MECKLENBURG SCHWERIN
REGIONAL MAGAZ IN
15. JAHRGANG ! Winter 2010 ! E 4,-
Flamenco im Blut
Ana Sojor und ihre größte Leidenschaft
Sushi mal anders Schokolade von Antonio
Mönche und Nonnen auf dem Dach Die Dorfkirche zu Vietlübbe
Ich bin doch nur die blöde, böse Pflanze”
Im Porträt: Marcus Wünsch
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Titelbild: Harald Quaß und Enrico Zahlmann (v.l.) vom Best Western Seehotel Frankenhorst
INHALT Foto: Christine Mevius
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Flamenco im Blut Ana Sojor tanzt seit über 30 Jahren
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Ein Buffet für zehn Personen? 56 Ein Ranger für die Wismarbucht Kulinarische Vielfalt in Frankenhorst Freizeitkapitän ist Bucht Ranger
20 Ich esse meine Suppe nicht Angelika Gramkow
26 Hopfen und Malz sind nicht verloren Vielanker Brauhaus in Mecklenburg 32
Filigraner Filz Margit Gubin schafft Kunstwerke
34 Wärmende Winterkunst „Das Kontor“ in der Puschkinstraße MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
36 Skulpturengarten Dörte Michaelis und die Keramik
94 Der neue Mercedes Viano 98 Der Handlungsreisende lebt Der neue VW Passat
100 Höhepunkte Ski-Erlebnisse auf Tirols Gletscher 64 „Ich bin durch und durch Einzelhändler“ „Douglas-Vater“ Jörn Kreke 104 Der Sonne entgegen Zwischen Cuxhafen und 81 „Ich bin doch nur die blöde, Palma de Mallorca böse Pflanze.“ Im Portrait: Markus Wünsch
106 Mich fängt im Herbst der Wind Künstlerbücher von Dr. Sabine 88 Erfinderisch sein, um nichts zu erfinden Gaydov und Gerhard Reinisch Rainer Holz ist Holzrestaurator im 110 Veranstaltungen Staatlichen Museum
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ÜBERSICHTSKARTE / IMPRESSUM
IMPRESSUM
Verlag: delüx Gesellschaftsmagazin GmbH Klöresgang 5 · 19053 Schwerin Telefon: 03 85 / 48 56 30 Telefax: 03 85 / 48 56 324 eMail: delego.lueth@t-online.de Geschäftsführer: Detlev Lüth Leitende Redakteurin: Christine Mevius (V.i.S.d.P.) Tel. 03860 / 501551 eMail: c.mevius@t-online.de Anzeigen: Detlev Lüth (Ltg.) · Ursula Focke · Reinhard Eschrich Magdalena Jauert · Torsten Mutz Agentur Rainer Prinzler Tel. 0385 / 485630 Anzeigenpreise: Es gilt die Preisliste Nr. 4 vom 1. 1. 2010
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Gesamtherstellung: Wirtschaftsverlag Detlev Lüth Klöresgang 5
19053 Schwerin Druck:
Eckdrift 103 19061 Schwerin
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Verkaufspreis: Einzelheft: 4,- E incl. MwSt. Jahresabo: 15,- E incl. MwSt. + Porto im Voraus Erscheinungsweise: 4 x jährlich
Die Zeitschrift delüx und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in multimedialen Systemen. Urheberrecht für die von delüx konzipierten Anzeigen liegen beim Verlag. Die einzelnen Beiträge geben die Meinungen der Autoren wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen. Rücksendung kann nur auf besonderen Wunsch erfolgen und wenn Rückporto beiliegt. Erfüllungsort und Gerichtsstand: Schwerin.
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EDITORIAL Lifestyleprodukt wollen wir Ihnen näher bringen. Dabei sollten Sie auch die Insertionen unserer Anzeigenpartner beachten.
am kommenden Wochenende ist schon wieder Weihnachten, und das Jahr neigt sich dem Ende zu. Die meisten verbringen die Tage zu Hause im Kreis der Familie. Während der kürzesten Tage des Jahres wird mancher zu einem Buch greifen oder auch zu unserem Magazin. Wir wollen Sie mit unserer neuen Ausgabe begleiten und Sie ein wenig mit Geschichten aus der Region unterhalten – Geschichten über Menschen, Unternehmen, Kultur-, Wellness- und Gastronomieangeboten, Freizeit- und Urlaubsmöglichkeiten. Aber auch neue Autos und das eine oder andere
Auf unserem Titelbild laden Harald Quaß und Enrico Zahlmann vom Best Western Seehotel Frankenhorst, stellvertretend für alle Gastronomen der Region, Sie ein, die Festtage und die Silvesternacht bei und mit ihnen zu verbringen. Sie werden sich bemühen, Ihnen gute Gastgeber zu sein und Sie mit kulinarischen Köstlichkeiten verwöhnen. Auf ein Gespräch möchte ich Sie besonders hinweisen, auch wenn es nur mittelbar mit unserer Region zu tun hat, „delüx” hatte die Möglichkeit, mit Jörn Kreke zu sprechen, dem Gründer des Douglas-Handelskette. Er steht einem Millionen-Imperium vor und bekennt sich in einer ellenbogengeprägten Zeit zur Verantwortung des Unternehmers: „Handel mit Herz und Verstand heißt nicht nur Geld verdienen”.
Genuss darf auch nicht fehlen: Schokolatier Antonio Lecce bereitet „Sushi mal anders“. Chefkoch Harld Quaß macht einen Vorschlag für „Ein Buffet für zehn Personen“. Schwerins Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow bekennt sich zum „SuppenkasperDasein“ und erzählt, was sie dagegen gerne isst. Also es gibt wieder eine große Themenvielfalt zu entdecken. Sicherlich ist auch für Sie etwas dabei – viel Vergnügen beim Lesen. Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich geruhsame Weihnachtsfeiertage, für 2011 alles Gute, vor allem Gesundheit. Kommen Sie gut ins neue Jahr,
Ihr Detlev Lüth
Foto: www.pixelio.de
Die nächste Ausgabe erscheint im April 2011
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Auf dem Flusse Der du so lustig rauschtest, Du heller, wilder Fluss, Wie still bist du geworden, Gibst keinen Scheidegruß. Mit harter, starrer Rinde Hast du dich überdeckt, Liegst kalt und unbeweglich Im Sande hingestreckt. In deine Decke grab’ ich Mit einem spitzen Stein Den Namen meiner Liebsten Und Stund’ und Tag hinein: Den Tag des ersten Grußes, Den Tag, an dem ich ging; Um Nam’ und Zahlen windet Sich ein zerbroch’ner Ring. Mein Herz, in diesem Bache Erkennst du nun dein Bild? Ob’s unter seiner Rinde Wohl auch so reißend schwillt? Wilhelm Müller
Foto: Helmut Wachtel
NATUR
Längst nicht alle verlassen das Land… Vor rund 100 Jahren war die Welt noch in Ordnung. Amseln gab es in den Siedlungen der Menschen nicht, Zugvögel kehrten uns im Herbst den Rücken und kamen im Frühjahr zurück. „Amsel, Drossel, Fink und Star…“. Das Kinderlied gab die Realität wieder. Heute ist das anders. Zwar verlässt uns der Kuckuck immer noch im Herbst und kommt Ende April/Anfang Mai wieder, und der Waldkauz ist standorttreu und bleibt Zeit seines Lebens im Umkreis von fünf Kilometern von seinem Geburtsort. Aber Amseln und Stare bleiben auch im Winter hier – nicht alle, aber viele.
Ziehen sie weg oder bleiben sie hier?
„Vögel sind Opportunisten“, sagt Dr Klaus-Dieter Feige, der Vorsitzende der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg-Vorpommern e.V. „Sie passen sich an, suchen immer nach Möglichkeiten, eine Balance zu finden zwischen hohem Stoffwechsel und Nahrungsangebot. „Selbst bei hohem Schnee finden Amseln tief im Dickicht von Büschen und Sträuchern noch Beeren und kommen damit über die Runden.“ Klappt das in einem Jahr, versuchen sie es im nächsten vielleicht wieder. Stare verhalten sich ähnlich. Relativ große Trupps vermeiden den Kräfte zehrenden Zug in den Süden. Und sogar einzelne Kraniche sind schon im Schneetreiben gesichtet worden. Wer wegzieht, kommt oft früher zurück, als noch vor Jahren. Feldlerchen oder auch Graugänse sind 30 bis 50 Tage eher wieder im Lande. Doch es ist nicht so recht sicher, ob das immer „unsere“ Zugvögel sind, die nicht mehr wegziehen. Kohlmeisen können den ganzen Winter über beobachtet werden. Doch vielleicht stammen die auch aus Karelien. Und hier im 6
Sommer registrierte Meisen wurden im Winter auch schon in Holland gesichtet. „Die Vögel können innerhalb von zehn Tagen 300 bis 350 km ziehen“, weiß Klaus-Dieter Feige. Schlägt das Wetter um, gehen sie auf die Reise. Warum machen sich Zugvögel nicht mehr auf den langen Weg in die Wärme? Der erste Gedanke konzentriert sich sicher auf den Klimawandel. „Wir wissen nicht genau, ob das stimmt“, sagt Feige. „Möglicherweise ist zu 20 Prozent der Klimawandel Schuld und zu 80 Prozent ist der Mensch der Auslöser.“ In den Siedlungen finden die Vögel gute Bedingungen – das nutzen sie aus. Immer dort, wo genügend Futter verfügbar ist, sind die Vögel anzutreffen. Das treibt manchmal seltsame Blüten. So wurden bei Demmin schon 70 Gänsegeier beobachtet. Die Tiere sind in Spanien zuhause. Dort ist das Futter knapp geworden, nachdem die EU eine Richtlinie erlassen hat, dass Tierkadaver nicht mehr auf offenen Mülldeponien entsorgt werden dürfen. Den Geiern fehlte die gewohnte Nahrungs-
grundlage – sie suchten sich andernorts etwas zu fressen. Doch für alle Vögel, die im Winter in Mecklenburg bleiben, gibt es einen Tag des Grauens: Silvester. Feuerwerke und Knallkörper versetzen die Tiere in helle Aufregung.„Da schnellt der Puls schon mal von normalerweise 100 Schlägen auf 250 hoch“, sagt Klaus-Dieter Feige. „Kann jetzt nicht genug Energie über das Futter aufgenommen werden, oder sind die Vögel schon geschwächt, sieht es schlecht für sie aus.“ Ist das ein Argument, schnell das Futterhäuschen aufzubauen und es gut mit Sonnenblumenkernen zu beschicken? „Nicht unbedingt“, sagt der Ornithologe.„Die Natur regelt vieles selbst.“ Trotzdem ist Klaus-Dieter Feige nicht grundsätzlich gegen das Füttern der Vögel im Winter. „Wenn mit Kindern oder Enkeln die Vögel am Futterhaus beobachtet und bestimmt werden, hat das auch einen starken Bildungsaspekt.“ Und das kann nicht verkehrt sein. Text: Gert Steinhagen Fotos: Steinhagen (2), Mevius (1)
Hoher Schnee macht Vögeln das Leben schwer.
Das Rotkehlchen bekommt immer mehr Gesellschaft von Vögeln, die sonst im Winter in den Süden flogen.
Immer mehr Amseln bleiben im Winter im Land. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
NATUR
Die schönsten Weihnachtsbäume bleiben im Wald Imposant recken sich die Bäume in den Himmel. Prachtexemplare! Einzigartige Weihnachtsbäume! Nicht in der guten Stube, sondern auf öffentlichen Plätzen wären sie eine Zierde jeder Stadt. Nur – diese Weihnachtsbäume bleiben im Wald. Es sind Douglasien. Sie sind der Stolz des Parchimer Stadtförsters Ehrhard Bach. Sein Vorgänger, der Forstsenator Evers pflanzte die ersten Exemplare im Frühjahr 1882 im Revier Kiekindemark. Heute sind die Bäume bis zu geschätzten 54 m hoch. Die Douglasie stammt ursprünglich von der Westküste Nordamerikas. Dass sie im Parchimer Stadtforst heimisch wurde, geht auf den Samenhändler und Baumschulbesitzer John Booth aus Klein-Flottbeck bei Hamburg zurück. Er pries bereits 1879 in einer Abhandlung die Anbauwürdigkeit der Douglastanne. Und dieser Baum ist wirklich ein ganz besonderer, sagt Oberförster Ehrhard Bach. Sie ist schnellwüchsig und übertrifft den Massenzuwachs der Fichte um bis zu 200 Prozent. Das war Ende der 1950er/ Anfang der 1960er Jahre Anlass genug, einen europäischen Großversuch zu unternehmen, an dem auch die DDR teilnahm. Im Parchimer Stadtforst wurden auf fast zehn Hektar Fläche Douglasien von 26 Herkunftsstandorten gepflanzt. Es sollte heraus gefunden werden, von welcher Provenienz die Bäume sein mussten, um
die höchste Wuchsleistung zu erzielen. Dieser Versuch wird bis heute wissenschaftlich begleitet. Der Parchimer Stadtforst erweist sich als hervorragender Standtort für die Nordamerikaner. Unerreicht in Europa ist ihre Wuchsleistung von 1500 Festmetern/ha in 100 Jahren. Damit wird die Baumart zu einem wirtschaftlichen Faktor. Denn sie liefert gutes Sägeholz. Beispielsweise für hochwertige Fußbodendielen. Aber auch als Rammpfähle für den Wasserbau im Bereich der Nordsee sind sie begehrt. Damit trägt die Douglasie dazu bei, dass die Wälder Parchims kostendeckend bewirtschaftet werden können, erklärt Ehrhard Bach. Parchim ist neben Rostock die einzige Stadt in MecklenburgVorpommern, die einen Stadtförster beschäftigt. Grund ist die große Waldfläche von fast 3.000 ha. Die geht auf den Landesfürsten Heinrich Borwin II. zurück, der die einstige Vorderstadt damit belehnte. Was damals für die Parchimer recht einträglich war, leistete der eigene Wald doch einen namhaften Beitrag für das Stadtsäckel. Doch das war 1952 vorbei. In diesem Jahr wurde der Stadtwald
Muffelwild in einem Gehege am Parchimer Forsthof MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
Foto: Gert Steinhagen
Unerreicht in Europa: Douglasien mit einer Wuchsleistung von 1500 Festmetern/ha in 100 Jahren Foto: Stadtforst
verstaatlicht und die Kommune damit enteignet. Erst 1993 wurde der Stadt ihr Eigentum rückübertragen. Seitdem bewirtschaften ein Oberförster, zwei Revierförster und sieben Forstwirte den Parchimer Stadtforst. Es geht aber nicht nur um Holz, betont Ehrhard Bach. Der Wald hatte schon seit langem auch eine wichtige Wohlfahrtswirkung, wie der Oberförster es nennt. Über 60 km Rad- und Wanderwege können Erholungssuchende nutzen, separate Reitwege sind angelegt worden, Kremserfahrten sind möglich. „Früher wurden die Wanderwege zum Pfingstfest sogar geharkt“, bemerkt Bach schmunzelnd. Das kann heute natürlich keiner mehr
leisten. Trotzdem nutzen die Parchimer und ihre Gäste den grünen Gürtel rund um die Stadt sehr intensiv. Zum Tag des Waldes gibt es Führungen, Schulklassen kommen auf den Forsthof, um zu lernen. Und die große Forstscheune kann zum Feiern genutzt werden. Weihnachtsbäume gibt es aus dem Parchimer Stadtforst allerdings nicht. Jedenfalls nicht in großen Mengen. „Wir wollen den gewerblichen Anbietern keine Konkurrenz machen, das ist nicht unsere Aufgabe“, sagt Oberförster Bach. „Aber wer unbedingt einen Parchimer Weihnachtsbaum haben will, der kann auch schon mal einen bestellen.“ Gert Steinhagen
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NATUR
Frostiges Panorama in Januar 2010 mit seeseitigem Blick auf die Wismarer Skyline.
Steht uns wieder ein eiskalter Winter bevor? Die Redewendung „der nächste Winter kommt bestimmt“ ist wohl überholt, denn eigentlich befinden wir uns bereits mittendrin. Darf man allerdings Prophezeiungen Glauben schenken, soll der Winter 2010/ 2011 richtig bibberkalt werden. Sogar von Schneemassen ohne Ende ist die Rede. „Ziehen Sie sich warm an“, heißt es aus verschiedenen Meteorologenkreisen. Denn die halten es für möglich, dass uns der kälteste Winter seit 100 Jahren bevorsteht. Selbst eine zugefrorene Ostsee sei da nicht ausgeschlossen. Begründet wird dies mit der negativen Beeinflussung des warmen Golfstromes. Dessen Wirkung könnte vermutlich durch Unmengen von Chemikalien beeinflusst worden sein. Begründet wurde dies mit der Tatsache, dass etwa 7,5 Millionen 8
Liter einer Chemikalie in den Atlantik gekippt wurden. Nach der Bohrinselkatastrophe im April dieses Jahres sollte dieses Mittel das in Unmengen ausgetretene Öl im Golf von Mexiko neutralisieren. Ob dies wirklich zu so einem klimatischen Negativeffekt führt, bleibt abzuwarten. Zumindest gibt es genauso viele Fachleute, die einen Superwinter nicht bestätigen wollen, sondern dieser These gar widersprechen. Ungeachtet dessen dürften die Wettereskapaden vom Jahresbeginn 2010 so manchem noch in guter Erinnerung geblieben sein. Es begann alles mit dem Tief „Daisy“. Doch als dieses vorüber gezogen war, kam es noch dicker. Ein Schneesturm verursachte am letzen Januarwochenende chaotische Zustände in ganz Meck-
lenburg-Vorpommern. Meterhohe Schneewehen schnitten etliche Dörfer und Gemeinden von der Außenwelt ab. Verkehrsprobleme legten vielerorts das gesamte gesellschaftliche Leben lahm. Dann ging sogar das Streusalz zur Neige, denn die Nachlieferung klappte nicht und zeigte dem behördlichen Winterdienst seine Grenzen. Lang anhaltende Dauerfröste wollten einfach nicht abklingen und sorgten für eine wirklich unangenehm lange „Eiszeit“. Unter Futternot litten nicht nur die Tiere des Waldes, sondern auch das Wassergeflügel. Schneebedeckte Eisflächen und monatelange Dunkelheit durch ausbleibende Fotosynthese führten in Teichen und Seen zu Sauerstoffmangel. Die Folge war ein dramatisches Fischsterben.
Eine Wiederholung wünscht sich gewiss niemand. Doch was ist, wenn es uns doch eiskalt erwischt und die Extremwinterverkünder recht haben? Dann sollten wir alle aus den Erfahrungen des letzten Jahres lernen und uns vorausschauend darauf vorbereiten. Das noch mit eiskalter Polarluft zu rechnen ist, scheint als sicher zu gelten. Doch wie verträgt sich das mit der polaren Klimaveränderung aufgrund globaler Erwärmung? Die eisigen Polkappen scheinen weiter zu schmelzen. Einzige Nutznießer sind die Seefahrer, die dadurch eine Abkürzung über den nördlichen Seeweg zum anderen Ende der Welt erhoffen. Es ist schon verrückt, was soll man nur glauben. Text/Foto: Hans-Joachim Zeigert MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
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WELLNESS
Nie war es stilvoller, unterwegs zu Hause zu sein Nur einige Kilometer östlich der Landeshauptstadt Schwerin, inmitten der einzigartigen mecklenburgischen Seenlandschaft, liegt das Schlosshotel Basthorst. Umgeben von ausgedehnten Wäldern präsentiert sich das denkmalgeschützte Anwesen aus dem Jahr 1649 nach mehreren Erweiterungsphasen im Herrenhaus, dem Turm und den Nebengebäuden heute als ein harmonisches Gesamtensemble mit modernstem Komfort und Angeboten für Erholung Suchende aus Nah und Fern. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
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WELLNESS Einzigartig in der Region ist die einladende Wellnessoase, die dem Gast auf 1.300 Quadratmetern Ruhe und Entspannung verspricht. Die Geschäftsführer Marjon Wolthuis und Mark Hopman wollten ganz bewusst einen besonderen Akzent setzen, um den steigenden Ansprüchen an das Tourismusland MecklenburgVorpommern Rechnung tragen zu können. Das Basthorst Spa ist eine Wohlfühllandschaft für Schönheit, Erholung und Entspannung, die nicht nur Hotelgästen, sondern auch Tagesgästen zur Verfügung steht. Das Terrain ist mit großzügiger Saunalandschaft, Schwimmbad, Fitnessraum, Sonnenterrasse sowie Wintergarten ausgestattet. An den Abenden und an kalten Wintertagen verströmen die knisternden Scheite des Kamins wohlige Wärme und Gelassenheit. Das Angebot für Gesichts- und Körperpflege reicht von klassischen Kosmetik-behandlungen bis hin zu individuellen Massageanwendungen. „Viele unserer Gäste entscheiden sich gerade jetzt im Winter für unsere SpaVerwöhntage,“ erklärt Marjon Wolthuis, „und nachdem wir sie mit einem Welcome-Drink begrüßt haben, dürfen sie sich unter anderem auf eine Unterwasser-Ganzkörpermassage im Prinzen-Sprudel-Bad und eine Rücken-Schulter-Nacken-Massage freuen. Abgerundet werden die Tage mit einem stilvollen Abenddinner in einem unserer Restaurants.“ Marjon Wolthuis und Mark Hopman leiten das Schlosshotel seit 2003 und die Geschäftsführe-
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rin erinnert sich: „Wir waren vor einigen Jahren bei einem Besuch auf das Schloss aufmerksam geworden und es war Liebe auf den ersten Blick. Aber mein Lebenspartner musste nicht eifersüchtig werden, denn auch er konnte sich sofort vorstellen, was mit diesem Objekt alles möglich wäre.“ Bereits im ersten Jahr erfolgte die komplette Sanierung des ehemaligen Verwaltungsgebäudes. Im Turmhaus entstanden 26 individuell eingerichtete Zimmer und Suiten. Auch bei der Renovierung der Zimmer in der zweiten Etage des Herrenhauses wurde historisches Ambiente durch zeitgenössischen Komfort ergänzt. Der stilgerechte Charme herrschaftlicher Zeiten wird umrahmt von liebevoll gewählten Details und fröhlichen Farben. Großzügig eingerichtete Familienwohnungen bieten sowohl moderne Eleganz als auch ländliche Gemütlichkeit. Je nach Wunsch stehen sie mit Kamin, Balkon, Wintergarten oder Gartenzugang zur Verfügung. Im Haupthaus gibt die Terrasse den Blick frei in die englische Parkanlage des Schlosses. Das Foyer ist Ausgangspunkt zu den anderen Räumen. Von hier aus geht es durch die 100 Jahre alte Bibliothek mit der aufwendigen Holzvertäfelung in den hell und freundlich gestalteten Wintergarten. Das Glambeckrestaurant im englischen Stil ist in zwei Hälften geteilt, von denen sich jede für eine Kaffeetafel oder auch ein Dinner umgestalten lässt. Das Restaurant ist speziell für kleinere Familienfeiern gut geeignet. Herzstück des Schlosses ist das Schlossrestaurant mit seiner ele-
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WELLNESS ganten Ausstattung, das als „Schlosslounge & Bistro“ zu einem Kaffee oder einen kleinen Snack einlädt. Ab Dezember 2010 heißt das Schlosshotel seine Gäste in einem neu entstehenden Gebäude, der „Waldresidenz“ mit weiteren 47 Zimmern und Suiten herzlich willkommen. Hier dürfen sich Tagesund Hotelgäste im à la Carte Restaurant „Wilhelmina“ sowohl mit klassischen Gerichten als auch mit außergewöhnlichen kulinarischen Genüssen überraschen lassen. Nach Fertigstellung dieses aktuellen Projekts stehen dann ebenfalls Tagungs- und Veranstaltungsräume für bis zu 350 Personen zur Verfügung. Diese Räumlichkeiten geben auch größeren Feierlichkeiten, wie etwa Hochzeiten, den passenden festlichen Rahmen. Brautpaare und ihre Hochzeitsgesellschaft können hier einen wunderschönen Panoramablick in die Natur genießen, haben viel Platz zum Tanzen und können sich mit vielen großen und kleinen Aufmerksamkeiten verwöhnen lassen, die dem gewählten Arrangement eine charmante Note verleihen. All dies macht das Schlosshotel Basthorst zu einer dieser Adressen, die ein Essen oder eine Feier zu einem ganz besonderen Ereignis werden lassen. ACK Fotos: Schloss Basthorst
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TANZ
Flamenco
im Blut
Ana Sojor tanzt seit über 30 Jahren den spanischen Tanz / Gibt Kurse im Wohnort Zernin / Auftritt am 28. Dezember in Güstrow ein Schleppenkleid - lässt sie bei einer Schneiderin in Hamburg und in Sevilla anfertigen. „Die kann man nicht von der Stange kaufen“. Doch entsprechend hoch sind die Kosten: Für ein Schleppenkleid zahlt sie mehrere hundert Euro.
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lack, klack-klack, klack. Schallend trommeln die Füße von Ana Sojor auf dem vibrierenden Holzboden. Ihr Oberkörper ist straff gespannt, ihre Arme weit ausgestreckt, wie die Flügel eines Vogels gleiten sie immer wieder an ihrem Körper entlang, die Hände verstärken die Emotionen. Aus dem Hintergrund dringt der Gesang eines spanischen Künstlers durch den Raum, umrahmt von heißen Gitarrenrhythmen. Ana Sojor ist Flamenco-Tänzerin und probt gerade den Tientos, einen von zirka 32 Flamenco-Stilen, die heute noch getanzt werden. „Es gibt aber insgesamt etwa 60 Stile“, erklärt die 46Jährige. Den Tientos bringt sie derzeit einer achtköpfigen Frauengruppe an der Schweriner Kunst- und Musikschule Ataraxia bei. Auch in ihrem Wohnort Zer-
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nin, einem kleinen Dorf nahe Bützow, unterrichtet sie drei Mal pro Woche eine Tanzgruppe. „Es macht Spaß und ich gebe gerne meine Choreografien weiter und zudem ist der Tanz auch gut für den ganzen Körper“, sagt Sojor. Die Schritte probt sie auch für eigene Auftritte – beispielsweise wird sie am 28. Dezember im Güstrower Ernst-Barlach-Theater zu sehen sein. Für eigene Stücke präge sie sich meist nur eine lose Choreografie ein. „So habe ich mehr Raum zum Improvisieren“, erzählt Sojor. Das ist besonders dann möglich, wenn der Sänger nicht singt und nur die Gitarre sowie das Cajon gespielt wird. In diesen Momenten ist Ana Sojor hochkonzentriert: Die Fußtechnik, der „zapateado“, und die Armtechnik, „braceo“, sind perfekt aufeinander abgestimmt. Ana Sojor lebt den Flamenco. Die Auftrittskleider – unter anderem
Oft benutzt sie bei ihren Auftritten einen Fächer oder ein Tuch. Kastagnetten nimmt sie nur selten – diese Utensilien sind aus Fieberglas oder aus Granatapfelholz gefertigt und können bis zu 250 Euro kosten. Ihre Tanzschuhe, die an der Spitze und am Hacken mit Nägeln beschlagen sind, kosten um die 150 Euro. Auch bei der Auswahl ihrer Musiker achtet sie darauf, dass sie zu ihrem Stil passen. „Für den Auftritt ist wichtig, dass man die Musiker kennt und sich auf sie einstellen kann“, erzählt sie. Meist stammt ihre „kleine Band“ aus Berlin. „Wenn sie gut sind, dann tragen sie mich durch das Konzert, dann vergesse ich sogar das Publikum“, schildert Sojor. Ein Höhepunkt ihrer Karriere bildete dabei ein von ihr choreografierter und getanzter ökumenischer Gottesdienst, bei dem sie neben den liturgischen
Gesängen auch das Vater Unser tanzte. „Das war irre, der Sänger hat gesungen und ich habe getanzt – ansonsten gab es keine Musik“, schwärmt Sojor. Doch trotz allen Stresses nimmt sie sich einmal im Jahr eine Auszeit und fährt für einige Wochen nach Sevilla. Dort trifft sie immer auch einen professionellen Flamencolehrer. „Dieses Jahr habe ich es sogar geschafft, eine ganze Choreografie einzustudieren“, erzählt Sojor. In Sevilla, der Stadt des Flamencos, besucht sie auch in kleinen Hinterzimmern die verschiedensten Konzerte. „Das sind kleine Räume, in denen meist ein Gitarrist, ein Sänger und eine Tänzerin auftreten.“ Die gebürtige Kielerin tanzt fast schon ihr ganzes Leben den Flamenco. Schon als sie ein kleines Mädchen war, habe sie bei Besuchen ihrer Großmutter in Spanien Flamenco-Konzerte gesehen. Als 1980 die erste Flamenco-Schule in Kiel eröffnet wurde, war die damals 16-Jährige eine der ersten Teilnehmerinnen, die sich dort anmeldeten. Schon zwei Jahre später zog sie nach Berlin, um dort in einer richtigen
Ana Sojor gibt Tanzunterricht im mecklenburgischen Zernin. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
TANZ Flamencoschule, der „Etage“, Unterricht zu bekommen. Ana Sojor hatte unter anderem auch eine Ausbildung an der Flamencoacademie ‘amor de dios’ in Madrid bei Ciro, Carmen Cortés, Manolete... und an der ‘academia de baile’ in Sevilla bei Manolo Marin.
Ana Sojor hat neben Orten in Deutschland und Europa schon in den USA Flamenco getanzt und dort ein eigenes Tanzstudio eröffnet. „Dort habe ich Flamenco-Unterricht gegeben und bin mit einigen Schülern auch aufgetreten“, erinnert sie sich. Nach zwei Jahren kehrt sie jedoch nach Deutsch-
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land zurück – mit nur einem Koffer und einer Reisetasche mit ihren Tanzutensilien. Nach einer Weile des Wieder-Einlebens eröffnet sie ein eigenes Flamenco-Studio in Hamburg. Hier übt sie mit eigenen Tanzgruppen den spanischen Tanz und gibt auch noch Privatunterricht. Doch seit 2003 lebt sie mit ihrem Lebensgefährten in Zernin. In einem Tanzraum, dessen Wände mit Spiegeln verkleidet sind, gibt sie dreimal pro Woche Flamenco-Unterricht. Die Tänzerin könnte sich auch wieder vorstellen, ihre Tanzschule zu vergrößern. „Aber nur, wenn ich merke, dass noch eine höhere Nachfrage nach Flamenco besteht.“ Und dann würde sie sogar gerne einen „Schulzweig“ in eine Großstadt wie Schwerin verlagern. Text und Fotos: Nadine Schuldt
GENUSS
Ein
Buffet für zehn Personen?
Harald Quaß vom Best Western Seehotel Frankenhorst setzt auf kulinarische Vielfalt
Weihnachten, Jahreswechsel, Geburtstage und Jubiläen – dazu lädt man gerne Gäste ein. Doch was solls zu Essen und zu Trinken geben? Diese Frage bereitet mancher Hausfrau schlaflose Nächte und etliche stressige Tage, an denen sie mit Einkaufen, Kochen und Backen beschäftigt ist. Denn Canapées, Kartoffelsalat mit Würstchen und so manche Suppe gehören mittlerweile eher zu den Langweilern, weil sie auf fast keinem Empfang oder einer Feier fehlen. Es soll schon etwas Besonderes sein, womit die Gaumen der Verwandten, Freunde, Geschäftspartner und Nachbarn gekitzelt werden und was ihnen auch reichlich Komplimente für den Gastgeber entlockt. 16
Ein Buffet für zehn Personen – da braucht man eine Menge guter Ideen, um den Geschmack möglichst vieler zu treffen. Chefkoch Harald Quaß vom Best Western Seehotel Frankenhorst hat für die delüx-Leser einige Gaumenfreuden zusammengestellt, mit denen man bei seinen Gästen bestimmt gut ankommt und aufgeschrieben, was auf den Einkaufszettel muss. Und noch etwas: Köchin oder Koch müssen nicht in der Küche stehen, während die anderen feiern. Alle ausgewählten Gerichte und Snacks lassen sich in Ruhe vorbereiten. Wer möchte, kann das Buffet natürlich mit seinen hauseigenen Spezialitäten ergänzen.
Kartoffelsuppe mit Apfelchutney • 800 g mehlig kochende Kartoffeln • 600 ml Brühe • 50 g Möhren • 50 g Lauch • 50 g Sellerie • 150 ml Sahne • Salz / Pfeffer • 1 EL grober Senf • 500 g saurer Apfel • 100 ml Apfelsaft • 20 g Zucker • 50 ml süße Chilisauce
Tortellinisalat • 500 g Tortellini • 180 g Zucchini • 3 Tomaten • 1 gelbe Paprika • 50 g Kürbiskerne • 50 g Pinienkerne • Balsamico bianco und Pflanzenöl nach Geschmack • Salz / Zucker • 3 Blatt Basilikum
Text und Fotos: Christine Mevius
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GENUSS
Gefüllte Tomaten mit Frischkäse • 10 Tomaten • 800 g Frischkäse • 2 EL Honig • Thymian, Rosmarin • Salz / Pfeffer
Bruscetta • 1 Vollkornbaguette • 1 Baguette • 3 Tomaten • 200 g Parmesan • 30 ml Olivenöl • 1 Bund Petersilie • 50 g Oliven
Hähnchenspieße • 600g Hähnchenbrust • 20 Weintrauben • 20 kleine Champignons • 50 ml süße Chilisauce zum Marinieren Salz, Pfeffer • 20 Holzspieße
Wraps mit Pute und Lachs • 6 Wraps • 300 g Putenbrust, geräuchert • 300 g Räucherlachs • 1 Kopf Eisbergsalat • Gurke • 2 Tomaten • Möhre • 100 g Sojasprossen • 50 ml Honig-Senfsauce • 50 ml Cocktailsauce
Medaillons vom Rind, Kalb und Schwein auf Rahmchampignons • 1 kg Rinderfilet • 1 kg Kalbsfilet • 1 kg Schweinefilet • Salz / Pfeffer zum Würzen • 10 Scheiben Bacon zum Binden • 2 kg Champignons • 100 g Zwiebeln • 150 ml Sahne • 1 Bund Petersilie
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Zitronengras-Garnelenspieß • 20 Garnelen • 20 Zitronengrasspieße • Olivenöl zum Anbraten • 1 Knoblauchzehe
Tiramisu • 400 g Löffelbiskuit • 250 g Mascarpone • 60 g Zucker • 100 ml Espresso • 20 ml Eierlikör • 20 ml Kahluah • Kakaopulver zum Abstäuben
Und als Party-Getränk verschiedene Caipirinhas... Orangen-Caipi • 1 Orange • 3 Barlöffel Rohrzucker • 2-3 cl Orangensaft • 5 cl Pitu oder Cachaca • evtl. Grenadine zum Färben • Crushed Ice
Möglich ist auch Kiwi-Caipi oder Ananas-Caipi. Alle Zutaten pro Glas. Nicht vergessen: jeweils zwei dickere Trinkhalme.
Geschäftsführerin Petra Schmidt und Harald Quaß wünschen den delüx-Lesern gutes Gelingen und ein erfolgreiches Jahr 2011.
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GENUSS
Sushi mal anders Ein süßer Genuß: Sushi von Antonio.
Für die einen ist es nur eine Ausrede, für andere wissenschaftlich bewiesen: Schokolade macht glücklich! Und gerade jetzt, in dunkler Jahreszeit greift so mancher zur Tafel in Lila oder auch der mit dem Mohren oder, oder, oder…. Wer aber etwas Besonderes, Außergewöhnliches genießen möchte, der sollte nicht in den Supermarkt gehen, um glücklich zu werden. DIE Adresse für hochwertige Schokolade ist die Erste Schweriner Schokoladenmanufaktur im Großen Moor. Hier kreiert der einzige Schokolatier der Landeshauptstadt süße Variationen der Extraklasse.
Ingwer, mit Erdbeeren. Im offenen Schrank steht Schokoladenlikör, auch Grappa mit Schokolade findet der Genießer hier. Dazu kommt Marzipan – natürlich auch selbst gemacht. Kuchen steht in der Auslage, und dass es einen hervorragenden Kaffee dazu ebenfalls gibt, ist bei einem italienischen Konditor wohl selbstverständlich. Wer lieber ein Glas Wein genießen möchte – bitte sehr! Ein roter und ein wei-
ßer stehen zur Auswahl.„Natürlich aus ökologischem Anbau“, betont Antonio. „Die machen keine Kopfschmerzen!“ Im Sommer bietet Antonio selbst gemachtes Eis an und wer die ganz besondere Hochzeitstorte haben möchte, ist im Großen Moor genau richtig. Zum Schweriner Stadtjubiläum gab es ein Spezialangebot. Eine Tafelschokolade mit mecklenburgischen und europäischen Trockenfrüchten.
Antonio wäre aber nicht Antonio wenn ihm nicht ständig etwas Neues einfallen würde. Seine neueste Kreation: Sushi! Nicht Fisch und Reis – Marzipan und Schokolade sind die Zutaten. Aber Vorsicht – die kleinen Köstlichkeiten machen süchtig!! Und glücklich! „Ich verarbeite nur edle Zutaten“ sagt Antonio. „einiges kommt
Seit 15 Jahren lebt Antonio Lecce in Schwerin. Aus Apulien, dem „Absatz“ der Apenninhalbinsel, wurde er nach Mecklenburg gebeten, um Köche in einem italienischen Restaurant anzuleiten. Mehrere berufliche Stationen später wirkt der freundliche gelernte Koch, Bäcker und Konditor jetzt in der Schokoladenmanufaktur. Hier beweist er seine große Kreativität. Denn was Antonio, wie ihn alle nennen, in seinem Café anbietet ist, anderswo nicht zu finden. Die Rezepte entwickelt er selbst und die haben es in sich. Schokolade mit Chili, mit Espressobohnen, mit
Antonio - einziger Schokolatier in Schwerin.
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GENUSS
direkt aus Italien, anderes bekomme ich von einem Spezialhändler aus Hamburg.“ Aber auch aus Belgien und Frankreich bezieht der Schokoladenkünstler seine Ausgangsprodukte. „Nur mit allerbesten Zutaten kann ich sehr hochwertige Waren herstellen“. Wer möchte, kann das sogar
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selbst ausprobieren. „Ich biete Pralinen- und Patisserieseminare an.“ Wie muss Kuvertüre temperiert werden, wie kocht man Trüffelmasse, wie kann ein ganz besonderes Dessert gezaubert werden? In der Ersten Schweriner Schokoladenmanufaktur kann das jeder Interessierte
lernen. Und „seine“ Schokolade kreieren. Von Antonio gibt es weiße, Vollmilch- oder Bitterschokolade, die weiteren Zutaten bestimmt der Kunde selbst. Antonio steht in seinem Laden und rührt in einem großen Wärmebehälter mit Schokoladenrohmasse. „Ich will ein paar Rezepte
ausprobieren.“ Denn 2011 soll es wieder neue, süße Verführungen geben. Man darf gespannt sein. Sicher ist aber, es wird wieder etwas Besonderes. Sonst wäre Antonio nicht Antonio. Text und Fotos: Gert Steinhagen
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PROMINENT
Ich esse meine Suppe nicht Bei Angelika Gramkow unter den Topfdeckel geschaut
Nein, beneiden kann man die Schweriner Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow wahrlich nicht. Leere Kassen in der Landeshauptstadt, die für ein Stadtobligatorischen oberhaupt Anfeindungen der Opposition und das bei geschätzten 70 Arbeitsstunden in der Woche. Man möchte meinen, bei diesem Pensum bleiben Genuss, Entspannung und kulinarische Erholung auf der Strecke. Doch da belehrt einen Angelika Gramkow eines Besseren. „Das Familienessen am Sonntag hat Tradition und daran wird nicht gerüttelt.“
Deftig muss es sein Meistens bleibt von dem Sonntagsessen noch etwas übrig, so dass in den Tagen danach oftmals Reste-Essen angesagt ist. Vor allem deftig muss es sein, wenn bei den Gramkows gekocht wird. Kommt die Tochter mal zu Besuch, dann gibt es deren Lieblingsessen: Schichtkohl. Das klingt alles nach gut bürgerlicher Küche. Wenn da nicht die Sache mit den Suppen wäre.
Suppentrauma Angelika Gramkow isst keine Suppe. Gleichgültig ob Kürbissuppe, Hühnerbrühe oder Fischsuppe. Suppe geht gar nicht. „Meine Mutter war eine sehr gute Köchin und das hat man mir in meiner Jugendzeit auch durchaus angesehen. Als ich von Zuhause auszog, habe ich mir geschworen, nur noch das zu essen, was ich mag. Und seitdem esse ich keine Suppe mehr“, gesteht die Oberbürgermeisterin. Aus dem Eintopf fische ich immer nur das Dicke raus, das Dünne bleibt übrig.“ Bei der Suppe bekommt ihr Mann dann Nachschlag, sie nimmt dafür lieber zweimal Nachtisch.
Eis zu jeder Jahreszeit Natürlich wird die Politikerin auch damit konfrontiert, dass sie bei vielen Veranstaltungen auftreten muss, bei denen das kalte Buffet selbstverständlich ist. Das genießt sie aber auch mit gemischten Gefühlen. „Die pappigen Brötchen lasse ich links liegen, aber wenn das Buffet unter einem guten Thema steht, greife ich auch gerne zum Mozzarella.“ Ganz oben auf der internen Beliebtheitsskala steht aber selbstgebackener Kuchen und Eis. „In jeder Geschmacksrichtung und zu jeder Jahreszeit.“ Vor ihrer Zeit als Oberbürgermeisterin, als der Tag noch ein paar weniger Arbeitsstunden hatte, hat Angelika Gramkow auch mal das eine oder andere Gericht aus einer Kochshow nachgekocht. „Aber nicht diesen Kram, wo nur ein kleiner Klecks auf den Teller kommt.“ Wie gesagt, deftig muss es sein. Gutes Essen spielt auch im Freundeskreis der Oberbürgermeisterin eine wichtige Rolle. „Wir schenken uns schon seit Jahren gegenseitig nichts mehr zu den Geburtstagen, sondern laden uns lieber zum Essen ein. Dann kann man auch mal etwas Neues ausprobieren.“ Ruhe in der Kneipe Wenn es mal sehr stressig ist und die Oberbürgermeisterin beim besten Willen keine Lust mehr hat, sich abends hinter den Herd zu stellen, dann trifft man sie auch schon mal beim Chinesen oder im Fischrestaurant am Großen Moor in Schwerin. Oder einfach auch in ihrer Lieblingskneipe, dem Freischützen am Ziegenmarkt. „Da lassen mich die Leute auch in Ruhe, weil sie wohl sehen, dass ich auch nur meinen Feierabend genießen will.“
Text/Foto: Christian Moeller
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Das Hochprozentige
Fachgeschäft
mit Mecklenburger Spezialitäten Für Liebhaber edler Spirituosen und für stilvolle Geschenke gibt es in Schwerin ein Fachgeschäft, das nun um köstliche Mecklenburger Spezialitäten ergänzt und im Präsentationsstil erweitert wurde. In der Schlossstraße 21 bietet das „Gut Schwechow“ eine runde Vielfalt für anspruchsvolle Genießer. Hochwertige, preisgekrönte Spirituosen, leckere Konfitüren, Wurstwaren aus eigener Jagd, Sanddorn-Spezialitäten, feinste Schokoladen, Pralinen und Süßwaren. Weitere Mecklenburger Spezialitäten sollen noch schrittweise hinzukommen und ein Besuch im Fachgeschäft für Mecklenburger Spezialitäten lohnt sich allemal: für den eigenen Genuss oder auf der Suche nach exklusiven Geschenken regionaler Herkunft. Die Schwechower Obstbrände, Geiste und Liköre sind durch die erreichte hohe Qualität überregional bekannt, denn jedes Jahr erhalten viele Schwechower Brände und Liköre Gold- und Silbermedaillen anerkannter Fachjurys. Die Schwechower Flaschen können nach Ihren Angaben mit einer Gravur versehen werden. In stilvollen Verpackungen sind Schwechower Edelspirituosen ein hochwertiges Geschenk für anspruchsvolle Genießer. Probieren Sie einmal einen besonderen Brand oder einen aromatischen Likör. Nur Versuch macht klug: Sie sind herzlich eingeladen in der Schlossstraße bei einer Verkostung Ihren eigenen Schwechower Favoriten zu küren. Fachlich versierte Beratung und ein schönes Ambiente ist inklusive. Die Flaschen werden auf Wunsch MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
C H OANZEIGEN E W W H E C R S Gutes vom GUT SCHWECHOW
graviert. Stilvolle Flaschen und elegante Verpackungen verleihen der hochwertigen Qualität eine angemessene Würde. Auch der Edelste aller Schwechower Brände hat seinen Platz im Schweriner Ladengeschäft eingenommen. Die „Platinum-Serie“ krönt die erfolgreiche Spirituosenreihe der Mecklenburgischen Gutshof-Brennerei. „Platinum“
ist die höchste Auszeichnung die ein in Schwechow abgefüllter Brand erreichen kann. Für „Platinum“ werden nur ganz speziell ausgewählte Früchte verarbeitet. Zur Auswahl stehen Hagebutte, Vogelbeere, Wildkirsche und Speierling. Früchte mit einem außergewöhnlichen Aroma für einen bemerkenswerten Brand in einer kunstvoll mundgeblasenen Flasche. Jede Flasche dieses Gold-prämierten Brandes ist für sich ein Unikat und wird eigens nur für „Platinum“ handgearbeitet hergestellt. Die fruchtigen Schwechower Konfitüren und die leckeren Wurstsorten sind reine Naturprodukte, die noch wie zu Omas Zeiten ohne Konservierungsoder Farbstoffe und natürlich ohne Geschmacksverstärker von Hand hergestellt werden. Eine
große Auswahl an Sanddornprodukten, die mit ökologisch angebautem Sanddorn aus der Region hergestellt werden, runden das vielfältige Angebot von Naturprodukten ab. Für die Gesundheit bietet das Schweriner Fachgeschäft Schwechower Noni Frühstücksdrink mit der Naturkraft aus zwei Kontinenten an. Über die Gesundheitswirkungen der exotischen Frucht sind schon viele Bücher geschrieben worden, da Noni über ganz besondere Eigenschaften verfügt. Informieren Sie sich im Schweriner Fachgeschäft. Gutes vom Gut Schwechow Schauen Sie doch einmal rein: Schlossstraße 21 in Schwerin. Andreas Vones Fotos: www.av-verlag.de
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ESSEN & TRINKEN
Von der Amphitrite zum Poeler Dampfer Wie der Labskaus nach Wismar kam „Du kochst doch so gerne, macht Dir bestimmt Spaß, mal 30 Leute zu bekochen.“ Mit diesem Satz ihres heutigen Ehemannes begann für Ingrid Töws-Gehrke ein zweites Berufsleben. Das war 1987. Ihr Mann Mathias war damals ehrenamtlicher Maschinist auf dem 1887 gebauten Dreimast-Gaffelschoner „Amphitrite“, einem Schiff des Deutschen Jugendwerks zur See. Und für eine Überführungsfahrt von Bremerhaven nach Hamburg, wohin das frühere Filmschiff der Serie „Graf Luckner“ für eine Ausgabe der „Aktuellen
Schaubude“ gerufen worden war, bedurfte es eines Smutjes. Labskaus oder Gulasch waren die Alternativen, die sich die Crew von der Kombüsennovizin gewünscht hatten. Die Hamburgerin nahm die Herausforderung an, entschied sich für das Seemannsgericht und ließ sich, überrumpelt vom NDRKamerateam, auch noch bei den ersten eigenen Dreh- und Wendeversuchen in der klitzekleinen Schiffsküche filmen. Die Eltern sahen sich wie immer die „Schaubude“ an und konnten nicht glau-
Seit 1897 finden die Gäste des „Zägenkrogs“ hinter diesen Stufen gute Getränke und Speisen. Das Bullauge verrät schon, dass die Restaurantmannschaft ein Faible fürs Maritime hat.
ben, dass die Schiffsköchin auf dem Bildschirm ihre Tochter sein könnte. Von der Ähnlichkeit wären sie allerdings verblüfft gewesen, gestanden sie später.
Eine eingeschworene Anhängerschaft hat die „Kajüte“, einem kleinen, sehr maritimen Eckchen des Traditionsgasthauses „To’n Zägenkrog“. Wer hier mit Freunden, Kollegen oder Geschäftspartnern essen oder feiern will, sollte reservieren!
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Das Abwerbungsangebot des begeisterten Produktionsleiters, in die NDR-Kantine zu wechseln, lehnte die damalige Personalchefin eines großen Unternehmens dankend ab. Allerdings verbrachte die passionierte Köchin von nun an ihre Freizeit in der Kombüse des Traditionsseglers „Amphitrite“. Im Winterhalbjahr hatte sie das Kombüsenkommando auf dem „Clipper“-Stützpunkt namens „Mississippi“ in Hamburg-Harburg inne. „Mach doch ein Restaurant auf, Du kochst doch so gut“, hörte Ingrid Töws-Gehrke immer öfter, inzwischen in der Klinikleitung eines Herzzentrums tätig. Doch erst Jahre später sollte sich eine Gelegenheit ergeben. Damals hatten
die Gehrkes dann Mecklenburg und die Insel Poel im Speziellen für sich entdeckt. 1994 entdeckten sie die Insel Poel zufällig auf der Fahrt zu einem Wochenendaufenthalt auf Rügen. Statt nach Rügen zu fahren, blieben sie einfach auf der Insel in der Wismarbucht. Drei Jahre später verlegten sie ihr Boot von Finkenwerder nach Kirchdorf. Und nachdem das Vereinshaus des Segelclubs Insel Poel längere Zeit ohne Gastronomie geblieben war, übernahmen die beiden kurzentschlossen die Brücke auf dem „Poeler Dampfer“. Trotz des Engagements am Zentralhafen behielten aber beide ihre Jobs. Mathias in Hamburg und Ingrid wechselte nach Lübeck, um an den Abenden für die Gäste da sein zu können. Die „Dampfer“-Crew setzte die Vorgaben der Chefin so gut um, dass MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
ESSEN & TRINKEN stehen nicht nur viele prominente Namen, sondern auch nette Komplimente“, sagt die Gastgeberin. „Nur wenn jemand das, was er macht, mit viel Liebe macht, dann hat es Hand und Fuß“, zitiert die 58Jährige einen Eintrag, den sie zum Motto der ganzen Dampfer-Mannschaft machte: „Das sind übrigens vier Köche, vier Restaurantfachkräfte, unsere gute Fee fürs Reine und ich!“
Im rustikalen „Krug“, dem Gastraum mit Aussicht auf Wismars Frische Grube, sind aber die Kieselwände und die gebrannten Relieffliesen die eigentlichen Blickfänger.
das kleine und recht versteckt liegende Restaurant rasch zum Geheimtipp auf der Insel wurde. Vor allem ihre Philosophie, möglichst Ware und vor allem frischen Fisch aus der Region zu verarbeiten, fand Freunde. Ingrid Töws-Gehrke setzte alles auf eine Karte: Handarbeit und Qualität. Im „Poeler Dampfer“ werden keine Convenience-Produkte verwendet, mit Ausnahme des Currys werden alle anderen Gewürze selbst gemischt, Soßen sind Eigenarbeit. Es gibt auch keine Fritteusen und keine Konvektomaten; dafür mehr Zeit für die Vorfreude auf das Essen, denn wer im „Dampfer“ ordert, muss wissen, das alles jetzt
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und nur für ihn frisch zubereitet wird. Die Gäste dankten es der Hamburgerin schon auf Poel. Und seit ein paar Jahren auch in Wismar. Am Wismarer Ziegenmarkt, einen Steinwurf vom Alten Hafen entfernt, fand der „Poeler Dampfer“ einen neuen Heimathafen. Nach fünf Jahren war der Pachtvertrag seitens des Segelclubs Insel Poel nicht verlängert worden, doch wie das Leben so spielt, stand gerade die Traditionsgaststätte „To’n Zägenkrog“ zum Verkauf. Die Gehrkes schlugen zu, renovierten allumfassend, richteten Appartements überm Restaurant ein, und gewannen schnell eine neue Stammkundschaft. Dazu gehören ebenso die Schauspieler und Mit-
arbeiter der SOKO Wismar, die nicht nur die kulinarischen Vorzüge zu schätzen wissen. Seit Jahren sind während der Drehperioden die Wohnungen an die TV-Polizisten vergeben. Sowohl Stammbesucher als auch Bewohner Poels und des Salzhaffs blieben dem „Dampfer“ auch treu. „Der Feinschmecker“ kürte das Restaurant mit dem schwierigen Titel „Poeler Dampfer im Traditionsgasthaus To’n Zägenkrog“ kürzlich zu einem der 100 besten Fischrestaurants Deutschlands. Das freut die Chefin, und man sieht es der Quereinsteigerin auch an, aber die Wertschätzung ihrer Stammgäste ist ihr noch viel wichtiger. „Im Gästebuch
Wenn man etwas aus der liebevoll zusammengestellten Karte empfehlen kann, ist da zuerst der „Dorsch unter Kartoffelkruste“ zu nennen. Der wird nämlich durch die insgesamt fünfzehn zur Wahl stehenden und natürlich selbstgemachten Soßen zu einer kulinarischen Entdeckungsreise, die von der Landesregierung mit einer Aufnahme in den Siegerkatalog „MV Essen & Trinken“ belohnt wurde. Wer sich übrigens den Weg nach Hamburg ersparen will (was dem Nachhaltigkeitsgedanken der „Dampfer-Kapitänin“ entgegen kommen würde) und trotzdem einen leckeren, selbstgemachten Labskaus genießen möchte, sollte eine schmackhafte Kurzreise auf dem Poeler Dampfer buchen. Geöffnet sind Restaurant und Gaststätte täglich ab elf Uhr. Weitere Informationen und Kontaktdetails gibt es unter www.ziegenkrug-wismar.de. Ach so, auf Rügen, wo die Reise 1994 ursprünglich hinführen sollte, waren die Gehrkes bis heute nicht… Text und Fotos: Beluga Post
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TREFFPUNKT
Hüttenfeeling am Pfaffenteich
Die Keilerhütte bietet zahlreiche Spezialitäten
In Dirndl und Lederhosen 19 heiße Cocktails stehen auf der Karte. Dazu noch jede Menge alpenländische Schmankerl, die das richtige Hüttengefühl aufkommen lassen. Doch damit nicht genug: Auch die Bedienung in der „Keilerhütte“ ist ganz auf Bayern getrimmt. Dirndl und Krachlederne sind da selbstverständlich.
Schwerin ist nun mit Sicherheit nicht der Mittelpunkt der gastronomischen Welt, doch haben sich in den vergangenen Jahren immer wieder findige Gastronomen hervorgetan, um ihren Gästen Besonderes zu bieten. Die Idee einer Skihütte im flachen Mecklenburg scheint da auf den ersten Blick schon etwas schräg zu sein. Doch der Erfolg gibt Donald Wieck, dem Geschäftsführer des Bolero am Schweriner Pfaffenteich, Recht. 25 Sorten Glühwein Wenn der letzte Stand auf dem Weihnachtsmarkt geschlossen ist, wird es schwierig in der „Keilerhütte“ noch einen Platz zu kriegen. Denn dort geht die weihnachtliche Party weiter. Der Glühwein – in der „Keilerhütte“ gibt es ihn in 25 verschiedenen Varianten – tut sein übriges, dass zwischen Wildfremden schnell Gespräche entstehen und die Stimmung ausgelassen und fröhlich ist. Liegt es daran, dass den Schwerinern das Hüttenfeeling des Gebirges so fehlt? Oder ist es 24
Bayerisches Flair am Schweriner Pfaffenteich, heiße Getränke zur kalten Jahreszeit in der Keilerhütte.
eigentlich egal, in welchem Ambiente die Party steigt, Hauptsache der Glühwein steht auf dem Tisch? Für Donald Wieck hat der Erfolg der „Keilerhütte“ Gründe: „Es ist die Vielfalt des Ange-
bots, das die Gäste an der Keilerhütte schätzen.“ Neben den zahlreichen Angeboten des veredelten Glühweins sind es die anderen Spezialitäten, die das Besondere ausmachen.
Dass Donald Wieck immer wieder für eine ausgefallene gastronomische Idee gut ist, hat sich in der Landeshauptstadt inzwischen rumgesprochen. Mit der „Keilerhütte“ hat er den Nerv der Winterzeit zu 100 Prozent getroffen. Noch bis zum 15. Januar ist die „Keilerhütte“ in diesem Winter geöffnet. Dann ist Weihnachten zwar schon ein paar Wochen vorbei, aber man kann weiter das Hüttenfeeling genießen und sich schon mal auf den kommenden Sommer freuen. Dann wird es im Beach-Club des Bolero heiß genug, dass niemand mehr den Glühwein braucht. Christian Moeller MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
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Rumliebhaber
Ernest Hemingway war einer und viele Karibik-Urlauber sind es auch. Aus der Barszene ist Rum nicht mehr wegzudenken. Viele der besten Cocktails werden unter Verwendung von Rum gemixt. Cuba Libre, Mai Tai oder Pina Colada sind beliebte Klassiker in jeder guten Bar. Was ist das für eine Spirituose, die in uns wie keine andere Urlaubsfeeling, Sonnenschein, sanftes Meeresrauschen und Entspannung assoziiert? Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1661 in Jamaica. Seinen heutigen Namen Ron oder Rum erhielt er dann ein paar Jahre später, 1667. Heute wird Rum in vielen Ländern der Erde destilliert, die alle eine Gemeinsamkeit haben. Sie befinden sich im sogenannten „Zuckerrohr-Gürtel“, jeweils nördlich und südlich des Äquators. Zuckerrohr ist nämlich der Ausgangsstoff für die Rumherstellung und dafür verantwortlich, dass Rum eben mehr oder weniger – aber immer angenehm – süß ist. Die Herstellung von Rum erfolgt nach dem gleichen Prinzip wie bei vielen anderen Spirituosen auch. Eine Maische wird durch Hefezusatz fermentiert und die dabei entstandene schwach alkoholische Flüssigkeit dann in einer Brennblase destilliert. Warum schmeckt Rum aber so besonders? Im Gegensatz zum verwendeten Getreide bei der Herstellung von Whisky oder Wodka bringt das Zuckerrohr bereits eine natürliche Süße mit sich. Die besten Rums, wie zum Beispiel Ron Zacapa oder Botran Solera 1893 aus Guatemala, werden direkt aus frischem Zuckerrohrsaft destilliert. Häufig stellt man daraus zuerst Melasse her, aus der dann der Rum gebrannt wird. Der Zuckerrohrsaft wird dabei durch Kochen eingedickt bis der Zucker darin mit der Kristallisation beginnt. In Zentrifugen trennt sich das restliche Wasser von der Zuckermasse und das dickflüssige Konzentrat, Melasse genannt, entsteht. Wieder mit Wasser verdünnt und Hefe versetzt, wird in riesigen Maische-Bottichen eine schwach alkoholische Flüssigkeit gebraut, die dann in Brennblasen destilliert wird. Der eigentliche Rum ist damit fertig, aber noch nicht gut genug, um seinen Weg in die Gläser dieser
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Welt anzutreten. Eine mehr oder weniger lange Reifezeit ist vonnöten, um die Feinheit seines Geschmacks auszuprägen. Die erfolgt bei billigem Rum meist in Edelstahltanks und bei besseren und vor allem den guten in Eichenfässern. Das warme Klima sorgt dafür, dass der Rum deutlich schneller reift als andere Spirituosen in unseren nördlichen Gefilden. Für weißen Rum wird dieser durch einen Aktivkohle-Filter geleitet. Zum Mixen gedachter brauner Rum wird vielfach mit Karamel eingefärbt. Wirklich guter Rum erhält seinen Farbton jedoch durch jahrelange Lagerung in Eichenfässern, die vor allem auch für die Weichheit des Getränks sorgt. Beim Probieren merkt man sehr schnell, dass es deutlich unterschiedliche Qualitäten gibt. Nicht jeder Rum ist zum Pur-Trinken geeignet und gedacht. Ein erstes und ganz einfaches Indiz ist der Alkoholgehalt. Er sollte mindestens 40 Volumenprozent betragen. Darüber hinaus kann man natürlich auch den Fachmann oder die Fachfrau fragen. Oliver Beirow und Susan Drexler von Whisky & more aus der Schweriner Schelfstadt kennen sich aus mit vielen Sorten aus diversen Ländern der Erde. Kein Wunder, denn in den Regalen der Spirituosenspezialisten warten mehr als 50 verschiedene Rumsorten auf kleine und große Genießer. Nicht nur Rum aus den in unseren Breiten bekanntesten Rum-Ländern wie z.B. Kuba, Jamaica und der Dominikanischen Republik ist dort zu finden, sondern auch Abfüllungen aus Guatemala, Venezuela, Panama, von vielen kleinen karibischen Inseln und auch aus Gran Canaria oder Indien. Die Whisky & more-Empfehlung passend zur kalten Jahreszeit: Probieren Sie es doch mal mit einem Rumlikör in heißer Milch. Einfach etwas kubanischen Rumlikör „Legendario“ in ein Glas mit heißer Milch hineingeben, umrühren, fertig – lecker! Gelegenheit, eine vielleicht neue Welt in Sachen Genuss zu entdecken, gibt es zum Beispiel im nächsten Jahr bei einer Rumverkostung von Whisky & more. Aktuelle Veranstaltungstermine finden Sie auf der Internetseite www.whiskyandmore.com. 25
TREFFPUNKT
Wo Hopfen und Malz nicht verloren sind
Das Brauhaus in Vielank ist ein beliebter Treffpunkt in der Griesen Gegend.
„Hier fließt reinstes, feinstes Quellwasser aus 80 Meter Tiefe mit 7 Grad Härte – der Rohstoff all unserer edlen Getränke“, steht an einer Tafel im Kellergewölbe des Vielanker Brauhauses, das nach umfangreichen Sanierungsarbeiten zu einer in Mecklenburg nahezu ungewöhnlichen Attraktion geworden ist. Vor den riesigen Kupferkesseln im Brauhaus erklärt Restaurantleiter Detlef Hofmann einer Reisegruppe die Kunst des Bierbrauens, lässt die Gäste an Gerste und Hopfen schnuppern und anschließend – erwartungsgemäß – die verschiedenen Biersorten auch probieren. Dabei verweist er gerne darauf, dass für die Vielanker Produkte
nur beste Zutaten verwendet werden: Brauwasser aus der eigenen Quelle; Braumalz aus heimischem Braugerstenanbau; Hopfen aus dem traditionellen Anbaugebiet Tettnang (Bodenseekreis) und sogar die Brauhefe wird aus Reinzuchthefe im eigenen Betrieb herangezogen. Gebraut wird hier selbstverständlich streng nach dem deutschen Reinheitsgebot von 1516. Die Vielanker Brauerei versteht sich also bestens auf die Fortführung der traditionellen Braukunst. Ob Pils, Weizen, Dunkelbier oder Winterbock – es passt so einiges hinein in die wissensdurstige Gesellschaft. Doch das ist nur ein Klacks gegen das, was hier ansonsten durch die Kehlen
Im Kellergewölbe ist Platz für größere Gesellschaften.
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Fotos: C. Mevius (5)
fließt. Bis zu 1000 Liter Bier werden täglich in der Saison gezapft, wenn die Plätze in den verschieden Gasträumen, im Festsaal im Kellergewölbe und draußen im Biergarten belegt sind. „Wo ein Brauhaus ist, muss kein Backhaus sein“, ist von Hofmann am Ende des Rundgangs zu hören, als er mit seinen Gästen das Grillhaus betritt, in dem ein Koch gerade frischen Flammkuchen aus dem Ofen zieht. Auf dem Grillrost gegenüber brutzeln leckere Würste. Kein Wunder, dass man hier automatisch Appetit bekommt. In diesem Moment denkt wohl niemand mehr an Hofmanns Spruch, der besagt, dass man das bisschen, was man isst, auch trinken
könne. Die Versuchung, sich auf Würste und Flammkuchen zu stürzen, ist zu groß. Natürlich gibt’s frisch gezapftes Bier oder Fassbrause dazu – und jetzt im Winter sogar auch Glühbier – eine Spezialität des Hauses. Wer á la carte speisen möchte, wird schnell eine ganz besondere Spezialität entdecken: Auerochse! Kaum zu glauben, aber die riesigen zottligen Rinder, deren Fleisch einen leichten Wildgeschmack hat, wachsen prächtig auf 180 Hektar mecklenburgischen Weiden nach Bio-Richtlinien. Eine echte Gaumenfreude, die man hier in der Griesen Gegend wohl kaum erwartet. Natürlich gibt’s auch etwas zum Mitnehmen: Vielanker Biere in
Die Plätze am Tresen sind besonders beliebt. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
TREFFPUNKT
Hier wird nach dem Reinheitsgebot gebraut.
Fotos: Brauhaus (3)
den beliebten Bügelflaschen, an denen kaum ein Gast vorbeikommt, wenn er das Brauhaus wieder verlässt. „Außerdem haben wir Treberbrot, Kekse, köstliche Fassbrause aus eigner Produktion und selbstverständlich Vielanker Quellwasser“, empfiehlt Detlef Hofmann, als der Rundgang durch das Vielanker Brauhaus zu Ende geht. Rund 100 Reisegesellschaften, die in Bussen angefahren kommen, führt der Restaurantleiter jeden Monat auf äußerst unterhaltsame Weise durch das Vielanker Brauhaus. Einige sind „Wiederholungstäter“ und wissen genau, worauf sie sich freuen dürfen. In jedem Fall auf besonderes Bier, leckeres Essen, gute
Unterhaltung und tolle Erlebnisse in der eigentlich gar nicht so Griesen Gegend. Wer allerdings länger in dem kleinen Ort verweilen möchte, vielleicht weil er im Brauhaus eine Hochzeit oder einen Jahrestag feiert, findet im Brauhaus-Hotel Logis – sehr angenehm im bäuerlichen Ambiente. Von hier aus lässt sich auch sehr gut die nähere Umgebung erkunden, wie etwa das Landgestüt Redefin oder der Dömitzer Hafen im Naturpark Elbetal. Ein Abstecher nach Vielank lohnt sich natürlich auch für die Einheimischen. Auf keinen Fall sollten sie am 20. August 2011 das zweite Brauereifest – ein mecklenburgisches Spektakel der Sonderklasse verpassen.
Übrigens: Mitglied im Regionalmarketingverein MecklenburgSchwerin zu sein, ist für das Management des Vielanker Brauhauses fast eine Selbstverständlichkeit.„Wir sind in MecklenburgVorpommern und zeigen das auch! Das Wappentier unseres Bundeslandes ziert das Vielanker Brauhaus-Logo sowie alle Getränkeflaschen. Wir vermarkten unsere Produkte weit über die Landesgrenzen hinaus, prägen die Region und fördern den Tourismus. All dies sind die Ziele des Vereins, deshalb sind wir Mitglied und unterstützen die Aktivitäten“, sagt General Manager Rüdiger Spur.
Die alten Kessel im „Sudhaus“.
Christine Mevius www.vielanker-brauhaus.de Flammkuchen, eine Spezialität zum Bier.
Das „Grillhaus“ bietet Platz für Reisegruppen. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
Ländliches Flair im Brauhaus-Hotel.
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TREFFPUNKT
Kunst und Kuchen „Komm dann heut‘ nicht, komme morgen!“
Schon von außen betrachtet, lädt das Café Frieda mit Gemütlichkeit ein.
Ein Schaufenster des guten Geschmacks.
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Das Kunstcafé Frieda auf der Insel Poel ist etwas Besonderes. Seine Kundschaft auch. Kurz vor 14 Uhr, wenn das kleine Café in Oertzenhof üblicherweise öffnet, klingelt das Telefon. Eine Stammkundin ist am anderen Ende der Leitung und fragt nach dem Kuchenangebot des Tages. „Nein, an der nächsten Marzipan-Mohn-Torte sind wir gerade dran, die ist morgen wieder im Verkauf“, bekennt Kathy Gordon, die Inhaberin des Cafés. „Gut. Komm dann heut‘ nicht, komme morgen“, kündigt die Liebhaberin dieser speziellen süßen Leckerei an. Kathy Gordon schmunzelt:„Ja, so geht das hier inzwischen täglich. Weil wir unser Sortiment so abwechslungsreich gestalten, sind nicht immer alle Torten und Kuchen an allen Tagen im Angebot. Und da immer mehr Gäste ihre persönlichen Lieblingsnaschereien erkoren haben, greifen sie zum Telefon.“ Mit dieser Resonanz hatte die gebürtige Poelerin selbst (fast) nicht gerechnet, als sie vor einem
halben Jahr ihr kleines Kunstcafé eröffnete. Und wegen der verkehrsungünstigen Lage, verborgen und abseits der Straße zum Strand am Schwarzen Busch gelegen, prophezeiten nicht Wenige dem Projekt ein baldiges Ende. Aber Kathy Gordon und ihr Ehemann Andy glaubten an Konzept und Kundschaft. Im ebenerdigen Café hängen immer kleinere Zeichnungen und Malereien von verschiedenen Künstlern. Derzeit sind dort Holzschnitte von David Donovan zu sehen sowie Aquarelle, die ebenso besonders sind wie das Hobby der schaffenden Künstlerin. Ute Goltz nutzt für ihre feingliedrigen Werke Algen, die ihr auch sonst des Öfteren zwischen die Finger und die Zehen geraten, denn Ute Goltz feierte gemeinsam mit ihrem Mann Volkmar in diesem Sommer ihr 40jähriges Jubiläum als Rettungsschwimmerin auf der Insel Poel. Die Galerie in der oberen Etage wurde im Herbst erst modernisiert und wintertauglich gemacht.
Fotos: B. Post
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TREFFPUNKT
Kathy Gordon Bei gutem Kaffee und Kuchen lässt es sich sehr gut aushalten.
Hier bekommen Künstler, mal aus der Region, mal von weiter weg, ihren Raum, den sie mit ihren Bildern und Arbeiten bestücken können. Regelmäßig, meist in Abständen von sechs Wochen, locken die Vernissagen zahlreiche Kunstfreunde in das Haus mit der Adresse „Oertzenhof 4“. Das Geheimnis, wenn es eins gibt, ist die Kombination aus einem wohligen Ambiente in warmen Tönen und einer angenehmen Atmosphäre, die dann entsteht, wenn Gast und Gastgeber sich verstehen. „Es ist so einfach, die Menschen glücklich zu machen“, so die gelernte Restaurantfachfrau, die nach Jahren als Unternehmensberaterin wieder nach Poel zurückkehrte – und benennt echte Freundlichkeit und die Fähigkeit, auf Wünsche der Gäste eingehen zu können, als Wege zur beiderseitigen Zufriedenheit. Hinzu kommen die Kunst und – natürlich – der Kuchen. Was die zahlreichen Gäste im umgebauten Nebengebäude des Gutshauses täglich genießen, ist der vorläufige Höhepunkt einer alten Familientradition. Angefangen hat diese mit Elfriede Allary, der Großmutter von Kathy Gordon. „Meine Oma Frieda war als geborene Bauerntochter aus dem Ermland eine leidenschaftliche Bäckerin, Köchin, Gärtnerin und Gastgeberin. Ihr Name ist mir Inspiration und Verpflichtung“, beantwortet Kathy GorMECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
don die ungestellte Frage auf die Herkunft der Hausbezeichnung. Kathy Gordons Mutter nahm den Ball auf, verwöhnte ihrerseits Familie und Freunde mit Hausgebackenem und gab Talent und Rezepte schon an die junge Kathy weiter. „Doch Tradition ist nur dann lebendig, wenn sie sich weiterentwickelt“, meint die Oertzenhoferin. Überlieferten Familienrezepten ergeht es da nicht anders… Gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen Helga und Christine trieb die junge Unternehmerin die Evolution der Rezepte voran. Sanft modifiziert und variiert werden zum Beispiel die Sanddorn- oder
Setzte sich innerhalb eines halben Jahres mit der Idee vom Kunstcafé auf Poel durch.
Mandarinen-Schmand-Torte zu Kassenschlagern, die Milkatorte zum Publikumsrenner und der britische „Crumble“ mit Apfel und Eis, von der Poelerin von einer Insel auf die andere importiert, zum Geheimtipp der Saison. Ein Urlauberpaar bedankte sich bei Kathy Gordon zuerst persönlich, dann im Gästebuch des Cafés:„Café Frieda macht süchtig! In unserem 11-tägigen Urlaub auf der Insel Poel konnten wir keinen Nachmittag im Café Frieda auslassen. Wir waren begeistert von der tollen Gestaltung sowie den sehr leckeren Torten- und Kuchenkreationen.“ Und davon gibt es noch weit mehr als das oben
zitierte Paar Urlaubstage hatte. Wer selbst zwischen Kuchen und Kunst entspannen oder sich die jeweiligen Bilder einer Ausstellung (kostenfrei) anschauen möchte, kann dies üblicherweise an den Wochenenden jeweils von 14 Uhr bis 18 Uhr tun, aber auch in der Woche. Weitere Details über laufende und bevorstehende Ausstellungen sowie die aktuellen Öffnungszeiten findet man auf www.cafe-frieda.de. Das Mitbringen von Büchern oder Zeitschriften in das Kunstcafé ist übrigens kein Muss, aber für viele Stammgäste das typische Erkennungszeichen. Beluga Post
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TREFFPUNKT Neues aus dem ältesten Schweriner Weinhaus
Pächterwechsel im Weinhaus Uhle Seit dem 1. Oktober 2010 führt Ernst Matheis die Geschicke des ältesten Schweriner Unternehmens – des Weinhauses Uhle, das 1751 erstmals seine Türen öffnete. Der neue Inhaber war zuvor unter anderem in mehreren Schlosshotels in MecklenburgVorpommern tätig. Jetzt möchte der Hotelier das altehrwürdige Weinhaus in der Landeshauptstadt, das demnächst 260 Jahre alt wird, zu einem beliebten Treffpunkt derer machen, die mit allen Sinnen genießen. Mit einem völlig neuen Konzept und einem hoch motivierten neuen Team will Matheis seine Gäste überraschen. Neben einer modernen regionalen Küche, die für viele Geschmäcker genussvolles aus frischen Zutaten bietet, soll das Essen im Weinhaus Uhle ein Erlebnis für die Sinne werden. Tranchieren und Flambieren am Tisch, bester Service und angenehme Musik – „Essen als Event“ lautet nun ein Motto im ältesten Schweriner Weinhaus. „Tradition verpflichtet“, sagt Matheis, der unter anderem erreichen möchte, dass die Gäste wie früher, zu ganz besonderen Anlässen wie z. B. Hochzeiten und anderen Familienfeiern in das Weinhaus kommen. Außerdem werden sich demnächst tanzbegeisterte Senioren im Herzogensaal vergnü-
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Ernst Matheis geht mit viel Elan an die Umsetzung neuer Ideen, die er vom Keller bis zum Dach realisieren möchte.
gen können; und jeden zweiten Mittwoch sind Konzerte, auch für Jazz-Fans, geplant. Um den Service für auswärtige Gäste zu erweitern, will Ernst Matheis nun die freien Raumkapazitäten im Dachgeschoss und im Seitengebäude zu einem Hotel ausbauen lassen. Insgesamt 24 Zimmer in der Kategorie Vier-Sterne-plus sollen entstehen sowie ein kombinierter Konferenz- und Speiseraum mit Panoramafenstern und Dachterrasse von dem die Gäste einen
traumhaften Blick über die Altstadt haben werden. All das sind viel mehr als Visionen, die Matheis bis zum Frühjahr 2012 in dem denkmalgeschützen Gebäude realisieren will. Doch was wäre ein Weinhaus ohne Weinverkostungen? Auch daran hat Ernst Matheis gedacht und man darf gespannt darauf sein, welche auserlesenen Köstlichkeiten er seinen Gästen in der Weinwirtschaft kredenzen wird. Es gibt also viele gute Gründe, im Weinhaus Uhle, das der Tradition
verbunden und gegenüber neuem aufgeschlossen ist, einzukehren - ob in der Lounge oder in der Weinwirtschaft mit Bistro und Raucherlounge; im historischen Restaurant; im Herzogensaal, der Platz für größere Gruppen bietet; im Grünen Salon, der heute wie einst den Damen vorbehalten ist, im Ratsherrenzimmer oder im Bacchuskeller – das Weinhaus Uhle ist auch heute wieder ein beliebter Ort im Zeichen der Gastlichkeit. Text und Foto: Christine Mevius
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KREATIV
Filigraner
Filz
Wollgestalterin Margit Gubin schafft Kunstwerke, die erfreuen, kleiden, wärmen
Unter den geschickten Händen der Künstlerin entsteht ein Adventskalender, bei dem schon jede einzelne „Verpackung“ eine besondere Überraschung ist.
Die Steine, über die man in der Werkstatt von Margit Gubin stolpern kann, sind ganz ungefährlich, denn ihr Grundstoff ist Wolle. Auch die Wandbilder, der große grüne Baum, das zarte Ballkleid, die Hüte, Ringe, Schals, Stolen, Schuhe, Mützen, Puppen sind aus dem gleichen Material, das von der Wollgestalterin kunstvoll gefilzt und mit anderen Stoffen kombiniert wird. Sie beherrscht die
Jahrhunderte alte Technik so perfekt, dass dem Laien angesichts der filigranen Kunstwerke der Begriff Filz fast falsch vorkommt. Dabei ging die heute 46-Jährige einen langen Weg, bis sie „auf den Filz“ kam. Erst vor sechs Jahren fand Margit Gubin
Dekoratives für die Vase und wärmendes für die Füße.
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die Tätigkeit, mit der sie glücklich ist. „Ich habe in meinem Leben viele Dinge eingesammelt, um dahin zu kommen, wo ich nun bin“, erzählt sie. Sie war in einer Familie aufgewachsen, in der die Oma den Flachs vom eigenen Feld noch selbst verarbeitete, die Mutter sich für alle Handarbeiten begeisterte und damit auch die Tochter ansteckte, doch Margit Gubin studierte erst einmal Landwirtschaft, arbeitete in einer LPG, verkaufte Versicherungen, absolvierte Computerkurse, war in Verlagen in Wismar und Leipzig tätig. Ihr Talent für Handarbeiten nutzte sie nur für die beiden Kinder. Das änderte sich, als eine Freundin ihr Eierwärmer mit Zipfel schenkte. Aus Filz. „Das hat mich magisch angezogen“, sagt Margit Gubin. Sie probierte es selbst aus, besuchte Lehrgänge in der Hochburg des Filzens, im Bergischen Land und spürte: „Das ist meins. Früher hatte ich auch gemalt, aber ich fand mich nicht so gut. Jetzt ist es anders. Ich
bin zufrieden mit dem, was ich mache“, sagt sie. Ein Blick in ihre Werkstatt in der Schweriner Franz-Mehring-Straße 38 macht etwas neidisch: Ballen von Schafwolle in den Regalen, gekämmt oder als Vlies, grob und fein, natürlich und in den buntesten Farben, vom Merinoschaf bis zu Kaschmir, Angora und Alpakawolle. Das ist Grundstoff ihres Schaffens. Auf dem großen Arbeitstisch setzt sie ihre Ideen um zu Kunstwerken, die uns erfreuen, schmücken, wärmen. Sie beherrscht dabei alle Techniken vom Nass- bis zum Trockenfilzen. Während für ersteres Seifenlauge benötigt wird, arbeitet sie bei Letzterem mit der
Besondere Mützen und Hüte. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
KREATIV Nadel. Stich für Stich wird die Wollfaser zerstört, damit sie besser miteinander verbunden werden. So entstehen beispielsweise auch Puppen, mit denen sie schon Furore gemacht hat: Ihr Günter Netzer aus Filz brachte kranken Kindern zahlreiche Spenden ein. Margit Gubin färbt ihr Material gern selbst, lässt sich von entstehenden Verläufen inspirieren. „Filzen ist für mich wie Spielen“, sagt sie, „man kann es nicht 100prozentig pla-
Attraktiver großformatiger Wandschmuck.
nen, sondern muss sich überraschen lassen.“ Mit ihren Kunstwerken begeistert die Wollgestalterin viele Menschen, die sie nicht nur in ihrem eigenen, sondern auch in Geschäften in Güstrow, Malchin, Ros-
Fotos: Christine Mevius
tock und Aachen erwerben können. Von 12 bis 17 Uhr kann man zu ihr kommen, um zu kaufen, zu schauen oder sich in einem Kurs in die Kunst des Filzens einweihen lassen. Für 2011 plant Margit Gubin eine besondere Aktion in Schwerin.
„Seit Jahren beteilige ich mich an einer Aachener Kunstaktion, in der 100 Künstler 100 Kacheln gestalten, sie ausstellen und anschließend für einen guten Zweck versteigern. Das möchte ich auch in Schwerin verwirklichen.“ M. S.
Beliebtes Wohnaccessoire: Obst aus Filz.
Lustige Gestalten. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
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KREATIV
Wärmende Winterkunst
„Das Kontor“ in der Puschkinstraße 3
Draußen ist es früh schon dunkel, die Luft ist kühl bis sehr kalt. Winter. Doch wer in diesen Wochen ins Schweriner „Winterkaufhaus“ geht, ist weniger darauf aus, sich warme Sachen zum Überziehen zu kaufen. Hier sucht er oder sie Wärmendes für Herz und Seele. Und genau das bietet „Das Kontor“ in der Puschkinstraße 36 reichlich in seiner gegenwärtigen Ausstellung. .Wobei der Begriff Ausstellung nicht wirklich das Anliegen von Coco Radsack trifft, die dieses besondere Kunsthaus vor zwei Jahren eröffnete. Die Silberschmiedin wollte eigentlich nur einen Raum schaffen, in dem es zwischen den Menschen, die Kunst gebrauchen können, und denen, die sie herstellen, keine falschen Barrieren gibt. Kein Museum, auch keine Galerie, sondern ein Kunst-, ein Künstlerhaus. Eine Heimat für ihr „Kontor“ fand sie im ältesten Profanbau Schwerins. 1571 als Kaufmannshaus errichtet und 2008 mit viel Sensibilität restauriert, ist die alte Bestimmung aus der Renaissancezeit noch überall erkennbar: In der einstigen von uralten Holzbalken gestützten Handelsdiele findet sich die offene Feuerstelle der Küche, eine steinerne Treppe führt hinunter in den mit Feldsteinen gemauerten Keller mit seinem Tonnengewölbe. Der alte Brunnenschacht mitten auf der Diele erhält demnächst eine Verglasung. Im Obergeschoss befinden sich die lehmverkleideten Kammern der damaligen Bewohner. Dieses historische Ambiente nutzen Coco Radsack und ihre Mitstreiter, zu denen ihr Ehemann Birger, Ute Laux und Hanning Bruhn gehören, um auf ihre besondere, unaufdringliche Weise Kunst anzubieten. Überall im Haus stößt man auf Kunst und Kunsthandwerk aller Genres, an den Wänden, an der Decke, in Regalen, auf dem Boden, in der Werkstatt… 34
Die Arbeiten stehen nicht auf einem Podest, sondern fügen sich so ein, dass die Besucher nicht das Gefühl haben, durch ein Museum zu wandeln. Im Hintergrund wird gearbeitet, kein Wärter erhebt die Stimme, wenn jemand ein Kunstwerk anfasst, um es näher zu betrachten. Und das lohnt sich, denn vieles, was im Kontor zu sehen ist, hat Einmaligkeitswert. Die alte Mecklenburger Braunkeramik im Gewölbekeller beispielweise, die filigranen, aber trotzdem gemütlichen Möbel aus Sachalin-Knöterich, die kunstvollen Urnen, die Kollektion wilder Taschen oder die von Künstlern illustrierten Bücher. Nicht nur Touristen, sondern auch die Schweriner kommen gern, egal, ob sie ihrem Besuch von außerhalb ein besonders schönes Stück Landeshauptstadt zeigen wollen oder die Scherben der alten Porzellantasse für die Skulpturen von Ute Laux spenden möchten. „Wir freuen uns über jeden Gast, egal ob er etwas kauft oder nur schauen möchte“, sagt Coco Radsack. Die Silberschmiedin selbst findet der Gast im Kontor meist in ihrer Werkstatt, wo sie Schmuck gestaltet oder repariert. Wer ihr auf die Finger sieht, staunt über die alte Technik des Ziselierens, die sie ganz besonders liebt. Doch sehr viel Zeit für eigene Arbeiten bleibt ihr nicht, denn das Kontor hat mehr Arbeit als geplant über die Künstlerin gebracht. „Wir sind inzwischen ein wichtiger Anlaufpunkt in Schwerin geworden, wenn es um Kunst und Künstler der Region geht“, sagt sie. „Wir werden gefragt, wenn es schnell und unkompliziert gehen soll.“ Auch die Möglichkeit, im Kontor Kunstwerke zu leasen, wird gern angenommen. Vor allem Ärzte und Anwälte nutzen die Chance, ihre Praxen so schöner und individueller zu gestalten. Das Kontor bringt sich ein in die Stadtkultur, nicht nur durch sein bloßes VorMECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
KREATIV
handensein. In die Vorbereitungen des Kultursommers 2011 ist die Künstlergruppe fest integriert. Zweimal im Jahr wird die Ausstellung gewechselt. „Mit dem Winterkaufhaus, das bis Ende April einlädt, haben wir uns natürlich auf die Jahreszeit eingestellt“, sagt Coco Radsack,„und Arbeiten mit warmen Farben ausgewählt, Keramik, viel Licht und wärmerer Mode.“ Die Auswahl der Künstler für das jeweilige Halbjahr trifft sie ganz unkonventionell. „Ich schaue einfach, ob mich die Arbeiten berühren.“ Wenn ja, hilft eine Kollegen-Jury ihr, die Kunstwerke richtig in den Räumen zu arrangieren. Ihre Wintergäste sind Barbara Wetzel (Grafik und Holzschnitte), Susanne Wetzel (Viecheria), Martina Zinkowski (Filz), Dieter Gilfert (Grafik), Die Seenlandgalerie und Karsten Bartel (Fotografie), Regge vom Schulzenhof
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mit Karikatur, Andrea Herrmann (Keramik), Elke Tirpitz (Spiegelbilder), Wolfgang de Vries und Antje Rabe (Raku), Christina Rode (Holzplastik), Friedemann Henschel (Keramik), Birger Radsack (Schmiedearbeiten), Brigitte Schniggenfittig (Kinderbücher), Andrea Schürgut (Feuermale), Cecile von Baehr (Schmuck), Marta Olejko (Malerei), SoniaSophia Henseke (Bildweberei), Jan Jastram (Skulptur), Martin Möhwald (Keramik), Ursula und Dietmar Kirsch (Malerei, Skulpturen, Schmuck) sowie Aenne Thiel Antonio (Mode). Eine solche Vielfalt an Kunstgenres findet sich in der Stadt wohl nirgendwo. Und das Besondere: Es gibt im Kontor nicht nur Schönes für Herz und Seele, sondern auch warme Wintermäntel, natürlich ganz individuell und besonders. M. Schötzau
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KUNST
Skulpturengarten mitten in der Dörte Michaelis und die Vielfalt der Keramik
Es gibt verschiedene Individuen. Manche brauchen das pralle Leben, andere ziehen sich in die Stille der Natur zurück. Aber Beide überraschen uns mit ihren neuen und kreativen Ideen, denn sie sind Künstler. „Die Keramik ist für mich wie ein großer, bunter Garten, ein Platz, an dem ich ganz verschiedene Felder beackern, etwas ausprobieren, verwerfen, ordnen und immer wieder neu konstruieren kann. Den imaginären Garten, in dem meine Keramiken gedeihen, muss man sich so vorstellen: Da plätschern Brunnen in der Mitte, darum herum stehen allerlei Figuren, Klinkerskulpturen von Mensch und Tier, Bänke wie auch Vogeltränken. Verschieden gestaltete Bodenmosaike heben die Beete mit den jeweiligen Gewächsen hervor. Einige Beete 36
sind verschiedenen Kannen oder auch Leuchtern, Schalen und Vasen in verschiedenen Größen und Formen gewidmet. Der Platz für die braven Töpfe und Schüsseln liegt eher ein wenig brach. Es gibt eine Ecke, in der es nach Tee duftet, zu trinken aus verschiedensten Servicen, streng geformt oder bizarr, gleich daneben ein Schachspiel. Dann ist da noch die verwunschene Ecke mit den Zauberblumen, Feen und anderen Fabelwesen. Im Frühling kommen exotische blaue Zugvögel aus Ägypten. In Thüringer Porzellanwerken sind die kapriziösen Porzellane entstanden, die ein besonderes Fleckchen bevölkern. Und Töne gibt es, tiefe Töne aus meinen keramischen Didgeridoos. Eingerahmt wird das Ganze von Wänden aus farbiger Putzkeramik und großen Klinkerreliefs.“
Dorfidylle
Eine schöne Metapher, die zeigt, dass sich die Diplom-Keramikerin Dörte Michaelis nicht in eine Schublade pressen lässt. Sie hat wirklich einen Skulpturengarten und lebt mit der Natur, die sie auf sich wirken lässt und durch die sie inspiriert wird. Ihrem Wunsch, künstlerisch arbeiten zu können, folgte sie schon sehr früh. Bei der Umsetzung ihrer Absicht, eine Ausbildung in allen plastischen, grafischen und malerischen Techniken zu absolvieren, fand sie bestätigt, dass die Keramik ihren künstlerischen Neigungen am ehesten entspricht. So bestand die heute 53Jährige 1975 die Aufnahmeprüfung an der Hochschule für industrielle Formgestaltung in Halle, Burg Giebichenstein und erhielt damit die Zulassung zum Studium im Fachbereich Keramik. Dazu musste sie
erst ihre Gesellenprüfung als Töpferin ablegen und begann dann 1978 in Halle das Studium, das sie 1983 mit dem Diplom abschloss. Eigene Werkstatt im Norden Da sie in Greifswald geboren wurde, kam sie in den Norden zurück und richtete sich in Vogelsang bei Wismar eine eigene Werkstatt ein, in der sie seitdem als freie Künstlerin lebt und arbeitet. Dörte Michaelis probiert gern etwas Neues und auch Ungewöhnliches aus und lässt sich auf immer neue Arbeitsweisen mit unterschiedlichsten Materialien ein. So verbindet sie verschiedene Tone, Klinker, Beton, Stahl oder Glas in ihren Kunstwerken. In einer ihrer Ausstellungsräume ist ein Samowar aus Porzellan zu bewundern. Auch ein Produkt der MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
KUNST Keramikerin? Natürlich, und hier bei dieser Arbeit mit weißen Porzellanen lässt sie die klaren Formen wirken. 1987/88 konnte sie das erste Mal im Thüringer Porzellanwerk Wallendorf die Idee, mit Porzellan zu arbeiten, verwirklichen. Seitdem beschäftigt sie sich
Bau schätzt sie besonders, denn da wird sie mit vielfältigen Aufgabenstellungen konfrontiert. Enge Zusammenarbeit mit Handwerkern Für das Aufstellen zum Beispiel ihrer Skulpturen oder Brunnen
Oldenburger Grundschule oder 2002 in Wismar eine Brunnengestaltung und eine Bank aus Klinker und Granit für das Krankenhaus Friedenshof. Auf dem Kreuzfahrtschiff AIDAvita kann der Gast seit 2002 eine Wandgestaltung und fünf große Keramikfiguren von ihr
Samowar aus Porzellan.
Katze im Garten.
Vasen und Dosen.
in Abständen damit und nahm an den beiden ersten internationalen Porzellan-Symposien im Porzellanwerk Kahla teil. Bei einem Rundgang in ihrer Werkstatt, auf ihrem Hof und in ihren Ausstellungsräumen ist zu spüren, wie sehr der Beruf von Dörte Michaelis Besitz ergriffen hat, wie sie ihn lebt. Wer die freundliche und unkomplizierte Künstlerin besucht, kann seine Augen nicht ruhen lassen, weil es überall etwas zu entdecken gibt. Sie zeigt und erklärt ihren Besuchern gern ihre Kunst. Die für sie wichtigsten Aufträge bilden die freien und Architektur bezogenen Arbeiten aus Klinker, wie Brunnengestaltungen, Skulpturen sowie Boden- und Wandgestaltungen. Deshalb arbeitet sie seit 1985 in verschiedenen Klinkerwerken. Die Arbeit am MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
Engel aus Klinkern.
und Bänke oder für die Wandgestaltungen arbeitet sie eng mit Handwerkern wie Pflasterern und Maurern zusammen. Was bei ihr auf dem Hof noch aus locker aufeinander gesetzten Klinkern besteht, wird vor Ort beim Kunden auf entsprechende Fundamente gemauert und Mosaiken werden gepflastert. Ihre Kunstwerke im öffentlichen Raum sind in verschiedenen Bundesländern zu finden. Kunst im öffentlichen Raum „Seit 1986 habe ich regelmäßig sehr unterschiedliche zwei- und dreidimensionale Aufträge für den öffentlichen Raum ausgeführt“, erzählt sie. Dazu gehören seit 1986 eine Keramiksäule mit Edelstahlwindspiel sowie Klinkerreliefs in Neuburg und eine Skulptur für eine
Tür des Hauses aus Glas sandgestrahlt
sehen. Ein gemeinsames Projekt aus der letzten Zeit war der 2006 mit Anke Meixer in der Reuterstadt Stavenhagen gestaltete „Schulhof als Universum“. Einzel- und Gruppenausstellungen Neben ihrer Arbeit im öffentlichen Raum nimmt sie regelmäßig an Einzel- und Gruppenausstellungen teil. Einige sollen genannt werden, wie die 1987 in der Galerie in Dorf Mecklenburg oder in Warnemünde in der Galerie am Meer. 1990 war sie mit Keramik und Grafik in Kiel, 1993 in Marburg im Universitätsmuseum für Kunst und Kulturgeschichte und 1999 in Hamburg in der Galerie L: Neue Keramik. 1998 stellte sie Keramik im schwedischen Uppsala aus. Bis zum 4. Dezember war in der Neuen Greifengalerie in Greifs-
wald eine Ausstellung mit vielen Aquarellen, paradiesischen Keramiken wie Schmetterlingen oder einem Pfau und auch Porzellan zu sehen. Gäste sind gern gesehen In dem romantischen Dorf, in dem die Künstlerin wohnt und arbeitet empfängt sie auch gern Gäste zu einer Schale Tee oder einem Kaffee und gibt Auskünfte über ihre Arbeit. „Bei meinen plastischen Arbeiten beschäftige ich mich mit Porträts, kleinen oder auch lebensgroßen Figuren, fantasievollen Pflanzen- und Tierplastiken. Es entstehen Objekte, die streng gebaut oder spielerisch dekorativ sind“, erklärt sie. Dazu kommt ihre Lehrtätigkeit als Gastdozentin, zum Beispiel in der Weiterbildung von Kunsterziehern in Rostock, an der Fachhochschule Heiligendamm, dem Institut für Kunsterziehung der Universität Greifswald und an der Hochschule der Künste in München. Sie arbeitete auch mit Schülern und als künstlerische Leiterin mit jungen Erwachsenen in internationalen Workcamps. Studienreisen bis nach Ägypten Wenn Dörte Michaelis über verschiedene Studienreisen spricht, wie nach Samarkand, Buchara oder nach Venedig, Paris und Barcelona sowie Uppsala, New York und nach Ägypten spürt man, dass sie Ägypten besonders berührt. Die Impressionen der Wüste und des Roten Meers fließen in eine kontinuierliche künstlerische Auseinandersetzung ein. Sie fährt auch mit Gästen auf den Sinai, um ihnen das „Ägyptisch Blau“, eine uralte ägyptische Technik, die Kieselkeramik, nahe zu bringen. Das Weitergeben eigener Erfahrungen empfindet die Künstlerin als eine Chance für eine anregende Zusammenarbeit. Deshalb wünscht sie sich, das breite Spektrum ihrer Interessen und Tätigkeiten erfolgreich weiter zu entwickeln. Dörte Michalis liebt anregende und fruchtbare Gespräche und gemeinsames Tun mit Freunden, Gästen und Kunden. Wer mehr über Dörte Michaelis und ihre künstlerischen Arbeiten erfahren möchte, sollte unter www.doertemichaelis.de nachsehen. Text und Fotos: Monika Käning
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KUNST
Faszination Stein Der Schweriner Steinbildhauer Uwe Lange geht in der Präsentation seines Leistungsangebotes neue Wege. Er hat zusätzlich zum Werkstatt- und Geschäftsgebäude in der Wallstraße direkt neben dem Alten Friedhof ein Hallengebäude mit Außenfläche angemietet. Seine dortige Verkaufsausstellung hat laut Aussage seiner Geschäftspartner schon echten „Messecharakter“. Sie bescheinigen ihm, dass sie im weiten Umkreis nichts Vergleichbares kennen. Der Anstoß dazu kam aus reiner Raumnot. Nachdem ihm seine alten Ausstellungs- und Lagermöglichkeiten gekündigt wurden, suchte Lange anfangs lediglich nach passendem Ersatz. Aus dem Angebot, sich in einen Teil eines ehemaligen Baustoffhandels einzumieten wurde dann aber schnell mehr, denn der Vermieter bot ihm die gesamte Fläche von 300 Quadratmetern zu günstigen Konditionen an.
Ein großer Schritt Dann ging alles rasend schnell. Anfang September begann der Fünf-Mann-Betrieb mit den Renovierungs- und Ausstattungsarbeiten, vieles davon in Eigenleistung gemeinsam mit der Familie und den Mitarbeitern. Auch die 500 Quadratmeter große Außenfläche gestalteten Uwe Lange und Sohn Robert, der den Betrieb einmal übernehmen wird, selbst. Am 15. Oktober wurde dann schon offiziell eröffnet. „Für die Menschheit vielleicht unbedeutend, aber für meine Firma ein weiterer großer Schritt“ hatte Lange in die Einladung zur Eröffnung geschrieben. In der Ausstellung steht das Kerngeschäft, die Gestaltung von Grabanlagen und -steinen natürlich im Vordergrund. Hinzu kommen als weitere Geschäftsfelder hochwertige Wandverkleidungen, Bodenbeläge und Dekorationen für den Wohn- und Sanitärbereich sowie Dekorationen für den Garten. Viele Ideen, so
Lange, habe er von der Buga 2009 in Schwerin mitgenommen, bei der er sich an der Steinbildhauerausstellung beteiligt hatte. „Natürlich ist das alles auch ein geschäftliches Wagnis in Zeiten, wo es vielen in der Branche nicht so gut geht“, sagt Uwe Lange. „Ich habe aber ein gutes Bauchgefühl und das hat mich noch selten betrogen“. Der Wunsch nach einer großen und repräsentativen Ausstellung habe schon lange in ihm geschwelt und habe nun am neuen Standort endlich Wirklichkeit werden können. „Ich habe in den letzten Jahren viel gesehen, war zum Beispiel auf einer großen Steinmesse in Brasilien. Dieses Schöne, diese wirklich faszinierenden Steine wollte ich unbedingt nach Schwerin bringen“, erklärt Lange. „Niemand im Norden zeigt außer mir Wandverkleidungen aus Onyx. Sie sind nicht nur etwas ganz Besonderes, ich habe vor allem auch geprüft, ob dies vom
Uwe Lange zeigt die zahlreichen Möglichkeiten, die Naturstein für die Boden- und Wandgestaltung bietet.
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In der Ausstellung sind auch Skulpturen und Gestaltungsideen für den Garten zu sehen.
Preisniveau her nach Schwerin passt. Und es passt.“ Als hochwertig, aber bezahlbar charakterisiert Uwe Lange sein Angebotsspektrum. Schönes Bauen Die Erweiterung des Kerngeschäftes der Grabsteingestaltung um die Bereiche Innengestaltung und Dekoration ist für Lange aber nicht nur Herzenssache, sondern auch eine notwendige Reaktion auf den sich verändernden Markt. Anonyme Gräber nehmen zu, Angehörige wollen keinen Pflegeaufwand mehr auf sich nehmen. Dadurch sieht Lange aber auch die Bestattungskultur insgesamt gefährdet. Dem setzt er gesellschaftliches Engagement entgegen. Erst kürzlich hat er einen Förderverein für den Alten Friedhof gegründet, der nach seinen Vorstellungen wieder ein schöner Parkfriedhof werden soll. Gegen viele noch spürbare Widerstände setzt er Optimismus:„Aus den Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man viele schöne Sachen bauen.“ Text und Fotos: Petra Gansen
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KUNST
Große Kultur in kleinen Räumen Kunsthaus Bilderbühne entwickelt sich zum Wismarer Kulturzentrum
Im letzten März montierte Kristine Hamann das Schild „galerie kunststoff“ von der Wand des Hauses Altwismarstraße 18 ab. Seitdem prangt an der Scheibe der neue Name: „Kunsthaus Bilderbühne“.
Die Inhaberin des Kunsthauses Bilderbühne Kristine Hamann.
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Hamann entwickelte ein völlig neues Konzept: „Bilder sind oft Momentaufnahmen des Lebens, wie der Künstler sie zum Zeitpunkt des Malens sah.Wenn die Arbeiten dann an den Wänden hängen, sind sie still. Besucher einer Galerie passen sich dieser Stille an und verfallen in ehrfürchtiges Flüstern. Das muss doch nicht sein.“ So entwickelte die heute 31-Jährige die Idee der lebendigen Galerie, in der der Raum zwischen den Bildern mit Menschen und Klängen gefüllt wird. Mit Konzerten, Kleinkunstabenden und Ausstellungen sowie mit kunstvollen Kleinigkeiten bietet die Wismarerin dem hanseatischen Publikum einen anregenden Kulturmix.
Die Idee dazu kam ihr, als ihr Freund Jimmy Kelly, Spross aus der bekannten Musikerfamilie, 2007 das Haus gleich zweimal hintereinander füllte und die Atmosphäre und vor allem die Akustik des alten Ladenlokals am Ende des Wismarer Boulevards alle Anwesenden überzeugten. Dadurch ermutigt, bauten Hamann und ihre Mitstreiter vorm Fenster zur Fußgängerzone eine Bühne, die schnell zur akzeptierten Spielstätte für Musiker und andere Künstler wurde. Kontakte, die sie durch die Arbeit mit ihrer Künstler- und Veranstaltungsagentur „Lautart“ gewonnen hatte, kamen ihr dabei natürlich entgegen. Inzwischen finden alle paar Wochen Konzerte statt, die im besten Sinne dem Begriff der Kleinkunst entsprechen. Denn die definiere sich laut Hamann als „große Kunst in kleinen Räumen“ und nicht etwa als „kleine Kunst in großen Räumen“. Die bisherigen Acts, die auf der Bil-
derbühne standen, unterstreichen das Selbstverständnis der Kunsthauschefin. Der erste Musikvarietéabend mit Guido Saremba (Gitarren und Loop Station) und Matthias Ibach mit seinem „Kabarettcello“ zum Beispiel waren etwas Neues in der Hansestadt. Neben der norwegischen Country-Folk Sängerin Benedicte Braeden kam im ersten Jahr auch Jazz ins Kunsthaus. Im Oktober dann das bisherige Highlight: Richard Schumacher und sein „Vibe Tribe“Projekt. Mit wechselnden Musikerkollegen und immer neuen Klanglandschaften entführt Schumacher das Publikum in experimentelle Sphären. Neben dem Bassisten Achim Rafain war diesmal auch Munyungo Jackson dabei, einer der anerkannt besten Perkussionisten auf diesem Planeten. Der Kalifornier agierte im Studio und auf der Bühne mit Miles Davis, Sting, Kenny Loggins, Herbie Hancock, Dianne Reeves, The Temptations, The Four Tops oder den
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KUNST
Das bisherige Highlight in der Bilderbühne war der Tourneeauftakt des Projektes „Vibe Tribe“ des Gitarristen Richard Schumacher, der sich mit Munyungo Jackson (Perkussion) und Achim Rafain (Bass) international anerkannte Spitzenmusiker an seine Seite holte.
Supremes – und vielen anderen. Was die drei Herren an diesem Oktoberabend im Kunsthaus Bilderbühne abgeliefert haben, dürfte zum Besten gehört haben, was in der Stadt in diesem Jahr zu hören war. Für Hamann, die als Regieassistentin beim Theater und für TVProduktionen gearbeitet hat, ist genau das ihr Ziel. „Viele Musiker sind in dem, was sie machen, einfach klasse, haben aber nicht genug Publikum für große Bühnen. Und es gibt Künstler, die zwar auch große Säle bespielen, es aber gern mal klein und kuschelig haben. Und nirgendwo in Wismar kommen Künstler und Publikum so nah zusammen“, beschreibt Hamann die Vorzüge der Bilderbühne. Bei den bildenden Künstlern wählte die Mutter einer Achtjäh-
rigen den gleichen Ansatz. Hier holt sie gezielt profilierte Künstler nach Wismar, um neue Horizonte aufzubrechen und will andererseits Studenten und anderen Newcomern eine Plattform bieten, ihre neuen Ideen vorzustellen. Das hört übrigens nicht bei Malerei und Grafik auf. Die Schmuckdesign-Dauerausstellung von Studenten der Hochschule Wismar zum Beispiel ist immer aktuell. „Das liegt auch daran, dass die Entwürfe ihre Käuferinnen finden“, freut sich Hamann. Die Bilderbühne entwickelte sich zu einem kleinen Kulturzentrum, in der eine Szene ein Zuhause findet, die sich für neue Entdeckungen öffnet. Dennoch ist die etwas unflexible hanseatische Grundhaltung etwas mühsam. „In Wismar orientiert man sich sehr häu-
Mit Texten des schwedischen Nationaldichters Bellman und schmissiger Klezmermusik begeisterte die Gruppe Abendrausch das Publikum.
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fig daran, wohin alle anderen auch gehen. Die Erkenntnis, dass aber dieser gesellschaftlich bedingte Zulauf noch kein Etikett für Qualität ist, hat sich noch nicht überall eingestellt“, so Hamann. „Der Wismarer traut sich selbst zu wenig zu. Die Neugierde ist da, aber eine Unsicherheit gegenüber Neuem bleibt. Dies betrifft besonders die ältere Generation. Aber es ist bereits zu merken, wie sich das Stammpublikum langsam aber sicher erweitert. Das freut mich sehr. Dieser Ort wird angenommen“, resümiert die Hansestädterin. Glücklicherweise trauen sich immer wieder Hiergeborene und dann in die Welt Hinausgezogene an den heimischen Ostseestrand zurück. So wird über den Jahreswechsel 2010/11 der gebürtige Wismarer Philipp Baben der Erde
mit einer Ausstellung in seine Heimatstadt zurückkehren. Die Arbeiten des in Paris und Berlin lebenden Fotografen und Künstlers werden bis Januar 2011 in der Bilderbühne zu sehen sein. Seit Oktober 2010 gibt es einen weiteren Zuwachs im KunsthausEnsemble, denn die Lesebühne WortReich besetzt an jedem ersten Sonntag des Monats den schwarzen Holzquader. „Wir sind glücklich, in der wunderbaren Bilderbühne von Kristine Hamann einen Ort gefunden zu haben, der zu unserem neuen, offeneren Konzept passt", freut sich Birgit Hölscher-Lohmeyer, Sprecherin von WortReich. Weitere Informationen über kommende Konzerte findet man unter www.bilderbuehne.de Text und Fotos: Beluga Post
Kabarettcellist Matthias Ibach (links) und Gitarrist Guido Saremba (rechts) präsentierten den ersten Musikvarietéabend auf der Bilderbühne und bezogen auch Kristine Hamann singend in ihre Show mit ein.
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DORFKIRCHE Dorfkirchen in Mecklenburg
Mönche und Nonnen auf dem Dach der Dorfkirche zu Vietlübbe
In dem kleinen Ort Vietlübbe, unweit von Gadebusch, gab es kein Kloster und es ist auch nicht bekannt, dass hier Mönche oder Nonnen gelebt hätten. Und doch findet der aufmerksame Besucher hier ihre „Spuren“. Er muss nur auf das Dach der spätromanischen Dorfkirche sehen. Eine im Mittelalter gängige Art und Weise, Ziegel zu decken heißt „Mönche und Nonnen“: Eine Reihe der Ziegel liegt mit der abgerundeten Seite nach unten weisend und die darüber liegende Reihe gerade anders herum.
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DORFKIRCHE Gängige Praxis war es im Mittelalter auch, den Grundriss von Kirchen in Form eines lateinischen Kreuzes anzulegen. Nicht so jedoch in Vietlübbe: Hier steht die einzige Kirche Mecklenburgs, die auf Grundlage eines griechischen Kreuzes mit vier gleich langen Armen und einer runden Apsis am Ostarm entstanden ist. Der deutsche Kunsthistoriker Georg Dehio (1850-1932) beschreibt in seinem Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler: Mecklenburg, München/Berlin 21980 auf Seite 420: „Fünf Quadrate bilden ein griechisches Kreuz; an das östliche Quadrat ist eine niedrige Apsis angeschlossen. Eine Fortsetzung nach Westen war geplant, die Kirche also ursprünglich einschiffig in lateinischer Kreuzform gedacht." Die Kirche zählt zu den ältesten Backsteinbauten Mecklenburgs. Im Inneren fallen als Kennzeichen des romanischen Stils die schlichten aber wirkungsvollen Kapitelle, die rundbogigen Portale und Fensterschlitze auf. Vieles erinnert an ältere Teile des Ratzeburger Doms aus der zweiten Hälfte des XII. Jahrhunderts. Insbesondere die Ornamentik, die gemauerten Schmuckfriese weisen eine große Ähnlichkeit auf. Wahrscheinlich ist, dass an beiden Kirchen die gleichen Bauleute und Handwerker der Ratzeburger Dombauhütte arbeiteten und so entstand in Vietlübbe „die kleine Schwester des Ratzeburger Doms“. Im Ratzeburger Zehntenregister wird der Chorraum als Kapelle 1230 erstmals erwähnt. Der Taufstein stammt von der Insel Gotland und ist Ende des 13. Jahrhunderts in die Kirche gekommen – es könnte sein, dass er als Ballast für ein Schiff genutzt wurde, bevor er seiner Bestimmung übergeben wurde. Viel später erst, im 16. Jahrhundert, entstand der Turm mit seinem spitzen achtseitigen Helm oberhalb des westlichen Kreuzarmes. Er steht weder auf der Vierung, noch wurde er als gesonderter Glockenturm neben der Kirche aufgerichtet, wie es üblich gewesen wäre. Im Jahre 1865 gab es umfangreiche Renovierungen an Orgel, Gestühl, Kanzel, Altar und den Fenstern. Im Ergebnis wurde die Kirche völlig neu ausgestaltet und zwar im Stil der Neogotik. Bei weiteren Erneuerungen ab 1968 ging es im Wesentlichen um ErhalMECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
tungsmaßnahmen an Dach und Turm, Möglichkeiten der Entwässerung und die Sicherung durch Zuganker. In den 80ger Jahren begann die eigentliche Restaurierung und in den folgenden Jahren konnten vor allem Turm, Chorraum, Süd- und Nordschiff mit den Fenstern fertiggestellt werden. Nach vielen Gesprächen und Nachdenken im Kirchgemeinderat wurde das Konzept der Rückrestaurierung auf die Zeit um 1300 im Zusammenwirken mit dem Institut für Denkmalpflege Schwerin beschlossen. Der Kirchraum sollte wieder im Sinne der Romanik gestaltet werden. Den Vertretern der Kirchgemeinde ist diese Entscheidung zum Teil nicht leicht gefallen, denn sie bedeutete auch ein Abschiednehmen von dem vertrauten Raum. Nach der Renovierung hat die mittelalterliche Figurengruppe mit Maria und Johannes ihren angestammten Platz wieder eingenommen. Besonders hervorzuheben ist, dass Johannes einen Buchbeutel trägt. Darin konnte das wertvollste Buch sicher transportiert werden. Ältere Kirchgänger erinnern sich vielleicht noch daran und hatten selbst einen solchen Buchbeutel für ihr Gesangbuch. Inzwischen ist er aber längst „aus der Mode gekommen“. Bei allen Renovierungsmaßnahmen waren es stets ehrenamtliche Helfer, die unter fachmännischer Anleitung zum Gelingen beitrugen. Noch nicht abschließend geklärt sind Probleme aufgrund von Feuchtigkeit. Der 1992 gegründete „Förderverein Dorfkirche zu Vietlübbe bei Gadebusch e.V." unterstützt und begleitet die reromanische Restaurierung und engagiert sich sehr für das kulturelle Leben in der Kirche. So sind es nicht nur feierliche Gottesdienste und kirchliche Feste, die die Kirche mit Leben erfüllen. Die Gemeinde trifft sich hier auch zu Konzerten und zum beliebten Kirchen-Kino. Die Kirchenbänke sind nicht fest am Boden installiert, sondern lassen eine freie Gestaltung im Kirchenraum zu - beste Voraussetzung für eine vielfältige Nutzung des Gotteshauses durch die Gemeinde Vietlübbe! Anna Karsten Fotos: Helmut Wachtel
Ein Kirchenfenster gewährt Einblicke in den Kirchenraum.
Maria und Johannes mit dem Buchbeutel vor der Apsis.
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ARCHITEKTUR
Einsturz im Auftrag der Forschung Ein banger Blick nach oben. Risse ziehen sich quer durch das Gewölbe, den Chor, die hohen Wände entlang. Haben viele Kirchen Kriege und Revolutionen halbwegs unbeschadet überstanden, nagt nun an so mancher der Zahn der Zeit. Pfarrer und Restauratoren fragen sich, wann werden die Risse gefährlich für das Gotteshaus? Das Problem: Darüber wüssten Fachleute zu wenig, sagt Professor Bernd Guericke von der Hochschule Wismar. Deshalb lässt der Bauingenieur gemeinsam mit Studentinnen in einer Lagerhalle in der Hansestadt ein eben solches historisches Gewölbe entstehen – um es gleich danach wieder einstürzen zu lassen. Eins zu eins bauen die Studentinnen, Marlit Wille, Steffi Sinowzik und Anne-Juliane Petereit das Gewölbe der Zurower Kirche nach. Die angehenden Bauingenieurinnen beschäftigen sich in ihrer Masterarbeit mit dem „Tragverhalten von historischen Kreuzgewölben“, also der Frage, wie stabil die alten Dachkonstruktionen sind. „Kirchengewölbe haben oftmals Risse und sind geschädigt“, sagt der Bauingenieur Guericke. „Das kann so dramatisch werden, dass die Kirche gesperrt werden muss.“ Doch wann ist ein Gewölbe einsturzgefährdet, wie viel Last kann es
tragen? Das wollen die Studentinnen herausfinden. Als im späten Mittelalter die Zurower Kirche entstand, wussten die Baumeister nichts über Statik und Tragverhalten. Sie konnten sich nicht auf Berechnungen stützen, sondern nur auf ihre Erfahrungen. So entstanden beispielsweise ab dem 12. Jahrhundert hohe, luftige Kirchen, mit Spitzbögen. Die Gotik war geboren, weil die Kirchenbauer durch Ausprobieren eine Lösung gefunden hatten, die charakteristischen Rundbögen der Romanik weiterzuentwickeln. Das Problem der Tragfähigkeit von Gewölben aber blieb. Bei der Sanierung in Zurow stellte Professor Guericke fest, dass die Decke instabil war. Die alte Dorfkirche war akut vom Einsturz bedroht. „Mit großem Aufwand konnte sie gehalten werden“, erklärt er. Das war der Anlass, die Architektur von Kirchengewölben in den Mittelpunkt der wissenschaftlichen Betrachtung zu rücken. Mit dem Nachbau können die Forscher aus Wismar die Bewegungen des Gewölbes simulieren. Was sonst in mehreren Jahrhunderten geschieht, verkürzen sie nun auf wenige Wochen. Guericke und die drei Studentinnen können so nach kurzer Zeit sagen, wie und ob die
Eins zu eins wird das Kreuzgewölbe der Kirche in Zurow nachgebaut. Der Mörtel wird nach altem Rezept gemischt und auch die Arbeitstechnik entspricht der aus dem Mittelalter.
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Anne-Juliane Petereit (von links), Marlit Wille und Steffi Sinowzik bauen ein historisches Kreuzgewölbe nach, um es danach wieder einstürzen lassen. Sie wollen herausfinden, wie stabil die Gewölbe sind und welche Auswirkungen Risse haben.
Risse im Mauerwerk die Stabilität des Gebäudes beeinflussen. Der Versuch kann zum ersten Mal darüber Auskunft geben, wie gefährlich die Risse in Zurow waren. Diese Untersuchung legt den Grundstein, um zukünftig Prognosen über den baulichen Zustand von Gotteshäusern abzugeben zu können. Das wäre eine große Hilfe für Restauratoren und Kirchen, die das Projekt auch unterstützen. Um realistische Bedingungen für den Versuch zu schaffen, wird in der Lagerhalle gebaut wie im Mittelalter. Das Kirchenschiff, Gewölbe und Chor in Zurow entstanden im 14. Jahrhundert. Deshalb wird der Mörtel nach altem Rezept gemischt, es werden nur Backsteine benutzt und Maurer Walter Bradhering muss darauf achten, dass die Gewölbe rund wie einen Katzenbuckel sind. Ganz so wie vor 700 Jahren eben. Fast jedenfalls, denn ausgestattet ist der Bau mit moderner Messtechnik. An Zugankern, die die Wände miteinander verbinden, kleben Dehnungsmessstreifen (DMS). Damit können auch noch so kleine Bewegungen aufgezeichnet werden.
Fast ein Jahr haben Marlit Wille, Steffi Sinowzik und Anne-Juliane Petereit damit verbracht, das Projekt vorzubereiten. „Am Anfang haben wir erst einmal Bücher gewälzt“, sagt Anne-Juliane Petereit. Sie haben sich überlegt, wie die Unterkonstruktion aussehen muss und wie der Versuch ablaufen soll. Auch die Baustelle organisieren sie alleine. Eine gute Vorbereitung für den Job sei das, sagen sie. So langsam wird es ernst in der Lagerhalle. Anfang 2011 beginnt das Experiment und damit steigt auch die Aufregung bei den drei jungen Forscherinnen. Wenn der Mörtel ausgehärtet ist, beginnen die Versuche. Zuerst wird an den Schlussstein ein 500 Kilogramm schweres Gewicht gehängt. Die DMS registrieren diese Belastungen. Das wird an weiteren Stellen des Gewölbes wiederholt. Anschließend wird ein Giebel Stück für Stück nach außen gezogen. Dafür wurden die Mauern auf bewegliche Stahlträger gebaut. Immer wieder vermessen und dokumentieren die Studentinnen die Risse. Stehen sie am Ende vor den Trümmern ihres Gewölbes, ist das Ziel erreicht.
Text und Fotos: Manja Nowitzki
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Foto: Rainer Cordes
Jenny Kavelmann ist eine Botschafterin der besonderen Art. Auf 264 Quadratmetern gibt sie ihren jüngeren Betrachtern unübersehbar eine klare Ansage mit auf dem Weg. „Mach Karriere in MV!“ Will heißen: Nutze Deine Chancen im eigenen Land. Bei klirrender Kälte und strahlend blauem Himmel wurde am 1. Dezember das neue Großflächenplakat der Fachkräftekampagne „Durchstarten in MV - Dein Land, deine Chance“ enthüllt. Die gebürtige Greifswalderin wird bis Mai 2011 gegenüber dem Schweriner Schloss für Zukunftschancen in MV werben. Symbolisch hält die 20-Jährige den Anschluss zur Offshore-Zukunftstechnologie in der Hand. Die Basis dafür ist ihre exzellente Ausbildung. Jenny Kavelmann hatte sich vor zwei MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
Jahren bei der Schweriner IT Firma Trebing & Himstedt als Azubi zur Mediengestalterin beworben und absolviert dort sowie an der Hochschule Wismar ein duales Studium der Multimediatechnik. Die Ausbildung ist anspruchsvoll und bietet beste Berufsperspektiven. Die junge Frau ist eines der „Gesichter“ der seit einem Jahr laufenden Fachkräftekampagne. „Ich habe mich schon fast daran gewöhnt, erkannt zu werden“, sagte sie und hofft nun, dass ihre Botschaft bei den künftigen Schulabgängern gut ankommt. Nachahmung erwünscht. Die gemeinsame Plakataktion mit dem Landesmarketing MV (MV tut gut) ist Bestandteil der vom Wirtschaftsministerium und den Industrie- und Handelskammern
getragenen Fachkräftekampagne „Durchstarten in MV - Dein Land, deine Chance“, die aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) finanziert wird. Mit der Initiative sollen Ausbildungsstrukturen bekannter gemacht, junge Menschen für eine Ausbildung im Land begeistert und Unternehmen für eine offensive Nachwuchsarbeit motiviert werden. „Wir wollen die Mädchen und Jungen in MV erreichen, die gern im eigenen Land eine Ausbildung beginnen und in ihr Berufsleben starten wollen“, sagte Wirtschaftsminister Jürgen Seidel. „Die Voraussetzungen dazu sind ideal und heute wesentlich besser als in der Vergangenheit.“ Alle Infos unter www.durchstarten-in-mv.de 45
REGIONALMARKETING
Regionales Marketing – Nur eine fixe Idee?
Der Verein Regionalmarketing existiert seit nunmehr rund elf Jahren. Von Anfang an steht die Idee, in der Region Westmecklen-
burg, in den Landkreisen Parchim, Ludwigslust und Nordwestmecklenburg sowie in den Städten Schwerin und Wismar den Versuch zu unternehmen, koordiniert Marketingaktivitäten unterschiedlichster Art zu entwickeln. Unsere Mitglieder sind Kommunen und Unternehmen, die sich das Ziel gesetzt haben, die Region mit vereinten Kräften bekannter zu machen und ihre Entwicklung voran zu treiben. Die Zusammenarbeit mit den kommunalen wirtschaftsfördernden Einrichtungen, zum Beispiel mit den Wirtschaftsfördergesellschaften, ist dabei natürlich unerlässlich. Die Mitglieder der verschiedenen Arbeitskreise nehmen sich aktuel-
ler Themen an, die sie kritisch und konstruktiv diskutieren, um gemeinsam Lösungen für Probleme zu finden oder den wirtschaftlich verantwortlichen Akteuren Handlungsbedarf zu vermitteln. In bestimmten Fällen ist auch eine Positionierung des Vereins in den Medien angedacht. Da der Verein in seinem Handeln völlig frei ist, kann er auch dann noch Sprachrohr sein, wenn sich andere Einrichtungen aus Rücksichtnahme bereits zur Sprachlosigkeit entscheiden müssen. Diesen Freiraum wollen wir in Zukunft noch intensiver nutzen. Wir werden bestimmte Themen konsequenter fokussieren und in diesem Zusammenhang auch die Öffentlichkeitsarbeit intern und extern verstärken. Unser Verein wird sich
damit auch stärker profilieren, dies nicht aus Selbstzweck, sondern in dem Bemühen, wirtschaftliche Entwicklung mit zu befördern, im Interesse seiner Mitglieder, aber auch aller am Wirtschaftsleben der Region beteiligten und betroffenen Mitbürger. Regionales Marketing ist für uns also keine „fixe Idee”, sondern eine sinnvolle und erforderliche Ergänzung zu den wirtschaftsfördernden Einrichtungen und Aktivitäten, die ohnehin in der Region existieren. Keine leichte Aufgabe, der wir uns aber gerne stellen. Diedrich Baxmann
Arbeiten in MV statt Pendeln und Stau Dritter Pendleraktionstag in Schwerin war ein großer Erfolg Die Unternehmen der Region verstärken ihre Anstrengungen im Werben um Fachpersonal. Mit dem Pendleraktionstag, der am 29. Oktober 2010 zum dritten Mal auf dem Schweriner Bahnhofsvorplatz stattfand, sollten Fachkräfte erneut angeregt
werden, ihre Arbeitsplätze in Hamburg, Lübeck oder Brandenburg aufzugeben, und in Westmecklenburg zu arbeiten. Insgesamt 20 Betriebe und Institutionen - so viele, wie noch nie – hatten den Pendlern ihre Offerten gemacht.
v.l.: Solveig Streuer (Projektleiterin Agentur mv4you), Ministerpräsident Erwin Sellering, Mandy Wleczyk (Geschäftsführerin Telemarketing Initiative Mecklenburg-Vorpommern e.V.), Nadine Hintze (Geschäftsführerin Regionalmarketingverein) während des Pendleraktionstages 2010.
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Nahezu alle in Westmecklenburg stark vertretenen Branchen waren präsent. IT-Unternehmen, Call-Center, Lebensmittelhersteller, Stromversorger, Maschinenbauer und ein Luftfahrtzulieferer. Neben Facharbeitern suchen sie auch Auszubildende und sowie
Studenten, die ihre Abschlussarbeiten in Betrieben schreiben, oder ein Duales Studium beginnen wollen. „In diesem Jahr haben deutlich mehr Unternehmen am Pendlertag teilgenommen, als in den Vorjahren. Die wachsende Betei-
Frank Dumontie gibt gerne Auskunft über die Arbeitsbedingungen bei der WEMAG. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
REGIONALMARKETING
Frank Johannsen, Mitarbeiter der Wibau Haustechnik GmbH, erläutert einer Interessentin die Bedingungen in seiner Firma.
ligung ist ein deutliches Zeichen dafür, dass immer mehr qualifizierte Mitarbeiter gesucht werden“, sagte Nadine Hintze, Geschäftsführerin des Regionalmarketing Mecklenburg-Schwerin, die diesen Tag gemeinsam mit der Agentur MV4you organisiert hatte. „So viele und attraktive Angebote, wie in diesem Jahr, konnten wir bei unseren Pendleraktions-
tagen bisher noch nicht machen“, so das Resümee von Solveig Streuer von MV4you. Angesprochen waren vor allem Pendler, die täglich mit den Zug zu ihren Arbeitsplätzen in angrenzenden Bundesländern fahren. Viele von ihnen nahmen die Informationsmöglichkeiten gern wahr. „Mit über 400 interessierten Besuchern haben wir an diesem
Andreas Scher, Geschäftsführer von Planet IC,
einen Tag insgesamt rund 600 Gespräche geführt“, berichtet erfreut Mandy Wleczyk, die für die Telemarketing Initiative MV dabei war. Das zeige, wie viele Berufstätige gerne in der Region arbeiten möchten und nicht unbedingt das Pendeln auf sich nehmen wollen. In den kommenden Wochen wollen die Firmen die geknüpften Kontakte vertiefen. „Wir hoffen,
Fotos: Regionalmarketing
dass sich möglichst viele Mecklenburger für einen Arbeitsplatz in der Nähe ihres Wohnortes entscheiden“, so Nadine Hintze, die schon jetzt den nächsten Pendleraktionstag anvisiert. Dann sollen aber nicht nur Pendler in Schwerin angesprochen werden, sondern möglicherweise auch an einem Bahnhof im Landkreis Ludwigslust. cm
Termine für Vereinsmitglieder 23.2.2011, 17 Uhr, Wirtschaftsbranchenprognosen der Region für das Jahr 2011. Veranstaltungsort: Sparkasse Mecklenburg-Schwerin (Arsenalstraße)
1.4.2011, 15 Uhr, Mitglieder des Regionalmarketingvereins stellen sich vor – zu Gast bei der Weiße Flotte Fahrtgastschifffahrt Schwerin GmbH. Treffpunkt: Anlegestelle der Weißen Flotte, Werderstraße
Neue Vereinsmitglieder Hydraulik Nord, Parchim
Pianohaus Kunze,Alt Meteln Seemann Tiefbau GmbH, Schwerin
Der Vorstand und die Geschäftsführung des Regionalmarketing Mecklenburg-Schwerin e. V. wünschen allen Mitgliedern und ihren Familien ein schönes und besinnliches Weihnachtsfest sowie Gesundheit, Glück und Erfolg im Jahr 2011.
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Brinkmann Bleimann GmbH, Parchim
BBM Einrichtungshaus GmbH & Co. KG, Parchim
Friedrich Kruse Möbelspedition GmbH & Co. KG, Schwerin
Dr. Oetker Tiefkühlprodukte GmbH, Wittenburg
OT Oberflächentechnik GmbH & CO. KG, Schwerin Athletic 24, Schwerin
Schweriner Elekroinstallation GmbH, Schwerin
Schweriner-Schloss-Restaurants, Schwerin
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REGIONALMARKETING
Regionen rücken näher zusammen Gemeinsame Aktivitäten mit Lübecker Marketingclub geplant Am 8. November 2010 hatten Vorstand und Geschäftsführung des Regionalmarketingvereins Mecklenburg-Schwerin Besuch aus Lübeck. Gerrit Hardkop, Vorstandsmitglied vom Marketing-Club der Hansestadt, war einer Einladung in die Landeshauptstadt Schwerin gefolgt, um Erfahrungen auszutauschen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit beider Vereine zu besprechen. Zu Beginn des Treffens erläuterte der Vorstandsvorsitzende Peter Maschke die Ziele und Aufgaben des mecklenburgischen Vereins. Er verwies darauf, dass seit seiner Gründung im Jahr 1999 der Versuch unternommen wird, Unternehmer aus verschiedenen Landkreisen und kreisfreien Städten zusammenzuführen und ein Netzwerk zu organisieren, mit dessen Hilfe nicht nur die Firmen, sondern auch die Region nach vorne gebracht werden sollen. Dieses Ziel steht auch heute noch und erfährt gegenwärtig u. a. durch die Aktivi-
v. l.: Frank Rath, Gerrit Hardkop, Nadine Hintze und Peter Maschke schmiedeten erste Pläne zur Zusammenarbeit des Regionalmarketing MecklenburgSchwerin mit dem Marketing-Club Lübeck. Foto: Christine Mevius
täten des Arbeitskreises Marketing neue Impulse. „Wenn Menschen aus den alten Bundesländern immer noch ein falsches Bild von uns haben, dann sind wir in unseren Bemühungen, ein gutes Image zu prägen, nicht gut genug“, erklärte der Vorstandsvorsitzende.
Gerrit Hardkop vom MarketingClub Lübeck sieht seinen Verein als Berufsverband für die 270 Mitglieder, die bereits über ein funktionierendes Netzwerk verfügen. „Erreicht haben wir dies vor allem durch viele interessante Veranstaltungen mit zahlreichen Möglichkeiten des Erfahrungsaustau-
Kontakt Regionalmarketing Mecklenburg-Schwerin e. V
Graf-Schack-Allee 10/10a 19053 Schwerin Telefon: 0385 - 7788720 Telefax: 0385 - 7788723 Mobil: 0171-2053526 regionalmarketing@t-online.de www.meck-sn.de 48
sches“, sagte Hardkop und verwies auf jährlich 12 bis 18 Veranstaltungen, an denen Mitglieder und Gäste für einen Unkostenbeitrag in Höhe von 35 Euro teilnehmen können. Eingeladen werden dazu Top-Referenten aus der Wirtschaft, die mit großem, ehrenamtlichem Engagement aktuelle Informationen aus erster Hand rund um die Themen Marketing und Vertrieb liefern. Frank Rath von der Gollan Recycling GmbH, der im Arbeitskreis Marketing mitarbeitet, gefiel diese Idee sehr gut und betonte, wie wichtig es sei, den Mitgliedern einen gewissen Mehrwert zu bieten, damit eine eigene Dynamik entstehen könne. Schnell war man sich in der Runde einig, die vorhandenen Möglichkeiten zu nutzen und auch Mitglieder des Regionalmarketingvereins MecklenburgSchwerin zum Vorzugspreis zu solchen Veranstaltungen nach Lübeck einzuladen. „Wir sehen uns nicht als Wettbewerber, sondern eine gute Chance, unsere bestehenden Netzwerke zu erweitern“, bekräftigte Peter Maschke den Vorschlag und sagte, dass eine derartige Veranstaltung auch in Schwerin denkbar wäre. Gerrit Hardkop verwies auch auf das erfolgreiche 6. Forum des Lübecker Marketing-Clubs, das im Oktober dieses Jahres stattgefunden hatte. Besonderer Höhepunkt sei dabei die Verleihung des Marketing-Awards, mit dem der Lübecker Club jedes Jahr herausragende Marketingleistungen würdigt, die einen nachweisbaren Markterfolg erbracht haben. Sich daran zu beteiligen, sind auch die Unternehmen aus der Region MecklenburgSchwerin herzlich eingeladen. Wichtiger Partner und Sponsor des Awards sei übrigens eine Firma aus Wismar. cm
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REGINALMARKETING
„Schwerin macht glücklich!“
Viel Wasser, viel Grün, der hohe Himmel Mecklenburgs und das Schweriner Schloss – so begrüßt die Landeshauptstadt ihre Gäste jetzt auch auf ihren neuen Willkommensplakaten an den wichtigsten Ortseinfahrten.
„Als gute Gastgeberin heißt unsere Stadt Besucherinnen und Besucher aus Nah und Fern willkommen. Und dass hier viele glückliche Menschen leben, darf ruhig jeder wissen“, sagte Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow zum Start der Werbekampagne. „Schwerin macht glücklich!“ steht auf den Plakaten, die von Luise Kolpin und Antje Kapanke gestaltet wurden. Die beiden jungen Frauen haben zusammen in Heiligendamm und Wismar Grafikdesign studiert und sind Teil der Arbeitsgemeinschaft Fachwerkler. „Dass Schwerin glücklich macht, entspricht auch meinem ganz persönlichen Lebensgefühl. Deshalb lag dieses Motto für mich einfach auf der Hand. Schön, dass es unsere Auftraggeber genauso empfinden“, sagt Antje Kapanke. Die 34-jährige erzählt, dass sie nach dem Studium an der Hochschule Wismar Mitstudenten aus Stuttgart, Bielefeld und Berlin von den Vorzügen der Landeshauptstadt
überzeugen konnte. Zusammen gründeten die sechs Absolventen vor sieben Jahren hier ihre eigene Arbeitsgemeinschaft für Grafikdesign & Innenarchitektur. „Einige von uns sind bereits junge Eltern. Schwerin ist eine Stadt zum Wohlfühlen. Vor allem für junge Familien ist es angenehm, in dieser Stadt der kurzen Wege zu arbeiten und zu leben. Ich habe hier ganz schnell und unkompliziert einen Kita-Platz bekommen.“ Der Berlinerin Luise Kolpin ist aufgefallen, dass man sich in Schwerin manchmal etwas schwer tut, den Stolz auf die Stadt tatsächlich zu zeigen. „In Dresden erklären dir die Leute mit stolz geschwellter Brust, dass sie in der schönsten Stadt Deutschlands leben. Die Schwerinerinnen und Schweriner brauchen erst eine Bundesgartenschau und die einhellige Begeisterung von fast zwei Millionen Besuchern, um ihre schöne Stadt mit neuen Augen zu sehen. Ich finde aber, dass sie seither viel selbstbewusster geworden sind. Und das ist richtig so:Wenn mich Freunde hier in Schwerin besuchen, sind sie immer ganz hingerissen. Schwerin macht wirklich glücklich.“
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Schwerin macht glücklich: Das gilt auch für Luise Kolpin (links) und Antje Kapanke, die das Schweriner Willkommensplakat entworfen haben. Foto: Susanne Kirstein
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Von der Butterdose zum Großcontainer Schoeller Arca Systems GmbH feiert 50 Jahre Kunststoffverarbeitung in Schwerin
Im Oktober 2010 feierte die Schoeller Arca Systems GmbH Schwerin ein beeindruckendes Jubiläum: In den vergangenen 50 Jahren entwickelte sich das anfangs nur 40 Mitarbeiter zählende Unternehmen zum führenden Kunststoffverarbeiter der ehemaligen DDR, schaffte nach der politischen Wende den Sprung in die Marktwirtschaft und wurde schließlich zum Marktführer für MehrwegTransportbehältersysteme. Begeistert von dieser Leistung sagte der Ministerpräsident des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Erwin Sellering, auf der Festveranstaltung: „Dass ein Unternehmen aus Mecklenburg-Vorpommern seinen 50. Geburtstag feiert, kommt dieser Tage nicht oft vor." Er brachte damit auf den Punkt, was die Geschäftsleitung und die rund 150 fest angestellten Mitarbeiter des Unternehmens so stolz macht.
Die Erfolgsgeschichte der Schoeller Arca GmbH Schwerin beginnt Ende der fünfziger Jahre mit dem in Ost-Berlin politisch beschlossenen Aufbau eines Plastverarbeitungswerkes in Schwerin Sacktannen. Der ausgewählte Ort war zur Zeit des Nationalsozialismus ein Lager für Luftfahrtersatzteile. Nach dem Umbau einiger Hallen nimmt der volkseigene Betrieb Plastverarbeitungswerk Schwerin (PWS) im Oktober 1960 die Produktion auf. Das Werk wächst rasant. Schon im zweiten Jahr nach Gründung exportiert es seine gefragten Kunststofferzeugnisse in viele europäische Länder. Hauptabnehmer sind die CSSR, Ungarn, Polen, Jugoslawien, Niederlande und Italien. Ob Haushaltseimer, Käseglocken, Butterdosen oder Zitronenpressen: Die hochwertigen Erzeugnisse des VEB Plastver-
Die PNEUMANT Gemüsekiste war in vielen DDR-Haushalten zu finden.
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arbeitungswerk Schwerin erobern das In- und Ausland. In den siebziger Jahren stellt der Betrieb seine Erzeugnisse erstmals unter dem Warenzeichen „PNEUMANT” her. Neben den vielen Haushalts- und Industrieprodukten gehen hochmoderne Computerbandspulen unter anderem für BASF vom Band. In den achtziger Jahren steigt das PWS zum größten Exporteur für Kunststoffprodukte in der gesamten damaligen DDR auf. Im Jahr 1989 sind 1.780 Arbeiter und Angestellte beschäftigt, 15.500 Tonnen Rohmaterial werden verarbeitet. Es braucht 6.700 Container, 2.100 Eisenbahnwaggons und 1.000 LKW, um die hergestellte Warenmenge an ihre Bestimmungsorte zu bringen. Zum Zeitpunkt der Maueröffnung vermutet kaum jemand, dass der stetige Aufstieg des Vor-
Auch die damals heiß begehrte Badewannenauflage wurde im PWS hergestellt.
zeigeunternehmens ein Ende haben könnte. Doch die politische Wende und die neuen Marktbedingungen bringen harte Einschnitte mit sich. Vor allem die drastische Verkleinerung der Belegschaft macht allen zu schaffen. Dank der Anstrengungen der neuen Geschäftsleitung kann das Werk 1992 jedoch an einen engagierten Investor übergeben werden. Es geht wieder voran. Schon bald zeigt sich, dass die Fokussierung auf Industriebehälter der richtige Weg ist. Mit hohen Investitionen und der Entwicklung neuartiger Systeme rüstet sich das Unternehmen erfolgreich für die internationalen Märkte. Im Jahr 2004 honoriert der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder die Produktion des dreimillionsten Kunststoffbehälters für die Automobilindustrie mit einem Besuch.
Der Motorradseitenkoffer war ein Verkaufsschlager der 80er Jahre. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
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Ein Jahr später übernimmt die Schoeller Gruppe mit Hauptsitz in den Niederlanden das Werk. Sie ist in 50 Ländern vertreten und produziert vor allem Kunststoffverpackungssysteme, die ihre Kunden bei der Reduzierung der Logistikkosten unterstützen. Jahr für Jahr meldet Schoeller Arca Systems neue Patente an. Mit dem Schweriner Werk ist die Unternehmensgruppe heute Marktführer für Mehrweg-Transportbehältersysteme. Durch ein Vier-Schicht-System und spezielle Industrieroboter können in Schwerin Tag für Tag enorme Stückzahlen produziert werden. Die Produkte reichen vom Bierkasten, über Kunststoff-Paletten bis hin zu 1000 l Transportbehältern. Zu den Kunden gehören renommierte Getränkehersteller, viele Firmen der deutschen Autoindustrie aber auch Unterneh-
men anderer Branchen wie H&M, Bosch oder die Deutsche Post. Betriebsleiter Carsten Malschofsky dankte während des 50. Jubiläums vor allem seinen Mitarbeitern: „Es macht große Freude, in diesem tollen Team zu arbeiten. Die Tradition, die langjährigen Erfahrungen, das außerordentliche Know-how und die gute Zusammenarbeit mit dem Mutterkonzern machen mich sicher und froh, dass die Erfolgsgeschichte der Schoeller Arca Systems Schwerin weiter ihren Lauf nehmen wird.“
SCHOELLER ARCA SYSTEMS GmbH Mehrwegverpackungslösungen aus Kunststoff · Lager- und Transportbehälter · Paletten · Bag-in-Box · kundenspezifische Lösungen
Stefanie Recht Fotos: Schoeller Arca Systems GmbH
Geschäftsführer Hans-Joachim Wiedmann präsentiert den vielseitigen ComboBehälter. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
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Tel.: +49 (0) 385 6452 0 Fax: +49 (0) 385 6452 222 info.schwerin@schoellerarca.com www.schoellerarcasystems.de
Frischfisch-Mehrwegbehälter wurde 2007 der „Deutsche Verpackungspreis“ verliehen.
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UNTERNEHMER
Gestern wie heute top modern - das Com In IT Solution Center
Jugendstil und Hightech Es ist eines der schönsten Häuser in der Graf-Schack-Allee in Schwerin. Fachwerk und Naturstein, eine Terrasse, eine Freitreppe. Reiner Jugendstil. Revolutionär am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Schild neben der Einfahrt aber zeigt deutlich, dass hier das Heute zuhause ist: Com In klingt einladend, lässt jedoch auch schon erahnen, hier könnte es auch um Computer und Innovationen gehen. Und um Lösungen – hinter dem „Com In“ steht „IT Solution Center“. Auch im Innern des imposanten Hauses sticht die Gestaltung im Stil des fin de siecle ins Auge: der Kamin, die Wandgestaltung, das Parkett. Doch das kann nicht darüber hinweg täuschen, dass hier für die Zukunft gedacht wird. Erster Hinweis gleich neben 52
dem Eingang ist die große Tafel mit Kundennamen: arko, Conrad, GetränkeLand, McPaper und Rossmann sind darunter, aber auch der Welt größter Versandhändler Otto. „Sie alle nutzen unser innovatives Programm com.TRADENET® sagt Torsten Hecht. Er hat die Firma vor 20 Jahren als Ein-Mann-Unternehmen gegründet. Heute gehören die inzwischen 44 Mitarbeiter zur Top-Adresse in Deutschland. „Mit dem Aufbau von Computernetzen haben wir angefangen“, sagt der Schweriner. „Damals gab es so etwas im Osten ja nicht.“ Komplexe Rechnernetzwerke gehören heute noch zum Angebot von Com In. Auf diesem Gebiet ist das Unternehmen spitze in der Region.„Am erfolgreichsten ist aber com.TRADENET®, unsere Software, die es großen
Unternehmen auf einfache und flexible Weise ermöglicht, ihre Filialen zu verwalten.“ Darin sind die Schweriner unangefochtener Marktführer in Deutschland. „Wir sind sehr stolz darauf, dass einige unserer Kunden selbst mit Präsentationen für uns Werbung machen“, freut sich Torsten Hecht. Weiterer Renner aus dem Com In IT Solution Center sind das Liegenschaftssystem com.LIVIS® und der DSW Datenspeicher Wald, die bereits von etlichen staatlichen Forstverwaltungen und Landgesellschaften in Deutschland genutzt werden. Und mit dem Liegenschaftsmanagementsystem, das die Firma entwickelt hat, verwalten die Kunden heute 9 Prozent der Fläche Deutschlands. Das schafft kein anderer Anbieter.
Den Erfolg von Com In begründet Torsten Hecht mit mehreren Argumenten. „An erster Stelle steht für uns die Qualität!“ Fünf Mitarbeiter kümmern sich nur darum. „Für den Kunden muss alles funktionieren!“ Sicherheit gibt auch, dass die Firma mehrere Standbeine hat. „Wenn es auf einem Gebiet nicht so gut läuft, kann das immer ausgeglichen werden.“ Das wichtigste sind für den Chef aber die Mitarbeiter. „Wir haben klare Ziele formuliert, es gibt Tagesvorgaben. Trotzdem sind alle hochmotiviert.“ Und das Betriebsklima stimmt. Das bestätigt die gute Seele im Hause, die Assistentin der Geschäftsführung Ute Schaller. „Der Zusammenhalt im Team ist toll. Es haben sich schon etliche Freundschaften entwickelt, die über die Arbeit weit hinaus gehen.“ MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
UNTERNEHMER seine Arbeit hat.“ Deshalb bietet das Unternehmen berufsbegleitende Studiengänge und Praktika an. „Dann kennen wir die Leute schon und können entscheiden, ob sie in unser Unternehmen passen oder nicht.“
Begeistert von den täglichen Aufgaben – Torsten Hecht
Und Torsten Hecht sucht immer wieder gute Leute. „Wir arbeiten eng mit der Hochschule in Wismar zusammen und mit Gym-
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nasien. Die Frage ist für uns allerdings nicht, welchen Abschluss jemand vorweisen kann, sondern welche Qualität
Neben allem wirtschaftlichen Erfolg verliert Torsten Hecht sein Umfeld jedoch nicht aus den Augen. Der ehemalige Zehnkämpfer ist sozial sehr engagiert. Im Förderverein „Sportler helfen Kindern“ macht er mit, unterstützt den Breitensport, den Polizeisportverein, den Schweriner Sportclub, übernimmt Patenschaften für besonders gute Athleten. Zu Weihnachten gibt es kleine Geschenke für die Patienten der Schweriner Kinderklinik, Kindergärten werden bedacht und Torsten Hecht ist bei einem Kin-
derpräventionsprojekt der Landespolizei dabei. „Ich möchte immer dort helfen, wo es eine gewisse soziale Unausgewogenheit gibt.“ Doch mit all dem nicht genug. Hecht ist auch ehrenamtlicher Richter, IHK-Vizepräsident, er sitzt im Hochschulbeirat der Hochschule Wismar, im Rat der Wirtschaft und im Unternehmerverband ist er auch aktiv. Das Haus Graf-Schack-Allee 11 in Schwerin ist ein imposantes Gebäude. Es offenbart nicht, was in seinem Inneren Großes geschieht. Und doch: Hier wird die Zukunft für Deutschlands Wirtschaft maßgebend mitgestaltet, ohne das Soziale aus den Augen zu verlieren! Text und Fotos Gert Steinhagen
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UNTERNEHMER
Sparpotenzial durch reibungslose Kommunikation Bürokommunikation der Hans Bode GmbH Bürokommunikation ist heutzutage mehr als ein funktionierendes Telefon und ein Faxgerät auf dem Flur. Schon auf jedem heimischen Schreibtisch steht im Normalfall ein Gerät, das faxen, drucken und scannen kann. Multifunktionsterminal heißt so etwas im Normalfall. Professionelle Anwender benötigen aber oftmals noch weitere Funktionen im Arbeitsalltag. Da ist so ein Gerät dann auch schnell für die Archivierung, das Erzeugen von pdf-Dateien und den internen Versand im Unternehmen zuständig. Die Firma Hans Bode GmbH in Schwerin hat sich bereits vor 20 Jahren in Schwerin auf das weite Feld der Bürokommunikation spezialisiert. „Die Grundfrage unserer Kunden stellt sich nach der Vereinfachung von Arbeitsabläufen und damit auch nach der Kostenreduzie-
rung“, sagt Jens-Peter Trulsen, geschäftsführender Gesellschafter der Hans Bode GmbH in Schwerin. „Drucken, faxen, scannen, archivieren und andere Dinge sind in einem Unternehmen kein Selbstzweck, sondern sollen sich nahtlos in den Arbeitsablauf einfügen“. Deshalb bietet seine Firma den Kunden auch mehr als nur ein Endgerät mit einem seitenlangen Manual. Erst testen, dann kaufen Das beginnt schon bei der Integration der EDV-Hardware in bestehende IT-Architekturen. Der Kunde kann die ausgewählten Systeme vor dem Kauf testen, so dass er weiß, was er bekommt und ob das Produkt auf seine Bedürfnisse zugeschnitten ist. So braucht zum Beispiel eine Werbeagentur ganz andere Geräte und auch andere Software als ein Steuerbüro.
Jens-Peter Trulsen, geschäftsführender Gesellschafter der Hans Bode GmbH.
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Nach den ausführlichen Tests und dem anschließenden Kauf bietet die Firma ihren Kunden ein zwölfmonatiges Rückgaberecht unter Erstattung des vollen Kaufpreises. Und die Hans Bode GmbH garantiert ihren Kunden eine so genannte Reaktionszeit von zwei bis vier Stunden. Das bedeutet, sollte einmal ein Defekt entstehen, ist das Gerät entweder in dieser Zeit repariert oder es steht entsprechender Ersatz zur Verfügung. Dienstleistungen, die die Kunden schätzen. Und die kommen zum überwiegenden Teil aus dem Mittelstand. Gerade kleinere und mittlere Unternehmen können sich keine Störung der Betriebsabläufe leisten, weil der Drucker streikt oder der Kopierer einen Papierstau meldet. „Das ganze System muss einfach reibungslos funktionieren“, sagt Trulsen. Das hat nicht nur etwas mit Bequem-
lichkeit und Frustrationsabbau zu tun, sondern dahinter stecken knallharte wirtschaftliche Gründe. Verschiedene Studien haben bereits belegt, dass in vielen Fällen in der mangelhaften Kommunikationstechnik von Unternehmen ein Einsparpotenzial von fünf Prozent des Umsatzes steckt. Ständiges Hinterfragen ist gefordert „Die Frage nach den Arbeitsabläufen muss sich ein Unternehmer immer wieder und konstant stellen“, erläutert Trulsen das Prinzip, das grundlegend für Bürokommunikation ist. Die technischen Entwicklungszyklen in diesem Bereich haben sich in den vergangenen Jahren immer weiter verkürzt, die Kosten für Hard- und Software sind permanent gesunken. Ein Gerät, das drei Jahre alt ist, entspricht schon nicht mehr dem
Vor Farbe muss niemand zurück schrecken. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
UNTERNEHMER aktuellen technischen Stand und verzögert die Abläufe unter Umständen gravierend. Standardlösungen, die generell in jedem Unternehmen funktionieren, gibt es deshalb für die Hans Bode GmbH nicht. Das zeigt sich schon in der Auswahl der erforderlichen Hardware. „Natürlich vertreiben wir auch Apple und die dazu gehörende Software“, so Trulsen.„Nur ist für unsere Kunden nicht so sehr das ansprechende Design ausschlaggebend, sondern die benötigten Anwendungen.“ Flexibilität ist da gefordert. Denn ein Markt, der sich ständig verändert und mit neuen Anforderungsprofilen aufwartet, erfordert auch von den Anbietern und Vertreibern der Produkte hohes Einfühlungsvermögen in die Interessen ihrer Kunden.
Christian Moeller
Fotos: C. Moeller (2), Hans Bode GmbH (1)
Was zunächst Angst einflößend aussieht, ist das Herzstück der Bürokommunikation.
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MARITIM
Ein Ranger für die Wismarbucht
Ulrich Eichel ist der erste Ranger an der Wismarbucht.
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Seit mehr als zwei Jahren engagiert sich ein gestandener Freizeitkapitän in der neu geschaffenen Funktion als Bucht Ranger. Per Kontrollfahrten wacht er in der Wismarbucht über den Schutz der Natur und der FFH Gebiete. Vor allem gilt es dabei, die Brutplätze der Wasservögel vor Störungen zu schützen. Deshalb arbeitet er eng mit Vogelwarten zusammen. Die jetzige Winterpause ist für Ulrich Eichel nicht wirklich eine. Meist sitzt er am Computer und bilanziert die Aktivitäten der vergangenen Saison. Die von ihm zusammengetragenen Ergebnisse und auch Bildmaterial von seinen Fahrten entlang der Brutgebiete im Küstenbereich der Wismarbucht ergänzen behördliche Auswertungen. Doch gelegentlich schaut der Ruheständler im Unruhestand bei seinem Wismarer Yachtclub vorbei und zum Motorsegler „Runa“. Das Fahrzeug befindet sich längst, wetterfest auf einem Bootsständer verpackt, im Winterlager. Das Unterwasserschiff ist bereits gereinigt. So fallen im Frühjahr nur noch einige Wartungsarbeiten zum Saisonstart an. „Dann gehe ich mit meinem Dienstfahrzeug auch schon wieder auf Tour“, meint er im etwas scherzhaften Ton. Das 7,50 Meter lange Schiff mit dem knallroten Rumpf und der Aufschrift Bucht Ranger fällt sofort auf, was auch gewollt ist. Den Ranger in der Wismarbucht gibt es erst seit gut zwei Jahren. Seit dem zeigt der 66-jährige, leidenschaftliche Naturfreund genau dort Präsenz, wo in der Nähe der ausgewiesenen Naturschutz- und FFH-Gebieten niemand etwas zu suchen hat. Im Sommer 2005 unterzeichneten etwa 15 Vereine und Verbände, sowie Tourismusbetreiber der Region zusammen mit dem Umweltministerium des Landes eine freiwillige Vereinbarung zum Schutz der Wismarbucht. Dies war die Legitimation für eine notwendige Aufsichtstätigkeit. Federführend war schon damals der Yachtclub Wismar mit seinem Vorsitzenden Hubert Hausold. Und mit dem Clubmitglied Eichel, seit 1962 im WasserMECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
MARITIM
Erst vor kurzem aus der Eierschale geschlüpft: ein Silbermöwen-Küken.
Als einer der ganz wenigen darf der Motorsegler „Runa“ zu Kontrollzwecken vor der Insel Walfisch ankern.
sport aktiv, fand sich jemand, der dieses Amt gern übernahm. Doch erst die Förderung mit Mitteln aus dem EU-Fond und des Landes sicherte die Realisierung dieses Projektes. Die intensivsten See-Beobachtungen erfolgen im Frühjahr und Sommer. Es ist die Zeit der Brut und der Mauser, die für manches Federvieh zur Flugunfähigkeit führt. „Gerade dann haben unliebsame Störungen verheerende Auswirkungen auf den Wasservogelbestand“; weiß
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Eichel aus Erfahrung. Das erfordert, je nach Wetterlage, häufige See-Törns zwischen Redewisch und der Wismarbucht, die dass Salzhaff mit einschließt. Auch die Wasserflächen rund um die etwa zehn Quadratkilometer große, geschützte Vogelinsel Walfisch gehören zu seinem Aufsichtsbereich. Sie ist übrigens die einzige Insel in Mecklenburg-Vorpommern, auf der neben zahlreichen Möwen, Enten und Gänsearten, die Eiderenten in bedeutenden Größenordnungen brüten. Des-
Unzählige Wasservögel nutzen die Insel Walfisch als Brutstätte. Bis zu 300 Silbermöwen-Brutpaare und etwa 200 Sturmmöwen-Pärchen, sowie diverse Entenarten, Gänse und Schwäne sind in diesem natürlichen Lebensraum anzutreffen.
halb besteht eine enge Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Vogelwarten. Doch der Buchtranger kann nur ermahnen und belehren, wenn sich uneinsichtige und teilweise auch rücksichtslose Wassersportler nicht an die bestehenden Regelungen halten. Ärgernis bereiten ihm schnelle Boote sowie Kite- und Windsurfer, vor allem in der Redentiner Bucht und auf dem Salzhaff. Dort stören die Wassersportler vor allem durch ihr rasantes Tempo, wenn
sie sich den Brutplätzen nähern. Zusätzlich sorgen dann Gleitschirme am Himmel für Unruhe. Darin sehen die Wasservögel eine absolute Bedrohung. Annäherungen aus rund 300 Metern Entfernung reichen aus, um die Vögel in die Flucht zu schlagen. Gestörte Brutpflege und alleingelassene Küken, die schnell ein Opfer von Nesträubern werden, sind die Folge. Text/Fotos: H.-J. Zeigert
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KOLUMNE
Alle Jahre wieder – der
Streit ums Fernsehprogramm
Gibt´s Weihnachten eigentlich auch im Fernsehen?
Foto: www.pixelio.de
A
ch, wie könnte Weihnachten doch schön sein. Man hat es endlich einmal geschafft, alle Geschenke rechtzeitig zu kaufen. Muss sich nicht am letzten Wochenende vor den Feiertagen durch Einkaufszentren mit paranoiden Kunden und zahnfleisch-krauchenden Verkäuferinnen schlagen. Der Christbaum steht auch seit drei Tagen auf dem Balkon. Nicht wie im vergangenen Jahr auf der Terrasse. Da dachte man am Heiligen Abend, es wäre ein liebestoller Kater in der Wohnung, so hat der Baum gestunken. Dieses Jahr Balkon. Da kommt das
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Vieh vom Nachbarn nicht hoch. Nein, es sieht alles nach einem beschaulichen Fest aus. Ohne Stress, ohne Druck. Einfach nur gut essen, entspannen, Kirchgang, ausschlafen, faulenzen und den schönen Film am ersten Feiertag im Fernsehen genießen. Und da beginnt das Drama. Unabhängig davon, wie viele Fernseher im Haushalt angeschlossen sind, der Streit ums Fernsehprogramm ist so sicher programmiert wie Pro 7 auf Taste sieben der Fernbedienung. Vielleicht heißt es deshalb Fernsehprogramm. Zugegeben, es prallen während der Feiertage Welten aufeinander beim Blick in die Fernsehzeitschrift. Dass ausgerechnet am Heiligabend ein Inferno an Action, pyro-technischer Kunst und sinnloser Ballerei aus der Kiste flimmert, daran haben wir uns ja schon gewöhnt. Ist aber auch einzusehen. Denn wer schaltet schon Heiligabend die Glotze an? Das sind ja nur die vereinsamten Seelen, die sich nicht an Tannenduft und Weihnachtsmännern erfreuen und niemanden für die Bescherung haben. Doch spätestens am 25. Dezember entbrennt der Streit. Sissy, die uns zum 1000. Mal erzählt, dass ihre Lieblingsmehlspeise der Kaiserschmarrn ist oder Bruce Willis in „Stirb langsam“, die „Zehn Gebote“ (und wieder teilt Moses das Rote
Meer) oder die weltbekannte Libuše Šafránková in „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“? Schließlich wird einem der Weihnachtsbaum ja auch nicht zu viel, nur weil man jedes Jahr einen aufstellt. Warum dann nicht zum x-ten Mal stundenlang Sandalen- oder Märchenfilme schauen? Hart an die Grenze des Erträglichen geht es dann erst, wenn am frühen Abend lustige Volksmusikanten – vorgeführt von Nebel, Silbereisen, Borg oder Hinterseer – uns mit ihren bereits im Juli aufgezeichneten Versionen von „Stille Nacht“ quälen. Noch schlimmer als den Fernsehzuschauer trifft es da wohl nur das Publikum in irgendeiner Sporthalle (die eigenartigerweise immer in Gera oder Böblingen steht), das während der sommerlichen Aufzeichnung in Wollpullovern ausharren musste, damit es auch so schön winterlich aussieht. Wo kann der Kompromiss zwischen Carmen Nebel und Arnold Schwarzenegger liegen? Doch bei Aschenbrödel? Die Unschuld vom Lande in knallharter Action, bluttriefend wie fast alle Grimmschen Horrorgeschichten mit den althergebrachten Portionen Kannibalismus, Folter, Mord und Totschlag? Von letzterem gibt es ja auch in jedem Sandalenfilm mehr als genug in Cinemascope. Von
friedlicher Weihnacht kann da keine Rede sein. Es ist nicht leicht, das weihnachtlich-beschauliche Programm zu finden, so lange man auch auf der Fernbedienung herumdrückt. Bleibt da noch das halbe Dutzend Jahresrückblicke. Da laufen die Horrorgeschichten dann wenigstens nicht nur fiktional, sondern sind das echte Leben. Erdbeben in Haiti, Hochwasser in Pakistan, Terror im Irak, Pfefferspray in Stuttgart, schwer bewaffnete Polizisten vor dem Reichstag– alles passend zur Weihnachtszeit. Die richtige Stimmung zu Zimtstern und Dominostein will da nicht aufkommen. Nebel, Silbereisen und Co. sind uns zwar auf den ersten Blick friedlich gesonnen, doch bleiben einem da besagte Sterne und Steine im Halse stecken. Schließlich handelt es sich dabei um einen Frontalangriff auf den guten Geschmack. Was da nur Abhilfe schaffen kann, ist sich schon ein paar Tage vor dem Fest die Fernsehzeitschrift zur Hand zu nehmen, sich des Dilemmas bewusst zu werden und dann kurz entschlossen die Batterien aus der Fernbedienung zu nehmen und politisch korrekt in der nächsten Sammelstelle zu entsorgen. Christian Moeller
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KOLUMNE
Frau in EmVau Foto: Archiv
Die Stellvertreterin
Den Chef und manchmal auch den Fuß Wir haben in unserem Leben ja viele Vertretungsmöglichkeiten. So können wir als Diplomaten unser Land vertreten, als Sportler unsere Schule, als Mitarbeiter unsere Chefs, als Mensch die eigene Meinung, fremde Staubsauger und Kaffeemaschinen oder aber unsere Beine beziehungsweise den Fuß. Bis auf den Staat und die Haushaltsgeräte habe ich wohl alle Vertretungsgelegenheiten mehr oder weniger ausgiebig wahrgenommen. Ich habe als Turnerin und Schachspielerin meine Schule vertreten; ich war Stellvertreterin meines Leiters, ich habe immer und überall meine Meinung, wenn ich konnte meine Beine - und leider gar nicht so selten auch den Fuß vertreten. Und ich muss Ihnen gestehen: Meine Gesamt-Vertretungsbilanz ist eher negativ. Am schmerzhaftesten habe ich dabei das Problem mit dem Fuß in Erinnerung, den ich mir bei ganz profanen Gelegenheiten wie Treppensteigen oder Pappkartons passgerecht zertreten vertreten habe. Die Ursachen waren Bewegungsmangel oder Alter; die Folgen reichten bis zu Gips und Krücke. So konnte ich
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mir viele Wochen nicht einmal mehr die Beine vertreten nach langem Sitzen im Büro. Ganz so schlimm endeten die anderen Vertretungen nicht. Natürlich war ich stolz, wenn ich mit 13 am Schachbrett gegen ausgewachsene Studenten antreten durfte. Aber zu mehr als einem Remis konnte es gar nicht reichen. Sehr unangenehm waren dagegen in der Regel die Versuche, meine Meinung zu vertreten. Schule und Arbeit sind dafür, habe ich gelernt, nicht die richtigen Orte. Da sollte man tunlichst nichts Eigenes vertreten, sonst wird man im besten Fall missverstanden. Im schlimmsten Fall gab’s schlechte Noten oder Überstunden. In meinem Schulzeugnis musste meine Mutter immer wieder lesen: „Wiki neigt dazu etwas vorlaut zu sein!“ Dieses Vorlaute führte aber auch dazu, dass man in mir irgendwann eine potenzielle Chefin sah und mich deshalb zur Stellvertreterin machte, der der Karriereweg bis in die höchste Etage offen stand. Doch meine dienstlichen Vertretungen meist in der sommerlichen Saure-Gurken-Zeit brachten be-sonders viel Arbeit und anschließend nie Lob, sondern nur die Frage des aus dem Urlaub gut erholt zurück gekehrten Chefs: „Warum hast Du das so (also anders als ich) gemacht?“ Logisch, dass ich in solchen Situationen wirklich drauf und dran war, den Sprung in den Chefsessel zu wagen. Dort wäre ich die Bestimmerin – und könne mich vertreten lassen. Jetzt wollen Sie wissen, warum ich es nicht getan habe? Weil ich nie Chef sein könnte. Denn zu vertreten ist zwar nicht so toll, aber sich vertreten zu lassen ist viel schlimmer. Denn wer könnte meine Arbeit schon so gut machen wie ich, falls ich mir mal den Fuß vertrete? Wiki P.
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LIFESTYLE
Draußen wird´s kalt, drinnen gemütlich Blütenzauber
Der nächste Frühling kommt bestimmt. Eine Vorahnung bringen kandierte Blüten im Proseccoglas oder auf der Torte. 10 Euro/Box
Kuscheldecke
„Valentina“ aus reiner Schurwolle. Giesswein, 240 Euro.
www.mutterland.de
Badepralinen
schmelzen nicht im Mund, sondern im heißen Badewasser. Mit pflegender Kakao- und Sheabutter. Knapp 4 Euro/Stück www.lashuma.com
Leuchtendes Beispiel
Kein dunkler Wintertag ohne warmes Kerzenlicht, z. B. auf dem Teelichthalter-Set „Edo“. Edelstahl, 48 Euro. www.blomus.de
Herzerwärmend
Die Wärmflasche von heute ist nicht nur heiß, sondern auch herzig anzusehen. Schurwolle. Giesswein, 70 Euro.
Zum Verduften
Ihren Lieblings-Raumduft verteilen Sie am schönsten mit einem Aromalicht wie diesem von Blomus. Edelstahl, 32 Euro.
Bettgefährten
Einfach mal im Bett bleiben? Nichts lieber als das mit Luxus-Bettwäsche von Christian Fischbacher, der z. B. filigrane Schmetterlinge auf feinen Satin sticken lässt. Set „Butterfly“ aus Kissen- und Deckenbezug, 728 Euro, gesehen bei www.bedandroom.com
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LIFESTYLE
Zarte Hülle
Hauchzart und doch wärmend: Häkel-Umhang mit Mohairwolle von Missoni. 680 Euro, gesehen bei www.net-a-porter.com
Heißmacher
Österreicher wissen, was kalte Winter wärmer macht: leckere Trinkschokolade von klassisch-dunkel bis exotisch mit Ingwer und Kokos von Zotter, ca. 6 Euro/Packung.
Hand in Hand
Wenn die Hände nicht mehr warm werden wollen – nichts wie rein in den kuscheligen Lammfell-Muff von Paul & Joe. 359 Euro. gesehen bei www.mytheresa.com
Samtplatz
Das perfekte Lümmelsofa, um bei Kerzenschein, Heißgetränke und einem spannenden Buch dem Winter zu entfliehen: Samt-Recamiére ”Gaudi” von Bretz, ab 1435 Euro.
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MODE
Die „Boutique am Pfaffenteich“ Seen und Teichen berühren jeden Bürger und Besucher. Und wenn Kultur in irgendeine Stadt gehört, dann nach Schwerin. Das Potenzial an Kultur, das Schwerin von allein mitbringt, ist bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Mit meinem Geschäft in diesem historischen Bau will auch ich einen kleinen Beitrag zur Attraktivität und Kultur unserer Stadt leisten.“ Die Russ-Maxime ist in den Räumen der Arsenalstraße 2 umgesetzt worden. Die Inhaberin zeigt Vielfalt und Charme in ihrem
Der Standort hat textile Tradition. Bereits vor über 100 Jahren hatte im historischen Gebäude der früheren Stadtkommandantur Arsenalstraße 2 am Pfaffenteich das damalige Wäschehaus Russ seinen Sitz. Seit 1998 findet diese Geschichte ihre Fortsetzung mit der „Boutique am Pfaffenteich“. Für die Inhaberin Dr. Christiane Russ stand fest, dass in dem historischen Demmlerbau aus dem Jahre 1838 Textilien angeboten werden sollten, die durch Stil und Eleganz in Harmonie mit dem Niveau des schönen Hauses stehen. „Dies wird nicht nur durch die modisch anspruchsvolle Ware von hoher Qualität, sondern auch von den Mitarbeiterinnen repräsentiert“, erklärt Christiane Russ, „ich sehe das in dieser Umgebung, in diesen Wänden einfach auch als Kulturauftrag.“ Schon allein das Haus verpflichte. So stellt das Niveau des Ladens auch einen Anspruch an die Besucher. „Mode ist für mich – ebenso wie Kunst – eine Ausprägung von Kultur und sich modisch zu kleiden, ist sicher 62
Laden auf sehr hohem Niveau. „Unsere Kunden schätzen es, dass sie in Ruhe auch einfach nur gucken und probieren können. So kommt es immer wieder vor, dass sie sogar mehrere Stunden bei uns verweilen“, erklärt Christiane Russ. In der „Boutique am Pfaffenteich“ können sich die modebewussten Damen Anregungen holen, anprobieren und sich beraten lassen - „So findet man heraus, was einem gerade am besten steht.“ Durch die Geschäftsgröße, die sich auf über 200 Quadratmeter
Mitarbeiterin Kathrin Gode präsentiert ein aktuelles Modell aus der Kollektion von Evelin Brandt.
auch ein Ausdruck persönlicher Kultur“. So begründet die Geschäftsfrau und Ärztin ihre Unternehmensphilosophie. Auf sie übt die Stadt Schwerin eine Faszination aus. „Die städtebauliche Anlage, die Tradition, die historische Altstadt, das Theater, das Schloss, all dies harmonisch eingebettet in eine wunderbare Landschaft mit
Das Geschäft erstreckt sich auf über 200 Quadratmeter und bietet eine Auswahl von Stücken der angesagtesten Designer. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
ANZEIGEN erstreckt, wird in dem Fundort eine Bandbreite an exquisiter Designermode geboten, die in Schwerin ihresgleichen sucht. Die Stilrichtungen reichen von sportlich bis festlich, die Labels von Airfield, Cambio über Evelin Brandt bis zu René Lazard und Windsor, aber auch Ware von Toni Gard und Escada ist vorhanden. In der „ Boutique am Pfaffenteich“ findet sich ein enorm großes Sortiment aus den Kollektionen dieser Firmen. Den Einkauf übernimmt Christiane Russ selbst: „Ich fahre zwei Mal im Jahr zur CPD nach Düsseldorf ,der Modemesse in Deutschland’ und schaue mir dort die jeweiligen Kollektionen für die übernächste Saison an. Diese Veranstaltungen dienen in der Branche zur Orientierung. Danach wird die Ware einzeln geordert, die mich von Material, Schnitt und Farbe her am meisten überzeugt hat.“ So stellt Christiane Russ ihre eigene Kollektion von verschiedenen Marken und Modellen zusammen. „Das ist dann meine Form von Kreativität.“ Die Qualität und Präsentation der Ware, das Ambiente des Ladens und die Betreuung und Beratung durch die Mitarbeiterinnen bieten hohes Niveau. „Das wissen auch unsere Kunden zu schätzen“, sagt Christiane Russ. Nicht von ungefähr konnte sie sich über die Jahre einen breiten Kundenstamm aus Schwerin und dem näheren Umland erarbeiten. Aber auch von weiter her, so z.B. von der Insel Usedom kommen Freunde des guten Kleidungsgeschmacks regelmäßig angereist. Mit einem Teil des Kerngeschäftes ist sie aber abhängig vom Schwerin-Tourismus. „Es gibt Reisende, die einmal im Jahr oder häufiger in die Landeshauptstadt kommen, und bei jedem Aufenthalt als gute Bekannte auch uns einen Besuch abstatten“; erzählt Christiane Russ. Viele Kunden kommen aus Hamburg, Lübeck und sogar aus Dänemark.
Köpmarkt Center Am Grünen Tal 35 19063 Schwerin
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Inhaberin: Katja Günther
Text und Fotos: Gritta Flau
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PERSÖNLICH
„Douglas-Vater“ Jörn Kreke:„Ich bin durch Millionen Deutsche kaufen Parfüm bei Douglas, Bücher bei Thalia, Süßwaren bei Hussel, Schmuck bei Christ oder Damenmode bei AppelrathCüpper. Was viele nicht wissen: Alle diese Fachgeschäfte gehören zur Douglas Holding AG. Und die ist vor allem das Werk eines Mannes: Jörn Kreke, dem langjährigen Konzernchef und heutigem Vorsitzenden des Aufsichtsrates der Douglas Holding AG. Jörn Kreke weilte jüngst in Rostock, um in der Thalia Universitätsbuchhandlung sein Buch „Die Douglas-Story“ vorzustellen. Natürlich nutzte Rostock „delüx“ die Chance, mit einem der erfolgreichsten deutschen Einzelhändler zu einem Gespräch. Herr Kreke, wie kaufen Sie eigentlich ein? Dafür ist meine Frau Gisela verantwortlich. Ihr macht es Spaß, sie ist modisch sehr interessiert, hat Freude an schönen Dingen. Sie geht gerne in Geschäfte. Wenn ich für mich selbst einkaufe, gehe ich meistens ganz gezielt in Läden, die ich kenne. Und das Einkaufen geht dann schnell. Ist wohl typisch Mann . . . Hören Sie gerne auf Ihre Frau? Sie scheint, so ist‘s auch Ihrem Buch zu entnehmen, Ihnen eine wichtige und kluge Ratgeberin zu sein. Meine Frau hat ein absolutes Gespür für Trends. Sie ist zwar keine Unternehmerin, sondern gelernte Säuglingsschwester, in Chemnitz geboren. Übrigens, sie war es auch, die uns den Tipp für die nun inzwischen ziemlich erfolgreiche Zusammenarbeit mit Jette Joop gab. Die Unterzeile Ihres Buches lautet ‚Handel mit Herz und Verstand‘. Hätte ja auch ‚Handel ist Wandel‘ lauten können… 64
Den Untertitel habe ich ganz bewusst gewählt, denn Mitarbeiter und Kunden sind ebenso wichtig, wie das Handelsgeschäft als solches. Dieses Motto ist entscheidend für unseren Konzern. Handel mit Herz und Verstand heißt nicht nur Geld verdienen. Wir müssen unsere Mitarbeiter begeistern, dass sie diese, unsere Philosophie umsetzen und an unsere Kunden weiter geben. Wenn sich Mitarbeiter unter Druck gesetzt, gar bevormundet oder rumgeschubst fühlen, dann drückt das die eigene Leistung, bremst eigene Ideen. Das hat natürlich negative Auswirkungen auf unsere Kunden. Mein Buch ist auch so etwas wie ein Spiegel unserer Firmenkultur. Führungskräfte und Mitarbeiter müssen das wissen, verstehen und verinnerlichen. Der Slogan setzt voraus, dass man tatsächlich auch Fehlertoleranz praktiziert. Das ist einer der Gründe, warum ich auch offen über die Fehler, die ich gemacht habe, berichte. Stimmt, es fällt auf, dass Sie in Ihrem Buch sehr offen eigene Flops darlegen. Sie packen richtig aus. Das ist Teil meines Anliegens, nämlich Handel mit Herz und Verstand. Fehler anderen zuzuschieben, ist schlecht fürs Klima im Unternehmen. Es funktioniert nur mit Offenheit, Respekt und Toleranz. Ich möchte, dass die Leute wissen, wir sind berechenbar. Ein Managermagazin bezeichnete Sie als Edelkrämer. Haben Sie eine Krämerseele? Ich kann mich in das Denken und Fühlen eines Verkäufers rein versetzen, weil ich deren Position auch einmal ausgeübt, selbst auch hinterm Ladentisch gestanden habe. Und ich weiß, dass Kunden es gut finden, auch mal beim Einkauf zu
lachen. Ich bin durch und durch Einzelhändler, und wenn das einer Krämer nennt, ist es mir auch recht. Ich sehe das ganz entspannt. (Lacht) Unter Ihrem Konzerndach sind aktuell unter anderem Parfümerien, Bücher und Schmuck vereint. Wie kam es zu diesen Käufen? Hatten Sie immer das richtige Gespür, das richtige Händchen? Wissen Sie, es waren in Wirklichkeit ja noch viel mehr Experimente, die wir gemacht haben. Sie könnten also genauso gut fragen, warum haben wir dieses oder jenes nicht mehr…(Schmunzelt) Es soll hier also nicht der Eindruck entstehen, ich oder wir hätten immer ins Schwarze getroffen. Ich lag auch häufig daneben. Und habe immer den Mut gehabt, mich dazu zu bekennen und konsequent Schluss zu machen. Welche Rolle spielt Ihr Bauchgefühl? Keine; eher wohl die Freude am Handel. Wie verträgt sich denn dieses, salopp gesagt, Sammelsurium von Firmen? Das verträgt sich nur dadurch, dass dies kein Sammelsurium ist, sondern konsequent strukturierte Betriebe, die nebeneinander arbeiten, jeweils mit ganz eigenem Management. Da, wo sich manche Dinge bündeln lassen, werden sie auf Holding-Ebene vernetzt. Was hat Sie getrieben, zu expandieren? War es das Streben nach Profit? Nein. Ich bin geprägt durch den Senior Eklöh, der in Europa einst die Selbstbedienungsläden einführte. Ich selbst wollte im Handel etwas aufbauen, um meine eigene Spur zu hinterlassen. Und daraus hat sich dann dieser MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
PERSÖNLICH Was empfehlen Sie jungen Leuten, wenn diese ein eigenes Unternehmen gründen? Einfach machen, aber nicht Kopf und Kragen riskieren. Langen Atem haben. Partner sind wichtig. Ich habe in meinem Leben immer mit Partnern zusammengearbeitet. Das setzt natürlich auch voraus, dass man mit anderen Leuten zurecht kommt und tolerant ist. Hat der Internethandel eine Zukunft? Ja, absolut. Manche Bereiche mehr, manche weniger. Für Mode und Parfümerie vermutlich eher weniger. Die große Chance für uns ist die Verknüpfung zwischen stationärem Einzelhandel und dem Netz. Das auszubauen ist unser großes Ziel. Deshalb ist die DOUGLAS-Gruppe zum Beispiel auch Mehrheitsgesellschafter bei Buch.de geworden. Fotos: Thomas Ulrich
und durch Einzelhändler“ Fachgeschäftskonzern entwickelt. Natürlich müssen wir als Aktiengesellschaft darauf achten, dass die Zahlen stimmen. Ohne Geld, das generiert wird, können wir nicht wachsen. Aber das Entscheidende ist Freude an der Aufgabe, an den Ideen, etwas aufzubauen, woran auch die Mitarbeiter Spaß haben. Und wenn man dann erfolgreich ist, dann verdient man auch Geld. Sechs Jahre haben Sie in jungen Jahren in Amerika gelebt und studiert, kehrten voller Begeisterung zurück, sind auch heute noch oft dort. Aber investiert haben Sie nicht in Amerika. Oder? Wir haben in Amerika mit Douglas-Läden investiert. Das weitere Wachstum war aber zu risikoreich geworden. Und alles auf eine Karte setzen, das wollten wir nicht. Der Douglas-Konzern hat immer noch eine familiengeprägte Struktur. Ihr Sohn Henning steht nun seit zehn Jahren dem Konzern vor. Sie selbst Herr Kreke, sind seitdem Vorsitzender des Aufsichtsrates der Douglas Holding. Wie ist das Miteinander von Vater und Sohn? Wir haben das große Glück, dass wir uns gut verstehen, was ja nicht immer selbstverständlich ist. Henning ist mein Sohn, aber in erster Linie guter Partner und Freund. Ich mische mich nicht in seine Entscheidungen ein. Ich diskutiere mit ihm darüber, was ich Neues gesehen habe, dann greift er es auf oder nicht. Ich frage aber auch nicht groß nach. Man darf nicht - und dazu neigen manche westfälische Unternehmer - so tun, als ziehe man sich zurück, aber in Wirklichkeit will man alle Fäden in der Hand behalten. Das funktioniert nicht. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
Manager oder Unternehmer - was sind Sie? Unternehmer.
Sie sind 50 Jahre mit Ihrer Frau zusammen.Wie funktioniert das? Ich kann Ihnen das auch nicht sagen. Vielleicht weil, meine Frau mich zu nehmen weiß… Wir haben uns immer etwas zu sagen und lachen, unternehmen viel gemeinsam, sind tolerant. Aber, Glück kann man nicht zwingen. Jörn Kreke, vielen Dank für das Gespräch, sagt Regina Rösler
Und Ihr Sohn Henning? Mehr der Manager, das ist dieser heutigen Zeit und der Größe des Unternehmens geschuldet. Es wird absolut professionelles Management verlangt. Es fällt auf, Sie sprechen häufig in der WirForm. Warum? Ohne das Team um mich herum, hätte ich das Erreichte nie geschafft. Außerdem hatte ich das große Glück, im richtigen Moment auf die richtigen Leute zu stoßen. Insofern wäre es nicht korrekt, vom ich zu sprechen. Herr Kreke, man sagt Ihnen nach, Sie können Leute begeistern, mitreißen.Wie motivieren Sie Mitarbeiter? Aus meiner Sicht ist Loben und positiv mit den Mitarbeitern reden wichtiger und erfolgversprechender, als an ihnen rumzunörgeln. Ich habe gerne fröhliche Menschen um mich herum und versuche auch immer eine entsprechende Atmosphäre zu schaffen. Außerdem bin ich beeindruckt von dem, was unsere Mitarbeiter draußen in den Läden leisten. Das ist schon nicht ohne. Jüngst mussten auch einmal die Mitarbeiter aus der Hagener Zentrale draußen in den Läden arbeiten, damit sie wissen, um was es geht und nicht denken, sie verwalten nur Papier. Es geht um Menschen und ihre Leistung. Diese Aktion stieß übrigens auf große Begeisterung, auf beiden Seiten. Seither ist der Umgang miteinander verständnisvoller.
In dem Buch „Die Douglas-Story“ erzählt Jörn Kreke, langjähriger Vorstandsvorsitzender der Douglas Holding AG, wie er seine Erfolge erzielt, aber auch manchen Rückschlag überwunden hat. Wie der heute 70-Jährige die familiär geprägte Struktur des Douglas-Konzerns bewahrt und den Generationswechsel vollzogen hat. Ein interessantes Porträt eines wohl außergewöhnlichen Unternehmers. Der „Douglas-Vater“ Jörn Kreke wird von Hugo Müller-Vogg in Form eines Gespräches befragt. „Die Douglas-Story“ ist bei Hoffmann und Campe erschienen. ISBN 978-3-455-50172-8 65
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Aufbruchstimmung auf dem Immobilienmarkt hit. Eigenheime aus Wittenförden bietet interessante Häuser in der Landeshauptstadt
Schwerin ist eine der schönsten Städte Deutschlands. Zwischen den Seen gelegen, mit einem bezaubernden Schloss als Blickfang, umgeben von Natur. Und doch sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Schweriner aus ihrer Stadt weggezogen, vor allem in die umliegenden Gemeinden mit ihren Neubaugebieten. Dass so viele in Wittenförden vor den Toren der Landeshauptstadt ihr neues Zuhause gefunden haben, liegt auch an Peter Eckel. Eckel, gebürtiger Hamburger, ist in den 90er Jahren nach Wittenförden gekommen und hat das unheimliche Potenzial der Ortschaft sofort erkannt. Seitdem hat er in Wittenförden auf dem Großen Hansberg rund 175 Reihenund Doppelhäuser gebaut und verkauft, sowie ein Einkaufszentrum errichtet. Zusätzlich sind auf dem direkt angrenzenden Grundstück Woltersmoor, welches ebenfalls von Eckel zuerst gekauft wurde, etwa 200 weitere Einzel,- Reihenund Doppelhäuser durch die hit. entstanden. „Das war eine stramme Zeit“, sagt Eckel im Rückblick. „Die Leute standen Schlange, um eigenen Wohnbesitz zu erwerben.“ Reiz der Innenstadt erkannt Doch die Zeiten haben sich geändert. Inzwischen haben viele
Schweriner den Reiz des eigenen Hauses in der Landeshauptstadt erkannt. Und auch von Seiten der Stadtverwaltung hat sich einiges getan; endlich wurden ausreichend Baugebiete ausgeschrieben. Die Verbindung von urbaner Infrastruktur und naturverbundenem Leben hat auch Eckel gesehen. Derzeit wachsen unter der Federführung der hit. GmbH & Co vier Wohngebiete in Schwerin. Da ist zum einen das Projekt in der West-
Dachausbaureserve als auch die großzügigen Doppel-Bungalows mit 131 m² Wohnfläche können in der Weststadt noch erworben werden. Leben mit Blick auf den Ziegelinnensee Eines der attraktivsten Wohngebiete Schwerins entsteht aber gerade am Ziegelinnensee. In unmittelbarer Nähe des Speicher-Hotels wachsen zwei hoch-
den auf jeden Fall ihren Lieblingsplatz. Für Interessenten haben die Häuser an der „Seeprominade“ den unschätzbaren Vorteil, dass sie die Raumaufteilung selbst gestalten können. Abhängig von der Größe der Familie und den Anforderungen an den Alltag gibt es von der Galeria, einer Tochterfirma der hit. Eigenheime, keinerlei Vorschriften über die Gestaltung der Räume. Der Name „Seeprominade“ lässt
Peter Eckel
Renate Eckel
Torben Busse
stadt. Dort, wo früher das alte Heizkraftwerk stand, entstehen 31 Wohneinheiten in direkter Nähe des Lankower Sees. Ein Großteil der Häuser sei bereits verkauft, so Eckel. Ein paar der Häuser in dieser Wohnoase sind allerdings noch zu haben. Noch sechs Häuser vom Typ „Eldorado Landhaus“ mit einer Wohnfläche von 114 m² plus 36 m²
moderne Wohnhäuser mit 22 Eigentumswohnungen und 14 Stadtreihenhäuser, von denen neun verkauft und fünf noch zu haben sind. Diese Stadthäuser haben als besonderen Reiz jeweils zwei Dachterrassen. Also unabhängig davon, ob die künftigen Besitzer lieber in der Sonne oder im Schatten liegen, sie fin-
schon auf den exklusiven Charakter der Häuser schließen. Doch auch in der neuen Gartenstadt, in der Möwenburgstraße und in Neumühle ist hit. aktiv. Allesamt attraktive Wohngebiete mit qualitativ hochwertigen Häusern, die individuell ohne zusätzliche Kosten auf den Käufer zugeschnitten werden können.
„Seeprominade“ Moderne Stadthäuser in reizvoller Umgebung am Ziegelinnensee.
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Stadthaus am Ziegelinnensee „Seeprominade“. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
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Garantierter Rückkauf Und noch eines unterscheidet hit. von den Mitbewerbern auf dem Markt. Die Firma bietet eine so genannte Rückkaufgarantie an. Gerade in Zeiten, in denen sich auch ältere Menschen noch entschließen, eine eigene Immobilie zu erwerben, ein interessanter Aspekt. Die Lebensverhältnisse ändern sich, Alter oder gesundheitliche Beeinträchtigung machen es unter Umständen nach Jahren
von primärer Bedeutung sein, ist aber Beleg für die 37-jährige Erfahrung und große Kundenzahl von hit. Ein Grund mehr für Schweriner, ihre Heimatstadt nicht mehr zu verlassen, sondern sich über ein Eigenheim innerhalb der Stadtgrenzen Gedanken zu machen. Prominente Verstärkung neben dem langjährigen und norddeutschen Vertriebsleiter Herrn Busse, hat Eckel sich für den Deutschlandweiten Vertrieb gesichert. Norbert
Norbert Henke
Stephan Sperlich
nicht mehr möglich, das eigene Haus zu bewohnen. Eckel bietet einen notariell beglaubigten Rückkaufvertrag an. Mehrere Kunden haben von diesem Angebot bereits Gebrauch gemacht. Dass hit. auch in Hamburg, Berlin und Potsdam großzügige Baugebiete erschließt, mag für künftige Bauherren in Schwerin sicher nicht
Henke war 5 Jahre für den SV Post in der zweiten Bundesliga Handball als erfahrener Trainer und Manager tätig.„Er ist die ideale Besetzung für den Posten des Vertriebsdirektors meiner Firma“, so Eckel. Und Stephan Sperlich war auch schon bei SV Post Schwerin Henkes Mitarbeiter.
Eldorado Landhaus – Am Seehang – Weststadt. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
Christian Moeller
Fotos/Illustration: hit.
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GESUNDHEIT
Relaxen in der Arbeitszeit?
Gesundheitstag der BARMER GEK kommt in Firmen der Region gut an Stress und Ärger, dazu ungesunde Ernährung und mangelnde oder falsche Bewegung, sind Umstände, die den Körper krank machen können. Das ist allgemein bekannt, doch nur selten reagieren Menschen rechtzeitig darauf, indem sie belastende und ungesunde Faktoren beseitigen. Auszubildende der Telekom in Schwerin wollten hier präventiv tätig werden und organisierten gemeinsam mit der BARMER GEK, den Unfallkassen und verschiedenen Anbietern auf dem Gesundheitsmarkt Mitte Oktober ihren ersten Gesundheitstag.
menfitnesstag zusammenstellen. Das Spektrum war breit genug, um die verschiedensten Wünsche und eigenen Vorschläge berücksichtigen zu können. Und so stand letztendlich einen ganzen Tag lang die Gesundheit im Mittelpunkt von rund 300 Telekom-Mitarbeitern. Ob beim Tanzen, beim Kampfsport
und sparten nicht mit Lob für die Organisatoren. „Der Gesundheitstag war sehr schön und entspannend. Zudem hatte ich viele Möglichkeiten, mich über meinen Gesundheitszustand zu informieren. Den Bauch-RückenMuskel-Check und die Überprüfung der Zuckerwerte fand ich
oder verschiedenen Möglichkeiten der Entspannung. Aber auch Blutdruck-, Blutzucker- oder Fußdruckmessungen mit fachgerechter Beratung wurden genutzt.
persönlich am besten, da diese durch kompetente Mitarbeiter ausgewertet wurden“, berichtet begeistert der Auszubildende Paul Hauptmann.
„Die Planung des Gesundheitstages ging uns recht gut von der Hand. Die hervorragende Zusammenarbeit mit den Krankenbzw. Unfallkassen und den Kollegen aus den verschiedenen Abteilungen sorgte für ein großes Angebot. Jeder konnte sich im Vorfeld für verschiedene Workshops und Aktivitäten, wie Tai Chi, Qi Gong, Samba, Zuckerund Reaktionstest, Fahrsimulator u.a. anmelden. Ich selber empfand den Tag zwar etwas stressig, weil ich an der Organisation beteiligt war, aber es war sehr interessant und in meinen Augen ein voller Erfolg. Von den Ausstellern war ebenfalls zu hören, dass alles prima geklappt hat“, sagt Mark Jenning, Auszubildender im 2. Lehrjahr und Mitglied der Projektgruppe.
Über solche positiven Reaktionen freut sich auch Anja Dimowski von der BARMER GEK: „Gerne stellen wir interessierten Firmen das Know-how für die Durchführung ihres ganz individuell gestalteten Gesundheitstages zur Verfügung, bei dem jeder mitmachen kann. Wir wünschen uns, dass unsere Angebote von möglichst vielen genutzt werden und daraus nachhaltige Kooperationen mit uns und unseren Partnern entstehen“, sagt die Mitarbeiterin der Krankenkasse. Einen Gesundheitstag oder regelmäßige Firmenfitness auf die Beine zu stellen, ist eine Empfehlung an alle Betriebe der Region. Denn die Gesundheit der Mitarbeiter ist kein Geschenk, das so ohne weiteres erhalten bleibt.
Auch die anderen Auszubildenden fanden dieses Projekt klasse
cm Fotos: BAMER GEK/Telecom
Schon die Vorbereitung sorgte für reichlich Gesprächsstoff. Aus einer Fülle von Angeboten der BARMER GEK in den Bereichen Ernährung und Bewegung bis hin zur Entspannung konnten die jungen Leute, die extra eine Projektgruppe gegründet hatten, auswählen und sich ihren ganz persönlichen Fir-
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SENIOREN
Zeit und Zuwendung schenken Lebensfreude Seit fast zwei Jahren unterstützen freiwillige Helfer die Arbeit in den Vitanas Senioren Centren „Es gibt nichts Gutes – außer man tut es.“ Mit diesem Sinnspruch Erich Kästners erklärt Sabine Gabsch das, wofür sie in den vergangenen zwei Jahren in den Vitanas Senioren Centren Im Casino und Im Schlossgarten in Schwerin mehr als bekannt ist. Sabine Gabsch ist Ehrenamtlerin. Anfang des Jahres 2009 war sie noch eine von zweien dieser uneigennützigen Helfer. Inzwischen sind aus den beiden Vorreitern 24 Ehrenamtler geworden. „Anfangs habe ich vor allem meine bestehenden Kontakte aus meinem früheren Berufsleben genutzt“, erzählt die 69-Jährige, „das Projekt, aus dem inzwischen eine feste Institution geworden ist, sollte ja möglichst schnell angekurbelt werden.“ Als Koordinatorin der ehrenamtlichen Helfer kennt sie inzwischen jeden: die Helfer und die Bewohner. Sie schaut, wer zueinander passt, wer mit welchem Bewohner eine gemeinsame Gesprächsbasis findet, wer welche Fähigkeiten hat. „Wir wollen mit unseren zusätzlichen Angeboten das Leben verschönern. Wir schauen, dass jeder glücklich ist. Das ist unser Ziel und unsere Motivation.“ Die freiwilligen Helfer sehen es allesamt nicht als Pflichtaufgabe an, was sie in den Vitanas Senioren Centren leisten. „Jeder entscheidet selbst, wie viel er sich einbringt. Ansonsten würde unsere ganze ‚Organisation’ gar nicht funktionieren“. Sabine Gabsch ist längst zur guten Seele des Hauses geworden, nicht nur für ihre Ehrenamtskollegen, auch für die Mitarbeiter. „Wir sind so froh, dass wir diese Menschen
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Und wieder ist ein Bewohner glücklich, weil ihm ein Wunsch erfüllt wurde“, erzählt Gisa Köpke.
Auf ein Wort und einen kleinen Spaziergang über die Flure im Casino mit Marga Sass-Heiden.
haben, die uns so unterstützen“, sagt Gisa Köpke, Leiterin soziale Betreuung, die im Haus als Ansprechpartnerin und Beraterin zur Verfügung steht. Außerdem können die freiwilligen Helfer die tägliche Arbeit durch besondere Angebote ergänzen. „Wenn zum Beispiel ein Bewohner den Wunsch äußert, ein aktuelles Foto vom Grab seiner Frau zu bekommen. Ein Pfleger hat in seinem Arbeitstag dafür keine Zeit. Von unseren ehrenamtlichen Helfern hat sofort jemand gesagt, dass er das übernimmt.
Zu den ehrenamtlichen Aktivitäten gehören Bastelstunden in der Holzwerkstatt, Spielenachmittage, Begleitungen zu Veranstaltungen oder bei Spaziergängen in die Stadt, der monatliche Literaturnachmittag genauso wie die Besuche eines Ehrenamtlichen mit Hund. „Letzteres hilft besonders den demenzkranken Bewohnern“; so Gisa Köpke, „und zusätzlich würden wir uns immer über weitere tatkräftige Hände freuen. Wir wünschen uns jemanden zu finden, der beispielsweise alte Handarbeitstechniken wie das Klöppeln oder das Spinnen beherrscht. Damit könnten wir einigen Bewohnern im Alltag Erfolgserlebnisse verschaffen. Wir möchten außerdem gern einen regelmäßigen Töpferkurs anbieten. Möglichkeiten unseren Helferstamm zu erweitern, sind also immer vorhanden.“ Die technischen Voraussetzungen sind entweder vorhanden bzw. werden durch die Senioren Centren geschaffen. Die Belegschaft von Vitanas weiß, was sie an den uneigennützigen Helfern hat. Zum Jahresende werden diese eingeladen und festlich bewirtet. „Wir merken in unserer täglichen Arbeit stets und ständig, dass unsere Tätigkeit hier wertgeschätzt wird. Das Dankesessen untermauert das noch zusätzlich. Uns allen ist es wichtig, dass wir hier kein Amt bekleiden. Für uns ist es eine Ehre, ein wenig Zeit und Zuwendung zu verschenken“, erklärt Sabine Gabsch die Motivation der Helfer. Text und Foto: Gritta Flau
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AOK-Vorstand Friedrich Wilhelm Bluschke (2.v.l.), die alternierenden AOK-Verwaltungsratsvorsitzenden Peter Deutschland (l.) und Edgar Wonneberger (2.v.r.) im Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten Dietrich Monstadt.
Angelika Gramkow, Oberbürgermeisterin der Landeshauptstadt Schwerin.
Nikolaus Voss, Staatssekretär im Ministerium für Soziales und Gesundheit Mecklenburg-Vorpommern.
Jahresempfang bei der AOK Gesundheitskasse würdigt engagierte Bürger Großer Bahnhof beim diesjährigen Jahresempfang der AOK Mecklenburg-Vorpommern. Mehr als dreihundert Gäste aus Politik und Wirtschaft folgten der Einladung der Gesundheitskasse und nutzten die Gelegenheit für angeregte Gespräche und regen Informationsaustausch. Gleichzeitig bot der AOK-Jahresempfang traditionell einen vorzüglichen Rahmen, um auf die Leistungen von engagierten Bürgerinnen und Bürgern und deren Gesundheitsprojekte hinzuweisen und zu ehren. Zunächst würdigte der alternierende AOKVerwaltungsratsvorsitzende Peter Deutschland in seiner Ansprache die Rolle der Gesundheitskasse beim Aufbau der Gesundheitswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern und zog eine erfolgreiche Bilanz für die vergangenen zwanzig Jahre. Gleichzeitig gab er einen Ausblick auf die kommende Vereinigung der AOK Mecklenburg-Vorpommern und der AOK Berlin-Brandenburg zur AOK Nordost. Mit dieser Fusion entsteht zum Jahresbeginn mit über 1,8 Millionen Versicherten eine der größten Krankenkassen in Deutschland. Im Anschluss daran unterstrich der Staatssekretär im Ministerium für Soziales und Gesundheit Mecklenburg-Vorpommern, Nikolaus Voss, in seinem Grußwort die Bedeutung der AOK für das Land und wünschte allen Beteiligten im Fusionsprozess viel Kraft und Mut für die anstehenden Aufgaben. Auch Angelika Gramkow, Oberbürgermeiste70
rin der Landeshauptstadt Schwerin, dankte der AOK für zwanzig Jahre partnerschaftliche Zusammenarbeit in Schwerin. Klassische Musikstücke, vorgetragen durch junge Künstlerinnen und Künstler des Schweriner Konservatoriums unter der Leitung von Volker Ahmels, bildeten im Anschluss an die Grußworte den feierlichen Rahmen für die Ehrungen. Ein Dank ging in diesem Zusammenhang an Matthias Kunze vom Pianohaus Kunze, der zu diesem Anlass einen wunderschönen Konzertflügel zur Verfügung stellte. Ausgezeichnete Gesundheitsprojekte Seit Jahren zeichnet die Gesundheitskasse im Land verschiedenste, landesweite Gesundheitsinitiativen aus. Für die AOK ist es dabei wichtig, dass ausgewählte, regionale Gesundheitsprojekte einen Bogen von der KiTa bis zur Betreuung und Versorgung von Senioren spannen. Anlässlich des diesjährigen Jahresempfangs konnte AOK Vorstand Friedrich Wilhelm Bluschke nun mehrere Auszeichnungen vornehmen. Die erste Ehrung erhielt das „Toitenwinkler Zwergenhaus“ in Rostock. Diese integrative Kindertagesstätte setzt sich für mehr Kindergesundheit im Alltag ein. Seit 2005 arbeitet die KiTa auf der Grundlage eines Gesundheitskonzeptes nach Sebastian Kneipp, das durch AOK-Gesundheitsprojekte in idealer Weise ergänzt wird. Bereits seit zwei Jahren beteiligt sich die KiTa am AOK-Projekt „TigerKids“ und ist seitdem einer der ersten „Tiger-
Kids-Kindergärten “ im Land. Höhepunkt für die Kinder in diesem Jahr war die Teilnahme am Kinderkochen im „AOK-Kochbus“. Stellvertretend für das Team nahm die KiTaLeiterin, Rose-Marie Kiaupat, die Auszeichnung entgegen. In diesem Zusammenhang überraschte Bluschke auch Rommy Kaiser und Manuela Müller von der KiTa „St. Marien“ in Loitz. Diese Einrichtung wurde Ende Oktober durch eine Brandstiftung verwüstet. Fast einhundert Kinder im Alter von drei Monaten bis zum Vorschulalter verloren dabei ihr komplettes Hab und Gut. Deshalb erhielten sie einen Scheck in Höhe von eintausend Euro, um den Wiederaufbau der KiTa zu unterstützen. Geehrt wurde auch die Astrid-Lindgren-Schule aus Schwerin. Diese Schule nimmt seit zehn Jahren beim Schulprojekt „Wir in Mecklenburg-Vorpommern – fit und sicher in die Zukunft" teil, so dass Themen wie Gesundheitsförderung oder die Verbesserung des sozialen Klimas ein fester Bestandteil im Schulalltag sind. Für dieses besondere Engagement nahm die stellvertretende Schulleiterin Marion Völker die Auszeichnung entgegen. Anschließend wurde Jarste Weuffen, Geschäftsführerin des Vereins Agrarmarketing Mecklenburg-Vorpommern, für ihr Engagement für eine ausgewogene Ernährung in den Schulen in Mecklenburg-Vorpommern gewürdigt. Sie erhielt die Anerkennung für das Projekt „Vital-Menü“. Ziel des Projektes ist es, Schülerinnen und Schülern ein gesundMECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
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Für die musikalische Umrahmung sorgten Schüler des Konservatoriums Schwerin unter der Leitung von Volker Ahmels (li.). Mit dabei waren vo.li.: Charlotte Kuffer, Martha Gvardjan, Danilo Volpyansky, Esra Schreier und Sebastian Lange.
heitsförderndes und schmackhaftes Mittagessen aus regionalen Produkten anzubieten. Zum Abschluss erhielt Dr. med. Dieter Hotzelmann aus Waren an der Müritz eine Auszeichnung. Er ist Begründer des Ambulanten geriatrischen Versorgungszentrums Promobil GbR, mit dem er neue Wege in der
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Friedrich Wilhelm Bluschke (l.) und Gerlinde König, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der AOK Berlin-Brandenburg mit den ausgezeichneten Vertretern der Gesundheitsinitiativen. Von links nach rechts: Jarste Weuffen, Agrarmarketingverein Mecklenburg-Vorpommern e.V., Marion Völker, Astrid, Lindgren Schule Schwerin, Dr. Dieter Hotzelmann, ProMobil GbR Waren, Romy Kaiser und Manuela Müller, evangelische Kita St. Marien Loitz, Rose-Marie Kiaupat, Kita „Toitenwinkler Zwergenhaus“ Rostock
medizinischen Versorgung von älteren Menschen geht. Mit dem neuen Versorgungsmodell ambulante geriatrische Komplexbehandlung gelingt es, älteren Patienten mit der wiedererlangten Mobilität ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen.
In seiner Laudatio würdigte AOK Vorstand Bluschke die hervorragenden Leistungen aller Ausgezeichneten und dankte für deren Engagement, Mut und Ideen. Gleichzeitig erhielten sie mit der Ehrung jeweils einen Scheck in Höhe von eintausend Euro. Text u. Fotos: AOK
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CHARITY
Sparen und Gutes tun
Sparkasse fördert Vereine der Region Insgesamt 24 gemeinnützige Vereine aus dem Landkreis Ludwigslust und der Stadt Schwerin konnten sich über großzügige Unterstützung der Sparkasse MecklenburgSchwerin freuen. Die Regionaldirektoren Jürgen Mohrdieck und Maik Jensen überreichten im Rahmen einer Feierstunde, insgesamt 27.284 Euro aus der Ausschüttung des PSZweckertrages. Damit unterstützt die Sparkasse soziale, sportliche und kulturelle Projekte im Landkreis Ludwigslust und in der Stadt Schwerin. Sparen, Gewinnen und Gutes tun – beim Kauf eines PS-Lotterieloses der Sparkasse Mecklenburg-Schwerin gewinnen gleich zwei. Zum einen der Loskäufer, da von den 5 Euro Loseinsatz 4 Euro gespart werden. Am Ende eines
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24 gemeinnützige Vereine bekamen Unterstützung durch die PS-Lotterie der Sparkasse Mecklenburg-Schwerin. Foto: R. Cordes
Sparjahres erhält der Kunde diese dann auf seinem Kundenkonto gut geschrieben. Mit dem fünften Euro nimmt der Sparer an den monatlichen Auslosungen mit Gewinnen von bis zu 5.000 Euro und an Sonderauslosungen bis zu 50.000 Euro teil. Gewinner sind in jedem Fall die gemeinnützigen Einrichtun-
gen. Denn „Je mehr PS-Lose an der Ziehung teilnehmen, desto höher ist die Ausschüttung des PS-Zweckertrages, der zur Unterstützung von wichtigen Projekten in der Region bereit gestellt wird“ so Regionaldirektor Jürgen Mohrdieck. cm
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Reetdachhäuser an der Ostsee Das Haus am Wasser ist der Traum vieler Menschen
In Zierow an der Wismarbucht kann dieser Traum verwirklicht werden. Leben in der Natur und mit der Natur ist der Wahlspruch des Investors. Und das kann man zumindest für die Ferienzeit mit einem der angebotenen Häuser verwirklichen. Zierow ist eine Gemeinde im Landkreis Nordwestmecklenburg. Das Gemeindegebiet Zierows grenzt an die Hansestadt Wismar (ca. 6 km), der Stadt mit Weltkulturerbestatus und liegt direkt an der Wismarer Bucht gegenü̈ber
Rømø und dem Markenzeichen des Nordens – den Reetdächern. Die nicht unterkellerten Gebäude werden in massiver Bauweise unter Beachtung der behördlichen und bauphysikalischen Bestimmungen errichtet. Hochwertige, wohngesunde Baumaterialien und Ausbauelemente garantieren eine gesunde Wohnqualität. Die neue Energieeinsparverordnung 2009 wird erfüllt. Grundlage für die Bauausführung sind die beurkundeten und genehmigten Bauzeichnungen, Lagepläne
Zwischen dem Ort Zierow und dem Strand wird die Poeler Drift erschlossen.
den Inseln Poel und Walfisch. Die Gemeinde hat einen etwa zwei Kilometer langen Ostseeküstenabschnitt an der Eggers Wiek. Nur 35 km von Zierow entfernt liegt die Landeshauptstadt Schwerin. Vielfältige Freizeitangebote, wie Surfen, Segeln, Golfen, Reiten findet der Urlauber in der direkten Umgebung von Zierow. Die De Poeler Drift Grundstücksgesellschaft errichtet auf einem Terrain von fast 80.000 qm, direkt am Meer gelegen, Ferienhäu- ser mit Wohlfühlatmosphäre und unverbaubarem Ostseeblick. Nach ca. 10 Minuten erreicht man fußläufig den Strand. In Anlehnung an den Traum von einer eigenen Insel entstehen Häuser mit den klangvollen Namen Poel, Rügen, Samsø, Gotland, Usedom und MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
und Vereinbarungen. Im Bereich der Haustechnik werden neue Wege beschritten. So erfolgt die Beheizung des Gebäudes in der Grundlast über eine Luft-Wasser-Wärmepumpe und wird ergänzt durch die Anwendung modernster Wärmewellenheizungen, um das höchste Wohlbefinden des Nutzers zu erreichen. Es entsteht ein abwechslungsreiches und aufeinander abgestimmtes Ensemble, bestehend aus 6 verschiedenen Haustypen, die in Form und Farbe das typische Küstenflair reflektieren. Einrichtung und Außengestaltung sind nicht Bestandteil des Leistungsumfangs, so dass der Individualität hier keine Grenzen gesetzt sind. Für Ihre Wünsche
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SCHLOSSFESTSPIELE
Die SCHLOSSFESTSPIELE SCHWERIN präsentieren vom 17. Juni bis 24. Juli 2011 die Oper „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber. Die Handlung, die tief hinein in einen phantastischen Märchenwald führt, passt wunderbar zum AusweichSpielort Freilichtbühne im Schlossgarten, die durch die Sanierung des Alten Gartens so zu Ehren kommt. Im Mittelpunkt der Handlung steht der junge Jäger Max. Mit einem Probeschuss im Beisein des Landesfürsten und sämtlicher Jagdgenossen soll er am Hochzeitsmorgen beweisen, dass er sowohl seiner geliebten Agathe als auch der Stellung als zukünftiger Erbförster würdig ist. Doch schon Wochen vor der eigentlichen Prüfung verfehlt er jedes Ziel und erregt damit den Spott seiner Umgebung. In seiner Not geht Max einen Pakt mit finsteren Mächten ein und bringt damit nicht nur sich selbst, sondern auch Agathe in höchste Gefahr. Der Librettist Johann
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Friedrich Kind nahm für den Freischütz die gleichnamige Erzählung aus einer seinerzeit populären GruselgeschichtenAnthologie zur Vorlage. Während die Erzählung mit dem wahrlich schauerlichen Untergang der Protagonisten endet, findet die Oper scheinbar zu einem versöhnlichen Finale in strahlendem C-Dur. Dass es jedoch eine recht perfide Prüfung war, der sich Max zu stellen hatte, und dass somit am Ende auch ein fragwürdiges Glück gepriesen wird, davon erzählt die Musik gleichermaßen. Seit seiner Uraufführung 1821 am Königlichen Schauspielhaus Berlin gehört „Der Freischütz“ zu den beliebtesten Opern weltweit. Arien wie „Durch die Wälder, durch die Auen“, „Leise, leise, fromme Weise“, der Jägerchor oder der Gesang der Brautjungfern haben sogar schon früh eine Art Volksliedstatus erreicht. Die wohl bekannteste Oper aus dem Zeitalter der Romantik steht mit insgesamt 23 Vorstel-
lungen auf dem Spielplan des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin. Die musikalische Leitung der SCHLOSSFESTSPIELE SCHWERIN liegt 2011 wieder in der Hand von Generalmusikdirektor Matthias Foremny. Für die Regie verantwortlich zeichnet Frank Bernd Gottschalk, der schon mit seiner Carmen-Inszenierung 2008 sehr erfolgreich war. Bühnenbildner Lutz Kreisel stellt sich der Herausforderung, erstmals auf der Freilichtbühne einen szenischen Raum zu kreieren; die Kostümgestaltung übernimmt Bettina Lauer. Bis zum 31. Dezember 2010 können Karten noch mit einem Frühkäuferrabatt erworben werden. Karten gibt es an der Theaterkasse, über das Kartentelefon 0385 / 5300 – 123, per E-Mail über kasse@theater-schwerin.de oder unter www.theater-schwerin.de. M. S.
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THEATER
Läuft da jemand nackig über die Bühne? Katja Volkmann ist die neue Gruppenbetreuerin im Mecklenburgischen Staatstheater
Katja Volkmann war in diesem Jahr in zahlreichen Wohnzimmern zu Gast, trank viele Tassen Kaffee und kostete Unmengen selbstgebackenen Kuchen. Die diplomierte Marketing-Kommunikationswirtin betreut seit Spielzeitbeginn Besuchergruppen für das Mecklenburgische Staatstheater. Dazu gehören Theaterfreunde, die seit 40 Jahren gemeinsam jede Premiere besuchen, ebenso wie Schulklassen oder Kindergartengruppen. Ihre Besuchsfahrten führten sie nach Wismar, Crivitz und Boizenburg, Plau, Mestlin und Gadebusch. Dort stellte sie den langjährigen Theaterfreunden sich und die neuen Spielpläne vor und hatte für die Theaterfahrten auch Angebote von Busunternehmen dabei. Katja Volkmann macht, was die Gruppen aus dem näheren und weiteren Schweriner Umland zuvor von den Mitarbeiterinnen des Mecklenburgischen Besucherringes kannten. Und die 30Jährige, die in Schwerin aufgewachsen ist, macht es gut, kommt schnell mit allen in Kontakt und findet das Passende für jede Gruppe. „Gerade bei älteren
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konzerte und eine Kinderoper an, hinzu kommen Ballette und englischsprachige Inszenierungen.
Katja Volkmann (li.) und Ursula Schumacher kümmern sich im Theater speziell um Besuchergruppen. Foto: M. Schötzau
Besuchern kommt häufig die Frage: Läuft da jemand nackig über die Bühne?“, erzählt sie. Nicht nur die richtige Vorstellung, sondern auch der passende Ort ist wichtig. Katja Volkmanns Erfahrung: „Die Senioren bevorzugen das Große Haus, Freunde und Bekannte treffen sich gern im werk3 und Schüler gehen am liebsten ins E-Werk.“ Letztere gehören auch zum ganz wichtigen Klientel der Mutter
zweier Kinder. In den Schulen der Region informiert sie über den Spielplan ebenso wie über weiter führende Angebote wie Workshops, Führungen oder Gespräche mit Schauspielern, Regisseuren oder Dirigenten. Die Palette der Vormittagsvorstellungen für Kinder und Jugendliche reicht im Schauspiel von „A Clockwork Orange“ über „Fressen-LiebenKotzen“ bis zu „Kabale und Liebe”. Das Musiktheater bietet spezielle Kinder- oder Jugend-
Daneben ist die neue Gruppenbetreuerin stets auf der „Jagd“ nach neuem Publikum, dem sie das Schweriner Theater ans Herz legen möchte. „Ich habe Firmen und Vereine angeschrieben, die Feiern bei uns machen könnten, suche die Zusammenarbeit mit Fachhochschulen oder Hotels.“ Auch den Landtagsabgeordneten habe sie das Theater schon in persönlichen Gesprächen wärmstens empfohlen. Und um noch mehr Reiseveranstalter zu Kultur- und Theaterreisen in die mecklenburgische Landeshauptstadt zu animieren, stelle sie das Staatstheater auch auf Messen vor. Für telefonischen Kontakt steht Katja Volkmann unter der Schweriner Telefonnummer 5300 246 zur Verfügung. Eigens für Gruppen hat das Mecklenburgische Staatstheater auch eine Kasse eingerichtet. Ursula Schumacher ist unter 5300 235 zu erreichen. M. Schötzau
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THEATER
„Theaterstücken schriw ik nich wedder“ Die Schweriner Fritz-Reuter-Bühne und ihr Namensgeber
Mit einem großen Geburtstagsprogramm ehrte die Fritz-Reuter-Bühne ihren Namensgeber zum 200. Geburtstag.
Auch mit ihren musikalischen Versuchen trifft die Reuter-Bühne den Nerv des Publikums. Fotos: Silke Winkler
„Ut denn' ward nix“, hatte sein strenger Vater gemeint, und Gymnasialzeit, Studienversuche, Festungshaft und berufliche Bemühungen seines Sohnes schienen ihm Recht zu geben. Doch als Fritz Reuter 1874 in Eisenach starb, war er der meistgelesene Autor Deutschlands geworden - als Schriftsteller, dessen Werk fast ausschließlich in einer Regionalsprache verfasst war. Nach Reuters Tod steigerte sich seine Beliebtheit noch. Zu seinem 100. Geburtstag wurde er in Deutschland endgültig zur Kultfigur. Denkmäler und Brunnen wurden errichtet, Eichen gepflanzt, Straßen und Plätze selbst in München und Stuttgart nach ihm benannt; in Berlin-Britz trägt ein ganzes Wohngebiet Namen aus seinem Leben und Werk. Auch im fernen Chicago errichteten Verehrer ihm ein Denkmal. Reuters Literatur wurde in zwölf Sprachen übersetzt. Die 1926 vom Sänger und Schauspieler Richard Spethmann gegründete „Niederdeutsche Bühne am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin“ wurde 1946 zur „Fritz-ReuterBühne“. 2010 ehrte das Ensemble seien Namensgeber zu seinem 200. Geburtstag mit einem bunten Glückwunsch-Programm. „Mit Veriehrung, Dr. Reuter“, ist der Blumenstrauß überschrieben, für den Dramaturg Manfred Brümmer sowohl Auszüge aus Reuters bekanntestem Werk „Kein Hüsung“ und dem Theaterstück „De Reis nah Bellingen“ als auch Reuterlieder in bekannter und neuer Vertonung vereinte. Im Großen Haus des Mecklenburgischen Staatstheater und im Freilichtmuseum Mueß, in Reuters Geburtsstadt Stavenhagen, in den Abstecherorten der Bühne und sogar in Britz begeisterte die Revue das Publikum. 80
Die Reuterbühne in Stavenhagen, dem Geburtsort des berühmten niederdeutschen Schriftstellers.
Warum das niederdeutsche Theater kein Reuter-Drama zu seinem runden Geburtstag auf die Bühne brachte, kann Brümmer erklären: „Fritz Reuter war ein wunderbarer Erzähler, aber ein lausiger Theaterautor. Das wusste er selbst, weshalb er nach vier eher weniger gelungenen Stücken aufgab und erklärte: ‚Theaterstücken schriw ik nich wedder‘.“ So gibt es von Reuter vor allem Bearbeitungen, Dramatisierungen beispielsweise von „Kein Hüsung“ und freie Nachgestaltung. Auch Stücke-Dramen mit „Blücher in Teterow“ und „Unkel Jakob un Unkel Jochen“ waren in Schwerin bereits zu sehen, jedoch erst nach der Übersetzung ins Plattdeutsche. Denn Fritz Reuter schrieb seine Stücke in Hochdeutsch, um von möglichst vielen Menschen verstanden zu werden.
So besteht die Hauptaufgabe der Bühne darin, Fritz Reuter zu ehren, indem sie plattdeutsche Sprache im Theater pflegt. Und das gern auch mit sehr aktuellen Themen. Im Januar 2011 hat die Komödie von Stefan Vögel „Lütt Paris“ Premiere. Sie ist die niederdeutsche Version des Erfolgsfilms „Die Herbstzeitlosen“ von Sabine Pochhammer und Bettina Oberli, in der ein paar sehr aktive alte Damen im Konflikt mit der Dorfobrigkeit zu erleben sind. Im April kommt mit der plattdeutschen Dramatisierung von Theodor Storms „Schimmelreiter“ ein berühmtes Stück norddeutscher Geschichte auf die Bühne. Zur von Direktor Rolf Petersen geleiteten Bühne gehören nur noch fünf feste Schauspieler. Für neue Projekte werden Gäste engagiert. Das sei kein Mangel, betont Manfred Brümmer, eher das Gegenteil. „So haben wir viel mehr Möglichkeiten für Inszenierungen, sind weniger festgelegt, weniger starr.“ Da draußen, wissen die Reuters, gibt es viele gute Leute. Ihnen wollen sie die Chance geben, auch in platt zu spielen. Natürlich erst, nachdem sie die Sprachprobe bestanden haben. Der Mangel an original Reuterschen Stücken ist aber nicht der Grund, dass die Bühne mit der Musikalischen Komödie von Paul Burkhard „Das Feuerwerk“ so erfolgreich nicht nur in Schwerin agiert, sondern auf einer Herbst-Tournee auch in Süddeutschland, Österreich und in der Schweiz vor ausverkauften Häusern spielte. „Die Reuters haben schon immer gern gesungen“, erklärt der Dramaturg und das Publikum wisse – wie schon zu Reuters Zeiten – konventionelle Unterhaltung in guter Qualität eben zu schätzen. M. Schötzau MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
THEATER
„Ich bin doch nur die blöde, böse Pflanze.“ Im Portrait: Markus Wünsch vom Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin Markus Wünsch kokettiert, wenn er ungläubig bis erfreut über seinen Erfolg als fleischfressendes Gewächs in „Der kleine Horrorladen“ berichtet. „Andere Figuren in dem Musical sind weitaus sympathischer als meine. Ich bin der wirklich böse Charakter, den die Leute trotzdem gern haben. Ich bin doch nur die blöde, böse Pflanze“ Das Ensemblemitglied des Mecklenburgischen Staatstheaters in Schwerin sucht nicht offensiv nach Erklärungen, warum gerade diese Rolle als obskure exotische Pflanze aus der Gattung der Karnivoren besonderen Anklang beim Publikum findet. Er ist sich aber sicher, dass das Zusammenspiel von mimischem Einsatz mit der Herausforderung des Gesangs zu einem großen Teil den trashigen Charme dieser Facette seines Schauspielerlebens ausmache. „Deswegen sollte man die handwerkliche Herausforderung bei dieser Rolle nicht unterschätzen.“
Musical auszumachen. „Das liegt sicher zum einen am Unterhaltungsaspekt, zum anderen am Showcharakter. Musicals sind einfacher zu rezipieren“, erklärt der wandlungsfähige Mime. Dennoch bemühe sich das Ensemble bei jeder Inszenierung auch innerhalb dieses Genres den Anspruch nicht außer Acht zu lassen. „Gerade meine 'Pflanze' steht für den Schrecken, den man sich ins Haus holt in der Hoffnung, damit im Kapitalismus erfolgreich zu sein.“ Eine Geschichte dürfe nicht zu banal sein. „Das wäre nicht unterhaltsam. Das Abgründige wird gebraucht.“ Die Vielfalt des Markus Wünsch zeigt sich nicht nur in seinem Rol-
lenportfolio. Zweimal gab er bereits am Mecklenburgischen Staatstheater den Hamlet, einmal in der Inszenierung von Torsten Merten; aktuell unter der Regie von Schauspieldirektor Peter Dehler. Bei den Schweriner Theatergängern bleibt Wünsch wohl noch auf Jahre als exzentrischer Frank`n`Furter in der „Rocky Horror Show“ in Erinnerung. „Ich kann mich überhaupt nicht über die Rollen, die ich während meiner Schweriner Zeit bereits spielen durfte, beklagen.“ Besonders behagt ihm der Spagat von schweren thematischen Stoffen mit schwierigen Texten und Trash, Spaß, Blödsinn wie im „kleinen Horrorladen“. „Der Wechsel ist das Schöne, genau diese Vielseitigkeit brauche ich als Schauspieler.“
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Gerade diese Kombination war mit ein Grund, warum der 37-Jährige vor elf Jahren, nach dem abgeschlossenen Schauspielstudium den Weg aus Berlin nach Schwerin beschritt. „Der Ruf des Mecklenburgischen Staatstheaters spielte dabei eine große Rolle. Ich war neugierig darauf, mit den namhaften Kollegen zusammen arbeiten zu dürfen und neugierig auf die ostdeutsche Theatertradition. Außerdem lockten die Perspektiven. Schwerin erschien mir von Anfang an spannender, als in Bielefeld den dritten Zwerg von links zu spielen.“ Im Norden angekommen, bot sich ihm schnell die Möglichkeit, auch zu inszenieren. „Ich bin demütig für das, was ich leisten kann und darf. Ich habe einen tollen Beruf mit tollen Möglichkeiten, durch die ich wach bleibe und mich weiterentwickeln kann.“ Momentan erarbeitet er als Regisseur das Kleiststück „Prinz Friedrich von Homburg“, welches am 10. März des kommenden Jahres im E-Werk Premiere feiert.
Dass gerade die blutsaugende Blume die Zuschauer besonders begeistert, war nicht von vornherein abzusehen. „Sowohl im Film von Roger Corman aus dem Jahr 1960 als auch in der Musicaladaption aus den 80er Jahren spielte die Pflanze zwar eine wichtige Rolle in der Handlung, aber sie wurde nie menschlich besetzt, sondern durch eine Puppe von den Muppets inspiriert“, erzählt Wünsch. Gerade bei seinen Verrenkungen und Verzerrungen des Gesichtes orientiert er sich bei der Umsetzung an den berühmten Figuren. „Das macht auch den anarchischen thrashigen Charme der Pflanze Audrey Zwo aus“, sagt er, reißt den Mund auf, grimassiert und endet mit einer perfekten Parodie des Gelächters von Ernie aus der Sesamstraße. Am Schweriner Theater ist, wie auch an anderen Häusern im Land, momentan der Trend zum
Flexibilität und Wandlungsfähigkeit lebt der zweifache Familienvater nicht nur auf der Bühne aus: „Meine Profession stützt sich auf drei Säulen: Schauspielerei, Regie und das Lehren. Und die drei Dinge machen auch mein berufliches Lebensglück aus“.
Der fiese Charakter, den das Publikum liebt: Die Pflanze im „Kleinen Horrorladen“
Foto: Silke Winkler
Pädagogische Ambitionen hegt Wünsch bereits seit der frühen Jugend in Berlin. Erste Erfahrungen sammelte er als 15-Jähriger bei Schauspielkursen an der Volkshochschule in Tempelhof. Inzwischen unterrichtet er in Rostock und Berlin Schauspielstudenten. „Als Fernziel möchte ich meine Hochschularbeit noch weiter ausbauen. Dadurch kann man ein Fundament bei aufstrebenden Talenten bauen und sich an ganz grundsätzliche Fragen von Theater und Mensch sein abarbeiten.“ Gritta Flau
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THEATER
Zwischen Alt Schweriner Schankstuben und Theater Dirk Frymark, Inhaber der Alt Schweriner Schankstuben, hat neben dem Restaurantbetrieb am Schlachtermarkt seit September 2010 ein weiteres geschäftliches Standbein im Mecklenburgischen Staatstheater gefunden. Hier öffnet er während der Vorstellungen das Theatercafé, richtet verschiedene Caterings aus und betreibt die Kantine, die für Künstler und Mitarbeiter des Hauses täglich von 8 bis 24 Uhr geöffnet ist. Seit dem ist das Angebot im Café ein anderes geworden: Frische, mit Salzbutter gefüllte Brezeln, Käse-, Schinken- und Pizzastangen, die Bäcker Lüth aus Neukloster in Handarbeit fertigt, werden jetzt den Theaterbesuchern in den Pausen angeboten sowie ausgewählte Qualitätsweine, ein Sekt der eigenen Hausmarke und verschiedene Cocktails. „Auf den Ansturm in den Pausen bereiten wir uns gut vor, denn in 20 Minuten mehrere hundert Besucher zu bedienen, ist nicht so einfach“, berichtet Annika Frymark. Etwas ruhiger und ohne Gedrängel geht es in der Theaterkantine zu. Hier werden täglich drei wechselnde Gerichte zum Mittages-
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sen, aber auch Frühstück und Abendbrot, angeboten. „Viele Künstler bevorzugen vor allem leichte Speisen, frische Salate oder verschiedene Joghurts, darauf haben wir uns eingestellt“, meint die Gastronomin. Nicht nebenbei, sondern mit riesigem Aufwand, bereitet das Schankstuben-Catering-Team schon jetzt das Buffet für den Theaterball vor, der Anfang Februar stattfindet. „Das wird nicht nur eine große kulinarische Herausforderung für uns, die 25 Köche und 40 Kellner, sondern erfordert auch eine reibungslose Logistik“, meint Annika Frymark. Denn die Erwartungen der Gäste an die Qualität der Speisen und Getränke dürfen keinesfalls enttäuscht werden. „Wir möchten mit unserem Catering dazu beitragen, dass Schwerins größter Ball auch kulinarisch erneut zu einem herausragenden Erlebnis wird. Was alles aufs Buffet kommt, wird noch nicht verraten. Nur so viel: Ein riesiger Fisch wird neben auserlesenen Mittelmeerspezialitäten mehr als eine Kulisse sein. cm
Annika und Dirk Frymark von den Alt Schweriner Schankstuben bereiten schon jetzt das Buffet für das kommende Theaterfest vor. Foto: Alt Schweriner Schankstuben
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THEATER
80 Jahre und kein bisschen leise Der große Tag wird ein Sonntag im März 2011 sein. Gefeiert wird im Thronsaal des Schweriner Schlosses. Das älteste Liebhaberorchester Mecklenburgs begeht seinen 80. Geburtstag mit einem Konzert.
Auch bei den Proben hochkonzentriert: Adalbert Strehlow.
1931 gründete Werner Ladwig das Collegium musicum Schwerin. Amateure fanden sich zusammen, um gemeinsam zu musizieren. Und sie zeigten ihr Können immer wieder in der Öffentlichkeit. „Erste Spielstätte war wohl der Konzertsaal des Staatstheaters“, sagt Adalbert Strelow, der
heutige Dirigent. „Das ist den Dokumenten zu entnehmen, die uns erhalten blieben.“ Aber auch in der Schelfkirche trat das Orchester in den ersten Jahren auf. Am 8.April 1936 gab es dort beispielsweise eine Passionsmusik „unter gütiger Mitwirkung von Irmingard Scheidemantel (Sopran), Franz-Georg Lauschmann (Oboe und Oboe dámore), Georg Gothe (Orgel)“. Dirigent war da schon Wolf von der Nahmer, „1.Kapellmeister am Staatstheater Schwerin“, der das Amt bis 1937 ausfüllte. Ihm folgte Fritz Mecklenburg. Ab 1940 führte Wilhelm Seegelken den Taktstock. Und von 1942 an stand Karl Etti am Pult. Unter seiner Leitung gab es ein Konzert, organisiert von der „Meckl. Konzertleitung Althen & Claussen“ im Konzertsaal des „Hauses Mecklenburg“. 1944/45 dann eine kriegsbedingte Pause. Doch schon am 19.Dezember 1945 gab es im „Saal der Volkszeitung (Perzinasaal)“ wieder ein Konzert, organisiert vom „Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands, Ortsgruppe Schwerin“. Auf dem Programm standen Bach, Stra-
della, Corelli und Händel. Die Leitung hatte jetzt Rudolf Neuhaus. „Unter welchen Bedingungen dieses erste Nachkriegskonzert stattfand und wie viele Zuhörer kamen, ist leider nicht überliefert“, bedauert Adalbert Strehlow. In den nächsten Jahren wechselten weiter die Dirigenten: Auf Neuhaus folgte HansGeorg Görner. Ab 1950 hatte dann Waldemar Steinhardt die musikalische Leitung. Seit dem Jahre 1959 gab es keinen Wechsel mehr: Adalbert Strehlow hat seitdem das Dirigat inne! Wurde in den ersten Jahren in verschiedenen Spielstätten musiziert, so ist das Collegium musicum seit Jahrzehnten im Thronsaal des Residenzschlosses „zuhause“. War es zu DDR-Zeiten der Schweriner Philharmonie angeschlossen, so ist es heute ein eingetragener Verein. All diese Veränderungen taten dem Spaß der Ärzte und Beamten, Ingenieure und Ruheständler beim Musizieren keinen Abbruch. Jeden Montag ist Probe, mindestens vier Konzerte gibt es im Jahr. Die Generalproben sind öffentlich und finden in Krankenhäusern oder Altenheimen, in Kirchen oder Kul-
turscheunen statt. Konzertreisen führten bereits nach Magdeburg, Ueckermünde, Berlin, Bad Freienwalde, Stettin und nach Cammin in Pommern. Freundschaftliche Beziehungen gibt es seit zwanzig Jahren zum Orchester Scheersberg in Schleswig-Holstein. Und überall gab es dankbaren Applaus des Publikums. Dabei waren es bei weitem nicht immer die großen, bekannten Stücke, die das Collegium musicum zu Gehör brachte. „Die Musik der Schweriner Hofkomponisten hat es uns angetan“, sagt Adlbert Strehlow. Er selbst hat so manche Komposition in der Musikaliensammlung des Landesarchivs „ausgegraben“. „Als es noch keine Kopiertechnik gab, musste jede Stimme mit der Hand abgeschrieben werden“, schaut Strehlow zurück. „Heute ist in dieser Beziehung so manches einfacher.“ Aber auch neuzeitliche Musik steht immer wieder auf dem Programm des Liebhaberorchesters. Hauskomponist ist Reinhard Lippert, Musiklehrer in Schwerin und einst Bratscher bei der Philharmonie. „Diese Art der Musik macht uns sehr viel Spaß!“ Strehlow gibt aber zu: „Einfach ist ein echter Lippert nicht zu spielen.“ Trotzdem stimmt die Qualität. Wir sind nicht mit irgendeinem großem Orchester zu vergleichen“, gesteht Adalbert Strehlow. „Aber schlecht können wir nicht sein.“ Denn immer wieder wollen Solisten der Mecklenburgischen Staatskapelle mit den Laienmusikern gemeinsam spielen. „Das macht uns stolz.“ Im Schweriner Musikleben ist das Collegium musicum seit 80 Jahren eine feste Größe. Die Thronsaalkonzerte sind immer ausverkauft. An einem Sonntag im März 2011 wird das wieder so sein.
Gert Steinhagen Fotos: Archiv Collegium musicum
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THEATER
TheaterThekenNacht im Land der Ideen 2010‘ zeigen auf vielfältige Weise die Innovations- und Gestaltungskraft Deutschlands. Jeden Tag sehen wir, wie durch das enorme Potenzial, das hier in der Region steckt, das bundesweite Netzwerk an Ideen wächst“, begründete Lutz Locke das Engagement der Deutschen Bank. In Mecklenburg-Vorpommern wurden in diesem Jahr vier weitere Projekte von der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ ausgezeichnet. An der Spitze der Bundesländer liegt NordrheinWestfalen mit insgesamt 61 ausgezeichneten Projekten.
Künstler des Mecklenburgischen Staatstheaters vor dem Start zur TheaterThekenNacht.
Die TheaterThekenNacht des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin, die am 12. November 2010 zusammen mit dem Verein „Theke e. V.“ zum achten Mal veranstaltet wurde, ist Preisträger im bundesweit ausgetragenen Innovationswettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“. Die Karten für diese theatralisch-gastronomische Attraktion in der Schweriner Innenstadt waren bereits am ersten Tag des Vorverkaufsstarts am 12. Oktober ausverkauft.
Damit ist die TheaterTheken-Nacht einer von 365 Preisträgern, die jedes Jahr von der Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“ und der Deutschen Bank unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten prämiert werden.
Foto: Silke Winkler
Aus mehr als 2.200 eingereichten Bewerbungen überzeugte die TheaterThekenNacht die unabhängige Jury und repräsentiert mit ihrer zukunftsfähigen Idee Deutschland als das „Land der Ideen“. „Die ‚Ausgewählten Orte
Waren bei der ersten TheaterThekenNacht im Februar 2007 knapp 30 Schauspieler, Musiker, Sänger und 14 Kneipen und Restaurants beteiligt, so waren in diesem Herbst 50 Künstlerinnen und Künstler in über 20 verschiedenen Lokalitäten zu erleben. Mit ihren unterhaltsamen, ca. 10- bis 15-minütigen Programmen touren die Beteiligten nach einem festen Routenplan von einer gastronomischen Einrichtung in der Schweriner Innenstadt zur nächsten. Unterstützt wird die TheaterThekenNacht von der MercedesBenz Niederlassung Schwerin.
In Schwerin treten Künstler des Staatstheaters zweimal im Jahr in Restaurants und Kneipen der Landeshauptstadt auf. Die Veranstaltung, bei der die Stadt zur Bühne wird und kurze Szenen zwischen Tischen, Stühlen und Tresen gespielt werden, hat sich zu einem Publikumsmagneten entwickelt. Lutz Locke von der Deutschen Bank in Schwerin zeichnete am 12. November im Schweriner Stadtkrug diese besonderen Aufführungen während der Pause als „Ausgewählten Ort 2010“ aus. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
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MUSEUM
Kunstpause auf Star(c)ken Stühlen
Das Staatliche Museum Schwerin sucht Paten für Dr. NO Seit vielen Jahren zeigt sich die „Kunstpause“, Café und Museumsshop im Staatlichen Museum Schwerin, in gleichem Gewand. Doch Mitarbeiter des Museums und Künstler verändern derzeit das Gesicht des Raumes in der beeindruckenden Museumsarchitektur des ausgehenden 19. Jahrhunderts: Prämisse ist, mit dem vorhandenen Mobiliar zu arbeiten,
denn Geld für eine neue Ausstattung ist nicht vorhanden. Eine Neuanordnung von Café- und Shopbereich und die Veränderung der Beleuchtung werden gerade geprüft. Schon zum Einsatz aber kommt Dr. NO – eines der populären Sitzmöbel des französischen Stardesigners Philippe Starck. Das leichte, farbenfrohe Mobiliar in
den Farben Fenchel, Lavendel, Wachsweiß und Hellorange wird die dezente Farbigkeit des Säulensaales heiter ergänzen. Werden Sie Dr. NO-Pate: Schenken Sie dem Museum einen Stuhl! Das Museum bittet die Schweriner und alle anderen Museums-
Dr. No mit roter Schleife. Das Staatliche Museum sucht Paten für die Designerstühle von Philippe Starck im Cafe Kunstpause. Fotos: M. Schötzau
liebhaber um Unterstützung beim Erwerb der neuen Sitzmöbel: Ein Pate erwirbt einen Stuhl zum Preis von 140 Euro, der Name des Spenders wird mit Farbe und Schablone unter der Stuhlsitzfläche verewigt. Der Spender erhält als besonderes Dankeschön des Museums eine persönliche Jahreskarte – natürlich vor allem, um seinen Dr. NO so oft wie möglich besetzen zu können. Von Philippe Starck, der mit der Gestaltung der Inneneinrichtung des Café Costes in Paris (1984) international berühmt wurde, existieren zahlreiche sehr populäre Sitzmöbel, wie „Dr. Sonderbar” (1983, für XO), „Von Vogelsang” (1984, Driade), „Lola Mundo” (1986, Driade), „Richard III“ (1981, Baleri), „Lord Yo“ (1994, Driade), „W.W. Stool“ (1994, Vitra) oder der Hocker „Prince Aha“ (1996, Kartell). Das Staatliche Museum lädt ein, die Designikone zu besetzen und ideell zu besitzen. Außerdem helfen viele Dr. NOPatenschaften, noch mehr Star(c)ke Stühle in die Kunstpause zu holen. Interessenten wenden sich bitte an die Mitarbeiter des Cafés oder an Frau Rexin, elefn 0385-5958-226 oder rexin@museum-schwerin.de. M.S.
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MUSEUM
Musik, Teure Köpfe und eine Filmpremiere RENDEZVOUS immer donnerstags um 18 Uhr Jeden Donnerstag um 18 Uhr lädt das Staatliche Museum Schwerin interessierte Besucher zu einem „Rendezvous“ der besonderen Art ein. Museums-Experten stellen Kunstwerke vor, die Gäste haben Gelegenheit ihrem Lieblingsbild nahe zukommen, aus erster Hand alles über das Werk und den Künstler zu erfahren. Ab Januar stehen folgende Themen – auch zur aktuellen Sonderausstellung „Teure Köpfe“ – auf dem Rendezvous-Plan: 6. Januar:
13. Januar:
27. Januar:
3. Februar:
10. Februar:
17. Februar:
„... eine vorzügliche Stärke in der Auswahl der Gesichtsfarbe“ – Dr. Gerhard Graulich spricht über Besonderheiten der Porträtauffassung von Christoph Friedrich Reinhold Lisiewsky „Perücken – das modische Accessoire des 18. Jahrhunderts“ - Eva Jordan-Fahrbach zu Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig
10. März: 17. März: 24. März: 31. März:
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„Perlen, Bänder, Pompadours“ – Kristina Schlansky über modische Kostbarkeiten von der Hand des Malers Christoph Friedrich Reinhold Lisiewsky
Themenabend mit der Musik- und Kunstschule Ataraxia in der Ausstellung „Teure Köpfe“, es spielt das Ensemble für Alte Musik Vent et Cordes, Dr. Gerhard Graulich stellt einzelne Werke vor. Zwischen Pietismus und Aufklärung – Dr. Kristina Hegner über Christoph Friedrich Reinhold Lisiewsky als Hofporträtist in Ludwigslust
ARTE Filmpremiere zeigt „Vivienne Westwood: Do it yourself“, ein Film von Letmiya Sztalryd
24. Februar: Das Staatsporträt als Zeichen fürstlicher Repräsentation - Dr. Torsten Fried erläutert Porträtaufträge der Lisiewsky-Familie für die Höfe in Berlin, Zerbst, Dessau und Ludwigslust
3. März:
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Modenschau mit der Design-schule Schwerin
Tanz durch die Säle – der Tango-Verein Schwerin lädt ein Abendspaziergang durch die Restaurierungswerkstätten
Schweriner stellen ihr Lieblingswerk vor Eröffnung der Ausstellung „Gläserne Pracht, Die Schweriner Glassammlung“, Beginn um 19 Uhr M.S.
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„Perlen, Bänder, Pompadours“ – die Porträts des Malers Christoph Friedrich Reinhold Lisiewsky strotzen vor modischen Accessoires, egal ob Bürgerfrau oder Fürstin, Prinzessin oder Herrscher.
1 Charlotte Friederike Prinzessin von Mecklenburg 2 Friedrich Herzog von Mecklenburg-Schwerin 3 Henriette Christiane Luise Kramer, das Bildnis
einer selbstbewussten, überaus prächtig gekleideten Bürgerin Dessaus
4 Johanna Sophie Gräfin von Anhalt 5 Reich geschmückt auch Luise Albertine Fürstin von Anhalt –Bernburg
(Bilder aus dem Katalog zur Ausstellung „Teure Köpfe“, Porträts von Christoph Friedrich Reinhold Lisiewsky)
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MUSEUM
Erfinderisch sein, um nichts zu erfinden Rainer Holz ist Holzrestaurator im Staatlichen Museum Schwerin Dass nicht alles Gold ist, was glänzt, wissen wir. Doch dass auch nicht jedes edle Holz hält, was es verspricht, hatte ich bis dahin nicht geglaubt. Natürlich kannte ich Furniere, mit denen man einfachsten Hölzern aus heimischen Wäldern das besondere Aussehen von kostbaren Materialien aus fernen Ländern gibt. Aber dass schon in frühen Zeiten einfache Birke zu schwarzem Ebenholz umgefärbt wurde, war mir neu. Holz-Restaurator Rainer Holz vom Staatlichen Museum Schwerin hat damit täglich zu tun. Er arbeitet nicht nur alte Möbel auf, sondern lässt auch Kunsthandwerke und ungefasste Holzplastiken in alter Schönheit wieder erstrahlen. Ob Barock oder Biedermeier, Renaissance oder die Ludwigsluster (Pappmache)Klassik, ob Schrank, Schatulle, Sofa oder Thronsessel, der Fachmann taucht mit Säge und Feile, Drechselbank und Schnitzmesser in vergangene Kulturepochen ein. Und dabei erlebt er nicht nur die Freuden perfekter Handarbeit, sondern ebenso die Unzulänglichkeiten früherer Handwerker. Manches ist der Situation geschuldet, weiß der erfahrene Restaurator: „Früher durften normale Tischler ein Möbelstück gar nicht komplett herstellen, sondern waren nur Zulieferer für ein bestimmtes Teil. So passte am Ende nicht immer alles zusammen. Nur die sogenannten Ebenister waren von der Ständeordnung befreit und stellten komplette Stücke her; nur sie durften ihre Arbeiten mit einem Werkstattstempel kennzeichnen.“ Doch nichts liegt dem gebürtigen Warnemünder ferner, als über seine nun schon 26 Jahre währende Arbeit in der Museums-Holzwerkstatt zu schimpfen. „Es ist die beste, die ich mir denken kann. Sie ist nie langweilig, und sie ist eine sowohl handwerkliche als auch geistige 88
Herausforderung.“ Bevor er die Feile ansetzt, muss er oft sehr viel nachforschen, experimentieren, oft die alten Handwerkstechniken mit modernen Materialien vereinen. Am Thronsessel des Großherzogs Friedrich Franz I., den er gerade für die neu konzipierte Ausstellung im Schloss Ludwigslust restauriert, muss er die komplizierte Verzierung nachempfinden. Das reliefartige Muster ist zu 40 Prozent nicht mehr vorhanden. Um die Fehlstellen zu ersetzen, machte Rainer Holz einen Silikonabdruck vom vorhandenen Profil, baute eine Walze, brachte die neue „Drückmasse“ auf und formte sie. Stolz ist der Restaurator, der nach Tischlerlehre und Studium auch im Kunstgewerbemuseum Köpenick gearbeitet hatte, auf seine selbst entwickelte Wellenhobelmaschine. „Für eine Ausstellung zum 1000jährigen Mecklenburg-Geburtstag hatte ich einen Florentiner Kabinettschrank in der Werkstatt, der 70 Fehlstellen an den Profilleisten hatte. Sie alle mit der Hand zu restaurieren, wäre zu langwierig geworden“, erzählt er. Und baute die Maschine, die die passenden Leisten sozusagen als Meterware herstellt. Zwar müsse er erfinderisch sein, dürfe aber als Restaurator nichts erfinden, betont Rainer Holz.„Wo ein Tischbein fehlt oder eine Stuhllehne, kann ich die fehlenden Teile problemlos ersetzen. Bei Perlmutt- oder Messingeinlagen kopiere ich analoge Teile. Doch wenn an einer frei gestalteten Holzplastik ein Arm fehlt, bleibt er ab.“ Mit Holzwürmern hat er übrigens wenig zu tun. „Die überleben nur, wenn die Möbel im Sommer in offenen Räumen stehen. Dann fliegen sie aus, befruchten sich, kehren zurück und legen ihre Eier ab. Hält man den Raum geschlossen, hat sich das Problem in drei Jahren erledigt. Viel mehr leiden die Objekte unter schlechtem Umgang. Jeder weiß, dreimal umgezogen ist wie ein-
mal abgebrannt, sagt der Restaurator. Der ständige Wechsel der klimatischen Bedingungen tut den Möbeln nicht gut.“ Die tägliche Arbeit im Keller des Staatlichen Museum ist echte Tischlerarbeit. Da gilt es, von Möbelstücken den Korpus zu festigen, weil sie aus dem Leim gegangen sind, die Verbindungen nicht mehr halten. Rainer Holz: „Die muss ich auseinander bauen, reinigen und neu verleimen. Dazu nutze ich den damals gebräuchlichen Warmleim.“ Zum Glück kann der Restaurator auf alte Bestände aus dem Jahr 1936 zurück greifen. Wie er überhaupt alle Schätze hortet, angefangen von kleinsten Teilchen Elfenbein und Schildpatt über Horn bis zu Furnieren und dicken Holzbalken. Erstere braucht er für die Arbeit an den Oberflächen polieren, vergolden, furnieren, Einlagen von Schildpatt, Elfenbein, Perlmutt oder Horn erneuern. Für die Erneuerung von Intarsien muss er auch mal unterm Mikroskop arbeiten. Und für die bevorstehende Umgestaltung des Schlosses Ludwigslust arbeitet der Restaurator gerade viel am Computer, erfasst und katalogisiert die Objekte. Die Möbel, die die Schweriner Herzöge sammelten, stammen zumeist aus Norddeutschland. Manche „englischen“ Stücke, so vermutet der Restaurator, wurden in einer Ludwigsluster Werkstatt nachgebaut. England war im 18. Jahrhundert berühmt für seine Möbel und wahrscheinlich zu teuer für die Mecklenburger. Kürzlich aber restaurierte er eine kleine Ebenholzschatulle aus der Zeit um 1600.„Sie ist so kunstvoll mit Perlmutteinlagen und Elfenbein gestaltet und von solch einer Qualität, dass ich mich fragte, wie sie an diesen Hof gekommen ist.“ Genutzt wurde sie übrigens am Hofe, um Tricktrack oder Puff zu spielen, ähnlich dem heutigen Back Gammon. M. Schötzau Fotos: M. Schötzau (2), Rainer Holz
Rainer Holz mit einem Stück RioPalisander aus seiner „Schatzkammer“.
Der Großherzogliche Thronsessel aus Ludwigslust gehörte einst Friedrich Franz I.
An dieser kostbaren Spielschatulle aus dem 16. Jahrhundert ergänzte der Restaurator Perlmutt- und Elfenbeinfehlstellen. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
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MUSEUM
Jeder Tag eine Wundertüte Freilichtmuseum Mueß besteht 40 Jahre
„Jeder Tag hier ist wie eine Wundertüte“, schwärmt Gesine Krönert, Chefin von drei Mitarbeitern und sechs Gotlandschafen im Freilichtmuseum Mueß. Sie freut sich jeden Tag über neue Ideen und neue Leute, die das Thema Volkskunde, Kultur und Natur im vor 40 Jahren eröffneten Museumsdorf-Ensemble so spannend machen. In erster Linie denkt Gesine Krönert dabei an den Klöndör-Verein, dessen Mitglieder – 50 der über 300 Frauen und Männer dabei sehr aktiv – die museale Arbeit seit zehn Jahren nicht nur begleiten, sondern auch befruchten. Sie kochen wie unsere Vorfahren, spinnen, sprechen platt, gärtnern, halten so die Geschichte lebendig. Der Verein erhält nun die einstige Doppelbüdnerei an der Kreuzung Crivitzer Chaussee als Heimstatt. Weitere bauliche Veränderungen erlebt das Museum 2011 mit dem Umbau der alten Gerätescheune zum Veranstaltungsort. Und der jetzt noch recht versteckt liegende Haupteingang wird in die Alte Crivitzer Landstraße verlegt und künftig über die ehemalige Schulscheune führen. In den vergangenen zehn Jahren war im Freilichtmuseum baulich wenig zu vermelden. Rund um den Bauernhof aus dem 17. Jahrhundert, dem Kern und Ursprung der Anlage, gesellten sich zwischen 1970 und 2000 Ziehbrunnen, Hirtenkaten, Backofen, Kunstkaten, Dorfschule, Agrarscheune, Büdnerei, Binnenfischerei, Schulscheune, Sägegatter, Museumsladen, Dorfschullehrergarten. Dann war Ruhe. „Ein Mehr an Gebäuden ist nicht möglich“, erläutert die Museumsleiterin und verweist auf die einzigartige Lage mitten im Dorf. „In Sonderausstellungen versuchten wir, soviel wie möglich aus unseren reichen Beständen zu zeigen. Auch unsere Veranstaltungen von der traditionellen Ostereiersuche oder den Ferienprogrammen über Theater und 90
Das Freilichtmuseum Mueß vor seiner „Geburt“. Foto: Archiv
Der erste Museumsdirektor Dr. Ralf Wendt bei der Museumseröffnung vor geladenem Publikum. Foto: Archiv
Idylle pur - Winter im Freilichtmuseum.
Die Sonderausstellung zum Brauch der Totenkronen eröffnet die Saison 2011.
Mecklenburgisches Waldglas wird im Museum gesammelt. Fotos: Gesine Krönert
Konzerte bis zu den beliebten Gartenmärken locken viele Gäste.“ Das Besondere am Mueßer Museum ist sein generatiCharakter. onsübergreifender „Bei uns können sich die Kinder an alten Hausarbeits- und Handwerkstechniken ausprobieren. Wenn sie da wie Oma die Wäsche waschen oder mit Armkraft Kurbeln bedienen, sind Oma und Opa die Stars, die alles noch aus eigenem Erleben kennen“, erzählt Krönert, die das Jahr 2010 auch nutzte, um über Wachsen und Werden der 1970 eröffneten Einrichtung zu sprechen. Und über ihre Zukunft. Die sieht die Fachfrau darin, den Rundgang durch ihr mit sechs Hektar recht kleines Museumsdorf noch spannender zu machen. „Wir wollen verstärkt die historische Prägung der Landschaft zeigen, also die alten Gehöftstrukturen, die Gärten und Streuobstwiesen entwickeln, aber auch kleine Nischen durch Hecken, Wege, Baumgruppen schaffen. Durch den Ankauf der Stadt haben wir jetzt sogar einen eigenen Zugang zum Schweriner See.“ Die Winterruhe in Mueß ist nur eine scheinbare. Die Pause wird genutzt, um notwendige Reparaturen an den Gebäuden durchzuführen. Mit der Binnenfischerei, der Büdnerei und der 700 Jahre alten Dorfschmiede werden drei Dauerausstellungsbereiche neu gestaltet. Außerdem muss die stetig wachsende Sammlung katalogisiert und natürlich die neue Saison vorbereitet werden. Einige Eckpunkte stehen bereits fest: So gibt es zur Saisoneröffnung am 24. April die Sonderausstellung „Vergessene Denkmäler der Liebe“, die Zeugnisse des Totenkronenbrauchs zeigt. Die zweite Sonderausstellung ist dem Schweriner Figurentheater gewidmet und Ergebnis der Zusammenarbeit mit der Puppenspielerin Margit Wischnewski. Im Mai wird das neue Seegrundstück mit einem Fischerfest eingeweiht.
M. Schötzau
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MUSEUM
Karl Christian Klasen würde 100 Poeler Inselmuseum lockt im Jubiläumsjahr mit Sonderausstellung Über 10.000 Exponate liegen im jüngst erweiterten Inselmuseum bereit, um die Geschichte des Eilandes zu erzählen. Von der Eiszeit über die jungsteinzeitlichen Urpoeler bis zum Ende der DDR. Ein bedeutendes Kapitel spielt dabei natürlich die Schwedenzeit, die die größte Insel Mecklenburgs zwischen den Jahren 1648 und 1903 zur südlichsten Insel Schwedens machte. Das Museumsgebäude selbst hat auch Geschichte. Als erstes Schulhaus, errichtet im Jahre 1806, hat es die Entwicklung der Insel vorangetrieben. Jetzt lernten nicht nur Jungen und Mädchen Lesen, Schreiben und Rechnen. Für die Poeler, die erst während der Weimarer Republik mittels Brückendamm an „Deutschland“ angeschlossen wurden, war ein eigenes Schulhaus ein Zeichen der Selbstständigkeit. Als Karl Christian Klasen zum ersten Mal nach Poel kam, stand die Brücke schon und ersparte ihm an diesem regnerischen Apriltag im Jahre 1932 ein Übersetzen im Fährboot. Der 20-Jährige hatte bis dahin schon viel von seiner mecklenburgischen Heimat gesehen und im Bilde festgehalten. Begonnen hatte sein Malen und Zeichnen viel früher. Der gebürtige Güstrower begleitete schon als kleiner Junge seinen Vater auf dessen Jagdausflügen und entdeckte bald, dass lebendige Tiere auch ihren Reiz haben. Hinzu kamen die Landschaften und dann die Menschen, die Mecklenburg erst zu dem machen, was es ist. Dass die Verschlossenheit und Ablehnung alles (erst mal) Unbekannten auch auf Poel dazu gehören, merkte Klasen sofort, weil die Insulaner mit dem jungen „Ausländer“ so gar nichts anfangen konnten. Jahre später sprach Klasen 92
davon, dass er einen „wenig erfreulichen Eindruck mit nach Hause“ genommen hätte. Fünf Jahre später startete der Mittzwanziger einen erneuten Versuch. Klasen blieb und bezog im Fährhaus Quartier. Nach einer Woche sprach sein Gastgeber ihn an, dass es Gerüchte gebe, er sei ein Spion.Warum sollte ein gutaussehender junger Mann im Herbst nach Poel ziehen? Doch in der Folge reagierten die Poeler anders, nahmen ihn an, redeten mit ihm. „Das lag unter anderem auch daran, dass Karl Christian Klasen das Mecklenburgische Platt beherrschte“, erläutert Museumsleiterin Anne-Marie Röpcke. Und indem er den Fischern Respekt für ihre schwere Arbeit zollte, schaffte er es, mit diesem besonderen Menschenschlag bekannt zu werden. Mehr noch, die Fischer fanden Gefallen an dem jungen Künstler und so kam es zu einer spannenden Kooperation, nämlich den Poeler Fischerköpfen.
Karl Christian Klasen – Selbstportrait. Reproduktion: Beluga Post
Ob Fischerjungs, gestandene Fischer bei der Arbeit oder von dieser kommend – Klasen verewigte diesen Berufsstand auf der Insel Poel. Ob in Kohle oder Öl, das wettergegerbte Antlitz der Küstenbewohner wurde immer mit einer sehr naturalistischen Technik festgehalten. Bei den Ansichten der Fischerboote auf den Stränden, der mit Reet gedeckten Häuser und Höfe oder der Weiden und Weihern griff Klasen gern zur Feder, zum Bleistift oder Aquarellkasten. Die Poeler fühlten sich kurz vor und im Zweiten Weltkrieg von Klasen verstanden und angemessen dargestellt. So war es vielleicht ein kleines Wunder, dass aus dem „Spion“ nach wenigen Jahren „Uns‘ Krischan“ wurde. Im Jahre 1939 wurde der Künstler zum Kriegsdienst gezogen. Genesungsurlaube führten ihn wieder auf „seine“ Insel, zuletzt 1944. Doch bei einer Schlacht nahe
„Die Eisfischer“, ein Ölgemälde von Karl Christian Klasen (1940). MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
MUSEUM Königsberg wurde der Mecklendurch Granatsplitter burger schwer verletzt. Karl Christian Klasen starb am 21. Februar 1945. Er wurde 33 Jahre alt. Zu Lebzeiten bekam Klasen bereits mehrere Ausstellungen (u. a. Danzig, München und Krakau) und Auszeichnungen, darunter der Johnder Brinckman-Preis, Veith-Stoss-Preis und der Preis für die Förderung niederdeutschen Kulturschaffens. Nach seinem Tod wurde es still um Klasen. Erst 1961 konnten Klasen-Bilder wieder öffentlich betrachtet werden. Die Stiftung Mecklenburg stellte für das Kreismuseum Ratzeburg eine Klasen-Ausstellung zusammen. Inzwischen gab es mehrere Werkschauen, doch im kommenden Jahr, in dem Karl Christian Klasen seinen 100. Geburtstag feiern würde, steht die Beletage des Inselmuseums ganz im Zeichen des Wahlpoelers. Dabei wird es sich gleich mehrfach lohnen, nach Kirchdorf zu kommen, denn Museumsleiterin Anne-Marie Röpcke verspricht den Besuchern, die Zusammenstellung in regelmäßigen Abständen zu verändern. „Zu viele Arbeiten warten darauf und sind es wert, gesehen zu werden“, so die Poelerin.
Auf der Museumswiese entsteht derzeit ein fünf Meter hohes Modell der alten Poeler Veste, der einzigen echten Meeresfestung, die es jemals an deutschen Küsten gab. Im Hintergrund das Schulhaus von 1806, dem heutigen Inselmuseum, und dem neuen Veranstaltungsanbau. Fotos: Beluga Post
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Das Besondere am Poeler Inselmuseum ist zudem, dass die Gerätschaften und Dinge des alltäglichen Lebens der in Porträts festgehaltenen Insulaner in einer eigenen Sammlung präsentiert werden. Da bekommt der Begriff Alltagskunst einen ganz neuen Blickwinkel. Öffnungszeiten: Im Winterhalbjahr, also vom 15. September bis zum 14. Mai, ist das Poeler Inselmuseum jeweils dienstags, mittwochs und samstags von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Vom 15. Mai bis zum 14. September ist die Sammlung von Dienstag bis Sonntag, jeweils von 10 bis 16 Uhr zu sehen. Montags ist das Haus geschlossen. Gruppenzugang und Führungen gibt es aber auch außerhalb der Öffnungszeiten, wenn man sich telefonisch ankündigt (Tel. 038425/20732). Beluga Post
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AUTO
Schnittiger Auftritt des neuen Viano
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Foto: ©2010 Daimler AG (2)
Der neue Mercedes Viano
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AUTO Freunde der forscheren Fahrweise sollten sich in den kommenden Wochen und Monaten darauf einstellen, auf der linken Spur der Autobahn ein neues Gesicht im Rückspiegel zu sehen. Der neue Mercedes Viano ist am Start. In die Neuauflage des Großraumwagens hat MercedesBenz alles gepackt, was dem aktuellen Stand der Technologie entspricht und noch ein bisschen mehr. Im Viano ist praktisch alles neu, was neu sein kann. Moderne Motoren und innovative Getriebe sorgen für eine noch bessere Umweltbilanz als da bislang schon der Fall war. Und auch beim Komfort hat Mercedes mit dem Fahrwerk des Viano einen Schritt nach vorne getan. Im Mittelpunkt stehen jedoch die neu entwickelten Aggregate, wobei das Augenmerk hier auf den bärenstarken Dreiliter Diesel gerichtet sein soll. 224 PS lassen den Fahrer vergessen, dass er in einem Wagen sitzt, der gut über zwei Tonnen auf die Waage bringt. Bei sparsamer Fahrweise kommt der Viano mit der großen Dieselmaschine mit 7,2 Litern auf 100 Kilometer aus und das bei einem CO2-Ausstoß von 224 g/km. Soll es dann doch etwas zügiger vonstatten gehen, beschleunigt der Viano in gerade mal neun Sekunden auf 100 km/h. Der Vortrieb wird erst bei einer Höchstgeschwindigkeit jenseits der 200 beendet. Selbstverständlich erfüllt der Motor die Abgasstufe EU 5. Doch hört Fahrfreude bekanntlich ja nicht bei reinen Zahlen und Daten des Aggregats auf. Auch das Interieur des Viano lässt zumindest für den Fahrer kaum auf ein Großraumfahrzeug schließen. Wie von Mercedes gewohnt sind alle wichtigen Schalter, Hebel und Knöpfe übersichtlich angeordnet. Und es ist im Cockpit noch genügend Platz für die vielen nützlichen kleinen Helferchen. Und davon sind in der Aufpreisliste – auch da bleibt Mercedes-Benz sich treu – eine ganze Menge zu finden. Auf die anhaltende Diskussion über die Sicherheit von Kleintransportern und Vans reagiert MerceMECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
des auf die firmentypisch innovative Art und Weise. Der Viano besteht aus einer hochfesten Fahrgastzelle mit einer äußerst belastbaren Trägerstruktur. Das bedeutet, dass sowohl bei einem frontalen als auch bei einem seitlichen Aufprall die in Bruchteilen von Sekunden auftretende Energie über die Karosserie abgeleitet wird und so das Risiko schwerer Verformungen und damit die Verletzungsgefahr für die Insassen sinken.
Foto: ©2010 Daimler AG
Nun ist es schön, zu wissen, dass man in einem äußerst sicheren Auto sitzt, doch wird sich wohl niemand täglich darüber Gedanken machen. Im Alltagsbetrieb sind da eher die großen Schiebetüren von Bedeutung. Leider gibt es beim Viano die Schiebetür auf der Fahrerseite nur für einen Aufpreis von 785 Euro. Serienmäßig ist sie erst in der gehobenen Ausstattungsvariante AMBIENTE EDITION. Familienfreundlich ist anders. Die Karosserie bietet Mercedes in drei Varianten an. Kompakt, lang und extralang. Auswirkungen hat das vor allem auf die Größe des Kofferraums. Die vierköpfige Familie wird sicher in der Kompakt-Variante keine Platznot leiden, wenn nicht gerade der Konzertflügel mit in Urlaub muss. Mit den optional erhältlichen Sitzbänken wird der Viano zum Achtsitzer. Dann sollte es allerdings die extralange Variante werden, sonst wird´s eng.
Wohlfühlen auf hohem Niveau – das Cockpit des Viano
Natürlich hat das bei Mercedes alles seinen Preis. Für den Viano CDI 3.0 liegt der Grundpreis der kompakten Variante bei 44.934,40. Die extralange Karosserie ist rund 1.600 Euro teurer. Und die Aufpreisliste ist bei Mercedes-Benz bekanntlich auch extralang. Christian Moeller
Datenblatt: Mercedes-Benz Viano CDI 3.0 Trend (Kompakt) Hubraum: 2.987 ccm Leistung: 165 kW (224 PS) Verbrauch: 8,6 l Diesel/100 km (kombiniert) CO2-Emission: 224 g/km Preis: ab 44.934,40 Euro
Großzügiges Platzangebot im neuen Viano.
Fotos: Christian Moeller (3)
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AUTO
Der Handlungsreisende lebt Der neue VW Passat
Wenn Volkswagen eine Neuauflage des Dauerbrenners Passat und damit des noch beliebteren Passat Variant ankündigt, könnte man zunächst meinen, dass ausschließlich Handelsvertreter und Versicherungsagenten aufhorchen. Zu oft sind uns in den vergangenen Jahrzehnten die dunkelblauen Kombis auf den Parkplätzen von unzähligen Supermärkten begegnet. Hinter dem Steuer saßen meist Männer in hellen Jacketts, die per Laptop Joghurt-Umsatzzahlen an die Zentrale im Allgäu sendeten. Doch genug der Vorurteile. Die wievielte Auflage des Passat das neue Modell inzwischen ist, können wahrscheinlich selbst die Konzernherren in Wolfsburg gar nicht mehr sagen. Wer genau nachzählt, wird feststellen: Der Neue ist die zehnte Version. Seit den siebziger Jahren ist der geräumige Allrounder im Angebot. Es gab Zeiten, da hatte der Passat Variant das Kombi-Monopol auf deutschen Straßen. Mit dem Siegeszug der Japaner hat sich das geändert und VW reagierte, indem man den Passat einfach etwas luxuriöser und 96
Fotos: VAG
umfangreicher ausstattete. Das hat sich natürlich auch geringfügig im Preis des Autos ausgewirkt. Doch dafür gilt der Passat als nahezu unkaputtbar.
Karosserie an Passat CC angelehnt Was beim aktuellen Modell zuerst auffällt: Die Karosserie hat deutliche Anleihen am eleganten Passat CC genommen, der seit 2008 auf dem Markt ist. Ausnehmend schnittiger kommt der neue Passat daher als sein Vorgänger. Die Motorisierung ist leistungsfähig, aber grundsolide. Vorbei sind die Zeiten als VW in den Motorraum des Passat einen Achtzylinder quetschte. Das war zwar schön fürs Image, aber belanglos für die Verkaufszahlen. Jetzt sind zunächst drei Diesel- und drei Benzinmotoren im Angebot: Die Benziner reichen von 122 bis 210 PS und die Dieselaggregate von 105 bis 170 PS. Dazu gibt es noch die so genannten EcoFuel Motoren, die für den Betrieb mit Benzin und Erdgas ausgelegt sind. Sicher eine lohnende Variante für Vielfahrer.
Schaltzentrale in edlem Ambiente.
Für sein Raumangebot wird der Passat Variant seit Jahrzehnten geschätzt. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
Der neue Passat!
delego Schwerin
„Das Hauptaugenmerk beim neuen Passat liegt auf einem noch effizienteren Motormanagement“, sagt Mathias Schwedat vom Autohaus Dähn in Crivitz. Mit der neuen Start-Stopp-Automatik habe der Passat-Fahrer ein wirkungsvolles und vor allem spürbares Instrument, Kraftstoff zu sparen und damit auch die Umwelt und das Portemonnaie zu schützen. Mit dieser Automatik geht der Motor aus, wenn das Fahrzeug zum Beispiel an der Ampel steht. Will man wieder losfahren, springt der Wagen von ganz alleine an. Die Dieselmodelle haben alle die von VW entwickelte BlueMotion Technik. Damit wird zum Beispiel die Bremsenergie zurück gewonnen und dem Fahrer jeweils der verbrauchsgünstigste Gang empfohlen.
Autohaus Dähn GmbH
Nutzfahrzeuge
Gewerbeallee 5 • 19089 Crivitz Tel.: 0 38 63/55 51 11 • Fax: 0 38 63/5 55 11 44 www.daehn-autohaus.de
Fahrzeug für den sportlichen Papa Natürlich sei der Passat ein Klassiker bei Gewerbetreibenden, so Schwedat. Aber auch der sportlich ambitionierte Familienvater komme mit dem neuen Passat auf seine Kosten. „Da hat man ein anderes Auto als bei einem VW Touran, der eben wie das typische Familienfahrzeug aussieht.“ Also nicht nur bei Handelsvertreten macht der Passat eine gute Figur. Ein Trost für alle Joghurt-Vertreter: Der Irak hatte in den achtziger Jahren einen großen Posten Passat aus brasilianischer Fabrikation importiert. Im Handel waren die Autos nicht, Saddam Hussein hatte sie Familien zukommen lassen, die Angehörige im ersten Golfkrieg verloren hatten. Seitdem gilt der Passat im Irak als Märtyrer-Auto. Dann doch lieber Joghurt zählen. Christian Moeller
Datenblatt:
VW Passat Variant Comfortline 2.0 TDI BlueMotion Hubraum: 1968 ccm Leistung: 103 kW (140 PS) Verbrauch: 4,6 l Diesel/100 km CO2-Emission: 120g/km Preis: ab 31.100,- Euro MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
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AUTO
Beim Spezialisten ist das Fahrzeug in guten Händen.
Fotos: Christian Moeller
Informationsfluss und Kundenzufriedenheit Mazda Wilk in Schwerin Lankow
Gute Nachrichten für den Automobilmarkt haben die Zeitungen in den letzten Wochen vermeldet. Der Absatz an Neufahrzeugen steigt wieder, die Branche
erholt sich langsam von der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise. Der Aufschwung, der sich allmählich in den Auftragsbüchern der Hersteller abzeich-
net, braucht aber eine Weile bis er bei den Autohändlern vor Ort angekommen ist. Und die haben meistens mit harter Konkurrenz zu kämpfen.
Straßen- und Wegebau · Kanalbau · Erdbau · Kläranlagenbau · Abscheidetechnik · Abrissarbeiten · Mauerwerksbau · Bauwerksabdichtung Seemann Tiefbau GmbH Ziegeleiweg 8b • 19057 Schwerin Tel. (03 85) 5 55 87 - 0 • Fax (03 85) 5 55 87 - 25 info@seemann-tiefbau.de • www.seemann-tiefbau.de 98
Jeder Kunde versucht so viel Rabatt wie möglich heraus zu schlagen, die Hersteller werben mit besonderen Finanzierungen oder Bonusaktionen. Und bleibt vom Neuwagenverkauf eine immer geringere Gewinnmarge beim Händler, ist mit den Reparaturen und Inspektionen auch nicht mehr so viel Geld zu verdienen wie noch vor 20 Jahren. Die Serviceintervalle sind länger geworden, die Autos bei weitem nicht mehr so anfällig wie früher. In Zeiten knapper Kassen wird vom Kunden auch eher mal die freie Werkstatt als der markengebundene Fachbetrieb aufgesucht. Den Werkstätten und Fachhändlern bleibt in dieser Situation nichts anderes übrig, als sich auf bestimmte Art und Weise von der Konkurrenz abzuheben. Beim Autohaus Wilk & Kaczmarek in Schwerin Lankow setzt man seit Jahren auf eine fortlaufende Qualifizierung der Mitarbeiter. „Es reicht nicht mehr aus, dass in der Werkstatt technisch MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
AUTO
Maler
Wulkow Qualifiziertes Personal ist lebenswichtig für einen Kfz-Fachbetrieb.
-FachbetriebSchwerin
19061 Schwerin, August-Horch-Straße 5 Telefon: 0385 / 66 22 22 • Fax: 0385 / 6 66 65 66 www.maler-wulkow-schwerin.de • service@maler-wulkow-schwerin.de
Nur die Fachwerkstatt verfügt über das notwendige Spezialwerkzeug.
versierte Mechaniker und Meister arbeiten“, sagt Thomas Wilk. „Jeder im Betrieb muss sich als Dienstleister fühlen und auch so arbeiten.“ Das beginnt bei einer Inspektion oder Reparatur schon mit der Direktannahme durch den Meister. Der Fachmann schaut sich gemeinsam mit dem Kunden das Auto an und klärt ihn über notwendige Reparaturen und Instandsetzungen auf. Das wird dokumentiert und gibt dem Kunden damit auch Sicherheit über die entstehenden Kosten. Aber auch ein reibungsloser Informationsfluss innerhalb der Werkstatt ist entscheidend für die Kundenzufriedenheit. „Wenn der Mechaniker im Verlauf der Arbeiten feststellt, dass doch noch ein wesentlicher Mangel an dem Auto besteht, muss er sofort den Meister informieren, der sich dann umgehend mit dem Kunden in Verbindung setzt“, so Wilk. So werden bei der Rechnung böse Überraschungen für den Kunden vermieden, wenn auf einmal Beträge für Reparaturen auftauchen, die zuvor nicht vereinbart waren. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
Natürlich sind Arbeiten in der Fachwerkstatt etwas teurer als in einer freien Werkstatt auf dem Hinterhof. Aber, so erklärt Wilk, Qualität hat eben seinen Preis und verdeutlicht das zum Beispiel an der Lebensdauer von Originalersatzteilen. „Ein Original Bremsklotz hält etwa doppelt so lange, wie einer aus dem Zubehörhandel. Und manche Bremsscheibe, die nicht ausdrücklich vom Hersteller zertifiziert ist, hat schon einen Schlag bevor sie eingebaut wird. „Billig ist nicht immer gut“, sagt der 48-Jährige. Wilk legt Wert darauf, dass seine Mitarbeiter anständig bezahlt werden. Auch der Kunde profitiert von motivierten und zufriedenen Mitarbeitern. Ein Rädchen muss da ins andere greifen. Dieser Kreis schließt sich schließlich, indem es bei Wilk üblich ist, den Kunden ein paar Tage nach dem Auftrag noch einmal zu kontaktieren, ob er mit den Arbeiten und dem Service auch zufrieden war. Schließlich geben Autofahrer eine ganze Menge Geld für ihr liebstes Stück aus.
Bremsweg 20 · 19057 Schwerin-Lankow · Tel.: 0385/485210 info@wk-kw.de · www.wk-kw.de
Christian Moeller
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REISEN
Auge in Auge mit den Berggipfeln
Höhepunkte:
Ski-Erlebnisse auf Tirols Gletschern „Mein Gott, was hat sich alles verändert…“ Gedanken und Erinnerungen schießen durch meinen Kopf, während mich der 8er-Sessellift in Richtung des 3440 Meter hohen Gipfels des Gaislachkogels transportiert. Mit Sitzheizung selbstverständlich und – gegen die Ungunst des Wettergottes – geschützt durch eine riesige Plexiglashaube mit Rundumsicht. Wie war das noch vor gut 45 Jahren? Allein im 1er-Sessel als Achtjähriger, der schon fünf Jahre auf Skiern die Winterwelt erobert hatte, mit einer wärmenden Decke um Beine und Lenden, im Schneegestöber hinauf auf meinen ersten 3000er, den 3082 Meter hohen Wurmkogel im hinteren Ötztal. Damals wie heute fasziniert mich diese Bergwelt. Damals fuhren wir noch „nur“ zum Skifahren, heute erleben wir alpinen Lifestyle vom Feinsten. Skifahren und Snowboarden haben beim Winterurlaub kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Wir wollen unterhalten werden, uns wohlfühlen und uns – natürlich – an der frischen Luft bewegen, etwas für die Gesundheit tun. Lecker essen und trinken. Après Ski, Hüttenzau-
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ber, Wohlfühl-Hotels mit Spa-Landschaften, die Ihresgleichen suchen. Wir Menschen haben uns die Berge untertan gemacht, alles ist wie ein riesiger Vergnügungspark, bestens organisiert. Eigentlich gibt es nichts, was es nicht gibt. Hannibal hautnah etwa, ein avantgardistisches Theaterstück, das den Rettenbachgletscher in Sölden zur historischen Bühne werden lässt. Die Alpenquerung der Karthager nach Rom spielt in der heutigen Zeit. Pistenbullys werden zu Elefanten. Die modernen Krieger sind Skiläufer, Kletterer und Fallschirmspringer. Die Reiter überqueren auf Skidoos den Gletscher, während Flugakrobaten ihren Zug gegen Süden stören. Das Ganze wird durch Lichteffekte, Musik, Videos und Pyrotechnik vollendet. Ich habe es gesehen. Auf jeden Fall eine Reise wert, zumal die Saison auf den „5 Tiroler Gletschern“ bis zum 15. Mai dauert. Der nächste Termin ist am Freitag, 15. April 2011. Die fünf Großen haben sich zu einem Verbund zusammengetan. Big Five heißt das auf Englisch. Das hatten wir doch schon mal, geht es mir durch den Kopf. Richtig! Unter
den Big Five verstanden früher die Großwildjäger, die Afrika bereisten, die fünf großen Säugetiergruppen Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard. Die modernen Gipfeljäger unter den Skifahrern sammeln die Big Five jetzt beim PistenkilometerFressen, das dank erstklassiger Skiverbünde und eines logistisch ausgereiften Skipass-Angebots problemlos geworden ist. Wie war das damals? Da überlegten meine Eltern, ob man eine Punktekarte kaufen sollte, oder doch besser eine Tageskarte, die natürlich nur in diesem einen Gebiet galt. Wie oft musste man die Wurmkogelabfahrt herunterdüsen, um die Tageskarte „heraus zu fahren“. Solche Rechenkunststücke werden uns modernen Skifahrern nicht mehr abverlangt. Heute habe ich einen „White5“Gletscherskipass für 317 Euro, mit dem ich an zehn frei wählbaren Tagen auf allen fünf Tiroler Gletschern dem Pistenvergnügen frönen kann. Der Pass gilt die ganze Saison. Gletscher-Hopping heißt die Devise in unseren Tagen. Nahezu grenzenloses Skivergnügen im Kaunertal, im Pitztal, in Sölden-Ötz-
tal, im Stubai und in Hintertux. Immer noch auf dem beheizten Sessel sitzend, erinnere ich mich an Grete, die Bäuerin auf dem alten Hof oberhalb von Sölden. Kernig war sie und Gästezimmer hat sie vermietet. An uns Skifahrer. Jahrelang war bei ihr unser Domizil. Geheizt wurde mit Holz – und das nur in der Stube. Die Toilette noch ein so genannter „Donnerbalken“ mit echter Frischluft-Zirkulation. Das Frühstück war ebenso kernig wie die Grete. Die Butter selbstgemacht wie das Brot, die Milch kam von nebenan aus dem Stall. Bio eben – nur nannte man das damals noch nicht so. Und für uns Städter war das irgendwie ein Luxus. Heute wohne ich im Fünfsterne Alpenhotel, mit Bio-Büffet zum Frühstück und feinster Tiroler Küche vom Haubenkoch. Das hauseigene Schwimmbad und die Sauna sind ebenso selbstverständlich wie ein Wellnessbereich mit den unterschiedlichsten Angeboten vom Heubadl bis zum RasulDampfbad. Alpiner Lifestyle heute. Seit kurzem gibt es in Sölden ein atemberaubendes Sky Spa über den
REISEN
Dächern des Ortes. Im Lift „5.Stock“ drücken. Die Tür geht auf. Der Atem stockt. 1700 Quadratmeter Spa, auf dem Wasser tanzt das warme Licht des Feuers. Draußen dampft der Whirlpool. Ein Refugium zum Abtauchen. Damals standen wir vor Gretes Haus auf der Terrasse, haben hinauf geblickt zu den umliegenden Gletschern, die im Abendlicht leuchteten, haben davon geträumt, die Wildspitze mal auf einer Skitour zu erklimmen. Wie unterschiedlich Luxus sein kann. Damals wie heute ist der Blick von den Gipfeln faszinierend. Es hat sich nichts geändert – bis auf den Weg dorthin. Damals standen wir am Gipfelkreuz und ließen die Blicke schweifen, auf die benachbarten Gletscher, bei guter Sicht bis nach Italien. Glückselige Augenblicke. Heute stehen wir frei schwebend über den Bergen, etwa auf der Gipfelplattform „Top of Tyrol“ im Stubaital. Sie ragt am Grat des GroßenIsidor-Gipfels in 3210 Metern Höhe in die Bergwelt hinein – umgeben von 109 Dreitausendern. Ähnlich spektakulär der „Skywalk“ in Sölden: 20 Meter führt der Steg am Tiefenbachkogl über die Gletscherspalte hinaus. Nichts für meine schwachen Nerven. Sollen andere da rausgehen und die überwältigende Kulisse genießen. Ein Besuchermagnet sind diese „Luft-Brücken“ allemal. Ich aber stelle mir die Frage, ob sie nicht auch dazu beitragen, dass die Ehrfurcht vor der Natur mehr und mehr auf der Strecke bleibt? Alpiner Lifestyle oder pures Naturerlebnis. Erleben kann man nach wie vor beides in diesen Gletscherregionen Tirols. Die Bergwelt zu genießen war und ist ein Luxus – und wird es immer bleiben. Wolfgang Seitz
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REISEN Die 5 Tiroler Gletscher im Detail Kaunertal
(1.273 – 3.160 Meter) Ein Ausflug auf Tirols jüngsten Gletscher heißt: Komfortables Pistenvergnügen auf 52 Naturschnee-Kilometern für Ski- und Snowboard-Fans – und das ohne Wartezeiten an den Liftanlagen. Variantenreiche Abfahrten, breite Pisten mit richtig viel Platz in authentischer Umgebung und das für Anfänger und Profis versprechen freie und stressfreie Fahrten von September bis Mitte Juni. Besonders lohnenswert ist der Blick von der neuen Aussichtsplattform an der neuen Karlesjochbahn auf 3.108 Metern. Von hier sieht man wunderbar ins Dreiländereck Österreich/Italien/Schweiz. Hinauf auf das Karlesjoch geht es ohne große Wartezeiten: Die beheizbare 8er-Kabinenbahn startet direkt am Gletscherrestaurant Weißsee auf 2.750 Metern und erschließt Pisten aller Schwierigkeitsgrade. Ebenfalls attraktiv gestaltet sich das Preisangebot im Kaunertal.
Pitztal
(1.600 – 3.440 Meter) Abfahrten im Pulverschnee, ein idealer Mix aus Pisten und freiem Gelände, Langlaufgenuss auf 12 Kilometern bestens präparierten Loipen in 2.600 Metern Höhe, Österreichs höchstgelegene Konditorei: Das Angebot am Pitztaler Gletscher verspricht außergewöhnliche Highlights in jeder Hinsicht. Dank der wohl innovativsten Beschneiungsanlage der Alpen, dem temperaturunabhängigen „Snowmaker“, ist Winterspaß in Österreichs höchstgelegenem Gletscher-Skigebiet bereits ab Mitte September garantiert. Gemeinsam mit dem benachbarten RifflseeGebiet warten insgesamt 68 Kilometer variantenreicher Pisten auf das sportlich und geographisch bunt gemischte Publikum. Pünktlich zum Winterstart 2010 haben zwei neue Highlights ihre Pforten am Pitztaler
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Gletscher geöffnet: Snowboarder und Freeskier können sich ab sofort im neuen Snowpark und auf der professionellen Halfpipe auf 3000 Metern nach Lust und Laune austoben. Im Rifflsee Skigebiet (bis 2800 m) setzt die kindersichere SunnAlm-Bahn neue Maßstäbe in punkto Komforturlaub für die ganze Familie.
Sölden
(1.350 – 3.340 Meter) Allein drei Dreitausender innerhalb des Skigebiets, die sogenannten BIG3 mit Gaislachkogl, Tiefenbachkogl und Schwarze Schneid, etablieren den Ötztaler Hotspot als WintersportEldorado der Superlative. 34 Liftanlagen mit 150 Pistenkilometern laden zum Schneegenuss für alle Könnerstufen. Rekorde verspricht die neue Gaislachkoglbahn. Mit einer Achter-Einseilumlaufbahn (Förderkapazität bis zu 3600 Personen pro Stunde) und der auf den 3.040 Meter hohen Gipfel führenden 3-S-Bahn nehmen zwei der architektonisch spektakulärsten und technisch modernsten Seilbahnen der Alpen ihren Betrieb auf. Ein traumhaftes Bergpanorama auf der BIG 3-Plattform am Gaislachkogl in 3.058 Metern Höhe bietet faszinierende Eindrücke auch für all jene, die es gemütlich angehen wollen – Kulinarisches auf höchstem Niveau inklusive. Groß investiert wurde auch am Tiefenbachferner mit dem Restaurant Tiefenbach und natürlich dem 405.000 Kubikmeter großen Beschneiungs-Speichersee Panorama.
Stubai
(1.000 bis 3.210 Meter) Das „familienfreundlichste Skigebiet der Alpen“ ist im Stubaital zu Hause. Auf Platz 1 beim jährlichen Ranking des renommierten ADAC SkiGuides bietet der Stubaier Gletscher auf 110 Abfahrtskilometern abwechslungsreiches Skivergnügen mit leichten bis anspruchsvollen Pisten. Das BIG Family SkiCamp sorgt für eine umfangreiche Betreuung mit großem Kinderland, viel Spiel und Spaß
sowie einem eigenen Restaurant für die kleinen Gäste. Und auch die Preise sind in Österreichs größtem Gletscher-Skigebiet ganz auf erlebnisreiche Tage für die ganze Familie ausgerichtet. Kinder unter zehn Jahren in Begleitung eines Elternteils fahren im Stubaital gratis. Snowboarder und Freeskier treffen sich im Snowpark Moreboards Stubai Zoo vor den Toren Innsbrucks zu coolen Sprüngen über Rails, Boxen oder die 3er Kickerline. Neu in dieser Wintersaison ist das exquisite Bedienungsrestaurant „Schaufelspitz“ sowie das Marktrestaurant „Eisgrat“. Die höchstgelegene Nudelmanufaktur der Welt produziert hier frische Pasta.
Hintertuxer Gletscher (1.500 – 3.250 Meter)
Der Hintertuxer Gletscher bietet als einziges Ganzjahresskigebiet Österreichs ungebremsten Pistenspaß an 365 Tagen im Jahr. Nicht nur Skiprofis und Snowboardteams aus 49 Nationen wissen die perfekten Bedingungen auch während der Sommermonate zu schätzen. Bereits zum zweiten Mal wurde dem Zillertaler Schneeparadies vom Skiresort Service International Team der Titel des „weltbesten Gletscherskigebiets“ verliehen. 86 Kilometer traumhafte Naturschneeabfahrten, beeindruckende Aus-sichten auf der großen Panoramaterrasse sowie modernste Anlagen sprechen am Hintertuxer Gletscher für sich. Im Winter verbinden sich die Skigebiete des hinteren Zillertales zu einem der größten Skigebiete Tirols, der „Ski- & Gletscherwelt Zillertal 3000“ mit 245 Pistenkilometern. An nur einem Skitag schaffen schneehungrige Sportfans hier mit der vielversprechenden „Gletscherrunde“ 15.000 Höhenmeter und 72 Kilometer abwechslungsreiche Skiabfahrten von blau bis schwarz. Und auch abseits der Pisten gibt es so einiges zu entdecken: So lädt der Natur Eis Palast auf 3.250 m zu einem Ausflug in die faszinierende Welt funkelnden Eises. WS
Infos: www.gletscher.tirol.at
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REISEN
Der
Sonne entgegen
Um es gleich vorweg zu nehmen: Jeder Tag war schön auf der Route zwischen Cuxhaven und Palma de Mallorca. Zu verdanken war das der 115-köpfigen freundlichen und stets zuvorkommenden, internationalen Besatzung an Bord der „Vistamar“. Das unter italienischer Flagge fahrende Kreuzfahrtschiff führte die 290 Gäste zu interessanten Häfen entlang der Sonnenküsten Westeuropas. Am Ende der Reise waren fast 2.200 Seemeilen bereist.
„Herzlich willkommen“ hieß es bereits am Bremer Hauptbahnhof. Reiseleiterin Gisela, im auffällig gelben Outfit gekleidet, erkannte mit geschultem Blick unsere Kofferanhänger und wies
uns den Weg zum Busparkplatz. Ein Bremer Seereisen-Veranstalter, der seit 1991 den italienischen Kreuzfahrer „Vistamar“ exklusiv unter Vertrag hat, brachte uns nach Cuxhaven zu einem strahlend weißen Schiff mit gelber „Bauchbinde“, die als Markenzeichen gilt. Das Einchecken in der HapagLloyd-Halle bei Musik und einem ersten Drink steigerte langsam die Reiselust. Selbst gestandene Kreuzfahrt-Repeater machten in diesem Moment keinen Hehl daraus, dass es bei jedem Reisebeginn Momente erwartungsvoller Unruhe gibt.Wen trifft man an Bord wieder, wo werde ich mit wem im Bordrestaurant sitzen und welche Wetterlage ist zu
Leitende Offiziere und die Kreuzfahrtleitung begrüßen die Gäste.
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erwarten? Doch hat man erst die Kabine bezogen, ist schon mal Zeit für den Begrüßungscocktail an einer der Bars. Dann legt sich auch die noch nachhaltige Anspannung des Anreisetages. Die überschaubare Größe des Schiffes ermöglichte es binnen kürzester Zeit auch den „Newcomern“, sich recht bald untereinander bekannt zu machen. Dafür sorgte auch die Reiseleitung. „Wenn etwas nicht klappen sollte, so schieben sie es einfach auf uns“, schwor Kreuzfahrtdirektorin Beatrice von Engelmann die Gäste während des Begrüßungscocktails schon mal ein. Alles was topp funktioniere, sei dagegen der Schiffsbesatzung um Kapitän Antonio Mattera
geschuldet, fügte sie mit einem verschmitzten Lächeln hinzu. Doch während der harmonisch verlaufenden Reise gab es kaum etwas, dass die Reisenden zur wirklichen Kritik veranlasste. Das dürfte vor allem den 58-jährigen Italiener und seine navigatorische wie technische Crew freuen. Der erwies sich, der deutschen Sprache mächtig, am Kapitänstisch als charmanter Unterhalter. Keinen seiner neun Gäste vergaß er in die zwanglose Unterhaltung einzubeziehen. Der Capitano versäumt es auch nicht, zu erwähnen, dass er als erster Offizier auf dem berühmten Luxus-Kreuzfahrer „Achille Lauro“ einen wunderbaren Kapitän als Lehrmeister hatte. Interessantes erzählen konnte auch Chefkoch Klaus Bevenburg, ein erfolgreicher und erfahrener Maritimer Maitre de Cuisine. Trotz Stress beim Zubereiten von regionalen und internationalen Gaumenfreuden fand er noch Zeit, seinen Gästen etwas vorzukochen oder sie gar am Ende eines arbeitsreichen Tages zu einer Kombüsenbesichtigung einzuladen. Dort agierte auch Nyosmi, der bereits als kreativer Gemüseschnitzer und als EisBildhauer die Bewunderung der Gäste erlangt hatte. All diese hautnahen Begegnungen machen den Unterschied des nur 121 Meter langen Kreuzfahrers gegenüber den Schiffsgiganten mit mehreren tausend Gästen an Bord aus. Die „Vista-
Schlagerstar Graham Bonny (67) erinnerte das ältere Publikum noch einmal an die Zeiten der 60-er und 70-er Jahre. MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
Kutschfahrten sind sehr beliebt in Andalusien.
Gehört zu den Lieblingen der Gäste, Barkeeper und Getränkesteward Alexander aus der Ukraine.
Lissabons historische Straßenbahnen prägen das Bild in der Altstadt.
mar“ verfügt nur über 150 Kabinen, davon zehn Suiten mit Balkon. Hier lässt sich das Bordleben bei komfortabler Behaglichkeit mit nur sechs Decks nahezu familiär erleben. Ein Fakt der es möglich machte, unter anderem nett mit Graham Bonny, einem der mitreisenden Unterhaltungskünstler, gemütlich zu plaudern. Am Abend jedoch ließ der noch sehr rüstige Schlagerstar den Don Fernando-Musiksalon ordentlich beben. Bei 40 Jahren Live-Erfahrung im Show-Geschäft ist auch eine Schiffsbühne für ihn kein Problem. Ähnlich großen Beifall bekamen die Akteure der Crew
für ihre abendfüllende Show. Für Überraschung sorgte unter anderem die deutsche Schiffsärztin Dr. Irene Wiesner mit ihrem Sologesang. Tage zuvor verarztete sie noch Seegangs-Patienten. Doch ungeachtet dessen, dass die Biskaya ein wenig grollte, war dieses Thema schnell abgehakt. Das ist dem exzellenten Seeverhalten des Zweischraubenschiffes mit kaum spürbaren Vibrationen geschuldet.
len. Denn sie werden quasi im Schlaf zu neuen, interessanten Seereise-Zielen navigiert.
gebiete. Und wer schon am nächsten Tag Portugals Hauptstadt Lissabon erkundete, begriff schnell, warum sie den Ruf hat, eine der schönsten Städte Europas zu sein. Schließlich empfing Malaga an der Costa del Sol die maritimen Globetrotter. Etwas von der wunderbaren Landschaft Andalusiens bekamen all diejenigen zu spüren, die das malerische Bergstädtchen Mijas Pueblo besuchten. Doch fragt man nach dem attraktivsten Highlight der Reise, so kann es eigentlich nur eine Antwort geben: „Jeder Tag an Bord war ein besonderes Erlebnis.“
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Zum Prinzip der Routenplanung gehört es, dass die Gäste eines solchen schwimmenden Hotels den Erlebniseffekt zu stetig neuen Ufern voll auskosten sol-
Unvergessen bleiben deshalb der malerische, französische Hafen Honfleur mit seinem nahen mondänen Seebad Deauville. Wer wollte, konnte erleben, warum es erschöpfte, aber glückliche Pilger aus allen Herren Ländern über den Jakobsweg zum Wallfahrtsort Santiago de Compostella zieht. Genießer des edlen Portweins kamen in Porto an der Rio DouroMündung voll auf ihre Kosten. Denn Fluss aufwärts befinden sich die berühmten Weinanbau-
Text/Fotos: H.-J. Zeigert
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LITERATURTIPP
Regelmäßig besucht Reinisch die Baustelle der Marienplatzgalerie und hält seine Eindrücke in Bildern fest.
Sabine Gaydov und Gerhard Reinisch mit ihren vier Bänden.
Mich fängt im Herbst der Wind
Künstlerbücher von Dr. Sabine Gaydov und Gerhard Reinisch
„Gelb das Rapsfeld, gelb der Ginster, Hahnenfuß und Löwenzahn, gelb in heller Mittagssonne scheint das Haus von nebenan“, heißt es ist über den Juni in „Mich fängt im Herbst der Wind“.
Bilder und Worte zu Landschaften, unabhängig voneinander entstanden und doch einander ergänzend, das macht die vier in diesem Jahr erschienenen Künstlerbücher des Schweriner Ehepaares Dr. Sabine Gaydov und Gerhard Reinisch aus. Die handlichen Bände Die Kurische Nehrung?, El Hiero?, Madeira? und der Streifzug durch die Jahreszeiten Mich fängt im Herbst der Wind? stellen stimmungsvolle Ergebnisse von Urlaubsreisen der beiden Schweriner vor. Unschwer zu erkennen: Vor allem Inseln und das Meer haben es der Ärztin und dem Maler angetan. In den kräftig farbigen Bildern des Malers und den sensiblen
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Gedichten und Gedanken der Autorin vermittelt sich dem Leser und Betrachter die Schönheit der Landschaften, die Gewalt und die Zartheit der Natur. Seit sie sich 1990 bei einem Atelierbesuch kennen gelernt haben, sind Sabine Gaydov und Gerhard Reinisch ein Paar, das nicht nur vor zehn Jahren geheiratet, sondern seitdem alles gemeinsam macht. Vor allem das Reisen hat es ihnen angetan. Die 68-jährige Ärztin, die 2007 ihre Schweriner Praxis an einen Nachfolger übergab, fand auf Reisen schon immer den Ausgleich, den sie in ihrem 14Stunden-Job brauchte. Und auch das Hobby des bekannten
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LITERATURTIPP Künstlers, inzwischen 74, ist die Entdeckung neuer Landschaften. Im Nordosten, Westen und Süden Europas fanden sie ihre Paradiese. Während er malte, streifte sie umher und schrieb auf, was sie besonders beeindruckte. „Manchmal“, schmunzelt sie, „trafen wir uns dabei auch. Texte und Bilder wurden getrennt voneinander aufbewahrt. Gerhard Reinisch: Doch schon vor 15 Jahren hatten wir die Idee, einmal beides zusammen zu bringen, Sabines Texte und meine Bilder. Das wollen wir verwirk- lichen, wenn wir in Rente sind und Zeit dafür haben. In diesem Jahr nun haben sie es getan. Entstanden sind sehr besinnliche, anregende Bände, die dem Betrachter nicht nur die fernen Landschaften, sondern auch die Künstler nahe bringen. „Der Sturm“ gehört übrigens zu den Lieblingsgedichten von Gerhard Reinisch, der 1961 nach Schwerin gekommen war, um in der Nähe des Meeres zu leben. „Fetzen von Wolken suchen vergeblich tosende Wasser. Peitschende Wellen reißen sie mit sich, lassen sie tanzen , heißt es darin. Seine Frau dagegen hat nicht ein Lieblingsbild. Ich entdecke immer wieder ein Neues“, gesteht sie. Dann bitte ich ihn, es mir zu schenken.“ Während Gerhard Reinisch eine künstlerische Ausbildung bis hin zu Kunsthochschule Weißensee absolvierte, ist sie Autodidaktin. Die zwar schon seit der 6. Klasse schreibt, außer der Abi-Zeitung vor 50 Jahren und der Neuauflage in diesem Jahr aber noch nichts veröffentlicht hat. Das wird sich ändern, denn beide haben vor, ihre kleine Serie an Künstlerbüchern weiter zu führen. Mit weiteren Inseln und einem Schwerin-Buch. Text und Bild: M. Schötzau
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AUSGELESEN Ferdinand von Schirach
VERBRECHEN Von Astrid Kloock
Ausgerechnet „Verbrechen“ als Empfehlung im Weihnachtsmonat, in einer Zeit, da Rundfunk und Fernsehen und wir alle erfüllt sind von Solidarität, Nächstenliebe, Benefiz und was es sonst noch gibt an Weichspülern für die Seele. Ausgerechnet „Verbrechen“, ein Buch mit Erzählungen, die nicht nur spannend, sondern Schock auslösend sind. Oder wie würden Sie das nennen… Friedhelm Fähner, praktischer Arzt, angesehener Bürger und braver
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Ehemann, spaltet seiner Frau Ingrid im 72. Jahr seines Lebens den Schädel und zerstückelt ihre Leiche. ODER: Zwei Jugendliche, Lenzberger und Beck, Glatzen, Militärhosen, Springerstiefel, schlendern über den Bahnsteig und suchen ein Opfer. Sie entdecken i h n, Mitte vierzig, Halbglatze, Brille, grauer Anzug, ein Buchhalter oder Beamter. Sie machen ihn an, verbal, handgreiflich, mit dem Messer. Die Reaktion des Mannes im grauen Anzug ist kurz und nachhaltig. Lenzberger und Beck sind tot, ehe sie begriffen haben, was mit ihnen passiert und schneller als eine Kamera den Vorgang registrieren kann. ODER: Irina arbeitet als Prostituierte in Deutschland. In ihrem Heimatland ist Krieg. Ihr Kunde, ein Politiker mittlerer Größe, stirbt beim Orgasmus. Gemeinsam mit Kalle, ihrem Freund, lassen sie die
Leiche verschwinden. Irina und Kalle, zwei Stiefkinder der Gesellschaft, versuchen sich von einer Schuld zu befreien, die sie nicht begangen haben. Elf Stories, knallhart, kaum zu glauben und wirklich wahr, ohne einen einzigen Schnörkel auf die Tatsachen reduziert. Wer kann so erzählen?! Der Autor heißt Ferdinand von Schirach, Jahrgang 1964, lebt in München, deutscher Strafverteidiger und Schriftsteller. Er ist der Enkel des NS-Reichsjugendführers Baldur von Schirach, studierter Rechtsanwalt und auf Strafrecht spezialisiert. Von Schirach gilt als „Promi-Anwalt“. Er vertrat unter anderem DDR-Politgröße Günter Schabowski, die Familie des Schauspielers Klaus Kinski und erstattete im Zusammenhang mit der Liechtenstein-Affäre Strafanzeige gegen den Bundesnachrichtendienst. Sein Buch „Verbrechen“ erzählt wahre Geschichten aus dem Arbeitsalltag seiner Kanzlei. Es erschien 2009 und blieb über 45 Wochen lang auf den Bestsellerlisten des Spiegel. Die Rechte am Buch wurden an Verlage in Frankreich, die USA, England, Spanien und weitere 26 Länder verkauft. Regisseurin Doris Dörrie wird die Geschichte „Fähner“ aus dem Erzählungsband verfilmen. Inzwischen ist ein zweites Buch von Ferdinand von Schirach erschienen.
„Verbrechen“, Ferdinand von Schirach, Stories, Piper Verlag, München 2009, ISBN 978-3-49205362-4
„Schuld“, ebenfalls mit Geschichten aus dem anwaltlichen Alltag. Ich empfehle zunächst sein Buch „Verbrechen“, auch, wenn uns beim Lesen das Blut in den Adern gefriert und wir geneigt sind, nicht zu glauben, was da geschrieben steht. Die scheinbar absurden und abseitigen Geschichten sind mitnichten Auswüchse eines talentierten, phantasiebegabten KrimiSchreibers, sondern Tatsachen aus den Akten eines Rechtsanwalts, der – wenn man ihm einen Kunstgriff nachsagen will, das Mittel der Lakonie gekonnt auf die Spitze treibt und sachlich wiedergibt, was inmitten unserer Gesellschaft passiert. Und das ist wahrlich schockierend und dazu angetan, im Monat der Weihnacht über Nächstenliebe nachzudenken.
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KINO
Ein Ort mit vielen Gesichtern
Veranstaltungshöhepunkte der kommenden Monate: Live-Übertragungen aus dem Moskauer Bolschoi-Theater Sonntag, 19. Dezember, 17 Uhr „Der Nussknacker“ Das märchenhafte Ballett von Tschaikowsky ist der Start in eine neue Veranstaltungsreihe im Capitol.
Das Capitol in Schwerin ist weit mehr als ein Kino Das Erste, was man mit dem Capitol in Schwerin verbindet, ist natürlich das Bild des klassischen Filmpalastes. Neben den großen Blockbustern können wöchentlich in der Filmkunstreihe, und monatlich beim Kino für Fortgeschrittene und zur „Damenwahl“ besondere Streifen angeschaut werden.
Seit einem Jahr ist das Capitol weit über die Stadtgrenzen hinaus für seine Live-Übertragungen aus der Metropolitan Opera in New York bekannt. „Das war für uns der Grund, dieses Angebot auch in dieser Spielzeit fortzuführen. Neu bei uns sind die Übertragungen aus dem Bolschoi-Theater in Moskau.“ Aus dem Kinosessel heraus kann so den berühmtesten Ballettinszenierungen der Welt beigewohnt werden. Das Capitol ist aber längst nicht mehr nur ein Kino wie jedes andere. Über die Jahre hat es sich zum Veranstaltungsort gemausert. Show- und Musikgrößen, aber auch Schriftsteller wie Kurt Krömer, Götz Alsmann und Wladimir Kaminer gastierten hier mit Programmen und Werken und kommen gern wieder. „Urban Priol sagte zum Beispiel, dass er bei uns durch die Lichtverhältnisse auch auf der Bühne genau mitbekommt, wie das
Comedy-Urgestein Mike Krüger präsentiert am 25. Februar 2011 sein aktuelles Programm.
Weitere Vorstellungen: Sonntag, 23. Januar, 17 Uhr „Giselle“ Sonntag, 6. März 2011, 17 Uhr „Don Quixote“
Publikum reagiert“, erzählt Theaterleiter Dirk Mattenklott. Über das zusätzliche Standbein ist er mit den Veranstaltungen und der Klasse, in der sich diese bewegen, zu Recht stolz. „Die Kontakte sind natürlich auch im Laufe der Jahre gewachsen. Wir haben ursprünglich mit 'Caveman' angefangen, inzwischen gaben sich bei uns die Größten der Großen die Klinke in die Hand“, erklärt Mattenklott. Durch die Veranstaltungen hat das Capitol bei den Besuchern sich den Ruf der Vielseitigkeit erarbeitet. „Alles in allem bedeutet, unsere Bandbreite so umzu-
setzen, wie wir es wollen, natürlich eine Menge Stress. Aber daraus ziehe ich auch meinen Spaß an der Arbeit“, resümiert Dirk Mattenklott.
Gritta Flau Fotos: Veranstalter.
Live-Übertragungen aus der New Yorker Met Sonnabend, 26. Februar 2011, 19 Uhr „Iphigenie en Tauride“ Sonnabend, 9. April 2011, 19 Uhr – „Le Comte Ory“ Live im Capitol: Sonntag, 30. Januar 2011, 17 Uhr „Jazz, Lyrik Prosa“ Die musikalisch-lyrische Veranstaltung im Capitol. Ursula Werner (Maxim-GorkiTheater Berlin) und Gottfried Richter (Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin) präsentieren gemeinsam mit der wohl dienstältesten Dixieland-Band Ostdeutschlands, der Papa Binnes Jazzband, literarische und musikalische Kleinodien vom Feinsten. Freitag, 25. Februar 2011, 20 Uhr Mike Krüger mit „Ist das Kunst oder kann das weg?“ Das Comedy-Urgestein erklimmt im Capitol die Bühne und beweist seinen auch optischen guten Riecher für gute Comedy gepaart mit Komik.
„Jazz – Lyrik – Prosa“ – die traditionsbeladene Veranstaltung unter anderem mit der Papa Binnes Jazzband am 30. Januar 2011 MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
Zauberhafte Ballettimpressionen, wie Tschaikowskys „Nussknacker“, aus dem Moskauer Bolschoi-Theater werden vom 19. Dezember im Capitol live übertragen.
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VERANSTALTUNGEN
Wismar schmeckt sich auf die Heringstage ein Der Marsch der Köche beginnt am Alten Hafen und führt, unterwegs mit immer mehr Zutaten bestückt, bis zum Marktplatz.
Ein wenig dauert es noch, bis der erste Hering des Jahres 2011 aus der Ostsee angelandet ist. Inzwischen bereitet sich der Wismarer Köcheclub auf die Ausrichtung der 9. Heringstage vor. Sie finden vom 19. März bis zum 3. April rund um Wismar statt. Noch zappelt die Masse an Heringen der Saison 2011 nicht in den Netzen der Fischer. Doch wenn es passiert, dann wollen die Weißjacken vom „Hanseatischen Köcheclub Wismarbucht" mit ihrer jährlichen Aktion öffentlichkeitswirksam nachziehen. Zugegeben, bis zur Auftaktveranstaltung am Sonnabend, 19. März, ist gewiss noch etwas Zeit. Mit den Vorbereitungen haben die jährlichen Ausrichter der inzwischen 9. Wismarer Heringstage bereits begonnen und rühren zugleich die Werbetrommel zum Mitmachen. Immerhin beteiligten sich beim letzten Mal 20 gastronomische Einrichtungen aus Wismar und Umgebung, um dem Hering die kulinarische Gunst zu erweisen. Treiben um den Hering beginnt traditionsgemäß mit der Ankunft eines Heringskutters im Alten Hafen. Der anschließende Marsch der Köche durch die Altstadt wird begleitet von 110
Blasmusikanten, den Wismarer Schützen und zahlreichen Besuchern. Auf dem Marktplatz sind dann bereits mehrere Großpfannen angeheizt. Und ist die Eröffnung durch Wismars Bürgermeister Thomas Beyer erfolgt, beginnt der Ansturm auf den noch dampfenden Hering. Der Veredelungsprozess des „Silber des Meeres“ zur goldgelb gebratenen Delikatesse ist manchen Reiseveranstaltern inzwischen sogar ein Busarrangement nach Wismar wert. Zeitgleich bieten 14 Tage lang verschiedene Gastlichkeiten Heringsgerichte in mehreren Varianten an. Den Abschluss bildet am Sonntag, 3. April, der Herings-Markt am Alten Hafen. Als eines der Gerichte wird übrigens gebratener Hering mit geschmorten Zwiebeln, Kartoffel-Röstis und Kräuterquark auf den Speisekarten stehen.
Gäste aus nah und fern langen bei jedem Wetter ordentlich zu.
Bei der letzten Veranstaltung war der Appetit der Gäste übrigens riesig. Allein am Eröffnungstag wurden 4500 Schuppentiere verbraten. Am Ende waren es acht Tonnen Hering, den die Gäste aus nah und fern in geselligen Runden zu sich nahmen. Text und Fotos: H.-J. Zeigert MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
VERANSTALTUNGEN
Ein skurriles Lösegeld und die Kavallerie in der Schweiz – was ist los in Wismar Ein Winterschlussverkauf der besonderen Art erwartet die Besucher am 23. Januar. Wer gerne stöbert und auf Schatzsuche geht, sollte sich den Antikund Trödelmarkt in Wismar nicht entgehen lassen. In der Fußgängerzone kann die Suche nach Altem und Schönem losgehen. Regelmäßig packt die Deutschen das Fernweh. Dann werden die Koffer rausgeholt und die Reisepässe gesucht. Henno Drevoll lädt Besucher am 27. Januar ein, mit ihm ans andere Ende der Welt zu fliegen. Auf nach down under, in das Land der Aboriginies, Kängarus und des Ayers Rock. Abflugort: Bürgerschaftssaal im Rathaus. Wer Musicals mag, ist am 29. Januar im Theater in Wismar genau richtig. Dann kann mitgesungen und getanzt werden, denn die Musical Night präsentiert die Höhepunkte aus 27 Musicals. Da ist garantiert für jeden etwas dabei. Am 9. Februar wird es skurril. „Lösegeld für Batta Illitisch“, das wollen die alten Damen Anita und Magda zusammenbekommen. Anita träumt von einer Karriere als Sängerin beliebter Melodien und dabei soll ihre tüddelige Freundin Magda helfen. Die beiden stellen das Herz-Maria-Jesus-Altenheim ordentlich auf den Kopf und strapazieren die Lachmuskeln ihrer Zuhörer. Das Theater der bösen Schwestern, alias Chris Palmer und Adrian Anders, lädt ein zur Komik mit Musik. Er wollte mal die Kavallerie in die Schweiz schicken, um Steuersünder zu jagen. Nein, der ehemalige Finanzminister Peer Steinbrück ist selten um ein direktes Wort verlegen. Nun zieht Steinbrück Bilanz: „Unterm Strich“ heißt sein Buch, das er am 17. Februar im Zeughaus in Wismar vorstellt. Darin analysiert der ehemaMECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
lige Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen Deutschland, Europa und den Rest der Welt. Er lässt die Finanzkrise noch einmal Revue passieren und liest den Mächtigen die Leviten. Am 26. Februar ist wieder BluesZeit. Blues Chain und Gezeiten spielen ab 20 Uhr im Theater der Hansestadt. Der März startet rund um Haus, Hof und Garten. Drei Tage präsentieren Händler und Aussteller eine Messe für die ganze Familie. Vom 3. bis zum 6. März öffnet das Festzelt im Bürgerpark für die Hanseschau seine Türen. Am 26. und 27. März spielen die begabtesten Nachwuchsmusiker Mecklenburg-Vorpommerns in Wismar auf. In der St. Georgenkirche findet der Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ statt. Seit 1991 haben junge Talent hier die Möglichkeit, sich auf einer großen Bühne vor einer kritischen Jury zu präsentieren.
Der Kampf gegen das Meer In kaum einem Werk der deutschen Literatur ist er so eindringlich geschildert wie in Theodor Storms Novelle „Der Schimmelreiter“. Im April 1888 veröffentlichte Storm sein Werk, das heute zu seinen bekanntesten zählt, zum ersten Mal. Darin entführt er seine Leser in die Welt des
Deichgrafen Hauke Hein an der stürmischen Nordseeküste. Die dramatische Geschichte nimmt ihren Anfang. Am 29. März wird „Der Schimmelreiter“ in der Fassung von Kay Wuschek zum ersten Mal in Wismar aufgeführt. Manja Nowitzki
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VERANSTALTUNGEN
Winter/Frühjahr Januar 2011 1.1.
Boltenhagen
13. Neujahrsanbaden
7.1.
Schwerin
Capitol, Abbalance
9.1.
Schwerin
Capitol, Purple Schulz – Das Duo
15.1.
Plau am See
4. Staffel – Plau kocht im Fischerhaus
18.1.
Schwerin
Capitol , Hans Werner Olm „Mit Vollgas im LEERlauf“
22.1.
Schwerin
Super Daddy – „Der Mann als Vater“
Februar 2011 5.2. 12.2.
Redefin
Große Hengstpräsentation
Schwerin
Capitol, Täuschungsmanöver – „Die Travestieshow“
26.2.
Plau am See
4. Staffel – Plau kocht im Seehotel
März 2011 3.3.
Wismar
21. Hanseschau
6.3.
Wittenburg
24. Mühlenlauf
6.3.
Dömitz
Großer Festumzug – Straßenkarneval
12.3.
Schwerin
Yesterday – Die Show um eine Legende“
Wismar
9. Wismarer Heringstage
Boizenburg
12. Hyazinthenfest
19.3-3.4. 27.3.
April 2011 1.4.
Grabow
Lichterfest
16.4.
Schwerin
Capitol, Bernhard Hoecker mit „WIKIHOECKER“
Foto: Helmut Wachtel Fotos rechts: Capitol
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17.4. 22.-25.4.
Dobbertin
Oster- und Kunsthandwerkermarkt
Groß Raden
Großer Mittelaltermarkt MECKLENBURG SCHWERIN delüx 4/10
MECKLENBURG SCHWERIN
REGIONAL MAGAZ IN
15. JAHRGANG ! Winter 2010 ! E 4,-
Flamenco im Blut
Ana Sojor und ihre größte Leidenschaft
Sushi mal anders Schokolade von Antonio
Mönche und Nonnen auf dem Dach Die Dorfkirche zu Vietlübbe
Ich bin doch nur die blöde, böse Pflanze”
Im Porträt: Marcus Wünsch