980 geboren). Diese Nachwuchskräfte fragen nicht nach Führungs-

techniken, sondern nach einer neuen Haltung. Sie suchen authentische „Partner“ und ein von Vertrauen gekennzeichnetes Zusammenarbeiten. Typisch deutsche Konzepte aus dem vergangenen Jahrhundert: „Sie machen das, weil ich (der Chef) es sage!“ greifen bei dieser Generation nicht mehr. Da Führungskräfte den sogenannten genetischen Code ihrer Organisation prägen, sind sich die Gelehrten und ManagementVordenker namhafter BusinessSchools einig: Führungskräfte sollten sich zunächst ihrer eigenen Motive, Eigenheiten und

Befindlichkeiten bewusst sein. Eine Führungskraft, die sich selbst nicht kenne und steuern könne, so der Professor für HRManagement M. Kets de Vries, sei gefährlich. Dieses erkläre die zunehmende Nachfrage nach dem Management-Coaching der letzten Jahre. Selbsterfahrung und Reflexion sowohl der persönlichen Prozesse als auch der der Organisation werden somit im 21. Jahrhundert zu einem entscheidenden ‚Wettbewerbsvorteil‘. Thomas Röthemeier

GbR/Inh.:

Julia Röthemeier B.A. (Hons) European Business Administration, Sprachtrainer

Thomas Röthemeier Dipl. Psych., Supervisor (BDP), Führungskräfte-Coach

www.project-c-online.com

Fon 03 85-202 34 50 Fax 03 85-202 34 48 53


WOHNEN

Wohnsiegel für TrendLine – Das Traumhaus Gütegemeinschaft ist von Leistungen des Unternehmens überzeugt Der Bau des eigenen Hauses ist der größte Traum und die größte Investition im Leben einer Familie. Für die Qualität und Kundenfreundlichkeit bei der Verwirklichung dieses Traums wurde TrendLine-Das Traumhaus GmbH & Co. KG von Björn Engholm mit dem Preis „Wohnkomfort mit innovativer Heiztechnik“ für das Traumhaus der Bauherrenfamilie Jahn aus Schwerin-Mühlenscharrn vom Verband Wohnsiegel ausgezeichnet. „Sorgenfreies Bauen zu garantieren – dafür ist unser kleiner, aber feiner Verband ,Das Europäische Markenhaus’ angetreten“, betonte Björn Engholm, Vorstand der Gütegemeinschaft und ehemaliger Ministerpräsident von Schleswig-Holstein und Bundesbildungsminister. Bei der Hausübergabe an die Bauherrenfamilie Jahn in Schwerin-Mühlenscharrn überreichte Engholm die begehrte Auszeichnung „Wohnsiegel“ an Hartmut Schütt, Geschäftsführer des bauausführenden Unternehmens TrendLine - Das Traumhaus.

Björn Engholm, Vorstand des Verbandes „Das Europäische Markenhaus“, zeichnete den Bauträger TrendLine-Das Traumhaus mit dem Wohnsiegel aus. Fotos: TrendLine

„Für uns ist diese Auszeichnung Ansporn, unsere Anstrengungen in den Bereichen Qualität, Architektur und Einsatz erneuerbarer Energien nicht nur auf dem jetzigen Stand zu halten, sondern das Erreichte beharrlich weiterzuentwickeln zum Nutzen unserer Bauherren“, erklärte Birgit Schütt bei der Hausübergabe.

„Das Wohnsiegel erhielten bisher nur 65 Hausanbieter bundesweit, weil die Anforderungen für diese Auszeichnung enorm hoch sind“, betonte Heinz H. Lachmann, ebenfalls Vorstand des Europäischen Markenhauses. Wie kein anderes Prüfsiegel steht das Wohnsiegel für eine umfassende Qualität, nicht nur im Bereich der Bauleistungen und ist deshalb in der Bauwirtschaft einmalig. Dazu gehören wirtschaftliche Bonität des Unternehmens, verbraucherfreundliche und faire Bauverträge, selbstverständlich eine hervorragende Bauqualität sowie Bauherren- und Subunternehmerzufriedenheit, die in jährlichen Befragungen überprüft werden. „Das Bauunternehmen TrendLine erfüllt diese Anforderungen in hervorragender Weise. Deshalb kann ich der glücklichen Bauher54

renfamlie Jahn nur zu ihrer Entscheidung gratulieren, mit diesem Unternehmen ihren Traum vom eigenen Haus verwirklichlicht zu haben, dass zudem mit dem Preis „Wohnkomfort mit innovativer Heiztechnik“ von uns ausgezeichnet wurde, so Björn Engholm. Das Haus besteht aus einem schlichten Baukörper in klassischem Weiß; das Innere ist durch viel Licht geprägt. Die moderne Fenstergestaltung schafft architektonische Reize und solare Gewinne. Der Balkon ist so ausgerichtet, dass ein Panoramablick über den Ostorfer See geschaffen wurde. Durch den Einsatz modernster Techniken, unter anderem einer Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, hat das Haus ein außerordentliches gutes Raumklima. Aufgrund der besonderen Pultdachform und der gelungenen Architektur sowie diverser Details sticht das Haus gegenüber der anderen Bebauung hervor.

Die Bauherrenfamilie Jahn wurde bereits mehrfach auf dieses besondere Haus angesprochen, selbst von erfahrenen Architekten.

Dieses Haus am Schweriner Mühlenscharrn verkörpert in besonderer Weise die komplexe Leistung des Bauträgers bis zur ebenfalls ausgezeichneten innovativen Heiztechnik.

Weitere Informationen erhalten Sie bei • Verband Wohnsiegel – Das Europäische Markenhaus e.V., Telefon: 0561/529894-512 oder • TrendLine - das Traumhaus GmbH & Co. KG, Birgit Schütt, Telefon: 03861/501270 www.trendline-traumhaus.de

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


www.schwerin-deluex.de

ANZEIGEN

Gute Prints fallen auf… Kreativ setzen wir Ihre Ideen professionell und anspruchsvoll in Szene.

Straßen- und Wegebau · Kanalbau · Erdbau · Kläranlagenbau · Abscheidetechnik · Abrissarbeiten · Mauerwerksbau · Bauwerksabdichtung WIRTSCHAFTSVERLAG DETLEV LÜTH

Seemann Tiefbau GmbH Ziegeleiweg 8b • 19057 Schwerin Tel. (03 85) 5 55 87 - 0 • Fax (03 85) 5 55 87 - 25 info@seemann-tiefbau.de • www.seemann-tiefbau.de

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

Klöresgang 5 19053 Schwerin Tel. 03 85 / 48 56 3-0 Fax 48 56 3-24 delego.lueth@t-online.de · www.delego-verlag.de

55


HANDWERK

Handwerk zog mit Wandergesellen rekonstruierten historische Zugbrücke der Festung Dömitz

Zu Pfingsten 2011 wurde die rekonstruierte Brücke für den Besucherverkehr wieder freigegeben.

In außergewöhnlicher Form hat sich das Handwerk aus und von außerhalb der Region am Wiederaufbau der historischen Zugbrücke der Dömitzer Festung beteiligt. Kürzlich wurde die rekonstruierte Brücke offiziell in Betrieb genommen. Die Kreishandwerkerschaft Westmecklenburg-Süd, der Förderverein der Festung und die Stadt Dömitz hatten zuvor eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, um den Aufenthalt von zahlreichen Wandergesellen in der Region für die Rekonstruktionsarbeiten zu nutzen. Kreishandwerksmeister HansWerner Mrowiec und Geschäftsführerin Birgit Ludwig brachten zur Vertragsunterzeichnung in der Festung auch gleich noch einen ersten Spendenscheck über 500 Euro mit. Sie sagten zu, bei ihren Innungen und auf ihren Veranstaltungen kräftig die Werbetrommel für weitere Spenden zu rühren. 56

Die 1865 erbaute hölzerne Zugbrücke war Teil der Gesamtbefestigung und schützte die Festung Dömitz, eine der wenigen heute noch gut erhaltenen Flachlandfestungen aus dem 16. Jahrhundert. 1888 wurde die Brücke durch ein Hochwasser schwer beschädigt, so dass sie 1902 abgerissen und durch einen Damm ersetzt werden musste. Die hölzerne Festungsbrücke, die jetzt originalgetreu rekonstruiert werden soll, bestand aus vier Brückenjochen. Die Fahrbahn war etwa 4,5 Meter breit. Der vom Förderkreis der Festung Dömitz initiierte Wiederaufbau konnte aber nur realisiert werden, weil die Holz-, Metall- und Steinmetzarbeiten im Rahmen eines europäischen Treffens der Wandergesellen erbracht wurden. Die Wandergesellen suchen sich in ganz Europa jährlich immer ein neues Projekt, an dem sie mitarbeiten können. Seit Anfang April tummelten sich ins-

gesamt 35 Wandergesellen in Dömitz. Sie blieben entweder wenige Tage, andere auch mehrere Wochen. Als Vorlage für die Arbeit an der Brückenkonstruktion aus Eichenholz gab es nur einige historische Skizzen. Bauingenieur Johannes MöllerTitel aus Stralendorf hatte es geschafft, die Wanderburschen in diesem Jahr nach Dömitz zu lotsen. Für Kost, Logis und ein Handgeld von täglich 40 Euro bauten sie in wechselnden Gruppen die Brücke wieder auf. Renate Vollbrecht, Bürgermeisterin der Kleinstadt, bezeichnete es als „Glücksfall für Dömitz, dass dieses Vorhaben mit so geringen Eigenmitteln verwirklicht werden konnte.“ Durch die Wandergesellen sei eine riesige Dynamik in das Projekt gekommen. Das Handwerk der Region unterstützte das Vorhaben nicht nur finanziell, auch fachliche Expertise wurde angeboten. Die Bauinnung unter Leitung von Ober-

Fotos: Petra Gansen / Handwerkskammer

meister Karl-Heinz Weißhaupt und die Metallinnung von Obermeister Karl Sohst unterstützten das Bauvorhaben mit viel Sachund Fachverstand. Das Land, im Wesentlichen das Landwirtschaftsministerium, förderte das Vorhaben mit mehr als 700.000 Euro, hinzu kamen etwa 120.000 Euro Spendenerlöse. Die Stadt Dömitz stellte das Holz und trug dazu noch einige Sach- und Personalkosten. Berühmt wurde die Festung Dömitz übrigens durch Fritz Reuter, der als prominentester politischer Häftling 1839/1840 hier einsaß. Heute enthält die Festung ein viel besuchtes Museum, das sich überwiegend mit Militärgeschichte befasst. Petra Gansen

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


ANZEIGE

Ein Denkmal Junger Dachdeckermeisterbetrieb ist Partner für Neubau, Sanierung und Instandhaltung von Dach und Haus Wenn Kinder Häuser malen, sind die Dächer meistens schräg und rotziegelrot! Genauso selbstverständlich, wie sie für den Himmel blau wählen- eben himmelblau. Rote Dächer, blauer Himmel sind ein Farbkontrast, der so alt ist, wie die Dachziegel aus gebranntem Ton. Der 1998 gegründete Dachdeckermeisterbetrieb Alfredo Christ deckt natürlich nicht nur Dächer aus gebrannten roten Tonziegeln! Die Angebotspalette reicht von der traditionellen Ziegel-, Schiefer-, Biberschwanz- und Flachdacheindeckung/Dachbegrünung, über Zimmerer-, Dachklempnerarbeiten und energetische Sanierung, Reparatur- und Notfallservice, Wartung, Sturmschadenbeseitigung usw. Es war schon immer eine Herausforderung für den Firmenchef und auch für die stets durch Schulungen und Weiterbildungen auf den neuesten Stand der Technik gebrachten angestellten Gesellen und Meister etwas Besonderes zu schaffen. Von Fachwerkhaus bis Bauhausstil findet sich in der interessanten und abwechslungsreichen Referenzliste alles wieder. Hotels, Schlösser, Kirchen, ehemalige Botschaftsgebäude, Tagungsgebäude, Wellnessoasen, Autohäuser, Supermärkte, eines der führendsten avantgardistischen Kunsthäuser Europas, Stadtvillen und viele, viele Einfamilien-, Doppelund Reihenhäuser von Schwerin über Hamburg, Lübeck, Berlin bis Kolding. Viele Dächer wurden schon gedeckt und auch zukünftig werden noch sehr viele eine neue Hülle brauchen. Interessant ist, dass wenige Dinge das Aussehen eines Gebäudes mehr prägten als Form und Ausführung des Daches! Folgende Anmerkung von John Ruskin (englischer Sozialforscher 1819 – 1900) hat den Dachdeckermeister Alfredo Christ zum Nachdenken bewegt und seine Firmenphilosophie stark geprägt:

Zitat Es ist kaum etwas auf der Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen und etwas billiMECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

C

ALFREDO CHRIST CERTIFIED ROOFING COMPANY Am Forsthof 1A • 19086 Consrade • Tel. +49-385-207 22 58 • Fax +49-385-201 22 01 Mobil: 0172 384 385 7 • www.christ-dachdecker.de

ger verkaufen könnte. Und die Menschen die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften. Es ist unklug zu viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann. Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es für wenig Geld viel Wert zu erhalten. Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen etwas hinzurechnen. Und wenn Sie das tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas Besseres zu bezahlen. Auch in unserer schnelllebigen Zeit sollte man bedenken, dass man mit größter Wahrscheinlichkeit nur einmal ein Haus baut! Dieses sollte dann - auch in der heutigen „Geiz-ist-geil-Ära“ etwas Besonderes, irgendwie ein kleines „Denkmal“ sein und bleiben.

57


HANDWERK

Natürlich nur natürlich Alte Häuser und neue Wohnungen mit Lehm saniert

Wolfgang Kurth saniert ein Niederdeutsche Hallenhaus am Schaalsee.

In Schlössern arbeitet Wolfgang Kurth eher nicht. Dazu ist der Baustoff, den er so meisterlich handhabt, nicht vornehm genug. Der Zimmermeister aus Kaeselow ist nämlich auch „Lehmbauer“. Als solcher saniert er vor allem alte Bauernhäuser. Das Volk wusste den preiswerten – und reichlich vorhandenen Naturbaustoff Lehm für ein gutes Wohnklima zu schätzen. Nachdem er dann über Jahrhunderte aus dem Baugeschehen verdrängt wurde, haben Lehmbausteine, Lehmputz und Lehmwickel heute wieder Hochzeit. All das zeigt mir Wolfgang Kurth auf seiner jüngsten Baustelle, ein etwa 200 Jahre altes Niederdeutschen Hallenhaus, idyllisch direkt am Schaalsee gelegen. Seit Dezember ist er mit seinen Leuten dabei, das denkmalgeschützte Gebäude komplett zu sanieren. Natürlich nur natürlich und nach alten Vorlagen. Sie erneuerten das Reetdach, verstärkten den alten Dachstuhl, besserten das Fachwerk aus und ergänzten 58

es mit alten Steinen. Noch fehlen die alten Holzdielen auf dem Fußboden, die Lehmdecken - und der Putz an den Wänden. Der erdige Geruch ist ein eindeutiger Hinweis darauf, dass auch hier mit Lehm gearbeitet wird. Grob und fein wird mit Lehmmörtel geputzt. In alten Teigknetmaschinen mischt Meister Kurth dazu eine Rezeptur aus ausgewaschenem Lehm, der mit Sand abgemagert wird. Der Ammoniak in Kuhmist und Pferdeäpfeln festigt das Gemisch und Stroh bindet es. Zwei Sorten mischt er, den Grobputz mit einem höheren Kies- und Strohanteil als Grundlage sowie Feinputz darüber. Fertig ist die umwelt- und menschenfreundliche Wand. „Der Lehmputz schafft ein hervorragendes Raumklima“, schwärmt Wolfgang Kurth. „Besonders Allergiker schwören drauf. Deshalb sind wir immer häufiger auch in Stadtwohnungen tätig. Für Neubauten gibt es inzwischen sogar spezielle Lehmplatten.“

Foto: M. Schötzau

Der Lehm ist für Kurth aber kein Modeprodukt. Schon seit 1993, damals als Zimmerer in der Firma Gert Schulz in Dechow, arbeitet er mit diesem Abfallprodukt aus den Kieswerken. Deshalb ist die Gewinnung des Rohstoffes auch nicht ganz einfach. „Einfach aus dem Baumarkt holen, geht nicht“, sagt der Lehmbauer. „Der Lehm entsteht beim Auswaschen des Kieses. Und wer welchen benötigt, muss ihn selbst abtragen, mit der Schaufel. Anders geht es nicht.“ 40 Tonnen brauchen seine Leute für das Fachwerkhaus am Schaalsee, das einst ein für die Region typisches Rauchhaus war. Die schwarzen Wände zeugen vom offenen Rauchabzug. Die Decken bestehen übrigens aus Lehmwickeln. Vorsichtig nehmen die Spezialisten die alten ab und verwenden sie wieder. „Neue Wickel können wir nicht mehr herstellen“, bedauert Kurth, „denn dafür brauchen wir Langstroh. Und das gibt es nicht mehr. Die Bauern häckseln alles zu klein für uns.“

Inzwischen hat sich auch die Industrie auf den Lehm-Boom eingestellt. Es gibt Lehmziegel, industriell aufbereiteten Lehm, Lehmplatten für Neubauwohnungen. Die Arbeit mit dem preiswerten Lehm ist sehr aufwendig, deshalb muss man sich heute den Volksbaustoff leisten können. Wer da Kosten sparen möchte, dem hilft der Fachmann auch gern. Wolfgang Kurth gibt Bauherren Tipps, wie sie selbst ihr Haus natürlich verputzen können, berät sie vor Ort und lädt sie auch ein zum „Üben“ mit seinen Leuten. Zu tun ist genug, freut er sich, vor allem in Nordwestmecklenburg, aber auch in Hamburg und Schleswig-Holstein. Wenn er nicht gerade mit Lehm saniert, fährt er gern auch alte Bauernhäuser durch die Gegend. Baut sie auseinander, transportiert sie an den neuen Standort und baut sie dort wieder auf. M. Schötzau MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011



DORFKIRCHEN

Unter den

Schö nen

die Stille

Sie sieht alles, sie hört alles, sie duldet alles; sie begleitet Schicksale und Geschichte seit 700 Jahren, ist Zeugnis mittelalterlicher Besiedlung und Kultgebäude im ländlichen Gemeinwesen, im Landkreis Parchim, unweit von Garze und Mestlin – die Dorfkirche von Grebbin.

Kommt man im Frühsommer in den Ort, hört man zunächst die Nachtigallen schlagen, schaut in die betagten Bäume auf dem Hügel, die Buchen, Birken und Lärchen und entdeckt dann hinter dem üppigen Blattwerk die Kirche. Ein Feldsteinbau aus dem 13. Jahrhundert. In jener Zeit nutzten die Menschen zum Bauen das Material der Umgebung, den Feldstein. Es sei denn, der Ort war reich und wirtschaftlich fortgeschritten und verarbeitete schon Ziegel. Für Grebbin traf das nicht zu. Das Dorf lag in den sieben Jahrhunderten niemals im wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Fokus; die Kirche war und ist unter den schönen die stille. Die wechselnden Zeiten haben ihr die Reinheit genommen. Neben dem romanischen Ursprung trägt sie Merkmale von Gotik, Barock und Moderne. Die Wände sind mit Feldsteinen und mit Backsteinen gemauert. Das Kirchenschiff schmückt sich mit Spitzbogenfenstern. Der Westturm wurde im 15. Jahrhundert vor das ursprüngliche Portal gestellt. Der barocke Altaraufsatz stammt aus dem 17. Jahrhundert. Vor dem Eingang steht seit zwei Jahren eine überlebensgroße Frauenfigur, die Arbeit des Bildhauers Wieland Schmiedel. Sie animiert zum Verharren und stellt vor dem Eintreten in die Dorfkirche eine wichtige Frage: Warum gehe ich hinein? Die Kirche im Dorf – Ist sie mir wichtig und wenn ja, warum. Die Dorfkirche Grebbin gehört zur Kirchgemeinde Klinken. Einmal im Monat gibt es den traditionellen Gottesdienst. Die Betenden sind überschaubar. Größeren Zulauf haben die vierteljährlichen Familiengottesdienste. Zur weihnachtlichen Christvesper ist das Got60

Die Dorfkirche von Grebbin MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


DORFKIRCHEN teshaus – wie überall – ausgebucht. Und noch ein Fest bringt Leben in die Dorfkirche: Zu Pfingsten macht sie „die Tür hoch und die Tor‘ weit“ für die landesweite Aktion KUNST OFFEN und lädt zu Ausstellungen oder auch zu Konzerten ein. Sie ist dann im besten Sinne ein Kultort für die Gemeinde. Die Frage warum gehe ich hinein, ist für Christen und für Atheisten klar und deutlich zu beantworten: …weil ich die Ausstellung sehen will. In

diesem Jahr waren es Gouachen und Zeichnungen von Maximilian Schmiedel. Der Kirche gegenüber, im Pfarrhaus, wohnt eine Frau, die zur Kirche Grebbin ein besonderes Verhältnis hat: Julia Ginsbach, Buchillustratorin, vor fünf Jahren zugezogen. Eine Musikverliebte. Sie spielt manches Mal die Orgel zum Gottesdienst und so oft sie Zeit hat, spielt sie sie ganz für sich allein. „Musik

ist etwas Großes“, sagt sie, „aber Musik-inder-Kirche, das ist das Größte, fast überirdisch. Wenn sich die Töne an den Mauern brechen und das Kirchenschiff ganz und gar von Orgeltönen voll ist, bin ich aus tiefstem Herzen zuhause“. Die Musikverliebte läutet auch die drei Kirchenglocken. Sie klingen dreistimmig, wenn sie im richtigen Rhythmus schwingen. Die Glocken läuten zu Gottesdiensten, zu Hochzeits- und Trauerfeiern und zu besonderen Anlässen – in der Silvesternacht und am Ostersonntagmorgenn. Julia Ginsbach sagt: „Die Kirche im Dorf ist mir wichtig.“ Das Dorf und die Kirche. Für die meisten ist sie immer noch der Ort, an dem man mit dem lieben Gott spricht, und wenn man ihm nichts zu sagen hat, geht man nicht hin. Also ist es jenseits von Pfingsten und Weihnachten, von Hochzeiten und Trauerfeiern still in der Kirche. Anders draußen vor der Tür. Seit es im Dorf keinen Konsum mehr gibt, reden die Leute auf dem Friedhof, an den Gräbern, zwischen Gießkanne und Harke miteinander, erzählen sich den neuesten Dorfklatsch, verabreden sich, tauschen Kochrezepte, helfen sich. Wie weit ist der Weg von draußen nach drinnen? Die Begegnungen könnte man fortsetzen, in der Kirche. Das Gotteshaus gebrauchen als Andachtsort u n d Kultgebäude im ländlichen Raum. Die Stille unter den Schönen lebendiger machen. Ob sie es wollen - das liegt bei den Menschen. Astrid Kloock Fotos: Wolf Spillner

Blick auf Kanzel und Orgel

Blick auf den Altar MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

Barockaltar, Zeichnung v. Max Schmiedel

Eingangsportal und Figur von Wieland Schmiedel

61


KULTURERBE

Der Märker in Mecklenburg Ein Zentrum der Fontane-Freunde ist Dobbertin

Zum Kloster Dobbertin gehört die 1857 eingeweihte einzige doppeltürmige Kirche Mecklenburgs.

„Ach, Geert, das ist ja Capri, das ist ja Sorrent.“ So lässt Fontane Effi Briest schwärmen, als sie mit ihrem Mann zur Sommerfrische auf Rügen eingetroffen ist und beim Abendspaziergang von der Sassnitzer Steilküste hinab aufs Meer schaut. Am nächsten Tag sollte die Begeisterung schnell verfliegen: Effi wird bei der Suche nach einer Ferienwohnung auf das Dorf Crampas verwiesen – exakt so lautet der Nachname des Majors, mit dem sie ihre Ehe gebrochen hat. Beinahe panikartig drängt Effi ihren Mann, Rügen zu verlassen und nach Dänemark weiterzureisen. Unser Klassiker hätte sich nicht träumen lassen, dass seine „arme Effi“ gut 100 Jahre nach Erscheinen des Romans weltweit Aufsehen erregen würde. Als nämlich vor wenigen Wochen das Rostocker Volkstheater wegen Baumängeln seinen Besuchern die 62

Pforten des Großen Hauses verFriedrich Witte als Fabrikant, schließen musste, machte es aus Jugendfreund und einstiger Kolleder Premiere einer „Effi Briest“ge in einer Berliner Apotheke. Dramatisierung einen globalen Überhaupt verband den Dichter Medien-Event und spielte vor viel mit Mecklenburg. Mehrfach leerem Haus, aber vor weltweiweilte er in Rostock und speziell in tem Publikum: Warnemünde, Die Aufführung wo er im 1853 Die Tage von Dobbertin wurde live im gegründeten Internet überHotel Hübner Die Sonne ist im Scheiden, tragen und logierte, heute Das Boot fährt über den See, rund um den eine der ersten Die Erlen und die Weiden Erdball von Adressen des Spiegeln sich im See. ZehntausenBadeortes. Der den verfolgt. dortige Baustil Die Schwäne stillere Kreise Fontane, vor hatte es FontaIm weiten Wasser ziehn, allem im Alter ne angetan: „Er Ich denk an die goldenen Tage, allem Neuen besteht darin, An die Tage von Dobbertin. gegenüber dass man an die höchst aufgeFronten der (Theodor Fontane, 1871) schlossen, Häuser einen könnte dazu gesagt haben: „Ja, Glaskasten anklebt, der, unter den das möcht` ich noch erleben“, verschiedensten Namen auftauwie eine Gedichtzeile von ihm chend, als Balkon, Veranda, Pavillautet. Auch, dass das Medienlon, doch immer der alte Glaskasspektakel von Rostock ausging, ten bleibt ... Diese gläsernen Anhätte ihn erfreut, lebte dort doch und Vorbaue geben dem Ort sei-

nen Charakter und dem Badegast sein Behagen. Sie sind wirklich ein Schatz.“ Weniger angetan hatte es ihm Heiligendamm, 1793 als erstes deutsches Seebad gegründet, wo sich für einige Jahrzehnte der mecklenburgische Adel ein Rendezvous gab: „Man war heiter, glücklich, weil man unter sich war. Alles war versippt und verschwägert. Eine große Familie. Aber diese Tage liegen jetzt längst zurück... Der Heilige Damm in seiner gegenwärtigen Gestalt zeigt am Meeresstrande hin ein Dutzend Logierhäuser, große und kleine, von denen jene in einem Durcheinander von Hotel- und Kastellstil, diese im Stile englischer Cottages errichtet wurden. Eingepfercht in Wohnungen von drei bis vier Zimmern, sitzen hier die Nachkömmlinge der ,alten Barone’, das Meer, wenn nicht gerade ein MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


KULTURERBE scharfer Nordwestwind weht, langweilig vor sich, kein Boot, kein Schiff, das sichtbar wurde … Das Meer schweigt, das Leben auch. Dann und wann eine Welle, zu wenig, um die Stille zu unterbrechen“ (1880). Im Sommer 1896 verbrachte Fontane mit Frau und Tochter fast vier Wochen in der Villa Zwick in Waren, und keiner der drei konnte ahnen, dass Tochter Mete knapp vier Jahre später und nach ihrer Eheschließung die benachbarte Villa beziehen würde, in der sie 1917 durch einen Fenstersturz zu Tode kam (sie liegt in Waren begraben). Auf einer Anhöhe gelegen (heute: Fontane-Straße), gab es für Fontane „auf der ganzen Gotteswelt keinen bessern Platz … Die Luft ist wundervoll, und je nachdem der Wind steht, bin ich auf unserm Balkon von einer feuchten Seebrise oder, von der Waldseite her, von Tannenluft und duft umgeben“, ja, er wollte sogar in einem (unausgeführten) Zeitungsartikel die Berliner Sommerfrischler auf dieses prächtige Stück Erde an der Müritz aufmerksam machen. Nach einer Visite in Dobbertin bei Mathilde von Rohr (von ihr wird noch die Rede sein) besuchte Fontane 1870 Güstrow, Bützow und Schwerin: „Es trägt den Residenzcharakter nicht so ausgesprochen wie viele andere kleine Residenzen, gewesene und noch existierende. Ein Nest wie

Schwedt (oder Ludwigslust) hat mehr den ausgesprochenen Residenzcharakter als Schwerin. Damit sprechen wir aber keinen Tadel aus, im Gegenteil. Ein viel Wohltuenderes tritt einem entgegen: Behagen, Wohlhabenheit, frische Luft, Gesundheit. Die Partie am Pfaffenteich erinnert an das Hamburger Alster-Bassin.“ Ein Jahr später verlieh der Großherzog von Mecklenburg Fontane als Kriegshistoriker das Ritterkreuz der wendischen Krone. Bislang ausgespart blieb das Kloster Dobbertin, vor fast 800 Jahren gegründet, ab 1991 als Behinderteneinrichtung genutzt und seitdem weitgehend baulich saniert. Die gesamte Anlage präsentiert sich heute so, wie sie Fontane gekannt und erlebt hat bei seinen drei Besuchen dort (und Arbeitsaufenthalten). Eingeladen hatte ihn Mathilde von Rohr, die in Berlin einen kleinen literarischen Salon geführt hatte. Ledig geblieben, war das adelige Fräulein einem „Versprechen“ gemäß 1869 in das weltliche Damenstift von Dobbertin eingetreten. Mit über 230 Briefen an seine älteste Vertraute und Beraterin ist eine der schönsten Korrespondenzsammlungen Fontanes erhalten geblieben (die Gegenbriefe allerdings wurden nach seinem Tode von Emilie Fontane vernichtet, was immer wieder Anlass zu Spekulationen gab und gibt). Wie gesagt, Dobbertin ist einer der wenigen authentisch erhal-

Der Fontane-Salon im Konventsaal des Dobbertiner Kreuzgangs. Fotos: Fontane-Freundeskreis Dobbertin

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

tenen Fontane-Orte, die wir haben. Dem trugen Gabriele Liebenow und der Verfasser dieses Beitrags Rechnung, als sie Ende 2007 die Initiative zur Gründung des Theodor-FontaneFreundeskreises MV-Kloster Dobbertin ergriffen. Wenige Monate später konnte im Konventsaal des Kreuzgangs der FontaneSalon eröffnet werden, der über die Freundschaft zwischen Fontane und Mathilde von Rohr informiert. Aus diesem Anlass pflanzte der damalige Ministerpräsident Harald Ringstorff einen Tulpenbaum unweit vom Rohrschen Wohngebäude – bereits Fontane hatte von einem solchen geschwärmt. Die wesentliche Aufgabe des Freundeskreises (mit Gabriele Liebenow als Sprecherin und Organisatorin) ist, in Vorträgen renommierter Kenner das Andenken des großen Märkers wach zu halten. Mit acht

bis zehn Veranstaltungen jährlich, die jeweils von 30 bis 60 Gästen besucht werden, ist der Freundeskreis zu einer der regsten Sektionen der Deutschen Fontane-Gesellschaft geworden (Programm unter www.kloster-dobbertin.de/fontane). Ihm ist es in Zusammenarbeit mit dem Förderverein des Klosters Dobbertin gelungen, den Berliner Maler Hans-Jürgen Gaudeck zu einer Ausstellung seiner Aquarelle „Fontane-Land“ zu gewinnen, die momentan (bis 21. August) im Rahmen der diesjährigen SEENLANDKUNST im Kloster zu sehen ist. Gaudeck hat sich durch Orte inspirieren lassen, die Fontane für seine „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ besucht hat; außerdem werden drei Aquarelle gezeigt, die der Berliner Künstler von der Dobbertiner Szene geschaffen hat. Peter Bramböck

Ende Juni 2008 weihte Ministerpräsident Harald Ringstorff den Fontane-Salon im Dobbertiner Kloster ein und pflanzte einen Tulpenbaum.

„Am Dobbertiner See“ von Hans-Jürgen Gaudeck; seine Aquarelle „Fontane-Land“ werden momentan im Kloster ausgestellt.

63


Forschen im Museum MUSEUM / ANZEIGE

Freunde des Staatlichen Museums loben Duchamp-Stipendium aus Das Staatliche Museum Schwerin ist über Landes- und Ländergrenzen hinaus bekannt für seine Sammlungen Niederländischer Malerei des Goldenen Zeitalters, für Porzellan- und (ganz aktuell gezeigt) Glassammlungen – und für die beeindruckende DuchampSammlung in der Werke und Werkgruppen aus allen Werkphasen Duchamps vertreten sind. Am 28. August 1995 wurde im Galeriegebäude am Alten Garten die Ausstellung „Marcel Duchamp – Respirateur“ mit 117 Werken aus den Museen Europas und dem Kernstück der Sammlung Van de Velde, Antwerpen, eröffnet.

Neunzig Stücke, von den frühen Karikaturen bis zum Ready Made, Arbeiten die alle wichtigen Phasen des Schaffens von Marcel Duchamp präsentieren, sind seither im Besitz des Schweriner Museums. Partner bei der – sicher nicht einfachen – Finanzierung des Ankaufs waren die Bundesrepublik Deutschland, die NORD/LB Norddeutsche Landesbank Hannover und Schwerin, das Land MV, die Ostdeutsche Sparkassenstiftung, Berlin, sowie die Freunde des Staatlichen Museums Schwerin e.V.. Begleitend zur Ausstellung erschien der erste deutschsprachige Sammlungskatalog zum Werk Marcel Duchamps. Eine

Aussadarin ge könnte als Motto gelten für eine Initiative der Museumsfreunde: „Die Forschungen zum Werk Duchamps sind bis heute keineswegs abgeschlossen; vielmehr sind zu intensivieren...“ Zum 1. Oktober 2011 schreiben die Freunde des Staatlichen Museums Schwerin e.V. ein Forschungsstipendium aus. Es soll Nachwuchswissenschaftlern – Studierenden oder Absolventen des Master-Studiengangs der Studienrichtungen Kunstgeschichte, Philosophie, Literatur und Musik –

Mode für SIE

Aktuelle Mode für DAMEN und HERREN

by

via appia

FUCHS SCHMITT

Mode für IHN

23966 Wismar · Altwismarstr. 28 · Tel. 03841 / 20 13 75 Öffnungszeiten: Mo bis Fr 9.30 - 18 Uhr, Sa 10 - 16 Uhr 64

die Möglichkeit bieten, ein Forschungsvorhaben zu einem selbst gewählten Thema zum Kontext Duchamp durchzuführen. Für die Dauer eines Jahres (vom 1.10.2011 bis 30.9.2012) wird ein monatliches Stipendium von fünfhundert Euro gezahlt. Ansprechpartner für Bewerbungen sind im Staatlichen Museum Schwerin Dr. Gerhard Graulich und Dr. Kornelia Röder – die sich sehr dankbar über das private Engagement für die Forschung äußerten. Das „private Engagement“ hat in diesem Fall einen konkreten Namen: Brigitte Feldtmann. Die Unternehmerin und Kulturmäzenin – in Schwerin keine Unbekannte, erinnert sei an das AlexandrinenDenkmal oder den Perzina-Saal – übernimmt die Finanzierung des ersten Stipendienjahres. Die Freunde des Staatlichen Museums Schwerin e.V. gründeten sich 1995. Als „kleinen homogenen – nicht elitären – Kreis“ bezeichnet Dr. Annedore Wiegels, seit März 2011 Vorstandsmitglied, ihren Verein. Ein Verein, der in den nun 16 Jahren seines Bestehens rund fünfhunderttausend Euro an Zuwendungen dem Staatlichen Museum zukommen ließ. Für Gemälde-Restaurierungen, den Ankauf und die Bespielung von Audio Guides, den Ankauf von Kunstwerken wie zum Beispiel der Arbeit „Flowers No. 7“ von Hiroyuki Masuyama und 1997 für den Ankauf von einem der bedeutendsten Werke Marcel Duchamps „Trebuchet /Stolperfalle“. Vielleicht wird ja die „Stolperfalle“ zum Forschungsobjekt eines Duchamp-Stipendiaten? Die Museumsfreunde verstehen sich als Freunde und Förderer des Staatlichen Museums Schwerin, möchten die Projekte des Museums unterstützen, die Einrichtung stärker ins Bewusstsein der Menschen rücken – es im positiven Sinne ins Gerede bringen. Mit dem Duchamp-Stipendium gelingt es gewiss. Ka. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


ANZEIGEN

· Vermittlung von Immobilien zum Kauf oder zur Miete · Beratung von Kaufinteressenten · Bewertung von bebauten und unbebauten Grundstücken · Beratung von Eigentümern beim Verkauf v. Immobilien · Projektentwicklung – Vermarktungskonzepte · Finanzierungsberatung

Ihre Ansprechpartner: Heidel und Werner Hinz.

VR Immobilien GmbH Alexandrinenstr. 4 · 19055 Schwerin · (0385) 51 24 04 info@vr-immo-schwerin.de · www.vr-immo-schwerin.de

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

65


MUSEUM

Neue Sicht auf alte Kunst Neugestaltete Dauerausstellung im Staatlichen Museum Schwerin

Ein Kabinett ist den Liebespaaren gewidmet.

Fotos: G+G

Wenn Wände frisch gestrichen, Fußböden poliert sind, also wenn eine aufwändige, langwierige Renovierung abgeschlossen ist, dann kommt der angenehme Teil, dann wird dekoriert, dann werden die Bilder aufgehängt. Wenn ein Museum renoviert, dann läuft das Ganze schon ein bisschen anders ab, aber eins ist ähnlich: Die Hängung der Bilder ist der angenehme, krönende Abschluss der Arbeiten. Nach Dach, Beleuchtung, Klimaanlage waren die neuen Wandbespannungen – nach Brandsicherheits-Standards – und die Bearbeitung des Parketts die letzten Etappen der umfangreichen Sanierung im Staatlichen Museum Schwerin. Während die Handwerker bauten, bauten auch die Museumswissenschaftler, allerdings eher theoretisch. An Hand von Zeichnungen wurde die neue Konzeption für die Hängung der Dauerausstellung erarbeitet. „Themen sind das Thema unserer Konzeption, die Sammlung kann man neu erleben, moderne Werke hängen neben den Alten Meistern“, erläutert Museumsdirektor Dr. Dirk Blübaum den Grundgedanken der Ausstellungsgestaltung. Selbstredend ist man dabei ausgegangen von der Niederländer-Sammlung, dem wertvollsten Kernteil der Schweriner Gemäldesammlung. Sechs Säle und acht Kabinette waren mit Kunst zu „füllen“, kein Problem für die Schweriner Museumsleute. Können sie doch allein bei der Gemäldesammlung aus einem Fundus von rund viertausend Werken wählen. „Wir wollen den Reigen des Lebens von der Kinderzeit bis zum Tod zeigen“, so Dr. Dirk Blübaum. Folgerichtig findet man im ersten Raum Darstellungen von Kindern aus dem 17. Jahrhundert: Frans Hals „Knaben mit einem 66

Unter den niederländischen Stillleben findet sich überraschend ein Picasso – Hier: Komposition mit Sägemehl – Das Glas - 1914

Neben den Windmühlen von Jan Brueghel d. Ä., 1602, und Jan van Goyen, 1648, findet sich die von Lyonel Feininger, 1927 gemalt auf Usedom.

Weinglas“ und „Knaben mit einer Flöte“. Kinder, die dem Zeitgeist entsprechend, präsentiert werden wie kleine Erwachsene. Daneben, wie ein Kontrapunkt, die Laternenkinder von Franz Bartels, gemalt zu Beginn des 20. Jahrhunderts. „Wir werden hier keine neuen Wahrheiten verbreiten, wir möchten Beziehungen zwischen Künstlern herstellen, dem Besucher neue, möglicherweise überraschende Sichtweisen anbieten.“ Eine Idee, die beim Rundgang durch die neu gehängte Ausstellung überzeugt. Selbst Kenner der Sammlung, sprich Besucher

die schon seit Jahrzehnten regelmäßig ins Schweriner Museum kommen, entdecken „ihre“ alten Gemälde, Lieblingsbilder, ganz anders: Schräg gegenüber von Carel Fabritius „Torwache“ (dem bedeutendsten Stück der Sammlung) hängt ein Porträt aus dem 20. Jahrhundert, Lyonel Feiningers „Windmühle“ neben drei holländischen Meistern, das „Schwebende Liebespaar“ von Wolfgang Mattheuer korrespondiert mit Darstellungen von Paaren aus früheren Jahrhunderten. Selbstverständlich wird es auch Wiedererkennungseffekte geben in der Dauerausstellung: Zwei Säle mit barocker Hängung (Bild an Bild und Bild über Bild) repräsentieren die Üppigkeit der von Herzog Christian Ludwig begründeten Sammlung, zu sehen auch das Bild, für das der Herzog seinerzeit das meiste Geld ausgegeben hat. Arbeiten bekannter Künstler sind zu sehen und Gemälde die seit Jahren nicht aus dem Depot geholt wurden. Ein Aspekt der neuen Konzeption wird erst in den nächsten Wochen realisiert: In den Sälen und Kabinetten werden ergänzend oder auch illustrierend zu den Bildern, Skulpturen und (in Vitrinen) Stücke aus der KunsthandwerkSammlung des Schweriner Museums gezeigt. Objekte, die einen direkten Bezug haben zu den Gemälden wie zum Beispiel ein NautilusPokal, beliebtes Motiv der Stillleben. Geradezu glücklich sind die Museumsleute darüber, dass die Sammlung barocker Elfenbein-Arbeiten (Schwerin besitzt rund 300 Exemplare) einen dauerhaften Platz in der Rotunde bekommt. Ein für Besucher nicht ganz unwesentliches Detail sei noch angemerkt: Es gibt eine neue, besser lesbare Beschriftung der Kunstwerke. Ka. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


ANZEIGEN

®

Während der Monate Juli und August bietet Ihnen unsere

Sommerkarte Matjeswochen viele leichte Gerichte, knackige Salate und köstliche Carpaccios.

Bleicher Ufer 23 19053 Schwerin Tel. 0385/57 55-0 Fax 0385/57 55-777 www.crowne-plaza.m-vp.de

Bis 14. 08. 2011

z.B. Matjesvariation vom Sherry-, Aalrauch- und Bärlauchmatjes mit knusprigen Bratkartoffeln.

Lassen Sie den Tag bei einem frisch gezapften Bier, einem leckeren Cocktail oder einem schönen Glas Wein ausklingen.

Unsere Sommerterrasse ist geöffnet.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch.

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

67


MUSEUM

Das Natur-Museum Goldberg Im Jahre 1927 gründete der Kunstmaler Heinrich Eingrieber (1896 – 1979) im Rathaus des mecklenburgischen Städtchens Goldberg ein Heimatmuseum. Eigene Zeichnungen, Aquarelle und Ölbilder sowie erste Sammelstücke des Künstlers bildeten den Grundstock, der im Laufe der Jahre um eine reiche Sammlung zur Naturkunde und zur Kulturgeschichte erweitert werden konnte. Bis vor ca. 20 Jahren wurden viele Tierexponate in der hier ansässigen Werkstatt für zoologische Präparation auf ihren „Museumsdienst“ vorbereitet.

Flachlandes oder Fossilien aus der Dobbertiner Liasscholle und dem Sternberger Tertiär. 1989 hatte das Museum große Teile der geologischen Landessammlung übernommen, die 1968 von der Rostocker Universität nach Berlin abgegeben wurden. Einige davon sind in der Dauerausstellung zu sehen – andere schlummern in den Magazinen. Archäologische Fundstücke aus der Region, Töpferwaren und Waldglas aus Mecklenburg sind weitere Themengebiete. Ein Raum zeigt Ausstellungsstücke zum einheimschen Handwerk: Klei-

Tiere des Waldes – bewahrt für nachfolgende Generationen.

Seit 50 Jahren ist das Museum in der ehemaligen Wassermühle untergebracht. Das Gebäude selbst steht unter Denkmalschutz – es wurde vor ca. 300 Jahren in unmittelbarer Nähe der Mildenitz errichtet. Als deren Pegel nach und nach sank, war eine Nutzung als Mühle nicht mehr möglich und das Haus wurde seit dem Jahre 1850 als Bauernhaus genutzt. 1959 wurde es samt Grundstück für das Museum angekauft und nun begann unter komplizierten Bedingungen der Ausbau, der erst zehn Jahre später abgeschlossen werden konnte. Im Erdgeschoss kann der Besucher bei einem Rundgang eine Auswahl der geologischen Sammlung besichtigen, etwa Geschiebe des norddeutschen 68

dungsstücke, die Amtsfahne der Handwerker und feinste Handarbeiten aus Perlen oder Haarschmuck. Die historische Bauernküche mit Tisch, Stühlen, Schränken, Butterfässern, Töpfen und Geschirr vermittelt unweigerlich den Eindruck, die Bäuerin sei gerade hinaus gegangen, um Holz für den Ofen zu holen und mit der Zubereitung der Mahlzeit zu beginnen. Ein weiterer Raum ist dem Museumsgründer gewidmet. Bilder von Heinrich Eingrieber und seiner Frau Lotte, die ebenfalls Künstlerin war, verschönern hier die Wände des mit antiken Möbeln ausgestatteten Zimmers. Hier steht auch das Prunkstück der Ausstellung: ein Schreibsekretär aus dem Jahre 1737. Er ist aus Nadelholz, Nußbaum, Ahorn, Eibe und Pappel

gefertigt und steht auf vier Kugelfüßen. Erst wenn der Mittelteil geöffnet wird, lassen sich auch die seitlichen Schubladen öffnen – eine Art antiker Panzerschrank. An der Rückwand ist an einer Schublade die Signatur zu lesen: „Von Meister Isaac Ross in Kirchheim an der Teck gefertigt 1737“. Gräfin von Bassewitz aus Dobbertin gab dieses besondere Möbelstück in den Bestand des Goldberger Museums. In ganz Deutschland gibt es heute nur noch zwei weitere Anfertigungen des Tischlermeisters aus Kirchheim, das seinerzeit neben

ter Ausstellungsplatz möglich ist, wie zum Beispiel die umfangreiche Sammlung von Schmetterlingen und Käfern oder eine Sammlung zerbrechlicher Vogel-eier. „Unser Museum zeichnet sich vor allem durch seine Vielseitigkeit aus“, erläutert Museumsleiterin Roswitha von Pich Lipinski und weiter: „Bei den Sonderausstellungen orientierten wir uns an aktuellen Themen, für die sich die Menschen, die hier in der Region wohnen, interessieren. Gern kommen wir auch mit einheimischen Künstlern ins Gespräch, die hier vielleicht geeig-

Die historische Küche des alten Bauernhauses

Stuttgart das zweite Zentrum der Kunstschreinerei in Württemberg war. Im oberen Geschoss befinden sich Tierpräparate und weitere Exponate zum Thema Natur. Hier sind die zoologischen Bestände regionaler Herkunft zu bestaunen: ein Pfau, der selbstbewusst sein Rad schlägt, Vögel, Fledermäuse, Rehe, Wildschweine und das Präparat eines 1952 in der Bützower Gegend gefangenen Wolfes. Im Sonderausstellungsbereich finden wechselnde Ausstellungen zu den verschiedenen Themengebieten des Museums statt. Hier werden dann von Zeit zu Zeit auch die Exponate gezeigt, für die aufgrund des Platzmangels kein dauerhaf-

nete Ausstellungsflächen vorfinden.“ Am 4. September 2011 eröffnet Susanne Spies aus Pretzsch an der Elbe ihre Ausstellung „Seelenfenster“ im Goldberger Museum. Ebenfalls an diesem Sonntag findet das beliebte Museumsfest statt, wiederum mit einem Flohmarkt im Bauerngarten. Der Erlös soll der Stadtbücherei und dem Museum zugute kommen. Von Pich Lipinski: „Damit haben wir die Möglichkeit, neue Exponate für unser Museum anzukaufen und unseren Besuchern wieder etwas zu bieten. Altes will gepflegt werden und neben etwas Neuem kommt es oft noch mehr zur Geltung.“ Anna Karsten Text und Bilder

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


MUSEUM

Der

schwere Weg zum

Backstein

Die Ziegelei Benzin: Der Schornstein raucht schon lange nicht mehr.

Wird heute ein Haus gebaut, kommt ein LKW auf die Baustelle und lädt auf Paletten gestapelte Ziegelsteine ab. Wer denkt schon darüber nach, wie diese Steine hergestellt wurden? Noch weiter weg die Frage: Wie war das früher? In der Ziegelei Benzin bei Lübz kann der Besucher es erfahren. Sie ist das einzige Technische Denkmal dieser Art in Mecklenburg-Vorpommern. Das Besondere ist ihr Zustand. Seit der Gründung wurde kaum etwas verändert. Es war 1908. Herrmann Wolf kaufte bei Benzin ein Stück Land, das den Bauern nur geringe Erträge brachte. Bei Regen versanken die Fuhrwerke in grundlosem Matsch, fehlte der Niederschlag, war das Land sofort knochentrocken. Aber Wolf MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

erkannte, dass hier eine Tonscholle lag. In der Eiszeit aus Skandinavien hierher geschoben, barg sie besten Rohstoff für Ziegelsteine. Wolf baute eine Ziegelei. Eine ganz moderne, mit einem Hoffmann´schen Ringofen. Am 1.Juli 1908 verließen die ersten Backsteine das Werk. Schon 1913 übernahm die nächste Generation die Ziegelei. Herrmann Wolf schenkte sie seinem Sohn Werner zur Hochzeit! Ob der über die großzügige Gabe glücklich war, ist nicht überliefert. Aber es galt allgemein der Zieglerspruch: „Wen Gott strafen will, den lässt er eine Ziegelei bauen.“ Die Arbeit war hart, aber erforderte allgemein keine großen Geistesleistungen. Der nächste Eigentümer, Günther Wolf, brachte es mit seinem allgegenwärtigen Spruch auf den

Punkt: „Kannste Karre schieben, kannste Arbeit kriegen.“ Bis 1990 produzierte die Ziegelei Benzin bis zu 1,6 Millionen Ziegel pro Jahr. Und das mit der Technik von 1908. Denn modernisiert wurde kaum etwas. Der Grund: In der DDR-Zeit wurden hier Steine für die Denkmalpflege hergestellt. Dass vor elf Jahren die Feuer ausgingen, lag nicht nur an der fehlenden Rentabilität des Betriebes. Der Ausgangsstoff, der blaue Ton, war schlicht alle. Der Rohstoff hätte nun mit dem LKW heran geschafft werden müssen – was die Herstellung der Backsteine noch teurer gemacht hätte. Seit 1992 steht die Ziegelei Benzin unter Denkmalschutz. Ein Jahr später wurde sie als Museum zugänglich gemacht. Und so kann der Besucher heute hautnah erfahren, wie Ziegel hergestellt wurden. Der Kettenbagger, der den Ton aus der Grube holte, ist noch zu besichtigen, der sogenannte Kollergang, in dem Lehm und Sand mit schweren Malrädern zu einer feinen Masse gemacht wurden und, mit Wasser vermischt, den Ausgangsstoff produzierte. Die Ziegelpresse steht noch und der Besucher erfährt dort auch, wie die Löcher in die Lochziegel kommen oder warum einige Ziegel mit so merkwürdigen Zeichen wie den Abdrücken von Händen, Kinderfüßen oder Hundepfoten verziert wurden. Die Ziegelei Benzin ist ein lebendiges Denkmal. Kinder- und Jugendgruppen können hier im Handstrichverfahren selbst Backsteine herstellen, lernen, wie sich die Ziegelherstellung über die Jahre veränderte, wie ein Brot- und wie ein Pizzaofen aussieht. Und selbst gebacken werden kann hier natürlich auch. Auf dem weitläufigen Betriebsgelände stehen ein Deutscher und ein Römischer Ziegelofen. Die Besucher erfahren hier, dass es einst allein in MecklenburgSchwerin über 500 Ziegeleien gab. Das waren allerdings meist direkt an der Baustelle aufgeschichtete Tonrohlinge, in deren Mitte ein Feuer entzündet wurde. Der Brand war unregelmäßig und konnte nicht kontinuierlich erfolgen. Erst die Erfin-

dung des Hoffmann´schen Ringofens ermöglichte die Herstellung von großen Mengen Ziegel in gleichbleibender Qualität. Er ist noch heute der meistgebaute Ofentyp der Welt. Und er ermöglichte erst den imensen Bauboom der Gründerzeit, als nach der Gründung des Deutschen Reiches ein bis dahin nie gekannter wirtschaftlicher Aufschwung einsetzte. Heute gibt es in MecklenburgVorpommern keine kontinuierlich produzierende Ziegelei mehr. Aber es gibt das Technische Denkmal in Benzin. Aus dem Tonberg ist inzwischen ein Biotop geworden, das mit einer Schmalspurbahn umrundet werden kann, die von der meistgebauten Betriebslok der DDR gezogen wird. Backsteine werden nicht mehr hergestellt – aber die einst harte und staubige Arbeit kann sehr anschaulich nacherlebt werden. Wer mehr erfahren möchte, kann sich unter www.ziegelei-benzin.de informieren – oder selbst nach Benzin fahren. Gert Steinhagen Text und Fotos

Zwei Handabdrücke im Dachziegel sollten Diebe fern halten

69


MUSEUM

Maritime Raritäten in der Flasche

152 Meter lang und 70 Meter breit ist im Original die „Castoro 6“. Etwa 500 Stunden hat Jürgen Kubatz dafür benötigt. Fotos: Hans-Joachim Zeigert

Schwergewichtig und bewundernswert: das Ensemble der Tarnewitzer Fischer im Glas. Da hilft dem Modellbauer Jürgen Kubatz sogar Wismars Bürgermeister Thomas Beyer (rechts).

Vor mehr als 160 Jahren waren es Mönche, die zunächst religiöse Motive und Szenen aus dem damaligen Leben in Flaschen zauberten. Später nahmen sich Fahrensleute in Zeiten der Eintönigkeit auf See dieser aufwändigen Freizeitbeschäftigung an. Wie die Modelle in die Flasche kommen, ist längst kein Geheimnis mehr. In Boltenhagen zeigt der Modellbauer Jürgen Kubatz gern die filigrane Tätigkeit in seinem kleinen Werkstattmuseum. Inzwischen installiert er komplexe Objekte in beachtlich große Behältnisse.

schnittener Buchseiten befinden. Geschichtsträchtige Namen wie „Passat“, „Niobe“ oder „Krusenstern“ prägen diese Miniaturanfertigungen. „Man muss sich da nicht sonderlich bemühen, einfach nur das Buch aufschlagen und der gesamte Inhalt liegt vor einem“, erklärt der gebürtige Berliner, der seit mehr als 50 Jahren unter den Nordlichtern lebt. Seit mehr als einem Jahr wagt sich der kreative und rastlose Ruheständler an wesentlich größere Objekte. Zum Beispiel an eine komplette Werft für Holzboote. Die filigrane Arbeit zeigt Bootsbauphasen an verschiedenen Plätzen, angefangen von der Kiellegung bis zum fast fertig beplankten Rumpf. Davor wartet ein auslaufbereiter Segler. Darunter war sogar noch Platz für die Darstellung des ersten deutschen und amerikanischen U-Bootes. Als im Vorjahr die Gaspipiline-Verlegung in der Ostsee begann, widmete sich Kubatz auch diesem Thema. In zwei Flaschen im XXL-Format fingerte er mit äußerstem Feingefühl die beiden Spezialverlegeschiffe „Castoro 6“ und „Castoro 10“ hinein.

Allein das etwas verwitterte Begrüßungsschild am Grundstück in der Boltenhagener Ostseeallee 23 macht neugierig. Wie alles, was sich in dem kleinen maritimen Privatmuseum verbirgt, ist auch dies ein Unikat, vor allem in der Wortwahl: „Hier ist offen, wenn offen ist. Jetzt ist offen“! Schon erscheint ein freundlicher Herr namens Jürgen Kubatz mit Rolli und Pudelmütze an der Pforte. Der 67-Jährige sieht dies nicht so eng: „Ich orientiere allgemein auf die Nachmittage etwa ab 13.30 Uhr.“ Für ganz Eilige, die abreisen wollen und 70

noch ein maritimes Mitbringsel suchen, gibt es zudem die Klingel, so der ergänzende Hinweis. Für Einheimische ist der gestandene Modell- und Buddelschiffsbauer so etwas wie eine Institution. Denn seit mehr als 35 Jahren frönt er seinem Hobby, dem Buddelschiffsbau. Doch schon bevor er die verschiedensten MiniaturSeefahrzeuge in der Flasche vom Stapel ließ, wagte er sich an richtig große Schiffsmodelle. Von denen befinden sich noch etwa 30 Objekte in seinem Bestand. An die 230 Objekte dürfte indessen, trotz verschiedener Abgänge noch immer die Flottillenstärke im geschützten Glas betragen. Maritime Sammelstücke, angefangen von der Kapitänsmütze über einen wettergegerbten Südwester bis hin zu historischen Schiffslaternen und Schiffszimmermanns-Werkzeug lockern die eigentliche Modellschau etwas auf. Dabei spricht Kubatz von der Opa-Enkel Abteilung. Meist muss er bei dieser Besuchergruppe weniger erklären. Dann wäre da noch die Bibliothek für Lesefaule. Etwa 20 alte Schwarten umfasst eine Sammlung von Mini-Schiffchen, die sich im Freiraum ausge-

Inzwischen hatte sein jüngstes Buddelschiff Premiere während einer Schiffsmodellbau-Ausstellung im Wismarer Wassertor. Die unter Glas befindliche, komplette Steganlage mit Kutter und Netzschuppen der Tarnewitzer Fischer im Hafen an der „Weißen Wiek“ ist ein echter Hingucker. Knapp ein Meter lang ist das röhrenartige Glasgefäß. Es stammt aus einem Warmwasserbehälter einer mobilen Duschkabine aus den 1960-er Jahren. Bereits angedacht ist das nächste Projekt: der Nachbau des „Langen Heinrichs“ aus Rostock, des legendären Schwimmkranes aus dem Jahre 1886. Ausgefahren ragt das technische Denkmal 96 Meter in die Höhe. „Auch dafür wird sich ein geeignetes Glasgefäß finden“, zeigt sich Jürgen Kubatz optimistisch. Mit etwas Glück kann man dem Modellbauer übrigens in seiner Werkstatt über die Schultern schauen. Dort lüftet er immer wieder das Geheimnis, wie das wohl alles in die Flasche kommen mag: „Durch den Hals natürlich, denn da muss alles durch.“ Hans-Joachim Zeigert

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


ANZEIGEN

MECKLENBURG-SCHWERIN del端x 2/2011

71


AUTO

Wenn er nicht piepen würde… Vier Sterne für den Mitsubishi i-MiEV Silke Wilke startet den Motor. „Ach, er ist ja schon an.“ Das passiert der Mitsubishi-Fachhändlerin im neuen i-MiEV eigentlich nur, wenn sie abgelenkt ist. Gerade hatte sie mir die Vorteile des ersten in Großserie hergestellten Elektroautos geschildert. Vor allem von seinem geräuscharmen Motor. Und ihn prompt überhört. Weil das leise Rauschen beim Start fast nicht wahrnehmbar ist, ertönt ein Piepton und das Display zeigt „Ready“ an. So wie der Start es verspricht, bietet der Viersitzer dann ein sehr angenehmes Fahren. Der 67 PS starke Motor schwebt fast davon, es gibt kein schwerfälliges Anfahren, kein Dröhnen, nicht einmal Vibrieren, keinen Geruch. Woher sollte der auch kommen, denn der i-MiEV hat keinen Auspuff und damit auch keinen CO2-Ausstoß. Sein Antrieb ist zu 100 Prozent elektrisch. Mit dem extrem leisen Heckmotor geht es ruhig, flüssig, zügig voran. Im Stadtverkehr und vor allem an Kreuzungen ist der flinke Wagen nicht zu schlagen. Und das ruhig schwebende Fahrgefühl ist mit keinem

Fahrzeug mit den üblichen Antriebsmitteln vergleichbar. Erst bei einer Geschwindigkeit über 80 Kilometer pro Stunde nehmen die Windgeräusche hörenswert zu. Die nicht vorhandenen Geräusche außerhalb des Elektroautos sind gerade innerorts sogar eine Gefahrenquelle. Fußgänger, die sich im Straßenverkehr nach Gehör orientieren, haben da keine Chance. Deshalb, so die Mitsubishi-Händlerin, wird der Hersteller demnächst eine Geräuschkulisse einbauen. Trotzdem ist der Wagen ein ganz normales, modernes Auto, mit ausreichend Platz für vier Erwachsene, vier Türen und einer großen Heckklappe und ganz normaler Ausstattung inklusive Airbags für Fahrer und Beifahrer sowie an den Seiten und am Kopf, ABS, elektronischer Stabilitäts- und Traktionskontrolle, Klimaanlage, Servolenkung und und und. Fünf Jahre Garantie gibt es auf die Batterie, die sehr gut für die Straßenlage unten im Rahmen eingebaut ist. Der iMiEV hat sogar eine Tankanzeige. Die zeigt den Batteriestand an. Bis zu 150 Kilometer reicht der

Ein schönes und modernes Auto ist der Mitsubishi i-MiEV, das erste Großserien-Elektromobil.

Akku, mit Klimaanlage oder voll beladenem Kofferraum, der 340 Kilogramm Zuladung verträgt, ist die Reichweite natürlich eingeschränkt. Wobei zwei zusätzliche Positionen im Automatikgetriebe helfen, den Energieverbrauch einzuschränken und so die Reichweite zu vergrößern. So kann

Fotos: M. Schötzau

destationen, die den Akku in nur 30 Minuten wieder aufladen. Der normale und preiswerte Weg ist heute noch das nächtliche „Auftanken“ zu Hause in sechs Stunden. Dafür ist jede normale Haushaltssteckdose geeignet. Das Problem: Der i-MiEV ist für den privaten Nutzer noch zu

Vier Erwachsene passen bequem in das Auto. Dazu kommt ein geräumiger Kofferraum mit großer Heckklappe.

So macht Tanken Spaß. Silke Wilke nutzt dafür einen ganz normalen Stromanschluss mit 230 Volt.

72

man beim Bremsen oder bei Abfahrten Energie zurückgewinnen, wenn man den Fuß vom Gaspedal nimmt. Das alles ist auf der futuristisch gestalteten Instrumentenanzeige gut zu erkennen. Seit 1966 beschäftigt sich Mitsubishi Motors mit der Entwicklung von Elektroautos. Seit Dezember 2010 ist das erste in Großserie gefertigte Mobil nun im Verkauf. Interessant ist es vor allem für Kurzstreckenfahrer, die den Wagen in der Großstadt für tägliche Fahrten zur Arbeit, zum Einkauf, für den Transport der Kinder nutzen. In einem Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern fehlen noch die Schnellla-

teuer. Doch: „Das Interesse von Firmen, vor allem solchen, die ökologischen Strom verkaufen, ist groß“, freut sich Silke Wilke. Auch die staatlichen Fördermöglichkeiten wie die Steuerbefreiung über zehn Jahre oder das Befahren von Busfahrspuren in Städten sowie die bevorzugte Nutzung von Innenstadt-Parkplätzen machen den hohen Preis noch nicht wett. Trotzdem, wer sich eine Probefahrt gönnt, wird begeistert sein. Nicht umsonst hat die ADAC Motorwelt dem Mitsubishi iMiEV nach einem umfänglichen Test vier von fünf möglichen Sternen gegeben. M. Schötzau MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


AUTO

Klein, stark, schwarz … …wäre eine Möglichkeit, dieses Auto zu bewerten. Eine andere: einfach nur schön. Es liegt ganz im Auge des Betrachters, wie man das neue C-Klasse Coupé von Mercedes sieht. Ein kurzer Karosserieüberhang vorn, eine lange Motorhaube, eine stark geneigte Windschutzscheibe – ein Coupé eben, eins von Mercedes! Klein mag der sagen, der sonst S-Klasse fährt. Wer sich aber einmal in dieses Coupé setzt, der merkt sofort: Ein Mercedes. Der langjährig Markentreue wird sich sofort „zuhause“ fühlen, er findet alle Bedienelemente dort, wo er es erwartet. Der Mercedes-Neuling greift intuitiv an die richtige Stelle, wenn er das Radio, die Klimaanlage oder den Sitz einstellen will. „Dieses Auto ergänzt die Palette der C-Klasse“, sagt Verkaufsleiter Jens Wichmann von der Mercedes Niederlassung in Schwerin. „Aber es ist bestimmt kein Fahrzeug für Jedermann.“ Mag sein. Nur zwei Türen gefallen nicht allen, der sehr sportliche Schnitt der Karosserie entspricht nicht jedem. „Es wird wohl so sein, dass dieses Auto vor allem jüngere Käufer anspricht – stilvoll und dynamisch.“ Dabei erfüllt der Wagen alle Wünsche. Reichlich Platz für Fahrer und Mitfahrer, ein großer Kofferraum. Und ein Ausstattungsangebot, wie man es nur von den „Großen“ erwartet. Drei Benzinmotoren und zwei Dieselaggregate sorgen für einen kraftvollen Antrieb. Allen serienmäßig gemeinsam sind die Direkteinspritzung und die ECO StartStopp-Funktion.

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

Mit der Auszeichnung BlueEFFICIENCY signalisieren sie so besonders effizienten Umgang mit dem Kraftstoff. Alle Automatikversionen verfügen über die weiterentwickelte Siebengang-Automatik 7G-TRONIC PLUS. Perfekt mit den dynamischen Motoren harmoniert das serienmäßige und betont sportlich abgestimmte AGILITY CONTROL-Fahrwerk. Mit neun serienmäßigen Airbags, Gurtstraffern und Gurtkraftbegrenzern an allen Sitzplätzen bietet das C-Klasse Coupé eine umfangreiche Sicherheitsausstattung. Mit zahlreichen Fahrassistenzsystemen von der Müdigkeitserkennung ATTENTION ASSIST bis zur Abstandsregelung DISTRONIC PLUS unterstützt und schützt das Coupé seine Fahrer umfassend vor zu geringem Abstand, Übermüdung und Dunkelheit. Die Assistenzsysteme basieren auf modernster Radar-, Kamera- und Sensortechnik. Stark muss das C-Klasse Coupé nicht sein, kann aber. Die Palette reicht vom 1,8-LiterMotor mit 115 kW bis zu sagenhaften 6,2 Litern und 336 kW, wenn man den C 63 AMG – Motor wählt. In 4,5 Sekunden beschleunigt das Aggregat den Wagen auf 100 km/h. Da wird man dann schon in die sehr angenehmen Polster gedrückt.

Das neue Mercedes-Coupé der C-Klasse ist aber in keiner Ausstattungsversion „untermotorisiert“. Wer es liebt, mit moderatem Tempo durch die schöne Mecklenburger Landschaft zu cruisen, der findet auf jeden Fall „sein“ Auto. Und schwarz? Klar, Schwarz gibt es als Karosseriefarbe No. 040. Aber es geht auch in Iridiumsilber, Cavansitblau oder Cupritbraun. Im Innern reicht die Palette von Klavierlack über Holz bis zu Aluminium. Dazu die Sitze in Leder oder Stoff. In verschiedenen Farben und Dekoren. „Die Möglichkeiten sind vielfältig“, sagt Jens Wichmann. „Das sind unsere Kunden gewöhnt und das sollen sie beim C-Klasse Coupé natürlich auch nicht vermissen müssen.“ Eine sportliche Silhouette, eine komfortable Innenausstattung, eine breite Motoren-Palette, ein umfangreiches Sicherheits- und Ausstattungspaket – die C-Klasse hat mit dem Coupé eine gelungene Ergänzung und Abrundung gefunden. Mit diesem Auto betritt Mercedes-Benz im 125. Jahr der Unternehmensgeschichte ein neues Marktsegment und bietet erstmals ein kompaktes Coupé mit klassischen Proportionen an. Es ist ein attraktiver Einstieg in die Coupé-Welt von Mercedes-Benz. Gert Steinhagen

73


ANZEIGEN / AUTO

Restaurant & Café

Schweriner Schlossgartenpavillion Mediterrane Küche

Tel. 0385/7588458

Schlichte Eleganz on Tour

74


AUTO / ANZEIGE Auf des Deutschen liebsten Ferieninsel fahren viele Autos, sehr viele. Auch Luxus-Gefährte. Nun tauchte jüngst auf der spanischen BalearenInsel ein Auto auf, das sich in dieser Gesellschaft durchaus zeigen kann, dessen Vorzüge sich vielleicht erst auf den zweiten Blick erschließen: der neue Peugeot 508 SW, in Kombivariante als Diesel 508 SW. Auf dem letzten Autosalon in Paris hatte der neue Franzose seine Weltpremiere. Die Gewinner eines Peugeot-Preisausschreibens durften sich jetzt als seine „Testfahrer” versuchen. Markus von Trentin aus Berlin, der Chef de Mission dieser Aktion, hatte mit seinen Mitstreitern ein knallhartes Roadbook zusammengestellt, das eine 200 km lange Route, vorwiegend in der Serra Tramuntana, auswies. Dort wurde, auch wenn nicht Profitester das Lenkrad hielten, auf Herz und Nieren geprüft. Und das sind unsere Erfahrungen, im Sinne des Wortes, weil an zwei Tagen „erfahren“: Auf sommerlich spanischem Boden nahm sich der Neue sehr gut aus. Das Äußere des Wagens und der klar und übersichtlich gestaltete Innenraum harmonieren überzeugend miteinander: ergonomisch gestaltete Bedienelemente und Sitze, bestes Material sowie hochwertige Verarbeitung. Daraus wurde überzeugendes Ambiente entwickelt. Auf der Insel ist es sicher nicht falsch, die Vierzonen-Klimatisierung des 508 hervorzuheben. Spektakulär ist das Panorama-Glasdach. Es reicht bis zu den Plätzen im Fond. Die Fläche ist 1,62 Quadratmeter groß, sorgt für einen Licht durchfluteten Innenraum und wirkt Wunder bei Sternenhimmel. Zu den Merkmalen, die den 508 schnell erkennen lassen, gehören der einteilige Kühlergrill, die an Katzen-

augen erinnernden Scheinwerfer. Sie können mit LED-Tagfahrlicht in Eiskristalloptik ausgestattet werden und verleihen dem 508 Tag wie Nacht ein besonderes Aussehen. Auch am Heck fallen markante LEDReihen ins Auge. In der Designsprache ist von Krallenoptik die Rede. Bei der Motorisierung hat man die Qual der Wahl. Der 1,6 l VTi beginnt mit 120 PS. Das steigert sich bis 2,2 l und 204 PS. Das Wichtigste jedoch: Der Neue mit der Löwen-Marke bedient sich der modernen UmweltTechnologie e-HDi. Diese Technologie ist ein Stopp & Start-System der neuesten Generation. Es schaltet den Motor automatisch aus, wenn das Fahrzeug an roter Ampel oder Stoppschild hält.

Über den günstigen Verbrauch des 508 muss unbedingt ein Wort gesagt werden. Von acht Modellen liegt nur der 1,6 l THP außerorts mit 5,3 über der 5 Liter Kraftstoff - Marke. Kombiniert geht die Skala von 4,4 bis 7,1 Liter. Auch die Emissionswerte sind vorbildlich. Der Kombi 508 SW steht der Limousine in nichts nach. Der französische Autohersteller Peugeot gilt seit langem als Vertreter der schlichten Eleganz und Qualität. Der „Test“ seines neuen Flaggschiffs auf der Ferieninsel hat das wieder gezeigt. Beim Fahren im Alltag wird das nicht anders sein. H. W. Fotos: Jordan (1), Peugeot (3)


AUTOMOBIL

Mit

Charme

und

Eleganz

Hamburg-Berlin-Klassik Rallye Mehr als 180 Old- und Youngtimer sorgten während der 4. Auflage der Rallye „Hamburg-Berlin-Klassik“ für begeisterte Zuschauer. Denn die etwa 700 Kilometer über vier Etappen führten vom 26. bis 28. Mai auch durch MecklenburgVorpommern. Nach verschiedenen Wertungsstopps war am zweiten Renntag das Iberotel Boltenhagen Ziel und Start der mit etlichen Promis besetzten Fahrzeuge.

Natürlich lebt eine solche Veranstaltung von zusätzlicher PromiWürze am Steuer oder als Navigator. Dazu dürfte aus der motorsportlichen Szene unbedingt die Berliner Rennfahrerlegende Heidi Hetzer zählen. Versiert steuerte sie als Nr. 1 den ältesten Wagen, einen Hispano Sulza H6 von 1921 über die etwa 700 Kilometer Gesamtdistanz. Ein Toyota Land Cruiser von 1982 lenkte dagegen

dafür umfunktionierte Baltische Promenade. „Die kommen hier vorbei wie auf dem Präsentierteller, einfach fantastisch“, schwärmte ein Poeler Oldtimerenthusiast. Dass er seine Promi-

Den ältesten Wagen, einen Hispano Sulza H6 von 1921, steuerte die Berliner Rennfahrerlegende Heidi Hetzer.

Auch ein Hingucker: der Bentley Open Tourer von 1931.

Manchmal half anschieben, denn der BMW 3/290 von 1933 verfügt nur über 20 PS.

Ein Hingucker in Rot aus dem Jahre 1934.

Der Veranstalter von „Autobild Klassik“ hatte wirklich nicht zuviel versprochen. Die Zahl der auf Hochglanz polierten und chromglänzenden Fahrzeuge schien am Ziel der zweiten Etappe an der „Weißen Wiek“ kein Ende zu nehmen. Nach dem Start in Hamburg über Trittau, Lübeck und Schön76

berg steuerten die Teilnehmer die Mecklenburgische Bucht bis nach Boltenhagen/Tarnewitz an. Dass sich bei mehr als 180 Teilnehmern die Ankunft über gut eineinhalb Stunden hinzog, war da nur allzu verständlich. Zudem fiel es manch einem der Zuschauer bald recht schwer, die Fülle der Eindrücke zu sortieren. Schließlich zogen 65 verschiedene Automarken als Zeitzeugen der Automobilentwicklung

an den Schaulustigen vorbei. So gehörte der stärkste Motor im Feld einem Aston Martin V8 Volante Prince of Wales. Unter der Haube dieser erst 22 Jahre alten Luxuskarosse dröhnten immerhin 485 PS. Mit gerade mal 20 PS ging dafür ein BMW 3/290 aus dem Jahre 1933 mit der kleinsten Leistung auf Tour.

charmant die zweifache RallyeWeltmeisterin Isolde Holderied. Als Etappenziel bot das Iberotel Boltenhagen an der Weißen Wiek auch für die Gäste eine besonders attraktive Kulisse. Denn der Pulk der Old- und Youngtimer passierte als letzte Fahrstrecke zwischen Hotelkomplex und Yachthafen, die

Lieblinge Peter Maffay, Udo Lindenberg oder Kati Witt, wie erhofft, an diesem Tag nicht zu sehen bekam, bedauerte er jedoch. Dennoch gab es genügend andere bekannte Gesichter aus Film und Fernsehen und dem öffentlichen Leben zu entdecken. „Bisher verlief alles super, wir sind MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


AUTO / ANZEIGEN

Rallye-Weltmeisterin Isolde Holderied blickt für ein Pressefoto sogar in den Außenspiegel.

gut durchgekommen“, rief auf ein kleines Missgeschick angesprochen, Schauspieler Jürgen Vogel durch die geöffnete Scheibe. Es hieß, er habe mit seinem Jaguar E-

Type von 1961 schon kurz nach dem Start den mobilen Werkstattservice in Anspruch nehmen müssen. Ohne Probleme meisterten dagegen seine Kollegen Till Demtrøder, Helmut Zierl, Norbert Heisterkamp, Ralph Herford und Hans Joachim Luger diesen Etappenabschnitt. Regisseur Sönke Wortmann (“Das Wunder von Bern”) genoss nicht nur das prickelnde Rallye-Erlebnis hinter dem Lenker. Das nostalgische Flair der verschiedensten Fahrzeuge fand er „echt“ beeindruckend. Maik Paulik vom Hotelserviceteam erlebte die Promis nur beim für 450 Gäste ausgerichteten

Maler

Wulkow

-FachbetriebSchwerin

19061 Schwerin, August-Horch-Straße 5 Telefon: 0385 / 66 22 22 • Fax: 0385 / 6 66 65 66 www.maler-wulkow-schwerin.de • service@maler-wulkow-schwerin.de

Ganz in gelb: ein Mercedes-Benz 300 S Cabrio von 1952.

Lunch-Buffet. Am Ende gelang ihm doch noch ein Blick auf die abfahrende Nostalgie-Karavane und zwar beim Start zur dritten Etappe. Die führte anschließend bis nach Göhren-Lebbin im Land Flesensee. Gewonnen hatten übrigens in der Gesamtwertung Michael

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

Müllmann und Claudia Binder im drittältesten Fahrzeug, einem Bentley von 1925. Ihr Preis ist eine Schiffsreise mit der „Queen Mary 2“ von Hamburg nach New York. H.-J. Zeigert Text und Fotos

77


Elektroräder im Das „Flyer“ verleiht Flügel, das „Diamant“ ist feinfühlig, das „Twist Elegance Double“ von Giant ist irgendwie gigantisch und das „Green Mover“ wäre unser Favorit. So das kürzeste Fazit des – zugegebenermaßen subjektiven – Wochenendtests von vier so genannten E-Bikes durch das delüx-Team.

igentlich heißen diese neuartigen Elektrofahrräder ja Pedelecs, also Pedal Electric Cycles. Eine neue Dimension von Fahrradfahren tut sich damit auf. Man radelt mit eigner Kraft und wird dabei durch eine ausgeklügelte Technik unterstützt, mit der sich auch weite Wege und steile Berg-

E

78

straßen spielend zurücklegen lassen. Der Elektromotor gibt dabei seine Leistung zur Tretkraft hinzu. Ein Elektrorad oder E-Bike ist also ein Fahrrad mit Hilfsmotor, das – natürlich – auch ohne Treten angetrieben werden kann. Dabei ist man stets sanft mobil und umweltfreundlich unterwegs.

Je nach Qualität kosten die Fahrräder zwischen 700 Euro und 4000 Euro. Unsere Testmodelle lagen zwischen 2000 Euro bis knapp unter 3000 Euro. Da stellt sich schon die Frage, ob die Anschaffung Sinn macht. Kurz vorweg genommene Antwort: Sie lohnt. Besonders für die von den Herstellern avisierte Zielgruppe: Berufspendler oder Umweltbewusste, die jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit fahren, aber nicht verschwitzt ankommen wollen. Auch für ältere Leute oder Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen können sie eine Alternative sein. Daneben können E-Bikes etwa auf dem Rückweg vom Supermarkt mit den Einkäufen im Gepäck Erleichterung bieten. Und noch was: E-Bikefahren macht einfach auch Spaß. In diesem Sinne ist wohl auch der Slogan des Schweizer Herstellers zu verstehen: „Einen Flyer braucht man nicht – man gönnt ihn sich!“ Um gleich mal beim Flyer zu bleiben. Den Weg leicht

bergan trägt uns das Bike sozusagen. Und als wir unterwegs zum Klönschnak stehen bleiben müssen, geht das Anfahren am Berg wie von selbst. Ein Tritt in die Pedale und gleich schaltet sich der E-Motor zu und bringt das Rad in den notwendigen Schwung. Kein unsicheres Hinund Hergeschlingere, kein verzweifeltes Anschieben mit dem anderen Bein. Also „fliegen“ wir bergauf. Mit Bulls Green Mover unter dem Sattel geht es dann rund um die Altstadt. Steigung? Interessiert uns nicht. Der Green Mover zieht an allen anderen Radlern mühelos vorbei. Spüren wir da neidische Blicke ob unserer Kondition in unserem Rücken? Denn dass wir mit E-Bikes unterwegs sind, ist auf den ersten Blick für den Laien gar nicht zu erkennen. Der Geräuschpegel des unterstützenden Motors ist minimal. Die Optik der Bikes, ganz gleich von welchem Hersteller, ist unauffällig.

Green Mover von Bulls Sportslite Hinterrad-Nabenmotor, 250 Watt, 1 Akku, Stufe “R” zur Energierückgewinnung schaltbar, 24-Gang Kettenschaltung, Gewicht: ca. 26 kg, Reichweite bis 100 Kilometer

Swiss flyer T 8 Magura HS33 Zentralantrieb, 250 Watt, 1 Akku, 11-Gang Nabenschaltung, Gewicht: 23 – 25 kg, Reichweite bis 130 km

www.bulls.de

www.flyer.ch

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


FREIZEIT

delüx-Test – Unterwegs mit „Rückenwind“ Erst beim zweiten Hinsehen fällt auf, dass die Hinterradnabe, der Bereich um die Pedale oder die Vorderradnabe erheblich voluminöser sind als bei einem Standard-Rad. Denn hier sitzen die unterschiedlichen Antriebssysteme. Der Mittelmotor sorgt für einen tiefen Schwerpunkt und ein stabiles Fahrverhalten. Auf den setzt auch Bosch, der seinen Antrieb unter anderem dem Fahrradhersteller Kreidler zuliefert.

Reichweite und Antrieb Natürlich sind die Räder mit EAntrieb auch schwerer. Aufwändigere Technik und die Akkus, beim Giant waren es gleich zwei, haben natürlich ihr Gewicht. Und sie haben Grenzen, die eigentlich aber keine sind. Die Reichweite mit einer Ladung beträgt zwischen 80 und 150 Kilometern. Das genügt für Tagestouren allemal. Und wer täglich 10 Kilometer zum Arbeitsplatz fährt, muss wohl nur einmal die Woche eine Steckdose bemühen. Nach ein bis zwei Stunden, so die Fahrradspezialisten, habe man die Akkus schon wieder auf bis zu 80 Prozent geladen. Eine Akkuladung kostet etwa 14 bis 20 Cent. Und laden kann man zwischen 500 und 1000 mal, bevor die

Akkus nicht mehr mitspielen. Diamant etwa garantiert 600 volle Ladezyklen. Bei einer durchschnittlichen Reichweite von 50 Kilometern wären das 30.000 Kilometer. Der Kauf eines neuen Akkus während des „FahrradLebens“ ist also eher eine hypothetische Frage. Der allerdings würde dann durchaus mit mehreren hundert Euro zu Buche schlagen. Kilometerfressen ist heute nicht in unserem Sinn. Wir radeln gemächlich vor uns hin, lassen ganz souverän Legionen von pustenden Radfahrern hinter uns. Cruisen auf Diamant und Flyer mit etwa 25 Stundenkilometern auf dem Radweg dahin. Mehr geht nicht, denn die E-Bikes riegeln dann ab. Das liegt am Gesetzgeber, der bei Rädern mit Höchstgeschwindigkeiten bis 25 Stundenkilometern keinen speziellen Führerschein fordert. Daher fällt bei Geschwindigkeiten darüber die Tretunterstützung weg. Wer extrem sportlich sein mag, der bekommt die Bikes mit Muskelkraft auch auf um die 40 Stundenkilometer, bleibt dabei aber ohne Hilfe durch das Fahrrad. Muss nicht sein, denn die 25 Kilometer in der Stunde sind eine angenehme Geschwindigkeit, die zum Ziel führt und

auch noch die Route erleben lässt. Die Bedienung der Technik ist relativ einfach. Es gibt bei allen Bikes ein Display, das – einmal auf „ON“ gestellt – per Knopfdruck zu allen notwendigen Einstellungen schaltet. Das hat man nach kurzer Zeit im Griff. Die Schaltungen übrigens sind so, wie man sie vom „normalen“ Fahrrad auch gewohnt ist. Es gibt Kettenschaltungen oder Nabenschaltungen. Und es gibt bei manchen Modellen sogar eine Rücktrittbremse.

Fahrfeeling der E-Bikes Zurück geht es auf einem jener typischen Freizeit-Radwege, unbefestigt, mit Sand und Splitt. Auch hier bewähren sich Diamant und Flyer. Wobei Diamant sich recht sensibel verhält. Es mag am Schwerpunkt liegen oder an den im Vergleich zum Flyer dünneren Reifen. Oder am persönlichen „Feeling“. Der Vorteil des Diamant ist die Energierückgewinnung. Beim Bremsen wandelt sich der Motor zum Generator und führt die Bremsenergie, beispielsweise beim längeren Bergabfahren, der Akkuladung zu. Auch deshalb der

dringende Rat: ausprobieren. Die Radfachhändler bieten in der Regel kurze Probefahrten nach ausführlicher Einweisung an. Und dabei gibt es viel zu beachten. Passt der Einstieg? Komme ich mit der Sitzposition zurecht? Ist der Lenker zu geschwungen, zu schmal, zu gerade? Verstehe ich die Technik des E-Bikes? Welche Strecken befahre ich überwiegend? Wer auf eine Rücktrittbremse wert legt, der sollte auch einmal das Impulse von Kalkhoff testen. Hier wird der – unserem Empfinden nach – überlegene Mittelmotor mit einer Rücktrittbremse kombiniert, die vor allem bei älteren Radfahrern sehr beliebt ist. Zudem erinnert das Kalkhoff Impulse (Modell 8C Wave) mit seinem tiefem Einstieg und dem geschwungenen Lenker sehr an ein klassisches Fahrrad. Der zeitnahe Vergleich zeigt dann recht schnell, ob man besser auf den Flyer abfliegt, den sportiven Green Mover wählt, auf die Power der zwei Akkus vom Twist Elegance Double von Giant setzt oder vielleicht der Energierückgewinnung des Diamant den Vorzug gibt. Doris & Wolfgang Seitz

Twist Elegance Double von Giant Frontmotor, 250Watt, 2 Akkus, 8-Gang Nabenschaltung, Rücktrittbremse, Gewicht: 24,5 kg, Reichweite bis 150 km

Zouma Elite E von Diamant Hinterrad-Nabenmotor, 260 Watt, 1 Akku, Stufe zur Energierückgewinnung schaltbar, 27-Gang Kettenschaltung, Gewicht: 21,8 kg, Reichweite bis 100 Kilometer

www.giant.de

www.diamantrad.com

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

Fotos: Hersteller, getty images

79


REISEN

Keine Reise zum

Der Geysir Strokkur.

Kein Wegweiser gibt die Richtung vor, kein Schild erklärt die Bedeutung des Ortes. Und doch – irgendwo hier geht es ins Erdinnere! Das jedenfalls hat Jules Verne in seinem berühmten Buch „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ beschrieben. Aber kein Einstieg tut sich auf. Dafür ein Riesengletscher, Höhlen und schroffe Felsen. Der Snaefells ist ein Berg im Westen Islands. Island! Das Land der Vulkane mit den für Deutsche unaussprechlichen Namen, der Aschewolke, der Finanzkrise. So ist das Land am Polarkreis ins Bewusstsein der Europäer gerückt. Aber da ist noch viel mehr! Das Flugzeug senkt sich zum Landeanflug. Vor dem Kabinenfenster taucht die Küste auf. Eine weite Ebene erstreckt sich landeinwärts, braungrau, kein Baum, nur wenige Sträucher – ein Lavafeld, soweit das Auge reicht. Vom Flughafen Kevlavik geht es mit dem Mietwagen über eine gut ausgebaute Autobahn in Richtung Hauptstadt Reykjavik. Viel los ist hier nicht - kaum ein Fahrzeug ist 80

zu sehen. Aber dies ist auch keine normale Straße, dies ist ein Fluchtweg! Ein Fluchtweg für die knapp 120.000 Einwohner des Großraums Reykjavik im Falle eines starken Erdbebens. Einige hundert Mal wird die Erde hier erschüttert – fast immer unbemerkt von den Bewohnern aber aufgezeichnet von den Seismografen. Wer Island entdecken will, der fährt am besten zwischen Juni und August. Die Temperaturen können im Süden dann schon mal 20°C erreichen. Regen gibt es immer mal wieder, aber das Wetter kann sich im Viertel- StundenTakt ändern. Eine gute Regenausrüstung ist durchaus angebracht. Aber ganz besonders wichtig für eine Fahrt in den hohen Norden: Festes Schuhwerk für Wanderungen im unwegsamen Gelände. So ausgerüstet kann es losgehen. Zuvor muss jedoch die Frage beantwortet werden: Rechtsoder linksrum? Erst zu den Geysiren oder zunächst auf die Halbinsel Snaefellsnes? Eigentlich ist es egal – Island beeindruckt den Gast überall. Eine grandiose Natur mit Vulkanen und Glet-

schern, mit beeindruckenden Wasserfällen und unglaublich freundlichen und hilfsbereiten Einwohnern. Übernachten kann der Islandbesucher im Zelt, im Hotel oder auf dem Bauernhof. Wer Isländer kennen lernen will, der steuert einen der oft einsam und verstreut liegenden Bauernhöfe an (www.farmholidays.is). Ist alles belegt, so werden die Vermieter sich sofort ans Telefon setzen und freie Betten in der Umgebung organisieren. Und - mitten in der Wildnis kann man Besonderes erleben: Stille! Kein Windhauch, kein Wasserplätschern, kein Vogelgezwitscher – unglaublich!

Wer allerdings ins Hochland will, braucht ein allradgetriebenes Auto. Mit einem „normalen“ PKW ist die Fahrt ins Landesinnere verboten. Es wäre zu gefährlich. Aber eine Fahrt auf der Ringstraße, der N1, ist schon sehr beeindruckend. Kleine Siedlungen, die mit hundert Einwohnern schon als Stadt bezeichnet werden, mächtige Wasserfälle, überraschende Mu- seen, Gletscherseen….. Und immer wieder Schotterpisten, denn nur etwa dreiviertel der wichtigsten Islandstraße sind asphaltiert. Ein Thema sollten Islandbesucher jedoch nur sehr vorsichtig, am besten gar nicht ansprechen: den Walfang. Die Einwohner könnten gereizt reagieren.

Putzige Vögel: Puffins.

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


REISEN

Noch bis in die 1970er Jahre bewohnt: Grassodenhäuser.

Halgrimskirka - der Dom in Reykjavik.

Für uns Mitteleuropäer dagegen etwas merkwürdig: die Unterwelt. Die gibt es auf Island – wissen die Einheimischen. Und so wurden in der Vergangenheit schon Straßen verlegt oder der Bau eines Hafens für ein Jahr unterbrochen – damit die Trolle und Elfen umziehen konnten. Etwas zum Schmunzeln? Wer einmal in Island war, kann die Sagen

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

und Mythen verstehen. Nebelschwaden und Lavahöhlen, Büsche im Zwielicht der Dämmerung, Einsamkeit – da kann man schon an eine Unterwelt glauben und danach leben. Nach einer Islandrundfahrt ist es Zeit für die „Großstadt“: Reykjavik. Die nördlichste Hauptstadt der Welt mit dem ältesten Parlament

der Welt präsentiert sich aber gar nicht als wirkliche Großstadt. Ein überschaubares Zentrum, wenige alte Gebäude, die beeindruckende Hallgrímskirkja, ein Grönlandshop, dessen Angebot wohl jedem Umweltschützer die Haare zu Berge stehen lässt. Und eine Wurstbude am Hafen, die eine Legende ist. Hier gibt es die besten Pulser der Welt, versichern die

Isländer. Arbeiter im Blaumann holen sich hier ihren Mittagssnack ebenso wie Herren im Nadelstreifen. Und sogar Expräsident Bill Clinton aß während eines offiziellen Staatsbesuches an der Bude seine Wurst im Brötchen mit Mayo, Ketchup und gerösteten Zwiebeln. Text & Fotos: Gert Steinhagen

81


HOBBY

Auf den Spuren der blauen Mauritius

Dieser Brief mit der wertvollen blauen Two-Pence Marke befindet sich im Besitz der Museumsstiftung Post und Telekommunikation.

Etwas Blau und Rot besitzen auch diese neuzeitlichen Mauritius-Briefmarken. Dazu gehört auch eine Ausgabe des Dodo, dem Wappentier der Insel.

Port Louis, die Hauptstadt von Mauritius ist modern mit historischer Substanz. Von der etwa 1,25 Millionen-Bevölkerung leben dort etwa 200 000 Einwohner.

Selten haben Briefmarken soviel Aufmerksamkeit erzeugt, wie einige von der kleinen Insel Mauritius im Indischen Ozean. Nicht umsonst gelten die letzten noch vorhandenen Exemplare als die weltweit teuersten Sammelobjekte dieser Art. Die „Kronjuwelen der Philatelie“ sind noch immer von einem geschichtlichen Mythos umgeben.

sind mit nichts zu vergleichen. Reizvoll ist es aber schon, im Ursprungsland nur mal so zum Spaß an einem der Postschalter nach der blauen oder roten Mauritius zu fragen. In Port Louis, Hauptstadt der Inselrepublik, war gleich der erste Versuch erfolgreich. Statt überraschendem Stauen kam die Antwort prompt: „No problem, Sir“. Schon lagen mehrere blau- und rosarot umrandete Marken bereit. „Ok?“ fragte der Postangestellte mit einem ver-

Beim Aufräumen findet sich manches an Reiseerinnerungen wieder.

82

Zum Beispiel Briefmarken, die beim Versenden der Grußkarten übrig geblieben sind. Es waren in Folie verpackt, rot und blau umrandete Mauritius-Briefmarken vom Aufenthalt im kleinen Tropenparadies mitten im Ozean. Es wäre gewiss vermessen, diese simplen 15 und 75 Cent Exemplare von heute mit den nur noch selten vorhandenen Raritäten in Beziehung zu setzen. Denn die wenigen noch vorhandenen Kostbarkeiten aus den Jahren 1847

schmitzten Lächeln. Natürlich war es das. Der freundliche Mann hatte korrekt ein paar Erinnerungsstücke zum Thema Mauritius-Marken angeboten. Nicht käuflich, aber dafür höchst echt und wertvoll ist die Marke im Blue Penny Museum von Port Louis. Denn dort, so ein Hinweis, ist eine der vier ungestempelten Berühmtheiten ausgestellt. Nur deshalb müsste heute niemand über den Indischen Ozean bis in Höhe von

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


ANZEIGEN Madagaskar fliegen. Eine von den noch existierenden zwölf blauen Two-Pence Marken war zum Beispiel im Hamburger Museum für Post und Kommunikation zu bewundern. Von den roten OnePenny Marken soll es noch 14 geben. Eine blaue und eine rote Marke befinden sich sogar gemeinsam auf einem alten Umschlag. Der gilt derzeit als teuerstes Sammlerstück. Zu sehen gab es diese Einmaligkeit bereits vor Jahren im Schweriner Schlosspark Center und in der Rostocker Stadthalle. Etwa drei Millionen Euro soll der Wert dieser Sammlertrophäe betragen. Allerdings schwanken solche Beträge je nach Sammlerinteresse, zum Beispiel auf Auktionen, heißt es in Expertenkreisen. Von bleibender Dauer scheint dagegen der Mythos um diese Marken. Allerdings kursieren die verschiedensten Aussagen um deren Geschichte. Eine lieferte vermeintlich Lady Gomm, Gattin des britischen Gouverneurs auf Mauritus. Vermutlich aus einer Laune heraus, so eine Version, orderte sie Marken, um Einladungskarten noch exklusiver zu gestalten. Sie waren 1847 bestimmt für einen Kostümball im Regierungspalast. Allerdings ließ ihr Mann, Sir William Gomm, schon ein Jahr zuvor nach englischem Postreformvorbild Postwertzeichen mit zwei Werten herstellen. Dabei handelte es sich um die rote One-Penny Marke für Inlandspost und eine zweite mit Two-Pence Wert für den Überseeverkehr. Der Auftrag ging an Joseph Barnard, einen Uhrmacher und Graveur. Mit der einzigen Druckvorlage war für die Herstellung von 500 Marken jeder Sorte offensichtlich Stress angesagt. Zu lesen war auf den Marken links an der Seite der später alles entscheidende „Post Office“ Schriftzug. Spätere Marken erhielten den Vermerk „Post paid“ in der Bedeutung von „Porto bezahlt“. Daher war man zunächst von Fehlern beim Gravieren ausgegangen. Erst 1912 fand sich eine zweite Druckplatte an. Damit war klar: Die erste Ausfertigung mit „Post office“ gilt als eigenständige Serie und macht wegen der nur noch wenigen Exemplare den besonderen Seltenheitswert aus. Text/Fotos: Hans-Joachim Zeigert

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

83


TREFFPUNKT

Bunt und

faszinierend

Lichtinstallationen verleihen dem Schlossgarten ein magisches Ambiente. Foto: Stadtmarketing GmbH Schwerin

Wer nachts durch die Schweriner Puschkinstraße geht, wird sich fragen, was hier geschieht. Ein marodes Fachwerkhaus, ehemals eine Fleischerei, ist in gespenstisches Licht getaucht. Nein, hier wird nicht gebaut, dies ist Kunst! Eine internationale Studentengruppe der Hochschule Wismar hat hier eine Lichtinstallation angebracht. Initiiert wurde das Ganze vom Verein zur Förderung des Schweriner Kultur- und Gartensommers e.V. Auch der Hof des Konservatoriums und das Schleswig-Holstein-Haus sind in diesem Sommer in besonderer Weise beleuchtet. Dies ist ein Projekt zur Unterstützung des Schweriner Gartensommers. Doch der hat viel mehr zu bieten. Eine Lichtinszenierung auf dem Bertha-Klingberg-Platz, ein Bierfest auf der Schwimmenden Wiese, ein Jazz-Fest am Pfingstwochenende – es war bereits eine ganze Menge zu erleben. Und es wird bis zum Abschluss Anfang September noch viel mehr geboten. Musik, Film, Unterhaltung, Vergnügen, Kunst werden die Gärten rund um das Residenzschloss füllen und zum Wandeln, Mitmachen und Staunen einladen. Es ist das zweite Jahr des Schweriner Gartensommers, der keine Fortführung der sehr 84

erfolgreichen Bundesgartenschau des Jahres 2009 ist. Aber die Veranstaltungsreihe lässt die Schweriner und die Besucher der Landeshauptstadt weiterhin die Gartenlandschaft in besonderem Ambiente erleben. So bietet das Schweriner Schloss Open Air Anfang August Musik, Markt und Magie an drei Tagen auf der Schlossinsel. Rund um die Siegessäule auf dem Alten Garten werden die Gäste in die faszinierende Welt des Mittelalters entführt. Die 1. Schweriner Schlossgartennacht Anfang September soll mit Musik, Lichtinstallationen, einem Feuerwerk und vielem mehr zu einem unvergesslichen Erlebnis werden, versprechen die Veranstalter. Barocke Inszenierungen, klassische Musik, Kleinkunst und heitere Darstellungen lassen dann den diesjährigen Schweriner Gartensommer am 4.September sanft ausklingen. Die Schweriner Gartenlandschaft, direkt an den Ufern der Seen, ist jedoch auch einen Spaziergang wert, wenn dort keine Veranstaltungen stattfinden. Gert Steinhagen

Lichtinstallationen im Hof des Konservatoriums Foto: Gert Steinhagen

MECKLENBURG SCHWERIN delüx 2/2011


ANZEIGEN

!

!

Gastronomische Empfehlungen in der Griesen Gegend FORSTHOF GLAISIN Ensemble bestehend aus Forsthaus, Viehhaus, Kulturscheune und Backhaus gelegen im Herzen der Griesen Gegend. Gaststätte & Pension mit ländlichem Flair

Täglich ab 11 Uhr geöffnet

19288 Glaisin – Tel. 03 87 54 / 2 05 50 – Fax. 03 87 54 / 2 07 10

TÖPFERHOF - HOHENWOOS Fritz Döscher 19303 Tewswoos Tel.: 03 87 59 - 2 02 38 Fax: 03 87 59 - 33 98 03 Werkstattbesichtigung • täglich geöffnet • Kaffee + Kuchen Inh. Bärbel Arenz

AUSFLUGSLOKAL „ELDEKRUG“ Eldeufer 1 19300 Grabow (OT Fresenbrügge)

Vorbestellung unter: Tel. 038756/37835 Handy: 0172/1072513

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

Gelegen an der Müritz-Elde-Wasserstrasse

Partyservice von belegten Brötchen bis zum festlichen Büfett. Jeden Sonntag selbstgebackenen Kuchen.

85


SZENE

Traditioneller Irish Folk aus Schwerin Vier Musiker mit Leib und Seele verkörpern „Reel“ Vier Männer, eine eingeschworene Gemeinschaft, die gemeinsam ein Hobby haben und im Laufe der 14 Jahre des Bestehens ihrer Gruppe Reel „immer besser als Musiker geworden sind“, wie Andreas Schröder es beschreibt. Reel bedeutet übersetzt so viel wie drehen oder taumeln. In Irland erzählt man sich, dass dieser Tanz seinen Ursprung in den Klöstern irischer Mönche hatte. Es ist eine Freude, den Männern zuzuhören, denn ihre Musik begeistert und reißt mit. Jede Woche treffen sie sich zum Musizieren und Proben und einbis zweimal im Monat treten sie auf. „Neue Stücke werden gemeinsam arrangiert. Da sagt einer dem anderen, was er denkt und dann wird das Stück rund“, erklärt Peter Kingerske ihre Arbeitsweise. 70 bis 80 Titel haben sie in ihrem Repertoire. Das bedeutet auch, dass sie ältere Titel eine Weile nicht spielen, sie wieder hervorholen und neu arrangieren. Alle Vier singen mit viel Hingabe. Sie sind Musiker mit Leib und Seele und man fühlt sich wohl in ihrer Mitte. Jens Weinkauf (47) und Andreas Schröder (49) haben schon vor 30 Jahren angefangen, gemeinsam Musik zu machen. Hinzu kamen Peter Kingerske (51) und Raimund Petzoldt (54). Alle sind sehr vielseitig und spielen verschiedene, auch sehr spezielle Instrumente.

Die wichtigsten sind Bandoneon (ein besonderes Akkordeon), Knopfakkordeon, Gitarre, eine spezielle irische Trommel, die sich Bodhran nennt, die Mundharmonika und Violine (Fiddle) sowie Mandoline, Mandola, verschiedene Flöten (Whistles), Flutes und Löffel (Spoons). Peter Kingerske hat in Schwerin ein Architektur- und Ingenieurbüro und spielte schon als Kind Klavier. Der Jüngste in der Gruppe, Jens Weinkauf, spielte mit 14 Jahren Gitarre und Mundharmonika. Er ist selbstständiger Vertreter im Handel und zog 1970 von Leipzig nach Schwerin. Raimund Petzoldt kommt ebenfalls aus Leipzig und hat dort mit zehn Jahren im Thomaner Chor gesungen. Außer Geige hat er früher schon Klavier und Akkordeon gespielt. Er ist Angestellter im öffentlichen Dienst. Der Schweriner Andreas Schröder hat sich auch von Kindesbeinen an mit Musik beschäftigt und am Konservatorium Gitarre spielen gelernt. Er leitet in Schwerin eine bekannte IT-Firma. „Wir sind sehr gut befreundet und haben viel Zeit gemeinsam mit unseren Frauen und den Kindern verbracht“, wird in der Gruppe erzählt. Seit 1997 fahren sie jährlich auf die grüne Insel nach Irland und treffen dort Musikerfreunde, mit denen sie gemeinsam traditionelle irische Musik in verschiedenen Pubs spielen.

Warum nach einem gelungenen Abend eine Fahrt durch die Nacht?

Gastlichkeit der individuellen Art Theaterstraße 1 – 3 · 19055 Schwerin Telefon: 03 85 / 59 368 - 0 www.schwerin-pension.de Mitglied der Theaterfreunde Schwerin e. V.

Empfohlen von MARCO POLO Reiseführer 86

Die Gruppe Reel besteht aus Peter Kingerske, Raimund Petzoldt, Jens Weinkauf und Andreas Schröder (v.l.n.r.) Foto: Monika Käning

Sie erzählen gern über ihre Reisen: „Der irische Folk ist nie statisch, das hat uns so gefallen. Er ist weit verbreitet und überall sehr beliebt. Man muss schon begeisterter Musiker sein, um so wie wir in irischen Pubs stundenlang bis zum frühen Morgen zu spielen. Seit 14 Jahren pflegen wir unsere Freundschaften in Irland und haben dadurch eine Konti-

nuität erreicht, die uns wichtig ist.“ Die Musiker haben inzwischen einen regelmäßigen Konzertkalender und geben zum Beispiel alle zwei Jahre im Speicher in Schwerin ein Konzert mit verschiedenen Gästen. Monika Käning

www.reel.gmxhome.de MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


www.schwerin-deluex.de

ANZEIGEN

Gute Prints fallen auf… Kreativ setzen wir Ihre Ideen professionell und anspruchsvoll in Szene.

WIRTSCHAFTSVERLAG DETLEV LÜTH Klöresgang 5 19053 Schwerin Tel. 03 85 / 48 56 3-0 Fax 48 56 3-24 delego.lueth@t-online.de · www.delego-verlag.de

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

87


TRADITION

„Ein Zimmer mit Aussicht auf Geschichte“ Maik Amtsberg, Empfangsleiter im Niederländischen Hof am Schweriner Pfaffenteich, hat für sich eine ganz besondere Leidenschaft entdeckt: Mit viel Enthusiasmus erforscht er die Historie des traditionsreichen Schweriner Hotels, in dem er seit 1992 arbeitet. Angeregt dazu hatte ihn die heutige Inhaberin Martina LuxGrella, die sich in das geschichtsträchtige Haus verliebt und dieses im Jahr 2006 gekauft hatte. Sie war begeistert von dem traditionsreichen Gebäude, von dem sie jedoch nicht allzuviel wusste. Denn leider fanden sich weder ein altes Gästebuch noch andere historische Aufzeichnungen. Da die Geschichte jedoch nicht in Vergessenheit geraten sollte, bat sie Maik Amtsberg, diese zu recherchieren. Der engagierte Mitarbeiter ließ sich nicht lange bitten, denn er war selbst sehr interessiert an den Geschichten, die er bereits hier und da über das Hotel gehört hatte, welches einst Hermann Krasemann am 1. Juli 1901 eröffnete. So stöberte Maik Amtsberg im Schweriner Stadtarchiv und im Landeshauptarchiv, um Vergessenes wieder ans Licht zu holen. Doch

88

das Ergebnis war eher enttäuschend – es gab nur wenig zu entdecken. Also suchte der junge Mann nach Zeitzeugen. Er nahm Kontakt zu einem Enkel Krasemanns auf und befragte

Stammgäste, die dem Haus bereits Jahrzehnte lang die Treue hielten. Die größten Schätze allerdings fand Amtsberg bei der Schwerinerin Ingrid Grundmann. Sie war ab 1954 Wirtschafterin und Gesellschafterin der zweiten Ehefrau Krasemanns, der Opernsängerin Erna Hauer-Abel. Neben zahlreichen alten Fotos, die sie zur Verfügung stellte, erzählte sie auch unterhaltsame wie interessante Anekdoten. Und dann war da noch Knud Haupt, dessen Vater Richard Haupt einst als Chefportier im „Niederländer“ arbeitete – für alteingesessene Schweriner nahezu eine Legende. Knud Haupt, der übrigens heute noch regelmäßig zu den Festspielen MecklenburgVorpommern in das kleine aber feine Hotel am Pfaffenteich kommt, steuerte ebenfalls alte Bilder und auch Autogramme von berühmten Schauspielern für die Sammlung bei. Maik Amtsberg freute sich über jedes einzelne Foto und

Dokument, das er bekam – und natürlich auch über jede Geschichte, die ihm erzählt wurde. Und damit die teilweise mühsam recherchierten kleinen aber wichtigen Details unvergessen bleiben, hat er diese in einem kleinen Büchlein zusammengefasst – liebevoll sortiert und kommentiert. Zwar gibt es noch einge Lücken, wie beispielsweise Fotos vom Hofbäckermeister Adolf Niendorff, der ab 1881 in der damaligen Wilhelmstraße (heute Am Bahnhof) ein Garni-Hotel führte, aber Maik Amtsberg ist optimistisch, dass sich irgendwann noch ein paar alte Schubladen auftun und neue alte Bilder und Dokumente zum Vorschein kommen. „Denn was ich bisher heraus gefunden habe, kann nicht alles sein“, meint bescheiden der frischgebackene Autor des Buches „Ein Zimmer mit Aussicht auf Geschichte – 110 Jahre Schweriner Hoteltradition“, dem die Bewahrung der Geschichte und Tradition des Hauses besonders am Herzen liegt. Christine Mevius MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


ANZEIGEN

MECKLENBURG-SCHWERIN del端x 2/2011

89


THEATER

Faust und Butterfly in Anatevka oder im Weißen Rössl Spielzeit 2011/2012 im Schweriner Theater Die Spielzeit 2011/2012 ist für das Schweriner Theater eine besondere: Das Haus, der Daniel-Bau am Alten Garten, wird 125 Jahre alt. Unter der Überschrift: „Ein Fest für das Theater. Das Theater ein Fest.“ wird dieses Ereignis in einer Festwoche vom 28. September bis zum 7. Oktober 2011 gefeiert. Eingebettet darin die größte Produktion der kommenden Saison: „Ein Sommernachtstraum“ von Shakespeare mit der Musik von Mendelssohn Bartholdy unter Mitwirkung aller Sparten, also Schauspiel, Musiktheater, Opernchor, Staatskapelle, Fritz-Reuter-Bühne, Ballett und Puppentheater. Diese „Mammut-Inszenierung“ ist aber keine Eintagsfliege, sie wird nach der Premiere Bestandteil des regulären Spielplans. Insgesamt sind rund 25 Neuinszenierungen im Großen Haus und dem E-Werk geplant, dazu kommen noch die Produktionen des Puppentheaters und im Werk 3 mit Volker, Lemmi und Co. Das Schauspielensemble wird zehn neue Inszenierungen vorstellen, darunter ein „Faust-Musik-Projekt“ und „Hair“ im Großen Haus, „Angst essen Seele auf“ und „Deutschland sucht das Suppenhuhn oder Ich bin kein Star, lasst mich hier drin“ (von Peter Dehler) im E-Werk. Selbstverständlich wird es ein Weihnachtsmärchen geben. Peter Dehler erzählt „Die einzig wahre Geschichte der Prin-

zessin auf der Erbse“ – Assoziationen zu einer gewissen Kate Middleton sind da durchaus möglich... Die schon traditionelle Silvester-Aufführung inszeniert Dirk Audehm, der mit Beginn der neuen Spielzeit wieder zum Ensemble gehört. „Kleine Eheverbrechen“ heißt das Stück von Eric - Emmanuell Schmitt – kein Krimi, wie man vermuten könnte, sondern eine Komödie. Weniger Leute arbeiten immer mehr, Effizienz ist das Wort der Stunde, das gilt auch für das Theater. Und weil das besonders viel sparen soll, spielen vier Schauspieler 126 Rollen – in der Kriminalkomödie „Die 39 Stufen“ von Patrick Balow. Drama, Publikum, Drama – das präsentiert das Musiktheater, und gleich mehrfach: „Madame Butterfly“ von Puccini im November, „Tannhäuser“ von Wagner im Januar. Beide Opern werden von GMD Matthias Foremny und Arturo Gama inszeniert. Stefan Haufe, einst Ballettdirektor am Haus, wird das Musical „Anatevka“ in Szene setzen. Die Uraufführung eines Tanzstücks von Birgit Scherzer bereitet das Ballett für den April im Großen Haus vor. Davor gibt es im November die erste Ballett-Premiere der Saison im EWerk: „BREL Pure Leidenschaft“ ist der Titel des Kammertanzabends des Schweizer Choreographen Oliver Dähler, das sich mit dem Leben und der Kunst des Chansoniers Jacques

Brel auseinandersetzt. Die Lieder von Brel werden vom Schauspieler Rüdiger Daas (z. Zt. auch als Elvis zu erleben) live gesungen. Die Herren der niederdeutschen Fritz-ReuterBühne machen sich nackig in „Barfaut bet an’ Hals“ (Ladies Night), bei den anderen vier Neu-Inszenierungen sind auch die Damen des Ensembles dabei und man bleibt züchtig bekleidet. Die ausgewählten Stücke sind die gewohnte Mischung aus heiter und ernst. Erfreulich, dass es wieder ein Stück für Kinder geben wird: Ulrike Stern führt Regie bei den Abenteuern, die „Pettersson und Findus“ mit dem Hahn Caruso erleben. Andreas Auer bereitet das Weihnachtsprogramm vor, das in diesem Jahr im Weinrestaurant Uhle Premiere hat und das Beste aus den Weihnachtsprogrammen der letzten zehn Jahre vereint. Geplant dazu ist eine CD des Abends. Zu den Extras im neuen Spielplan gehören eine Wagner-Gala am 7. Oktober 2011 und im April 2012 Konzerte zum 200. Geburtstag von Friedrich von Flotow. Der Sommer 2012 verspricht zwei Höhepunkte: Leoncavallos Oper „Der Bajazzo“ in Koproduktion mit dem Circus Roncalli auf dem Alten Garten und in Zippendorf am Schweriner See, im Strandpavillon, die Operette „Im Weißen Rössl“, eine Kooperation des Schauspiels mit „Folkspfilosoff Bauer Korl“. Ka.

Auch in der neuen Spielzeit u. a. im Programm:

Carmen, Ballett von Young Soon Hue

90

Fotos: Silke Winkler

Eine Familie, von Tracy Letts

Der Diener zweier Herren, von Carlo Goldoni MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


ANZEIGEN

MECKLENBURG-SCHWERIN del端x 2/2011

91


AUSGELESEN Peter Stamm

Seerücken Von Astrid Kloock

„Ich muss nicht schreiben, aber ich liebe das Schreiben mehr als jede andere Beschäftigung“, sagt Peter Stamm. Der Schweizer Schriftsteller, 1963 in Scherzingen, Kanton Thurgau, geboren und heute in Winterthur zu Hause, hat sich vielfach ausprobiert, bevor er herausgefunden hatte, welche der möglichen Ausdrucksformen im kreativen Bereich ihm die nächste sei. Die Schule verließ er vor der Matura, machte eine kaufmännische Lehre und wurde Buchhalter. In den späten 80iger Jahren studierte er einige Semester Anglistik, Psychologie und Informatik. Damals hatte er seinen Roman „Agnes“ zu schreiben begonnen. Vom Studium versprach er sich, mehr über sein Lieblingsthema, den „Menschen als Gegenstand der Literatur“ zu

92

erfahren. Das Studium brach er ab. Nach längeren Aufenthalten in New York, Paris und Skandinavien lebt er seit 1990 wieder in seiner Heimat, war zunächst als Journalist tätig und gehört inzwischen zu den erfolgreichsten Autoren der Schweiz. Im Rückblick erscheint der lange Weg zum Schriftsteller als gradlinige Vorbereitung auf eine große Karriere. Peter Stamm hat Romane, Erzählungen, Theaterstücke und Hörspiele geschrieben. Seine Erzählungen „Seerücken“, Frühjahr 2011, wurden für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Die Liste seiner Veröffentlichungen ist lang, ebenso die Zahl seiner Auszeichnungen. Im Erzählen ist er am stärksten. Solange er schreibt, ist er einem Thema treu geblieben – ihn interessiert der Mensch und das simple, nein komplizierte Geflecht seiner Beziehungen. Er beobachtet, staunt, freut oder entsetzt sich und schreibt auf. Seine Begabung liegt im Reduzieren. Seine Sätze leisten sich kein Wort zu viel. Sie sind straff gespannt und sinnlich.

Es knistert auch ohne Mord und Totschlag, ohne große Leidenschaften und exzessive Lebensläufe. Seine Helden sind nicht am Rande der Gesellschaft gesucht, sondern gleich nebenan gefunden, oder gegenüber oder auch in der eigenen Person. … Wie reagieren Menschen, zum Beispiel wenn sie in Urlaub fahren und ihnen die Liebe abhanden gekommen ist. Wenn sie zu zweit nicht aus der Einsamkeit herausfinden. Wenn sie die Nähe zum Menschen verlieren, obwohl sie mitten unter ihnen sind. Wenn sie ihr Leben leben und es dennoch verpassen. Stamms Schreibstil scheint schlicht, aber jedes Wort ist gesetzt, das Ergebnis mehrfachen Weglassens. Je reduzierter die Sätze, desto eruptiver die Wirkung. Die Geschichten im Erzählband „Seerücken“ mit den unspektakulären Sujets sind ein Paradebeispiel dafür… Die Einsamkeit im gemeinsamen Urlaub… Ein

„Seerücken“ Peter Stamm, Erzählungen, S. Fischer Verlag Frankfurt am Main, 2011, 190 Seiten, ISBN 978-3-10075133-1

verlassenes Hotel in den Bergen… Ein Mädchen allein im Wald… Die erste Liebe mit Gewicht… Peter Stamm sagt, er müsse nicht schreiben…, aber Sie müssen sein Buch lesen, es „knistert“ schon auf der ersten Seite: Kommen Sie allein?, fragte die Frau am Telefon noch einmal. Ihren Namen hatte ich nicht verstanden, ihren Akzent konnte ich nicht einordnen. Ja, sagte ich. Ich suche einen Ort, an dem ich in Ruhe arbeiten kann. Sie lachte etwas zu lang…

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


ANZEIGE Vom 22. bis 24. Juli 2011 bittet die

„LebensArt“ auf Gut Brook zur feinen Landpartie und zum 10-jährigen Jubiläum jucken und die herrlichsten Gartenmöbel verführen, das eigene Outdoor-Paradies noch opulenter auszustatten. Außerdem ist die „LebensArt“ auf Gut Brook ein perfektes Ausflugsziel für Jung und Alt. Ein entspannter Tag auf dem Lande mit viel Spaß und Kurzweil. Alle sind zufrieden; die Kleinen unter fachkundiger Aufsicht der Animateure, die Großen beim Bummeln und Genießen. Veranstaltet wird die „LebensArt“ auf Gut Brook von der Lübecker AgenturHaus GmbH. Pro-

Vor genau zehn Jahren fand die erste „LebensArt“ Gut Brook statt, eine liebevoll restaurierte Anlage, mit einem weiten Freigelände, Teichen und malerischen Scheunen. Inzwischen ist der Juli-Termin der „LebensArt“ auf dem pittoresken Gut inmitten des Klützer Winkel Kult und das 15.000 Quadratmeter große Gelände lockt an drei Ausstellungstagen mehr als 23.000 Besucher. Hier trifft man sich liebend gern zum Entdecken, Stöbern und Flanieren – zu einer entspannten Landpartie unter freiem Himmel. Über 230 Aussteller informieren über Schönes, Erlesenes und Praktisches, über MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

jektleiter Burkhard Golla steht mit Rat und Tat zur Seite. Er ist erreichbar unter Telefon 0451292 76 93 oder via E-Mail: golla@das-agenturhaus.de Geöffnet ist die „LebensArt“ an den drei Ausstellungstagen von 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr. Der Eintritt beträgt sechs Euro (ermäßigt vier Euro), Jugendliche von 13 bis 17 Jahren sind mit zwei Euro dabei und alles darunter kann die “LebensArt” kostenlos besuchen. www.lebensart-messe.de

Wohn- und Einrichtungstrends, Gartenzaubereien, bieten Trendiges aus der Modewelt, neueste Informationen zum Thema Wellness und selbstverständlich auch typische Produkte der Region. Diese können natürlich probiert werden. Denn die Mecklenburger lassen es sich nicht nehmen, möglichst viel von dem anzubieten, was sie selbst produzieren. Da gibt es landestypische Hausmacherwurst, geräucherten Schinken und Fisch, Imkerhonig, regional gebrautes Bier, Sanddorn-Produkte, Bauernbrot, frische Kirschen, Kirschkuchen und sogar Kirschwein, Kaffee, Schmalzgebäck – einfach alles, was nach Mecklenburger Tradition zubereitet wird und deshalb durchaus mal kräftig-deftig schmeckt. Natürlich hat auch die Gartenkunst auf Gut Brook Hochkonjunktur. Malerische Schaugärten bieten jede Menge Tipps für Hobbygärtner, edle Kois, und farbenprächtige Zierfische machen Lust auf Teichlandschaften, Pflanzen jeder Couleur von englischen Rosen bis zu eleganten Buchsbaum-Kreationen, lassen den grünen Daumen 93


ANZEIGE

Ein Center voller Service. EC-Geldautomat

Kundeninfo

Buggy-Verleih

Aufzug

Center Management

Baby-Wickelraum

Fotoautomat

Toilette

Parkhaus

Schließfächer

Rollstuhlverleih

Euronet Sparkasse Volksbank

auch für Rollstühle zugänglich

Behindertenparkplätze

Postdienste Briefkasten Briefmarken

Regenschirmverleih

94

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


ANZEIGE

MECKLENBURG-SCHWERIN del端x 2/2011

95


VERANSTALTUNGEN

Sommer 2011 August bis 10.9. bis 28.8. 3.8. 4.8.-7.8. 5.8.-7.8. 6.8. 6.8.-7.8. 10.8. 12.8.-13.8. 14.8. 19.8.-21.8. 19.8.-20.8. 19.8. 19.8.-20.8. 20.8. 21.8. 25.8. 26.8.-28.8. 27.8.-28.8. 30.8.

Grevesmühlen Woserin Wismar Bad Doberan Insel Poel Boltenhagen Schwerin Schwerin Ludwigslust Neustadt-Glewe Wismar Schwerin Rühn Dobbertin Plau am See Golchen Schönberg Hagenow Zarrentin Schwerin

September 1.9.-4.9. 3.9.-4.9. 3.9.-4.9. 3.9. 4.9. 4.9. 5.9. 7.9. 8.9.-11.9. 9.9. 11.9.-25.9. 11.9.

Schwerin Groß Raden Schwerin Redefin Friedrichsmoor Wismar Schwerin Platschow Schwerin Schwerin Redefin Schwerin

17.9. 17.9.-18.9. 24.9.

Schwerin Platschow Schwerin

24.9.-9.10. 24.9. 24.9.

Plau am See Dömitz Kobrow

Piraten Open Air 2011 SEENLANDKUNST 2011 Festspiele MV: Preisträger-Konzert Lübzer Pils-Ostsee-Meeting 2011 Mittelalterfest am Schlosswall 20. Boltenhagener Seebrückenfest SommerMärchen Festspiele MV: Preisträger-Konzert Kleines Fest im großen Park Seeschwimmen Schwedenfest Drachenbootfestival Festsp. MV: Preisträger-Konzert - Klangbilder 13. Countryfest und Oldtimertreffen Burghoffest Plau am See Hoftheater: Bauer Korl allein zu Haus Festspiele MV: Hope’s Music Oldtimertreffen Markt Kunst und Werk Kunst- u. Antiquitätenauktion (Auktionshaus Schwerin) Winzerfest Wikingerwochenende GartenRomantik Picknick-Pferde-Sinfoniekonzert Holzfest Festsp. MV: Mozartfest (Capitol) Armin Müller-Stahl „Es gibt Tage“ Platschower Kinderzirkusfestival Altstadtfest Festspiele MV: Emerson String Quartet Hengstparaden (Capitol) Corinne Hofmann „Afrika, meine Passion" Seglerheim „Große Revue der 80er“ Elefantenfest zur Kürbiszeit Kunst- u. Antiquitätenauktion (Auktionshaus Schwerin) Müritz-Fischtage Herbstmarkt ERNTEFEST der Sternberger Region

Oktober

Foto: Helmut Wachtel Fotos rechts: Capitol (2)

96

1.10.

Schwerin

2.10. 7.10.

Dömitz Schwerin

8.10. 15.10. 16.10. 29.10.

Plau am See Boltenhagen Zarrentin Dammereez

(Capitol) Kabarettist Mathias Richling „Der Richling Code“ Drachenfest Dömitz (Capitol) Horst Schroth „Wenn Frauen fragen“ 5. Staffel - Plau kocht Boltenhagener Strandspiele ApfelTag am Schaalsee LaubFeuer MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011




Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.