Kosmetik nach Maß

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5/2019

Recht · Personalisierte Kosmetik

Was Sie bei personalisierter Kosmetik und Signature-Treatments beachten sollten

Kosmetik nach Maß

Die Herstellung von Kosmetika darf ausschließlich gemäß der KVO beziehungsweise in Kooperation mit etablierten Produktentwicklern/Produzenten erfolgen.

E

s gibt unendlich viele Hautbilder und Hautzustände und keine Patentlösung, die auf alle Hauttypen anwendbar wäre. Vielmehr sind hier individuelle Lösungen gefragt.

Personalisierte Kosmetik Moderne Kunden von heute wünschen und zahlen für individuelle Beratungen und vor allem auch speziell auf ihren Hauttyp abgestimmte beziehungsweise maßgeschneiderte Hautpflege.

Dabei ist das Angebot durchaus variantenreich, denn es gibt seit einiger Zeit Apparate, die folgendermaßen funktionieren: Zunächst wird ein Diagnosegerät eingesetzt, das den Ist-Zustand der Haut ermittelt. Bei dieser Messung werden un-

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ter anderem Lipide und die Elastizität der Haut gemessen. Aus den Messergebnissen wird schließlich berechnet, welche Inhaltsstoffe in welchen Konzentrationen für eine optimale Hautpflege des jeweiligen Kunden erforderlich sind. Schließlich werden alle Ergebnisse an die Maschine übertragen, die dann die Creme herstellt und gleich auch in die dafür vorgesehenen Tiegel abfüllt. Der gesamte Vorgang dauert nur wenige Minuten, und die fertigen Produkte entsprechen den Vorgaben der EU-Kosmetikverordnung (= KVO), das heißt, sie sind dermatologisch überprüft. Eine weitere Alternative, die neuerdings bei der personalisierten Kosmetik angeboten wird, ist, dass fertige Basiscremes mit Wirkstoffen kombiniert wer-

den, um dann vor Ort im Kosmetikinstitut für die Kundin gemischt zu werden. Auch bei dieser Alternative hat vorher durch den Hersteller eine dermatologische Testung stattgefunden, und die Voraussetzungen der KVO sowie weiterer Vorschriften werden eingehalten, wenn und soweit sich die Kosmetikerin beim Herstellen der Creme für den Endkunden an die Anweisungen ihrer Lieferanten hält.

Signature-Treatment Bei einem Signature-Treatment handelt es sich vor allem um Angebote, bei denen sich die Anbieter von den Angeboten der Mitbewerber durch individualisierte, unverwechselbare Dienstleistungen abheben möchten, um so bei ihren Kunden

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Foto: Dusan Petkovic/Shutterstock.com

Auf den Kunden individuell abgestimmte Kosmetik und Treatments oder eigens für das Kosmetikinstitut hergestellte Kosmetik – das alles sind Dienstleistungen oder Produkte in einer neuen Dimension. Was Sie als Inhaberin eines Kosmetikinstitutes beachten sollten, wenn auch Sie diese Dienstleistungen künftig bei sich anbieten möchten, erklärt der Rechtsanwalt.

Personalisierte Kosmetik · Recht

einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Sowohl die personalisierte Kosmetik als auch die Signature-Treatments haben eines gemeinsam: Sie bieten eine für den Kunden einzigartige Dienstleistung, die sich von den Standardangeboten aus dem Regal klar abhebt.

Aber Achtung: Von aufgrund eigener Rezepturen im Institut hergestellten Kosmetikprodukten oder selbsthergestellten öligen oder alkoholhaltigen Kräuterextrakten - im Laienjargon gelegentlich auch als „Rührkosmetik“ bezeichnet – kann ich jedoch an dieser Stelle nur abraten. Hierbei handelt es sich um selber hergestellte Cremes, Seifen oder sonstige Pflegeprodukte von Laien. Die Anwendung an Kunden und die Weitergabe an diese (= juristisch: „Inverkehrbringen“) ist in dieser Form nicht gestattet und birgt vor allem ein unkalkulierbares Haftungsrisiko.

Wesentliche Regelungen Darüber hinaus ist der Dschungel an Vorschriften in der KVO und der Wettbewerbsvorschriften äußerst komplex und erfordert im Umgang detailliertes Fachwissen. Deswegen seien hier nur die wesentlichen Regelungen im Überblick kurz dargestellt.

Die KVO verfolgt einen Zweck, nämlich den Verbraucher vor gesundheitlichen Risiken sowie vor unerwünschten Nebenwirkungen zu schützen. Deswegen enthält sie entsprechend strenge Vorschriften, die für Kosmetikinstitute alleine nur schwer umsetzbar sind. Noch bevor ein Produkt hergestellt wird, muss etwa geprüft werden, ob es sich hierbei um ein Kosmetikum oder gar ein Arznei-

Auf einen Blick | Herstellung ausschließlich gemäß der KVO beiehungsweise Kooperation mit etablierten Produktentwicklern/Produzenten

| Gefahr uneingeschränkter Produkthaftung, wenn unter eigenem Namen in den Verkehr gebracht

| Regeln des Wettbewerbs und Markenrechte anderer Teilnehmer unbedingt beachten

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mittel handelt. Die Abgrenzung im Einzelfall ist nicht einfach und erfordert versiertes Fachwissen, denn die Frage, ob es sich bei dem geplanten Kosmetikum etwa um ein Heilmittel handeln könnte, muss sehr genau geprüft werden. Gerade bei Hautproblemen ist dies oftmals nur sehr schwer abzugrenzen. Diese Frage stellt bereits die erste, erhebliche Hürde dar.

Zu beachten ist auch, dass die Weiterberarbeitung, die Umfüllung und das Umetikettieren von Pflegeprodukten von fremden Produzenten gemäß der Kosmetikverordnung ebenfalls als Herstellung (!) gilt. Wenn beispielsweise eine Creme weiterverarbeitet wird, ist also zunächst die Kosmetikverordnung einschlägig. Es muss folglich unter anderem eine Sicherheitsbewertung, die ordnungsgemäße Deklaration der Inhaltsstoffe und die Meldung beim Cosmetic Products Notifikation Portal (= CPNP) erfolgen.

Bei individuellen Pflegeprodukten sei es nun im Bereich der personalisierten Kosmetik oder im Rahmen von SignatureTreatments, ist die Zusammenarbeit mit Produzenten sinnvoll, die sich auf die Herstellung von kleinen Chargen spezialisiert haben. Hier kann und wird man Sie von der Produktentwicklung bis zur Marktreife Ihrer Produkte professionell unterstützen. Als weitere, kostengünstige und gleichermaßen unbürokratische Möglichkeit bietet sich die Zusammenarbeit mit modularen Herstellern an. Diese bieten Rezepturen an, die durch den Zusatz von Wirkstoffen geeignet sind, individuelle Hautpflegeprodukte im Kosmetikinstitut direkt für die Kunden herzustellen.

Wichtig für Sie ist hierbei: Es muss sich um Kosmetika handeln, die bereits von einem Hersteller beim CPNP gemeldet wurden.

Denken Sie in diesem Zusammenhang immer daran, dass Ihre direkten Mitbewerber unter Umständen nicht vor einer kostenpflichtigen Abmahnung zurückschrecken, wenn Sie sich wettbewerbswidrig verhalten. Dies gilt insbesondere für die nicht-ordnungsgemäße Kennzeichnung der Verpackung. Hier lauern viele Fallstricke! Wenn Sie hingegen mit einem erfahrenen Hersteller zusammenarbeiten, wird Ihnen diese zeitauf-

Online mehr erfahren Exklusiv für Online-Abonnenten der BEAUTY FORUM MEDICAL: Was Sie zu Wirkversprechen in Werbeaussagen wissen müssen, lesen Sie auf der Internetseite www.beauty-forum.com/medical unter dem Webcode 150650.

wändige Arbeit abgenommen, denn in der Regel wird man Ihnen Etiketten mitliefern, die den gesetzlichen Vorschriften entsprechen.

Ein weiteres gutes Argument, warum Sie hier mit einem renommierten Produzenten zusammenarbeiten sollten, ist die eingangs erwähnte Produzentenhaftung.

Wenn Sie selber und unter Ihrem Namen Produkte in den Verkehr bringen, so haften Sie gegebenenfalls auf Schadenersatz, sollten bei den Anwendern irgendwelche unerwünschten Nebenwirkungen auftreten.

Bei der Bezeichnung Ihrer Produkte oder Dienstleistungen sollten Sie darüber hinaus darauf achten, dass keine Verwechslungsgefahr mit den Produkten anderer Anbieter besteht.

Gerade beim Signature-Treatment werden teilweise wohlklingende Phantasiebezeichnungen verwendet. Prüfen Sie hierbei bitte immer zuerst, ob es nicht bereits einen Anbieter gibt, der die gleiche Bezeichnung verwendet, oder schlimmstenfalls sogar eine Marke dahingehend eingetragen und geschützt hat. Sollte eine Markenrechtsverletzung vorliegen, kann es für Sie sehr teuer werden.

Vorsicht ist auch bei Werbeaussagen geboten. Unterlassen Sie unbedingt Werbeversprechen ins Blaue hinein. Werben Sie nur mit Wirkungsweisen, die Sie auch – im Zweifelsfall sogar in einem Prozess vor Gericht – tatsächlich belegen können.

Tipp: Um Unannehmlichkeiten zu vermeiden, ist die Zusammenarbeit mit guten Produktentwicklern/Produzenten unbedingt angeraten.

Stefan Engels ist seit 2002 zugelassener Rechtsanwalt und praktiziert in Mönchberg.

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