Gundorf – Lesprobe

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SONDER EDITION

Ralf Krischok

Der älteste Ort im Leipziger Westen

W ERBEAGENTUR K OLB in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Ortsgeschichte Böhlitz-Ehrenberg e.V.



SONDER EDITION

Ralf Krischok

Der älteste Ort im Leipziger Westen

In Zusammenarbeit mit dem Förderverein Ortsgeschichte Böhlitz-Ehrenberg e.V.




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GUNDORF


Förderverein Ortsgeschichte Die vorliegende Arbeit entstand in Kooperation mit dem »Förderverein Ortsgeschichte Böhlitz-Ehrenberg e. V.«, welcher gemeinnützig tätig ist und sich mit der Pflege und Förderung des Heimatgutes, der Ortsgeschichte und der historischen Forschung beschäftigt. Ein besonderer Dank gilt den Mitgliedern des Fördervereins Angelika Kriehmig, Kirsten Haasch, Jutta und Helge Schmidt sowie Wolfgang Hempel, die mit der Durchsicht des Inhaltes maßgeblich zur Realisierung dieses Buches beitrugen. Thematisch vielseitige Sammlungen werden in Dauer- und Sonderausstellungen der Öffentlichkeit präsentiert. Dazu

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geben die Mitglieder fachbezogene Erläuterungen und verfassen ortsgeschichtliche Zusammenstellungen. Die Räumlichkeiten des Fördervereins in der Böhlitz-Ehrenberger Südstraße 10 bieten auch Platz für interessante Gastausstellungen – kommen Sie einfach vorbei. Die Exponate können jeden Dienstag von 15.00 bis 18.00 Uhr besichtigt werden. Sie können aber auch einen persönlichen Termin außerhalb der öffentlichen Be suchszeit vereinbaren. Allumfassende Informationen zum Verein und zur Geschichte Böhlitz-Ehrenbergs sind abzurufen unter der Internetseite: www.ortsgeschichte-b-e.de.


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GUNDORF

Aus der Geschichte......................... 8 Prähistorische Funde........................ 10 Im Merseburger Herrschaftsgebiet..... 12 Zur Thietmar-Chronik....................... 14 »Gunthorph« in der Thietmar-Chronik............................ 16 Wer war eigentlich Thietmar von Merseburg?................. 17 Frühe Kartografie............................. 18 Vom Vorwerk und dem Amtsdorf....... 20 Gundorf bis zur Eingemeindung......... 22 Alte Ansichten...............................24 Streifzug durch die Straßen von Gundorf.....................28 Der Gundorfer Komponist Johannes Weyrauch......................... 36 Gundorf-Übersichtskarte................... 38 Die Gundorfer Kirche.....................40 Die Reformation in der Pfarrei Gundorf....................... 43 Der Kirchturm und das Kirchenportal...................... 44 Die Gundorfer Kirchenglocken........... 48 Der Altarraum und das Kirchenschiff....................... 50

Die Gundorfer Pfarrer seit Einführung der Reformation........ 57 Die Gundorfer Kirchenorgel.............. 58 Der Gundorfer Kirchhof und seine Denkmäler....................... 62 Die Gebäude des Kirchgeländes ........................... 66 Die Gundorfer Schule................... 68 Schloss Gundorf und der Schlosspark..................... 76 Im Gundorfer Schlosspark................ 78 Vom Rittergut Neuscherbitz zum Schloss Gundorf....................... 84 Die Familie Ackermann .................... 94 Der Reiterhof von Schloss Gundorf........................ 99 Das Lehr- und Versuchsgut Gundorf...................... 103 Am Mühlenplatz.........................106 Von der Gundorfer Mühle und dem »Spukstein«..................... 108 Eine Mords-Gegend....................... 110 Die heutige »Ortsmitte«.............. 111 Der Schloßkrug Gundorf................. 115


INHALT

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Der Gundorfer Teich.....................116

GUNDORFER STREIFZÜGE

Die Straßenbahn.........................120 Vom Korbwagen zur elektrischen Straßenbahn........... 123

Im Nordwesten von Gundorf.......146 Vom Domholz und dem Domhäuschen.................. 149 Der Schlobachshof......................... 153 Hochwasser am Schlobachshof......... 154 Energie aus Rindergülle..................159

Die Eisenbahn.............................124 Die Burghausener Straße.............126 Die Kleingartenanlage »An den Sprikken e.V.«.................... 127 Das »Pohle-Haus«.......................... 128 Der Friedhof...............................130 »Spaziergang« auf dem Gundorfer Friedhof............ 136 Die Ziegeleien.............................137 Der Unternehmer Carl Wilhelm Franz Schlobach.......... 140 Das Areal der ehemaligen Ziegelei Schlobach und das zwischenzeitlich sanierte Objekt.......142 Vom Baustoff Auenlehm................. 145

Im Südwesten von Gundorf..........160 Behelfsheime – eine Holzhaussiedlung in Gundorf.......................162 Der Bienitz – die »Perle Nordwestsachsens«...............164 Das Bienitzgebiet – ein »Pedotop« mit landesweiter Seltenheit............. 166 Bienitz-Übersichtskarte................... 168 Das Wasserwerk am Bienitz.............. 187

Anhang.......................................188


GUNDORF

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Im Merseburger Herrschaftsgebiet I m 15. Jahrhundert erhielt Markgraf Friedrich aus dem Fürstenhaus Wettin (bei Halle) nach dem Kampf gegen die Hussiten 1423 das Herzogtum SachsenWittenberg und die Kurwürde, also den Eintritt in den Königswahlkreis der sieben deutschen Kurfürs ten.

Meißen (mit Wurzen), weiterhin das Schönburgsche Ge biet um Glauchau und im Erzgebirge sowie das Reußische Herrschaftsgebiet bei Schleiz. Im Ressort des Bistums Merseburg war Gundorf an der »Via Regia« (Königsstraße), trotz der Lage vor den Das Merseburger Siegel Toren Leipzigs, Bestandteil der klösterlichen Verfassung Eine Landkarte von1485 unterscheidet und Gerichtsbarkeit. Gundorf und die dann nach der sächsischen Teilung das übrigen Abteidörfer (Klosterdörfer) waErnestinische Kurfürstentum mit dem Ge- ren ohnehin als Versorgungs- und Abbiet um Torgau, Halle (Wettin als Stamm- gabenbringer häufig begehrte Objekte. sitz), Grimma, Altenburg, Zwickau und So schenkte am 1. August 1091 der BiPlauen vom Albertinischen Herzogtum schof Wernher dem von ihm gegründemit Leipzig, Weißenfels, der Mark Mei- ten Peterskloster in Merseburg »Im ›Burgßen bis hinauf in das mittlere Erzge- wardo Zwegene‹ (Zweimen) die Dörfer birge. Selbstständig waren jedoch die ›Belitza‹ (Böhlitz) und ›Gundtdorff‹ (GunHochstifte Merseburg, Naumburg und dorf) mit aller Zubehörung…«.

Die Stadtsilhouette von Merseburg


Aus der Geschichte

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Unter »Zubehörung« sind bei Gundorf 968. Durch Händel und Querelen wurde die Ortschaften Burghausen, Rückmars- es aber 981 aufgehoben. Erst Heinrich II. dorf sowie Barneck zu verstehen. 1991 stellte es 1004 wieder her. konnten diese auf 900 Jahre seit ihrer ersIm Jahr 2004 konnte das Merseburger ten urkundlichen Nennung zurückblicken. Domkapitel schließlich auf sein 10001285 verkaufte der Markgraf Friedrich von jähriges Bestehen zurückblicken. Nach Landsberg das Gericht Ranstete (Mark- der von adeligen katholischen Priestern ranstädt) dem Bischof Heinrich mit allen und Gelehrten gebildeten Gemeinschaft in der Urkunde aufgeführten Orten und der Merseburger Domherren kamen späEinkünften für 200 Mark »Silbers« (Kehrs Ur- ter nach der Reformation evangelische kundenbuch). Das waren: …Luszh (Leutzsch), Geistliche und Juristen. Nach der siegreiParnik (Barneck), Irrenberg (Ehrenberg), chen Schlacht bei Waterloo über NapoleBeliz (Böhlitz), Gundorph (Gundorf), Bar- on (1815) fungierten in der nachfolgend chusen (Burghausen), Schonowe (Schönau), preußischen Zeit verdiente Staatsbeamte Ricmarsdorph (Rückmarsdorf), Miltiz, Nue- in diesem Gremium. Die seit 1930 zusamdorph (Lindennaundorf), Vrankenheim (Fran- mengeschlossenen Dom- und Kollegiatskenheim), Pristewelic (Priesteblich)… stifte Merseburg, Naumburg und Zeitz Daraus resultiert, dass später zum Bei- sind eine Stiftung öffentlichen Rechts, der spiel 1818 nach dem Wiener Kongress im noch heute sieben ehrenamtlich tätige Amt Schkeuditz 28 Orte PreuDomherren aus unterschiedßen zugeschlagen wurden lichen Bereichen des öffentund 19 bei Sachsen verblielichen Lebens angehören. ben. An der Angerbrücke in Fast bekannter als der Leipzig markierte bis 1815 Dom und seine Einrichtunein steinernes Mal nicht nur gen ist wohl der Rabe im die Grenze von Lindenau, Käfig am Schlosshof. Dieser sondern auch den Übergang hat seine eigene Geschichte: vom Hochstift Merseburg Der Bischof Tilo von Trotha nach Sachsen. (†1514) hatte einstmals seiDer Merseburger Rabe Merseburg war als Kaisernen Kammerdiener hinrichpfalz bis zum 13. Jahrhundert einer der be- ten lassen, weil dieser ihm angeblich liebtesten Aufenthaltsorte der Herrscher seinen Siegelring gestohlen habe. Nach des ostfränkisch-sächsischen Reiches, die etlichen Jahren fand sich der Ring aber in hier Hoftage hielten und hohe Feste mit einem Rabennest auf dem Schlossturm Gottesdiensten im Dom feierten. Das Bis- wieder. Seither musste dafür ein Rabe im tum entstand auf der Grundlage eines Käfig auf dem Schlosshof büßen; heute Gelübdes, das Otto der Große vor der ent- leben zwei Raben in einer Voliere im Merscheidenden Schlacht gegen die Ungarn seburger Dom. Der Rabe ist mit einem auf dem Lechfeld (955) ablegte. Wenn Ring im Schnabel im Wappen derer von ihm der Sieg beschieden sei, wollte er ein Trotha aufgeführt. Bistum in Merseburg neben seiner KaiQuelle: »Gundorf 974 –2004«, serpfalz gründen. Dies erfolgte dann auch Förderverein Ortsgeschichte Böhlitz-Ehrenberg e.V.


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ALTE AN S IC HTE N

Oben: Schloss Gundorf und Park um1930, der Pavillon wurde später abgerissen Links: Postkarte aus der Zeit des Dritten Reiches mit Motiven der Leipziger Straße (damals »Adolf-Hitler-Straße«), dem Gundorfer Teich, der Schule und der Kirche Unten: Dorfidylle am Mühlenplatz mit dem Gebäude des Mühlenmeisters, dem Kutscherhaus, der »Rittergutsschmiede« mit dem markanten Kamin sowie dem Hirtenhaus (von links nach rechts)


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Oben rechts: Das Restaurant »Warteburg« (Ansichtskarte um 1915) wurde bis in die 1960er Jahre von der Familie Kurth betrieben Rechts: Der alte Ortsladen um 1920 an der Ecke Leipziger/ Lützschenaer Straße war damals ein Kolonialwarengeschäft Unten links: Das Drescherhaus oberhalb des Mühlenplatzes, später Wohnhaus für Schmiedegesellen des früheren Rittergutes. Unten rechts: Der Ritterguts-Speicher mit Pferdestall wurde 1959 zugunsten eines Kuhstalls abgerissen


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GUNDORF

Lützschenaer Straße

Mitschurinring

Dölziger Straße

Am Gundorfer Teich

Yorck-Diebitsch-Straße

Gundoweg

Jakobiwinkel

Mühlenplatz


Übersichtskarte

50 100 100

200

Meter

Gundorfer Kirchweg

Burghausener Straße

Leipziger Straße

Kartografie:

Gemarkungsgrenze

© Creativ Werbeagentur Kolb I Ralf Krischok

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GUNDORF

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Am 19 Meter hohen Kirchturm vermeint man die Jahreszahl 1085 zu sehen. In Wirklichkeit weist die beschädigte Inschrift auf Verputzarbeiten des Jahres 1885 hin

Der Kirchturm

und das Kirchenportal

D

er aus dem 12. Jahrhundert stammende Kirchturm steht auf der Westseite der Kirche und ist zugleich der Glockenturm. An seiner Südseite befindet sich das spätgotische Kirchenportal (Südportal), durch das man in die Turmhalle und in das Kirchenschiff gelangt. Auch die Emporen erreicht man über die Treppen im Kirchturm. In das Natursteingewände sind fünf Medaillons eingearbeitet: Oben in der Mitte ist das Merseburger Kreuz des Merseburger Bischofs angebracht und darunter links das Symbol für Mutter Maria (Mater), der wie-

derum darunter angebrachte Schlüssel deutet auf Petrus hin. Rechts gegenüber sind die Buchstaben »JHS« für Jesus Hyos Soter (griech. Jesus Sohn Heiland) und daneben das Schwert als Attribut für den Apostel Paulus angebracht. Die Eingangstür aus Eiche stiftete 1871 der Unternehmer Franz Schlobach. In die Tür ist ein kleines Medaillon eingearbeitet mit den Anfangsbuchstaben »FS«, den Initialen Franz Schlobachs. Dr. Diether Scholtz († ): »Geschichte der Gundorfer Kirche und ihrer Gemeinde«, erschienen 2004


Die Gundorfer Kirche

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Der Spitzbogen des Kirchenportals trägt die lateinische Inschrift aus dem 19. Kapitel des Lukas-Evangeliums: »Scripta est: domus mea domus orationis et dictata« (»Mein Haus ist ein Haus der Anbetung und der Verkündigung Gottes Wort«)

Das spätgotische Portal zur Kirche (seit der Antike hervorgehobener Eingang an Kirchen, Tempeln und Palästen) aus dem 15. Jahrhundert wirkt fast zu klein für den breiten Turm. Linksseitig stehen seit der Renovierung von 1901 an der Kirchturmwand die zwei ältesten Grabsteinplatten des alten Kirchhof-Friedhofs.

Rechts neben dem Eingangstor befindet sich das vor der politischen Wende angebrachte Denkmalzeichen von 1983, nachdem die Gundorfer Kirche mit allem Inventar sowie der Kirchhof und das ehemalige Pfarrhaus mit der alten Lehmscheune als Kulturgüter erfasst wurden. Es hat heute keine visuelle Gültigkeit mehr.


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Die Gundorfer Kirche

Links: Die Kanzel, große Schnitzkunst von 1626, mit den vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes sowie dem Apostel Paulus (oben von links nach rechts)

Die Kanzel, eine kunstvolle Schnitzarbeit, trägt an der Brüstung des fünfgeteilten Korpus rundum in chronologischer Reihenfolge Abbildungen der Verfasser des Neuen Testaments, die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Die Abschlussfigur bildet der Apostel Paulus, Sendbote des Christus. Im Mai 1626 wurde die Kanzel bei der Trauerfeier der verstorbenen Anna Stübner aus Burghausen zum ersten Mal benutzt. Nach Überlieferungen war sie früher farbig ausgestattet, wurde jedoch 1901 in Holzimitation überstrichen. Gegenüber der Kanzel, an der Nordseite des Kirchenschiffes, wurde 1901 die reich verzierte Eingangstür zur Sakristei mit Wandpaneelen eingefasst. Sie trägt das Wappen des Hufschmiedes Johann Christoph Tostlöbe, welcher es als Andenken an seine Familie stiftete. Anfänglich war es am Kirchengestühl angebracht. In der Sakristei selbst befinden sich Fotografien der Gundorfer Pfarrer seit 1880.

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Das erste Taufbecken war wahrscheinlich aus Stein und wurde durch ein Pendant ersetzt. Es steht heute links vor dem Altar und ist eine barocke Schnitzarbeit von 1720, welche früher farbig gefasst und teilweise vergoldet war. Es wird vermutet, dass es ein Geschenk der Pfarrersfamilie Jacobi war, die in vier Generationen von 1591 bis 1732 in Gundorf amtierte. Das darauf liegende Zinntaufgefäß stammt aus dem Jahr 1866. Die reich verzierte Sakristeitür mit dem Wappen Tostlöbes (links) sowie das Taufbecken von 1720


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GUNDORF

Historisches Foto der Schule aus dem letzten Jahrhundert. Rechts: Oberlehrer Hermann Otto Platz

1908 schied der Gutsbezirk Barneck aus der Gundorfer Schulgemeinde aus und wurde Böhlitz-Ehrenberg zugewiesen. In Gundorf gingen die Schulkinder ab 1909 bereits acht Jahre lang in die Schule und waren auf vier Klassen verteilt, das heißt, mehrere Jahrgänge in jeweils einer Klasse. Als 1914 der Erste Weltkrieg begann, war die Schülerzahl bereits auf 204 angewachsen. Mit Inkrafttreten des Übergangsschulgesetzes im Jahr 1922 wurde eine zusätzliche Lehrkraft eingestellt und das notwendig gewordene dritte Klassenzimmer im Gasthof »Alt-Heidelberg« in Burghausen eingerichtet.

Durch die Aufhebung der Ämtergemeinschaft zwischen Kirche und Schule mit dem sächsischen Trennungsgesetz vom 10. Juni 1921 wurden die Kirchschul-Lehrerstellen, die den Kirchen- und Schuldienst in einem Amt vereinigten, aufgelöst. Hierbei legte das Gesetz eine Festsetzung des Mindesteinkommens für den Kirchendienst fest. Das Gesetz bewirkte in Gundorf allerdings eine langwierige Auseinandersetzung über das KirchschullehnVermögen, die erst 1930 beendet wurde. Für viele Kantoren bedeutete dies, dass sie nunmehr zwei Arbeitsstellen hatten. So regelte ein neues Kirchengesetz vom 3. April 1922 zum Volksschullehrer-Dienst auch die Zusatzvergütung des nun nebenamtlich kirchenmusikalischen Dienstes.


Die Gundorfer Schule Ab 1930 wurden nur noch die ersten vier Jahrgänge in Gundorf eingeschult. Die Schule bekam 1934 die Bezeichnung »Martin-Luther-Schule« (1969 dann »Arthur-Heidrich-Schule«). Im Jahr 1935 gab es 35 Schulanfänger. Nach 1945 waren Frau Hillmann und die Herren Händel und Magalle als Lehrer für acht Schuljahre leitend tätig. 1990 wurde Frau Dorothea Müller als weitere Schulleiterin verpflichtet, unter deren Obhut 1999 das 400-jährige Schuljubiläum der Gundorfer Schule gefeiert wurde. An der Schule werden seit 1992 wieder ausschließlich Schüler der ersten vier Grundschuljahre unterrichtet. An der Grundschule Gundorf werden neben den Ortsansässigen auch heute noch die Schüler aus dem benachbarten Burghausen unterrichtet

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In den Jahren 2006 bis 2010 leitete Frau Ines Völtz in der Nachfolge die Grundschule. Seit 2011 wirkt Frau Anja Etzold als Rektorin an der Gundorfer Schule.


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Oben: Auf der kleinen Halbinsel befand sich einst ein kleiner Rundtempel

schende Durchblicke und Übergänge in den Leipziger Auenwald erkennen. Die Anlage wurde nach mehrmaliger Umgestaltung im 19. Jahrhundert von Peter Joseph Lenné, dem preußischen Landschaftsarchitekten des deutschen Klassizismus, nach englischer Kulissenmanier neu angelegt. Lenné wurde im Jahr 1789 in Bonn geboren und verstarb 1866 in Potsdam. Fast ein halbes Jahrhundert setzte er bedeutende Maßstäbe in der Gartenkunst Preußens. Den Schwerpunkt seiner Arbeit bildet einen wesentlichen Teil der Berlin-Potsdamer Kulturlandschaft, der sich in seiner Spätzeit auf eine sozialverträgliche Stadtplanung Berlins durch weiträumige Grünanlagen nach Rechts: Blick vom Rasthäuschen auf den hinteren Teichabschnitt


Schloss Gundorf und der Schlosspark

Mächtig im goldgelben Herbstkleid erhebt sich die freistehende Blutbuche über dem kleinen Rasthäuschen – ein Ort mit schönem Parkblick

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GUNDORF

Vom Rittergut Neuscherbitz zum Schloss Gundorf Ein »Vorwerk Gundorf« wird erstmalig 1322 als sogenanntes »Freisassengut« erwähnt. Zur Zeit der Säkularisation wählte das Merseburger Domkapitel den Kurfürsten August von Sachsen zum Administrator des Hochstifts. Ungehindert verfügte dieser über das Kirchen- und Klostergut. In Gundorf verkaufte er das Klostergut bis auf den Klosterwald – dieser wurde zum Ehrenberger Staatsforst-

Das Gundorfer Schloss auf einem Aquarell von Max Müller (1923). Der kleine Rundtempel von 1903 existiert heute nicht mehr

revier. In dieser Zeit entstanden auch das Kirch- und Pfarrkirchlehen sowie das Kirchschullehen. Das Abteigut (Rittergut) blieb bis 1546 in Klosterbesitz und ging ab 1564 in den Besitz des Privatmannes Valten Kitzen über. Wie aus den Akten des Hauptstaatsarchivs hervorgeht, war in den Jahren 1627 bis 1660 Georg Wendland Besitzer des ehemaligen Abteigutes von Gundorf.


Schloss Gundorf und der Schlosspark

Nach der Reformation wollte die Stadt Leipzig 1545 die vor den Toren der Stadt liegenden »Abteidörfer« des Petersklosters in Merseburg – die Orte Gundorf, Böhlitz, Ehrenberg, Burghausen und Rückmarsdorf – erwerben. Zur Stadt Leipzig gehörten damals schon Lindenau, Leutzsch, Schönau und Barneck sowie die Mühle von Böhlitz. Durch die sogenannte Gegenreformation – 1549 hatte Merseburg wieder einen katholischen Bischof – verzögerte sich der Eigentümerwechsel, obwohl der Herzog von Sachsen bereits 70 000 Gulden Anzahlung erhalten hatte. 1562, nach der zweiten Säkularisation, verkaufte Herzog Alexander den Besitz des Petersklosters doch noch an die Stadt Leipzig, wobei die Fürstlich-Merseburgische Kammer die gutsherrlichen Rechte behielt, das heißt, die Gerichts- und Lehnsherrschaft blieb beim Stiftsmerseburgischen Amt. Nach den Grundstücksakten wurde das »Vorwerk Gundorf« an einen Valten Kitzen vergeben.

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Das Areal zur Zeit der Ackermannschen Verwaltung des Rittergutes Gundorf im Jahr 1935 (Zeichnung von M. Gumpert)

Im Jahr 1896 wurde durch die Königliche Amtshauptmannschaft Leipzig beim Königlichen Amtsgericht Dresden als Lehnhof »... um baldgefällige Auskunft darüber ergebenst ersucht, wie früher und jetzt der Ortsname ›Gundorf mit Neuscherbitz‹ bzw. auf Grundlage welcher Unterlagen geschrieben worden ist«. Nach drei Monaten erfolgte die Antwort, dass gemäß landesherrlichen Reskripts von 1661 die »von Achyll zu Scherbitz von Jakob de Famari erkauften Gütern zu Gundtdorf… in ein rechtes Erblehngut, Neuscherbitz genannt, verwandelt wurden,… dass das Gut im Grundbuche des Lehnhofes mit Neuscherbitz bezeichnet und als Rittergut eingetragen und der Name Gundorf nur erwähnt wird, wenn es sich um Angabe der Zubehörungen des Gutes nach Brandkataster und Flurbuchs Nummern handelt«.


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GUNDORF

Albin Ackermanns Sohn Dr. h.c. Alfred Gustav Benedictus Ackermann (1857–1941) erbte daraufhin das gesamte Anwesen. Dieser förderte gemeinsam mit dem Gundorfer Bauunternehmer Ernst Müller die Gemeinde Gundorf durch die Realisierung von Elektro- und Wasserleitungsanschlüssen. 1911 ließ er den »Marienhof« am Gundorfer Kirchweg errichten – ein Landarbeiter-Wohnhaus im alten Dorfstil für die Rittergutsarbeiter, benannt nach seiner Frau Marie, geborene de Liagre. Die Initialen »AT« des Alfred Ackermann, Hofrat, Domherr zu Wurzen und Mitinhaber des B.G. Teubner-Verlages, schmückten noch bis 2016 das frühere schmiedeeiserne Tor am Haupteingang zum Gundorfer Schloss an der Leipziger Straße. Dieses Monogramm

gehörte ursprünglich zur Villa Albin Ackermanns in der Lortzingstraße 19, im nordwestlichen Stadtzentrum von Leipzig. In den Jahren 1919/ 20 wurde das Herrenhaus des Rittergutes Gundorf im klassizistischen Barockstil umgebaut. Es erhielt im Auftrag von Alfred Ackermanns Sohn Erich (benannt nach dessen bereits verstorbenem Onkel) quasi »über Nacht« den charakteristischen Turm. Seitdem wird das Gebäude als »Schloss Gundorf« bezeichnet. Ab 1922 wurde Erich Ackermann (1900–1983) im Rahmen der »Ackermannschen Verwaltung des Rittergutes Gundorf« als Verwalter tätig, bis die Stadt Leipzig das Gut im Jahr 1938 schließlich zwangsweise kaufte. Grund dafür war die jüdische Abstammung

Der Turm wurde bei Umbauarbeiten in den 1920er Jahren am Herrenhaus angebaut. Seither wird das Gebäude landläufig als »Schloss Gundorf« bezeichnet


Schloss Gundorf und der Schlosspark

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von Alfred Ackermanns Frau Marie. Die Reichsmessestadt erwarb das Anwesen inventarlos für 2,6 Mio. Reichsmark, um Bauland für die zu erwartende Entwicklung neuer In dustrieansiedlungen aufgrund des 1933 begonnenen Elster-Saale-Kanals zur Verfügung zu haben. Das nunmehr als »Stadtgut Gundorf« bezeichnete ehemalige Rittergut wurde nach Gründung der DDR im Jahr 1949 in ein »Volkseigenes Gut« (VEG) umgewandelt – im Sprachgebrauch hieß es »Volksgut Gundorf«.1950 bildete die Landesregierung Sachsen daraus die »Lehr- und Forschungsanstalt für Landarbeit« mit dem Gutsbetrieb als Versuchsgut (LVG). 1952 wurde die Gundorfer Einrichtung Bestandteil der Landwirtschaftsakademie Berlin. Der Direktor der Anstalt in Gundorf, Prof. Dr. h.c. Rosenkranz (1911–2007), war zugleich Ordinarius für Betriebswirtschaft an der Leipziger Universität. Nach 15 Jahren Eigenständigkeit ging das Lehr- und Versuchsgut in den errichteten

Der »Marienhof«: Ritterguts-Arbeiterwohnhaus am Kirchweg, erbaut von Alfred Ackermann und benannt nach seiner Ehefrau Marie

kooperativen Betrieben der DDR auf. Umfangreiche Forschungsarbeiten, welche teilweise massive bauliche Veränderungen zur Folge hatten, wurden durchgeführt. Unter anderem der Bau eines Biogas-Gärbehälters im Jahr 1956 und

Schloss Gundorf in den 1960er Jahren


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Geübte Reiter können sich auch ein Pferd ausleihen, um bei trockenem Wetter mit einem Berittführer in den naheliegenden Auenwald zu reiten. Durch Bestrebungen zwischen dem Naturschutzbund und dem Zweckverband »Flussauenlandschaft Leipzig Nordwest« wurde vom Stadtforst Leipzig ein zusammenhängendes Reitwegesystem auf etwa 40 Kilometer Länge geschaffen. Damit kommen sich Reiter und Spaziergänger nicht ins Gehege. Seit 1.12.2018 wird die Anlage vom Reitsportzentrum Gundorf betrieben.


Schloss Gundorf und der Schlosspark

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Das Lehr- und Versuchsgut Gundorf Aus dem ehemaligen Rittergut, dem Stadtgut, war 1948 das »Volksgut Gundorf« gebildet worden. Mit Übernahme der Staatlichen Forschungsanstalt für Landarbeit des Landes Sachsen unter der Leitung von Prof. Dr. Rosenkranz durch die Landwirtschaftsakademie Berlin wurde daraus die Ab teilung Landwirtschaft der Forschungsstelle des Instituts für landwirtschaftliche Betriebs- und Arbeitsökonomik. Später (1965) war das Lehrund Versuchsgut Gundorf ein weitgehend eigenständiger Betrieb der Akademie-Güterdirektion. In dieser Zeit wurden von den Mitarbeitern beider Einrichtungen eine Reihe wichtiger Forschungsaufgaben durchgeführt, von denen ausgewählte Versuchsarbeiten nachfolgend genannt werden. Für die Futterwirtschaft konnte 1959 eine Heißluft-Trocknungsanlage in die Hofscheune eingebaut werden, um noch

witterungsunabhängiger technisch getrocknetes Grünfutter im Kuhstall einzusetzen. Die Flüssigentmistung erforderte gehäckseltes Futter, sogenanntes Trockengrün. Auch war es Kraftfutterersatz. In Verbindung damit sollte eine Biogasanlage entstehen – ein Gärbehälter, ein Gasometer und eine Verdichterstation wurden gebaut bzw. übernommen. Das VorhaHäckseln von Grünfutter in die Silos (Antrieb über Bulldog)


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GUNDORF im Jahr 1926 erbaut. Mit der Eingemeindung Gundorfs nach BöhlitzEhrenberg im Jahr 1934 wurden die Bediensteten des Ortes von der Großgemeinde Böhlitz-Ehrenberg übernommen, im Gemeinde amt wurde lediglich eine Nebenstelle belassen. Nach deren späteren Schließung wurde das Gebäude zum Wohnhaus umgebaut. Allerdings verfiel es noch vor der politischen Wende immer mehr, bis es 2013/2014 saniert wurde.

Das Gebäude in der Lützschenaer Straße 1 beherbergte Anfang des letzten Jahrhunderts den ersten Ortsladen von Gundorf (oben) Rechts: Die Sanierung des ehemaligen Gemeindeamtes wurde 2014 abgeschlossen

Am Beginn der Burghausener Straße, ge genüber der Straßenbahn-Wendeschleife, steht das Gebäude des früheren Gemeindeamtes von Gundorf. Es wurde Unten: An der Straßenbahn-Wendeschleife steht das frühere Gemeindeamt, welches heute als Wohnhaus genutzt wird


Die heutige »Ortsmitte«

Der Schloßkrug Gundorf

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er nach Gundorf kommt, dem sei ein Besuch im »Schloßkrug Gundorf« empfohlen. Das Restaurant mit der Hausnummer 204, das sich an der Leipziger Straße in der Nähe der Gundorfer Grundschule befindet, lädt mit seinem eigenwilligen Charme zu besonderen Leckereien ein. In anspruchsvollem Ambiente werden neben ursächsischen Spezialitäten ständig wechselnde, saisonale Gerichte nach traditionellen und neuen Rezepten auf den Tisch gebracht. Bekannt geworden ist der Schloßkrug Gundorf für seine Entenbraterei, das zeigt auch das überlebensgroße Entenmodell über der Hinweistafel vor dem Gebäude.

Ein gutes Essen braucht etwas Zeit. So wird der Gaumenfreund eingeladen, im liebevoll dekorierten Lokal die rustikale Atmosphäre bei einem erlesenen Tropfen zu genießen oder bei sonnigem Wetter auf der weitläufigen Terrasse zu verweilen. Und Kinder sind immer willkommen, denn ein kleiner, aber feiner Abenteuerspielplatz befindet sich direkt hinter dem Restaurant. Zu besonderen Anlässen bietet der Schloßkrug einen Festsaal für bis zu 120 Personen, einen Weinkeller und die dazugehörige Klause sowie die Kaminstube für romantische Stunden. »Ein Stück Heimat« – ganz nach dem Motto der Inhaberfamilie Klemenz!

»Schloßkrug Gundorf« – bekannt für seinen Entenbraten und andere kulinarische Köstlichkeiten

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GUNDORF

D I E STRAS S E N BAH N

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m 17. Mai 1907, der Tag, an dem 35 Jahre zuvor die erste Pferdestraßenbahn in Leipzig ihren Betrieb aufnahm, fuhr die »Elektrische« nach Gundorf. Die dazu gegründete »Leipziger Außenbahn Aktiengesellschaft (LAAG)« markierte diese von ihr als letzte in Betrieb genommene Linie mit einem weißen Dreieck – im Volksmund deshalb »Meierkelle« genannt. Nach Gautzsch fuhr bereits die »Sternbahn«, nach Schkeuditz die »Zwirnsrolle«.

Die Pferde-Straßenbahn – der erste Leipziger Transportbetrieb – wurde 1872 gegründet

Die »Meierkelle« der Straßenbahnlinie Leipzig – Gundorf wurde am 17. Mai 1907 feierlich eröffnet (unten)

Die Errichtung der Straßenbahnverbindung von Leipzig nach Gundorf war für die Entwicklung des Ortes sehr wichtig. Zunächst endete diese Linie in Leipzig vor der Hauptfeuerwache. 1912 verkehrte sie, wie auch die andere LAAG-Linie »Zwirnsrolle«, bis zur neuen Endstelle RichardWagner-Straße. 1917 wurden die beiden Leipziger Straßenbahnbetriebe GLSt und LESt vereinigt und zwei Jahre später von der Stadt übernommen. Die LAAG jedoch blieb bis 1946 bestehen. Die LVB wurde zunächst als Treuhänder eingesetzt, ehe


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Um 1910: Die Gundorfer StraßenbahnEndhaltestelle befand sich einst am späteren Trafohäuschen. Das ausgebaute Gleisdreieck benötigte einen zusätzlichen Rangierer Rechts: Seit 1989 existiert die Wendeschleife am Ziegelhäuschen der früheren Kegelbahn des Restaurants »Warteburg«

das Gesamtvermögen 1951 übernommen wurde. 1928 wurden die Liniensymbole durch Zahlen ersetzt. Die Gundorfer Linie fuhr als »Linie 28« bis nach Gautzsch. Ein Jahr später wurde diese Linie wieder geteilt. Vom Hauptbahnhof fuhr die »Linie 27« nach Gundorf (zeitweilig gab es außerdem noch eine »Linie 26«, die aber schon an der Jahnstraße in Böhlitz-Ehrenberg endete).1939 wurde die »Linie 27« durch die »Linie 18« ersetzt (Endstelle PhilippReis-Straße in Leutzsch, jede zweite Stra-

ßenbahn bis Gundorf). Zum Kriegsende kam der Straßenbahnverkehr in Leipzig nahezu zum Erliegen, auch die »Linie18« war davon betroffen, die nur noch bis zur Philipp-Reis-Straße fuhr. Bereits im Juni 1945 konnte sie aber wieder bis zur Jahnstraße in Böhlitz-Ehrenberg verkehren. Die heutige »Linie 7« zwischen Gundorf und Böhlitz-Ehrenberg


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GUNDORF

Das Areal der ehemaligen Z ie gelei Sc hlobach ...

Reste der Ziegelei Schlobach im Jahr 2010: Der damalige Originalzustand des Üstlich gelegenen Innenhofes (oben). Der marode Trocknungsschuppen vor seinem Abriss (rechts) sowie aus Sicht des westlichen Areals (unten links mit ehemaligen Verwaltungsgebäude)


Die Ziegeleien

...und das zwischenzeitlich

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sanierte Objekt

lteingessene Einwohner von Gundorf können sich gewiss erinnern: Da standen sie, die Reste der Schlobachschen Ziegelei am Ende des nordwestlich gelegenen Kuhwinkels auf dem Flurstück mit der Nummer 121/a. Über die Jahre verfielen die Gebäude auf dem Ziegeleigelände zunehmend, bis ein Bürger das Areal übernahm und die Gebäude unter Berücksichtigung der denkmalgeschützten Grundsubstanz umfassend sanierte (Fotos rechte Seite aus dem Jahr 2018).

Oben: Das Verwalterhaus der ehemaligen Ziegelei wurde grundlegend saniert und dient heute als Wohnhaus Links: Ebenso erhielt der frühere Trocknungsschuppen ein neues Antlitz

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Januar 2011: Durch das Hochwasser in der Elster-Luppe-Aue und der damit verbundenen Öffnung des Nahle-Auslassbauwerkes wurde das ehemals beliebte Ausflugsziel Schlobachshof erstmals überschwemmt Unten: Das Territorium der Elster-Luppe-Aue innerhalb des Reviers Burgaue dient heute als Überflutungsgebiet für künftige Hochwassermaßnahmen


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Hochwasser am Schlobachshof

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er heute am SchloFazit: Die behördliche bachshof vorbeiInitiative trug dazu bei, kommt, sieht nur noch das dass die Betreiber des Schild »Privatgrundstück. Reiterhofes trotz weiterer Betreten verboten«. Bemühungen um die InDas ehemals idyllische standhaltung ihres BetrieGelände wurde 1993 von bes schließlich aufgaben. Erben der UnternehmerEntscheidend waren auch familie Schlobach an ein die zwischenzeitlich strenEhepaar aus Baden-Würtger angewandten Vortemberg veräußert. Dieses schriften zum Umweltrichtete dort einen Reiterund Naturschutz, die eine Das Hinweisschild an der hof mit Gastronomiebe- Lützschenaer Straße erinnert kostendeckende Bewirttrieb ein, welcher sich ab an längst vergangene Tage schaftung des Hofes kaum 1996 zu den beliebtesten noch zuließen. So kam es Ausflugszielen im Auenwald etablierte. dazu, dass der Schlobachshof im Oktober 2016 zwangsversteigert wurde. Allerdings brachte das Hochwasser im Januar 2011 verheerende Folgen für Das 14 Hektar große Areal wurde für den Schlobachshof. Im Inter net-Portal 1,06 Millionen Euro an das Liegenschaftsder »Leipziger Volkszeitung« wird dazu amt Leipzig im November 2016 versteiberichtet: »Der Luppe-Damm drohte zu gert. Das Hauptaugenmerk gilt seitdem brechen. Um die angrenzenden Ortschaften, dem Umstand, das Areal des ehemaligen wie Böhlitz-Ehrenberg und Leutzsch sowie Schlobachshofes im Hinblick auf künftige die aufgeweichten Deiche vor der Flut zu Hochwasserereignisse als Überschwemschützen, ließ die Wasserbehörde das nahe mungsgebiet vorzuhalten, um die Wiegelegene Nahle-Auslass-Wehr öffnen, um derherstellung der Auenwaldbiotope zu eine Not-Flutung in den umliegenden Auengewährleisten. wald einzuleiten.« Folglich wurde auch der Schlobachshof Angesichts der »Elster-Luppe-Regulieüberschwemmt und stark in Mitleidenrung« (1934 –1958) konnte die Hochschaft gezogen. Ferner drohten etwa 50 wassergefahr im nördlichen Auenwald Pferde vom Hochwasser eingeschlossen zwar reduziert werden, dennoch wird zu werden, die schließlich in auswärtigen auch künftig mit Überschwemmungen in Ställen untergebracht werden konnten. der Elster-Luppe-Aue zu rechnen sein. Für diese Rettungsaktion wurde das Wehr Wir erinnern uns an 1935 und 1958, wie für eine Stunde geschlossen. BILD-Leipzig auch zuletzt an das Jahr 2013 (siehe auch schrieb dazu, dass sich Leipzigs bekanntesSeite 158). ter Reiterhof in einen See verwandelt hatte. Ob das Hochwasserkonzept der »ÜberParadoxerweise war diese Überflutung das flutungsaue« für die Natur zukünftig sinnErgebnis einer Flutschutz-Maßnahme. voll bleibt, sei dahingestellt.


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Der Bienitz

Legende Stadtgrenze Leipzig Gemarkungsgrenze Laubwald Nadelwald Naturlehrpfad Infotafel Naturlehrpfad Hügelgrab Bodenaufschluss GB

Geschütztes Biotop

FND

Flächennaturdenkmal

LSG

Landschaftsschutzgebiet 50 100

250

Meter

©

Creativ Werbeagentur Kolb I Ralf Krischok


Im Südwesten: Der Bienitz der Rehe, Wildschweine, Füchse, Dachse und Hasen. Die Vielfalt an Vogelund Schmetterlingsarten hat sich offenbar erhalten.

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Die Nutzung des Bienitzgebietes hat eine lange Geschichte. Am Westhang des Bienitz hatten Mönche des Petersklosters Merseburg oberhalb der ZschamMit dem Einsatz des pertaue noch um 1250 Naturschutzes auf dem einen Weinberg bewirtBienitz soll an dieser Stelschaftet. Wohl erfolglos, le mit Nachdruck auf die denn der Wald holte sich Gedenktafel für Dr. das Gelände zurück. Gedenktafel für den Biologen Ludwig Schellhammer Bis vor über 100 Jahund Naturschützer Dr. Ludwig hingewiesen werden, die Schellhammer auf einem großen ren wurde im Wald des sich unterhalb des BieBienitz noch Brenn- und Findling am Rande des nitz-Westhanges in unmitBauholz geschlagen. Bienitz-Westhanges telbarer Nähe der EntlasDen unbewaldeten Teil tungsanlage am Elster-Saale-Kanal be- des Bienitz-Hügels hatten die Burghaufindet. Diese wurde auf einen Findling sener Bauern bewirtschaftet. Ende des montiert, dessen Standort Dr. Schellham- 19. Jahrhunderts und verstärkt um 1900 mer sehr gerne aufsuchte. veränderte sich die Nutzung dieses Der im Februar 1999 verstorbene Bo- Gebietes. Zum einen bestanden ab 1891 taniker Dr. Schellhammer setzte die seit immer mehr ausgebaute und vergrößer1830 begonnenen wissenschaftlichen Un- te Militärschießplätze in einem Teilstück tersuchungen früherer namhafter Bota- des Geländes, welche über 100 Jahre niker zur Flora und Fauna des Bienitz fort. den Charakter des Bienitzwaldes stark Ferner sind ihm viele Schriften zur Natur- beeinflussten. Zum anderen wurde der und Heimatgeschichte zu verdanken. Der Bienitz Ausflugsziel der Leipziger, wozu Naturschützer war nicht nur ein geachteter Anfang des 20. Jahrhunderts vor allem Pflanzenkundler, sondern auch Insekten- zwei Gaststätten und eine Rodelbahn forscher und Kenner der Pilze. beitrugen. Der Bienitz-Westhang ist geschichtlich sehr interessant


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GUNDORFER STREIFZÜGE

Feldpostkarte von 1916 mit dem Militärschießstand, der »Neuen Wache« (links unten) und der »Alten Wache« (rechts unten)

dem Abzug der Amerikaner wurde das Gelände von der Roten Armee übernommen und ab dem Jahr 1946 erneut ein intensiv benutztes Militärobjekt. Mit dem Aufbau von militärischen Einheiten in der DDR setzte ein Strukturwandel in der Nutzung des seit 1891 bestehenden Militärobjektes ein: Neben der Funktion als Schießplatz fanden zwischen 1950 und 1975 außerhalb des eingezäunten Areals Manöverübungen im gesamten Bienitzgebiet statt. Ab 1958 wurde im mittleren Teil des Schießstand-Geländes zudem ein Objekt errichtet, welches durch die Nachrichtentruppen der Nationalen Volksarmee entstand. Die Inbetriebnahme der Sende- und Empfangsstation erfolgte im Frühjahr1963. Damit war der Bienitz in das militärische Richtfunknetz integriert und zählte nach 1984 zu den größten und modernsten Nachrichtenzentralen in der DDR. Für den Ausbau mussten leider vier Hektar Wald abgeholzt werden.

1997 erwarb die Gemeinde Bienitz das Militärgelände mit einer Fläche von knapp 25 Hektar. Mit Fördermitteln der Europäischen Gemeinschaft erfolgte der Rückbau der Anlage und damit auch die Renaturierung des Gebietes. Durch diese Maßnahmen, die im Herbst 2001 erfolgreich abgeschlossen wurden, konnte nach 110 Jahren das Gelände der Allgemeinheit wieder zu gänglich gemacht werden. Zwei ehemalige Gebäude aus der Gründungszeit des Militärschießplatzes blieben erhalten und stehen unterhalb des Geländes: Einmal die Alte Wache von 1895, das älteste historische Gebäude im Bienitz, welches bis 1945 der Schießplatzwart mit seiner Familie als Wohnhaus Die »Alte Wache« diente als Wohnhaus des Schießplatzwartes. Heute ist es Domizil des Heimatvereines Burghausen


Im Südwesten: Der Bienitz

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Oben: Winterimpression an der Bienitzstraße. Rechts die »Alte Wache«, links die »Neue Wache« – erbaut als Militärkantine im Jahr 1896

Militärkantine erbaut und in jüngerer Zeit teilsaniert. Der frühere von Soldaten genutzte Anbau des Speisesaals (siehe Postkarte linke Seite) existiert nicht mehr. Es verblieb nur der Wirtschaftsteil mit dem früheren Offizierskasino. Am 19. Dezember 2001 wurden beide Gebäude im Rahmen der Einweihung eines Findlings aus Granit den heutigen Nutzern übergeben. Dieser Gedenkstein für die Opfer der Militärjustiz befindet sich direkt vor der »Alten Wache«. Auf den Militärschießständen des BieDie »Neue Wache« (oben) und der »Gedenkstein für die Opfer der NS-Militärjustiz« (rechts) an der »Alten Wache« mit den Namen der im Bienitz Hingerichteten

nutzte. Dieses befindet sich direkt an der Bienitzstraße und wurde nach 1998 restauriert. Heute dient es als Sitz des Heimatvereines Burghausen, dessen Sammlung für jeden Besucher zugänglich ist. Wenige Meter davon entfernt steht die Neue Wache. Sie wurde im Jahr1896 als



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SONDER EDITION

Gundorf blickt auf eine über1000-jährige Geschichte zurück und gilt somit als ältester Ort im Leipziger Westen. Nach ersten Ansiedlungen um 970 wurde vorort eine Kirche erbaut, welche geschichtlich in das 12. Jahrhundert der romanischen Zeit zurückzuführen ist. Unter dem Merseburger Bistum wird hier ebenso ein frühes Klostervorwerk genannt, das sich im Laufe der Jahrhunderte zu einem stattlichen Rittergut entwickelte. Heute ist es das Wahrzeichen des Ortes und als »Schloss Gundorf« mit Reiterhof sowie seiner reizvollen Parkanlage bekannt. Erfahren Sie Interessantes über das geschichtsträchtige Gundorf mitsamt den attraktiven Ausflugszielen in das umliegende Auenwald -Territorium. Trotz der Eingemeindung zum industriestarken nahen Böhlitz-Ehrenberg behielt die kleine Ortschaft ihren beachtenswert ländlichen Charakter.

W ERBEAGENTUR K OLB in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Ortsgeschichte Böhlitz-Ehrenberg e.V.


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