MECKLENBURG SCHWERIN
REGIONAL MAGAZ IN 15. JAHRGANG Oktober 2010
E 4,-
Moderne Kunst, alte Gemäuer Schloss Plüschow ist ein Kleinod für Künstler
Genuss in Basthorst
Wildschweinrücken unter der Walnusskruste
Zwei sind wieder da
Rückgabe verschollener Gemälde
Raumgleiter und Springfloh
Neu: Die Mercedes R-Klasse und der smart
WESEMEYER informiert – WIBAU installiert:
Das Traumbad
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von Ihren Partnern
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Titelfoto: Miro Zahra und Udo Rathke an einer Skulptur von Jörg Schlinke im Schlosspark Plüschow.
INHALT
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Der Pingelhof Das älteste ländliche Museum in Mecklenburg
28 „Durchaus ordentlich“ Schloss Rattey – das nördlichste Weingut Deutschlands
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Moderne Kunst in alten Gemäuern Schloss Plüschow ist ein Kleinod für Künstler
34 Kuck mal, was da wächst! „De oll Dörpschaul” in Rosenow
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Schloss Güstrow und „Darüber Hinaus“ – Helga Weihs stellt aus Dorfkirchen in Mecklenburg Sukow – Gemeinde mit Kirchturm ohne Uhr
20 Chefkoch Tim Kuhlmann vom Schloss Basthorst MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
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100 Jahre Bäckerei Lau in Lübz „Die Frauen haben es möglich gemacht“
84 Licht ist Leben Modefotograf Paolo Roversi 86 Stargeiger David Garrett „Ich bin kein Kopist“ 90 Wenn der Vater mit dem Sohne… Schweriner Singakademie
56 Frau in EmVau – Die Mutter
100 Raumgleiter Die neue R-Klasse
70 Auf versteckten Pfaden durch Natur und Kultur
106 Oldtimer – Die Rallye mit der Sonnenblume
78 Leise und laute Töne im Kloster Rühn
112 Veranstaltungen 1
ÜBERSICHTSKARTE / IMPRESSUM
IMPRESSUM
Verlag: delüx Gesellschaftsmagazin GmbH Klöresgang 5 · 19053 Schwerin Telefon: 03 85 / 48 56 30 Telefax: 03 85 / 48 56 324 eMail: delego.lueth@t-online.de V.i.S.d.P.: Detlev Lüth Autoren: Christine Mevius (Leitung) · Dirk Behm Grit Büttner · Dr. Petra Gansen · Karin Gustmann (Ka.) Egbert Gustmann · Anna Christine Karsten · Astrid Kloock Christian Moeller · Hans-Joachim Zeigert · Gritta Flau Fotos: Dirk Behm · Grit Büttner · Rainer Cordes · G&G Christine Mevius · Helmut Wachtel · Silke Winkler Christian Moeller · Hans-Joachim Zeigert
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Gesamtherstellung: Wirtschaftsverlag Detlev Lüth Klöresgang 5
19053 Schwerin Druck:
Eckdrift 103 19061 Schwerin
Vertrieb: MZV Mecklenburger Zeitungsvertriebs-GmbH Anzeigenpreise: Es gilt die Preisliste Nr. 4 vom 1. 1. 2010 Anzeigen: Detlev Lüth (Ltg.) · Ursula Focke · Reinhard Eschrich Magdalena Jauert · Torsten Mutz · Agentur Rainer Prinzler
Verkaufspreis: Einzelheft: 4,- E incl. MwSt. Jahresabo: 15,- E incl. MwSt. + Porto im Voraus Erscheinungsweise: 4 x jährlich Bankverbindung: Sparkasse Mecklenburg-Schwerin (BLZ 140 520 00) Konto Nr.: 330 074 164 Die Zeitschrift delüx und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in multimedialen Systemen. Urheberrecht für die von delüx konzipierten Anzeigen liegen beim Verlag. Die einzelnen Beiträge geben die Meinungen der Autoren wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen. Rücksendung kann nur auf besonderen Wunsch erfolgen und wenn Rückporto beiliegt. Erfüllungsort und Gerichtsstand: Schwerin.
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EDITORIAL Foto: privat
die Saison des „Nach-BUGA-Jahres“ liegt hinter uns. Und sie verlief nicht so, wie sich alle das gewünscht und vorgestellt, sondern so, wie viele es befürchtet hatten: Ein Einbruch der Besucherzahlen in der Region auf das Normalmaß bzw. noch darunter. Es fehlten einfach die attraktiven Angebote, um die Besucher noch einmal oder erstmals in die Region zu locken, und die Angebote wie Schweriner Gartensommer und Stadtjubiläum wurden nicht langfristig und ausreichend bundesweit kommuniziert. Das bedeutet aber nicht, dass alles was angeboten wurde falsch war. Und das bedeutet schon gar nicht, dass jetzt Angebote, die die kulturelle Vielfalt Schwerins und der Region ausmachen einfach streicht. Dann fehlen künftig die Marketingargumente. Genau so ist es meiner Meinung nach mit den Schlossfestspielen. Wenn in diesem Jahr bedeutend weniger Besucher die Aufführungen auf dem Alten Garten in Schwerin besuchten, muss man das sicherlich im Kontext zum größeren Wettbewerb von Freiluftaufführungen in Nord-
deutschland sehen sowie auch den Vergleich zu den anderen Opern-Open-Airs ziehen. Das hilft aber nur begrenzt. Daraus sollte nicht der Schluss gezogen werden, künftig Operette oder Musical aufzuführen. Damit würde man die Schweriner Schlossfestspiele der Beliebigkeit preisgeben, der Niedergang wäre unaufhaltsam. Es freut mich, dass Generalintendant Joachim Kümmritz gegenüber den Mitgliedern der Theatergesellschaft verkündete, auch weiterhin „große Oper“ auf dem Alten Garten zu inszenieren. Hilfreich wäre dabei sicherlich zu analysieren, warum die höchsten Besucherzahlen mit der Verdi-Oper „Der Troubadour“ erzielt wurden. Was wurde damals anders und besser gemacht? Außerdem sollten alle in der Region, die von solchen Events partizipieren, insbesondere auch zur bundesweiten Kommunikation beitragen. Die Festspiele Meckleburg-Vorpommern haben mit der 20. Saison auch ihre erfolgreichste absolviert. Dazu trug sicherlich die Übernahme des „Kleinen Fest im großen Park“ in Ludwigslust erheblich bei – seit Jahren ein Publikums-
magnet. Wie wichtig sind jedoch Förderer wie die Nordmetall-Stiftung für das sommerliche Klassik-Vergnügen in unserem Land – wir haben nachgefragt. Ansonsten haben wir eine herbstbunte Palette von Themen über Menschen und Ereignisse in unserer Region für Sie zusammengestellt. Ich wünsche Ihnen wieder viel Lesevergnügen mit dieser Ausgabe. Ihr
Detlev Lüth
PS.Wir wurden in der Vergangenheit wiederholt für die Adressetiketten auf dem Titel unseres Magazins kritisiert. Durch die Zusammenarbeit mit unserem Partner Versandservice Plate haben wir dieses Manko behoben.
Foto: www.pixelio.de
Die nächste Ausgabe erscheint im Dezember 2010.
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Spätherbst Schon mischt sich Rot in der Blätter Grün, Reseden und Astern im Verblühn, Die Trauben geschnitten, der Hafer gemäht, Der Herbst ist da, das Jahr wird spät. Und doch, ob Herbst auch, die Sonne glüht – Weg drum mit der Schwermut aus deinem Gemüt! Banne die Sorge, genieße, was frommt, Eh Stille, Schnee und Winter kommt. (Theodor Fontane)
Foto: Helmut Wachtel
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LAND UND LEUTE
Der Pingelhof
Das älteste ländliche Museum in Mecklenburg Der älteste Bauernhof Mecklenburgs wurde vor 400 Jahren in Alt Damerow im heutigen Landkreis Parchim gegründet. Haus und Hof sind original erhalten und wurden zu einem Museum umgebaut. Im Jahre 1665 erwarb Jochim Pingel die Bauernhufe III (Hofstelle Nr. III) und baute das damals altersschwache Bauernhaus unter Verwendung von Balken und Hölzern des Vorgängerhauses nach seinen Vorstellungen um: „Anno 1607 den 11. Majus“ ist heute noch über der „Grot Döör“ zu lesen. Bis 1984 war es das Zuhause von neun Generationen: Bauernfamilien, Mägde und Knechte lebten hier und verdienten mit harter Arbeit ihr tägliches Brot. Das Bauernhaus diente jedoch nicht nur als Wohnung: Es beherbergte das Vieh und hier wurden die Früchte des Feldes aufbewahrt. Zentraler Versammlungsort war die große Diele, wo verschiedentlich Feste gefeiert und das Getreide gedroschen wurden. Haus und Hof gingen im Jahre 1984 an die Gemeinde Domsühl über. Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten zählt der Pingelhof heute zu den schönsten bäuerlichen Anwesen Mecklenburgs. Seit dem Umbau zu einem Museum das historische Areal
einer breiten Öffentlichkeit zugänglich und vermitteln mit vielen original erhaltenen Exponaten Eindrücke des ländlichen Lebens unserer Vorfahren, das mit nachempfundenen historisch Darstellungen wieder aufzuleben scheint. Im Mittelpunkt des Ensembles steht das niederdeutsche Hallenhaus. Auf dem 0,5 Hektar großen Hofgelände findet der Besucher außerdem eine Mühle, eine historische Schmiede und ein Sägewerk. Sie laden ein zu einer Reise in längst vergangene Zeiten. Nicht immer waren sie so sorgenfrei und romantisch, wie ein Blick in die kleinen Stuben oder die Küche mit der offenen
In der Scheune sind alte Landmaschinen ausgestellt.
Mecklenburgisches Brauchtum wird auch beim Tanzen gepflegt.
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Vorführungen im traditionellen Schmiedehandwerk.
Fotos: Helmut Wachtel
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LAND UND LEUTE Feuerstelle es heute vielleicht vermuten lässt. Bei richtigem Hinsehen vermitteln die Hinterlassenschaften der Vorväter, dass das Leben auf dem Lande kein einfa-
ches war: Die Gerätschaften waren schwer und unhandlich und der Umgang mit ihnen verlangte Geduld und Geschick. Viel Zeit und Kraft kosteten die Arbeit
Das alte Sägegatter ist noch voll funktionsfähig.
Wichtigster Höhepunkt im September ist alljährlich das Erntefest auf dem Pingelhof. (Fotomontage: Helmut Wachtel). MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
am Lehmofen, der Wasserwindmühle, dem Sägegatter oder der Schmiede. Traktoren, Dreschmaschinen, Eggen und Pflüge geben eine Vorstellung von der Feldarbeit, bei der es Wind und Wetter zu trotzen galt. Nicht immer konnten sich die vielen fleißigen Hände jedoch sicher sein, dass ihnen als Lohn eine gute Ernte beschert wurde. Allzu oft machten Unwetter oder zu lange Dürreperioden ihnen einen Strich durch die Rechnung. Sowohl im Hallenhaus, als auch im neu errichteten Blockhaus finden heute Veranstaltungen verschiedenster Art statt. Kerstin Zimmermann ist Museumsführerin des Agrarhistorischen Museums Pingelhof: „Uns ist es wichtig, Mecklenburger Traditionen und die plattdeutsche Sprache zu erhalten sowie an nachfolgende Generationen weiterzugeben. Das geht aber nicht nur mit stillem Betrachten von Ausstellungsstücken und daher möchten wir das Museum durch Vorführungen, Projekte und Feste mit Leben erfüllen.“ Der Pingelhof ist eine Jugendbegegnungsstätte – besonderes Augenmerk liegt daher auf attraktiven Veranstaltungen mit Kindern und Jugendlichen, wie zum Beispiel thematischer Projektunterricht oder die Demonstration alter Handwerkstechniken. Regelmäßig gibt es auf dem Pingelhof Folklore und Plattdeutsches Theater: Die Aufführungen der Pingelhof-Späldeel sind ein Highlight. Alljährlich hält die 15köpfige Truppe die plattdeutsche Sprache mit einer neuen Episode aus dem Leben der „Pingel“ lebendig. Immer wieder stellen auch Künstler der Region hier aus. Sehr beliebt sind Erntefeste, aber auch Natur- und Gesundheitstage. Nach Absprache sind hier auch Familienfeste oder Betriebsfeiern möglich: www.pingelhof-museum.de. Ein besonderes Erlebnis erwartet die Besucher des Museums am 3. Oktober zum Schlachtefest mit allerlei Leckereien der Fleischerei Wacker aus Neustadt-Glewe, Musik und Gesang des Vato-Duo und buntem Markttreiben. 15
Text: Anna Karsten
Landhaus
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LAND UND LEUTE
Rosamunde
geht immer
In halber Besetzung zur Probe – die Barniner Volksmusikanten vor der Alten Schule. Von links: Jürgen Heine, Hans Priebe, Andreas Busch, André Kort, Günter Rebert, Fredo Zacharias.
In Barnin spielt man seit gut vier Jahrzehnten und mit viel Gefühl Blasmusik. Und lässt sich auch sonst in puncto Kultur stets etwas einfallen. Freitagabend in Barnin. Aus den offenen Fenstern unterm Dach der Alten Schule schallen Pauken und Trompeten über den angrenzenden Kirchhof. Genauer gesagt ist gar keine Pauke dabei und diesmal auch keine Trompete, aber ein Schlagzeug mit Becken und Trommeln, ein Flügelhorn, zwei Tenorhörner, eine Tuba und ein Saxophon. Die Barniner Volksmusikanten, normalerweise zu zehnt, proben heute mit halber Besetzung. Es ist Urlaubszeit, doch was heißt das schon. „Jeden Freitag wird geprobt, und das schon mehr als vierzig Jahre lang“, sagt Fredo Zacharias, 52, der heute Flügelhorn bläst und fast von Anfang an mit dabei ist. 8
Zwischen engem Fachwerk im Dachgeschoss sitzen sie mit ihren blanken Instrumenten und warten auf den Einsatz des Schlagzeugs für das nächste Übungsstück. „Denkt mal an die Dynamik“, sagt André Kort,Tenorhorn. Er spielt seit 1997 mit, besorgt die Noten, leitet die Proben, und mit der Dynamik meint er die Hinweise des Komponisten zur Interpretation der Lautstärke – hier im Probestück steht neben den ersten Takten: piano. Nun will der Marsch geblasen werden. Und zwar:„mit Gefühl“. Seit 1967 gibt es in Barnin, einer Gemeinde mit 470 Einwohnern, eine Blaskapelle. Es ist die wohl älteste im Umkreis, aber nicht die einzige. Die Barniner spielen gern mit den Brüeler Blasmusikern zusammen in großer Formation, vergangenen August zum Beispiel beim Kaffeekonzert auf der Terrasse am idyllischen Barniner See. Die Bühne ist geschmückt, die Barni-
ner Frauen haben Kuchen gebacken, es gibt einen Ausschank. Die Biertische unter den Pavillons sind schon eine Stunde vor Konzertbeginn dicht besetzt. Und spätestens beim dritten Titel ist die Tanzfläche voll. Bei solchen Veranstaltungen kooperieren die Musiker mit dem Kulturverein des Ortes, auch der hält sich schon seit über 40 Jahren. Vorsitzender Andy Heiden, 32 Jahre alt, erklärt es sich so:„Hier machen einfach viele mit, der Zusammenhalt im Ort ist unglaublich gut.“ Hundert Mitglieder zählt der Kulturverein bei nur zwei auswärtigen Mitgliedern. Das heißt, fast jeder vierte Barniner, vom Baby bis zum Greis, macht „in Kultur“! Es gibt das Kabarett „Barniner Blüten“, einen Drachenbootverein, den Förderverein „Alte Schule“, zwei Ateliers mit Malzirkeln, es gibt die Feuerwehr, und sie alle engagieren sich.
Der Kulturkalender beginnt früh im Jahr mit Neujahrsfrühschoppen, Weihnachtsbaumbrennen, Kinderfasching, Osterfeuer, Maibaumaufstellen. Danach geht’s richtig los mit einem vollgepackten Veranstaltungs-Sommer. Und im Herbst ist noch lange nicht Schluss. 2009 gab es zum ersten Mal einen Weihnachtsmarkt an der stilvollen Alten Schule, mit Glühwein und Mutzenmandeln, einem Spielzeugbasar des Jugendklubs, einer Märchen-Lesung, Weihnachtsliedern. Jedes Kind, das zwischen dem Barniner See und den weiten Feldern ringsum aufwächst, erlebt es das ganze Jahr über: Kultur gehört einfach dazu. Die Barniner Volksmusikanten spielen zu Festen, Jubiläen, Frühschoppen – auf Bühnen, Erntewagen, auch vor der Kulisse des Yachthafens von Kühlungsborn oder auf der Seebrücke von Heiligendamm. Am liebsten mögen sie MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
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Mit Dynamik und viel Gefühl – Probe unterm Dach der Alten Schule. Von links: Günter Rebert, Andreas Busch, André Korrt, Fredo Zacharias.
Mit Kind und Kegel zum Kaffeekonzert. Barnin im August 2010.
Erntefeste, da gehe es am lockersten zu, meint Fredo Zacharias. „Das wichtigste ist sowieso das Publikum.“ Gibt es einen Trick, mit dem sie es aus der Reserve locken können, wenn es einmal weniger gut aufgelegt scheint? So eine Art Joker der Blasmusik? Die Musiker blicken zu ihrem Saxophonisten. „Günter! Du machst doch schon ein halbes Jahrhundert Tanzmusik, du musst doch wissen, wie man Herzen öffnet!“ 2001 wurden Günter Rebert sechs Bypässe gelegt. Das erste, was er nach der Narkose fragte: „Darf ich weiter blasen?“ Er durfte, natürlich. Jetzt ist Günter 76. Er stellt das Saxophon sanft auf den Boden und sagt: „Also, Rosamunde geht immer.“ Die anderen ergänzen: „Alte Kameraden“, „Rot sind die Rosen“. Man mag es halt romantisch und auch ein wenig kämpferisch. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
Seit er zehn ist, bläst Fredo Zacharias die Trompete. Richard Oberländer, Mitgründer der Barniner Blaskapelle und als ausgebildeter Musiker deren langjähriger Leiter, hatte den Knaben einmal auf dem Jagdhorn „rumhupen“ hören. „Na, der Junge kann auch was Vernünftiges blasen!“ meinte er damals und gab ihm Unterricht, zunächst auf der Trompete. Auch André Kort spielte schon als Kind, und zwar im Jugendblasorchester. „Am ersten Mai ging‘s immer durch sechs bis acht Dörfer, da wurden die Arbeiterlieder geschmettert, während die Klassenkameraden stets schon am See waren.“ Mit 15 Jahren ließ er die Musik schleifen, erst mit Ende Zwanzig fand er wieder dazu, als er die Barniner einmal in Ruthenbeck erlebte.
Warten auf die Musikanten: Vor dem Kaffeekonzert auf der Seeterrasse in Barnin, August 2010. Fotos: Regine Rachow
Parchim lernte auch das jüngstes Mitglied der Barniner Volksmusikanten Trompete und Flügelhorn: Henry Lüth, 18 Jahre alt, aus Mallis. Und kürzlich haben sie ihre erste CD produziert, die im Herbst veröffentlicht wird: „So klingt's bei uns“. Zur Probenpause kommen alle auf den Punkt genau und steigern sich exzellent zum Forte. Für jene, die selbst hören wollen, wie die
Barniner Volksmusikanten klingen, gibt es die nächste Gelegenheit am 3. Oktober nachmittags im Hotel van der Falk in Linstow und abends dann in Haus Seeblick von Crivitz. Heiligabend vormittags bläst ein Quartett des Ensembles in der Fischerei Brietzke am See, wo die Bürgerinnen und Bürger Barnins ihren Weihnachtsfisch kaufen. 12
Regine Rachow
Stop, halt! Schon nach den ersten Takten des Übungsstückes im Probenraum der Alten Schule setzt André Kort das Horn ab und hebt die Hand. „Das müssen wir wesentlich leiser beginnen, sonst kriegen wir hinten das Forte nicht hin.“ Geduldig setzen die Musiker noch einmal an. Sie haben einen hohen künstlerischen Anspruch. „Technisch gesehen hat sich in den letzten fünf, zehn Jahren viel geändert“, erklärt André Kort. Die Luftführung wird jetzt viel deutlicher moduliert, eben entsprechend den Hinweisen für Lautstärke, Rhythmik und Artikulation. „Laut rumblasen kann schließlich jeder!“ sagt Fredo. Einige Mitglieder der Kapelle nehmen an der Musikschule Parchim Unterricht, um ihr Können weiter zu verfeinern. In 9
GARTEN
Erster Schweriner Taschengarten Der Anfang ist gemacht – der erste Schweriner Taschengarten.
In der Schweriner Innenstadt gibt es eine neue Gartenattraktion. An der Ecke Fischerstraße/ Münzstraße ist der erste Taschengarten der Landeshauptstadt entstanden. Initiiert und gebaut wurde er vom GartensommerFörderverein zusammen mit einer Reihe von Sponsoren.
„Wir wollen mit diesem ersten Projekt zeigen, dass mit einfachen Mitteln ein wesentlicher Betrag zur Aufwertung der Altstadt geleistet werden kann“, sagte Vereinsvorsitzender Hugo Klöbzig. „Besonders erfreulich ist die Unterstützung durch den stadteigenen Betrieb SDS, den Bildhauer
Erschöpft, aber zufrieden – dieses Team hat den Taschengarten gebaut.
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Nando Kallweit, das Unternehmen „Die Grashoppers“, die GaLaBau Schingen GmbH, die Staudengärtnerei „Klützer Blumenkate“ und das Planungsbüro „Proske & Steinhausen“. Der Förderverein ruft jetzt Unternehmen, Institutionen und Organisationen auf, weitere Taschengärten in der Schweri-
ner Innenstadt anzulegen. „Kleine freie Flächen gibt es noch genug, wir haben schon 12 Standorte in der Schelf- und der Feldstadt gefunden, die darauf warten, verschönert zu werden“, so Hugo Klöbzig.„Wir haben gezeigt, wie es geht – jetzt sollten andere unserem Beispiel nacheifern.“ Der Verein ist gern bereit, Unterstützung zu geben. Ein Konzept mit Hinweisen auf diverse Flächen in der Innenstadt liegt bereits vor. „Der Kontakt zu uns ist im Internet unter www.schwerinergartensommer.de zu finden“, sagt Klöbzig. Entworfen hat den ersten Schweriner Taschengarten Matthias Proske. „Die Idee der Taschengärten kommt aus England. Dort hat die Gestaltung kleiner Gartenräume als „Pocket Gardens“ eine lange Tradition.“ Diese Idee ist nun auch in Schwerin angekommen. Im ersten Schweriner Taschengarten wurden u.a. 12 qm Rollrasen verlegt und rund 150 Stauden gepflanzt. Text + Fotos: Gert Steinhagen MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
KREATIV
Ein Liebespaar aus Knoblauchblüten Gudrun Schumann aus Banzkow „malt“ ganz besondere Bilder „Heute probiere ich mal Zucchini“, empfängt mich Gudrun Schumann in ihrem Haus in Banzkow und zeigt auf die grünstreifigen Schalen, die sie gerade gekocht hat. Die Zucchini gibt es jedoch nicht bei Schumanns zum Mittag, im Gegenteil, sie sind Reste der Mahlzeit. Und die Hausfrau kocht sie, um sie anschließend zu trocknen und dann mit ihnen ein Bild zu gestalten. Dazu kommt auf das Gemüse vielleicht Löwenzahn, Porree, Knoblauch, Banane, Grünkohl, Rhabarber, Tomate, Fenchel, Zwiebel oder Rote Beete. Das Ergebnis sind aber keine getrockneten Pflanzen jedweder Art, wie wir sie alle aus dem Biologieunterricht kennen, sondern ganz eigene Kunstwerke, filigrane Fantasiegewebe, scherenschnittartige Blumenkreationen oder skurrile Landschaften wie aus einer anderen Welt. Gudrun Schumanns Bilder sind naturgetreu, doch sie sind nicht, was sie zeigen. Die roten Mohnblumen entpuppen sich im Original als Tomatenschalen, die zarten Orchideen als Rote Beete, der knorrige Baum als ein Grünkohlblatt und das Liebespaar vor der untergehenden Sonne ist nichts anderes als zwei verschlungene Knoblauchblüten. Vor etwa zehn Jahren begann die Banzkowerin mit ihren Gemüsebildern. „Ich hatte in einer Fern-
sehsendung gesehen, wie mit Porree Papier geschöpft wurde und wandelte das Grundprinzip einfach um“, erzählt die 67-Jährige studierte Landwirtin. Sie begann mit allem, was Garten und Lewitzwiese zu bieten hatten, zu experimentieren. „Porree eignet sich wunderbar als Hintergrund, hat viele Farben, bietet tolle Effekte. Rote Beete dagegen hat eine wunderschöne Farbe, Eisbergsalat beeindruckende Strukturen“, weiß sie heute. Wie die Zucchinischalen werden alle Blätter, Wurzeln, Knollen oder Pflanzen gekocht. „Das schließt den Klebstoff, die Zellulose auf und macht die Gestaltung erst möglich“, sagt die „Malerin“, die ihre Kunst bescheiden als „Freizeitbeschäftigung“ bezeichnet. Schon in dieser Phase braucht es Wissen um die Beschaffenheit der Materialien und viel Fingerspitzengefühl, denn wie in der Küche darf auch hier nichts verkochen. Dann legt sie die Ingredienzien vorsichtig auf eine alte Zeitung oder ein altes Bettlaken, klopft sie zart wie ein Kotelett und legt Küchenfolie darüber. Mit der Teigrolle presst sie sie solange, bis sich die innersten Strukturen zu erkennen geben. Das Bild, das sie dann mit vielen Zutaten gestaltet, ist entweder schon vorher in ihrem Kopf entstanden oder ergibt sich aus den Beson-
Wer erkennt in diesem hauchzarten Fantasiegebilde schon, dass dies eigentlich Wruken- und Rübenstiele sind? MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
Die Tomate eignet sich gut als roter Mohn.
derheiten der Pflanzen. Fällt ihr nicht gleich etwas ein, trocknet sie die Platten, bewahrt sie auf und verarbeitet sie irgendwann später. So entstehen auf ihrem Küchentisch aus handfestem Gemüse hauchzarte Traumgebilde. Um „Malutensilien“ muss sie sich nicht sorgen, 50 bis 60 Pflanzen oder Gemüsesorten hat sie schon getestet und für gut befunden. Nur die Kartoffel kann sie so nicht verarbeiten, sie hat zuviel Stärke. „Einiges habe ich auch extra für meine Bilder angebaut, so eine chinesische Gurke mit wunderschönen Blüten und eine weißrot geringelte Bete, nach der ich lange suchen musste“, erzählt sie. Die Motive findet sie wie das Material in ihrer direkten Umwelt. „Ich brauche nichts anderes als die Natur. Man muss nur hinsehen, was sie uns bietet“, schwärmt sie. Ihre anderen Hobbies passen dazu: fotografieren, Wurzelholz und Steine sammeln. Jetzt hat Gudrun Schumann begonnen, ihre Landschaftsfotos mit Gemüse zu verfremden. So entsteht aus einem ganz normalen LewitzwiesenBild mit Kühen eine Nebel verhangene Landschaft mit skurrilen Bäumen und Büschen. Aus Porree und Eisbergsalat. Knallig bunte Farben wird man in ihren Bildern nicht finden. Genau wie die Natur selbst sind sie eher
gedeckt. Und sie verändern sich. „Auch das ist spannend“, sagt Gudrun Schumann, die inzwischen nicht nur weiß, dass Rhabarber rot und Porree dunkelbraun wird, sondern auch, dass ihre Bilder bis zu zwei Jahre brauchen, bis sie ihre endgültige Farbe haben. Mehr als 50 Gemüsebilder, schätzt sie, sind bereits entstanden. Viele davon konnten bereits in Ausstellungen nicht nur in der Region um Banzkow herum bewundert werden; so manches hat auch seinen Käufer gefunden. Zu Hause ist ihre Arbeit nicht unumstritten. Ehemann Rainer unterstützt sie als ihr erster und bester Kritiker.„Wenn er sagt,„Da stimmt etwas nicht“, weiß ich, dass ich noch einmal dran arbeiten muss.“ Dem Sohn gefallen diese einzigartigen Kreationen der Mutter, die Tochter lehnt sie ab. Gudrun Schumann würde sich gern mit anderen „Gemüsebildnern“ austauschen, doch selbst intensive Internetrecherche ergab keinen Treffer. Mit ihrer Zucchini ist Gudrun Schumann übrigens nicht so zufrieden. „Die Schalen brechen, sie kleben nicht so gut.“ Also geht sie in den Garten und holt Möhren, Kohlrabi und Bohnen… Natürlich nicht fürs Mittagessen, sondern für ihre Kunst. 14
Text/Fotos: Wicki P.
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KUNST
Schlossansicht
Fotos: Monika Käning
Kleiner Schlossgarten.
Moderne Kunst in alten Gemäuern Schloss Plüschow ist ein Kleinod für Künstler
Viele 20-jährige Jubiläen werden in diesem Jahr begangen, sogar in einem Schloss im Nordwesten Mecklenburgs. Das Schloss Plüschow, das sich nördlich von Schwerin, zwischen Wismar und Grevesmühlen befindet, beherbergt seit 1990 ein international renommiertes Künstlerhaus. Mit seinen 25 ausgedehnten Räumen, darunter ein großer Saal, der ruhigen und verkehrsgünstigen Lage bietet das Anwesen ideale Bedingungen für Künstler. Das Künstlerehepaar Udo Rathke und Miro Zahra lebte und arbeitete seit 1985 im Schloss. Beide haben die Kunsthochschule Berlin-Weißensee absolviert und waren auch die Initiatoren des im Mai 1990 gegründeten Förderkreises Schloss Plüschow e.V., dem Träger des Künstlerhauses. Der Verein stellte sich damals die Aufgabe, inmitten der historischen Architektur auch der modernen Kunst einen Lebensraum zu bieten und eine Institution für moderne weltoffene Künstlerförderung in Mecklenburg-Vorpommern zu schaffen. Dies ist nachweislich gelungen. Der freie Kunstverein mit inzwischen 62 Fördermitgliedern realisiert seine Projekte durch Förderungen und verschiedene Sponsoren. Eigentümer des Hauses ist die Gemeinde, die mit dem Verein einen Nutzungsvertrag abgeschlossen hat. Durch das Programm Aufschwung Ost von 1991 12
bis 1994 konnten die notwendigsten Sanierungsarbeiten am Schloss ausgeführt werden. Ab 1995 wollte das Künstlerehepaar, das die Leitung des Hauses inne hatte, Arbeit und Privates trennen und zog deshalb mit ihrer Tochter in eine eigene Wohnung. Angebote zum Hören, Sehen und Lesen Vieles hat sich in den Jahren entwickelt. So werden im Künstlerhaus von Frühjahr bis Herbst in wech-
selnden Ausstellungen und Kunstprojekten aktuelle Tendenzen in der Kunst präsentiert. Vertreten dabei sind Künstler aus Deutschland und anderen europäischen Ländern. Besonderen Wert legen Udo Rathke und Miro Zahra darauf, dass die Bildende Kunst mit Musik und anderen Formen der Künste verbunden wird. Im Haus befinden sich außerdem eine Radierwerkstatt (für das Anfertigen von Radierungen) und eine Bibliothek, die von den Künstlern genutzt werden können.
Das Künstlerehepaar am Eingang des Schlosses.
Künstler verschiedener Länder bewerben sich „Durch eine Fachjury werden jedes Jahr für drei Monate Aufenthaltsstipendien für fünf internationale bildende Künstler im Zeitraum von Oktober bis Dezember im Schloss Plüschow vergeben. Bis zu 100 Bewerbungen kommen dazu aus Deutschland, Japan, den USA, auch aus Südkorea und natürlich aus Europa. Ein weiterer Schwerpunkt sind Austauschprogramme mit internationalen Künstlerhäusern, bei dem Künstler Mecklenburg-Vorpommerns die Möglichkeit erhalten, in Partnerkünstlerhäusern zu arbeiten. Im Gegenzug dazu erhalten internationale Künstler einen Aufenthalt in den Ateliers des Schlosses. So gab es einen Künstleraustausch mit den USA und Finnland von 2004 bis 2009, der weitergehen wird“, erzählt Udo Rathke über einen Teil seiner umfangreichen Arbeit. Eine der Künstlerinnen war Julia Staszak aus Berlin, die im Schloss mit einer Installation über ihre Reise nach Finnland „erzählt“. Der Künstler Thomas Kleine aus Hamburg bezieht seit 2002 regelmäßig sein Sommeratelier im mecklenburgischen Künstlerhaus. In diesem Jahr nutzte er das Atelier und den Wohnbereich im August und September.„Ich habe das Angebot im Mitteilungsblatt des Bundes Bildender Künstler gelesen und schätze das ruhige und schöne Atelier zum Arbeiten“, erklärt Kleine. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
KUNST Bardon mit 4.800 Bänden aus ihrem Nachlass im Jahr 2006 dem Künstlerhaus Schloss Plüschow übergeben wurde. Die Bibliothek kann zu Studienzwecken auf Anfrage genutzt werden.
Der Künstler Thomas Kleine aus Hamburg im Atelier beim Arbeiten an Monotypien.
Das Haus bietet besondere Atmosphäre Die Leitung des Hauses bedeutet viel Arbeit, denn alles muss organisiert und betreut werden. Da Miro Zahra und Udo Rathke beide Künstler sind, übernimmt jeder im Wechsel die Leitung dieser mittlerweile international bekannten Institution. So kann sich in diesem Jahr Miro Zahra ganz ihrer Arbeit als Künstlerin und Kuratorin widmen. Die äußerst charmante und lebhafte Künstlerin, die in Böhmen geboren wurde, erzählt mit großer Freude über die Aktivitäten im und um das Künstlerhaus. „Das Besondere ist das Haus an sich, denn man kann in einem historischen Haus, das unter Denkmalschutz steht, leben und arbeiten. Man atmet diese Atmosphäre“, bemerkt sie. Internationalität ist ihnen wichtig. Ehemalige Stipendiaten kommen wieder, bewerben sich mit ihren Mappen um einen Aufenthalt, eine Altersgrenze gibt es dabei nicht. Das Kultusministerium des Landes wählt ebenfalls mit aus, denn es vergibt die Stipendien.
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Private Kunstbibliothek Annie Bardons im Haus Zwischen der französischen Kunsthistorikerin Annie Bardon, die bis 1999 die Rostocker Kunsthalle leitete, und Miro Zahra bestand eine freundschaftliche Verbindung. Deshalb verwundert es nicht, dass die private Kunstbibliothek der
Hochzeit im Schloss Seit 2009 kann man im Schloss auch heiraten, wozu jedes Mal ein Standesbeamter aus Grevesmühlen nach Plüschow kommt. Die Menschen aus der Region haben sich gewünscht, hier in historischem Umfeld feiern zu können, was nun in der Künstlerklause des Schlosses möglich ist. Historisches in einer Ausstellung Der Hamburger Kaufmann Philipp Heinrich Stenglin verliebte sich in diese Landschaft und lies so 1763 für sich und seine Frau dieses Plüschower Schloss errichten. Sein ältester Sohn verkaufte es 1802 an den mecklenburgischen Erbprinzen Friedrich Ludwig, den ältesten Sohn des Herzogs und späteren Großherzogs Friedrich Franz I. Das ist übrigens auch am Wappen des Schlosses zu erkennen. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 befand sich das weitläufige Anwesen im Besitz der großherzoglichen Familie. Nach dem Krieg wurde das Schloss, wie übrigens viele Schlösser und Gutshäuser in Mecklenburg-Vorpommern, für verschiedene Zwecke genutzt, aber zum Glück 1954 bereits unter Denkmalschutz gestellt. Schon zu Beginn der Rekonstruktion des Schlosses 1988
zog man eine kulturelle Nutzung des Hauses in Erwägung. Interessierte Schlossbesucher können mehr darüber erfahren in der neuen Ausstellung „Plüschow Zeiten eines Ortes“, die vom 26. September bis zum 24. Oktober stattfindet. Am 21. November wird von 15 bis 18 Uhr ein Tag der offenen Tür veranstaltet, an dem sich die Stipendiaten des Künstlerhauses den Besuchern mit ihren Arbeiten vorstellen. Das historische Bild auf Tapete In Schwerin wurde eine Tapete gefunden, die aus dem Schloss Plüschow stammt, aus einem Stück Leinen besteht, das mit Papier beklebt und mit Gouachefarbe um 1806 bemalt wurde. Vermutlich hat für dieses Bild das Gemälde von J. F. Meyer aus dem Jahr 1773 als Vorlage gedient, das eine Ansicht des Schlossplatzes in Potsdam zeigt. Diese historische Wandverkleidung, restauriert von Annette Seiffert aus Wismar, wird ein Prunkstück der historischen Ausstellung sein, die bereits seit dem 25. September unter dem Titel „Raum für Erinnerungskultur“ als Dauerpräsentation in zwei Räumen des Schlosses zu erleben ist. Die Ausstellung widmet sich nicht nur der Architekturgeschichte des Schlosses, sondern auch umfassend der Geschichte des Ortes und des Lebens der Menschen um und im Schloss Plüschow. 4
Monika Käning
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AUSSTELLUNG
Schloss Güstrow und „Darüber Hinaus“ Helga Weihs zeigt Skulptur + Zeichnung + Film
Mit einer auf die RenaissanceArchitektur bezogenen NeonArbeit von François Morellet ist auf Schloss Güstrow bereits eine prominente Position internationaler konkreter Kunst vertreten. Ab Herbst 2010 widmet Schloss Güstrow im Wirtschaftsgebäude dem kontextuellen, konkreten Thema eine Ausstellung der in Köln lebenden Künstlerin Helga Weihs. Dieser Bau, ab 1882 als Wirtschaftstrakt des damals als Landarbeitshaus genutzten Schlosses errichtet, konnte sich in den vergangenen Jahren als Forum für zeitgenössische und experimentelle Kunst etablieren. Die Auseinandersetzung mit Raumstruktur, formale Reduktion, die Bedeutung der Linie und die prozesshafte Wahrnehmung durch den menschlichen Körper sind bis heute die wesentlichen Elemente in der Kunst von Helga Weihs, denen sie anfänglich in den Medien Malerei, Film, Performance, Installation und Text nachging. 1990 hat sie sich für ihre künstlerischen Recherchen zunächst in strikter Ausschließlichkeit der dreidimensionalen Arbeit im Werkstoff Holz zugewandt. In einer innovativen Formensprache leistet sie einen unverwechselbaren Beitrag zum Diskurs zeitgenössischer konkreter Kunst.
Das Güstrower Schloss Foto: Detlev Lüth
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Ein Schlüsselbegriff für das skulpturale Vorgehen der Künstlerin ist der des „Bauens“. Daraus ergibt sich die grundsätzliche Affinität ihrer Skulpturen zur Architektur, die sich in den letzten Jahren zu einer engen kontextuellen Bezugnahme zu den Ausstellungsorten und -räumen verdichtet hat. In ihren jüngeren Arbeiten erweitert Helga Weihs ihr bildhauerisches Schaffen wieder um unterschiedliche Medien und Materialien. Zeichnung, Film, Gummi oder Klebestreifen treten in einen komplexen Bezug zur Umgebung, wobei die Bild-
Die Künstlerin Helga Weihs.
Blick in die Ausstellung
Foto: Jürgen Wittke
hauerei jedoch weiterhin die führende Stimme behauptet. Die für Weihs' Schaffen kennzeichnende Streifung steht dabei im Bezug zu den Raumkoordinaten. Das Material lässt Farben, Maserung und Beschaffenheit erfahrbar werden, die Skulpturen hingegen Maßverhältnisse, Elemente und
Foto: Jürgen Wittke , c VG Bild-Kunst, Bonn, 2010
Lichtwirkungen der Architektur. Die Ausstellung zeigt noch bis zum 9. Januar 2011 einen Querschnitt aus dem Schaffen von Helga Weihs. Mit zum Teil eigens für Güstrow entstandenen Arbeiten nimmt sie im Wirtschaftsgebäude von Schloss Güstrow den Dialog mit dieser an den Prinzipien der Backsteingotik orientierten Funktions-Architektur des 19. Jahrhunderts auf. Weitere Skulpturen und ein Film sind im zweiten Obergeschoss und in der Mittelaltersammlung des Renaissance-Schlosses zu sehen. Ihre Kunst bezieht sich unmittelbar auf den menschlichen Körper und ermöglicht ihm Wahrnehmung, Empfindung und Erkenntnis von Raum. Ein wesentliches Element ist dabei das Bekenntnis zu einer akkuraten Schönheit. 7
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KULTURERBE
Hoch über dem Ort Pierrefonds thront das Schloss
Altem Palais und KollegienGebäude auf die Welterbeliste zu bringen. Doch wo gibt es noch Vertreter des Historismus? In einem Gutachten soll das Prof. Dr. Christopher Herrmann von der Kulturhistorischen Fakultät an der Universität in Danzig darstellen. Im Sommer 2009 machte er sich bereits ein Bild vom Schweriner Schloss. Welche Denkmäler er empfehlen wird, ist noch nicht sicher. Im Gespräch sind aber schon einige: eins in Ungarn, auch der Fürstensitz in Vaduz in Liechtenstein wurde schon genannt. Und natürlich auch Pierrefonds. Bereits im Mittelalter gab es am Rande des Waldes von Compiègne auf einem Hügel eine Burg. Im März 1617 wurde sie von Truppen des Kardinals Rechelieu belagert und nach der Einnahme weitge-
Pierrefonds eine Hoffnung für Schwerin? Pierrefonds – nie gehört. So werden wohl die meisten Schweriner reagieren. Die Kleinstadt mit gerade einmal etwas über 2.000 Einwohnern in der Picardie dürfte hier weitgehend unbekannt sein. Das Örtchen liegt nordöstlich von Paris am Rande des Waldes von Compiègne – einem durchaus historischen Ort. Wurden hier doch 1918 die deutsche und 1940 die französische Kapitulation unterschrieben. Doch etwas ganz anderes könnte heute für Schwerin von Bedeutung sein. In Pierrefonds gibt es ein Schloss des Historismus! Und damit könnte der Ort in Frankreich Partner der Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns bei der Bewerbung um den Welterbestatus werden. Denn dass Schwerin Partner braucht, ist sicher. Auf der Welterbeliste der UNESCO ist Deutschland überproportional stark vertreten. Von weltweit 890 Denkmälern in 148 Ländern liegen immerhin 33 in Deutschland. Könnten Partner im Ausland gefunden werden, stiegen die Chancen, das Schweriner Schloss und das umliegende Ensemble mit Museum, Theater, 16
hend zerstört. Napoleon Bonaparte erwarb die Ruine 1810. Doch erst Kaiser Napoleon III. gab 1857 den Auftrag zum Wiederaufbau. Er wollte hier seine Vision des Mittelalters verwirklichen. Doch nach seinem Sturz kamen die Bauarbeiten weitgehend zum Stillstand. Der Bau wurde erst Anfang des 20.Jahrhunderts endgültig fertig gestellt. Aber ist Pierrefonds überhaupt der richtige Partner für Schwerin? Zwar gibt es rund um die Burg auch einige historische Gebäude. Aber es gibt auch Souvenir-Läden, Biergärten und auf dem nahen See einen Bootsverleih. Alles Einrichtungen, die aus Sicht der Denkmalpflege in Schwerin gar nicht möglich sind. Und außerdem: Wollen sich die Franzosen überhaupt mit den Deutschen gemeinsam um die Aufnahme ins Welterbe bewerben? Alles Fragen, die noch ungeklärt sind. Aber vielleicht gibt es am 7.Oktober erste Anworten. Dann wird sich im Schweriner Schloss ein hochrangig besetztes Fachsymposium mit der Bewerbung Schwerins beschäftigen. Der große Saal – die Decke hat die Form eines Schiffes
Text + Fotos: Gert Steinhagen MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
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DORFKIRCHE
Dorfkirchen in Mecklenburg
Sukow –
Gemeinde mit Kirchturm ohne Uhr
Fotos: Helmut Wachtel
Das Dorf Sukow bei Schwerin wurde erstmals erwähnt mit dem Hinweis, dass am 16. Februar 1348 Graf Nikolaus von Schwerin das Eigentum des ganzen Dorfes Sukow an seinen Crivitzer Burgmann Marquard Clawe verkaufte und ihm zugleich die
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Genehmigung gab, mit den Einkünften aus dem Dorf eine Vikarei zu gründen. Dies war wohl der Grund dafür, dass die Einwohner des Dorfes keine eigene Kirche hatten und ursprünglich im Nachbarort Crivitz den Gottesdienst besuchten.
Erst im 16. Jahrhundert erhielten die Sukower ihre erste eigene Kapelle, die jedoch im 30jährigen Krieg zerstört wurde. Eine neue Kapelle entstand im Jahre 1698. Sie sollte 180 Jahre ihren Dienst tun, bis sie alt und morsch zu einem geschätzten Abbruchs-
wert von 250 Mark versteigert wurde. Die Steine dienten dem Erwerber zum Aufbau einer Häuslerei im benachbarten Raduhn. Drei Jahre später, im Jahre 1883, konnte die heutige Kirche, erbaut nach Entwürfen von Baurat Krüger aus Schwerin, und ausgeführt
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DORFKIRCHE unter Leitung Großherzoglicher Beamter in Crivitz und Landesbaumeister Voß, am 2. September eingeweiht werden. Bei den Gesamtkosten von 50 000 Mark wurden 5000 Mark eingespart für Orgel, Turmuhr und Altarbild, die später angeschafft werden sollten. Altarbild und Orgel gibt es - die Flächen, die am Kirchturm für eine Uhr vorgesehen waren, sind allerdings bis heute leer geblieben. Zum neugotischen Ziegelbau gehört ein Turm mit drei Stockwerken. Von seinen drei Glocken entstanden die beiden bronzenen 1967/68 in der Apoldaer Glockengießerei Schilling & Söhne. Die kleinste Glocke ist auch die älteste: Sie stammt wohl von 1614. Im 30jährigen Krieg konnte sie gerettet werden, weil sie vergraben wurde. Knapp wurde es auch im ersten Weltkrieg, als sie zu Kanonenmetall eingeschmolzen werden sollte. Dank der dringenden Fürsprache des damaligen Pastors entging sie diesem Schicksal. Nicht so die beiden anderen Glocken, die 1852 gegossen worden waren. Über die Jahre waren verschiedene Renovierungs- und Instandsetzungsarbeiten des Gebäudes notwendig geworden. Die neue Kirchturmspitze konnte 1998 montiert werden, so dass dort die vergoldete Kugel – ein Symbol für die Weltkugel – und der Hahn, als Erinnerung an die Verleugnung Jesu, ihren Platz fanden. Beides ist neu: Die alte Kugel war durchschossen worden und der Hahn mit seinen 120 Jahren „schon sehr in die Jahre gekommen“! 2002 wurde die Sanierung der Außenfassade abgeschlossen: Dazu gehörten auch Reparatur und teilweise Erneuerung verschiedener bunter Kirchenfenster, da viele der bleigefassten Scheiben fehlten oder beschädigt waren. Im Inneren sollte es bis zum Abschluss der Renovierung noch zwei Jahre dauern. Diese war aufgrund der reichen Ornamentik sehr aufwendig, da zunächst der Putz erneuert werden musste und dann die filigranen Wandmalereien. Die gesamte Holzdecke sollte mit einer Lasurfarbe gestrichen werden. Bis zur Reparatur der Sturmschäden des Kirchendaches waren vor allem im Gewölbe aufgrund eindringenden Regens größere Schäden entstanden. Seit MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
dem Einbau einer Heizung ist die Kirche auch in der kalten Jahreszeit besser zu nutzen. Eine Trauung und die vorangegangene Taufe der Eheleute waren nach umfassenden Renovierungsarbeiten dann die ersten Amtshandlungen von Pastor Georg Heydenreich im Juli 2004. Über die Jahre hinweg hat die Gemeinde immer wieder mit finanziellen Mitteln die Instandsetzung des zentral im Dorf gelegenen Kirchenbaus unterstützt. Sukow gehört zur Kirchgemeinde Pinnow und hat die größte Kirche im Kirchspiel. Hier werden wichtige Feste, wie zum Beispiel Ernte-
dank oder Goldene und Diamantene Konfirmation gefeiert. In den Chroniken ist der Brief eines Konfirmanden des Jahres 1945 aufbewahrt, der an der Goldenen Konfirmation im September 1997 aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen konnte. Er schilderte darin, welche Bedeutung die Konfirmationsurkunde für ihn hatte: Sie war „fast zu einem heiligen Stück Papier geworden – nicht so sehr wegen der Religiosität, sondern wegen der Geschichte, die an ihr hängt, die man mit ihr erlebt hat, und die ich letztlich auch gut überlebt habe. Jene Umstände, jene Zeit, jenen ganz gewaltigen Umbruch vergisst man nie.“ Seine
Eltern hatten ihm die Konfirmationsurkunde mit auf den Weg gegeben, um sich mit ihr in den Wirren der Nachkriegsjahre 1945/46 bei Kontrollen durch die Besatzungsmacht ausweisen zu können. Sie war zu einem Ersatzausweis geworden – ein Dokument für den Nachweis, kein Kriegsteilnehmer gewesen zu sein. Nach diesem Blick in die Vergangenheit sei eine Hoffnung für die Zukunft formuliert: Vielleicht bekommen die Sukower doch noch einmal eine Uhr für ihren Kirchturm! 13
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RUBRIK GENUSS
Wildschweinrücken
Chefkoch Tim Kuhlmann vom Schloss Basthorst empfiehlt:
unter Walnusskruste
Tim Kuhlmann (29) ist in Wismar geboren und in Schwerin aufgeSeine Kochlehre wachsen. begann er 1997 im Hotel Best Western Crown Plaza und setzte sie im Hotel am Speicher in der Landeshauptstadt fort. Nach seinem Zivildienst bekam er eine Anstellung als Küchenchef in seinem ersten Lehrbetrieb, seit 2003 verwöhnt er die Gäste des Schlosses Basthorst mit auserlesenen Gaumenfreuden. „Besonders beliebt bei den Gästen sind derzeit Saibling mit Rote Beete Kartoffeln und FenchelWalnussgemüse oder die Basthorster Wildvariationen mit Medaillons vom Reh, Hirsch und Wildschwein“, sagt Tim Kuhlmann, der selbst deftige Hausmannskost bevorzugt und am liebsten Schnitzel isst. Viel Spaß macht es ihm, ganz individuell nach den Wünschen der Gäste zu kochen. „Auch wenn es solche ausgefallenen Gerichte sind, wie Schnitzel mit Pommes, Apfelmus und Majonnaise – wie es die Holländer lieben“, sagt lächelnd der Koch. Auf die Qualität der Produkte legt er großen Wert. Deshalb verzichtet er beispielsweise beim Fleisch gänzlich auf Tiefkühlprodukte, denn nichts geht ihm über gute frische Produkte. Auch Zusatzstoffe hat er längst aus seiner Küche verbannt. Als Mitglied im Verein der Schweriner Köche tauscht er mit seinen Kollegen regelmäßig Erfahrungen aus. Dabei spielt die Verwendung regionaler Produkte eine besondere Rolle. So verwendet er unter anderem Ziegenkäse vom „Lewitzer Ziegenhof“ in Klinken, Fisch aus der Müritz,Wild aus der Region, Produkte der „Mecklenburger Landpute“ aus Severin oder Marmelade aus Raduhn. Auch frische Kräuter sind ihm überaus wichtig – die allerdings wachsen direkt vor der Haustür des Schlosses. Damit alle Gäste immer zufrieden sind, geht es in der Küche des 20
Schlosses heiß her. Die größte Herausforderung für das 11-köpfige Küchenteam, zu dem neun Köche gehören, war eine Hochzeit mit teilweise 250 Personen, für die gekocht und gebacken wurde. „Drei Tage lang hat dieses Fest gedauert und ich erinnere mich noch gut daran, dass ich damals so gut wie nicht geschlafen habe, damit wir all die Wünsche der Gäste erfüllen konnten“, sagt der Küchenchef. Große Herausforderungen wird es auch künftig geben, denn gegenwärtig entsteht am Schloss Basthorst ein Neubau für ein Restaurant mit 160 Plätzen und zwei Sälen mit 250 bzw. 300 Plätzen sowie einer Terrasse. Damit wird sich auch das Revier des Service- und Küchenteams vergrößern. „Wir werden dann zwei neue Küchen haben – eine zur Vorbereitung der Speisen und
Tim Kuhlmann erfüllt gerne auch ganz individuelle Wünsche der Gäste.
eine für das á la carte-Geschäft. Besonders gespannt bin ich auf die neue Küchentechnik, denn dadurch werden sich auch die Garprozesse verändern“, freut sich der Koch. Den Kochlöffel wird er allerdings weiterhin selten aus der Hand legen. „Außer wenn es brennt“,
sagt Tim Kuhlmann, der in seiner knapp bemessenen Freizeit ehrenamtlich als Stellvertretender Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Raben Steinfeld tätig ist. „Aber das kommt ja zum Glück selten vor“, meint er. 11
Text/Fotos: Christine Mevius MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
GENUSS RUBRIK
Unser Herbstmenü, gekocht von Tim Kuhlmann:
Wildschweinrücken unter Walnusskruste mit Wacholderjus an Wirsingwickel und Rundstückkuchen Rezepte für 6 Personen Zutaten für den Wildschweinrücken: 1,2kg Wildschweinrücken ohne Knochen, 1 Glas Wildfond, 10 Wacholderbeeren, 100ml Rotwein, 20g Zucker Zubereitung: Den Wildschweinrücken von allen Sehnen und Silberhäutchen befreien, mit Salz und Pfeffer würzen und von allen Seiten kräftig anbraten. Danach auf ein Backblech geben, mit der Kruste bestreichen und im Backofen bei 170°C ca. 10 bis 15 min backen. Zutaten für die Kruste: 5 Scheiben Toastbrot, 1 Zwiebel, 6 Scheiben Bacon, 2 Eier, Schnittlauch, 100g Walnüsse Zubereitung: Für die Kruste das Toastbrot in feine Würfel schneiden und in eine Schüssel geben. Zwiebelwürfel und Speckwürfel anschwitzen und zum Brot geben. Die Walnüsse in einer Pfanne trocken rösten, zerkleinern und zu dem Brot geben. Schnittlauch in feine Ringe schneiden und die Eier zu der Masse geben. Alles gut vermengen. Sollte die Masse nicht fest genug sein, kann man Semmelbrösel
Die Vorspeise: Gratinierter Ziegenfrischkäse vom „Lewitzer Ziegenhof“ auf Carpaccio von dreierlei Tomate und Feldsalat MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
hinzufügen. Alles mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss abschmecken und im Kühlschrank ruhen lassen. Zubereitung der Sauce: Zucker karamellisieren und mit Rotwein ablöschen, die Wacholderbeeren dazugeben und mit dem Wildfond auffüllen. Das ganze so lange köcheln lassen, bis man den gewünschten Geschmack erreicht hat, ggf. mit etwas Stärke binden. Zutaten für die Wirsingwickel: 1 großen Kopf Wirsingkohl, 2 Zwiebeln, 10 Scheiben Bacon , l Sahne, 200ml Gemüsebrühe, Salz, Pfeffer, Muskatnuss und Zucker, Weißwein zum Ablöschen, etwas Stärke zum Binden Zubereitung: Dem Kohlkopf zuerst die größeren Blätter abtrennen, vom Strunk befreien und in Salzwasser kurz blanchieren. Den restlichen Kohl in feine Streifen schneiden und blanchieren. Speck
Das Hauptgericht: Wildschweinrücken unter Walnusskruste, Wacholderjus an Wirsingwickel und Rundstückkuchen
und Zwiebelwürfel in etwas Butter anschwitzen, mit Weißwein ablöschen, Gemüsebrühe auffüllen und Sahne dazugeben. Das ganze um die Hälfte reduzieren und abschmecken. Mit Speisestärke binden, so dass die Sauce eine sehr cremige Konsistenz bekommt, dann die blanchierten Wirsingstreifen dazugeben und nicht mehr kochen. Mit einem Wirsingkohlblatt eine „Kelle” auslegen und mit dem cremigen Wirsing füllen. Die überstehenden Blattenden zusammenschlagen und den Wickel auf ein Backblech geben. Zutaten für die Rundstückkuchen: 3 Roggenbrötchen, 3 Weizenbrötchen beides vom Vortag, 4 Eier, ½ l Milch, ½ Bund Schnittlauch, 1 Zwiebel, 100g Speckwürfel, Bacon zum Auslegen der Form Zubereitung: Die Brötchen in Würfel schneiden und in eine Schüssel geben. Zwiebelwürfel und Speckwürfel auslassen. Die Milch aufkochen und über die Brötchen geben. Speck, Zwiebeln, Schnittlauchringe und Eier dazugeben. Alles gut vermischen, mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss abschmecken. Eine Backform, am besten eine Kastenform, mit dem Bacon komplett auslegen und darüber die Brötchenmasse geben. Alles im Backofen 15 min bei 170°C backen.
Das Dessert: Parfait von Lavendel und Mohn an Orangen-Grapefruit-Salat
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GENUSS
Wismars Geheimnis in der Tiefe
Im Gewölbe lässt es sich gut feiern
Ein einfacher, schmuckloser Zweckbau steht in Wismar an der Ecke Dr.-Leber-Straße/Turnerweg – wahrlich kein architektonisches Highlight in der Welterbestadt. Und doch hat gerade dieses Haus Besonderes zu bieten. Mit dem Fahrstuhl geht es zehn Meter in die Tiefe. Die automatische Tür öffnet sich und gibt den Blick frei auf eine unerwartete Welt. Ein uraltes, aus Backsteinen gemauertes Gewölbe versetzt den Besucher in ein anderes Zeitalter. Das Außergewöhnliche: Hier wird feinster Sekt produziert. Im 17.Jahrhundert stand an dieser Stelle eine Zitadelle. Das Kellergewölbe gehörte aller Wahrscheinlichkeit dazu. 1850 eröffneten Luis und Carl Engel an dieser Stelle eine Brauerei. 1954 begann dann eine neue Produktion. Unter dem Namen „Wismaria“ firmierte der größte Weinabfüll- und Einlagerungsbetrieb der DDR. Per Schiff oder auf der Schiene kam das bei weitem 22
nicht immer edle Getränk in Wismar an – aus Bulgarien und Ungarn, aber auch aus Algerien, Frankreich oder Spanien. Bis zu drei Millionen Liter konnten in über einhundert Fässern im Kellergewölbe und etlichen Tanks auf dem Hof gelagert werden. Abgefüllt wurde dann in Wismar und Schwerin. Oder der Wein wurde an andere Hersteller geliefert: An die Rotkäppchen Sektkellerei beispielsweise oder an Schloss Wackerbarth. Heute ist alles anders. „Wismaria“ heißt heute Hanse Sektkellerei GmbH und das ist eine 100prozentige Tochter der Sektkellerei Schloss Wachenheim AG. Und das Gewölbe ist zu einem Erlebnisort geworden. Hier können „Familien- oder Betriebsfeste gefeiert werden und Führungen bieten wir auch an“, sagt Kellermeister Gerd Schult. Bis zu 60 Personen finden tief unter der Erde Platz. Die jeweils 4.700 l fassenden Fässer sind Anfang der 1990er Jahre
nach Holland und nach Polen verkauft worden – bis auf eins. Es wurde in der Mitte aufgesägt und ist jetzt ein romantischer Sitzplatz. Natürlich können im Gewölbe auch feine Getränke verkostet – und gekauft werden. „Wir bieten unserer gesamtes Sortiment an“, sagt Geschäftsführer Jürgen Krug. „Das sind qualitativ hoch-
wertige Sekte, die nach dem Champagnerverfahren hergestellt wurden.“ Daneben gibt es aber auch feine Brände und Rotspon. „Den beziehen wir von der Fa. von Melle aus Lübeck. Damit setzen wir auch eine uralte hanseatische Weintradition fort“, sagt Krug. Vom großen Gewölbe gelangt man in ein verzweigtes Kellersys-
Hier gibt es nicht nur Sekt MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
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Unter diesem unscheinbaren Zweckbau ist das Gewölbe zu finden.
tem. „Hier entsteht unser Sekt“, sagt Gerd Schult. „15.000 Flaschen im Jahr!“ Das klingt zunächst nicht viel. „Aber es steckt viel Handarbeit drin“, betont der Kellermeister. Den Wein bezieht die Hanse Sektkellerei vom Stammhaus, dem Sektschloss Wachenheim. Dann muss der „Rohstoff“ neun Monate und einen Tag in den Flaschen in Ruhe lagern. „Danach kommen die Flaschen in die sogenannten Rüttelbretter. Dort werden sie jeden Tag um ein Viertel gedreht und dabei immer steiler gestellt.“ Nach drei Wochen hat sich die Hefe vor dem Korken abgesetzt. Dann wird der Flaschenhals vereist und der Korken samt Hefepfropf heraus geschossen. „Ein
neuer Korken mit dem bekannten Draht verschließt dann die Flasche ganz sicher.“ Noch ein Etikett und die Flaschen gehen in den Verkauf. Den Produktionsprozess kann der Besucher hautnah erleben. Dazu gibt es kleine Geschichten, wie mühsam die Sektherstellung früher war. Eine kleine Ausstellung alter Gerätschaften illustriert das. Und der Gast kann natürlich probieren, wie gut Wismars Sekt ist, der eigentlich Champagner ist – aber nicht so heißen darf – schließlich kommt er nicht aus der Champagne. Aber er ist mindestens eben so lecker. 3
Text + Fotos: Gert Steinhagen
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PROMINENT
Das Geständnis eines Kuchenessers Extremsportler Michael Kruse über die kleinen Sünden des Alltags Wer sich den Schweriner Triathleten Michael Kruse aus der Nähe anschaut, wird schnell feststellen: Der Mann ist nicht nur gut durchtrainiert, er scheint sich auch äußerst gesund zu ernähren. Anders sind die sportlichen Höchstleistungen, die Kruse in den vergangenen Jahren vollbracht hat, gar nicht zu erklären. Sündigt denn ein Triathlet beim Essen nie? „Ich esse fast alles“, ist Kruses lapidarer Kommentar auf die Frage, inwieweit er sich als Leistungssportler denn einschränken müsse. Nur bei Grützwurst ergreift er die Flucht. Aber so einfach ist das dann doch nicht. Natürlich macht es einen erheblichen Unterschied aus, ob sich der 44-Jährige gerade in der Vorbereitung auf einen Wettkampf befindet oder die Saison zu Ende ist und er nicht jede Kalorie und jedes Kohlehydrat zählen muss. „Ich bin kein großer Koch, das übernimmt meine Frau“, gibt er unumwunden zu und gesteht gleichzeitig, dass er im Winter auch mal ein bis zwei Kilo zunimmt. Dann ist auch mal ein Stück Kuchen mehr drin als eigentlich erlaubt. „Ich bin ein Kuchenesser. Da fällt es mir manchmal schwer, an einem gut gefüllten Teller vorbei zu gehen.“ Aber kaum beginnt die Vorbereitung auf die Saison und die Trainingseinheiten werden intensiver, muss der Marathon-Mann wieder verstärkt auf die Ernährung achten. Das fängt schon beim Flüssigkeitshaushalt an.„Viel trinken ist das A&O. Schon Monate vor dem Wettkampf muss ich täglich mindestens zweieinhalb Liter elektrolythaltige Getränke zu mir nehmen.“ Nur mit Wasser oder Brause sind die Speicher des Körpers nicht mit den notwendigen Mineralien aufzufüllen. Und dann müssen auch die entsprechenden Kohlehydrate gegessen werden. Es ist zwar nicht so schlimm wie bei Profiradfahrern, die jeden Tag vor dem Start ein paar Kilo Nudeln
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zum Frühstück essen. Aber Nudeln und Reis sind auch bei dem Schweriner Ausnahmesportler Hauptbestandteile des Essens. „Gleichzeitig braucht der Körper aber auch entsprechende Fettreserven, die er während des Wettkampfs abrufen kann.“ Das ganze Essverhalten von Kruse verändert sich in der aktiven Vorbereitungsphase. „Ich esse dann fünf Mahlzeiten am Tag, der Körper verbrennt in dieser Zeit einfach auch unheimlich viel.“ Direkt vor dem Wettkampf sieht das aber wieder ganz anders aus. „Am Morgen stehe ich früh auf, damit ich genügend Zeit für ein ganz normales Frühstück habe.“ Was bis dahin an Speichern nicht aufgefüllt ist, lässt sich in letzter Minute auch nicht mehr korrigieren. Wichtiger ist es da, während eines Wettkampfes genügend Nahrung und Flüssigkeit aufzunehmen. Ein Triathlon kann schon mal deutlich über sieben Stunden körperliche Höchstleistung bedeuten. „Wenn während des Rennens erst mal der so genannte Hungerast kommt, dann ist es vorbei.“ Also heißt die Devise: essen, trinken, essen, trinken, essen, trinken. „Da geht es vor allem darum, schnell Kohlehydrate aufzunehmen. Gleich nach der ersten Disziplin, dem Schwimmen, esse ich etwas. Meistens sind es so genannte PowerGels, wahre Kohlehydrat-Bomben.“ Die Energieriegel, die Kruse während des Rennens zu sich nimmt, haben pro Stück etwa soviel Energie wie anderthalb Kilo Nudeln. Bei all der Anstrengung bleibt der Genuss aber nicht auf der Strecke. In den Restaurants der Landeshauptstadt lässt es sich Kruse meistens bei einem frischen Stück Fisch gut gehen. Und dann und wann wird mit der „Schweriner Herrenrunde“ auch mal eine dicke Zigarre gepafft. Christian Moeller
Extremsportler Michael Kruse beim Training.
Foto: Christian Moeller
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Edle Tropfen verbinden –
zwischen Weingut und Winzerfest
Mit weit über 1.000 Weinfesten und Veranstaltungen werden Besucher alljährlich in die Weinregionen Deutschlands gelockt. Nahezu jedes Wochenende des Jahres kann der Weinfreund ab dem Frühjahr bei Wein und Geselligkeit in den Anbaugebieten feiern. Bei der Vielzahl der Feste zwischen Ahr und Baden, Mosel und Sachsen – neuerdings auch Rügen – lässt sich Neues entdecken. Die Winzer, die ihre Weinberge und Weinkeller in eigener Regie bewirtschaften, fungieren aber auch als Aussteller, treten als Direktvermarkter ihrer erlesenen Weine auf. So auch in Schwerin. Das 20. Winzerfest Ende August auf dem Altstädtischen Marktplatz hat trotz des anhaltenden Regenwetters Weinfreunde nicht davon abhalten können, diverse Weinsorten nicht nur zu probieren, sie traditionsgemäß auch zu ordern und darüber hinaus langjährige Freundschaften zwischen Winzern und Genießern des edlen Trunkes aufzufrischen. Hans-Bernhard Krämer ist einer der Winzer. Als er 1991 gefragt
wurde, ob er beim ersten Winzerfest in Schwerin dabei sein wolle, erwiderte er: „Wo ist denn das?“ „Na, Hamburg und noch ein Stückchen weiter,“ lautete die Antwort. Ehefrau Pia und der zweijährige Sohn Simon – letzterer ist dem Stammpublikum als Kinderwagenkind noch gut in Erinnerung – kamen mit auf diese erste Tour, die, wie der Weinbauer aus dem linksrheinischen Gau-Weinheim versichert, unvergessen bleiben wird. Wenig einladend empfand er damals die Streckenführung von der Autobahn kommend über Pampow und durch das Industriegebiet Schwerin-Süd. Doch das Fest auf dem Schweriner Markt ließ alle äußeren Unzulänglichkeiten vergessen. Diese fröhliche und gastfreundliche Atmosphäre hatten die Krämers nicht erwartet. „Diese Stimmung ist nirgendwo so großartig wie in Schwerin“, beteuert einer, der es wissen muss, besucht er doch viele Veranstaltungen dieser Art: So ist er Stammwinzer auf der „Grünen Woche“ in Berlin, stellt
1997 auf dem Schweriner Weinfest. Familie Krämer - die Söhne Simon und Tobias waren schon früh mit dabei.
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Hans-Bernhard Krämer geht kein Tröpfchen vorbei.
seine Weine in Dresden und in vielen anderen Städten vor. In diesem Jahr feierte HansBernhard Krämer auf dem 20. Schweriner Winzerfest im August nicht nur seinen 62. Geburtstag, nun auch sein 20jähriges Dabeisein-Jubiläum in der Landeshauptstadt. Sohn Simon, inzwischen 21 Jahre alt und Weinbau–Student, war mit vor Ort. In der Ausbildung seines 18-jährigen Bruders Tobias dreht sich ebenfalls alles um den Rebensaft. So muss es Vater Krämer nicht bange sein um die Fortführung seines traditionsreichen Familienunternehmens. Wann es gegründet wurde, kann der Winzer nicht mehr datieren, aber seine Urururgroßeltern hätten bereits hier Wein angebaut. Er selbst führt diesen Betrieb seit 1961, der Vater verstarb früh und Hans-Bernhard musste das Gut übernehmen. Inzwischen gedeihen auf den rund 18 Hektar Land 16 verschiedene Rebsorten, die dem vergangenen Winterfrost getrotzt haben. Die Weinlese für den Heurigen hat begonnen, und die Liste der
Fotos: privat
mit den Attributen „fruchtig“, „herzhaft“, „würzig“ versehenen edlen Tropfen ist lang: Silvaner, Müller-Thurgau, Scheurebe bei den Weißweinen oder Portugieser Weißherbst und Dornfelder bei den Roten, um nur einige zu nennen, sind gefragt bei Kennern und Genießern. Zur Zeit bevorzugt der Hausherr selbst einen Weißwein – aber bei deftigem Essen, genehmigt er sich schon mal ein Bier. Dass Hans-Bernhard Krämer in der 700 Seelen zählenden Gemeinde Gau-Weinheim auch ehrenamtlicher Ortsbürgermeister bereits in der vierten Periode ist, wird wohl bei Weinfesten weniger im Fokus stehen. „Wenn ich gewählt werde, erziele ich `Honecker-Quoten´,“ lacht er. Wenn Hans-Bernhard Krämer auf keinem Weinfest mehr präsent sein wird, nach Schwerin würde er immer kommen. So wird mit ihm und Winzern aus der Pfalz auf dem 21. Winzerfest mit Weingenuss und lukullischen Spezialitäten vom 25. bis 28. August 2011 zu rechnen sein.
Hanni Döge
MECKLENBURG SCHWERIN delüx 2/10
Gastlichkeit Auch wenn der Name anderes vermuten lässt – die „Pension am Theater“ ist nicht nur ein Hotel für Theaterleute, die während ihres Engagements hier wohnen. Inhaber Heike Briese und Marco Czychowski verstehen sich in erster Linie als Hotel für Gäste der Landeshauptstadt und als Gastronomie für die Schweriner selbst.
„Es ist schon eine lange Tradition, dass bei uns viele Schauspieler oder Musiker wohnen, die am Staatstheater gastieren“ sagt Heike Briese „und das eine oder andere Mal gab es morgens beim Frühstück schon die ersten Reaktionen anderer Hotelgäste.“ Kritische Anmerkungen waren ebenso dabei wie anerkennendes Lob. Dies überrascht wenig, denn in dem hell und freundlich eingerichteten Frühstücksraum mit fast familiär anmutender Atmosphäre scheint es leicht zu fallen, mit einem Künstler, der am Vorabend noch auf der Bühne stand, ins Gespräch zu kommen. Die Inhaber fühlen sich Künstlern und der Kunst sehr verbunden. Da sie für Schweriner und ihre Gäste eine gute Adresse für gepflegte Gastlichkeit sein möchten, unterstützen sie vor allem auch Künstler der Region: Im Eingangsbereich des Hotels werden in Schaukästen regelmäßig Exponate ausgestellt – auch die Dekoration im Innern und auf der Terrasse zeigt die Verbundenheit zum Kunsthandwerk. Darüber hinaus untermalen Arrangements regionaler Musiker die Abendstunden im Restaurant. Wenn einem Gast die Musik gefällt, kann er auch eine CD käuflich erwerben. Mitunter sind auch Lieder des Inhabers selbst zu hören. Als Marco Pohl arrangiert er Text und Musik für „Marco Pohl & Anti Avanti“: Rockmusik und Lebenslieder. Das Restaurant ist abends geöffnet - nicht nur für Hotelgäste! Die Speisekarte bietet das ganze Jahr über saisonal abgestimmte Gerichte der Region mit VariatioMECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
nen aus aller Welt. Mit dem Putengericht „Beruwela“ zum Beispiel erwartet den Gast ein leichtes Gericht mit Fleisch aus einheimischer Aufzucht mit einer pikant süß- sauren Soße aus Ananas, Karotten, Paprika und Lauch. Dies ist eine Soße, wie sie in Sri Lanka zu unterschiedlichsten Mahlzeiten gereicht wird. So oder ähnlich werden Gerichte der klassischen Mecklenburger Küche um ein „internationales I-Tüpfelchen“ ergänzt. Immer soll die Küche leicht sein und den Gast mit Ungewohntem überraschen. Daher gibt es auch neue Varianten zur regionalen Küche, wie zum Beispiel den Schmortopf mit magerem Fleisch und saurer Sahne oder jetzt im Herbst einen Eintopf mit roten Linsen und Süßkartoffeln. Eigene Kreationen sind Chutneys und Marmeladen, die frisch im Hause zubereitet werden und sowohl Speisekarte als auch Frühstücksbuffet bereichern. Holunderbeergelee mit Weißwein, Pflaumenkonfitüre mit Rum, Marmelade aus Rhabarber, Möhre und Zitronen, Schalottenkonfitüre und in der Adventszeit dann auch die Weihnachtsmarmelade erfreuen sich größter Beliebtheit. Sowohl Restaurantgäste als auch Gäste des Hotels haben diese süßen Leckereien schon als Mitbringsel für sich entdeckt. Betriebliche Feiern oder private Festlichkeiten können hier für maximal 25 Personen ausgerichtet werden. Wenn das Wetter es zulässt, steht neben dem Restaurant eine große Terrasse zur Verfügung. Andernfalls sorgt ein Kamin für wohlige Wärme. Das Hotel verfügt über Einzel- und Doppelzimmer sowie eine Ferienwohnung, die zurzeit nach und nach neu gestaltet werden. Heike Briese: „Wir sind der Meinung, dass es Zeit für frischen Wind ist und haben uns daher für ein anderes Farbkonzept entschieden. Schließlich möchten wir unseren Gästen wieder einmal etwas Neues bieten.“ Anna Christine Karsten
GASTGEBER
der individuellen Art
Gastlichkeit der individuellen Art gleich neben dem Schweriner Theater.
Hell und gemütlich eingerichtet für Frühstück und Abendessen.
Das Hotel liegt ganz in der Nähe des Schweriner Schlosses.
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Hotel der höheren Kategorie umgewandelt wurde. Der nicht zu übersehende Hinweis vor dem Park umschlossenen Refugium, dass es sich um ein WEINGUT handelt – erinnert dann aber doch wieder an die Utopie des seligen Russen. Wein in Mecklenburg-Vorpommern - ein Gag, ein Aprilscherz? Nein, auch keine Erfindung findiger Marketingstrategen zur Belebung des Tourismus – ist doch wissenschaftlich längst nachgewiesen ist, dass es schon im 13. Jahrhundert in dieser Region einen einträglichen Weinanbau gab. Man möchte meinen, dass die klimatischen Faktoren eine Rolle im Niedergang des Weinanbaus spielten – es waren allerdings ausschließlich die verbesserten Transportwege nach Süden und der Zuwendung zu preiswerteren, besseren Kreszenzen, die den örtliche Weinbau zum Erliegen brachten. Nun wurde diese Tradition wieder belebt, aber nicht von Wein- oder Werbe-Profis, sondern von zwei entdeckungsfreudigen, einfallsreichen, neugierigen, aber auch sachkundigen Idealisten, die es nicht störte, dass MecklenburgVorpommern eigentlich als „zu kalt“ für die Rebe gilt.
Fotos: Schloss Rattey
„Durchaus ordentlich“ Schloss Rattey – das nördlichste Weingut Deutschlands Das Land des ewigen Eises und der menschenfeindlichsten Bedingungen, die man sich überhaupt vorstellen konnte, öffnete sich weit und der Horizont gab den Blick frei auf eine wunderbare, sonnige Oase inmitten der gigantischen Schneewüste: Sannikow- Land. Eine literarische Vision des russischen Geologen und Autors Wladimir Obrutschew in seinem 1926 veröffentlichten und heute vergessenen Science-Fiction-Romans gleichen Namens. 28
Wer im August die A20 in Richtung Osten fuhr, kann sich an diesen Roman durchaus erinnert fühlen: Von der Küste, dem Darß, Hiddensee oder Rügen flüchten die Touristen vor dunklen Wolken. Es gibt aber ein Land, in dem ist das alles ganz anders: Im Land hinter der Stadt der vier Tore und vor den Brohmer Bergen scheint die Sonne! Überlebensgroße Hinweisschilder an der Autobahn bilden röhrende Hirsche ab, um die majestätisch Flügel schwingende
Adler kreisen! Die Landschaft ist grün und idyllisch, die kleinen Dörfchen entlang der Schnellstraße sind gepflegt und farblich angehübscht. Auch die in anderen Teilen Mecklenburg- Vorpommerns immer noch anzutreffenden ruinösen Herrenhäuser sind hier saniert, belebt und von schicker Eleganz. Da wundert es eigentlich gar nicht, dass hier ein Schloss steht, das (ausgerechnet) von einem Insolvenzverwalter wieder aufgebaut und zu einem
Zunächst erwarb der Bremer Rechtsanwalt und Insolvenzspezialist Dr. Förster im Jahre 1996 den aus dem Jahre 1806 stammenden Herrensitz Rattey, sanierte das vom königlich-preußischen Major, Hans-Christoph von Oertzen, im Jahre 1806 erbaute Schlösschen binnen zweier Jahre getreu den klassizistischen Vorgaben und gestaltete das historische Anwesen zum Hotel um. Die Idee mit dem Wein kam Förster, als er eine alte Lithographie von Rattey mit Reben an der Südfront des Hauses sah. Bereits ein Jahr nach der Eröffnung wurden die ersten Weinstöcke auf den Südhängen gepflanzt und der Hausmeister kurzerhand zum Winzer ernannt. Horst Gürtler kann seine Vergangenheit nicht leugnen und wird auch nie wie der Winzerkönig aus der bekannten TV-Unterhaltungssendung aussehen. Der stolze MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
GENUSS Bauch steckt in einer blauen Latzhose und das freundliche Gesicht ist teilweise unter einer Baseballmütze versteckt. Dieser Winzer dürfte auch deutschlandweit der einzige sein, dessen Name auf einem Autokennzeichen hinter der Frontscheibe seines Dienstfahrzeuges zu lesen ist: HORST ist da hinter der Scheibe des Weinguttreckers zu lesen – denn Horst war Jahrzehnte lang Fernfahrer! „Als es hier mit dem Wein losging, kam ein Winzer aus Süddeutschland und hat uns den Weinanbau erklärt“, erinnert sich Horst noch heute und hat seine Entscheidung, als Weinbauer zu arbeiten, nie bereut. „Man ist den ganzen Tag an der frischen Luft, niemand kommandiert einen rum und Weintrinker sind immer freundlich“. Da stört es ihn auch nicht, dass die „Weinkanne“, der Shop in dem ehemaligen Pferdestall, auch noch betrieben werden muss: „Die Gäste können schon ab sieben Uhr kommen und brauchen nur zu klingeln. Wenn ich gerade im Weinberg bin, kann es dann aber ein bisschen dauern“, meint sich der Weinbauer entschuldigen zu müssen. Dass die Arbeit hier wirklich Spaß macht, sollte beweisen, dass auch am Wochenende geöffnet ist – auch wenn Horst das eigentlich nicht muss: „Das steht zwar an dem Öffnungsschild nicht dran, aber ich bin immer ab halb elf da. Schließlich kommen Samstag und Sonntag die meisten Gäste“.
Nach der Lese werden die Früchte von den Stielen entfernt, vorgequetscht und zunächst für drei bis vier Tage in Maischebehältern gelagert. Anschließend beginnt der Kelterprozess, bei dem den gepressten Trauben Hefe zugesetzt wird. Der erste Jungwein ist etwa zehn Tage später verfügbar. Voraussichtlich im April 2011 soll dann der Jahrgang 2010 als roter bzw. als weißer „Mecklenburger Landwein“ auf Flaschen gezogen werden. Auf dem 3,5 Hektar großen Areal mit 15.000 Rebstöcken werden die Sorten Regent, Phoenix, Ortega, Müller-Thurgau und die Huxelrebe angebaut. Im Februar 2004 hatte der Bundesrat das Weinbaugebiet bei Schloß Rattey offiziell anerkannt. Seitdem ist der „Mecklenburger Landwein“ bzw. generell Ratteyer Wein nun auch offiziell zum Verkauf zugelassen. Als General-Motto wurde von Schloss-Cheffin Marion Hentschel der Satz geprägt: „Man muss nicht alles nachmachen.Wir wollen keinen kalifornischen Wein erzeugen!“ Dass trotzdem ein anerkannt guter und sogar süffiger Wein gekeltert wird, hat kein Geringerer als der „Weinpapst“ Stuart
Pigott in seinem von vielen als „Weinbibel“ vergötterten Buch „Norddeutschland. Wein bei 52º 23’ Nord“ anerkannt. Der leicht exzentrisch wirkende Londoner hat bekanntermaßen keine Angst vor Experimenten – und so besuchte der Weinkritiker der FAZ natürlich auch Rattey: „Für fast alle Weinexperten markierte der 50. Breitengrad in Europa die unüberwindliche Nordgrenze für den Qualitätsweinbau. Die bescheidene Qualität der Weine nördlich des 51. Breitengrads war sprichwörtlich. Diese Einschätzung diente als Bestätigung für die Gültigkeit der 30–50-Regel, die besagt, dass nur jeweils zwischen dem 30. und dem 50. Breitengraden nördlich und südlich des Äquators mit einer gewissen Regelmäßigkeit Qualitätsweine zu erzeugen sind.“ Als „gewagt“ bezeichnet der international renommierte Experte die Idee aus Norddeutschland – um dann die ersten kommerziellen Weine von Schloss Rattey „durchaus ordentlich zu nennen“. „Der 2004er Rotwein“, so Pigott, „eine Cuvée aus Regent, Spätburgunder und Portugieser, duftet nach reifen roten und schwarzen Beeren und zeigt keinen Hauch von unreifen grünen Noten. Er wirkt leicht, fruchtig und süffig“. Weiter wird dem
Wein „viel rote und schwarze Beerenfrucht“ bescheinigt. „Ganz dezente, sanfte Gerbstoffe und kein Hauch von grüner oder spitzer Säure finden sich in diesem erstaunlichen Rotwein von jenseits 53Grad Nord; besser als viele Rotweine aus dem Beaujolais!“ Dieses Urteil wird die fast 600 Mitglieder des „Verein der Privatwinzer zu Rattey e.V.“ sicherlich freuen. Jedes Mitglied besitzt zwischen sechs und 66 Reben – mehr lässt der Gesetzgeber nicht zu. Mitgliedsanteile können zu einem Preis von zehn Euro pro Jahr und Rebe gezeichnet werden. Dafür erhalten die Hobby-Winzer im Gegenzug pro Rebe einen halben Liter selbst gekelterten Wein. Was von insgesamt ca. 13.500 Flaschen übrig bleibt, wird im Schlosshotel oder beim 14tägigen „Winzerstammtisch“ getrunken. Da (ausschließlich) für die Vereinsmitglieder die Flasche hier nur zwei Euro kostet (im Verkauf sonst 11,80Euro), könnte man ja vielleicht einmal philosophieren – über „ “, die Phantominsel im sibirischen Nordpolarmeer. Jo Lüdemann
Weitere Informationen unter Telefon 0 39 68 - 25 50 10 oder 01 70 - 5 84 72 58
Die Arbeit während der Weinlese, macht ebenfalls Spaß: „ Schon bevor die Lese losgeht“, erzählt der Mecklenburger, „melden sich die Mitglieder des Vereins zum Winzereinsatz an“. Es sollen immer bis zu 40 Interessierte aus dem gesamten Bundesgebiet sein, die die arbeitsintensiven Reben pflegen. In diesem Jahr, so Gürtler,„wird der Wein dann Ende September, spätestens Anfang Oktober gelesen“. Dank der Sonne haben die Trauben hier wieder einen überdurchschnittlich hohen Zuckergehalt. Dieser Oechslegrad, wie der Fachmann sagt, der sonst zwischen 60 bis 65 liege, erreichte im Weinbaugebiet bei Schloss Rattey bei den weißen Trauben einen Wert von 75 und bei den roten Trauben von 84. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
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GASTGEBER
Moderne Gastlichkeit in historischen Gemäuern
Das Schlosscafé und Schloss-Restaurant laden zu gemütlichen Stunden ein.
Das Schweriner Schloss ist nicht nur bei Gästen der Landeshauptstadt sehr beliebt – auch die Schweriner selbst fühlen sich hier wohl. Sei es aus Anlass einer privaten Feierlichkeit oder eines Betriebsfeste – die verschiedenen gastronomischen Räumlichkeiten bieten für jeden Wunsch ein besonderes Ambiente. Das Schloss der Mecklenburger Herzöge wird seit vielen Jahren schon renoviert und für seine Besucher hergerichtet. In den zur Besichtigung freigegebenen Räumen können sie einen Eindruck vom höfischen Leben gewinnen und in den Restaurants des Schlosses gastronomische Angebote nutzen. In der Orangerie etwa Kaffee und Torte am Sonntag Nachmittag, im Turmzimmer ein individuell arrangiertes Candle Light Dinner und das Schlosscafé eignet sich für die Hochzeit mit Sektempfang auf der Schlossterrasse. „Das Schöne ist, dass sich unsere Gäste hier wohl fühlen mit den Angeboten und dem Service modernster Gastronomie und der Atmosphäre der alten Gemäuer“ sagt Christien Messerschmidt, seit mehr als zehn Jahren Inhaberin der Schweriner Schlossrestaurants. 30
Die gebürtige Schwerinerin und ihren Mann Rico reizte eben diese Atmosphäre, der Charme, den die alten Räume ausstrahlten und sie ließen sich bei der ersten Besichtigung nicht von dem teilweise ruinösen Zustand abschrecken. Sie wollten etwas aufbauen und für ihre Heimatstadt tun und so folgte eine lange Zeit des Sanierens und Renovierens. Heute erstrahlen der Königssaal als Schlosscafé und Schloss-Restaurant, das Gewölbe im Bischofshaus, das Prinzenkabinett im Turm und schließlich die ehemalige Orangerie als Café und Restaurant im Burggarten wieder in neuem „alten“ Glanz. Einen wesentlichen Anteil daran haben sicherlich die aufwendig gearbeiteten Kronleuchter aus Murano. Christien Messerschmidt: „Es gab schon immer dienstbare Geister hier im Schloss, die ganz unauffällig für eine wunderbare Atmosphäre sorgten. Ein bisschen führen wir diese Tradition für unsere Gäste weiter.“ Mit ihrem Konzept für die Schloss-Restaurants verharren Christien und Rico Messerschmidt jedoch nicht in traditionellen Gepflogenheiten. Mit vielen neuen Ideen zeigen sie, dass das Schloss ein öffentliches Haus ist
Fotos: privat
und für die Stadt und die Region neue Möglichkeiten eröffnet. Dazu gilt es vor allem, die Potenziale des Event-Tourismus für Schwerin-Arrangements zu entdecken. In den letzten Jahren zum Beispiel hat sich der Trend entwickelt, dass sich viele ausländische Paare, vornehmlich aus den Vereinigten Staaten von Amerika, hier im Schweriner Schloss trauen lassen und ihre Hochzeit feiern:„Das eröffnet Chancen für viele Branchen: Eine solche Hochzeitsgesellschaft benötigt Übernachtungen, möchte sicherlich Ausflüge in die Region unternehmen, etwas Leckeres essen gehen, Museen und Veranstaltungen besuchen und vieles mehr. Solche Trends sollten wir erkennen und nutzen.“ Woher sie die Kraft für immer neue Ideen nimmt? Die Unternehmerin fühlt sich ihrem eigenen Ziel verpflichtet: jeden Tag etwas zu „unternehmen“: „Ein Unternehmer muss jeden Tag losgehen und das was er tut auch gut machen. Wichtig ist, dass er sich dabei nicht verliert. Ich bin froh, dass ich mit meinem Mann einen Partner an meiner Seite habe, der diesen Weg gemeinsam mit mir geht.
Anna Christine Karsten
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REGIONALMARKETING
Willkommen in Mecklenburg-Schwerin
Die Region Mecklenburg-Schwerin bietet Kultur, Natur und vielfältigste Freizeitmöglichkeiten. Foto: Helmut Wachtel
Alter ist immer weniger eine Frage des Geburtsdatums, sondern es definiert sich zunehmend über die Lebensqualität. Das ist sicher auch ein Grund dafür, warum immer mehr ältere Menschen aus anderen Bundesländern den Weg in unsere Region finden. Nicht nur,
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um hier Urlaub zu machen, sondern auch, um hier zu leben. Kein Wunder, denn gerade für sie hält Mecklenburg-Schwerin viele Highlights bereit, die ihnen das Leben angenehmer und schöner machen. Saubere Luft und sauberes Wasser an der Küste und im Binnenland,
eine gute Infrastruktur, anspruchsvolle kulturelle Veranstaltungen, gute Bildungsmöglichkeiten – auch für das ältere Semester – und ein hoher Freizeitwert sind einige Gründe dafür, warum Senioren besonders gerne hier leben. Ob auf dem Lande oder in den Städten Schwerin, Ludwigslust, Parchim oder Wismar - überall findet man preiswerte Angebote, Immobilien zu erwerben oder neu zu bauen. Man muss sich nur trauen! Viele Handwerksbetriebe unserer Region haben sich bereits mit dem Thema „Bauen für Senioren“ beschäftigt und sind fit für ihre Ansprüche. Auch im Regionalmarketingverein Mecklenburg-Schwerin e. V. macht
man sich derzeit Gedanken über die neuen Zuzügler der älteren Generation. Und es steht die Frage, wie es gelingen kann, noch mehr agile Senioren aus anderen Bundesländern für das Leben in unserer Region zu begeistern. Ein neuer Arbeitskreis des Vereins, der sich mit dieser Thematik befasst, ist im September gegründet worden. Er wird geleitet vom ehemaligen Geschäftsführer des Vereins, General a.D. Reinhardt Reichhelm, sowie von Alexander Jöst. Interessierte Mitglieder und solche, die es noch werden wollen, sind herzlich eingeladen, sich einzubringen. Alexander Jöst
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REGIONALMARKETING
Pendleraktionstag am 29. Oktober 2010 in Schwerin
Der Pendleraktionstag ist ein Angebot für Unternehmen, sie bei der Personalsuche und der nachhaltigen Sicherung des Fachkräftebedarfes zu unterstützen. Er richtet sich an Berufspendler, die mit Bahn,
29.10.2010
Bus oder Auto jeden Tag bzw. jede Woche weite Strecken zurücklegen müssen, um ihren Arbeitsplatz zu erreichen. Diese sollen auf interessante Arbeitsmöglichkeiten an ihrem Wohnort bzw. ihrer Heimat-
Termine für Vereinsmitglieder
3. Pendleraktionstag auf dem Schweriner Grunthalplatz von 12 bis 20 Uhr organisiert vom Regionalmarketingverein und mv4you. Folgende Firmen stellen sich den Pendlern, die in Mecklenburg Arbeit suchen, vor: WEMAG, Planet IC, Invest in MV, DVZ, Sky Deutschland Service, HNP Mikrosysteme GmbH, WIBAU Haustechnik GmbH, Agentur der Wirtschaft, IT, College Putbus, Mandarin Medien
region aufmerksam gemacht werden. Deshalb werden sich auch in diesem Jahr wiederholt Unternehmen auf dem Bahnhofsvorplatz präsentieren. Arbeitgebern und potenziellen Bewerbern wird so die
Chance eröffnet, direkt vor Ort miteinander ins Gespräch zu kommen. Zusätzlich werden auch Auszubildende sowie Studentinnen und Studenten angesprochen.
Fotos: C. Mevius
Neue Vereinsmitglieder
Autohaus Ahnefeld, Schwerin Restaurant „De oll Dörpschaul“, Rosenow Prysmian Kabel und Systeme GmbH, Schwerin
23.11.2010
Mitgliederversammlung für alle Vereinsmitglieder. Über Ort und Zeit der Veranstaltung werden die Mitglieder persönlich informiert.
Was bietet der Regionalmarketingverein?
• ein Forum, um sich kennen zu lernen und Kontakte zu knüpfen • die Möglichkeit, gemeinsam die Region aktiv und erfolgreich zu vermarkten und weiter zu entwickeln u.a. durch die Mitarbeit in verschiedenen Arbeitskreisen und Projektgruppen. • eine Plattform, auf der sich Firmen nach innen und außen darstellen können • den jährlichen Pendleraktionstag - eine erfolgreiche Werbeaktion • Präsens auf Messen • Internetplattform • Workshops Kontakt: Regionalmarketing · Mecklenburg-Schwerin e.V. Graf-Schack-Allee 10/10a · 19053 Schwerin Telefon: 0385 - 7788720 · Telefax: 0385 - 7788723 · Mobil: 0171-2053526 E-Mail: regionalmarketing@t-online.de · Internet: www.meck-sn.de MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
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GASTGEBER
Kuck mal, was da wächst!
Neu im Regionalmarketingverein: Ute Alm-Linke, Inhaberin des Restaurants „De oll Dörpschaul” in Rosenow Ute Alm-Linke hat eine besondere Affinität zu Blüten, Blättern und Kräutern. In ihrem Garten, dem sogenannten Schulgarten, wächst nur, was auf den Teller kommt. Und das kann sogar etwas sein, was mancher Besucher als lästiges Unkraut ansieht. Die Inhaberin und passionierte Köchin des Gasthofes „De oll Dörpschaul“ in Rosenow bezeichnet etliche der meist eher unbeliebten Gewächse nicht als Unkraut, sondern als Wildgemüse und deshalb kommen sie bei ihr auch frisch gepflückt auf den Teller oder in den Topf. Sie zaubert daraus leckere vitaminreiche Salate, die auch wertvolle Inhaltsstoffe wie zum Beispiel Eisen, Karotin oder Kalium enthalten. Obendrein fällt ihr noch zu fast jedem Kräutlein ein, gegen welche Beschwerden es hilft. Das ist ziemlich beeindruckend, wenn man weiß, dass 34
rund 150 verschiedene Kräuter im Garten rund um das Gasthaus wachsen. Darunter sind auch fast vergessene Pflanzen wie beispielsweise Roter Meier, Guter Heinrich oder Gundermann, die schon zu früheren Zeiten Verwendung in der Küche fanden. Ute Alm-Linke benutzt sie gern zur Veredelung ihrer Speisen. Das tut sie auch mit essbaren Blüten, wie beispielsweise der Kapuzinerkresse. „Blüten zu verzehren, ist keine Erfindung der Neuzeit, das haben schon die Römer getan und Hildegard von Bingen nutzte sie für die Kräutermedizin“, erzählt sie. „Je nach Duftstärke mische ich mal mehr und mal weniger Blüten unter den Salat. Man kann sie auch verzuckern, den Braten damit würzen, Quark und Suppen verfeinern oder sie mit Wasser zu dekorativen Eiswürfeln gefrieren. Wer sich mit der quirligen Rosenowerin unterhält, lernt in Windeseile
eine Menge – kein Wunder, denn man ist ja auch in der Dorfschule zu Gast, wo Fragen auf jeden Fall erlaubt ist. Die alte Dorfschulordnung allerdings, die besagt, dass alle Schüler gerade mit dem Rücken angelehnt in Reihe hintereinander zu sitzen haben, gilt in dem gemütlichen Gastraum nicht. Im Gegenteil: Aufstehen und schauen, was die Gastwirtin aus vergangenen Schulzeiten – angefangen von der alten Schulbank über verschiedenste Lederranzen, Bücher und Hefte beschrieben in altdeutscher Schrift bis hin zu Schiefertafeln – gesammelt hat, ist ausdrücklich erlaubt. Wer hier zu stöbern anfängt, wird überrascht sein, wie schnell die Zeit vergeht, bis die Gastwirtin mit der Dörpschaullihrersupp oder dem Dörpschaullihreräten am nett gedeckten Tisch steht. Denn man soll
sich nicht nur satt sehen, sondern natürlich auch satt essen. Wer jedoch glaubt, die bodenständige, einfache Mecklenburger Küche bestehe hauptsächlich aus Bratkartoffeln, Spiegelei und fettem Speck und sei irgendwie eintönig, der sollte sich in der Rosenower Dörpschaul von Ute Alm-Linke eines Besseren belehren lassen. Denn sie führt eine Mecklenburger Küche mit Pfiff. „Die Natur gibt uns so viele tolle Zutaten, die besondere Aromen haben und bei denen man das Ursprüngliche schmecken kann – frei von jeglichen Geschmacksverstärkern und Konservierungsstoffen. Auf diese Weise möchte ich die Gaumen meiner Gäste kitzeln“, erklärt Ute Alm-Linke voller Begeisterung für das, was bei vielen Menschen längst in Vergessenheit geraten ist. Für die außergewöhnlichen Gerichte, die auf der Speisekarte MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
Foto: privat
stehen oder nach den ganz individuellen Wünschen der Gäste gekocht werden, verwendet sie fast ausschließlich frische Produkte aus der Region. „Meine Zutaten wachsen und gedeihen vor der Haustür und sind immer frisch zu haben – und genau dies ist es, was wir unseren Gästen als Gaumenfreuden präsentieren möchten“, sagte die begeisterte Köchin. So liefert der Hof Gallin feines BioRindfleisch, der Hof Schaalsee gesundes Schweinefleisch, der Fisch kommt von den MüritzFischern und Gemüse vom Hof Medewege. „Mein Anspruch ist es, die regionale Küche zu pflegen, sie mit gesunden Zutaten zu verfeinern und den heutigen Ansprüchen anzupassen“, sagt Ute AlmLinke, deren Gasthaus das Siegel des Biosphärenreservats Schaalsee „Für Leib und Seele“ trägt. Dass es im Restaurant der alten Dorfschule leckeren hausgebackenen Kuchen mit gesunden Zutaten wie Dinkelmehl, Rapsöl und Honig gibt, ist selbstverständlich. Besonders beliebt sind auch die hausgemachten Pralinen mit einem erfrischenden Geschmack aus der Natur. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
Vergeblich suchen wird man hier allerdings zum Beispiel Cola, Fanta und Sprite. Diese Getränke hat die gesundheitsbewusste Gastwirtin längst aus der Dorfschule verbannt. Dafür bietet sie wohlschmeckende naturbelassene Säfte an und auch das Bier hat eine ganz besondere Geschmacksnote. Warum Ute Alm-Linke Mitglied im Regionalmarketingverein Mecklenburg-Schwerin geworden ist, bringt sie schnell auf den Punkt: „Es ist wichtig, dass wir Unternehmer für die Region da sind, die wunderschöne Natur und Arbeitsplätze erhalten, uns gemeinsam vermarkten und die Region stärken und bekannter machen, indem wir unsere Ressourcen und Kontakte nutzen. Die Mitgliedschaft im Verein ist für mich eine Herzensangelegenheit.“ 8
Text/Fotos: Christine Mevius
Weitere Infos unter: www.de-oll-doerpschaul.m-vp.de
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JUBILÄUM
Die festlich ausgestattete Halle auf dem Firmengelände in Stern Buchholz bot den würdigen Rahmen für das Firmenjubiläum.
Fotos: Fotodesign Detlef Klose
Entsorgung auf hohem Niveau
Die Heck-Humus Kompostierungsgesellschaft mbH in Schwerin feierte ihr 20-jähriges Firmenjubiläum 2010 ist das Jahr der 20. Geburtstage. Im 20. Jahr des vereinigten Deutschlands feiert eines der Schweriner Traditionsunternehmen am 3. September eben dieses Jubiläum. Die Heck-Humus Kompostierungsgesellschaft lud zu diesem Ereignis zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft auf das Firmengelände am
Schweriner Stadtrand, um miteinander das große Firmenfest zu feiern. Dr. Stephan Rudolph, Staatssekretär des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, umriss in seiner Rede die Entwicklung des Unternehmens. „Gestartet mit zwei Mitarbeitern, zählt das Unternehmen heute über 50 Mitarbeiter sowie zwei
Die Unternehmerfamilie Heck begrüßte die Gäste auf dem Firmengelände – hier Diether Roßmann, Mercedes Benz Niederlassungsleiter, und Hartmut Kratzke, Regionalleiter des Unternehmerverbandes.
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Auszubildende. Das Familienunternehmen hat sich zu einem bedeutenden Arbeitgeber in der Region entwickelt“, sagte er vor Ort. Michael Heck war 1990 im ehemaligen VEB Organische Düngestoffe als Technischer Leiter tätig. Dieser VEB wurde am 30. Juni 1990
aufgelöst. Am 3. September 1990 gründete Michael Heck die Firma Heck-Humus. Begonnen wurde mit der Arbeit in einem alten Bauwagen, so lange bis nach und nach ein Markt für Entsorgung aufgebaut wurde. Zwei Jahre später schaffte sich Heck das erste Abrollcontainer-
Die Zahl der erschienenen Gäste dokumentiert das Ansehen des Unternehmens in der Region.
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JUBILÄUM
In seinem Grußwort spielte Staatssekretär Dr. Stephan Rudolph mit dem Namen des Unternehmers: „Michael Heck hatte etwas ausgeheckt...“
Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow dankte im Namen der Stadt für die langjährige Zusammenarbeit.
IHK-Präsident Hans Thon hielt die Festrede und hob das solide Wachstum des Unternehmens hervor. Er dankte insbesondere der Unternehmersgattin Sigrid Heck.
Das soziale Engagement des Unternehmens dokumentierten die Geschäftsführer Michael (l.) und Christian Heck (2.v.l.) durch eine Zustiftung für die Stiftung HORIZONTE. Vorsitzender Ulrich Brehm nahm den Spendenscheck entgegen.
fahrzeug an. Seit 1995 übernimmt das Team von Heck-Humus die Entsorgung des gesamten Bioabfalls aus der Landeshauptstadt. Bereits 10 Jahre nach Firmengründung waren aus zwei Firmenmitarbeitern 35 geworden. Im Jahre 1996 erfolgte der Umzug zum neuen Firmenstandort Stern Buchholz.
Heute ist das Unternehmen die erste Adresse in der Stadt, wenn es um Entsorgung jeglichen Abfalls geht. Inzwischen haben die Kinder des Unternehmerpaares, Christian und Ulrike, die Fäden in die Hand genommen und führen das erfolgreiche Familienunternehmen weiter. Auf der Feier zum Jubiläum wurde durch die Redner auch
gerade die vorbildliche Unternehmensnachfolgeplanung von HeckHumus gewürdigt. Der zertifizierte Entsorgungsfachbetrieb ist heute in den Leistungsbereichen Containerdienst, Kompostierung, Fäkalienentsorgung, Schüttguttransporte, Erd- und Kieslieferung sowie Internationa-
Kicken für einen guten Zweck: Die prominenten Gäste des Firmenjubiläums, hier Sparkassenvorstand Ulrich Kempf und Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow, versuchten mit unterschiedlichen Haltungen in die Torwand zu treffen. Jeder Treffer brachte eine Spende für den Fußballnachwuchs des Burgsee-Vereins. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
ler Spedition sehr erfolgreich tätig. Mit seiner modernen Kompostierungsanlage sowie den Sortier- und Lagerbereichen für Beton- und Ziegelrecycling trägt Heck-Humus dem ökologischen Gedanken in vorbildlicher Weise und zukunftsweisend Rechnung . G. F.
Sponsor Christian Heck (m.) mit jungen Sportlern des Burgsee-Vereins sowie Vereinsvorsitzendem Jastram (l.) undTrainer Paetow.
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TREFFPUNKT
2010
Mecklenburg-Vorpommern-Tag Ein Fest für das ganze Land Wenn sich das ganze Land in seiner Hauptstadt präsentiert, darf das Handwerk nicht fehlen. Zum 20. Geburtstag des Landes und zur 850-Jahr-Feier der Stadt Schwerin spendierte es nicht nur Geburtstagstorte, sondern gleich einen ganzen Handwerkermarkt. Es war ein schönes Geburtstagsgeschenk, das die Hauptstadt Schwerin von ihrem Land zum 850. Jahrestag bekam. Zum ersten Mal wurde der MV-Tag in Schwerin ausgerichtet. Zeitgleich war dieser Tag aber auch das Geburtstagsfest des Landes. 20 Jahre Mecklenburg-Vorpommern waren dem Land dann auch eine besonders große Feier wert. Alles zeigte sich. Auf einer Landesmeile konnten die Besucher ganz Mecklenburg-Vorpommern besichtigen, denn von der Insel Rügen bis Ludwigslust präsentierten sich alle Landkreise und kreisfreien Städte. Der MVTag 2010 war ein Fest für die ganze Familie. Ein ganz besonderes Highlight bot sich am Alten Garten. Handwerk hautnah erleben – unter diesem Motto stellten sich auf der „Straße des Handwerks“ rund um die Siegessäule an beiden Tagen mehr als 20 Handwerksbetriebe aus dem ganzen Land vor. Sie boten Handwerk zum Anfassen, Ausprobieren, Kaufen und Schmecken an. Das Angebot der Handwerker trug erheblich zur Attraktivität des Landesfestes bei. Die Kunstklempnerei Amloh zeigte Kupferarbeiten, die Gravur-Manufaktur Frericks gravierte spezielle Taler zum MV-Tag. Die Schweriner Buchbindermeisterin Renate Cords durfte ebenso wenig fehlen wie der Hutsalon Rieger und Uhrmacher Schröder. Schönes für den gedeckten Tisch oder zur Dekoration zeigten die Erste Mecklenburgische Porzellanma40
Rainer Wellenbrock, Vizepräsident der Handwerkskammer Schwerin (5.v.li.) gratulierte dem Land und der Stadt Schwerin im Namen des Handwerks in Mecklenburg-Vorpommern zum Geburtstag und überreichte zusammen mit der Bio-Bäckerei Medewege eine große Jubiläumsstorte.
nufaktur und die Töpfereien Peters und Kuhlmann. Es gab Arbeiten von Holzbildhauer Kallweit zu sehen und die Berufsausbildung im Handwerk wurde vom Bildungszentrum der Handwerkskammer Schwerin und der abc bau gmbH kräftig beworben. Köstliches Backwerk gab es bei der Mühlenbäckerei und am Stand des Classic Café Röntgen. Das Handwerk präsentierte sich mit traditionellen Techniken und neuestem Know-how. Es machte so die große Bandbreite und Vielzahl handwerklicher Leistungen und Produkte erlebbar. Ein besonderer Höhepunkt war die
Herstellung eines hölzernen Thronstuhles, der öffentlich versteigert wurde. Eine süße Überraschung. Bereits beim offiziellen Auftakt des zweitägigen Festes zeigte sich das Handwerk auf großer Bühne. Die Bio-Mühlenbäckerei aus Medewege hatte eine große Geburtstagstorte gebacken, die Rainer Wellenbrock, der Vizepräsident der Handwerkskammer Schwerin gemeinsam mit Handwerkern aus verschiedenen Gewerken an Ministerpräsident Erwin Sellering übergab. Dieser wurde beim Zerteilen der Torte
Auf der Straße des Handwerks präsentierte die Handwerkskammer Schwerin Ausbildungsberufe und Karrierechancen im Handwerk und lud die Besucher zum Mitmachen und Erleben ein.
und beim Verteilen der Stücke an das Publikum von Wirtschaftsminister Jürgen Seidel, Landwirtschaftsminister Till Backhaus und Schwerins Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow unterstützt. Sowohl der Ministerpräsident als auch der Wirtschaftsminister nahmen sich im Laufe des Tages die Zeit, in Ruhe den Handwerkermarkt zu besuchen, mit den Ausstellern zu sprechen und deren interessante Vorführungen ihrer jeweiligen Handwerkskünste zu sehen. Spannung beim Meistercup des Handwerks. Eingebettet in den MV-Tag fand am Sonnabend auch das traditionelle Schweriner Drachenbootfest statt. Beim Meister-Cup des Handwerks konnten die „Rohrlöwen“, das Team der Jochmann GmbH aus Parchim, den Titel aus dem Vorjahr verteidigen. Die IKK Nord verdrängte die Landesinnung der Schornsteinfeger auf den dritten Platz und eroberte sich Platz zwei. Erstmalig war auch ein Boot der Hair-Cosmetic-Team GmbH aus Schwerin dabei, die sich noch vor den „Meistermachern“, dem Team der Handwerkskammer Schwerin, auf Platz vier schieben konnten. Petra Gansen
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HANDWERK 100 Jahre Bäckerei Lau in Lübz
„Die Frauen haben es möglich gemacht“ Abenteuer Wende Mit der Wende gab es auf einmal eine Fülle von Rohstoffen, aber auch viele Fallstricke. „Wir waren damals sehr euphorisch, haben aber auch Fehler gemacht“, blickt Helmuth Lau zurück. In dieser Zeit, so sagt er, hätten sich viele Betriebe einfach übernommen. Die Kunden wollten damals sofort alles haben und erwarteten Riesensortimente. „Wir haben unseres aber immer begrenzt gehalten und nicht alles mitgemacht. Das hat sich langfristig ausgezahlt, denn wir haben heute eine große Anzahl von Stammkunden, die uns über die gesamte Zeit treu geblieben sind.“
100 Jahre Bäckerei Helmuth Lau in Lübz, das sind 100 Jahre spannende Zeitgeschichte. Fünf Gesellschaftsformen hat der Betrieb er- und überlebt. Aber auch die Zukunft wird aufregend, denn die Söhne des jetzigen Inhabers haben einen außergewöhnlichen Weg gefunden, die Familientradition aus der Ferne weiterzuleben. In Deutschland gab es noch einen Kaiser als Helmuth Lau, der Großvater des heutigen Inhabers, die gleichnamige Bäckerei in Lübz eröffnete. Es kam der erste Weltkrieg und die Großmutter musste den Betrieb über Wasser halten. Auch Helmuth Laus Vater musste in die Schlacht, diesmal war es der zweite Weltkrieg. Und wieder war es die Ehefrau, die die Bäckerei über schwere Zeiten brachte. „Die Frauen in meiner Familie haben die lange Firmengeschichte erst möglich gemacht“, sagt Helmuth Lau, der 1944 geboren wurde. Obgleich sein Lehrer bei den Eltern für Abitur und Studium plädierte, ging Helmuth Lau 1958 beim Vater in die Lehre und übernahm 1979 den Betrieb. „Im Vergleich zu den Schikanen der 50-er und 60-er Jahre, denen wir als private Handwerker ausgesetzt waren, wurde es Ende der 70-er Jahre besser“, erzählt Helmuth Lau. „Die damalige Staatsführung hatte begriffen, dass es ohne uns nicht ging und wir für die Versorgung der Bevölkerung dringend gebraucht wurden.“ Trotzdem hatte das „Unternehmertum“ in der DDR aber seine Tücken. „Wir waren um 9 Uhr morgens meist schon ausverkauft. Zutaten für die Weihnachtsbäckerei wurden das ganze Jahr gesammelt, weil die Rohstoffe nie ausreichten. Und manches gab es nur als Ersatz, wie Marzipan aus Erbsen oder Zitronat aus gezuckerten grünen Tomaten.“ MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
Zum 100. Geburtstag hat sich Familie Lau bei diesen Kunden in besonderer Weise bedankt. Eine Woche lang gab es die Brötchen für 5 Cent, Berliner und Hörnchen für 20 Cent - eine augenzwinkernde Reminiszenz an DDR-Preise.
Die Firmen- ist auch eine lange und traditionsreiche Familiengeschichte. Die Bäckerei des Großvaters (re. am Fenster).
Aus dem Vater-und SohnBetrieb aus DDR-Zeiten hat Helmuth Lau ein mittelständisches Unternehmen mit 34 Mitarbeitern an drei Standorten, mit exklusivem Café und mit mehreren Verkaufsfahrzeugen gemacht. Sollte er mit 67 nicht eigentlich ans Aufhören denken? „Ich habe hier lebenslänglich“, sagt Helmuth Lau und sieht dabei sehr zufrieden aus. Seine beiden Söhne, ein Bäckermeister und ein Banker, arbeiten in Berlin und Bayern und steuern „nebenberuflich“ kaufmännische Vorgänge und Produktionsprozesse. „Im Computerzeitalter ist eben alles möglich“, so Helmuth Lau. „Mein Betrieb ist jetzt mein liebstes Hobby und meine Frau und ich können auch schon mal 14 Tage in Urlaub fahren. Einen Verkauf hätten wir alle nie über das Herz gebracht.“ Petra Gansen 16
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Alles aus einer Hand –
oder: Am Anfang ist der Kunde
Die Schweriner Elektro Installation GmbH (SEI) zählt schon seit Jahren zu den Großen der Branche und das prägnante SEI an den Fahrzeugen ist im norddeutschen Raum vielen Bauherren bekannt. Bemerkenswert ist jedoch die zunehmende Vielfalt der angebotenen Leistungen, die sich nicht nur auf elektrotechnische Anlagen beschränkt, sondern inzwischen die gesamte Hausund Gebäudetechnik abdeckt. „Wir haben unser Angebotsspektrum nochmals erweitert und können unseren Kunden alle Leistungen der Gebäudetechnik aus einer Hand anbieten“, so Olaf von Müller, Geschäftsführender Gesellschafter der Schweriner Elektrofirma.
Der Auslöser war, wie schon vor zehn Jahren bei der Einrichtung des separaten Serviceteams für Reparaturen und E-Check oder wie beim Aufbau des Haushaltgeräteservice, ein Kundenwunsch. „Wir hören natürlich auch auf unsere Kunden. Nur wenn wir eine Leistung komplett anbieten, ist der Kunde gut bedient. Warum soll er einzelne Handwerker koordinieren, wenn wir das auch können?“, so von Müller. Nun hat man aber nicht einfach bei SEI ein paar Installateure eingestellt und auf tropfende Wasserhähne gewartet, sondern Ausschau nach einem strategischen Partner gehalten. Vor einigen
Wochen war es dann soweit: Die Schweriner Bautechnik GmbH (SBT), wurde übernommen. Die Firma baut Heizungs- und Sanitäranlagen, Lüftungs- und Klimatechnik. Olaf von Müller erklärt die Beweggründe für die Übernahme: „SBT baute teilweise bei den gleichen Kunden wie wir und bot z. B. bei einer Badsanierung auch die Nebenleistungen wie Wandverkleidungen und Fliesen an. Sie hatten also im Bereich der Haustechnik den gleichen Servicegedanken wie SEI, die in allen Größenordnungen die unterschiedlichsten Elektro-, Alarm- und Kommunikationsanlagen miteinander vernetzt. D. L.
Olaf von Müller, Geschäftsführer der SEI GmbH
Moderne Bäder, Badausstattungen und Badsanierungen können aus einer Hand angeboten werden.
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INNOVATION Der innere Antrieb
Beglau Wärmepumpen aus Rampe Bereits zweimal wurden Beglau Wärmepumpen aus Rampe mit dem VR Technologie- und Förderpreis der Handwerkskammer Schwerin ausgezeichnet. Aller guten Dinge sind drei? Nicht unwahrscheinlich, denn Inhaber Wolfgang Beglau hat längst schon wieder Neues im Visier. Es ist schon faszinierend, wie Handwerker es trotz eines aufreibenden Betriebsalltags schaffen, Zeit und Motivation für Neuentwicklungen zu haben. Wenn man sich anhört, womit Wolfgang Beglau sich den ganzen Tag beschäftigen muss, kann man sich nur sehr wundern, was in seiner Firma an Forschung und Entwicklung so „ganz nebenbei“ passiert. Beglau ist Ingenieur für Energiewirtschaft und hat sich zunächst mit Kältetechnik beschäftigt. Selbstständig ist er seit 1991. Seit etwa 2000 liegt sein geschäftlicher Schwerpunkt auf Wärmepumpen, die er bundesweit vermarktet. Dafür verwendet er hochwertige Komponenten und Bauteile aus der Industrie, die er mit selbst entwickelten Steuerungselementen und eigenprogrammierter Software auf einen optimalen Energieverbrauch einstellt. Das klappt so gut, dass seine Kunden ihm auch Jahre nach der Installation noch begeisterte Briefe und E-Mails schreiben. Im vergangenen Jahr hat er den Technologiepreis des Handwerks
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Ein innovativer Kopf: Wolfgang Beglau aus Rampe.
für seine Entwicklung im Bereich der „Ein-Kreis-Wärmepumpe mit drehzahlgeregelter Wärmepumpen-Technologie“ bekommen. Mit dieser Technologie konnte sich Beglau laut Urteil der Jury einen technologischen Vorsprung am Markt erarbeiten. Überzeugt hat einerseits die hohe Energieeffizienz als auch die längere Lebensdauer des Verdichters. Bei Beglaus drehzahlgeregelter Wärmepumpe regelt der Kompressor in Abhängigkeit von der Innen- und Außentempera-
turen stufenlos bis auf Maximalleistung. Erst bei Erreichen der Sollwerte (Raum- bzw. Wassertemperaturwerte) fährt der Drehzahlregler langsam den Verdichter in den Stillstand. Durch den kontinuierlichen Betrieb wird der Wirkungsgrad verbessert. Dies führt zu einer Energieeinsparung von bis zu 50 Prozent. Die von Beglau selbst entwickelte und programmierte Elektronik steuert schnell und zuverlässig den Drehzahlregler. Wolfgang Beglau ist die Auszeichnung mit dem VR Technologiepreis als Marketinginstrument sehr wichtig. Es ist die Wirkung dieser Referenz auf die Kunden, die noch vor dem Preisgeld den größten Gewinn für ihn ausmacht. Daher will er sich auch zukünftig mit seinen Innovationen um den Preis bewerben. Die Zeit dazu wird er sich aber regelrecht „freischlagen“ müssen, denn aktuell läuft das Geschäft sehr gut. Die Auftragsbücher sind voll, die Mitarbeiter von Flensburg bis zum Bodensee
ständig im Einsatz, der Chef permanent gefordert. Während sich Forschung und Entwicklung in der Industrie in eigens dafür geschaffenen Abteilungen vollzieht und sich wieder andere Abteilungen mit dem Personal, mit rechtlichen Fragen oder mit den Geschäftsbilanzen beschäftigen, machen Handwerker wie Beglau das alles selbst. Dauernd klingelt das Telefon, mehr als ein Dutzend Mitarbeiter wollen motiviert und betreut werden und die Tücken des deutschen Vertrags- und Gewährleistungsrechts kosten Zeit und Nerven. Aber auch unter solchen Bedingungen schaffen Handwerker wie Wolfgang Beglau Innovationen. Sie können einfach nicht anders. Denn im Gegensatz zum Energieverbrauch lässt sich der innere Antrieb, Neues entdecken und entwickeln zu wollen, nicht drosseln. 10
Text/Foto: Petra Gansen MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
FIRMENPORTRÄT
Fünfte Generation feiert ihren 20. Geburtstag Die Rolf Kopsicker GmbH in Schwerin ist der Experte für Heizöl in der Region
V.l.n.r.: Rolf Kopsicker, Sabine Kopsicker, Günter Mauß, Egbert Schneider, Gerd Gruhn und Thomas Henke, das Team der Firma Kopsicker aus Schwerin-Süd.
Herbststürme brausen, der Winter ist nicht mehr weit, aber die Heizung in der Wohnung strahlt gemütliche Wärme aus. Damit dieses Bild in die Realität umgesetzt werden kann, gibt es in Westmecklenburg eine Adresse. Die Rolf Kopsicker GmbH versorgt den Raum von Dassow bis Plau und von Warin bis Dömitz mit Heizöl, Kohle und mehr. „Dabei sind wir nicht nur der Lieferant. Wir fungieren auch als Serviceund Beratungsunternehmen auf dem Wärmemarkt“, erklärt Firmenchef Rolf Kopsicker. Erfahrung auf seinem Terrain auszustrahlen und zu vermitteln, gehört zu den Grundprinzipien der Firma. Die Geschichte reicht über 100 Jahre zurück. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts handelten Kopsickers Vorfahren in Schwerin
und Gadebusch mit Kohle. Unter anderem haben sie 1939 eine der ersten Tankstellen in Schwerin in der Lübecker Straße eröffnet. Helmut Kopsicker, Rolf Kopsickers Vater, ist es gelungen, das Unternehmen privatwirtschaftlich durch die planwirtschaftlich orientierte DDR zu führen. „Damals wurde neben Kohle auch mit Lebensmitteln gehandelt“, erzählt der Sohn. Er selbst hat dann direkt nach der Wende gemeinsam mit seinem Vater das Unternehmen vor 20 Jahren neu gegründet. „So können wir in diesem Jahr den 20. Geburtstag unserer Generation feiern.“ 1990 war in allen Belangen ein Neubeginn. „Wir haben zunächst damit begonnen, in der Landwirtschaft Dieselkunden zu akquirieren“, erzählt er von den Anfängen. Damals wurden Agrargenossen-
Egbert Schneider beim Beladen eines Tankfahrzeugs. Er arbeitet bereits seit 1990 in der Firma. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
schaften, entstanden aus den ehemaligen LPGs, beliefert. Auf Kontinuität legt der Geschäftsführer besonderen Wert. „Unsere Mitarbeiter sind alle 15 bis 20 Jahre bei uns. Die Stammbelegschaft ist mir sehr wichtig. Das macht auch unser Unternehmen aus“, erklärt der Firmenchef. In der Branche des Mineralölhandels sei es Trend, dass viele der Dienstleistungen ausgelagert werden. Es wird häufig mit Spediteuren gearbeitet. „Bei uns läuft das anders. Das, was an dem Fahrzeug steht, ist identisch mit dem, was in den Fahrzeugpapieren steht und wiederum gleich mit dem, was im Arbeitsvertrag festgeschrieben ist“, so Kopsicker. Auch beim Telefonverkauf gibt es heute schon Anbieter, die das Geschäft über Call-Center abwickeln. In der Firma Kopsicker wird der persönliche Kontakt zu den Kunden gepflegt. Diese telefonieren meistens mit dem Chef oder der Chefin, Sabine Kopsicker. Sie kümmert sich um die Abrechnung und den Telefonverkauf seit 1991. In den frühen 90ern war das
Unternehmen immer wieder in seiner Existenz bedroht, nicht zuletzt durch die unmittelbare Konkurrenz großer Mineralölkonzerne. „Trotzdem haben wir uns zu einem der Marktführer in Westmecklenburg hochgearbeitet“, sagt Kopsicker nicht ohne Stolz. Nicht zuletzt durch die Firmenmaxime sind die Stammkunden überzeugt von der Professionalität der Kopsickermitarbeiter. „Gerade auf dem Heizölmarkt wird mit unterschiedlichen Qualitäten gehandelt. Unsere Stammkunden wissen nicht zuletzt durch uns darüber genauestens Bescheid“, erläutert Kopsicker. Gerade beim Thema Ölheizungen seien zahlreiche verwirrende Informationen gestreut worden. „Hier in den neuen Bundesländern sind die Anlagen, die verbaut worden sind, logischerweise auf einem modernen Stand, da gar keine Ölheizung älter als 20 Jahre ist“, kann Kopsicker die Verunsicherten unter den Ölheizungsanlagenbesitzern beruhigen. „Dadurch ist der Modernisierungsbedarf in Westmecklenburg gering“, konstatiert er. Moderne Ölheizungen würden durch eine Effektivität auf Spitzenniveau bestechen. „Auch gegen anders lautende Panikmache: Wir handeln mit einer Energieart, die noch jahrzehntelang benötigt wird“, betont er. Kein Kunde müsse ein schlechtes Gewissen haben. Zudem wird das Heizöl ständig in Richtung Umweltverträglichkeit weiterentwickelt. Inzwischen ist entschwefeltes Öl auf dem Markt, demnächst wird auch welches mit biogenem Anteil zu erwerben sein. Text/Fotos: Gritta Flau
Nikolaus-Otto-Straße 28 • 19061 Schwerin Tel.: 0385 / 64 64 60 • www.kopsicker.de 45
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Baustellen – von klein bis ganz groß
Uwe, Jörg und Ralph Seemann
Die Brüder Jörg, Ralph und Uwe Seemann leiten gemeinsam die Seemann Tiefbau GmbH im Schweriner Gewerbegebiet Lankow. Das Unternehmen ist in den Bereichen Straßen- und Wegebau, Kanal-, Erd- und Kläranlagenbau in der Landeshauptstadt und darüber hinaus in der Region in einem Umkreis von rund 50 km tätig. Zu den Kunden der Baufirma zählen sowohl private Bauherren, Baubetriebe, Industriebetriebe als auch öffentliche Einrichtungen.
„Da ist es ganz klar, dass die Größe der Aufträge, bzw. der Baustellen variiert.“, sagt Jörg Seemann und weiter: „Es ist entscheidend, die zugesagte Qualität in kurzer Bauzeit termingerecht zu liefern.“ Zu den größeren Projekten in der letzten Zeit gehören unter anderem Baumaßnahmen zur Gestaltung des Platzes der Jugend oder der Grünzug im Wohngebiet Großer Dreesch vom Berliner Platz bis zur Plater Straße. Die Umbau- und Erneuerungsmaßnahmen am
Sportpark Lambrechtsgrund mit dem Neubau der Dreifeldersporthalle und dem Internat wurden im Sommer dieses Jahres beendet. Hier hat das Unternehmen vor allem Leistungen im Tiefbau und an den Außenanlagen ausgeführt. Weiterhin baut Seemann Tiefbau bei einer Reihe von neuen Wohngebieten in Schwerin die komplette Erschließung, z.B. in Lankow, Am Neumühler Weg, in Zippendorf, Am Hang, in der Weststadt oder aktuell in der Neuen Gartenstadt und in Neumühle, Am Mühlen-
Straßen- und Wegebau · Kanalbau · Erdbau · Kläranlagenbau · Abscheidetechnik · Abrissarbeiten · Mauerwerksbau · Bauwerksabdichtung Seemann Tiefbau GmbH Ziegeleiweg 8b • 19057 Schwerin Tel. (03 85) 5 55 87 - 0 • Fax (03 85) 5 55 87 - 25 info@seemann-tiefbau.de • www.seemann-tiefbau.de
scharrn. Im Zuge der Diskussion um erneuerbare Energien entstehen eine Reihe von Biogasanlagen – die Firma Seemann Tiefbau ist am Bau von vier solcher Anlagen im Schweriner Umland beteiligt. Ein wichtiger Aspekt der Arbeit im Tiefbau ist der Umgang mit modernen Baugeräten und die Berücksichtigung der Belange des Umweltschutzes. Aus diesem Grund wurden alle Hydraulikaggregate der Baumaschinen der Firma Seemann Tiefbau mit Bioöl ausgerüstet. Dieses Hydrauliköl ist biologisch abbaubar. Um auf die jeweilige Baumaßnahme bestmöglich vorbereitet zu sein, wird stets geprüft, welche Technik zum Einsatz kommen muss. Jörg Seemann: „Die richtige Ausrüstung für den jeweiligen Einsatz zu haben, ist entscheidend für gute Ergebnisse. Unsere Baumaschinisten, Rohrleger, Straßenbauer und Tiefbauer sind erfahrene Fachkräfte und wissen damit umzugehen. Viele von ihnen sind schon sehr lange in der Firma beschäftigt und werden regelmäßig geschult, um bei aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden zu bleiben. Vor allem mit Blick auf unsere Gütezeichen ist uns das sehr wichtig.“ Text/Fotos: Anna Christine Karsten
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Hochwertig und nicht von der Stange Dem Team von Bernd Vorberg Objekt-Einrichtungen ist kein Auftrag zu ungewöhnlich
Anspruchsvolle Möbel, die sich von Massenanfertigung und -produktion durch Qualität und Optik abheben, sind das, wofür Bernd Vorberg Objekt-Einrichtungen in Schwerin Süd stehen. „Zu uns kommen Kunden, die etwas für ihre Wohnung, ihr Haus oder ihre Firma haben wollen, was es so nicht zu kaufen gibt“, sagt Geschäftsführer Bernd Vorberg. Er legt besonders viel Wert darauf, dass hochwertigste Möbel verkauft werden, die nicht „von der Stange“ kommen.„Trotzdem ist es so, dass wir gleichzeitig ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten, auch wenn das bei den Ansprüchen, die wir an uns stellen, gegenteilig klingt“, betont Vorberg. In dem Unternehmen, das seit 1993 in Schwerin beheimatet ist, arbeiten inzwischen 14 Leute. Dazu gehören drei Objektplaner und drei Tischlermeister. „Nur so schaffen wir es, dass wir unsere Maxime der Originalität auch umsetzen können“, so Vorberg. Kunden können mit ihren Ideen im Firmensitz in der NikolausOtto-Straße in Schwerin-Süd vorstellig werden. „Unsere Objektplaner versuchen dann diese erst einmal auf dem Papier umzusetzen.“ Die Entwurfsplanung wird immer detailliert mit dem Kunden durchgesprochen und gegebenenfalls nochmals überarbeitet. Im Fertigungsprozess folgt dann das Angebot. „In diesem sind bereits sämtliche Feinheiten und die Farbgestaltung abgesprochen und konkret eingearbeitet“, erklärt Vorberg. Mit der Auftragsbestätigung wird ein überarbeitetes Kostenangebot gültig. Als letzter Schritt vor der Auslieferung folgt die Fertigung. „Diese wird nach den selben Zeichnungen durchgeführt, die der Kunde selbst bestätigt hat“, so der Firmenchef. Hier wird jedes Teil vom Entwurf bis zum fertigen Möbelstück durch die eigenen Leute angefertigt. Besonders stolz ist Bernd Vorberg 48
Anlässlich der Inbetriebnahme der Investition in neue Präzisionsmaschinen konnte Geschäftsführer Bernd Vorberg Kunden und Geschäftspartner zu einer Präsentation der Leistungsfähigkeit des Unternehmens begrüßen. Fotos: Lüth
auf die Präzisionsmaschinen, die seit Anfang Juni in der hauseigenen Tischlerei zum Einsatz kommen. „Für unsere anspruchsvollen Aufgaben ist eben auch modernste Technik unabdingbar. Wir haben in diesem Jahr allein in die neuen Maschinen 200.000 Euro investiert“, sagt er. Bei Bernd Vorberg Objekt-Einrichtungen ist man immer daran
interessiert, jungen Menschen eine spannende berufliche Perspektive zu bieten. „Wir bilden unseren Nachwuchs gern selbst aus. So haben wir derzeit zwei Lehrlinge bei uns im Unternehmen sowie vier weitere junge Menschen, die eine überbetriebliche Ausbildung absolvieren.“ Wer in seiner Ausbildungszeit zeigt, dass er seine Arbeit ernst
nimmt und mit hoher Qualität abliefert, hat eine große Chance weiterhin in dem Unternehmen arbeiten zu können. „Einer unserer Tischlerlehrlinge wird von einem 68-jährigen Altmeister ausgebildet. Hier werden Fähigkeiten und Handwerkstechniken vermittelt, die heute nicht mehr jeder kann“, ist Vorberg stolz.
Im Ausstellungsraum am Firmensitz in Schwerin-Süd können die Kunden von Bernd Vorberg ergänzende Ausstattungsstücke der unterschiedlichsten Hersteller ansehen und ausprobieren. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
ANZEIGE So vielseitig die Arbeiten für die Mitarbeiter sind, so vielfältig sind die Kunden, die bei Bernd Vorberg Objekt-Einrichtungen ihre Möbel bestellen. „Zu uns kommt ein breit gefächertes Publikum, das Auftragsspektrum umfasst private Küchen, individuelle Wohnraumeinrichtungen, Laden- und Praxiseinrichtungen bis hin zu Büro- und Arbeitsräumen. Wir produzieren Möbel, die im gesamten Bundesgebiet eingesetzt werden, u.a. Ausstattung für die Firma Philips“, so Vorberg. Diese Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten sorgt ab und an dafür, dass das Team des Objekteinrichters vor Herausforderungen gestellt wird, die im ersten Moment nicht umsetzbar erscheinen. „Ein ungewöhnliches
Stück war beispielsweise ein begehbarer Leuchtturm für den Kinderspeiseraum der Fachklinik in Waren an der Müritz. Aber auch diese Idee wurde von uns erfolgreich umgesetzt“, strahlt Vorberg. Auch für seine Mitarbeiter gehört dieser Auftrag zu der Sorte Aufträgen, von denen noch in Jahren stolz erzählt werden wird. Bernd Vorberg hat nicht nur bei diesem etwas ungewöhnlicheren Auftrag immer den Anspruch an sich selbst, Menschen zu helfen. Aus diesem Grund engagiert er sich unter anderem im Kiwanis Club und ist Vorstandsmitglied der Stiftung Horizonte. Seine Firma fungiert außerdem als Sponsor der Volleyballdamen vom SSC Schwerin. Gritta Flau
Die neue Technik erfordert zusätzlich zum Wissen über Holz und Werkstoffe auch die Beherrschung von Computer und Software.
Ob modern wie in dieser Speiseraum einer Kinderfachklinik in Waren oder historisierend wie um Restaurant Uhle in Schwerin, das Team von Bernd Vorberg stellt sich allen Herausforderungen. Fotos (2): privat MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
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Innovation in Hausmesse bei Firma Block
Garagen und ein Zelt wurden zur Ausstellungsfläche auf dem Firmengelände.
Thomas Block erläuterte den Ausstellungsbesuchern die Vorzüge pelletsbefeuerter Kaminöfen.
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„Das werden wir unbedingt wiederholen,“ kommentierte Thomas Block, Inhaber und Geschäftsführer der BLOCK HEIZUNG + SANITÄR GmbH die erfolgreiche Hausmesse auf seinem Firmengelände in Kirch Stück. Werkstatt, Garagen, Carports und ein Zelt wurden zu Ausstellungsflächen hergerichtet. Kunden wie Immobilienbesitzer, -verwalter und Projektentwickler, Architekten und auch Eigenheimbesitzer waren der Einladung der Firma Block gefolgt. Ihnen wurden ausgewählte neue Produkte, neue Tech-
nologien und die Möglichkeiten ihrer Anwendung durch Mitarbeiter der Firma und Repräsentanten von Lieferfirmen vorgestellt. Die Produkte der Photovoltaik sind in ihrem Wirkungsgrad so weit fortgeschritten, dass auch bei uns in Norddeutschland Energieerträge mit Rendite erwirtschaftet werden können. Dabei hilft auch ein entsprechendes Finanzierungskonzept, das z. B. die VR-Bank anbietet. Aber auch interessante wartungsarme und kostengünstige
In der Werkstatt wurde eine Wasserentkalkungsanlage in Funktion vorgestellt. Außerdem konnte hier das Verfahren akustischer Leckortung erlebt sowie neue Wasserarmaturen in ihrer Wirkung beurteilt werden.
Der Nachwuchs konnte sich die Zeit am Maltisch vertreiben.
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Kirch Stück
zeigt Neues der Branche
Erst spät in der Nacht wurde alles fertiggestellt.
Heizkesselsysteme und Kaminöfen konnte man in Funktion sehen. Die gemütliche Flamme im Kaminofen lodert durch die sich selbsttätig nachfüllenden Holzpellets immer wieder auf. Und sie verbrennen fast rückstandsfrei. Ein auch für Einzelhaushalte geeignetes Wasserentkalkungssystem wurde ebenfalls vorgeführt und man konnte den Unterschied von Wasserhärtegrad 14 und 4 fühlen. Neuartige Armaturen für den Sanitärbereich wurden ebenso vorgeführt wie das neueste Leis-
tungsangebot der Firma Block, die Leckortung. Mit Hilfe hochempfindlicher akustischer Geräte kann das Leck einer Wasserleitung z.B. im Fußboden zentimetergenau festgestellt werden. So werden größere Bauschäden vermieden. Kaffee, Kuchen, Würste und Steaks vom Grill, Getränke luden zum Verweilen ein und regten Gespräche mit Ausstellern und anderen Besuchern an. „Für unsere Kunden und uns war das eine gelungene Veranstaltung,“ resümierte Thomas Block. 9
Die japanische Toilette mit beheizter Brille, Abluft und Bidet-Funktion sorgte für Unterhaltung und wurde immer wieder vorgeführt. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
Die Argumente für Photovoltaik fanden auch ständig Interessenten. Die Möglichkeit auch in Nordeutschland mit dem Licht der Sonne Energie zu erzeugen und sogar Rendite zu erzielen sprach für sich.
Eon Hanse als ein großer Gaslieferant ist Partner der Firma Block und präsentierte sich deren Kunden.
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BILDUNG
Die Schweriner Wissenschaftstage beraten über die Zukunft der Energie
Auf einem Dach der Hochschule Wismar haben die Forscher eine Versuchsanlage aufgebaut. Bauingenieurin Julia von Werder versucht herauszubekommen, warum sanierte Fassaden von Algen befallen werden.
Ein grüner Fleck. Mitten auf der strahlend weißen Wand. Für Hausbesitzer ist das ein stetiger Albtraum, denn besonders nach Regen ist das Ärgernis wieder da. „Auf den Wänden siedeln sich Mikroorganismen an“, erklärt Julia von Werder. Grünalgen und Pilze fühlen sich auf gut gedämmten Hauswänden wohl und verschandeln den hübschen Anblick. Doch warum sind vor allem energetisch sanierte Fassaden oft grün und schmutzig? Und wie den Algen beikommen? Fragen, die Bauingenieurin Julia von Werder und Professor Helmuth Venzmer von der Hochschule Wismar bei den Schweriner Wissenschaftstagen beantworten. In diesem Jahr werden vom 10. bis zum 11. November im Schweriner
MegaMovies aus Kinosälen kleine Forschungslabore. „Die Zukunft der Energie“ steht auf dem Spielplan. Energiesparen und Umweltschutz sind wichtige Themen in Deutschland. Fossile Brennstoffe wie Öl und Gas werden immer knapper und damit immer teurer. Werden sie verbrannt, entsteht zudem CO. Das wiederum ist schlecht für das Klima. Neue Lösungen müssen her, damit Autos weniger verbrauchen, Häuser Energie sparen und Strom möglichst sauber aus der Steckdose kommt. Knifflige Herausforderungen also. Kathrin Möller vom Technischen Landesmuseum geht der Frage nach, wie man Wind zu Strom machen kann und diskutiert alte und neue Ideen zur Nutzung von
Maler
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-FachbetriebSchwerin
19061 Schwerin, August-Horch-Straße 5 Telefon: 0385 / 66 22 22 • Fax: 0385 / 6 66 65 66 www.maler-wulkow-schwerin.de • service@maler-wulkow-schwerin.de
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Die einzelnen Wandteile sind gut verkabelt. Die Ingenieure erheben verschiedene Daten, um den Algen auf die Spur zu kommen.
Windkraft. Professor Christian Stollberg erklärt, was biogene Rohstoffe alles können. Professor Wolfgang Kammler verlegt sich darauf, Energie aus Windkraftanlagen zu ernten und Dr. Beatrix Romberg aus dem Wirtschaftministerium rechnet vor, wie sich Energiesparen lohnen kann. Doch all das unter einen Hut zu bringen, sei nicht ganz einfach, sagt Forscherin Julia von Werder. „Wenn man an einer Stellschraube dreht, verändern sich auch andere Dinge.“ Werden also beispielsweise Häuser besser gedämmt, entstehen neue Probleme: Das Algenwachstum außen und Schimmelbefall innen. „Das sind komplexe Probleme“, sagt die 36-Jährige und möchte den Besuchern in Schwerin diese Zusammenhänge vermitteln. Bereits zum 15. Mal finden die Wissenschaftstage statt. Seit 2004 organisiert die Hochschule gemeinsam mit der Landeshauptstadt, der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin und der Handwerkskammer Schwerin die Veranstaltung. Zuvor hatte sich das Bildungsministerium zurückgezogen. In den vergangenen Jahren standen Medizin und Informatik oder die Innovationsregion Westmecklenburg im Mittelpunkt. Besonders viele Schüler und Auszubildende nutzen das Angebot,Wissenschaft praktisch zu erleben. Deshalb laden die Organi-
satoren vorab Lehrer ein, um Themen näher vorzustellen und Fragen zu beantworten. Für die Pädagogen eine gute Gelegenheit, die Wissenschaftstage in den Unterricht einzubeziehen. In diesem Jahr gibt es auch wieder eine Kinderuni. Professor Henrik Schnegas erklärt den Miniforschern, warum sich etwas bewegt. Auf einer Fachtagung im Ludwig-Bölkow-Haus diskutieren Experten Methoden und Perspektiven für die Nutzung von Energie. Für Hausbesitzer hat Julia von Werder noch keine guten Nachrichten. Eine Lösung für den Algenbefall sei noch nicht gefunden. Zwar werden Fassaden heute mit Bioziden behandelt, die das Wachstum hemmen. Doch die Schädlingsbekämpfungsmittel stehen im Verdacht, sich aus der Fassade herauszuwaschen. Das heißt, sie werden vom Regen heruntergespült und sickern ins Erdreich. Kleiner Trost: In der Fachwelt sei man sich weitgehend einig, dass der fehlende Wärmeaustausch zwischen innen und außen verantwortlich ist, erklärt die Bauingenieurin. Auf der kalten Außenwand trockne der Regen langsamer ab. Ideale Bedingungen für die Mikroorganismen also. Gefahr für das Haus bestehe aber nicht. Es sei vor allem ein optisches Problem und eigentlich ein Zeichen für eine intakte Umwelt. Text/Fotos: Manja Nowitzki
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BILDUNG
Duales Bauingenieurstudium
Nichts fürs Büro Maria Preuß, hier in einer Szene des Lehrfilms „Das Handwerk braucht Dich“, in dem sie mitgewirkt hat.
Die Hochschule Wismar bietet nach dem Maschinenbau nun eine zweite duale Studienrichtung an. Genau das Richtige für Maria Preuß, die parallel zur Zimmererlehre handfest und praxisnah Bauingenieurwesen studiert. Schon als Kind half sie einfach gerne zu Hause mit. Zu tun gab es auf dem großen Grundstück ihrer Eltern immer etwas und so hatte Maria Preuß bereits früh Spaß an körperlicher Arbeit. Zumal es dafür auch immer viel Lob von den Eltern gab. So hat es diese auch wenig erstaunt, als es Maria nach dem Abitur nicht ins Büro, sondern „auf den Bau“ zog. Nachdem sie in der
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neunten Klasse ein Praktikum in einer Tischlerei machen konnte, stand auch das zukünftige Arbeitsmaterial endgültig fest: Holz musste es sein. Über einen an ihrer Schule ausliegenden Infoflyer wurde sie auf das Duale Studium aufmerksam und durch ein Beratungsgespräch mit der Handwerkskammer auf die Kombination mit der Zimmererlehre. Die schwierigste Hürde war damit aber noch nicht genommen, die Suche nach einem Praktikumsplatz für die betriebliche Ausbildung. „Ich habe bestimmt 50 bis 60 Bewerbungen geschrieben, bis ich meinen Vertrag bei Hochbau
Krentz in Wismar bekommen habe“, erzählt sie. Die lange Suche hat sich aber gelohnt, denn hier, so sagt sie, fühlt sie sich richtig wohl. „Die Kollegen sind alles nette Jungs“, lächelt sie, verweist aber darauf, dass sie keinen Sonderstatus für sich beanspruchen kann. Ihr Arbeitsplatz ist die Baustelle und da muss sie genauso „hart ran“ wie die männlichen Kollegen. Bis zum Bachelor-Abschluss wird Maria Preuß inklusive der Ausbildung viereinhalb Jahre benötigen. Eventuell will sie anschließend auch noch ihren Master machen. Das würde noch einmal eineinhalb Jahre in Anspruch nehmen.Was sie
damit mal werden will? Ihr stehen mehrere Wege offen, sagt sie. Von der eigenen Baufirma über die Arbeit im Ingenieurbüro bis hin zur Stelle im Bauamt ist alles drin. Bis dahin will sie aber erst mal ihre Lehre gut abschließen, dann das Studium erfolgreich zu Ende bringen. Von den insgesamt 90 Bauingenieurstudenten in Wismar ist sie eine von 14„Dualen“.„Wir haben es gut“, sagt sie. „Wir verdienen während des Studiums schon Geld, nicht erst hinterher. Und wir bekommen gleich die notwendige Praxiserfahrung am Bau.“ Petra Gansen 3
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BILDUNG
Die Ausbildung mit dem Plus Sanitätshaus Hofmann Schwerin Katharina Schlutt ist keine „normale“ Auszubildende. Parallel zum Gesellenbrief im Orthopädiemechaniker- und Bandagistenhandwerk ist sie auf dem Weg zum Abschluss als Technischer Betriebswirt im Handwerk (TBW). Ergänzend zu ihrer Ausbildung im Handwerk absolviert sie
eine betriebswirtschaftliche Zusatzqualifikation im Bildungszentrum der Handwerkskammer Schwerin. Inklusive der Ausbildereignung. Gabriele Ulff, die Projektleiterin der Handwerkskammer für den TBW, weiß aus jahrelanger Erfah-
Katharina Schlutt sieht ihre berufliche Zukunft in einem Schweriner Sanitätshaus.
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rung, dass diese Lehrlinge besonders hoch motiviert sind. Sie wollen mehr, sie können mehr und sind deswegen für ihre Ausbildungsbetriebe ein großer Zugewinn. So wie Katharina Schlutt, die im Schweriner Sanitätshaus Hofmann ausgebildet wird und die bereits ein Jahr vor ihrem Gesellenabschluss die Übernahmezusage bekommen hat. Für sie steht es außer Zweifel, dass sie dieses Angebot annehmen wird. Im Praktikum, das sie hier vor Ausbildungsbeginn absolviert hat, hat sie sich „in den Beruf und in den Betrieb verliebt“. Eine Liebe, die erwidert wird.
Jann Seedorf, der im Unternehmen als Orthopädie-Schuhtechnikermeister mit Katharina viel zusammenarbeitet, schätzt den Leistungswillen und die Arbeitsqualität der jungen Kollegin, die sich von Anfang an gut in das Team eingefügt hat. Der handwerkliche Teil ihrer Arbeit an den Maschinen in der Werkstatt mache ihr sichtlich ebenso viel Spaß wie der Umgang mit den Kunden und der wechselnde Einsatz in den Filialen in Wismar, Grevesmühlen und Parchim, sagt er. Dass dazu auch das Anpassen von Prothesen gehört, sei für die junge Handwerkerin völlig selbstverständlich.
Das 1893 gegründete Sanitätshaus Hofmann ist das zweitälteste Familienunternehmen der Landeshauptstadt und beschäftigt 60 Mitarbeiter. Nach einem größeren Umbau 2009 ist es auch das modernste Unternehmen der Branche mit einem breiten Angebot an Leistungen und Produkten. So werden zum Beispiel im neu geschaffenen „Lauflabor“ Bewegungsabläufe gefilmt, analysiert und darauf aufbauend Maßnahmen entwickelt, um die Belastung von Muskulatur und Knochen zu minimieren und den Laufkomfort zu steigern. Für diesen Bereich wird Katharina Schlutt parallel zur Ausbildung als „Bewegungsanalytikerin“ fortgebildet.
Im starken Wettbewerb vor Ort ist das Sanitätshaus Hofmann gut aufgestellt. Der Betrieb ist Partner der Helios-Kliniken Schwerin, zudem verfügt das Unternehmen über Verträge mit allen Krankenkassen in der Region. Aber auch das gewachsene Bewusstsein und die Einsicht vieler, in Gesundheit auch selbst investieren zu müssen, sorgen für Zulauf neuer Kunden. Da wundert es nicht, dass Katharina Schlutt hier ihre berufliche Zukunft sieht. Und angesichts ihrer Leistungsfähigkeit wundert es noch viel weniger, dass ihr Arbeitgeber das ganz genauso sieht. Text / Foto: Petra Gansen MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
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Vertrauen
Mit uns können Sie rechnen... ... seit 20 Jahren im Dienst der gesundheitlichen Leistungserbringer: • Apotheken • Ärzte • Direktlieferanten • Heil- & Hilfsmittelerbringer • Klinikapotheken • Zahnärzte gegenüber gesetzlichen und privaten Kostenträgern.
Schweriner Apothekenrechenzentrum GmbH Wismarsche Straße 304 19055 Schwerin Tel. 0385 / 5 91 20-0 Fax 0385 / 5 91 20-22 www.sarz.de eMail: schwerin@sarz.de Filiale Berlin Wildensteiner Straße 31 10318 Berlin Tel. 030 / 50 96 99-0 Fax 030 / 50 96 99-22 www.sarz.de eMail: berlin@sarz.de Filiale Erfurt Ammertalweg 7 99086 Erfurt Tel. 0361 / 55 49 485 Fax 0361 / 55 49 486 www.sarz.de eMail: erfurt@sarz.de Filiale Grimma August-Bebel-Straße 16 04668 Grimma
Wir möchten uns bei all unseren Kunden für Ihr langjähriges Vertrauen bedanken. Darüber hinaus sagen wir allen ehemaligen und jetzigen Mitarbeitern Dank für Ihre erfolgreiche Arbeit.
Tel. 03437 / 70 09 77 Fax 03437 / 9 99 68 96 www.sarz.de eMail: grimma@sarz.de
KOLUMNE
Frau in EmVau Die Mutter
Durchs Leben geschleppt Gleich vorweg: Ratschläge dürfen Sie von mir nicht erwarten. Obwohl ich selbst Mutter diverser Kinder bin und sie alle irgendwie zu nützlichen Mitgliedern unserer Gesellschaft geworden sind. Ich behaupte mal: Nicht wegen, sondern trotz meiner Erziehung. Denn als Mutter habe ich schmählich versagt.
Aber was sollte ich tun? Am Beginn meiner diesbezüglichen Karriere war ich gerade mal süße 21, der Vater meiner Kinder nicht älter. Mir standen nur der eigene Verstand und das Bauchgefühl zur Verfügung. Selbstverständlich versuchten auch die Omas mit zu erziehen, doch ihre Vorstellungen waren so konträr zu den meinigen, dass ich sie ausblendete.
Foto: Rolf-van-Melis (www.pixelio.de)
Also erzog ich auf Gutdünken so vor mich hin, erlaubte, was mir gefiel, verbot, wo ich Gefahr für die Kleinen sah. Bitte verurteilen Sie mich jetzt nicht, wenn ich gestehen muss: Wenn die Kinder ganz uneinsichtig waren, spielten wir in unserer Erziehungsnot auch mal das Spiel „Böse Mutter, guter Vater“. Aber andererseits versuchten die Kleinen ja auch, uns gegeneinander auszuspielen. Was ihnen sicher auch des Öfteren gelang. Im alltäglichen Leben zwangen wir sie zum gemeinsamen Frühstück am Morgen und erlaubten ihnen, am Abendbrotstisch über ihren Tag zu sprechen. Der sonntägliche Spaziergang war für alle Pflicht, und in den Urlaub fuhren wir gemeinsam. Überhaupt wurde alles in Familie unternommen, was irgendwie möglich war. So haben wir die Kleinen für heutige Maßstäbe ganz sicher viel zu sehr eingeschränkt. Andererseits aber auch zu früh los gelassen. Denn sobald sie auf ihren eigenen Beinchen stehen und laufen konnten, mussten sie dies auch tun. Auch dafür muss ich mich heute bei ihnen entschuldigen. Tut mir Leid, meine Kinder, dass ich so eine schlechte Mutter für euch war.
Schlosspark-Center Schwerin · Am Marienplatz 19053 Schwerin · Tel.: 0385 - 58 144 22 56
Aber ich wusste es vor 30, 35 Jahren doch nicht besser. Ihr habt es heute ja so viel leichter, die ganze Nation steht euch zur Seite, damit ihr perfekte Eltern werdet. Ratgeber lauern auf jedem Büchertisch, in jedem
Zeitschriftenkiosk, auf jedem Fernsehsender. Die erklären euch ganz genau, wann ihr den Fötus in eurem Bauch mit Mozart bespielen müsst, damit er später hochbegabt wird. Sie wissen, dass Muttermilch gut fürs Neugeborene ist - beziehungsweise Gift, dass man Kinder selbst bestimmt aufwachsen lassen muss - und ihnen Grenzen setzen. Elternfibeln, Mütterbibeln, Zeitschriften „Schöner erziehen“ bieten jungen Eltern das komplette Menschheitswissen. Und was da nicht drin steht, zeigen ihnen die Vorzeigeeltern dieser Welt. Sie, die sich zu den eigenen Kindern eine bunte Handballmannschaft in der ganzen Welt zusammengekauft haben, machen es vor: Sie tragen ihre Kleinen auf dem Arm, obwohl diese schon so groß sind, dass ihre Füße auf der Erde schleifen. Und so ist dieses Herumgeschleppe der Kinder bis ins Teenager-Alter heute das Sinnbild für perfekte Eltern. Dass die so Heranwachsenden die Mama nie verlassen wollen, und Fernsehserien den gestressten Alteltern dann Tipps geben müssen, wie sie die Großen irgendwie doch noch einmal aus dem „Hotel Mama“ heraus bekommen, ist die Folge. Ja, wie gesagt. Meine mussten früh allein laufen. Auf den Ausbruch der psychischen Störungen warte ich immer noch. Wiki P. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
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Foto: R. Eschrich
Alles rund um die Hochzeit
Am Wochenende 4.12. und 5.12.2010 findet im Residence Park in Raben Steinfeld die 2. Fest- & Hochzeitsmesse „Alles Rund um die Hochzeit“, präsentiert vom Modehaus MiCi in Pampow statt. Zehn Aussteller geben Ideen und Anregungen für den schönsten Tag im Leben. Die Messe ist jeweils von 10 – 17 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet. Mehrere Modenschauen und auch ein kulturelles Begleitprogramm sind
vorgesehen. Mit vielen tollen Ideen und einer Verlosung wird den interessierten Besuchern ein hervorragendes Event geboten, dass auf keinen Fall verpasst werden sollte. Bei gemütlicher und entspannter Atmosphäre können sich die Gäste über den schönsten Tag im Leben beraten und inspirieren lassen. Weitere Informationen gibt es unter der Tel.-Nr. 03865/ 4120 im Modehaus MiCi oder www.modehaus-mici.de.
***Hotel & Restaurant Rabennest am Schwerin See Gepflegtes Familienhotel, schmackhafte Küche, gemütliches Ambiente. …Immer eine gute Idee! Täglich von Montag bis Sonntag 12 - 21 Uhr und nach Vereinbarung Fragen Sie uns! Telefon 03860 - 8011 Peckateler Str. 5 · 19065 Raben Steinfeld · Fax 03860 - 8006 info@hotel-restaurant-rabennest.de www.hotel-restaurant-rabennest.de Inhaberin: Ilona Lemm-Hirsch
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Schöne Heimtextilien in der „Wäschetruhe“
Die eigenen vier Wände sind ein Ort, an dem man sich wohl und geborgen fühlen möchte. Ein Ort, an dem man sich selbst verwirklichen kann. In seiner Einrichtung spiegelt man sich zu einem großen Teil selbst wider. Wie ich wohne, so bin ich. Doch hin und wieder wird es langweilig: Seit Jahren die gleichen Möbel, die gleichen Farben, das ganze Ambiente ist alltäglich geworden. Egal, ob Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche oder Bad, es
gibt viele Möglichkeiten, einen Raum in ein neues Licht zu rücken: mit neuen Wohntextilien. Natürlich können Wohntexitilien die Möbel nicht ersetzen, aber sie können der bestehenden Einrichtung eine neue Ausstrahlung und eine unerwartete Wirkung verleihen. Ein Sofa mit Schlafdecke, Plaid und Deko-Kissen sieht sowieso neu aus, oder man versinkt in ausgesuchter Bettwäsche und schläft noch einmal so gut. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt.
Seit nunmehr 20 Jahren berät Andrea Klüßendorf fachkundig und freundlich ihre Kunden. Foto: u.fo.
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Inhaberin der „Wäschetruhe“, Andrea Klüßendorf, hat diese Fantasie in die Tat umgesetzt und bietet in ihrem Geschäft am Schweriner Pfaffenteich, Arsenalstraße 4, seit nunmehr 20 Jahren all das, was einer Wohnung erst den individuellen Pep verleiht. Die gebürtige Crivitzerin, begann 1978 im Textilhandel der HO (Handelsorganisation), der „Wäschetruhe“, ihre Lehre und blieb den „Stoffen“ in der Kinderund Jugendmode danach treu. Nach zehn Jahren war sie wieder am Tatort „Wäschetruhe“ angelangt und zur stellvertretenden Leiterin avanciert. Mit der Wiedervereinigung wendete sich auch das Berufliche für Andrea Klüßendorf: Sie startete am 8. November 1990 in die Selbstständigkeit. Nun war es „ihre“ Wäschetruhe. „Der Ansturm auf mein Geschäft war kaum zu bewältigen,“ erinnert sie sich, „die Kunden standen Schlange! Mit zehn Personen bewältigten wir diese Aufgabe.“
Für die Fachfrau ist die Qualität ihrer Ware das A und O. So vertreibt sie nicht nur Tisch- und Bettwäsche, Frottierartikel, Feder- und Daunenbetten in vielfältiger Auswahl – hier gibt es Maßanfertigungen in jeder Größe. Bei dem Angebot von über 60 Farben beispielsweise für Bettwäsche, ist die Beratung für eine persönliche Zusammenstellung durch Andrea Klüßendorf sicher angebracht. Übrigens bietet die „Wäschetruhe“ in und um Schwerin für Feder- und Daunenartikel einen Frei-Haus-Lieferservice an.
Inh. A. Klüßendorf Arsenalstraße 4 19053 Schwerin Tel./Fax: 03 85/56 59 10
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Well Vita – aktiv gestaltbares Wohlbefinden Dem Entwurf nach müsste der Körper ewig funktionieren, konstatierte einst der Biochemiker Eliot Crooke von der Stanford University, doch praktisch vollzieht sich in ihm eine spür- und sichtbare Endlichkeit. Doch diesem Prozess kann gegengesteuert werden. Erfolgreich praktiziert Sandra Böhme in Schwerin dieses Gegensteuern in ihrer Naturund Wellness-Praxis „Well Vita“ – nah übersetzt: Quell des Lebens. Der 38jährigen Mecklenburgerin wurde das Interesse für alternative Heilmethoden „mit in die Wiege gelegt“, wie sie von sich sagt. Ihr Großvater war naturkundlicher Arzt, auch prägten die Eltern durch ihre Lebensauffassung die Berufung der Tochter zur Heilpraktikerin, zur Heilpraktikerin für Psychotherapie, zur Wellness-, Yoga- und Entspannungstherapeutin, zur Klang-, Hypnose- und Schmerztherapeutin und zur biologischen Kosmetikerin. Doch bis Sandra Böhme ihrem Traumberuf nachgehen konnte, absolvierte sie zunächst eine für sie unbefriedigende Sekretärin-
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Seit 2006 arbeitet sie in der Arsenalstraße 7 und ist „dankbar darüber, dass sie Menschen unterstützend auf ihrem individuellen Lebensweg begleiten darf.“
Sandra Böhme in ihrer Natur- und Wellness-Praxis Foto: u.fo.
nen-Laufbahn, anschließend das Fachabitur für Sozialpädagogik, wobei sie die Themenfelder „Psychologie und Psychosomatik“ schon spannend fand. Danach widmete sie sich dem Grafik-Design-Studium in Heiligendamm, arbeitete ein paar Jahre und kehrte zurück zu ihrer Berufung. Die Erfahrungen der Praktika während des Kunststudiums im Gesundheitswesen haben Sandra Böhme dazu bewogen, noch einmal die Hörsaalbänke zu drücken und das Studium zur Heilpraktikerin und Psychologischen Beraterin abzuschließen.
Diese Begleitung resultiert aus einer umfangreichen Diagnostik, einem Aufspüren der Ursachen von Beschwerden, denen Sandra Böhme entsprechende Therapien zuordnet. Der Katalog von Leistungen ist lang, er reicht von Sauerstofftherapie für höhere Gedächtnis- und Muskelleistung bis zur Immuntherapie bei oder nach chronischen Erkrankungen sowie Krebsvor- und -nachsorge über Körpertraining wie Yoga, das Erstellen eines individuellen Fitness- und Ernährungspro-
gramms oder eines Einzel- oder Partnerhoroskops bis zu kosmetischen Behandlungen, Schmerztherapien und Akupunktur. Das gesamte Angebot ist im Internet unter www.wellvitaschwerin.de aufgeführt. „Wellness“, das heißt nichts anderes als ein Wohlbefinden zu erzielen und das wird durch angenehme körperliche Empfindungen und allgemeine Lebensfreude erreicht. Ein „sich-wohlfühlender“ Mensch wäre jemand, der das Leben gut meistert, genießen kann und zu einem gut ausgeprägten Selbstwertgefühl auch noch Sinn für die Realität hat. Als Geschenkidee bietet Sandra Böhme einen Gutschein von Well Vita.
Naturheil- und Wellnesspraxis Sandra Böhme Arsenalstraße 7 • 19053 Schwerin Tel. 0385/4838438 • Mobil: 0172/3030047 • www.wellvita-schwerin.de
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Modehaus Pampow
Sa. 4.12.2010 So. 5.12.2010
10-17 Uhr Eintritt frei
Alles rund um die Hochzeit Mehrere Modenschauen · 10 weitere Aussteller Messesonderpreise
Residence Park 1-7 · 19065 Raben-Steinfeld Tel. 03865 - 4120 · www.modehaus-mici.de
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Boutique am Pfaffenteich CHIC STILVOLL ELEGANT Arsenalstraße 2 • 19053 Schwerin Telefon 03 85/5 90 76 31
Herzlich willkommen bei uns im Haus! Wir haben für Sie geöffnet: Montag - Freitag von 10 bis 19 Uhr Sonnabend von 10 bis 16 Uhr Mitglied der Theaterfreunde Schwerin e.V.
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Das Wassersporthaus im Norden Viele Besucher Schwerins, ob zu Wasser oder zu Land haben es längst entdeckt, dass Wassersporthaus „maritim“. Bei ihrem Aufenthalt in Schwerin steht auf der Liste der Shoppingtour dieses Geschäft ganz oben. Seit mehr als 10 Jahren gibt es das Wassersportgeschäft in Schwerin. Auf über 200 m² Verkaufsfläche bietet das Fachgeschäft ein ausgewähltes, gut sortiertes und übersichtlich präsentiertes Angebot an Markenartikeln.
Das Ladengeschäft in der Schweriner Werderstraße 74a ist unter der Telefonnummer: 0385/500 76 42 erreichbar.
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maritimen Produkten in der Region um den Schweriner See.
Die gute Erreichbarkeit des Ladengeschäfts im Werderhof am Stadthafen, ob mit Boot, Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln wird von den Kunden sehr geschätzt. In Zusammenarbeit mit Handelspartnern in der ganzen Welt wird dem Freizeitkapi-
tän und seiner Mannschaft ein immer aktuelles und vielseitiges Sortiment an Yachtzubehör und Bekleidung geboten. Auch wenn in der letzten Zeit der Kauf von neuen Booten nachgelassen hat, haben viele Skipper in die Ausrüstung und in die Werterhaltung ihres geliebten Bootes investiert. Vielen ist es auch durch sinkende Preise auf dem Gebrauchtbootmarkt (teils um mehr als 30%) jetzt möglich, sich ihren Traum vom eigenen Boot zu erfüllen. So wächst der Kundenkreis und damit auch die Vielfalt und die Nachfrage nach
Segelbekleidung – extrem wasserdicht und höchst atmungsaktiv
Geschenkartikel – ob Bootstaufe, Geburtstag oder Weihnachten
Hardware – aus seewasserfestem Edelstahl geschmiedet oder gegossen
Auch wenn sich der Sommer langsam verabschiedet, so laufen die Vorbereitungen für die kommende Saison auf Hochtouren. Die großen Bootsmessen in Friedrichshafen, Hamburg, Berlin und Düsseldorf stehen vor der Tür und werfen ihre Schatten voraus. Lassen Sie sich inspirieren und entdecken Sie die neuesten Trends. Diese werden Sie im nächsten Frühjahr sicher im „maritim“ wieder finden. Sollten Sie dennoch etwas vermissen, so
fragen Sie beim Verkaufpersonal nach. Gern werden Sie fachkundig beraten oder bei der Beschaffung eines Artikels unterstützt. Bei Reparaturen, Instandsetzung oder Um- und Ausbau Ihrer Yacht kann Ihnen hier auch geholfen werden. Die Bootsbauer der BuK Boots- und Kunststoffbau GmbH sind dann die kompetenten Ansprechpartner. Der Kontakt wird gern hergestellt. Text /Fotos: Wassersporthaus Martim
Tauwerk – innovativ und leistungsstark für den harten Einsatz MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
ANZEIGE Pünktlich zum Herbstanfang beginnen nun auch wieder die Wochen des leichten, weichen Lammfells, das sich in den behaglichen Räumen in den unterschiedlichsten Variationen präsentiert. Jetzt hat jeder Gelegenheit, Fell-Studien zu betreiben und sich typgerecht wie individuell bei der Auswahl des neuen Lieblings-Kleidungsstückes beraten zu lassen.
bei Apmann’s Design im Landhaus
Von der kleinen modischen Weste für den Herbstspaziergang an der Küste bis hin zum kuscheligen Kapuzenmantel für richtig kalte Wintertage reicht die Angebotspalette der kompetenten Modewerkstatt. Eine gute Empfehlung für eine harmonische Farbauswahl ist dabei genauso selbstverständlich wie eine exzellente Passform von der kleinsten bis zur größten Größe. Die hochwertigen Lammfelle, die vorwiegend aus Spanien und Neuseeland stammen, bestechen vor allem durch ihre Leichtigkeit. Und: Sie lassen in der Verarbeitung jeden Wunsch zu. Außerdem sind sie ein exklusives Öko-Produkt mit hohem Tragekomfort für jede Gelegenheit. Übrigens: Jetzt gibt es je nach Modell, einen interessanten Bonus und für jeden Einkauf sowie jede Anfertigung zusätzlich die typischen Apmann-Pulswärmer aus dem farblich passenden Lammfell gratis dazu. Ein Besuch in Thandorf lohnt sich auf jeden Fall. Weitere Informationen Apmann’s Design im Landhaus Dorfstr. 22 19217 Thandorf Telefon 038875 / 22858 www.apmann.de
Die Liebe zum Naturprodukt, die Sehnsucht nach Geborgenheit, die Freude an der Schönheit. Was auch immer Menschen in das malerische Thandorf und das kreative Atelier Apmann´s Design im Landhaus treibt - sie sind begeistert von der außergewöhnlichen Kreativität, von der Individualität und der perfekt sitzenden Mode aus Leder, Lammfell und Pelz, die sie hier finden. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
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Gesund durch den Herbst Herrlich im Gleichgewicht
Bei grauem Schmuddel-Wetter bleibt manch einer lieber zu Hause, statt die Walking-Stöcke zu schwingen. Doch auch in den eigenen vier Wänden kann man aktiv sein und etwas für seine innere Balance tun. AOK-Gesundheitsberaterin Karen Kinsel hat ein paar Anregungen zusammengestellt:
Der aktive Typ:
Kennen Sie das kleinste Fitnessgerät der Welt? Mit dem Theraband kann man jede Menge für seine körperliche Fitness tun. Ob im Stehen, Sitzen oder Liegen – es gibt viele Übungen die die
Muskulatur stärken. Wichtig ist die Regelmäßigkeit.
Der musische Typ:
einem Zettel wird vermerkt, wie viel jedes Familienmitglied geschafft hat.
Tanzen Sie einfach! Legen Sie sich ihre Lieblings-CD ein. Spüren Sie, wie sich Ihr Körper ganz dem Rhythmus anpasst. Vielleicht machen Ihre Kinder gleich mit.
Der familiäre Typ:
Wie wär´s dann mit einer Familien-Olympiade? Legen Sie ein paar Disziplinen fest: Kinderzirkus, Softbälle jonlieren, Taschentücher mit den Füßen weitergeben oder auf allen Vieren durch die Wohnung spazieren. Auf
Karen Kinsel ist Gesundheitsberaterin bei der AOK M-V Foto: AOK M-V
Der bewegliche Typ:
Stellen Sie sich ein kleines Gymnastik-Programm zusammen. Üben Sie jeden Morgen – am besten am offenen Fenster - mindestens fünf Positionen mit mehreren Wiederholungen. Beginnen Sie mit Rekeln und Strecken. „Wichtig ist nur, regelmäßig etwas Gutes für sich zu tun“, sagt Gesundheitsberaterin Karen Kinsel. Noch mehr Anregungen zum Fitbleiben erhält man unter www.aok.de/mv
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LIFESTYLE
Ästhetisch. Praktisch. Gut. Früher hat es gereicht, wenn die Bettdecke wärmte, der Wasserbehälter dicht war, die Tintenfeder schrieb. Dann kam die Industrialisierung, die Massenproduktion, und es war nicht mehr genug zu funktionieren. Gebrauchsgegenstände mussten zunehmend auch gut aussehen – das Design war geboren. Heute spielte die ästhetische Gestaltung für viele eine entscheidende Rolle bei Kaufentscheidungen – und ein roter Punkt, englisch: red dot, hilft ihnen dabei. Seit 1955 markiert das Design Zentrum Nordrhein Westfalen international herausragendes Produktdesign mit diesem Punkt, der allerdings vor zehn Jahren einer Design-Überholung unterworfen wurde und seither eine rot-weiß gestreifte Kugel ist. Alljährlich im Juli zeichnet eine internationale Fachjury Produkte von hoher Designqualität aus. Dabei spielen Neuigkeitswert, Funktionalität und Gestaltung ebenso eine Rolle wie Langlebigkeit und ökologische Verträglichkeit. In diesem Jahr haben sich 4252 Hersteller und Designer aus 57 Ländern um den weltweit renommierten Preis für Produktdesign beworben. Einige der Gewinner – und auszugsweise die Begründung für ihren Sieg – stellen wir Ihnen hier vor.
Das iPad, der Tablet Computer von Apple:„Display wirkt räumlich tief, ist auch aus ungünstigen Blickwinkeln gut einsehbar. Auch ästhetisch ein Ereignis: Das Gehäuse ist abgerundet, haptisch weich und liegt mit 700 Gramm Gewicht gut in der Hand.“ Ab 499 Euro, www.apple.de Der Orizuru Stuhl, „... der Faltfigur eines Kranichs nachempfunden. So wie im Origami ein einziges Blatt Papier gefaltet wird, besteht Orizuru aus einem einzigen Brett Sperrholz... Trotz seiner visuellen Leichtigkeit ist er alltagstauglich und stabil.“ Bislang nur in Japan erhältlich, Anfragen: info@tendo-mokko.jp
Das Ornilux Mikado Vogelschutzglas „gibt Architekten die Möglichkeit, Fenster und Glasfronten für die Vogelwelt sicherer zu gestalten, ohne spezielle Aufkleber“, dank einer „innovativen Beschichtung, die im Gegenlicht anmutet wie die durcheinander gewürfelten Stäbe eines Mikado-Spiels“. Infos: www.ornilux.de
Kofferserie Cosmolite,
reddot 68
„die bisher leichteste und widerstandsfähigste ReisegepäckKollektion von Samsonite. Mit seiner innovativen Symbiose von Material und Form ist es ein Ausdruck persönlichen Stilempfindens und schützt zugleich zuverlässig den Besitz des Reisenden.“ Ab 230 Euro, www.samsonite.de
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LIFESTYLE/ANZEIGE
Ghost, der Kleinste von Rolls-Royce, „ein Automobil, dessen feinsinnige und authentische Gestaltung in allen Details spürbar wird. Der Ghost wirkt insgesamt sehr schnittig und ausgewogen und erinnert den Betrachter an eine dahin gleitende Yacht.“ Ab 250.000 Euro, www.rolls-roycemotorcars.com (engl.) Air Multiplier
von Dyson:„Obwohl man es kaum vermutet, ist dieser ohne Flügel gestaltete Ventilator sehr leistungsfähig und kann pro Sekunde 450 Liter kühlende Luft erzeugen. Zudem verrichtet er seine Kühltätigkeit sehr leise und ist akustisch nicht wahrnehmbar.“ 299 Euro, www.dyson.de
Reference 52 LCD-Fernseher von Loewe: „Sehr geradlinig sind seine Proportionen und er wirkt im Raum wie eine Skulptur... Ein kompaktes Gehäuse von nur 60 mm Bautiefe vereint alle für das Home-Entertainment wichtigen Geräte wie Receiver und Recorder in sich.“ Ca. 12.500 Euro, www.loewe.de
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UNTERWEGS IN M-V
Auf versteckten Pfaden durch Natur und Kultur
Am Strand von Hinterwangern stellt Sylvana Semrau den Mitfahrern das Naturschutzgebiet „Fauler See“ vor.
Als die zahlreichen Passagiere der „Hanseat“ in Kirchdorf von Bord gehen, lockte direkt neben dem Anleger der sonntägliche Fischmarkt. Doch ist eine glitzernde Reihe von zehn geputzten Fahrrädern der stärkere Blickfang für die eintreffenden Inselbesucher. Zuerst vorsichtig nähern sich die ersten Interessenten. Sabrina Lampe von der Pilot Tours GmbH geht auf die Neugierigen zu, erklärt bereitwillig das Besondere am Unternehmenskonzept: „Wir bieten geführte Touren durch besonders schöne Ecken Westmecklenburgs an. Dafür nutzen wir Pedelecs, das sind Hybridfahrräder mit leistungsstarkem Akku.“ Diese Drahtesel neuester Machart unterstützen den Radelnden bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h. Dann erst schaltet sich die elektrische Unterstützung ab. Vorteil für die Mitfahrer: „Alle können folgen, keiner bleibt zurück.
Reichweite und Spaß der Reisegruppe wachsen“, so die frühere Architekturstudentin. Dass Sabrina Lampe und ihre Kollegin Frauke Zisler kein Architekturbüro, sondern ein Unternehmen für grünen Tourismus gegründet haben, schieben die beiden auf ihre eigene Fahrradaffinität und ihre Idee des besonderen Tourkonzepts „CO2-neutral durch Natur mit Kultur“. Weitere Spezialitäten des jungen Teams aus Beckerwitz sind einerseits die Auswahl von Wegen und Pfaden, die ortsunkundige Gäste nie finden, geschweige denn, befahren würden, und andererseits der Einsatz von Studentinnen der Hochschule Wismar als Guides. Für die Schleife über die Insel Poel hat sich Sylvana Semrau intensiv vorbereitet. Die in Klütz geborene Architekturstudentin führt zwar am liebsten Gäste durch ihre Heimat, eben den Klützer Winkel, aber weil ihr
Ein rundherum schonender Tag – für Gäste und Umwelt Vom Strand am Schwarzen Busch geht es über den Küstenweg ans Nordkap der Insel Poel.
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Für eine Pause kehrt die Gruppe im „Kunstcafé Frieda“ ein. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
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Die sieben Rundreisenden genießen das maritime Flair vor dem Leuchtturm .
die Arbeit mit den Mitfahrern so viel Spaß macht, will sie sich für weitere Touren ausbilden lassen. „Ich habe gerade Semesterferien, da nutze ich die Zeit, um mir Routine für die Poel-Rundfahrt anzueignen“, so die 20-Jährige. Die Tourengruppe umfasst schließlich sieben Fahrer. Erstes Ziel ist der Schlosswall, wo einst Deutschlands einzige Meeresfestung stand. Von dort aus geht es nach Hinterwangern an den Naturstrand. Eigentlich könnte es schon weitergehen, doch der Blick auf die Segelyachten und die vorbeifahrende Poeler Kogge verführt zu minutenlangem Verharren. Nicht anders ist es in TimmendorfStrand. Das maritime Flair des Fischerdorfs hat viele Erholungssuchende angelockt. Rund um den Leuchtturm flanieren Paare nach dem Essen, während sich andere schon auf das baldige Kaffeetrinken freuen. Dem Trubel um Tisch und Platzsuche entziehen sich die Sieben aber. Sie haben ein anderes Ziel, das Café Frieda in Oertzenhof. Hier gibt es neben gutem Kaffee und hausgebackenem Kuchen auch Kunst. Gaumen- und Augenschmaus unter einem Dach, denn die obere Etage dient als Galerie, in der gerade Arbeiten der Wismarer Malerin Anja Weyer zu sehen sind. Die Bilder sind aber nicht das Einzige, was Sabine Schütt an diesem Tag gefällt:„Die Unterstützung des Rades macht es leichter, sich auf die Umgebung und die Durchsagen von Sylvana Semrau zu konzentrieren“, so die Pädagogin aus Rostock, und spielt auf die Gegensprechanlage an, die wie die Helme zur Inklusive-Ausrüstung gehört. „Nicht für alles, was man sagen MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
kann, lohnt sich das Anhalten“, meint Maik Malchow, Ergotherapeut aus Wismar, „und ich würde gern noch mehr auf die Ohren bekommen.“ Schon ein Stammgast ist die Medizinstudentin Clara Brade. Die 22-Jährige ist schon zum dritten Mal dabei.„Ich mag vor allem die frische Luft, die Natur und das Meer“. Der gebürtigen Hamburgerin gefällt am besten, dass sie schnell, aber entspannt unterwegs ist. Und für ihren Freund und „Ersttäter“ Thorben steht schon zur Halbzeit der Tour fest: „Jederzeit wieder!“ Über Gollwitz und die Vogelschutzinsel Langenwerder, wo einst Klaus Störtebekers Likedeeler und heute rund 15.000 Seevogelbrutpaare Schutz fanden, geht es dann aufs Festland, dem Endpunkt am Alten Hafen in Wismar entgegen. Neben der Poel-Wismar-Fahrt gibt es noch weitere Rundkurse, z. B. durch das Salzhaff, rund um Wismar oder zwei verschiedene Schleifen durch den Klützer Winkel. Hinzu kommen kurze AfterWork-Touren. Aber auch für Firmen und Gruppen bieten die jungen Mecklenburgerinnen Spezielles und dazu passende Pakete an. In jedem Fall ist die Idee der klimaneutralen Ausflüge auf verborgenen Pfaden und mit jungen Ortskundigen eine bisher unbesetzte Nische. Das junge Unternehmen verbindet Kultur mit Wellness, diesmal nicht nur für die Gäste, sondern auch für die Natur. 1
Text/Fotos: BELUGA POST
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TIPPS
Abschreckung für Langfinger Fahrradcodierung macht Dieben das Leben schwer
Die Codierung ist in wenigen Minuten in den Rahmen gefräst.
Der Schreck ist groß, wenn es erst mal passiert ist. Trotz des besten Schlosses und der dicksten Kette ist der geliebte Drahtesel auf einmal weg. In vielen Fällen ist das Fahrrad auch nicht mehr versichert. Nur selten springt die Hausratsversicherung noch ein. Fahrraddiebstahl ist ärgerlich, kostet viel Zeit und Geld und die Aussichten, das Rad wieder zu sehen, sind weniger als gering. In ganz Mecklenburg-Vorpommern sind nach
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Angaben des Landeskriminalamtes im vergangenen Jahr 9.393 Fahrraddiebstähle zur Anzeige gekommen. Aber wahrscheinlich haben Langfinger noch deutlich öfter zugeschlagen. Seit 1992 bietet die Polizei in Mecklenburg-Vorpommern gemeinsam mit der Provinzial Versicherung einen Service an, der es Fahrraddieben schwerer macht, sich fremdes Eigentum unter den Nagel zu
Jasmund vom Landeskriminalamt. Ganz sicher auch ein Erfolg der Codierungen. Fahrrad nimmt keinen Schaden Aber noch immer machen viel zu wenig Radfahrer Gebrauch von diesem kostenlosen Angebot der Polizei. Dabei ist es ganz einfach. Bei der Codierung wird eine mehrstellige Ziffer in den Rahmen eingefräst. Diese Nummer wird in den Fahrradpass eingetragen. Das Fahrrad nehme dabei keinen Schaden, versichert Jasmund. Es werde ein Aufkleber über die eingefräste Nummer geklebt, so dass der Rahmen an dieser Stelle nicht rosten kann. Und auch am Rahmen weist eine Plakette daraufhin, dass das Fahrrad registriert ist. Potenzielle Diebe sollen so abgeschreckt werden.
Foto: Landeskriminalamt Mecklenburg-Vorpommern
reißen und das womöglich in bare Münze zu verwandeln: Die Fahrradcodierung. Genauso wie gestohlene Autos in vielen Fällen anhand der eingestanzten Fahrgestellnummer identifiziert werden können, ist das bei codierten Fahrrädern auch möglich. „Im vergangenen Jahr ist die Zahl der gestohlenen Fahrräder um mehr als zehn Prozent zurück gegangen“, sagt Olaf
Anruf bei der Polizei für nächste Termine Übrigens bieten sich alle Fahrräder, deren Rahmen aus Metall ist, für die gefräste Codierung an. Räder deren Rahmen aus Faserverbundwerkstoff – im Volksmund als Carbon bekannt – hergestellt sind, können nur mit einem Aufkleber codiert werden. Wo Räder codiert werden, erfährt man am besten bei der zuständigen Polizeiinspektion. Es bringt also nichts, einfach auf gut Glück zur nächsten Polizeistation zu radeln und um die Codierung zu bitten. Meistens sind die extra installierten Maschinen der Polizei auf Stadt- oder Ortsteilfesten aufgebaut. Ein Anruf bei der Polizei hilft da aber weiter. Neben der Codierung des Fahrrades sollten Radfahrer aber noch ein paar andere Dinge beachten. Natürlich ist nur ein abgeschlossenes Fahrrad vor Dieben sicher. Und beim Schloss sollte man zuletzt sparen. Angesichts der Tatsache, dass ein neues Fahrrad heute schnell mehr als 500 Euro kostet – nach oben sind dem natürlich keine Grenzen gesetzt – lohnt es sich, in ein gutes Schloss zu investieren. Versicherer empfehlen, dass der Preis des Schlosses mindestens zehn Prozent des Neuwertes des Fahrrades betragen sollte. Hier hilft der Gang in den Fachhandel und die Beratung eines Spezialisten. Schlechte Schlösser sind meistens in Sekundenschnelle mit dem Bolzenschneider oder Eis-Spray zu öffnen. Christian Moeller MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
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65 Jahre alt: Blockhütte bei Flessenow.
Foto: Gert Steinhagen
Russland im deutschen Wald
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Ein idyllischer Weg führt von Flessenow am Ostufer des Schweriner Sees nach Ventschow. Vorbei an der Döpe geht es durch den Wald. Dann links ein Feld, rechts, zwischen den Bäumen, etwas abseits der buckeligen Piste, sind Blockhütten zu sehen. Grob gefügt aus Baumstämmen, die Ritzen mehr schlecht als recht mit Lehm verschmiert. Sie haben tatsächlich etwas Russisches, etwas Fremdes aus der Taiga. Wie kommen diese einfachen Gebäude hierher? Warum diese Konstruktionsweise? Wer waren die Erbauer?
Hunderttausende Flüchtlinge und Vertriebene drängen nach dem Krieg nach Mecklenburg. Lebten dort vor dem 2.Weltkrieg rund 1,5 Millionen Menschen, so waren es unmittelbar nach Kriegsende über vier Millionen. Sie mussten untergebracht werden. Die Russenhütten im Wald bei Flessenow wurden zum Flüchtlingslager. Die Flüchtlingszüge kamen in Ventschow an, dann ging es zu Fuß weiter in den Flessenower Wald. Die oft monatelange Odyssee neigte sich dem Ende zu – aber was für einem!
1945 erreichen die Soldaten der Roten Armee das Ostufer des Schweriner Sees. Auf der anderen Seite liegen die Amerikaner. Wie es weitergehen wird ist noch unklar. Die sowjetischen Soldaten richten sich erst einmal ein. Ein Wald wird gefällt, die Hütten gebaut. Doch schon bald ziehen die Rotarmisten weiter – doch die Blockhütten stehen nicht lange leer.
Die Hütten waren in einem desolaten Zustand. Die Dächer waren undicht, durch die Wände pfiff der Wind, an Heizung im Winter war nicht zu denken. 80 bis 100 Personen mussten in einem dieser Gebäude leben. Wasser gab es nicht, es musste aus dem Schweriner See geholt werden. Die Essensrationen waren äußerst dürftig. Verstorbene wurden als schlafend ausgegeben, um auch
noch deren Brotration zu bekommen. Und gestorben wurde täglich. Kein Wunder bei den katastrophalen Verhältnissen. Im Flessenower Gutshaus war zwar eine Krankenstation eingerichtet, aber auch hier waren die Zustände sehr schlecht. Das Haus in der Mitte des Dorfes war schmutzig und nicht in Ordnung. Die hygienischen Verhältnisse waren desolat. Die Entlausungsanlage konnte nicht in Betrieb genommen werden, weil es an Heizmaterial fehlte. Die Verhältnisse seien menschenunwürdig, hieß es in einem Bericht vom Januar 1946 an den Landtag. Auch Sammlungen in den umliegenden Dörfern brachten kaum eine Besserung, wenngleich auch einiges an Kleidungsstücken zusammen kam. Ein schlichtes Holzkreuz steht am Eingang des kleinen Friedhofs mitten im Wald, weitab vom Flüchtlingslager. Kriegsgräberstätte steht heute auf den Wegweisern dorthin. Zu DDR-Zeiten wurden
nur zwei, drei Gräber von Angehörigen gepflegt. Der Fuchs hatte hier seinen Bau und Pilzsammler kamen ab und zu zum „Seuchenfriedhof“. Der war aus dem Gedächtnis der Menschen weitgehend gelöscht. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hat dafür gesorgt, dass er wieder hergerichtet wurde. Auf schlichten Bronzetafeln sind die Namen der Toten verzeichnet, viele Ältere sind hier beigesetzt, aber auch Kinder. 235 Kriegsopfer insgesamt. Heute leben noch einige wenige der damaligen Flüchtlinge in den umliegenden Dörfern. Von den Hütten steht noch eine handvoll. Sie werden als Wochenendhäuser genutzt oder als Stützpunkt für Ortnithologen und für Fledermausforscher. Ihre dramatische Vergangenheit ist ihnen nicht anzusehen. Sie wirken nur etwas fremd – die russischen Holzhütten im deutschen Wald. 5
Gert Steinhagen MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
Ab 2011 geht’s links lang
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WINSTONgolf eröffnet 18-Löcher-Linksplatz · Golfhaus kann gemietet werden
Foto: WINSTONgolf
Schon längst hat sich herumgesprochen, dass sich Einiges tut auf dem WINSTONgolf-Platz in Vorbeck bei Schwerin. Unübersehbar ist es auch. Denn seit einigen Monaten ragen sandige Hügel, bewachsen mit Ginster oder Heidekraut, in die mecklenburgische Landschaft. Sie gehören zu dem neuen Linksplatz, der im kommenden Juni eröffnet wird. Nachempfunden ist der „WINSTONlinks“ britischen Golfplätzen am Meer. Die typischen Merkmale für diese rauen und windgepeitschten Areale finden sich daher auch auf dem 18-Löcher-Platz wieder: natür-
liche Sandkuhlen, kleine Bachläufe und bisweilen sehr hohe Dünen also die vermeintlichen „Hügel“, die der WINSTONgolf-Besucher erblickt.Wert auf eine größtmögliche, natürliche Ressourcenschonung haben die Betreiber bei der Umsetzung der Pläne vom StarGolfarchitekten David Krause gelegt. Der verwendete Sand stammt aus dem bestehenden Gelände, einzig für den Aufbau der Tees und für die Grüns kam Spezialsand zum Einsatz. Mit dem Linksplatz wird die WINSTONgolfAnlage auf insgesamt 45 Löcher erweitert. 202 Hektar bieten dann
viel Raum für Erholung und sportliche Herausforderungen mitten in der Natur. Auch der bisherige 9-Löcher-Platz „WINSTONkranich“ wurde komplett neu angelegt. Anspruchsvoll und abwechslungsreich präsentiert sich nun der Course, dessen Bahnen im Stil der beiden 18Löcher-Plätze WINSTONopen und WINSTONlinks konzipiert wurden. Gleichzeitig wird das Golfhaus den Bedürfnissen von Golfern und Gästen angepasst. Im Jahr 2011 wird nicht nur das kulinarische Angebot um ein schickes Bistro erweitert, gleichzeitig soll die Gas-
tronomie mit großzügig gestalteten Räumlichkeiten und Sommerterrassen mehr Platz für Veranstaltungen oder Tagungen bieten. Aus diesem Grund bleibt das „RESTAURANTkranichhaus“ vom 31. Oktober 2010 bis zum 1. Januar 2011 geschlossen. Auf die hauseigenen Spezialitäten wie das Rinderfilet oder den „WINSTONburger“ muss indes nicht verzichtet werden. Denn wer will, kann in dem Zeitraum das Restaurant für die Weihnachtsfeier oder das Geburtstagsjubiläum mieten. Und hat so ganz exklusiv sein eigenes Golfhaus. WINSTONgolf
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Das architektonische Gedächtnis der Stadt wird aufgefrischt Förderverein Alter Friedhof rettet historische Grabanlagen Das Bild einer Stadt ist von Gebäuden geprägt – Wohnhäuser, Schulen, öffentliche Einrichtungen, Repräsentationsbauten. In ihnen hinterlassen ihre Schöpfer, die Architekten und Baumeister, ihre Spuren. Doch fragt man in Schwerin nach einem dieser Mitgestalter, fällt den Landeshauptstädtern nur ein Name ein: Georg Adolf Demmler als Schöpfer vieler Prachtbauten in der Stadt. Vielleicht kennt so mancher auch Herrmann Willebrand, der Demmlers Arbeiten am
Schloss weiter führte. Der Rest ist vergessen. Doch wer baute die anderen Gebäude rund um den Pfaffenteich, wer entwarf die Schulen, wer die historischen Krankenhäuser? Andreas Hamann, ein Vertreter der Bauhaus-Architektur, erbaute die Niklotschule, erweiterte das Stadtkrankenhaus in der Werderstraße, schuf die heute vom KGW genutzte Festhalle in der Nordstadt ebenso wie die zwar seit langem geschlossene, aber allen Schweri-
Das Grab der Architektenfamilie Hamann nach dem Arbeitseinsatz von Mitgliedern des Fördervereins Alter Friedhof. Foto: L. Dettmann
Oberbaurat Georg Daniel baute das Kücken-Haus am Südufer des Pfaffenteiches. Foto: Wicki P. (2)
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nern bekannte Toilettenanlage in der Goethestraße. Seinem Vater Gustav sind u. a. das Standesamt und der Aussichtsturm auf Kaninchenwerder zuzuordnen; Georg Daniel entwarf das Kückenhaus am Pfaffenteich, Erich Bentrup beispielsweise das Filmtheater „Capitol“ und andere Geschäftshäuser. In den Archiven sind diese Informationen jedem Geschichtsinteressierten zugänglich. Und bei einem Spaziergang über den Alten Friedhof am Obotritenring kann man auch die Grabstätten der meisten Schweriner Baumeister besuchen. Doch genau wie so manches ihrer Bauwerke sind auch ihre letzten Ruhestätten inzwischen verfallen oder von der Zeit überwuchert. Sie zu sichern und zu retten hat sich der im Februar dieses Jahres gegründete Verein „Alter Friedhof“ e. V. als sein erstes Projekt vorgenommen. „Dieser Friedhof, einer der ältesten Parkfriedhöfe in Norddeutschland, ist das kulturelle Gedächtnis unserer Stadt“, sagt Vereinsvorsitzender Uwe Lange. „Mehr als 300 denkmalgeschützte Grabanlagen sind hier verzeichnet.
Doch sogar sein Schöpfer, der Gartengestalter Theodor Klett, ist inzwischen vergessen.“ Nach der Bestandsaufnahme und der Begutachtung aller Gräber haben die engagierten Frauen und Männer bereits erste Pflegearbeiten durchgeführt. So beseitigten sie auf den Grabanlagen der Architekten Heinrich Becker, Gustav und Andreas Hamann, Erich Bentrup und Gustav Behnke das Unkraut sowie den Wildwuchs und reinigten die Steine. In der nächsten Zeit werden auch die Grabinschriften nachgezogen und die fehlenden Bronzebuchstaben ersetzt, die Standfestigkeit der Grabsteine wiederhergestellt und ergänzt. Weitere Architektengräber sollen folgen. Wicki P.
Der Verein trifft sich jeden ersten Mittwoch im Monat um 18 Uhr im Feldtorcafé am Alten Friedhof. Interessierte können sich unter der Telefonnummer 0385/7607936 oder info@alterfriedhofschwerin.de informieren.
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Eine Schatzkammer der besonderen Art Mit jeder Stufe, die es auf der engen steinernen Wendeltreppe hinab geht, wird die Luft feuchter und stickiger. Dann, unten im Keller des Schweriner Schlosses – eine Baustelle. Schmale Holzplanken führen über dunkles Wasser. Die starken Fundamente sind frei gelegt. „Hier wird die Gründung des Schlosses saniert“, erklärt Hendrik Haselau. „Wir sind unter der Schlosskirche.“ Der Mitarbeiter im Baureferat der Landtagsverwaltung ist auf dem Weg zu seinem Heiligtum. Haselau öffnet eine schwere Stahltür. Dahinter ein kleiner, hell erleuchteter Raum: Der Fundstückekeller des Schlosses. „Hier sammeln wir alles, was wir bei unseren Restaurierungsarbeiten so finden“, sagt Hendrik Haselau. „Oder, was wir abnehmen müssen. Hier – das ist ein Harnischträger aus dem Ehrenhof vor dem Haupteingang des Schlosses.“ Der Bauspezialist weist auf eine Figur, die auf einer Holzpalette liegt. Sie ist stark beschädigt – konnte so auf gar keinen Fall wieder an ihrer angestammten Stelle eingebaut werden. „Von den meisten Stücken werden bei Bedarf Abgüsse genommen“, erklärt Hendrik Haselau. In einer Ecke stehen einige Formen.„Bei den alten Ele-
menten wissen wir nicht, wie sie im Innern aussehen“, sagt er. „Da wollen wir auf Nummer sicher gehen und nicht das Risiko auf uns nehmen, dass uns Figuren oder Verzierungen später wieder abfallen, weil sie Risse hatten.“ Über 1.000 dieser Fundstücke sind im Schweriner Schloss seit 1994 zusammen getragen worden. Stuckteile und Formsteine, Holzelemente und Metallbeschläge, Tapeten- und Stoffreste. Alles ist fein säuberlich katalogisiert. Allerdings – längst nicht immer ist bekannt, woher die Teile kommen und wohin sie gehören. „Diese große Marmortafel stammt aus der Schlosskirche“, erläutert Hendrik Haselau. „Und nach der Restaurierung des Gotteshauses kommt sie auch wieder an ihren ursprünglichen Platz.“ Anderes wurde bei Aufräumarbeiten gefunden und aufgehoben. „Vielleicht können wir es ja noch einmal gebrauchen.“ Derzeit sind die beiden Bauspezialisten unglücklich. Die Fundstücke mussten wegen der Bauarbeiten in den viel zu kleinen Raum gebracht werden. „Bisher hatten wir dreimal soviel Platz“, erläutert Hendrik Haselau. „Und Holz, Stoffe und ähnliches können wir gar nicht hier im Keller
Stark zerstört: Harnischträger aus dem Ehrenhof
einlagern. Hier ist es viel zu feucht.“ Empfindliches liegt daher jetzt trocken auf dem Boden des Schlosses. „Aber wir wissen jederzeit, wo was liegt“, beteuert Inga Schreiber. Die Landtagsverwaltung plant, mit all den Fundstücken einmal eine kleine Ausstellung zu gestalten. Dann wird wohl auch
das größte Teil gezeigt werden – ein großer, behauener Sandstein, auf dem noch Schriftzeichen zu erkennen sind. Denkmalpfleger haben ihn als Grabplatte aus dem 14. Jahrhundert identifiziert. Er wurde vor kurzem bei der Freilegung der Fundamente der Schlosskirche gefunden.
Text/Fotos: Gert Steinhagen
Wohlsortiert: Fundstücke aus dem Schweriner Schloss MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
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KULTUR
Leise und laute Töne im Kloster Rühn Einfach mal abschalten und Stille genießen – das können Besucher des Klosters Rühn in dem gleichnamigen Ort nahe Bützow. In dem Zisterzienser-Jungfrauen-Kloster haben schon Nonnen vor über 700 Jahren die Ruhe für ihre Gebete genutzt - vor allem in der Kirche, die zu der dreiflügeligen Anlage gehört. Das Gotteshaus im Stile der Backsteingotik wird auch heute immer wieder von Touristen und Einheimischen aufgesucht. Beeindruckt sind die meisten Gäste von dem Altar-Aufsatz, der den Charme der flandrischen Kunst zur Zeit der Renaissance versprüht. Daneben sind aber auch Fürstenempore, Prunkepitaph sowie die Gemälde mit religiösen Motiven sehenswert. Für junge und jung gebliebene Paare hat die Kirche einen speziellen Reiz. „Ende August haben sich wieder zwei Verliebte das Ja-Wort gegeben“, sagt Sigrid Papendorff, die Mitglied im Klosterverein Rühn ist. Dieses Jahr waren es schon drei Eheschließungen, fügt sie hinzu. Sigrid Papendorff gehört zu einer Arbeitsgruppe in dem Verein, die viele kulturelle Veranstaltungen in 78
dem Gotteshaus sowie dem Kloster organisiert. Ihr persönliches Steckenpferd sind dabei Führungen durch das Gebäude.So weiß sie beispielsweise viel über den Mittelteil des Klosters zu erzählen. „Hier haben die Nonnen früher ihre Arbeiten verrichtet und ihre Nachtruhe verbracht“, erzählt sie. Den Besuchern zeigt sie unter anderem den Arbeitsraum der Nonnen, das sogenannte Kalefaktorium. „Es wurde 1928 von der damaligen AOK Rostock gekauft und renoviert“, sagt Sigrid Papendorff und weist auf die markant gestrichenen Stützbalken hin. Sie geleitet häufig Reisegruppen sowie Wander-, Individual- oder auch Fahrradtouristen durch das religiöse Gemäuer. Natürlich betritt sie mit ihnen auch den einstigen Schlafsaal der Nonnen – das Dormitorium. Leise ist es in dem Raum aber nicht immer. Manchmal eher richtig laut. Beispielsweise dann, wenn die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern im Kloster Halt machen. „Wir hatten die Gruppe Schlagabtausch hier und sie haben tolle Klangexperimente auf Schlagzeug, Töpfen und Gläsern vorgeführt“,
schwärmt Papendorff und fügt mit einem Lächeln hinzu: „Jeder Platz im Dormitorium war besetzt“. Kalefaktorium und Dormitorium sind mittlerweile beliebte Räume, in denen Künstler ihre Werke präsentieren. Im September konnten sich dort Kunstinteressierte die Arbeiten von 13 Frauen der Gedok, der Gemeinschaft der Künstlerinnen und Kunstförderer MV, unter dem Titel „Fragmente“ anschauen.
Sigrid Papendorff sowie die anderen Mitglieder im Klosterverein Rühn beleben seit 2005 mit Veranstaltungen das Klostergelände. Dazu zählen nicht nur Ausstellungen oder Konzerte der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, sondern auch Events wie das Lichterfest, der jährlich stattfindende Adventsmarkt oder das traditionelle Klosterfest Mitte Mai. Dieses Jahr stellten die Rühner damit sogar einen Besucherrekord auf:
Hans-Georg Harloff, Vorsitzender des Klostervereins, befindet sich in einem unrestaurierten Raum über dem Kloster-Hofladen. Hier könnte bald eine Atelierwohnung entstehen. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
KULTUR
Bio Coach Ralf Schröder verkaufte beim Klosterfest seine ganz besonderen Bio-Öle. Künftig will er auch eine Ölmühle im Kloster einrichten.
5000 Menschen ließen sich von einer Art mittelalterlichem Treiben mit Schauhändlern wie Löffelmacher, Korbflechter oder Handweberin verzaubern. Das klösterliche Flair genossen Besucher auch beim Apfelfest, das immer Ende September stattfindet. Wer nicht ganz so viel Trubel mag, kann bei Veranstaltungen wie „Kulturpunkt Kloster“ von der Hektik des Alltags abschalten. An diesen Abenden kann man beispielsweise Komiker aus Berlin erleben oder bei einem HubertusAbend im November Wissenswertes über die Jagd erfahren. Die Einnahmen von einigen Veranstaltungen nutzen die Vereinsmitglieder, um die Sanierung des Klosters Stück für Stück voran zu treiben. So konnte 2009 das Dach über dem Mitteltrakt des Klosters gedeckt werden. Die sogenannte Winterkirche wurde mit Mitteln der Landeskirche restauriert und wird nun von Kirche und Verein gemeinsam genutzt. Für den Klosterverein ist die bisherige Nutzung des Gebäudes aber noch nicht genug. Er betreibt eine kontinuierliche Sanierung des Klosters. So soll am Südflügel in den kommenden Wochen eine weitere Dachhälfte gedeckt und im Obergeschoss des Mittelteils demnächst weitere sanitäre Anlagen eingebaut werden. Die Zimmer über der Klosterschänke werden ebenfalls hergerichtet. „Sie können später vielleicht mal als Atelierwohnung dienen“, beschreibt Hans-Georg Harloff, Vorsitzender des Klostervereins, seine Vorstellungen. Ruhe und Stille finden Besucher bald MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
nicht mehr nur im Gebäude. Die Mitglieder des Vereins planen, den zum Kloster gehörenden Park herund dort Inseln der Ruhe einzurichten. „Auch hier können die Besucher dann einfach mal vom hektischen Alltag abschalten“, sagt der Vereinsvorsitzende. Auf dem Klostergelände wird sich also noch einiges tun, doch schon jetzt gibt es viel zu entdecken: Wer möchte, kann im Hofladen nützliche Keramikgegenstände vom regional ansässigen Keramiker Rainer Finck erwerben. Auch BioCoach Ralf Schröder, der 1991 drei Auszeichnungen für das beste Fisch-Feinschmecker Restaurant in Warnemünde erhielt, vertreibt dort hochwertige Naturöle in außergewöhnlichen Geschmacks-
richtungen wie beispielsweise Wildkräuter, Bärlauch oder Sanddorn. „Die Klosterküche ist sozusagen der Vorläufer des heutigen Bio-Gedankens, denn früher mussten die Menschen noch alles mit Kräutern zubereiten“, erklärt Schröder. Ihm hat es das alt-ehrwürdige Gemäuer richtig angetan: Im kommenden Jahr will er hier eine sogenannte Ölmühle errichten. Besucher erhalten dann sogar einen Einblick in die Ölgewinnung. Ein angenehmes Ambiente für Familienfeste bietet das Kaminzimmer. Rund 25 Personen haben darin Platz. In der kühler werdenden Jahreszeit genießen es viele Gäste, sich an dem großen Kamin zu wärmen.
Veranstaltungen im Kloster Rühn 20. bis 24. Oktober: Geflügelausstellung vom Geflügelzuchtverein Bützow 18. November: Kulturpunkt Kloster, Hubertus-Abend – Vortrag zum Thema Jagd, Beginn 19 Uhr 20. November: Aderlass im Kreuzgang, Blutspende-Termin 11./12. Dezember: markt
www.klosterverein-ruehn.de
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Advents-
Text/Fotos: Nadine Schuldt
Gastronomische Empfehlungen in der Griesen Gegend FORSTHOF GLAISIN
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MARITIM
Kreuzfahrer
kommen häufiger nach Wismar Moderner Kreuzfahrer trifft auf Mittelalterschiff: Die Kogge „Wissemara“ eskortiert die „Europa“ beim Abschied in der Wismarbucht.
Wer in der Werft- und Hafenstadt Wismar lebt, für den gehören „Schiffe gucken“ einfach dazu. In diesem Jahr gab es gleich mehrfache Erlebnisse dieser besonderen Art. Begonnen hatte es mit dem Aus- und Einlaufen der beiden weltweit größten Kombifähren. Doch die heimlichen Stars waren das Traumschiff „Deutschland“ und der Kreuzfahrer MS „Europa“. Gewusel am Ende des Wismarer Alten Hafens und Gedränge auch auf der Wendorfer Seebrücke. Der Fünf-Sterne-Plus LuxusKreuzfahrer „Europa“ nimmt Abschied und zieht majestätisch an den winkenden Schaulustigen vorbei. Dreimal grüßt das Signalhorn dumpf zu den Winkenden herüber. Dann entschwindet das fast 200 Meter lange Schiff langsam den Blicken. Dass der weiße Schiffsriese bereits zum dritten Mal in der Hansestadt Station machte, belohnten Besucher aus nah und fern in tausendfacher Weise mit 80
einem bemerkenswerten Interesse. Auch die etwa 380 Passagiere der fast ausgebuchten „Europa“ genossen dieses Spektakel. Und dass sie während ihres Landganges auch noch in den Trubel des Schwedenfestes gerieten, nahmen sie als zusätzlichen Erlebnisbonus mit an Bord zurück. Vor dem Auslaufen sorgten der Shantychor „Blänke“ und eine Ehren-Salutformation der Wismarer Schützen für ein würdiges „Lebewohl.“ Zum Dank dafür ließen die „Europa“- Passagiere von den Decks rote Rosen auf die Pier regnen. In Stimmung versetzt wurden die Bordgäste bereits vor ihrem Landgang. Wenn schon Schwedenfest, dann auch mit zünftiger Marschmusik, fanden die 30 Musikanten eines militärhistorischen Traditionsorchesters aus Schweden. Also zogen sie in Marschformation zum Platzkonzert vor das Schiff. „Europa“ Kapitän Friedrich-Jan Akkermann und sein Kreuzfahrtdirektor Frank Meikofski spazierten indessen durch die Wismarer
Altstadt. Am Ende fanden sie sich auf der Schwedenfestbühne des NDR auf dem Marktplatz wieder. Dort plauderten sie gemeinsam mit Wismars Bürgermeister Thomas Beyer und Hafenkapitän Harald Forst fast 20 Minuten lang vor einem interessierten Publikum. Genau eine Woche zuvor schlossen die Hansestädter und ihre Gäste die MS „Deutschland“, die in Wismarer Hafen-Premiere hatte, in ähnlicher Weise in ihre Herzen. Auch der Bürgermeister von Wismar ließ es sich nicht nehmen, an Bord zu gehen, wo er herzlich begrüßt wurde. Zwar nicht von Beatrice aus der Fernsehserie „Das Traumschiff“ sondern von Hostess Marlene Fruhsdorfer. „Wie Sie unschwer bemerken, komme ich aus Bayern und das ist im Film nicht vorgesehen“, erklärte sie mit einem charmanten Lächeln. Auch Andreas Jungblut, der echte und dienstälteste Traumschiff-Kapitän, kam in den Gesprächen nicht am Thema Film und Realität vor-
bei. Ob er sich denn auch so um das Seelenheil einzelner Gäste kümmert, so wie es die FilmCrew tut, war eine der Fragen an ihn. „Das mache ich nicht anders, als Siggi Rauch“, entgegnete der 57-jährige waschechte Hamburger. „Ich bin sogar noch eine Spur besser als er“, fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu. Dass der freundliche, elegant wirkende Kapitän auch in Film-Szenen eine gute Figur abgeben würde, ist keine Frage. Doch er bleibt ein echter Kapitän, der auch gerne mit den zahlreichen Stammgästen plaudert,wenn sie ihn im Kaisersaal, im Berlin-Restaurant oder im Lili-Marleen Salon treffen. Dort hingen übrigens während des zwölftägigen Ostseetörns etliche Bilder von Udo Lindenberg. Der war zwar an Bord, aber leider nicht zu entdecken. Der Rocksänger weilte übrigens bereits zum vierten Mal auf der MS „Deutschland“ und liebt, wie er Medien gegenüber schon mehrmals betonte, diesen Grand-Hotel-Stil. 3
Text/Fotos: H.-J. Zeigert MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
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TREFFPUNKT
Kino, Kultur und Konzerte in Wismar
Der Wind pfeift durch die Gassen, das Meer klatscht mit lautem Krachen gegen die Kaimauer, gelb rot getupfte Blätter rieseln herab. Keine Frage, es ist Herbst und damit Zeit für Kino, Kultur und Konzerte. Den Auftakt macht das Wismarer Konzert in der St. Georgenkirche. Am 9. Oktober gastiert das NDR-Sinfonieorchester in dem sakralen Backsteinbau. Erst im Mai ist die Kirche nach ihrem Wiederaufbau eröffnet worden. Nun gibt es hier Franz Schuberts „Rosamunde“, Mozarts Violinkonzert und Witold Lutoslawskis Trauermusik zu hören. Den Taktstock schwingt Dirigiert Ludovic Morlot. Neuneinhalb ist tot. Warum? Die Openair-Kinosaison ist vorbei, die Zeit für Filme längst noch nicht. Zum vierten Mal findet vom 8. bis zum 10. Oktober das Filmfest Wismar statt. Und, darauf sind die Veranstalter besonders stolz, das einzige Kinderfilmfest in MV. Halina Dyrschka eröffnet mit ihrem Kurzfilm „Neuneinhalbs Abschied“, mit dem sie bereits beim Filmfest in München begeisterte und in der Hansestadt nun ihre Mecklenburg-Vorpommern-Premiere feiert. Der Hamster Neuneinhalb ist tot. Warum? Wie kommt er in den Himmel? Dyrschka erzählt die
kindliche Auseinandersetzung mit dem Tod und der Frage, was danach kommt. In diesem Jahr setzt sich das Festival vor allem mit dem Leben und Arbeiten an der Küste auseinander. So geht das Landesfilmarchiv an Bord eines Kutters und berichtet von der Arbeit der Fischer von Poel. Das Greifswalder Produzentenduo Hoferichter & Jacobs zeigt mit „DDR-Ahoi“ eine Dokumentation über die Seefahrt in der DDR. Bei der Kammermusik im Bürgerschaftssaal geht es am 23. Oktober besinnlicher zu. Nach Gastspielen im Zeughaus und der Heiligen-Geist-Kirche ist das Klezmer-Quartett um Klarinettist Reinald Noisten diesmal im Rathaus zu Gast. „Klezmer-Welten“ heißt die Tour der Wuppertaler. Traditionelle und jazzige Klezmermusik, gemischt mit eigenen Kompositionen – so begeistern sie ihre Fans. Eine mörderische Rechnung für Wallace Mörderisch wird es im Theater. Nachrichtensprecher Wallace ist glücklich - bis, ja bis seine Frau eines Tages tot hinter dem Sofa liegt und die Mörderin ihm eine saftige Rechnung präsentiert. Sie habe ihm ja schließlich einen Gefallen getan. Dafür will sie nun Geld. Der witzig-skurrile Krimi „Mord auf Rechnung“ von Larry
In Wismar kommt der Weihnachtsmann mit dem Boot angeschippert.
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Festlicher Glanz in der Innenstadt von Wismar.
Cohen feiert im Wismarer Theater am 7. November seine Premiere. Dreckige Kneipen und verruchte Bars – sie sind längst Kult. Honky Tonk heißt die Kneipentour, bei der Besucher einmal Eintritt zahlen und dann in vielen Bars, Hotels und Kneipen tolle Livemusik erleben können. Auch in Wismar sind am 13. November wieder hunderte Besucher unterwegs. Zeit für kandierte Äpfel, Glühwein und den Weihnachtsmarkt Wer es leiser mag, wird sich am 19. November bei der Kunstauktion wohlfühlen. Alljährlich lädt die Gemeinschaft Wismarer Künstler und Kunstfreunde in die Galerie hinter dem Rathaus 8 ein. Dann ist es auch schon wieder soweit: Weihnachten steht vor der Tür. Zeit für kandierte Äpfel, Glühwein, Geschenkestress und Besinnlichkeit. Zeit für den Weihnachtsmarkt. Los geht es am 27. November. Der Weihnachtsmann kommt mit einem Boot ange-
Fotos: Zeigert
schippert und zieht mit seinem Gefolge in die Altstadt, wo er den Weihnachtsmarkt eröffnet. Dort ist ein historisches Dorf aufgebaut sowie Handwerksstände und Spielbuden. Traditionell wird am 13. Dezember in Schweden das Lucia-Fest gefeiert. Ein Brauch, der auch in Wismar in die Vorweihnachtszeit gehört. Ganz in weiß gekleidet, bringen Kinder mit ihrem Kerzenkranz Licht in die dunkle Jahreszeit. In Wismar beginnt die Prozession auf dem Marktplatz. Der Nussknacker gehört zu Weihnachten wie das Softeis zum Sommer. Die russische staatliche Ballettakademie Krasnojarsk tanzt Tschaikowskys Klassiker. Erzählt wird die Geschichte eines kleinen Mädchens, das einen Nussknacker geschenkt bekommt und davon träumt, dass er sich in einen Prinzen verwandelt. Im Theater Wismar wird diese zauberhaft schöne Geschichte am 29. Dezember gespielt.
Manja Nowitzki
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CHARITY
Soziale Verantwortung
Mit Freude helfen
Margrit Rosenthal freut sich über die großzügige Spende des Schweriner Apothekenrechenzentrums, die ihr Geschäftsführer Tim Unthan übergibt.
Rund 250 Gäste konnte der KIWANIS Club zu Schwerin im Garten des SchleswigHolstein-Hauses zu einem Abend mit kubanischer Musik von der Band Saoco aus Havanna begrüßen.
Schweriner Apothekenrechenzentrum spendet für Rosenhospiz
Foto: Lüth
„Das war ein großer Schritt auf dem Weg zur Errichtung der Stiftung Rosenhospiz,“ freute sich Margrit Rosenthal, Vorsitzende des Vereins mit gleichem Namen. Tim Unthan, Geschäftsführer der Schweriner Apothekenrechenzentrum GmbH (SARZ), überreichte Ende September den symbolischen Spendenscheck über 12.000 Euro. Das Geld wurde im Zusammenhang mit dem 20-jährigen Firmenjubiläum gesammelt und durch einige großzügige Einzelspenden aufgestockt. „Wir müssen für die Stiftung das Stiftungskapital nachweisen, und diese Spende bedeutet einen erheblichen Zuwachs dieser Mittel,“ erklärte Margrit Rosenthal. Warum hat sich die Geschäftsführung des SARZ aber gerade für das Rosenhospiz engagiert? Tim Unthan, gemeinsam mit seinen Brüdern Ralf und Dirk Geschäftsführer des Unternehmen begründet es damit, dass bereits ihre Mutter häufiger private Spenden an den Verein MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
geleistet hatte. „Wir wollten unser soziales Engagement in Schwerin wirken lassen. Dabei beeindruckte uns das Anliegen des Rosenhospiz-Vereins: einerseits die Unterstützung von Familienangehörigen schwerstkranker Kinder bis zur psychologischen Betreuung, für die man keinen Anspruch gegenüber den Krankenkassen geltend machen kann und andererseits die Organisation und Finanzierung der Therapie schwer erkrankter Kinder, zum Teil auch aus dem osteuropäischen Ausland, deren Eltern sich die Behandlung nicht leisten können. Um diese Kinder kümmert sich niemand, und ohne das Wirken des Vereins von Frau Rosenthal hätten sie keine Zukunft. Unser Unternehmen ist wirtschaftlich erfolgreich, und diese Spende ist ein Teil der Wahrnehmung unserer sozialen Verantwortung.“
KIWANIS Club zu Schwerin unterstützte den Kinderschutzbund
Fotos: Lindenbeck
3.000 Euro für den Kinderschutzbund in Schwerin war das Ergebnis des dritten kubanischen Abends, den der KIWANIS Club zu Schwerin wieder im Garten des Schleswig-Holstein-Hauses organisierte. Bärbel Schirrmacher nahm den symbolischen Scheck entgegen. Das Geld werde für die Schulung von Jugendlichen ein-
gesetzt, die wiederum die Beratung von Kindern und Jugendlichen am Kinder- und Jugendtelefon „Nummer gegen Kummer“ des KSB übernehmen. Der Club dankte insbesondere dem Sponsor Schweriner Fleischund Wurstwaren. Diese Charity-Veranstaltung wird sicherlich wiederholt werden.
Clubpräsident Peter Schmidt und Bärbel Schirrmacher vom KSB.
Clubmitglieder grillten für die Gäste Steaks und Würste.
Saoco aus Havanna sorgte für karibische Stimmung an einem kühlen Abend.
Sogar zum Tanzen konnten einige Gäste animiert werden.
D. Lüth
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KUNST Ganz still sitzt er auf seinem Stuhl an der Stirnseite des Pressekonferenz-Tisches. Nur seine blauen Augen hinter den runden Brillengläsern wandern hin und her zwischen den Rednern, die ihn und sein Werk vorstellen. Gelegentlich nestelt Paolo Roversi an seinem anthrazitfarbenen Metall-Brillengestell, nippt an einer Teetasse. Zurückhaltend, bescheiden, beinahe verlegen wirkt der schlanke, knapp 1,90 Meter große Grauhaarige im elegant-schlichten dunkelblauen Hemd über schwarzen Jeans – einer der gefragtesten Modefotografen der Welt.
Paolo Roversi mit seiner Frau Laetitia, ein ehemaliges Model. Das Paar hat drei Kinder im Alter von 8 bis 16 Jahren.
Schönheit
- ein großes Mysterium
Paolo Roversi zählt zu den ganz Großen in der Welt der Modefotografie. Sein Werk hat längst den Status von Kunst erreicht, wie
Stillleben...
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eine Ausstellung am Schwanenteich zeigt. Bis 14. November sind in der Kunsthalle vor allem Porträt- und Aktfotos des gebürtigen
Foto: Roversi
Italieners zu sehen. Zur Vernissage hat sich der äußerst zurückgezogen lebende Wahl-Pariser der Öffentlichkeit gestellt.
Milla Jovovich, Kate Moss, Nadja Auermann – kaum ein berühmtes Model, das nicht vor seiner Kamera stand. Dior, Armani, Yves SaintLaurent – kaum ein Designer, der seine Kleider nicht von ihm fotografiert sehen wollte. Doch Namen sind nicht das, was den öffentlichkeitsscheuen Italiener inspiriert: Licht und Schönheit will er mit seiner 8 x 10-Zoll-Polaroidkamera einfangen, seit 30 Jahren sein bevorzugtes Arbeitsgerät. „Licht ist Leben“, sagt er. „Wenn ich an Licht denke, denke ich an die Sonne. Am liebsten fotografiere ich mit Tageslicht, das durchs Fenster scheint. Wenn ich das tue, denke ich immer daran, welchen Weg das Licht zurückgelegt hat, um mein Modell zu erreichen.“ Und Schönheit? „Ist ein großes Mysterium. Und ich möchte, dass es das bleibt. Ich will es nicht ergründen und erklären, ich bin ja kein Philosoph.“
Natalya ist eines von Roversi Lieblings-Modellen. Dieses Aktfoto von ihr aus dem Jahre 2003 ist zurzeit sein Lieblingsbild. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
KUNST Wenn der 62-Jährige, der fließend Französisch und Englisch spricht, redet, wirkt er plötzlich sehr lebhaft. Runzeln tanzen über seine Stirn und wenn er, gerne auch über ein eigenes Bonmot, lacht, graben sich tiefe Grübchen in die Wangen über dem sorgfältig gestutzten grauen Vollbart. Ein bisschen mehr zum Thema Schönheit hat er doch noch zu sagen: Dass er mit ihr groß geworden ist, in Form der kostbaren Madonnen und prächtigen Mosaiken in den Kirchen und Palästen seiner Geburtsstadt Ravenna. Und dass ihn kindliche oder auch androgyne Züge an Frauen besonders faszinieren. Genau diese Züge bannt er immer wieder auf Filmpapier, vor allem in den Porträts und Akten, die er neben der Mode fotografiert. Und von denen die Kunsthalle jetzt 150 zeigt. Bei seiner Ankunft am Flughafen Berlin-Tegel hatte der Fotokünstler, der seit fast 40 Jahren in Paris lebt, eine riesige Überraschung im Gepäck: eine Kiste mit 53 schwarz-weißen Porträt- und Aktaufnahmen, die noch nie gezeigt wurden. Eine Serie, die er vergangenes Jahr an zwei Tagen mit dem russischen Supermodel Natalya Vodianova schoss, seiner Muse, mit der er seit fast zehn Jahren immer wieder zusammen arbeitet. Deren kindlich-erotisches Gesicht die Rostocker Ausstellungsplakate ziert und auch Roversis Lieblingsfoto: „Das wechselt. Aber zur Zeit ist es dieses“ – die nackte Natalya ausgestreckt auf einem Sofa, aufgenommen vor sieben Jahren. Ob es schwer sei, mit den oft als kapriziös verrufenen Topmodels zu arbeiten? „Nein. Bei mir war noch keine besonders anstrengend.“ Auch von der als extrem zickig geltenden Naomi Campbell kann er nichts Negatives berichten. Hingegen schwärmt er von ihrer Haut, die im Licht einen ganz besonderen Schimmer habe. Schwieriger sei es hingegen, Schauspielerinnen zu fotografieren. „Weil sie es gewohnt sind, zu spielen.Was oft dazu führt, dass sie auch vor meiner Kamera sich selbst erst mal spielen.“ Roversi aber will sein Motiv unverstellt, natürlich, pur. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
So fing er letztlich auch sie ein: Isabella Rossellini, Tilda Swinton, Cathérine Deneuve. Gefragt nach einem Modell, das er gern noch vor der Linse hätte, wünscht er sich trotz des erhöhten Schwierigkeitsgrades einen Mimen: „Clint Eastwood.“ Der Mann, der in seiner fast ein halbes Jahrhundert währenden Laufbahn unzählige Fotos gemacht hat, ist selber kamerascheu. Als er bei der Pressekonferenz für die Fotografen posieren soll, tut er das eher ungelenk. Sein Blick schweift immer wieder hilfesuchend zu seiner Frau, die
ihn zur Ausstellungseröffnung nach Rostock begleitet hat. Die Französin Laetitia Firmin-Didot war in den 1980er-Jahren ein sehr erfolgreiches Model, das die Magazin-Cover von „Elle“ bis „Vogue“ ebenso zierte wie Kampagnen für Chanel, Cerruti, Yves Saint Laurent. Bei einem Shooting vor mehr als 20 Jahren lernten sich die beiden kennen – und sind seither ein Paar. Der ungeliebten Foto-Session mit ihm im Mittelpunkt setzt Roversi schließlich ein Ende, indem er mit seiner stets etwas heiser klingenden Stimme auf
Englisch ruft: „Und nun noch ein paar Fotos mit meiner Frau.“ Die er dann umfasst wie einen rettenden Anker. Noch ein freundliches Lächeln in die Kameras, ein zärtlicher Kuss auf ihre Stirn – und endlich kann sich der berühmte Fotograf dem zuwenden, was er viel lieber mag als Pressetermine. Und wofür er an die Warnow gekommen ist: die Ausstellung seiner Bilder, bei deren Anordnung an den Wänden der Kunsthalle er das letzte Wort hat. Text/Fotos: Renate Gundlach
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KUNST Ein wenig müde kommt David Garrett die große Treppe im Hotel Westin Grand in Berlin runter, über die Schulter den Geigenkoffer mit der „Strad“ - wie er seine Stradivari mit respektloser Zuwendung nennt. Es ist gestern mal wieder länger geworden: Zugaben, Zugaben, Zugaben. Doch die Urlaubswochen bei seinem Bruder in New York sind in Reichweite. Er lässt sich ein Wasser bringen, dann strafft er sich.
David Garrett:
Ich wähle aus. Ich arrangiere. Ich spiele.
David Garrett, Sie spielen den „Hummelflug“ von Rimski-Korsakow in unerreichten 66,26 Sekunden. Wie wichtig sind solche Rekorde für einen Geigenvirtuosen? Das ist ein Spaß. Virtuosität hat zwei Seiten. Auf der einen Seite muss man Herausforderungen ernsthaft annehmen. Um viele Stücke überhaupt bewältigen zu können, ist natürlich die technische Seite wichtig. Man muss täglich ernsthaft üben und sich künstlerisch mit dem Stück auseinandersetzen, um seine eigene Interpretation von Beethoven, Bach und Mozart zu finden. Das ist die bekannte, die akzeptierte Seite der großen Künstler. Andererseits war den großen Virtuosen auch der Humor immer wichtig. Der Spaß an der eigenen Fingerfertigkeit. Man nimmt sich dabei selbst nicht so ernst, man spielt. Das kennt man auch von Pablo de Sarasate, Henryk Wieniawski und Niccolo Paganini. Nun sind ja von diesen Virtuosen des 19. Jahrhunderts keine Aufnahmen überliefert. Aber Äußerungen von Bekannten und Konzertbesuchern. Und natürlich vermitteln auch die Kompositionen dieser Künstler ihr Können: Wer das spielerisch bewältigen konnte, der musste einfach verdammt gut gewesen sein. Wie weit darf ein Virtuose gehen, wenn er einen Komponisten interpretiert? Das A und O ist die Partitur, die Vorgabe des Komponisten. Aber einen guten Musiker oder Sänger sollte man an seiner Interpretation wiedererkennen. Er muss seinen eigenen Charakter, seinen eigenen Ton finden und den Mut haben, ihn vor dem Publikum zu vertreten. Isaac Stern, Arthur Grumieaux, Nathan Milstein - das sind Beispiele für Geiger, die ein eigenes Konzept entwickelt haben. Sie haben sich immer ans Skript gehalten, aber sie haben mehr getan als das: Sie haben ihre Richtung, ihre persönliche Note hinzugefügt. Das ist entscheidend. Die Interpretation soll die Komposition bereichern. Der kanadische Pianist Glenn Gould spielte Bachs Goldberg-Variationen zweimal ein: Die Aufnahme von 1955 dauert 38 Minuten, die von 1981 ist gute 13 Minuten länger. Würden Sie soweit gehen? Nein, das glaube ich nicht. Ich steigere mich da auch nicht so hinein, ich brauche den Überblick, das Ausprobieren. Aber zu Glenn Gould passt es: Wenn er sich Bach zugewandt hat, dann kniete er sich zu 120 Prozent rein und hat nichts anderes mehr gesehen. Er war auch als Persönlichkeit
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ein schriller Typ, ein Neurotiker, ein Freak. Das akzeptiere ich, denn er war auch ein toller Pianist. Aber ich lasse mich nicht so sehr einnehmen. Ich bin ja auch erst 30. Wie wichtig ist Ihnen das Instrument? Ihnen würde auch eine Elektrogeige gut stehen... Der schönste Ton, ein Ton, der auch ins Herz geht, kommt immer aus einem traditionell gebauten Instrument. Eine gut gemachte Geige ist eine menschliche Stimme. Man kann auch Luciano Pavarotti oder Christina Aguilera nicht elektronisch reproduzieren. Ich benutze keine Elektrogeigen.Trotzdem mag ich Nigel Kennedy. Ich kann mir sie beide gut in einem Irish Pub vorstellen. Kennen Sie sich? So bescheuert das ist:Wir sind uns noch nie über den Weg gelaufen. Nigel Kennedy hat sich auch rar gemacht in den letzten Jahren. Von allen Cross-Over-Geigern finde ich Nigel Kennedy mit Abstand am besten. Er ist unglaublich talentiert, authentisch und er hat mit dieser Spielfreude dem Cross-Over ja auch den Weg geebnet, gegen Widerstände, die es heute gar nicht mehr so gibt. Haben Sie Vorbilder? Nicht mehr, nein. Als Kind, als Anfänger - da sind Vorbilder wichtig zur Bildung, zur Motivation. Und natürlich übernimmt man - bewusst oder unbewusst - manches aus dem, was man von anderen hört. Aber irgendwann engen die Vorbilder einen ein. Und dann muss man sich von ihnen lösen und einen eigenen Zugang finden. Sonst wird man zu einem Kopisten. Und dann wird es schlimm. Wer entscheidet eigentlich, was wie auf Ihren Platten landet? Nur ich. Ich nehme Ratschläge an, das ja. Aber auf der Platte steht mein Name. Das bedeutet: Ich wähle aus, ich arrangiere, ich spiele. Ich rufe meinen Manager an und sage: „Das habe ich vorbereitet, hör dir das mal an.“ Und wenn er dann nein sagt zu einem Stück und ich finde es trotzdem toll, dann sag ich „fuck you“ und wir machen es trotzdem auf die Platte. Gibt es im musikalischen Bereich heute etwas, woran sie scheitern? Was haben sie auf ihrer Geige bisher nicht hinbekommen? Nein, da ist mir noch nichts begegnet. Sicher: Für manche Stücke muss ich lange üben. Aber ich hab auch den Ehrgeiz, dann meinen Schlaf zu opfern, um es hinzubekommen. Für ihr Konzert am 11. November in Rostock hat sich auch einer ihrer Geigenlehrer angekündigt... Saschko Gawriloff will kommen? Ich hörte, dass er heute in Warnemünde lebt. Das wird sicher ein schönes Wiedersehen. David Garrett, danke für das Gespräch. Wir freuen uns auch auf Ihr Konzert im Juni 2011 in Ludwigslust! Text/Foto: Frank Schlößer (1), Agentur (1) MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
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THEATER
Weiblicher Blick auf eine „Carmen“ als Ballett am Mecklenburgischen Staatstheater Schon wieder „Carmen“, mag so mancher Schweriner Opernfreund denken, wenn er die Premieren der neuen Spielzeit betrachtet. Doch auf die Aufführung, die ab dem 15. Oktober im Großen Haus des Mecklenburgischen Staatstheaters zu erleben sein wird, können sich auch diejenigen freuen, die glauben, schon alles über „Carmen“ gesehen zu haben. Die Ballettcompagnie des Mecklenburgischen Staatstheaters erzählt in ihrer ersten Premiere der Spielzeit die Geschichte von der Zigeunerin Carmen und dem Offizier José auf ihre eigene Weise. Die Kraft und die Sinnlichkeit, die von Bizets Musik ausgehen, haben nicht wenig dazu beigetragen, dass der Name „Carmen“ zum Synonym wurde für das Versprechen ungezügelter Leidenschaft. Die selbstbewusste Frau besteht auf ihrer Freiheit und absoluten
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Unabhängigkeit, und sie erwartet von den Männern, die sich auf sie einlassen, dass sie ebenso empfinden. Ein Prinzip, das sich auch bewährt, bis Carmen auf José trifft, der ihre Spielregeln der Liebe nicht anerkennt. Der „Carmen“-Mythos wurde lange Zeit – in der bildenden Kunst ebenso wie auf dem Theater – überwiegend geprägt von einer männlichen Sicht. Insofern erscheint es einmal mehr interessant, dass Choreographin Young Soon Hue sich in Schwerin der bekannten Verführerin aus weiblicher Perspektive nähert. Neben der „Carmen“-Suite des russischen Komponisten Rodion Shchedrin, der das musikalische Material der Oper Bizets 1967 zur Ballettmusik arrangierte, erklingen in der Schweriner „Carmen“ Auszüge aus konzertanten Werken Bizets. Die Mecklenburgische Staatskapelle unter der musikali-
Verführerin
schen Leitung von Judith Kubitz wird die Tänzer live begleiten. Young Soon Hue schuf für die Schweriner ein großes Handlungsballett, ein emotionales Stück im klassischen Stil, das einige Überraschungen bereit hält, verrät Ballettdirektor Jens-Peter Urbich: So werden alle Tänzer auch Kastagnetten spielen. Für Davina Kramer und Maxim Perju, die neben Silvia Pisanu und Rustam Savrasov alternierend das Paar der Hauptfiguren tanzen, ist dies gar nicht so einfach. Doch die Arbeit mit Young Soon Hue ist ihnen nicht unbekannt. Die in Düsseldorf lebende und international tätige Choreographin kreierte in Schwerin schon zwei erfolgreiche Ballettabende: Sowohl „Alles Balletti“ im E-Werk als auch der große Ballettabend „Romeo und Julia“ im Großen Haus rangierten in der
Die Choreografin Young Soon Hue. Foto: Silke Winkler
Publikumsgunst ganz weit oben. Und wie alle 16 Mitglieder der Compagnie sind sie vollen Einsatz gewöhnt. Neben der Vorbereitung auf die Premiere probten die Tän-
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THEATER
Das Kinderballett „Die Bremer Stadtmusikanten“ choreografierte die Tänzerin Davina Kramer. Foto: Silke Winkler
nes; es gibt immer etwas Neues zu lernen. Das Tänzerleben ist so kurz, da möchte ich nicht ewig auf eine Rolle warten, sondern tanzen, tanzen, tanzen.“ Obwohl sie bei Carmen in Hauptrollen besetzt wird und selbst choreografiert, ist sie keine Primaballerina. Urbich: „Die gibt es nicht in unserer Compagnie.“ Wenn Davina nicht die Carmen tanzt, verstärkt sie die Gruppe, und wenn Rustam die Hauptrolle besetzt, übernimmt Maxim den Escamillo. Auch ihn, der seine sechste Spielzeit erlebt, reizt die Vielfalt der Aufgaben am Mecklenburgischen Staatstheater. „Da wir nicht nur mit einem Choreografen, sondern mit vielen Gästen zusammen arbeiten, lernen die Tänzer viele Handschriften kennen“, sagt der Ballettdirektor. Und das Publikum, dessen Herzen sich das Ballett in den vergange-
In der Probe zu „Carmen“. Alternierend werden Davina Kramer und Maxim Perju (links) sowie Silvia Pisanu und Rustam Savrasov die Hauptrollen tanzen. Foto: Wicki P.
zer, unter ihnen drei neue Männer, vier Wiederaufnahmen der vergangenen Saison. Und die nächste Premiere steht bereits mit „Antigone“ im November an. Jens-Peter Urbich weiß um die große Leistung seiner Schützlinge:„Wir kamen in der vergangenen Spielzeit auf 82 Ballettabende in Schwerin, das ist doppelt so viel wie an anderen Theatern.“ Trotzdem – oder gerade darum bleiben viele Tänzer gern lange in der Mecklenburgischen Landeshauptstadt. Davina Kramer, die hier schon in ihrer elften Spielzeit tanzt, spricht ihnen aus dem Herzen: „Ich erlebe hier viel SchöMECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
nen Jahren erobert hat, freut sich über viele spannende Tanzabende. Die Compagnie ist glücklich, dass so viele Stammgäste und vor allem viele junge Leute kommen, wenn Ballett auf dem Programm im EWerk oder im Großen Haus steht. Für die ganz jungen Zuschauer choreografierte Davina Kramer die „Bremer Stadtmusikanten“, die auch in dieser Spielzeit wieder die Kinderherzen erfreuen. Text: Wicki P.
Kartentelefon: 0385/5300-123 www.kasse@theater-schwerin.de
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THEATER
Wenn der Vater mit dem Sohne… Die Schweriner Singakademie vereint junge und ältere Sangesfreudige
Das Projekt „Carmina burana“ vereinte hunderte Schüler aus Schwerin. Die Singakademie begleitete die Tänzer.
Wenn es im kommenden Jahr in Schwerin wieder „Carmina burana“ gibt, sind auch Arne und Otto Weinert dabei. Denn Vater und Sohn haben eine große Leidenschaft: das Singen. Und das tun sie nicht nur zu Hause in der Badewanne oder beim Abwasch. Der Neunjährige und sein Vater sind Mitglieder in der Schweriner Singakademie, der eine als Bass bei den Erwachsenen, der andere mit seiner hellen Knabenstimme im vor zwei Jahren gegründeten Knabenchor. Sie sind bei fast jeder Oper und in vielen Konzerten nicht nur am Mecklenburgischen Staatstheater zu hören. Entstanden ist die Schweriner Singakademie e. V., die sangesfreudige Frauen und Männer jeglichen Alters und jeglichen Berufstandes vereint, vor ca. 35 Jahren aus dem Extrachor des Staatstheaters. Der damalige Chefdirigent Hartmut Haenchen und Chordirektor Edgar Hykel 90
waren die Gründungsväter des Amateurchores, ohne den das Schweriner Musiktheater um ein Vielfaches ärmer wäre. 86 erwachsene Sängerinnen und Sänger sowie 35 Kinder sind heute dabei. „Wie die Weinerts opfern sie ihre Freizeit einer Leidenschaft, die ihnen zwar keine Millionen, aber dafür eine unbeschreibliche Freude einbringt“, beschreibt es der Tenor und Vorstandsvorsitzender der Singakademie Günter Gahl. Für Arne Weinert, von Beruf Grafiker, ist das Singen - auch ohne das Bier danach - wie eine Droge: „Nach unseren Proben und Konzerten gehe ich wie auf Wolken nach Hause. Singen ist nicht nur gut für Kopf und Seele, es euphorisiert auch.“ Für den heute 50Jährigen war Musik schon immer Lebenselixier. Als Schüler in Neubrandenburg hatte er eine sportliche Karriere im Kajakfahren für die Mitwirkung im Blasorchester
aufgegeben. Die Querflöte gab er erst ab, als er eine Lehre zum Offset-Drucker in Berlin antrat. An ihre Stelle trat dann das Singen, das ihn bis heute festhält. „In Schwerin hatte ich lange mit dem Gedanken gespielt, in einen Chor einzutreten. Ein Freund meinte, dass wir dann anschließend immer schön ein Bier trinken gehen könnten“, schmunzelt er. Daraus wurde zwar nichts, aber vor drei Jahren entschloss der Schweriner sich, einmal eine Probe der Singakademie zu besuchen – und blieb dabei. „Damals probten sie gerade das Deutsche Requiem von Brahms“ erinnerte er sich. „Das war sehr anspruchsvoll.“ Ihn packe der Ehrgeiz und er setzte sich zu Hause auf den Hosenboden, um sich gut vorzubereiten. Nur so, ist seine Erfahrung, machten die Proben dann auch Spaß. Inzwischen schiebt der Grafiker alle anderen Termine beiseite, um pünktlich bei
Foto: Mecklenburgisches Staatstheater
wöchentlichen Proben zu sein und an den Konzertreisen teilzunehmen. Dazu muss er nicht, wie Ostern dieses Jahres geschehen, mit den anderen Mitgliedern der Singakademie im Petersdom in Rom auftreten. Bei so viel Leidenschaft für den Gesang war es nur eine Frage der Zeit und Gelegenheit, bis er den Sohn dafür begeisterte. Die ergab sich, als für die Open-AirAufführung von Bizets „Carmen“ bei den Schlossfestspielen 2008 Knaben gesucht wurden. Vater Arne, der ein Jahr zuvor in die Singakademie eingetreten war, fand, dass es seinem Sohn gut tun würde, einmal auf der Bühne zu stehen. Der damals Siebenjährige fand das auch. Als er dann erfuhr, dass er auch singen sollte, sang er eben vor – und wurde angenommen. „Wir mussten ein ganz langes französisches Lied lernen“, weiß Otto noch ganz genau. Was ihm jedoch nicht MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
THEATER
Wenn Vater und Sohn auf dem Rad sitzen, wird gesungen.
schwer fiel, denn das lange französische Lied gefiel ihm. In der Schule dagegen macht ihm der Musikunterricht weniger Spaß, denn dort gefallen ihm die meisten Lieder nicht, die er lernen muss. Außerdem sorgten die Erwachsenen bei den „Carmen“Aufführungen auch dafür, dass ihre kleinen Kollegen einen Extra-Spaß hatten: „Wir durften nach jeder Vorstellung die Soldaten mit Wasserpistolen nass spritzen“, lacht Otto. „Nur am letzten Abend spritzten sie zurück.“ Mit der Oper endete Ottos Gesangskarriere nicht, er trat in den neu gegründeten Kinderchor der Singakademie ein und verhilft nun - wie die Großen - Opern und Konzerten zum Erfolg. So ist der kleine Schweriner seit 2008 auch in den Aufführungen der Märchenoper „Hänsel und Gretel“ zu hören. Gemeinsam treten Vater und Sohn nicht so oft auf. Bei „Carmina Burana“, dem großen Theaterprojekt mit Schweriner Kindern, konnte der Vater auf der Bühne einmal hautnah erleben, mit welcher Begeisterung auch sein Kind bei der Sache ist. Auch hier erinnert sich Otto wieder an einen besonderen Höhepunkt: „Am Schluss haben wir jedes Mal Papierflieger ins Publikum geworfen. Es war schön, dass alle Zuhörer sie in den Händen hatten, als sie das Theater verließen.“ Auch ein Konzert im MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
Foto: Wicki P.
Perzinasaal der Schweriner Stadtbibliothek bestritten die beiden Chöre gemeinsam. Inzwischen beansprucht das Singen in der Familie, in der auch die Mutter und die beiden Schwestern sich mit Musik beschäftigen, einen großen Raum: die wöchentlichen Proben, die Auftritte, die Konzertreisen. Arne Weinert: „Aber niemand möchte es missen.“ Der Gesang ist den Männern der Familie, in der jeder mindestens ein Instrument - von Flöte bis Percussion – spielt, vorbehalten. Doch das stört die Frauen nicht. Während Otto bei „Hänsel und Gretel“ im Chor singt, fährt seine Schwester Marthe als Engel auf dem Einrad über die Bühne. Und wenn sie alle mit dem Rad unterwegs sind, haben alle etwas von der Leidenschaft ihrer beiden Männer, denn Vater und Sohn stimmen während der Fahrt gern ein Lied an. Gerade ist es der Kanon „Evening rise“, ein Spiritual aus dem Amerikanischen, das Otto mit seiner hellen Knabenstimme und Arne mit seinem Bass intonieren. Die Schweriner können die beiden Hobbysänger spätestens im kommenden Sommer hören. Dann ist die Schweriner Singakademie federführend bei der neuen Aufführung von „Carmina Burana“ auf der Freilichtbühne – gemeinsam mit allen Schweriner Chören. Wicki P.
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MUSEUM
Zwei sind wieder da
Rückgabe zweier seit dem 2. Weltkrieg verschollener Gemälde an das Staatliche Museum Schwerin
Ereignisse dieser Art wünscht sich das Staatliche Museum Schwerin sicher häufiger: Am 16. September präsentierte es den Medien zwei seit dem 2. Weltkrieg verschollene Gemälde, die aus privatem Besitz dem Museum zurück gegeben wurden. Es handelt sich zum einen um ein Werk des holländischen Malers Hendrick van Vliet aus dem 17. Jahrhundert, zum anderen um ein Gemälde von Marie Hager aus dem Jahr 1920. Die Auffindung der beiden Gemälde ist kein Kunst-Krimi, aber ein bisschen abenteuerlich ist ihre Geschichte seit 1945 schon: Sie wurden, wie viele andere Objekte der Schweriner Sammlung auch, ausgelagert in ein Depot bei Ivenack. Die sowjetischen Besatzer bedienten sich dort und übergaben diese Gemälde als Vergütung für Arbeiten bei der Munitionsbergung. So gelangten die Stücke in privaten Besitz und landeten kurioserweise gemeinsam in einem Rahmen. Die Winterland92
schaft von Marie Hager gefiel den neuen Besitzern augenscheinlich besser, und so spannten sie die größere Leinwand des Hager-Bildes um die kleinere Kirchendarstellung von van Vliet, fügten dieses „Doppelgemälde“ in den recht prunkvollen Rahmen des holländischen Gemäldes – und so hing dieses einzigartige „Doppelpack“ viele Jahre an einer Wand irgendwo in der Region um Schwerin. Vor einem Jahr hat sich der Besitzer, der die Werke im Nachlass seiner Mutter fand, im Staatlichen Museum gemeldet. Anhand des Verlust-Kataloges des Schweriner Museums, in dem 666 Gemälde publiziert sind, die dem Schweriner Haus seit 1945 fehlen und nach deren Verbleib geforscht wird, konnten die Werke „Inneres der Oude Kirk in Delft“ und „Bach im Winter (Dargun)“ eindeutig identifiziert und der Schweriner Sammlung zugeordnet werden. Mit dem Besitzer bzw. Finder wurde über einen „Finderlohn“ – dessen Höhe nicht genannt wird – verhandelt, und nun sind beide
Gemälde wieder da, wo sie hingehören: im Staatlichen Museum Schwerin. Der materielle Wert der Stücke wird von den Museumsleuten bewusst nicht beziffert (was auch versicherungstechnische Gründe hat), entscheidend ist die Bedeutung der Arbeiten für die Komplexität der Sammlung. So ist das 1659 datierte Bild von Hendrick van Vliet mehr als ein schönes Kircheninterieur, es ist ein bedeutendes Beispiel der Delfter Schule und ein Hauptwerk der Kirchenmalerei. Das Gemälde ist nach Aussage der Restauratorin in einem relativ guten Zustand, die Malschicht ist tadellos, es muss lediglich die Firnis entfernt werden. Weniger gut steht es um das Gemälde von Marie Hager, das durch das Umschlagen der Kanten deutlich gelitten hat. In der Universität Dresden, wohin das Bild zur Restaurierung kommt, wird man nun langsam, mit Geduld, Feuchtigkeit und Wärme, die umgeschlagenen Kanten lösen und so den Originalzu-
stand der Winterlandschaft wieder herstellen. Das Gemälde „Bach im Winter (Dargun)“, 1920 entstanden, ist eines von sechs Werken, die das Staatliche Museum Schwerin von der zum Stargarder Malerkreis gehörenden Künstlerin besitzt – und es ist mit 120 x 112 cm das von den Abmessungen her größte ihres bekannten Oeuvres. Beide Gemälde werden voraussichtlich im kommenden Jahr für die Öffentlichkeit zu gänglich sein. „Für die Museen ist es wichtig zu wissen, was sie im Bestand haben, aber auch, woher diese Stücke kommen“, sagte Museumsdirektor Dr. Dirk Blübaum bei der Präsentation der Rückgaben. Nach dem Woher und nach dem Verbleib von Kunstwerken wird am Staatlichen Museum Schwerin weiter geforscht. Vielleicht hängt ja noch das eine oder andere Werk unerkannt über einem Wohnzimmersofa. Das Museum würde sich über weitere Rückgaben mit Sicherheit freuen. Karin Gustmann
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MUSEUM
Die Wiederentdeckung eines großen Porträtisten Lisiewsky, ein Hofmaler in Anhalt und Mecklenburg
Albert Prinz von Anhalt-Dessau
Christoph Friedrich Reinhold Lisiewsky (1725 – 1794) gehört zu den bedeutendsten Bildnismalern des 18. Jahrhunderts in Deutschland. Friedrich Nicolai
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Ulrike Sophie Prinzessin von Mecklenburg-Schwerin
spendet ihm 1786 ein großes Lob und schrieb, seine Köpfe seien mit großem Fleiße und ebenso großer Wahrheit und Effekt gemalt. Auch Johann
Gottfried Schadow befand, als er 1816 in der Dresdener Gemäldegalerie das 1945 zerstörte Reiterbildnis von Prinz Eugen von Anhalt-Dessau sah, es sei
Fotos: Staatliches Museum
eines „der merkwürdigsten Gemälde neuerer Zeit, das Resultat unermesslichen Fleißes und der Triumph der Prosa in der Malerei“.
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MUSEUM / ANZEIGEN Dennoch sind Lisiewskys herausragende Malqualitäten bisher nur wenigen Kennern bekannt. Die Ausstellung „Höfischer Glanz“, vorbereitet vom Staatlichen Museum Schwerin und der Kulturstiftung DessauWörlitz, würdigt Lisiewskys vorzügliche Malkultur und seine neue, sich aus dem Rokoko lösende Porträtauffassung und stellt ihn dem kunstinteressierten Publikum als den neben Anton Graff bedeutendsten Porträtmaler in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vor. Start dieser besonderen Exposition war bereits Ende August in Schloss Mosigkau, Dessau. Ab 9. Dezember werden seine Bilder im Schweriner Museum zu sehen sein.
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Selbstbildnis bei Kerzenlicht
Von 1752 bis 1772 war Lisiewsky Hofmaler in Dessau. Nach dem Tod seines Neffens Georg David Mathieu, Hofmaler am mecklenburgischen Fürstenhaus, wurde er von Herzog Friedrich als Hofporträtist bis 1794 nach Ludwigslust berufen. Christoph Friedrich Reinhold Lisiewsky gehört einer polnischen Malerfamilie an, die wichtige Künstlerpersönlichkeiten hervorgebracht hat: Christoph Friedrich Reinholds Vater, Georg Lisiewsky (1694 – 1750), die Schwester Anna Dorothea Therbusch (1721 – 1782), die Schwester Anna Rosina Matthieu (1716 – 1783) und eine weitere Schwester Julie (1723 – 1794) sowie Friederike Julie (1772 – 1856), eine der Töchter von Ch. F. R. Lisiewsky, darüber hinaus Georg David Matthieu (1737 – 1778) als einer seiner Neffen. Von fast allen Familienmitgliedern befinden sich herausragende Werke in der Schweriner Sammlung. W.P.
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MUSEUM
Botanik auf der Tafel
Das Staatliche Museum Schwerin zeigt das berühmte „Flora Danica-Service“
Ausstellungsstücke des königlichen Geschirrs.
Zwischen 1790 und 1802 schuf die Königliche Porzellanmanufaktur Kopenhagen das berühmte „Flora Danica-Service“. Auf königliche Bestellung entstanden mehr als 1800 Einzelteile eines Tafel- und Des-
y Schlink Inh. Cind
Foto: Staatliches Museum Schwerin
sertservices, von denen 1530 Stücke die Zeiten überdauert haben. Eine Auswahl aus den Königlichen Dänischen Sammlungen in Schloss Rosenborg kann nun erstmals in Schwerin gezeigt werden.
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Mit der Übernahme von einheimischen Pflanzen aus der nationalen Enzyklopädie, der Namen gebenden Flora Danica, wurde das Service aus der Königlichen Kopenhagener Porzellanmanufaktur zu den exklusivsten und ambitioniertesten Servicen überhaupt. Der Botaniker Georg Christian Oeder (1728 – 1791) hatte bald nach der Jahrhundertmitte das ehrgeizige Projekt begonnen, sämtliche Pflanzen des König
reichs Dänemark in einem botanischen Tafelwerk zu veröffentlichen. Getragen von sechs dänischen Königen erstreckte sich die Umsetzung des gigantischen Vorhabens von 1761 bis 1888. Die Ausführung oblag überwiegend dem aus Nürnberg stammenden Johann Christoph Bayer (1738 – 1812). Das nur zu besonderen feierlichen Anlässen verwendete Ensemble gehört zum DäniMECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
MUSEUM schen Kulturkanon. Bis heute wird das exzellente Service von Royal Copenhagen hergestellt. Bei ihrer Hochzeit im Jahre 2004 erhielten Kronprinz Frederik und Kronprinzessin Mary ein mit dem Monogramm des Kronprinzenpaares verziertes Flora Danica-Service als Geschenk vom dänischen Volk. Das Ausstellungsprojekt ist Bestandteil von re:connect, einer Initiative der Königlich Dänischen Botschaft zur Belebung der dänisch-deutschen Nachbarschaft, insbesondere zwischen Dänemark und den neuen Bundesländern. Dynastische Verbindungen zwischen Dänemark und Mecklenburg bestanden vielfach vom 11. bis ins 20. Jahrhundert. In der Zeit, in der das Flora Danica-Service entstand, lebte ebenfalls eine „mecklenburgische Botschafterin“ am Kopen-
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hagener Hof: Sophie Friederike, des späteren Schwester (Groß)Herzogs Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin, hatte sich 1774 mit dem dänischen Erbprinzen Friedrich vermählt. Ein Vasenpaar aus der Königlichen Porzellanmanufaktur in Kopenhagen, das die Silhouetten der beiden Eheleute zeigt, oder auch das Familienbildnis von Jens Juel in den Schweriner Sammlungen sind beispielhafte künstlerische Belege dieser Verbindung. Die Ausstellung, die den neu gestalteten Rundsaal des Museums am Alten Garten eröffnet, ist bis zum 7. November zu sehen. W. P.
Rendezvouz mit der Kunst
Jeden Donnerstag um 18 Uhr lädt das Staatliche Museum Schwerin ein. 28. Oktober: Das grafische Werk von Adriaen van Ostade. Einblicke in die verborgenen Schätze des Schweriner Kupferstichkabinettsmit Dr. Kornelia Röder 4. November: Schweriner stellen ihr Lieblingswerk vor. Joachim Kümmritz, Generalintendant des Mecklenburgischen Staatstheaters 11. November: Kuratorenführung mit Dr. Gero Seelig zum Abschluss der Ausstellung „Scheinbar vertraut“. 18. November: Vor der Premiere Lucia di Lammermoor - der Generalmusikdirektor Matthias Foremny zu Gast 25. November: ARTE Filmpremiere: Sibylle Bergemann - Mein Leben (ARTE/ZDF 2010), anschließend Gespräch mit der Filmautorin Sabine Michel (Eintritt frei) 2. Dezember: Artist Talk - Künstler stellen ihre Werke mit Bezug auf Marcel Duchamp vor, Dr. Kornelia Röder 16. Dezember: Die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern zu Gast im Staatlichen Museum – Junge Elite: Klavierduo Gerzenberg spielt Werke von Ravel, Saint-Saëns, Schostakowitsch und Rachmaninow, ab 16 Uhr freier Eintritt in die Kunstsammlungen für Konzertgäste
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KULTUR
Einsatz für junge Klassikstars
Nordmetall-Stiftung - Hauptförderer der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, Schloss Hasenwinkel, Anfang August 2010: Möwengeschrei vom Kontrabass. Zartes Kinderkichern ist zu hören. Dann Tango auf der Marimba. Alexej Gerassimez „surft“ die Klangstäbe regelrecht über sein Instrument. „Das klingt aber schön“. Wieder jubelt die Kinderschar, so an die 70 mögen es ein, die da in großer Runde auf dem Fußboden im Festsaal des Schlosses Hasenwinkel hocken - und das mit glänzenden Augen und gespitzten Ohren. Aufmerksamkeit total. Für Eltern und Großeltern findet sich gleichermaßen Platz, meistenteils auf richtigen Stühlen. Und dann musizieren gar Prinzessin Viviane und Prinz Gabor. Sie haben Violine und Trompete dabei - Viviane Hagner, Preisträgerin in Residence 2009 und Gabor Boldoczki, diesjähriger Preisträger in Residence der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. Vom Wunderkind Mozart wird später erzählt und musiziert, sein Hornquintett zum Beispiel, mit Christop Eß am Waldhorn…
„Delüx“ traf Dr. Marc Gottschald, Geschäftsführer der in Hamburg ansässigen Stiftung, in der Idylle Hasenwinkel, einem Ort in dem sich keinesfalls Hase und Fuchs eine gute Nacht wünschen. Dr. Gottschald, Anfang 2004 wurde die Nordmetall-Stiftung gegründet. Aus welchem Anlass? Der Arbeitgeberverband Nordmetall, der mit seinen 260 Mitgliedsunternehmen den Stifter darstellt, zeigte schon immer Verantwortung für die Region. So bestand also das Gründungsziel darin, dieses breite Engagement zu bündeln, um, auch unabhängig von wirtschaftlichen Schwankungen, die gesellschaftspolitische Verantwortung, die man als Arbeitgeber-
Dr. Marc Gottschald.
Impressionen eines großen Konzertes für kleinen Publikumsnachwuchs während der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern auf Schloss Hasenwinkel. An die 26 Musiker spielen für Vier- bis Zehnjährige. Dieses Kinderkonzert ist allerdings nur ein Programm- bzw. Förderpunkt der Nordmetall-Stiftung. Auf Schloss Hasenwinkel, einer romantischen Idylle unweit Schwerins, kommen seit fünf Jahren Klassikstars von morgen zusammen, um Kammermusikfeste in Hasenwinkel und in Ulrichshusen vorzubereiten, auch als „heimliche“ Höhepunkte der Festspiele unseres Landes geltend. Eine ganze Woche wird in Hansenwinkel geprobt, musiziert und gelebt. Eingeladen von der Nordmetall-Stiftung, des größten Förderers der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. 98
Daniel Hope, heute Künstlerischer Partner der Festspiele M-V: „Kinderkonzerte gehören für mich zu den wichtigsten, die es überhaupt gibt.“ Fotos: Monika Lawrenz
verband mit seinen Unternehmen hat, zu dokumentieren. Unsere Stiftungszwecke sind Bildung, Forschung, Kultur, Wissenschaft und Soziales. Gegründet haben wir die Stiftung mit einem Stiftungskapital von 50 Millionen Euro. Wir fördern nur in Norddeutschland.
Unmittelbar nach der Stiftungsgründung gab es Kontakte mit den Festspielen MecklenburgVorpommern. Wie kam es zu diesem Miteinander? Wir sind auf die Festspiele zugekommen, haben uns vorgestellt, waren Gast bei einem Kammermusikfest in Ulrichshusen. Das
gefiel uns ausnehmend gut, und so haben wir unser Angebot der Unterstützung offenbart, indem wir unser Tagungsschloss in Hasenwinkel eine Woche den Künstlern exklusiv für Proben für eben dieses Kammermusikfest zur Verfügung stellen. Das machen wir seit nunmehr fünf Jahren. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
KULTUR Auch für 2011 haben wir unsere Förderung zugesagt. Warum gleich eine ganze Woche? Es wäre aus unserer Sicht zu kurz gedacht, die Festspiele nur als Organisation zu unterstützen. Uns ist der pädagogische Anspruch bei einer Förderung schon sehr wichtig. Zum Kammermusikfest der Preisträger, dem also die gemeinsame Probenwoche vorausgeht, werden immer die Preisträger der vergangenen Jahre eingeladen, also die junge Elite, und die musizieren dann teilweise erstmals gemeinsam und erproben neue Konzertstücke, und das in dieser familiären Atmosphäre aus Schloss Hasenwinkel. Damit ist ein einzigartiges NachwuchsProjekt in der Festival-Landschaft entstanden. Außerdem vergeben wir den Nordmetall-Ensemblepreis in Höhe von 10 000 Euro, den damit höchstdotierten Preis der Festspiele Mecklenburg-Vor-
Mit anderen Worten, so ein Probentag ist ziemlich eng gestrickt. Durchaus. Die vier Konzerte, die im Anschluss an diese Woche mit einer jeweiligen Länge von zwei bis drei Stunden gegeben werden, müssen in einer Woche erprobt sein. Und das mit Stücken, die die Musiker zum Teil noch nie gespielt, geschweige denn gemeinsam gespielt haben. Um neun Uhr beginnen die Proben und selbst nach dem Abendessen wird noch ziemlich hart gearbeitet. Während der Probenwoche auf Schloss Hasenwinkel geben die Preisträger auch ein Konzert extra für Kinder. Warum? Uns ist sehr wichtig, Kinder an klassische Musik heranzuführen. Es gibt dann solche Erlebnisse, dass manche zum ersten Mal in ihrem Leben eine Geige in der Hand haben, und diese ist dann plötzlich eine Stradivari von Viviane Hagner. So etwas sind natürlich ganz einschneidende
Was bringt das Festspiel-Engagement eigentlich Ihrer Stiftung? Unser Hauptziel, ist, diese Region zu unterstützen, denn Kultur ist hier durchaus ein Wirtschafts- und Standortfaktor. Die Nordmetall-Stiftung will zudem Arbeitgeber und Arbeitnehmer ermutigen, in die Region zu kommen oder auch zu bleiben. Welche Reaktionen gibt es von den Künstlern, die Sie fördern? Sie sagen uns, dass sie beispielsweise unseren Nordmetall-Preis als sehr hohe Anerkennung empfinden. So war zum Beispiel 2006 das Duo Gerassimez EnsemblePreisträger. Alexej Gerassimez war in diesem Jahr mit seiner Marimba wieder in Hasenwinkel dabei. Er sagt, der Ensemble-Preis bildete für ihn den Anfang der Karriere, war bahnbrechend und eine Initialzündung für sein weiteres Fortkommen. Es bedeutet also für die Musiker schon viel, bei einem Musikfestival, wie es
die Atmosphäre sind schon einzigartig. Ich kenne die Künstler seit vielen Jahren, beobachte ihren Weg. In Hasenwinkel erhalte ich ein unmittelbares Feedback unserer Stiftungs-Arbeit. Außerdem komme ich in dieser Woche eigentlich immer auf die meisten Ideen für zukünftige Vorhaben, führe viele Gespräche darüber, inwiefern wir andere Musik- und Kulturprojekte unterstützen fördern. Denn die Nordmetall-Stiftung ist noch jung, also auch noch lernend. Ist das Engagement der Nordmetall-Stiftung für die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern noch ausbaufähig? Wir haben es ja schon ausgebaut. Unsere Förderungen haben sich im Vergleich zum Anfang verdoppelt. Unser Einsatz für nächstes Jahr ist bereits zugesagt, was auch nicht bei allen Stiftungen üblich ist. Zudem finden in Hasenwinkel bereits viele Konzerte statt. Ich meine, dass kein Ausbau mehr nötig ist. Die Nordmetall-Stiftung ist Hauptförderer der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. Könnte es sein, dass die Stiftung eines Tages aus der FestspielFörderung aussteigt? Ja, obwohl eine Stiftung für die Ewigkeit geschaffen ist. Sie fördert aber Projekte nur über einen gewissen Zeitrahmen. Ich bin allerdings der Überzeugung, dass Stiftungsarbeit nachhaltig sein muss, man deshalb gute Projekte auch längere Zeit fördern kann und nicht immer etwas Neues erfinden muss. Diese sehr, sehr gute Arbeit die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern und dieses tolle Festival müssen erhalten bleiben. Wir wünschen uns, dass das Land diese Festspiele noch mehr honoriert, denn sie sind ein enormer Tourismusfaktor. Vielen Dank, sagt Regina Rösler
Schloss Hasenwinkel.
pommern. Wer diesen Preis erhält, darf jeden folgenden Festivalsommer wiederkommen. Im übrigen sind die Programme für das Kammermusikfest deutlich mehr als nur Noten abspielen. Jetzt wagt man sich auch an zeitgenössische Stücke, auch das ist Kammermusik. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
Erlebnisse. Stars musizieren bei uns für das Publikum von morgen. Einen Saal, gefüllt mit etwa 70 Kindern für die Musik zu gewinnen, ist schon eine wirkliche Herausforderung, und wenn es gelingt, wie auch in diesem Jahr, ein unglaublich schönes Ereignis
die Festspiele MecklenburgVorpommern sind, eine so großen Preis bekommen zu haben. Und was ist das Festspiel-Engagement für Sie ganz persönlich? Für mich ist Hasenwinkel eigentlich die schönste Woche im Jahr. Die Begegnung mit den Künstlern und
15 Prozent des Gesamtetats der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern werden aus Mitteln von Stiftungen finanziert, sagt Juliane Keil, Geschäftsführerin der Sponsorengesellschaft der Festspiele M-V, zugleich GF der Festspiele M-V-Stiftung. Bislang engagieren sich 16 Kulturstiftungen für das sommerliche Musikfestival. 99
AUTO
Raumgleiter Die neue R-Klasse
Ungewöhnliches Konzept – luxuriöses Reisen: Die neue R-Klasse von Mercedes-Benz.
Man mag sie oder man mag sie nicht. Die R-Klasse von MercedesBenz polarisiert. Eine Limousine ist es nicht, ein Kombi auch nicht, ein Geländewagen sieht anders aus und ein SUV ist es auch nicht. Zwar ordnet Mercedes die R-Klasse unter dem Segment SUV und Offroader ein, aber wer möchte mit einem edlen Gefährt wie dem keilförmigen R schon durch Matsch und Dreck fahren? In Zeiten, in denen die Hersteller jede noch so kleine Nische mit einem eigenen Produkt besetzen, ordnet sich die R-Klasse unabhängig
von den schwer verständlichen Kategorien der Autobauer am ehesten in die Sparte des komfortablen Reisewagens ein. Jetzt hat Mercedes der R-Klasse eine kräftige Auffrischungskur verliehen. Die Frontpartie hat die runden Scheinwerfer verloren und gleicht nun eher den bekannten Mercedes-Gesichtern von C- und E-Klasse. Das Heck kommt deutlich kompakter daher, die teilweise barocken Rundungen gehören der Vergangenheit an. Die weit ausschwingenden Türen mögen zwar
Der 4+2-Sitzer bietet außergewöhnlich viel Platz im Innenraum.
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Fotos: Copyright Daimler AG
besondere Aufmerksamkeit in engen Parkplätzen erfordern, ermöglichen aber einen überaus bequemen Einstieg in den Wagen, der von Mercedes als kleinstes Königreich der Welt beschrieben wird. Was sich wie eine schamlose Übertreibung liest, wird deutlich, wenn man in der R-Klasse Platz genommen hat. Besonders die hinteren Sitze versetzen den RKlassen-Neuling in höchstes Erstaunen. Mercedes bietet dabei verschiedene Möglichkeiten der Fond-Gestaltung. Sowohl
als Fünf-, Sechs- oder Siebensitzer ist die R-Klasse zu haben. Wobei die Sitze drei, vier und fünf nicht wie in zig anderen Autos
Datenblatt: Mercedes R 350 CDI 4Matic (kurzer Radstand) Hubraum: 2.987 ccm Leistung: 265 PS Verbrauch: 8,5 Liter/100 km CO2-Emission: 223 g/km Grundpreis : 57.358,- Euro
Cockpit der Mercedes-Benz R-Klasse, R 350 BlueTEC. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
AUTO
und Springfloh Der überarbeitete Smart
smart fortwo 2010.
aus einer profanen Rückbank bestehen, sondern Einzelsitze sind, die ein Höchstmaß an Stabilität und Komfort bieten. Auch längere Zeitgenossen können durch das großzügig gestaltete Raumangebot alle Körperteile problemlos auf den hinteren Sitzen unterkriegen. Auch der Kofferraum lässt sich variabel gestalten. Nicht nur auf Grund der vielfältigen Möglichkeiten, die hinteren Sitze umzuklappen, sondern weil die R-Klasse auch mit zwei verschieden langen Radständen angeboten
wird. Die zusätzlichen 23 Zentimeter der langen Version kommen ausschließlich dem Kofferraum zugute, der dann im günstigsten Fall ein Ladevolumen von mehr als 2.400 Litern hat. Soviel Platz fordert natürlich Tribut an anderer Stelle. Selbst mit der kleinsten Motorisierung, dem R 300, sind deutlich über zwei Tonnen Auto zu bewegen. Für die sechs angebotenen Motorvarianten ist das allerdings kein Problem. Drei Benziner und drei Diesel mit einer Leistungspalette von 190 bis 388 PS stehen
Cockpit des smart fortwo 2010 edition lightshine. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
zur Verfügung. Ob es noch zeitgemäß ist, einen Wagen mit 388 PS wie den R 500 4Matic anzubieten, der im innerstädtischen Verkehr gerne mal an die Marke von 20 Litern auf 100 Kilometer kommt und auf jedem dieser Kilometer bis zu 311 Gramm CO2 in die Luft bläst, sei dahin gestellt. Da aber ein solcher Wagen mit Sicherheit keine Massenware ist, wird es das Weltklima Mercedes nicht übel nehmen. Man liebt sie eben oder man liebt sie nicht – die R-Klasse.
Ähnlich ergeht es dem kleinsten Spross aus der großen DaimlerFamilie. Auch der Smart hat in diesem Herbst eine deutliche Auffrischung bekommen. Auf den ersten Blick ist das nur an neuen Außenfarben zu erkennen. Doch ist der Innenraum des Smart fortwo komplett neu gestaltet. Und gerade beim Smart kommt es ja weniger auf exorbitante Motorleistung als auf den praktischen Wohlfühlfaktor an.
Christian Moeller
In frischen Farben präsentiert sich der neue smart 2010.
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AUTO
VW stellt die neuen Touran und Sharan Modelle vor.
Es sind nicht gerade die Fahrzeuge, die auf den berühmten Boulevards dieser Welt für großes Erstaunen sorgen. Aber dafür waren der VW Touran und sein Vetter der Sharan auch nicht konzipiert. Familientauglichkeit, Effizienz und Belastbarkeit – dafür stehen die beiden Namen seit Jahren und die Verkaufszahlen der beiden Modelle aus Wolfsburg sprechen da auch eine deutliche Sprache.
Jetzt hat VW nachgelegt und beide Modelle einer grundlegenden Überarbeitung unterzogen. Was dabei herausgekommen ist, kann sich sehen lassen. Vor allem in Sachen Kraftstoffverbrauch und CO2- Emission ist Volkswagen ein bedeutender Schritt nach vorne gelungen. Als Beispiel sei da nur der neue Touran mit dem 1,6 TDI Motor in der Version BlueMotion Technology genannt. Mit einem Durch-
Fotos: Copyright Volkswagen AG
schnittsverbrauch von 5,1 Litern Diesel auf 100 Kilometer schickt sich der Touran an, Klassenprimus zu sein. Leistung muss nicht Mehrverbrauch bedeuten Dass geringer Verbrauch nicht auf Kosten von Leistung gehen muss, beweist der durchzugsstarke Motor mit seinen 105 PS. Neben den Benzin- und Dieselaggregaten bietet VW im vollkom-
men überarbeiteten Touran auch in der Version TSI EcoFuel einen Erdgas-Motor an, der bei einer strammen Leistung von 150 PS lediglich 4,7 kg Erdgas auf 100 Kilometer verbraucht. Die Leistungspalette beim neuen Touran beginnt beim 1,2 Liter-TSI Benziner mit 90 PS und reicht bis zum 2,0 Liter Diesel mit 170 PS. Unabhängig von der Leistungsstärke des Motors ist der neue Touran ein wahres Raumwunder.
Neuauflage des VW Sharan nach 15 Jahren und 600.000 verkauften Fahrzeugen.
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AUTO
Datenblatt: VW Sharan 2,0 TDI BlueMotion Hubraum: 1.968 ccm Leistung: 140 PS Verbrauch: 5,5 l/100 km CO2-Ausstoß: 143 g/km Preis: ab 30.950,- Euro
Leistungsfähiges Raumwunder – der VW Touran.
VW Touran 1.6 TDI BlueMotion Hubraum: 1.598ccm Leistung: 90 PS Verbrauch: 5,1 l/100 km CO2-Ausstoß: 134 g/km Preis: ab 23.500,- Euro
Sowohl Rücksitzbank als auch die optional erhältliche zweite Sitzbank, die den Touran zum Siebensitzer macht, sind mit ein paar Handgriffen umgeklappt, ausgebaut oder verschoben. Im günstigsten Fall bietet der Volkswagen dann ein Kofferraumvolumen von 1.913 Litern. Variabel bis ins letzte Detail Dem steht der neue VW Sharan in keiner Weise nach. Auch die vollkommen neu entwickelte Großraumlimousine besticht mit einem variablen Raumkonzept. So kann der Sharan als Fünf-, Sechs- oder Siebensitzer geordert werden. Und unabhängig davon, wie viele Sitze der Sharan hat, kann alles umgeklappt werden. Die Schiebetüren erleichtern den Einstieg und auch das Beladen des Sharan. Bis zu 33 verschiedene Ablagen bietet die Großraumlimousine im Inneren. Da verrutscht kein Handy und kein Kaffeebecher mehr. Bei den angebotenen Motoren des VW Sharan bleiben auch keine Wünsche offen. Die beiden Benzinaggregate leisten 150 bzw. 200 PS, die Dieselmotoren leisten 140 bzw. 170 PS. Alle Motoren sind Direkteinspritzer, was sich äußerst positiv auf den Verbrauch und die CO2- Emissionen auswirkt. So begnügt sich der 2,0 Liter Diesel mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 5,5 Liter auf 100 Kilometer und bläst lediglich 143 Gramm CO2 pro Kilometer in die Atmosphäre. Christian Moeller MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
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Flügel für die Straße: SLS AMG Er ist auf einem leeren Blatt bei AMG und Mercedes-Benz entstanden. Das Entwicklungsziel: ein Supersportwagen. Erster Ideengeber war eine Viper. Man entschied sich für die Aufbauordnung von Achse zu Achse (Transaxle): also der Frontmittelmotor wird per Kraftröhre (Torque Tube) mit dem Getriebe an der Hinterachse verbunden. Um diesen gedachten Rahmen zeichnete man eine rassige Alu-Gitter-Karosse. Und weil alles so toll gelang, wurde das Auto würdig befunden, den Einstieg durch Flügeltüren zu präsentieren. Er zitiert als Designikone den legendären 300 SL. Ein dritter Flügel am Heck steuert den Andruck auf die Strasse. Die Mercedes-Tochter AMG wurde mit der
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Aufgabe betraut, den SLS auf die Strasse zu bringen, weil er eben nicht ein Freibrief für uferlose Leistungs- und Designübertreibung sein durfte. Die geforderte Klarheit beim Fahrgefühl, die Effizienz beim Umgang mit Leistung, die extreme Beherrschung des Luftraumes um das Auto, sowie die Designschärfe machten Affalterbach zum besten neuen Elternhaus. So ist viel mehr als ein Ersatz für den SLR, mit Eltern wie Mercedes und McLaren, geglückt. Ich habe das Glück den SLS zu fahren und zu erleben. Nach unkompliziertem Einstieg geht der Supersportler mit mir vom ersten Augenblick an eine Einheit ein. Man kann das minutenlang im Stand einfach wirken lassen. Er ist
materialehrlich: alles ist, wonach es aussieht. Auch die Bang & Olufsen - Boxen halten das Konzertsaalversprechen. Er ist ein Mercedes: alles ist vertraut und ich fahre ihn sofort ohne Probleme, sogar in der Innenstadt. Er ist alltagstauglich, wenn man seine Breite nicht vergisst. Er ist ein AMG: der stärkste Serien-V-8 erzählt mir brutal, aber mit angenehmen Grundbrummen, von seiner Kraft. Aber diese Ansage gerät nie zur Lächerlichkeit. Die von mir erlebte Aufmerksamkeit, die der SLS auf sich zieht, ist von allen Passanten bejahend und respektvoll. Bei sportlicher Fahrt spüre ich unglaublich geringe, aber direkte Lenkkräfte in den Kurven.
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AUTO / ANZEIGEN Der Zauber an der Vorderachse ist schnell erklärt: jedes Vorderrad wird zweimal stabilisiert. Für die seitlichen Bewegungen kontrolliert ein Dreieckslenker die Richtungsarbeit. Ein weiterer Dreieckslenker übernimmt für die Federbewegung die Höhenarbeit. Die Hinterräder besorgen die Traktion besser als Viertriebler dieser handverlesenen Klasse. Die Antriebswelle aus Carbon läuft in ihrer Röhrenwelt mit Motordrehzahl gefühlt absolut schlupflos. Was der Motor macht, machen auf Wunsch zeitgleich die Hinterräder. Und sie bleiben stabil beim brutalen Abbremsen. ESP und so weiter gibt es trotzdem. Das ESP ist so gut appliziert, das kürzere Rundenzeiten als mit ESP OFF entstehen. Nur driften braucht ESP-Pausen und macht das Auto
nicht schneller. Für den Drift ist der SLS von sich aus fast zu stabil. Der Startvorgang und die Fahrprogramme bieten Modi von – C: Ausgeglichenheit mit Chauffeurscharakter über – S: sportlich kurze Schaltzeiten mit höheren Drehzahlen über – S+: mit extrem kurzen Schaltvorgängen und automatischem Zwischengas beim Runterschalten bis zum – RS: Race-Start. Er gewährleistet maximalen Vortrieb mit optimaler Anfahrdrehzahl und gesperrter Hinterachse. Der SLS muss für den Race-Start in Betriebstemperatur sein. Es funktioniert! Sicher!
Bremsweg 20 · 19057 Schwerin-Lankow · Tel.: 0385/485210 info@wk-kw.de · www.wk-kw.de
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Das Auto merkt sich auch Abstimmungswünsche. Ein solch starkes Zitat aus der Vergangenheit ist für Mercedes ein hohes Risiko – aber es ist gelungen. Der SLS besticht durch eine positive Ausstrahlung außerhalb der Wertung. Dieses Auto hat die Punktlandung im Heute geschafft. Er bleibt eine Wertanlage: für meist unter 200.000,- Euro bekommen Sie einen Kurvenrekordler, der pro Jahr nicht mehr als 4500 Geschwister bekommt, und das nur vier Jahre lang. Bis fast 2012 ist er schon vollständig vergeben. Er schlägt Menschen in seinen Bann. Text und Fotos: Peter-Paul Reinmuth, p-p-r.com
Bremsweg 13 • 19057 Schwerin Tel: 0385/4812662 www.HLAutomobile.de info@HLAutomobile.de 105
OLDTIMER
Die Rallye mit der Sonnenblume
Ein Citroen vom Typ B 14 G aus dem Jahre 1928 huscht da gerade über den Asphalt.
Auch sehr hübsch anzusehen, ein Pontiac Big Six Convertible von 1931.
„Entdecken Sie die Schätze des Nordens!“, hieß es bei der ADACSunflower-Rallye 2010, die vom 26. - 29. August nach dem Start in Travemünde durch wunderschöne Landstriche führte, die sich um die Wismarer und die Lübecker Bucht schlängeln. Mit einem Durchschnittstempo von höchstens 50 km/h konnten die 65 Oldtimerfans in ihren gepflegten Automobilen der Baujahre 1919 bis 1975 die schöne Natur und auserlesene Plätze trotz des strömenden Regens auch in diesem Jahr genießen. Die Klassiker, die mindestens 30 Jahre alt sind, fanden allerorts zahlreiche Bewunderer. Deren Fahrerinnen und
Fahrer gaben gerne Auskunft zu den technischen Details ihrer in Chrom und Messing glänzenden Gefährte, die sich allesamt in einem gepflegten Zustand befanden und echte Hingucker waren. Ob am Schloss Bothmer, auf dem Schlossgut Groß Schwansee oder auf dem Golfplatz in Hohen Wieschendorf – überall wurden die Rallye-Teilnehmer und ihre außergewöhnlichen Fahrzeuge begeistert begrüßt. Die Oldtimer-Rallye, die immer durch Mecklenburg führt, startete übrigens zum ersten Mal im Jahr 2002 in Wismar. 3
Text/Fotos: H.-J. Zeigert
Trotz Stern bleibt es ein Daimler Benz vom Typ Stuttgart 200. Er stammt von 1929.
Eine wundervolle Präsentation von Oldtimern auf einem Fleck: (v.l.n.r.) ein Buick Sport Cabrio von 1929, ein ganz seltener Briscou Twenty-Four von 1919 und der Packard 526 Roadster von 1928.
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Galt einst für manche in der DDR als Luxus, ein Wartburg W312 aus dem Jahre 1960.
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Schnittig noch immer wie ein MG TD von 1952, verfügt immerhin schon über eine Einzelradaufhängung.
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50 Jahre Motorkraft Ihr Partner in Sachen Auto
Geschäftsführer Uwe Radloff (re.) mit dem Team des Schweriner Autohauses.
Das im Mai 1960 in Crivitz gegründete Unternehmen „PGH Motorkraft“ begann mit der Reparatur von Mopeds der Marke Simson und PKW’s der Typen F8, P70, F9 sowie Wartburg und Trabant. Die angebotenen Leistungen wurden in den Folgejahren immer umfangreicher und die Palette der reparierten Fahrzeuge ständig erweitert. Zu DDR-Zeiten war die Motorkraft Crivitz als Teilesammelstelle für regenerierte Ersatzteile weit bekannt. Im Zuge der Wende 1990 wurde die „PGH Motorkraft“ in die Motorkraft Crivitz GmbH umgewandelt. Im gleichen Jahr wurde der Händlervertrag mit der Marke OPEL und FIAT unterzeichnet. Um den vielen Kunden aus der Landeshauptstadt entgegen zu kommen, wurde im Mai 1995 das neue OPEL Autohaus in Schwerin-Medewege eröffnet. Damit können nun die
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Kunden in und um Schwerin und Crivitz den hervorragenden Service des Autohauses in ihrer Nähe und mit günstiger Verkehrsanbindung nutzen. Geprägt wird das Autohaus Motorkraft von seinen langjährigen, sehr erfahrenen, regelmäßig geschulten, kompetenten und sehr engagierten Mitarbeitern. Moderne Diagnosegeräte und neue Werkstatttechnik stehen den motivierten Mitarbeitern des Autohauses für fachgerechte Reparaturen und Wartungen an den Autos bei der täglichen Arbeit zur Verfügung. Die Verkaufsberater und Kundendienstmitarbeiter sind stolz auf viele langjährige zufriedene Kunden und freuen sich täglich auf neue Interessenten. Als anerkannter Ausbildungsbetrieb gibt die
Team des Crivitzer Autohauses.
Firma jungen Menschen die Möglichkeit einer Ausbildung zum Kfz.Mechatroniker, Karosseriebauer, Technischen Betriebswirt, zur Fachkraft für Lagerlogistik und zur Bürokauffrau. Der Geschäftsführer Uwe Radloff, ist selbst seit 49 (!) Jahren Mitglied der Motorkraft, kann heute mit Stolz auf 50 Jahre dieses erfolgreichen Unternehmens blicken. Er richtet seinen Dank an die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und an die vielen Firmenund privaten Kunden des Hauses. Neuwagen, Gebrauchtwagen, Teile & Zubehör, Werkstattservice für alle Marken, Unfallreparaturen, Reifenservice, Versicherungsdienst ... alles rund ums Fahrzeug ... bekommen Sie hier !
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LITERATUR
Was Sie schon immer über das Land der Pharaonen wissen wollten ... Martin Rösel gibt biblischen Reiseführer zu Ägypten heraus
Ein üblicher Reiseführer ist es nicht. Es gibt keine Empfehlung für Restaurants oder Hotels. Aber Themen wie die Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten,Tod und Jenseits im Alten Testament, das Leben der Deutschen Evangelischen Gemeinde in Kairo und die Geschichte biblischer Figuren wie Jeremia und Mose werden behandelt. Mit dem biblischen Reiseführer „Ägypten, Sinai, Nildelta und Oasen“ gibt Prof. Martin Rösel einen etwas anderen Einblick in das Reiseland am Mittelmeer.„Dieses Buch eignet sich als Vorberei-
Religion des Alten Ägypten. Darauf folgen einzelne Kapitel zu den von den meisten Reisenden besuchten Regionen. Im Mittelpunkt dieses besonderen Reiseführers steht die Frage, wie sich die Monumente in ein Verhältnis zur biblischen Überlieferung setzen lassen. Daher werden Themen, die keinen unmittelbaren Bezug zur Bibel haben, nicht berührt. So gibt es keinen Hinweis zum berühmten Tempel Abu Simbel. Natürlich werden Weltwunder wie die Pyramiden erklärt. Aber: „Absurde Mythen“ wie die Pyramiden als Landeplatz der Götter oder
ist“, erzählt der Theologe. Es habe ihm viel Spaß gemacht, „mit fremden Augen durch Anlagen zu gehen und eine neue Perspektive einzunehmen.“ Der Alttestamentler ist davon überzeugt, dass man schwierige religionsgeschichtliche und theologische Sachverhalte so darstellen müsse, „dass normale Leute es verstehen“. „Nur so erschließen sich diese monumentalen Bauten richtig.“ Ägypten ist ein faszinierendes Land, findet der Theologe, der häufig im Nahen Osten unter-
Katharinen-Kloster auf der Halbinsel Sinai.
tung für eine Reise, aber auch als konkrete Handhabe vor Ort“, sagt der Theologe, der bereits sieben Mal in Ägypten weilte. Im Februar war er zuletzt mit einer Studentengruppe vor Ort. Die Studierenden hatten einen Vorabdruck des Buches dabei und prüften, ob die Angaben auch exakt waren.„Wenn sich mal kleine Fehler eingeschlichen haben, blieb es ihnen nicht verborgen“, lacht der 48-Jährige. Im Buch findet sich ein geschichtlicher Überblick und eine verständlich geschriebene Darstellung der 110
die Bibliothek von Atlantis werden als Legenden entlarvt. „Wir haben außerdem Orte beschrieben, die seltener auf dem Programm von Studienreisen sind“, sagt Rösel, „die aber für die Entwicklung des Christentums und des Islams bedeutend sind.“ Daher finden sich ausführliche Beschreibungen von Klöstern wie dem Bischoi Kloster im Wadi Natrun oder der Oasen der westlichen Wüste wie Baharija mit den Goldmumien. „Ich habe versucht mit dem Blick eines Menschen durch das Land zu gehen, der zum ersten Mal dort
wegs ist. „Ägypten kann man damals wie heute ohne Religion nicht verstehen. Reizvoll ist, dass die Kultur des Landes so viel komplexer ist, weit entfernt von unserem abendländischen Religionsverständnis.“ Daher versucht der Reiseführer Verständnis für Dinge zu vermitteln, die einem Europäer fremd vorkommen. Dazu zählt zum Beispiel der Totenglaube im alten Israel. Pyramiden und Mumien gehören zu Ägypten wie Wasser und Schnorchel.
Martin Rösel
Was aber viele nicht wissen, ist, dass auch Tiere wie Hunde und Katzen mumifiziert wurden. Die moderne Forschung hat festgestellt, dass sich in vielen der kunstvoll gewickelten Mumien gar keine Katzenleichen befanden, bzw. dass es sich nur um Teile des Tieres handelt. Das erklärt auch, warum viele der Mumien vergleichsweise klein sind. Offenbar gab es eine Art Serienproduktion solcher Mumien, die an die Menschen vor allem verkauft wurden, weil man mit ihrer magischen Wirksamkeit rechnete. Diese galt wohl als umso höher, wenn die Mumie am Ort der Verehrung der jeweiligen Tiergottheit rituell deponiert wurde. Martin Rösel ist die Begeisterung über das Land und die Geschichten, die sich dort verbergen, deutlich anzumerken. Nicht immer wandelt er durch Steinwüsten und studiert die alten Inschriften, gesteht er, auch er habe sich schon mehrfach im Schnorcheln ausprobiert. Martin Rösel, Ägypten, Sinai, Nildelta, Oasen. EVAs Biblische Reiseführer, Band 5, 320 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, EUR 19,80.
Renate Heusch-Lahl
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AUSGELESEN Elke Heidenreich
Alte Liebe Von Astrid Kloock
Elke Heidenreich – der Name allein löst ein „Kopfkino“ aus; die Filmspule fängt an, sich zu drehen: Elke H. alias Else Stratmann, die Kodderschnauze aus dem Ruhrpott, Elke H., die Literatur-Auskennerin aus der ZDF-Sendung „Lesen“, Elke H., die einfühlsame Erzählerin der Katergeschichte „Nero Corleone“ – und jetzt ein Roman, ein kleiner Roman mit dem leserfreundlichen Umfang von zweihundert Seiten; nicht Heidenreich pur, sondern eine Gemeinschaftsarbeit mit Bernd Schroeder, deutscher Schriftsteller, Jahrgang 44, bekannt durch seine Arbeiten zu Hans Dieter Hüsch, Dieter Hildebrandt, Reinhard Mey und – für dieses Buch nicht unwichtig –
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langjähriger Ehemann und immer noch Freund von Elke Heidenreich, der „Literaturpäpstin“, wie das Feuilleton sie gern nennt. „Alte Liebe“ – was erwartet uns? Spritzige Dialoge, Komik, Ironie wie immer bei Elke Heidenreich. Ja. Das kann sie. Das können beide, Heidenreich und Schroeder. Im „Halbdunkel des Biografischen“ spielen sie das Ehepaar Lore und Harry, in die Jahre und an die Rente gekommen. Die beiden Alt-Achtundsechziger erleiden die dritte Hochzeit ihrer Tochter Gloria, die einen reichen und adligen Industriellen ehelicht und für den Trauungsakt ein Nerzjäckchen braucht. Sie ertragen ihre Enkelin Laura, bewegungsfaul und gameversessen. Sie fürchten das Angesicht von Leni, Lores Mutter, die an Schläuche gehängt ist und nicht sterben darf, weil es keine Patientenverpflichtung gibt. Generationen im Dschungel des realen Lebens. Lore und Harry mittendrin. Eine alltägliche Geschichte, mit Witz und Sarkasmus erzählt, hin und wieder ein
gekonnter Seitenhieb auf den korrupten Literaturbetrieb - ein sommerliches Lesevergnügen. Oder? „Alte Liebe“ ist sehr viel mehr als ein Sommerstück. Eher eine literarische Herbstzeitlose. Die Romanheldin ist 66. In diesem Alter hat die Vergangenheit schon länger gedauert als die Zukunft noch währen kann. Keine Zeit mehr, unbequeme Fragen unter Wasser zu halten.Wie aufgepumpte Schwimmtiere drängen sie an die Luft. Was kommt noch? Habe ich richtig gelebt? Bin ich alt? Wo ist die Freude geblieben? Kann ich noch lieben? Wer stirbt zuerst? Wie ist das mit dem Testament? – Jeder, jenseits der 55, kennt die Heimsuchung dieser panischen Zustände. Ihre Symptome sind Hektik, Angst, Kurzatmigkeit und - Trauer. Niemand gibt das gern zu. Elke Heidenreich tut es.– Trauer liegt über ihrer Geschichte. Ohne Larmoyanz und Sentiment ist sie über, unter, vor und zwischen
„Alte Liebe“ Elke Heidenreich/Bernd Schroeder Roman Carl Hanser Verlag München 2009 ISBN 978-3-446-23393-5
den Zeilen. Sie ist einfach da. Eine sachliche Traurigkeit. - Elke Heidenreich kann nicht nur Else Stratmann, Literaturkritik und Katzenprosa – sie kann auch „alte Liebe“ – wahrhaftig, tatsächlich, komisch, traurig - und schön bis zum Schluss. „Alte Liebe“ - eine Pflichtlektüre für alle, die Traurigkeit zulassen und aushalten.
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VERANSTALTUNGEN
Herbst 2010 Oktober 2010 8.10.
Wismar
4. Filmfest - 2. Kinderfilmfest
15.10.
Wismar
7. Kindergespensternacht (Wonnemar)
16.10.
Boltenhagen
6. Boltenhagener Strandspiele
16.10.
Grevesmühlen
Piraten Open Air
15.10.
Schwerin
KEIMZEIT (Capitol)
16.10.
Schwerin
17.10.
Zarrentin
12. ApfelTag (PAHLHUUS)
30.10.
Grevesmühlen
Piraten Open Air (Halloween - Party)
30.10.
Dammereez
7. LaubFeuer (Landschaftspark)
(Schlachtefest der Bucceneers)
"BAUMANN und CLAUSEN -
Die Wende in 90 Minuten" (Capitol)
November 2010 5.11.
Schwerin
Schweriner Martensmarkt
5.11.
Parchim
Martinimarkt
6.11.
Wismar
6.11.
Rehna
Martensmannfest in Rehna
6.11.
Neuhof
Karpfenfest in der Lewitz
6.11.
Schwerin
SPEJBL & HURVINEK (Capitol)
“Honky Tonk Kneipenfestival”
(Hotel Alter Speicher)
Dezember 2010
Foto: Helmut Wachtel
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11.12.
Wismar
15. Kunstmarkt (Rathaus)
18.12.
Schwerin
Rendezvous mit HEINZ RENNHACK
31.12.
Grevesmühlen
(Capitol)
Piraten Open Air (Große Silvesterparty) MECKLENBURG SCHWERIN delüx 3/10
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Genuss in Basthorst
Wildschweinrücken unter der Walnusskruste
Zwei sind wieder da
Rückgabe verschollener Gemälde
Raumgleiter und Springfloh
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