„Heilende“ Wirkung des Hyaluron-Pens?

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3/2020

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Hyaluron-Pen· Recht

Serie: Urteile, Teil 13

„Heilende“ Wirkung des Hyaluron-Pens?

Viele Kosmetikerinnen und Kosmetiker schätzen die Fortschritte im Bereich der apparativen Kosmetik. Es stellt sich aber immer wieder die Frage: Welche Dienstleistungen dürfen sie (noch) durchführen, und ab wann handelt es sich um eine Heilbehandlung mit der Konsequenz, dass diese nur Heilpraktikern und Ärzten vorbehalten ist?

Die Anwendung mit dem Hyaluron-Pen ist zukünftig der Heilkunde vorbehalten.

Medizinische Grundkenntnisse

G

erade bei ästhetischen Anwendungen wie beispielsweise der optischen Verjüngung des Hautbildes mithilfe des Hyaluron-Pens sollen beispielsweise wunderbare Ergebnisse erzielt werden.

Das Verwaltungsgericht (VG) Aachen hatte sich in seinem Beschluss vom 26.02.2020 (Az.: 5 L 1404/19) mit der Frage zu befassen, ob die Anwendung dieses Hyaluron-Pens eine heilkundliche Tätigkeit darstellt.

Im konkreten Fall ging es um Folgendes: Die Inhaberin eines Nagelstudios und ei-

Fotos: natatravel/Shutterstock.com, Autor

nes Schulungszentrums für Nagelbehandlungen und Nageldesign bot auch Schulungen für die Anwendung des Hyaluron-Pens an. Der genannte Pen kommt immer dann zur Anwendungen, wenn das Lippenvolumen aufgebaut beziehungsweise Falten reduziert werden sollen.

Konkret kommt keine Nadel zum Einsatz.

Vielmehr soll mit einer Geschwindigkeit von circa 800 km/h Hyaluronsäure in die Haut eingebracht werden.

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Das erkennende Gericht stufte die Anwendung als heilkundliche Tätigkeit ein. Das „Einschießen“ der Hyaluronsäure setze – wie das Einbringen mittels Kanüle auch – medizinische Grundkenntnisse voraus. Der folgenden Aufforderung zur Abgabe einer Unterlassungserklärung kam die Inhaberin des Nagelstudios nach, sie stellte allerdings im Gegenzug einen Eilantrag beim VG Aachen auf Feststellung, dass die Anwendung des Hyaluron-Pens keine heilkundliche Tätigkeit sei.

Diesen Eilantrag hat das VG Aachen jedoch mit der Begründung abgelehnt, diese Frage könne im Rahmen des gewählten Eilverfahrens im Hinblick auf die gesundheitlichen Risiken nicht geklärt werden. Es sei offen, inwieweit die Behandlung mit dem Hyaluron-Pen einer klassischen Faltenunterspritzung entspreche, die lediglich Heilpraktikern und Ärzten vorbehalten ist, da sie in vergleichba-

rer Hinsicht gewisse gesundheitliche Risiken berge. Medizinische Kenntnisse könnten in Hinblick auf die konkrete Anwendung des Pens oder die Feststellung, ob mit einer Behandlung begonnen werden darf, ohne dass der Patient Schaden nimmt, erforderlich sein. Zur Klärung bedürfe es der Einholung eines weiterführenden fachärztlichen Gutachtens. Im Eilverfahren können die gesundheitlichen Risiken beim Einsatz eines HyaluronPens jedenfalls nicht geklärt werden.

Die von der Antragstellerin beziehungsweise der Herstellerfirma des Pens eingeholten Stellungnahmen und Gutachten seien u. a. wegen zu weniger Probanden und Untersuchungen in anderen Hautregionen (hier: im Bereich des Unterarmes, nicht in der Gesichtshaut), nicht abschließend beurteilbar. Ebenso könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Anwendung des Pens ohne medizinische Kenntnisse gefahrlos möglich sei.

Fazit: Somit ist aus Sicht des VG Aachen für die Anwendung des Hyaluron-Pens derzeit die Zulassung als Heilpraktiker erforderlich. Gegen diesen Beschluss hatte die Antragstellerin das Rechtsmittel der Beschwerde. Sollte sie diese eingelegt haben, so bleibt es weiterhin spannend!

Stefan Engels, Rechtsanwalt, Mönchberg

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