Mecklenburg Schwerin delüx Herbst 3/2011

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MECKLENBURG SCHWERIN REGIONALMAGAZIN 16. JAHRGANG · Herbst 2011 · E 4,-

DAVINA KRAMER Ekhof - Preisträgerin 2011

DER KÜRBIS Star der Saison

SCHLOSS GAMEHL Familiär in vielerlei Beziehung

DIE ATALANTA Wismars ältester Traditionssegler

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EDITORIAL

Goldschmiede Brinckmann

dere für die Gestaltung der Titelrolle im Ballett „Carmen“ sowie einer Choreografie beim Kammertanzabend „Genesis“ gwürdigt. Wir gratulieren Davina Kramer mit einem Beitrag. Auf unserem Titel sehen Sie die Preisträgerin als Bathilda im Ballett „Giselle“ von Paul Julius. Mit einem herrlich bebilderten Beitrag über „Frau Butterfliege und andere Sommervögel“ bringt Ihnen Wolf Spillner noch einmal den Sommer zurück – schöner als er tatsächlich war. Wir gratulieren nachträglich dem Fotografen, Ornithologen und Autor zum 75. Geburtstag mit dem Abdruck eines Interviews, das Dr. Bernd Schattinger aus diesem Anlass mit ihm führte. Foto: privat

Liebe Leserinnen, liebe Leser, vor Ihnen liegt die Herbstausgabe unseres Magazins, traditionell als Broschüre, so wie Sie und viele andere Leser es lieb gewonnen haben. Oder haben Sie das Magazin auf Ihrem Laptop aufgeschlagen? Auch das ist seit April möglich. Unter der Internet-Adresse www. schwerin-deluex.de können Sie in der jeweils aktuellen Ausgabe „blättern“ oder sich im Archiv auch noch einmal ältere Magazine ansehen. Zur Zeit sind dort die Ausgaben ab Frühjahr 2010 abgelegt. Wir wollen schrittweise das Archiv ergänzen, soweit digitalisierte Dateien der alten Ausgaben vorliegen. In den ersten Jahren unserer inzwischen fast 17-jährigen Geschichte wurde der Druck noch von belichteten Filmen realisiert und dann nur gedruckte Exemplare archiviert. Im Internet-Archiv ist auch die Sonderausgabe zum Schweriner Theaterjubiläum noch zu lesen, die im Verlag und im Zeitschriftenhandel bereits vergriffen ist. Der Theaterladen soll noch Exemplare anbieten. Zur Zeit läuft die Festwoche zum Theaterjubiläum. Auch wir tragen dieser Tatsache Rechnung. Die Gesellschaft der Theaterfreunde des Mecklenburgischen Staatstheaters hat in diesem Kontext die Verleihung des Ekhof-Preises 2011 an die Tänzerin Davina Kramer vorgenommen. Sie wurde insbeson-

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Auch sonst haben wir, so hoffen wir „Macher“, wieder abwechslungsreiche und interessante Themen aus unserem Umfeld in Westmecklenburg zusammengestellt. Zum Beispiel zeigen wir Ihnen unterschiedliche Ansätze bei der Rettung und Nutzung der zahlreichen Schlösser und Gutshäuser an den Beispielen von Gamehl und Schmakentin. Die Farbigkeit des Herbstes bringen uns Kürbisse, die „Mecklenburger Ananas”, ins Heft. Das neue Küchenduett des Restaurants „Cheval Blanc” in Wendorf, Simon Schober und Maria Heimann, bereitet den Kürbis in vielen anderen Variationen als nur typisch mecklenburgisch süß-sauer zu. Aber ich lege Ihnen auch die Angebote unserer zahlreichen Inserenten zur Beachtung nahe. Beispielsweise die Goldschmiede Brinckmann aus Wismar bietet Ihnen individuell gefertigte Schmuckstücke, die Sie nur dort erwerben können. Die Anzeigen der Handwerker der Region sollte Ihnen bei Ihren Vorhaben in Unternehmen, Haus, Hof und Garten in Erinnerung bleiben. Oder Sie suchen gezielt nach dem Partner für Ihr Vorhaben. Ich wünsche Ihnen kurzweilges Vergnügen beim Lesen der delüx Herbstausgabe. Ihr

Detlev Lüth

Goldschmiede Brinckmann Hinter dem Rathaus 5 23966 Wismar 03841 282326 www.goldschmiede-brinckmann.de



Die nächste Ausgabe erscheint im Dezember 2011

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114 Titelbild: Davina Kramer, Ekhof - Preisträgerin 2011 Foto: Silke Winkler

INHALT 4 Eleganz für den herbstlichen Garten 10 14 18 20 22 28

Staudengärtnerin Sylvia Göbel rät zu Gräsern Der Kürbis – Star der Saison Notkirche - Kirche in Not Die Fachwerkkirche von Zaschendorf Schloss Gamehl Familiär in vielerlei Beziehung Mehr als eine Vision Gutshaus Schmakentin Traditionelle und moderne Küche Norman Spiegelt vom Schweriner Weinhaus Wöhler 14. Ekhof-Preis für Davina Kramer

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33 Wolf Spillner 34 38 40 50 52 68

Autor, Fotograf und Naturliebhaber „Traumfresserchen” Opernsänger Christian Hees „Unerhörtes“ wurde viel und gern gehört Bilanz der Festspiele MV Lifestyle Kann man sich gesund essen? Ein Modethema, das nie out ist Kunsttrip aufs Land: Techentin Ein Denkmal bewegt sich Großherzog Paul Friedrich ist zurück auf seinem Lieblingsplatz

72 Ganz in Familie Mecklenburg Kunst Galerie zeigt Mecklenburger Meister 80 „Den Bleistift im Auge“ Peter Bauer 88 Faszination eines Segeltörns Wismars ältester Traditionssegler 98 Post aus Ystad Auf den Spuren von Wallander 110 Pure Fahrfreude erleben Mazda CX – 7 114 Opel Ampera Beeindruckende Zahlen 116 Buchtipp 120 Veranstaltungen 3


GARTEN

Auf ihrem Gärtnereigelände in Schönfeld-Mühle demonstriert Sylvia Göbel, wie unkompliziert, vielfältig und bereichernd Gräser in die Beetgestaltung einbezogen werden können

Eleganz für den herbstlichen Garten Staudengärtnerin Sylvia Göbel rät zu Gräsern

„Gräser bringen Eleganz, aber auch Leichtigkeit, Opulenz und Naturnähe in den Garten“, ist Staudengärtnerin Sylvia Göbel überzeugt. Im Licht zaubern sie besondere Stimmungen. Spielerisch wiegen sie sich mit dem Wind. Bis in den Spätwinter hinein bilden sie attraktive Blickpunkte im Garten. Zudem passen sie gut in ein pflegeleichtes Gartenkonzept. Doch die Fachfrau, die 1994 die erste Staudengärtnerei in Mecklenburg öffnete, weiß auch um die Skepsis bei Kunden. Auf ihrem Gärtnereigelände in Schönfeld-Mühle, auf halber 4

Strecke zwischen Schwerin und Lübeck gelegen, demonstriert Sylvia Göbel deshalb auf mehreren Schaubeeten, wie unkompliziert, vielfältig und bereichernd Gräser in die Beetgestaltung einbezogen werden können. Auf dem 5000 Quadratmeter großen Gärtnereigelände sind die für den Verkauf getopften Stauden üppigen Schau- und Mutterpflanzenbeeten zugeordnet. Die verschiedenen Pflanzensorten vermehrt die Gärtnerin selbst. So kann sie nach eigener Aussage individueller auf Kundenwünsche reagieren. Das Gräserangebot hat

sie in den letzten Jahren kontinuierlich erweitert und Stück für Stück auf seine Verwendbarkeit getestet. Beginnend mit dem Goldfuchsschwanz (Alopecurus pratensis Aureovariegata) mit seinem gelbgrün gestreiften Laub bis hin zu den verschiedenen Federgräsern (Stipa) umfasst es insgesamt 27 verschiedene Pflanzengattungen. Mit seinen vielen Sorten ist Chinaschilf eines der bekanntesten und am weitesten verbreiteten Ziergräser überhaupt. An einem vollsonnigen bis halbschattigen Standort und in einem nährstoff-

reichen und humosen Boden findet es gute Wuchsbedingungen. Die fedrigen Blütenrispen erscheinen erst spät im Jahr, wirken aber auch noch unter Schnee und Raureif apart, unterstreicht Sylvia Göbel. Sommerblühende Stauden wie Taglilien und Phlox und herbstblühende wie Rudbeckien und Astern sind ideale Begleiter im Beet. Das große Spektrum an Arten und Sorten erlaubt verschiedenste Verwendungen. Die bis zu drei Meter hohen Horste des Riesen-Chinaschilf (Miscanthus x giganteus) oder das bis zu zwei Meter hohe Chinaschilf (Miscanthus sinensis MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011


GARTEN Horsten wird wegen seines frühen Austriebs und seiner sehr guten Standfestigkeit geschätzt. Die zunächst breit gefächerte Rispe verwandelt sich im Laufe des Jahres in eine schmale gelbe Ähre, die aber bis weit in den Winter hinein den Garten schmückt.

Staudengärtnerin Sylvia Göbel gibt gern ihr Fachwissen zu Gräsern weiter. Hier ergänzt ein silbrigrosa blühendes Chinaschilf (Miscanthus sinensis ‘Flamingo’) das Zusammenspiel von Etagenerika und Staudensonnenblume.

‘Malepartus’ oder ‘Silberfeder’) können beispielsweise ab Sommer als Strukturbildner oder sogar als Sichtschutz verwandt werden. Für die Kombination mit halbhohen und hohen Sommerblühern wie Königskerze, Sonnenhüten, Katzenminze oder Fetthennen empfiehlt Sylvia Göbel dagegen die Federgräser (Stipa). Die Blüten der horstigen Gräser bringen eine filigrane Leichtigkeit in die Beete, eignen sich sehr gut für trockene

Die später rostrot blühende Hohe Fetthenne (SedumTelephiumHybride ‘Herbstfreude’) und die aus Nordamerika stammende und buschig wachsende Schildblume (Chelone) begleiten zarte Gräser wunderbar. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011

sommerlichen Garten äußerst wertvoll und selbst noch im Winter sehr schmückend ist.

und leichte Böden mit sonnigem Standort und passen gut zu trockenheitsliebenden Sorten. Im Umfeld niedriger Partner oder im Gegenlicht kommt beispielsweise das Pyrenäen-Riesen-Federgras (Stipa gigantea) optimal zur Geltung. Zur Blütezeit erheben sich mannshohe goldglänzende, haferähnliche Blütenrispen über einem graugrünen Gräserhorst. Niedriger, nämlich bis zu 120 Zentimeter hoch wächst das SilberÄhrengras (Stipa calamagrostis), das durch seine lange Blüte im

Ans Herz legt die Staudengärtnerin ihren Kunden gern das Reitgras (Calamagrostis), das sowohl an trockenen als auch an etwas feuchteren Stellen gedeiht, immer aber an einen sonnigen Platz gepflanzt werden sollte. Das schon vom Staudenpapst Karl Foerster gezüchtete Garten-Reitgras Calamagrostis x acutiflora ‘Karl Foerster’ mit seinen straff aufrechten

Panaschiertes Reitgras (Calamagrostis x acutiflora ‘Overdam’) mit seinen gelbbraunen Blütenrispen ist ein idealer Begleiter zum Garten-Sonnenauge (Heliopsis helianthoides).

Lavendelblaues Patagonisches Eisenkraut (Verbena bonarensis) wird ergänzt mit der einjährigen Spinnenblume (Cleome spinosa) – ein malerisches Gartenbild, das die Kohlweißlinge anzieht.

Rare Farben zum winterlichen Gartenbild steuert das PrärieBartgras (Andropogon) bei. Das trockenheits- und wärmeliebende Gras hat einen straff aufrechten Wuchs, trägt relativ unscheinbare Einzelblüten, die aber in der Summe attraktiv sind und färbt sich im Herbst: Das graugrüne Laub von Andropogon scoparia ‘Cairo’ beispielsweise wird zunächst leuchtend braun bis rotbraun und im Winter leuchtend strohgelb. Nicht nur für trocken heiße und durchlässige Plätze sind Gräser geeignet, unterstreicht Sylvia Göbel bei ihren Seminaren, die sie alljährlich im Herbst anbietet. Wie alle anderen Stauden können Gräser alle Lebensbereiche erobern, also auch schattige Stellen. Weiß-grün oder gelb-grün panaschierte Varianten sind bestens geeignet, dunklere Plätze im Garten aufzuhellen. Und das in der Regel sogar ganzjährig. Viele schattenliebende Gräser sind nämlich wintergrün. Weitere Informationen unter www.staudengaertnerei-sylviagoebel.de Text & Fotos: Beate Schöttke-Penke

An zahlreichen Schaubeeten – hier im Zusammenspiel mit Katzenminzen, Fetthennen und Kugeldisteln – demonstriert Sylvia Göbel, wie Gräser eine filigrane Leichtigkeit in Gartenbeete bringen können.

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NATUR

Frau Butterfliege,

Immigranten

Er gilt als einer der schรถnsten heimischen Ritterfalter: Der Schwalbenschwanz.

und

andere Sommervรถgel 6


NATUR

Der Sommer ist für diesen Augenfalter zu Ende.

Über den vermeintlichen Sommer dieses Jahres können Landwirte und Touristikindustrie nicht ohne Grund auch Klagelieder singen. Warum also nicht zum hoffentlich freundlichen Herbstbeginn in unserem schönen Land ein kleiner Bildrückblick auf jene Sommervögel, die uns bei rarem Sonnenschein mit flatterndem Flügelschlag und Farbenpracht erfreuten. „Sommervögel“ werden Schmetterlinge in den Nachbarländern Dänemark und Schweiz genannt. Auch im ehemals deutschsprachigen Siebenbürgen hießen sie so. Unsere noch plattdeutsch sprechenden Mitbürger hingegen haben einen anderen, wundervollen Namen für sie: Bodderliker, Botterlecker. Da sind wir fast schon in der Oper mit einem englischen Titel. Wenngleich niemand auf den Gedanken käme, von Frau Butter-

Dickkopffalter sind kleine bis mittelgroße, häufig schnellfliegende Schmetterlinge, deren Köpfe breiter als ihr Bruststück sind.

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Wanderfalter Admiral.

Weißlinge sind unbeliebt bei Kleingärtnern, vor allem, wenn es Kohlweißlinge sind. Diese Stechmücke hingegen hat sich einen taubedeckten Weißling als Schlafplatz ausgesucht.

fliege zu sprechen. Wie kommt die Butter statt aufs Brot denn auf den Schmetterling? Also mal zurück zu den Wurzeln, wie es so schön heißt, ins Altgriechische. Da nämlich wird unser heutiger Schmetterling „Psyche“ genannt – Hauch, Atem, Seele. Wie schön und – meist jedenfalls – wie treffend doch! Die Wissenschaft gab den Tieren einen sehr genauen Namen: Dank ihrer Schuppen „Lepis“ und ihrer Flügel „Pteron“ wurden sie zur zweitgrößten Insektenordnung Lepidoptera, den „Schuppenflüglern“. Inzwischen sind weltweit mehr als 180.000 Arten klassifiziert und jährlich kommen rund 7oo Neuentdeckungen hinzu. In Deutschland begnügen wir uns mit rund 3.7oo Arten. Das scheint uns jedoch schon wenig übersichtlich, zumal etliche Vertreter kaum als Falter kenntlich sind. Dieses Wort für die Schuppenflügler

kommt übrigens auch nicht vom Falten sondern vom althochdeutschen fifaltra, der Verdoppelung der raschen Flügelbewegung, vom Flattern. Und um dem Schmetterling auf der Spur zu bleiben, müssen wir zum ostmitteldeutschen, slawischstämmigen Wort „Schmetten“ greifen, dem Schmand, dem Rahm, und wir sollten wissen, dass Schmetterlinge in üblen Zeiten der Hexenverfolgung als Milchdieb und Molkenstecher galten. Als Verkörperung jener Hexen, die es auf den Rahm abgesehen hatten. Womit wir – umwegig – vielleicht auch wieder beim niederdeutschen Botterlecker gelandet wären.

Blutströpfchen, eine nicht seltene Widderchen-Art.

Die Oberseite des Wiesentorfschecken-falters.

Die auffällig gelbe „Butterfliege“ Zitronenfalter gilt bei uns häufig im März schon als ein sicherer Hoffnungsbote, dass die kalte Zeit vorbei sei. Er und fünf andere Tagfalter aus der Gruppe der Ritter- oder Edelfalter überleben als

Wirklich: Der Zitronenfalter faltet keine Zitronen sondern saugt in der Sommergeneration am Blutweiderich.

vollentwickelte Schmetterlinge den Winter. Das allseits bekannte Tagpfauenauge gehört dazu wie auch der weniger bekannte CFalter. Andere Schmetterlinge überleben den Winter als Ei oder als Puppe. Alle Schuppenflügler machen ja eine Vollverwandlung durch: Ei – Raupe – Puppe – Vollinsekt. Und das Vorkommen aller Arten ist nicht davon abhängig, aus welchen Blüten sie mit ihren Saugrüsseln Nektar schlürfen können, sondern an welchen Futterpflanzen sich ihre Raupen verpuppungsreif mästen können. Die Kleingärtner wissen ein Lied über den Kohlweißling zu singen, und im nördlichen Niedersachsen barmten etliche Waldbesitzer in diesem Jahr zu Recht darüber, dass ihnen die gifthaarigen Raupen des Prozessionsspinners etliche Hektar wohlgeratener Stieleichenbestände zu blattlosen Baumruinen machten!

Die Unterseite des Wiesentorfschecken-falters.

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GARTEN

Männlicher Purpurspanner mit großen Antennen.

Es ist nicht alles eitel Schönheit, was die Natur uns an Falterleben präsentiert. Auffällig allerdings ist die Tatsache, dass sehr schlichte Schmetterlingsarten häufig als extrem farbige und – ja! – exotisch hübsche Raupen leben. Der Bürsten- oder Schlehenspinner, der bei Massenauftritten zum Schädling erklärt wird, ist ein prächtiges Beispiel dafür. Übrigens können dessen Weibchen, weil sie total ungeflügelt sind, ebenso wenig fliegen, wie die ungeliebten Frostspanner, die ihre Eier so gern – bis in die Frostnächte des Jahres! - in unsere Apfelbäume platzieren. Um dies zu verhindern, wurde in früheren Zeiten den Frostspinnerfrauen der Zutritt ins Gezweig per Leimring um die Stämme verwehrt. Dies alles bedenken wir wohl kaum, wenn die großen Tagfalter unsere Gärten und Wiesen überflügeln. Vielmehr erfreuen wir uns

Das Tagpfauenauge ist neben dem Zitronenfalter wahrscheinlich der bekannteste heimische Schmetterling.

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Auf der Distelblüte stört sich ein Augenfalter an keiner Käferhochzeit.

Ein Weichkäfer versucht, ein Sommer-Landkärtchen von der Distelblüte zu vertreiben.

ihrer Farben und der gaukelnden Pracht. Leicht hingegen sind jene Falter zu übersehen, die in den „unteren Etagen“ von Stauden und Gräsern leben und ebenfalls über erstaunliche Farbfülle und Oberflächenglanz verfügen. Das können die scheinbar schwarzroten Blutströpfchen aus der Familie der Widderchen sein, ihre schimmernden Verwandten, die Grünwidderchen oder die höchst erstaunlichen, recht kleinen Purpurspanner. Die scheinen in ein Prachtgewand gekleidet, vor dem jede höfische Eleganz und Pracht vergangener Zeit einfach verblassen müsste. Deren Männchen tragen übermäßig große, kammförmige Antennen, mit deren Hilfe sie die Duftstoffe ihrer Weibchen aus großen Entfernungen orten können. Dies Prinzip der pheromonen Botenstoffe ist vor allem jenen Falterarten eigen, die nächtens – und meist sehr schnell fliegend! unterwegs sind. Das sind die spin-

delförmig gebauten Schwärmer, zu fliegerischen Höchstleistungen fähig, mit Durchschnittsgeschwindigkeiten von 5o km/h. Sie orten ihre Partner aus Entfernungen von mehreren Kilometern. Tagsüber ruhen sie sehr unauffällig in graugrünbrauner Tarntracht der Vorderflügel, die pfeilförmig nach hinten über den meist schönfarbenen Hinterflügeln zusammengeklappt werden. Einige dieser Schwärmerarten kommen als Wanderfalter aus dem Süden zu uns, überwinden dabei sogar die Alpen.

Jedes Jahr kommt er aus dem Süden über die Alpen geflogen: Der Distelfalter.

Auch unter den scheinbar sanften, so empfindlich anmutenden großen Tagfaltern gibt es etliche Arten, die tatsächlich nur als Sommergäste bei uns leben. Zwei von ihnen tauchen vor allem im Spätsommer und Herbst in unseren Gärten auf. Und noch lieber als auf den großen Blüten der Rudbeckia oder den üppigen Rispen des Som-

Die seltsame, sehr farbige, behaarte Raupe des Bürstenspinners.

Bläulinge bilden eine große Falterfamilie. Sie sind klein bis mittelgroß, sehr häufig nicht blau sondern braun oder rot oder grün wie der Brombeerzipfelfalter. Dies soll der Argusbläuling sein.

merflieders Buddleia laben sie sich an herabgefallenen gärenden Pflaumen oder Birnen. Da treffen sie sich mit den heimischen Tagpfauenaugen, die dann gewiss schon in der zweiten, vielleicht sogar der dritten Jahresgeneration unterwegs sind. Diese beiden schönen Ritterfalter sind gleichermaßen Wanderfalter, die in mehreren tausend Meter Höhe die Alpen überwinden – Distelfalter und Admiral. Sie paaren sich zwar bei uns und legen auch Eier, aus denen Raupen schlüpfen. Doch ihre Nachkommen überleben unsere Winter nicht. Es scheint, als wollten sie seit geraumer Zeit schon neuen Lebensraum für ihre Art erschließen. Die zunehmende Klimaerwärmung könnte sie bestätigen. Wir aber können uns ihrer erfreuen und sehen sie schon längst nicht mehr als Immigranten. Text & Fotos: Wolf Spillner

Die schönen Grünwidderchen.

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GENUSS

Der Kürbis – Star der Saison Hierzulande auch als „Mecklenburger Ananas“ bekannt, kommt der Kürbis in der modernen, kreativen Küche – ob herzhaft, süß oder süßsauer - immer mehr ins Rollen.

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GENUSS

Immer wieder beliebt in der Region: Das Kürbisfest in Langen Brütz. Hier dreht sich fast alles rund um den Kürbis.

Es gibt sie in zahlreichen Farben und Formen. Manche sind zur Zubereitung leckerer Speisen geeignet und andere verwendet man für die Dekoration vor Hauseingängen, auf Balkonen und Terrassen oder auch in der Wohnung. Seinen wohl größten Auftritt hat der runde Geselle in der Halloweennacht vom 31. Oktober zum 1. November. Dann bekommt er meist auch ein Gesicht, denn er ist ein beliebtes Bastelobjekt von großen und kleinen Kürbisliebhabern.

Chefin Maria Heimann damit, einen Hokkaido einzulegen. Den Hokkaido, der schon durch seine kräftige orange-rote Farbe auffällt, verarbeiten die beiden am liebsten. Denn der schmeckt nicht nur besonders lecker sondern muss auch nicht geschält werden. Das spart Zeit und lässt so mehr Raum für die kreative Zubereitung des Gemüses. Regionale Zutaten sind in ihrer Küche besonders gefragt. Kräuter aus dem eigenen Garten, hochwertiges Gemüse und Fleisch aus der Region und frischer Ostsee-Fisch gehören ebenso dazu wie hausgemachte Marmeladen.

„Warum sollten wir unsere Zutaten von weit her kommen lassen, wenn so viel Gutes doch so nah ist? Durch den Einkauf von heimischen Produkten gewinnen wir den perfekten Spielraum, um eine attraktive Preisgestaltung im `Cheval Blanc´ zu halten“, meint der Küchenchef. „Unsere Gäste sollen zu erschwinglichen Preisen die Qualität, Frische und Spontanität, die wir einbringen, schmecken. Wir möchten, dass sie mit allen Sinnen dinieren und genießen – und dass sie staunen, wie man Essen als Erlebnis für Gaumen und Auge zu Tisch bringen kann“, ergänzt Maria Heimann. Ausgewogen sollen ihre Gerichte sein, das heißt: vollwertig, saisonal, gesund und dazu noch vorzüglich schmecken – so das Credo der beiden Kochkünstler. Dies wird auch beim Herbstmenü so sein, das den Gästen im „Cheval Blanc“ angeboten wird. Und der Kürbis wird darin bestimmt einen

Simon Schober und Maria Heimann, das neue Küchenduett im Gourmet Restaurant „Cheval Blanc“ in Wendorf, denken beim Thema Kürbis weniger ans Basteln sondern eher daran, wie sie daraus ein leckeres Gericht für ihre Gäste zaubern können. Während der Chef de Cuisine Simon Schober, der den Kochlöffel u. a. bei dem Münchener Starkoch Frank Heppner schwang, eine schmackhafte Kürbis-IngwerSuppe kreiert, beschäftigt sich Sous Bei Simon Schober und Maria Heimann wird der Kürbis auf besondere Weise geadelt. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011

Kürbissuppe mit Ingwer stilvoll serviert.

Vor dem Einlegen hat Maria Heimann den Kürbis kurz in karamellisierten Zwiebeln angeschwitzt.

besonderen Auftritt haben. Vielleicht ein Grund mehr, das kleine, feine Restaurant zwischen Crivitz und Brüel zu besuchen. Mittwochs und donnerstags hat es von 18 bis 21.30 Uhr geöffnet und freitags bis sonntags von 11.30 bis 21.30 Uhr. Da das Restaurant vom 1. November bis Ende April schließt, bietet es sich an, den herbstlichen Ausflug mit einem leckeren Menü in Wendorf ausklingen zu lassen. Text & Fotos: Christine Mevius

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GENUSS

Hoch in der Gunst:

Sanddorn

Nina Hagen hat es schon immer gewusst: Hoch stand der Sanddorn am Strand von Hiddensee. Und tatsächlich, mitunter ragen die Sträucher bis zu sechs Meter in den Ostseehimmel. Und ihr Micha sollte sie dort fotografieren.

Dass es von dem Inselaufenthalt keine Bilder gibt, liegt allerdings weniger daran, dass der Junge den Farbfilm vergessen hatte, sondern – Nina Hagen war noch nie auf Hiddensee! Sie hat es später selbst zugegeben. Hellseherische Fähigkeiten hatte die Popikone nach eigener Aussage zwar schon immer, aber die Hiddenseegeschichte war glatt gelogen. Bis auf den Sanddorn. Den gibt es dort wirklich und das zudem überaus reichhaltig. Hans-Joachim Meier, Leiter des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft und Umwelt in Rostock, der in den 1970-er Jahren von der Elbe an die Küste kam, kann sich noch gut an seine Anfangsjahre in Mecklenburg-Vorpommern erinnern. „Wir haben auf festgelegten Dünen kilometerlang Sanddorn gepflanzt. Ein ideales Gewächs um die Küste zu schützen. Die Wurzeln dringen tief in den Sand ein, halten ihn so fest. Die Pflanzen kamen Hängerweise getopft von einer Baumschule in Berlin. So hatten wir beim Pflanzen kaum Verluste und die meisten stehen bis heute. Da muss kaum nachgepflanzt werden“, freut sich der Küstenschutzexperte. Die Baumschule, lange Zeit die anerkannt größte der Welt und bezeichnenderweise in Berlin-Baumschulenweg ansässig, existiert noch immer. Und auch Hans-Joachim Albrecht ist dort weiterhin aktiv. Der inzwischen fast 80-Jährige gilt als der deutsche Sanddornzüchter schlechthin. Das wiederum liegt an der gesamtdeutschen Sanddornvorgeschichte. Weil es der DDR permanent an Devisen für den internationalen Handel mangelte, war auch der Zitroneneinkauf ein ständiges Problem. So erging 1975 der Regierungsauftrag, einen alternativen Vitaminspender hervorzubringen. Vier Jahre später war mit der Sorte Leikora die „Zitrone des Ostens“ geboren. Hans- Joachim Albrecht hatte sich dabei wild 12

Ein junger Sanddornanbauer ist Benedikt Galle-Schneebecke.

wachsender Bestände bedient und bei seinen Züchtungen vor allem wert darauf gelegt, Sorten hervorzubringen, die sich durch eine hohe Anzahl der zumeist goldgelben Beeren auszeichnen. Die hatten bis dahin kaum eine Rolle gespielt. „Wir haben in den Dünen zwar schon immer Sanddorn gemolken, aber das war ein überaus mühsames Geschäft. Es hat eine Ewigkeit gedauert, bis ich meine Kanne voll hatte“, erinnert sich Dr. Sonja Leipe vom Dezernat Küste des Landwirtschafts- und Umweltamtes in Rostock. So wie sie, waren bis 1990 jeweils ab Spätsommer Menschen losgezogen, um den Saft von den Beeren zu gewinnen. Angesichts der für den Sanddorn typischen Dornen vorsorglich mit Schutzhandschuhen ausgerüstet, wurden die Beeren direkt am Strauch ausgepresst, gemolken wie es landläufig heißt. Und der Saft in den mitgeführten Gefäßen gesammelt. Auch wenn es schwer war, der Aufwand hat sich gelohnt. Sanddorn enthält nicht nur siebenmal soviel Vitamin C wie Zitronen, sondern noch zahlreiche, weitere überaus wertvolle Inhaltsstoffe. Damit stellen die sonnenverwöhnten Beeren die Zitrone deutlich in den Schatten. Eine Erkenntnis, die sich seinerzeit schnell

herumsprach. Schon ein Jahr nach dem erfolgreichen Berliner Zuchtergebnis wurde in Ludwigslust die erste Sanddornplantage in Deutschland angelegt. Mit inzwischen deutlich über 100 Hektar gilt die Storchennest GmbH heute als der bedeutendste Anbauer deutschlandweit. Ilona Schreiber, die seit diesem Sommer die Geschicke des Unternehmens leitet, will den Anbau noch erweitern. „Die Nachfrage nach unseren höchst vielfältigen Produkten, vom klassischen Saft über Honig und Brotaufstriche bis hin zu Kosmetikartikeln, nimmt ständig zu. Was uns derzeit noch fehlt, ist der westdeutsche Markt“, verweist die Unternehmerin auf ihr aktuelles Marketingkonzept. Benedikt Galle-Schneebecke überrascht die Situation nicht. „Wir haben bei uns im heimatlichen Betrieb in Tecklenburg, in Nordrhein-Westfalen, inzwischen auch ein paar Sanddornsträucher gepflanzt. Kaum ein Mensch, der daran vorbeikommt und nicht staunt. Die haben Sanddorn noch nie gesehen. Wenn ich ihnen darüber erzähle, wie vitalisierend diese Beere wirkt, dann kommen die gar nicht mehr aus dem Staunen heraus“, erzählt der 31-Jährige, der vor kurzem selbst noch nichts über Sanddorn wus-

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GENUSS

Dr. Sonja Leipe beim Melken von Sanddorn.

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diesem Gebiet weiterhin als Entwicklungsland gilt. So leicht lässt sich die Zitrone halt nicht vom Markt verdrängen. Doch weil zunehmend mehr Menschen sich für den Sanddornanbau interessieren, könnte sich das schon bald ändern. Niklot Pagels ist nur einer von vielen Neueinsteigern. Der studierte Ernährungsspezialist baut in Wohlenberg auf rund drei Hektar Sanddorn an. Die gesamte Ernte von bis zu drei Tonnen wird im eigenen Familienunternehmen verarbeitet und die Erzeugnisse anschließend im eigenen Hofladen und auf Wochenmärkten angeboten. Das Angebot reicht von Säften über Öle und Konfitüre bis hin zu Kosmetika. Es bleibt dabei: Nordostdeutschland gilt als ideales Anbaugebiet. Volker Hinrichs, Inhaber der Ostseebaumschule in Kröpelin ist entsprechend vorbereitet. Er hatte sich schon zu DDR-Zeiten auf die Sanddornvermehrung spezialisiert. Tausende und Abertausende Pflanzen wachsen alljährlich auf seinen Anlagen heran. Längst gehört auch so mancher Kleingärtner zu den Abnehmern. Wenngleich; Vorsicht ist geboten. Was im Küstenschutz so gefragt ist, das stark ausgeprägte Wurzelsystem, könnte manch Laubenpieper schon bald zum Verhängnis werden. Da bleibt mitunter kaum Platz für andere Kulturen. Die Verarbeiter unterdessen können kaum genug von Fotos: Jürgen Drewes der hoch gelobten Frucht bekommen. Geglänzt Dass aus Sandhat Sanddorn selbst Tee dorn in hergestellt werseiner Tauden kann, wird sendjähriinsofern deutlich, gen dass das UnternehGeschichte men schon immer. Hanse TeeConn: M W Ursprünglich war tor in Bäbelin bei Wisnar r o um dd das Ölweidengemar mit „Sanddornland“ nich San t i t auch m wächs ausschließlich in längst eine eigene Marke hermal ein Service Zentralasien, vornehmlich im vorgebracht hat. Die Tee- und FeinkostNepal, bis hoch nach Sibirien beheimatet. manufaktur lässt mit fast 100 verschiedeSpäter haben sich die Pflanzen dann aufgrund nen Erzeugnissen kaum einen Wunsch eiszeitlicher Verschiebungen bis nach Europa offen.Wer würde schon vermuten, dass auch verbreitet. Zu den Legenden gehört allerdings das klassische Gummibärchen inzwischen auch, dass Alexander der Große Sanddorn von mit Sanddorn im Blut daherstolziert kommt. Asien nach Europa gebracht hat, weil er schon In Ludwigslust, bei der Storchennest GmbH, damals deren heilende Wirkung erkannt wird interessierten Besuchern in aller Aushatte. führlichkeit über die nach wie vor stachlige Pflanze, die das raue Klima so liebt, berichtet. Aktuell ist übrigens China mit über eine Million Hektar der weltweit größte ProduSelbst Nina Hagen würde da sicherlich einizent von Sanddorn. Auch dort setzt man vor ges dazulernen. Und wenn sie auch selbst nie allem auf die medizinische Wirkung. Die auf Hiddensee war, eines hat sie dann doch meisten Erfindungen gehen allerdings mit ihrem Hit erreicht; die Insel hat seitdem nach wie vor auf das Konto deutscher Wisso etwas wie eine eigene Nationalhymne. senschaftler zurück. Obwohl Deutschland selbst mit nur wenigen hundert Hektar auf Jürgen Drewes sc Wenn

sen. Stattdessen ist ein Unternehmen in Ahrenshoop auf dem Darß brennend an den Beeren interessiert. Statt sie zu melken, werden sie inzwischen samt Ast von den Sträuchern abgeschnitten. Aber immer nur soviel, dass sich der Strauch schnell erholen und im nächsten Jahr wiederum ausreichend Beeren hervorbringen kann. Die bis zu 40 Zentimeter langen Fruchtstände gehen direkt ins Kühlhaus. Bei minus 40 Grad schockgefrostet, fallen die Beeren anschließend fast von allein ab, um sie anschließend verarbeiten zu können. So gibt es kaum noch Verluste. Dennoch bleibt Sanddorn aufgrund seiner aufwendigen Bewirtschaft nach wie vor ein vergleichsweise teurer Rohstoff. Auf der Versuchsplantage der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft in Gülzow hat deren Leiter, Dr. Friedrich Höhn, alternativ auch eine Rüttelmaschine, die im Baltikum eingesetzt wird, getestet. Eine Art Zange, die hydraulisch gelenkt um den Stamm gespannt wird, lässt den Strauch so lange vibrieren, bis auch die letzte Beere unter das darunter gespannte Tuch fällt. Allerdings ist der Aufwand wesentlich höher als beim Schockfrostverfahren. Und so ist die

Anleitung zur Rütteltechnik hierzulande erst mal wieder in der Schublade verschwunden. Was bleibt, ist der zunehmende Züchtungsfortschritt. Inzwischen sind deutschlandweit über 20 Sorten anerkannt. „Ich bin weiterhin am Drücker“, erklärt Hans-Joachim Albrecht nicht ohne Stolz. Darunter sind inzwischen auch Beeren, die knallrot leuchten. Das hängt damit zusammen, dass auch auf den Karotingehalt zunehmend Wert gelegt wird. Dadurch bekommt beispielsweise Sanddornöl einen einzigartigen farblichen Glanz.

ot ive n.

ste. Das hat sich mit der Gründung seines neuen Betriebes in Alt Steinhorst grundsätzlich geändert. Hier, in der Nähe der Kleinstadt Marlow, stehen inzwischen 35 Hektar Sanddorn. „Ich habe die Beere kennen- und schätzen gelernt. Wenn man sich nicht erkälten will, gibt es hinsichtlich der Gesundheitsvorsorge nichts Besseres“, ist sich der gelernte Anwalt sicher. In diesem Jahr wird in Alt Steinhorst nach fünf Jahren erstmals geerntet. Mit der eigenen Verarbeitung will sich Benedikt GalleSchneebecke allerdings noch etwas Zeit las-

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KIRCHE

Notkirche - Kirche in Not Die Fachwerkkirche von Zaschendorf Notkirchen sind Gotteshäuser, die in bedürftiger Zeit mit einfachen Mitteln gebaut wurden. Die Zaschendorfer Kirche ist ein solcher „Notfall“. Sie wurde im 17. Jahrhundert auf Gut Zaschendorf errichtet. Der Dreißigjährige Krieg war gerade zu Ende gegangen und hatte verwüstete Landschaften hinterlassen. Ein paar übriggebliebene Gottesfürchtige mögen den Wunsch gehabt haben, die Hände zu falten und den Herrn um Erbarmung zu bitten. Kirche tat not. Das kleine Gotteshaus wird in seinen mehr als dreihundert Lebensjahren so manchen Stoßseufzer gehört haben. Heute möchten wir es auf Händen tragen. Es ist ein bauliches Kleinod und hat im Norden Deutschlands nicht Seinesgleichen. 14

Die Kirche ist klein, ein einfaches Bauwerk aus Backstein und Fachwerk, ohne Anspruch auf Mächtigkeit und Trutz, einer Arche Noah gleich, ein Ort des Trostes in rauen Zeiten. Klein ist auch die Eingangstür, von Eichenbohlen gerahmt; große Menschen müssen sich bücken. Klein sind die Fenster, viereckig, sie sitzen weit oben in der Wand und lassen wenig Himmelslicht nach innen hinein. Die Decke ist flach wie in häuslichen Wohnstuben, aber ganz und gar bemalt im Renaissancestil mit Laub und Bandelwerk in erdigen Farben. Im achteckigen Chor steht ein spätgotischer Flügelaltar. Er ist von einer Holzgitterbrüstung umgeben, die im heiligen Haus das Allerheiligste einkreist. Die

Kanzel hat in ihren Füllungen Bibelsprüche in plattdeutscher Sprache. Die Empore an der westlichen Kirchenwand schmückt sich mit sechzehn großen Einzelbildern - Christus, Johannes der Täufer, Moses und die Apostel. So hat die Kirche ausgesehen über Jahrhunderte. So hat sie Kriege und Gutsbesitzer überlebt, bis in den späten 80iger Jahren des 19. Jahrhunderts die Natur ein Zeichen setzte: Die uralte Ulme stürzte zu Boden und schlug ein Loch ins Kirchendach. Man erzählt sich, die Ulme sei so alt gewesen wie die Kirche selbst und so mächtig wie die Eichen von Ivenack. Aber ihr Holz war morsch und moderte sich im Handumdrehen aus der Welt. Die kostbare kleine Kirche mit

dem Loch im Dach geriet in den Focus der Landespolitik. Ihr Inventar wurde ausgelagert. Das Gehäuse sollte abgetragen und in einem Neubaugebiet in Schwerin als Denkmal mecklenburgischer Kulturgeschichte wieder aufgebaut werden. Dagegen wehrten sich die Dorfbewohner. Sie hatten dabei weniger den Herrgott als vielmehr ein sprichwörtliches Rechtsbewusstsein im Sinn: Die Kirche bleibt im Dorf. Das meinte: Dieses Bauwerk steht seit vielhundert Jahren an diesem Platz. Die Kirche, ein Torhaus und die Schlossruine von Zaschendorf sind die letzten Zeugen einer einst bemerkenswerten Gutsanlage. Sie sind auf diesem Boden gewachsen. Hier sollen sie bleiben.

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KIRCHE Die Gegenwart der Kirche beginnt Anfang der 90iger Jahre. Das Dach wird gedeckt. Die Fenster werden ausgewechselt. Altar und andere ausgelagerte Innenteile aus der Wismarer Heilig-Geist-Kirche zurückgeholt. Im Juni 1993 wird die Kirche neu geweiht. Das Denkmal ist gerettet; die Kirche nicht. Gebetet wird selten. Der bittere Scherz „Weihnachten ist öfter“ ist nicht ganz richtig, aber auch nicht falsch. Auch zu weltlichen Anlässen dreht sich selten der Schlüssel im Türschloss. Seit 2005 gibt es den Verein „Fachwerkkirche Zaschendorf“. Seine 26 Mitglieder versuchen in mühsamer Kleinarbeit, der Kirche ihre Schönheit zurückzugeben. Sie haben die Wände mit einem Eier-Kalkgemisch gestrichen, ein schmiedeeisernes Gitter für den Ausgang am Westgiebel anfertigen lassen, den Opferstock gereinigt, die Balken gesäubert, den Holzwurm bekämpft. Das ist viel, aber immer noch wenig.

Spätgotischer Flügelaltar

Die zwölf Bilder für die Empore stehen verstaubt in der Ecke. Ebenso das Kirchengestühl, genauer: das, was von ihm übrig geblieben ist. Einzige Sitzmöbel im Gottesraum sind die Polsterstühle aus dem Versammlungssaal der ehemaligen LPG. Die Inventar-Melange von Renaissance und LPG ist umwerfend. Die plattdeutschen Sprüche an der Kanzel sind übermalt, die Schönheit des Flügelaltars ist vom Altersgrau geschliffen. Die Kirche ist im Dorf geblieben. Zaschendorf, im lieblichen War-

Zaschendorfer Kirche, Haupteingang

Renaissancemalerei an der Kirchendecke

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nowtal gelegen, hat 24 Häuser, 69 Einwohner, einen Spielplatz, einen Schulbus, einen Briefkasten, eine Kirche und den Verein, der das Baudenkmal bewahren will. Zweimal im Jahr kommt Luft ins alte Gemäuer. Im Frühjahr und im Herbst, wenn bei deutschen Hausfrauen Großreinemachen angesagt ist, bringt der Verein die Kirche in Ordnung, lädt das Dorf zu Kaffee und Kuchen ein, bespricht die nächsten Aufgaben und zählt sein Geld. Das Geld reicht nicht. Bleibt die Frage, reicht die Freude. Ein Denkmal zu bewahren heißt, die Kirche zu öffnen und mit ihr zu leben. Anlässe gibt es, so viele man selber schafft -Gottesdienste, Kaffeetafeln, Liederabende, Ausstellungen, Verabredungen zur Sommersonnenwende oder zum Erntedank; in der warmen Jahreszeit draußen vor der Kulisse des schönen Kirchenschiffes oder wenn das Wetter kühl ist, drinnen in der „Arche Noah“. Das Dach ist dicht. Die Fenster sind heil. Die Leute von Zaschendorf, sie haben ihre Kirche behalten. Die Freude darüber muss im Dorf zu spüren und im Land zu hören sein. Eine Kirche, die niemand benutzt, ist wie eine Perlenkette, die niemand trägt. Perlen brauchen die lebendige Haut und das Atmen der Trägerin, sonst verlieren sie ihren Glanz. Die Fachwerkkirche von Zaschendorf braucht Lebendigkeit, sonst ist sie, in der Vergangenheit als Notkirche gebaut, in der Gegenwart eine Kirche in Not. Astrid Kloock

Fotos: Wolf Spillner

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KIRCHE

Kleine Uhren helfen großen Aktion zur Rettung von Kirchturmuhren

Wer einmal einen Kirchturm bestiegen und dabei auch das „Herz“ des Gotteshauses, die Kirchturmuhr, besichtigen durfte, der kommt ins Grübeln: Angesichts der imponierenden Größe eines solchen Uhrwerks möchte man fast meinen, hier wird die Zeit nicht angezeigt, sondern gemacht. Stattdessen aber nagt an den Zeitmessern selbst der Zahn der Zeit. Viele Kirchturmuhren sind seit langem defekt und kaum mehr vor dem Verfall zu retten. „Nein“, sagt Hans-Joachim Dikow, „in diesem Fall ist es nicht fünf vor zwölf: Jetzt schlägt’s dreizehn!“ Der Schweriner Klockenschauster wollte nicht tatenlos zusehen, wie die Jahrhunderte alten Meisterwerke seiner Berufskollegen zu Schrott werden, und so brachte er eine Idee auf den Weg. „Kirchturmuhren in Not“ heißt das Projekt, das er gemeinsam mit Kirchenbaurat Karl-Heinz Schwarz und der Kulturwissenschaftlerin Sabine Steffens Mitte Mai erstmals den Medien vorstellte.„Der Gedanke ist sehr einfach“, sagt Dikow. „Kleine Uhren helfen großen. Die Schweriner Grafikdesignerin Julia Külß hat einige Zifferblätter entworfen, auf denen verschiedene Kirchen zu sehen sind.“ Die Armbanduhren mit diesen Zifferblättern sollen für 29,90 Euro pro Stück verkauft werden. Fünf Euro davon kommen jeweils dem Projekt „Kirchturmuhren in Not“ zugute. In Zusammenarbeit mit der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs soll dann entschieden werden, welchen Kirchturmuhren nach und nach aus ihrer Not geholfen werden kann. Besondere Idee für Kirchgemeinden „Jede Gemeinde kann Uhren mit der Abbildung der eigenen Kirche zum Vorzugspreis von 24,90 Euro bestellen“, erklärt Sabine Stef16

Der Schweriner „Klockenschauster“ Hans-Joachim Dikow (M.) will sich gemeinsam mit Kirchbaurat Karl-Heinz Schwarz (li.) und der Kulturwissenschaftlerin Sabine Steffens für den Erhalt der historischen Uhrwerke in den Kirchen Mecklenburg-Vorpommerns einsetzen.

ge und Ausstellungen sollen sich anschließen, um die Öffentlichkeit weiter für dieses Thema zu sensibilisieren. „Jeder kann helfen, unsere Kirchturmuhren zu retten“, appellieren Kirchenbaurat Schwarz und der Schweriner Klockenschauster, „uns und unserer Nachwelt zur Freude.“

Die ersten drei Modelle der Armbanduhren zeigen die Motive Schweriner Schloss, Schweriner Dom und die Kirche in Mühlen Eichsen.

fens, die die Koordination des gesamten Projekts übernehmen will. „Den Auftakt für die Aktion haben wir mit einer Benefiz-Veranstaltung gesetzt, mit der wir das Projekt einer breiten Öffentlichkeit präsentiert haben“, sagt sie. „Anfang Juni haben wir ein buntes Unterhaltungsprogramm in der Münzstraße geboten, bei dem zahlreiche Künstler aufgetreten sind.“ Mit dabei waren unter anderen Schülerinnen und

Schüler der Musikschulen der Stadt, verschiedene Chöre, Puppenspieler und Musikensembles. Zum Abschluss spielte die Band „Blues Horizon“. „Nach diesem gelungenen Start planen wir weitere Aktivitäten“, sagt Sabine Steffens. „Zunächst ist vor allem eine Bestandsaufnahme notwendig, um den Gesamtaufwand überhaupt absehen zu können“. Fachvorträ-

Sonderspenden für die Initiative können direkt auf das Konto Nummer 5 30 0 010 bei der EKK (BLZ 520 60 4 10) erfolgen. Der Verwendungszweck lautet „Kirchturmuhren“. Die Armbanduhren mit den bereits vorhandenen Motiven oder weiteren Kirchenmotiven können bestellt werden bei: De Klockenschauster, Münzstraße 21, 19055 Schwerin. Informationen zur Initiative sind telefonisch bei Hans-Joachim Dikow, Tel. 0385 521 94 60 oder Sabine Steffens, Tel. 0385 47 930 770 zu erhalten. Text & Fotos: Dr. Petra Gansen MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011


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TREFFPUNKT

Schloss

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Familiär in vielerlei Beziehung

Blick vom knapp drei Hektar großen Park auf das Schloss.

Immer wieder dieselbe Empfindung: Man betrachtet eines der restaurierten Schlösser oder Gutshäuser unserer Region und stellt sich die Frage, ob man selber die Kraft, den Wagemut, die Beharrlichkeit für solch ein Unterfangen aufgebracht hätte – vom immensen Kapital ganz zu schweigen …

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So auch an diesem Nachmittag auf der Terrasse von Gamehl, während Hausherrin Dagmar v. Stralendorff- v. Wallis mit uns in Fotoalben blättert. Gleich im November 1989 hatte sie den einstigen Wohnsitz ihrer Familie bei Wismar unweit der B 105 aufgesucht, den ihr Großvater 1945 durch Enteignung verloren hatte und den sie nur aus Erzählungen kannte. Schon seit 1387 war das Gut Gamehl im Besitz der Stralendorffs, ein altes Herrenhaus wurde 1860 vom Wismarer Architekten Heinrich Thormann durch den heutigen neogotischen Neubau ersetzt.

Ingenieurbüro seine Tätigkeit aufnahm, und so konnte schließlich im Herbst 2008 das Hotel mit 19 Zimmern bzw. Suiten eröffnet werden. Der private Charakter des Interieurs ist Hilla Still- v. Wallis zu verdanken, die ein ausgeprägtes Einrichtungshändchen“ bewies und Anerkennung fand: Im Architectural Digest (Okt. 2009) wurde das Hotel unter den „100 deutschen Glanzlichtern des Stils“ aufgeführt. Auch die Gestaltung des Parks lag in Familienhand: Jutta v. Stralendorff rekonstruierte ihn nach alten Fotos. Dank einem Wellnessbereich mit Sauna, Ruheräumen, Fitness-Geräten sowie BeautyAngebot bietet sich das Haus als RelaxWochenendziel an, Brautpaare können sich im „Blauen Salon“ trauen lassen. Das alles und vieles mehr, z. B. Kutschfahrten, organisiert Jens Dzurny, der seit Beginn dieses Jahres als Hoteldirektor das gesamte Management weiter professionalisiert.

Stilvolle Behaglichkeit Bis zur Wende bot das Gebäude Flüchtlingen einen Wohnsitz, barg HO-Laden sowie Kindergarten, war nun aber massiv vom Hausschwamm befallen, mit undichtem Dach und abgeschlagenem Turm. 2000 konnten die Juristin und ihr Mann das Schloss samt Park erwerben. Weitere sechs Jahre vergingen, bis ein auf Schloss-Sanierungen spezialisiertes

Gamehler Gespräche Per E-Mail kann man sich über die vielfältigen Veranstaltungen informieren lassen. 2012 wird wieder ein Konzert der Festspiele MV stattfinden, zweimal im Jahr präsentiert Beate G. vom Modeladen in der Schweriner Münzstraße ihre Modenschauen – ihre Familie belieferte einst schon die Stralendorffs. Als äußerst attraktiv haben sich die Gamehler

Im „Blauen Salon“ können sich Paare stilvoll trauen lassen.

Gespräche erwiesen, die im Frühjahr mit Helmut Karasek bzw. Joachim Gauck vor ausverkauftem Haus gestartet wurden und in der bevorstehenden Wintersaison mit Gästen auch aus dem Showbiz fortgeführt werden, moderiert von Gisela Steinhauer (WDR), einer MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011


TREFFPUNKT

Nach den Rezepten der Küchenchefin wurde schon in tv.-gusto gekocht.

Fotos: Sammlung v. Stralendorff- v. Wallis

Schulfreundin der Hausherrin. Die intime Atmosphäre bewirkt eine sehr persönliche Begegnung mit dem Gast, zudem wird man durch ein Glas Sekt eingestimmt und mit einem vielfältigen kalt-warmen Buffet verwöhnt. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011

Relaxen in der kenntnisreich zusammengestellten Bibliothek.

Joachim Gauck neben der Hausherrin. „Es war ein hinreißender Abend“ lautet Karaseks GB-Eintrag.

Das Hotel ist eines von „100 deutschen Glanzlichtern des Stils“.

Moderation: Joachim Gauck sitzend im Gespräch.

Renommierte Küchenchefin Ebenfalls zu Beginn 2011 konnte Hildegard Rielmann als neue Küchenchefin gewonnen werden, die bereits als 19-Jährige ihre erste „Goldene Kochmütze“ gewann und vor zwei Jahren anlässlich der Rheingau-Tage im renommierten Schloss Vollrads u.a. zusammen mit Cornelia Poletto in der Küche stand. Ausgangspunkt ihrer Küche sind saisonale Grundprodukte aus der Region. Beispielhaft dafür werden die Wildwochen im November sein, deren Rot- und Damwildfleisch aus der Nachbarschaft stammt (bei Gerd Bluhm, Dorfstr. 8, kann man das Gehege besuchen und viele Wurstspezialitäten aus Wild erstehen). Auch Kuchen, Torten und Patisserie

sind Werke der Küchenmeisterin, die ihr Wissen an z. Zt. zwei Lehrlinge weitergibt, aber auch die Kinder von Gästen gern bei ihrer Arbeit in der Küche zuschauen lässt und mit Kostproben verwöhnt. Die bewusst klein gehaltene Karte des Restaurants wechselt dreimal pro Woche und präsentiert jeweils auch ein dreigängiges Tagesmenü. Reizvoll sind Kochkurse für Gruppen, wie z.B. Freundeskreise oder Firmen. Dabei erarbeitet man sich ein opulentes Menü für den Abend. Allerdings, so umreißt Jens Dzurny lächelnd die Kurzlehre: „Gegessen wird in der Küche, und abschließend wird die auch geputzt!“ Peter Bramböck

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RUBRIK

Mehr als eine Vision

Ludwig Vollmer kämpft um die Rettung des Gutshauses Schmakentin Das heutige Gutshaus mit seinem wieder hergestellten Park.

Das Jahr 2005: Der erste Blick fällt auf ein riesiges Haus, ein Gemäuer bar jeglichem Charme eines Gutshauses. Der Putz blättert von der Fassade, Fensteröffnungen sind zugemauert, Fensterscheiben defekt, das Dach ist nicht dicht, im Innern Müll und Dreck, der Gutspark verwildert. Dennoch erahnt man hier das einstige Flair aus dem 19. und anfänglichen 20. Jahrhundert. Allein der Baumbestand mit über 100-jährigen Linden, Platanen, einem Ginko Biloba, Stileichen, Kastanien, Ulmen und Buchen, ein Obstgarten mit alten Apfelsorten zeugt von einstigen Glanzzeiten. Die Rede ist vom Gutshaus Schmakentin in der Gemeinde Zurow bei Wismar. Dieses Haus, schon lange leergezogen, war zum Abriss freigegeben. Nur, weil dies zu teuer war, stand es noch da, ein jämmerlicher Anblick, von Vandalismus verstärkt. Es muss20

te also etwas passieren. So half dem einst so stattlichen Anwesen nur noch die Versteigerung. Ludwig Vollmer, Architekt aus Hessen, ersteigerte das Gutshaus Schmakentin im Jahre 2005. Warum? „Ich wollte es retten!“, erklärt er kurz und bündig, ergänzt aber: „Seit 1992 ist mir bekannt, dass es in MecklenburgVorpommern etwa 3.000 Gutshäuser gab, von denen 2.200 noch stehen, davon sind 500 in guten Händen und renoviert. In ganz Europa gibt es solche Vielfalt nicht noch einmal. Ein Programm der Kulturförderung dieser Anlagen brächte viele Arbeitsplätze. Für das Land drum herum gab und gibt es Kredite, Sonderregeln und Zuschüsse, für die Häuser nur die Auflagen der Dankmalpflege. Jede Bank winkt bei der Finanzierung eines Gutshauses ab, auch bei anfänglicher Landesförderung bis zu 50 Prozent bei einem schlüssigen Konzept.“

Solch ein Konzept hatte der Architekt nicht, es ging ihm schlicht um den Erhalt des Gutshauses, seiner Geschichte und darum, ein Zeichen für alle noch zu rettenden Gutshäuser zu setzen - das ist seine Vision.

turverein Gutshaus Schmakentin gegründet. Mit der Organisation von Veranstaltungen werden Gelder für die Restauration des Hauses eingebracht. Mit Fördergeldern hat es bislang noch nicht geklappt.

Zunächst krempelte Ludwig Vollmer die Ärmel auf und schaffte gänzlich allein die Müllmassen aus den Räumen, steckte ohne Zuschussaussichten sein Geld in Reparaturen, Dachrinnen, Gerüste, Verglasungen und Entsorgungen, kämpfte sich durch mannshohe Brennnesseln und Disteln und stellte Gutspark und Gutsgarten wieder her – das zeugt schon von einem hohen Grad an Enthusiasmus. Dazu muss man wissen, dass Ludwig Vollmer inzwischen 71 Jahre alt ist!

Ludwig Vollmer nutzt Veranstaltungen gern, um mehr über das Gutshaus Schmakentin und seine Geschichte zu erfahren. So mancher Besucher des Lichterfestes z. B. weiß von Eltern oder Großeltern zu berichten, die nach dem II.Weltkrieg und nach Auflösung des Flüchtlingslagers in diesem Haus eine Wohnung hatten, und wie die Aufteilung der Räume war, die sich offensichtlich mehrfach im Laufe der Jahrhunderte änderte. „Durch Freilegen der Überbauungen kam mehr und mehr eine hohe architektonische Qualität zum Vorschein, wenn auch schwer mitgenommen. So zeigte sich nach einiger Zeit ein klassizistischer

Er weiß selbst: „Die Fertigstellung des Gutshauses werde ich nicht erleben.“ Also braucht er einen Erben: 2009 wurde der Kul-

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RUBRIK

Das Gutshaus Schmakentin zu seinen Glanzzeiten etwa um 1912.

Ludwig Vollmer taucht als Gärtner oder Bediensteter in das 19. Jahrhundert ein.

Hutständer und Deckenleuchter unter altem Stuck. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011

Beim Lichterfest wurden Hunderte Teelichter im Park und auf den Fensterbänken des Gutshauses aufgestellt.

Baustil. Unter Wandanstrichen mit Ölfarbe fand ich Kartuschen mit der ursprünglichen Farbgestaltung auf dem Lehmputz und Freihandbemalung unter einer überstrichenen Holzverkleidung“, ist von Ludwig Vollmer zu erfahren, wenn man sich mit ihm auf eine Führung durch die Räume des Gutshauses begibt. Eine Führung, die eine große Zeitreise ist und zu der auch Moritz Keding, der Enkel des letzten Besitzers und heutiger Vorsitzender des Kulturvereins, mit Informationen und Fotografien aus den Jahren 1912 bis 1928 beiträgt. Die Familie Werner Friedrich Keding pachtete 1826 das Gut und wurde 1841 mittels Lotteriegewinn Eigentümer und investierte. Von dieser Zeit bis zum Beginn des II. Weltkrieges erlebte das Gutshaus Schmakentin seine Glanzzeiten. Der heutige Besitzer versucht nun, diese Glanzzeiten wieder unter der bröckelnden Fassade

hervorzuholen. Sein Wunsch ist es, hier den Besucher in das einfache Leben und die Lebensgenüsse des 19. Jahrhunderts einzuführen. Kleine Erfolge kann er vermelden. Erste Türen sind originalgetreu restauriert, der Saalanbau entkernt, in der Gutsküche im Kellergeschoss wird schon bald alle 14 Tage „Der Sonntagsbraten“ für Besucher duften. Wenn man also dem 71-Jährigen durch die Räume des Schmakentiner Gutshauses folgt, sich dabei an Kisten, Möbeln, Balken vorbeidrängelt, über Steine und Bretter klettert und sich zwangsläufig von seiner Begeisterung mitreißen lässt, dann erkennt man hinter der maroden Fassade so etwas wie ein Licht am Ende eines riesig langen Tunnels. Der Kulturverein Schmakentin e. V. unterstützt Vollmer und seine Visionen für heutige und nachfolgende Generationen. Text & Fotos: Kerstin Erz

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Küchenchef Norman Spiegelt vom Schweriner Weinhaus Wöhler:

und moderne Küche immer neu variieren

Manchmal schließt sich ein Kreis recht schnell. Als Norman Spiegelt im Jahr 2002 seine Kochlehre im Schweriner Weinhaus Wöhler begann, ahnte er wohl kaum, dass er acht Jahre später hier als Küchenchef Verantwortung tragen würde. Über seinen Berufswunsch musste der heute 27-Jährige nicht lange nachdenken. Schon als kleiner Junge stand er mit seiner Uroma, die aus Böhmen stammte und eine begnadete Hobbyköchin war, am Herd. Besonders vor Familienfeiern wollte er bei den Vorbereitungen in der Küche an ihrer Seite stehen und lauschte sich so schon damals manchen Trick für die Zubereitung der deftigen und süßen Speisen ab. Und wie sollte es anders kommen: Norman Spiegelt wollte um jeden Preis Koch werden, etwas anderes kam für ihn nicht infrage und so begann er 2002 seine Kochlehre in einem der traditionsreichsten Häuser der Landeshauptstadt. „Im Weinhaus Wöhler hatte ich wirklich gute Lehrmeister. Volkmar Kerwath und Dietmar Fauck haben mir vieles beigebracht, 22

wofür ich ihnen noch heute dankbar bin“, sagt anerkennend der junge Koch. Nach der Lehre machte er einen beruflichen „Abstecher“ nach Lüneburg, kam jedoch recht schnell nach Schwerin zurück, um hier in verschiedenen Restaurants, unter anderem im Weinhaus Uhle zu arbeiten und dort seine Kochkünste zu vervollkommnen. Seit Anfang dieses Jahres ist er nun Herr über Töpfe, Pfannen und ein junges, motiviertes Mitarbeiterteam. Norman Spiegelt fühlt sich sichtlich wohl in seinem Revier, der Küche des renommierten Weinhauses Wöhler mit Restaurant, Hotel und Weinhandlung. Als Küchenchef vergleicht sich Norman Spiegelt mit dem Trainer einer Sportmannschaft: „Wenn die Mannschaft nicht gut spielt, wird

der Trainer entlassen“, sagt er lächelnd. Aber dazu besteht wohl kein Grund, denn sein Team ist kreativ, jeder bringt sich ein und hat Lust darauf, immer wieder Neues auszuprobieren. Wichtig ist dem jungen Küchenchef, dass vorwiegend frische Produkte aus der Region verwendet werden. Deshalb stammen beispielsweise rund 90 Prozent seiner Fischeinkäufe aus Schwerin-Mueß. „Nur frischer Fisch ist für mich eine wirkliche Gaumenfreude, denn ich schmecke es heraus, wenn er gefroren war“, sagt Norman Spiegelt, der manchmal in seiner freien Zeit angeln geht. Aber Fisch ist für ihn nicht alles. Auch das Fleisch, dessen Eigengeschmack er beim Roastbeef besonders genießt, muss eine gute Qualität haben. „Ich bin kein Spitzenkoch und

will es vielleicht auch gar nicht sein. Für mich ist und bleibt wichtig, die traditionelle Küche mit der modernen immer wieder neu zu variieren. Und manchmal möchte ich einfach nur so kochen, wie meine Großmutter und meine Mutter. Denn nur was einem schmeckt, kann man auch wirklich genießen.“ MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011


GENUSS

Unser Herbstmenü, gekocht von Norman Spiegelt * Petersilienwurzelessenz mit Steinpilzklößchen * Saltimbocca vom Hirschrücken, Heidelbeerjus, Wirsingbällchen und Kartoffel-Sellerietimbale * Holunderbeerparfait mit Rotweinmousse im Schokotropfen * Rezepte für 4 Personen

Hauptgang Zutaten: 700g Hirschrücken, 8 Blätter Salbei, 4 Scheiben Parmaschinken Zubereitung: Hirschrücken parieren, in ca. 55g Stücke portionieren, mit Salbei belegen, mit Parmaschinken umwickeln und anbraten. Zutaten für die Heidelbeerjus: 20g Zucker, 100g Heidelbeeren, Rotwein, Bratensoße Zubereitung: Zucker im Topf karamellisieren, mit Heidelbeersaft ablöschen und mit Jus auffüllen, dann mit Salz und Pfeffer abschmecken. Zutaten für die Wirsingbällchen: 4 große Blätter Wirsing im Ganzen, ca. 400g Wirsing in Streifen schneiden, 25g gewürfelter Speck, 250ml Schlagsahne Zubereitung: Die Deckblätter entfernen und den Strunk heraus schneiden. Blätter kurz in Salzwasser blanchieren, den restlichen Wirsing in feine Streifen schneiden, mit Speckwürfel anschwitzen, mit Sahne aufgießen und garen, abschmecken mit Salz und Pfeffer. Blan-

Ein Süppchen mit Steinpilzklößchen.

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chierte Blätter in einer Kelle ausbreiten und den Rahmwirsing einfüllen und einwickeln. Zutaten für die Kartoffel-Sellerietimbale: 1 große mehlig kochende Kartoffel, 1 Kopf Sellerie, 3 Eigelb, 25g gemahlene Mandeln Zubereitung: Kartoffeln schälen, in Würfel schneiden und kochen. Sellerie schälen, würfeln und kochen. Den gegarten Sellerie in der Küchenmaschine mit Eiern und Mandeln mischen. Alles in eine Timbale füllen und bei 160°C 40 min. pochieren.

Küchenchef Norman Spiegelt freut sich, wenn er seine Gäste mit einem leckeren Menü überraschen kann.

Text & Fotos:

Christine Mevius

Deftiges vom Hirsch mit feinen Beilagen.

Das Dessert: süß und verführerisch.

Christoph Gerlach, Betriebsleiter im Weinhaus Wöhler, gibt zum Menü gerne eine Weinempfehlung: „Ich rate zu einem chilenischen Cabernet Sauvignon von Santa Ema. Er hat ein intensives Rubinrot und ein delikates Bukett, das an rote und schwarze Früchte, wie Pflaumen, Johannisbeeren und Himbeeren, erinnert. Ergänzt wird sein Geschmack durch ein leichtes Röstaroma. Es ist ein harmonischer Wein mit sehr guter Balance und anhaltend im Geschmack. Er schmeckt nicht nur zu Wild sondern auch zu kurzgeratenem Fleisch, Rinderbraten, Lamm, Gulasch, Eintopf und Käse.“

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GENUSS den Bistrokarte wieder. Sie enthält sowohl bodenständige Gerichte als auch feine kulinarische Leckereien. Leichte Speisen, die man in der Mittagspause oder nach einem Einkaufsbummel genießen kann, wie etwa Rotbarsch auf Gemüsestreifen mit Bandnudeln, sind hier genau das Richtige. „Ein Dauerbrenner ist der Hähnchen-Kokosauflauf mit Chili“, freut sich Anna Zabel. Ab 17.30 Uhr wartet sie mit einer etwas umfangreicheren Abendkarte auf, die alle 14 Tage mit neuen Gerichten überrascht. Dann kann man neben dem Hauptgericht auch Vorspeisen und Desserts wählen. Die Kombination der Speisen klingt äußerst verlockend. Wie wäre es beispielsweise mit Entenbrust mit Thymian-Honig auf einem Apfel- Zwiebelbett mit Herzoginkartoffeln? Die junge, kreative Köchin lässt sich immer etwas Neues einfallen, um ihre Gäste kulinarisch zu begeistern.

Frische ist kein Zufall. Deshalb kauft Anna Zabel viele Zutaten auf den Märkten der Schweriner Innenstadt ein.

KLEIN, ABER SEHR FEIN Anna Zabel kocht im „Culinarium“ mit frischen Zutaten und viel Liebe Marktfrische Zutaten, die liebevoll zu wohl schmeckenden Gericht arrangiert, auf den Punkt genau zubereitet und mit einem freundlichen Lächeln serviert werden, das ist der Anspruch, den sich Anna Zabel in ihrem Restaurant „Culinarium“ seit der Eröffnung vor drei Jahren stellt. Während die Gäste in der warmen Jahreszeit neben den kulinarischen Genüssen vor allem die Atmosphäre im Sommergarten des Restaurants genießen konnten, sind es jetzt meist die Plätze direkt an der offenen Küche, die zuerst besetzt sind. Denn von hier aus kann man Anna Zabel beim Kochen zuschauen und sogar ein wenig mit ihr plaudern. Die

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junge Inhaberin und Köchin stört das nicht im Geringsten. Das ist sogar gewollt. „Jeder darf sehen, was und wie ich koche“, sagt sie. Dass sie dabei die individuellen Wünsche ihrer Gäste berücksichtigt, ist selbstverständlich. Denn schließlich sollen sie Freude am Essen haben. Zusatz- und Konservierungsstoffe oder gar Convenience Food (küchenfertige Lebensmittel) sind in ihrer Küche nicht zu finden, dafür aber frische Produkte, vorwiegend aus der Region, die Anna Zabel zum Teil auf den Märkten in der Schweriner Innenstadt einkauft. Die Frische und Vielfalt der Saison spiegelt sich auf der kleinen, wöchentlich wechseln-

Gerne verwöhnt die tüchtige Unternehmerin ihre Gäste auch bei Festen und Feiern mit köstlichen Gaumenfreuden. Bis zu 25 Personen finden in dem schlichten, aber eleganten Ambiente des Restaurants Platz. Vom Candleligth Dinner, der Einschulungsfeier oder Kommunion bis hin zum 100. Geburtstag organisiert Anna Zabel mit ihrem Team ganz individuelle Stunden voller Genuss. Dabei berät sie gerne bei der Menüauswahl, berücksichtigt die Getränkewünsche und gibt auch Tipps für die passende Dekoration. Auch wenn der Start ins eigene Unternehmen für die damals 20-Jährige nicht einfach war, zeigt sich Anna Zabel mit der geschäftlichen Entwicklung ihres Unternehmens in der Schweriner Schusterstraße heute zufrieden: „Mittlerweile kennen uns die Schweriner und sie haben das „Culinarium“ angenommen. Darüber freue ich mich sehr, denn das ist letztendlich ein großes Kompliment an unsere Arbeit“, erklärt sie mit einem charmanten Lächeln. Text & Foto: Christine Mevius

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EIN MEKKA FÜR WHISKYLIEBHABER Highlight. Im Spätsommer ist insbesondere Balmoral ein Besuchermagnet, wenn im Beisein der Queen die jährlichen Highland Games ihren Abschluss finden und schottische Recken sich in so ungewöhnlichen Disziplinen wie Steinschleudern und Baumstammwerfen oder Grazien in traditionellen Tanzwettbewerben messen. Gegenüber von Balmoral liegt die Whiskybrennerei Royal Lochnagar, die natürlich von der lokalen Nähe und dem königlichen Namen profitiert.

Susan Drexler und Oliver Beirow von Whisky & more bieten neben Rum, Gin und Wein 700 verschiedene Whiskys, auch im Webshop, an. Foto: Whisky & more

Der Mann saß neben seinem Destilliergerät und schaute zu, wie der kondensierte Alkohol aus dem Ende eines dünnen Kupferrohres floss. Der Rauch des kleinen Feuers verschwand unsichtbar im hohen Blätterdach der umgebenden Bäume. Im tiefen Dickicht des Waldes neben einer klaren Quelle, ideal zum Kühlen des Kondensers an seinem Brennapparat, war er praktisch unsichtbar und unerreichbar für die verhassten Steuereintreiber des Königs. Der Mann war ein Schwarzbrenner und produzierte Whisky. Morgen früh würde er genug gebrannt haben, um damit in sein Dorf zurückkehren zu können und Einkommen für die nächsten Wochen zu haben. So oder so ähnlich ging es in Schottland vor dreihundert Jahren häufig zu und insbesondere in der Speyside, einer Region in den zentralen Highlands. Schwarzbrenner gibt es heute dort keine mehr aber geblieben sind viele lizenzierte Destillerien, die das Gebiet zur Region mit der weltweit größten Dichte von Whiskybrennereien machen. Rund die Hälfte aller schottiMECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011

schen Destillerien stehen dort, im Gebiet zwischen den Städten Aberdeen, Elgin und Inverness. Whisky aus dem Speyside ist berühmt für seinen geschmeidigen Körper, seine fruchtigen und malzigen Aromen. Einige der bekanntesten und beliebtesten Marken kommen von dort, wie Glenfiddich, Glenlivet, Benriach oder Macallan. Die Speyside ist heutzutage aber auch eines der beliebtesten Urlaubsziele in Schottland. Es ist verkehrstechnisch von Glasgow und Edinburgh bequem zu erreichen und mit einer gut ausgebauten touristischen Infrastruktur gesegnet. Neben einer waldund wasserreichen Landschaft, die sich deutlich von den schroffen nördlichen Highlands unterscheidet, gibt es vor allem drei Highlights, die Touristen aus aller Welt anzieht: der Speyside Way, der Castle Trail und der Whisky Trail. Erster ist ein Ziel für Menschen, die das Wandern in einer wunderschönen Landschaft mögen. Der Castle Trail, eine Route entlang diverser Schlösser, Burgen und Burgruinen, ähnlich wie die Burgenstraße in Deutsch-

land, fasziniert Geschichts- und Architektur-Interessierte und der Whisky Trail, das Pendant mit Bezug auf die vielen Whiskybrennereien, ist das Mekka vieler Whiskybegeisterter. Wandern ist nicht nur für viele Schotten eine beliebte Freizeitbeschäftigung. Touristen aus ganz Europa und Übersee finden mannigfaltige Routen in grünen Wäldern und vor allem entlang quirliger Flüsse oder stiller Seen. Häufig verbinden sie das Wandern auch mit den beiden anderen touristischen Höhepunkten, Castles und Whisky. Als Etappenziel einer Wanderung oder für die Beschäftigung an einem Ruhetag nach einer ausgiebigen Tour per Pedes sind sie ideale Objekte. Einige der bekanntesten Schlösser und Burgen Schottlands sind in der Speyside zu finden. Zum Castle-Trails gehören insgesamt sechzehn verschiedene Bauwerke, allen voran das Märchenschloss Braemor Castle und Duffhouse oder die beeindruckende Ruine von Dunnottar Castle. Neben dem Trail ist Balmoral Castle, der Sommersitz der englischen Königsfamilie, ein weiteres

Diese, aber natürlich auch viele andere Destillerien, stehen im Interesse und Blickpunkt jährlicher Besuche von Susan Drexler und Oliver Beirow von Whisky & more in Schottland. Mit einigen Leuten aus der Whiskyszene verbindet sie mittlerweile auch Freundschaft, so war unter anderem Alistair Walker von der Benriach-Destillerie zu einem gemeinsamen Tasting-Abend in Schwerin zu Gast. In Sachen Whisky und auch anderer Spirituosen, wie z. B. Rum sind die beiden sympathischen Schweriner als kompetente Ansprechpartner weit über die Region hinaus unterwegs. So sind sie seit einigen Jahren regelmäßig auf der Whiskymesse M-V in Neubrandenburg vertreten. Im Moment laufen die Vorbereitungen für das Weihnachtsgeschäft, um Firmenkunden bei der Auswahl von Präsenten für gute Geschäftspartner zu unterstützen. Eine große Auswahl von rund 700 verschiedenen Whiskys, Rum, Gin und Wein ist im Webshop www.whiskyandmore.com zu finden, der übrigens vom renommierten Magazin „Der Whiskybotschafter“ als einer der besten Whiskyshops in Deutschland ausgezeichnet wurde. Schauen Sie bei den beiden im Internet vorbei oder probieren Sie es einmal mit einer Whiskyverkostung als Firmenweihnachtsfeier.

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ESSEN & TRINKEN

Die Einrichtung des Restaurants ist in weiß und bordeaux gehalten.

Schwerin mit neuem Hafenmeister:

Genuss trifft Leidenschaft Im März 2011 eröffneten Danny Junghans und Jörg Kutta im Schweriner Werderhof eine Schlemmerwelt am Stadthafen: Restaurant, Bar und Café HAFENMEISTEREI. Dies ist das aktuellste Projekt von Geschäftsführer Jörg Kutta, einem Gastgeber aus Leidenschaft, der seit 15 Jahren in der Landeshauptstadt lebt. Nach der Ausbildung bereiste Jörg Kutta die Welt als Koch auf Kreuzfahrtschiffen, absolvierte Praktika in verschiedenen Hotels und besuchte in New York die Hotelfachschule. Ebenso aktiv und vielseitig startete er seine berufliche Laufbahn mit dem Seehotel Frankenhorst in Schwerin, er veröffentlichte sein Buch „Erdbeeren mit Sahne“ und leitete Seminare für den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband DeHoGa. Als Pächter des Mecklenburger Hofs in Ludwigslust arbeitete er mit Restaurantchef Danny Junghans zusammen, und beide beschlossen eine zukünftige Partnerschaft. Heute leiten sie gemeinsam die HAFENMEISTEREI und das STEAK-HOUSE in Schwerin sowie das Burgrestaurant in Neustadt-Glewe. So unterschiedlich diese drei Orte der Gastlichkeit auch sind, so haben sie doch Eines gemeinsam: Sie wollen ihren Gästen ein behagliches Ambiente für einen entspannten und unvergesslichen Aufenthalt bieten. Andy Personke und Robert Plitta sind Küchenchefs der HAFENMEISTEREI und wählen für die Speisekarte klassische Gerichte der Mecklenburger Küche, die sie mit marktfrischen Zutaten interessant und witzig kombinieren. Eines der vielen Fischgerichte ist zum Beispiel Zanderfilet, knusprig gebraten auf Cognac-Krustentierschaum, serviert mit würzigem Blattspinat und Mecklenburger Kartoffelstampf. Je nach Saison 26

gibt es ausgefallene Variationen mit Fischen, Muscheln, Schnecken, Riesengarnelen oder Scampis. Zu den Leckereien „vom Lande“ gehört das gegrillte Filetsteak vom Mecklenburger Weiderind in Pfefferrahmsauce mit gebratenen Kirschtomaten, Schalotten und einer Ofenkartoffel. Sehr beliebt ist die „Paella des Nordens“ mit würzigem Hähnchenfleisch, gebratener Riesengarnele, Räucherlachs, Parmaschinken und Pfannengemüse auf Safranreis. Wenn die Tage wieder kürzer werden, gibt es „rückwärts gegarte Ente“... Die Küchenchefs machen Mut, sich überraschen zu lassen, wie das Lieblingsgericht vieler Mecklenburger schmeckt, wenn es einmal anders zubereitet wird. Zu allen Gerichten gibt das kundige ServiceTeam gern eine passende Weinempfehlung. Im Restaurant und auf der Terrasse können jeweils

Das Restaurant bietet bis zu 80 Gästen Platz.

Danny Junghans begrüßt die Gäste in der „Hafenmeisterei“.

bis zu 80 Gäste Platz nehmen. Die Einrichtung ist in dezentem Weiß und warmem Bordeaux gewählt und lädt zu angenehmem Verweilen ein. Fruchtige, exotische Cocktails oder klassische Drinks – der Barkeeper weiß, wie sich ein schönes Essen abrunden lässt. Aber auch vor dem Essen oder „einfach nur so“ freut sich die Bar der HAFENMEISTEREI auf ihre Gäste. Für betriebliche Feiern oder private Festlichkeiten werden individuelle Absprachen getroffen, um möglichst alle Wünsche zu berücksichtigen. „Wir sind bestrebt, unseren Gästen den Besuch in der HAFENMEISTEREI zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen“ sagt Jörg Kutta und weiter: „Gerade für die bald wieder bevorstehenden Advents- und Weihnachtsfeiern bietet unser Restaurant mit Blick auf den Stadthafen ein ganz besonderes Ambiente.“ Für all diejenigen, die in der Silvesternacht arbeiten müssen, findet im Januar eine große Party unter dem Motto „Reeperbahn“ statt – Karten gibt es vorab in der HAFENMEISTEREI oder im STEAK-HOUSE. ack

Fotos: Prinzler

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THEATER

Wtä|Çt ^ÜtÅxÜ 14. Ekhof-Preis für

Davina Kramer in der Rolle der Myrtha im Ballett Giselle.

Seit 1998 verleiht die Gesellschaft der Freunde des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin e.V. an eine junge

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Foto: Silke Winkler

Künstlerin/einen jungen Künstler den Conrad-Ekhof-Preis. In diesem Jahr wurde er der Tänzerin Davina Kramer überreicht.

„Das ist eine Anerkennung für die ganze Compagnie. Ich freue mich, dass meine Arbeit gesehen wird, dass das Ballett Aufmerksamkeit erfährt. Dieser Preis ist schon mehr als der Applaus des Publikums“, sagt Davina Kramer und bekräftigt noch einmal: „Es ist wirklich ein Preis für alle, denn ich stehe ja nicht allein auf der Bühne. Ich werde vorne nur wahrgenommen, weil die anderen der Truppe neben und hinter mir stehen.“ Mit zehn Jahren begann die in Thüringen geborene Davina Kramer mit der tänzerischen Ausbildung an der Staatlichen Ballettschule in Berlin. Nach dem Studium war sie kurz in Detmold engagiert und kam dann nach Schwerin:„Ich bin bewusst an ein eher kleineres Haus gegangen, hier habe ich einen Vertrag ‚Solo mit Gruppe’, ich kann deutlich mehr tanzen als an einem großen Theater. Wir arbeiten mit verschiedenen Choreographen zusammen, lernen unterschiedliche Handschriften kennen.“ Tänzerische Arbeit, die überregional beachtet wird. Regelmäßig werden Solisten und die ganze Compagnie zu Gastspielen eingeladen. Wie im vergangenen Sommer, als das Schweriner Ballett mit der „Carmen“ Inszenierung beim 9. Internationalen Ballettfestival in Bodrum (Türkei) gastierte. „Es ist schön, wenn man woanders gewollt ist, eingeladen wird und wenn man von Spitzen-Solisten gelobt wird“, so Davina Kramer. Die junge Ekhof-Preisträgerin ist aber nicht nur auf der Bühne zu erleben, Davina Kramer probierte sich schon mehrfach als Choreo-

graphin aus. Für die kleinen Nachwuchstänzer in der Ballettschule „Tanzzeit“, an der sie unterrichtet – und für die Kolleginnen und Kollegen aus dem Ensemble. Gemeinsam mit Robert Viehweg gestaltete sie die hinreißende Ballett- Fassung des Märchens „Die Bremer Stadtmusikanten“. In der aktuellen Spielzeit wird Davina Kramer weiter „mit Leidenschaft, Temperament und starkem Ausdruck“ (OZ am 18.10.2010) die Carmen tanzen und sich neuen Aufgaben stellen: dem Tanzstück „Jacques Brel“ im E-Werk, einer Uraufführung der Choreographin Birgit Scherzer und dem spartenübergreifenden „Gesamtkunstwerk“ zur Jubiläumsfeier des Theaterbaus, Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ mit der Musik von Mendelssohn Bartholdy. Da schwärmt Davina Kramer – ganz Frau – von den wunderschönen Kostümen, die die Ballettdamen als Elfen tragen. Elfengleich scheinen die Tänzerinnen zu schweben – was hart erarbeitet, trainiert ist und den Körper fordert. Deshalb ist die Frage, wie lange sie noch tanzen wird, einfach beantwortet: „Solange wie der Körper mitmacht. Natürlich schmerzen die Füße, aber den Schmerz muss man wegtanzen. Wichtig ist, dass man sich vor der Vorstellung gut aufwärmt, hinterher helfen heiße Duschen und Kühlpackungen für die Füße und Ruhe – bis zum Training am nächsten Tag.“ Herzlichen Glückwunsch zum Ekhof-Preis, Davina Kramer Ka.

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THEATER

SCHECKÜBERGABE Gesellschaft der Freunde des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin e.V.

...der liebste Tagesordnungspunkt

Mit einem eingelösten Versprechen begann die Mitgliederversammlung der Theaterfreunde: Ein Scheck über 15.000 Euro wurde an Joachim Kümmritz, den Generalintendanten des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin, überreicht. Diese Summe war der letzte Beitrag zum nun komplett von den Theaterfreunden – sowie aus Einnahmen des Theaterfestes und den Zinserträgen der Bürgerstiftung – finanzierten Inspizientenpult. Das rund 100.000 Euro teure Teil ist auf der Bühne des Großen Hauses quasi im Dauereinsatz, wird es doch bei jeder Vorstellung – und es gibt davon durchschnittlich 25 bis 30 pro Monat – und auch bei den Proben gebraucht.

der optimistisch stimmte für die kommende Spielzeit. Positiv auch der Rückblick der Theaterfreunde auf die Arbeit seit der letzten Vorstandswahl: Neue Mitglieder wurden gewonnen, erfolgreiche Projekte wie die Schülerarbeit und der Sesselverkauf fortgeführt. Die Veranstaltungen der Theaterfreunde wie der Brunch, der TheaterfreundeTalk im Werk 3, die Theaterfahrten, der Talk im Theater und die Premierenfeiern haben sich etabliert. Der Theaterladen, der am 18. November sein 15jähriges Bestehen feiern wird, hat für die vergangene Saison einen Reinerlös von 3.800 Euro erwirtschaftet.

in dem Wissen, gut und nutzbringend gearbeitet zu haben. „Das Schönste in den Jahren waren die Erfolge, die wir als Gesellschaft vorweisen können. Man kennt und akzeptiert uns im Theater und in der Stadt.“

Den akribischen Finanzbericht gab Marianne Rohde – wie schon seit 16 Jahren. Damals musste sie als frisch gewählte Schatzmeisterin erst mal „einen Faden finden“ – was die ausgebildete Finanzbuchhalterin souverän bewältigte. Wenn Marianne Rohde nun nach 16 Jahren aus dem Vorstand ausscheidet, dann

Der Tag der Vorstandswahl der Theaterfreunde, der 4. September, war auch großer Wahltag in Mecklenburg-Vorpommern – und mit einem Seitenblick in Richtung Schloss und Landtag bekräftigte Dr. Jungrichter das Credo der Theaterfreunde:„Theater muss sein“.

Gebraucht als eifrige Besucher und Unterstützer des Schweriner Theaters werden auch die rund 1.100 Mitglieder der 1991 gegründeten Gesellschaft der Freunde des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin e.V. Das machte in seinem Grußwort der Generalintendant deutlich, als er sich bei den Theaterfreunden für deren Einsatz bedankte. Und er konnte für die vergangene Spielzeit eine höchst erfreuliche Bilanz ziehen: Es gab einen Zuschauerzuwachs von 15.000 Besuchern, das Haus ist zweimal bundesweit ausgezeichnet worden – mit einer Einladung zum Theatertreffen nach Berlin und mit einer Auszeichnung der Theater-Theken-Nacht. Als einzige Bühne in Mecklenburg-Vorpommern schaffte es das Schweriner Theater gleich mehrfach in die Bestenliste des Jahrbuchs 2011 von „Theater heute“, dem einflussreichsten und meistgelesenen Fachmagazin der deutschsprachigen Theaterwelt. Nominiert wurden als bester Schauspieler Klaus Bieligk, als beste Nachwuchskünstlerin Sonja Isemer, die Kostümbildnerin Bettina Lauer wurde gleich zweimal genannt. Ein Rückblick, MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011

Ihre Nachfolge im neu gewählten Vorstand übernimmt Heike Brandenburg. Neu im Vorstand ist auch Bärbel Budde-Jahnke, die Gudrun Wendt als Schriftführerin ablöst. Wiedergewählt wurden Dr. Michael Jungrichter als Vorsitzender, Matthias Kunze und Holger Saubert als Stellvertreter, Michael Krug und Werner Skoeries als Beisitzer.

Ka.

Das mit Hilfe der Gesellschaft der Theaterfreunde bezahlte Inspizientenpult im Einsatz beim Theaterfest. Foto: G+G

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TREFFPUNKT

Mit Trommeln und Schalmeien, mit Tönen und Farben Kukululu’s - Konzertprogramm Katharina Sommer, Flöte, Günter „Baby“ Sommer, Schlagzeug, und Ute Laux, Aktionsmalerei, bestritten das 4. Konzert des Kukululu im September.

Die Orte sind unterschiedlich – Helenen Paulownen Mausoleum und Katholische Kirche im Schlosspark Ludwiglust, Großer Saal im Mehrgenerationenhaus an der Alexandrine und Lichthof des Rathauses im Zentrum der Stadt. Die musikalischen Inhalte sind abwechslungsreich – Chanson, Barockmusik, Jazz und Ludwigsluster Hofmusik. Der Kunstund Kulturverein Ludwigslust, Kukululu, holt berühmte Interpreten in die „Hauptstadt der Griesen Gegend“ - Barbara Thalheim, Günter „Baby“ Sommer und demnächst den Countertenor Karsten Henschel aus Wien. Es begann im Frühjahr mit der Liedermacherin Barbara Thalheim. Sie wollte mit ihrem musikalischen – und Lebensbegleiter, dem wunderbaren Akkordeonisten Jean Pacalet, kommen. Sie kam allein. Jean Pacalet starb am 7. Juli 2011. Wir trauern um einen großen Künstler. Im Sommer stellte sich in Ludwigslust das „Ensemble Ludwigs Lust“ aus Solingen vor und 30

begeisterte mit barocker Musik - Cembalo, Cello, Trompete und Gesang. – Im September, als der Sommer noch nicht zu Ende war, aber der Herbst schon vor der Tür stand, hatte Kukululu einen Starinterpreten zu Gast, der in der weiten Welt zu Hause ist und zum ersten Mal in Ludwigslust auf der Bühne stand - Günther „Baby“ Sommer, Jazz-Ikone schon zu DDR-Zeiten, unterwegs mit Musikern wie Manfred Krug, Klaus Lenz, Ernst-Ludwig Petrowsky und mit Literaten wie Christa Wolf, Christoph Hein und Günter Grass. Diesmal brachte „der trommelnde Geschichtenerzähler“ Katharina Sommer mit, eine Spitzenkünstlerin auf der Querflöte und der Schalmei. Als Dritte im Bunde die Aktionsmalerin Ute Laux aus Schwerin. Sie setzte die Töne in Farben um. Das Zebef, historisches Haus an der Alexandrine, erlebte einen expressionistischen Sturm. – Wenn der Herbst in den Winter geht und im Monat November die Tage so sind, wie Heinrich Heine sie beschrieben hat, wird Karsten Henschel, Countertenor aus Wien, geboren und aufgewach-

Foto: Angela Liebig

sen in Ludwigslust, im Lichthof des Ludwigsluster Rathauses die jahreszeitlichen Konzerte beschließen. Mit seinem romantischen Liederprogramm „An die untergehende Sonne“, Kosegarten-Lieder von Franz Schubert und Eleonora Sophia Westenholtz vertont, erinnert er an die Zeit, als Frau Westenholtz Kapellmeisterin am Hofe des Herzogs Friedrich Franz I. war, eine Zeit musikalischer Hochkultur in der Ludwigsluster Residenz. Großprojektionen von Caspar David FriedrichGemälden, simultan zur Musik, werden es den Besuchern leicht machen, im Konzert von Karsten Henschel und Zsuzsa Varga, die ihn auf dem Flügel begleitet, eine Pause einzulegen im ungeliebten Monat November und Muße zu haben, um zu hören, zu genießen, sich zu besinnen … bevor dann bald die „Gänsebratenzeit“ beginnt mit ihren ganz anderen Gesetzen von Freude, Genuss und Wiedergeburt - bis im nächsten Jahr Kukululu‘s Konzertsaison aufs Neue beginnt. Astrid Kloock MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011


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PERSÖNLICH

Wolf Spillner

Autor, Fotograf und Naturliebhaber Am 30. Mai 2011 blickte unser Autor Wolf Spillner auf 75 gelebte Jahre zurück. Das delüx-Team bedankt sich sehr herzlich für sein Engagement, den Blick der Leser auf eine ganz besondere Weise für die Schönheiten der Natur zu öffnen. Dr. Bernd Schattinger sprach mit dem Fotografen, Ornithologen sowie Sachund Kinderbuchautor nicht nur über seine Arbeit sondern auch über ganz private Dinge und seine wohl größte Leidenschaft. Was hat den naturverbundenen Wolf Spillner vom Ufer des Dambecker Sees – vom Land unter dem Wind – gelöst und in die Kreisstadt Ludwigslust versetzt? Am Dambecker See waren Brot und Arzt sieben Kilometer weit entfernt. Was ist, wenn der Alte nicht mehr Auto fahren kann oder darf? Im Geburtshaus meiner Frau lebe ich jetzt und künftig gut. Was macht den Reiz Deines jetzigen Wohnsitzes aus? Ein wunderlicher Herzog hatte eine Idee, die er nicht schlecht (wenngleich auf Kosten seiner Untertanen, wie üblich) realisieren ließ. War die Wende 1989/90 eine Revolution? Die sogenannte Wende war nicht als Revolution gedacht. Sie wurde es auch nicht. Fühlst Du Dich heute als ein freier Mensch? Wir wissen so wenig, was Freiheit ist, wie wir nicht wissen, was Liebe ist. Was bereitet Dir besonderes Vergnügen? Der Gedanke, das Wort oder die Tat? Ach, die faustische Frage? Alles zur jeweiligen Zeit aus anstehender Notwendigkeit. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011

Wer Deine Staunen erregenden Vogel- und Insektenfotos näher betrachtet hat, fragt sich, wie man so dicht an menschenscheue Lebewesen herankommt. Was braucht man dafür? List und bisweilen Alberichs Tarnkappe, Helfer und anerlerntes Wissen, um die Wesenheit und das Verhalten der jeweiligen „Opfer“ sowie auch eine beharrliche Sturheit gegen sich selbst. Wer in Verstecken stundenlang auf fotografischer Pirsch liegt, muss sehr viel Geduld aufbringen. Woran denkst Du beim Warten für gewöhnlich? Nicht selten an ein Lied der wunderbaren, rothaarigen Milwa: „Wieder mal umsonst gehofft, wiedermal, wie schon so oft…“. Was war zuerst? Der Kinderbuchautor oder der Verfasser von fotogestützten Naturbüchern? Letzterer war zuerst da, für etliche Jahre. Schuldig, auch das zweite Bein zu bewegen, wurden an mir Werner Lindemann und Fred Rodrian. Ärgern Dich im Nachhinein die schlecht gedruckten Fotos in Deinen Büchern der siebziger und achtziger Jahre über Vögel, Insekten und Vierbeiner? Nicht mehr. Es sind Zeitdokumente inzwischen. Gegrämt habe ich mich bei Erscheinen, wissend um die Umstände, die dazu führten. Es wird gesagt, Du seist ein Stoiker. Wird man das oder liegt das als Erbanlage in Dir? Eher neige ich dazu, dass ich dies geworden bin, werden musste. Sollte man die Kulturlandschaft Mecklenburg-Vorpommern wieder ganz der Natur überlassen? Dies wäre so unsinnig, wie unmenschlich. Unsere – noch rei-

Foto: privat

che – Landschaft ist von Menschen gemacht. Wir geben sie nicht auf, also „zurück“. Wir werden sie eher zerstören.

Eigene, mehlige Pelltüften, frisch aus der Erde, mit gut angemachtem Quark. Rostocker Doppelkümmel dazu, Mann un Fru.

Wo findest Du im Leben Halt? In anderen, freundlicheren Menschen, in der Frau, von der ich annehmen darf, dass sie mich seit 37 Jahren liebt.

Du bist oft mit dem Kajak allein auf Flüssen und Seen unterwegs, mit welchem Ziel? Das Ziel bin wohl ich selbst, mit Mühe und in Stille Landschaft zu erleben.

Was passiert, wenn virtuell-elektronischen Welten immer mehr die reale Begegnung mit Feld, Wiese, Moor und Wald ersetzen? Seelische Verarmung paart sich mit Unfähigkeit, die für uns lebenswichtigen Prozesse der natürlichen Mitwelt zu bedenken und zu berücksichtigen. Wohin treibt staatlich gefördertes stetiges Wirtschaftswachstum? Letztlich in eine für Menschen unbelebbare Welt. Errichten Insekten bessere Staaten als die Menschen? Wahrlich nicht. Ein Vergleich wäre absurd. Welches Buch würdest Du zurzeit als überdurchschnittlich lesenswert empfehlen? Die Enden der Welt, Roger Willemsen. Mit welcher Speise kann man Dir eine besondere Freude bereiten?

Auf welchem Fluss bzw. welchem Gewässer musst Du unbedingt noch paddeln? Nach 2500 km auf sieben unterschiedlichen Flüssen Jakutiens muss es wieder viel Mecklenburg und Vorpommern sein. Und ja, noch einige der wundervollen Klarwasser-Seen im Dalsland. Mit wem würdest Du gerne einmal Kaffee trinkend Gedanken austauschen? Lieber Tee oder Rotwein trinkend, mit jedem, der offen für alternative Gedanken ist. Mit Rückblick auf Dein Leben: Welchen Rat würde Wolf Spillner heute einem Vierzehnjährigen geben? Lenin zitierend: Lernen, lernen und nochmals lernen! Und welchen Rat gibst Du einem Gleichaltrigen? Selbigen. 33


PORTRÄT

“Traumfresserchen“ Opernsänger Christian Hees liebt tragisch-komische Rollen

Tenor-Buffo am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin engagiert. „Die Bandbreite in diesem Fach ist recht groß. Oper, Operette, Musical bis hin zu Bach-Kantaten – das alles ist möglich.“ Der Sänger verschweigt – anders als viele Kollegen – sein Alter nicht. „Ich bin 56 und ich empfinde es als Geschenk, dass ich nach dreißig Jahren im Beruf noch singen und spielen kann. Bei manchen Parteien spielt das Alter ja keine Rolle, aber der Lehrbub in den ‚Meistersingern’ muss es nicht mehr sein.“ Dafür gibt es andere, neue Herausforderungen: „Meine erste Premiere in der neuen Spielzeit ist „Der blonde Eckbert“ von Judith Weir nach dem gleichnamigen Märchen von Ludwig Tieck. Es ist eine der erfolgreichsten zeitgenössischen Opern und wird in Schwerin erstmals aufgeführt. Eine interessante Arbeit.“ Ganz nebenbei:Wie bekämpft man die Aufregung vor der Premiere? Kurze Antwort:„Hausputz!“ Christian Hees setzt bei der gestischen Gestaltung seiner Figuren eher sparsame Mittel ein: „Die Oper ist schon theatralisch genug, da muss man nicht noch übertreiben.“ Am liebsten interpretiert er auf der Bühne Charaktere, die weit weg sind von ihm selbst – wie den fiesen Heiratsvermittler Goro in „Madame Butterfly“ von G. Puccini (Premiere am 18. November im Großen Haus). „Die Liebhaber sind darstellerisch langweilig. So eine Rolle wie den Wenzel, den stotternden jungen Mann aus ‚Die verkaufte Braut’, die mag ich eher. Da ist viel Doppelbödiges, Tragisch-Komisches – das reizt.“

Christian Hees – als „Das Traumfresserchen“ in der gleichnamigen Kinderoper von Wilfried Hiller in der Foto: Silke Winkler + privat Inszenierung von Sibylle Krantz – und ungeschminkt.

„Bist Du so dick oder bist Du ausgestopft?“ – Das ist die meistgestellte Frage der kleinen Zuschauer nach der Vorstellung der Kinderoper „Das Traumfresserchen“. Christian Hees ist, also singt und spielt, die Figur des liebenswerten, pummeligen Traumfresserchen. Eine Traum-Rolle? „Sicher, denn 34

für Kinder zu spielen macht Spaß.“ Rund 150 Partien hat Christian Hees im Laufe seiner Sänger-Karriere studiert. „Ich habe sie nicht alle abrufbereit, aber es gibt Rollen, wie zum Beispiel die Hexe in ‚Hänsel und Gretel’, die sitzen.“ Seit 1994 ist Christian Hees, geboren und ausgebildet in Hamburg, als Spiel-Tenor bzw.

Die Hinwendung zur Musik, zu Bühne liegt möglicherweise in der Familie. Ein wenig ironisch erzählt Christian Hees von der Schwester seiner Mutter, die am Theater in Weimar die „Hausprimadonna“ war. Die Begabung für den Gesang mag Christian Hees von der Tante geerbt haben – die Primadonna auf keinen Fall:„Die Arbeit im Ensemble hier in Schwerin ist schön, man kennt alle Leute – es ist ein Stück Geborgenheit.“ Christian Hees ist gern mit Leuten zusammen, kocht gern, fährt Rad, mag Reisen – ach ja, und er ist nicht dick, nur ausgestopft. Aber das muss man den Kindern ja nicht unbedingt erzählen – Theater ist Illusion. Ka. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011


SCHAUSPIEL

„Der gute Tod“ Mutige Annäherung an ein schwieriges Thema im Schweriner E-Werk Das Licht geht aus und es bleibt still – die Zuschauer brauchen am Ende des Stücks einige Momente der Ruhe, der Regungslosigkeit bevor der Schlussapplaus einsetzt. Nicht verwunderlich bei dem Thema, das Wanni de Wijns Stück „Der gute Tod“ behandelt. „Guter Tod“ ist die deutsche Entsprechung des aus dem Griechischen kommenden Begriffs „Euthanasie“ (eu: gut, thanatos: der Tod), und genau darum, um die in den Niederlanden gesetzlich legitimierte aktive Sterbehilfe, geht es in dem Schauspiel des Niederländers de Wijns. Regisseur Manuel Schöbel bringt kein Lehrstück zu dem in Deutschland so heiklen Problem der Sterbehilfe auf die Bühne, kein Missionieren für oder gegen einen selbstbestimmten Tod. Schöbels Inszenierung mit den klug gesetzten Pausen ist ein Angebot zum Reflektieren, zum Nach- und Weiterdenken – und selbstverständlich auch zum kontroversen Gespräch. Ort des Geschehens ist eine schlicht-elegante Wohnhalle (Bühne und Kostüme: Holger Syrbe), in der sich am frühen Abend Mitglieder von Bernhards Familie versammeln. Bernhard (Gottfried Richter) ist nicht dabei, er bereitet sich auf seinen letzten Termin vor: Am nächsten Morgen um neun Uhr will er, begleitet und unterstützt von seinem Freund, dem Arzt Robert (Klaus Bieligk) sterben. Denn Bernhard hat Krebs im Endstadium, aber wann das Ende dieses Stadiums – der Schmerzen, des Leidens – ist, das will Bernhard selbst bestimmen. Ein Vorhaben, das sein Umfeld irritiert: Tochter Sam (Anja Werner) hat noch viele Fragen an den Vater, ist hilflos überfordert, reagiert ihren Frust an Hannah (Brigitte Peters), der Geliebten Bernhards, ab. Die kann das aushalten, ist sie doch über die Phase der ohnmächtigen Wut hinaus und akzeptiert, versteht Bernhards Entschluss. Michael, der jüngere Bruder, kann und will das MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

nicht. Er poltert, provoziert, räsoniert – um schlussendlich doch vor der Wirklichkeit zu kapitulieren und die Tatsache des selbstbestimmten Sterbens zu akzeptieren. Anders der jüngste Bruder, der autistische Ruben (absolut glaubwürdig: Andreas Lembcke), der lakonisch gelassen alle die Fragen stellt, um die sich die anderen herumdrücken. Wenn ihn die Situation überfordert, setzt er sich an den Flügel und spielt. Der in der Familie traditionelle Liederwettbewerb (bei dem alle Akteure demonstrieren, dass die Schweriner Schauspieler beachtlich singen), der rockige Tanz von Bernhard und Michael mit anschließender Rauferei auf dem Fußboden – das sind Momente der puren Lebensfreude und Lebenslust. Hart der Aufschlag in der Realität: Bernhard, der eben noch wild Tanzende, kann die Champagnerflasche nicht öffnen, kann plötzlich nicht mehr schlucken...Brutale Wahrheit: Der Neun-Uhr-Termin ist der letzte für Bernhard – und für die anderen der erste in einem Leben ohne Bernhard. Das intensive, sensible Spiel des ganzen Ensembles verhindert, dass aus der Geschichte ein Rührstück wird. Wie aber gehen die Schauspieler selbst mit dem Stück, mit dieser heiklen Problemstellung um? Gottfried Richter, der Darsteller des Bernhard, spricht von einem Spagat zwischen dem Theater – wo eine Geschichte vorgespielt wird – und dem sachlichen Widerspruch zur Realität: „Bei mir lief über längere Zeit die Unsicherheit, die Frage nach dem was wäre, wenn es dir so ginge? Wie würdest du dich verhalten, was würdest du dir wünschen, wie die anderen sich verhalten? Denn die anderen tragen die Entscheidung von Bernhard ja mit – so oder so.“

Manuel Schöbel inszenierte mit Andreas Lembcke, Gottfried Richter und Klaus Bieligk (v.l.n.r.) „Der gute Tod“von Wanni de Wijns im Schweriner E-Werk. Foto: Mecklenburgisches Staatstheater, Silke Winkler

und Sterben. „Eine mögliche Erklärung für Bernhards Entscheidung ist vielleicht wenn er sagt: ’Ich bin müde, ich bin so müde’. Sicher meint er damit die Schmerzen, von denen er genug hat, doch auch den Erwartungsdruck, dem er – wie ja irgendwie jeder Mensch – immer wieder ausgesetzt ist. Und es wird immer Dinge geben, die man versäumt hat und nicht nachholen kann.“

Aber Gottfried Richter und seine Mitstreiter auf der Bühne wollen „eine lebendige Sicht auf das Thema Tod. Wir wollen das Publikum nicht verschrecken. So wie uns der Witz in dem Stück immer wieder über die Klippen geholfen hat, hoffen wir, dass es auch den Zuschauern so gehen wird.“ Nachhaltig ist dieser Theaterabend, was bleibt sind Ergriffenheit – und Begreifen? Ka.

Das Schauspiel „Der gute Tod“ berührt emotional außerordentlich, ist ein Anstoß zur Ehrlichkeit im Umgang mit den Themen Tod 35


FILMKUNST

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Am Schnittplatz unterm Dach seines Hauses: Dieter Schumann bei der Arbeit zu „Wadans Welt”.

Suche nach Senkt sich der Vorhang, anerkennt das Premieren-Publikum zum Beispiel in Hamburg, in Belgrad, München, Toronto oder beim Schweriner Filmkunstfest mit lang anhaltendem Beifall - vielleicht sogar als Standing Ovation - dann ist das für Dieter Schumann so etwas wie das Bad in der Menge. Vergessen sind in diesem Augenblick die Mühen beim Zustandekommen seiner DokumentarFilme, nicht mehr wichtig ist, dass wie letztens bei „Wadans Welt”- 28 Schnittfassungen notwendig waren, um aus 120 Stunden Film, die innerhalb von 18 Monaten 36

abgedreht wurden, den vorzeigbaren Film zu machen. Man nennt den Westmecklenburger, geboren in Ludwigslust, einen „bodenständigen Molocher”, von dem es in der Branche so viele wohl nicht mehr gibt.

Der Weg in sein Dorf ist kilometerlange Einsamkeit. Rechts und links weite Kuhweiden, hohe Buchenwälder, auch ein Golfplatz, und an einer Stelle wird die Fahrt auf 10 km/h begrenzt. Einen kleinen See gibt es dort auch, in den er jeden Morgen springt, „aber nur von Anfang März bis Ende Oktober, denn Eisbader bin ich nicht”.

Angeln vom kleinen Kahn aus findet ganzjährig statt, günstig auch zum Meditieren, einen 80 cmHecht nennt der 58-Jährige Filmemacher seinen Rekordfang. Dieter Schumann, der in zweiter Ehe mit der Textil-Designerin Claudia lebt und dessen Augen strahlen, wenn das Gespräch auf die Enkelinnen Aliah und Clara (wie nämliche Clara Schumann) kommt, sucht und braucht die Stille. Diese Ruhe, die für natürlich sinnliche Lebensweise steht, ist gesuchter Kontrast zur PremierenStimmung in München, Toronto oder in den anderen Filmstädten.

Foto: Basthorster Filmmanufaktur

im Alltag Zwei, drei Jahre braucht er, bis aus der ersten Idee der fertige Abend füllende Dokumentarfilm wird. Zudem nervt der Kampf um die Finanzierung, der oft noch mühevoller ist als die Ideen-Findung. „Bei ‘Wadans Welt‘ musste ich Eigenmittel einbringen”. Die Fördermechanismen im Lande kritisiert er nicht, dass sie ihm nicht ausreichen, ist herauszuhören. An mehreren Filmen gleichzeitig zu arbeiten, ist nicht sein Ding. Wenn andere das machen, sollen sie. Er sagt es nicht, aber es wird deutlich: ich bin ein gründlicher Arbeiter vor dem Herrn.

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FILMKUNST

Gemütlichkeit im Hause Schumann: Ehefrau Claudia und Dieter Schumann bevorzugen zum Feierband eine Tasse Tee.

Wer letztens die hundert Filmminuten über die krisengebeutelten Werftarbeiter aus Wismar gesehen hat, wird verstehen, was er damit meint. Wenn die Arbeitsleute dem Insolvenzverwalter am Rednerpult nur die Rücken zukehren, dann geht das unter die Haut. Der einst gebräuchliche Satz vom „Helden im Alltag” ist von Schumann nicht zu hören. Bei den „Knolle’s” oder Christian Schröder in diesem Film hat der Filmemacher aber die Würde des Alltags gesucht, deren „Stallgeruch” geatmet. Die Ideen scheinen Dieter Schumann nicht wirklich auszugehen. Und es ist auch Verantwortung herauszuhören, warum der an der Babelsberger Filmhochschule studierte Dokfilmer Chronist sein will, die Berühmtheit eines SpielfilmRegisseurs niemals suchte. „Neulich bin ich gefragt worden, wann ich denn mal einen richtigen Film machen wolle”. Das ist ihm sauer aufgestoßen. „Reales Leben ist für mich spannender als das FikMECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011

tive”, bringt Schumann seine Arbeits-Maxime auf den Punkt. Er zögert keinen Augenblick zu bekennen, ein Weltveränderer, ein Weltverbesserer zu sein. Die „Poesie im Alltag” zu finden ist ihm wichtig. In der Phase der untergehenden DDR hat er zum Beispiel seinen Haupt-Film „Flüstern und Schreien” gemacht, den Film über die Rockmusik-Szene der Endachtziger-Jahre. Eine Million Menschen hat ihn gesehen, vergleichbar mit „Buena Vista Social Club”. Wahnsinn. Kein deutscher Dokumentarfilm hat nach 1945 größeren Zuspruch gefunden. Darauf ist er sichtlich stolz. Für „Wadans Welt” wünscht er sich, dass 100 000 Besucher ihn sehen. Ein Hauch Wehmut glaubt man schon zu spüren. Die Begegnung mit ihm ist ohne Hast. Zum Kaffee gibt es kräftige Stulle mit selbstgemachter Konfitüre aus Sauerkirschen, Erdbee-

ren, Schwarzen Johannisbeeren, alles aus eigenem Garten. Glückskatze Lea und Kater Leopold streichen schon mal neugierig um die Beine. Ein Fernseher steht im Wohnzimmer, wird aber so oft nicht eingeschaltet. Die Programme kommen in seiner Einschätzung nicht sonderlich gut weg,„weil sie voll gepflastert sind mit Mord und Todschlag”. Es fällt der Satz: „Echte Kunst ist für Elite”. Was wäre aus Dieter Schumann geworden, hätte er am ersten Beruf festgehalten, als Vollmatrose der Handelsflotte, der auch unter dem legendären Rostocker Kapitän Schickedanz gefahren ist und der schon die Zusage zum Studium an der Seefahrtsschule Wustrow hatte? Was, ja was? Zumindest kein Künstler, der mit seiner Arbeit dafür steht, dass Gegenwart als „audio-visuelles Gedächtnis” für die Nachfolgenden gespeichert wird.

Foto: J.R.

Jetzt ist sein neues Vorhaben spruchreif, nämlich den Greifswalder Alternativ-Nobelpreisträger Michael Succow ins Bild zu setzten, wie er die immer wiederkehrenden Riesen-Torfbrände rund um Moskau löschen will. Fragen und vielleicht auch Antworten zur ökonomisch-sozialen Zukunft sind zu erwarten. Ein großes Thema. Ein anderes Projekt hat Dieter Schumann jüngst zur Recherche aus seinem stillen Mecklenburg nach Kanada getrieben. In das Land, das gemeinhin als Innbegriff von Weite, Klarheit und Natur gilt und das viele auswandern lässt. Ihn nicht. Das anstehende Film-Thema verrät er nicht. Auf keinen Fall wird es der Ringkampf mit einem Grizzly Bären sein, obwohl - bei einer Statur von 1,92 Meter - der Filmmann nicht gerade ein Winzling ist. Jürgen Rösler

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MUSIK

„Unerhörtes“ wurde viel und gern gehört Erfolgreiche Bilanz der 22. Saison der Festspiele MV Höhepunkte der 22. Saison der Festspiele MV waren die neunzehn Konzerte des diesjährigen Preisträgers in Residence Li-Wei Qin. Der chinesische Cellist musizierte mit Musikerfreunden in Hasenwinkel und als Solist u. a. beim Abschlusskonzert der Festspiele in der Konzertkirche in Neubrandenburg. Der einzigartige Reiz der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern liegt in seinen Spielstätten – Schlössern, Gutshäusern, Kirchen und Klöstern ebenso wie Scheunen und Industriehallen – und in seinem zwischen Stars und jungen Künstlern ausbalancierten Programm. Anziehungspunkte sind immer wieder die Pferde-Picknick-Sinfonie-Konzerte in Redefin, das „Kleine Fest im großen Park“ in Ludwigslust und die Starauftritte in Ulrichshusen.

Li-Wei Qin, Preisträger in Residence 2011 der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern

Die Festspiele MecklenburgVorpommern werden von drei musikalischen Säulen getragen: Den Preisträgerkonzerten,“ der Musik aus MecklenburgVorpommern und der Reihe „Junge Elite“ – bei der so manch „junges Talent“ auftrat, das heute zu den internationalen Stars der Klassik-Szenen zählt.

(c) FMV

Die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern forderten in ihrer 22. Saison auf: „Unerhörtes entdecken“. Dieser Einladung sind bei 124 Konzerten in 83 Spielstätten rund 68.000 Besucher gefolgt. Die durchschnittliche Auslastung der Veranstaltungen lag bei 84 Prozent.

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Für Daniel Hope war es die erste Festspiel-Saison als Künstlerischer Direktor. Der Geiger brillierte nicht nur mit seinem Instrument, sondern auch als charmanter Moderator. Beim Gesprächskonzert „Wann darf ich klatschen?“ in Redefin nahm er mit Sachkenntnis und Witz sicher einigen Besuchern die Schwellenangst vor klassischen Konzerten.

Erneut schlug Daniel Hope eine musikalische Brücke nach New York: „Die Lincoln Centerund Carnegie-Musiker freuen sich jetzt schon auf 2012 bei uns.“ Dass die Macher der Festspiele MV gern Neues ausprobieren, haben sie in diesem Jahr bewiesen mit „Fokus Tanz“. Ob Strawinskys „Feuervogel“ oder Bernsteins „West Side Story“, ob Eleven der Ballettschule von John Neumeier oder das BallettVorpommern – die Zuschauer erlebten bewegende und bewegte Musik. Neu für die kommende Saison ist der erste „Festspielfrühling Rügen“ vom 16. bis zum 25. März. Das Fauré-Quartett wird im Auftrag der Festspiele dreizehn außergewöhnliche Kammermusik-Konzerte veranstalten – außergewöhnlich in Bezug auf Programm und Solisten, aber auch was die „Zugaben“ anbelangt. Preisträgerin in Residence ist 2012 die junge Geigerin Veronika Eberle. „Wir freuen uns schon jetzt, auch in der nächsten Saison gemeinsam mit dem Publikum ganz viel Unerhörtes zu entdecken“, sagte Matthias von Hülsen, der Intendant der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. Wer nicht bis zum nächsten Jahren warten möchte: Zum Advent (26. und 27.11. / 3. und 4.12. / 10. und 11.12.) gibt es im Schloss Ulrichshusen die Adventskonzerte mit Literatur – Axel Hacke und Clemens von Ramin, Rezitation, und mit Musik – unter anderen mit Julian Steckel (Cello),Verena Chen (Violine) und dem Klavierduo Stenzl. Ka.

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MUSIK

Nehmen und Geben Anne Homann-Trieps neue Vorsitzende des Fördervereins der Festspiele MV „Der Förderverein ist die Basis der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, durch den Verein wurzeln die Festspiele im Land. Die Beiräte des Vereins verknüpfen die Menschen mit den Festspielen“ – so würdigt Dr. Matthias von Hülsen, Intendant der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern den Förderverein der Festspiele MV. Am 11. Juli wurde Anne Homann-Trieps vom Gesamtvorstand zur neuen Vorsitzenden gewählt. Die Rechtsanwältin aus Beidendorf sieht die rund 1.200 Mitglieder des seit 1991 eingetragenen Vereins als lebendige Gemeinschaft aktiver Multiplikatoren. „Schwerpunkt unseres Engagements ist der Fördergedanke. Die Mitglieder zeigen Interesse dadurch, dass sie selbstverständlich eifrig die Konzerte besuchen, aber sie übernehmen auch Verantwortung für die Festspiele. Da sind es speziell die rund siebzig Beiräte die vor Ort, an den verschiedenen Spielstätten, die Arbeit des ja recht kleinen hauptamtlichen Teams der Festspiele unterstützen und erleichtern. Sei es durch Transporte, Gestaltung der Deko, Betreuung der Künstler“, benennt Anne Homann-Trieps die Aufgaben des Vereins. Einmal im Jahr treffen sich alle Beiräte (es sind rund siebzig zurzeit) um ihre Erfahrungen auszutauschen. „So

ein Beirat unterliegt keiner starren Ordnung, das ist etwas, was sich vor Ort aus sich selbst heraus entwickelt.“ Wie es überhaupt der neuen Vorsitzenden wichtig ist zu betonen, dass der Förderverein der Festspiele kein abgeschotteter elitärer Klub ist: „Wir möchten den Gedanken weitergeben, dass die Festspiele MV ‚auch unsere Festspiele’ sind. Von der Reihe ‚Junge Elite’ bis zu den Preisträger-Konzerten, vom zentralen Festspielort Ulrichshusen bis zu den kleinen Spielstätten in ganz MecklenburgVorpommern.“ Damit nimmt die Vorsitzende des Fördervereins den viel zitierten Gedanken von der „Festspiel-Familie“ auf, der sich nicht auf die – immer wieder gern in unser Bundesland kommenden – Künstler beschränkt. Er umfasst auch alle Beteiligten hinter den Kulissen – und wer bei einem Konzert miterlebte, wie auch der Intendant Sitzbänke oder Notenständer hinund herträgt, versteht, was „Festspiel-Familie“ bedeutet. „Die Festspiele MV suchen neue Wege, erweitern ihr Programm (wie mit dem Festspielfrühling auf Rügen), dafür braucht es Unterstützung. Materielle durch die Sponsoren, die ja rund neunzig Prozent des Etats finanzieren, aber auch ideelle durch möglichst viele aktive Mitglieder des Fördervereins. Bürgerliches Engagement im Bereich der Kultur ist extrem wichtig – ich finde kein anderes Wort dafür. Ich meine, Nehmen und Geben gehören zusammen, also nicht nur Kunst konsumieren, auch etwas zurückgeben, eigene Kräfte mit einbringen“, ist die Haltung von Anne Homann-Trieps. Ka. Foto: Jens Schwarck

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LIFESTYLE

Vive la Franse! Bohemian Style, kurz Boho, ist angesagt. Das A und O sind Fransen…

Sonnengelber Kaschmirpullover mit Fransensaum, Kapuze und ZickzackMuster, von Minnie Rose, 329 Euro**

Camelfarbener Kaschmirschal mit orangefarbenen Lederfransen, von B|Private, 859 Euro****

*gesehen bei www.net-a-porter.com **gesehen bei www.stylebop.com ***gesehen bei: www.mytheresa.com ****: gesehen bei: www.unger-fashion.com

Bequeme Schnürstiefel mit Fransenbord aus cognacfarbenem Wildleder von Minnetonka, 129 Euro**

Braune Lederhandtasche im BohoStyle von DKNY, 172 Euro*

Bunt gemusterter Wickelponcho aus Strick mit braunen Lederfransen am Saum. Etro, 2160 Euro***

Kostbare Fransen: Armband aus 18-karätigem Gold mit Diamanten von Solange AzaguryPartridge, 29 540 Euro*

Bunter Mini-Schottenrock aus Wolle mit Lederfransen. See by Chloé, 399 Euro***

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RUBRIK

Seit 25 Jahren arbeiten Dieter Apmann und seine Frau Olivia Althaus-Apmann Hand in Hand.

Fotos: Doris Seitz

APMANN & APMANN Ein Ort der Inspiration, der Schönheit, des Stils, der Ideen, der Individualität, der menschlichen Begegnung und des Lebens ist Apmann’s Design im Landhaus in Thandorf, das im Augenblick gleich zwei Jubiläen feiert: Dieter Apmann ist seit 45 Jahren Kürschnermeister, und seit 25 Jahren stehen Apmann & Apmann für ein gemeinsames Design. Seit sechs Jahren befindet sich „Apmann’s Design“ in einem wunderschön restaurierten Landhaus aus dem Jahr 1880 mit einem großzügigen Garten in Thandorf. Entwurf, Design und Teilproduktion mit einem engagierten Team zeichnen die gemeinsame Arbeit des Ehepaares aus, das mit dieser Konzeption „einmalig in Deutschland ist“, wie Olivia AlthausApmann sagt. Gefunden haben sich die beiden zunächst auf beruflicher Ebene. Die Designerin ging 1980 sozusagen bei ihrem späteren Mann in die Lehre. Drei Jahre lang hat sie bei ihm eine Ausbildung zur Kürschnerin gemacht und anschließend Textil- und Bekleidungstechnik sowie Design studiert. In dieser Zeit haben sich Olivia Althaus und Dieter Apmann aber nie aus den Augen verloren. 1986 fanden sie beruflich erneut zusammen, drei Jahre später auch privat als Apmann& Apmann.

In edles Leder gehüllt. Die neuen Capes aus Soft-Velour. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011

Die Kunden kommen gerne zu ihnen in dieses ländliche Idyll mit dem großzügigen Atelier, in dem Ruhe und Gelassenheit herrscht und in dem der Kunde ein Gast ist. Egal, ob es die Liebe

zum Naturprodukt, die Sehnsucht nach Geborgenheit oder die Freude an der Schönheit ist - alle, die es hierher führt, sind begeistert von der individuellen, außergewöhnlichen Kreativität und der perfekt sitzenden Mode in Leder, Lammfell, Pelz und Stoff. Neben der typgerechten Beratung und der individuellen Anfertigung, die Apmann’s Design im Landhaus auszeichnet, erfreuen topmodische Accessoires wie Schals, Tücher, Taschen und Schmuck sowie eine Home Kollektion mit exklusiven Wohnideen, Stoffen, Kissen und Decken das Auge und die Sinne. Apropos exklusiv: Für delüx-Leserinnen und -Leser, die bei Apmann’s Design im Landhaus im Rahmen der Jubiläums-Aktionen bis Ende Oktober Neukunden werden, gibt es eine individuelle Überraschung als Geschenk. Doris Seitz


SCHÖNHEIT

Kerstin Boldt leitet den neuen Salon „Cut Concept“ in der Marienplatz-Galerie.

Innovation und Exklusivität spielen im neuen Friseursalon „Cut Concept“ in der MarienplatzGalerie die Hauptrolle. So erleichtern zwei iPads die Kundenberatung und ein Clubkartensystem winkt mit besonderen Events und exklusiven Vorteilen. Der Haarschnitt ist perfekt. Man fühlt sich wohl und ist zufrieden. Damit das auch beim nächsten Friseurbesuch so ist, geht man im neuen Salon „Cut Concept“ in der Marienplatz-Galerie jetzt innovative Wege. Wie der Name schon ahnen lässt, schneiden die Fri-

Bei der Typberatung mit dem iPad kann Friseur Felix Peters noch individueller auf Kundenwünsche eingehen.

Frisur mit

S ystem seurinnen und Friseure nach einem einheitlichen Schnittkonzept. So kann man sich seiner Lieblingsfrisur stets gewiss sein. Wer diese noch nicht für sich gefunden hat, kann sich direkt vom Team beraten lassen. Auch hier wird Innovation großge-

schrieben.„Für die gesamte Beratung nutzen wir ein iPad“, verrät Salonleiterin Kerstin Boldt. Von Beauty-Check über Styling-Beratung bis zur fertigen Frisur – alles wird mit dem handlichen TabletPC dokumentiert. „Beim nächsten Besuch werden dann nur

noch die Daten der Kunden aufgerufen und los geht`s.“ Ob Massageliege, ein frisches Make-Up oder die exklusive Haarpflegeserie, die „Cut Concept“ als einziger Salon in Schwerin im Programm hat - das Team hat Einiges zu bieten. „Ein besonderer Vorteil ist unser elektronisches Anmeldesystem“, erzählt Kerstin Boldt. Unter www.cutconcept.com können Termine nämlich zeitsparend online vereinbart werden. „Ein weiteres Special sind unsere Clubkarten“, so die Salonleiterin. „Damit erhalten unsere Kunden bei jedem Besuch einen Rabatt, werden zu besonderen Veranstaltungen eingeladen und profitieren von unseren monatlichen Gutscheinaktionen.“

STYLING-TIPP FÜR LANGES HAAR Gerne gibt das Team auch PflegeTipps für den Alltag: Einen Tipp für langes Haar hat Friseur Felix Peters parat: „Geben Sie etwas Volumenfestiger ins Haar und fönen dann ihre Haare kopfüber. Das verleiht Stand am Ansatz und macht die Frisur voluminös. Für einen edlen Look nehmen Sie in Längen und Spitzen großzügige Partien in die Hand und stylen diese mit einem Thermostyler oder Haarglätter nach außen. Zum Schluss noch ein Hauch Haarspray darüber, mit den Fingern etwas in Form bringen und fertig ist der trendige Langhaarstyle.“ Visagistin Jaqueline Mast kümmert sich um ein frisches Make-Up der Kunden.

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Text & Fotos: Manuela Heberer

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SCHÖNHEIT

Medizin trifft Kosmetik Schöne Haut durch Kaltlaser und Hyaluronsäure Was tut Frau nicht alles für eine strahlende, jugendlich anmutende, schöne Haut? Neben der Anwendung von diversen Cremes, Seren und Lotionen sowie dem Besuch eines Kosmetik-Studios lässt sich so manche Dame sogar zu einer Schönheits-OP hinreißen. Ulrike Rambow, Inhaberin des Beautytempel in Parchim, vertritt ein Konzept, dass auf ganzheitlichen Behandlungsmethoden basiert. Keine Schönheit ohne Gesundheit ist ihre Devise. „Denn schöne Haut hat viele Feinde. Dazu gehören zum Beispiel das voranschreitende Alter, starkes UV-Licht oder stoffwechselbedingte Schäden. Positiv auf die Haut wirken sich hingegen eine gesunde Lebensweise aus, ausreichende Flüssigkeitsaufnahme, regelmäßiger Ausdauersport, gut abgestimmte Nährstoffkombinationen sowie die richtige Pflege und Behandlung der Hautoberfläche und der tieferen Strukturen“, erklärt sie. Doch die Erwartungen mancher Kundinnen an den Behandlungserfolg sind groß. Sie wünschen sich möglichst von heute auf morgen eine sichtliche Verbesserung der Hautoberfläche und straffe Gesichtskonturen. „Mit einfacher pflegender und dekorativer Kosmetik lassen sich solche Effekte allerdings nicht erzielen“, meint die erfahrene Kosmetikerin. Wohlwissend, dass diese nur für den Augenblick gemacht ist, wendet Ulrike Rambow bei ihren Kundinnen vor allem natürliche Wirkstoffe und hautschonende Methoden an. Sie

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setzt auf eine neuartige Behandlungskombination, die nach ihrer Ansicht allen Ansprüchen an ein risikoloses, schmerzfreies und äußerst effektives Verfahren gerecht wird: Die Kaltlaserbehandlung mit mikronisierter Hyaluronsäure, der eine Mikrodermabrasion (vorsichtiges Abtragen der oberen Hautschichten) vorangeht. Die Frage, wie diese neue Methode funktioniert, beantwortet die erfahrene Kosmetikerin kurz und einleuchtend: „Der Kaltlaser dringt fünf bis sieben Millimeter in die Haut ein. Das Laserlicht energetisiert die Haut und verbessert nachweisbar den Stoffwechsel. Es kommt zu einer Mehrproduktion von elastischen, fibrillären Fasern und die Kollagen- und Hyaluronsäure-Produktion wird angeregt. So gewinnt die Haut ihre Festigkeit, Elastizität und Straffheit zurück. Durch die Mikrodermabrasion wird die Hautoberfläche verfeinert und selbst Tränensäcke können stark gemindert werden. Unterstützend können Hyalurontabletten eingenommen werden. Eine fein abgestimmte Hyaluronunterspritzung an stärkeren Mimikzonen verhindert das Auftreten von neuen Falten.“ Mit dieser Behandlungskombination, die sie zuvor mit ihren Kundinnen individuell abstimmt, hat Ulrike Rambow bereits gute Erfahrungen gemacht: „Sie kann unter Wahrung größter Natürlichkeit und des persönlichen Ausdrucks so manches Mittelgesichtslifting effektiv ersetzen. Das ist mir wichtig.“

Foto: Archiv

Der besondere Kaltlaser, den Ulrike Rambow verwendet, ist ein medizinischer Laser, der nur von Ärzten und Heilpraktikern eingesetzt werDie Hyaluronsäure ist ein körpereigener Stoff, der im menschlichen Bindegewebe enthalten ist. Sie bewirkt die Produktion von Kollagen sowie Elastin und ist für das Wasserbindungsvermögen der Haut verantwortlich. Die Menge der Hyaluronsäure bestimmt die

den darf. Da die Kosmetikerin auch als Heilpraktikerin arbeitet, kann sie zusätzlich einige Hautprobleme behandeln. cm Elastizität der Haut und ist im Bindegewebe bei Neugeborenen am höchsten. Im Alter von ca. 40 Jahren hat sich diese Menge halbiert. Nach dem 60. Lebensjahr verbleibt nur noch ein Hyaluronsäuregehalt von rund 10 Prozent der ursprünglichen Menge.

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LEBENSART

D ieW eltistbunt Doris Günther ist Style Coach und berät ihre Kunden ganzheitlich in Sachen Frisur, Kosmetik und Mode.

Style Coach Doris Günther

Frau Günther, was ist ein Style Coach? Wir leben im Zeitalter des Individualismus. In der Mode zeigt sich das sehr deutlich. Deshalb ist das wichtigste für den Style-Coach, den individuellen Stil des Menschen zu finden. Also den optimalen Ausdruck für Frisur, MakeUp und Outfit. Durch dieses Zusammenspiel kann ich die persönliche Ausstrahlung für meinen Kunden optimal in Szene setzen. Wie soll das funktionieren? Der Beginn ist, die eigenen Vorzüge wieder zu entdecken, sie zu betonen, zu pflegen und zu bewahren. Das ist ein spannender Prozess, der aus vielen kleinen Schritten besteht. Es macht viel Spaß, manchmal auch Mühe. Aber glauben Sie mir, es lohnt sich immer. Was genau machen Sie denn? Kennen Sie den Spruch: Wie innen, so außen? Wir gehen auf gemeinsame Forschungsreise und entdecken persönliche Vorlieben, etwa bevorzugte Richtungen in der Musik, im Sport oder Beruf. Wir gehen auf den Körperbau und das individuelle Hautbild ein, erstellen gemeinsam eine Basisgarderobe und vieles mehr. Aus all diesen Bausteinen wird dann der passende Stil herausgearbeitet, also die Wirkung aus Frisur, Make-Up und abgestimmter Garderobe. Verändern Sie den Menschen, indem Sie ihn verkleiden? Aber nein. Das Maß aller Dinge ist die Persönlichkeit jedes Einzelnen. Darauf wird alles aufge46

baut. Die Grundlage ist immer, wie man selbst wahrgenommen und auf andere wirken möchte. Das mitgegebene Äußere wird einzigartig in Szene gesetzt. Hier werden keine Makel und Problemzonen gesucht, sondern eigene Schätze, die unverwechselbar machen und in der persönlichen Wirkung als Markenzeichen von anderen wahrgenommen werden. Diese Wahrnehmung ist heute entscheidend für beruflichen und privaten Erfolg. Gibt es da Unterschiede? Absolut. Der berufliche und private Style sollten sich möglichst voneinander unterscheiden. Was muss man tun, um seinen persönlichen Style zu finden? Auf jeden Fall muss man ehrlich mit sich selbst sein. Es nützt nichts, irgendwelchen Leitbildern aus der Werbung nachzueifern. Mein Tipp ist: Werden Sie sich ihrer eigenen Werte bewusst und betonen Sie diese Vorzüge. Und worauf muss man dabei achten? Stil steht immer vor Mode. Ich rate davon ab, das Kaufhaus oder sogenannte Modetrends als Gradmesser für den eigenen Ausdruck zu nutzen. Auch der eigene Kleiderschrank muss nicht sofort komplett entrümpelt werden. Im Gegenteil. Zusammen entdecken wir die persönlichen Farben und stellen interessante Farbkombinationen zusammen. Da entfalten auch vermeintlich ausgediente Kleidungsstücke oft eine erstaunliche Wirkung. Was ist das Neue an Ihrer Methode? Die Vier-Jahreszeiten-Analyse bildete lange eine gute Grundlage. Heute nutzen wir jedoch umfassendere Farbkombinationen und ganzheitliche Methoden. Die Welt ist bunter geworden.

Bei ihren Seminaren nimmt Doris Günther auch die Garderobe der Teilnehmer unter die Lupe, analysiert Farben und stellt neue Farbkombinationen zusammen.

Raffinierte Farbkombinationen Rot und Pink

Orange und Lila

Grün und Blau

Gelb und Lila

Das Gespräch führte Manuela Heberer. Fotos: Günther Haar- und Kosmetikstudio

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Liebe Leserinnen und Leser, im redaktionellen Beitrag über „blickpunkt“ in der Ausgabe 2/11 hat unsere Autorin das Geschäft in die Schweriner Schusterstraße verlegt. Wir bitten um Entschuldigung und weisen darauf hin, dass Sie die Brillenetage „blickpunkt“ weiter wie gewohnt in der Buschstraße 7 finden.

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SCHÖNHEIT

Das innere Gleichgewicht finden ...und natürliche Schönheit erwecken In seiner Apotheke in der Helenenstraße in Schwerin bietet Henning Sellmann ein umfangreiches Kosmetiksortiment. Um seine Kunden noch ausführlicher beraten zu können, eröffnete er vor zwei Jahren das Kosmetikinstitut SkinLounge im Obergeschoss des Hauses. In der SkinLounge stellt Sonja Sudbrack mit ihrem engagierten Team von Kosmetikerinnen und Therapeuten eine große Auswahl an professionellen Produkten für die individuellen Wünsche und Bedürfnisse ihrer Kunden zur Verfügung. Um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen, wählt sie die „individuell richtigen“ Behandlungen und Präparate. Dafür kommen vorher unterschiedliche Hautanalysegeräte zum Einsatz, so dass ein hohes Maß an Verträglichkeit gewährleistet werden kann. Zur Auswahl stehen neben allen Marken der Apotheke auch dermo-professionelle Kosmetik oder Naturkosmetikmarken. Zur Ergänzung und Optimierung der Hautpflege werden bei Bedarf auch homöopathische Mittel oder Nahrungsergänzungspräparate empfohlen. Alles dreht sich um Gesundheit und Schönheit der Haut - dem größten Organ des Menschen. Auch die Jahreszeit spielt hier eine Rolle und für den Herbst gibt Sonja Sudbrack zum Beispiel den Tipp, Gesicht, Hände und Körper mit Lipid-haltigen Produkten zu pflegen und zu schützen. Die Einrichtung der SkinLounge ist in harmonischen Tönen gehalten und vermittelt elegante Schlichtheit: „Das ist uns sehr wichtig“ erläutert Sonja Sudbrack“, „nichts soll davon ablenken, dass bei uns der Kunde im Mittelpunkt steht und wir uns voll und ganz auf seine Bedürfnisse konzentrieren“. In der SkinLounge gibt es alle klassischen Behandlungen eines Kosmetikin48

Herzlich Willkommen in der SkinLounge.

Fotos: studio4, graphicsquare Berlin

stitutes von der entspannenden Gesichtsbehandlung mit Hyaluron über luxuriöse Behandlungen mit Kaviar und Perlenextrakten bis hin zu Maniküre und Pediküre. Darüber hinaus werden auch Besonderheiten wie Permanent Make-up für perfekte Brauen oder Lidstrich angeboten sowie Ayurveda Ganzkörpermassagen und -behandlungen von Ayurveda Therapeutin Bärbel Kirschke. Auch wer ein Geschenk für sich oder einen lieben Menschen sucht kann in der Apotheke oder der SkinLounge fündig werden. Neben Hauptpflegeprodukten und Medikamenten gibt es zum Beispiel Seifen und Badezusätze in ausgefallenen Farben und Formen oder Leder-Accessoires. Die Geschäftsführung legt großen Wert auf regelmäßige Fortbildungen, an denen nicht nur das Team der SkinLounge teilnimmt. Auch die Mitarbeiterinnen der Apotheke besuchen z. B. Hautanalyse- und Visagistenseminare, um immer auf dem neuesten Stand zu sein. Bei monatlich wechselnden Aktionen können Interessierte das eine oder andere Angebot

In der SkinLounge – Zeit zum Wohlfühlen.

der SkinLounge kennenlernen und für sich entdecken. Im Oktober empfiehlt das Institut eine Ayurveda-Ganzkörpermassage. Die belebende und aktivierende Seidenhandschuhmassage ohne Öl wird mit Handschuhen aus

Rohseide ausgeführt. Zum Angebot gehören eine Pediküre inklusive Fußbad, Massage und French-Lackierung. Für weitere Informationen: www.skinlounge-schwerin.de Text: ack MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011


LIFESTYLE

Let´s go Retro Achtung, Nostalgie-Alarm! Die aktuelle Brillenmode präsentiert sich ganz im Zeichen vergangener Jahrzehnte. Besonders angesagt: Retrobrillen im Stil der 20er bis 70er Jahre.

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3. Gute Nachrichten für alle, die nicht so gut sehen können: Die Brille ist das Mode-Accessoire, mit dem man punkten kann. Besonders im Trend: auffällige Rahmen im Retro-Look - sogenannte Streber- oder Nerd-Brillen. Die haben besonders viel Sexappeal. Das geht sogar so weit, dass mancher zur Brille greift, obwohl er gar keine Sehschwäche hat. Stilistisch deckt der Retro-Trend sämtliche Passformen ab, die schon mal dagewesen sind: Perfekt für den Dandy-Style ist zum Beispiel die kreisrunde Hornbrille, die man in den 20er und 30er Jahren trug. Außerdem erlebt die leicht zickige Schmetterlingsbrille à la Marilyn Monroe ihr Revival. Angesagt bleiben auch große, eckige Gestelle im typischen Look der Siebziger. Wer den 80er Jahren huldigen will, kann auch gerne zur Pilotenbrille greifen. Erlaubt ist, was gefällt!

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1. Runde Brillen sorgen jetzt für Abwechslung. Dieses Modell wurde vom Stardesigner Etienne Navarre für die Marke Zen entworfen. 2. Gucci lässt es krachen und bringt Farbe ins Spiel. 3. Oh, Wunder! Die Schmetterlingsbrillen der 50er werden wieder aus der Versenkung geholt (von Ray Ban). 4. Ein echter Klassiker: Die Pilotenbrille kommt in diesem Herbst zu neuen Ehren - hier in einer Variante von Tom Ford. 5. Wurden früher belächelt und sind jetzt absolut hip: Spießer- oder sogenannte Nerdbrillen (von Rock Star Baby by Tico Torres). Britta Matzen

4.

5.

Fotos: Mister Spex, Rodenstock, Hersteller

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GESUNDHEIT

KANN MAN SICH GESUND ESSEN?

Ernährungsberaterin Simone Gladasch Foto: privat

„Deine Nahrungsmittel seien Deine Heilmittel“ – so zu lesen beim griechischen Arzt Hippokrates. Nur: Welche Nahrungsmittel sind gesund? Der probiotische Joghurt, die PowerfruchtDrinks, die Kekse mit der Extraportion Milch und die Bonbons, mit denen man gesunde Vitamine nascht? Simone Gladasch ist Ernährungsexpertin, beschäftigt sich seit rund zwanzig Jahren mit dem Thema „Essen“ und hat zwei Antworten. Die eine, wortlose, einfache steht auf dem Tisch: Ein Teller mit Obst-

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stücken. Die andere, verbale, ist etwas länger: „Gesundes Essen ist, betrachtet, wissenschaftlich quatsch. Da wird klar definiert: Es gibt ausgewogenes, vollwertiges, leistungsförderndes und gesundheitsförderndes Essen. Es ist aber auch Tatsache, dass unausgewogene Ernährung über lange Zeit krank machen kann.“ Informationen der Deutschen Krebsgesellschaft besagen, dass ein Drittel aller Krebsfälle auch auf falsche Ernährung zurückzuführen ist. Wenn sie die emp- fohlenen Ernährungsweisen berücksichtigten, würden in Deutschland rund Einhunderttausend Menschen weniger an Krebs erkranken – so die Deutsche Krebsgesellschaft. Was sind denn die „empfohlenen Ernährungsweisen“? „Bestimmt nicht die zahlreichen Diäten, die fast jede Woche in irgendeiner Zeitschrift auftauchen“, sagt Simone Gladasch. Die Fachfrau plädiert für Prophylaxe, für langfristige Ernährungsbildung und -erziehung. „Gesund ernährte Kinder werden sich gesund ernährende Erwachsene. Der Umgang mit unserem Körper – und die Ernäh-

Illustration: Harald Larisch

Ein Modethema, das nie out ist

rung ist ja nur ein Teil davon – sollte in der Schule zu einem fächerübergreifenden Thema werden. Dass Kinder Spaß haben am Umgang mit Lebensmitteln, am Kochen, das erleben wir immer wieder bei den Projekten, die wir mit Kindern machen.“ Unsere Zeit ist schnelllebig und eine Folge davon ist, dass wir schnell, nebenbei essen – und dabei gar nicht mehr merken, was wir gegessen haben. Der französische Sterne-Koch Paul Bocuse beklagt: „Die Menschen haben das Essen verlernt, sie können nur noch schlucken.“ Das Ergebnis: Krank machendes Übergewicht. Dank diverser Koch- und Ratgebersendungen auf fast allen Fernsehkanälen weiß eigentlich jeder, wie

es funktioniert mit der ausgewogenen Ernährung: Viel Obst und Gemüse, eher Fisch statt Fleisch, wenig Zucker, wenig Fett. Meist ist der Kopf ja auch willig – nur der Bauch wird schwach bei Currywurst und Pommes. Damit nicht auch noch die Bauchspeicheldrüse – oder andere Organe – schwach werden, sollte man sich, wenn es nötig ist, in punkto Ernährung Rat und Hilfe holen beim Hausarzt, seiner Krankenkasse oder der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. Essen und Trinken sollen gut sein und Spaß machen, und so kann man die Feststellung des englischen Politikers Winston Churchills „Man soll dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen“, nur bestätigen. Ka.

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KUNST

Kunsttrip

aufs Land:

Techentin

„Das gelbe Haus“ dient als Galerie und Verkaufsraum.

Einmal pro Jahr lässt sie ihren Liebsten von weither kommen, widmet sich ihm intensiv, knetet ihn mit den Füßen, dann hat sie genug von ihm für die nächsten zwölf Monate. Bevor wir weiter in Versuchung geraten, Charlotte Roche zu guttenbergisieren und einen falschen Klang in unseren Kunsttrip zu bringen, erzählen wir lieber vom Ton, der das Leben von Ute Dreist bestimmt: Facharbeiterlehre in der Rheinsberger Steingutfabrik, Fachausbildung in Potsdam, 1985 Gesellenbrief als Töpferin und anschließend Meisterausbildung in Neubrandenburg. Bei Wochenendfahrten in ihren Heimatort Crivitz kam sie zwischen Goldberg und Techentin immer wieder an einem seit Jahren ungenutzten Gehöft vorbei. Der 1898 errichtete Bauernhof verlockte sie vor allem wegen einer Trafostation direkt am Grundstück. Diese könnte den Starkstrom lie52

fern, den die Keramikerin für den Brennofen benötigte. Eines Tages stand das Anwesen zum Verkauf ausgeschrieben, und so konnte sich Ute Dreist vor genau 25 Jahren ihren Traum erfüllen. Anachronismus als Geschäftsgrundlage 1988 wurde die Werkstatt eröffnet und florierte von Beginn an, denn die staatlich organisierte Mangelwirtschaft machte handgefertigte Keramik zu einem äußerst begehrten Artikel – auch als Mitbringsel anlässlich einer Reise gen Westen. Ab Ende 1989 gab es dann einen geschäftlichen Einbruch, denn nun waren andere Gebrauchsartikel wichtiger. Doch blieb Ute Dreist ihrem Prinzip der Selbstvermarktung treu und besucht mittlerweile zehn bis zwölf ausgewählte Töpfermärkte pro Jahr, überwiegend regionale Veranstaltungen in MV. Dort hat die Keramikerin ihr Stammpublikum gefunden.

Traditionelle koreanische Teeschale aus der aktuellen Ausstellung.

Trinkbecher in Holzbrand, bedruckt und gesalzen.

Foto:privat

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KUNST

Hohe Kunstfertigkeit macht diese Flaschen zu begehrten Wohnaccessoires.

Schon bald verlor der Stromanschluss seinen Reiz, denn 1990 stellte Ute Dreist auf Holzbrand um: Sechsmal pro Jahr beheizt sie ihren Ofen mit jeweils vier Raummetern Holz, eigenhändig zerkleinert – eine ebenso anachronistische Arbeitsweise wie die eigene Tonaufbereitung, deren Grundmaterial sie aus Sachsen bezieht, denn holzfeuerfesten Ton gibt es in Mecklenburg nicht. Der Ton wird auf Folien im Garten ausgelegt, eingeweicht, gesiebt, mit Füßen geknetet, und nach einer Woche Arbeit daran ist der Vorrat für ein ganzes Jahr geschaffen. Jedes Stück ist ein Individuum In ihrem Galerie- und Verkaufsraum „Das gelbe Haus“ offenbart sich Ute Dreists Philosophie: „Industrieware hat kein Leben mehr, bei mir ist jedes Stück ein Individuum.“ Jede Tasse, jede Kanne, jeder Topf ist für sie eine neue Herausforderung, Qualität kann nur durch künstlerische Intuition geschaffen werden. Eine weitere Maxime der Techentinerin lautet: „Nur wenn man etwas oft tut, wird es gut.“ Und so sitzt sie Tag für Tag in ihrer Werkstatt, reflektiert über ihre Arbeit und weiß, wie schnell infolge mangelnder Konzentration oder durch fehlerhafte Bemalung ein ProMECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011

Foto: André van Uehm (3)

dukt zur Ausschussware wird. Ton ist für die Künstlerin etwas Weiches und die Metamorphose zum Glatten. Davon zeugen hohe Bodenvasen, die man als äußerst dekorative Skulpturen wahrnimmt. Korea bis Jahresende zu Gast Internationale Würdigung fand Ute Dreist auch in Südkorea, wohin sie in diesem Frühjahr nun schon zum fünften Male anlässlich des Teetassen-Festivals eingeladen war. Ausgewählte Delegationen aus rund 25 Nationen repräsentieren dort ihre Fertigkeiten und erregen als „Studiotöpfer“ mit ihrer individuellen Gestaltung Aufsehen bei den Koreanern, die seit 900 Jahren ihre Teeschalen unverändert produzieren. Wie unterschiedlich diese dennoch ausfallen, zeigt Ute Dreist anhand von 50 traditionellen und zeitgenössischen Trinkgefäßen, ergänzt durch Fotos von Teezeremonien und uralten Brennöfen. Die Ausstellung ist noch bis Jahresende nach telefonischer Anmeldung zu betrachten. Peter Bramböck Ute Dreist beim Drehen der großen Flaschen. Foto: privat

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Foto: Rainer Cordes

Jenny Kavelmann ist eine Botschafterin der besonderen Art. Auf 264 Quadratmetern gibt sie ihren jüngeren Betrachtern unübersehbar eine klare Ansage mit auf dem Weg. „Mach Karriere in MV!“ Will heißen: Nutze Deine Chancen im eigenen Land. Bei klirrender Kälte und strahlend blauem Himmel wurde am 1. Dezember das neue Großflächenplakat der Fachkräftekampagne „Durchstarten in MV - Dein Land, deine Chance“ enthüllt. Die gebürtige Greifswalderin wird bis Mai 2011 gegenüber dem Schweriner Schloss für Zukunftschancen in MV werben. Symbolisch hält die 20-Jährige den Anschluss zur Offshore-Zukunftstechnologie in der Hand. Die Basis dafür ist ihre exzellente Ausbildung. Jenny Kavelmann hatte sich vor zwei 54

Jahren bei der Schweriner IT Firma Trebing & Himstedt als Azubi zur Mediengestalterin beworben und absolviert dort sowie an der Hochschule Wismar ein duales Studium der Multimediatechnik. Die Ausbildung ist anspruchsvoll und bietet beste Berufsperspektiven. Die junge Frau ist eines der „Gesichter“ der seit einem Jahr laufenden Fachkräftekampagne. „Ich habe mich schon fast daran gewöhnt, erkannt zu werden“, sagte sie und hofft nun, dass ihre Botschaft bei den künftigen Schulabgängern gut ankommt. Nachahmung erwünscht. Die gemeinsame Plakataktion mit dem Landesmarketing MV (MV tut gut) ist Bestandteil der vom Wirtschaftsministerium und den Industrie- und Handelskammern

getragenen Fachkräftekampagne „Durchstarten in MV - Dein Land, deine Chance“, die aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) finanziert wird. Mit der Initiative sollen Ausbildungsstrukturen bekannter gemacht, junge Menschen für eine Ausbildung im Land begeistert und Unternehmen für eine offensive Nachwuchsarbeit motiviert werden. „Wir wollen die Mädchen und Jungen in MV erreichen, die gern im eigenen Land eine Ausbildung beginnen und in ihr Berufsleben starten wollen“, sagte Wirtschaftsminister Jürgen Seidel. „Die Voraussetzungen dazu sind ideal und heute wesentlich besser als in der Vergangenheit.“ Alle Infos unter www.durchstarten-in-mv.de MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011


TREFFPUNKT

Das KONTOR „Im Oktober wird gedruckt was das Zeug hält“ Kontore hatten in der Hansezeit ihre Blüte, Häuser, die sich für kaufmännische Obliegenheiten eigneten, für die Lagerung von Waren und für die Abwicklung von Geschäften. Der altmodische Begriff ist wieder im Gebrauch. Mit dem Renaissancehaus aus dem 16. Jahrhundert in der Puschkinstraße in der Altstadt von Schwerin trägt ein würdiges Haus diesen würdigen Namen. Das KONTOR, Erlebnis- und Kaufhaus der Kunst, geht ins vierte Jahr seines Bestehens und ist schon nicht mehr wegzudenken aus dem öffentlichen Leben. Im Oktober wird hier gedruckt „was das Zeug hält“, dann öffnet das KONTOR sein Haus für das ERSTE SCHWERINER GRAFIKFESTIVAL DRUCKSTOCK. Das Erste Schweriner Grafikfestival Druckstock ist ein Gemeinschaftunternehmen mit der Frauke Lietz-Initiative „Die Kunst, von der Kunst zu leben“. Künstlerinnen und Künstler aus Mecklenburg und Vorpommern werden vier Wochen lang im Oktober in allen Räumen im KONTOR ihre Arbeiten ausstellen. Radierungen, Holzschnitte, Leporellos, Bücher; jedwede Druckware, die man sich denken kann. Während der Ausstellungszeit gibt es ein Programm mit unterschiedlichen Aktionen, für Stammpublikum und für Laufkundschaft. Erste Aktion: Aus dem Kreis der Aussteller werden sieben Künstler gewählt, die vor Ort und vor den Augen aller, die sich für den Vorgang interessieren, eine Art Zeitschrift erstellen. Erste Dokumentation des Ersten Festivals, Fortsetzung folgt, alle zwei Jahre, im Turnus des Festivals. Für die zweite Aktion im Oktobermonat wird das KONTOR ganz und gar ausgeräumt und in eine Druckwerkstatt verwandelt. Das Zauberwort heißt ANLASSKARTEN. Willkommen sind alle, die den Wunsch haben, zu einem Anlass, zum Geburtstag, zur Hochzeit, zur Sommersonnenwende oder zur MondscheinparMECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011

ty, zusammen mit den KONTORKünstlern ihre Karte zu drucken. Coco Radsack, Gründungsmutter des Hauses, die Kontoristin, stellt sich ein buntes Menschengewimmel vor- von der Großmutter bis zum Ranzenträger, Alt und Jung, Touristen und Schweriner das sich um die Druckstöcke drängelt, um durch Mitmachen und Zuhören zu erfahren, wie Kunst entsteht. Der dritte und eigentliche Höhepunkt des Grafikfestivals ist das Abschiedsfest mit Konzert und Tanz am 29. Oktober, im Kalender als Tag der Zeitgenössischen Kunst vermerkt und außerdem das Traditionsdatum für die Schweriner Kunst- und Kulturnacht. Das KONTOR wird in dieser Nacht ganz bestimmt eine heiße Adresse sein.

Wichtig zu wissen, dass das KONTOR nicht nur im Oktober, sondern in allen Monaten des Jahres mit seiner Arbeit eine Frage in den Raum stellt: Welche Rolle spielt die Kunst in unserer Gesellschaft? Künstler ist eine ungeschützte Berufsbezeichnung. Entsprechend groß ist die Gefahr des inflationären Umgangs mit Kunst. In ihrer Entwicklung zur Breitenbewegung kann sie verloren gehen, der Künstler allein bleiben. Es muss aber einen Ort geben, wo man Kunst mit Können, solidem Handwerk, Kreativität und Phantasie übersetzt. Das KONTOR ist ein solcher Ort, ein Raum für Kunst und Künstler, ein offenes Haus, wo jedermann den Wert der Ware Kunst hinterfragen kann. Astrid Kloock

Plakat: Entwurf Barbara Wetzel.

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TREFFPUNKT

Zum ersten, zum Zweiten und... zum Dritten! Wer das Auktionshaus am traditionsreichen Schweriner Markt betritt, wird vom weichen Licht alter Leuchten und vom Schein glänzenden Silbers begrüßt. Über drei Etagen findet man eine große Auswahl an Kunstgegenständen und Sammelobjekten aus den Bereichen Gemälde und Grafik, Möbel, Glas, Porzellan sowie eine Vielzahl an Schmuckobjekten aus verschiedenen Epochen. Ob Münzen oder altes Spielzeug, ob Briefmarken oder Fingerhüte – jeder hat hier die Möglichkeit, seiner Sammelleidenschaft zu frönen oder aber ein Geschenk zu erwerben.

In dieses Haus am Schweriner Altstädtischen Markt lädt das Auktionshaus zu sechs Versteigerungen jährlich ein. Fotos: Auktionshaus Schwerin

Sechs Mal im Jahr finden hier Versteigerungen statt, zu denen jeweils rund 1.200 Objekte ausgerufen werden. So auch bei der Herbstauktion am 25. September, bei der 1000 interessante Objekte aus verschiedenen historischen Epochen unter den Hammer kamen. Eines der Highlights der 124. Auktion war ein Konvolut von Tagebüchern eines Mecklenburger Matrosen, der im 19. Jahrhundert im Dienst der Kaiserlichen Marine den Orient befuhr und am Chinesischen Boxeraufstand um 1900 teilnahm. Neben Gemälden alter Meister kamen auch Arbeiten bekannter Mecklenburger Maler zum Ausruf. Wer hingegen bereits auf der Suche nach einem besonderen Weihnachtsgeschenk war, konnte bei besonders schönen und alten Schmuckstücken und Uhren zuschlagen. Es gibt wohl kaum eine Versteigerung, bei der nicht jeder Liebhaber alter und schöner Dinge etwas passendes findet – ob bei antiquarischen Büchern, Münzen, Briefmarken, Möbeln und Teppichen oder der Vielzahl von Objekten aus Porzellan, Glas und Silber.

In den Ausstellungsräumen auf drei Etagen ist von Kitsch bis Kunst für jeden etwas zu finden.

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Das Auktionshaus Schwerin versteht sich als Mittler zwischen Käufer und Verkäufer. Es bearbei-

Das Motiv dieses Gemäldes ist jedem Schweriner bekannt. Es wird mit dem historischen Rahmen angeboten.

tet Nachlässe und Sammlungsauflösungen aber auch Einzeleinlieferungen. Dabei stehen die sachkundigen Mitarbeiter des Hauses ihren Kunden gerne mit Rat und Tat zur Seite. Zum Service gehört auch die kostenfreie, unverbindliche Schätzung privater Kunstgegenstände. Das Internetzeitalter macht es möglich, dass man an Auktionen auch online teilnehmen kann. Auf der Homepage des Schweriner Auktionshauses findet sich ein Katalog für die aktuelle Versteigerung. Wer sich für das eine oder andere Objekt interessiert, kann seine Gebote per Mouseklick abgeben. Doch am spannendsten ist es für die meisten Bieter, wenn sie live am Auktionsgeschehen teilnehmen können. Und deshalb schauen sie immer wieder gerne im Schweriner Auktionshaus vorbei, wenn es heißt: Zum ersten, zum Zweiten und zum Dritten! me

www.auktionshaus-schwerin.de MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011


CHARITY

Erfolgreiche Sommeraktivitäten 2011 –

KIWANIS Club zu Schwerin schwer in Form „KIWANIS – Club zu Schwerin veranstaltet Musikabend für einen guten Zweck“, hieß es in diesem Sommer gleich zweimal. Auf das Ergebnis der Veranstaltungen dürfen die Clubmitglieder stolz sein. Hofmusik im besten Haus Seit einigen Jahren werden die musikalischen Abende des KIWANIS – Clubs im Innenhof des Schleswig-Holstein-Hauses der Stadt Schwerin durchgeführt. Der Hof bietet dreihundert Gästen Platz und ist von altem Fachwerkgemäuer umfasst – eine Atmosphäre, die Gäste und Veranstalter besonders schätzen. Mitte Juni spielte die Schweriner KlezmerBand KAPUSTA zur ersten Benefiz-Veranstaltung auf. Acht Musikanten, darunter eine Dame, die sich seit einigen Jahren der osteuropäischen Klezmermusik widmen, ließen mit ihren temperamentvollen Klängen an diesem Sommerabend niemanden auf den Plätzen verweilen.

Hungernde Kinder Den Erlös dieser Veranstaltung stellte KIWANIS der Schweriner Kindertafel zur Verfügung. Die Kinderarmut, die sich in der Landeshauptstadt ballt, führt die bundesweite Rangliste der Kinder unter 15 Jahren an, deren Familien von Harz IV leben. Die meisten Clubmitglieder hatten den Film über „Die hungernden Kinder von Schwerin“ gesehen und so die Entscheidung aktiv mitgetragen, die Akteure an der Front gegen die Kinderarmut finanziell zu unterstützen. Enttäuschung Enttäuscht zeigten sich die Clubmitglieder darüber, dass die Oberbürgermeisterin der Stadt Schwerin, die sie zu der Veranstaltung eingeladen hatten, weder erschienen war, noch abgesagt oder einen Vertreter geschickt hatte. So hatten die Die KIWANIS-Mitglieder leider das Gefühl, das ihr soziales Engagement nicht wahrgenommen wird.

Weit über hundert Freunde und Gäste des Serviceclubs fanden sich an einem der wenigen regenfreien Abende ein. Das kulturelle Angebot in der Stadt und dem nahen Umfeld war sehr groß. Theaterpremiere und ein weltbekannter Geiger standen sich konkurrierend gegenüber, was beim Kartenverkauf zu spüren war.

Die Organisation 1915 in Detroit gegründet, existiert KIWANIS fast hundert Jahre. Seitdem leistet sie als eine der drei größten Servicecluborganisationen weltweit überall dort Hilfe, wo staatliche oder andere Organisationen nicht, nicht ausreichend oder nicht schnell genug eingreifen können.

Mutter-Kind-Wohnheim Unter den Gästen weilte die Vertreterin der AWO, denn der Abend diente der finanziellen Unterstützung minderjähriger Alleinerziehender mit Kind. Die AWO richtete für diese jungen Menschen ein Haus im Zentrum der Stadt mit sechs kleinen Wohnungen ein. Mit viertausend Euro unterstützt KIWANIS die Ausstattung eines Gemeinschaftsraumes in diesem Gebäude. Im August wurde das Haus dann offiziell übergeben.

Der KIWANIS-Club zu Schwerin besteht erst seit September 2006. Er hat 20 ehrenamtliche Mitglieder, die fast alle Selbständige und Freiberufler sind. Ihre gemeinnützigen Aktivitäten konzentrieren sich nur auf Kinder und deren Familien in der Landeshauptstadt und der näheren Umgebung. Allein im Jahr 2010 wurden über 9.000 Euro aus gemeinnützigen Eigenaktivitäten für bedürftige Kinder an betreuende Institutionen übergeben. Text & Fotos: E. Schott

Die Kubaner Getreu des Namens KIWANIS, der aus dem Indianischen kommt und frei übersetzt soviel bedeutet wie: Wir haben Freude daran aktiv zu sein, gab es dann Ende August im Schleswig-Holstein-Haus eine weitere karitative Abendveranstaltung. Für fast 250 Freunde der kubanischen Musik war dies ein erneuter musikalischer Ohrenschmaus. Zum dritten Mal in Folge sorgte das SaocoTrio aus Havanna bei schönstem Wetter vier Stunden lang mit ihren heißen Rhythmen für karibische Atmosphäre. Und auch das Wetter meinte es wieder gut mit den Veranstaltern. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011

Bilder von oben: Im Beisein von Staatssekretär Nikolaus Voss aus dem Sozialministerium M-V (r.) übergaben Clubpräsident Peter Schmidt (2.v.l.) und Bernd Vorberg die Spende an Axel Mielke (l.) von der AWO Soziale Dienste gGmbH. Viele Gäste und gute Stimmung beim Kubanischen Abend. Aus dem Erlös des Abends ging unmittelbar eine Spende an die Kindertafel Schwerin. Saoco animierte zum Mitmachen.

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REGIONALMARKETING

Schloss Wendorf: Warum wir Mitglied im Regionalmarketingverein Mecklenburg Schwerin sind

Johannes Butz ist der neue Direktor im Schlosshotel Wendorf.

Wie es der Regionalmarketingverein schon sagt: „Das Genussgeheimnis ist einfach:Weite Wälder und Wiesen, klare Seen und die zahlreichen Highlights, die Mecklenburg-Schwerin zu bieten hat, wie z. B. die vielen Gutshäuser und Schlösser, die von adligen Zeiten in Mecklenburg zeugen, machen es lohnenswert, sich hier

anzusiedeln, wohl zu fühlen oder Urlaub zu machen. Es gibt jeden Tag mindestens einen Grund, sich hier umzusehen.“ Der Regionalmarketingverein Mecklenburg-Schwerin möchte Schätze der Region über die Landesgrenzen hinaus bekannt machen und damit die Region Besuchern und Investoren näher bringen.

Auch wir möchten, dass sich in der Region etwas tut, und genau deshalb, möchten wir den Verein unterstützen und mit unserer Mitgliedschaft stärken. Die Imagepflege, die der Verein auf internationalen Messen und Veranstaltungen für unsere Region betreibt, ist für jedes einzelne Unternehmen von Vorteil, denn der Bekanntheitsgrad der Region und der Mitgliedsunternehmen wird gesteigert. Ein Schwerpunkt im Marketing und im operativen Tagesablauf des Schlosshotel Wendorf ist allem voran die Regionalität. Nicht nur in der Küche des Restaurants „Cheval Blanc“ ein heißes Thema, sondern auch in Sachen Dienstleistungen und Kooperationen hat sie höchste Priorität. Bei uns stehen z. B. der Einkauf regionaler Produkte und Dienstleistungen im Vordergrund. Mit dem Gedanken, die mecklenburgische Region zu fördern, entscheiden wir uns ausschließlich für mittelständische Betriebe aus der Region. Es liegt uns am Herzen, die Gelder, die in unsere Region einflie-

ßen auch hier zu behalten. Im Regionalmarketingverein sehen wir einen kompetenten Ansprechpartner, wenn wir Fragen haben oder auf der Suche nach passenden Produkten sind. Auch das Forum, sowie diverse Veranstaltungen, wie z. B. die Wirtschaftstreffen, bei denen sich die Mitglieder untereinander kennen lernen können und Kontakte geknüpft werden, sind ein großer Vorteil für jeden Einzelnen von uns. Gemeinsame Ideen für die Region Mecklenburg-Schwerin sind gefragt. Im Verein findet man Mitgliedschaften aus allen Bereichen des Lebens, ob Spitzenhotelier, Banker oder Landwirt. Und natürlich ist es ein Geben und ein Nehmen, denn jeder erhofft sich auch seinen persönlichen Nutzen aus einer Gemeinschaft wie dieser. Aber der Punkt ist: Gemeinsam ist man einfach stärker und man kann viel mehr bewegen, für die Region und auch für jeden Einzelnen von uns. Johannes Butz Foto: Christine Mevius

Mit allen Sinnen genießen und neue Ideen entwickeln Mitglieder des Regionalmarketingvereins feierten ihr erstes Sommerfest Zum ersten Sommerfest für alle Mitglieder hatten der Regionalmarketing Mecklenburg-Schwerin e. V. und der Verein „ländlichfein“ am 24. August 2011 nach Boltenhagen ins Seehotel Großherzog von Mecklenburg eingeladen. Sommerliche Temperaturen, ein angenehmes Ambiente, gute Unterhaltung und interessante Gespräche sorgten bei allen Beteiligten für eine hervorragende Stimmung. Kulinarisch verwöhnt wurden die Gäste mit einem ländlichfeinen Grillbuffet und für musikalische Genüsse sorgte die Kreismusikschule Nordwestmecklenburg. 58

Für die Unternehmer war es ein gelungener Abend mit einem facettenreichen Angebot. „Die Mitglieder haben sich von dieser tollen Atmosphäre leiten lassen, so dass während des Festes wieder gute Gespräche geführt und neue Kontakte geknüpft werden konnten. Im nächsten Jahr wollen wir unser Sommerfest gerne wieder in Boltenhagen durchführen“, so Nadine Hintze, Geschäftsführerin des Regionalmarketingvereins. Auch Wolfgang Schröder, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin e.V., lobte das gelungene Fest: „Es war eine lockeMECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011


REGIONALMARKETING

Impressionen vom ersten Sommerfest

re, gesellige Runde, die zu guten Gesprächen einlud. Die Zusammenarbeit mit der Initiative „ländlichfein“ gab einen bemerkenswerten Einblick in die Möglichkeiten regionaler Produzenten und Verbraucher. Dies ist ein guter Ansatz für

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regionales Marketing, der auch im Regionalmarketingverein stärker unterstützt werden sollte. Das Seehotel „Großherzog von Mecklenburg“ bot einen überaus würdigen Rahmen für das Sommerfest. Hoteldirektor Christian Schmidt vermit-

telte überzeugend die Philosophie seines Hauses - eine gehobene Gastronomie, die sich ganz der Regionalität verschrieben hat. Man kann ihm und seinem Team nur die besten Noten für den Abend ausstellen. Weiter so!“

Axel Krybus, Geschäftsführender Gesellschafter der GUMMIFABRIK LUBECA GmbH & Co. Mecklenburg KG, war von dem Fest ebenfalls angenehm überrascht:„Es war einfach schön - auch wenn ich wirklich wertvolle Kontakte an die-

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REGIONALMARKETING

Kontakt Regionalmarketing Mecklenburg-Schwerin e. V

Graf-Schack-Allee 10/10a 19053 Schwerin Telefon: 0385 - 7788720 Telefax: 0385 - 7788723 Mobil: 0171-2053526 regionalmarketing@t-online.de www.meck-sn.de

sem Abend nicht knüpfen konnte. Vielleicht aber das nächste Mal. Das Ambiente war sehr angenehm und das Buffet sowie die Qualität der Speisen etwas Besonderes. Begeistert hat mich ebenso die Musik. Über eine Fortführung des Festes würde ich mich freuen. Ziel sollte es sein, in gemütlicher Atmosphäre noch mehr Unternehmer anzuregen, neue Kontakte zu knüpfen und sich auszutauschen.“ Doch nicht nur bei solchen oder ähnlichen Veranstaltungen können die Mitglieder des Regionalmarketingvereins Kontakte knüpfen und schauen, wer geschäftlich zu ihnen passt. Synergieeffekte werden auch in den einzelnen Arbeitskreisen sowie bei den Wirtschaftstreffen erlangt, bei der gemeinsamen Entwicklung neuer Ideen und Projekte. Zwei Vereine, ein Gedanke Der Regionalmarketingverein verfolgt das Ziel, die Region Mecklenburg-Schwerin weiter zu entwickeln und ihr ein unverwechselbares Gesicht zu verlei60

hen. Er bietet Unternehmern, Investoren, verschiedenen Branchenakteuren und Interessierten nicht nur eine hervorragende Plattform, sondern die Mitglieder können auf ein umfangreiches Servicepaket zurückgreifen, das auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Zu den zentralen Aufgaben des Vereins zählen die Förderung und Unterstützung von Unternehmen, die Suche und Pflege von Kontakten im In- und Ausland, die Teilnahme an branchenspezifischen Veranstaltungen und deren Durchführung sowie das Standortmarketing.Von besonders engagierten Unternehmern, den Kommunen und Verbänden ins Leben gerufen, zählt der Verein derzeit rund 130 Mitglieder, die sich für ein positives Image der Region engagieren. Ziel ist es, noch mehr Unternehmer aus dem verarbeitenden Gewerbe und der Industrie in den Verein zu integrieren, um den Fokus der gemeinsamen Arbeit verstärkt auf die Unterstützung der Wirtschaft in der Region zu richten.

In ähnlicher Weise engagieren sich auch die Mitglieder des Vereins „ländlichfein“. Darin haben sich Gastronomen, Produzenten, Lebensmittel-Handwerker, Köche und Dienstleister zusammengeschlossen, die sich dem ursprünglichen regionalen Genuss genauso verschrieben haben, wie der Erzeugung und Verarbeitung von hochwertigen, ökologischen Lebensmitteln aus der Region. Die Bewahrung der natürlichen Ressourcen und das Engagement für die Region ist ihnen ein wichtiges Anliegen. „ländlichfein“ unterstreicht die Bedeutung Mecklenburg-Vorpommerns als Genussland, in dem Ehrlichkeit und Transparenz über Herkunft und Qualität der eingesetzten Produkte eine wichtige Rolle spielen. cm Fotos: Regionalmarketing

Termine für Vereinsmitglieder 26. Oktober 2011, 18 bis 21 Uhr Wirtschaftstreff Ort: Dr. Oetker Wittenburg 8. Dezember 2011, 17 bis 21 Uhr Mitgliederversammlung Regionalmarketing Mecklenburg-Schwerin e.V. Ort: Schloss Basthorst

Neue Vereinsmitglieder HNP Mikrosysteme GmbH, Parchim Schlosshotel Wendorf Grasshoff Ihle v. Wrangell Rechtsanwälte, Schwerin

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Wissenschaft mit Unternehmergeist Beim jährlich stattfindenden Ideencamp sind der studentischen Kreativität keine Grenzen gesetzt.

Die Hochschule Wismar will nicht nur Ingenieure, Wirtschaftswissenschaftler und Gestalter, sondern auch Führungskräfte und Unternehmer ausbilden. Dafür wurde vor Kurzem das Robert-Schmidt-Institut gegründet, mit dem die Verbindung zwischen Wirtschaft und Forschung zielgerichtet gefördert werden soll. Als der Ingenieur Robert Schmidt im Jahr 1908 die „Ingenieur Akademie Wismar“ gründete, aus der später die Hochschule hervorging, spielte der unternehmerische Gedanke eine wichtige Rolle. So setzte Schmidt auf enge strategische Kooperationen zwischen Wirtschaft und Lehrbetrieb und förderte die interdiszi-plinäre Vernetzung der verschiedenen Fakultäten. Für das Institut, das sich die Entwicklung von Karriere und Unternehmergeist der Studierenden auf die Fahnen geschrieben hat, hätte die Hochschule Wismar nun kaum einen passenderen Namen als den ihres Gründers finden können. Denn die Ziele von damals haben nicht an Aktualität verloren. „Wir wollen unsere Studierenden solide auf das Leben in dieser von schnellem Wandel und Globalisierung geprägten Welt vorbereiten“, bringt es Hochschulrektor und Institutsleiter Prof. Dr. Norbert Grünwald auf den Punkt. Um die Aktivitäten besser bündeln zu können, haben sich die Mitarbeiter aus den Bereichen Gründungs- und Karriereservice, WirtMECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011

schaftstransfer und internationale Bildungsund Wirtschaftskooperationen unter dem Dach des Robert-Schmidt-Instituts (RSI) zusammengeschlossen. Hier wird nun an vielen Projekten und Angeboten zur Kompetenzentwicklung angehender Fach- und Führungskräfte gefeilt. Eines dieser Projekte sind die studentischen Forschungs- und Entwicklungsteams, die innovative Ideen regionaler Unternehmen

Christian Pursch alias Teml sprayt zur Eröffnung des neuen Instituts das Konterfei von Hochschulgründer Robert Schmidt auf eine Leinwand.

Fotos: Hochschule Wismar

bearbeiten und weiterentwickeln. „Viele Unternehmen suchen derzeit händeringend nach Fach- und Führungskräften“, berichtet die Wirtschaftstransferbeauftragte Christin Balz. Gerade deshalb seien die Firmen momentan an solchen Kooperationen sehr interessiert. Die Studierenden können derweil vom direkten Kontakt zur Wirtschaft profitieren und ganz nebenbei ihre sozialen Kompetenzen weiterentwickeln, die in der Wirtschaft heute mehr denn je gefragt sind. Um diese so genannten Soft Skills geht es auch im alljährlich stattfindenden IdeenCamp. Das Motto: An einem abgeschiedenen Ort ein Wochenende lang der Kreativität ihren Lauf lassen. Dabei ist immer eine herausfordernde Aufgabe mit regionalem Bezug zu meistern. So entstand vor einigen Jahren die Idee für einen Hochschulpfad in Wismar. Aufgabe damals war es, Hochschule und Stadt näher zusammenzubringen. In diesem Jahr geht es in ein Schloss in der polnischen Provinz. „Die Kreativität aus den Studierenden heraus kitzeln“, nennt es Regina Krause. Die stellvertretende Institutsleiterin hofft dadurch unternehmerische Kompetenzen bei den Studierenden zu wecken sowie Teamarbeit und strategisches Denken zu fördern – Fähigkeiten, die ein Unternehmer von morgen unbedingt besitzen sollte. Manuela Heberer

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Solides Handwerk, gut bedacht Meisterbetrieb Bernd Matznick bietet Dachlösungen für Neu- und Altbau

Bernd Matznick

Er steigt den Leuten aufs Dach, jongliert mit (Ton)Pfannen genauso wie mit Zahlen und wollte beruflich schon immer hoch hinaus: Dachdeckermeister Bernd Matznick, Inhaber eines mittelgroßen Handwerksbetriebes mit Sitz in Grabow, der sämtliche Leistungen rund um das Dach anbietet und heute sieben Mitarbeiter beschäftigt. Eine seiner derzeitigen Baustellen ist das ehemalige Postamt in Neustadt-Glewe, das nach jahrelangem Leerstand schon bald wieder in neuem Glanz erstrahlen soll. „Ja, so ein Objekt wie die alte Post ist schon eine besondere Herausforderung“ erzählt der Dachdeckermeister. Denn gerade bei solch denkmalgeschützten Häusern komme noch das traditionelle Handwerk mit seinen einzigartigen Techniken zum Einsatz, was entsprechende handwerkliche Fähigkeiten und fachliches Wissen voraussetze. Vor allem wegen seiner städtebaulichen Bedeutung als stadtbildprägendes Objekt sei das um 1900 MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011

erbaute Postamt seinerzeit als erhaltenswürdig eingestuft worden, auch wenn es inzwischen durch den permanenten Lastverkehr sowie ausbleibende Instandhaltungsmaßnahmen stark beschädigt ist. Architektin Katja Möller vom baubegleitenden Architekturbüro B+K Sven Buck & Partner vermutet sogar, dass ein Neubau an gleicher Stelle wohl günstiger wäre als die Sanierung, die vor einigen Wochen in Angriff genommen wurde. Viel zu spät für das Dach, denn dieses müsse nun komplett erneuert werden, da der Dachstuhl sowohl durch pflanzliche als auch tierische Schädlinge sehr stark beschädigt worden war. Inzwischen ist der Dachstuhl neu gerichtet, so dass noch vor dem Winter mit dem Eindecken begonnen werden kann. „Wir werden anthrazitfarbene Flachziegel verwenden, die sehr viel schöner als die ursprünglich verwendeten Hohlpfannen sind“, verrät Dachdeckermeister Bernd Matznick, der sich dort auch die sogenannten Biberschwänze sehr gut hätte vorstellen können. Nicht nur, weil die

Biberschwänze einfach besser aussehen! Mit ihnen könne man sehr anspruchsvolle Dachlösungen anbieten. „So kann man durch eingebundene Kehlen einen optisch sehr schönen Übergang zwischen zwei Dachflächen schaffen oder dem Dach mit Hecht- und Fledermausgauben ein ganz individuelles Aussehen verleihen. Das ist noch echtes Handwerk“, gerät er geradezu ins Schwärmen. Solide Qualität vom Fachmann, die allerdings auch einen fairen Preis rechtfertige – sowohl für den Kunden als auch für den Handwerker. „Ein Unternehmer kann nicht um jeden Preis nur an das Wohl seines Auftraggebers denken. Er trägt auch Verantwortung für seine Mitarbeiter und für die Existenz seines Betriebes“, gibt der Handwerksmeister in Zeiten zunehmender „Geiz-ist-geil“–Mentalität zu bedenken. Und spricht damit vielen seiner Handwerkerkollegen aus dem Munde. Gerade beim Hausbau könnte sich diese Einstellung sehr schnell rächen. Minderwertige Materialien und unzulängliche Bauausführungen seien die Folgen, die der Bauherr im Nachhi-

nein teuer bezahlen müsse. „Ein Dach sollte in erster Linie das Gebäude schützen. Ein Dach gibt dem Haus aber immer auch ein ganz individuelles Aussehen, durch seine Form, das verwendete Material und zusätzliche gestaltende Elemente wie Gauben, Firstverzierungen etc.“. Und spiegelt damit den ganz persönlichen Geschmack des Bauherren wider. G.S. Fotos. M. Jauert

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Blätterfall Wenn Blätter von den Bäumen stürzen, Die Tage täglich sich verkürzen, Wenn Amseln, Drossel, Fink und Meisen Die Koffer packen und verreisen, Wenn all die Maden, Motten, Mücken, Die wir vergaßen zu zerdrücken, Von selber sterben, So glaubt mir, Es steht der Winter vor der Tür. Ich lass ihn steh'n, ich spiel ihm einen Possen, Ich hab die Tür verriegelt und gut abgeschlossen, Der kann nicht rein, ich hab ihn angeschmiert: Ja, jetzt steht der Winter vor der Tür ... und friert. Heinz Erhardt (1909-1979) Foto: Helmut Wachtel

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Ein

Denkmal bewegt sich

Großherzog Paul Friedrich ist zurück auf seinem Lieblingsplatz

versammlung die Errichtung eines Denkmals zu seinem ehrenden Gedenken. Aufgrund der hohen Spendenbereitschaft wurde nicht die ursprünglich angedachte Marmorstatue realisiert, sondern ein Bronzestandbild bei dem Berliner Bildhauer Professor Christian Daniel Rauch in Auftrag gegeben. Am 23. Februar 1849, dem 46. Geburtstag von Alexandrine von Preußen, der Witwe des Großherzogs, wurde das Denkmal auf dem Alten Garten in Schwerin enthüllt. Ehemals als Reitbahn genutzt, wandelte sich dieser Lieblingsplatz des Großherzogs zum Residenzplatz, an dem er den Bau eines neuen Residenzpalais plante. Stattdessen entstand hier in der Zeit von 1877 bis 1882 das Großherzogliche Museum mit seiner großzügigen Freitreppe und integrierte das Denkmal in das Gesamtbild der Anlage. Die Gestaltung des Platzes in seiner heute noch bestehenden Struktur legten Theodor Klett bereits 1857 und Hermann Willebrand im Jahre 1872 fest.

Großherzog Paul Friedrich blickt wieder von seinem angestammten Platz auf den Alten Garten.

„Ihrem Paul Friedrich – die Stadt Schwerin“ lautet die Inschrift am Sockel des Denkmals von Großherzog Paul Friedrich, das nach 76 Jahren von der Burgseeseite des Schweriner Schlosses vor die Freitreppe des Museums am Alten Garten zurückkehrte. Von hier musste er 1935 weichen, als das Nationalsozialistische Regime den Alten Garten in einen Aufmarschplatz verwandelte. Paul Friedrich, Großherzog von MecklenburgSchwerin regierte von 1837 bis 1842 und ging als bürgernaher und sehr beliebter Regent in die Geschichtsbücher ein. Er tat viel zur Verbesserung der Infrastruktur und des Justizwesens des Landes und beabsichtigte, Schwerin zu einer repräsentativen Residenz auszubauen. So entschloss er sich kurz nach seinem Regierungsantritt mit dem seit 1756 in Ludwigslust residierenden Hof zurück nach Schwerin zu ziehen und legte mit dieser Entscheidung den Grundstein für das Aufblühen der heutigen Landeshauptstadt. Als der Regent am 7. März des Jahres 1842 überraschend an den Folgen einer Lungenentzündung starb, beschlossen kurz darauf 90 Schweriner bei einer Bürger- und Einwohner68

Das Bronzedenkmal besteht aus einem 4,35 Meter hohen Natursteinsockel und der überlebensgroßen, 3,40 Meter hohen Bronzefigur des Großherzogs. Es hat ein Gesamtgewicht von ca. 58 Tonnen und ist nach Feststellung des Schadensbildes denkmalverträglich restauriert. Das heißt im Vordergrund stand der Erhalt des Denkmals und seiner historisch überlieferten Details - seine Authentizität. Um diese zu bewahren, wurden kleine Löcher und beschädigte Eisenteile ausgebessert und mit Korrosionsschutz versehen. Die Reinigung der gesamten Oberfläche erfolgte mit Skalpell und Wasser, bevor sie mit einer Wachsschicht konserviert wurde. Einschließlich der Sanierung der Rampen am Museum

wird rund eine Million Euro investiert. „Die Statue ist eine wichtige gestalterische Komponente des Alten Gartens und stellt nun wieder den geplanten Gesamteindruck der Anlage mit ihren Achsen, Sichtbeziehungen und Flächen her“ erläutert Dirk Handorf, Mitarbeiter des Landesamtes für Kultur- und Denkmalpflege und weiter: „Das ist insofern wichtig, als der Alte Garten ein zentraler Bestandteil des Schloss-Ensembles ist, für das sich das Land Mecklenburg-Vorpommern und die Landeshauptstadt Schwerin um eine Aufnahme in die UNESCO-Weltkulturerbe-Liste bemühen.“ In diese Liste werden Objekte aufgenommen, die von solch außergewöhnlichem Interesse und Wert sind, dass ihr Schutz in der Verantwortlichkeit aller Menschen liegt.Teilnehmende Staaten verpflichten sich, solche - innerhalb ihrer Landesgrenzen liegenden – Denkmäler zu schützen und zu erhalten. Das Verfahren für die Aufnahme in diese Liste ist langwierig und begann für das Projekt „Schweriner-Schloss-Ensemble“ mit einem entsprechenden Beschluss des Landtags und der Stadtvertretung. Zurzeit entwirft eine Arbeitsgruppe den Antrag zur Aufnahme in die deutsche Vorschlagsliste, die wiederum von der Kultusministerkonferenz erstellt wird. Diesem Antrag folgen weitere doch dass auch diese Hürden zu bewältigen sind, zeigen die bereits aufgenommenen 33 Kultur- und Naturdenkmäler aus Deutschland. Sie waren auch in diesem Jahr wieder Ziel vieler Besucher am Tag des offenen Denkmals, der am 11. September unter dem Motto „Romantik, Realismus, Revolution – Das 19. Jahrhundert“ stand. Text & Foto: Anna Karsten

Die Zeichnung von Hermann Willebrand, „Museum zu Schwerin, Ansicht vom Alten Garten aus“, von 1882 zeigt, dass das Denkmal auf dem Alten Garten errichtet wurde. Quelle: Stadtarchiv Schwerin

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KUNST

Die eigene Werkstatt in der Taufkapelle Die kleinen roten Schilder sind leicht zu übersehen. „Keramik“ steht drauf. Die Hinweise führen weg von der Dorfstraße von Bernitt, hin zum Dorfrand. Dort steht der Neugierige dann – vor einer Kapelle. Hier hat Rainer Finck seine Werkstatt. Die Kirchenbänke haben einen Abnehmer gefunden, der große, schwere Schrank aus der Sakristei auch. Jetzt bestimmen Drehscheibe und Brennofen das Innere der ehemaligen katholischen Kapelle. Rainer Finck ist mit der Einrichtung seiner Werkstatt fertig, zum Ausstellungsraum fehlt nur noch eine Glasabtrennung. „Es ist ein ganz besonderes Gefühl, in dieser ehemaligen Kapelle zu arbeiten", sagt der Keramiker. „Ich bin hier getauft worden, für meine aus dem Sudetenland stammenden Großeltern war dies ein Stück Heimat", sagt Rainer Finck. „Am Anfang war es schon sehr merkwürdig, dass ich hier die Töpferscheibe bediene." Aber der Raum gibt dem Künstler auch viele Inspirationen. Deshalb ist er froh, dass es gelungen ist, das Gotteshaus zu erhalten. Denn die Abrissgenehmigung war 2007 schon erteilt, nachdem die Katholische Kirche die Kapelle bereits 2002 aufgegeben hatte und das Gebäude profanisiert wurde. „Seitdem fahren wir zum Gottesdienst nach Bützow", bedauert der Keramiker. Die Kommune hatte lange nach einer neuen Nutzung gesucht aber keine Möglichkeit gefunden. Da hat Rainer Finck das für ihn mit so vielen Erinnerungen verbundene Gebäude nach langen Verhandlungen gekauft. Probleme hat er jetzt noch mit dem Bauwerk selbst. „Das wurde damals, Anfang der 1950er-Jahre ganz einfach gebaut." Zunächst als Baracke für kirchliche Schulungen - offiziell zumindest, denn für eine Kirche hätte es keine Genehmigung gegeben. Dann kam ein Anbau dazu und der nächste, bis tatsächlich eine 70

katholische Kapelle in Bernitt stand. Im Winter ist es schwierig mit dem kleinen Dauerbrandofen den Raum warm zu bekommen. Und im Keller läuft eine Pumpe: Nach dem Dauerregen im Sommer 2011 drückt das Grundwasser ins Haus. „Wir müssten später vielleicht noch das Dach dämmen und das Fundament isolieren", meint Rainer Finck. Und auch die vier noch originalen Bleiglasfenster müssten irgendwann einmal restauriert werden. Denn gerade sie geben dem Ausstellungsraum ein ganz besonderes Licht. Hier stand früher der Altar. „Deshalb habe ich hier meine Ausstellung eingerichtet - das entspricht dem früheren Geist am Besten." Und der Künstler hat eine gute Möglichkeit, seine Werke zu präsentieren und auch zu verkaufen.

Von außen Kapelle, von innen Keramikwerkstatt. Fassade und Fenster werden noch restauriert.

Auf jeden Fall sind die Bedingungen für Rainer Finck schon jetzt besser, als im alten, umgebauten Hühnerstall, der früher seine Werkstatt war. Der Künstler hofft auf viele Besucher. Für größere Veranstaltungen ist der Raum allerdings nicht geeignet. Üblicherweise verkauft Rainer Finck seine Teekannen und Tassen, die von ihm gefertigten Teller und Vorratsdosen auf Töpfermärkten in ganz Deutschland. Auch in ein paar Geschäften ist er präsent - beispielsweise im Kloster Bad Doberan. Vor allem im Winter wird produziert. In der wärmeren Jahreszeit läuft der Verkauf auf den Märkten. Jetzt hat der Künstler dazu noch die Gelegenheit, in seiner Werkstatt die Waren an den Mann zu bringen. Und er kann Besuchern Geschichten erzählen über ein Gotteshaus, das mit großem Einsatz der Gläubigen gebaut wurde. In einer Zeit, als das nur mit einigen Tricks gegenüber der Partei- und Staatsführung möglich war. Text & Fotos: Gert Steinhagen

Rainer Finck in seiner Werkstatt. Gerade kann er neue Waren in die Regale einräumen.

Der ehemalige Altarraum - heute stellt Rainer Finck hier seine Tassen, Teller und Kannen aus.

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PLASTENER BAUELEMENTE GmbH & Co. KG Wohnen inmitten der Natur Mehr Licht, mehr Wärme, mehr Wohlbefinden: Mit einem hochwertigen Winter- oder Sommergarten investiert man in langfristige Lebensqualität. „Werte leben“ – dafür stehen Solarlux und Corradi mit dem Drang, die Nähe zur Natur baulich unmittelbar erfahrbar zu machen. Angesichts von Lärm, Stress und Hektik legen immer mehr Menschen Wert auf Entspannung und Revitalisierung in den eigenen vier Wänden. Moderne, hochwertige AußenbereichLösungen von Solarlux und Corradi ermöglichen ein „naturnahes“ Wohnen, das heilsam für die Seele ist. Ob ein Frühstück in der Morgensonne, ein Regenschauer im Trockenen oder ein Sonnenuntergang mit „Dach über dem Kopf“: Damit Bauherren und Hausbewohner diese Freuden langfristig genießen können, sollte der Winteroder Sommergarten oder die Faltüberdachung ein Qualitätsprodukt sein, das mit dem entsprechenden Knowhow entwickelt, geplant und umgesetzt wurde. Plastener Bauelemente bietet mit den beiden Markenherstellern Solarlux und Corradi maßgeschneiderte Lösungen an, die individuell auf die

Ihr

Wünsche und Bedürfnisse der Bauherren abgestimmt sind. Corradi besticht durch einen unverwechselbaren, lichten Toskana-Stil und die Made-in-Italy-Eleganz. Die Gestaltung der Einrichtungslösungen von Freiräumen wird zur Komposition zwischen Zweckmäßigkeit, Zeitgeist und Design. Die Überdachungssysteme

brillieren trotz minimalistischen Materialeinsatzes mit einer großzügigen Wirkung. Selbst das Schattensegel bekommt bei Corradi eine Hauptrolle bei der Freiflächengestaltung zugewiesen. Es avanciert zu einem individuellen Instrumentarium der Kundenbegeisterung, insbesondere in der Gastronomie und Citygestaltung. Raffinierte Akzente wie integrierte Wärmequellen und Lichtakzente, bis hin zu Blumenkübeln und Stoffen perfektionieren das Freiraumerlebnis für Kunden, Gäste und auch zu Hause. Solarlux lässt Licht und Sonne je nach Bedarf ins Haus. Unter dem Credo „Glas in Bewegung“ werden Solarlux-GlasFaltwände, Schiebe- und Drehsysteme in Niedersachsen entwickelt und designt. Runde Glasfassaden oder innovative Glas- und Wintergartentechnik gehen dank innovativer Technik eine Symbiose mit den Gebäuden ein. Eine umfangreiche Auswahl an Modulen ermöglicht es Bauherren, Balkonen und Fassaden im urbanen Bereich in Wohlfühloasen zu verwandeln. Als besonderes Highlight wartet der Hersteller Solarlux mit der weltweit

ersten passivhaustauglichen Holz/ Alu-Faltwand sowie einer wärmegedämmten Faltwand in Ganzglasoptik auf. Im Rahmen des red dot award wurde 2010 der SL 82 Faltwand das Qualitätssiegel „red dot” für hohe Designqualität verliehen. Solarlux setzt mit innovativen Ideen auf Nachhaltigkeit und berücksichtigt Energieeffizienz beim Einsatz von Glas. Erleben Sie die großzügige Produktpalette der Plastener Bauelemente bei einem Besuch im Ausstellungsbereich oder vereinbaren Sie einen Termin unter Telefon 03 99 34 / 75 86.

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”Tag der offenen Tür” am 14. Oktober 2011 von 15 bis 20 Uhr und am 15. Oktober 2011 von 12 bis 16 Uhr MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011

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AUSSTELLUNG

Ganz in

YtÅ|Ä|x

Mecklenburg Kunst Galerie zeigt Mecklenburger Meister Eine moderne Galerie sieht anders aus. Im Ausstellungsraum der Mecklenburg Kunst Galerie in Dabel fehlen die hellen hohen Wände, die raffinierte Beleuchtung, die nach thematischen Vorgaben akribisch gehängten Bilder. Hier hängen Ölgemälde eines Paul Müller-Kaempff, Begründer der Ahrenshooper Kunstkolonie, neben ganz aktuellen impressionistischen Aquarellen eines Horst Holinski, den Radierungen eines Walter Herzog, den Jagdbildern der erst 40jährigen Ines Saskia Greßler. Zwischen den Originalen – auf dem Boden, in Kästen auf Tischen – finden sich Reproduktionen in allen Größen. Und im Hintergrund die Werkstatt, in der Bilder ihren richtigen Rahmen bekommen. Mitten im tiefsten Mecklenburg hat der Galerist Bernd Jähnert ein Refugium geschaffen, das nicht nur die Besucher einlädt, sich ganz wie zu Hause zu fühlen, sondern auch den Künstlern eine Familie bietet.„Ich möchte in meiner Werkstatt-Galerie die Beziehungen der Künstler nicht nur zu Mecklenburg, sondern auch zueinander zeigen“, erläutert er. So hängen die Arbeiten von Walter Herzog bei seinem Vorbild Prof. Albrecht Bruck oder Prof. Hans Mrosczinski neben seinen Schülern Gerhard Floß und Karl-Heinz Effenberg. Drei Generationen Mecklenburger Meister sind gegenwärtig in Dabel zu sehen. Angefangen von Paul Mueller-Kaempff, Carl Malchin oder Wilhelm Facklam über Carl Hinrichs, Otto Niemeyer-Holstein, Helga Kaffke, Horst Meyn, Hannelore Spitzkley bis zu Ines Saskia Greßler oder Klaus Plotzki.

In diesem Herbst ehrt die Mecklenburg Kunst Galerie Horst Schmedemann, den bekannten Schweriner Maler, mit einer besonderen Ausstellung. Sie wirkt, als käme der Maler gleich mal vorbei, um ein Bild umzustellen, ein anderes hinzu zu fügen, mit den Besuchern über seine Arbeit zu reden. Doch der Schweriner Maler, u. a. Schöpfer des Signets „MV tut gut“ und des Logos der Mecklenburg Kunst Galerie, wird nie mehr kommen.Vor einem Jahr starb er. Gemeinsam mit der Tochter des Künstlers trug Bernd Jähnert bislang unbekannte Werke für diese letzte Ausstellung zusammen. Darunter die letzte Farbradierung des sonst durch seine Aquarelle bekannten Künstlers. Sie zeigt Klatschmohn, zartes Rot auf Schwarz. Für Bernd Jähnert, der vor 23 Jahren mit „seinen“ Mecklenburger Künstlern die Galerie gründete, eine ganz große Kostbarkeit.„Da hatte er den nahenden Tod gespürt.“ Wie zu Schmedemann hat der Galerist zu allen seinen Künstlern eine besondere Beziehung. 1955 in Zeitz geboren, wollte er eigentlich Lehrer oder Maschinenbauer werden, studierte dann aber Psychologie und Menschenführung, Staatswissenschaften, landete bei der NVA, bildete sich auch in Sachen Finanzökonomie weiter. Um dann 1987 eine Tischlerlehre zu machen. „Aus Liebe zum Holz“, sagt er. Der frisch gebackene Tischler übernahm für die Schweriner Galerie am Dom die Rahmung der Bilder und infizierte sich hier mit dem Kunstvirus. 1988 gründete der energische junge Mann mit zwölf namhaften Künstlern seine Mecklenburg Kunst

Das von Horst Schmedemann in Pastell gemalte Bauernhaus wurde zum MarFoto: Mecklenburg Kunst Galerie kenzeichen der Mecklenburg Kunst Galerie.

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Galerie in Dabel. Als 1991 der Kunsthandel in Insolvenz ging, blieb das Dorf nahe Sternberg Heimat der Künstler. Seitdem finden Kunstfreunde aus aller Welt hier, was sie von mecklenburgischer Kunst erwarten: die Hinwendung zur Natur, jenseits von Kitsch und Auftragsmalerei. Denn die ca. 300 Originale sind nicht nur in der Galerie anzuschauen, sondern auch im Internet. Und das Interesse ist groß. „Jährlich haben wir im Durchschnitt 40.000 Zugriffe aus aller Welt. Vor allem Horst Schmedemann und Paul Müller-Kaempff sind beliebt. Sie vermitteln den Deutschen im Ausland wohl das, was sie unter Heimat verstehen, ohne sie zu verkitschen“, sagt der Galerist und ist ein wenig stolz, dass er über die Kunst Mecklenburg weltweit bekannter macht. In 162 Ausstellungen zwischen Dabel und Los Angeles präsentierte er seine MecklenburgKunst. Die er auch ganz privat sammelt. „Ich liebe die Malerei, die die ungeheure Schönheit unseres Landes zeigt, die Natur, die so eine Ruhe, einen Frieden ausstrahlt.“ Damit möglichst viele Menschen an seiner Freude teilhaben können, legt der Galerist regelmäßig seine Künstler in Sondereditionen auf. Dabei bietet er Reproduktionen von höchster Qualität, die die Originalgröße erlauben und sogar Spachteltechnik erkennen lassen. Damit die Familie der Mecklenburger Meister nicht ausstirbt, unterstützt der Galerist den Nachwuchs, vermittelt Kontakte zu den gestandenen Künstlern und zeigt die Arbeiten der Jungen in Ausstellungen. Und auch für den Bestand der Galerie hat er gesorgt. Sohn Sven ist Glasermeister in der galerieeigenen Werkstatt und hat nun vom Vater fünf Jahre Zeit bekommen, um sich auch in die künstlerischen Belange einzuarbeiten. Obwohl Bernd Jähnert sich nicht vorstellen kann, sich irgendwann einmal von seinen Malern zu trennen. Text & Fotos M. Schötzau

Blick in Galerie: Ein gemütliches Ambiente für die Mecklenburger Maler.

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AUSSTELLUNG

Spannung garantiert Ausstellung „Die niederländische Savanne Alte Meister – Neue Kunst“ ab 18. November im Staatlichen Museum Schwerin Spannend, interessant, exquisit – das sind bevorzugte Vokabeln, mit denen Kunstausstellungen bedacht werden. Vorzugsweise dann, wenn man mit den anzuschauenden Werken nicht so recht etwas anzufangen weiß. Wenn bei der nächsten Sonderausstellung des Staatlichen Museums Schwerin „Die niederländische Savanne“ besagte Vokabeln zum Einsatz kommen, dann allerdings völlig zurecht. Der Untertitel „Alte Meister – Neue Kunst“ verspricht Außerordentliches, so noch nie Gezeigtes: Zehn Werke der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts werden Arbeiten von zehn Künstlern der ungegenständlichen Malerei gegenübergestellt.

den Vorbereitungen, von den Atelierbesuchen, bei denen Objekte ausgewählt wurden. Wie engagiert die beteiligten Künstler von der Idee „Alte Meister – Neue Kunst“ sind, beweist

„Das Projekt rührt daher, dass wir als Museum ja eine umfangreich, bedeutende Sammlung der niederländischen Malerei haben und seit Mitte der 1990er Jahre nichtgegenständliche Farbfeldmalerei sammeln. Die Fragen: Was haben diese Sammlungen miteinander zu tun, wie passen sie zusammen, wie inspirieren sie sich? gaben den Anstoß zu dieser Ausstellung“, erläutert Dr. Gerhard Graulich, Leiter der Gemäldesammlung und stellvertretender Direktor des Staatlichen Museums Schwerin. Der Titel „Die niederländische Savanne“ geht zurück auf einen Artikel des amerikanischen Farbfeldmalers Frank Stella. „Stella beschäftigt sich darin mit dem strukturalen, gleichsam die Fläche betonenden Bildaufbau im Gemälde ‚Stier’ von Paulus Potter. Diese bildlichen Neuerungen stellen für Frank Stella eine wesentliche Voraussetzung dar, die zur Entwicklung der abstrakten Malerei der Moderne geführt haben“, so Dr. Graulich. Waren die zeitgenössischen Künstler bereit zur Konfrontation – und damit ja auch zum Vergleich – mit den Alten Meistern? „Die angefragten Künstler haben durchweg positiv reagiert“, sagt Anna Thea Stöß,Volontärin in der Gemäldeabteilung. Begeistert erzählt sie von

Rachel Ruysch (1664-1750), Girlande mit Blüten, Öl auf Leinwand Foto: Staatliches Museum Schwerin

Emanuel de Witte einen Erlebnisraum. Sie war deshalb schon mehrfach in Schwerin, um sich die Farbigkeit des Originals anzuschauen. Gerhard Graubners Kissenbild

telles Projekt: „Es wird mal nicht aus der Tradition in die Moderne geschaut, sondern aus der Moderne zurück“, so Dr. Graulich. „Die abstrakte Kunst schwebt nicht darüber, die zeitgenössischen

Regine Schumann (*1961), „Black Box“, Installation Foto: Gerhard Sauer, Museum Ritter, Waldenbuch

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Jan Lievens (1607-1674), Brustbild eines Mannes, Öl auf Holz Foto: Staatliches Museum Schwerin Gotthard Graubner (*1930), Jeune Jaune, Öl auf Leinwand auf Synthetikwatte Foto: Privatsammlung Rainer Splitt (*1963), Farbguss (türkis), Pigment, Polyurethan, Privatsammlung Foto: R. Splitt Jan Asselijn (um 1610-1652), Deichbruch des Antoniusdeiches bei Amsterdam, Öl auf Leinwand Foto: Staatliches Museum Schwerin

Regine Schumann. Die mit Black Box und Leuchtfarben arbeitende Installationskünstlerin wird im Dialog zu Rachel Ruyschs Gemälde „Girlande mit Blüten“ eigens ein Objekt entwerfen. Elisabeth Sonneck, die Tafelbild und Wandmalerei kombiniert, gestaltet korrespondierend zu einem Bild von

„Jeune Jaune“ scheint die Farben aus dem „Brustbild eines Mannes“ von Jan Lievens zu zitieren, Miro Zahras Farbkomposition wirkt wie die Vergrößerung eines Details aus Aert van der Neers „Große Feuerbrunst“. Die Ausstellung „Die niederländische Savanne“ ist ein experimen-

Künstler schauen zurück ins 17. Jahrhundert.“ Unterschiedliche Positionen aus verschiedenen Jahrhunderten treffen in dieser Exposition aufeinander – wenn das nicht spannend ist. Ka.

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Maler

Wulkow

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MUSEUM

Alles bleibt im Rahmen

Rahmenvielfalt in der Barocken Hängung.

„Das Wichtigste an der Kunst ist der Rahmen“ – als Rocklegende Frank Zappa (1940-1993) diese Aussage formulierte, dachte er wohl eher nicht an Bilderrahmen. Nur: Was wäre ein Gemälde ohne Rahmen? Er schließt das Bild ab nach außen, hebt ein Kunstgebilde aus der Alltagswelt heraus. Die Geschichte der Bilderrahmen begann mit den Tafelbildern, damals waren Rahmen und Bildtafel fest miteinander verbunden. In der Gotik

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waren Fensterumrahmungen Vorbild für die Bilderrahmen. Die bevorzugte Farbe für Rahmen war im Barock das repräsentative Gold. Die Leisten wurden mit üppigen Verzierungen geschmückt: Geschnitzte Blumen, Früchte, Muscheln bedeckten die Rahmen. Dabei wurden speziell die Ecken mit Ornamenten betont. Die ovalen Rahmen waren typisch für das Rokoko, im Klassizismus ging die Tendenz zum strengen, an die Antike angelehnten Rahmen. Die Maler der Romantik – wie zum Beispiel Caspar David Friedrich und Philipp Otto Runge – bezogen den Rahmen ein in das Gemälde und lieferten mitunter sogar eigene Rahmen-Entwürfe. Im Biedermeier waren Bilderrahmen eher schlicht, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kehrte man zurück zur Opulenz des

Barock. Allerdings war es, was die Materialen betrifft, ein „PseudoBarock“: Gips, Stuck und Pappmache wurden bei der industriellen Herstellung eingesetzt, um die Stilelemente zu imitieren. „Die Geschichte, die Entwicklung der Rahmen und Rahmungen ist ein relativ neues Forschungsthema“, sagt Dr. Gero Seelig, Kurator am Staatlichen Museum Schwerin. Und ein lohnendes, ja anregendes Thema, wenn man sich beim Rundgang durch die ständige Ausstellung im Staatlichen Museum einmal nicht auf die Bilder, sondern auf die Rahmen konzentriert. „Je dunkler die Motive, desto heller, strahlender war die Rahmung“, erläutert Dr. Seelig. Bestes Beispiel dafür sind die Säle mit der so genannten „Barocken Hängung“, in der die Gemälde dicht bei dicht über- und nebeneinander angeordnet sind. „Die

Fotos: G+G

Rahmen haben meistens nichts mit dem Inhalt, dem Motiv zu tun. Im 18. Jahrhundert haben die Herzöge für ihre Galerien die Bilder einheitlich rahmen lassen, unabhängig von den Sujets oder Genres. Ein Beispiel dafür findet man im Schloss Ludwigslust. Unsere bedeutende und bekannte Holländer-Sammlung wurde nach 1918 dunkel gerahmt.“ Für die Stillleben-Ausstellung im Jahr 2000 wurden für einige Werke Rahmen angefertigt – die kommen dann allerdings fertig ins Haus, denn Bilder gehen deshalb nicht auf Reisen. „Auch Bilder, die verliehen werden, behalten ihren Rahmen, denn er ist ja in erster Linie ein Schutz für das Bild, dann erst Schmuckelement.“ Wenn heute Gemälde einen neuen Rahmen bekommen, dann wird immer mehr versucht, der Entstehungszeit des Gemäldes zu entsprechen, die Historie zu beachten. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011


MUSEUM

Mit der Monarchie ging auch die Krone verloren.

Historische Rahmen sind zurzeit übrigens enorm gefragt – Originalrahmen bedeuten eine ausgesprochene Wertsteigerung für manche Gemälde. Es ist nicht selten der Fall, dass der Wert des Rahmens den des Bildes übersteigt. Bevorzugtes Rahmen-Material ist Holz. Weil man sich keine Edelhölzer mehr leistet, nimmt man Furnier-Hölzer, die oft weiter behandelt werden mit Beize oder Schelllack. Und wie putzt und pflegt man die Rahmen im Museum? „Rahmenpflege ist Sache der Restauratoren, die sie mit Pinsel und Mikrofaser-Tuch reinigen. Zum Glück hält sich der Staub bei uns in Grenzen.“

Rahmen waren schon immer ein Thema. Im Couplet vom „Herrn Neureich“ sang Otto Reutter: Kauf ich Bilder, guck ichimmer nach den Rahmen, denn so’n goldner Rahmen ziert die Wand am meisten. Ich hab die größten Bilder mit de dicksten Leisten und ein kleines Bild von Rembrandt bloß – na Jott, Rembrandt war ja och nich groß. Schöne, prächtige Rahmen hin oder her – ein Rembrandt, selbst ein ganz, ganz kleiner freut die Museumsleute und die Betrachter wohl doch mehr. Ka.

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Jean Baptiste Oudrys Gemälde „Toter Kranich“ im Originalrahmen.

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KUNST

Peter Bauer: „Jede Idee braucht Zeit und Grips, nicht gleich kriege ich jedes Thema auf den Punkt.“

„Den Bleistift im Auge“ „Von jedem ein bisschen “, sagt Peter Bauer. Grafiken, Plakate, Karikaturen, Illustrationen, Bücher… Aber im eigentlichen Sinne ist er doch wohl ein satirischer Zeichner, geboren in Wismar und seit „ewigen Zeiten“, genau seit 1978, in Rostock lebend. Freischaffend, nach fünfjährigem Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig.

Derzeit bereitet Peter Bauer anlässlich dieser runden Zahl eine eigene Ausstellung in der Rostocker Galerie art Fuhrmann vor. Ein Lebenswerk-Katalog soll natürlich auch erscheinen. Viel Arbeit also. Vielleicht nimmt sich Bauer deshalb auch keine Zeit, über die Zahl 60 nachzudenken.

„Bleistift im Auge“ gehabt. Und so wurden Lehrer „die ersten Opfer“ des Bauer‘schen Blicks. „Manche fanden es gut, manche schlecht.“ Mit seinem Humor umzugehen, war nicht jedermanns Sache. Auch heute noch. „Vor allem, wenn sie Funktionsträger sind,“ grient Bauer. „Ich habe es ja auch ohne Witz versucht und ordentlich zeichnen gelernt.“ Aber Satire, Witz und Augenzwinkern lassen sich bei ihm nicht wegradieren. „Egal für welche Aufträge ich arbeite, es geht nicht ohne.“ Unter anderem auch für das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche Deutschlands. Damals, 1993, kam die Anfrage.„Mann, was habe ich mich gequält.“ Plötzlich dann die Idee. „Aus einer Wut heraus.“ Und die schlug ein. „Die zerzausten Vögel auf dem Plakat waren der Hit. Einer wurde Dia getauft, der andere Koni.“ Sie wurden zum Renner, weitere Aufträge folgten.

Satire, Humor, ja, das ist seins. Das sei schon in der Schule so gewesen, damals habe er den

Selbst das trockene Thema Ingenieurskunst lässt sich für Peter Bauer durchaus humori-

Am 30. November wird Peter Bauer 60, eine Zahl, die man ihm nicht abnehmen mag. Schlank, beweglich, wach und natürlich mit dem gewissen Schalk in seinen hellen Augen, so tritt einem der Künstler entgegen.

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Foto: Re. Rö

stisch verpacken. „So was macht mir Spaß“. Das Bremer Unternehmen Brunel machte ihn dafür 2006 auch zum Künstler des Jahres. Peter Bauers Arbeitstisch sieht aufgeräumt, ja penetrant ordentlich aus. Im häuslichen Wohnzimmer steht er, am großen Fenster mit dem Blick auf die Terrasse. „Ich brauche diese übersichtliche Ordnung nach Abschluss einer Arbeit“, sagt er. Auch mit der Disziplin scheint Bauer im Bunde. „Bücher zu machen, das funktioniert nicht ohne Plan. Meistens muss an einem Tag eine Seite stehen.“ Und da möge er sich schon „biegen“, schließlich immer wieder bei null anfangen. „Jede Idee braucht Zeit und Grips, nicht gleich kriege ich jedes Thema auf den Punkt. Ich mal‘ ja nicht nur Äpfel und Birnen.“ Ziemlich gefordert habe ihn sein Buch „Tja, so war‘s“, eine humoristische Zeitreise durch Mecklenburg-Vorpommern mit Texten von Bernd Melzer.„Das Historische zu übertreiben und das Typische rüberzubringen, das fordert absolute Faktenkenntnis.“ Von platten Vordergründigkeiten, nein, da halte er nicht viel. Peter Bauer ist akribisch, man sieht es seinen Werken an. „Von den Ungenauen haben wir genug im Land.“ Bekannt sind Bauers humoristische Zeichnungen über Hunde und Katzen, erschienen auch in Buchform. Philosophisch-frivole Kunst. Wunderbar gut… MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011


KUNST

Alles wird gut! aus dem Buch Katzen.

Genannte Haustiere gibt es allerdings im Bauer‘schen Hause nicht.„In meiner Umgebung sind genug. Ich brauche nur zu beobachten.“ Für Bauer steht seither fest: Es gibt auf dieser Welt zwei Typen von Menschen:„Katzenfreunde und Hundebesitzer“. Auch Einzelkämpfer sei er. „Es gibt keine Szene bei uns in Mecklenburg-Vorpommern.“, sagt er. Deshalb seien ihm Urteil und

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Die menschliche Existenz ist ein Jammertal (Woody Allen).

Sicht seiner Frau Kerstin äußerst wichtig. „Ohne den Mantel auszuziehen, blickt sie gleich, wenn sie von der Arbeit kommt, auf‘s Blatt.“ Ihren gesunden Menschenverstand, den mag er. „Schließlich male ich nicht für Fachleute.“ Er habe ob des Blickes seiner Frau auch schon Zeichnungen zerrissen. „Wenn auch knurrend“, setzt Peter Bauer nach. Arbeiten Bauers sind unter anderem auch im Deutschen Museum für Karikatur und Zeichenkunst

Wilhelm Busch Hannover zu sehen. Wilhelm Busch, der Urvater des humoristischen Zeichnens. Peter Bauer mag ihn, blättert hin und wieder in dessen Arbeiten. „Mit seiner Satire verspottet er Selbstzufriedenheit und eigenartige Moralauffassungen. Und das auf eine kluge und lebenserfahrene Art,“ befindet Peter Bauer. Da tun sich wohl Analogien auf. Regina Rösler www.bauer-grafik.com

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MARITIM

BuK setzt Segel Die Schweriner Einheitsjolle hat wieder eine Zukunft

„Sindbad“ Baujahr 1927 - zu Besuch in Lübesse.

Wassersportlern aus Schwerin und Umgebung ist die Firma BuK Boots- und Kunststoffbau GmbH bestens bekannt. Das international erfolgreich agierende Unternehmen hat sich einen guten Namen als Spezialist im modernen Kunststoffbootsbau gemacht, ist Weltklasse beim Bau des Internationalen Racing Standard Drachenbootes. Die beiden Geschäftsführer Bernd Hocker und Andreas Stankewitz stellen sich immer wieder neue ehrgeizige Ziele – so auch bei ihrem jüngsten Projekt, dem Nachbau der Schweriner Einheitsjolle. Im Jahr 2010 gelang BuK endlich der lang ersehnte Schritt in den exklusiven und hart umkämpften Markt der Segelyachten. So entstehen hier nun auch die Kaskos (Ausbauschalen) der Segelyacht VILM DS41 und VILM CR41. Das sind Yachten von 12,50 m Länge und 3,5 Tonnen Kaskogewicht. Die Fertigung dieser Schiffe ist äußerst anspruchsvoll und daher eine willkommene Herausforderung für die beiden 84

Geschäftsführer. Exotische Herausforderungen waren in der Firmengeschichte der BuK schon immer die Grundlage für Erfolgsgeschichten. Warum sollte es mit dem neuesten Projekt, dem Bau eines Replikats der Schweriner Einheitsjolle, des Unternehmens anders sein? Wer meint, der Name dieses Bootes hätte etwas mit der Wiedervereinigung Deutschlands zu tun, irrt gewaltig. Denn der Begriff Einheitsjolle wurde bereits 1921 geprägt. Im Auftrag des Schweriner Segler Vereins v. 1894 (SSV) konstruierte der Berliner Konstrukteur Reinhard Drewitz eine Segeljolle mit 20 m² Segelfläche. Mit diesem Boot, auch V- Jolle genannt, hatten die Schweriner Segler eine vermessbare Segeljolle, die sehr gute Segeleigenschaften – auch in flachen Gewässern – hatte und bestens für Regatten und Wanderfahrten geeignet war. Nach dem zweiten Weltkrieg reduzierte sich der Bestand dieser beliebten Boote drastisch. Neue, modernere und vermeintlich schnellere Konstruktionen eroberten den See.

Fotos: BuK

Aufstellen der Mallen - Bootsbaumeister Andreas Stankewitz (links.) und Bootsbauer Stephan Gierke.

Dem Schweriner Segler Detlef Huss ist es zu verdanken, dass auch heute noch zwei aufwendig von ihm restaurierte Originaljollen auf dem Schweriner See Aufmerksamkeit erregen und somit dafür sorgen, dass die traditionelle Bootsbaukunst erlebbar bleibt. Die Boote kommen mit einer Leichtigkeit und Eleganz daher, die kennzeichnend für die ursprüngliche Art des Segelns ist. Bernd Hocker und

Andreas Stankewitz waren davon hoch begeistert. Und so schmiedeten sie neue Pläne und beschlossen, die Schweriner Einheitsjolle als Replikat zu neuem Leben zu erwecken. In Detlef Huss fanden sie einen äußerst fähigen und motivierten Partner für ihr außergewöhnliches Projekt. Die Pläne sind schon weit gereift: Das Boot wird einen weißen geklinkerten Rumpf aus glasfaserverstärktem KunstMECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011


MARITIM harz (GFK) erhalten. Alle äußeren sichtbaren hölzernen Elemente des originalen Bootes werden auch im Replikat aus Holz gefertigt. Somit ist eine größtmögliche Nähe zum Original gewährleistet. Doch einfach ist das alles nicht, denn Konstruktionszeichnungen der Jolle waren nicht mehr aufzufinden. Detlef Huss sorgte dafür, dass dies nicht zu einem Problem wurde und stellte den Bootsbauern kurzerhand eines seiner Originalboote, die „Sindbad“, zur Verfü-

gung. Bootsbaumeister Andreas Stankewitz nahm davon alle relevanten Maße ab und erstellte mit den so gewonnenen Daten einen neuen Linienriss der Schweriner Einheitsjolle. Mit der Kiellegung am 13. April 2011 in der eigens dafür hergerichteten Schauwerkstatt begann der handwerklich anspruchsvolle Teil des Modellbaus. Bewusst wurde auf ein modernes Fertigungsverfahren verzichtet, um den traditionell aus Massivholz geklinkerten Rumpf

herzustellen. Dieser wurde durch ein aufwendiges Beschichtungsverfahren bis zum hochglänzenden Oberflächenfinish gebracht. Die nachfolgenden technologischen Schritte des Formenbaus haben mit dem traditionellen Bootsbau allerdings nichts mehr gemein. Die Spieren - das sind der Mast, der Großbaum und die Gaffel - werden wiederum traditionell aus Sprus, einem feinjährigen kanadischen Fichtenholz, hergestellt. Der Bau

dieser Jolle ist ein Mix aus traditionellem und modernem Bootsbau, was aber auf den ersten Blick nicht zu erkennen sein wird. Das Replikat der Schweriner Einheitsjolle soll mit der gleichen zeitlosen Eleganz und Leichtigkeit daherkommen, wie das Original. Wann die Segel für die neue Schweriner Einheitsjolle gesetzt werden, verraten die beiden Geschäftsführer noch nicht. Gut Ding will Weile haben. Noch gibt es viel zu tun. cm

Die Linien des Bootsrumpfes sind festgelegt.

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MARITIM

Langes Warten führte zum Erfolg

BOOT ODER

HAUS?

Die Einweihungsparty für den neuen Empfangsbereich an der Wismarer Hafenkante ist längst Geschichte. Was bleibt, ist ein attraktives Objekt, welches seit diesem Sommer den maritimen Gästen, die in der Hansestadt anlanden, zur Verfügung steht. Vor etwa elf Jahren sah das Konzept einer Hamburger Firma in Wismar am Westhafen den Bau schwimmender Häuschen vor.

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Doch es blieb bei einem Prototyp, der seit 2005 unbenutzt auf dem Trockenen stand, ohne jemals mit Wasser in Berührung zu kommen. Dass es dennoch zu einem wenn auch nur kurzen - Wassereinsatz des Hausbootes kam, ist dem Unternehmergeist von Uwe Deutschmann, dem Betreiber des Wismarer Sportboot-Service Westhafen zu verdanken. Per Kran ins Wasser gesetzt, navigierte das schwimmende Ferien-

objekt erst- und letztmalig durch das Hafenwasser. An der Kaikante gegenüber angekommen, erfolgte der zweite schwebende Auftritt mit Punktlandung an einem erhöhten Standort an Land, um möglichem Hochwasser zu trotzen. Dank bemerkenswerter Eigenleistungen entstand aus dem ehemaligen Hausboot ein freundlicher, lichtdurchfluteter Empfangsbereich für die maritimen Touristen und auch der Hafenmeister bekam ein neues Domizil. Außerdem wurden vier neue Sanitärräume mit Duschen und WC sowie ein Pausenraum für die Mitarbeiter geschaffen. „Wir nennen es unsere Arche“, sagt Uwe Deutschmann. „Kernstück ist der Technikraum mit einer Heißwasseranlage“, erklärt er nicht ohne Stolz. Auf dem Oberdeck ist außerdem eine Solarthermie-Anlage geplant. Auch die drahtlose Verbindung zur Außenwelt funktioniert in der „Arche“. Möglich ist schon

seit langem auf dem gesamten Gelände, einschließlich der 110 Liegeplätze, sich per W-LAN in das Internet einzuloggen. Für Deutschmann hat sich das jahrelange Warten gelohnt. Mit Interesse verfolgte er seit Beginn das gescheiterte Projekt, FreizeitHausboote am Wismarer Westhafenstandort in Serie zu bauen. Doch zunächst führte kein Weg zu einer akzeptablen Einigung, den nicht genutzten Prototyp zu erwerben. Aber der Unternehmer blieb geduldig und erlebte, wie Jahr für Jahr der Zahn der Zeit an diesem Präsentationsobjekt zu nagen begann und irgendwann musste die schwimmende Investruine vom Werftgelände verschwinden. So passierte am Ende das, was der Marinabetreiber seit langem kommen sah: ein einvernehmlicher Kompromiss und damit die Möglichkeit des Umbaus zur heutigen „Arche“. Text/Fotos. H.-J. Zeigert MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011


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Caravaning für die schönste Zeit des Jahres Caravaning liegt im Trend. Immer mehr Reiselustige legen sich für den Urlaub einen Wohnwagen oder Reisemobil zu. Denn damit sind sie flexibel und können mit der eigenen Wohnung Städte und Natur in der ganzen Welt erkunden. Dies leben Christiane-Maria und Matthias Wendt mit ihrem Handelsbetrieb Caravan-Wendt und auch privat. Mit dem Team von 44 Mitarbeitern lassen sie jedes Camperherz höher schlagen. Auf der riesigen Ausstellungsfläche werden dem Besucher über 300 Reisemobile und Wohnwagen präsentiert. Ganz wichtig ist ihnen, dass jeder Kunde mit seinem Fahrzeug und dem Service glücklich ist. So findet am 8. und 9. Oktober 2011 wieder die alljährliche Herbstmesse statt. Mit Spielmobil, Hüpfburg, Grill und Kuchenstand sind alle Campinginteressierte herzlich an diesem Wochenende nach 19300 Kremmin eingeladen. Die Herbstangebote im Zubehörshop und das große Vorzeltlager locken zusätzlich.

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Es hat sich in den letzten Monaten viel in Kremmin getan. Im Frühjahr wurde die neue Ausstellungshalle eröffnet. Sie erscheint im einmaligen, mediterranen Stil und bietet ein wunderschönes Café, hell, freundliche Büroräume und sechs zusätzliche Arbeitsplätze in der Werkstatt. Natürlich gibt es auch tolle Neuheiten für das Modelljahr 2012, die den einen oder anderen interessieren werden. So setzt Hobby, der größte Hersteller für Wohnwagen, mit dem Premium neue Maßstäbe in Design und Funktion. Durch seine moderne Optik zieht der Hobby Premium viele Blicke auf sich und besticht zusätzlich mit einem geringen Einstiegspreis. Hymer, der etablierte Hersteller für integrierte Reisemobile, spielt dieses Jahr seine Erfahrungen im Bereich Oberklasse aus und präsentiert die B-Klasse StarLine. Ein starkes Mercedes Sprinter Chassis sorgt für ein optimales Fahrverhalten und das Interieur über-

zeugt in Kombination mit den verschiedenen Grundrissen. Europas größter Hersteller für

Reisemobile, Dethleffs, zeigt den Esprit. Er siedelt sich preislich in der oberen Mittelklasse an und bietet viel Komfort. Er wird in verschiedensten Grundrissen als Integrierter und Teilintegrierter angeboten. Wer sich also für diese ungezwungene Urlaubsform interessiert, ist hier im mecklenburgi-

schen Kremmin bei Grabow/ Ludwigslust, direkt an der Bundesstraße 5 genau richtig.

HYMER präsentiert die B-Klasse StarLine auf der Basis des Mercedes Sprinter. Foto: Hymer

Das freundliche Team von Caravan-Wendt erwartet alle Reisefreudigen sehr herzlich! Weitere Informationen finden Sie unter: www.caravan-wendt.de

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ABENTEUER

Faszination eines Segeltörns

auf der Ostsee

ATALANTA – Wismars ältester Traditionssegler

Segeln, wie vor über 110 Jahren.

Die 110-jährige Schöne mit ihren braunen Segeln, die im Wind knattern, strahlend blauer Himmel mit weißen Wolken. Dazu fröhliche Gesichter, stimmungsvolle Musik sowie gute Verpflegung und Getränke, anregende Gespräche und eine gut ausgebildete und entspannte Schiffsbesatzung machen eine Seefahrt auf der Ostsee zu einem unvergesslichen Erlebnis. Der Heimathafen des Lotsenschoners ATALANTA ist Wismar und hier erhält er viel Unterstützung. Die Besatzung wirbt bei allen Großveranstaltungen und bei Fahrten ins Ausland für ihre Stadt und für den Landkreis Nordwestmecklenburg. In Wismar gründete sich 1994 der Förderverein Schoner ATALANTA e.V., der ein Jahr später Eigner des Traditionsseglers durch die Schenkung der Warburg-Bank Hamburg 88

Foto: Archiv Verein

wurde. Der über 110 Jahre alte Schoner ATALANTA mit 36 Metern Länge wurde in der Zeit von 1993 bis 2001 saniert und ist heute ein seetüchtiges und schnelles Schiff. Tagesfahrt auf der Ostsee Bei einer Fahrt im September sind 46 Gäste der Dekra Schwerin an Bord. Heiko Ruch ist bei der Dekra Fachabteilungsleiter und hat Mitarbeiter aus Werkstätten, Geschäftsinhaber, Meister und Kunden zu einer Fahrt mit der ATALANTA eingeladen. Diese Fahrten sind seit einigen Jahren eine beliebte Tradition. In diesem Jahr verläuft die Fahrt jedoch etwas anders, denn wegen starken Westwindes startet der Schoner nicht von Wismar, sondern von Warnemünde aus zu einer Fahrt auf der Ostsee. Kapitän Steffen Herz, der sonst als Lotse in den Häfen Rostock und Wismar arbeitet, ist an

Bord. Ihn begleiten auf diesem Tagestörn Steuermann Peter Scharnweber und seine Frau Birgit, die in der Kombüse und auch an Deck anpackt, wie auch das jüngste Besatzungsmitglied, der 12-jährige Ulli. Brigitte Träger kommt aus Neubrandenburg und ist vor allem für die Beutreuung und in der Kombüse eingesetzt. Beruflich arbeitet sie als Qualitätssicherungsingenieurin. Zwei Drittel ihres Urlaubs fährt sie auf dem Lotsenschoner und begründet das so: „Hier atme ich durch und bin mit viel Herzblut dabei.“ Andere Besatzungsmitglieder sind Lehrer oder Rechtsanwälte. Heiko Bienasch kommt aus Berlin. Er ist Decksmann und fährt noch ab und zu auf der Schoner-brigg GREIF. Er absolviert zurzeit eine Ausbildung, damit er als Kapitän Traditionssegelschiffe fahren kann. Die acht Crewmitglieder sind nur

in ihrem Urlaub an Bord und segeln bei allen großen Veranstaltungen ob in Kiel, Hamburg, Bremen und natürlich bei der Hanse Sail in Rostock. Da die meisten arbeiten, kann nicht jeder überall dabei sein. Deshalb gibt es zum Beispiel fünf Kapitäne für das Segelschiff, die sich abwechseln. Kapitän Steffen Herz ist beruflich durch seine Lotsentätigkeit sehr eingespannt. Für ihn haben alle Schiffe ihren Reiz, ob es große Frachtschiffe oder kleinere sind, aber ein Segelschiff wie die ATALANTA ist etwas Besonderes. Brigitte Träger fährt seit 2000 jedes Jahr mit dem Traditionssegler zur Hanse Sail. Björn Kruse kommt aus Wismar und ist Decksmann an Bord. Sonst arbeitet er in der Hafenverwaltung der Hansestadt Hamburg. Sigfried Bibernick, Maschinist, ist der Älteste an Bord und schon Rentner. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011


ABENTEUER

Zum Empfang gab es Sekt.

Segel setzen.

Erlebnispädagogische Arbeit mit Jugendlichen Das Schiff arbeitet mit verschiedenen Vereinen zusammen. In jeder Saison werden zwei bis drei Wochen erlebnispädagogische Reisen mit Bildungsprogrammen für Jugendliche durchgeführt. Hier an Bord lernen auch schwierige Jugendliche Teamarbeit kennen und Verantwortung zu übernehmen. Segeln auf so einem Traditionsschiff, das vollständig aus bestem Eichenholz gebaut, mit Kupferbolzen zusammengefügt und unter Wasser mit Kupfer beschlagen wurde, ist immer ein unvergessliches Erlebnis und festigt Freundschaften. Natürlich eignen sie sich auch Segelkenntnisse an und lernen, dass einer auf den anderen angewiesen ist. Sie müssen mit anfassen und auch Backschaft übernehmen, das heißt in der Kombüse mitarbeiten. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011

Fotos: M. Käning

Heiko Bienasch erklärt das Anlegen der Schwimmweste.

Kapitän Steffen Herz am Steuerrad.

Arbeit des Fördervereins im Winter Der Vorstand des Vereins besteht aus sieben ehrenamtlichen Mitgliedern, die im Berufsleben stehen und in diese Arbeit viel Freizeit investieren. Zum Verein gehören zurzeit 185 Mitglieder, davon sind etwa 40 aktive Segler, die eine ständige Ausbildung erhalten, um das Schiff sicher führen zu können. Sie segeln zirka 150 Seetage in der Saison. Außer mit Jugendlichen sind sie mit Menschen auf Nord- und Ostsee unterwegs, die an der Pflege des maritimen Erbes und dem Erhalt des Kulturgutes Segelschoner ATALANTA Interesse haben. Ende Oktober wird abgetakelt. Da kommen 40 bis 50 Mitglieder, die alle mit anpacken. Seile werden kontrolliert, Blöcke und Schekel gereinigt und kleine Reparaturen am Schiff

ausgeführt. Die Segel mit 334 Quadratmetern werden ausgebessert und die Kombüse wird komplett ausgeräumt und gereinigt. Viele weitere Arbeiten sind notwendig. Das Schiff wird winterfest gemacht und deshalb ist jeden Samstag Winterdienst. Einmal im Jahr treffen sich die Frauen oder die Kapitäne, zu denen auch Trixi Hübner aus Berlin gehört. Ebenso halten es die Maschinisten und auf allen Treffen werden spezielle Themen besprochen, neue Regelungen oder technische Fragen diskutiert.

damit zu einem Staatsbesuch nach Dänemark. Im Juni nächsten Jahres wird mit vielen Aktionen vom 1. bis zum 3. Juni in Wismar der 111. Geburtstag des Lotsenschoners ATALANTA mit vielen Freunden und auch anderen Schiffsbesatzungen wie der SANTA BARBARA ANNA gefeiert. Der Verein wird auch eine Einladung an Helmut Schmidt schicken. Wenn dieses Schiff erzählen könnte, kämen viele Geschichten aus den 110 Jahren zusammen. Zur Hanse Sail hatte der Segler schon so manchen prominenten Gast an Bord.

111. Geburtstag wird groß gefeiert Das prominenteste Ehrenmitglied des Vereins ist Altbundeskanzler Helmut Schmidt. Als das Schiff noch der Warbus Bank in Hamburg gehörte, fuhr dieser

Der Förderverein freut sich über jede Spende, die für die Erhaltung des Schiffes dringend benötigt wird. Weitere Informationen unter www.ss-atalanta.de. Monika Käning

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MARITIM

VON WISMAR IN DIE

WELT

Der Wismarer Hafen liegt genau zwischen den Kreuzfahrt-Metropolen Warnemünde und Kiel. Sich mit diesen stark entwickelnden Anlaufzielen messen zu wollen, kommt niemanden in den Sinn. Trotzdem entwickelt sich in der kleinen Hansestadt an der Naturbucht inzwischen ein interessanter Seetourismus, der sogar überregional Beachtung findet. „Wismar – neues Traumziel vor der Haustür“ war im vergangenen Jahr der Titel eines dreiseitigen Beitrages im bundesweit erscheinenden „an Bord“, dem Magazin für Schiffsreisen und maritime Welten. Im gleichen

sorge, so die Meinung von Tourismusverantwortlichen, für die weitere Belebung des Tourismus und hebe damit den Bekanntheitsgrad. „Wir machen das dafür mit Charme und ganz individuellem Engagement“, so die Erklärung von Kay-Michael Stybel. Der Wismarer Leiter der Tourismuszentrale geht mit gutem Beispiel voran und steht mit einem charmanten Begrüßungsteam bei jedem Anlauf in der ersten Reihe. So erleben die Landgangsgäste am improvisierten Checkpoint eine ganz persönliche Beratung in Sachen Stadtbummel. „Vom Gangway direkt zum Welterbe“, heißt es in Wismar. Und das soll sich insbe-

Begeisterter Abschied der „Europa“ im Wismarer Hafen.

Der luxuriös ausgestattete Passagier-Segler „Lili Marleen“ war 2003 gleich eine ganze Saison lang wiederkehrender Gast in Wismar.

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Umfang wurde darin über die diesjährigen Jubiläumsfeierlichkeiten des Hafens berichtet und gleichzeitig für noch mehr Kreuzfahrtgäste geworben. Die mehrfachen Anläufe der beiden deutschen Kreuzfahrer „Europa“ und „Deutschland“ spielen dabei eine wichtige Rolle. Während die Passagiere des bekannten ZDFTraumschiffes eine Wismar-Premiere erlebten, zeigte der Hapag-Lloyd Fünf-Sterne-plus Kreuzfahrer bereits zum dritten Mal in der Hansestadt Flagge. Eine Beteiligung am Wettbewerb deutscher Kreuzfahrt-Metropolen findet allerdings nicht statt. Schon deshalb nicht, weil ein echtes Kreuzfahrtterminal fehlt, um internationalen, sicherheitsrelevanten Ansprüchen gerecht zu werden. Dies ermöglicht nur den Landgang und keinen Passagierwechsel. Doch allein dies

sondere bei Meinungs- und Entscheidungsträgern der Kreuzfahrtreedereien herumsprechen, die noch mit überschaubaren Passagierzahlen operieren. Eine Vielzahl maritim interessierter Hansestädter rührt ordentlich die Trommel für ihre Stadt. Ihr spontan inszeniertes LebewohlZeremoniell bei Salutsalven, mit Shantychorgesang und tausendfachem Winken kommt bei den Seefahrern der Sterne-Klassen äußerst gut an. Schon mehrfach erlebte Wismars Cheflotse Wolfgang Heinickel das Feedback an der maritimen Basis mit: „Die Bordgäste waren sehr beeindruckt und emotionsgeladen.“ Sie reagierten auf ihre Weise und ließen kurz vor dem „Leinen los“ hunderte Rosenblüten zum Abschied auf die Pier regnen. Von solchen Ovationen waren die ersten Kreuzfahrtgäste, die am MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011


MARITIM Deutscher Passagier-Großsegler Neustädter Reederei der Deilmann, lief mehrmals den Wismarer Alten Hafen an. Im Jahre 2003 nutzten die mitsegelnden Gäste eine ganze Saison lang im 14-tägigen Abstand nach den Ostseetörns ihren vorletzten Landgang, um sich in Wismar umzuschauen.

Die „Silver Cloud“ war der erste Kreuzfahrer, der am 18. Juli 1997 im Wismarer Überseehafen festmachte.

18. Juli 1997 Wismar besuchten, allerdings weit entfernt. Damals machte die 155 Meter lange „Silver Cloud“ noch im Überseeha-

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fen fest. Doch schon damals empfanden es die 245 überwiegend amerikanischen Gäste als „great“, dass sie schon nach kur-

zem Fußmarsch bis in die Altstadt gelangten. Auch die TV-Medien bekannte „Lili Marleen“, einst einziger

Verheißungsvoll erlebten am 15. September 1994 etwa 250 Passagiere eine Premierenfahrt von Wismar in Richtung Ostengland. Denn die erhoffte, zukunftsträchtige Fährverbindung bis zum schottischen Newcastle scheiterte wegen der geringen Passagierzahlen. Die 36-stündige Seereise mit der Kombifähre „Norröna“ bot immerhin mehr als 1000 Gästen Kabinenplätze und konnte zudem bis zu 300 PKW oder 44 Trailer befördern. Text/Fotos: H.-J. Zeigert

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Attraktivere Lage geht nicht! Galeria baut am Ziegelinnensee die „Seeprominade“

Für die „Seeprominade“ geplante Stadthäuser der Progektgesellschaft Galeria.

Mehr als 2 Mio. Euro investiert die Stadt Schwerin in den nächsten zwei Jahren, um aus den Uferzonen der Schelfstadt, ein Kleinod und eines der attraktivsten Wohn- und Naherholungsgebiete der Stadt zu machen. Nicht zuletzt, die im kommenden Jahr geplante Steg- und Hafenanlage entlang des Ziegelinnensees macht es für potenzielle Käufer noch interssanter sich dort sehr schnell zu informieren. Die unmittelbare Stadtnähe und die gute Infrastruktur tun ihr Übriges!

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Nach allem was dort bisher gebaut und geplant worden ist, setzt die Projektgesellschaft Galeria eine Schwestergesellschaft der hit.Hanseatischen Immobilien Treuhand GmbH+Co mit Sitz in Wittenförden jetzt noch das i-Tüpfelchen! Unmittelbar an der Wasserkante neben dem Speicherhotel entstehen an der „Seeprominade“ 14 hochwertige Wohneinheiten, bestehend aus 12 „Stadtvillen“ und 2 Penthouse-Wohnungen. Mehr geht nicht, vor allem wenn man sich die Preisgestaltung dieser Häuser anschaut. Es sollte wohl ein-

malig sein sich in dieser Wohnanlage ein Stadthaus mit hochwertiger Ausstattung ab 189.400 Euro kaufen zu können. Dabei punktet natürlich die Wohnfläche von 149 m2 und die 16 m2 Dachterrasse mit freiem Blick auf die Altstadt Schwerins besonders.

schlüsselfertigen Eigenheimen selbstverständlich auch das Grundstück inklusive Erschließung. Alle von der Galeria erstellten Häuser werden zu einem Festpreis angeboten. Das hat für den Kunden den erheblichen Vorteil, eine 100%ige Finanzierungsplanung zu haben.

Wer sich einmal die Mühe macht und die Bauleistungsbeschreibung studiert, wird feststellen, dass in den mittlerweile über 37 Jahren Bauerfahrung der Gesellschaft alles den Kundenwünschen angepasst wurde. Käufer genießen den Vorteil einer freien Raumaufteilung und das trotz einer durch und durch massiven Bauweise. Ganz wichtig, es werden ausschließlich Niedrigenergiehäuser gebaut. Außenanlagen, Maler-, Fliesenarbeiten und Bodenbeläge sowie eine Fußbodenerwärmung im Badezimmer sind ebenso im Basiskaufpreis enthalten wie die kompletten Gäste-WC und Badezimmer-Accessoires. hit hat übrigens in den Jahren ca. 220 Häuser in Wittenförden und ca. 340 Häuser in Schwerin gebaut und zufriedenen Kunden übergeben. Die Bebauung der noch zum Verkauf stehenden Grundstücke umfasst neben den komplett

Um sich umfassend und ausgiebig über das Angebot zu informieren, wenden sich bitte an: Galeria, Goldregenweg 33 19073 Wittenförden Telefon: 0385/77777 www.hit-eigenheime.de E-Mail: eckel@hit-eigenheime.de

Peter Eckel baut mit seiner Projektgesellschaft Galeria attraktive Stadtvillen am Ziegelinnensee. Fotos: hit

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SEITENSPRUNG

Am Pool der Cas Sant hat der Alltagsstress keinen Zutritt. Wer hier Platz nimmt, kann in aller Ruhe den Blick in die Tramuntana und den Duft der Orangen genießen.

MEIN FREUND, DER BAUM Rafael Forteza rettet das Tal der Orangen Gut 70 Jahre hat der knorrige Orangenbaum hinter der Cas Sant, dem Heiligen Haus, schon auf dem Buckel. Seine Äste ragen stolz in den blauen Himmel über den Gipfeln der Tramuntana. Doch wie die meisten anderen hier in Sóller tragen sie nicht mehr als ein paar kleine, runzelige Früchte. Rafael Forteza, der die Finca bewirtschaftet, reibt sich nachdenklich das Kinn mit dem dunklen Dreitagebart. In Mallorcas Tal der Orangen ist es fast unmöglich geworden, vom Orangenanbau zu leben. Doch der Mann, der in den letzten Jahren vom Bildhauer zum Landwirt und Hotelier geworden ist, weigert sich, das zu akzeptieren. Seine Finca liegt nur wenige Minuten vom Ortszentrum Sóllers entfernt. Von der quirligen Plaza Constitució, wo hundert Jahre alte Straßenbahnen voller 94

Touristen an Cafétischen vorbei Richtung Hafen schnaufen, dirigiert Rafael Forteza seine Gäste in die Calle de la Luna und von dort auf einen winzigen Pfad, den nur Eingeweihte auf Anhieb entdecken. Plötzlich herrscht ländliche Stille. Zwischen üppig blau blühenden Waldreben, Obstbäumen und ockerfarbenen Häusern geht es hindurch, immer an einem schmalen Wassergraben entlang. Ein paar hundert Jahre alt ist diese sogenannte Acequia. Jeder Bewohner des Tales, das schon zu arabischen Zeiten für seine Südfrüchte berühmt war, darf sie nutzen, um für einige Stunden in der Woche Wasser auf seine Plantagen zu lenken. Ein uraltes Prinzip. Als Rafael Forteza vor 21 Jahren hierher kam, war die Finca Cas Sant schon seit 800 Jahren im Besitz der Familie seiner Frau Lourdes Arbona. Vier Generatio-

nen haben auf dem Land rund um das weiße Feldsteinhaus bereits Orangen angebaut. Heute allerdings gibt es selbst in mallorquinischen Supermärkten vorwiegend Apfelsinen aus Südamerika und Afrika zu kaufen.

„Dort können sie viel billiger produziert werden als bei uns“, kommentiert Rafael Forteza. Eigentlich ist der Mann Künstler. Doch die Tradition der Familie zu erhalten, das bedeutet ihm viel.

Für Rafael Forteza sind seine Bäume längst zu Freunden geworden.

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SEITENSPRUNG

Nur wenige Schritte ist das Heilige Haus vom Ortszentrum und von den Wanderwegen in die Bergwelt der Tramuntana entfernt.

Und er hat eine Frau an der Seite, die als Agraringenieurin weiß, was zu tun ist. Um annähernd wirtschaftlich arbeiten zu können, fällten die beiden auf ihren 25.000 Quadratmetern Land zunächst einmal 90 Prozent der Bäume. Damals war das ein kleiner Skandal im Dorf. Nachbar Pepe Jose Mendez erinnert sich noch gut: „Natürlich haben wir alle erst einmal gezuckt und genau beobachtet, was nach dem Kahlschlag passiert. Aber Rafael hat ja neue Bäume gepflanzt.“ Eine ungewöhnliche Investition in dieser Zeit, da es mit der Landwirtschaft bergab geht, doch Forteza greift triumphierend nach drei Zweigen eines jungen, kräftigen Baumes. „Hier hängen mehr Früchte dran als der alte da drüben insgesamt trägt.“ Dass der Veteran trotzdem noch steht, verdankt er der sentimenMECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011

talen Seite des Mallorquiners und dem Konzept, das er sich mit Lourdes Arbona für die Finca Cas Sant überlegt hat: Die beiden verwandelten ihr Anwesen vor zwölf Jahren in ein Landhotel für Menschen, die die Ruhe der Tramuntana suchen und doch kurze Wege zum Meer oder in die Inselhauptstadt Palma schätzen. Acht Zimmer und Suiten stehen zur Verfügung, einige direkt im Haus, einige in kleinen Bungalows mitten in den Plantagen. Sie sind ausgestattet mit historischen Möbeln aus Familienbesitz sowie liebevoll zusammengestellten Details wie den typisch mallorquinischen Glasleuchtern oder rustikalen Terrakotta-Fliesen. Wenn es die Sonne morgens geschafft hat, ihre Strahlen über die Gipfel der Berge zu schieben, dann sitzen die Gäste draußen auf der von Weinreben 95


SEITENSPRUNG Anreise:

Marmelade nach Großmutters Rezept, Honig, Orangensalz… die Produkte aus der Finca Cas Sant sind ein Stückchen Urlaub zum Mitnehmen.

überwucherten Terrasse der Finca, schlürfen neben einem uralten Brunnen ihren Café und genießen dazu frisches Baguette mit hausgemachter Orangenmarmelade nach Großmutters Rezept. Anfangs war diese Köstlichkeit nur für den Hausgebrauch gedacht. Heute kommen die Kunden eigens auf den Hof, um sie zu kaufen. Und selbst in die Regale des Münchener Feinkostladens Dallmayr hat es die Konfitüre schon geschafft. Ein paar Schritte vom Haus entfernt steht eine 100-jährige Magnolie. Wer vom Gebäude aus zu ihr herüberblickt, entdeckt

zwischen blühenden Büschen, Tonkrügen und Plastiken von Rafael Forteza das einladende Blau des Pools. Bis vor kurzem noch war es sogar möglich, einen der rundherum wachsenden Orangenbäume zu adoptieren. Fortezas helle Augen funkeln unter den braunen Brauen. „Wir haben den Paten einmal jährlich Päckchen mit unserer Orangenmarmelade zugeschickt. Das war eine romantische Idee. Aber wir haben damit wieder aufgehört, weil die Portokosten einfach zu hoch waren.“

auf Cas Sant ist beides nicht mehr voneinander zu trennen.„Das wäre wie ein Strandhotel ohne Strand.“ Seine Bäume sind für ihn längst zu Freunden geworden – die neuen ebenso wie der 70-jährige Veteran hinterm Haus. „Ich sehe sie wachsen, sie geben mir ihre Früchte und wenn sie unter dem Wetter leiden, dann leide ich mit.“ Forteza hält einen Moment inne, dann setzt er nach: „Die Orangenbäume erzählen mir von der Vergangenheit und der Zukunft der Finca und sie geben mir Motivation.“ Katja Bülow (Text & Fotos)

Der Anbau von Apfelsinen und der Tourismus – für den Hausherren

Eine besonders romantische Art, sich dem Städtchen Sóller von Mallorcas Hauptstadt Palma aus zu nähern bietet eine historische Schmalspurbahn, der sogenannte Orangenexpress. Seit fast hundert Jahren schon schnauft sie die 27 Kilometer lange Strecke durch das Tramuntana-Gebirge ins Tal der Orangen. Gerade im Sommer sind dabei nicht nur wunderschöne Ausblicke zu erleben, die Nase wird zudem mit einer betörenden Vielfalt von irdenen und fruchtigen Düften verwöhnt. Der kleine Bahnhof in Palma liegt direkt am Plaza de España. Von der Endstation in Sóller sind es nur wenige Schritte bis zur Cas Sant.

Essen und Trinken: Einer der schönsten Plätze, um es sich in Sóller gutgehen zu lassen, ist die zentrale Plaza Constitució. Dort finden sich eine Reihe netter kleiner Cafés und Bars. Während die Gäste ihren Milchcafé, den Café con leche, schlürfen oder ein paar Tapas, die typisch spanischen Naschereien, probieren, zockelt in regelmäßigen Abständen die kleine Straßenbahn vorüber, die ihre Passagiere weiter zum Hafen, nach Port Sóller bringt. Kontakt Cas Sant: www.cassant.com

Die Frühstücksterrasse, ein behaglicher Ort, um den Tag zu beginnen.

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REISEN Nach Schweden reisen kann jeder. Aber nach Schweden reisen, um auf den Spuren von Kommissar Wallander, dem mürrischen Krimihelden des schwedischen Erfolgsautors Henning Mankell zu wandeln, ist schon etwas anderes. Das hat etwas Prickelndes. Das jagt einem einen leichten Schauder über den Rücken. Wo sonst findet man eine Kleinstadt, in der Einwohner nur die Augenbrauen leicht anheben oder mit den Schultern zucken, wenn gerade mal wieder ein Auto in Flammen aufgeht, eine Bombe platzt oder ganze Stadtteile plötzlich ohne Strom sind? Wo sonst werden Polizeieinsätze in einer ruhigen Küstenstadt mit 18.000 Einwohnern meist nur mit einem Achselzucken goutiert und mit den Worten „Jetzt filmen sie wieder“ kommentiert? Ystad mit seinem buckligen Kopfsteinpflaster und seinen schmucken, kleinen Häusern aus dem Mittelalter ist seit 2004 Filmstadt. Seitdem wurden in den Ystad Studios, dem größten Filmstudio Skandinaviens, rund 40 Wallanderfilme auf Schwedisch und Englisch gedreht. Insgesamt fünf Schauspieler haben Kurt Wallander ein Gesicht gegeben. Drei kennt man auch in Deutschland. Rolf Lassgård ist für die meisten (Schweden) der „richtige“ Wallander. Er spielt die Hauptrolle in den ersten neun Verfilmungen der Bücher. Krister Hendriksson war Wallander in den 13 Filmen, die als Drehbücher nach Ideen von Mankell geschrieben und zwischen 2004 und 2005 filmisch umgesetzt wurden. 2008 und 2009 spielte der Brite und Shakespeare-Darsteller Kenneth Branagh Wallander in den drei Filmen, die von der BBC produziert wurden. Bevor Henning Mankells in Ystad Kommissar Wallander seinen Dienst leisten sowie das Grauen hinter den Fassaden der Kleinstadtidylle aufdecken ließ und das Städtchen damit international bekannt machte, schien die Zeit hier still zu stehen. Mankell setzt mit seiner Figur einen echten Kontrapunkt zu den sanft gewellten Hügeln dem milden Klima, den kilometerlangen weißen Sandstränden und Fachwerkhäusern, die das Bild im Südosten von Skåne, der südlichsten Provinz Schwedens, bestimmen.

Von Norddeutschland nach Schweden reiste delüx-Mitarbeiterin Doris Seitz. Sie schickte uns ihre Eindrücke per

Post aus Ystad

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35 Mordfälle hat der einsame Jäger Wallander, der klassische Musik liebt und seine Depressionen pflegt, seit 2000 gelöst. Sieben davon in Ystad. Die Schauplätze passen genau zu dem Bild, das Mankell von seinem traurigen AntiHelden zeichnet: Die Polizeistation von Ystad ist ein farbloser Betonbau aus den 70er Jahren. Der Kommissar lebt in einer heruntergekommenen Arbeitersiedlung in der Mariagatan, wo die Häuser grau sind und der Putz bröckelt. Der Kommissar hat ganz offensichtlich ein Faible für die zwielichtige Seite Schonens. Zu der gehört die prähistorische Kultstätte Ales Stenar, wenn sie von einer Nebelbank verschluckt wird (in: Die Brandmauer). Der Regionalflughafen Sturup, wenn von dort ein Großverbrecher fliehen will (in: Der Mann, der lächelte). Oder die Fähre, die täglich zwischen Ystad und Polen penMECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011


delt, wenn in deren Maschinenraum ein grausig zugerichtetes Mordopfer gefunden wird (ebenfalls in: Die Brandmauer). Nicht immer sind die der Wallander-Geschichten Schauplätze authentisch, manche hat Mankell erfunden. Wie das Schloss Farnholm, die Residenz des Superverbrechers Alfred Harderberg (Der Mann, der lächelte). Wie weit weg sich Wallander von der lieblichen Oberfläche Südschwedens fühlt, wird auch im Dauerkrach mit seinem Vater deutlich. Er ist ein Heimatkünstler, der zum Missfallen seines griesgrämigen Sohnes nur schmucke schonische Landschaften malt - mal mit, mal ohne Auerhahn. Auerhähne gibt‘s hier übrigens wirklich, erklärt Stadtführerin Britt, die Angela Merkel doubeln könnte. Skåne sei mit seinen zwei großen Nationalparks, seinen Dutzenden von Seen und seinen 300.000 Hektar Wald ein wahres Naturparadies. Dort lebten Luchse, Greifvögel wie Bussarde und sogar Seeadler und bis zu 20 Pfund schwere Hechte. Britt kennt sich mit Mankells Romanfigur Kurt Wallander bestens aus. „Ich hätte nie gedacht, dass das so ein Renner bei den Touristen wird“, sagt sie. Nicht nur sie sei - vor allem in den Sommermonaten - sehr gefragt mit ihrer thematischen Stadtführung „Auf den Spuren Wallanders“. Auch die Cineteket ist ein beliebter Anlaufpunkt. Sie bietet Führungen in den Wallanderstudios an – ein Muss für alle Filminteressierten. Erfahrene Führer informieren über die Hintergründe der Ystad Studios und erzählen Filmanekdoten. Unter anderem wird ein Ausschnitt aus dem Film „Ein unsichtbarer Gegner“ sowie Kriminaltechniker Leif Nybergs Labor, das Polizeirevier und Kurt Wallanders Wohnung gezeigt. Die Führungen werden auf Schwedisch, Deutsch und Englisch angeboten.

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Während der Sommermonate organisiert auch die Freiwillige Feuerwehr auf einem Spritzenwagen Wallandertouren, die vom Marktplatz aus und an mehr und minder bekannten Schauplätzen aus den Filmen und Büchern vorbei gehen. Das Tourismusbüro bietet ebenfalls geführte Stadtwanderungen auf Schwedisch, Deutsch und Englisch an. Wer Wallanders Revier auf eigene Faust erkunden will, kann dies mit Hilfe einer Karte tun, die in einem Faltblatt enthalten ist. Unbedingte Musts sind: Das Polizeirevier - Kurt Wallanders zweites Zuhause. In den neuen Filmen liegt es nicht auf der offiziellen Adresse (Kristianstadvägen), sondern auf dem Regimentsgelände. Mariagatan 10 - Wallanders Anschrift in den Büchern. Die Straßenlaterne scheint gelblich, das Auto steht auf der Straße geparkt, und oft hört man Arien aus der Wohnung. Victor Mabasha wurde in „Die weiße Löwin“ von hier entführt. Hotel Continental: In das Restaurant des Hotels kehrt Wallander häufig ein, manchmal in Begleitung seiner Tochter Linda. Hier findet auch eine Mordfahndung auf einem Maskenball in „Mittsommermord“ statt. Stortorget: Hier liegt der Buchladen, den Kurt oft besucht. An der Ecke liegt das Restaurant, in das Wallander seinen Kollegen Nyberg in „Mittsommermord“ einlädt, ohne Geld dabei zu haben. Ein Stückchen weiter in der Fußgängerzone an der Ecke zur Teppgränd lag früher die Bank (Föreningsbanken), die in „Mörder ohne Gesicht“ eine wichtige Rolle spielt. Västra Vallgatan: Eines der Fachwerkhäuser dient als Wallanders Zuhause in den Verfilmungen mit Rolf Lassgård.

Fotos: gettyimages, Doris Seitz

Die Pizzeria: Eines von Wallanders Lieblingsrestaurants. Hier geht er gerne hin, um mit dem Restaurantbesitzer István zu plaudern. Von hier bestellen auch die beiden Mädchen in „Die Brandmauer“ eine Taxifahrt, die mit einem Mord endet. Fridolfs konditori: Hier trinkt Wallander seinen Kaffee oder ein Leichtbier mit einem typischen Heringsbrötchen. Doris Seitz

Weitere Informationen unter www.ystad.se/tourismus und zur Anreise unter www.scandlines.de.

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REISEN

„Bonjour Auch in solchen uralten Häusern kann übernachtet werden.

…vouz avez des chambre libre?“ Auf die in holprigem Volkshochschul-Französisch gestellte Frage nach freien Zimmern öffnet ein freundlicher, älterer Herr die schwere Tür des Herrenhauses. Und fragt zurück – auf Französisch. Jetzt wird es schwierig. Was hat er

gesagt? Wir versuchen es auf Englisch, auf Deutsch – doch Monsieur spricht nur Französisch. Mit Händen und Füßen verstehen wir uns dann aber doch. Ja, in dem alten Manoir ist ein Zimmer frei, der Preis ist annehmbar, wir können bleiben.

Es ist eine besondere Form des Reisens: Individuell und auf gut Glück. Bei der Fahrt durch das Land hält man Ausschau nach Hinweisschildern, die auf eine Zimmervermietung in Herrenhäusern, auf Bauernhöfen oder auch auf Campingplätzen verweisen. Es ist

Straßen- und Wegebau · Kanalbau · Erdbau · Kläranlagenbau · Abscheidetechnik · Abrissarbeiten · Mauerwerksbau · Bauwerksabdichtung Seemann Tiefbau GmbH Ziegeleiweg 8b • 19057 Schwerin Tel. (03 85) 5 55 87 - 0 • Fax (03 85) 5 55 87 - 25 info@seemann-tiefbau.de • www.seemann-tiefbau.de 100

eine Möglichkeit, mit den Franzosen ins Gespräch zu kommen, das Land und die Menschen kennen zu lernen. Einfach ist es allerdings nicht. Jedenfalls nicht für denjenigen, der üblicherweise pauschal nach Spanien oder in die Türkei fährt. Ein allgegenwärtiges Vorurteil gilt aber immer weniger – man muss nicht unbedingt perfekt französisch sprechen, um mit unseren Nachbarn zu kommunizieren. Ein immer größerer Teil der Bevölkerung, vor allem jüngere Franzosen, spricht durchaus auch Englisch oder Deutsch. „Ich habe Deutsch in der Schule gelernt, aber immer nur Goethe und Schiller lesen müssen, sagt Jean an der Rezeption eines Zeltplatzes an der Grenze zu Spanien. „Jetzt will ich richtiges Deutsch lernen.“ Speisekarten in den Restaurants gibt es inzwischen auch mehrsprachig. In den Tourist-Informationen liegen mehrsprachige Flyer aus. Allerdings sind die Franzosen umso aufgeschlossener, je freundlicher man ihnen entgegentritt. Ein freundliches MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011


REISEN

Hausherrin für eine Nacht - ein typisches Manoir, Stil mit morbidem Charme.

„Bonjour“ oder „Merci“ wirken Wunder, eine Ansprache mit Monsieur und Madam öffnet Herzen. Gerade bei einer Übernachtung auf einem ehemaligen Herrensitz, und von denen gibt es eine ganze Reihe im Nachbarland, erfährt der Reisende auch noch eine ganze Menge über die französische Geschichte, über den Stolz auf die „Grand Nation“, über das Land ganz allgemein. Was aber wohl kaum gelingen wird bei einem kurzen Aufenthalt:Wirkliche Freunde sind nicht so einfach zu gewinnen. Dazu müsste man lange im Land leben und einen viel intensiveren Austausch von Gedanken und Ideen pflegen können. Den erwähnten Monsieur gibt es im Übrigen wirklich. Er wohnt in einem ehemaligen Herrenhaus, einem Manoir, im Loiretal. Seine Frau geht arbeiten, er ist Pensionär und vermietet zwei Zimmer in dem großen Haus, das einstmals den herrschenden Bourbonen gehörte und Kutschenstation für das Schloss Chambord war. Stolz zeigt er auf die Lilie, das Zeichen des alten Königshauses, die in den Stein des Kamins gemeißelt ist. Warum er nur Französisch spricht, ist nicht heraus zu bekommen. Lange Jahre hat er in Kanada und Australien gelebt, ist sicher des Englischen mächtig. Er will jedoch offenbar nicht. Aber mit unglaublicher Geduld spricht er mit den Deutschen, bis sie ihn verstanden haben. Er zeigt den in MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011

den Fels gehauenen Weinkeller, der heute „Malheureusement“ leider zum Teil verfallen ist. Eine Sanierung kann er nicht bezahlen. Aber den Rosengarten hinter dem Haus pflegt er voller Hingabe und offenbar mit viel Sachkenntnis. Auch das Frühstück macht der ältere Herr selbst. „Madam ist ja nicht im Haus…“ Und dieses petit-dejeuner ist so ganz anders, als man es in Frankreich erwarten kann. Kein Milchkaffee aus großer Tasse, sondern ein schwarzer Kaffee, wie wir ihn kennen. Croissants – klar, aber auch Toast. Dazu Butter, Käse, Marmelade, sogar ein wenig leckere Wurst. Und die Krönung: Rührei. Das Zweitbeste in Frankreich, wie Monsieur betont. Das Beste machen sie in der Bretagne – aber dann kommt schon seins. „Mit Knoblauch, oder ohne?“, fragt er noch. Natürlich mit! – Dann verschwindet er in der Küche nebenan. Und kommt wenig später mit wirklich gut duftenden und ausgezeichnet schmeckenden Rühreiern zurück. Er setzt sich zu seinen Gästen an den Tisch und erzählt – über sich, über das Manoir, über Kanada und Australien. Alles auf Französisch! Aber so lebendig, dass es eine Freude ist, ihm zu lauschen. Wir haben nicht jedes Wort verstanden, aber begriffen, was er uns bedeuten will. Es war einfach herzerfrischend. Und gar nicht, wie es die immer noch gepflegten Vorurteile vieler Deutscher eigentlich voraus gesagt hatten. Text und Fotos Gert Steinhagen

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REISEN

Menschen und Sachen im Hotel Geschichten vom Liegenlassen und Mitnehmen Hotels sind Orte, an denen Menschen unterschiedlichster Provenienz für kurze, manchmal auch längere Zeit zusammentreffen. Doch ganz egal ob Fünf-SterneGrand Hotel oder Wirtshaus mit Gästezimmer, gemeinsam ist allen „Beherbergungseinrichtungen“ das Kommen und Gehen der Gäste – und das Liegenlassen und Mitnehmen von Sachen. Jana Maiwirth, Inhaberin des Hotels „Arte“ in Schwerin-Krebsförden, plaudert – selbstverständlich diskret – ein bisschen aus dem Hotel-GeschichtenNähkästchen: „Ladegeräte, Kosmetika, Nachtzeug und Unterwäsche – das sind die Sachen, die am häufigsten vergessen werden.“ Wobei sie taktvoll die gewissen Spielsachen für Erwachsene verschweigt. Taktvoll ist generell der Umgang mit den Fundsachen: „Wir heben die Dinge die vorgeschriebene Zeit auf, aber wir schicken nichts unaufgefordert einem Gast zu. Das machen wir nur nach Auffor-

derung.“ Die Zusendung erfolgt, als freundliche Geste den Gästen gegenüber, ohne Nachnahme – wofür sich manche Gäste dann auch gern mal revanchieren. Bedankt hat sich auch die Dame, die vor einigen Jahren mit einer Reisegruppe für eine Nacht im Hotel „Arte“ war. Ihr verlorengegangenes Armband – das letzte Geschenk ihres verstorbenen Mannes und deshalb für die Dame von besonderem ideellen Wert – fand sich wieder an. Jana Maiwirth wurde zur Detektivin, hat über den Reiseveranstalter die Dame ausfindig und mit dem wieder gefundenen Armband glücklich gemacht. Glücklich war auch das Kleinkind, das sein Kuscheltier vergessen hatte – allerdings nicht im Hotel, sondern zu Hause: „Da mussten meine Kinder einspringen und ein Kuscheltier für die Tage und Nächte bei uns ausborgen.“ Ausgeborgt auf Nimmer-Wiedersehen – also schlicht geklaut – wird im Hotel auch, zum Teil

Jana Maiwirth: Was liegenbleibt, wird zunächst augehoben.

recht skurrile Sachen: „Bei uns verschwand aus einem Zimmer, das ein männlicher Gast bewohnte, eine Tagesdecke. Da es ein Erdgeschoss-Zimmer war, haben die Mitarbeiter phantasie-

Illustration: Harald Larisch

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Foto: G&G

voll spekuliert, was oder vielleicht auch wer, mit der Decke verhüllt wurde“, erzählt Jana Maiwirth lachend. Ansonsten sind es eher Kleinigkeiten wie Waschlappen oder Handtücher die mitgenommen werden, was natürlich auch ärgerlich ist. Ebenso wie die verschwundenen Dekorationen aus den „stillen Örtchen“ im öffentlichen Bereich. Es gibt aber in den Zimmern durchaus Dinge, die man als spezielles, individuelles Souvenir mitnehmen darf: „Nähzeug, die Mini-Packungen im Bad, Stifte sind für die Gäste da. Und natürlich unsere Flyer, denn die Gäste sollen ja wiederkommen und uns weiter empfehlen.“ Zwei bis drei Tage ist die Verweildauer der Gäste im Hotel „Arte“, Ausfälle wegen des Wetters gab es nur im so genannten Terrassengeschäft. „Unser Hotel ist ein Haus für Familienfeiern, und die finden bei jedem Wetter statt“, sagt Jana Maiwirth. Das erste Hotel der Welt soll angeblich (lt. Wikipedia) 1774 der Friseur David Low in London eröffnet haben. Ob damals schon liegengelassen und mitgenommen wurde, ist nicht überliefert. Ka. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011


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MUSIK

„Es ist eine richtige Liebesaffäre“ Vor ihm ziehe ich meinen Hut: Daniel Hope. Stargeiger, der in allen bedeutenden Konzertsälen der Welt das Publikum von den Sitzen reißt. Der 37-Jährige ist zudem Buchautor, Moderator, Produzent von Konzertkonzepten - und Künstlerischer Direktor der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. Daniel Hope, sind Sie ein Sportwagenfreak? Das Foto lässt darauf schließen… Nun, das Foto ist gestellt. Der Wagen stand einfach so an der Straße. Als wir vom Foto-Shooting in Hamburg kamen, sagte ich zum Fotografen, ich stell‘ mich einfach dazu, als wäre es meins. Und so ist das Foto entstanden. Aber es stimmt, ich liebe Sportwagen und fahre einen Porsche.

Geigenspiel und moderne Technik unserer heutige Zeit, geht das überhaupt zusammen? (Lacht) Ich bin ein absoluter Technikfan. Computer, iPhone, Handys all diese Dinge machen gerade unser Leben so viel einfacher. Oder auch das iPad. Hier habe ich meine ganzen Noten immer dabei.

Und drehen Sie die Musik auch laut auf, so wie Udo Lindenberg es liebt? Der hört in seinem Porsche übrigens liebend gern Gustav Mahler. Ich höre meistens nicht Klassik, wenn ich fahre. Dafür eher Pop, zum Beispiel Sting, U2 oder George Michael. Auch ein bisschen Jazz, auch Folk. Ich habe eine sehr große Auswahl auf meinem iPod. Bei klassischer Musik will ich richtig zuhören. Und gerade in schnellen Autos ist es relativ laut,

Wie sind Sie eigentlich Künstlerischer Direktor der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern geworden? Das liegt an einem sehr netten Zufall. Ich war acht Jahre alt und begegnete als Schüler bei den Meisterkursen auf dem Schleswig-Holstein-Festival Matthias von Hülsen. Ich kam dort auch mit seiner Frau Dorothy ins Gespräch, die genau wie ich, aus Südafrika kommt. Und so lernten wir uns näher kennen. Jahre später hatte

da kann ich nicht die Feinheiten heraus hören.

Der Stargeiger Daniel Hope liebt auch schnelle Autos. Foto: Harald Hoffmann, Deutsche Grammophon

Matthias von Hülsen gerade die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern gegründet und mich und meine Freunde spontan für ein Konzert eingeladen. Seither bin ich jedes Jahr wiedergekommen und so hat sich zu MecklenburgVorpommern und seinen Festspielen eine äußerst innige Beziehung entwickelt, zu den Menschen, zum Land. Es ist eine richtige Liebesaffäre. Man hat, auch als Außenstehender, den Eindruck, die Macher der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern sind wie eine große Familie. Ja, das ist wirklich so. Wir sind ein tolles und junges Team von Menschen, die die Musik lieben. Außerdem entdecke ich während meiner Festspielzeit jeden Tag ein neues Gesicht von Meck-Pom, ob nun in den Städten, Dörfern, Kirchen, Schlössern oder gar in Jugendzentren. Die Vielfalt in diesem Bundesland ist enorm. Ich bin schon durch die ganze Welt gereist, habe aber nicht so viel neue Dinge wie in Meck-Pom gesehen. Durch das Festival konnte ich natürlich auch

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die Entwicklung in diesem Bundesland bestens verfolgen. Und die ist wirklich gewaltig. Das alles mitzubegleiten und mittendrin erwachsen zu werden, das war und ist für mich sehr, sehr schön. Ehrlich? Einen kleinen Kulturschock muss es doch für Sie geben. Sie leben immerhin in Wien. Vielleicht. Aber ich habe in Ulrichshusen gespielt, als es noch kein Dach auf dem Schloss gab. Und jedes Jahr haben wir gesehen, was die von Maltzahns dort geschaffen haben. Jetzt ist Ulrichshusen eine Insel des Wohlfühlens. Es gibt die Scheune, in der wir große Konzerte mit den größten Künstlern der Welt gegeben haben. Gerade waren meine Freunde aus Amerika von der Chamber Music Society des Lincoln Centre New York da. Und ich kann sozusagen während der Festspiele Hausherr spielen, und sagen, schaut, was wir hier haben, lasst uns hier gemeinsam musizieren. Wie registrieren Ihre amerikanischen Freunde Mecklenburg-Vorpommern? MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011


MUSIK

Und Hamburg ist die zweite Stadt, in der ich mich sehr wohl fühle, weil sie sehr offen ist. Dort habe ich eine Zweitwohnung. Hamburg bietet mir zudem die Nähe zu Meck-Pom. Sie vergeben Kompositionsaufträge. Wie kam es dazu? Das mache ich schon, seit ich 18 bin, gewachsen durch meine Kontakte mit Komponisten. Mit modernen Komponisten kann ich reden, ihnen mitteilen, was der Interpret will, welche Rolle er in der Musik auslebt. Bisher habe ich alle Auftragswerke, die ich vergeben habe, auch selber gespielt. So etwas zu erleben, ist wie ein Baby, das heranwächst. Es gibt so viele Komponisten und ich finde, dass sie die Chance haben sollen, ihre Stimme zu erheben. Denn es gibt nicht überall Verständnis für zeitgenössische Musik. Moderne Komponisten brauchen Interpreten, die sie unterstützen. Werden Sie den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern treu bleiben?

Ganz anders, viele kannten es natürlich nicht und hatten besonders große Schwierigkeiten Mecklenburg-Vorpommern auszusprechen. Aber die Amerikaner sind natürlich schon besessen von Europa und Deutschland, weil es hier alte Kultur gibt. Alleine beispielweise Heiligendamm zu erleben, wo Mendelssohn einst Konzerte gegeben hat, er hat ja hier teilweise seinen Sommernachtstraum geschrieben, all das ist schon, für Menschen, die nicht in Europa leben, eine große Attraktion. Und dann noch diese schöne Landschaft. Wir könnten 300 Konzerte mit Künstlern geben, die hierher kommen wollen, aber wir haben nur Zeit für 124 während der Festspiele. Um hier zu spielen, steht man Schlange. Das betrifft sowohl junge Künstler als auch große Orchester. Ich habe Sie in Hasenwinkel beim Kinderkonzert der Festspiele erlebt. Warum musizieren Sie und Ihre Musikerfreunde für Kinder? Wenn man vor einem Kinderpublikum steht, dann ist man mit ihnen ganz auf Augenhöhe. Kinder reagieren spontan und unbefanMECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011

Absolut. Wir haben in diesem Jahr zum zweiten Mal die Kontakte mit Amerika ausgebaut, zum ersten Mal ein chinesisches Orchester hier gehabt. Wir haben sehr viele Ideen und Projekte vor, wollen noch neue Wege gehen. Es wäre zu schade, alles aufzugeben. Ich möchte das hier schon eine Weile genießen und noch mehr Musik nach Meck-Pom holen. Letzte Frage: Was für eine Geige spielen Sie? Ein ganz altes, einfach sensationelles Instrument. Eine Ex-Lipinski Guarneri del Gesú, die deshalb so heißt, weil der weltberühmte Geiger Karol Lipinski auf ihr schon mit Franz Liszt und Robert Schumann gespielt hat. Meine neue alte Geige wurde 1742 gebaut. Daniel Hope, wir freuen uns mit Ihnen auf die nächste Festspielsaison in Mecklenburg-Vorpommern. Kommen Sie gut über den Winter. Regina Rösler

gen. Die Musik Beethovens, Händels oder Mozarts birgt Emotionen und Gefühle. Das verstehen die Kinder. Ich versuche nie, Kinder zu unterschätzen. Gerade zu sehen, wie ihre ehrliche Reaktion ist, dafür mache ich Musik. Sie sind im südafrikanischen Durban geboren. Was verbindet Sie noch mit diesem Land? Ich habe schon eine Verbindung zu dem Land, aber ich kann nicht sagen, dass ich mich mit Südafrika identifiziere. Allein auch, weil dieses Regime viel in meiner Familie zerstört hat. Das Leben dort für sie war sehr, sehr schwer durch Apartheid. Das ist etwas, was ursächlich für meine Distance ist. Was lässt Sie heute vorwiegend in Wien leben? War es Zufall, Familie, Liebe? Ein bisschen von allem. Meine Urgroßmutter stammte aus Wien, meine Mutter lebt dort. Wien ist eine Musikstadt sondergleichen. Dort herrscht ein enormes Kunstund Musikverständnis. Natürlich ist es auch die Architektur. Ich bin ein großer Jugendstilfanatiker. 105


TREFFPUNKT

Schöne Pferde, schicke Hüte Nicht nur rassige Galopper sorgten für stimmungsvolle Renntage beim diesjährigen Lübzer Pils-Ostseemeeting in Heiligendamm. Gleichsam spektakulär und stilvoll natürlich die Damen mit Hut. Sehen und gesehen werden, so der Trend auf Deutschlands ältester Galopprennbahn, auf der sich Politiker und Geschäftsleute gleichermaßen trafen. Den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis, den Lübzer Pils Ostseepreis, gewann in diesem Jahr eine Frau - die 23 Jahre alte Stefanie Hofer auf Auvano. Der Siegerhengst wird von Roland Dzubasz in Berlin-Hoppegarten trainiert und steht im Besitz von Thomas Gehrig aus Magdeburg. Steffi Hofer war unter den Jockeys übrigens die einzige Dame. Obwohl auf Grund starker Regenfälle in diesem Jahr nur drei Renntage stattfanden, konnten die Veranstalter positiv bilanzieren. Rund 20.000 Besucher verfolgten insgesamt 27 Rennen, 230 Pferde gingen an den Start. Damit sogar zwei Rennen mehr als im Vorjahr. „Der Wettumsatz betrug 340.000 Euro und entspricht damit einer Umsatzsteigerung von über zehn Prozent“ , so Simone Samrey, Geschäftsführerin der Treffpunkt GmbH, ein Tochterunternehmen der OstseeSparkasse, das für Organisation und Marketing der Renntage verantwortlich zeichnet.

Schwarz-weiß war zum diesjährigen Ladies Day das Motto von Barbara Becker (rechts), Geschäftsführerin Lotto und Toto Mecklenburg-Vorpommern. Klare Komplimente für sie gab es auch von Ministerpräsident Erwin Sellering und Gattin Britta (Mitte) sowie von Peter Kranz, Leiter Landesmarketing MV (links).

Glücklich! Rennreiterin Stefanie Hofer auf Auvano. Die Krefelderin überzeugte in Heiligendamm und gewann den Lübzer Pils Ostseepreis. Ihre Jockey-Ausbildung absolvierte sie übrigens bei ihrem Vater Mario Hofer.

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1,3 Kilo Gewicht trägt Dr. Bettina Heinrichs auf ihrem Haupt. „Mein Muschelhut ist eine absolute Eigenkreation,“ verrät die Diplom-Designerin aus Hamburg. „Und extra für die Galopprenntage von Heiligendamm“.

Die bekannte ZDF-Lottofee Heike Maurer war auch in diesem Jahr in Bad Doberan am Ladies Day Ehrenmitglied der Jury, die den schönsten Damenhut der Veranstaltung prämierte. Die gebürtige Flensburgerin ließ es sich natürlich nicht nehmen, auch selbst mit eleganter Kopfbedeckung zu erscheinen. Diesmal von Kopf bis Fuß in rot. „Ein Hut macht mehr Frau, ohne Zweifel,“ sagt Heike Maurer, die in Frankfurt am Main lebt und gern an die Küste reist. „Allein die Luft hier oben ist fantastisch“, so die Lottofrontfrau, die verrät, dass auch sie selbst gerne Lotto spielt. „Vor allem dann, wenn der Jackpot hoch ist. Obwohl dann die Chancen geringer sind.“

Ganz in Familie verfolgte Markus Schwarze vom HCC Rostock mit Ehefrau Anja und den Söhnen Lennart (rechts) und Bennet die Galopprennen. Tradition, die pflegt auch das Grand Hotel Heiligendamm. Generalmanager Henning Matthiesen (3. v. li.), präsentierte Historisches gemeinsam mit Susan Franke, Silke Wächter, Norman Jandt, Stephanie Kuhnt und Nicole Kaufke, (ebenfalls von li.), Mitarbeiter des 5-SterneLuxus-Hauses.

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TREFFPUNKT

„Die einmalig schöne Naturkulisse, die besondere Lebendigkeit, die hier herrscht, machen für mich die besondere Anziehungskraft des Ostseemeetings aus,“ freut sich Lübzer-Geschäftsführer Willi Horn (Mitte). „Ob beim Zuschauen, Wetten oder Flanieren, die Galopprenntage bieten den idealen Rahmen für ein erfrischendes Lübzer Pils.“ Und so ist es wohl auch wenig verwunderlich, dass sein Unternehmen erneut den Hauptpreis für das Ostseemeeting spendierte. Darüber freuen sich natürlich auch Frank Maßen (rechts im Bild), Geschäftsführer Carlsberg Deutschland und Rüdiger Born, Präsident des Landesgolfverbandes. Lübzer Landbier heißt übrigens die neueste Biersorte aus der Mecklenburger Brauerei.

Edel und fein: Die Rostocker Modedesignerin Uta Huth kam mit dieser eigenen Kreation.

Der viele Regen in diesem Sommer setzte auch der Traditionsrennbahn heftigst zu, der Unterboden war völlig aufgeweicht. „Aber wir haben es geschafft,“ sagen Frank Berg, Vorstandsvorsitzender der OstseeSparkasse (rechts im Bild) und Vorstandsmitglied Thomas Metzke (links). „Die Galopprenntage fanden statt, dank ausgesprochen guter regionalen Partnerschaften“, so Frank Berg. Ihr großer Dank gilt vielen großen und kleinen Bau- und Tiefbaufirmen aus der Region. Auf unserem Foto mit André Hagedorn, Firma Tief- und Gartenbau, Reinhardt Manshardt, Bützower Hochbau GmbH und Helmut Schingen, GaLabau Schingen (v. li.).

Für Dirk Petersen, Verwaltungsratsvorsitzender des Doberaner Rennvereins von 1822 e. V., waren die Galopprenntage bester Treff zur Pflege von Netzwerken. Der Vorsitzende des CDU- Kreisverbandes Bad Doberan hier in der Runde mit Rechtsanwältin Nicole von Leesen (li.), Vorsitzende der Frauenunion Rostock, und Karina Jens, Stadtpräsidentin Rostocks (re.). Torsten Klement, Geschäftsführer der Rostocker Eikboom GmbH, in Begleitung von Ehefrau Petra. Beide wetteten natürlich auch. „Aber wir setzen immer auf unterschiedliche Pferde“, unterstrich Petra Klement lachend.

Hartmut Polzin, Bürgermeister von Bad Doberan und 1. Vorsitzender des Doberaner Rennvereins, mit Angelika Münchow, Geschäftsführerin der Mecklenburgischen Bäderbahn „Molli“ GmbH. Der Molli feiert in diesem Jahr übrigens sein 125-jähriges Bestehen.

Fotos: Thomas Ulrich; www.ulrich-fotodesign.com

Christine Steinhoff, Chefin der Öffentlichkeitsarbeit im Grand Hotel Heiligendamm, kam am Ladies Day mit Claus-Thilo Kolster, seit Jahresbeginn 2011 bei der Entwicklungs-Compagnie Heiligendamm (ECH) Geschäftsführer für Marketing und Vertrieb.

Die Stimme vom Turm

Auch Rostocker Wassersportler und mögliche Olympiateilnehmer 2012 in London zieht es zum Pferderennen aufs Land nach Heiligendamm: Starbootsegler Alexander Schlonski (re.) und Matthais Bohn (2. v.li.) sowie Ruderer Hannes Ocik (li.) und Kanute Gordon Habrecht (2. v.re.). Die Spitzensportler werden von der OstseeSparkasse gefördert. Frauengespräche: Fachkundige Anleitung und vielleicht auch einen richtigen Wett-Tipp, holte sich die Gattin des Ministerpräsidenten, Britta Sellering (li.), von der Chefin der Rostocker Treffpunkt GmbH, Simone Samrey. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 2/2011

Nur seine warme Stimme ist zu hören, wenn die Galopper übers Geläuf jagen: Gunther Barth, Rennkommentator und Bahnsprecher. Sein Platz: Hoch droben, auf dem Rennturm. Für den 39-jährigen Berliner ist in luftiger Höhe und hinter Glas Multitasking angesagt: Durchs Fernglas schauen und spontan, ohne ein Blatt Papier in den Händen, durchs Mikroport die Rennen für die Zuschauer verständlich zu moderieren. Und dies alles auch noch schnell, denn auch die Rennpferde sind es. Nicht einfach. Gunther Barth winkt ab. „Ich bin Rennsportfan und über viele Jahre in diese Aufgabe reingewachsen.“ Pferdenamen und Jockeyfarben, die müsse er allerdings abrufbar im Kopf haben . „Das ist wie Vokabeln lernen.“ Zum Stimme ölen braucht er lediglich Mineralwasser

mit Kohlensäure und mitunter auch einen Halsbonbon. „Den aber nur, wenn durch das Rennen mein Adrenalinspiegel zu hoch stieg.“ Die Galopprennbahn in Heiligendamm befindet Gunther Barth perfekt.„Für die Pferde eine sportlich sehr faire Bahn“. Der Mann muss es wissen, denn häufig ertönt seine Stimme auch auf anderen Pferderennbahnen im Osten und Nordosten Deutschlands, vor allem aber in Berlin-Hoppegarten. Wenn Gunther Barth nicht kommentiert, dann arbeitet er als Rezeptionsleiter der größten Jugendherberge Berlins.

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AUTO

Pneumatiks, Luftmatratzen und ein RS 09

Das Firmenschild in der Schweriner Schliemannstraße.

Es war das Jahr 1918, da wurde in Schwerin die erste Dampf-Vulkanisieranstalt Mecklenburgs gegründet. In einem Werbetext rühmte sich die Firma als „Mecklenburgs beste Jungmühle für Pneumatiks“. Und: „Mecklenburgs beste Bezugsquelle für neue Reifen aller Systeme. Durch großen Umsatz stets frische Ware“. So war das damals, als ein gewisser Friedrich Dohse sein Unternehmen gründete, und das bis weit in die DDR-Zeit einen guten Namen bei den Autofahrern hatte. Einen so guten, dass der Firmennachfolger Künne ihn noch eine Weile beibehielt. Als es dann schon Reifen-Künne hieß, machte dort ein junger Mann seine Ausbildung: Thomas Trilk. Dessen Name steht seit 2004 auch auf dem Firmenschild. Das hängt immer noch über der Toreinfahrt in der Schliemannstraße, dort, wo schon das Schild von Friedrich Dohse hing. 108

Die Angebote der Firma haben sich inzwischen deutlich verändert. Einen umfassenden Reifenservice und Autoreparaturen für alle Fabrikate, Achsvermessungen und Fahrwerksservice bietet Thomas Trilk heute an. Und es hat sich herum gesprochen: Der Vulkanisiermeister erledigt auch besondere Arbeiten. So ist er in der Region die erste Adresse, wenn es darum geht, Schlauchboote und Luftmatratzen zu reparieren. Oder aus zwei Reifen für den „Geräteträger RS 09“ einen zu machen. Ein Spezialauftrag, „der ein wenig schwierig ist und ich noch nicht weiß, ob das was wird“. Aber versuchen wird Thomas Trilk es auf jeden Fall. Sein Mitarbeiter Matthias Behrend hat auch schon mal die Winde des Segelflugclubs Pinnow repariert. „Viele Kollegen schicken die Kunden mit besonderen Problemen zu uns“, sagt Trilk. Dabei stößt der Unternehmer in des Wortes wahrer Bedeutung immer wieder an seine Grenzen. Denn seine Werkstatt liegt mitten in der Schweriner Altstadt. 1.000 Quadratmeter lassen keine Erweiterung zu. „Wir modernisieren Schritt für Schritt“, sagt Thomas Trilk. „Natürlich in die neueste Werkstatttechnik aber auch in den Umbau unserer Gebäude.“ Auf jeden Fall will er vom jetzigen, dem traditionellen Standort, nicht weg. „Die Kunden schätzen unsere Lage. Sie geben ihr Auto ab, gehen in den Dienst oder zum Einkaufen und wenn sie wieder kommen, ist das Fahrzeug fertig.“ Die Flexibilität von Thomas Trilk und seine hartnäckige Tüftelei bei schier unlösbaren Aufgaben kommen nicht von ungefähr. Schon während seiner Ausbildung bei der Firma Künne gab es solche Arbeiten. So brauchte die vor vielen Jahren in Schwerin fahrende Hochzeitskutsche auch einmal neue Reifen. „Die haben wir aus LKW-Reifen zusammengebastelt“, erinnert sich Thomas Trilk. Text und Fotos: Gert Steinhagen

Historische Zeitungswerbung der Fa. Dohse.

Thomas Trilk begutachtet einen uralten Reifen für einen RS 09.

Matthias Behrend bei der Reifenmontage. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011


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AUTO

Pure Fahrfreude erleben Unser Mitarbeiter Reiner Prinzler testete den Mazda CX – 7

Es gibt viele Gründe, die für einen Mazda CX-7 sprechen: Er ist kompakter (4,65 Meter) als die Konkurrenten und sportlich designt wirkt er fast wie ein höher gelegtes Coupé. Dank Allradantrieb ist er für jedes Wetter gerüstet. Sportlich sind auch die Motoren (2,3-Liter-Benzindirekteinspritzer mit 260 PS oder 2,2-Liter-Commonraildiesel mit 173 PS). Laut AutoBild besitzt der 2,2 Liter große Turbodiesel einen serienmäßigen SCR-Kat, der die giftigen Stickoxide in Stickstoff und Wasser zerlegt. Auf das kleine Chemielabor im Auto macht den Fahrer aber nur die zusätzliche Anzeige für den Füllstand des 15,5 Liter großen Harnstofftanks aufmerksam. Ansonsten fällt der kultivierte Selbstzünder mit hoher Drehfreude, seiner homogenen Kraftentfaltung und dem ebenfalls günstigen Verbrauch positiv auf. Zusammengefasst: Der CX-7 ist wohl der sportlichste SUV in der Mittelklasse, optisch individuell geschnitten und gut motorisiert – ein Crossover, der viel Freude bereiten kann. Auch der Kaufpreis sucht mit rund 30.000 Euro in dieser Klasse vergeblich einen Konkurrenten, denn vergleichbar ausgestattete SUV sind deutlich teurer. 110

Der Zwei-Tage-Test war ein echter Fahrspaß, allerdings außerordentlich blitzergefährdet, da man die Geschwindigkeit nicht wirklich spürt. Immer wieder war ich erstaunt, wenn meine gefühlte Geschwindigkeit bei einem kurzen Blick auf den Tacho Lügen gestraft wurde. Auch die Innenausstattung ist sehr komfortabel, die beheizbaren Ledersitze an diesen wetterwechselnden Herbsttagen sehr wohltuend. Der Bedienkomfort im CX-7Cockpit ist leicht und eingängig – 18 Schalter auf dem Lenkrad vielleicht etwas zuviel des Guten, sechs davon sollen die Navigation mit dem Mini-Monitor koordinieren, da sind Hilfe und Übung notwendig. Gewöhnungsbedürftig ist auch, dass man ziemlich tief im Auto sitzt. Die Lenkung ist präzise und vermittelt Sicherheit. Das Auto liegt stabil in der Kurve und untersteuert kaum. Der permanente Allradantrieb sorgt stets für „guten Griff“. Man fühlt sich wohl in diesem Auto. Jeder Interessierte kann das selbst herausfinden – bei einer Probefahrt. Text & Fotos: R. Prinzler

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AUTO

Erstklassiger Rundum-Service Auch Oldtimer bekommen eine Verjüngungskur

Manager für zufriedene Kunden: Andreas Münch und Guido Wegner.

Leicht und gleichmäßig lässt Gebhard Goecks die Spritzpistole über den Stoßfänger hinweg schweben. Ein feiner Farbnebel legt sich auf die Oberfläche. Dann schaut er noch einmal ganz akribisch über die Oberfläche: „Fertig!“ Gebhard Goecks legt die Spritzpistole zur Seite, nimmt die Atemmaske vom Gesicht und verlässt die Farbspritzkabine. „Das ist einer unserer Vorteile, dass wir eine eigene Lackiererei haben“, sagt Andreas Münch, einer der beiden Geschäftsführer des Autoservice Brüsewitz. „Dadurch können wir die ganze Palette rund ums Auto anbieten.“ Denn auch Karosseriearbeiten werden in der Werkstatt im Brüsewitzer Gewerbegebiet erledigt. Dazu natürlich Motorreparaturen und Motordiagnosen. Und auch andere Unternehmen schätzen die Firma als Lackierfachbetrieb. Zwischen zwölf und 14 Mitarbeiter kümmern sich um die Fahrzeuge der Kunden. Ihre Zahl schwankt, je nach Saison. „Wenn die Zeit des Reifenwechsels kommt, herrscht hier Hochbetrieb“, erklärt Andreas Münch. „Das heißt aber nicht, dass nicht gründlich gearbeitet wird.“ Gerade die Mitarbeiter sind das MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011

Prüfung auf Herz und Nieren. Uwe Jarke bei der Motordiagnose.

Die letzte Lackschicht: Gebhard Goecks in der Farbspritzkabine.

Gleich läuft er wieder rund: Maik Wandt bei der Motoreinstellung.

Hauptkapital des Unternehmens. „Gut ausgebildet und engagiert sind sie alle“, sagt der andere Geschäftsführer Guido Wegner. „Qualität geht über alles.“ Der Chef bedauert, dass er in diesem Jahr keinen Auszubildenden gefunden hat. Es gab keine Bewerbung. „Dabei bilden wir gern Mitarbeiter aus“, ergänzt Andreas Münch.

aus der Brüsewitzer Umgebung. „Offenbar kommt unser freundliches, offenes Auftreten an“, sagt Guido Wegner etwas nachdenklich. „So ein beschlipster Verkäufer oder Werkstattmeister schreckt unsere Kunden eher ab.“ Ein erstklassiger Rundum-Service sei da schon wesentlich wichtiger. Auch, wenn es um den Verkauf von Autos geht, zählt für die beiden Geschäftsführer Qualität. „Unsere Spezialität sind junge Gebrauchte“, sagt Andreas Münch.„Vorzugsweise der Marke Skoda, aber auch andere des VWKonzerns.“ Das liegt nahe, ist der Autoservice Brüsewitz doch Vertragswerkstatt für Skoda. Jedoch auch alle anderen Marken des Volkswagen-Verbundes können wieder flott gemacht werden.

Fragt man den Geschäftsführer, was die Spezialität der Brüsewitzer Firma ist, sagt er verschmitzt lächelnd: „Ich kann mit drei Bällen jonglieren.“ Um dann ernsthaft hinzuzufügen: „Wir sind ein kleines, überschaubares, familiär geführtes Unternehmen. Wir kennen noch all unsere Kunden.“ Die kommen zu 70 Prozent aus Schwerin und nur zu 30 Prozent

Deshalb wird auch mit solchen Gebrauchten gehandelt. Eine echte Spezialität haben die Brüsewitzer aber denn doch vorzuweisen. „Wir arbeiten Oldtimer auf“, berichtet Andreas Münch stolz. „Im vergangenen Jahr haben wir einen Oktavia Baujahr 1956 komplett überholt. Und kürzlich war es ein alter Moskwitsch. Dass die Kunden mit solchen Aufträgen in die Brüsewitzer Werkstatt kommen, liegt wohl auch an den günstigen Kostensätzen. Doch obwohl alles so gut zu laufen scheint, gibt es bei Andreas Münch und Guido Wegner auch Wünsche. Wir suchen gute Mitarbeiter.“ Zeitungswerbung hat nichts gebracht. Von der Arbeitsagentur geschickte Bewerber sind gar nicht erst beim Autoservice Brüsewitz erschienen. „Dabei haben wir etwas zu bieten“, sagt Guido Wegener. „Die Mitarbeiter können sich auf unsere Beständigkeit verlassen.“ Und Andreas Münch ergänzt nachdenklich: „Das ist bei anderen nicht unbedingt gegeben, aber in der heutigen Zeit bestimmt nicht zu unterschätzen.“ Text und Fotos: Gert Steinhagen

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Der Opel Ampera vor dem Marktstart:

Beeindruckende Zahlen Nur 1,6 Liter auf 100 Kilometer

Stattlich, leistungsstark und zudem umweltbewusst – der Opel Ampera.

Dieser Opel ist etwas ganz Besonderes. Es ist der Aufbruch in eine neue Zeit. Im Moment spricht alle Welt, jedenfalls die Auto-Welt, aus gutem Grund nur noch vom Ampera – Opels neuem Flaggschiff,

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wenn es um die Mobilität des Menschen geht. Die ist wichtig und wird sich in den nächsten Jahren noch deutlich verändern. Neben dem klassischen

Verbrennungsmotor werden die Brennstoffzelle, Wasserstoff- und Hybridfahrzeuge oder auch das EAuto eine wichtige Rolle auf unseren Straßen einnehmen. Und gerade bei letzterem ist Opel ein

Vorreiter. Die Rüsselsheimer eröffnen ein neues Kapitel in der Geschichte der Mobilität und lösen ein Versprechen ein: Der revolutionäre, elegant gestylte und gleichzeitig voll alltagstaugliche Ampera ist Europas erstes Elektroauto für grenzenlose Mobilität. Noch in diesem Jahr kommen die ersten Wagen in die Autohäuser der Region. Die Spannung ist groß, bei den Kunden genauso wie bei den Verkäufern. Wie fährt er sich wohl, wie kommt er an? Fragen, die wir vielleicht schon ein bisschen beantworten können. Denn, wir durften ihn Probe fahren. Erstes Fazit: Der Ampera ist ein Erlebnis, eine Technologie, die gefallen könnte, auch deshalb, weil sie den Ansprüchen von Fahrer und Beifahrer gerecht wird. Die Vorderräder des Ampera werden permanent elektrisch angetrieben. Eine eigens für das Elektroauto entwickelte 16-kWhLithium-Ionen-Batterie versorgt den 150 PS starken Elektromotor mit Energie. Je nach Fahrweise, Streckenprofil und AußentemperaMECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011


AUTO

tur lassen sich bei vollständig aufgeladener Batterie Distanzen zwischen 40 und 80 Kilometer rein batteriebetrieben und emissionsfrei zurücklegen. Dabei benötigt der Ampera nach eigenen Angaben weniger als 1,6 Liter Benzin auf 100 Kilometer und emittiert weniger als 40 Gramm CO2 pro Kilometer. Imponierende Zahlen, die von weiteren Testergebnissen deutlich unterstrichen werden. Auf der Straße überzeugt das elektrische Voltec-Antriebssystem des Ampera mit souveräner Leistung und bietet ein einzigartiges Fahrerlebnis. Die unmittelbar anliegenden 370 Newtonmeter Drehmoment des Elektro- antriebs beschleunigen den Ampera in rund neun Sekunden von null auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit ist elektronisch auf 161 km/h begrenzt. Im Batteriebetrieb besticht die Limousine durch nahezu lautloses Dahingleiten und behält selbst unter Einsatz des Benziners zur Reichweitenverlängerung ihre geräusch- und vibrationsarme Charakteristik bei. Mit der Reichweitenverlängerung, bei der ein Benzinmotor über einen Generator den Elektromotor während der Fahrt mit Energie versorgt, kann der Ampera übrigens Entfernungen von mehr als 500 Kilometern zurücklegen. Auch beim Platzangebot überzeugt der Ampera als voll alltagstaugliches Auto. Das Karosseriekonzept eines Fünftürers mit einem Kofferraumvolumen von 310 Litern und umklappbaren Rücksitzlehnen bietet Platz und Komfort für vier erwachsene Personen samt Gepäck. Weitere Informationen über dieses beeindruckende Fahrzeug sind bei allen Opel Händlern der Region zu erhalten. Dirk Behm MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011

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Fleckchen Erde hegen und teilen. Eine Einladung in die kleinen Paradiese ist das Buch mit seinem Info-Teil über die Besuchsmöglichkeiten, seinem reichen Schatz an botanischen Kostbarkeiten und zahlreichen Gärtnertipps allemal. Und fehlt die Zeit zum Reisen, bietet der Text-Bildband garantiert eine genussvolle Alternative. Beate Schöttke-Penke, Christian Lehsten ca. 228 Seiten, ca. 250 farb. Abb., 21 x 23,5 cm, Festeinband ISBN 978-3-942477-01-7

Ich freue mir Lustige Dorf-, Alltags- und Schulgeschichten Karsten Stecklings humoristische Darstellungen aus einem Dorfund Schulleben sind nicht nur herzerfrischend, heiter und quicklebendig, sie kommen auch schon mal besinnlich und berührend einher. Ob Bürgermeister, Vermieterinnen, Jäger oder Schulkinder zu Wort kommen, schelmisch und volksnah zeichnet der Autor ein Zeitbild der ländlichen Alltagswelt der letzten Jahrzehnte im heutigen Mecklenburg-Vorpommern und

hält so die Erinnerung an das Gestern wach. Der neue »Steckling« bietet beste Lektüre zum Lesen am heimischen Herd, Vorlesen im Kreise von Freunden und Bekannten und natürlich auch zum Weitererzählen, daran hindern auch die skurrilsten Wortschöpfungen wie »Takimpeln« oder »Kalebraken« nichts. Karsten Steckling ca. 96 Seiten, 11 x 17 cm, Broschur ISBN 978-3-942477-05-5

MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011


AUSGELESEN

JUDITH Dinge, die ZANDE wir heute sagten DIN R GE, DIE WI R HEUTE SAGTEN ROMAN Judith Zander

Von Astrid Kloock

Judith Zander hat eine kurze Biographie, aber schon eine lange Liste von Auszeichnungen und Preisen. 2007 Lyrikpreis beim 15. Open mike, Berlin; 2008 Stipendium der Kulturstiftung Sachsen im Edith-Stein-Haus in Breslau; 2009 Wolfgang Weyrauch-Förderpreis; 2010 Preisträgerin der Sinecure Landsdorf und 2011 Uwe Johnson Förderpreis der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft. Judith Zander ist 31 Jahre jung. Sie ist in Anklam geboren, lebt und arbeitet in Berlin. Nach der Schule hat sie Germanistik, Anglistik und Geschichte in Greifswald studiert, danach am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Sie schreibt Lyrik und Prosa. „Dinge, die wir heute sagten“, ist ihr Debütroman. Fast 500 Seiten stark. Das Buch ist keine Lektüre für Überflieger, braucht den genauen Leser. Handlungszeit: Gegenwart und unmittelbare

Vergangenheit. Handlungsort: Bresekow, ein Dorf in Vorpommern. Die alte Frau Hanske ist gestorben. Ihre Tochter Ingrid kommt mit ihrer Familie aus Irland zur Beerdigung. Ingrid hatte die Heimat vor vielen Jahren fluchtartig verlassen. Die Beerdigung ist Anlass, dass die Menschen, die sich kannten und wiederbegegnen, sich heute Dinge sagten, die sie im Gestern gelebt hatten. Judith Zander lässt sie reden, schreibt es auf, minutiös. Am Ende entsteht ein Lebens- und Sittenbild dörflicher Gemeinschaft in einer Zeit, die sich gewendet hat, in einer Gegend, die davon betroffen ist. Judith Zander verfolgt ihr literarisches Ziel in großer Ruhe. Sie reiht Kapitel an Kapitel. Die sind kurz und knapp oder auch umfänglich. Sie gibt den Kapiteln Namen. Die Namen sind jeweils die Ich-Erzähler; ihre Mitteilungen kommen wie Selbstgespräche daher. Über scheinbare Nebensächlichkeiten werden Personen und Geschichten aufgebaut. Das Romangebilde wächst und wächst. - Es ist spannend, sich von Zanders Strickmuster leiten zu lassen, ihren Ich-

Erzählern zuzuhören. Zanders Sprache und die Art und Weise, wie sie mit diesem ihrem Handwerkszeug umgeht, ist sehr besonders. Sie wechselt vom Einfachen zum Umständlichen; sie ist poetisch, sachlich, fällt ins Mundartliche, in den plattdeutschen Dialekt, benutzt sprachliche Bilder und bringt das alles in einen Guss. Ich kenne nichts Vergleichbares auf dem deutschen Büchermarkt, weder bei den Älteren noch bei den Jüngeren. Mit Erwin Strittmatter (deutscher Schriftsteller, zwanzigstes Jahrhundert) hat sie gemeinsam, dass sie kaum oder gar nicht in eine andere Sprache zu übersetzen ist. Jedenfalls diesen Roman betreffend.

Judith Zander ist eine große Künstlerin in ihrem Umgang und ihrem Gespür für Sprache. Dennoch teile ich nicht das uneingeschränkte Lob, das ihren Roman in die Nähe eines Schlüsselro-

dtv

premium

Judith Zander „Dinge, die wir heute sagten“, Roman, Deutscher Taschenbuch Verlag München, 2010, 480 Seiten, SBN 978-3-423-24794-8

mans über Vorpmmern, das verlassene Land und seine Menschen, bringt. Zanders Menschen-Helden sind so menschlich, so liebenswert, so bösartig, so kleinkariert und hinterm Mond wie anderswo. Bresekow ist überall. In diesem Fall zufällig in Vorpommern, weil die Autorin dort geboren ist und sich gut auskennt. Und außerdem – ich wäre auch mit 300 Seiten ihrer Schreibkunst ausgekommen. Foto: Repro Buchtitel

IMPRESSUM Verlag: delüx Gesellschaftsmagazin GmbH Geschäftsführer: Detlev Lüth Klöresgang 5 · 19053 Schwerin Telefon: 03 85 / 48 56 30 Telefax: 03 85 / 48 56 324 eMail: info@schwerin-deluex.de www.schwerin-deluex.de

Anzeigenpreise: Es gilt die Preisliste Nr. 4 vom 1. 1. 2010

Leitende Redakteurin: Christine Mevius (V.i.S.d.P.) Tel. 03860 / 501551 eMail: c.mevius@t-online.de

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Anzeigen: Detlev Lüth (Ltg.) · Ursula Focke · Reinhard Eschrich Magdalena Jauert · Agentur Rainer Prinzler Tel. 0385 / 485630

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VERANSTALTUNGEN

Herbst 2011 Oktober 12.10. 15.10. 16.10. 23.10.

Schwerin (Capitol) Boltenhagen Zarrentin Golchen

29.10.

Dammereez

29.10.

Schwerin (Capitol)

Klaus Lage „Alleingang" 7. Boltenhagener Strandspiele 13. Apfel Tag am Schaalsee Schlager-Herbst mit Petra Kusch-Lück & Roland Neudert 8. LaubFeuer - Dammereezer Park im Fackellicht The Metropolitan Opera live im Kino: „Mozart DON GIOVANNI"

November 3.-7.11. 4.11. 5.11. 5.11.

Schwerin Parchim Rehna Schwerin (Capitol)

6.11. 11.11. 11./12.11. 23.11.

Zarrentin Grabow Schwerin (Capitol) Schwerin

24.11. 25.11. 26.11.

Ludwigslust Hagenow Tewswoos

26.11. 26.11. 26.11. 26.11.

Wismar Dobbertin Lübz Klütz

Schweriner Martensmarkt Martinimarkt Parchim Martensmannfest in Rehna THE YELLOWFROMEGG-Tour Das Beste von Ganz Schön Feist Biosphäre-Schaalsee-Markt Martinimarkt in Grabow „Caveman" Weihnachtsmarkt: „Der Stern imNorden“ Adventsmarkt in der Barockstadt Hagenower Weihnachtsmarkt Weihnachtsmarkt auf dem Töpferhof Döscher Wismarer Weihnachtsmarkt Adventsmarkt im Kloster Dobbertin Weihnachtsmarkt Lübz Weihnachtsmarkt auf Gut Brook

Dezember

Foto: Helmut Wachtel Fotos rechts: Capitol (2)

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2.12. 2.12.

Parchim Schwerin (Capitol)

3.12.

Neustadt-Glewe

3.12. 3.12. 3.12. 4.12.

Neukloster Sternberg Zarrentin Dobbertin

4.12. 10.12. 10.12.

Banzkow Wittenburg Wismar

10.12. 10.12. 17.12. 10.12.

Grabow Boizenburg/Elbe Neuhaus Schwerin (Capitol)

16.12. 17.12. 17.12.

Schwerin (Capitol) Plau am See Schwerin Mueß

Adventsmarkt in Parchim GlasBlasSing Quintett mit „Keine Macht den Dosen" Weihnachtsmarkt und Märchenburg Neustadt-Glewe Weihnachtsmarkt im Klosterhof Weihnachtsmarkt Sternberg Klostermarkt Turmblasen und Kunsthandwerkermarkt in und an der Krugscheune Banzkower Weihnachtsmarkt Wittenburger Weihnachtsmarkt 16. Kunstmarkt in der St. Georgen Kirche Weihnachtsbaumkugelfest Grabow Boizenburger Weihnachtsmarkt Weihnachtsmarkt Neuhaus Visual Theater – Bodecker & Neander Das Beste aus 15 Jahren Herr Holm- Stille Nacht 5. Staffel - Plau kocht wintersonnenWERKE Kunsthandwerkermarkt MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 3/2011



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