Zivilisation ist die nachhaltige Transformation der Erde in ein den Menschen dienstbares Relief. Otto Kapfinger
Gestampfte Erde ist als Fußboden so alt wie die Menschheit. Kein anderes Material bezieht sich so unmittelbar auf den Grund, auf dem wir stehen und uns bewegen. Ein Boden aus Stampflehm ist ursprünglich, direkt und deshalb weltweit in allen Kulturen verbreitet. Mit einfachsten Mitteln wird aus einem Stück Erde ein Ort geschaffen, wird aus der Natur ein Raum abgetrennt, um ihn zu bewohnen. Im Wohnbereich trägt der Boden das lebendige Erbe seiner Herkunft weiter. Weich und sinnlich spielt der Stampflehm seine taktilen Qualitäten aus. Seine unregelmäßige Oberfläche regt ebenso das Auge an wie die Tastsinne der Füße. In ländlichen Gegenden sind solche traditionellen Böden noch zu finden, die täglicher Pflege bedürfen. Am Abend werden sie gewässert und aufgenommen. Durch diese Arbeit wird die oberste und empfindlichste Schicht regeneriert. Diese Art von Böden ist für die heutige Zeit zu rustikal. Der unmittelbare Kontakt mit der Erde hat zwar seinen Reiz – er ist dem Komfort gewöhnten Menschen aber nicht mehr zuzumuten. In verfeinerter Form birgt der Lehmboden für Innenräume eine neue Qualität: Wärme, Fugenlosigkeit, Masse, lebendige Textur, Haptik. Die Oberfläche zeigt sich in ihrer zeitgemäßen Anwendung pflegeleicht und langlebig. Eine finale Schicht aus eigens entwickeltem Carnauba-Hartwachs stabilisiert den Lehmboden und verleiht der Oberfläche die gewünschte Widerstandskraft. Der Aufbau der Konstruktion wurde ebenfalls weiterentwickelt. Bei traditionellen Böden sind nur in den unteren Schichten gröbere Steine eingestampft, zur Oberfläche hin wird die Mischung immer feiner. Das macht sie an der Oberfläche homogen, aber auch anfällig für Schäden durch mechanische Belastungen. Moderne Lehmböden hingegen sind bis knapp unter die Oberfläche mit der gleichen groben Materialmischung gebaut, die auch für Stampflehmwände geeignet ist (siehe Material, S. 122). Diese Anpassung macht sie langlebig und belastbar. Der ganze Fortschritt ändert aber nichts daran, dass sich gerade beim Boden die Meisterschaft und Erfahrung im Lehmbau zeigt. Nur wer Material und Ausführung in ihrer ganzen Bandbreite kennt, wird auf die jeweilige Situation eingehen können und dem Lehmboden seine Schönheit und Langlebigkeit entlocken.
Ein Lehmboden ist mit viel Arbeit verbunden. Über drei bis vier Wochen müssen sich Facharbeiter:innen um den Boden kümmern, da die Ausführung mit zeitlich versetzten und individuell an die Aufgabe angepassten Arbeitsschritten verbunden ist. Dies führt im Vergleich zu anderen Bodenbelägen zu höheren Kosten, wobei kleinere Flächen in der Tendenz teurer ausfallen, da auch bei ihnen die aufwendige Vorbereitung und alle Arbeitsschritte anfallen. Das Resultat spiegelt die Mühen wider: Jeder Lehmboden ist ein Unikat – mit herausragenden Eigenschaften bezüglich Behaglichkeit, Wohnlichkeit und Ästhetik.
Die Berliner Kapelle der Versöhnung steht über den Fundamenten der evangelischen Versöhnungskirche, die 1985 von der DDR-Regierung gesprengt wurde. Eine vor Ort erstellte Stampflehmwand fasst den ovalen Kirchenraum. Der Stampflehmboden ist in zwei Lagen direkt auf einer verdichteten meterdicken Sandschicht aufgebaut, darunter sind die Überreste der Kirche konserviert. Die Kapelle ist Teil der Gedenkstätte Berliner Mauer: Hunderttausende Besucherinnen und Besucher haben diesen Boden schon begangen.
Die Basis der Vorfertigung sind bereits im Werk gefertigte Elemente: Dies macht den Lehmbau unabhängiger vom Wetter und beschleunigt den Bauprozess. Im Gegenzug wird die Werksplanung aufwendiger, da die Wände in Elemente eingeteilt werden müssen.
Elemente aus der Halle
Eine weitere Methode, eine Wand aus Stampflehm zu erstellen, ist die Produktion in der Werkshalle. Bereits in den 1990er-Jahren entstanden erste Projekte mit vorgefertigten Wandelementen. Die Gründe dafür liegen in der Fertigung: Einerseits kann wegen Frostgefahr nicht das ganze Jahr über Lehm gestampft werden, andererseits sind die Bautermine teils so eng gesetzt, dass gar keine Zeit bleibt, um eine Wand vor Ort zu stampfen.
Die Lösung bieten Elemente, aus denen auf der Baustelle ganze Wänden entstehen (siehe Vorfertigung, S. 124). Dabei ändert sich natürlich die Art der Fertigung, denn vor Ort sind keine Schalungen mehr zu errichten. Die Aufgabe besteht darin, die Elemente zu einer Wand zu fügen und ihr Homogenität zu verleihen – möglichst ohne sichtbare Fugen. Die Elemente werden im Werk auf Maß gefertigt und für die Versetzung vorbereitet. Meistens entstehen zunächst große Abschnitte, die anschließend in Teile geschnitten die einzelnen Blöcke bilden. Dies gewährleistet ein durchgehendes Schichtbild und erleichtert die Retusche der Elemente auf der Baustelle.
Dabei werden die wenige Zentimeter breiten vertikalen Fugen im Rhythmus der Verdichtung, wie auch die Erosionsbremsen aus Trasskalk ergänzt. Dies ist nicht nur optisch wichtig, sondern bei der Trasskalkbremse ebenso technisch unumgänglich, da eine Lücke in der Leiste, ähnlich wie der Riss in einem Damm, zu vermehrter Erosion führen könnte.
Stampflehm hat eine ausgeprägte horizontale Struktur. Um eine homogene Oberfläche zu erhalten, werden Elemente aus einem Stampfvorgang in der gleichen Lage versetzt. Die Schichtlinien gehen durch.
In Handarbeit werden die Fugen mit Stampflehmmaterial gefüllt und retuschiert. Nach dem Trocknen sind die Stöße kaum noch zu sehen. Durch die Erosion entsteht schlussendlich ein vollkommen monolithischer Eindruck.
Dachabschluss und Sockel
Ein altes Sprichwort besagt: »Eine Lehmwand braucht einen guten Hut und gute Stiefel.« Die Abdeckung muss so ausgebildet sein, dass sich kein Regenwasser sammelt, das in die Konstruktion eindringt oder von der Mauerkrone in großer Menge über die Stampflehmoberfläche abfließen kann. Dabei ist nicht der Dachüberstand maßgeblich, sondern die Dichtheit und die Funktionstüchtigkeit einer Detaillösung.
Im Zuge der Projektarbeit wurden schon unzählige Varianten von Lehmmauerabdeckungen realisiert und dabei viele Erfahrungen gesammelt. Bewährt hat sich folgender Aufbau: Direkt auf dem Dachrand wird – idealerweise in Kombination mit einem Ringanker – eine dünne Trasskalkmörtelschicht aufgetragen und darauf eine Bitumenmatte geklebt. Dies ist in der Regel die Schnittstelle zwischen der Lehmbauer:in und der Dachdecker:in. Über dieser Konstruktion kann dann ein konventioneller Dachabschluss errichtet werden: zum Beispiel ein Blech mit Tropfnase. Der Dachrand muss in diesem Sinne den allgemeinen Baurichtlinien entsprechen. Der Ringanker kann außerdem als Befestigungsmöglichkeit für die Dachrandkonstruktion dienen (siehe Detail Dachrand Kräuterzentrum, S. 85).
Im Sockeldetail muss primär eine Sperre gegen die kapillar aufsteigende Feuchtigkeit erstellt werden. In zweiter Linie ist die Spritzwasserbelastung am Übergang von der Horizontalen in die vertikale Ebene zu beachten – dies nicht nur am Anschluss des Terrains, sondern auch in oberen Geschossen bei Balkonen und Terrassen. Der Lehm kann deswegen im Sockel nicht eingesetzt werden. Alternativen dazu bilden Sockel aus Mager- oder Stahlbeton. Um den Sockel nicht allzu stark von der Wand abzuheben, wird der Beton häufig in einem der Stampflehmwand angepassten erdigen Ton eingefärbt oder als Stampfbeton ausgeführt. Durch die glatte Stirnfläche aus Beton kann allerdings, wie beispielsweise bei den Kleinbauten im Sihlhölzli, Schlagregenwasser mit größerer Geschwindigkeit auf den darunter liegenden Stampflehm treffen und damit die Erosion befördern. Um diese Gefahr zu reduzieren, wurde zwischen Stampflehm und Beton eine poröse, raue Trasskalkmörtelleiste als Bremse eingebaut. Damit ist ein abgestufter Übergang vom überaus harten Betondach zum unstabilisierten Stampflehm geschaffen. Trotzdem hat die Praxis gezeigt, dass an diesem Übergang mit einer verstärkten Erosion zu rechnen ist. Will man diese ausschließen, ist ein kleiner Überstand mit Tropfkante vorzusehen.
Bei den ungedämmten Kleinbauten der Sportanlage Sihlhölzli in Zürich wurde das Dach aus Beton direkt auf eine Schicht Trasskalkmörtel auf der Lehmmauer gegossen (siehe Kapitel Decke und Dach, S. 116). Um einen Wasserschaden von oben zu vermeiden, liegt auf dem Stampflehm eine bituminöse Abdichtung auf. Dachrand im Maßstab 1:20
Gefälle 10%
Gefälle 1%
Stahlbeton 25 cm
Trasskalkmörtel
Bitumenabdichtung 0,5 cm
Stampflehmwand 40 cm
Trasskalkmörtelleiste
Corten-Stahl-Abdeckung 0,3 cm
Holzunterkonstruktion
Bitumenabdichtung 0,5 cm
Trasskalkmörtelüberzug 2 cm
Armierter Trasskalk-Ringanker 15 x 10 cm
Trasskalkmörtelleiste
Stampflehmfassade 45 cm
Verankerung an der Tragkonstruktion
Der Dachabschluss der Schweizerischen Vogelwarte in Sempach zeigt ein konventionelles Detail mit einer Abdeckung aus Blech. Die Lehmwand kann dabei wie jede andere massive Bauweise behandelt werden. Dachrand im Maßstab 1:20
Gefälle 10%
Gefälle 7%
Haus Rauch
Die Tragkonstruktion aus Stampflehm bildet gleichzeitig die Fassade. Die bituminöse Dachhaut wird direkt bis zur Mauerkante geführt, an der Attika mit einem zusätzlichen Blech überdeckt und mit gebrannten Schlammziegeln abgeschlossen, die dann nahtlos in die Dachfläche übergehen. Die Platten sind nur gelegt, die Fugen offen. Das Regenwasser sickert somit in die grobkörnige Schaumglasschüttung und läuft über ein Gefälle ab.
Die erdberührten Stampflehmwände sind nach außen mit 10 cm Schaumglas gedämmt und werden durch eine mehrschichtige Bitumenabdichtung sicher vor Feuchtigkeit geschützt. Die Bitumenschicht ist außerdem bis zur Oberkante des Sockels verlängert, Schlammziegel stehen davor und verkleiden die Anschlussstelle. Als zusätzlicher dauerhafter Schutz sichert ein fetter Lehmschlag die Fundamente und erdberührten Flächen. Fassadenschnitt im Maßstab 1:20
Gefälle 3%
Schlammziegeldeckung 4 cm
Lavaschotter-Schüttung 17 cm
OSB-Platte mit Bitumenabdichtung 2,5 cm
Schilfrohrdämmung 20 cm
Korkschrot-Trass-Lehm-Gefälleschicht 0-10 cm
Dippelbaum-Decke 18 cm
Schiftholz 3 cm
Lehmbauplatte und Lehmfeinputz 3 + 1 cm
Stampflehmwand 45 cm
Schilfrohrdämmung 2 x 5 cm
Lehmunterputz und Lehmfeinputz 3 + 1 cm
Stampflehmboden 8 cm Kork-Trass-Lehm-Mischung 8 cm
Schilfrohrdämmung 2 x 5 cm
Armierter Trasskalkmörtel 25 cm
Schlammziegel
Lehmmörtel T-Träger 60/60
Stampflehmboden 8 cm
Kork-Trass-Lehm-Mischung 20 cm
Schaumglasschüttung 20 cm
Ricola Kräuterzentrum
Die Wand trägt keine zusätzlichen Lasten. Die Fassade aus vorgefertigten Elementen steht vor einer PfostenRiegel-Konstruktion aus Stahlbeton und ist über Halvenschienen mit ihr verbunden.
Den Dachrand bildet eine betonierte Krone, auf der ein Wellblech befestigt ist. Das Dach besteht aus vor Ort gegossenen Platten, die auf den Betonrahmen aufliegen. Der Sockel ist als Riegel ebenfalls aus einem eingefärbten Leichtbeton erstellt. Er schützt die Wand vor Spritzwasser, gleichzeitig liegen auf ihm die Elemente auf. Fassadenschnitt im Maßstab 1:20
Gefälle 3%
Wellblechabdeckung
Betonmauerkrone
Abdeckungsbefestigung
Armierter Trasskalkringanker
Notüberlauf
Trasskalkmörtelleiste
Stampflehmfassade 45 cm
XPS-Dämmung 7 cm
Stahlbetonstütze 55 cm Fassadenanker
Edelstahlprofil
Stampflehmfassade 45 cm
Trasskalkmörtelleiste
Bitumenanstrich und Lehmmörtel 1,2 cm
Eingefärbter Dämmbetonsockel
Schotterdrainage
XPS-Dämmung
Schotterrasen
Sickerleitung
Sauberkeitsschicht
OmicronCrossingBorder–Kunstobjekt
Klaus, Österreich, 2014, Gestaltung: ARGE Anna Heringer & Martin Rauch, tragend, vor Ort, 80 m2, 33 t
EinfamilienhausB.-S.–Stampflehmwand
Almens, Schweiz 2014, Architektur: Norbert Mathis
Architekt, nicht tragend, vorgefertigt, 42 m2, 44 t
EinfamilienhausÖ.-E. – Stampflehmwand
Ruggell, Liechtenstein, 2014, Architektur: ArchitekturAtelier nicht tragend, vorgefertigt, 37 m2, 26 t
NovartisCampus – Trasskalkmauer
Basel, Schweiz, 2015, Landschaftsarchitektur: Vogt Landschaftsarchitekten, freistehend, vor Ort, 1.050 t
SchweizerischeVogelwarte – Stampflehmfassade Sempach, Schweiz
2013 − 2014, Architektur: mlzd Architekten, nicht tragend, vorgefertigt, 1.240 m2, 1.130 t
ETHMaterial-WerkstattStampflehmkuppel – Workshop
Zürich, Schweiz, 2013 − 2014, Veranstalter & Gestaltung: D-ARCH, Professur Annette Spiro, Dozent Gian Salis mit Martin Rauch; statische Beratung: Andreas Galmarini tragend, vorgefertigt, 39 t
KindergartenMuntlix – Stampflehmboden Muntlix Österreich, 2013, Architektur: Hein Architekten, 492 m2, 93 t
RicolaKräuterzentrum – Stampflehmfassade Laufen, Schweiz
2012 − 2013, Architektur: Herzog & de Meuron, nicht tragend, vorgefertigt, 2.780 m2, 2.935 t
HarvardUniversityWorkshop–MudWorks
Cambridge, USA, 2012, Design: ARGE Anna Heringer & Martin Rauch, freistehend, vor Ort, 30 m2, 45 t
EinfamilienhausF. – Stampflehmwand&Lehmo
Schwarzach, Österreich, 2012, Architektur: Heim & Müller Architektur, nicht tragend, vorgefertigt, 55 m2, 46 t
SchulpavillonAllenmoosII – Stampflehmfassade
Zürich, Schweiz, 2011 − 2012, Architektur: Boltshauser Architekten, tragend, vor Ort, 130 m2, 119 t
LehmhausderMerianGärten – Stampflehmfassade
Basel, Schweiz, 2011 − 2012, Architektur: Barcelo Baumann Architekten, nicht tragend, vorgefertigt, 281 m2, 169 t
EinfamilienhausB.-S. – Stampflehmwand
Flims, Schweiz, 2011, Architektur: Fehlmann Brunner Architekten, tragend, vorgefertigt, 230 m2, 195 t
FriedhofEschen – Stampflehmmauer
Eschen, Liechtenstein, 2010 − 2012, Architektur: Hans-Jörg Hilti, freistehend vorgefertigt, 125 m2, 112 t
EarthWorksSummerSchool – Workshop
Gmunden, Österreich, 2010, Veranstalter & Gestaltung: Kunstuniversität Linz – BASEhabitat; Anna Heringer Martin Rauch, freistehend, vorgefertigt, 15 t
AgrarschuleMezzana – Stampflehmfassade Coldrerio, Schweiz
2010 − 2012, Architektur: Conte Pianetti Zanetta Architetti, nicht tragend, vorgefertigt, 930 m2, 760 t
KingAbdulazizCentreforWorldCulture – Stampflehmwand Dhahran, Saudi Arabien, 2010 − 2014, Architektur: Snøhetta, nicht tragend, vorgefertigt, 2.823 m2, 3.009 t
MartinRauchErosion–Ausstellung Haus der Architektur
Graz 2010, Gestaltung: Martin Rauch, Eva Guttmann
EinfamilienhausStallPlazzaPintgia – Stampflehmwand
Almens, Schweiz, 2010, Architektur: Gujan + Pally, tragend, vorgefertigt, 59 m2, 70 t
SchulanlageGönhard–Trasskalkfassade
Aarau, Schweiz, 2009 − 2010, Architektur: Boltshauser Architekten, nicht tragend, vorgefertigt, 243 m2, 200 t
Wohn-undPflegeheimLohbach–Stampflehmwand Lohbach, Österreich, 2009, Architektur: marte.marte architekten, nicht tragend, vorgefertigt, 16 m2, 2 t
BestattungJung–Stampflehmbild
Salzburg, Österreich, 2009, Gestaltung: Martin Rauch nicht tragend, vorgefertigt, 47 m2, 12 t
GeistlichesZentrumEmbach–Stampflehmwand Embach, Österreich, 2009 − 2010, Architektur: LP Architektur, tragend, vor Ort, 85 m2, 39 t
CinemaSilPlaz–Stampflehmwand&-boden
Ilanz/Glion, Schweiz, 2009 − 2010, Architektur: Capaul & Blumenthal Architects, nicht tragend, vor Ort, 182 m2, 67 t
GeschossvilleninderLetzi–Stampflehmmauer
Küsnacht, Schweiz, 2009, Architektur: Peter Kunz Architektur, freistehend, vorgefertigt, 287 m2, 238 t
»PlantRoom«,KunstraumDornbirn–Kunstobjekt Dornbirn, Österreich, 2008, Künstler: Simon Starling tragend, vor Ort
GemeindehausConfignon–Stampflehmmauer
Confignon, Schweiz, 2007, Architektur: atelier b & m architecture & territoire, freistehend, vor Ort, 54 m2, 57 t
NovartisCampus–Trasskalkmauer
Basel, Schweiz, 2007, Landschaftsarchitektur: Vogt Landschaftsarchitekten, freistehend, vor Ort, 800 t
FriedhofFluntern–Stampflehmmauer
Zürich, Schweiz, 2007, Landschaftsarchitektur: Berchtold. Lenzin Landschaftsarchitekten, freistehend, vor Ort, 25 m2, 29 t
EinfamilienhausRauch–Stampflehmfassade&-boden
Schlins, Österreich, 2005 − 2008, Architektur: Roger Boltshauser & Martin Rauch, tragend, vor Ort
VerwaltungsgebäudeUVEK–Kunstobjekt
Bern, Schweiz, 2005 − 2006, Gestaltung: raderschallpartner landschaftsarchitekten, Martin Rauch, 6 m2, 27 t
FriedhofHergiswil–Stampflehmmauer
Hergiswil, Schweiz, 2005, Architektur: Richard Kretz, Renato Lampugnani & Martin Rauch, freistehend, vor Ort, 41 m2, 70 t
KirchenzentrumRiem–Stampflehmboden&Altarobjekte München, Deutschland, 2005, Gestaltung: Florian Nagler Architekten & Martin Rauch, 28 m2, 9 t
AußenanlagenLagerhäuser–Trasskalkmauer St. Gallen, Schweiz, 2005, Architektur: Vogt Landschaftsarchitekten, freistehend, vor Ort, 47 m2, 81 t
Kardinal-Schwarzenberg-Haus–Stampflehmwand Salzburg, Österreich, 2005, Architektur: Flavio Thonet nicht tragend, vorgefertigt, 77 m2, 31 t
WeingutLaRaia–Stampflehmfassade
Novi Ligure, Italien, 2005, Architektur: Ivana Porfiri, nicht tragend, vor Ort, 223 m2, 239 t
Spa-BereichWaldhausMountainResort–Stampflehmwand Flims, Schweiz, 2004, Architektur: Hans Peter Fontana & Partner, nicht tragend, vor Ort, 130 m2, 99 t
»Quasibrick«,laBiennalediVenezia–Ausstellung Venedig, Italien, 2003, Künstler: Olafur Eliasson
HotelVigiliusMountainResort–Stampflehmwand Lana, Italien, 2003, Architektur: Matteo Thun freistehend, vorgefertigt, 230 m2, 98 t
NaturhotelChesaValisa–Stampflehmwand Hirschegg, Österreich, 2002, Architektur: Architekten Hermann Kaufmann, tragend, vorgefertigt, 69 m2, 65 t
FriedhofSchlins–Stampflehmmauer
Schlins, Österreich, 2001, Gestaltung: Martin Rauch freistehend, vor Ort, 68 m2, 79 t
TotenkapelleFriedhofBatschuns–Stampflehmfassade Batschuns, Österreich, 2001, Architektur: marte.marte architekten, tragend, vor Ort, 176 m2, 153 t
BusstationThüringen–Stampflehmmauer Thüringen, Österreich, 2001, Architektur: Bruno Spagola nicht tragend, vorgefertigt, 17 m2, 6 t
SportanlageSihlhölzli – Stampflehmfassade
Zürich, Schweiz, 2001 − 2002, Architektur: Boltshauser Architekten, tragend, vor Ort, 250 m2, 247 t
»Themediatedmotion«,KunsthausBregenz–Ausstellung Bregenz, Österreich, 2001, Künstler: Olafur Eliasson & Günther Vogt, 470 m2, 50 t
»Erdwand«HamburgerBahnhof–Ausstellung
Berlin, Deutschland, 2000, Künstler: Olafur Eliasson freistehend vor Ort, 96 m2, 100 t
KapellederVersöhnung–Stampflehmfassade
Berlin, Deutschland, 1999 − 2000, Architektur: Rudolf Reitermann & Peter Sassenroth, tragend, vor Ort, 180 m2, 250 t
Etosha-HausZooBasel–Stampflehmfassade
Basel, Schweiz, 1998 − 1999, Architektur: Peter Stiner, tragend, vor Ort, 420 m2, 400 t
VerwaltungsgebäudeDruckereiGugler–Stampflehmwand Pielach, Österreich
1998 − 1999, Architektur: Ablinger, Vedral & Partner, nicht tragend, vorgefertigt, 350 m2, 210 t
KongresszentrumAlpbach–Stampflehmwand
Albpach, Österreich, 1998, Architektur: DINA4 Architektur nicht tragend, vor Ort, 270 m2, 110 t
EinfamilienhausR.–Stampflehmwand Hard, Österreich, 1997, Architektur: Architekten Hermann Kaufmann, nicht tragend, vor Ort, 14 m2, 9 t
FriedhofPropsteiSt.Gerold–Stampflehmmauer St. Gerold, Österreich, 1994, Gestaltung: Martin Rauch freistehend, vor Ort, 145 m2, 40 t
EinfamilienhausM.–Stampflehmfassade Rankweil, Österreich, 1993 − 1996, Architektur: Robert Felber & Martin Rauch, tragend, vor Ort, 150 m2, 160 t
LandeskrankenhausFeldkirch–Stampflehmwand Feldkirch, Österreich, 1992 − 1993, Gestaltung: Martin Rauch, nicht tragend, vor Ort, 550 m2, 250 t
AtelierLehmTonErde–Stampflehmfassade Schlins, Österreich
1990 − 1994, Architektur: Robert Felber & Martin Rauch, nicht tragend, vor Ort, 132 m2, 144 t
AtelierGassner–Stampflehmwand
Schlins, Österreich, 1984, Architektur: Rudolf Wäger nicht tragend, vor Ort, 8 m2, 8 t
Einfamilienhaus–Stampflehmwand Schlins, Österreich, 1982 − 1986, Architektur: Johannes Rauch, nicht tragend, vor Ort, 70 m2, 40 t
Excavation
Carnauba hard wax
Water vapor diffusion
Air rammer
Earth moist
Erosion
Glossar
Aushub Aushubmaterial
Carnauba-Hartwachs
Dampfdiffusion Diffusionsfähigkeit dampfdiffusionsoffen
Druckluftstampfer
Stampfer erdfeucht
Erosion kontrollierteErosion erodieren
Als Aushub ist die Materialentnahme aus der Baugrube (bei Herstellung von Kellern und Fundamenten) zu verstehen. Für den Stampflehmbau darf jedoch kein Humus enthalten sein.
Aus den Blättern der Carnaubapalme gewonnenes Wachs. Es ist das härteste bekannte natürliche Wachs.
Die Dampfdiffusion beschreibt das Durchdringen des Wasserdampfes durch ein Bauteil. Ist diese Übertragung offen, d.h. nicht durch eine Sperre abgeschnitten, spricht man von Dampfdiffusionsoffenheit.
Druckluftstampfer sind pneumatisch betriebene Verdichtungsgeräte, die meist von Hand geführt werden.
Natürliche Feuchte von Erdmaterial. Stampflehm wird erdfeucht verarbeitet.
Erosion ist die natürliche Verwitterung und Abtragung von Gestein und Böden. Im Stampflehmbau versteht man unter kalkulierter Erosion die durch konstruktive Maßnahmen (Erosionsbremse), Material- und Stampfqualität vorhersehbare und steuerbare Erosion von Wänden.
Moisture
Gravel additives
Equilibrium moisture content
Casein
Loam, soil, earth, mud
Loam, rich
Loam, lean
Earth building
Earth mortar
Feuchtigkeit Feuchte
Gesteinszuschläge Steingranulat
Gleichgewichtsfeuchte
Kasein
Lehm
Lehm,fett
Lehm,mager
Lehmbau
Lehmmörtel
Mörtel
Earth slurry
Slaking
Lehmschlämme schlämmen
mauken einsumpfen
Im Lehmbau spielt Feuchte sowohl als Wasser (aufsteigend, stehend, abfließend, in der Verarbeitung) als auch als Wasserdampf eine wichtige Rolle (Feuchtigkeitsregulierung).
Mineralischer Zuschlag aus verschiedenen Gesteinen, beim Stampflehmbau unterschiedlicher Körnung bis max. 32 mm.
beschreibt jenen Wassergehalt eines Materials, der sich nach längerer Lagerung unter gleichbleibenden Bedingungen einstellt. Die Gleichgewichtsfeuchte von Lehm liegt bei 6–7%, ist also geringer als die von Holz (ca. 9%).
ist der Proteinanteil der Milch und ein altbewährtes, stark aushärtendes Bindemittel.
ist eine Mischung aus Sand, Schluff und Ton. Er entsteht zumeist durch Verwitterung / Erosion.
Hat der Lehm ein hohen, bindigen Tonanteil, wird er als fett bezeichnet.
Ist der Tonanteil gering, handelt es sich um mageren Lehm.
beschreibt allgemein das Bauen mit Lehm mit verschiedenen Techniken. ist als Verbindungsmittel zwischen Lehmbauteilen geeignet und besteht aus einer einfachen zähflüssigen Lehm-Sand-Wasser-Mischung. Lehmmörtel ist reversibel und kann mit Pflanzenfasern verstärkt werden.
Lehmschlämme ist eine Mischung aus Lehm und einer größeren Menge Wasser. Damit ist Lehmschlämme dünnflüssiger als Lehmmörtel.
Mauken beschreibt das bewusste Lagern von fertig gemischtem Lehm. Durch das ›Ziehenlassen‹ der aufbereiteten Mischung wird die Bindekraft der Tonanteile erhöht.
Marl
Micro-crack Moisture expansion
Retouching
Shrinking
Self-supporting
Ramming
Rammed earth
Mergel
Mikroriss quellen
Retusche
schwinden selbsttragend
stampfen verdichten
Stampflehm
Pisé
ist ein Sedimentgestein aus Ton, Schluff und Kalk.
ist ein sehr feiner Riss im Material, der mit bloßem Auge nicht erkennbar ist. Beim Austrocknen schwindet der Lehm. Neben sichtbaren Rissen bei zu fettem Lehm entstehen immer auch unzählige Mikrorisse im Material.
Wird Lehm Wasser zugefügt, erhöht sich sein Volumen, er quillt auf.
ist die nachträgliche Bearbeitung einer Oberfläche oder einer Fuge.
Durch das Entweichen der Feuchte verringert sich das Volumen von Lehm, er schwindet.
sind Bauteile, die zwar die eigene Last, aber keine weiteren Lasten tragen.
Das Stampfen ist eine Verdichtungsmethode, um erdfeuchten Lehm zu binden. Das zuvor lose Stampflehmmaterial erhält dadurch seine Festigkeit.
ist eine massive Lehmbau-Technik. Stampflehm besteht aus einer Mischung aus Lehm und Steinkonglomerat, wie sie in der Natur häufig vorkommt.
Rammed earth floor
Rammed earth facade
Rammed earth prefebricated component
Rammed earth wall
Clay
Trass lime
Stampflehmboden Lehmboden
Stampflehmfassade
Stampflehmfertigteil
Stampflehmelement
Stampflehmwand
Ton
Tonanteil
Trasskalk
Trasskalkmörtel
ist ein auf ca. 10 cm verdichteter, massiver Boden aus Stampflehm.
Darunter versteht man eine zumeist selbsttragende, der Witterung ausgesetzte Stampflehmwand.
ist ein in der Werkshalle vorgeferigtes Element, das mit anderen Fertigteilen auf der Baustelle zu einer Wand zusammengesetzt wird.
Massives, vertikales Bauteil aus Stampflehm.
Ton besteht aus natürlichen, feinkörnigen Mineralien. Unter Wasserzugabe ist er plastisch formbar. Nach dem Austrocknen ist Ton hart, aber reversibel, nach dem Brennen ist die Verbindung wasserunlöslich.
Trass ist ein natürliches Vulkangestein, dessen hoher Kieselsäureanteil mit Kalk reagiert, und ist damit ein weitestgehend wasserunlöslicher Mörtel- oder Zementersatz.
In-situ construction
Prefabrication
Vor-Ort-Herstellung
Vorfertigung
Vorproduktion
Darunter versteht man den Aufbau von Stampflehmwänden und Stampflehmböden direkt am späteren Bestimmungsort.
bedeutet die Produktion von Stampflehmfertigteilen in einer Werkshalle. Die fertigen Elemente werden dann zum Versetzen auf die Baustelle transportiert.
Wax emulsion
Drum compactor
Construction documentation
Wachsemulsion
Walzen
Verdichtungswalze
Werksplanung
Wassergelöste Emulsion mit Wachsanteil.
kommen aus dem Tiefbau und dienen ursprünglich der Verdichtung von Gräben. Derselbe Vorgang ist auch in einer stabilen Schalung möglich.
bezeichnet die Produktionsplanung von im Werk erstellten Bauteilen oder den Schalungsplan für Vor-Ort-Baustellen.
Herausgeber: Otto Kapfinger, Marko Sauer
Texte: Marko Sauer (soweit nicht anders angegeben)
Herstellungsleitung und Redaktion:
Clemens Quirin (erste Auflage), Franziska Möhrle (erweiterte Auflage)
Lektorat: Claudia Mazanek
Koordination im Verlag: Steffi Lenzen
Grafisches Konzept und Gestaltung:
Atelier Andrea Gassner, Andrea Gassner
Bildnachweise:
Reinold Amann: S. 76, Beat Bühler: S. 73, 110 – 111, 160
Markus Bühler-Rasom: S. 81, 120, 134 – 139, 144 – 157, Ralph Feiner: S. 161
Michael Freisager: S. 96, Bruno Helbling S. 159, Bruno Klomfar: S. 54 – 55, 163
Lehm Ton Erde: S. 61, 76, 101, 162, Hanno Mackowitz: S. 68 – 69, 107, 140 – 141, 142 – 143, 158
Benedikt Redmann: S. 14 – 51, 90 – 91, 159, Dominique Wehrli: S. 163
Zeichnungen nach Plänen/Details von:
Boltshauser Architekten: Haus Rauch S. 84, 101, 112 – 113, 114, 115, 161
Sportanlage Sihlhölzli S. 78 – 79, 83, 97, 116
Conte Pianetti Zanetta Architetti: Agrarschule Mezzana S. 104, 105, 118, 160
Fehlmann und Brunner Architekten (FeBruAr), S. 160
Robert Felber: Atelier Lehm Ton Erde S. 98, 115, Haus Mathies S. 119
Hans Peter Fontana und Partner: Waldhaus Mountain Resort S. 97
haascookzemmrich Studio2050: Alnatura Campus S. 86
Herzog & de Meuron: Ricola Kräuterzentrum S. 81, 85, 92 – 93, 100, 103, 160
Lehm Ton Erde: ERDEN Werkhalle S. 70 – 71, 87, 106 marte.marte architekten: Totenkapelle Batschuns S. 101, 162 :mlzd: Besucherzentrum der Schweizerischen Vogelwarte S. 83, 102, 160
Rudolf Reitermann & Peter Sassenroth: Kapelle der Versöhnung S. 56 – 57, 99, 100
Peter Stiner: Etosha Haus Zoo Basel S. 162
Grafische Planüberarbeitung: Pauline Sémon und Laura Marcheggiano (erste Auflage), Franz-Felix Juan und Franziska Möhrle (erweiterte Auflage)
Druck: BULU, Lustenau © 2022, 3. korrigierte und erweiterte Auflage
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ISBN 978-3-95553- 571-1 (Print)
ISBN 978-3-95553-572-8 (E-Book)