Wohnungsfrage / dérive - Zeitschrift für Stadtforschung, Heft 77 (4/2019)

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Okt — Dez 2019 No 77

Zeitschrift für Stadtforschung

dérive

dérive

WOHNUNGS FRAGE

dérive

ISSN 1608-8131 9 euro


Editorial Wien feiert dieses Jahr bekanntlich 100 Jahre Rotes Wien, eine Ära die, wie man ohne Übertreibung behaupten kann, weltweit Maßstäbe für die Wohnraumversorgung gesetzt hat. Nicht oft genug kann man darauf hinweisen, dass das Rote Wien nicht nur der Gemeindebau, sondern auch die SiedlerInnenbewegung war. Sie hat es in einer Zeit unglaublicher Not geschafft, mit bewundernswert schlauen Maßnahmen die von Materialbeschaffung über Finanzierung bis zur Arbeitsorganisation und Bodenbeschaffung reichten, Wohnraum für tausende Familien zu schaffen und selbstorganisiert zu verwalten. Einige der besten ArchitektInnen der damaligen Zeit haben sich für die SiedlerInnenbewegung engagiert, darunter Margarete SchütteLihotzky, Josef Frank oder Adolf Loos, Otto Neurath war eine ihrer zentralen Figuren. Leider verlor die SiedlerInnenbewegung nach anfänglicher Unterstützung, vor allem durch Jakob Reumann, den ersten Bürgermeister des Roten Wien, rasch an Bedeutung. Die große Chance, die demokratischen Alltagserfahrungen, die gemeinwirtschaftliche Expertise und die Fähigkeit zur kollektiven Selbstorganisation der SiedlerInnenbewegung in die DNA der SDAP (heute SPÖ) aufzunehmen, wurde damals vergeben und bis heute nicht mehr aufgegriffen. Klaus Novy, dem leider viel zu früh verstorbenen Experten für die SiedlerInnen- und Genossenschaftsbewegung, ist es unter anderem zu verdanken, dass die Geschichte der Wiener SiedlerInnenbewegung nicht auf ewig unentdeckt blieb. Er hat zahlreiche Texte darüber publiziert und in den 1980er-Jahren eine Ausstellung über die SiedlerInnenbewegung zusammengestellt, die in Wien und zahlreichen deutschen Städten zu sehen war. Auch die GründerInnen des Mietshäuser Syndikats sind irgendwann auf Texte von Klaus Novy gestoßen und haben von ihm die Idee des Solidarfonds aufgegriffen, der heute sowohl Teil des Konzepts von Mietshäuser Syndikat und Habitat als auch den jungen Schweizer Genossenschaften ist. In dieser Ausgabe zur Wohnungsfrage veröffentlichen wir einen Text von Klaus Novy aus den frühen 1980er-Jahren, weil er den Schwerpunkt bereichert, aber natürlich auch, weil er im Jubiläumsjahr auf die weniger bekannten Wohnkonzepte des Roten Wien verweist. Über die jungen Schweizer Genossenschaften haben wir ein ausführliches Interview mit Andreas Wirz, einem Mitbegründer der Zürcher Bau- und Wohngenossenschaft Kraftwerk1 und Vorstand im Regionalverband Zürich der Wohnungsbaugenossenschaften Schweiz, geführt. Sieht man sich an, wo die Ursprünge all dieser Bewegungen (SiedlerInnenbewegung, Mietshäuser Syndikat, Schweizer Genossenschaftsbewegung) liegen, stößt man schnell auf Haus- bzw. Landbesetzungen. Das zeigt, dass in kollektiver Selbstorganisation eine hohe Innovationskraft und ein demokratiepolitisches Potential liegen, die, wie bei der Wohnungsfrage sichtbar wird, für gesellschaftspolitische Herausforderungen immer wieder gute Lösungen ermöglichen. Die Notwendigkeit einer MieterInnen-Selbstorganisation am Beispiel Los Angeles verdeutlicht der Schwerpunkttext von School of Echoes über den Aufbau der LA Tenants Union.

Wer dérive regelmäßig liest, dem wird nicht entgangen sein, dass wir dem Konzept, Wohnraum als Ware zu behandeln, ablehnend gegenüberstehen, weil es gesellschaftlich höchst unerwünschte Folgen zeitigt. Wohnen ist ein nicht substituierbares Gut und daher ein UN-Menschenrecht. Es gab und gibt zahlreiche Möglichkeiten, der Spekulation mit Wohnraum einen Riegel vorzuschieben, umso unverständlicher ist es, dass es mittlerweile trotzdem als normaler Vorgang gilt, wenn Wohnhäuser in immer kürzeren Abständen die EigentümerInnen wechseln. Aus einer nicht profitorientierten Perspektive erscheint es im Sinne des Gemeinwohls völlig absurd, dass jede/r EigentümerIn aufs Neue erwarten darf, mit einem durch meist jahrzehntelange Mieteinnahmen längst abbezahlten Haus Profit zu machen. Ebenso absurd ist es, gut 40 Jahre nach Maggie Thatchers katastrophaler Right-to-buy-Politik, wenn eine österreichische Regierung in der aktuellen Lage am Wohnungsmarkt beschließt, den Verkauf von gemeinnützigen Wohnungen zu erleichtern, wie es vor wenigen Monaten passiert ist. Nichts anderes lässt sich über die Möglichkeit von befristeten Mieten oder Lagezuschlägen sagen. Das Wiener Forum Wohn-Bau-Politik hat sich angesichts der ungeklärten Probleme, der verhärteten Positionen der Parteien und der fehlenden Lösungsorientierung auf Bundesebene in Sachen Wohnungsfrage entschlossen, selbst einen Wohnrechtskonvent zu organisieren, der seit einigen Monaten läuft. Wie der Stand der Dinge ist, berichtet Barbara Ruhsmann in ihrem Beitrag für den Schwerpunkt. Des Weiteren bietet der Schwerpunkt einen Beitrag über die Positionen zur Wohnungsfrage von rechtsextremen Parteien wie der AfD sowie der FPÖ und ein Interview über die Situation von Wohnungs- und Obdachlosen in Wien. Mehr über das Schwerpunktthema und die einzelnen Beiträge findet sich im Einleitungsartikel. Seit dem letzten urbanize! Festival, das im Oktober 2018 in der Wiener Nordbahnhalle stattgefunden hat, engagieren wir uns für den Erhalt dieses wichtigen Raums, dem der Abriss droht. Wie es dazu kam, wie der Stand der Dinge ist und wie es weitergehen soll, ist im Magazinteil nachzulesen. Wer sich uns anschließen oder uns unterstützen will, ist herzlich willkommen. Einer Halle, die in Wien vor genau 40 Jahren abgerissen wurde und die ebenfalls die Chance geboten hätte, ein Stadtteilzentrum zu werden, widmet Andreas Zeese einen Artikel in diesem Heft. Darin geht es nicht nur um die damals kurzfristig besetzte Halle, sondern um einen ganzen Stadtraum, der aus dem Wiener Stadtbild verschwundenen ist. Das zehnte urbanize! Festival steht vor der Tür und widmet sich mit dem Jubiläumsprogramm Alle Tage Wohnungsfrage dem Wohnen aus der Perspektive von Architektur und Stadtplanung, Politik und Gesellschaft, Ökonomie und Ökologie – und fahndet dabei nach konkreten Utopien fürs Wohnen der Gegenwart und Zukunft. Wir freuen uns auf interessiertes und diskussionsfreudiges Publikum. — Christoph Laimer

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Credits: BWAG CC-BX-SA4.0 / Uwe Hiksch / bikes and rails / Institut für Alltagsforschung / Deutsche Wohnen & Co. enteignen, Jan Ickx / einszueins architektur / tonytextures / bigstock / Privat / www.s-e-r.at

9—13 OKT 2019 Wien—Favoriten

www.urbanize.at


Inhalt 01 Editorial CHRISTOPH LAIMER Schwerpunkt 04—05 Alle TAGE Wohnungsfrage! CHRISTOPH LAIMER 06—12 »TEILT alles und spielt FAIR« Die neuen Schweizer Wohnbaugenossenschaften und die Wohnungsfrage ANDREAS WIRZ 13—18 Von SCHLAFsiedlungen und dem TRAUM vom Einzelhaus Die Wohnungsfrage im Diskurs der Rechten PETER BESCHERER, GISELA MACKENROTH, LUZIA SIEVI 18 FPÖ-Positionen zur Wohnungsfrage SILVESTER KREIL 19—26 La COMUNA o NADA Building an Autonomous Tenants Movement in Los Angeles SCHOOL OF ECHOES

37—38 RECHT AUF WOHNEN INITIATIVE SOMMERPAKET 39—45 »Die Pioniere vom Rosenhügel« Zur wirklichen Revolution des ArbeiterInnenwohnens durch die Wiener SiedlerInnen KLAUS NOVY Magazin 46—52 Der vergessene Stadtraum Wie der Wiener Phorusplatz entstand – und wieder verschwand Ein Beitrag zur Geschichte des öffentlichen Raums in Wien ANDREAS ZEESE 54—57 Die NORDBAHNHALLE auf dem Weg zum STADTTEILZENTRUM CHRISTOPH LAIMER, ELKE RAUTH Besprechungen 58—61 Tech-Urbanismus, (an) greifbar gemacht Steirische Wohnbau-Identitätspolitik S. 59 Betroffenheit kollektivieren, Wohnungsfrage politisieren S. 60

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27—31 Der WOHNRECHTSKONVENT Ein konsultativ-demokratisches Experiment BARBARA RUHSMANN Kunstinsert 32—36 Claudia Märzendorfer Für die Vögel

– dérive – Radio für Stadtforschung Jeden 1. Dienstag im Monat von 17.30 bis 18 Uhr in Wien auf ORANGE 94.0 oder als Webstream http://o94.at/live. Sendungsarchiv: http://cba.fro.at/series/1235

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CHRISTOPH LAIMER

Alle TAGE

Wohnungsfrage! Das Witzige am Wohnen ist, dass es einerseits so selbstverständlich und alltäglich ist, es sich andererseits jedoch als furchtbar schwer herausstellt, es zu definieren. Wenn man geht, schläft oder isst, ist relativ klar, was man macht, aber was tut man, wenn man wohnt? Ein Blick ins etymologische Wörterbuch bringt wohnen in Zusammenhang mit gewöhnen und gewohnt, aber auch mit Wonne. »Lieben, schätzen«, ist zu lesen, »wäre demnach die Ausgangsbedeutung« (Kluge 2002, S. 995). Viel einfacher ist es mit der Wohnungsfrage. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird sie breit diskutiert und ist aufs Engste mit der Industrialisierung und dem Städtewachstum verknüpft. Ausschlaggebend für ihr Auftauchen ist, dass die Schaffung von Wohnraum ein Geschäftsmodell und Wohnraum somit zur Ware wurde. Wohnen ist ein nicht substituierbares Gut und daher ein UN-Menschen­recht. Wir alle müssen Wohnen und brauchen ein Dach über dem Kopf. Wohnformen sind mit den politischen und ökonomischen Verhältnissen unauflöslich verbunden und dadurch geprägt. Das reicht von den feudal und patriarchal geprägten Zeiten, in denen Bauer und Knecht sowie Handwerker und Geselle unter einem Dach lebten, zu den späteren, von Unternehmern geschaffenen Arbeiterunterkünften, über das kleinfamiliäre Massenwohnen der Nachkriegszeit im 20. Jahrhundert bis zu den Gated Communities und der Warenförmigkeit des Wohnens in der neoliberalen Gegenwart. Die Wohnungsfrage berührt Fragen der Ökonomie und Politik, der Ökologie und Nachhaltigkeit, der Architektur und Soziologie gleichermaßen. Setzt man Wohnung nicht einfach nur mit Behausung gleich, zeigt sich, so seltsam es auch klingen mag, dass nicht immer schon gewohnt wurde. Wohnen im heutigen Sinne ist eine Folge gesellschaftlicher Verhältnisse und war nicht immer Teil menschlichen Lebens. Hartmut Häußermann und Walter Siebel setzen die Anfänge des Wohnens mit der Entstehung von Lohnarbeit und Freizeit an. Lohnarbeit findet nicht in der eigenen Unterkunft, sondern an einem externen Ort statt. Die unproduktiven Zeiten verteilen sich nicht mehr über den ganzen Tag, sondern werden am Ende des Arbeitstags konzentriert, wodurch erst so etwas wie Freizeit entsteht. »In diesem

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Prozeß der räumlichen und zeitlichen Abspaltung von Teilen der produktiven Arbeit entsteht auch erst Wohnen im heutigen Sinn als räumliches, zeitliches und inhaltliches Gegenüber zur im Betrieb organisierten beruflichen Arbeit. Der Haushalt steht nicht mehr im Mittelpunkt der Wirtschaft. Markt und Erwerbswirtschaft drängen Selbstversorgung und ›Unterhaltswirtschaft‹ (Egner) an den Rand.« (Häußermann & Siebel 2000, S. 24–25) Die Entwicklung vom »Ganzen Haus als autarker Selbstversorgungseinheit von Produktion und Konsum hin zum städtischen Konsumentenhaushalt« (ebd., S. 26) sowie derjenigen vom Großhaushalt von mehreren Familiengenerationen sowie Dienstpersonal, Gesellen, Knechten, Mägden hin zur Zweigenerationen-Kernfamilie schien unaufhaltsam. In den letzten Jahrzehnten hat sich jedoch gezeigt, dass es in beiden Bereichen zu einer Umkehr dieses Prozesses kommt oder die Entwicklung eine Abzweigung nimmt – wenn auch anfangs nur in Nischen und einzelnen Teilbereichen. Sowohl kollektive Wohnformen abseits der klassischen Kleinfamilie als auch der Wohnraum als Ort der Arbeit, Produktion und Selbstversorgung sind längst nicht mehr rein historische Motive oder Phänomene in weniger entwickelten Weltgegenden. Sie sind viel eher dabei, zu Modellprojekten für ein neues Zusammenleben in westlichen Städten zu werden, in denen Themen wie Wohnkosten, Vereinzelung, Nachhaltigkeit und Selbstverwirklichung

Wohnungsfrage, Wohnen, Wohntypologien, Spekulation, Miete, Hausprojekte

»In der Umgehung des Kapitalmarktes liegt die entscheidende Option einer neuen Wohnungspolitik.« Novy 1982, S. 52


Links: Viertel Zwei, Wien Krieau: »We create extraordinary living spaces with the power to delight« (Value One). Rechts: Die Aufnahme wurde im Winter ebenfalls in Wien gemacht. Fotos — dérive

immer wichtiger werden. Die Mängel des fordistischen Massenwohnens werden dadurch ein weiteres Mal transparent. Es braucht daher dringend Alternativen, die es längst und zunehmend vermehrt und vielfältiger gibt, wie wir in diesem Heft zeigen. Eine der erwähnten Alternativen sind die Hausprojekte der jungen Schweizer Genossenschaften. Ungefähr zur selben Zeit als in Deutschland das Mietshäuser Syndikat gegründet und in Wien am Wohn- und Kulturprojekt Sargfabrik geplant wurde, erschien in Zürich eine Broschüre, die das Konzept für Kraftwerk1 dargelegt hat. Einige Jahre später war die Genossenschaft Kraftwerk1 gegründet und das erste Hausprojekt Hardturm umgesetzt. Mit Andreas Wirz, einem der damaligen Initiatoren und dem heutigen Vorstand im Schweizer Verband der Wohnbaugenossenschaften, haben wir für diesen Schwerpunkt ein Interview geführt. Eine interessante Erkenntnis dabei: Die Erfahrungen aus den Züri-brennt-Hausbesetzungen in den 1980er-Jahren waren für die Genossenschaften in Zürich genauso wichtig wie die Häuserkämpfe in Freiburg für das Mietshäuser Syndikat. Sie haben neben vielem anderen maßgeblich beeinflusst, welche Rolle Mitbestimmung und Selbst‑ organisation spielen oder welche neuen Wohntypologien sich entwickelt haben. Um Selbstorganisation geht es auch im Artikel der Initiative School of Echoes Los Angeles, allerdings in Zusammenhang mit MieterInnenkämpfen in Los Angeles. Die AutorInnen sehen in Selbstorganisation nicht nur die einzige Chance, die Lebens- und Wohnverhältnisse für MieterInnen tatsächlich zu verbessern und Kämpfe zu gewinnen, sondern auch als »an experience of the possibility of true participatory democracy«. Ihr Artikel ist eine radikale Kritik sowohl des NGO-Non-ProfitSektors als auch des US-amerikanischen Housing Movements. Für Wohnungs- und Wohnrechtsfragen sind in Österreich viele Behörden, Magistrate und Ministerien auf unterschiedlichen Ebenen zuständig. Darüber hinaus gibt und gab es zwischen den ehemals bestimmenden Parteien ÖVP und SPÖ immer schon sich gegenseitig ausschließende ideologische Positionierungen. Wie auch im aktuellen Wahlkampf deutlich sichtbar, ist für die rechtskonservative ÖVP das Thema Wohnungseigentum von zentraler Bedeutung, während die SPÖ in ihrer aktuellen Kampagne die Mieten durch Abschaffung der Umsatzsteuer senken will. Die Voraussetzungen für eine Änderung der rechtlichen Rahmenbedingungen fürs Wohnen sind auf Bundesebene also denkbar schlecht. Das Forum Wohn-BauPolitik hat deswegen einen Wohnrechtskonvent gestartet, um

mit BürgerInnen und ExpertInnen über ein Jahr hinweg im Dialog mit politisch Verantwortlichen ein Weißbuch für ein neues österreichisches Wohnrecht zu erarbeiten. Wie es dazu kam, was die Erwartungen und die entscheidenden Knackpunkte sind, stellt Barbara Ruhsmann in ihrem Artikel Der Wohnrechtskonvent – ein konsultativ-demokratisches Experiment vor. Die Krise der Wohnraumversorgung, insbesondere in den wachsenden Großstädten, ist eine drängende sozialpolitische Frage. Kein Wunder also, dass sich auch die rechtsextremen Parteien AfD und FPÖ dazu positionieren. Wie nicht anders zu erwarten, verknüpfen sie auch diesen Themenbereich mit Migrations- und Sicherheitspolitik und vertreten nationa‑ l­istisch-sozialprotektionistische Ansichten, gleichzeitig setzen sie auf Eigentum und unterstützen marktliberale Positionen. Diese Ansprüche sind nicht immer unter einen Hut zu bringen, eine inhaltlich stringente Politik kaum möglich. Statements und Reaktionen enthalten je nach Situation und Konstellation immer wieder auch widersprüchliche Inhalte. Peter Bescherer, Gisela Mackenroth und Luzia Sievi analysieren in ihrem Beitrag für diesen Schwerpunkt, wie die AfD mit der gegenwärtigen Wohnungsfrage umgeht. Silvester Kreil hat sich die diesbezügliche Politik der FPÖ angesehen. Den Abschluss des Schwerpunkts bildet ein Interview mit der Initiative Sommerpaket. Sie spielt mit ihrem Namen darauf an, dass Wien für Obdach- und Wohnungslose zwar ein Winterpaket schnürt, das von November bis April rund 900 zusätzliche Übernachtungsmöglichkeiten bietet, es diese Plätze aber eigentlich auch im Sommer, und damit übers ganze Jahr, bräuchte. Die Initiative setzt sich nicht nur für eine Verbesserung der Versorgung von Obdach- und Wohnungslosen ein, sondern auch für bessere Arbeitsbedingungen für die MitarbeiterInnen von Hilfs- und Betreuungseinrichtungen. Als Extrabonus zum Schwerpunkt drucken wir anlässlich des Jubiläums 100 Jahre Rotes Wien einen Text über die sehr zu Unrecht immer ein wenig im Schatten des Gemeindebaus stehende Wiener Siedlerbewegung nach, den Klaus Novy 1981 geschrieben hat. Der Schwerpunkt wirft somit Schlaglichter auf einzelne Aspekte der Wohnungsfrage, die in ihrer Komplexität weit über diese Ausgabe der dérive hinaus geht. Viele andere Facetten haben wir bereits in früheren Heften behandelt. Daher planen wir als spezielles Service, demnächst eine Sammlung von ausgesuchten Texten rund um Wohnen und Wohnbau als PDF zu veröffentlichen.

Literatur Häußermann, Hartmut & Siebel, Walter (2000): Soziologie des Wohnens – Eine Einführung in Wandel und Ausdifferenzierung des Wohnens. 2. korrigierte Auflage. Weinheim/München: Juventa Verlag. Kluge, Friedrich (2002): Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Berlin / New York: de Gruyter. Novy, Klaus (1982): Anmerkungen zum Verhältnis von Trägerformen und Finanzierungsalternativen. In: Arch+, Nr. 61, Februar 1982, S. 52–53. Aachen. Reulecke, Jürgen (Hg.) (1997): Geschichte des Wohnens, Band 3 – 1800–1918 Das bürgerliche Zeitalter. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt.

Christoph Laimer — Alle Tage Wohnungsfrage!

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ANDREAS WIRZ

baugenossenschaften und die Wohnungsfrage

Andreas Wirz ist Mitbegründer der Zürcher Bau- und Wohngenossenschaft Kraftwerk1 und war von 1995 bis 2003 in dessen Vorstand. Heute ist er Vorstand im Regionalverband Zürich der Wohnungsbaugenossenschaften Schweiz. Gemeinsam mit Andreas Hofer, der derzeit die IBA in Stuttgart leitet, ist er Partner im Büro Archipel. Er berät Wohnbaugenossenschaften, private Auftraggeber und die öffentliche Hand in Wohnungsfragen im Lebensraum Stadt. Im Interview mit Christoph Laimer spricht er über die Anfänge der neuen Züricher Genossenschaftsbewegung, und die Erfahrungen aus der Hausbesetzerbewegung, das Modell der Genossenschaft, neue Wohn­typo­ logien sowie Partizipation und klärt die Frage, warum es bei den neuen Genossenschaften ein Autoverbot gibt. Kraftwerk1 war in den 1990er Jahren die erste der neuen Genossenschaften, die in den letzten rund 20 Jahren gegründet worden sind. Die Schweizer Wohnbaugenossenschaften waren damals wenig innovativ und agierten nach dem Konzept more-of-the-same, wenn sie überhaupt bauten und nicht nur verwalteten. In dieser Zeit hat die Zürcher Bevölkerungszahl wieder leicht zugenommen, es gab einen Aufschwung in der Stadt. Was war der Grund für die Gründung von Kraftwerk1, welche neue Ideen haben mit dieser Gründung Einzug gehalten? Wie kann man sich die Situation damals vorstellen? Andreas Wirz In Zürich wie in anderen europäischen Städten stellte sich die Wohnraumfrage das erste Mal mit der Industrialisierung und dem rasenden Wachstum der Städte. Nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg herrschte ein Entwicklungsboom. Die liberal-genossenschaftliche Idee der Hilfe zur Selbsthilfe ließ damals vorrangig mittelständische Bauten entstehen. Die Neubauten waren teuer und für die Ärmsten schwer erschwinglich, aber sie brachten trotzdem eine große Entspannung. In den 1980er-Jahren beschränkten sich die Genossenschaften auf die Verwaltung ihrer Häuser. Die Bewohnerschaft war äußerst homogen: Klassische Kleinfamilien, mehrheitlich sozialdemokratisches Milieu, Schweizer Staatsbürgerschaft. Die Stimmung war kleinbürgerlich, miefig. Rückblickend hat man Gartenstädte mit Teppichklopfstangen vor Augen, die Botschaft lautete »betreten verboten«. Kraftwerk1 wurde nicht durch den großen Aufschwung ermöglicht, sondern – ich würde etwas großspurig behaupten – wir waren Teil des Aufbruchs. Wir haben aus den Erfahrungen der Hausbesetzungen Anfang der 1990er gelernt, dass es auch andere, lustige Formen des Zusammenlebens gibt. Es gab in dieser Phase unterschiedliche Gruppen: Die Konzeptgruppe Städtebau war ein wichtiges Element, da waren stadt‑ interessierte Leute von SAU (Anm: Ssenter for Applied Urbanism) oder INURA dabei. Verkehrsdiskussionen waren sehr stark, später wurde die Wohnungsfrage wichtiger und wir haben uns fast strategisch gespalten: Die einen, die gesagt haben, wir kämpfen weiter gegen die Projekte, die unsere Stadt kaputt machen und

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dérive No 77 — WOHNUNGSFRAGE

Genossenschaft, Zürich, Wohnbau, Hausbesetzungsbewegung, Wohntypologien, Selbstorganisation, Partizipation, Städtebau, Mobilität, Miethöhe

»TEILT alles spielt FAIR« und Die neuen Schweizer Wohn­


PETER BESCHERER, GISELA MACKENROTH, LUZIA SIEVI

Von SCHLAFsiedlungen

Rechtspopulismus, Wohnen, Eigenheim, Kulturalisierung, Demokratie, AfD, FPÖ

und dem TRAUM

vom Einzelhaus Die Wohnungsfrage im Diskurs der Rechten

Foto — penjelly

Die Krise der Wohnraumversorgung, insbesondere in den wachsenden Großstädten, ist eine drängende sozialpolitische Frage. Der Artikel diskutiert anhand einer Analyse rechter Medien und tagespolitischer Beiträge der AfD in deutschen Parlamenten, wie die Neue Rechte mit der gegenwärtigen Wohnungsfrage umgeht. Es wird aufgezeigt, dass die Rechten sozialpolitische Fragen der Wohnungspolitik mit einer vermeintlichen Krise der Migration verschalten. Von hier aus zeichnet sich als Grundmotiv eine Kulturalisierung verschiedener Fragen des Wohnens ab, vom Wohneigentum über die Nachbarschaft bis hin zu Formen der Stadtentwicklung. Mit diesen Positionen leisten rechte AkteurInnen marktliberalen Lösungen Vorschub. Schließlich soll hier aufgezeigt werden, wie in diesen Argumentationslinien Bedingungen einer zivilgesellschaftlichen Demokratie von den Rechten angegriffen werden. Peter Bescherer, Gisela Mackenroth, Luzia Sievi — Von SCHLAFsiedlungen und dem TRAUM vom Einzelhaus

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SCHOOL OF ECHOES

La COMUNA o NADA

Selbstorganisation, Mieterkämpfe, Immobilienmarkt, Finanzialisierung, Partizipation, Los Angeles

Building an Autonomous Tenants Movement in Los Angeles

School of Echoes Los Angeles, founding teach-in, Concord Space, Cypress Park, Los Angeles, 12 October 2012.

»For Kléber [Ramírez Rojas …] building communal power meant dissolving political power into the community itself; it meant a broadening of democracy in which the communities will assume the fundamental powers of the state« From Building the Commune: Radical Democracy in Venezuela »Being in a tenants association taught me how to be a neighbor« David, Member of the Mid-City Local of the L.A. Tenants Union

School of Echoes Los Angeles — La COMUNA o NADA

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BARBARA RUHSMANN

Der WOHN-

RECHTSKONVENT Wohnrecht, BügerInnenbeteiligung, Demokratie, Wohnpolitik, Eigentum, Mietrecht, Partizipation

Ein konsultativ-

demokratisches Experiment

Mietenwahnsinndemonstration in Berlin im April 2019; Foto — Leonhard Lenz

Im Mai 2019 startete das Forum Wohn-Bau-Politik einen Wohnrechtskonvent. BürgerInnen und ExpertInnen erarbeiten über ein Jahr hinweg im Dialog mit politisch Verantwortlichen ein Weißbuch für ein neues österreichisches Wohnrecht.

Barbara Ruhsmann — Der WOHNRECHTSKONVENT – ein konsultativ-demokratisches Experiment

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Kunstinsert Claudia Märzendorfer Für die Vögel Claudia Märzendorfer befasst sich seit vielen Jahren mit dem Ephemeren und Flüchtigen. Ihre Skulpturen von Möbeln, die sie in einem modularen System aus Eis baute (Als er das Messer warf, 2009) sind ebenso legendär wie die Frozen Records – Viel Lärm um Nichts (2005), auf denen die Künstlerin vergängliche Klänge in Eis geschrieben erzeugte. Das Unbeständige, Unkontrollierbare, das außer Kontrolle Geratene, sind Themen, die Claudia Märzendorfer in ihren narrativ-poetischen Installationen konsequent verfolgt – und damit auch das Kunstobjekt als Begierde des Sammelns in Frage stellt. Die Titel ihrer Projekte muten oft wie Filmtitel an, sodass sich den BetrachterInnen weitere Erzählstränge eröffnen, die die Arbeiten aus dem oft scheinbar bekannten Alltagskontext hinaustragen. Im dérive-Insert zeigt Claudia Märzendorfer Ausschnitte aus Für die Vögel (www.forthebirds.at) – ein Projekt, das sie im Juni 2019 anlässlich des 20-jährigen Bestehens der sozialpsychiatrischen Abteilung im Landesklinikum Hollabrunn im Rahmen von Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich realisierte. Dieser »aeronautische Skulpturengarten«, zu dem sie mehr als 40 Kunstschaffende (im Insert sind die Objekte von Ruth Cerha, Regula Dettwiller, Elektro Guzzi, Anne Hardy, Edgar Honetschläger und Toni Schmale / Wally Salner zu sehen) quer über Generationen und geografische Grenzen hinweg einlud, hinterfragt subtil die sprichwörtliche Aussage »einen Vogel haben«. Die Grenzen von Normalität und deren Abweichungen werden über die harmlose und ausufernde Ansammlung von Vogelhäuschen im Park der Psychiatrie, die sich in einem breiten Spektrum zwischen funktional und absurd anmutend auch der zunehmend geforderten Funktionalität von Kunst widersetzen, ausgelotet. Claudia Märzendorfer schafft mit dieser stillen Installation ein Setting, das uns mit den grundlegenden Fragen unseres Daseins konfrontiert: Wo wohnen wir, wo lebt »unser Vogel« (in uns), und wie können wir diesem entkommen oder mit ihm leben? Bezugnehmend auf die gesellschaftlichen Ideale der Werkbundsiedlung präsentiert die Künstlerin hier innovative Modelle für ein zukunftsträchtiges Zusammenleben aller. Auch in ihrer aktuellen Ausstellung A Blazing World im Kunsthaus Wien ist das Zusammenleben im globalen Kontext und die damit verbundenen ökologischen Aspekte Thema ihrer Arbeit. Claudia Märzendorfer konterkariert hier die Verschmutzung der Meere durch Plastikmüll in einer poetischen Installation: Die 22 kg Plastikmüll, die im April 2019 in einer daran verendeten, schwangeren Walkuh in Sardinien gefunden wurden, goss die Künstlerin als Gipsskulpturen nach, die begleitet werden von France. Dieses fiktionale Protokoll der Obduktion eines Wals von Mrs. Microsoft (ver)führt die BetrachterInnen durch seine sprachliche Raffinesse in die komplexen Gefilde von aktuellen politischen und ökologischen Befindlichkeiten. Der Titel France bezieht sich dabei auf die Fläche Frankreichs, die lange als Maß für die Menge des Plastiks galt, das im Meer schwimmt. Heute geht man von der dreifachen Menge aus. Mit dem subtilen Humor, der Claudia Märzendorfers Arbeiten eigen ist, gelingt es der Künstlerin immer wieder von neuem, uns aus der Verzweiflung angesichts scheinbar unlösbarer Probleme herauszuführen – und uns dadurch zum Handeln anzuregen. A Blazing World war bis Ende September 2019 im Kunsthaus Wien zu sehen. Weitere Arbeiten von Claudia Märzendorfer sind u. a. in den Ausstellungen Der Hände Werk in der Schallaburg (bis 03.11.2019) und in Sinnesrausch im OK Linz (bis 13.10.2019) vertreten. Informationen: claudiamaerzendorfer.com Barbara Holub und Paul Rajakovics

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© Claudia Märzendorfer/forthebirds.at


INITIATIVE SOMMERPAKET

Recht auf Wohnen Obdachlosigkeit, Notquartier, Arbeitsbedingungen, Housing first, Chancenhäuser

Anfang dieses Jahres hat sich ein Zusammenschluss von BasismitarbeiterInnen aus Notquartieren, Chancenhäusern und Tageszentren – die Initiative Sommerpaket – gegründet und einen offenen Brief an Trägerorganisationen, die verantwortlichen Fördergeber sowie die politisch Verantwortlichen verfasst. Darin werden vor allem ganzjährige Notquartiere für alle, unabhängig von ihrer Herkunft, eingemahnt. Es gibt ganz pragmatische Forderungen zur Verbesserung der Wohn-, Lebens- und Arbeitsverhältnisse sowohl der Obdach- und Wohnungslosen als auch der MitarbeiterInnen der Einrichtungen. Darüber hinaus werden in dem Brief gesellschaftspolitische Themen wie ein Recht auf Wohnen angesprochen. Christoph Laimer hat mit Gregor, einem Aktivisten der Initiative, gesprochen. In eurem offenen Brief an den Fonds Soziales Wien und den Sozialstadtrat aus dem April dieses Jahres bezeichnet ihr Obdachlosigkeit als »vermeidbare Ungerechtigkeit« und fordert ein »Recht auf Wohnen«. Wie könnte Obdachlosigkeit vermieden werden und was wären aus eurer Sicht Voraussetzungen, um ein Recht auf Wohnen realisieren zu können? Wir wollen die bestehenden Ungerechtigkeiten nicht nur abfedern, sondern sie per se angehen. Wir haben versucht, uns mit anderen stadtpolitischen Initiativen zusammenzuschließen, was ansatzweise gelungen ist. Für uns ist klar, dass das Recht auf Wohnen kein isoliertes Thema ist, sondern natürlich einerseits im Kontext von Themen wie Gentrifizierung, Verdrängung und hohen Mieten zu sehen ist, andererseits spielen aber auch unsere Arbeits- und Lebensbedingungen in den Obdachlosenheimen eine Rolle.

In den letzten Monaten und Jahren hat es in einigen Bundesländern eine markante Verschlechterung bei Sozial­leistungen gegeben. In den Städten steigen die Mieten speziell am privaten Wohnungsmarkt rasant. Welche gesellschaft­lichen und politischen Entwicklungen der letzten Jahre hatten die spürbarsten Auswirkungen auf die Zahl und Situation von Wohnungs- und Obdachlosen in Wien? Die Arbeit der Polizei. Es war sicher kein Zufall, dass mit dem Beginn der letzten schwarz-blauen Regierung Kontrollen und Abschiebungen extrem forciert worden sind. Menschen aus Osteuropa waren von Abschiebung massiv betroffen. Das haben wir in den Einrichtungen ganz direkt mitbekommen, weil die Polizei immer wieder aufgetaucht ist. Wir haben im Team und in unserer Initiative oft diskutiert, wie wir mit dieser Situation umgehen können. Im Endeffekt ist man relativ machtlos.

Welche sind die rechtlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen, die auf jeden Fall geändert werden müssten, um die Gefahr von Obdach- und Wohnungslosigkeit zu verringern? Ganz offensichtlich sind das natürlich die zu hohen Mieten ebenso wie Hürden am Wohnungsmarkt. Mehr als die Hälfte der Menschen, mit denen wir zu tun haben, kommen aus Osteuropa. Sie sind in einem hohen Maß den schlechten Bedingungen am Arbeitsmarkt ausgeliefert. Die Menschen kommen in erster Linie, um hier zu arbeiten. Sie sind davon betroffen, dass Löhne nicht oder nicht zur Gänze ausbezahlt werden, dass sie nach Arbeitsunfällen nicht mehr gebraucht werden, sie nicht ausreichend versichert sind usw. Die arbeitsrechtliche Absicherung und die Situation am Wohnungsmarkt sind voneinander nicht zu trennen, sie hängen zusammen.

Was ist die rechtliche Basis, mit der EU-BürgerInnen aus Osteuropa abgeschoben werden können? Wenn man nicht arbeitet bzw. nicht legal arbeitet, darf man nur sechs Monate in Österreich bleiben. Das kann natürlich schwer kontrolliert werden und wenn Menschen beispielsweise in die Slowakei abgeschoben werden, kannst du damit rechnen, dass sie nach zwei bis drei Tagen wieder da sind. Der andere Grund ist (Klein-)Kriminalität. In dem von euch verfassten Brief kritisiert ihr, dass Notquartiere zur Gänze durch Chancenhäuser ersetzt werden sollen und schreibt, dass Chancenhäuser die Realität ignorieren. Wie sieht diese Realität aus? Alle paar Jahre tauchen neue Trends auf. Vor einigen Jahren war es Housing first, jetzt sind es die Chancenhäuser.

Christoph Laimer — Sommerpaket

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KLAUS NOVY

»Die Pioniere

vom Rosenhügel« SiedlerInnenbewegung, Rotes Wien, Genossenschaften, Selbstverwaltung, Wohnen, Volkswohnungspalast, Sozialdemokratie, Genossenschaftshaus

Zur wirklichen Revolution des ArbeiterInnenwohnens durch die Wiener SiedlerInnen Die Stadt Wien feiert dieses Jahr 100 Jahre Rotes Wien. Im Fokus stehen dabei wie stets die Gemeindebauten. Die SiedlerInnenbewegung, die für die ersten Jahren des Roten Wien prägend war, kommt meist nur am Rande vor. Einer der gegen diese Geringschätzung zeitlebens angekämpft hat, war Klaus Novy. Er hat nicht nur zahl­ reiche Texte zur SiedlerInnen- und Genossenschaftsbewegung geschrieben, sondern war auch einer der Initiatoren einer Ausstellung über die Wiener SiedlerInnenbewegung, die Mitte der 1980er-Jahre neben Wien auch in zahlreichen deutschen Städten und in Stockholm zu sehen war. Der folgende Text ist die gekürzte Version eines Artikels, der 1981 in Heft 4 von UM BAU, der Zeitschrift der Österreichischen Gesellschaft für Architektur, erschienen ist. Einen Schritt zurückgeblieben, dafür zwei nach vorn Die Wiener SiedlerInnenbewegung geht nicht primär auf die Wohnungsreformagitationen vor dem ersten Weltkrieg zurück. Gerade das Fehlen fast jeder institutionellen Voraussetzung, etwa in Gestalt einer starken Bauvereins-, Gartenstadt- oder Schrebergartenbewegung vor 1914, machte den radikal-sozialreformerischen Aufbruch und Neuanfang nach 1918 erst möglich. Der Wiener SiedlerInnenaufbruch entstand aus der KleingärtnerInnenbewegung und diese wiederum aus der Kriegsnot. Illegale Landaneignung, kleingärtnerische Selbstversorgung, das Bauen von Notquartieren, kurz: wildes Siedeln, ist eines; die Entstehung von großen, als Einheit konzipierten Genossenschaftssiedlungen als Keimzellen einer neufundierten Gesellschaft ist dagegen etwas ganz anderes. Dass letzteres aus ersterem hervorgeht, ist – wie jeder Blick in die Nachbarländer zeigt – keine Selbstverständlichkeit, im Gegenteil: es war eine Wiener Besonderheit. »Die Pioniere vom Rosen­hügel« – »Kommt und seht!« (A. Müller) Noch im Spätjahr 1920 herrschte in der SiedlerInnenbewegung ein ziemlich planloses Durcheinander. Aus dem Wald- und Wiesengürtel drohte dauerhaft ein »Gürtel von Brettl- und Zigeunerdörfern« zu werden. Der hohe Anteil gewerkschaftlich und sozialistisch organisierter ArbeiterInnen und Angestellter sowie die wachsende Mitarbeit sozialreformerisch gesinnter Fachleute ließen schließlich ein Organisationsnetz entstehen (Vereine, Genossenschaften, Verbände, Hilfswirtschaften usw.), welches Teile dieses chaotischen, besitzindividualistisch orientierten Notprojekts in ein hochorganisiertes Reformprojekt mit weitreichenden Ansprüchen überführte. Atmosphärische Erleichterung fand ein solches vorstaatliches Reformprojekt von unten durch das vorangegangene Scheitern der zentralstaatlichen Sozialisierungspolitik und

Klaus Novy — »Die Pioniere vom Rosenhügel«

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ANDREAS ZEESE

Der vergessene Stadtraum Magazin

Ein Beitrag zur Geschichte des öffentlichen Raums in Wien Es sind Episoden wie diese, die jüngere BewohnerInnen Wiens überraschen dürften. Wer heute an dem 1985 fertiggestellten Pensionistenheim an der Ziegelofengasse zwischen Mittersteig und Leibenfrostgasse vorbeikommt, wird kaum einen Hinweis auf die Vergangenheit des Ortes finden. Dabei ist die Geschichte des Phorusplatzes zugleich eine besondere und eine gewöhnliche. Sie zeigt die Entstehung, Existenz und Eliminierung eines öffentlichen Raums, der ein Jahrhundert lang bestand. Und sie verdeutlicht, wie sehr die Stadt einem konstanten Transformationsprozess unterworfen ist, der funktionalen Erfordernissen und strategischen Überlegungen gehorcht.

Die Besetzung der Phorushalle am 20./21. Oktober 1979. Blick aus der Phorusgasse in Richtung Westen. Foto — KURIER / Herbert Kluger. Aus: Kurier, 22.10.1979, S. 1.

Plötzlich war er da, »Der Skandal vom Phorusplatz« (Arena 1979, S. 1). Als am 20. Oktober 1979 – vor genau 40 Jahren – junge AktivistInnen aus dem Umfeld der Burggarten-Bewegung fast einen Tag lang die ehemalige Phorushalle besetzten, richtete sich die Aufmerksamkeit von Medien, Politik und Öffentlichkeit ein letztes Mal auf einen Stadtraum, der heute weitgehend vergessen ist. Der kurze Showdown endete letztlich mit dem Abzug der BesetzerInnen und einem »offensiven« Polizeieinsatz. Bereits wenige Tage danach begann der Abriss der Halle, an deren Stelle man ab 1981 ein Seniorenheim errichtete.

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Vorspiel Es war ein folgenreicher Beschluss, den der Wiener Gemeinderat Ende Juni 1856 fasste. Am 28. Juni teilte die Tageszeitung Die Presse lapidar mit, die Kommune Wien wolle »den in der Nähe der Matzleinsdorfer Linie gelegenen und bei 3000 Quadratklafter fassenden Phorus (Holzverkleinerungs-Anstalt und Holzlager) [...] um den Preis von 60.000 fl. EW zu Gemeindezwecken« erwerben (o. A. 1856). Der Phorus – das war ein stadtbekanntes, mehr als einen Hektar großes Werk- und Lagerstätten-Areal, das sich zwischen der Wiedner Hauptstraße und dem Mittersteig im 4. Bezirk befand und mit Baracken und kleineren Gebäuden überbaut war. Das Grundstück hatte sich zuvor im Besitz des gleichnamigen Unternehmens Phorus befunden, das 1821 als Verein »zur Errichtung einer Brennholz-Verkleinerungs-Anstalt« gegründet worden war (o. A. 1822) und bis zu seinem Konkurs 1855/56 die Brennholz-Versorgung der Wiener Stadtbevölkerung fast monopolisiert hatte.1 Der Ankauf des Areals durch die neue Groß-Gemeinde Wien erfolgte zu einem neuralgischen Zeitpunkt: Schon 1850 waren die Vorstädte eingemeindet worden – der seit langem erhoffte Startschuss für die Stadterweiterung im Bereich des

Öffentlicher Raum, Stadtgeschichte, Besetzung, Markthalle, Wieden, Platzüberbauung, Privatisierung, Phorushalle

Wie der Wiener Phorusplatz entstand – und wieder verschwand


BACKISSUES

dérive Nr. 1 (01/2000) Schwerpunkte: Gürtelsanierung: Sicherheitsdiskurs, Konzept – und Umsetzungskritik, Transparenzbegriff; Institutionalisierter Rassismus am Beispiel der »Operation Spring« dérive Nr. 2 (02/2000) Schwerpunkte: Wohnsituation von MigrantInnen und Kritik des Integrationsbegriffes; Reclaim the Streets/ Politik und Straße dérive Nr. 3 (01/2001) Schwerpunkt: Spektaktelgesellschaft dérive Nr. 4 (02/2001) Schwerpunkte: Gentrification, Stadtökologie dérive Nr. 5 (03/2001) Sampler: Salzburger Speckgürtel, Museumsquartier, räumen und gendern, Kulturwissenschaften und Stadtforschung, Virtual Landscapes, Petrzalka, Juden/Jüdinnen in Bratislava dérive Nr. 6 (04/2001) Schwerpunkt: Argument Kultur dérive Nr. 7 (01/2002) Sampler: Ökonomie der Aufmerksamkeit, Plattenbauten, Feministische Stadtplanung, Manchester, Augarten/Hakoah dérive Nr. 8 (02/2002) Sampler: Trznica Arizona, Dresden, Ottakring, Tokio, Antwerpen, Graffiti dérive Nr. 9 (03/2002) Schwerpunkt in Kooperation mit dem Tanzquartier Wien: Wien umgehen dérive Nr. 10 (04/2002) Schwerpunkt: Produkt Wohnen dérive Nr. 11 (01/2003) Schwerpunkt: Adressierung dérive Nr. 12 (02/2003) Schwerpunkt: Angst dérive Nr. 13 (03/2003) Sampler: Nikepark, Mumbai, Radfahren, Belfast dérive Nr. 14 (04/2003) Schwerpunkt: Temporäre Nutzungen dérive Nr. 15 (01/2004) Schwerpunkt: Frauenöffentlichkeiten dérive Nr. 16 (02/2004) Sampler: Frankfurt am Arsch, Ghetto Realness, Hier entsteht, (Un)Sicherheit, Reverse Imagineering, Ein Ort des Gegen dérive Nr. 17 (03/2004) Schwerpunkt: Stadterneuerung dérive Nr. 18 (01/2005) Sampler: Elektronische Stadt, Erdgeschoßzonen, Kathmandu, Architektur in Bratislava dérive Nr. 19 (02/2005) Schwerpunkt: Wiederaufbau des Wiederaufbaus

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dérive Nr. 20 (03/2005) Schwerpunkt: Candidates and Hosts dérive Nr. 21/22 (01-02/2006) Schwerpunkt: Urbane Räume – öffentliche Kunst dérive Nr. 23 (03/2006) Schwerpunkt: Visuelle Identität dérive Nr. 24 (04/2006) Schwerpunkt: Sicherheit: Ideologie und Ware dérive Nr. 25 (05/2006) Schwerpunkt: Stadt mobil dérive Nr. 26 (01/2007) Sampler: Stadtaußenpolitik, Sofia, Frank Lloyd Wright, Banlieus, Kreative Milieus, Reflexionen der phantastischen Stadt, Spatial Practices as a Blueprint for Human Rights Violations dérive Nr. 27 (02/2007) Schwerpunkt: Stadt hören dérive Nr. 28 (03/2007) Sampler: Total Living Industry Tokyo, Neoliberale Technokratie und Stadtpolitik, Planung in der Stadtlandschaft, Entzivilisierung und Dämonisierung, Stadt-Beschreibung, Die Unversöhnten dérive Nr. 29 (04/2007) Schwerpunkt: Transformation der Produktion dérive Nr. 30 (01/2008) Schwerpunkt: Cinematic Cities – Stadt im Film dérive Nr. 31 (02/2008) Schwerpunkt: Gouvernementalität dérive Nr. 32 (03/2008) Schwerpunkt: Die Stadt als Stadion dérive Nr. 33 (04/2008) Sampler: Quito, Identität und Kultur des Neuen Kapitalismus, Pavillonprojekte, Hochschullehre, Altern, Pliensauvorstadt, Istanbul, privater Städtebau, Keller, James Ballard dérive Nr. 34 (01/2009) Schwerpunkt: Arbeit Leben dérive Nr. 35 (02/2009) Schwerpunkt: Stadt und Comic dérive Nr. 36 (03/2009) Schwerpunkt: Aufwertung dérive Nr. 37 (04/2009) Schwerpunkt: Urbanität durch Migration dérive Nr. 38 (01/2010) Schwerpunkt: Rekonstruktion und Dekonstruktion dérive Nr. 39 (02/2010) Schwerpunkt: Kunst und urbane Entwicklung dérive Nr. 40/41 (03+04/2010) Schwerpunkt: Understanding Stadtforschung dérive Nr. 42 (01/2011) Sampler dérive Nr. 43 (02/2011) Sampler dérive Nr. 44 (03/2011) Schwerpunkt: Urban Nightscapes

dérive Nr. 45 (04/2011) Schwerpunkt: Urbane Vergnügungen dérive Nr. 46 (01/2012) Das Modell Wiener Wohnbau dérive Nr. 47 (02/2012) Ex-Zentrische Normalität: Zwischenstädtische Lebensräume dérive Nr. 48 (03/2012) Stadt Klima Wandel dérive Nr. 49 (04/2012) Stadt selber machen dérive Nr. 50 (01/2013) Schwerpunkt Straße dérive Nr. 51 (02/2013) Schwerpunkt: Verstädterung der Arten dérive Nr. 52 (03/2013) Sampler dérive Nr. 53 (04/2013) Citopia Now dérive Nr. 54 (01/2014) Public Spaces. Resilience & Rhythm dérive Nr. 55 (02/2014) Scarcity: Austerity Urbanism dérive Nr. 56 (03/2014) Smart Cities dérive Nr. 57 (04/2014) Safe City dérive Nr. 58 (01/2015) Urbanes Labor Ruhr dérive Nr. 59 (02/2015) Sampler dérive Nr. 60 (03/2015) Schwerpunkt: Henri Levebvre und das Recht aus Stadt dérive Nr. 61 (04/2015) Perspektiven eines kooperativen Urbanismus dérive Nr. 62 (01/2016) Sampler dérive Nr. 63 (02/2016) Korridore der Mobilität dérive Nr. 64 (03/2016) Ausgrenzung, Stigmatisierung, Exotisierung dérive Nr. 65 (04/2016) Housing the many Stadt der Vielen dérive Nr. 66 (01/2017) Judentum und Urbanität dérive Nr. 67 (02/2017) Nahrungsraum Stadt dérive Nr. 68 (03/2017) Sampler dérive Nr. 69 (04/2017) Demokratie dérive Nr. 70 (01/2018) Detroit dérive Nr. 71 (02/2018) Bidonvilles & Bretteldörfer dérive Nr. 72 (03/2018) Warsaw dérive Nr. 73 (04/2018) Nachbarschaft dérive Nr. 74 (01/2019) Sampler dérive Nr. 75 (02/2019) Sampler dérive Nr. 76 (03/2019) Stadt – Land


NORDBAHNHALLE auf dem Weg zum STADTTEILZENTRUM Letztes Jahr hat dérive das urbanize! Festival in der Nordbahnhalle im zweiten Wiener Gemeindebezirk veranstaltet. Die ehemalige Lagerhalle wurde zuletzt vom Lebensmittelgroßhändler IMGRO benutzt, bevor sie von einem Forschungsprojekt der TU Wien zwischengenutzt wurde. Nach dem Auszug des Forschungsprojekts im Sommer 2019 sollte die Halle abgerissen werden. dérive hat sich gemeinsam mit zahlreichen NachbarInnen, den Studierenden des Teams Nordbahnhalle, ArchitektInnen und UrbanistInnen, Kulturund Kunstschaffenden und mit Unterstützung der IG Kultur Wien zur Plattform IG Nordbahnhalle zusammengeschlossen, um den Totalabriss zu verhindern. Diese unmittelbar wichtigste Forderung der IG Nordbahnhalle wurde vorerst umgesetzt: Die Stadtplanungspolitik hat eine Nachdenkpause bis Sommer 2020 ausgerufen. Der aufgrund einer neuen Straßenbahnführung nicht verhinderbare Teilabriss ist mittlerweile durchgeführt worden. Die verbliebenen Gebäudeteile der Nordbahnhalle sind derzeit unbenutzt und geschlossen. Die IG Nordbahnhalle will das Ensemble aus Halle und Wasserturm dauerhaft erhalten und ein gemeinwohlorientiertes soziokulturelles Zentrum für Nachbarschaft, Kultur und soziale Initiativen entstehen lassen: Ein Leuchtturmprojekt für dezentrale Kulturarbeit, ein Stadtlabor und innovatives Grätzelzentrum für das neue Stadtentwicklungsgebiet mit demnächst 20.000 BewohnerInnen.

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dérive No 77 — WOHNUNGSFRAGE

Nordbahnhalle, Stadtentwicklung, Stadtteilzentrum, Demokratie, Aktivismus, Stadtpolitik, Recht auf Stadt

Die

CHRISTOPH LAIMER, ELKE RAUTH

Auftaktpressekonferenz der IG Nordbahnhalle am 27. Juni 2019: Foto — IG Nordbahnhalle

So wie in vielen Städten sind auch in Wien ehemalige Bahnhofsareale zentrale Raumressourcen für die Stadtentwicklung. Das Areal des ehemaligen Südbahnhofs wurde in Wien zum Stadtentwicklungsgebiet Sonnwendviertel, das Nordbahnhofgelände ist mittlerweile zu einem großen Teil von Wohnbauten geprägt und zur künftigen Stadtentwicklung am Nordwestbahnhof haben Michael Hieslmair und Michael Zinganel in der vorletzten Ausgabe von dérive einen ausführlichen Beitrag verfasst. Über die Zukunft der Westbahntrasse wird momentan ebenfalls intensiv nachgedacht. In einer wachsenden Stadt ist die Schaffung von Wohnraum ein vordringliches Anliegen. Wohnen ist der Treiber für die aktuellen Stadtentwicklungsgebiete. Doch baut Wohnen auch Stadt? Wer die Wiener Stadt­ entwicklung genauer unter die Lupe nimmt, muss zumindest feststellen, dass es andere Funktionen – trotz ihrer immensen Bedeutung für den Stadtraum – um einiges schwerer haben.


Impressum dérive – Zeitschrift für Stadtforschung Medieninhaber, Verleger und Herausgeber / Publisher: dérive – Verein für Stadtforschung Mayergasse 5/12, 1020 Wien Vorstand: Christoph Laimer, Elke Rauth ISSN 1608-8131 Offenlegung nach § 25 Mediengesetz Zweck des Vereines ist die Ermöglichung und Durchführung von Forschungen und wissenschaftlichen Tätigkeiten zu den Themen Stadt und Urbanität und allen damit zusammenhängenden Fragen. Besondere Berücksichtigung finden dabei inter- und transdisziplinäre Ansätze. Grundlegende Richtung dérive – Zeitschrift für Stadtforschung versteht sich als interdisziplinäre Plattform zum Thema Stadtforschung. Redaktion Mayergasse 5/12, 1020 Wien Tel.: +43 (01) 946 35 21 E-Mail: mail(at)derive.at www.derive.at www.urbanize.at, www.facebook.com/derivemagazin twitter.com/derivemagazin www.instagram.com/derive_urbanize www.vimeo.com/derivestadtforschung dérive – Radio für Stadtforschung Jeden 1. Dienstag im Monat von 17.30 bis 18 Uhr in Wien live auf ORANGE 94.0 oder als Webstream http://o94.at/live. Sendungsarchiv: http://cba.fro.at/series/1235

AutorInnen, InterviewpartnerInnen und KünstlerInnen dieser Ausgabe: Jochen Becker, Peter Bescherer, Elizabeth Blaney Ernst Gruber, Barbara Holub, Initiative Sommerpaket, Christina Sanchez Juarez, Silvester Kreil, Christoph Laimer, Gisela Mackenroth, Claudia Märzendorfer, Julian Smith-Newman René Christian Moya, Paul Rajakovics, Elke Rauth, Dont Rhine, Barbara Ruhsmann, Luzia Sievi Andreas Wirz Anzeigenleitung & Medienkooperationen: Helga Kusolitsch, anzeigen(at)derive.at Website: Artistic Bokeh, Simon Repp Grafische Konzeption & Gestaltung: Atelier Liska Wesle — Wien / Berlin Lithografie: Branko Bily Coverfoto: Protestbanner an Häusern in der Karl-Marx-Allee während der Mietenwahnsinn-Demonstration am 6. April 2019 in Berlin.; Foto: Leonhard Lenz/Wikimedia Hersteller: Resch Druck, 1150 Wien Kontoverbindung Empfänger: dérive — Verein für Stadtforschung Bank: Hypo Oberösterreich IBAN AT53 54000 0000 0418749, BIC OBLAAT2L Abonnement Standard: 28 Euro (inkl. Versandspesen Inland) Ermäßigt: 24 Euro (inkl. Versandspesen Inland) Förder- und Institutionenabo: 50 Euro Ausland jeweils plus 8 Euro Versandspesen Abonnements laufen ein Jahr (vier Hefte). Bestellungen an: bestellung(at)derive.at oder per Bestellformular auf www.derive.at Wir danken für die Unterstützung: Bundeskanzleramt – Kunstsektion, MA 7 – Wissenschafts- und Forschungsförderung

Chefredaktion: Christoph Laimer Redaktion/Mitarbeit: Thomas Ballhausen, Andreas Fogarasi, Elisabeth Haid, Barbara Holub, Michael Klein, Andre Krammer, Silvester Kreil, Karin Lederer, Erik Meinharter, Sabina PrudicHartl, Paul Rajakovics, Elke Rauth, Manfred Russo

Mitgliedschaften, Netzwerke: Eurozine – Verein zur Vernetzung von Kulturmedien, IG Kultur, INURA – International Network for Urban Research and Action, Recht auf Stadt – Wien. Die Veröffentlichung von Artikeln aus dérive ist nur mit Genehmigung des Herausgebers gestattet.

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»Each experience of self-government, each moment when tenants collectively take control over their own everyday life, is an experience of the possibility of true participatory democracy.« School of Echoes Los Angeles, S. 24 Wohnraumversorgung, Mietergewerkschaft, Obdachlosigkeit, Miete, Wohnrecht, Selbstorganisation, AfD/FPÖ, Finanzialisierung, Nordbahnhalle, Phorusplatz, Los Angeles, Wien, Zürich


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