E 13,00
GescHÄtzte stAdtnomAden, liebe lebenskünstler Und AlltAGsHelden, werte freUndinnen Und GÄste!
U n s e r d r i t t e s G Ä n s e H A U t H e f t, das Sie nun in Händen halten, erzählt die Geschichte einer Reise, die zu unglaublich schönen Orten führt. Unsere Blaue Gans ist nach einem fulminanten Umbau im Jahr 2012 bei ihren Wurzeln angekommen. Sie hat zu ihrer Bestimmung und Berechtigung als kunstGASThaus hingefunden: „etched by time”, wie eine Autorin es einmal ausdrückte, ist sie geküsst von der Kreativität ihrer Gestalter und Mitarbeiter, und von der Internationalität ihrer Gäste angeregt zum weitschweifenden Blick über Salzburgs Tellerrand hinaus.
A n G e k o m m e n : nach 15 Jahren Aufbauarbeit haben wir das Gefühl, dass es gut geworden ist. Eine „runde Sache”, wie man sagt. Gemeint ist jene besondere Atmosphäre, die nicht auf einen einzelnen Gegenstand oder auf einzelne Menschen zurückzuführen ist, sondern aus deren Zusammenstellung und Zusammenwirken entsteht. Daher möchten wir dieses Heft dem Lebensgefühl in unserem Haus widmen. Wir möchten mit Ihnen teilen, was uns wertvoll erscheint, welche Haltungen wir einnehmen und welche Ideen uns faszinieren. Und uns bei Ihnen bedanken. Sie sind es, die uns diese gemeinsame Reise ermöglichen. Von Leo Tolstoi ist der Satz überliefert: „Glück ist: zu wollen, was man tut.” Es ist ein Satz voller Weisheit. Finden zumindest wir. Glückskinder, die wir sind. In der Hoffnung, dass wir Ihren Tag bereichern dürfen, wünschen wir Ihnen vergnügliche Lektüre. Andreas Gfrerer Eigentümer
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03 Š Andreas Hechenberger
impressUm: G Ä n s e H A U t – Das Magazin der Blauen Gans Medieninhaber & Herausgeber: arthotel Blaue Gans . Andreas Gfrerer . G&G Gfrerer u. Gfrerer Hotel- und Restaurant BetriebsGmbh . Getreidegasse 41–43 A 5020 Salzburg . P +43 662 84 24 91-0 . F +43 662 84 24 91-9 office@blauegans.at . www.blauegans.at Redaktionsleitung: Karin Buchauer . Andreas Gfrerer Mike Rosbaud Fotos: arthotel Blaue Gans . Ingo Pertramer Karin Buchauer . Wild & Team Lektorat: Karin Buchauer Design + Concept: Studio10 Gmbh – Die Markenpioniere Caroline Schmid . Am Spitz 45 . A 5400 Hallein-Rif design@studio10.at . www.studio10.at
06 Die Sixtinische Gans d U, b lAU e GAn s, s o llst e w i G ste H’n
12 Das Leben der Dinge k U n s t m i t G Ä n s e H A U t- e f f e kt
14 Vatertag o H m e i n p A pA !
16 The Sound of Art kU n stklÄn G e & s o U n d d Us c H e n
18 Worte für Glücksorte l e s e n s k U n s t i n d e r l e s e s tU b e
25 Fenster zur Bühne der Welt k ü n stl e r l e b e n
30 Der Mensch lebt nicht von Brot allein ü b e r l e b e n s k ü n st l e r r A b b i s c H n e i e r
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32 Das erste Grün der Grüne dAUmen der blAUen GAns
34 No stones please i m G lAs HAUs d e n ste i n d e r w e i s e n fi n d e n
36 Geschichte in Schichten v e r GAn G e n H e it fr e i leG e n
38 Ein Archiv für den Wein lAG e r n o d e r tr i n ke n?
42 Die Speisenmanufaktur G Ute s v o n HAn d G e mAc Ht
46 Ein stiller Verehrer frAnz e i s l i st d e r „sti lls eG le r“
48 Sportbrüder d i e s tA d t A l s f i t n e s s - r A U m
05
A U s
d e r
H A U s c H r o n i k
v o n
H A n s
s p At z e n e G G e r
„Gasthaus zur Blauen Gans. Fürstenbier, Bürgermeister, Mozartfreunde“. sAlzbUrG, 2006
A m A n f A n G wA r d A s b l A U .
Nicht ganz
wurde sowohl den sogenannten Peters-
ein Gutteil des frühen Salzburger Bürger-
das der Gans, sondern der lieben Frau Ma-
frauen, deren Kloster vom 12. Jahrhundert
tums hervor und trieb im 14. Jahrhundert
riens makelloser Umhang in der gleichna-
an auf dem Platz des späteren Franziska-
die Bautätigkeit in der Getreidegasse voran.
migen Kirche. Es war 931, über das Wetter
nerklosters existierte, als auch den Bürgern
Fast alle geschichtsträchtigen Familien hat-
vor so vielen Jahren ist nichts bekannt. Im
erlaubt, die einen jährlichen Burgrechtzins
ten hier Besitz.
erstmalig urkundlich erwähnten Frauengar-
abgaben. Im Jahr 1137 wurde der Almkanal
ten der späteren Franziskanerkirche, auf
im Auftrag von St. Peter durch den Mönchs-
bis zU wolf dietricHs zeiten
dem Gelände zwischen Mönchsberg und
berg gebaut, und führte mit einen Arm durch
200 Jahre später war die
Salzach, wo schon römische Handwerker
den Frauengarten zur Salzach. Er gilt als der
Getreidegasse die einzige
allerlei Werkzeuge zurück ließen, wuchsen
älteste noch funktionsfähige Industriebau
Durchzugsstraße der Stadt.
sicher auch allerlei Kräuter. Heute gedei-
Europas.
hen sie im Kräutergarten, im Innenhof des Hauses Getreidegasse 41–43.
Strömt herbei ihr Völkerscharen, in die schöne Salzachstadt, …
Die Enge zwischen Berg und Fluss ließ die Bauten in die Höhe wachsen,
d i e v e r f ü G b A r k e i t v o n w A s s e r inmitten der
die Fassaden wurden von Hohlkehlen nach
Stadt zog im Mittelalter einige Gewerke an
oberitalienischer Art, mit Inschriften und Jah-
A l s d i e w ü r d e d e s s t. p e t e r e r A b t e s und
die Getreidegasse, die 1150 als „Tragasse“
reszahlen, gekrönt. Nahezu alle Häuser be-
jene des Erzbischofs nach dem Tod von
zum ersten Mal in den Urkunden auftaucht.
herbergten zu ebener Erde ein Geschäft oder
Friedrich I., Graf von Chiemgau, nicht mehr
Ab dem 13. Jahrhundert liegen Baugenehmi-
einen Handwerksbetrieb, die Höfe und Durch-
in einer Person vereint waren, wurden auch
gungen des Abtes von St. Peter für Häuser
häuser, die die einzigen Querverbindungen
deren Güter aufgeteilt. Der Garten fiel dem
in der Getreidegasse vor. Aus den zunächst
zwischen den Häuserzeilen zu jeder Straßen-
Kloster St. Peter zu und dessen Nutzung
angesiedelten Eigenleuten des Klosters ging
seite bildeten, wurden als Lager benutzt.
07
d A s H e U t i G e H A U s n r . 4 3 wird 1360 erstmals als „Martin des Aufners Haws“ genannt; da dessen Vater Ruprecht Aufner schon 1343 urkundlich aufscheint, könnte er der Bauherr gewesen sein und das Haus also schon zu dieser Zeit bestanden haben. Die Anfänge des Hauses werden um 1350 vermutet. Vater Aufner, sein
Die jährliche Abgabe betrug 10 Pfund Pfennige, das entsprach dem Gegenwert von 50 Eiern oder fünf „Virtl Pier“, und zwei Hennen …
Sohn Martin (der Ältere) und Enkelsohn Mar-
schmiedeeiserne, reich verzierte Arm des noch heute vorhandenen Wirtshauschildes stammt.
b e s A G t e H U e b e r w A r e n b i e r b r A U e r und haben spätestens ab 1569 in „Matheusen Huebers Wirths Behausung“ gewohnt und ausgeschenkt. Gaststätten gehörten von jeher
tin (der Jüngere) waren Ritter und Kaufmän-
zu den wenigen Räumen, die allen Bevöl-
ner, sie waren mehrmals als Bürgermeister
e s G A b d A m A l s freilich noch lange keine Haus-
kerungsschichten für Unterhaltungszwecke
für die Geschäfte der Stadtverwaltung zustän-
nummern und in Ermangelung von Hausna-
und festliche Anlässe zur Verfügung standen,
dig und als reiche Stifter für die Entwicklung
men behalf man sich mit Besitzernamen, die
und Reisenden Nächtigungs- und Verpfle-
des Bürgerspitals verantwortlich.
oft die Eigentümerwechsel überdauerten. Im
gungsmöglichkeiten boten.
Güterverzeichnis des St. Petrischen Munizi-
i m J A H r 14 3 2 übertrug Martin Aufner mit
pial-Amtes findet sich eine handschriftliche
w e i l d i e G Ä s t e n i c H t unbedingt lesen konn-
einer Pergamenturkunde das Haus Getrei-
Notiz, die um 1600 das „Schinagl-Haus“ (Nr.
ten, trugen die Häuser ihre Namen als Gemäl-
degasse 43 an die soziale Stiftung des Bür-
41) bzw. das „Hueber Hauß bey der blau-
de oder Relief an der Fassade oder als kunst-
gerspitals, die es bis ins 18. Jahrhundert zu
en Gannß“ nennt, der früheste schriftliche
volle Schilder über dem Eingang.
Erbrecht verlieh:
Beleg und auch die Zeit, aus welcher der
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d i e d A m A l s ü b l i c H e n t i e r n A m e n für Wirts-
z U b e G i n n d e s 19 . J A H r H U n d e r t s führte das
Wirth zu werden und brachte das gänzlich
häuser bestehen bis heute in der Altstadt
Einquartierungsamt Hausnummern und Stra-
verwahrloste Gasthaus „zur blauen Gans“
Salzburgs fort.
ßenschilder ein. Die Häuser der Blauen Gans
an sich. Gadermayer hatte in kurzer Zeit ein
Ohne Quellenangabe wird in einem Bericht
erhielten die Konsignationsnummern 241
Geschäft geschaffen, welches nicht leicht ein
und 242. Im Zuge der ersten Volkszählung
Anderer zu Stande gebracht hätte […] Gader-
in der „Salzburger Zeitung“ vom 28. Novem-
in der Habsburger Monarchie wurden 1857
mayer hat bewiesen, daß man in Salzburg
ber 1944 von alten
abermals die Nummern neu vergeben: Der
als Wirth sich ganz gut befinden kann, wenn
Chroniken erzählt, die
Spenglermeister Benedikt Graziadei, der da-
man seine Gäste achtet und denselben für ihr Geld etwas gibt.“
Der blauschimmernde Vogel, also ein Fasan, war und blieb aber in der Wahrnehmung der Leute eine Gans – DIE Blaue Gans. Seit über 600 Jahren!
aus der Zeit der Bau-
für die ovalen Blechschilder produzierte und
ernkriege von 1525 ei-
damit das Geschäft seines Lebens machte,
nen bemerkenswerten
übernahm drei Jahre zuvor im heutigen Haus
Vorfall schildern: Ein
41 die ebenerdige Werkstatt samt Auslage so-
Bürgersmann, der keck
wie den Dachboden als Schlafstatt für seine
über den (heutigen Ka-
Gesellen. Ein weiterer tüchtiger Bewohner
rajan-)Platz ging, geriet
und Besitzer war „Ganswirth“ Georg Gader-
unter Beschuss; just vor dem „Fasan“ verfing
mayer, dem seine Stammgäste in einem Nach-
sich eine Kanonenkugel im bauschigen Man-
ruf im „Salzburger Volksblatt“ 1884 ein An-
tel des Mannes, ohne ihm weiteren Schaden
denken setzten: „Nachdem er verschiedene
anzutun.
Tätigkeiten ausgeübt hatte, entschloß er sich,
kb
A Us die se r z e i t s tA mme n v e r mU t l icH A UcH die wA ndm A l e r e ie n im He U t iGe n kUns t G A s t H A Us : „Der Humor in der Gans bei fröhlichem Suff, er reibet die Mühsal des Lebens bald uff“. ein wAHrlicH GöttlicHer GedAnke, den till eUlenspieGel der GAns micHelAnGeloGleicH mitGibt Und AUcH HeUte bei einem GUten G l A s e f ü r G Ä n s e H A U t s o r G t.
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„Es ist die einzige Maschine, die sich selbst ausschalten kann.
GÄnseHAUt: woHer kAm die idee zU „sHAnnons HAnd“? David Moises: Ich habe vor Jahren in einem Radio-Beitrag von Fritz Ostermayer das erste Mal davon gehört. Der Überlieferung nach hatte der Mathematiker Claude Elwood Shannon so ein Ding auf seinem Schreibtisch stehen, es gibt aber kein erhaltenes Objekt, auch keine Fotos. Der Schriftsteller Arthur C. Clarke, der mit Stanley Kubrick das Drehbuch zum Film „2001. A Space Odyssey“ schrieb, erzählt in seinem Buch „Voice across the Sea“ von einem Besuch bei Shannon, 1958, der ihn völlig aus der Fassung brachte: Er hatte dort die Ultimative Maschine, wie Shannon sie selbst nannte, zum ersten Mal erlebt.
dAs leben der dinGe David Moises beschreibt den GÄNSEHAUT-Effekt von „Shannons Hand“, die als Teil der Kunstsammlung im Durchgang des artHOTEL Blaue Gans steht.
GÄnseHAUt: AUs welcHem mAteriAl ist die HAnd? David Moises: Aus Polyester. Also, eine Mischung aus Polyester und Holzkitt, und wenn man genau richtig mischt, kommt dieser Wasserleichenhautton heraus.
GÄnseHAUt: dAs ist woHl der GrUnd, wArUm mAncHe menscHen dAs „sHAnnon HÄndcHen“ etwAs UnHeimlicH finden, so wie clArke die UltimAtive mAscHine. wieso Heisst sie überHAUpt so? David Moises: Es ist die einzige Maschine, die sich selbst ausschalten kann. Das macht sie so radikal. Zugleich illustriert sie anschaulich das Prinzip des Feedback und legte den Grundstein für Shannons Theorie der Information. Heute nennt man „Shannon“ den Informationsgehalt einer Nachricht. Das ist was für Kommunikationstheoretiker!
GÄnseHAUt: wessen HAnd ist dAs nUn,
GÄnseHAUt: ist es AUcH die einziGe
Hier in der blAUen GAns?
sHAnnon-HAnd?
David Moises: Also, ich habe mich zum
David Moises: Ich habe fünf Stück gebaut. Für
100jährigen Jubiläum des Technischen Mu-
das Technische Museum, das Zentrum für
seums dazu ermächtigt gefühlt, die Hand
Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe,
nachzubauen und weil meine Hand mir am
das Landesmuseum Linz und ein privater
Nächsten war, habe ich meine eigene Hand
Sammler hat auch eine. Und die hier im art-
abgegossen.
HOTEL Blaue Gans.
12
kb
Das macht sie so radikal.“
13
nicHt Alles GefÄllt dem vAter, AUcH so mAncHer besUcHer wird lori HersberGer
14
Her AUsGeforder t. A ber is t dAs nicHt eine der AUfG A ben von kUns t? Hermann Gfrerer sieht aus dem Fenster in den Innenhof des Hauses Getreidegasse 41–43. Er wohnt mit seiner Frau Ulrike in den oberen Stockwerken der „Blauen Gans“, dessen Geschichte in den Chroniken der Stadt Salzburg bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgt werden kann, jedenfalls ab 1569 als Gasthaus mit diesem Namen geführt wird. Seit 1997 ist Andreas Gfrerer, der älteste Sohn, Geschäftsführer und Visionär des Hauses: Er eröffnete nach verschiedenen Umbauphasen im Jahr 2002 das erste artHOTEL Salzburgs.
konrAd AdAm irene Andessner sieGfried AnzinGer Alfredo bArsUGliA J o s e p H b e Uy s
d i e b l A U e G A n s wurde nun selbst zum Kunstwerk, in einer wunderbaren Symbiose aus alter Bausubstanz und zeitgenössischer Gestaltung. Die Kunst bekam freilich ihre eigenen Freiräume und ist im
vatertag ganzen Haus zu finden, in den Zimmern, auf den Gängen und in den Stiegenhäusern, an der Rezeption, in Bar und Restaurant und natürlich auch im lichtdurchfluteten Innenhof. In diesen blickt Hermann Gfrerer gerade hinunter, sucht die eine Wand ab nach dem Schriftzug, der dort angebracht ist und in der Nacht neonpink leuchtet. Jetzt ist es hell, die weißen Röhren heben sich kaum von der verputzten Hausmauer ab. Er lächelt. Sein Sohn hat schon einen eigenen Kunstgeschmack! Nicht alles gefällt dem Vater, auch so mancher Besucher wird herausgefordert, aber ist das nicht eine der Aufgaben von Kunst? Neue Zugänge zur Wirklichkeit zu ermöglichen? Das eine oder andere Kunstwerk möchte Hermann Gfrerer von seinem Sohn schon erklärt bekommen, immerhin lebt er damit unter einem Dach. Der Schriftzug von Lori Hersberger, einem Schweizer Künstler, der seine Inspirationen aus einem weit gefassten Kulturbegriff schöpft, kann ebenso vielseitig verstanden werden. Ein augenverdrehender Stoßseufzer, vielleicht, ein populäres Chanson auf jeden Fall. Hermann Gfrerer lächelt, auf diese einnehmende Art, die sein Sohn so an ihm bewundert. Er schaut in den Innenhof. Für ihn ist jeden Tag Vatertag.
kb
pirmin blUm J U li Us d e Uts c H bAU e r d e Ut s c H b A U e r / s p r i n G elisopHie eUlenbUrG evA & Adele sieGfried frUHAUf G i lb e rt & G e o rG e sofiA Goscinski frAnz GrAf HAnAkAm/scHUller p ete r HAU e n s c H i ld HAU e n s cH i ld / r itte r H i nte r lAn d lori HersberGer brUno HoffmAnn mArie lUise lebscHik
15
constAntin lUser
w w w . e b e n s p e r G e r . n e t
c o n s tA n t i n l U s e r J o n AtH A n m e e s e bJ รถ r n m e lH Us sissA micHeli dAvid moises Alois mosbAcHer c . o. p A e f f G e n k At r i n p l A v c A k to b iAs r e H b e r G e r isA scHmidleHner werner scHnelle le i f tr e n kle r r o s e mAr i e tr o c ke l w A lt e r v o pA v A f r A n z w e st
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Instrumente sind sein Material, Luft seine Motivation. Der studierte Industriedesigner
schafft er mit dem Fineliner ganze Universen,
aus Graz setzt hier auf die Aura handgefertig-
in denen jeder Betrachter, wie bei einem
ter Dinge und glaubt daran, dass Emotionen
Rohrschach-Test, etwas anderes erkennen
in ihnen weiterwirken. „Die Sounddusche
kann. Diese Mikro- und Makro-Ansichten un-
im Erdgeschoß des artHOTEL ermöglicht es,
serer Welt, die aus einem scheinbar einzigen
das, was man imstande ist, hinein zu pusten,
Strich zu verwirrenden und erheiternden
direkt zu einem zurück zu leiten“ sagt Luser.
Geografien verdichtet werden, bringen Ge-
Die Luft strömt durch das Instrument und rie-
danken zu Papier, Worte in Formen, Zahlen
selt von oben vibrierend auf den Bläser wie-
zu Figuren. Das Unsichtbare tritt hervor. In
der herab. „Von oben, vom Himmel. Vom lie-
seinen Skulpturen erweitert der Künstler
ben Gott. Wenn er will, Inch’Allah!“ So spricht
die Grenzen von Raum und Zeit um den Ton,
Luser.
rosemArie trockel
c o n s t A n t i n l U s e r s l i n i e bildet die Basis seiner Kunst: In filigranen Zeichnungen er-
timm UlricHs
sieGfried AnzinGer
soUnd of Art kb
GAnseHAUt Art.App Franz West stehen Informationen zu den Künst-
Begleiter durch das artHOTEL Blaue Gans. Die
lern auf den Ipads in den Gängen des Hauses zur
private Sammlung von Hausherr Andreas Gfre-
Verfügung.
rer ist der zeitgenössischen Kunst gewidmet und
Die Blaue Gans art.App verrät außerdem, welches
umfasst auch die Werke der artist in residence, die
Kunstwerk wo hängt, und lädt vom Weinarchiv bis
im Rahmen ihrer Aufenthalte in der Blauen Gans
in den vierten Stock zur Entdeckungsreise durch
Neues geschaffen haben. Von Konrad Adam bis
die Welt des artHOTELs ein.
GÄnseHAUt Art.App
Über 100 originale Kunstwerke sind die subtilen
17
frAnz GrAf
650 Jahre altes Steingewรถlbe
05
Beim Lesen lässt sich vortrefflich denken. l e o t ol s t o i , tA G e b üc He r , 1857
w e r s i c H z U m d e n k e n U n d l e s e n zurückziehen und nicht alle Sinne zugleich schärfen möchte, findet in der Lesestube des artHOTELs wie Cicero sein Glück: mit Blick auf den Kräutergarten, umgeben von schönen und klugen Büchern aus der hauseigenen Bibliothek. Eine Bibliotherapie der besten Art, ganz gleich, ob zum Genuss, zur Belebung oder zur Erkenntnis und Belehrung gelesen wird. Ein Erlebnis ist es jedes Mal. Und hat man einmal doch nicht das richtige Buch zur Hand genommen, so hat selbst dieses eine gute Seite: die letzte.
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Literatur muss man lesen. Man kann sie hören. Die Abenteuer im Kopf sind auch zu sehen und zu erleben, wenn Autorinnen und Autoren ihrem Publikum begegnen.
Das Literaturfest Salzburg bringt unter der Leitung von Jochen Jung, Christa Gürtler und Klaus SeuferWasserthal seit 2008 überall in der Stadt überraschende und bekannte, junge und alte, avantgardistische und klassische Texte zur Sprache für Aug und Ohr und Herz und Hirn. Literaturfest immer Ende Mai jeden Jahres. w w w . l i t e r A t U r f e s t- s A l z b U r G . A t
20
JocHen JUnG
Das Bier war erfrischend,
die Stadt erfüllt von den unterschiedlichsten Protagonisten der zeit-
der Riesling auch, der Lardo so perfekt wie der Schinken, da fragte
genössischen Literatur, die an verschiedenen Plätzen der Altstadt aus
Max Goldt mehr vor sich hin als in die Runde, ob Gänse eigentlich blau
ihren Werken lesen und darüber reden und dieses Gespräch oft in der
sein können. Aus den Antworten, die dann kamen, hätte einer der Li-
‚Blauen Gans‘ fortsetzen, wo der eine oder die andere schon am Nach-
teraturfest-Dichter leicht ein surreales Gänsegedicht zaubern können.
mittag gelesen hat. Josef Bierbichler war schon dabei, Andreas Maier,
Wenn die ‚Gans‘ ein artHOTEL ist, dann ist das Literaturfest Salzburg
Péter Nadas oder Sibylle Lewitscharoff, die behauptet hat, alle Gänse
auf jeden Fall ein artFESTIVAL – kein Wunder, dass die beiden gut
hätten blaue Augen.
ob dAs woHl stimmt?
zueinander passen. Einmal im Jahr, wenn der Mai zu Ende geht, ist
Unsere lesestUbe ist ein rAUm der mUsse – nicHt nUr für zeit mit einem GUten bUcH, sondern AUcH für GUte GesprÄcHe. ein AUszUG.
www.julya-rabinowich.com
www.gaensehaut.eu
Eva-Maria Repolusk (2) ©
©
©
Thomas Karsten
konstAntin wecker
iJomA AlexAnder mAnGold
JUlyA rAbinowicH
Musiker
d e r A m A d e U s war eine Erfindung der Plattenfirma, die dachten damals, das ist was ganz Tolles, es war meine erste Scheibe.
Literaturkritiker
Meinen wirklichen Bezug zu Mozart habe Autorin
i c H H A b e m i c H H i e r sehr wohl gefühlt, es ist eines der schönsten Hotels, in denen ich auf meinen Lesereisen gewesen bin. Also auf jeden Fall ein Ort zum glücklich sein!
ich erst im Alter bekommen. Je älter ich
w i e v i e l i c H l e s e ? Es geht, glaube ich,
werde, umso völlig … göttlicher erscheint
allen Leuten immer so, egal in welchem
mir Mozart. Und das will was heißen,
Beruf, man hat immer das Gefühl, man
weil ich eigentlich Puccini-Fan bin, aber
liest zu wenig. Die wahren Lektürebe-
Mozart vermittelt Einsichten in Welten-
dürfnisse, die sind bei mir im Kanon. Ich
zusammenhänge auf eine non-rationale
glaube an den Kanon, an den Reduktions-
Weise, die ist bei keinem anderen Musiker
mechanismus, der das Beste vom Besten
zu erleben. Mit einer Leichtigkeit, dass es
herauskristallisiert. Und Lesen schadet
Dir den Atem raubt.
ohnehin nie.
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Die Natur macht den Menschen glĂźcklich, ja. Ob das aber dauerhaft reichen wĂźrde,
wenn es sonst nichts gäbe? JUlyA rAbinowicH
robin ticciAti
dAvid moises
Künstler
e s G i b t e i n s p r i c H w o r t in Mexiko, wo-
Dirigent
nach jeder Gegenstand sieben Leben hat. Das gefällt mir. Das Ding ist nie Müll, man kann immer noch abstrahieren und
l e t m e t H i n k . I think I love … I love the
sagen, na gut, der Gegenstand ist nicht
attention to detail and the sort of relaxed
das, was er ist, sondern abstrakt betrach-
quality, here at the artHOTEL. I also like
tet ein Material, aus dem sich noch etwas
the food, this incredible mixture of won-
anderes machen lässt. Das ist die Quali-
derful fresh produce. There is something
tät von Abstraktion. So werden Schi zu
about the food here that I very much en-
Hockern, Socken beginnen zu tanzen
joy. I don’t really have a preferred dish,
und Wasserkessel heben als Raketen ab.
actually, no. I love food, full stop.
24
kb
d U r c H d r U n G e n v o n s c H ö n H e i t , Spiel und Kunst sei die Stadt, hat Max Reinhardt über Salzburg gesagt. Der Begründer der Salzburger Festspiele und Erfinder der „Jedermann“-Tradition am Domplatz ahnte wohl schon, was sich alljährlich in den Sommermonaten auf dem barocken Parkett der Altstadt abspielt.
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so ist sAlzbUrG bU Hn e d e r w e lt
gegenüber, im ältesten Gasthaus der Stadt,
Stars der Salzburger Festspiele aus den Be-
präsentiert das artHOTEL Blaue Gans sei-
reichen Konzert, Schauspiel und Oper. „Es
ne lauschige Lesestube als Fernsehstudio.
ist ein Ort mit einer ganz wunderbaren En-
Mehrere Stunden dauert der Aufbau von
ergie“, sagt sie, „hier atmet alles Kunst und
Licht und Kameras, die sich dicht in der hel-
Kultur“. Der beste Platz also, um die Künst-
len, zum Innenhof gelegenen Oase für Muße
ler zu fragen, wie sie hinter den Kulissen le-
… U n d i H r e r U H m r e i c H e n A k t e U r e nicht nur
drängen. Kulturlady Barbara Rett begrüßt
ben, sich auf ihre Aufgaben vorbereiten und
in den Festspielhäusern anzutreffen. Direkt
im Studio der besonderen Art die größten
warum Salzburg für sie so besonders ist. kb
bArbArA rett & micHAel scHAde
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beJUn meHtA
piotr beczAłA
birGit minicHmAyr
„Es ist ein Ort mit einer ganz wunderbaren Energie, hier atmet alles Kunst und Kultur.“ AnnA netrebko
bArbArA rett
27
d i e d e n s A l z b U r Ge r f e s t s p i e l e n v o r A n G e s t e l lt e o U v e r t U r e s p i r i t U e l l e H At d A s p r oG r A mm i n d e n d i e n s t e i n e r Ge i s t l i c He n öf f n U n G Ge s t e l lt. r A b b i A r t H U r s c H n e i e r wA r n i c H t n U r A l s e r ö f f n U n G s r e dne r z U G A s t in s A l z bUrG s onde r n A UcH, in be Gl e i t UnG se ine r f r A U e l is A be t H , in de r bl A Ue n G A ns .
Der Mensch lebt nicht von Brot allein. r A bb i A r t HUr s c Hne i e r
G Ä n s e H A U t : H e r r s c H n e i e r , w i e G e f Ä l lt e s
GÄnseHAUt: HAben sie dA zU eine Ant wort
iHnen Hier?
GefUnden?
Rabbi Schneier: Ich bin beeindruckt! Es ist das
Rabbi Schneier: Erstens. Meine Erfahrung ist,
erste Mal in meinem Leben, dass ich Dantes
und das ist auch eine geschichtliche Erfah-
Inferno auf der Herrentoilette höre!
rung, dass jeder Konflikt zum Ende kommt.
(Das Inferno. Arthur Schneier, geboren 1930 in
Der Hundertjährige Krieg, der Dreißigjährige
Wien, hat es als Überlebender des Holocaust erlebt.)
Krieg. Der Zweite Weltkrieg kam zu einem Ende. Der Kalte Krieg kam zu einem Ende.
G Ä n s e H A U t : Sie sind als Gründer und Vor-
30
sitzender der Stiftung The Appeal of Consci-
GÄnseHAUt: wÄre es nicHt scHöner, wenn
ence Foundation, die 1965 ins Leben gerufen
der frieden nicHt eine konseqUenz des
wurde, viel unterwegs und sprechen zu und
krieGes wÄre, sondern An sicH möGlicH?
mit vielen verschiedenen Menschen auf der
Rabbi Schneier: Ja, das ist leider so, aber pre-
ganzen Welt über interreligiöse Verständi-
vention is better than the cure (Anm.d.R.:
gung und Toleranz. Welche Frage wird Ihnen
Vorsorge ist besser als Nachsorge) und darum
am häufigsten gestellt?
gibt es viel Arbeit. Wir haben derzeit auf der
Rabbi Schneier: Wie man den Frieden erzielen
ganzen Welt mehr als 30 Konflikte, im Sudan,
könnte.
in Mali … Wir müssen alles tun, um Frieden
in der Gesellschaft zu haben. Frieden in der
vernetzt sind. Es gibt seit Tschernobyl keine
Gesellschaft meint, dass die Mehrheit die Min-
Grenzen mehr. Die sozialen Netzwerke füh-
derheit achtet. Wenn die politische Lage span-
ren zu unmittelbarer Kommunikation. Religi-
nend ist, sucht man immer einen Bock, einen
on und auch Technologie kann man für einen
scapegoat (Anm.d.R.: Sündenbock) und das
guten Zweck nutzen oder … Religion ist wie
sind immer die Minderheiten. Das ist gefähr-
Feuer: Es kann wärmen oder verbrennen.
lich. Wie ich in meinem Vortrag in der Aula gesagt habe, ist die größte Gefahr nicht Patrio-
GÄnseHAUt: welcHen beitr AG können
tismus, der hat ja gute Eigenschaften, sondern
n U n k U lt U r U n d k U n s t z U r v e r b r e i t U n G
Nationalismus und das auch noch verbunden
d e r w Ä r m e , d e r m e n s c H l i c H k e i t, l e i s t e n ?
mit Terrorismus. Wie kann man also Frieden
Rabbi Schneier: Also. Die Kunst ist wie Religi-
erreichen? Meine Perspektive sieht so aus:
on ein Instrument und spricht über die Ände-
Papst Benedikt XVI war 2008 Gast in meiner
rungen in der Gesellschaft. Die Kunst kann
Synagoge und meine Freundschaft zu Kardi-
man auch benutzen. Die Frage ist immer, was
nal Schönborn führt mich heute hierher.
kann ein Regime in der Kunst tolerieren. Die Kunst sind nicht nur Bilder, auch Literatur,
GÄnseHAUt: wie scHwer ist es für sie, den
Musik. Es sind Mittel. Jeder Mensch hat eine
menscHen den weG zU zeiGen?
Seele. Diese Seele braucht Nahrung. Wenn
Rabbi Schneier: Also, erstens kommt es aus
man die Religion aus dem Alltag drängt, dann
meiner persönlichen Erfahrung. Ich habe die
leidet die Gesellschaft. Ich möchte nicht, dass
Brutalität des Menschen gesehen aber auch
Religion Staatsreligion wird oder das Gesetz
das Beste im Menschen. Wir feierten 2012
ersetzt. Nein. Aber man muss einen modus
den hundertsten Geburtstag von Wallenberg.
vivendi finden, damit Religion eine Rolle hat
Ich bin beeindruckt! Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich Dantes Inferno auf der Herrentoilette höre! Ich wurde nicht durch Wallenberg gerettet, es
und spielt. Wir leben heute in einer sehr inte-
gab noch viele andere wie er, die sehr tapfer
ressanten Zeit, wo einerseits in vielen Län-
waren, um das Leben anderer Leute zu ret-
dern Religion einen Aufschwung erfährt und
ten. Wenn man die Seele des Menschen ken-
andererseits Europa immer säkularer wird.
nenlernt, weiß man: Wir können ein beast
Ich glaube, es kann nicht lange so bleiben.
(Anm.d.R.: eine Bestie) sein aber wir können
Mobilität und Migration haben zu einer multi-
auch unsere Menschlichkeit zeigen. Die He-
religiösen und multikulturellen Welt geführt.
rausforderung der religiösen Führer ist, den
So wie Kommunismus oder Marxismus wird
Weg zu zeigen. Beim Predigen kann man den
auch Säkularismus vorbei gehen. Ganz sicher.
Hass oder die Menschlichkeit verbreiten. Ein
Es ist unnatürlich. Wobei ich nicht nur von
Kind wird nicht mit Hass geboren, seine erste
Religion rede, sondern von Spiritualität. Wie
Erfahrung ist Liebe. Der Hass kommt später.
es in der Bibel steht, der Mensch lebt nicht
Das ist die größte Gefahr, heute, weil wir so
von Brot allein.
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G Ä r t e n e r f ü l l e n v o n J e H e r vielfältige Funktionen: Sie decken Grundbedürfnisse des Menschen nach Nahrung und Heilmitteln und befriedigen auch das ästhetische Empfinden für Formen, Farben und Gerüche. Von den alten Ägyptern und den Römern sind Dokumente erhalten, in denen die Verwendung von Kräutern beschrieben wird. Mit der Ausbreitung des Römischen Reiches gelangten viele Pflanzenarten aus dem Mittelmeerraum in den Norden Europas und wurden Bestandteil der heimischen Flora.
i m i n n e n H o f des artHOTEL Blaue Gans geben Renate Mühlbacher und Marius Kneyder enthusiastisch ihrem grünen Daumen nach,
Gegen jedes Unheil ist ein Kraut gewachsen.
wobei der Küchenchef die Ernte aus dem eigenen Garten derzeit zurückhaltend einsetzt, immerhin benötigt er für drei Kilo Kräuterbutter ein Viertelkilo Kräuter. Die sollen wachsen und sich ausbrei-
ten, um auch als Tees, aromatisierte Öle und Essige, Essenzen, Tinkturen über die Küche hinaus die Gäste des Hauses zu erfreuen. Lavendel sorgt für mückenfreies Ambiente an den futuristischen Hochbeeten, an denen man auch sitzen und am Holzdeck ganz wie früher den Sommer mitten in der Stadt genießen kann.
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AnGepflAnzt werden 22 krÄUter U.A.: Bergbasilikum, Bohnenkraut, Kerbel, Koriander, Lavendel, Liebstöckel, Lorbeer, syrische Minze, Petersilie, Rosmarin, Salbei, Schnittlauch, Thymian, Zitronenmelisse …
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e r s c H e i nt d A s e r ste G r ü n, s A m m e lt m A n d i e k r Ä Ute r H A i k U n A c H d e m b i b e l s p r U c H 27: 25 U n d G e n i e s st s i e k ü H n.
Kräuterbutter z U tAt e n :
zUbereitUnG:
500 g Butter
Alle Kräuter fein hacken,
3 EL Petersilie
den Koriander und die Fenchel-
3 EL Schnittlauch
samen im Mörser fein stoßen.
3 EL Salbei
Die Butter mit Zimmertemperatur
3 EL Kerbel
schaumig rühren, die Kräuter
3 EL Thymian
& Gewürze dazugeben und unter-
3 EL Rosmarin
rühren. Masse in einen Dressier-
3 EL Liebstöckel
sack geben und auf ein Backbleck
1 TL Koriander
aufspritzen, oder kleine Nocken
1 TL Fenchelsamen
abdrehen. Kaltstellen.
1 TL Kurkuma
viel spAss beim nAcHkocHen Salz und Pfeffer
Und GUtes GelinGen wünscHt
nach Geschmack
i H n e n d A s k ü c H e n -t e A m
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n o
s t o n e s
p l e A s e
„Wo man nicht mit Steinen wirft.” „Wo Ihre Ideen spriessen.” „Durchblick für neue Sichtweisen.”
die se Und A nde r e A s so z i At ione n haben die Mitarbeiter der Blauen Gans gesammelt, als wir uns über das Glashaus unterhalten haben. Es ist ein ungewöhnlicher Ort für Besprechungen und Workshops geworden, voller Transparenz und Offenheit. Im Sommer kann man auf den Hochbeeten im Kräutergarten Platz nehmen und den würzigen Duft von syrischer Minze, Bohnenkraut und Rosmarin geniessen, begleitet von einem frisch gebrühten Illy-Espresso oder einem fein-herben Grüntee aus unserer Teebar. Frisches Quellwasser mit Ingwer und Zitronenmelisse erfrischt bei hitzigen Diskussionen. Und im Winter gleiten sanft die Schneeflocken auf das Glasdach. Der große Stein auf dem Holztisch stammt aus Nepal und war ein Geschenk zur Eröffnung unseres Hauses vor 15 Jahren. Er hat hier seinen Platz gefunden und ist bis heute ein guter Begleiter. Haben wir den Stein der Weisen gefunden? Wer weiß. Über uns der Himmel. Ein Blick nach oben genügt, um den Horizont zu versetzen. ag
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GescHicHte in scHicHten Während des Umbaus 2012 war die Baustelle des artHOTEL Blaue Gans auch archäologische Grabungsstätte. Es ist kalt im Keller. „Freilandgrabungen sind im Winter, bei 50 cm durchgefrorenem Boden, nicht möglich. Drinnen friert’s aber Gott sei Dank nicht, da bleibt’s, wie’s is“. Und das ist der Grabungsleiterin und ihrem Frauenteam wichtig, denn der Boden ist das Buch, in dem sie die Geschichte eines Ortes ausfindig machen kann. „Das erste, was mir machen, ist ein Vermessungssystem herein zu legen, damit ich dann während der Arbeiten sofort mit meinem Theodoliten ausmessen kann, wenn die Funde kommen. Dann fangen wir mit dem Baggern an, am besten immer von oben nach unten, in Lagen“. Ein natürlich gewachsener Boden hat einen linearen Aufbau, die älteste Schicht ist unten, die jüngste oben. Jede Veränderung, wie zum Beispiel Gruben, hinterlässt eine Spur, die von der Archäologin gelesen und interpretiert werden kann. Farb- und Schichtveränderungen einerseits und das aus dem Erdreich geborgene und gereinigte Fundmaterial andererseits werden genau festgehalten. „Dadurch, dass Salzburg auf der römischen Stadt steht und dann wahrscheinlich durchgehend auch im Vormittelalter und seit dem Frühmittelalter immer auf der gleichen Stelle war, ist in der Stadt Salzburg schon wahnsinnig viel los“. Das Spektrum der Funde reicht demnach durch alle Epochen. Scherben aus der römischen Zeit und dem Mittelalter, Münzen, eine Fibel, einiges aus dem 15. und 16. Jahrhundert, Kacheln aus dem 19. Jahrhundert. „Ganz nette Sachen“, findet Ulrike Hampel, und freut sich, wenn sie wieder schaufeln kann.
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Der Keller, Heimstatt des Unbewussten. Nicht immer in ihrer 660jährigen Vorgeschichte dürften sich die Fundamente unseres Hauses in jenem strahlenden Licht präsentiert haben, dessen Quellen Architekt Christian Prasser geschickt hinter altem Eichenholz versteckte. Vermutlich aus den Steinquadern vom Steinbruch über dem Neutor gebaut, waren es ursprünglich zwei getrennte Kellerräume, wie wir unserer Hauschronik von Hans Spatzenegger entnehmen:
„Im Grundbuch (1860ff) heißt es folglich, das „Däublhaus Nr. 258“ ist „physisch (drei-)getheilt“: das „gegen die hochfürstliche Schwemm“ gelegene Erdgeschoß und der erste Stock (mit Holzlage im Hof und Kelleranteil), das Gleiche straßenseitig (mit Nebenräumen und Boden), schließlich der „Boden über zwei Stiegen“ (mit einer Dachkammer im 4. Stock). Ab 1886 wurden die einzelnen Teile schlussendlich vereinigt.“
d e r k e l l e r war nur über eine Holzstiege
d i e s e r U m b A U war es auch, der Anlieferung
die Wohnbevölkerung, ähnlich wie die Tank-
erreichbar und diente ausschließlich Lager-
und Lagerflächen neu ordnete und dadurch
stellenshops heute.)
zwecken. Wie sehr ich das Ringen um Lager-
den Weinvorrat des Hauses für kurze Zeit
raum nachvollziehen kann!
heimatlos machte. Von meiner Mutter weiß ich, dass es im Kellergewölbe ein großes
mich in dem Gefühl, dass genau an diesem Ort,
Im Jahr 2012 haben wir das Kellergeschoß
Weinfass gab, welches über eine lange Holz-
und an keinem anderen im Haus, der Wein-
am Karajanplatz um 100 m2 erweitert, um
leiter erreichbar war, und aus dem meine
vorrat in Ruhe vor sich hin reifen soll, bis er
mehr Platz zu schaffen für das Alltägliche,
Vorfahren mittels einer Kupferkanne und
gut genug ist, um in unserem Restaurant ins
das man nicht tagtäglich im Blick haben
einem Trichter Wein in Karaffen füllten. (Es
Glas zu kommen. Kanne und Trichter gibt es
will: Sanitärräume für Mitarbeiter, Wasch-
gab damals auch noch einen „Gassenverkauf“
immer noch und erinnern an die Ursprünge
küche, Abfallwirtschaftsystem, Kälteanlage
für Bier und Wein, die Wirtshäuser erfüllten
des Weinverkaufs in der Blauen Gans. Der
und Heizung.
eine wichtige Nahversorgungsfunktion für
Weinschrank ist eine Eigenentwicklung aus
d i e e r z Ä H l U n G e n meiner Mutter bestätigten
Stahl und Glas, welche einen in sich geschlos-
Salzburger – unter anderem – schmeckt:
senen Raum bilden. Er beherbergt 1500 Fla-
nach einer Vorahnung von Süden und Son-
schen, die er bereitwillig und bei konstanten
ne, und nach grasiger Saftigkeit, die dem mo-
17 Grad in sich aufnimmt. Es ist kein Show-
derat auftretenden Regen geschuldet ist. Er
Room, hier lagert unser Vorrat, den Sie tag-
kommt vollmundig daher, ein bisschen auf-
täglich aus unserer Weinkarte auswählen
trumpfend, und hat dabei Zug und Spannung,
und im Restaurant bestellen können.
ohne seine hintergründige Widersprüchlich-
d A r U n t e r A U c H r A r i t Ät e n wie der Wein vom
und spritzig, ja, fast tänzerisch, wirkt er bo-
Mönchsberg, der unterhalb der Richterhöhe
denständig und rustikal, wird zurückhaltend
keit verbergen zu können. Obwohl leicht
wächst, exklusiv in der Blauen Gans aus-
beim Abgang und schwingt sich auf zu einem
geschenkt wird und uns zeigt, wie ein echter
überraschenden Finish. Sehr zum Wohl!
ag
Speisenmanufaktur hat einen besonderen Wert.
w e n n e s e i n c H A r A k t e r i s t i s c H e s Lebensgefühl unserer Tage gibt, dann wohl jenes, dass unser Lebensstil auf dem Prüfstand steht. Überbordende Staatsschulden, Klimawandel und Lebensmittelskandale nähren in unerhörter Regelmäßigkeit das Gefühl, dass wir über unsere Verhältnisse leben, und eine wachsende Zahl von Menschen beginnt darüber nachzudenken, wie ihr Lebensstil „enkeltauglich“ werden könnte. „The Age of Less“, wie der Trendforscher David Bosshart sein 2011 erschienenes Buch nannte, erlebt wohl gerade seine Morgenröte. Einer Ogilvy & Mather Studie zufolge gelten 79% der Menschen der westlichen Welt als „grüne Normalos, die ökologischen und nachhaltigen Konsum bevorzugen.“ Und 93% der Kids zählen es zu ihren obersten Prioritäten, „den Planeten für kommende Generationen zu erhalten.“
w i e i m m e r d i e k o n s e q U e n z e n für das eigene Handeln letztendlich gestaltet sein mögen, aus diesen Zahlen spricht die diffuse Sehnsucht, „irgendwie okay“ zu sein. Vor allem junge Menschen sehen Fleisch nicht mehr als Statussymbol, als „die Beseitigung eines alten Mangels“, wie Hanni Rützler vom future food lab es bei einer Diskussion im Restaurant m32 anlässlich des Altstadt-Genussfestivals eat&meet ausdrückte. Die Flexitarier sieht sie im Vormarsch, Menschen also, die
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bewusst entscheiden, was sie wann essen. Gerne auch Fleisch, aber eben nicht als erste Wahl, nicht immer. Und wenn, dann bewusst. Unsere Speisenkarte trägt dem Rechnung: Ein Gemüsemenü steht gleichberechtigt neben einem Fleisch- und einem Fischmenu.
Standard-Food Journalist Severin Corti beobachtet, dass „nichts leichter auf den Tisch zu bringen ist, als ein Stück Fleisch.“ Man möchte anfügen: und nichts schwieriger zu kochen, als ein schmackhaftes Gemüsegericht oder gar ein ganzes Gemüsemenu.
U n s e r L e b e n s s t i L wird sich verändern. Und nicht Verzicht soll im Vordergrund stehen, nicht das Verbot, sondern das lustvolle Verändern der eigenen Gewohnheiten. Eines lässt sich mit einiger Gewissheit prophezeien: Wir werden wahrscheinlich mehr Fahrrad fahren, öfter mit Bus oder Bahn, wir werden weniger, dafür besseres Fleisch essen und Freude daran haben, selbst angebautes Obst und Gemüse zu verkochen. Weil wir müssen. Aber vor allem: Weil wir wollen. Sie meinen, in Ihrem Leben ist das bereits so? Glückwunsch und herzliche Gratulation zu Ihrer Adaptionsfähigkeit!
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„Geschmack überwindet jede Grenze und bleibt H A n d w e r k s k U n s t , Naturmaterialien und deren sorgfältige Verarbeitung sind in der Gestaltung unseres Hauses allgegenwärtig. Und auch in unserer Küche wird Hand angelegt, selbst geräuchert, zerlegt und geknetet. Das Ziel von Kochen kann nicht die Bequemlichkeit sein. Kochen ist vor allem eins: Liebe. Und Arbeit.
b e i U n s e r e m „ e s s e n i m l A G e r “ am langen Tisch im Weinarchiv ist die Berkel E 115 Baujahr 1947 der eigentliche Star. Sie schneidet hauchdünne Scheiben von unserer hausgeräucherten Gänsebrust, vom weststeirischen Vulcano-Schinken, vom friulanischen Lardo und vom Lungauer Schinkenspeck aus Mauterndorf. Sündiges Fett, mit gutem Gewissen verzehrt. Der Cholesterin-Spiegel wird schon wieder. Zum Ausgleich fertigt unsere „Speisenmanufaktur“ Handgemachtes und
Handfestes für eine Kellerjause, wie sie sein soll: Olivengrissini, eingelegte Steinpilze, Peperonata, marinierte Linsen, Bohnensalat, Pesto und Kräuterbutter aus der Ernte unserer Hochbeete im Innenhof. Ausgesuchtes und Ausgewähltes also, das unsere Gäste in der Intimität unserer Kellergewölbe, dem Bauch des Hauses sozusagen, vor dem imposanten Weinschrank mit seiner Flaschen-Armada genießen.
„ G e s c H m A c k überwindet jede Grenze und bleibt in der Erinnerung haften wie ein erster Kuss. Nur tut er das immer und immer wieder.
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in der Erinnerung haften wie ein erster Kuss.“ Daraus erst entsteht unsere geschmackliche Heimat, die sich tief in uns einbrennt und die wir auch in der Ferne nie vergessen.“ Schreibt Dominik Flammer in seinem wunderschönen Buch „Das Kulina-
wie mAn scHokol Ade ricHtiG isst
rische Erbe der Alpen“ (AT Verlag). Traditionelle Produkte erzählen von der Ernährungsgeschichte des Alpenraums, der trotz aller Kargheit reich ist an Vielfalt und Besonderheit. Und Silvan Müller portraitiert mit traumhaften Bildern Menschen und Landschaft die-
J o s e f z o t t e r will mit seinen handgeschöpften
ser Region in einer Weise, dass die Urkraft der Menschen – und ihrer
Schokoladen nicht nur unseren gelernten Ge-
Produkte – spürbar wird und sich durch das bedruckte Papier ver-
schmack erproben, sondern auch unsere Genussfä-
mittelt. Mich hat das Buch begeistert, aufgeregt, angeheizt. So sehr,
higkeit. Seine Tafeln sind nicht für den Nebenher-
dass ich Dominik Flammer zu eat&meet eingeladen habe, um sein Buch in unserem Weinarchiv vorzustellen, in dem er weiter schreibt:
Verzehr: ein kleines Stück in den Mund nehmen, zwei Mal darauf beißen, dann am oberen Gaumen und auf der Zunge zergehen lassen. Das braucht Zeit. Bei Zotter wird die Schokolade – europaweit ein-
„Viele von den alten, traditionellen, wilden oder wiederentdeckten Produkten, von denen in diesem Buch die Rede ist, gehören zu
zigartig! – von der Bohne weg und ausschließlich in Bio- und Fairtrade-Qualität zu den unnachahmlichen Handgeschöpften produziert.
den wahren Delikatessen. Zu jenen echten Raritäten nämlich, die nicht in unbeschränkten Mengen und schon gar nicht ganzjährig
wenn dAs nicHt AUf der zUnGe zerGeHt …
verfügbar sind. Und von denen man erst noch wissen muss, wo man sie finden kann.“
d A s o r i G i n A l . Mit den wunderbaren Geschmacksv i e l l e i c H t w i r d d A s d i e n e U e A U f G A b e der Gastronomie: den Wandel
kompositionen und dem preisgekrönten Art-Design sind die handgeschöpften Schokoladen von Zotter
der Ernährungsgewohnheiten lustvoll zu begleiten, unser Wissen
Kult geworden. Höchste Zeit für eine Blaue Gans-
über das Handwerkliche beim Kochen zu bewahren und weiterzu-
Edition, noch dazu, wo der Schoko-Laden in Salz-
geben, und als gastronomische Pfadfinder jene kulinarischen „Erbstücke“ aufzuspüren, die auch die Landbevölkerung längst schon nicht mehr selbstverständlich beziehen kann.
ag
burg in den Gewölben des ältesten Gasthauses der Stadt seine Wunderwelt entfaltet. Am Gaumen schmelzen Preiselbeer und Grammeln zu einem sinnlichen Traum.
die blAUe GAns edition von Josef zotter Gibt es in bÄlde in iHrem Hotelzimmer.
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Der STILLSEGLER, ein stiller Verehrer großer Handwerkskunst und sorgfältiger Verarbeitung. frAnz eisl
d i e A U s G e s U c H t e n t e i l e der Stillsegler Kollektion sind mit großer
Gmundner gehört Keramik dazu. „Jeder hat Keramik daheim hier. Ich
Liebe zum Detail und besonderer Leidenschaft für außergewöhn-
habe sie auch gesammelt. Keramik ist irgendwie so eine ehrliche Ge-
liche Materialien gefertigt. Eine Leidenschaft zum Handwerk, mit der
schichte: Es ist so eine einfache Mischung, da ist nicht viel drinnen,
Franz Eisl aufgewachsen ist: „Ich komme aus einer Bäckerei, es hat
aber bis es letztendlich ein Teller wird, steckt dann doch wieder viel
bei uns immer Handwerk gegeben und wir haben immer mit
dahinter.“ Diese Aufmerksamkeit für Tischkultur hat Franz
handwerklichen Produkten zu tun gehabt.“ Damals war es
Eisl und Andreas Gfrerer zusammengeführt. Am Karajanplatz
selbstverständlich, die Dinge gut und richtig zu machen. Die
wurde nach dem Umbau des artHOTEL das zweite Stillsegler-
Wertschätzung für Echtheit und Originalität erlebt derzeit eine
Geschäft eröffnet, fünf Jahre nach dem Einstand mit dem Stamm-
Renaissance und bestätigt den Geschäftsmann in seiner Über-
haus an der Schiffslände in Gmunden. Franz Eisl ist nicht nur von
zeugung, dass man die Liebe und Sorgfalt spüren kann, die in
der heimatlichen Keramik begeistert. „Holz ist gut“, sagt er, „es
der Entstehung der schönen Dinge einfließen. Beim Betrachten, beim Benützen. „Mir ist auch wichtig, dass die Leute
ist ein organischer Stoff, der aufgrund seiner Reinheit sowohl in der Produktion als auch bei Wiederverwertung oder Ent-
die Verbindung zwischen den Kulturen spüren. Ich kann
sorgung wenig Ressourcen in Anspruch nimmt.“ Seine Pro-
eine hochwertige, handgemachte japanische Teekanne in
dukt-Philosophie ist umfassend, sein Lieblingsprodukt
einer schönen Keramik-Schale anrichten, die bei uns ge-
universell. „Schüsseln. Da kann man hineingreifen, da-
macht wurde.“ Überhaupt, die Keramik. Als gebürtiger
raus essen, das ist Familie.“ Das ist das gute Leben. kb
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Manche Dinge sind in der Lage, alle Liebe und Sorgfalt, die während ihrer Entstehung in sie einfließt, an ihre Betrachter und Benützer weiterzugeben. Die Objekte der Firma Stillsegler reflektieren zum Teil jahrhundertealte Traditionen gediegener Handwerkskunst wie z.B. die Nuppengläser Aquilo, die es früher gab und nun in kleinen Glashütten in Nord-Böhmen für Stillsegler wieder hergestellt werden. Diese Gläser stehen auch auf den gedeckten Tischen des Weinarchivs im kunsGASThaus Blaue Gans, gleich neben dem Salzburger Geschäft von Stillsegler. Ein Ort der Begegnung, der sinnlichen Wahrnehmungen, wo die Zeit angehalten werden kann.
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A l s o , r A U s aus der Altstadt, die sich am Rainberg alsbald in sanftes Grün verwandelt. Zwischen den Bauernhäusern, den Wiesen und dem ersten Waldstück führt die Route nach Süden, in die Tierwelt des Robert Scheck. Dessen Vater, Otto Scheck, aus Hallein stammender Gründer des Hauses „Sport Scheck“ in München, pachtete seinem Sohn von der Erzabtei St. Peter sechs Hektar Grund samt Weiher, um Kühen, Ziegen, Hausschweinen, schillernden Enten und grauen Gänsen sowie den rosaroten Flamingos ein natürliches Umfeld zur Freude der Spaziergänger zu bieten.
clearlens-images.de ©
Christina Nöbauer ©
A m s c H A n i G A r t e n des artHOTELs, am KarajanPlatz, geht es los, durch das Neutor, das eigentlich richtig Sigmundstor heißt, benannt nach Erzbischof Sigismund von Schrattenbach. Das Relief-Brustbild des Landesfürsten prangt gut sichtbar über dem Ostportal. Er hatte 1765 den Stollenbau vorangetrieben, der fast hundert Jahre zuvor unter Fürsterzbischof Max Gandolf ertsmals angedacht worden war, um die Talniederung der Riedenburg als altstadtnahen Siedlungsraum zu erschließen.
A m f U s s e der Festung Hohensalzburg, dem Wahrzeichen der Stadt und größte vollständig erhaltene Burganlage Mitteleuropas, geht es durch den Donnenbergpark, an der Schrebergartenanlage vorbei den Almkanal entlang Richtung Leopoldskroner Weiher. An dessen Ufer strahlt die einstige Sommerresidenz von Fürsterzbischof Firmian und späterer Wohnsitz von Max Reinhard, einem der Gründer der Salzburger Festspiele, mit der drüber emporragenden Festung um die Wette. Ach, so viel Geschichte, so viel Schönheit, diese Natur! Die Schwärmerei wird jäh in gezielte Kräftigung des Oberkörpers am TheraBand gebündelt. Lächeln! So manch Sound-Of -Music-Fan ist auch hier, Schloss Leopoldskron war 1964 Drehort für das berühmte Musical und wird in Fotoalben rund um die Welt festgehalten. Auch die Parkbank wird fest gehalten, wenn zwischendurch Ellbogen und Knie gebeugt werden …
d i e n Ä c H s t e Laufsequenz führt über den Krauthügel zurück auf den Mönchsberg. Oben am Bürgermeisterloch angekommen ist Zeit für einen Schluck Wasser und einen Stirntupfer. Die Sportsbrothers haben in ihren Rucksäcken alles dabei und jede Menge Motivation im Gepäck: weiter, aufi! Auf der Richter-Höhe, benannt nach dem österreichischen Geographen und Gletscherforscher Eduard Richter und höchster Punkt der Runde, schweift der Blick auf die eben im Naturschutzgebiet zurückgelegten Kilometer. Die Abendsonne taucht alles in güldenen Schein, die ersten Lichter der Stadt glitzern auf.
G e r n o t l e G t eine kleine Trainingsmatte aus und holt Hanteln hervor. High Noon im Abendrot, sozusagen. Die seitlichen Bauch- und Rückenmuskel werden gestärkt. Die Blaue Gans tränke lieber einen Frühroten Veltliner, der im ehemaligen Weingarten von Erzbischof Paris-Lodron, knapp unterhalb der mittelalterlichen Wehrmauern, seit 2008 wieder angepflanzt wird und im Weinarchiv des kunstGASThauses lagert. Nach Hause! Die Trainer haben Einsehen und lenken leichten Schrittes wieder Richtung Altstadt, die nun ihre nächtliche Festbeleuchtung angeknipst hat.
H o c H o b e n über dem Neutor schweift der Blick zum blauen Blechschild: Ein romantisch verklärter Seufzer, ein paar AusgehTipps und Rainer knipst seine Stirnlampe an und erhellt die 122 Stufen der Clemens-HolzmeisterStiege hinab. Am Eingang zum Festspielhaus, am Fuße der 1926 aufgestellten Mimen-Masken von Jakob Adlhart, der auch die Figuren an der eben abgestiegenen Stiege aus dem Konglomerat des Berges im Hofstallsteinbruch gehauen hat, endet das Training mit spezifischen Stabilisations- und Dehnungsübungen. Nach einer guten Stunde, die wie im Flug vergangen ist, fühlt sich die Gans ganz und gar erquickt. kb „Blaue Gans Sight Running” mit den Sportsbrothers ist bei unserem Receptionsteam buchbar.
Ganz selbstlos ist die Blaue Gans in ihre schnellen Schuhe geschlüpft und hat mit Gernot und Rainer das besondere Lebensgefühl zwischen Altstadt und Naturschutzgebiet erlebt. 05 48
e i n
n e U e s
z e i t A l t e r
b e r e i t s e n d e d e r 1 9 7 0 e r - J A H r e wollte US-Präsident Jimmy Carter seinem ölsüchtigen Land, in dem billige Kraftstoffe und große Autos zum alltäglichen Lebensgefühl gehören, eine Entziehungskur verordnen. Doch Carter scheiterte. Öl war in den letzten sechs Jahrzehnten die Grundlage für die Entwicklung der Wirtschaft, es hat mit der industriellen Revolution im weitesten Sinne das Bild unserer Städte und unsere Lebensgewohnheiten geprägt. Ein Drittel unseres
Gernot und Rainer sind Brüder. Sie haben beide Sportwissenschaft studiert, der eine in Graz, der andere in Salzburg. Hier haben sie sich zu ihrem erfolgreichen Geschäftsmodell zusammengefunden und die Sportsbrothers gegründet: Ihre Kombination aus Ausdauer- und Kraftübungen fernab von Fitnessstudios inmitten der faszinierenden Naturräume der Stadt Salzburg fördert die Freude an der Bewegung und lädt zur Entspannung von Seele und Geist ein. In Gruppenkursen, Personal Training-Einheiten und als Gast des artHOTEL Blaue Gans findet jeder und jede zu seiner persönlichen Bestform.
bmw mini foldinG bike
Energieverbrauchs wird für den Verkehr aufgewendet. Diese Abhängigkeit von fossilen Energien ist auch die eindeutige Schwachstelle der Industriegesellschaften. Seit 2005 ist der Höhepunkt der Ölförderung erreicht, die Ergiebigkeit der natürlichen Vorräte geht zurück und nach Ansicht der Geologen sind keine neuen Funde zu erwarten. Ölfelder in der Arktis oder in der Tiefsee könnten zwar erschlossen werden, mit der Tiefe würden sich allerdings die Risiken von Umweltkatastrophen erhöhen. Das Ende des Ölzeitalters bedeutet einen epochalen Umbruch, der fossile Verkehr muss also umgedacht werden und es gibt sehr wohl Alternativen. Die postfossile Mobilität liegt in den Händen, oder besser gesagt den Füßen, der Menschen: Zufußgehen wird nicht länger als Restverkehr in der Planung zukünftiger Lebensräume berücksichtigt und vor allem Fahrradfahren wird zum wichtigeren Bestandteil des Alltagsverkehr werden.
G e r n ot & r A i n e r / w w w.s p o rts b r otH e r s.At
In Salzburg fanden entsprechende Überlegungen im Maßnahmenprogramm des Salzburger Landesmobilitätskonzeptes für den Zeitraum 2006–2015 Eingang, wie zum Beispiel der Ausbau des Radwegenetzes. Über 40 Prozent aller erhobenen PKW-Fahrten im Land Salzburg sind kürzer als 4 Kilometer (also nicht einmal die Hellbrunner Allee hin und retour!). Da sollte der beherzte Schritt oder der Tritt in die Pedale nicht schwer fallen.
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im ArtHotel bl AUe GAns sind lebensqUAlitÄt Und mobilitÄt kUnst voll zUsAmmenGefüHrt worden Und steHen den GÄsten Als HAUseiGene leiHfAHrrÄder zUr verfüGUnG.
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fotoinGo, der sUperpertrAmer
„ i n d e r m U s i k spricht man von absolutem Gehör. Mir kommt es manchmal so vor, als habe Ingo den absoluten Blick“, sagt Franz Wenzl alias Austrofred. Er ist, wie jeder und jede, aus Musik und Politik und Passfotostudio, die jemals von Ingo Pertramer fotografiert wurden, von dessen Arbeitsweise überzeugt. „Ich habe den klassischen Werdegang hinter mir: Lehre, Geselle, Meister.“ sagt Pertramer, gebürtiger Salzburger, der als Kind mit der Pocketkamera seiner Mutter experimentierte und immer schon Fotograf werden wollte. Er sei aber weder „Abschießer“ noch „Schnappschießer“ sondern respektiere die Menschen vor seiner Kamera. Vom Bundespräsidenten zu Robbie Williams, von Wiens Wesen bis Bio-Essen ist sein Blick unverblümt, unmittelbar, authentisch, ehrlich. Der Digitalverweigerer arbeitet ausschließlich mit dem, was da ist: der Mensch, die Dinge, der Ort, das Licht. Nur sich selbst zu fotografieren, sei ihm unangenehm. Dann schon lieber wieder eine Band oder einen Wahlkampf begleiten. Oder die Blaue Gans von ihrer schönsten Seite zeigen.
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ar tHOTEL Blaue Gans Getreidegasse 41–43 Herber t-von-Karajan Platz 3 5020 Salzburg Austria P +43 662 84 24 91-0 office@blauegans.at www.blauegans.at