Mecklenburg Schwerin delüx Spezial März 2011

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MAKE YOU UP & ZEIG DICH :

MECKLENBURG SCHWERIN Spezial

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125 Jahre Theater in diesem Haus

20 Jahre Freunde des Theaters

3. Oktober 1886: festliche Eröffnung mit „Die Weihe des Hauses“

Gesellschaft unterstützte Künstler in vielen Dingen

Oben drüber, unten drunter, drumherum...

Die Farben des Theaters

Was der Besucher sonst nicht sieht

Das Haus war nicht nur gelb sondern auch rot



EDITORIAL Liebe Freunde des Mecklenburgischen Staatstheaters, liebe Leserinnen und Leser,

schon am Anfang des neuen Jahres erhalten Sie eine neue Sonderausgabe unseres Regionalmagazins. Anlass ist das 20. Gründungsjubiläum der Gesellschaft der Freunde des Mecklenburgischen Staatstheaters am 4. März. Die Theaterfreunde haben aus diesem Anlass die Herstellung dieser Sonderausgabe unterstützt und werden an ihr partizipieren. 1.000 Exemplare stellen wir der Gesellschaft der Theaterfreunde zur Verfügung, die sie einerseits allen Mitgliedern als eine Art Festschrift zusendet, andererseits im Theaterladen zum Verkauf anbieten kann. In relativ kurzer Zeit haben unsere Autoren Karin und Egbert Gustmann einen Rundgang durch die Schweriner Theaterwelt gestaltet, der auch besonders eingeweihten Lesern noch Wissensgewinn und Unterhaltung bieten wird. Die Schweriner und auch die Bewohner des westmecklenburgischen Umlands schätzen das Theater. Das konnten unsere Mitarbeiter insbesondere auch bei der Akquise der Anzeigen feststellen. Ich bedanke mich bei allen Inse-

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renten, die dieses besondere Umfeld für eine Bewerbung Ihres Unternehmens genutzt haben und damit die Herstellung des Magazins unterstützten. Am 3. Oktober 2011 jährt sich die Wiedereröffnung des Theaters zum 125. Mal. Es wurde nach einem Brand 1882 an gleicher Stelle unter Leitung des Architekten Georg Daniel neu errichtet. Seit den 1980er Jahren bis in die Gegenwart erfolgte eine umfangreiche Sanierung des Theaters, für die Zuschauer nur zum Teil sichtbar. Seit 2003 erstrahlt das prunkvolle Konzertfoyer wieder in neuem Glanz, 2006 wurde der Zuschauerraum umgebaut. Neue, bequeme Theatersessel und eine moderne Lüftungsanlage bieten den Besuchern jetzt wesentlich mehr Komfort. Außerdem wurden der ursprüngliche, historische Zustand des Parkettfoyers und ein Teil des 1.-Rang-Foyers wiederhergestellt. Aber auch der Neubau des Kulissenhauses, die Aufstockung für die Schneiderei sowie die komplette Erneuerung der Ober- und Untermaschinerie sorgten für bedeutende Verbesserungen für die künstlerische Arbeit. Ständig trug die Gesellschaft der Theaterfreunde mit ihren Aktionen zur Realisierung der Maßnahmen bei: So wurde das alte Gestühl in einer spektakulären Auktion versteigert, und die neuen Theatersessel können durch Spenden „gekauft“ werden. Die Erträge der Stiftung sowie der Theaterfeste werden zur Finanzie-

rung des neuen Inspizientenpultes eingesetzt. Arbeit, die sich offensichtlich lohnt: Vor wenigen Tagen erst wurde bekannt, dass die Schweriner Inszenierung von Hauptmanns „Der Biberpelz“ von Herbert Fritsch für das Theatertreffen der Berliner Festspiele 2011 nominiert wurde. Die Jury bewertete „einen der amüsantesten Theaterabende des Jahres“ als eine der zehn bemerkenswertesten Inszenierungen im deutschsprachigen Raum. Wir gratulieren zu dieser besonderen Würdigung der künstlerischen Arbeit. Und ich wünsche Ihnen unterhaltsames Lesen, Ihr

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94 Titelbild: Silke Winkler

INHALT 6 oben drüber, unten drunter, drum herum... Rundgang durch das Theater 11

Die Farben des Theaters Denkmalpfleger geben Auskunft

20 Phönix – zum Glück ohne Asche Das Konzertfoyer 22 Mal sichtbar, mal versteckt Die Orgeln im Schweriner Theater 24 Ein Haus putzt sich zu seinem Fest Wie das große Stühlerücken anfing

34 Theater ist Spiel 42 Theater-Theken-Nacht ... aller Ehren wert 52

Im Sommer spielen wir draußen Schlossfestspiele sind eine Institution

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Vom Anfang bis Heute Versuch einer Geschichte

84 Der schönste Ball überhaupt – das Theaterfest 92 Er beflügelt das Theater Matthias Kunze vom Piano-HausKunze

54 Wi spelen Theater, nich blots Komedie Fritz-Reuter-Bühne

94 Einkaufen im Theater

64 Aufforderung zum Tanz Die Ballett-Kompanie des Theaters

96 Es gibt noch einen Koffer in Schwerin Erinnerungen an Edgar Bennert

IMPRESSUM Verlag: delüx Gesellschaftsmagazin GmbH Klöresgang 5 · 19053 Schwerin Telefon: 03 85 / 48 56 30 • Telefax: 03 85 / 48 56 324 eMail: delego.lueth@t-online.de Geschäftsführer: Detlev Lüth

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Anzeigen: Detlev Lüth (Ltg.) · Ursula Focke · Reinhard Eschrich Magdalena Jauert · Agentur Rainer Prinzler Anzeigenpreise: Es gilt die Preisliste Nr. 5 vom 1. 1. 2010

Redaktion: Karin Gustmann (Ka.), Egbert Gustmann (eg.)

Gesamtherstellung: Wirtschaftsverlag Detlev Lüth Klöresgang 5 • 19053 Schwerin

Layout: Hans-Peter Wackernagel

Druck:

Fotos: Archiv Mecklenburgisches Staatstheater – Sigrid Meixner, G&G, Landesamt für Kultur und Denkmalpflege, A. Bötefür, Sammlung R. E., Sammlung Rudolf Schwank, Silke Winkler, Stadtarchiv Schwerin

Vertrieb: MZV – Mecklenburger Zeitungsvertriebs-GmbH

Eckdrift 103 19061 Schwerin

Verkaufspreis: Einzelheft: 4,- E incl. MwSt. Jahresabo: 15,- E incl. MwSt. + Porto im Voraus Erscheinungsweise: 4 x jährlich Bankverbindung: Sparkasse Mecklenburg-Schwerin (BLZ 140 520 00) Konto Nr.: 330 074 164 Die Zeitschrift delüx und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in multimedialen Systemen. Urheberrecht für die von delüx konzipierten Anzeigen liegen beim Verlag. Die einzelnen Beiträge geben die Meinungen der Autoren wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen. Rücksendung kann nur auf besonderen Wunsch erfolgen und wenn Rückporto beiliegt. Erfüllungsort und Gerichtsstand: Schwerin.

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Mein erstes Theatererlebnis in Schwerin war ein Sechs-Stunden-Marathon, der heute Theaterlegende ist. Faust I und II an einem Abend, inszeniert von Christoph Schroth. Für die Karten gab es Wartelisten. Es war die Zeit der „Entdeckungen“ – Brecht, Antike, die Gegenwartsdramatik – die mein Theatererleben geprägt hat.

Da liegt es nun in Ihren Händen - das „delüxSonderheft“. Das Mecklenburgische Staatstheater Schwerin und die Gesellschaft der Freunde des Theaters feiern gemeinsam ihre Jubiläen. Im März 20 Jahre Theaterfreunde und im Oktober „Was für ein Theater“ - 125 Jahre Daniel-Bau am Alten Garten. Deshalb laden wir Sie mit diesem Heft zu einem Rundgang durch die Theaterwelt ein: Mit Rückblicken, Ausblicken, Einblicken und der einen oder anderen Geschichte zum Innehalten. Gott sei Dank hat es immer wieder Freunde gegeben, die das Theater bei seiner Arbeit unterstützt haben. Herzlichen Dank den Theaterfreunden mit ihrem Vorsitzenden Dr. Michael Jungrichter, dem Vorstand und den über 1.000 Mitgliedern. Für die aktive Unterstützung, für finanzielle Hilfe bei Sondervorhaben, für Kritik und Anregung und für eine sehr, sehr gute Zusammenarbeit. Verbunden damit ist die Hoffnung auf weitere - mindestens - 20 Jahre des Austausches und der Diskussion. Als 1882 das Schweriner Theater bis auf die Grundmauern niederbrannte, traf der Großherzog zwei wichtige Entscheidungen: Auf dem Bahnhofsvorplatz umgehend ein Interimstheater zu errichten und ein Neubau in Auftrag zu geben - weil es ohne Theater eben nicht geht. Das Haus am Alten Garten wurde am 3.10.1886 eingeweiht und durchlebte, wie alle Theater, eine wechselvolle Geschichte. Aber eines stand immer im Mittelpunkt: Das Bestreben der Künstler ihr Publikum zu erreichen. Das alles können wir Ihnen nur bieten, weil wir ein so schönes Theatergebäude an einem der schönsten nordeuropäischen Plätze zur Verfügung haben. Dafür sei allen gedankt, die dies ermöglicht haben: in Politik und Verwaltung, allen Förderern, Freunden und Zuschauern. Ein besonders herzlicher Dank der Landesregierung M-V, die in den letzten Jahren das Theater umfassend unterstützt hat.

Sie halten eine Sonderausgabe des Gesellschaftsmagazins in den Händen, das zwei bemerkenswerten Ereignissen gewidmet ist: Vor 125 Jahren, am 3. Oktober 1886, wurde das nach einem Brand zerstörte Große Haus des Mecklenburgischen Theaters wiedereröffnet und vor 20 Jahren, am 4. März 1991, wurde die Gesellschaft der Freunde des Mecklenburgischen Staatstheaters im Flotowzimmer des Theaters gegründet. Da ich glaube, dass beide Jubilare einander brauchen und wertschätzen, lag es nahe, ein solches Heft herauszugeben. Es soll Sie, liebe Leser, ein wenig durch die Zeiten geleiten, manche Erinnerung wachrufen, aber ebenso auf Gegenwärtiges und Künftiges aufmerksam machen. Den Gründern der Theaterfreunde von 1991 gebührt Dank für die Weitsicht um die Notwendigkeit einer lebendigen und tatkräftigen Unterstützung des Theaters. Die damaligen Gründungsmitglieder, die heute noch in unserer Gesellschaft dabei sind, werden Sie im Heft genannt finden. Bemerkenswert ist zum Beispiel auch, dass bei der Gründungsversammlung Christian Ludwig Herzog zu Mecklenburg zum Ehrenvorsitzenden gewählt wurde. Heute ist seine Tochter, Donata Herzogin zu Mecklenburg von Solodkoff Mitglied des Kuratoriums der Theatergesellschaft. Dass Kunst und Kultur zu allen Zeiten Förderer fanden, wird auch dadurch belegt, dass sich bereits im Jahre 1840 in Schwerin kunstsinnige Bürger zu einem „Verein der Künstler und Kunstfreunde“ zusammenschlossen, um dem damaligen Kulturleben der Residenzstadt zu nutzen. Auch in unserer Zeit ist bürgerschaftliches Engagement bei der Kulturförderung unabdingbar. Deshalb wollen wir Sie, liebe Leser, für unser Theater in Schwerin und seine Fördergesellschaft begeistern. Es lohnt sich, sich für beides stark zu machen.

Angelika Gramkow

Joachim Kümmritz

Dr. Michael Jungrichter,

Oberbürgermeisterin der Landeshauptstadt

Generalintendant des Mecklenburgischen Staatstheaters

Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin

Das Theater und seine Zuschauer haben sich verändert. Fest steht aber: Schwerin braucht sein Theater! Und das Theater braucht Schwerin! Die Stadt tut viel dafür. So wurde das vor 125 Jahren fertig gestellte Haus mit Unterstützung des Landes Stück für Stück saniert und modernisiert. Schwerin steuert jährlich Millionen Euro zum Theateretat bei. Unterstützung kommt auch von den Schweriner Theaterfreunden, die seit nunmehr 20 Jahren als starke Theater-Lobby in der Schweriner Bürgergesellschaft auftreten. Dafür meinen Dank. Das alles ist kein Selbstzweck, sondern Selbsterhalt. Denn Kultur ist das Lebenselixier unserer alten Residenzstadt, ihr wichtigstes Kapital und ein unschätzbarer Wirtschaftsfaktor. Theater in Schwerin heißt kulturelle Bildung von Kindern und Jugendlichen. Es ist ein Kernstück unserer touristischen Infrastruktur und prägt die Lebensqualität. Auch wer wenig Geld hat, kann in Schwerin ins Theater gehen. Mit der Schwerin-Card für drei Euro. Und immer wieder wird unsere Stadt selbst zur Bühne – von der Theater-Theken-Nacht bis zur großen Oper unter freiem Himmel. Schwerins Theater verteidigt seinen hervorragenden Ruf. Auch heute. Dafür möchte ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses ganz herzlich danken.

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Foto: Silke Winkler

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Oben drüber, unten drunter, drum herum... Rundgang durch das Theater

Mecklenburgisches Staatstheater, Bühneneingang: Fremde werden hier abgeholt und zumeist auch hier hinausbegleitet, vorsichtshalber, denn das Theater ist ein Labyrinth. Wer das Theater nur von vorn, als Zuschauer kennt – was ja die Regel ist – der ist fast immer beeindruckt von der Größe des Zuschauerraums und dem sichtbaren Bühnenausschnitt. Beim Theaterfest, bei dem die Bühne zugänglich ist, sieht man schon etwas mehr – aber die wahre Größe des HinterBühnen-Bereichs erschließt sich immer noch nicht. Und schon gar nicht alles das, was noch zum Theater gehört: Kostümabteilung, Fundus, Maske, Requisite, Werkstätten, Garderoben, Probenräume, Verwaltung...

Blick von der Beleuchterbrücke auf die Bühne.

Erste Station: Das Büro des Generalintendanten Joachim Kümmritz. Seit 1999 hat „Kümmi“, wie er inner- und außerhalb des Theaters genannt wird, die Funktion des Generals. Nach Berufsausbildung, Abitur, Fachschulstudium kam der 1949 in Berlin geborene Joachim Kümmritz nach Schwerin, trat am 1. Januar 1979 seine Dienste im Theater an. Damals war er in der Investbauleitung, und der Baubazillus hat ihn – egal in welcher Funktion – nie losgelassen. 6

Kein Wunder, denn an und in einem so alt-ehrwürdigen Gemäuer wie dem Schweriner Theater ist ständig etwas zu renovieren, restaurieren, sanieren... Mit dem Ausbau der Kammerbühne und der Wiederherstellung des Konzertfoyers hat sich Joachim Kümmritz gleichsam ein Denkmal gesetzt – und „ganz nebenbei“ für die Kostümabteilung und das Ballett bessere Arbeitsbedingungen geschaffen. „Theater muss sein“, ist das

Credo von Joachim Kümmritz und dies ist auch als kulturpolitische Haltung zu verstehen. Immer wieder fordert er vehement Entscheidungen zur Theaterlandschaft im Land ein, weil er zum Bildungsauftrag des Theaters steht. Im „Vorspiel auf dem Theater“ zu Goethes „Faust“ fragt der Theater-Direktor: „Wie machen wir’s, dass alles frisch und neu und mit Bedeutung auch gefällig sei?“ Kümmi hat darauf Antworten: Immer wieder was Neues machen,

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Schlossfestspiele, „Jedermann“ in der Schelfkirche, Theater-ThekenNacht, Werk 3, MeckProms und in diesem Jahr die Freilichtbühne für den „Freischütz“. Im Parterre, eine Etage unter der Intendanz, ist das „Chaos-Zentrum“. An der Tür steht diese Bezeichnung selbstverständlich nicht, offiziell handelt es sich um das Künstlerische Betriebsbüro (KBB). Deren Leiterin ist Dr. Ute Lemm, die in Personalunion auch Chefdisponentin und Persönliche Referentin des Generalintendanten ist – und die Konzertdramaturgie verantwortet die promovierte Musikwissenschaftlerin ebenfalls. Unter der Position kann man sich sicher etwas vorstellen, aber KBB und Disposition? Es ist die planerische Schaltzentrale des Theaters, Dr. Ute Lemm hat einen sehr großen, sehr vollen Schreibtisch, denn bei ihr laufen alle Planungsfäden zusammen. Mit einem leeren Blatt Papier oder einer leeren Computerseite fängt es an und wie bei

den Abläufen, läuft im KBB auf. Der wichtigste Faktor im Theater sind die Menschen, und da kann viel passieren – Krankheiten, Unfälle etc. – das kann nicht geplant, muss aber beachtet werden. Denn der Theatergrundsatz ist: „Der Lappen (TheaterDeutsch für Vorhang) muss hoch gehen“. Und das tut er, selbst als ein Sänger um 18 Uhr aus dem Krankenhaus anrief und einen Beinbruch meldete, ging mit nur fünfzehn Minuten Verspätung der Vorhang auf zur Opernvorstellung.

nicht mit ebenmäßig oder schön gleichzusetzen ist. Theatermasken fordern ziemlich oft Mut zur Hässlichkeit, nicht nur beim berühmten Glöckner von Notre Dame. Welche Damen und Herren von welcher Sparte des Hauses die Eitelsten sind, das verraten die Maskenbildnerinnen nicht. Angemerkt sei dennoch,

Diesen Ehrgeiz, keine Vorstellung ausfallen zu lassen, gibt es wohl so lange, wie es Theater gibt: Dass am 5. November 1921 eine Vorstellung der Oper „Carmen“ abgesagt wurde war ein so wichtiges Vorkommnis, dass es in der Stadtchronik zu finden ist. Linke Seite, eine Treppe rauf, rechts rum, geradeaus: Maskenbildnerei. Für fast alle führt der Weg auf die Bühne durch die

Kostüme über Kostüme in der Damenschneiderei.

einem Puzzle fügt sich am Ende alles zusammen: Was wird wann wo von wem gespielt, wann sind wo welche Proben, was braucht die Technik, was brauchen die Künstler, welche Gast-Veranstaltungen sind im Konzertfoyer... Die Materie ist sehr komplex, man muss ständig hinterher sein, mit den Kollegen im Haus, mit anderen Theatern, mit Agenturen kommunizieren. Eben die Chaoszentrale schlechthin und auch gleich die Reparaturzentrale, denn alles was schief geht in

bei den Umzügen auch die Perücken oder müssen nachgeschminkt werden – und nach dem Schlussapplaus werden Perücken oder Haarteile wieder eingesammelt, aufgebürstet, fertig gemacht für den nächsten Einsatz. Beim Schminken im häuslichen Badezimmer geht es um dekora-

„Maske“. Solisten werden grundsätzlich geschminkt, auch der Chor und das Ballett – wobei da die Damen und Herren auch schon mal selbst zur Puderquaste greifen. Wer denkt, wenn die Vorstellung beginnt ist Arbeitsschluss für die Maske, der irrt. Mitunter wechseln die Darsteller

Selten ist es am Bühneneingang so ruhig wie hier.

tive Kosmetik, die Maske im Theater soll eine speziell gewünschte Figur, einen Charakter zeigen. Anderthalb Stunden vor Vorstellungsbeginn gehen die ersten Sänger/Schauspieler /Tänzer in die Maske, manchmal dauern die Prozeduren aber auch länger. Offensichtlich ist dies bei Stücken wie „Rocky Horror Show“ oder „Der kleine Horrorladen“, aber auch „ganz normale“ Opern, Schauspiele, Ballette fordern aufwendige Masken und Perücken. Die werden von Hand geknüpft, Perücken sind Maßanfertigungen und die Anfertigung erfordert rund vierzig Arbeitsstunden. Die Maskenbildnerinnen (die Abteilung ist in Schwerin eine Frauendomäne) sind in den ganzen Entstehungsprozess einer Inszenierung eingebunden, sind bei den Endproben dabei, wenn aus den Puzzle-Teilen von Kostüm, Beleuchtung und eben Maske ein harmonisches Ganzes entsteht. Wobei harmonisch

Theater ist...

… Freude, Entspannung und Genuss.

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Karin Woest

dass sich die Protagonisten auf der Bühne von der schönsten Seite zeigen wollen – und wenn schon hässlich, dann doch nicht gar so sehr wie die liebe Kollegin, der liebe Kollege. Geht nicht, gibt’s nicht – das ist das Ziel der Kolleginnen und Kollegen der Requisite. Man kann dort alles gebrauchen, nichts wird weggeworfen, Geschenke dankend angenommen. Manchmal wird im Foyer beim Bühneneingang ein Aushang gemacht: Suchen Federbetten, suchen Koffer, suchen... Obwohl die Requisitenkammer (Kammer ist die Untertreibung schlechthin) voll gestopft ist – für fast jede neue Inszenierung wird etwas Neues benötigt. Auf Wunsch der Ausstatter und Regisseure müssen Dinge speziell angefertigt oder besorgt werden. Da startet man dann zum Beispiel einen Rundruf an andere Theater: Wer hat Hasen? Die wurden für die Oper „Martha“ gewünscht und natürlich von der Requisite organisiert. Lilien sollen geräuschlos zu Boden fallen. Echte Blumen sind zu teuer, also werden Kunstblüten solange bearbeitet, bis es 7


Helle lichte Räume in der Herrenschneiderei.

funktioniert und der Regisseur zufrieden ist. Ein Teddy soll trommelnd über die Bühne laufen. Da nimmt man den aus der BatterieWerbung bekannten Hasen, zieht ihm ein Teddyfell über die Ohren...Die Ideen der Requisiteure sind schier unerschöpflich, in der Requisite wird, anders als in einigen anderen Theatern, alles selbst gebaut. Requisiteur ist ein richtiger Ausbildungsberuf, für den man geschickte Hände, viel Fantasie und physikalisch-chemische Kenntnisse braucht. Die sind gefragt, wenn es knallen, krachen, brennen soll auf der Bühne – aber nur so viel, wie die Feuerwehr erlaubt. Ganz nebenbei: Bei jeder Vorstellung sind Feuerwehrleute im

Von der Requisite sind Ideen gefragt.

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Durch das Gestripp findet nur der Fachmann.

Haus, wenn es anfängt gefährlich zu werden, mit Feuerlöscher im Anschlag. Leute machen Kleider, damit Kleider Leute machen Die Kostümabteilung im Schweriner Theater ist die Werkstatt mit den schönsten Aussichten. Nein, nicht die auf die Reize der Künstlerinnen/Künstler bei den Anproben, gemeint ist wirklich der Ausblick über die Dächer Schwerins, der Blick auf den See. Die Kostümabteilung ist nachträglich wie eine Krone auf das schon 1986 fertiggestellte Kulissenhaus gesetzt worden. Aus dem Fenster schauen die 24 Mitarbeiter allerdings eher selten. Pro Spielzeit gilt es, rund 25 neue Produktionen auszustatten, vom Ein-Personen-Stück bis zum „größten Klopper“ jeder Spielzeit,

der Oper bei den Schlossfestspielen, da können schon mal locker vierhundert Kostüme zusammenkommen. Dazu kommen dann noch so diverse „Kleinigkeiten“ wie die Theater-Theken-Nacht, das Sommerprogramm der Fritz-Reuter-Bühne in Mueß, das Werk 3. Damit es keine Verwechslung bei den Kostümen gibt sind Namensschildchen eingenäht, auch die Accessoires wie Schuhe u.ä. werden gezeichnet. Die Pflege der Kostüme, also ausbessern, waschen und reinigen lassen, gehört auch zur Arbeit der Kostümabteilung. Nach völlig verregneten Vorstellungen bei den Schlossfestspielen eine diffi- zile Angelegenheit. Ausstatten bedeutet: Anziehen vom Hacken bis zum Nacken, angefangen von den Schuhen bis zum Hut. Vieles wird neu genäht, Manches bei anderen Theatern ausgeliehen – und Vieles aus den

Fundus-Beständen geholt und geändert. Der Fundus des Schweriner Theaters ist umfangreich, und bei Theaterführungen immer wieder ein Ort für Ahs und Ohs. Von Vorne perfekt, von Hinten haltbar Theater ist Illusion – in keinem Bereich wird das so deutlich wie in den Werkstätten des Theaters. Dazu gehören neben Kostümabteilung, Maskenbildnerei und Requisite die Tischlerei, der Malsaal und die Schlosserei, die Illusion wird perfekt dank Beleuchtung, Ton und Bühnentechnik. Was für die Bühnenbilder gewünscht wird, das wird „zu 99,9 Prozent bei uns selbst gefertigt“, so Peter Meißner, der Technische Direktor des Schweriner Theaters. „Beim Holz machen wir eigentlich alles selber, außer Haus geben wir die Dinge, die unsere technischen Möglichkeiten überschreiten.“ Das ist aber eher die

Die Maske verzaubert Gesichter, wie hier bei Markus Wünsch. MECKLENBURG SCHWERIN delüx - Theater Spezial


Ausnahme. Hergestellt wird nach der Devise: Von Vorne perfekt, von Hinten haltbar, denn das Publikum sieht das Bühnenbild nur von Vorne. Und merkt so nicht, dass der funkelnde Kronleuchter nicht wie allgemein üblich rund ist, sondern oval – damit er nicht so viel Platz beansprucht im Schnürboden. Platz ist überhaupt ein ewiges Thema im Theater, auch wenn Bühnen- und Kulissenhaus noch so geräumig wirken, es ist zu eng. Wenn eine Inszenierung abgespielt ist – den „Totenschein“ bekommt, wie es im TheaterDeutsch heißt – dann steht ganz schnell der Container für die Entsorgung da. Natürlich kommt nicht alles in die Tonne, es wird auch aufbewahrt – so wie die rund vierzig gemalten Wälder, die aufgerollt im Prospektlager liegen. Alles was aufgebaut wird, muss möglichst schnell wieder abgebaut werden können – das trifft vor allem für die Kulissen der FritzReuter-Bühne zu. Da muss die Dekoration außerdem reisetauglich sein, denn die Reuter-Bühne spielt ja an verschiedenen Orten im Land. Die technischen Gegebenheiten dieser fremden Bühnen gilt es schon beim Bau des Bühnenbildes zu bedenken. Wenn das, was die Bühnenbildner entworfen haben, in den Werkstätten angefertigt wurde, dann kommt es auf die Bühne. Da sind dann der Bühneninspektor, die Bühnenmeister und die Bühnentechniker gefragt. Vier Proben müssen in der Regel reichen, um die technischen Abläufe zu trainieren. Aufbau, Abbau, Umbau – die Umbau-Pausen sollten nicht länger als drei Minuten sein. Der Tag der Bühnentechnik beginnt mit dem Abbau des Bühnenbildes der Abendvorstellung, dann wird die Probe aufgebaut, nach Probenende um 14 wird abgebaut, die Abendvorstellung wird vorbereitet, dann kommen Licht und Ton dazu, richten ihrerseits die Abendvorstellung ein. Eigentlich jeden Tag die gleichen Abläufe, aber dennoch ist jeder Tag anders. Dieses „jeden Tag“ ist sehr wörtlich zu nehmen, arbeitsfreie Tage am Theater sind der 1. Mai und der 24. Dezember, alle anderen Tage des Jahres sind Dienst-Tage. Wer da arbeitet, der muss schon ein besonderes Interesse für das Thea-

Im Malsaal entstehen die Bühnendekorationen.

ter haben – und eine gehörige Portion Improvisationstalent. Um erst gar kein Chaos entstehen zu lassen, werden zwar alle möglichen unvorhersehbaren Ereignisse bedacht, einkalkuliert – wenn aber doch etwas nicht nach Plan läuft,

dann gilt: Wie es im Innern aussieht, geht keinen was an, Vorne muss die Show laufen. In den letzten Jahren ist modernste Technik im Haus installiert worden, Ober- und Untermaschinerie sind neu und

So ein Theater...

In dem Märchenstück „Regentrude“ gibt es die Figur des Feuermanns. Als der Rezensent am nächsten Tag ins Theater kam, lächelten viele ihn auffällig freundlich an. In der Dramaturgie klärte sich das auf. In der Rezension hatte ein übereifriger Korrektor aus dem Feuermann einen Feuerwehrmann gemacht.

ermöglichen im künstlerischen und technischen Ablauf Dinge, die es vorher nicht gab. Jede Premiere, die reibungslos über die Bühne geht, das Theaterfest, bei dem bis um sechs Uhr gefeiert wird und nur acht Stunden später das Haus fix und fertig geputzt abgenommen wird, die Schlossfestspiele – das alles sind Herausforderungen für die Werkstätten und die Bühnentechnik. Der sie sich immer wieder gern stellen, denn Theater ist aufregend und schön – auch durch den Bühneneingang. Ka.

Alles wird aufbewahrt: Sammlung bei der Beleuchtung.

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Foto: Silke Winkler


Die

Farben des Theaters

Über die Restaurierungsarbeiten geben die Denkmalpfleger Dr. Bettina Gnekow und Dirk Handorf Auskunft

Das Theater als Modell.

delüx: Als Denkmalpfleger haben Sie beide die Restaurierungsarbeiten am Theater über viele Jahre begleitet. Welches war für Sie der spannendste Abschnitt? Dr. Gnekow: Ich bin erst seit 2004 mit den Renovierungsarbeiten befasst. Das ist im Verhältnis zu der Dauer der Arbeiten ein kurzer Abschnitt. Wenn man in die Vergangenheit schaut, dann glaube ich, für die Restauratoren war es wohl der spannendste Abschnitt, als das Dach repariert wurde. Die spezielle Form des Blechdaches erforderte ein kompliziertes Biegeverfahren, für das es in der DDR keine Maschinen mehr gab.

Fotos: A. Bötefür, LDK (4)

Nach der Wende wurde ein niedersächsischer Betrieb gefunden, der noch eine Maschine von 1923 besaß, die aber gerade verschrottet werden sollte. Die Zeit war kurz bemessen. Wir hatten also viel Glück. Man hatte diese Metallkonstruktion aus Gründen des Brandschutzes gewählt, um große Flächen ohne Holz über der Bühne zu überspannen. Ich denke mal,

es werden nur wenige Objekte sein, die solch ein Dach haben. Spannend wird es in Zukunft noch, wenn es mit der Restaurierung der Kassenhalle weitergeht. Da ist ja schon in den 80er Jahren an der Decke ein Befund gemacht worden, an den Wänden ist man dann stehen geblieben. Das wird sicher in naher Zukunft angefasst werden und wir sind gespannt, welche farblichen

Theater ist...

… mein permanentes Kulturerlebnis.

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Dr. Hela Baudis

Befunde es da geben wird. Beim Zuschauerraum beispielsweise waren es bis zu 14 Farbschichten übereinander. delüx: Das Haus war ja mit der Einweihung 1886 eines der modernsten Theater in Deutschland. Ist es das jetzt wieder geworden? Dirk Handorf: Ja, es ist sicherlich ein modernes Theater, was den Spielbetrieb betrifft, aber das ist für mich gar nicht die Frage. Wichtig finde ich, dass dieses Haus zweckmäßig genutzt werden kann, dass Theater gespielt werden kann, ohne dass es eine Unfallgefahr gibt, was nicht 11


Längsschnitt des Theaters.

Wenn man sagte, ein modernes Theater, dann bezog sich das vor allem auf die Sicherheit.

immer gegeben war, und dass man technische Neuerungen mit einbeziehen konnte, wie die Computersteuerung. Ich denke, es gibt bestimmt in Deutschland Theater, die auf einem ähnlichen Niveau sind. delüx: Die Bauherren hatten damals einige Raffinessen eingebaut. Was entsprach damals dem neuesten Stand der Theatertechnik? Dr. Gnekow: Die hatten ja schon tolle Sachen wie elektrisches Licht, das es in der ganzen Stadt noch nicht gab. Die Modernität 1886 kam auch daher, weil man sich die Frage stellte, wie kann man künftig Brandkatastrophen verhindern. 1882 war das Schweriner Theater abgebrannt, 1881 das Wiener Ringtheater, das waren Gründe, technische Neuerungen einzuführen, eben wie das elektrische Licht, damit man nicht mehr mit der offenen Flamme hantieren musste. Dass es etwas Großartiges war, zeigt das Beispiel der Pariser Oper, die erst 12

Portalplastik.

ein Jahr später 1887 elektrischen Strom bekam. Oder die Wasserreservoire in den vier Türmen, die entstanden aus Überlegungen zum Brandschutz. Dirk Handorf: Es gab auch bauliche Neuerungen in dieser Hinsicht. Ich denke da an die Treppenhäuser. Die Besucher begegnen sich nicht, wenn sie in

den zweiten oder dritten Rang wollen. Das macht Sinn, falls man das Theater evakuieren muss. In dem barocken Theater gab es zwei Treppen, eine rechts, eine links. Das war es. Dr. Gnekow: Die Brandschutzproblematik war damals ein großes Thema, das auch in der Fachliteratur breiten Raum einnahm.

delüx: Dazu wurden renommierte Fachleute aus ganz Deutschland einbezogen.Wer waren die Prominentesten? Dirk Handorf: Da möchte ich mich auf einen beschränken, auf Carl Lautenschläger, 1880 bis 1902 Technischer Leiter des Hoftheaters in München. Er war ein bedeutender Bühnenmaschinist, auf den viele der technischen Neuerungen zurückgehen. Er hat europaweit gearbeitet und eben auch in Schwerin. Lautenschläger hat den Bühnenrealismus sehr geschätzt und vertreten, das heißt, dass man nicht nur mit gemalten Kulissen arbeitet, sondern mit realen Gegenständen. Eine Schranktür, ein Fenster müssen sich öffnen lassen. Das bedeutet natürlich, dass man das Licht danach einrichten musste, dass der Zuschauerraum abgedunkelt wurde. Lautenschläger

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Vorraum zur Loge.

hatte auch Geräte entwickelt, die es möglich machten, das Licht zu dimmen und farblich zu ändern. Er war ein phantasievoller Schüler von Karl Brandt und dieser Brandt war ein Mitarbeiter bei Richard Wagner, der sich um die technischen Ausstattungen der Wagner-Inszenierungen gekümmert hat. Und wir wissen ja, dass das anspruchsvolle Aufgaben waren. delüx: Gebaut und umgebaut wurde in den Folgejahren am Theater immer wieder.Was waren die gravierendsten Änderungen? Dirk Handorf: Es begann bereits um 1900, da wurde erstmals das Gestühl getauscht. Damals gab es einen Mittelgang im Parkett, den hat man entfernt. Dann sind auch die Seitenlogen im Parkett verschwunden und die Stehplätze im zweiten Rang. Nach 1918 ging es an die großherzogliche Loge. Der zweigeschossige Aufbau, der bis in den zweiten Rang hineinragte und ihn teilte, wurde

beseitigt und der Rang durchgängig bestuhlt. Gravierend für den Theaterbetrieb war, dass der Landtag ins Theater einzog und Fraktionszimmer im heutigen Flotow-Zimmer oder der Kantine einrichtete. Das Konzertfoyer wurde Plenarsaal. Da man die große Ladegastorgel nicht mehr brauchte, wurde sie ausgebaut und ist seither verschollen. In den zwanziger Jahren fanden dann sehr umfangreiche Veränderungen im technischen Bereich statt, die Untermaschinerie wurde erneuert und Hubböden eingebaut. Die Holzkonstruktionen auf der Bühne wurden durch Metall ersetzt, die Beleuchtung ist erneuert worden. delüx: Jedes Jahrzehnt hatte quasi seine Bauphase? Dirk Handorf: Ja, in den 1930er Jahren gab es wieder eine neue Bestuhlung, die noch bis vor kurzem halten musste. Schließlich wurde 1943 die Kammerbühne in das Konzertfoyer eingebaut. Das

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war eine sehr wesentliche Veränderung des Hauses. 1959 wurde die Galerie abgeschottet und die Schneiderei dort untergebracht. In den 1960er Jahren ging es weiter mit einer Restaurierung im Inneren des Hauses, die eine Versachlichung statt des opulenten Schmuckes erreichen sollte. Das Parkett- und das Rangfoyer wurden nüchterner, die Säulen wurden ummantelt, die Decken wurden abgehängt. In der Kassenhalle hat man die Eingänge und die Übergänge zum Café und zu den Garderoben mit einfachem Granit eingefasst und Schwenkflügeltüren eingebaut. Natürlich wollte man auch an das Herzstück, an den Zuschauerraum heran. Aber

da gab es ein Veto des damaligen Instituts für Denkmalpflege, des Chefkonservators Walter Ohle, das uns den Raum weitestgehend erhalten hat. Was im Stadtbild auffällt, das ist das Dekorationsmagazin, allgemein Kulissenhaus genannt, aus den 1980er Jahren. Das war ein positiver Eingriff und er war für den Theaterbetrieb unbedingt notwendig. delüx: Für die jetzige Restaurierung des Theaters waren umfangreiche Vorarbeiten notwendig, besonders was die Farben betrifft. Was haben sie alles untersucht? Dr. Gnekow: Es sind in allen Foyers restauratorische Untersu-

Theater ist...

... unverzichtbar für die Freizeit. Man kann sich fallen lassen und wird angeregt. Allein der Umstand, dass die Künstler live für mich (und die anderen Zuschauer) etwas machen, man dabei ist, wenn etwas entsteht, das ist beeindruckend. Andreas Rosin 13


Das neue Parkettfoyer.

chungen durchgeführt worden, dabei wurden die Farbbefunde genommen, Parkett und 1. Rang in Rot, zweiter und dritter Rang in einem Ockerton, dann wurden in den Treppenhäusern Untersuchungen gemacht, da wurde dieses schlichte Grau gefunden, in der Garderobe war nichts an Farbigkeit vorhanden. Danach gab es Diskussionen mit dem Bauherrn und der Wirtschaft. Es wurde beschlossen, die Farbigkeit gemäß Befund wiederherzustellen. Was sich bei Ocker als sehr schwierig erwies, weil Ocker unter den verschiedenen Lichtverhältnissen immer wieder unterschiedlich ist. Die erste Farbprobe mit Baustellenlampen ging, die nächste überhaupt nicht. Es wurden bis zu 12 Musterflächen angelegt für dieses Ocker und mit einer Lampe bemustert, die dann auch in den Foyers hängt. Die Untersuchung ergab, dass der erste Anstrich eine Leimfarbe war. Darüber war ein Ölanstich in Orange. Die Ölfarbe war auf die abgewaschene Leimfarbe durchgeschlagen, so dass man den Erstanstrich nur noch schwer erkennen konnte. Unter den Lichtverhältnissen der damaligen elektrischen Beleuchtung 14

Ummantelte Säule.

Fotos: G&G (3)

mag die Farbe auch noch anders gewirkt haben. Ich denke, das ist jetzt eine gute Annäherung an das, was mal war.

es vielleicht zu seiner Erbauungszeit gewirkt hat. Aber es ist kein Gelb, wie in der Zeitung dargestellt und diskutiert wurde.

delüx: Mit dem dunklen Rot der Foyers haben sich die Besucher schnell angefreundet. Jetzt gab es Diskussionen um die Fassade. War das Theater wirklich mal gelb? Dr. Gnekow: Wir haben ein Foto von 1943, da ist das Haus eigentlich fast rot. Auf der Seite der Theaterstraße schaute ja noch viel rot durch. Nach restauratorischen Untersuchungen 2009 hat sich ergeben, dass der Erstanstrich in einem kräftigen, fast lehmigen Ocker ausgeführt war, so zwischen Schloss und Arsenal. Dann gab es einen zweiten Anstrich, der deutlich rot war. Nun ist die Entscheidung gefallen, den Erstbefund auszuführen. 1886 ist die sogenannte Kalk-

delüx: Wenn die letzten Gerüste gefallen sein werden, ist dann erst einmal Schluss mit der Denkmalpflege am Theater? Dr. Gnekow: Das kommt darauf an, was der Bauherr macht. 2011 sind noch die Fassaden in Arbeit. Wann der Bauherr an die Kassenhalle herangehen wird, ist noch offen. Die Stufenanlage um den Portikus herum ist ein weiteres Thema. Da sollen die Rampen wieder hergestellt werden, die Stufen sollen weg. Wann irgendwann noch einmal der Zuschauerraum in Angriff genommen wird, weiß ich nicht. Er ist in den 1980er Jahren zum 13. Bauernkongress unter Zeitdruck einfach einfarbig übergestrichen worden. Nach den damals gemachten farblichen Befunden hatte der Zuschauerraum am Anfang eine sehr schöne kräftige Farbigkeit zwischen Gelb, Ocker, Rot und auch Blau. Wenn das Haus funktioniert, ist es aber immer die Frage, was ist nötig und machbar.

Archäologisches Fenster.

Kasein-Farbe verwendet worden, also Kalk mit Quark, das ergibt eine gewisse Luftigkeit in der Farberscheinung. Wir haben zahlreiche Musterflächen angelegt. Was man jetzt sieht, das ist ein Rot-Ocker, das hat eine gewisse Leichtigkeit, wie

So ein Theater...

Der Kritiker Alfred Kerr kam eines Abends zu spät ins Theater. Pflichteifrig geleitete ihn der Logenschließer auf Zehenspitzen bis an die Tür zum Zuschauerraum. Ehe er öffnete, legte er mahnend den Zeigefinger auf den Mund, Kerr möge mit geziemender Lautlosigkeit seinen Platz einnehmen. Kerr fragte grinsend: „Schlafen denn alle schon?“

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Deutsch Ein Prospekt hat etwas mit Werbung zu tun, ein Portal ist ein Tor, einen Verfolger möchte man abschütteln und Züge haben etwas mit Bahnhof zu tun. Bahnhof versteht der Laie allerdings, wenn diese Begriffe im Theater fallen, denn da haben sie eine gänzlich andere Bedeutung. Hier ein bisschen Theater-Deutsch: Donnermaschine (A) A

Dient zur akustischen Darstellung von Donner. Die einfachste Form ist ein Blech, das schnell hin und her bewegt wird.

bezeichnet – bildet die vordere Öffnung des „Guckkastens“ und besteht aus zwei Seitenteilen, den Portaltürmen, und einem Oberteil, der Portalbrücke.

Prospekt Eiserner Vorhang (B) Ist nicht eigentlich ein Vorhang, sondern ein großes Metalltor – mit einer kleinen Tür drin – das sich im Brandfall von oben vor den Hauptvorhang absenkt. Der „Eiserne“ trennt den Bühnenraum vom Zuschauerraum feuerhemmend und rauchdicht ab.

Eine bemalte Fläche aus Leinwand, Nessel, Tüll, die den Hintergrund einer Szene bildet – deshalb auch Rückhänger genannt. Wenn der Prospekt nicht mehr benötigt wird, rollt oder wickelt man ihn von unten nach oben zusammen.

Schnürboden (C) Hänger Ein meist schlappes, roll- oder wickelbares Bühnenbildteil, das an einem Zug aufgehängt wird und bis hoch unter den Schnürboden weggezogen werden kann.

B

Ein „Hänger“

Eine alte Bezeichnung eines Oberbodens über der Bühne oder einer Arbeitsgalerie seitlich der Bühne, an der in historischen Theatern die Aufhängeseile festgeschnürt wurden. Der Schnür- oder Rollenboden, ein durchgängig begehbarer Bereich hoch über der gesamten Bühne, ist Teil der Obermaschinerie.

ist auch das Steckenbleiben im Text Verfolger Künstlerisches Betriebsbüro

C

Ist zuständig für alles, was die Planung, Disposition, Terminabstimmung, kurzfristige Änderung des laufenden Vorstellungsund Probebetriebs betrifft. Ebenso für die Aufstellung der täglichen Probenpläne, die Organisation von Umbesetzungen, Vorstellungsänderungen, die Vorbereitung und Abwicklung von fremden Gastspielen und anderen Aktivitäten im Haus.

Portal Die bilderrahmenartige Umfassung der Bühne, wie sie vom Zuschauer aus sichtbar ist. Das Portal – auch als Bühnenrahmen 18

Verfolgungsscheinwerfer, der dazu dient, Darsteller mit einem Lichtkegel zu erfassen und sie auf ihren Wegen über die Spielfläche zu folgen.

Zug Ist in der Theatertechnik eine Lastenstange in Bühnenbreite, die an mehreren Drahtseilen nach oben abgehangen ist. An dieser Lastenstange werden Teile der Dekoration – vom Apfel bis zur ganzen Wand – befestigt. Die Hälfte der Züge im Schweriner Theater können per Hand betätigt werden, die anderen sind – laienhaft ausgedrückt – motorisiert. Fotos: G&G, Theater/Silke Winkler

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Phönix – zum Glück ohne Asche Das Konzertfoyer des Schweriner Theaters

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Ein Phönix ist ein mythischer Vogel, der verbrennt, um aus seiner Asche wieder neu zu entstehen. Einen Brand gab es im Schweriner Theater zum Glück nicht, aber dennoch „verschwand“ ein Saal, der im Jahr 2003 in alter Pracht neu entstand. Selbst heute noch sind Ahs und Ohs zu hören, wenn Besucher das erste Mal das Konzertfoyer des Theaters betreten – einen besonderen Raum mit besonders vielen Möglichkeiten. Einer der schönsten Säle Schwerins, an den sich wohl selbst älteste Bewohner nur schwer erinnern können, ist seit Januar 2003 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich: Der Konzertsaal im Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin. Als im Oktober 1886 das nach Entwürfen von Baurat Daniel errichtete Hoftheater eröffnet wurde, fand der Konzertsaal des prunkvollen Neubaus besondere Erwähnung und stand stilistisch in einer Reihe mit so berühmten Konzertsälen wie dem Brahmssaal in Wien oder dem großen Saal des Mozarteums in Salzburg. Genau wie dort gab es in Schwerin große Sinfoniekonzerte – die Musikerbühne hatte eine Gesamtfläche von 120 Quadratmetern – aber auch Kammerund Salonmusik. Von 1919 bis 1933 wurde der Raum mit seinen Galerien und Umgängen nicht von der Kultur, sondern von der Politik genutzt, der Landtag von Mecklenburg versammelte sich dort. In dieser Zeit gab es wahrscheinlich auch die ersten Umbauten. 1943 entstand die Kammerbühne, zwar schon mit eigenem Aufgang, aber noch mit einer eher provisorischen Holzbühne und offenem Saalumgang. Der wurde

1959 geschlossen (in den dort geschaffenen Räumen arbeitete bis März 2002 die Schneiderei), und im ehemaligen Konzertsaal mit massiver Bühnenkonstruktion und Beleuchterbrücke war die Kammerbühne installiert. Über viele Jahrzehnte war sie vorrangig Spielstätte der niederdeutschen Fritz-Reuter-Bühne, aber auch Schauspiel, Ballett und Musiktheater nutzten diese zweite Spielstätte des Theaters, die 250 Zuschauern Platz bot. Bis zum Jahr 1998, da kam von der Bauaufsicht das Aus für die Kammerbühne, die Bausubstanz war zu schlecht. Ehrgeiziges Ziel der Theater- und Bauleute war es, den Raum in seiner ursprünglichen Schönheit wieder erstehen zu lassen. Im Januar 2000 begannen Architekten und Denkmalpfleger mit den ersten Untersuchungen zur Bausubstanz: Da man im Laufe der Jahre wohl bei Renovierungen immer nur alte Anstriche übermalt hatte, konnten unter den

Theater ist...

... kribbelnd. Die Bühne des Lebens.

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Ralf Donner

Farbschichten fast alle Originalfarben gefunden werden. Die dann im Juli 2001 begonnenen Restaurierungsarbeiten gestalteten sich doppelt schwierig: In den Archiven fanden sich nur wenige Originalzeichnungen, es existiert nur ein Foto des Konzertsaals aus der Zeit um 1900, man war also auch auf alte Zeitungsausschnitte und Postkarten angewiesen. Ein weiteres Problem war das Bauen bei laufendem Spielbetrieb im Großen Haus. Deshalb erstreckten sich die Arbeiten auch über einen so relativ langen Zeitraum. Finanziert wurde das Projekt mit einem Investitionsvolumen von 2,15 Millionen Euro vom Bundesland MV, gefördert mit Mitteln des Bundes aus dem Programm „Kultur in den neuen Bundesländern“. Und das Ergebnis ist sehens- und staunenswert, wie sich Theaterbesucher bei den verschiedensten Anlässen überzeugen können. Ein besonderer Blickfang sind die prächtigen Kronleuchter, sie konnten in ihrer ursprünglichen Form neu angefertigt werden, denn ein Originalexemplar war zum Glück erhalten.

Groß und hell, mit stilvollen Deckenmalereien präsentiert sich das Konzertfoyer. Diese Bezeichnung verweist auf die breiten Nutzungsmöglichkeiten, denn es war Tradition in Schwerin, dass der Konzertsaal des Theaters nicht ausschließlich für Konzerte genutzt wurde. Nicht anders heute: In den Vorstellungspausen flaniert das Publikum, meist unter Einbeziehung des Balkons – den einmaligen Blick über den Alten Garten, auf Museum, Schloss und See gibt es gratis zum Pausendrink. Empfänge werden gegeben, zu Tagungen veranstaltet und auch die Theatergesellschaft lädt regelmäßig ein: Zur Verleihung des Ekhof-Preises, zu den Mitgliederversammlungen, zum Talk im Theater und zu den Premierenfeiern. Als „eine Hauptzierde des Baues“ wurde der Konzertsaal bei der Eröffnung des Theaters gewürdigt, ein Urteil, das für das neu erstandene Konzertfoyer ebenso gilt. Ka. Foto: G&G

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Mal

, mal

Die Orgeln im Schweriner Theater

Der Plural in der Unterzeile „Orgeln“ ist kein Druckfehler, das Schweriner Theater besitzt wirklich gleich zwei Orgeln. Eine ist sichtbar aufgestellt im Rang des Konzertfoyers, die andere, unsichtbar für das Publikum, steht hoch über der Bühne, links in der Obermaschinerie, und ist einmalig in Deutschland.

Ein Arbeitsinstrument im Bühnenhaus ist diese Friese-Orgel mit ihrem satten romantischen Klang.

Erbaut wurde die Orgel 1883 von Friedrich Friese, dem bedeutendsten Orgelbaumeister Mecklenburgs, für das Interimstheater am Bahnhof. Von dort zog das Instrument 1886 in den Neubau am Alten Garten, wurde vergrößert, mit einer neuen Spielanlage versehen und 1888 nochmals um vier Effektregister erweitert. Diese Register werden manuell einzeln zugeschaltet und dürften in der Orgelgeschichte vermutlich einmalig sein. Der Anlass für diese Erweiterung war die Schweriner Erstaufführung von Richard Wagners Oper „Rheingold“. Denn der Komponist setzte, ähnlich wie seine französischen Kollegen derzeit, häufig die Orgel ein. 22

„Unsere Bühnenorgel ist keine Schönheit, sie ist ein Arbeitsinstrument“, beschreibt Friedemann Braun das Instrument äußerlich. Dem Solorepetitor ist es mit zu verdanken, dass das Instrument erhalten werden konnte. Braun ist studierter Kirchenmusiker und seit 2006 am Schweriner Theater. Ein Schauspieler, der es wiederum von einem Techniker wusste, erzählte Braun von der Orgel über der Bühne – mit dem Kommentar: „Die funktioniert aber wahrscheinlich nicht mehr.“ Das war ein Irrtum, das Instrument war zwar stark restaurierungsbedürftig, gab aber noch Töne von sich, die Gutes vermuten ließen.

Fotos: G&G

Eine solche Rarität zu besitzen, verpflichtet. Deshalb wurde nicht gezögert und im Zusammenhang mit der Sanierung des Bühnenhauses konnte die Orgel durch den Mecklenburger Orgelbau Plau vorbildlich wieder hergestellt werden. Wenn auch für das Publikum unsichtbar – ihr satter, romantischer Klang begeistert und beschert ganz einmalige Hörerlebnisse wie bei „Tosca“ oder „Romeo und Julia“.

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Der langjährige Domorganist und Landeskirchenmusikdirektor Winfried Petersen weihte die Walcker Orgel in Schwerin ein.

Ein klingendes Geschenk „Das Instrument passt schön in den Raum und vor allem, es klingt sehr schön“, schwärmt Orchesterdirektor Gebhard Kern von der zweiten Orgel im Theater, die im Konzertfoyer steht. Dieses Instrument ist wesentlich jünger als die Schwester im Großen Haus. 1963 gebaut von der Firma Walcker hatte sie bis 2001 ihren Platz in der St. Marien Kirche am Behnitz in Spandau. Hannelore und Helmut Kißner, ein Berliner Ehepaar, das schon mehrfach als Kunst- und Kulturmäzene wirkte, kaufte diese Kirche, die zweitälteste katholische Kirche Brandenburgs und ließ sie von polnischen Fach-leuten komplett restaurieren. Anstelle der alten, kleinen Orgel wurde dann aber ein

neues, größeres Instrument eingebaut. Durch eine Schweriner Musikerfamilie kam der Kontakt zwischen dem Ehepaar Kißner und dem Theater zustande und die einmanualige Walcker-Orgel fand nun ihren neuen Platz im Konzertfoyer des Schweriner Theaters – in dem es ursprünglich auch ein solches Instrument gab. Vor dem Umbau des ehemaligen Konzertsaals zur Kammerbühne, genau bis zum 2. Weltkrieg gab es dort eine Orgel, die dann ins Schweriner Schloss ausgelagert wurde und seitdem verschwunden ist. Seit dem 7. November 2004 klingen wieder Orgel-Töne durch das Konzertfoyer. Beim Einweihungskonzert mit der Mecklen-

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burgischen Staatskapelle unter der Leitung des Generalmusikdirektors Matthias Foremny spielte der langjährige Domorganist und Landeskirchenmusikdirektor Winfried Petersen auf der Walcker-Orgel – der sich mit diesem Eröffnungskonzert als Solist von

seinem Publikum verabschiedete – aber nicht vom Theater. Winfried Petersen bleibt als Mitglied der Theatergesellschaft dem Haus verbunden. Ka.

So ein Theater...

Nach den Kriegsjahren bespielten die meisten städtischen Theatergruppen auch die umliegenden Dörfer und Gemeinden. Irgendwo in Mecklenburg sollte in einem Dorfgasthof der „Zerbrochene Krug“ aufgeführt werden. Bevor sich der Vorhang teilte, bedachte der Ortsvorsitzende seine mit Spannung wartenden Mitbewohner mit einer einführenden Rede: „Liebe Anwesende! Was Sie hier heute sehen, das ist kein Zirkus, das ist richtiges Theater...“ 23


Mit dem Festspiel „Die Weihe des Hauses“ von Gustav zu Putlitz zur Musik von Alois Schmidt wurde am 3. Oktober 1886 zu Beginn einer Festwoche das Hoftheater, unser heutiges Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin, eröffnet. Ein imponierendes Gebäude, äußerlich und auch innerlich, denn da war das Haus auf dem neuesten Stand der Technik. Ob es wieder eine Festwoche geben wird, wenn in der nächsten Spielzeit das 125. Jubiläum des Theaters gefeiert wird? Abwarten! Auf jeden Fall wird das Theater zum Geburtstag herausgeputzt – äußerlich und innerlich. Das Äußere sieht man, Gerüste und Planen sind ein Zeichen dafür, dass da gewerkelt wird. An einigen Stellen sieht man auch schon den frischen Anstrich in einem neuen – dem,

Ein Haus putzt sich zu seinem Fest Mit dem großen Stühle rücken fing es an

Die neuen Sessel – wieder rotsamt, aber moderner.

24

wie die Denkmalpfleger festgestellt haben, ursprünglichen – Farbton. Farbe an der Fassade ist aber nicht die ganze Vorbereitung auf das Jubiläum des Theaters. „Bauen und Spielen“ hieß es schon in der Spielzeit 2006/2007 und bevor etwas Neues einmusste Altes ausgebaut werden. Begonnen wurde mit den Sesseln, wobei „Sitzgelegenheiten“ vielleicht die treffendere Bezeichnung wäre. So richtig entspannt genießen konnte man auf den altehrwürdigen Sitzmöbeln nicht mehr. 1934 wurden sie

eingebaut und danach zweimal aufgearbeitet – aber 2006 hatte ihr letztes Stündlein geschlagen. Weil aber Theaterleute so schnell nichts wegwerfen landete auch das Theatergestühl nicht auf dem Müll, sondern wurde in zwei Auktionen im Theater versteigert. Rund 670 Sessel kamen da unter den Hammer der nebenberuflichen Auktionatoren Ekke Hahn und Klaus Bieligk – im Hauptberuf sind die beiden Herren Schauspieler. Raritäten waren dabei wie die seitlichen Sitzreihen aus dem 1. und 2. Rang, denn als einziges Theater in

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Deutschland verfügte das Schweriner Haus über derartige Sessel mit schrägen Rückenlehnen. Diese seltenen Exemplare gingen genauso weg wie das andere Gestühl: Der eine ersteigerte den Familien-Abo-Platz, andere wollten die Sessel für das Arbeitszimmer oder den PartyRaum. Am Ende waren wirklich alle Theatersessel verkauft. Der beträchtliche, so von den Theaterleuten wirklich nicht erwartete Erlös von 45.000 Euro floss in die Rekonstruktion des Parkettfoyers. Da wurden die in den 60er Jahren eingezogenen Zwischen-

decken entfernt und die alten gewölbten Decken ebenso wieder freigelegt wie die originalen Wandbemalungen. Weitere für den Zuschauer sichtbare Veränderungen waren selbstverständlich die neuen Sessel – auch sie wieder rotsamten, aber selbstverständlich viel moderner. Und besonders erfreulich ist, dass die neuen Stuhlreihen Abstände von 90 Zentimetern haben – bisher waren es nur 72 bis 79 Zentimeter. Dadurch verringerte sich zwar die Zahl der Plätze auf 542, aber man sitzt wesentlich bequemer.

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Überdies sind die Sitzplatz-Nummern besucherfreundlich oben an der Lehne angebracht. Wenn dennoch die Leute gebückt durch die Reihen gehen und nach goldfarbenen Schildchen suchen, dann hat es einen anderen Grund: Unten an den Sesseln sind die Namen der „Erwerber“ angebracht. Die Anführungszeichen sollen ausdrücken, dass die Sessel nur symbolisch verkauft werden – mitnehmen darf keiner seinen erworbenen Sessel. 455 der Theaterstühle haben schon ein Namensschild, wer noch etwas abbekommen möchte, sollte sich beeilen. Ein Sessel „kostet“ 400 Euro, beim Kauf von zwei Sesseln gibt es pro Sessel einen Rabatt von 25 Euro. Abonnenten, Mitgliedern der Theatergesellschaft, Zustiftern der Bürgerstiftung wird ein einmaliger Preisnachlass von 25 Euro für jeden Sessel gewährt. Bei der Erwerber-Aktion sind die Theaterfreunde und die Bürgerstiftung mit gutem Beispiel voran gegangen. Die Theater26

So ein Theater... Goethes „Regeln für Schauspieler“ umfassen 91 Paragraphen, die zu jener Zeit gewiss ihre Berechtigung hatten: „Der Schauspieler lasse kein Schnupftuch auf dem Theater sehen, noch weniger schnaube er die Nase, noch weniger spucke er aus. Es ist schrecklich, innerhalb eines Kunstprodukts an diese Natürlichkeiten erinnert zu werden.“ Was bliebe den Zuschauern erspart, wenn einige dieser Regeln heute befolgt würden....

freunde haben 81, die Bürgerstiftung 6 Sessel „gekauft“ und an verschiedene Persönlichkeiten „verschenkt“. Wie zum Beispiel an Frau Hermine Buchholz, die seit über siebzig Jahren treue Abonnentin des Schweriner Theaters ist. Die Konzertbesuche, inklusive des Gläschens Sekt in der Pause, sind eine regelmäßige freudige „Pflicht“ für die aktive alte Dame und ihre Freundinnen. Dass sie sich ganz schnell an die neuen Sessel gewöhnt haben, sei am Rande erwähnt. Viele Veränderungen in den Umbauphasen sind für die Zuschauer eher unsichtbar wie die Belüftungsanlage. Ebenso sind die Vorzüge der neuen Technik, die Neuerungen auf, über, unter und hinter der Bühne nicht offensichtlich für das Publikum. Aber all das gehört dazu, damit das Theater an seinem Jubiläumstag im Oktober 2011 von Außen und Innen imponierend und auf dem neuesten Stand der Technik ist. Ka. Fotos: G&G

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Zwangsvorstellungen Woher diese leeren Theater? Nur durch das Ausbleiben des Publikums. Schuld daran - nur der Staat. Warum wird kein Theaterzwang eingeführt? Wenn jeder Mensch in das Theater gehen muss, wird die Sache gleich anders. Warum ist der Schulzwang eingeführt? Kein Schüler würde die Schule besuchen, wenn er nicht müßte. Beim Theater, wenn es auch nicht leicht ist, würde sich das unschwer ebenfalls doch vielleicht einführen lassen. Der gute Wille und die Pflicht bringen alles zustande. Ist das Theater nicht auch Schule, Fragezeichen! Schon bei den Kindern könnte man beginnen mit dem Theaterzwang. Das Repertoire eines Kindertheaters wäre sicherlich nur auf Märchen aufgebaut, wie „Hänsel und Gretel“, „Der Wolf und die sieben Geißlein“. In der Großstadt sind hundert Schulen, jede Schule hat tausend Kinder pro Tag, das sind hunderttausend Kinder. Diese hunderttausend Kinder jeden Tag vormittags in die Schule, jeden Nachmittag ins Theater - Eintritt pro Kinderperson fünfzig Pfennig, natürlich auf Staatskosten, das pro Tag, das sind Hunderttausend Kinder. Diese hunderttausend Kinder jeden Tag vormittags in die Schule, jeden Nachmittag ins Theater - Eintritt pro Kinderperson fünfzig Pfennig, natürlich auf Staatskosten, das sind hundert Theater je tausend Sitzplätze. Also per Theater 500 RM - sind 50.000 RM bei hundert Theatern.

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Wie viel Schauspielern wäre hier Arbeitsgelegenheit geboten! Der Theaterzwang bezirksweise eingeführt, würde das ganze Wirtschaftsleben neu beleben. Es ist absolut nicht einerlei, wenn ich sage: Soll ich heute ins Theater gehen, oder wenn es heißt: Ich

gestattet oder Studenten und Militär vom General abwärts halbe Preise,- alle diese Begünstigungen haben die Theater nicht füllen können. Die Reklame, die bei einem großen Theater jährlich Hunderte von Mark verschlingt, fällt bei

Theater ist...

... Leben. Nicht nur in materieller Hinsicht, weil ich im Theater arbeite, auch in ideeller Hinsicht. Wenn es unsere öffentlich-rechtlichen Theater nicht mehr gäbe wären wir nur noch von Dschungelcamps umgeben. Die geistige und emotionale Verflachung, die ja leider da ist, würde noch schlimmere Formen annehmen. Matthias Kunze muss heute ins Theater gehen. Durch diese Theaterpflicht lässt der betreffende Staatsbürger freiwillig alle anderen stupiden Abendunterhaltungen fahren, wie Kegelschieben, Tarocken, Biertischpolitik, Rendezvous; ferner die zeitraubenden blöden Gesellschaftsspiele: „Fürchtet ihr den schwarzen Mann“, „Schneider, leih mir deine Frau“ usw. Der Staatsbürger weiß, dass er ins Theater muss - er braucht sich kein Stück mehr herauszusuchen, er hat keinen Zweifel darüber, soll ich mir heute „Tristan und Isolde“ anschauen - nein, er muss sich's anschauen - denn es ist seine Pflicht. Er ist gezwungen, dreihundertfünfundsechzigmal im Jahr ins Theater zu gehen, ob es ihm nun vor dem Theater graust oder nicht. Einem Schüler graust es auch, in die Schule zu gehen, aber er geht gern hinein, weil er muss. - Zwang! - Nur durch Zwang ist heute unser Theaterpublikum zum Theaterbesuch zu zwingen. Mit guten Worten haben wir jetzt Jahrzehnte hindurch wenig Erfolg gehabt. Die verlockendsten Anpreisungen wie geheizter Zuschauerraum oder während der Pause Rauchen im Freien

dem Theaterzwang gänzlich weg. Ebenfalls auch die Preise der Plätze; denn die Plätze werden nicht mehr nach Standesunterschieden, sondern nach den Schwächen und Gebrechen der Theaterbesucher eingeteilt: 1.- 5. Parkettreihe: Die Schwerhörigen und die Kurzsichtigen. 6.-10. Parkettreihe: Die Hypochonder und Neurastheniker. 10.-15. Parkettreihe: Die Haut- und Gemütskranken. Sämtliche Rang- und Galerieplätze stehen den Asthmatikern und Gichtleidenden zur Verfügung. Auf eine Stadt wie Berlin kämen also - ausgenommen die Säuglinge und Kinder unter acht Jahren, Bettlägerige und Greise täglich rund zwei Millionen Theaterbesuchspflichtige, eine Zahl, die die jetzige Theaterbesucherzahl der Freiwilligen weit überschreitet. Man hat ja mit der Freiwilligen Feuerwehr ebenfalls bittere Erfahrungen gemacht - und nach

langer Zeit nun eingesehen, dass es heute ohne Pflichtfeuerwehr nicht geht. Warum geht es also bei der Feuerwehr und nicht beim Theater? Gerade Feuerwehr und Theater sind heute so innig verbunden ich habe in meiner langjährigen Bühnenpraxis hinter den Kulissen noch nie ein Theaterstück ohne Feuerwehrmann gesehen. Sollte die vorgeschlagene „Allgemeine Theaterbesuchspflicht“, genannt „ATBPF“, zur Einführung kommen und, wie oben erwähnt, täglich zwei Millionen Menschen in das Theater zwingen, so müssen in einer Stadt wie Berlin zwanzig Theater mit je hunderttausend Plätzen zur Verfügung stehen. Oder vierzig Theater mit je fünfzigtausend Plätzen - oder hundertsechzig Theater mit je zwölftausendfünfhundert Plätzen - oder dreihundertzwanzig Theater mit je sechstausendzweihundertfünfzig Plätzen oder sechshundertvierzig Theater mit dreitausendeinhundertfünfundzwanzig Plätzen - oder zwei Millionen Theater mit je einem Platz. Was aber dann für eine famose Stimmung in einem vollbesetzten Hause mit, sagen wir, fünfzigtausend Besuchern herrscht, weiß nur jeder Darsteller selbst. Nur durch solche eminenten Machtmittel kann man den leeren Häusern auf die Füße helfen, nicht durch Freikarten nein – nur durch Zwang - und zwingen kann den Staatsbürger nur der Staat.

Theater ist...

Karl Valentin

..Kultur, Entspannung. Wir haben seit 1980 ein Abonnement, das gehört einfach dazu. Ohne den einen Sonntag im Monat würde uns was fehlen. Werner Skoeries

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Der Teufel trug Hose, Weste, gestreiftes Hemd und Melone – dieses Kostüm trug die Schauspielerin Lore Tappe zehn Jahre lang, in 106 Vorstellungen des „Faust“. Von Anfang bis Ende dabei: Andreas Rosin, nicht aktiv auf oder hinter, sondern begeistert vor der Bühne. Bei der 2., der 100. und der 106. Vorstellung war er dabei, bei der 90. Aufführung am 1. Oktober 1987 wurde er als 50.000 Zuschauer begrüßt – mehr als 25 Mal hat er die inzwischen legendäre „Faust“ Inszenierung von Christoph Schroth gesehen. Programmhefte, Eintrittskarten – auf denen akribisch vermerkt ist, wie lang der Beifall war – Zeitungsausschnitte dokumentieren diese Zeit. Bei Andreas Rosin ist dieser „Faust“ noch sehr gegenwärtig, er weiß, wann welche Schauspieler aufgehört haben, wer wann neu dazu gekommen ist und: „Vom ersten Teil könnte ich bestimmt noch den Text mitsprechen“. Der Grundstein für die Theaterliebe von Andreas Rosin wurde in der Goethe-Oberschule, dem heutigen Goethe-Gymnasium, gelegt: „Wir sind regelmäßig ins Theater gegangen, haben die „Entdeckungen“ und „Franziska Linkerhand“ (Premiere 1978) gesehen, aber nach dem ich die erste „Faust“Vorstellung gesehen habe, bin ich regelrecht ins Theater ‚gerannt’“, erinnert sich Andreas Rosin. 1974 ist der Regisseur Christoph Schroth nach Schwerin gekommen und brachte aus Berlin eine damals für das Schweriner Publikum neue Form von SchauspielInterpretation mit. Schroth verstand das Theater als einen Ort lebendiger, politischer Kommunikation. Er wollte in Schwerin, einer Stadt, die Anfang der 1970er Jahre voller Veränderungen war (Ansiedlung von Industriebetrieben, Bau neuer Wohnviertel) mit dem Theater eingreifen in die Realität. Wie weit das gelungen ist, lässt sich heute schwerlich sagen, dass er Massen mobilisiert hat, allerdings schon. Die „Entdeckungen“, gespielt in allen möglichen und unmöglichen Räumen des Großen Hauses, waren ebenso ausverkauft

Melone Melone

wie die Aufführungen im Marstall (1984 Dreigroschen Oper, 1986 Romeo und Julia, 1987 Das Wintermärchen). Christoph Schroth ging mit seinen Schauspielern hin zu den Leuten, man spielte – heute undenkbar – in den Werkhallen von großen Produktionsbetrieben. Sein Credo: Man kann die Bedürfnisse der Zuschauer nicht voraussetzen oder hinnehmen, man muss sie entwickeln.

Warum eigentlich eine Frau als Mephisto? Die Erklärung von Christoph Schroth: „Die Besetzung mit einer Frau als Mephisto hatte weniger konzeptionelle als praktische Gründe. Für die Lesart, die wir von der Figur hatten, schien uns die Schauspielerin Lore Tappe am geeignetsten. Wir hatten nicht so einen guten Mann dafür.“ (Aus: Wo ich bin, ist keine Provinz/Der Regisseur Christoph Schroth)

Theater ist...

... ein Muss! Mit seinen Schauspielproduktionen, die fast immer erst nach großen Kämpfen gegen den Parteiund Staatsapparat zustande kamen, schickte das Schweriner Theater Signale in die Theaterlandschaft der DDR – war aber auch über die Grenzen des kleinen Landes hinaus bekannt. Das Schweriner Ensemble gastierte in Griechenland, Frankreich, Italien, Finnland und mit dem „Faust“ auch in Saarbrücken und Ludwigshafen. „Noch als Rentnerin denke ich an diese Aufführung wie an die vielen anderen aufregenden Theaterabende dieser Jahre dankbar zurück“, erinnert sich Lore Tappe, deren Darstellung des Mephisto von der Presse als „pralle Leistung dieser gewitzten und blitzgescheiten Schauspielerin“ gewürdigt wurde.

Dr. Jochen Jencio Verabschiedet vom Schweriner Theater hat sich Christoph Schroth mit einer – wieder gegen die Oberen hart erkämpften – Inszenierung von Schillers „Wilhelm Tell“ (Februar 1989) und dem Liederabend „So haltet die Freude recht fest“. Dessen Premiere war am

4. November 1989, dem Tag, als auf dem Berliner Alexanderplatz eine halbe Million Menschen friedlich für Veränderungen im Land demonstrierten. Aus dem theaterenthusiastischen Oberschüler Andreas Rosin ist nach Studium und verschiedenen beruflichen Stationen der Verkaufsleiter der „Weißen Flotte“ Schwerin geworden. Seit 1993 lebt Andreas Rosin wieder in seiner Geburtsstadt, hat ein Theaterabonnement, ist Mitglied der Gesellschaft der Freunde des Mecklenburgischen Staatstheaters und begeistert sich außer für das Schauspiel auch für Oper, Operette, Ballett und die Fritz-ReuterBühne: „Zu wissen, dass das, was da auf der Bühne passiert, in diesem Moment unmittelbar für mich (und die anderen Zuschauer) gemacht wird – das ist mein Erleben von Theater.“ Ka.

Lore Tappe als Mephisto und Wolf-Dieter Lingk als Faust.

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Theater ist

Das Schauspiel des Mecklenburgischen Staatstheaters gehört zu den zehn auserwählten – es ist eingeladen zum Theatertreffen der Berliner Festspiele. Rund 350 Inszenierungen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich wurden von der Theatertreffen-Jury – zu der sieben Kritikerinnen und Kritiker gehören – gesichtet und diskutiert. Als eine der zehn bemerkenswertesten Inszenierungen der vergangenen Saison wurde die Schweriner Produktion „Der Biberpelz“ des Regisseurs Herbert Fritsch nominiert. Das Schweriner Stück wird Anfang Mai 2011 neben Inszenierungen vom Theater Oberhausen (auch eine Regiearbeit von Herbert Fritsch), dem Schauspiel Köln (zwei Inszenierungen), dem Wiener Burgtheater, dem Schauspiel Dresden und dem Schauspiel Zürich, sowie zwei Koproduktionen in Berlin zu erleben sein. Generalintendant Joachim Kümmritz war begeistert, gratulierte dem Regisseur und dem Ensemble und kommentierte die Nominierung: „Mein herzlicher Dank geht vor allem an den Schauspieldirektor des Hauses, Peter Dehler, der wesentlich dazu beiträgt, dass hier in vieler Hinsicht erfolgreiche Inszenierungen gespielt werden.“ Seit 1999 ist der gebürtige Leipziger Peter Dehler Direktor des Schauspiels in Schwerin, seine ersten Arbeiten am Schweriner Theater datieren aus den frühen neunziger Jahren. Da kam gleich ein ganzer Schwung von Absolventen der Berliner Schauspielschule ans Schweriner Theater. Hoch motivierte, engagierte junge Leute, die mit Programmen wie „Prost, Brüder!“ oder „Vorsicht! Schlager!“ für Aufsehen sorgten. Wer schafft es schon, Schlager – noch dazu deutsche – so zu inszenieren, dass die 34

Abende Kult und immer ausverkauft sind. Uraufführungen von Peter Dehler gab es: 1992 „Glatze“, 1993 „Breakfast with the deval“, 1996 „Sprachlos“, ein „Kulturprogramm in Vorbereitung des 47. Jahrestages der Gründung der DDR“ – das 41 mal in der in der Kammerbühne aufgeführt wurde. Großes Haus, Kammerbühne, TiK (Theater im Kulturbund) – das waren die regulären Spielstätten des Mecklenburgischen Staatstheaters, die den Schauspielern aber nicht reichten. Sie zogen und ziehen gerne durch die Stadt: Ins E-Werk (als es endlich fertig war), mit dem Nacht-Café ins FoyerCafé, in den Höfe von Schloss und Dom, in den Dom, die Schelfkirche, ein leeres, leicht marodes Bankgebäude und die Halle am Fernsehturm. Da wurde in den neunziger Jahren Märchen gespielt – nicht mit wirklichem Erfolg, genauso wenig wie im Zelt auf dem Alten Garten. „Wenn Kinder sich für das Theater interessieren und sogar begeistern sollen, dann muss das schon im Theater selbst passieren“, so die Haltung der Theaterleitung. Das „Weihnachtsmärchen“, für Generationen von Theaterfans der Einstieg in die Theaterbegeisterung, hielt 2000 wieder Einzug ins Große Haus.

Peter Dehler brachte aus Berlin, wo er am Kinder- und Jugendtheater gearbeitet hatte, die entsprechenden Erfahrungen mit: Keine Pausen – das da entstehende Chaos beherrscht keiner – und Mikroports für die Darsteller, sonst sind die nach drei Tagen heiser. Dazu eine Ausstattung, die phantasievoll, aber nicht kindisch ist, denn das Stück muss für Vierjährige genauso interessant sein wie für die 14 jährige große Schwester mit bauchfreiem Top und Piercing. Dass auch noch Mama und Papa, Oma und Opa begeistert in die Schweriner Märchenaufführungen kommen, liegt an der nur für Erwachsene erkennbaren Doppelbödigkeit mancher Texte. „Beim Märchen habe ich das Reimen für mich entdeckt“, so Peter Dehler, der den Anspruch hat, jedes Jahr etwas Neues, Anderes anzubieten: Bei „Schneewittchen“ waren es Puppen, bei „Aschenputtel“ ein Ballettpaar, das die Tauben tanzte, der W-Mann samt Rentier Rudi... 40 Vorstellungen mit 25.000 Zuschauern war die Bilanz vom „Froschkönig“ 2010. Das „Geheimnis“ dieser überwältigende Resonanz auf das Märchen ist wahrscheinlich die Genauigkeit, mit der von allen Beteiligten gearbeitet wird. Dass sich die MECKLENBURG SCHWERIN delüx - Theater Spezial


Theater ist... ... Entspannung, Inspiration, unterhaltsam. Schauspielerinnen und Schauspieler „drängeln“ im Märchen mitzuspielen, ist bekannt, aber auch die anderen Abteilungen wie Malsaal und Kostüm lieben das Märchen. (Wenn die Arbeit fertig ist – zwischendurch ist der Stress heftig.) „Ich glaube, es gibt weder altes noch neues, sondern nur gutes oder schlechtes Theater“, ist von Federico Garcia Lorca (1898-1936) überliefert. Eine Feststellung, die wohl auf alle Gattungen des Schauspiels zutrifft. Kann man sich ein Publikum „erziehen“? „Man kann sich anfreunden, die Leute wissen schon, was sie erwartet bei meinen Sachen“, formuliert Peter Dehler diplomatisch. Der bei der Gestaltung eines Spielplans schon die Maxime vom Geheimrat Goethe – der ja auch Theaterdirektor war – beachtet: „Ein jeder sucht sich endlich etwas aus. Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen, und jeder geht zufrieden aus dem Haus.“ Mitunter gibt es pragmatische Gründe, um etwas zu inszenieren, MECKLENBURG SCHWERIN delüx - Theater Spezial

Claus Wrage

und in jeder Spielzeit ist irgendetwas zu beachten. „In der kommenden Spielzeit 2011/2012 ist es das 125. Jubiläum des Theaterneubaus. Da erarbeiten wir ein Projekt, an dem alle Sparten beteiligt sind. Zu bedenken sind auch immer die Möglichkeiten des Ensembles, dass alle ziemlich gleich stark beschäftigt sind.“ Shakespeare, Schiller, in diesem Jahr Kleist – diese Namen tauchen regelmäßig auf in den Spielplänen der Theater. Wo bleibt die Gegenwart? „ In den klassischen Stücken kann mehr Gegenwart sein als in den so genannten Gegenwartsstücken, die sind mitunter schon nach drei Jahren überholt“, meint Peter Dehler. Die Konflikte, die in den so genannten Klassikern behandelt werden sind so alt wie Menschheit und überdauern Generationen. Die Modernisierung der Klassiker ist kein Schreckgespenst des Regietheaters des 21. Jahrhunderts. Shakespeare hat die Schauspieler im „Hamlet“ in Kostümen seiner Zeit, also gewissermaßen in 35


Gegenwartsgarderobe auftreten lassen. In den 1920 Jahren gab es auf der Londoner Bühne einen Hamlet im Frack und auf der Bühne der Hamburger Kammerspiele erschien der Franz Moor aus Schillers „Räuber“ wie ein ostelbischer Junker im Reitanzug – samt

Hund. Warum also heute nicht in Jeans und Highheels? Auch Filmeinspielungen beim Schauspiel sind keine Erfindung des 21. Jahrhunderts. Sicher sind die technischen Möglichkeiten heute raffinierter, aber mit Filmen experimentierte schon 1926 Erwin Pis-

cator an der Volksbühne Berlin. Theater ist spielen, ist bewegen – sich und andere – ist riskieren, ist knobeln. Wenn ein Schauspieldirektor von sich sagt: „Ich bin schon ein Spinner“, dann sollte man das ganz positiv mit Phantast, Märchenerzähler übersetzen, und die

Sachen, die er anbietet, unvoreingenommen annehmen: „Wer fertig ist, dem ist nichts recht zu machen, ein Werdender wird immer dankbar sein.“ (immer noch Goethe)

Die goldenen Neunziger Eine Hymne „Dreißig Jahre Schwerin? Warum, um Gottes Willen?“ Ich saß an einem warmen Augustmorgen 92 mit Ekkehard Hahn auf der Kantinenterrasse bei Kaffee und Cognac (französischem!). Als Antwort fuhr er mit einer heroischen Geste über die umliegenden Gebäude. Ein Stückchen See schimmerte zwischen ihnen hindurch, und die Sonne lächelte triumphierend über dem Schloss. Da beschloss ich endgültig zu bleiben. Immerhin wurden sieben Jahre daraus. Sie gehören zu den schönsten in meinem Berufsleben, obwohl vier Mal die Schließung des Staatstheaters drohte. Aber das war ich aus dem Westen gewöhnt. Die Politiker aller Couleurs spielten dabei eine unrühmliche Rolle, meistens den Bösewicht, bestenfalls die jugendliche Naive, zum Schluss auch noch den Dorftrottel. Wer uns nie verließ, war das Publikum. Das war bravourös und erfolgreich. Werner Saladin singt davon ein 36

Lied. Was steht sonst auf der Habenseite? Zuviel, um alles aufzuzählen. Ein gestandenes, neugieriges, bald auch Neuem aufgeschlossenes Ensemble. Eine Leitungsstruktur, die auf Kollegialität, Kooperationswillen und der Fähigkeit dazu basierte: Drei Männer, die sich bis dahin nicht kannten, entdeckten einander und teilten die Macht konfliktlos. Ein Wunder. Wir kreierten den Schlosshof, den Kreuzgang des Domes und das historische E-Werk als Spielorte, öffneten drei Sommer lang, bis das Geld dann doch dafür nicht mehr reichte, mit einem Festival die Herzen der Zuschauer und des Ensembles nach dem Westen und Süden Europas und luden Künstler aus aller Herren Länder ein, um bei uns zu arbeiten. Der Blick war immer nach vorn gerichtet. Nostalgie war ein Fremdwort. Und die Highlights aus Sicht des Schauspielmannes? An der

Spitze die Uraufführungen der Schleef‘schen TotentrompetenTetralogie 1,2,3 als Koproduktion mit Graz. Auf der Bühne drei großartige Damen Ute Kämpfer, Gretel Liebers und Lore Tappe ( der 4. und letzte Teil folgt jetzt endlich als Gastspiel in diesem Juni); ein veritabler Shakespeare-Zyklus mit der Einladung des Othello zum Berliner Theatertreffen als Höhepunkt; ein hinreißend musizierter, gesungener und gespielter Black Rider als Koproduktion mit dem Berliner Renaissance Theater und den Festspielen Bad Hersfeld (der aus Geldmangel dann in Schwerin gar nicht mehr gezeigt werden konnte); und immer wieder Prost, Brüder! Schließlich aber: 20 Ur- und Erstaufführungen in sieben Spielzeiten. Das ist fast einmalig in der Theaterrepublik. Vieles ließe sich anfügen. Aber das muss reichen. Fürs erste. Ingo Waszerka MECKLENBURG SCHWERIN delüx - Theater Spezial


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Carmen, Balett von Young Soon Hue, mit Davina Kramer und Maxim Perju MECKLENBURG SCHWERIN del端x - Theater Spezial

Foto: Silke Winkler

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Zwischen der WEISSEN FLOTTE Schwerin, dem Restaurant WALLENSTEIN und dem Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin gibt es eine langjährige Zusammenarbeit. Für einige Jahre gab es das Angebot, die Open-Air-Aufführung der Schlossfestspiele auf dem Alten Garten vom Oberdeck eines

Schiffes der WEISSEN FLOTTE zu verfolgen, und dabei ein Menü und festliche Getränke serviert zu bekommen. Unsere Abbildung zeigt die Aufführung der Verdi-Oper Nabucco bei den Schlossfestspielen 2001. In der Bildmitte wurde die MS Lübz in der Schlossbucht in Position gebracht. Auf dem überdachten Oberdeck verfolgen die Gäste die Aufführung. Foto: Peter Festersen

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Theater-Theken-Nacht ... aller Ehren und Auszeichnungen wert

Bettina Schneider Andreas Lembcke

Theater und Theken – ein Schelm, wer Liederliches dabei denkt. Eher sollte man an Lieder, Sketche, Szenen, Monologe, Dialoge denken, denn die TheaterTheken-Nacht ist eine durchaus ernst gemeinte, seriöse Veranstaltung des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin und des Vereins „Theke e.V.“ Auf dieses einzigartige Projekt ist man auch „höheren Orts“ (wo oder wer auch immer das ist) aufmerksam geworden. Im 42

November vergangenen Jahres gab es eine Auszeichnung für die Theater-Theken-Nacht: „Deutschland – Land der Ideen“ ist der Name einer gemeinsamen Standortinitiative von Bundesregierung und deutscher Wirtschaft, die jährlich 365 Orte für ihre Ideen auszeichnet. Seit 2006 gibt es diesen Wettbewerb, an dem sich im Jahr 2010 mehr als 2.200 Projekte beteiligten. Zu den „Ausgewählten Orten“ im Jahr 2010 gehörten aus Mecklen-

burg-Vorpommern fünf Projekte, darunter die zweimal jährlich stattfindende Theater-ThekenNacht des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin. „Seid pünktlich, seid nett zu den Leuten und dann macht mal...“ so lautete die Devise im Februar 2007 vor der ersten Theater-Theken-Nacht. Die Idee zu diesem Projekt soll den Beteiligten zugegebener Maßen an einer Theke gekommen sein. Die Umsetzung

dieser Idee war und ist so einfach wie kompliziert. Einfach: Künstler aller Sparten des Schweriner Theaters treten mit einem etwa 15-minütigem Programm in verschiedenen Kneipen und Restaurants der Stadt auf. Kompliziert: Was bietet man dar und wie bewältigt man am schnellsten den Parcours von rund 20 Lokalitäten? „Mit dem Taxi oder auch mal im Laufschritt ist das zu schaffen“, weiß Bettina Schneider. Die

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Jochen Fahr

Ruediger Daas - Elvis lebt

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Schauspielerin ist von Anfang an dabei und das mit viel Spaß, wie sie betont. „Das Publikum ist schon anders als im ‚normalen’ Theater, wir sind viel dichter dran, erleben Reaktionen viel unmittelbarer.“ Das mit dem „dicht dran“ ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn oft agieren die Künstler zwischen Tischen und Stühlen. Bei der ersten Theater-ThekenNacht haben knapp dreißig Künstlerinnen und Künstler mitgemacht, am 12. November waren es etwa fünfzig. Kultfiguren wie der „Volksarmist Volker“ und „Elvis“ gehören zur TheaterTheken-Nacht, aber auch ganz neue Programme: „Da spinnt man erst so ein bisschen rum, sucht sich die Klamotten zusammen und dann wird probiert“, meint Bettina Schneider. Denn was in der Kneipe dann so lockerflockig wirkt, ist das Ergebnis ernsthafter Theaterarbeit, ganz gleich in welcher Sparte. Interessant für die Zuschauer sind die

immer neuen Kombinationen, in denen sich Künstler der verschiedenen Sparten zusammentun, interessant für die Künstler ist die von Lokalität zu Lokalität wechselnde Atmosphäre: „Man muss die Stimmung an jedem Ort austarieren und sich jeden Raum neu und anders erobern“, so Bettina Schneider. Seit der Premiere ist die TheaterTheken-Nacht in Schwerin ein Renner, sind die Karten im Nu verkauft. Innovationen, Aktionen wie die Theater-Theken-Nacht des Mecklenburgischen Staatstheaters tragen sicher dazu bei, dass die Beziehung zwischen Theaterleuten und Einwohnern in Schwerin so eng, so gut ist. Zu erleben wieder am 12. November in zwanzig gastronomischen Einrichtungen in Schwerin. Ka. Fotos: Theater

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Musik

Wir machen Das Mecklenburgische Staatstheater ist ein Mehrsparten-Theater, ein Logo aus den 1990er Jahren zeigt das auf sehr heitere Weise: Fünf Cumuluswolken ziehen über einen blauen Hintergrund. Ein Wölkchen steht für das Puppentheater, zwei etwas größere Wolken für Ballett und Fritz-ReuterBühne und zwei Wolkenberge für Schauspiel und Musiktheater – was nichts über die Qualität der Sparten aussagt, sondern über ihren quantitativen Umfang. Und da ist das Musiktheater mit Staatskapelle, Chor und Solisten bis heute die größte Wolke. Wobei sie seit den 1990er Jahren deutlich ausgefranst, also kleiner geworden ist. Damals hatte die 1563 gegründete Mecklenburgische Staatskapelle noch rund neunzig Mitglieder, heute gehören zum drittältesten Klangkörper Deutschlands 67 Musikerinnen und Musiker, und auch der Chor ist mit 28 Sängerinnen und Sängern auf ein Minimum zusammengeschrumpft worden. Mehr Musiker forderte schon Kapellmeister Alois Schmitt 1886 vor der Eröffnung des Theaterneubaus. Doch trotz immerwährenden Personalmangels – die Qualität des Schweriner Musiktheaters war gut. Obwohl – oder vielleicht ja gerade weil – man zu allen Zeiten bereit war, neue Wege zu gehen, Wagnisse einging. Das, was heute konventionell, ja klassisch ist, waren in ihrer Entstehungszeit moderne Musik und moderne Inszenierungen, die schon für Irritationen, Befremden und Unverständnis sorgten. Getragen wurde und wird das Musiktheater durch alle Zeitläufe von seinen treuen „Stammplatzmieter“ – so hießen früher die Abonnenten. In der Festwoche zur Einweihung des neuen Theaters wurden Glucks Oper „Iphigenie in Aulis“, Beethovens 9. Sinfonie und 44

Der fliegende Holländer

Wagners Oper „Lohengrin“ aufgeführt. Die Kompositionen von Richard Wagner hatten in Schwerin immer einen besonderen Stellenwert, nicht unbegründet wurde Schwerin das „Bayreuth des Nordens“ genannt. Kurz nach ihren Uraufführungen standen Wagners Opern in Schwerin auf dem Spielplan – und behaupten dort bis heute ihren Platz. 1873 besuchte Richard Wagner eine Aufführung seiner Oper „Der fliegende Hollän-

Das damalige Hoftheater und spätere Mecklenburgische Staatstheater war immer ein Sprungbrett für Talente: Hofkapellmeister Zumpe (1850-1903) wurde Generalmusikdirektor in München, Sopranistin Frieda Hempel (18851955) war nach Schwerin an der Berliner Hofoper, später dann an der New Yorker Metropolitan Opera, Tenor Walther Ludwig (1902-1981) wurde an die Wiener Staatsoper verpflichtet. Vollstän-

Theater ist...

... Leben in jeder Hinsicht. Unser Theater ist mein zweites Zuhause. Waltraud Gabsch der“ (die gegenwärtig auch im Programm ist) und war sehr zufrieden. Mit dem Bassbariton Carl Hill sogar so sehr, dass er ihn für Bayreuth wegengagierte, wo Hill später alle Bassbaritonpartien in Wagners Opern sang.

dig kann eine Aufzählung hier nicht sein, sie würde Seiten füllen, das Theater ist ja immerhin schon 125 Jahre alt. Aber ein Name gehört zwingend in diese Reihe: Hanne-Lore Kuhse. Ältere Theaterfreunde können sich noch an die

Auftritte der Sängerin in Schwerin erinnern, und auch Hanne-Lore Kuhse hatte das Schweriner Theater wohl in guter Erinnerung – sie mietete es, um 1996 ihren 70. Geburtstag hier zu begehen. Die Kammersängerin machte damit sich und ihrem Publikum ein Geschenk, kamen doch Schülerinnen und Schüler wie Gabriele Schnaut und Gunnar Gudbjörnsson zum Gratulieren. Ein Meilenstein in ihrer Schweriner Zeit war für Hanne-Lore Kuhse 1958 die Schweriner Erstaufführung von Verdis Oper „Don Carlos“. Sie sang die Elisabeth, gemeinsam mit ihr standen Hajo Müller (Philipp), Ingeborg Nerius (Eboli), Hans Ziehnert (Carlos) und Dietrich Musch (Posa) auf der Bühne. Dirigent war Kurt Masur, unter dessen musikalischer Leitung in nur zwei Jahren rund zwanzig Neuinszenierungen von Oper und Operette auf

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Der Bettelstudent

Tosca 1993

La Traviata

die Bühne kamen. Es müssen für heutige Verhältnisse geradezu paradiesische Verhältnisse gewesen sein, denn die Oper fuhr „zweigleisig“: Es gab ein Ensemble für die dramatische Oper und eins für die lyrischen Stücke und Spielopern.

In den 1960er Jahren stand Klaus Tennstedt am Pult der Mecklenburgischen Staatskapelle und auch in seiner Amtszeit wurde neben Vertrautem Unbekanntes aufgeführt: „Penelope“ von Rolf Liebermann, „Dantons Tod“ von Gottfried von Einem und die Oper

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Lucia di Lammermoor

„Die Weiße Rose“ von Udo Zimmermann hatten in Schwerin ihre Uraufführung. Höhen und Tiefen wechseln sich ab im Theaterleben, ein wenig in Untiefen geriet das Musiktheater in den 1980er Jahren, Regisseur Christoph Schroth und seine Schauspielprojekte dominierten. Aber es wurde schon noch gesungen auf der Bühne, zwei großartige Musical-Inszenierungen bleiben in Erinnerung aus der Zeit: „Alexis Sorbas“ (mit Günter Bruhn in der Titelrolle) und „My Fair Lady“. Altes und Neues in Harmonie – schließlich handelt es sich um Musik – das ist das Credo bis

heute. Im September 1993 hatte Puccinis Oper „Tosca“ Premiere – nicht zum ersten Mal in Schwerin, aber erstmalig wurde italienisch gesungen. Ein argwöhnisch beäugtes Experiment, heute ist es Normalität, dass in der Originalsprache gesungen wird. Inzwischen neben Italienisch auch Französisch wie in „Werther“ und „Romeo und Julia“. Die Opernakademie gab jungen Künstlern eine Plattform, für das junge Publikum gab es im November eine Uraufführung. „Das Opernpupp“, eine Theateroper von Bernd Reiner Krieger und Stefan Malzew. Ivan Törzs, von 1993 bis 2002 GMD, übertrug eine Rossini-Oper in das 45


hiesige Milieu, präsentierte mit „Der Türke in Mecklenburg“ eine intelligent-witzige Geschichte. Immer noch galt – siehe oben – Schwerin als Sprungbrett für Künstler, aber die Wende machte es möglich, dass Stars in Schwerin gastierten: Renata Scotto sang hier ihre erste Kundry, Helen Donath die Desdemona und Cheryl Studer die Senta – Gastspiele, die für die künstlerische Qualität des Hauses sprechen. Die überregionale Bedeutung des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin ist beachtlich. Die Staatskapelle war im Januar Gast in der Kölner Philharmonie und wurde von 2.000 Zuschauern begeistert aufgenommen. Im vergangenen Sommer hat das Orchester (nach langer Zeit) eine CD aufgenommen, die Trompetenkonzerte von Amilcare Ponchielli mit dem Solisten Giuliano Sommerhalder, Solo-Trompeter am Concertgebouw Orchestra Amsterdam. Deutschlandradio Kultur hat in seiner Reihe „Oper aus deutschen Landen“ aus Schwerin die Flotow-Oper „Martha“ gesendet und überträgt in dieser Spielzeit gleich zwei Konzerte der Mecklenburgischen Staatskapelle. Eine eindeutige Wertschätzung der in Schwerin geleisteten Arbeit. „Das Musiktheater in Schwerin mit Oper/Operette, Ballett und

Meistersinger

Konzert ist gut aufgestellt. Wir bringen eine bunte Mischung, wollen die Vielfalt der Musik zeigen“, sagt Matthias Foremny, seit 2003 Generalmusikdirektor und Operndirektor am Schweriner Theater. Eine Facette seiner Arbeit ist die Barock-Musik, die HändelOpern „Xerxes“ (2003), „Julius Cäsar“ ( 2007) und „Alcina“ (2009) sind vom Publikum sehr gut aufgenommen worden.

„Die Auswahl der Stücke ist auch abhängig vom Ensemble. Ein „Tannhäuser“, wie wir ihn für die nächste Spielzeit planen, ist für jedes Theater eine logistische – und finanzielle – Herausforderung. Ungewöhnliche Kombinationen wie „Blaubart“ und „Gianni Schicci“ an einem Opernabend reizen Matthias Foremny, genauso ist es mit dem Konzertrepertoire. „Ich

Theater ist...

...immer wieder, und das schon seit fünfzig Jahren, anregend, interessant, berührend. Berna Bartel (999. Mitglied der Theatergesellschaft)

verfolge weiterhin die Strategie, gute Solisten einzuladen und sie zu locken mit dem Angebot, dass sie hier bei uns ein „Wunschstück“ aufführen können.“ Die Hörgewohnheiten und die Erwartungen des Publikums kennen und beachten und dies bei der Programmgestaltung berücksichtigen – das ist ein Ansatz, um die zeitgenössische Komponente, die in der Oper nicht unbedingt möglich ist, ins Spiel zu bringen. „Ein Schwerpunkt, der beibehalten, ja in jedem Fall fortgesetzt wird, ist das Angebot für Kinder und Jugendliche. In den Konzerten und in dieser Spielzeit außerdem mit der Kinderoper ‚Das Traumfresserchen’ nach der Geschichte von Michael Ende, Premiere ist am 1. April im E-Werk.“ Eine Uraufführung würde Matthias Foremny gern wagen. Die letzte war im Juni 2001 im E-Werk, „Jane und Margot“, zwei Einakter mit Texten von Ingo Waszerka und Musik von Paul Suits. Die Zeit wird kommen – so der Gott der Finanzen es will... Vorher kommen aber hoffentlich noch viele anregende und aufregende Opern-, Operetten- und Musical-Inszenierungen sowie Konzerte. Ruhig auch in einer neuen, provokanten Lesart. Das Theater steht zwar neben dem Museum, es ist aber keins. Ka. Fotos: Theater/Meixner/Winkler/G&G

Kein Tag wie jeder andere Oktober 1992 – Generalintendant Mario Krüger wollte nicht mehr. Er trat im September zurück. Die finanzielle Seite des Theaters war indiskutabel. Die erarbeiteten Spielpläne für die nächsten Jahrewaren kaum zu halten. Auch ich hatte Zweifel, ob meine Arbeit als Operndirektor noch Sinn macht. Alles schien durcheinander und auseinander zu laufen. Am 25. Oktober sollte die erste große Premiere im Musiktheater sein, „Peter Grimes“. Und dann dieser Tag: 11. Oktober 1992! DIE NACHT IST NICHT ALLEIN ZUM SCHLAFEN DA! Ein Theater und seine Stadt wehren sich! Das Theater war brechend voll. Die Feuerwehr hätte 46

bei genauem Hinsehen das Haus schließen müssen. Es war überwältigend zu erleben, wie die

Schweriner und das TheaterEnsemble für ihr Haus kämpften. So müssen wohl die Montags-

Werner Saladin, Opernintendant von 1993 bis 1999, erinnert sich.

Foto: G & G

Demos in der ehemaligen DDR gewesen sein. Für mich wurde dieser Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis. Nur von den Politikern wurde niemand gesehen. In dieser Situation wurden die „3 Musketiere“ (Intendanten) geboren. Die Sparten wurden im März 1993 autonom: Verwaltung (J. Kümmritz), Schauspiel (I. Waszerka) Musiktheater (W. Saladin). Zusammen mit dem Kulturdezernenten Schwerins, Bernhard Krumrey, versuchten wir, das Theater in ruhigeres Fahrwasser zu steuern. Das gelang uns nur, weil wir uns gegenseitig vertrauten und unterstützten. Bis 1999 hat diese Konstellation gehalten.

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Im Sommer Die Schlossfestspiele Schwerin sind eine Institution

„In so einem wunderbaren Schlosshof da muss man doch Theater spielen“, sagte sich das Intendanten-Dreigestirn Joachim Kümmritz, Werner Saladin, Ingo Waszerka irgendwann Anfang der „wilden“ 1990er Jahre. Da Theaterleute nicht nur Menschen der Phantasie, sondern auch der Tat sind, wurde es schnell konkret mit dem Theater im Schlosshof. EU-Fördermittel wurden besorgt und mit einem wahnsinnigen Engagement, unterstützt von allen Bereichen des Theaters, begann Schauspielintendant Ingo Waszerka mit den Proben. „Irgendwer kam dann auf die Idee: Wir müssen noch ’ne Pressekonferenz machen, und Du, Achim, sagst was auf“, erzählt Intendant Kümmritz. „Fürs Theater macht man ja alles, also zog ich bei einer Affenhitze ein RenaissanceKostüm an, lernte eine Seite Text – die ich am Abend zuvor erst bekommen habe – auswendig und präsentierte unsere neue Idee, die Schlossfestspiele.“

Die Premiere am 11. Juni 1993 war die Geburtsstunde der „Schlossfestspiele Schwerin“. Dass es eine Premiere bei strömendem Regen war, tat der Begeisterung der Zuschauer und der Schauspieler keinen Abbruch. Es war eher ein gutes Omen, denn Abbruch sollte das Wort werden, das bis heute so gut wie nie bei den Vorstellungen der Schlossfestspiele benutzt wird. Bis 1998 wurde sehr erfolgreich im Hof des Schweriner Schlosses im Sommer Theater gespielt, mal Schauspiel, mal Oper – dann kam aber die Information: Im Schlosshof wird gebaut, auch im Sommer 1999. Was jetzt? „Da hab ich mich erinnert, dass Anfang der 1950er Jahre auf dem Alten Garten ‚Aida“ aufgeführt wurde, und ich fragte Werner Saladin: ‚Könnten Sie sich vorstellen, auf dem Alten Garten zu inszenieren?“ Die erste Reaktion vom Opernintendanten war: „Sind Sie verrückt geworden?“. Die zweite Reaktion nach 24 Stunden Bedenkzeit: „Wir machen es. Wir machen ‚Aida“ mit Pferden, Kamelen, Elefant und Spitzensängern.“ In vier Wochen wurden die Modalitäten wie Absperrungen, Straßensperrungen etc. geklärt, dann ging es los. Und das nach dem Motto: Wenn schon, denn schon! Zeitgleich wurde Ingo Waszerkas Schweriner Fassung des „Jeder-

La Traviata

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mann“ gespielt – im Dom-Innenhof. Höfe scheinen die Theaterleute magisch anzuziehen. Beide Produktionen waren überaus erfolgreich, von der „Aida“ schwärmen heute noch die Theaterfans – und nicht nur, weil Elefantendame Cita so amüsant war. Große Verdi-Opern wurden auf dem Alten Garten aufgeführt, immer mit Anspruch an die künstlerische Qualität: „Es ist ganz normales Theater, nur eben Open air“, so die Haltung der Mitarbeiter des Schweriner Theaters. Alle Bereiche sind über das normale Maß gefordert. Nicht nur die „sichtbaren“

in den großen Schlosshof? Der Ort schreckte überhaupt nicht, denn: „Es kann ja im Ernstfall nicht groß genug sein.“ Wenn man so ein künstlerisches, aber auch logistisches Neuland betreten will, dann muss man erst mal spinnen, ohne Gedanken an ökonomische oder sonstige Gegebenheiten. Die kommen schon von ganz allein, wenn es ernst wird. Das Problem beim Schlosshof als Szenischem Raum war, dass man immer eine Baustelle umspielen musste. Vorteil des Schlosshofs: die Atmosphäre und die Akustik, man kam ohne Mikrofone aus. Nachteil: Es hatten zuwe-

Theater ist...

... wie die ganze Kultur geistige Nahrung. Akteure wie Sänger, Musiker, Chöre und Statisten tragen bei zur überregionalen Bekanntheit und Bedeutung der Schlossfestspiele Schwerin, entscheidenden Anteil haben außerdem alle Gewerke des Theaters. Ein Mann, der seit Beginn bei den Schlossfestspielen dabei ist, das ist Lutz Kreisel. Bis 2007 als Chefbühnenbildner, seit der Rente – ein Wort, das so gar nicht zu Lutz Kreisel passen will – als Gast-Bühnenbildner. Wie erinnert er sich an die Anfänge, von der normalen Bühne

Rita Stern

nig Zuschauer Platz, nur rund 700. Mit dem Umzug auf den Alten Garten wurden die Dimensionen noch einmal erweitert. „Das hatte selbstverständlich Einfluss auf die Auswahl der Opern, es konnten nur Monumental-Stücke sein. Da sind wir dann schnell bei den populären Verdi-Opern gewesen“, so Lutz Kreisel, der bisher elf Mal den Szenischen Raum der Schlossfestspiele gestaltete, sowohl im Schlosshof als auch auf dem Alten Garten. Dem Platz, der schon ohne Kulissen einen theatralischen Rahmen hat.

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So ein Theater... 1919 gab es in Schwerin das Mecklenburgische Natur-Theater Auf der so genannten Fritz-Reuter-Wiese zwischen dem Faulen See und dem Großen See unweit Zippendorf gab es 1919 das Mecklenburgische Natur-Theater. Aufgeführt wurde „Hanne Nüte“ nach Fritz Reuter. Es fanden mehrere Aufführungen statt, aber unter freiem Himmel zu spielen ist bei der wechselnden Witterung immer eine gewagte Sache. Die ersten Jahre wurde konsequent mit Blickrichtung Museumstreppe inszeniert, 2004 änderte sich das, die Blickachsen wurden gedreht: „Bei der Produktion wurde die geschickteste Synthese zwischen Landschaft und Theater erreicht: links das Museum als Symbol für den Reichstag, rechts das Schloss als Königsschloss und auf der Fläche dazwischen, vor dem Hintergrund des Sees, die Fläche für den Maskenball.“ Es war die bis dahin aufwändigste Schlossfestspiel-Arbeit von Lutz Kreisel – und seine liebste. Am 17. Juni 2011 haben die 19. Schlossfestspiele Schwerin Premiere, erst- und einmalig auf der Freilichtbühne im Schlossgarten. Wiederum war der Ort entscheidend für die Stückauswahl: „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber, die charakteristischste Oper der deutschen Romantik. Für Lutz Kreisel eine völlig neue Aufgabe. Vor eineinhalb Jahren haben er und Regisseur Frank Bernd Gottschalk mit der Planung begonnen. Die vorhandene Natur geht langsam in eine künstlerische Überhöhung über, die gesamte Anlage der Freilichtbühne wird in den Szenischen Raum einbezogen.

Es beginnt mit dem vom Maler und Grafiker Volkmar Förster gestalteten Eingangsportal, dazu kommt ein Rahmenprogramm mit Jagdhornbläsern u.ä., das die Zuschauer an das Thema heranführt. Inspiriert von den Gemälden Caspar David Friedrichs und der Klosterruine Eldena bei Greifswald hat Lutz Kreisel einen phantasievollen Bühnenraum gestaltet für die emotionale und dramatische Geschichte der Oper. Logistisch bestand die Herausforderung darin, dass für rund 200 Mitwirkende Garderoben und für die technischen Abteilungen kleine Werkstätten gebaut werden müssen – die für den Zuschauer möglichst unsichtbar sind. Sichtund fühlbar für die Zuschauer sind die Sitzgelegenheiten: 1.700 Stühle mit Rückenlehne. Die musikalische Leitung bei den 19. Schlossfestspielen hat Generalmusikdirektor Matthias Foremny, Ulrich Barthel studiert die Chöre ein und Bettina Lauer verantwortet die Kostüme. Gespielt wird bis zum 24. Juli, donnerstags bis sonntags, jeweils um 21 Uhr. Ka.

Lutz Kreisel bei der Freischütz-Planung.

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Fotos: G&G, Theater/Meixner

Faust

Maskenball

Aida

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Wi spelen Theater, nich blots Komedie „Plattdeutsch ist kein Muss, es ist ein Plus für alle Norddeutschen“, schreibt die Wissenschaftlerin Dr. Renate Hermann-Winter in ihrem im HinstorffVerlag erschienenen „Hör- und Lernbuch für das Plattdeutsche“. Anschaulich und bildhaft sei die Sprache, leicht und unaufdringlich, sie vermeide Pathos und Hektik.

Eine ähnliche Haltung zum Plattdeutschen hat auch Manfred Brümmer, der langjährige Dramaturg der Reuter-Bühne: „Platt darf nur so platt wie nötig sein und nicht, wie leider oft praktiziert, so platt wie möglich. Das Niederdeutsche ist sowohl eine deftige als auch eine sensible Sprache, aber keinesfalls niedlich. Ganz schlimm finde ich diese Nachäfferei, dieses PseudoNorddeutsch.“ Deshalb ist die Sprachpflege ein Teil der Aufgabe der Fritz-Reuter-

Bühne, aber in erster Linie ist sie ein Theater, ein Theater in anderer Sprache. Denn das Plattdeutsche ist kein Dialekt, es ist eine Regionalsprache. „Die Besonderheit dieser Sprache für die Bühne besteht darin, dass die Handlung und die Figuren in dieser Sprache spielbar sein müssen. Es darf keinen absoluten Bruch geben, das nimmt das Publikum übel. Wir haben Agatha Christies Krimi ‚Die Mausefalle’ an die mecklenburgische Ostseeküste verlegt und es hat funktioniert“, so Manfred Brümmer.

Mit der musikalischen Komödie „Das Feuerwerk“ geht das Ensemble deutschlandweit auf Tournee.

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Gründervater der „Niederdeutschen Bühne am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin“ war 1926 der Sänger und Schauspieler Richard Spethmann. Fast vierzig Jahre leitete Spethmann die Bühne und geleitete sie durch Höhepunkte, Krisen und Nöte. Immer getrieben und getragen vom Interesse des Publikums. Das hält seiner Reuter-Bühne – den Namen des Schriftstellers Fritz Reuter bekam die Bühne 1946 verliehen – bis heute die Treue, allen Anfeindungen und Totsagungen zum Trotz. Schwierig waren die 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, als Prof. Martin Hellberg Intendant in Schwerin war. „Er brauchte alle Schauspieler, auch die der Reuter-Bühne für seine Inszenierungen. Da war kein Platz für niederdeutsches Theater“. Zumal die

Sprache als „rudimentär und fortschrittshemmend“ eingestuft wurde. Es ist der Ausdauer – und sicher auch dem niederdeutschen Dickschädel – von Rudolf Korf zu verdanken, dass die Reuter-Bühne diese Stürme überstanden hat. Eine weitere Schwierigkeit der damaligen Zeit war, dass viele der niederdeutschen Stücke ihre Urheberrechte im Westen hatten, also in D-Mark gezahlt werden mussten, was praktisch nicht zu machen war. Doch Not machte die Mannen der Reuter-Bühne erfinderisch: Komödien aus Ungarn und der Tschechoslowakei wurden ins Plattdeutsche übersetzt, auch Stücke selbst geschrieben und so die Durststrecken überstanden. In den 70er und 80er Jahren nahm der Kahn der fröhlichen Reuter-Büh-

nen-Leute wieder Fahrt auf. Es wurde vor vollen Häusern gespielt und das Fernsehen der DDR zeichnete zehn Inszenierungen auf. (In welchem Archiv die jetzt verstauben und warum die Reuters heute nicht im TV zu sehen sind, das ist ein anderer Schnak.) Als die Fritz-Reuter-Bühne 65 wurde, im Jahr 1991, durften alle in den Westen fahren – und das taten die Leute denn auch und die Plätze in den Spielstätten blieben leer – oder die Kulturhäuser auf dem Land wurden ganz geschlossen. Um diese Durststrecke zu überstehen halfen erneut nur unerschütterlicher Optimismus und ein interessanter Spielplan. „Wir versuchen die Vielfalt des Plattdeutschen in den Spielplan zu bringen. Wir pflegen die platt-

deutschen Klassiker, vor allem im Interesse der älteren Zuschauer, interpretieren sie aber moderner – aber nicht modernistisch. Ich bin schon dafür, etwas mit Intelligenz, Charme und Witz zu verändern, aber Neudeutung um jeden Preis, nein.“ Die Art, Theater zu spielen, die Darstellungsweise der Schauspieler hat sich geändert – was natürlich auch in den Aufführungen der Reuter-Bühnen zu merken ist. Es ist eben ganz normales Theater in einer anderen Sprache. Mit einem momentan recht kleinen Ensemble. „Das ist so gewollt“, sagt Rolf Petersen, der Direktor der Bühne. „Ich möchte verstärkt mit Gästen arbeiten, das belebt das Ensemble und man ist flexibler bei der Auswahl von Stücken. Aber um den Wiedererkennungseffekt bei den

Rudi Korf, Andreas Auer und Anke Moll in einem Klassiker der plattdeutschen Theaterliteratur „Dat Hörrohr“.

Hannes Plust und Jutta Breu waren die plietschen Swienigel im Märchenstück, das in Schwerin-Mueß gespielt wurde. MECKLENBURG SCHWERIN delüx - Theater Spezial

Ein Plädoyer für das Alter ist das Stück „Lütt Paris“ mit Paraderollen für (v.l.n.r.) Gerlind Rosenbusch, Susanne Peters, Elfie Schrodt und Edelgard Hansen.

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Dem Namenspatron der Bühne, dem Schriftsteller Fritz Reuter (1810-1874), ist ein Programm gewidmet, das im Sommer wieder im Freilichtmuseum Schwerin-Mueß aufgeführt wird.

In der plattdeutschen Variante des Kultstücks „Dinner for one“ sind jedes Jahr zu Silvester Marga Heiden und Eberhard Bremer im TV zu sehen.

Zuschauern zu erreichen, der schon da sein soll, wenn die Reuter-Bühne auftritt, setzten wir auf ständige Gäste, die also in mehreren Stücken zu sehen sind.“ Vier bis fünf neue Inszenierungen pro Spielzeit erarbeitet das Ensemble, und wagt dabei auch Risiken. Zum Beispiel mit einer Produktion

wie „Dat Späl von Doktor Faust“, einer plattdeutschen Bearbeitung des Faust-Stoffes. Sehr erfolgreich war die Inszenierung von Regisseur Bernd Reiner Krieger, von der eine sechzigminütige Hörspielfassung produziert wurde. Am 27. April kommt mit dem Drama „De Schimmelrieder“ nach der Novelle von

Im 85. Jahr ihres Bestehens wird die Reuter-Bühne wie gewohnt arbeiten, das Ensemble wird Vorstellungen geben in Schwerin, auf Abstecher gehen in ganz Norddeutschland – und mit dem Musical „Feuerwerk“ eine deutschlandweite Tournee. Die große Feier wird es in fünfzehn Jahren geben, da wird die Fritz-Reuter-Bühne 100 Jahre alt. „Den 100. wird es geben, da bin ich mir ganz sicher“, sagt Rolf Petersen und die Sicherheit ist berechtigt. Sagte man doch schon zu Lebezeiten des Namenspatrons Fritz Reuter das baldige Ende des Niederdeutschen voraus.

Theodor Storm erneut ein Stück auf die Bühne, das dem gängigen Klischee vom niederdeutschen „Lach-Theater“ widerspricht.

Ka.

Andreas Auer und Eberhard Bremer spielten in der niederdeutschen Fassung des „Faust“ die Rollen von Faust und Mephisto.

So ein Theater...

Elfie Schrodt, Sönke Fahl, Andreas Auer, Knut Fiete Degner und Arja Sharma gratulieren mit einem Programm dem Namenspatron der Fritz-Reuter-Bühne zum 200. Geburtstag.

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Joachim Puls inszenierte an der Fritz-Reuter-Bühne das Stück „Kein Hüsung“ nach dem Roman von Fritz Reuter. Bei den Proben stellte Dramaturg Manfred Brümmer fest, dass ein Satz fehlt. „Warum hasst Du den weggelassen?“ Antwort von Jonny Puls: „Ich verstehe nicht, warum Johann (die Hauptfigur) hier ausgerechnet Rum trinken muss.“ Rum ??? „Hier steht doch: Giw mi Rum, sünst fählt mi nix.“ Jonny Puls war ein Opfer der plattdeutschen Rechtschreibung, denn mit „Rum“ war nicht der Hochprozentige gemeint, sondern „Raum“, also das Zimmer. Der Satz kam natürlich wieder ins Textbuch.

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lehrt die Kinder Plattdeutsch Projekt der Schweriner Fritz-Reuter-Bühne hatte Premiere „Wir sind der plattdeutschen Sprache verpflichtet“, sagte Rolf Petersen, Direktor der Fritz-Reuter-Bühne, als er gestern in der Schweriner Nils HolgerssonSchule das mobile plattdeutsche Schulprojekt „Kapitän Priem“ vorstellte. Die niederdeutsche Sprache wird inzwischen an rund achtzig Schulen im Land Mecklenburg-Vorpommern unterrichtet – aber eine Sprache lernen oder eine Sprache erleben – das ist ein Unterschied. „Wir möchten Kinder im Grundschulalter, denn für die ist unser Projekt gedacht, mit dem Plattdeutschen bekannt machen“, so Rolf Petersen. Mit wenig technischem Aufwand – das, was in einem durchschnittlichen Klassenzimmer vorhanden ist, reicht eigentlich schon als Ausstattung – erzählen zwei Schauspieler der Fritz-Reuter-Bühne eine Schulstunde lang eine Geschichte. Reuter-Bühnen Urgestein Andreas Auer und die neuengagierte Arja Sharma kommen als Lehrer und Referendarin in eine Schulklasse und nehmen die Kinder mit auf eine Reise in die Welt der Phantasie: Aus dem Klassenzimmer wird ein Hafen, der Lehrertisch samt Kartenständer und Karte wird kurzerhand in ein Boot umfunktioniert und mit aktiver Hilfe der Kinder – die ordentlich pusten, damit Wind aufkommt – geht es auf große Fahrt zum Leuchtturm von Lilly. Kreidepiraten tauchen auf, ein Walfisch möchte singen – diese und andere Abenteuer sind mit Unterstützung der Kinder zu bestehen. Spannend und fröhlich ist das Stück, das Jörg Schade (Musik: Prof. Andreas Tarkmann)

extra für dieses Projekt der Reuter-Bühne geschrieben haben. Spielerisch wird zwischen Hochund Plattdeutsch gewechselt und die Reaktionen der rund 130 Kinder bei der Premiere bewiesen, dass es ihnen nicht nur Spaß gemacht, sie haben auch die plattdeutschen Textpassagen verstanden. „Kapitän Priem“ ist das erste mobile Projekt für Kinder, aber nicht das erste Stück für Kinder an der Fritz-Reuter-Bühne. 1983 gab es das erste plattdeutsche Theaterstück für Kinder, dem dann im Laufe der Jahre zehn weitere Produktionen folgten. „Für die übernächste Spielzeit planen wir wieder ein niederdeutsches Kinderstück, bewusst kein Märchen, sondern etwas, was während der ganzen Spielzeit aufgeführt werden kann,“ schaute Rolf Petersen in die Zukunft, der mit diesem Schulprojekt vielleicht auch zukünftige Zuschauer seiner Bühne gewinnen möchte. Plattdeutsch ist kein Dialekt, den man als Kind, weil er überall im Umfeld gesprochen wird, „einfach so mitbekommt“, ob man will oder nicht. Plattdeutsch ist eine Sprache, die in all ihren Variationen zu unserem Bundesland, die zu Mecklenburg-Vorpommern gehört. Dass sie weiter lebendig bleibt, dazu trägt das mobile plattdeutsche Schulprojekt der Fritz-Reuter-Bühne des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin bei. Mit viel Freude für alle Beteiligten und ohne erhobenen Zeigefinger – obwohl es eine Schulstunde ist.

Theater ist...

.. seit der Schulzeit Vielfalt und Bedürfnis.

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Aufforderung zum Tanz Die Ballett-Kompanie des Schweriner Theaters

„Die kleine Truppe sorgt immer wieder für positives Aufsehen.“ / „Erneut ein Ausrufezeichen für Ballett-Attraktion in Schwerin.“ Das sind nur zwei Auszüge aus der regionalen Presse. So positive Bewertungen sind nach fast jeder Premiere der Schweriner BallettKompanie zu lesen. Ebenfalls überregional sorgt das Schweriner Ballett für Aufsehen: Von der zyprischen Presse wurde es als „sensationell“ und „hochbegabt“ gefeiert. Dreimal gastierte das Schweriner Ballett beim „Festival antiker Dramen“ in Zypern, das erste Mal 2006 mit der „Orestie“ in der Choreografie von Dominique Efstratiou. Damals staunten das internationale Publikum und die Fachleute gleichermaßen, dass ein so relativ kleines Stadttheater wie das Mecklenburgische Staatstheater Schwerin eine BallettKompanie dieser hohen Qualität hat. Das Schweriner Publikum weiß, dass diese Erfolge keine Eintagsfliegen sind. Sowohl die Handlungsballette „Giselle“ und „Carmen“ mit Orchesterbegleitung im Großen Haus als auch die Tanzstücke „Frauen-Männer-Paare“, „Antigone“ im E-Werk sind bei den Zuschauern sehr gefragt. Und nicht wenige Erwachsene „borgen“ sich ein Kind als Rechtfertigung, warum sie unbedingt zum X. Mal „Die Bremer Stadtmusikanten“, das entzückende Ballett für Kinder im E-Werk anschauen müssen. Gern wird in Bezug auf künstlerische Leistungen der Satz zitiert „das Einfache, das so schwer zu machen ist“, doch selten trifft es so zu wie beim Ballett. 75 Minuten Training, dazu sechs bis sieben Stunden Proben pro Tag, sechsmal in der Woche – das ist das Pensum des Schweriner Ensembles. Wenn es noch Lebensmittelkarten gäbe, die zarten Damen, schlanken Herren bekämen (zu Recht) die Schwerstarbeiter-Karten. 64

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Seit Beginn der Spielzeit 2004/2005 leitet Jens-Peter Urbich das Ballett und vor seinem Namen stehen im Almanach gleich drei Bezeichnungen: Ballettdirektor, Ballettmeister, Trainingsmeister. Mit sechzehn Tänzerinnen und Tänzern ist es wahrlich ein kleines Ensemble – aber es ist noch da, während an vergleichbaren Theatern im Lande das Ballett weggespart wurde. Das Ballett als eigenstän-

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dige Sparte zu erhalten ist erklärte Absicht der Theaterleitung, ein Bemühen, dass vom Publikum anerkannt wird. Achtzig bis neunzig Vorstellungen gibt das Ballett, ist dann aber auch noch spartenübergreifend aktiv beim Musical, der Oper oder der Operette. Großes Projekt diesbezüglich für die nächste Spielzeit ist der „Sommernachtstraum“.

Das älteste Ballett datiert aus dem Jahr 1581, achtzig Jahre später wurde in Paris die erste Ballett-Akademie gegründet. An der nur Männer tanzten, die Damen durften erst 1681 im Ballett auftreten. Blütezeiten hatte das klassische Ballett im 19. Jahrhundert in Russland und Frankreich, die Choreografien von Marius Petipa zur Musik von Peter Tschaikowski werden heute noch getanzt.

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Theater ist... ... fast ein Leben lang mein Arbeitsplatz, davon allein 20 Jahre an der Kasse. Ich könnte ohne Theater nicht sein. Rosemarie Rouvel „Der klassische Tanz ist schon die Basis, auf der man aufbaut, aber er hat keinen Alleinstellungsanspruch mehr“, sagt Jens-Peter Urbich und ergänzt: „Es hat sich in den letzten Jahren sehr viel verändert, die Stilistik ist eine andere geworden. Modern Dance, der JazzTanz, die Folklore der verschiedensten Länder beeinflussen das Ballett von heute. In dem Musical ‚West Side Story’ zum Beispiel tauchen Stepp-Tänze auf.“ Das Ballett ist wohl eine alte Kunstform, aber keineswegs eine museale. Neue Möglichkeiten in der Bühnentechnik, beim Licht, beim Ton, bei der Ausstattung haben ebenfalls Auswirkungen auf die Ballett-Aufführungen der Gegenwart. Was fasziniert am Ballett, am Tanz? „Die Körpersprache. Verbal äußern kann sich jeder, aber mit seinen Bewegungen, mit seinem Körper, eine Geschichte erzählen, Beziehungen und Gefühle ausdrücken, das ist nur im 66

Tanz möglich. Das Schweben auf der Spitze ist da nur ein Teil vom Ballett, genauso reizvoll ist es zu sehen, was der eigene Körper vermag, was man aus ihm herausholen kann“, formuliert Jens-Peter Urbich seine Auffassung. „Tanzen kann jeder, Ballett ist etwas anderes“ – wer auch immer das gesagt, der hat Recht. Das Schweriner Publikum kann sich davon bei den Repertoire-Vorstellungen überzeugen und bei der neuesten Produktion „Genesis“, die am 13. April im E-Werk Premiere hat. Internationale Achtung erfährt die Schweriner Ballett-Kompanie in diesem Jahr gleich mehrfach: Nach Korea fahren zu einer Gala-Festwoche Davina Kramer, Nao Matsushita,

Rustam Savrasov und Maxim Perju. Im Juni werden Davina Kramer und Rustam Savrasov in Arnheim zu erleben sein, sich dort bei der Ballett-Gala neben Tänzern aus Stuttgart, München und vom Nederlands Dans Theater präsentieren. Die ganze Kompanie ist im August mit „Carmen“ eingeladen in die Türkei zum 9. Internationalen Bodrum Ballett-Festival. Solistisch und im Ensemble überzeugen die Tänzerinnen und Tänzer, tanzen mit Hingabe und Leidenschaft, mit technischer Perfektion und Präzision – sind auch dann, wenn sie nicht auf der Spitze stehen, Spitze.

So ein Theater...

Ka. Fotos: Theater/Silke Winkler

Die Geschichte ereignete sich, als es auf dem flachen Land kaum Telefone gab, an MobilTelefone gar nicht zu denken. Krankheitsbedingt gab es im Schweriner Theater eine Spielplanänderung – es sollte „Das Wirtshaus im Spessart“ gespielt werden. Einer der beteiligten Hauptdarsteller war Horst Sebald. Der Sänger, der ja eigentlich frei hätte, hatte sich ordnungsgemäß abgemeldet in seinen Garten in dem kleinen Örtchen Schönfeld-Mühle. Die Benachrichtigungen an die Vertretungen erfolgte per Telegramm – und so übergab eine leicht irritierte Postbotin folgendes Telegramm an Horst Sebald: „Heute Abend Wirtshaus“. Was man in dem Ort seit der Zeit über Theaterleute dachte, die sich per Telegramm für die Kneipe verabreden, ist nicht überliefert.... MECKLENBURG SCHWERIN delüx - Theater Spezial


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Vom Anfang bis Heut e Versuch einer Geschichte der Gesellschaft der Freunde des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin e.V. Der Name ist lang und wird deshalb meist in „Theaterfreunde“ verkürzt. 20 Jahre besteht diese Gesellschaft, deren Ziel es ist, aufmerksam zu machen auf das Schweriner Theater und es so in seiner Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen. 20 Jahre – im Leben eines Menschen eine kurze Zeit, die Pubertät hat er hinter sich, steckt in der Ausbildung, orientiert sich. 20 Jahre – im Theater eine lange Zeit. Theater ist ein Tagesgeschäft, manche Inszenierungen die heute Premiere haben werden, wie bei den Schlossfestspielen, nach nur fünf Wochen beerdigt (pardon, Theaterjargon), länger als zwei Spielzeiten läuft selten eine Produktion. Also sind die 20 Jahre des Bestehens der Gesellschaft der Freunde des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin e.V. eine lange Zeit, vor allem, wenn man sich in Erinnerung ruft, dass so einige Anfang der 1990er Jahre mit viel Elan gegründeten Vereine schon lange nicht mehr existieren. Das Gebäude des Schweriner Theaters wurde im 19. Jahrhundert errichtet, die Gesellschaft der Freunde des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin im 20. Jahrhundert gegründet, sie besteht erfolgreich im 21. Jahrhundert und optimistisch, wie Theaterleute und ihre Freunde sind, hoffen wir auf Theater und Theaterfreunde im 22. Jahrhundert. So fing es an 4. März 1991 / Es fanden sich 52 Theaterfreunde zusammen, um die Gesellschaft der Freunde des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin zu gründen. Sie fingen nicht völlig bei Null an, die neue Gesellschaft verstand sich als Nachfolger des Gesellschaftlichen Theaterbeirats. Die72

ser etwa zehn Jahre (bis zur Wende 1989) tätige Beirat vertrat die Interessen von Schweriner Betrieben und Institutionen gegenüber der Theaterleitung. Motor des Beirats und Anstoßgeberin für die Gründung der neuen Gesellschaft war Dorothea Thieme, die viele Jahre als Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit im Schweriner Theater arbeitete. Zum ersten Vorsitzenden der Theaterfreunde wurde der Wirtschaftsingenieur Siegfried Lange gewählt. In der Funktion war er bis 1993 aktiv, im Vorstand bis 1995 und wurde nach seinem Ausscheiden Ehrenmitglied. Seit dem Tag der Gründung war klar, dass die Gesellschaft ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke vertritt. Ehrenvorsitzender wurde Christian Ludwig Herzog zu Mecklenburg, der damit nicht nur seine Verbundenheit mit dem Schweriner Theater dokumentierte. Er stellte sich damit ganz in die Tradition seiner Familie – vor allem seines berühmten Namenspatrons Christian Ludwig II. (1683-1756) – die sich nicht nur allgemein für Kunst und Kultur interessierte, sondern als

Regenten auch Verantwortung übernahmen für die Sammlungen und das Hoftheater. Für die Mitglieder der Theaterfreunde wurden Veranstaltungen wie die „Kleine Reihe“ oder Gespräche mit Künstlern des Hauses angeboten – doch sie stießen auf wenig Interesse. Rege dabei waren die Theaterfreunde, wenn es um Aktionen zum Erhalt des Mehrspartentheaters ging, zum Beispiel mit offenen Briefen an die Landtagsabgeordneten und die Stadtvertreter. 9. Januar 1993 Der Hamburger Kaufmann Claus Brendel wurde zum neuen Vorsitzenden der Gesellschaft gewählt. Durch sein Engagement strahlte das Schweriner Theater in den Hamburger Raum aus. So konnte sich auf seine Initiative und Einladung hin das Schweriner Theater in seiner ganzen Vielfalt und Qualität in Hamburg-Bergedorf im „Haus im Park“ vor 400 Besuchern präsentieren. Ein Gewinn für das Mecklenburgische Staatstheater und ein Zugewinn an Mitgliedern für die Theaterfreunde.

Seine Königliche Hoheit Großherzog Christian Ludwig übernahm den Ehrenvorsitz.

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Vertreter der Schweriner Wirtschaft wurden bei einem Abend im Weinhaus Uhle für das Thema Theater sensibilisiert, nicht gänzlich erfolglos, auch hier wurden neue Mitglieder der Gesellschaft gewonnen. Am 5. Februar 1994 wurde im Mecklenburgischen Staatstheater das erste Theaterfest gefeiert,

gemeinsam organisiert von den Theaterfreunden und dem Theater. Aus dem bescheidenen Anfang ist im Laufe der Jahre ein Fest geworden, das zu den gesellschaftlichen Höhepunkten im Land gehört. Dieses Fest trug wesentlich zur Akzeptanz der Gesellschaft der Freunde des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin e.V. bei

– und brachte wieder Mitglieder, denn Mitglieder bekamen (und bekommen) im Rahmen der Möglichkeiten bevorzugt Karten für die Theaterfeste. Im Jahr 1994 gab es auch von den Theaterfreunden die ersten finanziellen Zuwendungen für das Theater: Ein Tanzteppich für den Ballettsaal, Unterstützungen für die Operninszenierungen

„Don Quichotte“ und „Troubadour“ bei den Schlossfestspielen sowie „Die Meistersinger von Nürnberg“ im Großen Haus. 1996 war ein Schicksalsjahr Das 5. Jahr des Bestehens der Gesellschaft war so etwas wie ein Schicksalsjahr: Mit einem Konzert und einem Empfang wurden der Gründungstag der

Der mit Mitteln der Theaterfreunde restaurierte Schmuckvorhang „Apollo und die Musen“. MECKLENBURG SCHWERIN delüx - Theater Spezial

Foto: LDK, A. Bütefür

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Mit Gedenktafeln an historischen Gebäuden erinnerten die Theaterfreunde an große Persönlichkeiten. Hier zum 80. Geburtstag von Kammersängerin Hanne-Lore Kuhse.

Gesellschaft gefeiert, nur wenige Wochen später machten traurige Anlässe, der Tod des Vorsitzenden Claus Brendel und des Schatzmeisters Wolfgang Jacobitz, eine außerordentliche Mitgliederversammlung nötig. Am 15. September wurde ein neuer Vorstand gewählt: Manfred Walther, Sparkassendirektor i. R. wurde Vorsitzender, Matthias Kunze, Klavierbaumeister, und Gründungsmitglied Holger Saubert, Rechtsanwalt, wurden seine Stellvertreter. Mit neuem Vorstand und mit neuem Elan profilierte sich die Gesellschaft neu. Der Grundsatz, die Unterstützung des Theaters, ideell und materiell, blieb bestehen, es wurden aber neue Schwerpunkte gesetzt wie die Vergabe eines Schweriner Theaterpreises (am 12. Juli 1998 wurde dieser Preis, der als ConradEkhof-Preis bekannt wurde, erstmalig verliehen), die Schaffung eines Kuratoriums, die verstärkte Zusammenarbeit mit den Schulen – eine Aktivität aus der das heutige Schülerprojekt wurde – Augenmerk wurde auch auf den Jugendtheaterclub gelegt. Die Gesellschaft der Freunde des Mecklenburgischen Staatstheaters wurde in der Öffentlichkeit, auch außerhalb von Theaterkreisen, wahrgenommen, die Zahl der Mitglieder stieg. Neue Mitglieder wurden brieflich willkommen begrüßt, bekamen die Satzung der Gesellschaft zugeschickt. Alle Mitglieder erhalten monatlich Informationen über ihr Theater, den aktuel74

len Spielplan, den „Impuls“ und das jährliche Spielzeitheft. Der entscheidende Grund dafür, dass neue Mitglieder zur Gesellschaft kamen war allerdings der neue Vorsitzende, Manfred Walther. Er warb unaufhörlich, stetig, nicht nachlassend, mit charmanter Penetranz (der Begriff sei gestattet) für die Theatergesellschaft und für das Theater. Verändert hat sich aber auch die Wahrnehmung von Theater. Als die Gesellschaft gegründet wurde, war für „gelernte DDR-Bürger“ Theater eine Selbstverständlichkeit, eine preiswerte noch dazu. Auf den Gedanken, dass das Schweriner Theater um seine Existenz kämpfen muss, wäre vor 1989 niemand gekommen. Wenn etwas bedroht ist, gar zu verschwinden droht, wird man sich seiner Bedeutung und Notwendigkeit bewusst – das traf und

Ehrenmitglied des Theaters Günter Grewolls gratuliert der Sängerin Rachael Duncan zum Ekhof-Preis.

trifft leider auch auf Einrichtungen von Kunst und Kultur zu, wie traurige Beispiele aus ganz Deutschland belegen. Um so wichtiger und um so besser, wenn sich Theaterfreunde aus Schwerin, aber auch der näheren und ferneren Umgebung für ihr Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin engagieren. Die Eröffnung des Theaterladens 1996 war ein wesentlicher Punkt in der Entwicklung der Gesellschaft und 1998 die Herausgabe einer Publikation über die Geschichte des Schweriner Theaters. „Morgen war Premiere“ ist der Titel des im Demmler-Verlag erschienenen Buchs, das die Autoren Manfred Zelt, Jürgen Borchert und Dr. Werner Stockfisch erarbeitet haben.

Zum Mitglieder-Leben gehören seit 2000 die Brunchs im Frühjahr und im Herbst, die Soireen, die von der Sparkasse MecklenburgSchwerin und der Brauerei Lübz unterstützten Premierenfeiern im Konzertfoyer, der Talk im Theater und die Fahrten zu anderen Theatern im In- und Ausland. (Nur wer sich woanders umschaut, weiß, was er zu hause hat.)

Eine wahrhaft „große Baustelle“ nahmen die Theaterfreunde 1998 in Angriff: Die Restaurierung des Schmuckvorhangs „Apollo und die Musen“. Er war von dem Düsseldorfer Maler Ernst Hartmann für das 1886 neu eröffnete Hoftheater geschaffen worden, aber der Zahn der Zeit sowie Wasser und unsachgemäßer Umgang haben das historisch wertvolle Stück in einen bedauernswerten Zustand versetzt. Nach dem das Landesamt für Denkmalpflege den kulturund kunsthistorischen Wert des Schmuckvorhangs bestätigten, wurde mit der Sammlung von Spenden begonnen. Am Ende stand die beeindruckende Summe von 185.000 DM zur Verfügung. Die Restauratoren Andreas Mieth, Martina Bunge, Roland Engel und Ekkehard Koch haben monatelang in einer Halle der KGW Schweriner Maschinenbau GmbH – die dank des Engagements von Jörgen Thiele vom Unternehmen kostenlos überlassen wurde – am Schmuckvorhang gearbeitet. Am 9. Juli 2000 wurde der prächtige, neun Meter hohe und zwölf Meter breite Schmuckvorhang der Öffentlichkeit präsentiert. Das Wirken der Theaterfreunde besteht aber nicht nur darin, Geld für Projekte und Objekte zusammenzutragen. Die Geselligkeit, verknüpft mit Informationen über das Theater und Beiträgen aus dem Theater kommt nicht zu kurz.

Ein Höhepunkt der Aktivitäten der Theaterfreunde in den 20 Jahren ihres Bestehens war am 20.12.2002 die Gründung der Bürgerstiftung. Aus Mitgliedsbeiträgen, Gründungsspenden von Unternehmen und Einzelpersonen kam das Gründungskapital von 65.000 Euro zusammen. Mit den Mitteln aus den Erlösen des Stiftungskapitals soll geholfen werden, das Schweriner Theater in seiner Vielfalt an Angeboten zu erhalten. Seither gilt die Aufforderung an alle: Bürger geht stiften!

Treue, beständige Zuschauer sind für das Theater wichtig, deshalb wurde 2002 eine bis heute gültige Abonnenten-Werbung gestartet. Der Aufruf „Bürger, besetzt euer Theater“ ist keine Aufforderung zur Rebellion, es ist eine Einladung, möglichst oft auf den Theatersesseln zu sitzen – am besten als Abonnent.

Im Januar 2003 wurde im Rahmen eines festlichen Konzerts zur Eröffnung des wiederhergestellten Konzertfoyers dem Theater eine neuer Konzertflügel, ein Modell aus dem Haus Steinway&Sons, übergeben, der mit über 50 Prozent durch Spendenaufrufe der Theaterfreunde finanziert wurde. Mit Gedenktafeln an historischen Gebäuden erinnerten die Theaterfreunde an große Persönlichkeiten, an den 120. Todestag von Friedrich von Flotow, den 190. Geburtstag von Richard Wagner, den 80. Geburtstag von Kammersängerin Hanne-Lore Kuhse. Zum 225. Todestag von Conrad Ekhof wurde an der Büste des Künstlers eine Plakette angebracht. Die unterhaltsamen und informativen Veranstaltungen der Theaterfreunde erfreuen sich inzwi-

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schen so großer Beliebtheit, dass die Plätze nicht immer ausreichen. Auf der Mitgliederversammlung 2004 wurde dem Theater eine vom Bildhauer Günter Kaden gestaltete Büste des ehemaligen Hoftheaterintendanten Friedrich von Flotow übergeben. Sie wurde dort aufgestellt, wo sie hingehört – im Flotow-Zimmer, in dem bis dahin eine Büste des Dirigenten Alois Schmitt stand, die nun in das Konzertfoyer „umzog“. Materiell unterstützt wurde das Theater durch die Finanzierung einer Sprinkleranlage und eines Rednerpults (hinter dem wohl eher Gäste als Künstler stehen). Bereitgestellt wurde auch schon ein erheblicher Betrag für die Renovierung des Parkettfoyers.

den. Als Dank dafür wird eine Namensplakette des Erwerbers am Stuhl angebracht. Bei der alljährlichen Mitgliederversammlung nahm Generalintendant Joachim Kümmritz gleich zwei Schecks entgegen: 20.000 Euro für die Renovierung des Parkettfoyers, 6.700 Euro für das Orientierungssystem. 2007 ist die magische 1.000 erreicht, das 1.000 Mitglied registriert worden, damit ist die Gesellschaft der Freunde des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin e.V. der mitgliederstärkste Kulturförderverein in MV. Gut, dass so viele Theaterfreunde sich als Besetzer zu erkennen gaben und Theatersessel erwarben, mit 120.000 Euro konn-

Die Programme von „Puppen im Park“ wurden regelmäßig von den Theaterfreunden unterstützt.

mit den gleichen Ehrungen gewürdigt, auch er verließ den Vorstand. Zum neuen Vorsitzenden der Gesellschaft wählte die Mitgliederversammlung Dr. Michael Jungrichter und bestätigten Marianne Rohde (Schatzmeisterin) Michael Krug (Beisitzer), Matthias Kunze (Stellvertreter) und Holger Saubert (Stellvertreter) in ihren Ämtern, neu gewählt in den Vorstand wurden Werner Skoeries (Beisitzer) und Gudrun Wendt (Schriftführerin).

Immer mal wieder übergab die Schatzmeisterin Marianne Rohde einen Scheck an den Generalintendanten Joachim Kümmritz.

Schülerinnen und Schüler aus Real- und Hauptschulen (von der 8. Klasse an) ins Theater zu holen, das ist der Inhalt des „Schülerprojekts“ der Theaterfreunde. Den teilnehmenden Klassen werden Theaterbesuche finanziert und außerdem Unterrichtsmittel wie CDs, Textbücher etc. bezahlt. Das Schülerprojekt ist bis heute ein ganz wichtiger Schwerpunkt in der Arbeit der Theaterfreunde. 2006 rief die Gesellschaft ihre Mitglieder und alle Freunde des Theaters zu einer außergewöhnlichen Aktion auf: Sichert Euch Euren Sessel im Theater! Gestartet wurde die „Sesselaktion“, symbolisch konnten und können die neuen Theatersessel für 400 Euro pro Stück erworben wer-

te die Renovierung des linken Rangfoyers maßgeblich befördert werden. Abschied und Aufbruch ist die Überschrift für das Treffen der Theaterfreunde im Herbst 2008. Nach zwölf Jahren überaus erfolgreicher Arbeit im Ehrenamt wurde Manfred Walther als Vorsitzender verabschiedet. Auf Vorschlag des Vorstands wurde Manfred Walther die Ehrenmitgliedschaft verliehen und ihm zu Ehren ein Sessel erworben. Der langjährige Schriftführer des Vorstands, Heinz Müller, wurde

Die hohe Spendenbereitschaft der Mitglieder der Gesellschaft und eine jährliche Spende von der Sparkasse MecklenburgSchwerin machen es möglich, dass pro Spielzeit Zehn- bis Zwölftausend Euro für das Schülerprojekt zur Verfügung stehen. Immer mehr Schulen und Klassen beteiligen sich an dem 1997/98 ins Leben gerufenem Projekt – und es kommen weitere Anfragen. Um denen nachzukommen fragt die Gesellschaft ihrerseits an – bei Sponsoren. Die wurden und werden gesucht für ein weiteres großes Vorhaben der Theaterfreunde: 100.000 Euro zu sammeln für das neue Inspizientenpult, das Herzstück jeder Vorstellung im Theater.

Theater ist...

... Lebenselixier, wichtiger Freizeitbestandteil, geistige Auseinandersetzung und Erholung. Holger Saubert

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2010 wurde erstmals zum TheaterFreundeTreff eingeladen. In lockererer, ungezwungener Atmosphäre wird da über das Theater im allgemeinen und das Schweriner Haus im konkreten, über Kunst und Kulturpolitik diskutiert. „Ein begeisterndes Theater braucht viele Freunde“ – das war ein Slogan, mit dem die Theatergesellschaft Mitglieder suchte. Aus 52 sind mehr als 1.000 geworden – aber Freunde kann man ja nie genug haben, und begeisternd ist das Mecklenburgische Staatstheater Schwerin immer wieder.

20 Jahre nach der Gründung der Gesellschaft der Freunde des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin e.V. noch immer aktive Mitglieder – unser Dank an Günter und Hannelore Cordes Dr. Hans-Joachim und Dr. Elisabeth Frauendorf Günter Hagemann Helmut P. Hagge Irma Lange Klemens Meiske Rudolf und Ruth Mrasek Heinz und Hannelore Müller Günter Rogin Holger Saubert Ursula Schwiemann Dorothea Thieme

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Ausblicke Seit 1972 ist der Veterinärmediziner Dr. Michael Jungrichter in Schwerin, besucht als Abonnent seit 1976 die Konzerte und Vorstellungen im Schweriner Theater. Mitglied der Gesellschaft der Freunde des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin e.V. wurde Dr. Jungrichter 1997, 2008 wählte ihn die Mitgliederversammlung zum Vorsitzenden. Erste Frage an den Vorsitzenden: Warum braucht das Theater eigentlich (eine) Gesellschaft ? Theater lebt von Besuchern, die möglichst oft und regelmäßig in die Vorstellungen kommen. Eine Gesellschaft von Unterstützern und Freunden kann über Informationen zu den Vorstellungen als Multiplikator wirken, damit neue Besuchergruppen erreicht werden und es sich herumspricht, warum es gut ist, dies und jenes Stück zu sehen. Darüber hinaus ist unser Ziel zu helfen, das Mehrsparten- Theater in Schwerin in seiner bundesweit anerkannten Qualität zu erhalten. Dies wollen wir immer wieder in das öffentliche Bewusstsein rücken, auch in das Bewusstsein von Politikern. Was hat das Theater von der Gesellschaft? Die Gesellschaft hilft dem Theater bei der Zuschauergewinnung durch Information ihrer Mitglieder über Spielplanvorhaben. Es werden Schüler im Schülerprojekt an das Theater herangeführt mit der hoffnungsvollen Absicht, dass aus ihnen später regelmäßige Thea-

Der Vorstand der Theaterfreunde: Werner Skoeries, Holger Saubert, Michael Krug, Gudrun Wendt, Matthias Kunze, Marianne Rohde, Dr. Michael Jungrichter (Vorsitzender).

terbesucher werden. Der Jugendtheaterclub wird gefördert, die Werbung von Abonnenten unterstützt. Unser Theaterladen macht das Theaterfoyer für Vorstellungsbesucher attraktiver und der erwirtschaftete Gewinn kommt dem Theater zugute. Besondere Vorhaben wären durch die finanzielle Hilfe der Theaterfreunde nicht oder erst später realisierbar gewesen (Schmuckvorhang, Konzertflügel, Inspizientenpult, „Sesselaktion“). Durch die Vergabe des Conrad Ekhof-Preises wird jährlich ein junger Künstler gefördert (wichtig für künftige Engagements). Auch dabei wird versucht, Unternehmer und Politiker einzubeziehen und sich so zum Theater zu bekennen. Was haben die Mitglieder von der Gesellschaft? Sie erhalten regelmäßig Informationen über das Theatergeschehen und den Spielplan. Es werden Veranstaltungen im Theater und mit Künstlern angeboten (Brunch, Herbstsoiree,

So ein Theater...

Ein junger Schauspieler beschwerte sich unzufrieden: „In dem neuen Stück hat man mir nur einen einzigen Satz gegeben.“ „Nun, manchmal genügt schon ein Satz, um berühmt zu werden, denken Sie nur an Götz von Berlichingen!“ 76

TheaterFreundeTreff).. Theaterfahrten werden organisiert. Mitglieder haben bevorzugten Zugriff auf Theaterfestkarten. Was tun die Mitglieder dafür? Mit dem Jahresbeitrag und regelmäßigen oder Sonderspenden werden Unterstützungsvorhaben möglich. „Dienst“ im Theaterladen ist Service für Theaterbesucher. Besuchertreue in „ihrem“ Theater und

Immer Sponsoren für den Ekhof – Preis finden. Das Inspizientenpult – Projekt zum Abschluss bringen (von 100 000 € fehlen nur noch 20 000 €). Auch die restlichen ca. 80 Sessel „verkaufen“. Das 1111. Mitglied begrüßen zu können. Den Mitgliedern weiterhin interessante und spannende Veranstaltungen bieten.

Theater ist...

… für mich etwas Heimat, etwas Entspannung. Mein Vater war an diesem Haus Theatermaler und wir Kinder waren viel in diesem Haus und in vielen Vorstellungen. Mein Vater schloss uns zu Generalproben oft die Tür zum dritten Rang auf und wir waren natürlich mucksmäuschen still. Dr. Bärbel Krüger bei den Gesellschaftsveranstaltungen ist für viele Herzenssache. Was hat die Gesellschaft in Zukunft vor? Lobbyarbeit für das Theater leisten, damit es unverzichtbares Zeichen von Kultur in der Landeshauptstadt und „Leuchtturm“ in der Region Westmecklenburg bleibt, dabei als Vorstand als Team wahrnehmbar sein. Weiterhin das Schülerprojekt ermöglichen, auch wenn die finanzielle Unterstützung anderer Institutionen wegfällt.

Warum brauchen wir (unser) Theater, warum ist es wichtig? Theater ist „Lebensmittel“, es hat nach wie vor einen Bildungsauftrag und ist unverzichtbarer Teil für das Zusammenleben in einer Region (der Region Westmecklenburg). Es ist auch ein „Wohlfühlfaktor“ und Kommunikationszentrum. Darüber hinaus ist es direkt und indirekt Wirtschaftsfaktor für Schwerin und die Region. Mit einem Satz: Theater muss sein!

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Ein Preis und sein Namensgeber

Alljährlich wird einmal im Jahr an eine junge Künstlerin bzw. einen jungen Künstler für besondere Leistungen am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin der Conrad-Ekhof-Preis verliehen. Gestiftet wurde der Preis 1998 von der Gesellschaft der Theaterfreunde – doch warum „Ekhof-Preis“, wer war der Namensgeber, wer war Conrad Ekhof?

Der 1720 in Hamburg geborene Conrad Ekhof war Schauspieler, Stückeschreiber, Theatertheoretiker und Theater-Erneuerer. Mit der Schönemannschen Theatertruppe, deren Mitglied er war, kam Ekhof 1738 in seinen Anfängen als Schauspieler erstmals nach Schwerin. Zwölf Jahre später kam die Truppe von Johann Friederich Schönemann wieder nach Schwerin und erhielt einen festen Vertrag am Hoftheater von Herzog Christian II. Ludwig. Mit dabei auch diesmal Conrad Ekhof, der mit Förderung des Hofes die „Akademie für die Kunst des Schauspielers“ gründete. Als Christian II. Ludwig 1757 starb endete die Blütezeit der schönen Künste am Schweriner Hof, ja das Theaterspielen in Schwerin wurde sogar gänzlich verboten. Schönemanns Truppe ging zunächst nach Hamburg, wo sie sich aber schnell auflöste. Conrad Ekhof spielte dann in Hamburg Theater bei G. E. Lessing, der über ihn urteilte: „Ekhof mag eine Rolle

Conrad Ekhof „Vater der deutschen Schauspielkunst”

Friedrich von Flotow Opernkomponist

Alois Schmitt Kapellmeister

machen, welche er will – man erkennt ihn in der kleinsten noch immer für den ersten Akteur. Das Trivialste (erhält) in seinem Munde Neuheit und Würde, das Frostigste Feuer und Leben.“ Eine Einschätzung, die übrigens

vom einfachen Publikum bestätigt wurde, wie folgende Anekdote beweist: Als Conrad Ekhof, der „Vater der deutschen Schauspielkunst“, einmal in Lüneburg den Bauern in „Wucherer – Ein Edelmann“ spielte, richtete ein Bauer, der eben in der Komödie war und die realistische Darstellung Ekhofs bewunderte, an seinen Nachbar die treuherzige und für den Künstler so ehrenvolle Frage: „Wu in alle Welt hebben die Lüd den Buern hernahmen?“ Conrad Ekhof war zuletzt Mitglied des Hoftheaters in Gotha, wo er 1778 starb. Friedrich Schiller meinte zwar „Dem Mimen pflicht die Nachwelt keine Kränze...“ – aber sie benennt Preise nach den Mimen: Es gibt die Kainz-Medaille, den Iffland-Ring und in Schwerin den Ekhof-Preis. Wer ihn in dieser Spielzeit überreicht bekommt – verbunden mit einem Preisgeld von 2.500 Euro, für das die Theatergesellschaft jeweils einen Sponsor sucht, der so seine Verbundenheit mit dem Schweriner Theater bekundet – steht noch nicht fest. Die bisherigen Preisträger waren: Stefan Haufe (1998), Thorsten Merten (1999), Martin Ackermann (2000) Rosita Kekyte (2001), Markus Wünsch (2002), Katrin Huke (2003), Ulrike Ludewig (2004), Rachael Duncan (2005), Kellymarie Sullivan (2006), Jens Böcherer (2007), Charlotte Sieglin (2008), Lars Scheibner (2009), Katrin Hübner (2010). Die diesjährige Ekhof-Preisverleihung ist am 2. Oktober im Konzertfoyer. Neben dem Ekhof-Preis verleiht die Theatergesellschaft die „Vergoldete Conrad-Ekhof-Medaille“ und die „Vergoldete Friedrich-vonFlotow-Medaille“.

Theater ist...

Ka.

... sinnvolle Freizeit, abschalten vom Alltag. Immer überraschend, nicht enttäuschend. Jutta Heine Zeichnung: Felix Karweick

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Bürger geht stiften Eine durchaus ernst gemeinte Aufforderung der Theatergesellschaft Wie unterstützt man ein Theater? Am besten natürlich, in dem man eifrig die Vorstellungen, Konzerte, Matineen besucht, dann seinen Freunden und Bekannten davon berichtet und sie so ebenfalls zu Theaterbesuchen animiert. Aktiv werden kann man auch als Mitglied der Theatergesellschaft, indem man im Theaterladen einkauft – die erwirtschafteten Gewinne fließen vollständig ins Theater – oder man geht stiften. „Stiften gehen“ aber bitte nicht assoziieren mit „abhauen“, stiften steht hier für schenken, für finanzielle Zuwendungen an die „Bürgerstiftung der Theatergesellschaft“. Im Jahr 2002 wurde sie gegründet, im Januar 2003 bekam sie die staatliche Anerkennung, einen Monat später die steuerliche Gemeinnützigkeit – die erste Bürgerstiftung an einem deutschen Theater. Das Stiftungskapital betrug 65.000 Euro, die Namen der Gründungsstifter und der erste Zustifter hatten Platz auf wenigen Tafeln im Kassenfoyer des Schweriner Theaters. Das hat sich geändert: Die Zahl der Namenstafeln steigt und dementsprechend auch die Summe des Stiftungskapitals. Mitte Januar, als dieser Beitrag geschrieben wurde, betrug das Stiftungskapital 225.000 Euro – diese Zahl wird sicher schon überholt sein, wenn am 6. März die Theatergesellschaft ihr 20jähriges Jubiläum feiert. Der Vater des Gedankens einer Bürgerstiftung – und dann auch der Umsetzung in die Tat – war Manfred Walther. Der ehemalige Sparkassendirektor war von 1996 bis 2008 Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde des Mecklenburgischen Staatstheaters. Dass sowohl die Theatergesellschaft als auch die Bürgerstiftung einen Stellenwert haben, ist wesentlich dem unermüdlichen Werben Manfred Walthers zu danken – der Beitrittsformulare für beide Einrichtungen ständig in der Tasche hat. „Bürger anstiften Gutes zu tun für

Der Vorsitzende der Gesellschaft der Theaterfreunde, Dr. Michael Jungrichter, überreicht die Stiftungsurkunde an Sparkassendirektor Diedrich Baxmann und seine Ehefrau Lubomira (3. v. r.). Erster Gratulant war Manfred Walther, der Initiator der Bürgerstiftung. 2. v. r. Karin Jungrichter. Foto: G & G

ihr Theater“, ist sein Anliegen, das verdiente Anerkennung erfuhr: Am 6. Dezember, dem Tag des Ehrenamtes, zeichnete Bundespräsident Christian Wulff Bürgerinnen und Bürger mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland aus. Zu den so für ihr soziales und kulturelles Engagement gewürdigten Persönlichkei-

ten gehört auch Manfred Walther. Die Theaterliebe von Manfred Walther begann wie bei vielen späteren Theaterenthusiasten mit einem Weihnachtsmärchen. Daher nicht verwunderlich, dass ein Anliegen der Theatergesellschaft die Förderung von Theaterprojekten für Kinder und Jugendliche ist. So wurden Jah-

So ein Theater...

Im Weimarer Nationaltheater spielte man Shakespeare. Das Publikum war bereits im Bann des Geschehens, als die Schließerin noch eine Gruppe von Nachzüglern leise in das Parkett einließ. Im gleichen Augenblick hatte einer der Schauspieler auf der Bühne seinen Auftritt. Sein Partner herrschte ihn – entsprechend Textbuch – an: „Wer seid Ihr, woher kommt Ihr?“ Verlegen rief da einer von den Zuspätgekommenen zur Bühne hinauf: „Wir sind von der LPG, unser Bus hatte unterwegs Motorschaden.“ Ein Schelm, der für „Weimar“ etwas anderes denkt....

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resüberschüsse an den JugendTheaterClub und für das Programm „Puppen im Park“ zur Verfügung gestellt. Je höher das Stiftungskapital, desto höher der Jahresüberschuss – aus diesem Grunde die Aufforderung: Bürger geht stiften! Ka

Kontakte und weitere Informationen: Bürgerstiftung der Theaterfreunde Schwerin Alter Garten 2 19055 Schwerin Tel. 03860/723 E-Mail: buergerstiftung @theater-schwerin.de www.theater-schwerin.de/ buergerstiftung 83


Der schönste Ball überhaupt – das Theaterfest


Generalintendant Joachim Kümmritz mit charmanter Begleitung.

Tags Arbeit, abends Gäste – das ist für die Mitarbeiter des Schweriner Theaters Alltag, aber einmal im Jahr, da ist es etwas Besonderes, da ist der Titel der Abendvorstellung „Theaterfest“. Doch bevor das rauschende Fest starten kann, muss gebaut, das Bühnenhaus in ein Ballhaus verwandelt werden. Am Freitag beginnt die große Aktion, an der der komplette technische Apparat des Theaters beteiligt ist. Die Kostümabteilung sichtet schon Tage die Materialien, für den Fall, dass noch zu waschen, reinigen und zu bügeln ist. Die größten Verwandlungen passieren auf der Bühne und im Zuschauerraum. Der wird überbaut, von der geöffneten MittelLoge führt eine „Showtreppe“ – natürlich mit einem roten Teppich belegt – auf die in einen Ballsaal verwandelte Bühne. Dort sitzen die Gäste zwischen den Kulissen aus aktuellen und vergangenen Inszenierungen – ein zusätzlicher Rätselspaß, herauszubekommen, was zu welchem Stück gehört. Ähnlich ist es mit den Kostümen,

Lose für die Lotterie waren gefragt. MECKLENBURG SCHWERIN delüx - Theater Spezial

die auf Puppen im Parkettfoyer zu bewundern sind. Manche Dame nimmt da schon eine Anregung mit für das Abendkleid der nächsten Saison. Kassenfoyer, Konzertfoyer, FlotowZimmer – in allen Räumen des Theaters wird gefeiert, gibt es kulinarische und künstlerische Angebote. Aus dem scheinbaren Chaos bei der Bauerei wird streng nach Plan, mit vollem körperlichen Einsatz und einer gewaltigen Prise Idealismus ein unverwechselbarer Festsaal – in dem am Abend nach dem Theaterfest schon wieder ganz normal Theater gespielt wird. Jochen Kowalski (Altist), der 2009 das Theaterfest moderierte, hob damals die Besonderheit des Schweriner Theaterfestes hervor: Man versucht nicht – wie andernorts – den Wiener Opernball nachzumachen. In Schwerin feiern Theaterfreunde mit ihren Künstlern, haben Freude und Spaß daran, sie in bekannten und unbekannten Rollen zu erleben.

Fotos: Silke Winkler

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Ihren Spaß hatten auch Ministerpräsident Erwin Sellering und Frau Britta.

Theater ist...

...Märchen und Staunen der Kinderzeit, „Theaterzwang“ durch das Schülerabonnement in der Schulzeit, Neugier und Diskussion während des Studiums, Lust und Frust der Berufsjahre, Genuss und Muss im Alter. Karin und Egbert Gustmann Wer meint, für das Programm zum Theaterfest wird zusammengefegt, was in den Kulissen so übrig ist, der irrt. Für diese Aufführung wird genauso ernsthaft und intensiv geprobt wie für jede andere Produktion im Haus – auch wenn es nur eine einzige Vorstellung gibt. Oper, Ballett, Schauspiel, FritzReuter-Bühne – alle Sparten des

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Theaters sind irgendwie, irgendwo beteiligt am Programm. Für die Theaterfestbesucher, die nicht nur zum Fest, sondern regelmäßig ins Schweriner Theater gehen, ist das Programm jedes Mal so eine Art „Best of“ des Spielplans, für die „Neulinge“ ein Appetithäppchen. Gewissermaßen „häppchenweise“ ist das Theaterfest im Laufe

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So ein Theater... Gefeiert wurde im Schweriner Theater schon früher. Zum XIII. Mecklenburgischen Musikfest 1903 wurde im Großherzoglichen Hoftheater ein Festball veranstaltet. Zu vermerken dabei: Im Vordergrund stand bei den Musikfesten die klassische Musik mit Händel, Bach, Beethoven, Mozart, Mendelssohn und Schubert, aber auch die neueren Meister Brahms, Rubinstein, Berlioz, Reger und Strauß wurden gespielt.

Programm aus den Anfängen.

der Jahre zu dem Ereignis geworden, das es heute ist. Die Theaterleitung und die Gesellschaft der Freunde des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin e.V. haben das Fest vorsichtig entwickelt, getreu dem Motto: Lieber langsam anfangen und sich dann steigern. Die Karten waren allerdings schon beim ersten Fest ganz schnell ausverkauft. Der Bedarf war so groß, dass sich die Theater-

leitung entschloss, in einem Jahr zwei Feste zu veranstalten, am Freitag und am Sonnabend. Das war aber nix: Alle waren genau da, wo die Anderen nicht waren – oder umgekehrt. Ein einzigartiges Fest kann es eben nur einmal geben. Man entschied marktwirtschaftlich, also über den Preis der Karten. Die sind immer noch sehr begehrt und wer „rankommen“ kann, hat in den Wochen vor dem Theater-

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fest sehr viele Freunde... Die Idee, in allen Räumen zu feiern, wurde von Anfang an umgesetzt, allerdings war dort, wo heute das elegante Konzerfoyer ist, damals noch die leicht ruinöse Kammerbühne – die Programme waren aber genauso gut wie heute. Das Schweriner Theaterfest ist langsam gewachsen – die Theaterfreunde standen und stehen Pate – und bei der 19. Auflage in diesem Jahr schon wirk-

lich erwachsen. Getanzt, gefeiert, geflirtet, gegessen, getrunken, getratscht wird beim Schweriner Theaterfest wie bei jedem x-beliebigen Ball – aber das unverwechselbare Ambiente des Theaters, das Gefühl, beteiligt zu sein an einer großen Inszenierung, das macht das Schweriner Theaterfest so besonders, zum schönsten Fest in Norddeutschland. Ka.

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Eine mysteriöse musikalische Geschichte

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beschäftigt, versucht er doch gerade, die keusche Susanne zu verführen. Aber selbst wenn er ihr die Blume von Hawaii bringen würde, er hat keine Chance. Deren Herz und Wiener Blut bringt nur der Bettelstudent in Wallung. Dabei besitzt der nur zwei Krawatten. Und eine davon muss er sogar noch hergeben, wenn der Vetter aus Dingsda bei Madame Pompadour Eindruck schinden will. Ein Opernball soll der Ort sein, wo er sie becircen will, eine Idee, die auch der Graf von Luxemburg und der Zigeunerbaron hatten. Ob es zu einem Happy End kommt ist ungewiss – auf jeden Fall steigt zum Schluss ein Feuerwerk. Ka.

(28 Operettentitel sind im Text)

Eine glückliche Reise wünschte der fidele Bauer, als er die lustige Witwe verabschiedete. Die Dame brauchte dringend Erholung im Weißen Rössl, denn das Pariser Leben, das sie mit ihren adligen Freundinnen, der Gräfin Mariza und der Csardasfürstin, genossen hatte, war eben doch anstrengender als nur eine Nacht in Venedig. Allerdings könnte man dort Paganini treffen, der ja viel aufregender ist als der Zarewitsch oder Gasparone. Ganz andere Sorgen hat der Vogelhändler, bevor der von einer Hochzeitsnacht im Paradies auch nur träumen darf, muss ihm die Fledermaus ins Netz gehen. Die flattert nämlich gerade durch das Land des Lächelns und erschreckt die schöne Helena. Wenn sie könnte, würde sie ja bei Orpheus in der Unterwelt um Asyl bitten, doch der ist zu

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für die Knöpfchen Theaterfreunde kümmern sich um modernes Inspizientenpult „Achtung! Und ab!“ – das sind Begriffe, mit denen Christine Curth und Krzysztof Moleda Signale geben um manchmal gleich mehrere Züge in Bewegung zu

Krzysztof Moleda an ihrem neuen Inspizientenpult, dem „Zentralorgan“ aller Theatervorstellungen. Der Begriff „Zentralorgan“ für diese Schaltstelle hin-

Am Inspizientenpult arbeiten Christine Curth und Krzysztof Moleda.

bringen. Die Beiden arbeiten aber nicht, wie zu vermuten ist, bei der Bahn, sondern im Theater. Beim Theaterfest geben sie ihre Kommandos sogar sichtbar für das Publikum. Ein bisschen stolz stehen Christine Curth und Wer die Finanzierung des Inspizientenpults mit einer Spende unterstützen möchte: Konto 340 014 741 BLZ 140 520 00 bei der Sparkasse Mecklenburg-Schwerin. (Für das Finanzamt genügt bis zu 200 Euro als Spendennachweis der Kontosauszug, für höhere Summen gibt es eine Spendenquittung)

ter, oder wie im Schweriner Theater neben der Bühne, steht genau so in einem Nachschlagewerk zum Thema Theater. Vom ersten bis zum letzten Moment einer Theatervorstellung – ganz gleich welcher Sparte – wird alles durch den Inspizienten gelenkt und überwacht. Das beginnt mit dem Einklingeln, der Aufforderung an die Zuschauer, ihre Plätze einzunehmen, und endet mit den Vorhängen zum Schlussapplaus. „Das ist eindeutig das komplizierteste an einem Abend“, sagt Christine Curth, „denn im Gegensatz zu allen Vorgängen auf, hinter, über und unter der Bühne kann man die Aktionen vor der Bühne, die Reaktionen des Publikums auf eine Aufführung nicht planen.“

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Der Technische Direktor des Mecklenburgischen Staatstheaters Peter Meißner hält ein leidenschaftliches Plädoyer für die Arbeit der Inspizienten: „Sie tra-

Foto: Silke Winkler

gen eigentlich die Hauptverantwortung für den Ablauf einer Theatervorstellung, sie sind verantwortlich für die Sicherheit aller Leute auf der Bühne. Vor Beginn der Aufführung muss der Inspizient kontrollieren, ob die richtige Dekoration auf der Bühne steht, ob alle Requisiten vorbereitet sind, ob die Techniker da sind.“ Per Licht- und Tonsignal schickt der Inspizient seine Ansagen in alle Bereiche, die an einer Vorstellung beteiligt sind. Vom Inspizientenpult aus werden die Umbauten zwischen den Akten und Szenen gelenkt. Da ist der Kamera-Kontakt – möglich durch die neu installierten Kameras in der Untermaschinerie – besonders bei musikalischen Produktionen

ganz wichtig. So darf der Dirigent erst dann den Einsatz geben, wenn alle Kulissen an Ort und Stelle stehen, hängen, liegen. Eine Frage muss sein, gab es schon Pannen? Da wird kein Theatermensch wirklich aus dem Nähkästchen plaudern, denn „kleinere Pannen passieren immer mal, das ist Theater live, und solange das Publikum nichts merkt, ist alles in Ordnung“, sagt Christine Curth. Jede Vorstellung ist einmalig – für die Zuschauer, die Beteiligten auf und hinter der Bühne, also auch für den Inspizienten, der Dienst tut an dem neuen Pult. Dieses neue Inspizientenpult, das schon eine Spielzeit im Einsatz ist, ist vollgestopft mit modernster Elektronik. Es ist nicht extra für das Schweriner Theater angefertigt, sondern in Modul-Bauweise errichtet worden – trotz dieser sparsamen Variante kostet das so wichtige Teil rund 100.000 Euro. Eine stolze Summe, und die Theatergesellschaft hat den Ehrgeiz, dieses Geld aufzubringen. Das Gros ist geschafft – aus den Erlösen der symbolischen Sesselverkäufe, dem Ertrag des Stiftungskapitals der Bürgerstiftung der Theatergesellschaft, einer Zuwendung der Sparkasse und vielen Einzelspenden und auf der Mitgliederversammlung der Theaterfreunde am 19. September 2010 überreichte Dr. Jungrichter, der Vorsitzende der Theatergesellschaft, einen prall gefüllten Geldkoffer. Damit sind 80.000 Euro zusammengetragen worden – und die restlichen 20.000 sind sicher noch zu schaffen. Der 20. Gründungstag der Theatergesellschaft wäre doch ein passender Anlass, ins Portemonnaie oder aufs Bankkonto zu schauen... Ka. Foto: Silke Winkler

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DIGITAL DESIGN

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YÄ≤zxÄ t das Theater

Er be

Matthias Kunze vom Piano-Haus-Kunze betreut die Tasteninstrumente im Haus

Beim Neujahrskonzert wurde er gebraucht, beim 4. Sinfoniekonzert und zum 3. Stiftergala-Konzert am 25. März wird er wieder auf der Bühne stehen – der große Konzertflügel des Mecklenburgischen Staatstheaters. Wo aber steht das Instrument in der Zwischenzeit? Lakonische Antwort von Matthias Kunze: „In der Flügelgarage.“ ??? Flügelgarage??? Keine Wissenslücke, wenn man das Wort noch nie gehört hat, nicht mal alle Theatermitarbeiter kennen es – und wissen demzufolge auch nicht, wo sie ist und wie sie aussieht, diese besondere Garage. Sie steht auf der Unterbühne und sieht aus wie ein großer Container. Das Spezielle ist ihr voll klimatisiertes Innenleben. Ein Befeuchtungssystem verbraucht rund zehn Liter Wasser innerhalb von 24 Stunden – nötig, damit die beiden dort geparkten Konzertflügel optimal aufbewahrt werden können. Die beiden „Schmuckstücke“. Der Große Konzertflügel Modell D, Baujahr 1991 und der Kleine Konzertflügel Modell B, Baujahr 2002 (ein Geschenk der Theatergesellschaft) sind Instrumente aus dem Haus Steinway and Sons, der weltweiten Nummer Eins im Bau von Konzertflügeln. Doch das Schweriner Theater hat nicht nur die beiden Steinways, insgesamt gehören rund zwanzig Instrumente zum Bestand. Das sind Pianos und Flügel und dazu zählen auch zwei Cembali. Das dritte Cembalo ist aus dem Jahr 1984 und damit das älteste Instrument im Haus – und es hat in der Instrumentenbestandsliste den Vermerk: konzertuntauglich!!! – Matthias Kunze kennt alle Tasteninstrumente im Theater, seit 1980 stimmt er sie, die ersten zwei Jahre noch „auf Zuruf“, seit 92

1982 hat er einen Vertrag mit dem Schweriner Theater, der bis heute besteht. „Ich bekomme vom Orchesterdirektor Gebhard Kern den Orchesterdienstplan, der wird abgeglichen mit dem Spielplan und danach wird dann der Stimmplan erstellt“, erläutert Matthias Kunze seine Arbeit. „Die Probeninstrumente werden im August, November, Februar und Mai gestimmt, der Bühnenflügel ist jede Woche dran.“ Er ist das Stück, das am stärksten beansprucht wird, in doppelter Hinsicht: „Zum einen ist er bei fast jeder Probe auf der Bühne im Einsatz, sowohl im Musiktheater als auch im Schauspiel. Zum anderen wird das Instrument

Matthias Kunze in der Flügelgarage.

ständig in verschiedene „Klimazonen“ bewegt: Auf der Hinterbühne ist es eisig kalt, vorne ist es durch die Scheinwerfer richtig heiß. Deshalb hat der Bühnenflügel auch nur eine Lebensdauer von fünf bis sechs Jahren. Dann kommt er gewissermaßen in die zweite Reihe, in einen der Probenräume.“ Um zu

seinen Klavieren zu kommen, ist Matthias Kunze im Theater treppauf, treppab unterwegs: Chorsaal, Ballettsaal, Orchesterprobenraum, Fritz-ReuterBühne, Zimmer vom GMD – bei dem steht ein Kawai-

Fotos: G&G

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Flügel von 1994 – Probenzimmer... Auch in den TheaterAußenstellen, dem E-Werk und der Probebühne in Görries stehen Instrumente und bei der Theater-Theken-Nacht wird der volle Einsatz vom Piano-HausKunze gefordert. Da geht es mit Sonder-Durchfahrtsgenehmigungen von Kneipe zu Kneipe quer durch die Stadt. An die frische Luft kommt jeden Sommer ein Piano, mit Rollwagen und Beschallung ist es bei den Proben zu den Schlossfestspielen im Einsatz. Der aktuelle Zustand der Klaviere im Schweriner Theater wird mit Noten bewertet: Von 1,5 für die Steinways, die Cembali, einen Schimmel-Flügel bis zur 5, wobei ab Note 4 schon die Bemerkung „zu Ende spielen, Reparatur zwecklos“ steht. Zum Glück taucht das in der Instrumentenbestandsliste eher selten auf.

Passiert es auch mal, dass für ein Konzert ein besonderer „Gastflügel“ besorgt wird? „Solche Ansprüche stellen nur die Pianisten, die sich das Schweriner Theater leider nicht leisten kann, das sind dann wirkliche Weltstars“, so Matthias Kunze. Aber ein sehr spezielles Teil hat er ins Haus geholt: „Im November 1991 hatte das Ballett „Rhapsody in Blue“ Premiere. Stefan Malzew, heute Generalmusikdirektor und Chefdirigent der Neubrandenburger Philharmonie, spielte in dieser Inszenierung den Klarinetten- und Klavierpart. Da habe ich einen gläsernen Flügel der Firma Schimmel geholt. Übrigens das Instrument, das Udo Jürgens auf seiner Tournee benutzte.“ Wie genießt eigentlich ein Fachmann ein Klavierkonzert? „Immer dann, wenn ich mit dem Flügel auf der Bühne nichts zu tun habe.“ Ka.

Piano mit Rollwagen auf dem Alten Garten.

Theater ist...

.. etwas Schönes, wenn man es gut und immer wieder neu macht. Heiko Christen

Foto: Theater/Silke Winkler

Idyllische Orte, ein überraschendes, immer neues Programm und ein bei jedem Wetter treues und begeistertes Publikum – das sind die Zutaten, wenn die Mecklenburgische Staatskapelle Schwerin mit ihrem Generalmusikdirektor Matthias Foremny auf

Schlössertour durch Mecklenburg geht. Die Konzertreihe ist eine Kooperation mit den Staatlichen Schlössern und Gärten Mecklenburg-Vorpommern. Den Auftakt macht das Konzert am 5. Juli 2011 um 21 Uhr in der Freilichtbühne Schwerin

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So ein Theater... 1894 wurde im Schweriner Theater mit Wagners „Meistersinger“ an den 400. Geburtstag von Hans Sachs erinnert.Die SchumacherInnung Schwerins veranstaltete einen sozialen Abend zu Ehren von Hans Sachs, der ja Schuh-Macher und Poet dazu war. 93


im Theater

Rosemarie Rouvel ist eine von 41 ehrenamtlichen Betreuern des Theaterladens. Fotos: G & G

„Das Theater ist ein Unternehmen, das Abendunterhaltung verkauft“ – so eine Anmerkung des Theatermanns Bert Brecht. Den Zugang zur Abendunterhaltung kauft man in Form von Eintrittskarten an der Theaterkasse. Aber kann man sonst – außer Pro94

grammheft und PausenErfrischung – noch etwas im Theater kaufen? Ja man kann, in Schwerin auf jeden Fall, denn im Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin gibt es einen Theaterladen, den ersten seiner Art in Deutschland.

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Ein kleiner Raum im Kassenfoyer des Schweriner Theaters ist seit fünfzehn Jahren das Domizil des Landes. Am 8. November 1996 wurden erstmals die Türen aufgeschlossen. Im Laufe der Jahre hat sich das Aussehen genauso verändert wie das Angebot. Eins ist aber geblieben: „Die Erlöse der Verkäufe kommen ausschließlich dem Staatstheater zugute. Betrieben wird der Theaterladen von ehrenamtlichen Helfern.“ Es sind 41 ehrenamtliche Mitarbeiter, die den Theaterladen führen. Werner Skoeries vom Vorstand der Theatergesellschaft ist der Koordinator, Christel Fleischmann macht die Einsatzpläne und Evelin Hugger besorgt den Einkauf. Deutschlandweit werden Angebote eingeholt für interessante Artikel, die irgendwie mit Theater, mit Kunst in Verbindung gebracht werden können. Praktisches ist dabei wie mit Noten bedruckte Regenschirme und Taschen, Servietten und Serviettenringe, Tassen, Schreibpapier und Schreibgeräte. Selbstverständlich gibt es Bildendes wie Schauspiel-, Opern- und Konzertführer und weitere Bücher, CDs zur Unterhaltung – in die man im Theaterladen schon mal reinhören kann. Viele, viele Karten gibt es – die passen prima in

die Innentaschen des Sakkos – und natürlich ist auch der so genannte „Schnickschnack“ im Theaterladen zu haben. Das reicht vom Ohrring in Notenschlüssel-Form über die Fliege mit Noten bis hin zu witzigen Schüsseln, die aus einer AmigaSchallplatte – mit Original-Logo am Boden – geformt wurden. Ein Verkaufsrenner besonders zu den Schlossfestspielen sind Inszenierungsfotos (die gibt es von fast allen Produktionen), die, ebenso wie Plakate, kostenlos vom Theater zur Verfügung gestellt werden. Pro Monat macht der Theaterladen einen Umsatz von rund 1.000 Euro, was bedeutet, dass pro Spielzeit zwischen vier- und fünftausend Euro an Gewinn dem Schweriner Theater überwiesen werden können. Wenn im November 2011 das fünfzehnjährige Bestehen des Theaterladens gefeiert wird, dann ist Dr. Bernd Hartwig aus Bonn mit dabei. Er hatte damals die Idee zu diesem Projekt, ist also so etwas wie der „Vater des Theaterladens“. Dafür sei ihm an dieser Stelle herzlich gedankt. Ka. Foto: G&G

Geöffnet ist der Theaterladen eine Stunde vor Vorstellungsbeginn und in den Pausen.

So ein Theater... 1930 erließ der Bühnenvolksbund einen Aufruf um eine treue Theatergemeinde ins Leben zu rufen. Der hatte allerdings keinen Erfolg. In der Chronik wurde dies erwähnt um zu zeigen, wie das Staatstheater um seine Existenz zu ringen hatte.

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Es gibt noch einen Koffer in Schwerin Erinnerungen an Edgar Bennert

Vergessene Koffer spielen in der Künstlerwelt immer mal wieder eine Rolle. Schon Marlene Dietrich sang „Ich hab‘ noch einen Koffer in Berlin“. Jetzt ist wieder einer aufgetaucht. In Schwerin. Im Stadtarchiv. Von einem hierzulande bekannten Künstler: Edgar Bennert.

Im Sommer vergangenen Jahres war das schon eine kleine Überraschung im Stadtarchiv, als ein brauner Handkoffer aus Pappe abgegeben wurde, wie man ihn in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts so hatte. Der Koffer gab Auskunft über Edgar Bennert. Zwei Seiten eng beschriebener Lebenslauf, private und berufliche Fotoalben, Mitgliedsbücher und andere Erinnerungsstücke lagen Jahrzehnte in dem Koffer und der bei der Familie Maaß in Schwerin. Der Koffer gehörte eigentlich der Witwe von Edgar Bennert. Die hatte ihn, warum auch immer, einer Freundin aus dem Pudelzüchterverein zur Aufbewahrung übergeben, als sie Schwerin verließ. Nun war die Familie wieder auf den Koffer gestoßen und sie hatte einen angemessenen Platz für ihn gesucht.

Wer war Edgar Bennert? Nur wenige Schweriner kennen ihn noch, viele wissen jedoch, wer er war. Seine Büste hat einen Ehrenplatz im Parkettfoyer des Mecklenburgischen Staatstheaters und im Stadtteil Lankow trägt eine Straße seinen Namen Als Intendant hat Edgar Bennert sich über viele Jahre bleibende Verdienste um das Haus erworben. Bei den Mitarbeitern war er beliebt. In ihren Erinnerungen sprechen sie von einer Vaterfigur, gütig, verständnisvoll. Ehemalige Mitglieder des Hauses sind stolz darauf, einen von ihm unterschriebenen Arbeitsvertrag zu haben. Edgar Bennert hatte ein bewegtes Leben. Er war Schauspieler, Regisseur, Dramaturg, Journalist und Intendant. Erlernt hatte der am 16. September 1890 in Düsseldorf geborene Bennert den Beruf eines Innenausstatters, mehr konnte der einst vermögende Vater nach dem Bankrott der Firma nicht mehr leisten. Edgar Bennerts ältere Geschwister hatten alle noch eine höhere Schule besucht. Nach der Lehre entschied er sich jedoch für den Schauspielerberuf. Das erste Engagement bekam er am Düsseldorfer Schauspielhaus, von 1910 bis 1914 war

Theaterfoto aus den 1950er Jahren

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(Stadtarchiv)

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er an der Rheinischen Volksbühne. 1914 wurde er eingezogen, mehrfach verwundet, aber er überlebte den Krieg. Die Erlebnisse des Krieges brachten ihn an die Seite der Arbeiterbewegung. Während der Novemberrevolution hatte Edgar Bennert Kontakt mit revolutionären Arbeitern, las die Schriften von Karl Marx und Friedrich Engels und schloss sich vier Jahre später, im Winter 1922, der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) an, in der er verschiedene Agitpropgruppen leitete. Er begann, viele Stücke gegen die Weimarer Klassenjustiz zu inszenieren und wurde 1925 aus diesem Grund inhaftiert. Bis 1933 wurde er siebenmal für seine politische und künstlerische Tätigkeit in Haft genommen. In Bremen war er Lokalredakteur der Bremer Arbeiter-Zeitung, von 1928 bis 1933 deren Chefredakteur. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Bennert bereits 1933 im KZ Mißler in Bremen interniert. Nach Aufenthalt in verschiedenen Lagern war er fast neun Jahre lang, von 1936 bis zur Befreiung 1945, Häftling im KZ Sachsenhausen. 1942 wurde er zum Leiter der Lagerbibliothek ernannt, die bereits unter seinen Vorgängern ein Zentrum des politischen Widerstands im Lager geworden war. Bennert veranstaltete u. a. literarische Zirkel mit anderen Häftlingen. Im April 1945 musste er den Todesmarsch mitmachen und wurde im Mai 1945 in der Nähe von Schwerin befreit. Hier wurde er als Ministerialbeamter in der ersten Kulturverwaltung des Landes Mecklenburg-Vorpommern eingesetzt und gehörte im August 1945 zu den Gründern des mecklenburgischen Kulturbundes. Bereits ab Juni 1945 arbeitete Bennert als Schauspieler, Dramaturg und Stellvertreter des Generalintendanten Werner Bernhardy am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin. Unter anderem förderte er den Schweriner Übersetzer Rudolf Schaller, dessen „Antigone“ 1949 uraufgeführt wurde. Bennert unterstützte auch Schallers Vorhaben, Shakespeare neu zu übersetzen. „Die lustigen Weiber von Windsor“ hatten als erste 1952 Premiere. Im November 1949 wurde Bennert kommissarischer Intendant, 1951 dann fester Intendant des Hauses und leitete das Theater bis

zu seinem Tod im Jahr 1960. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit war die Förderung der zeitgenössischen Oper. Inszeniert wurden unter anderem Rudolf Wagner-Régenys „Der Günstling“ (1950), Werner Egks „Columbus“, Benjamin Brittens „Albert Herring“ (1959) und die Uraufführung von Dieter Nowkas „Die Erbschaft“. Unter Bennerts Intendanz und dank musikalischer Leiter wie Rudolf Neuhaus (1950–53), Karl Schubert (1953–58) und Kurt Masur (1958–60) wurde die Mecklenburgische Staatskapelle zu einem renommierten Klangkörper. Kurt Masur spricht in seinen Lebenserinnerungen mit großer Hochachtung über seinen damaligen Intendanten: „Von ihm lernte ich, tolerant zu sein. Mit ihm konnte ich über alle Probleme sprechen. Er bestärkte mich dabei in meiner Überzeugung, durch Offenheit und Vertrauen die Sänger, das Orchester und die Mitarbeiter des Hauses zu gewinnen“. Und Masur erinnert sich, dass die Musiker ihn „Papa Bennert“ nannten und wie einen Vater verehrten. Ein wichtiges Anliegen war es Edgar Bennert, dass die Landbevölkerung Theater erleben konnte. Seit 1953 ging die Fritz-Reuter-Bühne auf Reisen und gleichzeitig wurden Theaterbusse eingesetzt, um Besucher nach Schwerin zu bringen. Das Anrechtssystem besteht bis heute. Neben seiner Tätigkeit als Intendant führte Bennert bei zehn Aufführungen Regie und wirkte in 26 Inszenierungen als Schauspieler mit. Seine einzige Kinohauptrolle blieb der Lehrer Bohle in Wolfgang Schleifs DEFA-Kinderfilm „Die Störenfriede“, der größtenteils in Schwerin gedreht wurde. 1956 spielte er unter der Regie von Martin Hellberg in einem Thomas-Müntzer-Film den Kurfürsten Friedrich den Weisen von Sachsen. Mit Hedda Zinners „Der Teufelskreis“ in seiner Regie gastierte das Schweriner Theater Anfang 1955 erfolgreich in Lübeck, Hamburg und anderen westdeutschen Städten. Sein Intendantenkollege Hans Reupert aus Parchim sagte über Bennert: „Er war kein Mensch der lauten Worte. Sein Wirken war unpathetisch, realistisch und zutiefst gütig, voller Verständnis für die Widersprüche des Lebens. Für uns, die wir damals halb so alt waren wie er, war er Genosse, Freund, geistiger Vater, kurz ein Vorbild, das weit über die Jahre hinaus in die Zukunft wirkt“.

Foto: G&G

Aus der Rede von Richard von Weizsäcker am 1. Juni 1987 vor der Jahreshauptversammlung des Deutschen Bühnenvereins Theater ist eine notwendige und unersetzliche Dimension unseres Lebens, unseres Zusammenlebens, unserer Kultur. Es ist unser ureigenstes Interesse, Theater möglich zu machen und abzusichern. Ertragskraft und Rentabilität sind keine entscheidenden Kriterien der Kunst.

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Theater ist... … spannend und entspannend. Das ist die Freude auf neue Inszenierungen und Konzerte und das ist die Entspannung beim Genießen der Musik. Brigitte von Appen

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Büste im Parkettfoyer.

Wir brauchen Theater für unser Leben. Wir brauchen es nicht nur in den großen Metropolen. Es sollte möglichst von jedem Ort aus erreichbar sein. Die Vielfalt unserer Theaterlandschaft ist das vielleicht kostbarste Vermächtnis historischer Kleinstaaterei.

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Theater in Schwerin

– 1882 bis 2011

Nach der Chronik von Werner Stockfisch bearbeitet und aktualisiert

Foto: A. Bötefür/LDK

1882 Während einer Vorstellung der Posse „Robert und Bertram“ von Gustav Raeder am 16. April bricht im Bühnenhaus aus ungeklärter Ursache Feuer aus: Großherzog Friedrich Franz II. ist anwesend und ordnet an, dass das Orchester weiterspielt, bis alle Besucher das Haus verlassen haben. Das Theater brennt nieder; ein Feuerwehrmann kommt ums Leben. Bereits im Juli beginnt der Bau eines Interimstheaters auf dem Luisenplatz vor dem Bahnhof, das 1.183 Plätze und zwei Ränge hat und am 22. Oktober mit Wagners „Tannhäuser“ eröffnet wird.

1883 Im Oktober beginnt der Neubau des Theaters im Stil des Historismus mit Elementen tarchiv Foto: Stad

der Renaissance und des Barocks nach Plänen von Georg Daniel (1829-1913).

1886 Am 3. Oktober wird das Hoftheater mit dem Festspiel „Die Weihe des Hauses“ von Gustav zu Putlitz (Musik: Alois Schmitt) sowie der Oper „Iphigenie in Aulis“ von Christoph Willibald Gluck zu Beginn einer Festwoche eröffnet. Es ist das erste öffentliche Gebäude Schwerins mit elektrischer Beleuchtung und hat ein eigenes Kraftwerk. Die Kuppeln der Ecktürme dienen als Wasserreservoir zur Dampferzeugung für die Turbinen im Maschinenhaus und zum Feuerlöschen. Edmund Lorenz (1854-1938) beginnt seine 44-jährige Schweriner Schauspielkarriere als Komiker (1926 erhält er als erster in Deutschland den Titel Kammerschauspieler). Der Düsseldorfer Maler Ernst Hartmann (1818-1900) entwirft, inspiriert von einem Wandgemälde Guido Renis in der römischen Villa Rospigliosi den Bühnenvorhang „Apollo und die Musen“.

nd 1882. Theaterbra

1892 Erstmals Goethes „Faust II". Interimsbau au f dem Bahnho fsvorplatz

Stadtarchiv

1893 Beginn nahezu alljährlicher zyklischer Aufführungen von Richard Wagners Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“ (bis 1941). Als Solobratscher kommt Clemens Meyer (1868-1958) zur Hofkapelle, auch Mitglied des Schweriner Streichquartetts (bis 1933); als (unbezahlter) Kustos der Musikabteilung der Mecklenburgischen Landesbibliothek (1906-1056) erwirbt er sich große Verdienste um die Erforschung der Schweriner Musikgeschichte.

1896 Gastspiel der Primadonna Fräulein Ada Adiny von der Großen Oper Paris – Kommentar: Sie gefiel nicht. 1897 Hofkapellmeister ist Hermann Zumpe (1850-1903), nach 1901 Generalmusikdirektor in München.

1898 Ein Reliefbild von Carl Hill wird angebracht 1903 „Nachtasyl“ von Maxim Gorki (uraufgeführt 1902 in Moskau) ine Partnerin gssohn und se n Engelbert ni Kö s al e az Eni Kr der vo iv in „Königskin Foto: Stadtarch Else Wichgraf . 13 19 . ck Humperdin

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1904 1. Heldin (bis 1910) ist Else Wohlgemuth (1881-1972), u. a. in Dramen von Henrik Ibsen, danach am Wiener Burgtheater.

1905 Die Sopranistin Frieda Hempel (1885-1953) ist bis 1907 in Schwerin engagiert, danach an der Berliner Hofoper und an der New Yorker Metropolitan Opera. 1906 Willibald Kaehler (1866-1938), 1896-1901 Assistent in Bayreuth, wird, aus Mannheim kommend, Hofkapellmeister. Er widmet sich besonders den Werken Richard Wagners, 1911 zum Professor ernannt. ter nbahn ins Thea Mit der Straße

1907 In der Bühnentechnik wird der Rundhorizont eingeführt. 1908 Gastspiel mit den Opern „Moloch“ und „Sawitri" (Hermann Zumpe) in Prag. 1911 Die Sopranistin Paula Ucko (1875-1932) kommt an das Hoftheater, singt in fast 20 Jahren große Partien ihres Fachs, 1917 Kammersängerin. Bühnenabschied 1930 als Marschallin im „Rosenkavalier“ von Richard Strauss.

1912 Ein Foto der Hofkapelle zeigt 53 Musiker (einschließlich Hilfsmusiker). 1913 In der Oper „Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss gibt es erstmals eine „echte“ dreidimensionale Bühnendekoration. (Zuvor wurden gemalte Dekorationen mehrfach verwendet.)

1914 Tilla Durieux (1880-1971) hat einen Gastvertrag als Eliza in „Pygmalion“ von George Bernard Shaw.

1918 Im November wird ein Beirat eingesetzt, dem neben Kapellmeister Kaehler und Regisseur Felsing u. a. auch technische Mitarbeiter angehören. Aus dem Großherzoglichen Hoftheater wird am 15. November das Mecklenburgische Landestheater, aus der Hofkapelle die Mecklenburgische Landeskapelle.

Das Ge stühl d er 20er Jahre

1919 Fritz Felsing (1873-1943), seit 1903 Charakterdarsteller am Schweriner Hoftheater, 1911 auch 1. Schauspielregisseur und 1913 Oberregisseur, wird Intendant. Während der 14 Jahre seiner Intendanz gibt es über 100 Uraufführungen. Das Ballett wird neu belebt, eine Ballettschule gegründet.

1920 Beginn regelmäßiger niederdeutscher Aufführungen. Der Landtag von MecklenburgSchwerin hält seine Sitzungen im Konzertsaal, der späteren Kammerbühne ab: auch Fraktions- und Büroräume sind im Theater (bis 1933). 1922 Das Orchester hat 50 Musiker. Mit der Gründung einer „Schweriner Theatergemeinde“ soll dem schwachen Theaterbesuch begegnet werden. 1924 Willibald Kaehler wird zum Generalmusikdirektor ernannt. 1925 Mit dem Anschluss an das Schweriner Elektrizitätswerk wird die eigene Stromversor-

elsing Fritz F

33) bis 19 (1919 t n a d , Inten

gung aufgegeben. Uraufgeführt wird die erste Oper von Robert Alfred Kirchner (1889-1946): „Der Tod des Musikers“ (Libretto: Claus Clauberg). Der Geiger und Komponist gehört dem Schweriner Orchester seit 1907 (bis 1943) und später auch seinem Streichquartett an. Mehrfach vertont er Texte des Schweriner Malers und Dichters Rudolf Gahlbeck (1895-1972).

1926 Das Landestheater wird am 19. September in Mecklenburgisches Staatstheater umbenannt, das Orchester in Mecklenburgische Staatskapelle. Gastspiel mit der im selben Jahr in Schwerin uraufgeführten Oper „Sturmvogel" von Gerhard Schjelderup in Oslo. Im November wird die Niederdeutsche Bühne gegründet; ihr Regisseur und vielfacher Darsteller ist Richard Spethmann (1891-1960). Erste Premiere ist die Komödie „Stratenmusik“ von Paul Schurek (1890-1962).

1928 Ein umfassender Bühnenumbau bringt u. a. versenkbare Podien; die hölzernen Galerien der Bühne werden durch Eisenkonstruktionen ersetzt. Asta Nilsen und Paul Wegener gastieren. Kunstpost karte aus Bülo

100

1931 Nachfolger Willibald Kaehlers wird Werner Ladwig (1899-1934) als 1. Kapellmeister. Er w’s Verla g

Schwerin

Stadtarchi v

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gründet das Collegium musicum, ein Orchester mit Laien. Zum Sängerensemble gehört bis 1932 der Tenor Walther Ludwig (1902-1981), später am Deutschen Opernhaus Berlin und an der Wiener Staatsoper.

1932 Uraufführung einer Bearbeitung der Haydn-Oper „Die Welt auf dem Monde“ von Mark Lothar, von mehreren Rundfunksendern übertragen. „Cardillac'' von Paul Hindemith (1926). 1933 Intendant Fritz Felsing wird am 22. Februar beurlaubt und am 1. Juni in den Ruhestand versetzt. Die Intendanz wird für einen Monat dem zum Staatskapellmeister ernannten Dr. Ernst Nobbe übertragen. Intendant - bis 1935 - und Generalmusikdirektor - bis 1938 - wird Fritz Mechlenburg (1890-1968). Gastspiel von den Comedian Harmonists. 1935 Eine moderne Drehbühne wird in Betrieb genommen. Die Nazis lassen eine Auffüh-

Das Foyercafé in

den 1920er Jahr en

rung der Operette „Die lockende Flamme" (1933) von Eduard Künnecke wegen dessen jüdischer Frau auspfeifen; die Inszenierung wird abgesetzt.

1938 Generalmusikdirektor wird Hans Gahlenbeck (1896-1975), zunächst bis 1945, dann von 1948 bis 1950. 1943 Mit Goethes „Torquato Tasso“ wird die aus dem umgebauten Konzertsaal entstandene Kammerbühne eröffnet. 1944 Am 31. August findet mit Beethovens „Fidelio“ die letzte Vorstellung vor dem Ende der Naziherrschaft statt. 1945 Wiedereröffnung, nachdem das Theater kurzzeitig als Durchgangslager für entlassene Kriegsgefangene und Sanitätsstation gedient hatte, am 29. Mai mit „Wiener Blut“ von Johann Strauß. Gespielt wird zunächst ausschließlich für die amerikanische, dann die englische Besatzungsmacht mit der deutschen Bevölkerung nur auf dem 2. und 3. Rang. Nach dem Einzug der Sowjetarmee am 1. Juli steht den Schwerinern das ganze Haus wieder offen. Intendant wird der Sänger Schauspieler und Bühnenautor Werner Bernhardy (1884-1953). Am 17. Juli beginnt der reguläre Spielbetrieb mit Otto Nicolais Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“, am 25. Juli gibt es das erste Sinfoniekonzert, dirigiert von Karl Etti, am 17. August die erste Schauspielinszenierung: „Sturm im Wasserglas“ von Bruno Frank auf der Kammerbühne und am 26. August im Großen Haus Schillers „Kabale und Liebe“. Die Niederdeutsche Bühne beginnt am 6. September mit Paul Schureks „Snieder Nörig". Ballettmeisterin ist Grita Krätke (bis 1951), später an der Berliner Staatsoper.

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1946 Die Schauspielerin Lucie Höflich (1883-1956) wird als Schauspieldirektorin engagiert (bis 1950). Sie inszeniert u. a. „Die Illegalen“ von Günther Weisenborn und „Frau Warrens Gewerbe" von George Bernard Shaw. Großen Erfolg hat ein Gastspiel mit Paul Wegener und Eduard von Winterstein in Lessings „Nathan der Weise“ am 27. und 28. März. Die Niederdeutsche Bühne erhält den Namen Fritz-Reuter-Bühne, geleitet von dem Schauspieler Richard Spethmann (bis 1956). Lucie Höflich leitet bis 1948 am Mecklenburgischen Staatstheater eine Schauspielabendschule mit zwei Studios: 1947 wird sie zum Professor ernannt. 1947 Intendant ist der Berliner Schauspieler und Regisseur Josef R. Lorandt (1895-1947), nach seinem Tod leitet ein Kuratorium mit Edgar Bennert, Lucie Höflich, GMD Karl Köhler und dem Bühnenbildner Manfred Hinzpeter das Theater. Zum Schauspielensemble gehören die spätere Brecht-Interpretin Gisela May (bis 1950) und Otto Mellies (1949 sowie 1951 bis 1953). Für Lustspiele - auch mit Musik - wird im Perzinasaal in der Wismarschen Straße das Kleine Theater gegründet. 1948/49 geprägt durch den Schauspieler und Regisseur Werner Stock (1903-1972), es besteht bis 1950.

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1949 Intendant, zunächst kommissarisch, wird der Schauspieler Edgar Bennert (18901960). Rudolf Schallers Übersetzung der „Antigone“ von Sophokles wird uraufgeführt.

1950 Generalmusikdirektor wird Rudolf Neuhaus (1914-1990), der seit 1945 in Schwerin I. Kapellmeister war. Zum Schauspielensemble gehören Eberhard Mellies (bis 1960), Johanna Bassermann (bis 1955) und Marion van de Kamp (bis 1951). Die Schauspielschule wird aufgelöst. Verdis „Aida“ auf der Museumstreppe am Alten Garten. 1951 Edgar Bennert wird zum Intendanten berufen. Bis zu seinem Tod 1960 inszeniert er den non“ aus „Agamem MECKLENBURG SCHWERIN delüx - Theater Spezial

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zehn Stücke und wirkt in 26 als Schauspieler mit. Erste Brecht-Aufführung in Schwerin: „Herr Puntila und sein Knecht Matti". Zum Schauspielensemble gehören Fred Düren (bis 1953) und Irma Münch (bis 1953).

1952 Die erste von 19 Shakespeare-Übersetzungen des Schweriners Rudolf Schaller (18911984), „Die lustigen Weiber von Windsor“, wird uraufgeführt. Die Sopranistin Hanne-Lore Kuhse (1925-1999) singt große Partien ihres Fachs, darunter Wagners Senta, Brünnhilde und Isolde sowie die Marschallin im „Rosenkavalier“ von Richard Strauss (bis 1959), Nationalpreis 1962. Später Opernhaus Leipzig, Staatsoper Berlin, Gastspiele im Ausland, u. a. in London und den USA. Zum Schauspielensemble gehört Hans-Peter Minetti. Als erstes Theater in der DDR veranstaltet das Mecklenburgische Staatstheater Besucherkonferenzen. n liegende se im „F h u K re o Hanne-L er“ Holländ

1953 Generalmusikdirektor wird Dr. Karl Schubert. 1954 Deutsche Erstaufführung der Oper „Der stille Don“ von Iwan Dsershinski (1935) nach dem Roman von Michail Scholochow.

1955 Gastspiel mit dem Drama „Der Teufelskreis“ von Hedda Zinner, einem Stück über den Reichstagsbrandprozess mit Georges Stanescu als Dimitroff, in elf Städten der Bundesrepublik (zum Abschuss im Zirkus Althoff in Frankfurt/Main)

1957 Shakespeares „Hamlet“ mit Eberhard Mellies in der Übersetzung Rudolf Schallers. Die Fritz-Reuter-Bühne gibt in der Spielzeit 1957/58 insgesamt 215 Vorstellungen, davon 132 in 35 anderen Orten. 1958 Musikalischer Oberleiter ist Kurt Masur (1959 GMD, bis 1960). 1970 bis 1996 Gewandhauskapellmeister in Leipzig und 1990 bis 2002 Chefdirigent der New-Yorker Philharmonie. Probe mit Kurt

1959 25 300 Besucher haben ein Theateranrecht.

Masur

1961 In der Anlage zwischen Theater und Museum wird eine Bronzebüste Conrad Ekhofs von Hans Kies (Berlin) aufgestellt. 1962 Generalintendant wird der Filmregisseur und Schauspieler Prof. Martin Hellberg (1905-1999) aus Potsdam-Babelsberg. Generalmusikdirektor (bis 1969) ist Klaus Tennstedt (1926-1998). Hellberg leitet u. a. ein „Ring“-Projekt, von dem „Das Rheingold“ und „Die Walküre“ realisiert werden. Tennstedt setzt sich in Oper und Konzert für die Musik des 20. Jahrhunderts ein.

1963 In der Festwoche zum 400-jährigen Bestehen der Mecklenburgischen Staatskapelle werden die Bach-Variationen für großes Orchester von Paul Dessau uraufgeführt. Martin Hellberg inszeniert Schillers Wallenstein-Trilogie (Titelrolle: Hansjoachirn Büttner). Der Generalintendant wird wegen Missachtung des Staatshaushalts entlassen. it Schubert, rst Rehberg, Ve – Das Duell; Ho n 7 en ng ku ec Entd man s, Barbara Bach Thomas Harm

1964 Generalintendant ist, von den Landesbühnen Sachsen in Radebeul kommend, Rudi Kostka. 1966

„Cardillac“ von Paul Hindemith, in der Titelpartie Siegfried Backhaus.

1967 Im August brennt das Kulissenhaus bis auf die Grundmauern nieder. Der Neubau zieht sich bis 1987 hin. 1968 Im Haus des Kulturbundes am Pfaffenteich wird im Dachgeschoss eine neue Spielstätte eröffnet, das TIK, das Theater im Kulturbund, das sich sehr schnell großer Beliebtheit erfreut.

1974 Schauspieldirektor wird, von der Berliner Volksbühne kommend, Christoph Schroth (bis 1989). Das Schweriner Schauspiel (Regie: Christoph Schroth) und das Maxim Gorki Theater Berlin (Regie: Albert Hetterle) bringen als DDR-Ringerstaufführung die Reportage „Das Wetter für morgen" von Michail Schatrow heraus. Kentaure n Scharsich von Heiner Mülle r, Regie

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Schroth, A usstattun g

1976 Generalintendant ist der Sänger und Intendant Fritz Wendrich (aus Stralsund). „Entdeckungen“ mit acht Aufführungen und Programmen an einem Abend. Generalmusikdirektor ist Hartmut Haenchen (Bis 1979).

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1978 „Brecht-Entdeckungen“ mit

acht Stücken und Programmen an einem Abend. Christoph Schroth inszeniert eine Dramatisierung von Brigitte Reimanns Roman „Franziska Linkerhand“.

1979 Am 28. September Premiere von Goethes „Faust I und II“ an einem Abend (als Abteilung 1 von „Entdeckungen III“, als Abteilung 2 am 5. Oktober Premiere von „DDR-Entdeckungen“ mit elf Stücken und Programmen) in der Regie von Christoph Schroth. Fünf Darsteller spielen den Faust, Mephisto: Lore Tappe (bis 1989 insgesamt 106 Aufführungen). 1981 „Entdeckungen IV mit neun Stücken und Programmen an drei Abenden: „Einstein“, Oper von Paul Dessau: „Das siebte Kreuz“ nach Anna Seghers von Bärbel Jaksch und Heiner Maaß, mehrere Stücke neuer DDR-Dramatik. 1982 DDR-Erstaufführung von Bertolt Brechts „Trommeln in der Nacht“ (Regie: Christoph

Lore Tapp e

(m.) als M ephisto in Schroths „Faust“

Schroth). „Antike-Entdeckungen“ („Entdeckungen V“) mit „Iphigenie in Aulis“ von Euripides/Schiller. „Die Troerinnen" von Euripides/Sartre und der DDR-Erstaufführung des Dramas „Agamemnon" von Gerhard Kelling nach Aischylos (alle in der Regie von Christoph Schroth) sowie der Erstaufführung „Die Acharner oder Der private Frieden“ von Kurt Bartsch nach Aristophanes

1984 Kommissarischer Generalintendant (ab 1. November) ist Christoph Schroth (bis 30. Juni 1986). Friedrich Schillers „Demetrius-Fragment“ und Volker Brauns „Dmitri“ an einem Abend (Regie: Christoph Schroth). Schroth erhält den Nationalpreis der DDR. Während seiner Schweriner Zeit gastiert das Schauspielensemble u. a. in der Bundesrepublik, Frankreich, Griechenland und Österreich. 1986 Das Innere des Hauses wird umgebaut und modernisiert; gespielt wird u. a. im Marstall. „Romeo und Julia“ als erstes Stück eines Shakespeare-Projekts. Ernst Barlachs Drama „Die echten Sedemunds“ hat Premiere in Güstrow.

rst von Tankret Do als „Herr Paul“ Ingo Waszerka

1987 Generalintendant ist der Schauspieler und Intendant Alfred Nicolaus (aus Greifswald). Der Umbau des Zuschauerraums und der Neubau des Kulissenhauses sind im Mai fertig gestellt. Die Staatskapelle erhält hier einen eigenen Probenraum. Chefdirigent ist Fred Buttkewitz. 1988 Bei den Festtagen zum 420-jährigen Bestehen der Mecklenburgischen Staatskapelle dirigieren Horia Andreescu, Fred Buttkewitz, Manfred Hänsel, Kurt Masur und Juri Simonow. 1989 Christoph Schroth zeigt in Schillers „Wilhelm Tell“ (Premiere am 19. Februar) deutliche Bezüge zur Wirklichkeit in der DDR. Die Inszenierung wird am 10. Oktober in der Berliner Volksbühne aufgeführt.

1990 Generalmusikdirektor ist Russlan Raytscheff (aus Sofia). 1991 Generalintendant ist Mario Krüger (aus Braunschweig). Im März Gründung der Gesellschaft der Freunde des Mecklenburgischen Staatstheaters e.V.

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1992 Amtierender Intendant ist Joachim Kümmritz (bisher Verwaltungsdirektor). 1993 Die Theaterleitung haben Joachim Kümmritz (Geschäftsführender Intendant), Werner Saladin (Opernintendant) und Dr. Ingo Waszerka (Schauspielintendant). Generalmusikdirektor ist Ivan Törzs (aus Karlsruhe). Beginn allsommerlicher Schlossfestspiele im Schlosshof mit „Doktor Faustus“ von Christopher Marlowe. 1995 Schüler und Schülerinnen der Kammersängerin Hanne-Lore Kuhse geben anlässlich des 70. Geburtstages für ihre Meisterin ein Galakonzert. Mit dabei Gabriele Schnaut (Mailänder Skala, Staatsopern Wien und Hamburg), Kammersängerin Ute Walther (Deutsche Oper Berlin), Gunnar Gudbjörnsson (Staatsoper Wiesbaden, Deutsche Staatsoper Berlin).

1996 Der Theaterladen wird eröffnet. 1998 Mit dem Vorderdach beginnt eine Sanierung des Theatergebäudes, für die die Landesregierung jährlich 4,8 Millionen DM aufwendet. Ende Mai wird, nachdem die Kammer-

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bühne wegen des Bauzustands geschlossen werden musste, eine Spielstätte im umgebauten ehemaligen Elektrizitätswerk (1904) am Nordufer des Pfaffenteichs übernommen. Die Mecklenburgische Staatskapelle hat 88 Mitglieder. Die Gesellschaft der Freunde des Mecklenburgischen Staatstheaters stiftet einen jährlich zu verleihenden Conrad-Ekhof-Preis für einen Nachwuchs-Theaterkünstler, erstmals vergeben an Ballettdirektor Stefan Haufe.

1999 Generalintendant ist Joachim Kümmritz. Am 31. März protestieren mehr als 3.000 Schweriner im Stadtzentrum gegen den vorgesehenen Stellenabbau in der Staatskapelle: Am 9. April bildet sich eine Menschenkette vom Kultusministerium im Marstall bis zum Neustädtischen Palais, dem Tagungsort der Stadtvertreter, gegen weitere Einschnitte im Theaterhaushalt. Verdis „Aida“ hat auf den Museumstreppen in 24 Vorstellungen 51.000 Besucher. Im Dominnenhof wird eine vielbeachtete Inszenierung vom „Jedermann“ gespielt. g Sanierun eginnt die b ch a rd Vorde Mit dem

2000 Die Schweriner Stadtvertretung beschließt am 11. Dezember die kommunale Fördersumme für das Theater langfristig auf jährlich 13 Millionen DM einzufrieren und das Mecklenburgische Staatstheater ab Herbst 2001 in eine gemeinnützige GmbH umzuwandeln. In diesem Zusammenhang werden 59 Stellen, darunter 22 für Musiker der Staatskapelle gestrichen. Die Schlossfestspiele im Sommer bieten im Innenhof „Die drei Musketiere“ von Alexandre Dumas. Am 9. Juli wird der mit Hilfe der Theatergesellschaft restaurierte Schmuckvorhang „Apollo und die Musen“ von Ernst Hartmann (1886) erstmals wieder gezeigt; auf dem Platz zwischen Theater und Museum wird die Ekhof-Büste von Hans Kies (1961) neu aufgestellt.

2001 Puccinis „Tourandot“ auf dem Alten Garten. 2002 Verdis „Nabucco“ auf dem Alten Garten. 2003 Matthias Foremny, 1. Kapellmeister an der Komischen Oper Berlin, wird GMD und Operndirektor. Werner Saladin inszeniert „Don Carlos“ zu den Schossfestspielen. Schlussbil d „Don C arlos“ 20 03

2004 Konzertfoyer wird eröffnet. Verdis „Maskenball“ auf dem Alten Garten.

Das Theater

bekommt eine Konzertorgel geschenkt.

2005 Die Schlossfestspiele bieten „Rigoletto“ auf dem Alten Garten. Die Fritz-Reuter-Bühne inszeniert eine niederdeutsche Fassung des „Faust“. 2006 Die Obermaschinerie aus dem Jahr 1928 wird durch moderne Technik ersetzt. Das Parkettfoyer wird nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten rekonstruiert, die Kappendecken und die Ziersäulen werden wieder freigelegt. Das alte Gestühl aus den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wird versteigert und ein neues eingebaut. Die Schlossfestspiele bringen Verdis „La Traviata“. 2007 Zu den Schlossfestspielen wird der „Troubadour“ (Verdi) mit Blickrichtung auf das Schloss inszeniert. 2008 „Carmen“ (Bizet) ist die Oper der Schlossfestspiele. Einen Riesenerfolg hat das Jugend-Tanz-Projekt „Carmina Burana“ des Choreographen Lars Scheibner mit 200 Kindern, Chor, Extrachor, Kinderchor, Staatskapelle unter der musikalischen Leitung von GMD Matthias Foremny. Eröffnung einer weiteren Spielstätte: Werk 3. te: Werk 3 Neue Spielstät

2009 Einbau einer neuen Untermaschinerie. Mit zwei Stücken, „Zauberflöte“ und „Sorbas“ (mit Gojko Mitic), setzen die Schlossfestspiele ein Pendant zu der gleichzeitig stattfindenden Bundesgartenschau. 2010 Verdis „Macht des Schicksals“ auf den Museumstreppen. 2011 Am 6. März feiert die Gesellschaft der Theaterfreunde mit einer Matinee ihren 20. Geburtstag.

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Die Farben des Theaters

Was der Besucher sonst nicht sieht

Das Haus war nicht nur gelb sondern auch rot


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