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Familien auf Deutschlandtour
Urlaub mal anders Energie, Lebensmittel, Mobilität: Die Preise steigen spürbar, und für viele Familien reicht das Einkommen kaum noch zum normalen Leben aus, geschweige denn für eine Reise in den Sommerferien. Da kommt das 9-Euro-Ticket gerade recht, das als Teil des Entlastungspakets von der Bundesregierung beschlossen wurde. Im Juni, Juli und August kann man damit für jeweils einen Monat per Regionalbahn durch Deutschland fahren. So gelangt man nicht gerade schnell ans Urlaubsziel – aber auf jeden kostengünstig und klimafreundlich. // Claudia Mattuschat Wenn Neues gewagt wird, gibt es immer Kritiker. Züge zu voll, Personal zu knapp, Tropfen auf den heißen Stein, befürchten die einen. Endlich mal eine echte Erleichterung für Familien mit Kindern, jubeln die anderen. Und gleichzeitig wird von den Befürwortern in der zeitlich begrenzten Aktion eine attraktive Möglichkeit gesehen, um auch notorische Autofahrer und Urlaubsflieger auf den Geschmack des staufreien und umweltfreundlichen Bahnreisewegs zu bringen. Dafür setzen sich schon seit vielen Jahren der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland BUND, der Naturschutzbund Deutschland NABU und der Verkehrsclub Deutschland VCD zusammen mit der Deutschen Bahn ein. „Fahrtziel Natur“ heißt ihr 2001 begründetes Kooperationsprojekt, in dessen Mittelpunkt die Idee steht, den touristischen Verkehr in bislang 24 sensiblen Naturräumen von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Auf diese Weise sollen erhebliche Mengen an CO2-Emissionen eingespart, das Klima nachhaltig geschützt und die Artenvielfalt bewahrt werden. Während der von 2011 bis 2020 währenden UN-Dekade Biologische Vielfalt, in der sich die Vereinten Nationen in besonderem Maß für Biodiversität eingesetzt haben, wurde „Fahrtziel Natur“ daher mehrfach als offizielles UN-Projekt ausgezeichnet. Alle zwei Jahre verleihen die Kooperationspartner auch einen eigenen Fahrtziel Natur-Award an Regionen, die sich auf beispielhafte Weise engagieren. So wurde 2020 der Naturpark Ammergauer Alpen für die vorbildliche Erweiterung seines kostenlosen Mobilitätsangebots gekürt. Seither
kann man getrost das Auto daheimlassen, um die herrlichen Wälder, Berge, Moore, Wiesen und Flusslandschaften des größten bayerischen Naturschutzgebiets ganz bequem per Bahn und Bus zu entdecken.
Auf nach Bayerisch Kanada Ohne Auto bereisen lässt sich auch eine Region, die aufgrund ihrer urwüchsigen Natur gerne als „Bayerisches Kanada“ bezeichnet wird. Es handelt sich um das wildromantische Regental zwischen Teisnach und Viechtach, in dem man am Schwarzen Regen herrliche Wanderungen mit der ganzen Familie unternehmen kann. Bereits bei der Anfahrt kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus: Die moderne, gelb-grüne Waldbahn, die den Bayerischen Wald mit der Arber-Region verbindet, schlängelt sich direkt am Fluss entlang und gewährt im Vorbeifahren traumhafte Einblicke in die Tal- und Hanglandschaften des niederbayerischen Naturparks. Bis Ende August gilt auch hier das 9-Euro-Ticket, aber die Waldbahn ist und bleibt ohnehin günstig: Die Bayerwald-Region hat für ihre Urlaubsgäste nämlich längst das Gästeservice-Umwelt-Ticket – oder kurz: GUTi – eingeführt, mit dem man den öffentlichen Nahverkehr kostenlos nutzen kann. Gratis ist auch eine Bahnwanderkarte, die man vor dem Start ins Abenteuer auf www. laenderbahn.com/waldbahn/ausflugsziele/bayerisch-kanada bestellen kann. Darin werden die schönsten Touren in der Region beschrieben, unter anderem eine Flusswanderung zur Schnitzmühle, die manche gar als „coolste Adresse des Bayerischen Waldes“ feiern. Im Urwald-Restaurant kann man „brutal lokale“ Küche genießen oder gleich den ganzen Urlaub im Naturcamp oder in der komfortablen Hacienda verbringen. Hiken, Biken, Reiten, Yoga, Wellness, Kultur: Hier ist für alle gesorgt. Sehr lohnenswert ist auch eine Zeitreise ins Mittelalter zur Burgruine Altnussberg, die vom Bahnhof Gumpenried aus flussabwärts erwandert werden kann. Von ihrem Turm aus bietet sie einen herrlichen Rundblick über den Bayerischen Wald, und in der Schenke mit romantischem Biergarten genau das, was Ritter und Ausflügler lieben.
Die Camargue vor der Haustür Mit der Camargue wird das 55 Flusskilometer lange Europareservat Unterer Inn verglichen, das im Grenzgebiet von Bayern und Oberösterreich liegt. Ähnlich wie in der berühmten südfranzösischen Region sind dort Wasserflächen und Insellandschaften entstanden, in denen sich jede Menge Tiere und Pflanzen angesiedelt
Mit der Waldbahn kann man „Bayerisch Kanada“ entdecken. mediaatelierbauernfeind_Waldbahn_Bayerisch_Kanada
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der Spatz 2|2022