BÖHLITZER HEFTE
R Rund um
B Böhlitz-Ehrenberg Schlosspark Lützschena · Bismarckturm Lützschena Auensee · Gundorfer Schlosspark Schlobachshof · Domholzschänke · Bienitz · Wachberg
W ERBEAGENTUR K OLB in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Ortsgeschichte Böhlitz-Ehrenberg e.V.
BÖHLITZER HEFTE
Vorwort
Die »Böhlitzer Hefte« nehmen Sie mit auf einen Streifzug durch Böhlitz-Ehrenberg und die unmittelbare Umgebung. In dieser Ausgabe stellen wir Ihnen Ausflugsziele rund um Böhlitz-Ehrenberg vor. Schöne Fotografien werden durch nützliche, historische und aktuelle Informationen ergänzt. Kommen Sie mit auf einen Streifzug durch den neu aufblühenden Lützschenaer Park mit seinen Teichen und Tempeln. Genießen Sie den Ausblick vom Bismarckturm oder von der Spitze des Wachberges. Folgen Sie den Spuren der Jüngeren Steinzeit am Bienitz oder radeln Sie vom Auensee über den Schlobachshof hin zur Domholzschänke. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die aktiven Mitglieder des
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Fördervereins für Ortsgeschichte BöhlitzEhrenberg für ihre tatkräftige Hilfe bei der Recherche, der Beschaffung historischer Bilder und der intensiven Durchsicht des Textes. Und ein besonderer Dank gilt allen Firmen und Gewerbetreibenden, die mit ihrer finanziellen Förderung zur Realisation des Bandes wesentlich beigetragen haben.
Ulrich Kolb Herausgeber, Werbeagentur Kolb GmbH
Denis Achtner Bild- und Textautor
Die Reihe »Böhlitzer Hefte« befasst sich mit interessanten Themen unserer Leipziger Region. Erfahren Sie Wissenswertes in Wort und Bild über das Waldbad sowie den Elster-Saale-Kanal und folgen Sie uns auf Streifzügen durch Böhlitz-Ehrenberg. Die Erscheinungstermine finden Sie unter www.boehlitzehrenberg.de. Zugangsdaten Bonus-Content auf www.boehlitzehrenberg.de Benutzer: gast01 Passwort: 080701
Creativ WERBEAGENTUR KOLB GmbH Leipziger Straße 78 04178 Leipzig (Böhlitz-Ehrenberg) Tel. 03 41/4 41 85 05 Fax 03 41/4 41 85 02 info@werbeagenturkolb.de
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RUND UM BÖHLITZ-EHRENBERG Lützschena
chlosspark Lützschena
Geschichtliches Das Schloss und der dazugehörige Park von Lützschena haben eine lange Geschichte. Das Rittergut wurde 1404 von Wilhelm von Uechtritz erworben. Über 400 Jahre blieb das Anwesen in Familienbesitz. Während der Napoleonischen Kriege erlitt der damalige Besitzer des Schlosses, Rittmeister Hans Moritz
Die Weiße Elster ist nördliche Park-Grenze
Alexander, große finanzielle Verluste, sodass das Schloss 1822 zur Zwangsversteigerung gelangte. Für 101 750 Reichstaler erwarb der Kaufmann Maximilian Speck von Sternburg (1776–1856) aus Leipzig das Gut. Ihm war es in den nachfolgenden Jahren zu verdanken, dass das Gut wieder aufblühte. Er ließ zum Beispiel neue Wirtschaftswege anlegen, baute die Landwirtschaft aus, indem er eine Schafzucht für seinen florierenden Wollhandel einrichtete, führte Hochwasserschutzmaßnahmen durch und restaurierte die bestehende Ziegelei, die fortan wieder bis zu 900 000 Ziegel im Jahr fertigte. Für die Sternburg-Brauerei, die zum Gut gehörte, ließ er Neubauten errichten. Den benötigten Hopfen pflanzte er in seinen Hopfengärten an, landwirtschaftliche Erträge ließ er durch Änderung der Fruchtfolge und durch Düngung verbessern. Für seine Verdienste in der Schafzucht wurde ihm 1829 vom bayrischen König Ludwig I. der Adelstitel »von Sternburg« verliehen. Das komplexe Unternehmen warf große Gewinne ab, die Maximilian Speck von Sternburg in eine umfangreiche Sammlung von Gemälden, Büchern und Grafiken investierte.
Die Allee an den »Reißwiesen« führt direkt zum Schloss
Die Auwaldstation
Pferdekoppel vor der Auwaldstation
Brücke über die Weiße Elster zum Lützschenaer Schloss
Das Elster-Wehr direkt am Schloss
RUND UM BÖHLITZ-EHRENBERG
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Leipzig-Wahren
er Auensee, ehemals Luna-Park
Der bis zu 10 m tiefe Auensee entstand 1909/10 durch den Abbau von Kies, der für den Neubau des Leipziger Hauptbahnhofes benötigt wurde. Im Jahre 1912 kam es zur Gründung der LunaPark GmbH, die für die Nachfolgenutzung des Areals verantwortlich war. Die idyllische Lage des mit Grundwasser gefüllten Sees inmitten des Auenwaldes bot ideale Voraussetzungen für die Errichtung eines Vergnügungsparks. Die Grundstücke wurden an Schausteller und Wirte vermietet. So entstanden binnen kürzester Zeit ein Hippo- sowie ein Motodrom, eine Gondelstation, eine Achterbahn, die auf Grund ihrer Alpenkulisse als Gebirgsszeneriebahn bezeichnet wurde, und natürlich die Lunabahn um den See. Damals führte die Strecke jedoch über die Brücke, deren Ruine noch heute steht. Allerdings endete der See damals nicht unmittelbar hinter dieser Brücke, sondern weitete sich nochmals buchtähnlich nach Norden hin aus. Bis gegen Ende der »Goldenen 20er Jahre« erfreute sich der Luna-Park großen Interesses. In den 30er Jahren schwand dieses Interesse immer mehr (Weltwirt-
Ständig unter Dampf – die »Parkeisenbahn«
Freisitz »Haus Auensee«
Das Bootshaus lädt zur Rast ein
Auf dem kleinen Hügel mit Büschen befand sich einst das Häuschen der Rettungsschwimmer
DER AUENSEE
Leipzig-Wahren schaftskrise), die meisten Geschäfte und Fuhrbetriebe schlossen. Mit der Durchführung der Elster-Luppe-Regulierung im Jahr 1934 wurden viele der ehemaligen Attraktionen des Luna-Parks abgerissen. Am 18. April 1941 übernahm die Stadt Leipzig das gesamte Gelände. Im Oktober 1950 erfolgte der erste Spatenstich für den Bau der »Pioniereisenbahn«, die am 5. August 1951 mit einer Streckenlänge von 1,9 km eröffnet wurde. Drei Jahre nach der Eröffnung der Pioniereisenbahn kam es zu einem herben Rückschlag, als das »Jahrhunderthochwasser« über die Dämme der Luppe schwappte. Luppe und Auensee bildeten für knapp fünf Wochen eine geschlossene Wasserdecke. Somit stand auch der kleinen Dampflok das Wasser bis zum Kessel. Wie hoch das Wasser damals stand, zeigt eine kleine Markierung an dem Gebäude der Bootsausleihstation auf der Südseite des Sees. Im Jahre 1987 erfolgten umfangreiche Sanierungsarbeiten. Der Lok- und Wagenschuppen und die Gleisanlagen wurden rekonstruiert, erweitert und umgebaut. Die Bahn erhielt neue Wagen, die 1989 ihren Betrieb aufnahmen. Nach der Wende wurde die »Pioniereisenbahn« in »Parkeisenbahn« umbenannt.
Herbstromantik am Ostufer
Spielplatz für große und kleine Piraten
Der Bahnhof der »Parkeisenbahn«
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Böhlitz-Ehrenberg
er Gundorfer Schlosspark
Das Gundorfer Schloss wurde um 1720 durch J. E. Kregel für die damaligen Besitzer erbaut. Zunächst war es jedoch ein eher schlichtes Herrenhaus im barocken Stil. Einer der späteren Besitzer, Erich Ackermann, baute quasi über Nacht einen Turm an das Gebäude an, das nunmehr als Schloss bezeichnet wurde. Von diesem Turm aus hat man einen schönen Blick auf den Schlosspark, der einst von dem Gartengestalter Peter Lenné nach englischer Kulissenmanier angelegt wurde. Besonders im Herbst lohnt sich ein kurzer Spaziergang um den Teich, denn
Das Schloss von der Teichseite mit Pavillon
dann zeigen die zahlreichen Bäume – Roterlen, Bergahorn, Eschen, Robinien, Platanen, Eiben sowie eine mächtige Blutbuche – ihre Farbenpracht. Ein Rundweg führt um den Teich, auf dessen Halbinsel einst ein kleiner Pavillon stand. Im Laufe der Zeit wechselte das Anwesen häufig den Besitzer. Zu jenen gehörte auch der Obergerichtsadvokat Fritzsch, der dem Rittergut Gundorf 1661 im Gegensatz zu dem von seiner Frau ererbten Gut (Alt-)Scherbitz den Namen Neuscherbitz gab. Der Oberpostdirektor Welck
Der Turm wurde nachträglich angebaut (oben)
DER GUNDORFER SCHLOSSPARK
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Böhlitz-Ehrenberg
(Gemälde von 1923)
Das Schloss heute – der Pavillon existiert leider nicht mehr
aus Leipzig zählte ebenso zu den ehemaligen Besitzern wie der Vater des Leipziger Industrie-Pioniers und Kanalbauers Karl Heine und schließlich 1881 Albin Ackermann, Buchhändler, Druckereibesitzer und Seniorchef des Teubner-Verlages. Ackermann kaufte das Gut 1881, seit 1902 amtlich als Rittergut Gundorf bezeichnet, und vererbte es 1903 an seinen Sohn Dr. hc. Alfred Ackermann. Im Jahre 1911 ließ er den Marienhof bauen. Dieses im alten Dorfstil erbaute Gebäude diente als Wohnhaus für die
Der Schlosspark im herbstlichen Kleid
Arbeiter des Rittergutes und wurde nach Ackermanns Frau Marie (geborene de Liagre) benannt. Ab 1922 verwaltete Erich Ackermann das Rittergut, ehe es 1938 an die Stadt Leipzig verkauft wurde. Der Kaufpreis betrug damals ohne Inventar 2,6 Millionen Reichsmark. Die Stadt kaufte das Areal im Zusammenhang mit dem Bau des Elster-SaaleKanals, um die Flächen für spätere Industrieansiedlungen freizuhalten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde 1948 aus dem kommunalen
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RUND UM BÖHLITZ-EHRENBERG
D er Wachberg
Rückmarsdorf
Der Wachberg ist Teil der Dehlitz-Rückmarsdorfer Endmoräne, die sich über eine Länge von ca. 30 km erstreckt und sich bis zu 130 m über Normalnull (ü. NN) erhebt. Die Besiedlung des Gebietes erfolgte 5000 Jahre v. Christus. In der Jungsteinzeit (ca. 3000–2000 v. Christus) siedelten sich um den Bienitz die Schnurkeramiker an, die ihren Namen durch die besondere Art der Verzierung ihrer Tongefäße erhielten (siehe »Der Bienitz«, S. 40). Um 600 lebten slawische Stämme am Wachberg. Die Anhöhe sollte sich in verschiedenen Krisensituationen und Kriegen als strategisch wichtiger Punkt erweisen. Vom Wachberg aus hatte man eine gute Sicht auf das angrenzende Umland. Während des Dreißigjährigen Krieges suchten verschiedene Kriegsherren Rückmarsdorf heim, lagerten dort und plünderten bei den Anwohnern. Auch der nahe Bienitz diente als Observationsposten. Die »Schwedenschanze« am Bienitz, eine ehemalige sorbische Wallanlage, diente der Überwachung der Handelsstraße Leipzig–Merseburg (siehe S. 45). 1745 lagerten die Truppen der Sächsischen Armee unter dem Grafen von
Blick auf den Rückmarsdorfer Ortskern und den Wachberg
Rutowski im II. Schlesischen Krieg auf und um den Wachberg, da sie damit rechneten, dass die Preußen am Wachberg vorbeiziehen würden. Aufgrund der Erkenntnis strategischer Unterlegenheit zog sich die sächsische Armee zurück. Somit blieb Rückmarsdorf von Kampfhandlungen verschont. Am 2. Mai 1813 rückte eine französische Übermacht gen Rückmarsdorf vor, um Napoleon in der Schlacht bei Großgörschen zu helfen. General Kleist von Nollendorf stellte sich am Wachberg, Sandberg und am Bienitz mit nur 5000 Mann den Truppen entgegen. Mit seinem taktischen Geschick konnte er die Franzosen aufhalten, sodass Napoleon bei Großgörschen starke Verluste erlitt. Im Jahr 1865 wurde auf dem Wachberg ein Vermessungsstein der KöniglichSächsischen Triangulierung aufgestellt und ein Gedenkstein für das Gefecht vom 2. Mai 1813 errichtet. Fünf Jahre später begann um den Wachberg und am Sandberg der Abbau von Lehm und Sand. 1913 entstand ein Wasserwerk. Auf dem Wachberg wurde der dazugehörige Wasserturm errichtet. Während der nationalsozialistischen Diktatur gab es auf dem Wachberg ab
DER WACHBERG Rückmarsdorf
dem Jahre 1940 eine Flugwache. Das Gebäude hatte einen hölzernen Turm, von dem aus nach feindlichen Flugzeugen gespäht wurde. Die dazugehörige Flak-Einheit stand in Schönau. Allerdings hatte diese Einheit nicht viele Erfolge zu verzeichnen, da im gesamten Krieg nur ein Flugzeug abgeschossen werden konnte, das auf Rückmarsdorfer Flur zu Boden ging. Nach 1945 wurden die Sandgruben um den Wachberg weiter ausgebeutet. Bis 1980 war fast der gesamte Wachberg an der Nord-, Ost-, Süd-, und Südwestseite abgetragen. Um das ursprüngliche Profil des Hügels wieder herzustellen, wurden die Gruben mit Erde und Asche, aber auch mit Haus- und Industrie- Gedenkstein am Fuße des Wasserturmes
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