Solar Less isDecathlon more: Suffi2012 zienzinim Madrid Bauwesen Qualitätsmanagement Global denken, lokal planen: für gesunde Solar Decathlon Innenräume 2014 Vorschau Über den Standard auf die EnEV hinaus: 2012Experimentalhäuser in Nyborg
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∂Green 02/14 Sonderausgabe zu DETAIL B 2772 ISSN 1868-3835
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Magazin Magazine Weltausstellung der Nachwuchsarchitektur: Solar Decathlon 2014 in Versailles Jakob Schoof
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Projekte
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Publikationen, Veranstaltungen
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Hintergrund Background Less is more – oder doch nicht? Über Suffizienz im Bauwesen Jakob Schoof
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Nachhaltige Architektur Sustainable architecture Studierendenzentrum in London O’Donnell + Tuomey Architects, Dublin
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Bürogebäude in Woking Hopkins Architects, London
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Archäologiemuseum in Dehlingen nunc architectes, Eckbolsheim/St. Brieuc
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Bildungszentrum in Hamburg bof architekten, Hamburg
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Forschung und Praxis Research and practice Gebäudeplanung mit Weitblick: Experimentalhäuser in Nyborg Jakob Schoof
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Ressourceneffiziente Stahl- und Verbundtragwerke für Bürogebäude Richard Stroetmann, Christine Podgorski
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Produkte und Baustoffe Products and materials
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Fachwissen Specialist information Gebäudeperformance planen, erfassen und bewerten Karsten Voss, Andreas Wagner, Sebastian Herkel
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Projektbeteiligte/Hersteller-/Fotonachweis
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Impressum
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www.detail.de French and Italian translations are available for every issue and can be downloaded as PDF files: www.detail.de/architektur/hefte/uebersetzung
Verlag und Redaktion: Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG, Hackerbrücke 6, 80335 München Redaktion: Christian Schittich (Chefredakteur), Jakob Schoof redaktion@detail.de, Telefon (0 89) 38 16 20-57; Anzeigen: anzeigen@detail.de; Telefon (0 89) 38 16 20-48; Vertrieb & Abonnement: detailabo@vertriebsunion.de; Telefon (0 61 23) 92 38-211 Übersetzungen: Sharon Heidenreich, Lance Phipps, Feargal Doyle, Sean McLaughlin Lektorat: Marion Linssen (deutsch), Anna Roos (englisch)
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Editorial
Ein – gerade unter Architekten – verbreitetes Lamento besagt: Nachhaltiges Bauen ist zum Tummelplatz der Technikexperten geworden, die hochgezüchtete Kraftwerke entwerfen statt Wohnstätten für Menschen. Verstärkt wird diese Tendenz durch überzogene gesetzliche Anforderungen, die hochkomplexe, aber in der Praxis dysfunktionale Gebäude zur Folge haben. Davon, dass diese Anforderungen den Prinzipien guter Gestaltung zuwiderlaufen, einmal ganz zu schweigen. Ganz falsch ist das alles nicht. Nur: Wer bloß lamentiert, zeigt damit implizit seine Machtlosigkeit. Daher ist es nur ermutigend, dass sich derzeit vielerorts Anzeichen einer Gegenbewegung zeigen und Gebäude entstehen, die alle Kriterien der Nachhaltigkeit und der guten Gestaltung gleichermaßen erfüllen. Bei ihnen gilt: Architecture first – erst kommt das Entwurfskonzept, dann (und ihm untergeordnet) die technische Ausstattung. Raum und Konstruktion, nicht Röhren und Aggregate, sind bei diesen Gebäuden die wichtigsten Mittel für mehr Energieeffizienz. Oft kommen sie zudem im Gewand einer neuen Einfachheit daher, der nicht wie beim Minimalismus früherer Tage komplizierte Konstruktionen zugrunde liegen, sondern das genuine Bestreben, mit weniger mehr zu erreichen. Eine ganze Reihe dieser Gebäude stellen wir in der aktuellen Ausgabe von DETAIL Green vor. Das beginnt mit den Bauten des Solar Decathlon 2014, dessen Teilnehmer nicht bloß PlusenergieEinfamilienhäuser entworfen haben wie bei den Vorgängerveranstaltungen, sondern Lösungen für drängende soziale und städtebauliche Probleme in ihren Heimatländern entwickelt haben. Es setzt sich fort mit der Diskussion um Suffizienz im Bauwesen, bei der sich Architekten als Pioniere des Weglassens profilieren können, und mit einem Forschungsprojekt im dänischen Nyborg, das Antworten auf Nachhaltigkeitsfragen jenseits der reinen Energieeffizienz suchte. Auch bei den Neubauten in London, Hamburg und Dehlingen in dieser Ausgabe zielte die Planung nicht primär auf technische Innovation ab, sondern auf die kluge Kombination bewährter Lösungen. Um keine Missverständnisse entstehen zu lassen: Auch diese Gebäude sind – vor allem räumlich oft komplexe Gebilde, und auch sie müssen ihre Funktionsfähigkeit erst unter Beweis stellen. Es soll auch nicht der Abkehr von allen technischen Errungenschaften der letzten Jahre das Wort geredet werden. Aber es gilt, einer immateriellen Ressource zu neuer Wertschätzung zu verhelfen, die sich auch mit Unmengen an Technik nur unzulänglich ersetzen lässt: der menschlichen Intelligenz. Sie wird – Hightech-Materialien hin, Simulationsprogramme her - auch künftig ein unverzichtbarer Bestandteil nachhaltiger Gebäudeplanung bleiben. Jakob Schoof
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A common grievance among architects, in particular, is that sustainable building has become the domain of technical experts who conceive of buildings as power plants rather than places where people live and work. This tendency is being reinforced by excessive legal requirements that result in buildings which are highly complex, but dysfunctional in actual practice. Furthermore, these requirements run contrary to the principles of ‘good design’. This is not entirely incorrect. But, those who merely complain implicitly demonstrate their powerlessness. It is therefore encouraging that, in many spheres, there are signs of a counter-movement and buildings are being created that fulfil the criteria of both sustainability and good design. Here, architecture is key. First comes the design concept and then, subordinate to it, the technical planning. Space and the designed structure, rather than pipes and equipment, are the most important means of ensuring energy efficiency in these buildings. Moreover, they often display a new simplicity that is not based on complicated construction as minimalism used to be, but rather on the genuine endeavour to achieve more with less. In the current issue of DETAIL Green, we present a series of buildings that illustrate this economy of means. We begin with the houses at Solar Decathlon 2014, which were not simply conceived as plus-energy, single-family homes as in the preceding competitions, but as solutions to urgent social and urban-planning problems in the home countries of their designers. We continue with the discussion about sufficiency in building, whereby architects can make a name for themselves as pioneers of a new ‘less is more’ approach. The issue also features a research project in Nyborg in Denmark that tackled questions of sustainability above and beyond pure efficiency. In the case of new buildings in London, Hamburg and Dehlingen, which are looked at in this issue, planning was not primarily aimed at technical innovations, but at the skilful combination of tried-andtested solutions. In order to avoid any misunderstandings, it should be noted that these buildings are often complex – especially in spatial terms – and have yet to prove their viability. What’s more, the idea is not to renounce all the technical achievements of the past few years. The aim is to help bring about a reappraisal of a vital resource that not even masses of technical equipment can adequately substitute: namely, human intelligence. It is, and will remain, an indispensable component of sustainable building design – irrespective of high-tech materials and simulation programmes.
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Weltausstellung der Nachwuchsarchitektur: Solar Decathlon 2014 in Versailles World exhibition of emerging erchitecture: the Solar Decathlon 2014 in Versailles Jakob Schoof
Italien vor Frankreich und den Niederlanden, dahinter Deutschland und die Schweiz – so lautete, stark verkürzt, das Ergebnis des Solar Decathlon Europe 2014, der Mitte Juli im französischen Versailles entschieden wurde. Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen, bei dem sich das Team »RhOME« der Università degli Studi Roma Tre erst am letzten Tag mit der Winzigkeit von 0,88 Punkten Vorsprung vor den Mitbewerbern aus Nantes und Delft durchsetzen konnte. Man täte der Veranstaltung jedoch unrecht, würde man sie allein auf Punktzahlen und Messwerte reduzieren. Wie in einem Brennglas spiegeln sich im Solar Decathlon Tendenzen und technologische Entwicklungen im Bereich des nachhaltigen Bauens. Ferner wurden in Versailles wichtige Weichenstellungen sichtbar, die die Zukunft dieses wohl prestigeträchtigsten studentischen Architekturwettbewerbs weltweit betreffen. Denn trotz des großen Medieninteresses hatte der Solar Decathlon in den letzten Jahren kaum noch Antworten auf wichtige Zukunftsfragen zu geben. Seine Regularien waren seit der Premiere 2002 in Washington stets die gleichen gewesen. Sie sahen vor, dass jedes Team ein Wohnhaus mit 45 bis 75 m² Nutzfläche für zwei Personen ent-
wirft und finanziert, schließlich am Wettbewerbsort baut und zwei Wochen lang betreibt. Die Bewertung umfasst zehn Kategorien, von denen sieben per Juryentscheid und drei anhand von objektiven Messergebnissen bewertet werden. Die Häuser müssen sich unter den klimatischen Bedingungen am Wettbewerbsstandort so weit als möglich selbst mit Solarenergie versorgen und sollen all jenen Komfort bieten, der auch von jedem anderen Wohnhaus erwartet werden kann. Ideen für die Stadt von morgen Mit diesem Regelwerk war eine gewisse Gleichförmigkeit der Entwürfe vorprogrammiert. Vor allem aber sind Einfamilienhäuser gewiss nicht der Gebäudetyp, der die städtebaulichen, sozialen und ökologischen Probleme der Ballungsräume der Welt lösen wird. Um diesem Problem zu begegnen, entschlossen sich die Veranstalter in Versailles zu einigen Regeländerungen. Sie forderten von den Teilnehmern, dass sich ihre Häuser wichtigen Zukunftsthemen der Architektur widmen sollten wie etwa der urbanen Verdichtung, dem kostengünstigen Bauen, der Verzahnung von Architektur und Mobilität sowie einem sparsamen Ressourcen- und Energieein-
satz. Vor allem aber sollten die Entwürfe Antworten geben auf die Situation im jeweiligen Herkunftsland der Studenten. Die Entwurfsteams begegneten der Herausforderung mit analytischem Scharfblick und Ideenreichtum. Um ihre Konzepte zu verstehen, war oft einiges an Abstraktionsvermögen nötig – weil das, was in Versailles (aus Platz-, Kosten- und Zeitgründen) im Einfamilienhausformat präsentiert wurde, meist lediglich ausschnitthafte Prototypen waren für viel weitreichendere Konzepte. Bei dem siegreichen Objekt aus Rom handelte es sich eigentlich um das Dachgeschoss eines Mehrfamilien-Sozialwohnungsbaus in Holzbauweise, der – sofern sich ein Investor findet – dereinst an der Peripherie der italienischen Hauptstadt entstehen könnte. Das zweitplatzierte Team präsentierte ein Konzept, um einem frühmodernen Industriebau im Hafen von Nantes mit einem Mix aus Wohnen und Gewächshäusern neues Leben einzuhauchen. Die TU Delft rekonstruierte gar das komplette Reihenhaus der Großeltern eines Teammitglieds in Versailles und demonstrierte daran ihr Konzept einer solar-energetischen Sanierung. Gleich fünf Teams – darunter das viertplatzierte aus Berlin – zeigten Häuser, die eigentTeam
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1. Rom (IT) 2. Nantes (FR) 3. Delft (NL) 4. Berlin (DE) 5. Luzern (CH) 6. Valparaiso (CL)/La Rochelle (FR) 7. Frankfurt (DE) 8. Lyngby (DK) 9. Angers (FR)/Boone (USA) 10. Sant Cugat (ES) 11. Chiba (JP) 12. Hsinchu (TW) 13. Mexico City (MEX) 14. Rhode Island (USA)/Erfurt (DE) 15. Alcala/Castilla − La Mancha (ES) 16. Cartago (CRI) 17. Bangkok (TH) 18. Mumbai (IN) 19. Bukarest (RO) 20. Paris (FR)
Punkte Score 840,63 839,75 837,87 823,42 804,75 802,42 793,71 780,01 776,92 776,24 774,09 772,15 760,17 657,46 650,44 588,80 508,15 452,30 348,49 268,81
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Dachaufstockung für einen typischen Berliner Altbau: Rooftop (TU Berlin/UdK Berlin) Übersicht des Wettbewerbsgeländes; im Hintergrund das Schloss von Versailles Prototyp für einen Sozialwohnungsbau aus Holz: RhOME (Università degli Studi Roma Tre) Rooftop structure for a typical old Berlin apartment building: Rooftop (TU Berlin/UdK Berlin) Overview of the competition area with the Palace of Versailles in the background above the trees Prototype for social housing using timber construction: RhOME (Università degli Studi Roma Tre)
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lich als Dachaufstockungen für Bestandsbauten gedacht sind. Auch bei den Häusern, die nicht im Vorderfeld landeten, fehlte es nicht an interessanten Ideen: Die Studenten aus Chile und Japan befassten sich mit Wiederaufbaukonzepten nach Sturmfluten und Erdbeben. Ihre Kollegen aus Mexiko City entwarfen ein Low-Budget-Baukastensystem für die Bewohner von Armutssiedlungen, das auf das besondere Klima und auf die chronische Wasserarmut in der mexikanischen Hauptstadt Bezug nimmt. Bezahlbarkeit stand auch bei den südeuropäischen Teams im Vordergrund: Die Studenten aus Sant Cugat bei Barcelona – Sieger in der Kategorie »Architektur« – präsentierten einen Einfachstbau mit Gerüsttragwerk und Polycarbonathülle, der nach dem Wettbewerb einer Gemeinde im katalanischen Hinterland zur Verfügung gestellt werden soll. Wie er genutzt wird, bleibt den Bewohnern überlassen – das Gebäude ist so flexibel, dass es als Gemeindehaus ebenso tauglich wäre wie als Supermarkt oder Werkstattgebäude. Drei Studententeams zeigten mit ihren Entwürfen die Potenziale nationenübergreifender Zusammenarbeit auf. Dazu zählte das Reihenhaus »Maison Reciprocity«, mit dem die Studenten aus Angers
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(Frankreich) und Boone (USA) den europäischen Massivholzbau in Nordamerika hoffähig machen wollen. Der Weg, den die Baumaterialien in diesem Fall nahmen, ist allerdings bezeichnend für die Frühphase eines solchen Technologietransfers: Die Brettsperrholztafeln für Außenwände, Decken und Dach wurden in Österreich gefertigt, an der Hochschule in den USA zu fertigen Bauelementen weiterverarbeitet und dann wieder zum Wettbewerb nach Europa zurückverschifft. Nachhaltig über die Energiefrage hinaus Dass der Solar Decathlon auch ein »solarer« Zehnkampf ist, geriet in Versailles fast zur Nebensache. Im Vordergrund der Präsentationen standen stets die städtebaulichen, konstruktiven und sozialen Aspekte. Einige wichtige Zukunftsthemen tauchten dabei immer wieder auf − so zum Beispiel die Verwendung von Recyclingwerkstoffen, die vor allem beim Innenausbau fast schon zum Standardrepertoire der Solar-Decathlon-Häuser gehörte. Überhaupt würde die Kunstfertigkeit, die viele Teams beim Innenausbau an den Tag legten, künftig durchaus eine eigene Bewertungskategorie rechtfertigen. Oft handelte es sich beim Mobiliar und anderen Einrichtungsgegenständen in den
Häusern um Entwürfe von Designstudenten aus den gleichen Hochschulen. Ein zweites, stets wiederkehrendes Trendthema war das Urban Gardening. Am weitesten trieb es dabei die Equipe aus Nantes, die das Flachdach »ihres« Industriebaus komplett mit Gewächshäusern bebauen und diese von professionellen Gartenbaubetrieben bewirtschaften lassen möchte. Bei den übrigen Häusern wären eher die Bewohner selbst als (Hobby-)Gärtner gefragt – sei es mithilfe großer Pflanztröge, begrünter Fassaden mit Automatikbewässerung oder – deutlich kostengünstiger – mit halbierten, mit Erde gefüllten Kunststoff-Getränkeflaschen. Zukunftsthema Nummer drei: die »Sharing Economy«. Die Gemeinschaftsnutzung von Räumen und Ressourcen lag vor allem dem Haus »Your+« aus Luzern zugrunde. Es stellt einen Ausschnitt aus einer größeren Wohnüberbauung dar, in der die Wohnfläche pro Kopf statt wie in der Schweiz derzeit üblich 50 Quadratmeter nur noch 35 betragen soll. Erreicht werden soll dies durch eine differenzierte Hierarchie aus Privatzimmern und -bädern, in Kleingruppen genutzten Küchen und Wohnbereichen sowie weiteren Räumen, die allen Bewohnern der Wohnanlage zur Verfügung stehen. Aufbruch ins Smart Grid Bei den Energieversorgungskonzepten vollzieht der Solar Decathlon 2014 einen Paradigmenwechsel nach, der sich im Zuge der deutschen Energiewende bereits abzeichnet. Die Plusenergiehäuser der Zukunft werden keine hochgezüchteten »Solarkraftwerke« mehr sein, die zur Mittagszeit Unmengen an Solarstrom ins öffentliche Netz einspeisen und nachts dennoch auf Strom aus dem Netz angewiesen sind. Ihre Solaranlagen sind sparsamer bemessen und auf einen möglichst gleichmäßigen Energieertrag über den ganzen Tag ausgerichtet. Oft haben diese Häuser zudem einen Batteriespeicher und sind »Smart Grid«-fähig, können also einzelne Elektrogeräte gezielt ein- und
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Bücher/Veranstaltungen
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The Economy of Sustainable Construction Ilka & Andreas Ruby, Nathalie Janson (Hrsg.). Ruby Press, Berlin 2014. 414 S., ISBN 978-3-944074-07-8. € 38,– Als Mitteleuropäer erhält man bisweilen den Eindruck, die Ökonomie des nachhaltigen Bauens erschöpfe sich in Amortisationszeiten für energetische Sanierungen oder den Baukostensteigerungen durch sich verschärfende Energiestandards. Global betrachtet, umfasst das Thema jedoch viel mehr Aspekte, wie »The Economy of Sustainable Construction« verdeutlicht. Das Buch basiert auf den Beiträgen zum 4. International Holcim Forum 2013 in Mumbai. Vier Kapitel mit knapp 30 Essays von Architekten, Stadt-
Behind the Green Door Rotor/Oslo Architecture Triennale (Hrsg.), Oslo 2014. 366 S., ISBN 978–82–999370–1–6. € 28,– Einen »kritischen Blick auf die nachhaltige Architektur anhand von 600 Objekten« will das belgische Designer- und Architektenkollektiv Rotor mit seinem Buch und der gleichnamigen Ausstellung werfen, die zuerst 2013 bei der Osloer Architekturtriennale zu sehen war. Der Band präsentiert eine bunte Mischung von Gebäuden, Fassaden-Mock-ups, Werkzeugen, Werbeanzeigen und Patentanmeldungen aus den vergangenen 40 Jahren. Diese sind teils chronologisch, teils nach Themen wie »Natur«, »Abfall« oder »Performance« sortiert und werden von kurzen
Nachhaltig konstruieren Sebastian El khouli, Viola John, Martin Zeumer. Institut für internationale Architektur-Dokumentation, München 2014. 152 S., ISBN 978-3-95553-217-8. € 59,− Was zeichnet nachhaltige Baumaterialien aus? Wie lässt sich in Gebäudekonstruktionen graue Energie einsparen? Und wie funktioniert eine Ökobilanzierung? Diese Fragen sind derzeit immer häufiger zu hören, wenn es um nachhaltiges Bauen geht. Denn längst ist klar geworden, dass ein niedriger Heizenergie- und Stromverbrauch dabei nicht das einzige Kriterium ist. Mindestens ebenso wichtig sind gesundheitlich unbedenkliche Baumaterialien, langlebige und wartungsarme Gebäudekonstruktionen sowie die Wiederverwertung von Gebäudekompo-
planern und Ökonomen widmen sich den Themenbereichen Ressourcen, Diversität, Dichte und Werte. Dahinter verbirgt sich eine bunte Vielfalt von Einzelbeiträgen, die von der Armutsbekämpfung in indischen Großstädten über den Produktivitätszuwachs in nachhaltigen Bürobauten bis zu einer facettenreichen Diskussion über die Vor- und Nachteile urbaner Dichte reichen. Das – trotz des einen oder anderen schwächeren Beitrags – überaus lesenswerte, sorgfältig lektorierte und auch grafisch ansprechende Buch zeigt vor allem: In unserer ach so globalisierten Welt gibt es himmelweite regionale Unterschiede bei der Prioritätensetzung in Nachhaltigkeitsfragen. Auch künftig brauchen wir daher lokal verankerte Lösungen – und wer wäre geeigneter, daran mitzuwirken, als Architekten und Stadtplaner?
Begleittexten erläutert. Ferner haben die Autoren alle an der Ausstellung beteiligten Leihgeber (sowie einige weitere Experten) um Kommentare zu beliebigen Ausstellungsobjekten ihrer Wahl gebeten. Diese pointierten Statements verleihen der Darstellung zusätzlichen Reiz. Ein so komplexes Konzept wie Nachhaltigkeit lässt sich unmöglich anhand von Objekten erklären – doch um das Erklären ging es den Autoren auch gar nicht so sehr. Vielmehr wollen sie dem Leser die ständig schwelenden Kontroversen, den vielfältigen Ge- und Missbrauch des Nachhaltigkeitsbegriffs und die damit verbundenen Irrtümer vor Augen führen – die sie selbst übrigens als überaus hilfreich erachten. Das Vorhaben ist ihnen mit diesem ebenso kritischen wie launigunterhaltsamen Buch vollauf gelungen.
nenten am Ende ihrer Lebensdauer. Mit »Nachhaltig konstruieren« haben Sebastian El khouli, Viola John und Martin Zeumer eine Konstruktionslehre der neuen Art verfasst, die sich genau diesen Themen widmet. Die Autoren geben einen Überblick über die wichtigsten Datenbanken und Gütezeichen für Bauprodukte und zeigen, wie Ökobilanzen erstellt werden. Sie identifizieren die Stellschrauben für ökologisch optimierte Gebäude im Planungsprozess und leisten Hilfestellung bei der Auswahl von Baumaterialien und -elementen. Pauschalrezepte hält freilich auch dieses Buch nicht bereit, denn: Nachhaltiges Konstruieren ist stets kontextabhängig. Welche Abwägungsprozesse hiermit verbunden sind, illustrieren am Schluss des Buchs fünf Dokumentationen gebauter Objekte aus Europa und Nordamerika.
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November 2014 16. Herbstforum Altbau 2014 Fachtagung zu den Themen energetische Gebäudesanierung, Energieeffizienz und erneuerbare Energien 5.11.2014 Stuttgart www.zukunftaltbau.de/veranstaltungen/ detail_1202.php Tage des Passivhauses Tage der offenen Tür in Passivhäusern 7.11.2014–9.11.2014 international www.ig-passivhaus.de denkmal 2014 Europäische Messe für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung 6.11.2014–8.11.2014 Leipzig www.denkmal-leipzig.de BauHolzEnergie-Messe Messe für Energieeffizienz, modernen Holzbau und erneuerbare Energien 13.11.2014–16.11.2014 Bern www.hausbaumesse.ch Konvent der Baukultur Kongress 16.11.2014–17.11.2014 Potsdam www.bundesstiftung-baukultur.de Passi’bat Französische Passivhauskonferenz mit Begleitmesse 25.11.2014– 26.11.2014 Paris www.passibat.fr 6. Norddeutsche Passivhauskonferenz Fachtagung zum energieeffizienten Bauen 26.11.2014 Neumünster www.zebau.de 6. Effizienztagung Bauen und Modernisieren 28.11.2014–29.11.2014 Hannover www.effizienztagung.de RENEXPO Austria 2014 Fachmesse und Kongress für erneuerbare Energien 27.11.2014–29.11.2014 Salzburg www.renexpo-austria.at
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Dezember 2014 Bauhaus.SOLAR Kongress und Ausstellung für solare Architektur und energieeffizientes Bauen 2.12.2014–3.12.2014 Weimar www.bauhaus-solar.de 20. Internationales Holzbau-Forum Kongress mit begleitender Fachausstellung 3.12.2014–5.12.2014 Garmisch-Partenkirchen www.forum-holzbau.com Aktivierte Gebäudehülle Seminar 9.12.2014 Karlsruhe www.akbw.de/fortbildung/ifbau.html
Januar 2015 BAU 2015 Internationale Leitmesse für Architektur, Materialien und Systeme 19.1.2015 – 24.1.2015 München www.bau-muenchen.com Holzbaulösungen für die Gebäudemodernisierung Seminar 21.1.2015 Stuttgart www.akbw.de/fortbildung/ifbau.html Effizienzhaus Plus – Konzeption, Berechnung und Umsetzung Seminar 28.1.2015 Stuttgart www.akbw.de/fortbildung/ifbau.html Klimahouse 2015 Internationale Fachmesse für energieeffizientes und nachhaltiges Bauen 29.1.2015 – 1.2.2015 Bozen www.klimahouse.it
Februar 2015 Passivhäuser entwerfen Seminar 26.2.2015 Stuttgart www.akbw.de/fortbildung/ifbau.html
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Energiesparmesse Messe zu energieeffizientem Bauen und erneuerbaren Energien 27.2.2015 – 1.3.2015 Wels www.energiesparmesse.at
März 2015 7. GeoTHERM – expo & congress Fachmesse zu Geothermie & Erdwärme 5.3.2015 –6.3.2015 Offenburg www.geotherm-offenburg.de ISH 2015 Leitmesse zu Bad, Gebäude-, Energieund Klimatechnik sowie Erneuerbaren Energien 10.3.2015 – 14.3.2015 Frankfurt ish.messefrankfurt.com
April 2015 19. Internationale Passivhaustagung Internationaler Kongress mit Fachausstellung 17.4.2015 −18.4.2015 Leipzig www.passivhaustagung.de
Mai 2015 CEB Clean Energy Building Internationale Fachmesse und Kongress für Energieeffizienz und regenerative Energien 20.5.2014 – 22.5.2014 Stuttgart www.cep-expo.de
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Less is more – oder doch nicht? Über Suffizienz im Bauwesen Less is more – or is it? On sufficiency in building Jakob Schoof
»Reduce Reuse Recycle« lautete das Motto des deutschen Pavillons zur Architekturbiennale 2012. Der von Generalkommissar Muck Petzet kuratierte Beitrag war ein eindringliches Plädoyer gegen das Neubaufieber und für die kreative Aneignung vorhandener Bausubstanz. Von »Reduce« – der gezielten Verkleinerung von Baumaßnahmen – hingegen war nur ganz am Rande die Rede. Das wundert kaum – schließlich haben weder Architekten noch Bauunternehmen oder das Bundesministerium für Bau, Verkehr und Stadtentwicklung, das den Biennale-Auftritt finanzierte, ein Interesse daran, dass in Deutschland immer weniger gebaut wird. Dennoch hat die die Frage »Wie viel ist genug?« unüberhörbar Einzug gehalten in die Debatte um nachhaltiges Bauen. Vor zwei Jahren veröffentlichte das Hochbauamt der Stadt Zürich ein Grundlagenpapier für einen »Suffizienzpfad Energie« [1]. Im Mai 2014 fand in Darmstadt der erste Kongress zu »Suffizienz in der Baukultur« statt [2], und auch bei zahlreichen Bauprojekten mit
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Experimentalcharakter wie den Häusern des Solar Decathlon (siehe S. 6) steht das Thema unübersehbar auf der Agenda. Die Diskussion um Suffizienz – deutsch: Genügsamkeit – beim Bauen fügt sich ein in eine gesamtgesellschaftliche Debatte um die Frage, wie viel (Wirtschafts-)Wachstum unsere Ökosphäre verträgt. Und diese ist keineswegs neu: Schon 1973, im Jahr der ersten großen Ölkrise, veröffentlichte der US-Ökonom Herman E. Daly das Buch »Steady-State Economics«, in dem er eine Abkehr vom seinerzeit seit über 20 Jahren währenden, ununterbrochenen Wirtschaftswachstum propagierte. Sein Hauptargument: Ein »Weiter so« würde unser Globus nicht verkraften. Ähnlich wachstumskritische Töne schlug zeitgleich der erste Bericht an den Club of Rome, »Grenzen des Wachstums«, an. Viele halten den Bericht bis heute für Schwarzmalerei. Sie halten dagegen: Technisch bedingte Effizienzsteigerungen werden das Wirtschaftswachstum allmählich vom Ressourcenverbrauch entkoppeln. Global betrachtet, deutet darauf freilich derzeit nichts hin. Allein der weltweite CO2-Ausstoß ist seit Anfang der 90erJahre um rund 40 % gestiegen. Ein wirksames, aber unbeliebtes Mittel In der Theorie gilt Suffizienz – also ein maßvoller Konsum – als dritte Säule wirksamer Nachhaltigkeitsstrategien neben der Effizienz (die mit weniger Ressourceneinsatz mehr zu erreichen sucht) und der Konsistenz (die geschlossene Stoffkreisläufe und die Nutzung erneuerbarer Energien anstrebt). In der Praxis freilich ist umstritten, ob und wie suffiziente Lebensstile jemals attraktiv für eine große Zahl von Menschen werden können. Durchaus bezeichnend ist die Einschätzung der beiden Schweizer Ingenieure Peter Steiger und Severin Lenel. Sie haben das theoretische Potenzial und die voraussichtliche Akzeptanz von Effizienz-, Konsistenz- und Suffizienzmaßnahmen im Bauwesen einander gegenübergestellt [3]. Das Ergebnis: In der Suffizienz liegt ein enormes ökologisches Potenzial brach – auch und vor allem, weil sie bislang kaum systematisch praktiziert wird. Ganz anders ist es dagegen nach der Einschätzung der Autoren um die Akzeptanz der Maßnahmen bestellt (Abb. 3). Dabei sind die »Insuffizienzen« in der Art, wie wir Gebäude und Stadtquartiere erstellen und nutzen, unübersehbar. Deutschlands Wohngebäude sind (gemessen am Heizenergieverbrauch pro Quadratmeter) seit 2005 jährlich um rund 1,8 % effizienter geworden [4] (Abb. 4). Diese Zahl schließt Alt- und Neubauten gleichermaßen ein. Der größte Teil des Effizienzgewinns wurde jedoch durch das ständige Wachstum der Wohnflächen pro Kopf schlicht »aufgefressen«, so dass der Heizenergieverbrauch pro Kopf nahezu gleich blieb. In anderen europäischen Ländern sieht die Situation nicht besser aus. Zudem kann nur bei der Heizwärme Entwarnung gegeben werden: Der Stromverbrauch in den Haushalten steigt noch immer ständig – in der Schweiz während des letzten Jahrzehnts allein um 15 %.
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Ein ebenso bekanntes Dilemma zeigt sich beim Heizverhalten der Bewohner. Wurden Heizsysteme im 19. Jahrhundert noch auf eine Raumtemperatur von 16 °C ausgelegt, waren es Anfang des 20. Jahrhunderts schon 18 °C und in der Nachkriegszeit bereits 20 °C. Heute heizen die meisten Menschen ihre Wohnungen auf 22 bis 23 Grad Celsius – und führen dadurch Energiebedarfsrechnungen ad absurdum, die nach wie vor von 20 Grad Raumtemperatur ausgehen. Dieser »Rebound-Effekt« zeigt sich vor allem bei der energetischen Gebäudesanierung: Wird ein durchschnittlicher Altbau gedämmt, fällt die reale Energieeinsparung nicht selten 20 – 30 % geringer aus als die zuvor berechnete. Der Grund: Die Bewohner heizen ihre Räume nach der Sanierung deutlich mehr als zuvor. Die Liste ließe sich fortsetzen mit dem Flächenwachstum unserer Städte: Noch immer werden in Deutschland täglich rund 74 Hektar neu für Siedlungen und Verkehr beansprucht – bei nahezu stagnierender Bevölkerungszahl. Die wichtigsten Wachstumstreiber sind dabei weniger die viel gescholtenen Einfamilienhausgebiete, sondern vor allem Gewerbe-, Logistik- und Verkehrsflächen. Statistisch gesehen, beansprucht heute jeder Deutsche 224 m2 Fläche zum Herumfahren − rund fünfmal so viel wie zum Wohnen. Selbst im Bereich der Baukonstruktionen liegen Suffizienzpotenziale brach: Ständig steigende Anforderungen an den Schallund Brandschutz sowie den Wohnkomfort führen dazu, dass Konstruktionen immer aufwendiger werden und der Installationsgrad in Gebäuden ständig steigt. Die Luxusdusche mit integrierten Lautsprechern und automatisch gesteuerten Lichtszenarien mag eine feine Sache sein – die in ihr gebundene »Graue Energie« übersteigt die des 20 Jahre alten Vorgängermodells jedoch um ein Mehrfaches.
Planung und Erstellung/ Design and construction
Betrieb/Operation
Prototyp eines Studentenwohnheims in Versailles (F), Lehrstühle für Entwerfen und Gebäudetechnologie/für Entwerfen und Energieeffizientes Bauen, TU Darmstadt 2014: Die Individualfläche pro Kopf ist auf 7,2 m2 begrenzt. Im Gegenzug steht den Bewohnern ein großzügiger, aber nur teilweise beheizter Gemeinschaftsraum zur Verfügung. Studentenwohnsiedlung in München (D), Horden Cherry Lee Architects mit Haack & Höpfner Architekten 2005: Auf einer Grundfläche von knapp sieben Quadratmetern enthalten diese Wohnwürfel alles für den Alltag Notwendige. Effizienz-, Konsistenz- und Suffizienzmaßnahmen im Bauen mit Einschätzung ihrer Potenziale und Akzeptanz in der Bevölkerung (nach [3]) Prototype of a student residence in Versailles (F), Technical University of Darmstadt 2014. The size of the individual rooms is limited to 7.2 m2 each. To compensate for this, the residents dispose of a generous (but only partially heated) communal space. Student residences in Munich (D), Horden Cherry Lee Architects with Haack & Höpfner Architects 2005. On a mere 6,5-m2 footprint, these cubes contain all the amenities needed for modern student living. Efficiency, consistency and sufficiency measures in the field of construction, with estimates of their savings potential as well as of the acceptance by the public (according to [3])
Wie groß sind die Einsparpotenziale? Das Amt für Hochbauten der Stadt Zürich hat in seiner Studie [5] ermittelt, wie viel Energie sich durch »genügsamer« ausgestattete Gebäude und ein suffizienteres Nutzerverhalten einsparen ließe. Weithin bekannt ist etwa die Faustregel, dass ein Grad weniger Raumtemperatur in einer Heizenergieeinsparung von 6 % resultiert. Diese Zahl gilt allerdings nur in ineffizienten Altbauten – in einem durchschnittlichen Neubau sind es eher 10 % und in einem Minergie-P- oder Passivhaus sogar über 13 %. Das zeigt: Genügsamkeit wird vor allem da wichtig, wo Effizienzpotenziale weitgehend ausgeschöpft sind. Eine um ein Drittel reduzierte Wohnfläche bringt rund 15 % Energieeinsparung im Betrieb, da nicht alle Verbrauchssektoren (z. B. Warmwasser und Stromverbrauch) proportional mit der Wohnfläche sinken. Insgesamt zeigen sich die größten Verbrauchsunterschiede zwischen einem moderat suffizienten (also keineswegs von Askese geprägten) und einem verschwenderischen Lebensstil beim Stromverbrauch (Abb. 7). Bei der Heizung sind die prozentualen Unterschiede eher überschaubar – allerdings verursacht diese in absoluten Zahlen (vor allem in Altbauten) den größten Teil des Gesamtenergieverbrauchs. Abb. 7 zeigt die Abweichungen, die sich nach Einschätzung der Autoren durch Unterschiede in der Wohnungsgröße, -ausstattung und im Nutzerverhalten ergeben. Aber auch reine Verhaltensänderungen können viel bewirken. Pilotprojekten zufolge, bei denen Wohnungsmieter eine Energieberatung erhielten, lassen sich bei der Heizung von 20 bis 25 %, beim Warmwasser zwischen 18 und 30 % und beim Stromverbrauch (Beleuchtung und Betriebseinrichtungen) 20 bis 50 % Energie einsparen, ohne dass am Gebäude selbst etwas verändert werden muss. [6]
Effizienz/Efficiency
Konsistenz/Consistency
Suffizienz/Sufficiency
• geringe Zersiedlung durch bessere Ausnutzung von Grundstücken • Synergien bei der Raumbelegung • geringerer Materialeinsatz durch schlanker dimensionierte Bauteile • Reduction of urban sprawl through higher density • Synergies in the occupation of space • Reduced material use through lightweight construction
• neue Grundrisstypen mit höherer Nutzungsflexibilität • Verwendung recyclingfähiger oder aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnene Baumaterialien (z. B. Holz) • New floor plan typologies with higher flexibility in use • Use of recyclable or naturally renewable building materials (e. g. wood)
• geringerer Flächenverbrauch pro Kopf • einfachere Bauweise (mit geringeren Anforderungen z. B. bezüglich Schall- und Brandschutz, Sicherheitstechnik) • Komplexitätsreduktion von Bauteilen • Reduced living area per capita • Adoption of simpler building methods (with lower requirements regarding noise and fire protection as well as security) • Reduced complexity of construction elements
‡ Potenzial/Reduction potential ‡ Akzeptanz/Acceptance
‡ Potenzial/Reduction potential ‡ Akzeptanz/Acceptance
‡ Potenzial/Reduction potential ‡ Akzeptanz/Acceptance
• • • •
• Nutzung erneuerbarer Energien (Wärme und Strom) • Use of renewable energies (heat and electricity)
• Benutzerverhalten bei Heizung und Stromverbrauch • User behaviour regarding heating and electricity use
‡ Potenzial/Reduction potential ‡ Akzeptanz/Acceptance
‡ Potenzial/Reduction potential ‡ Akzeptanz/Acceptance
gute Wärmedämmung effiziente Haustechnik und Geräte good thermal insulation efficient building services and appliances
‡ Potenzial/Reduction potential ‡ Akzeptanz/Acceptance 3
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‡ hoch/high
‡ mittel/medium
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source heat pumps, connected to 20 energy piles that descend 100 metres down into the ground, deliver the building’s remaining heating and cooling requirements. Rainwater feeds into a tank, where it is mixed with treated grey water before being fed back into the building for toilet flushing and irrigation of the landscaped garden. Up on the zinc roof, 410 PV panels work to offset one fifth of the carbon emissions from the heating and the lighting. In order to minimise the embodied carbon in building materials, Sturgis Carbon Profiling developed a comprehensive carbon-tracking procedure, both during the design and the construction process. Overall, this required the embodied carbon of more than 1,700 building components to be calculated. The finished building has a whole life carbon footprint (calculated over an assumed life span of 60 years, including construction, operation, maintenance and demolition) that is only 35 % of an average, modern office building of the same size. Carbon ‘savings’ were made through a wide range of design decisions and material choices, such as using natural rather than synthetic glue for the roof beams, and specifying concrete with 50 % ground granulated blast-furnace slag in lieu of Portland cement. Counter-intuitively, the use of triple glazing in the facades was rejected, as the extra glass would have added more of a burden to the carbon footprint than it would have saved in terms of heating energy, compared to double glazing. Other, major reductions were incurred through the use of recycled materials sourced by the contractor, Wilmott Dixon. The concrete contains 25 % recycled aggregates, while both the substructure of the rooftop PV panels and the load-bearing facade system are made of 90 % recycled aluminium. The unofficial ‘record’ in this category, however, is held by the concrete rebar, which consists of as much as 98 % recycled steel.
The recent World Wildlife Fund’s Living Planet headquarters in Woking, on the southwestern edge of London’s sprawling suburbs, is one of the first BREEAM Outstanding rated office buildings in the UK. The 3,600 m2 structure cuts energy use by just over 50 %, compared to an average building of the same size and use. It has been erected on a concrete platform above an existing car park on land owned by the town council, a short distance from the centre of Woking. The 92-m-long, new-build is flanked by a road on one side and by Basingstoke Canal on the other. Reducing the environmental footprint of the building started with decreasing its size by 35 % in comparison to the initial plans. An analysis by carbon consultants, Sturgis Carbon Profiling, found that at any time, there was only 40 % to 60 % of the total staff of 350 working in the organisation’s previous offices in nearby Godalming. As a consequence, the new-build has a total capacity of only 300, accommodating a reduced UK-based staff of 230 working in the building at any one time, with an extra 30 spaces for hire, as well as breakout and other spaces. The smaller footprint also reflects changes in work organisation, with WWF-UK embracing the hot-desking revolution. A wi-fi access environment presumes that all WWF-UK staff use individual laptops and smart phones, meaning they can, in effect, work anywhere in the building. Above them, the 37.5-metre diagrid canopy spans the entire workspace. Comprised of 828 individual glulam beams weighing 98.5 tonnes in total, which are joined by steel connectors, the structure invokes a sense of mathematical regularity and consistency. The Living Planet Centre is primarily naturally ventilated, except in extreme weather. Six, 60 metre concrete pipes, buried 1 metre beneath the car park, cool summer air, or in winter, use the earth to warm the colder air before it enters the building. Four ground
Photovoltaik/ PV array 3,8 %
BREEAM-Zertifizierungsergebnisse/ Results of BREEAM Final Assessment (Version: BREEAM Bespoke 2008) Kategorie Category Management Gesundheit und Wohlbefinden/Health & Wellbeing Energie/Energy Verkehr/Transport Wasser/Water Materialien/Materials Abfall/Waste Landnutzung und Ökologie/Land Use & Ecology Emissionen/Pollution Innovation/Innovation Gesamtbewertung/Total score
Außenanlagen/ External works 7,8 %
Ergebnis Score 100 % 87 % 88 % 93 % 88 % 73 % 86 % 90 % 67 % 50 %
Tragwerk/Structure 11,3 %
Heizen, Lüften, Kühlen, Hilfsenergie/Regulated operational energy 9,2 %
Nutzerstrom/ Unregulated operational energy 22,0 %
Sanitär + Küche/ Sanitary + kitchen 1,5 % Fassaden/ Facades 6,2 %
Dach/Roof 6,4 % Innenausbau/ Internal fit out 11,1 %
90,6 %
Aufzug/ Lift 1,3 %
Ergebnis/Result BREEAM Outstanding (Pass: 30 %, Good: 45 %, Very Good: 55 %, Excellent: 70 %; Outstanding: 85 %) 10
Bauvorbereitung, Aushubarbeiten/ Site preparation, excavation 1,9 %
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TGA-Ausstattung/ Plant and building services 17,6 %
Gesamtemissionen (60 Jahre)/Total emissions (60 years): 10 920 t CO2-Äq.
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9 Längsschnitt mit Energiekonzept a Abluftkamin (im Winter verschlossen) b Sonnenschutzverglasung mit außen liegendem Sonnenschutz c Erdkanal zur Vortemperierung der Zuluft (6 Betonröhren, 0,9 m Durchmesser, 1 m unter Oberfläche Parkplatz. Gesamtlänge = ca. 450 m) d dachintegrierte PV-Anlage (Spitzenleistung 55 kWp) e Verdrängungslüftung f 2 Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung (max. Volumenstrom: 7,4 m3/s bzw. 5,4 m3/s) g tageslicht- und präsenzabhängig gesteuerte Beleuchtung (Grundeinstellung für die Beleuchtungsstärke: 300 lux)
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3 Nachhaltige Architektur
h Akustikverkleidung mit integriertem Phasenwechselmaterial (PCM) i öffenbare Fassadenlamellen zur natürlichen Entlüftung (offen im Frühjahr und Herbst) j 35 m3 Wasserspeicher für Grauund Regenwasser k Regenwasserüberlauf in Pflanzenkläranlage am Kanal l 20 Erdsonden (je 100 m tief), verbunden mit 4 Wärmepumpen zur Heizung und Kühlung (COP: 4 für Heizen, 4,5 für Kühlen) 10 BREEAM-Zertifizierungsergebnisse 11 Verteilung der CO2-Emissionen auf die einzelnen Verursacher (kalkuliert über 60 Jahre) 12 Innenansicht vom Mezzaningeschoss
9 Longitudinal section with energy concept a Cowl for exhaust air (closed in winters) b Solar control glazing with external shading c Earth ducts for passive cooling (6 concrete pipes, 0,9 m diameter, buried 1 m below car park; total length = approx. 450 m d Roof-integrated photovoltaic panels (peak output 100 kWp) e Displacement ventilation f Two air handling units (maximum air volume: 7,4 m3/s and 5,4 m3/s, respectively) g High efficiency interior lighting with daylight dimming and occupancy sensors (background light level: 300 lux)
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h Acoustic tiles with integrated phase change materials i Louvred openings for natural ventilation (open in mid-season) j 35 m3 harvesting tank for greywater and attenuated rainwater k Rainwater overflow to purposemade swale attenuated to the Basingstoke canal l 20 boreholes, each 100 m deep, connected to 4 ground source heat pumps for heating and cooling (COP: 4 for heating, 4,5 for cooling) 10 BREEAM certification results 11 Sources of life-cycle carbon emissions over 60 years and their relative impact 12 Interior view from the mezzanine level
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13 Schnitt Südostfassade/Dach Maßstab 1:25 a Dachrinne, Stahl lackiert b V-Stützen, Stahl lackiert, Ø 323 mm c Regenfallrohr, Stahl lackiert d Knotenverbinder für Dach, Stahl lackiert e Rollo als Blendschutz f Festverglasung als Akustikbaffel g Pendelstütze als Fassadenpfosten, Stahl lackiert, Ø 114 mm h Fassadenriegel, Aluminium, 50 ≈ 218 mm i Schiebetür, Zweifachverglasung in Aluminiumrahmen j Bodenkonvektor k Dach (U = 0,18 W/m2K): Stehfalzdeckung Aluminium verzinkt; Wärmedämmung Mineralwolle, 270 mm; Innenverkleidung Furnierschichtholz 45 mm l Dachbinder Brettschichtholz, 175 ≈ 585 mm m Innendecke (U = 1,44 W/m2K): Schalldämmung Mineralwolle, 45 mm; PCMLatentwärmespeicher (Paraffin), 5 mm; Innenverkleidung Birkensperrholz n Oberlichter: Zweifachverglasung in Aluminiumrahmen o Brettschichtholzbalken nicht tragend, 100 ≈ 725 mm p PV-Module auf Aluminium-Unterkonstruktion q Hohlraumboden Gipsfaserplatte, 33 mm 14 Querschnitt Abluftkamin Maßstab 1:25 15 Abluftkamin auf dem Dach 16 Schnitt Dach/Ostfassade mit Drehtür Maßstab 1:25 r Wabenträger, Stahl lackiert, 344 ≈ 88,9 mm s Pfosten-Riegel-Konstruktion, Aluminium, 50 ≈ 218 mm t Glasfassade (U = 1,4 W/m2K; g = 0,23): Zweifachverglasung in Aluminiumrahmen u außen liegende Verschattung: fest stehende Holzlamellen Lärche auf Unterkonstruktion Stahl verzinkt, abgehängt vom Dachbinder v Drehtür Glas, rahmenlos w Bodenplatte (U = 0,09 W/m2K): Wärmedämmung Phenolharzschaum, 100 mm; Bodenplatte Stahlbeton, 300 mm, Unterseite Sichtbeton
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13 Section, southeast facade/roof Scale 1:25 a Gutter, painted steel b V-struts, painted steel, Ø 323 mm c Downpipe, painted steel d Glulam node, painted steel e Roller blind f Fixed glazing as acoustic baffle g Hinged column as facade support, painted steel, Ø 114 mm h Glazing mullion, aluminium, 50 ≈ 218 mm i Sliding door, double glazed, in aluminium frame j Trench heater k Roof (U = 0.18 W/m2K): Standing seam roof, aluminium with zinc finish;thermal insulation, mineral wool, 270 mm; laminated veneer lumber 45 mm l Structural glulam beam, 175 ≈ 585 mm m Inner ceiling (U = 1.44 W/m2K): Acoustic insulation, mineral wool, 45 mm; PCM (paraffin wax) latent thermal storage, 5 mm; birch plywood cladding n Roof lights: Double glazing in aluminium frame o Non-structural glulam beam, 100 ≈ 725 mm p PV modules on carrier frame q Raised access floor, gypsum fibreboard, 33 mm 14 Section of wind cowl Scale 1:25 15 Wind cowl on roof 16 Section, roof/northeast facade Scale 1:25 r Castellated column, painted steel, 344 ≈ 88,9 mm s Glazing support system, aluminium, 50 ≈ 218 mm t Glazed facade (U = 1.4 W/m2K; g = 0,23): Double glazing in aluminium frames u External shading: Fixed larchwood louvres on galvanized steel substructure, suspended from roof beam v Frameless glass revolving door w Floor plate (U = 0.09 W/m2K): Thermal insulation, phenolic resin; 100 mm; reinforced concrete floor slab, 300 mm, underside exposed
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Archäologiemuseum in Dehlingen Archeology museum in Dehlingen Gebaute Zeitreise Architectural time machine
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Wenn man den ersten Eindruck von Dehlingen in einem Wort beschreiben wollte, dann mit diesem: Kontinuität. Das 400 Einwohner zählende Dorf liegt ganz im Nordwesten des Elsaß, nahe der Grenze zu Lothringen und dem Saarland. Auf den ersten Blick hat der Strukturwandel von der Agrar- zur Dienstleistungsgesellschaft hier kaum Spuren hinterlassen: Noch immer prägen vor allem Bauernhöfe das Ortsbild; Neubauten sind rar, Leerstand und Verfall ebenso. Die Einwohnerzahl ist über die letzten 50 Jahre hinweg relativ konstant geblieben. Doch der erste Eindruck täuscht zumindest teilweise. Noch bis vor wenigen Jahren ragte mitten im Zentrum von Dehlingen die Ruine der »Maison Koeppel« empor. Lange war das ehemalige Bürgermeisterhaus vom Ende des 17. Jahrhunderts das größte Haus am Ort gewesen. Doch jetzt fehlten ihm der komplette Dachstuhl und die Geschossdecken, die Fenster waren eingefallen und selbst die Außenwände nur noch teilweise erhalten. Als 2001 auch noch die Scheune auf der Gebäuderückseite abbrannte, wollte manch einer im Dorf die Ruine komplett abreißen. Verhindert wurden diese Pläne letztlich durch die Entdeckung eines zweiten, noch älteren Bauwerks. 1993 waren wenig außerhalb des Orts die Reste eines römischen Gutshofs zum Vorschein gekommen, die seither systematisch ausgegraben wurden. Allmählich reifte bei den Lokalpolitikern der Plan, die Funde vor Ort der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Ergebnisse der Grabungen allein hätten einen Museumsneubau jedoch kaum gerechtfertigt. So entstand das Konzept eines »lebenden« Museums, das als Ausstellungsort ebenso dient wie als öffentlich zugängliche Arbeitsstätte der Archäologen. Als Standort war die Maison Koeppel aufgrund ihrer Größe und zentralen Lage dafür prädestiniert. Das Geld für Sanierung und Neubau (rund 3,4 Millionen Euro einschließlich Ausstellungsarchitektur) stammt überwiegend aus Fördermitteln des Départements, der Region Elsass, des französischen Staats und der EU. Nur rund 25 % der
Kosten hatte der Kommunalverband Alsace Bossue letztlich selbst zu tragen. 2008 fand ein zweistufiger Wettbewerb statt, bei dem Architekturentwürfe ebenso gefragt waren wie Ideen für die Ausstellungsgestaltung. Die Ausschreibung forderte unter anderem, die ursprüngliche Kubatur des Wohnhauses und der Scheune möglichst originalgetreu wiederherzustellen. Mit ihrem Siegerentwurf gingen nunc architectes aber noch einige Schritte weiter in puncto Traditionspflege. Auch in konstruktiver Hinsicht schrieben sie überlieferte Methoden mit zeitgenössischen Mitteln fort. Wie die meisten Bauernhäuser in der Region hat das Museum massive Außenmauern und Innenwände aus Holzfachwerk. Seine verglaste Südfassade ist eine ingeniöse Reinterpretation historischer Fachwerkkonstruktionen, und die über zwei Geschosse reichende, tragende Stampflehmwand an der Ostfassade ist die größte ihrer Art, die bisher bei einem öffentlichen Gebäude in Frankreich realisiert wurde. Dialog zwischen Alt und Neu, Theorie und Praxis Das Gebäude ist in zwei Teile gegliedert, die durch eine breite Glasfuge miteinander verbunden sind: den wiederhergestellten Altbau an der Straße im Norden und den neuen Anbau, der die Fläche der ehemaligen Scheune einnimmt. An der Südostecke des Neubaus liegt auch der Haupteingang mit dem Kassenbereich. Der alte, von Sandstein gerahmte Eingang der Maison Koeppel ist damit praktisch funktionslos geworden. Dem nach Süden leicht abfallenden Gelände folgend, sind die Innenräume als Split-Level organisiert. Haupttreppe und Aufzug sind in der zentralen, verglasten Fuge untergebracht, die die beiden Gebäudeteile somit auch in der Vertikalen verbindet. Der Ausstellungsparcours führt in einer großen, abwechselnd durch Alt- und Neubau verlaufenden Spirale Geschoss für Geschoss in die Höhe. Der baulichen Zweigliederung entspricht
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Ortszentrum, von Südwesten aus gesehen. Das Museum steht links unterhalb des Kirchturms in der Bildmitte. Lageplan Maßstab 1:1500 Ansicht von Südosten. Die zweischalige Südfassade dient vor allem als Solar-Luftkollektor. Town centre viewed from the southwest. The museum is to the left below the church tower in the centre of the photograph. Site plan Scale 1:1500 Southeast elevation. The double-layered southern facade is used to heat up the interstitial air.
dabei auch eine thematische: Im neuen Anbau wird die eigentliche Grabungsarbeit der Archäologen mit ihren Werkzeugen und Resultaten – also Fundstücken, Skizzen und Fotografien – gezeigt. Die Räume des alten Wohnhauses dokumentieren hingegen diejenigen Tätigkeiten, die sich hinter den Kulissen abspielen. Diese reichen von der Reinigung der Fundstücke in einer Art Waschküche (die ebenfalls Teil des Museumsrundgangs ist) über deren Restaurierung bis zur wissenschaftlichen Veröffentlichung. Hier und da freilich stößt das Konzept des »gläsernen Labors« an seine Grenzen. Zu Grabung und Museumsbetrieb gehören nun einmal Verwaltungstätigkeiten, die für Besucher kaum von Interesse sind. Daher ist im obersten Geschoss des Altbaus, außerhalb der Ausstellung, ein hoher, durch das Dach belichteter Büroraum mit gut einem halben Dutzend Arbeitsplätzen entstanden. Der Spitzboden direkt unter dem Dachfirst schließlich dient weitgehend als Lager, Archiv und Technikraum.
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3 Nachhaltige Architektur
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Bauherr/Client: Communauté des Communes d’Alsace Bossue, Drulingen Architektur und Ausstellungsplanung/ Architects and exhibition design: nunc architectes, Eckbolsheim/St. Brieuc Tragwerksplanung/Structural engineers: S.I.B. Etudes, Sarrebourg (Beton/Concrete); BWG Etudes Structures, Sausheim (Holzbau/ Timber construction); Ali Mesbah/ENTPE, Vaulx-en-Velin (Stampflehm/Rammed earth) TGA-Planung/Building services engineers: Rublé, Nicli et associés, Saverne
Harte Schale, hölzerner Kern Vor dem Wiederaufbau der Maison Koeppel stand erst einmal deren partieller Rückbau: Die Reste der Außenmauern blieben stehen, die Holzfachwerkkonstruktion im Inneren wurde hingegen entfernt, gesäubert, ergänzt und wieder zusammengebaut. Zugunsten eines reibungslosen Museumsbetriebs ließen die Architekten dabei unter anderem den Hauptflur des Hauses verbreitern. Die Geschossdecken aus Brettsperrholz sind ebenso neu wie der Dachstuhl und ein von den Architekten »Karloffe« (elsässisch für »Kachelofen«) getaufter Betonkern. Er dient – ähnlich wie das historische Vorbild – zur Raumtemperierung mithilfe in die Wände einbetonierter Heizleitungen. Als äußere, sichtbare Dachhaut wählten die Architekten für das ganze Gebäude schmale Latten aus Lärchenholz, die auf einer Metallunterkonstruktion montiert sind. Diese Verkleidung hat mehrere Vorteile: Sie schützt die teils sehr großen Glasflächen
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Archäologiemuseum in Dehlingen
11 zweischalige Lehmwand im Bau 12 Blick aus dem Altbau in den Erschließungsbereich mit Aufzug 13 Verglastes Treppenhaus im Neubau 14 Montage der Südfassade 15 Dachdeckung aus Lärchenholzlatten 16 Längsschnitte mit Energiekonzept Winter (links)/Sommer (rechts) a Lüftungszentrale mit Wärmerückgewinnung (Kapazität: 1425 m3/h) b Fußbodenheizung c »Kachelofen« (Betonblock mit eingelegten Warmwasserleitungen) d Erdreich-Wärmepumpe, gekoppelt an fünf Erdsonden (Tiefe je 95 m) e zweischalige Glasfassade als Solarkollektor f Zuluftöffnung g Abluftöffnung für Warmluft im Sommer
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11 Double-layered rammed earth wall under construction 12 View from the old building into the circulation area with lift 13 Staircase inside the new building 14 Montage of the southern facade 15 Larchwood roof cladding 16 Longitudinal section with energy concept; winter (left)/summer (right) a Ventilation unit with heat recovery (capacity: 1425 m3/h) b Underfloor heating c ‘Cockle stove’ (concrete block with cast-in-concrete hot water pipes) d Geothermal heat pump, connected to 5 thermal probes (95 m deep) e Double glazed facade as solar collector f Supply air opening g Exhaust opening for hot air in the summer
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Ein wichtiges Ergebnis der Labortests betraf die Zusammensetzung der Lehmmischung: Um die Tragfähigkeit der Wände zu verbessern, ließen die Architekten dem Lehm geringe Mengen mineralischer Bindemittel beimengen. Bei der inneren Wandschale sind dies je zwei Prozent Kalk und Zement. Die stärker dem Wetter ausgesetzte Außenschale enthält zwischen 4 % und 6 % Zement, aber keinen Kalk. Beide Maßnahmen hatten eine frappierende Wirkung: Die Druckfestigkeit im trockenen Zustand stieg gegenüber einer reinen Lehmwand um den Faktor 2,5, diejenige im durchfeuchteten Zustand sogar auf das Achtfache. Eine Durchfeuchtung der Wand sollte in der Praxis jedoch ohnehin vermieden werden. Daher erhielt das Gebäude auf beiden Seiten weite Dachüberstände. Außerdem ruht der Lehmbau auf einem Sichtbetonsockel, um ihn vor Spritzwasser zu schützen. Klassische Problempunkte im Lehmbau sind darüber hinaus Wandöffnungen, die – vor allem, wenn sie relativ breit sind – zu Rissen aufgrund ungleichmäßiger Setzung führen können. Der Haupteingang des Museums ist daher komplett von einem Betonrahmen eingefasst. Dieser ist außen mit Betonsteinen verblendet, auf die – um sie farblich an die Wand ringsum anzupassen – eine dünne Lehmschlämme aufgebracht wurde. Die innere Wandschale ist in Abständen von etwa vier Metern durch dünne Fugen unterteilt, um Setzungsrisse zu vermeiden. Andere konstruktive Maßnahmen dienten dazu, Auflasten möglichst gleichmäßig und vertikal in die Außenwände einzuleiten. Die Geschossdecken liegen auf Betonbalken auf, die in die Innenschale der Wand integriert sind. Und auch die leichte Krümmung des Dachstuhls verfolgt den Zweck, die Last des Dachs möglichst senkrecht in den Lehmbau einzubringen. Gestaltungsfreiheit bringt Effizienzvorteile Die Komplett-Entkernung des alten Bürgermeisterhauses hatte den Vorteil, dass sich die Heiz- und Lüftungstechnik relativ unproblematisch ins Gebäude integrieren ließ. Von dem bereits erwähnten »Kachelofen« abgesehen, werden die Räume in Altund Neubau über Fußbodenheizungen beheizt. Zur Be- und Entlüftung ist im Spitzboden eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung untergebracht. Die Zuluft gelangt durch zwei zentrale Schächte in die einzelnen Ausstellungsebenen und strömt über das offene Treppenhaus wieder zum Lüftungsgerät zurück. Horizontale Lüftungskanäle, Doppelböden und abgehängte Decken waren daher im ganzen Haus nicht erforderlich. Für die notwendige Heizwärme sorgt eine Erdreich-Wärmepumpe im Untergeschoss, die an fünf je 95 Meter tiefe Erdsonden (drei unter dem Neubau, zwei unter dem Bürgersteig vor dem Altbau) angebunden ist. Mit seiner gut gedämmten Gebäudehülle und der effizienten Heiztechnik unterschreitet das Museum die gesetzlichen französischen Vorschriften deutlich: Der Primärenergiebedarf des Altbaus liegt rund 35 % und der des Neubaus sogar 50 % unter den geforderten Grenzwerten.
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Until just a few years ago, the ruins of the Maison Koeppel loomed out from the centre of Dehlingen, a village of 400 inhabitants in the northwest of the French Alsace region. In 2001, when a barn at the rear of the former mayor’s residence burnt down, some residents in the village wanted to demolish the ruins. Luckily these plans were prevented by the discovery of the remains of an ancient Roman country estate on the outskirts of Dehlingen, which has since been systematically excavated. The idea of showcasing the excavation findings in town gradually took hold among local politicians, although the findings would hardly have warranted a new museum. Therefore, the concept evolved for an ‘open museum’ as an exhibition space, as well as a publicly accessible workplace for archaeologists. Due to its size and central location, the Maison Koeppel was predestined to house the museum. The building, designed by nunc architects, is divided into two parts, which are separated by a large, glazed gap: the renovated old building on the street to the north and the new annex, which assumes the footprint of the former barn. On the southeastern corner of the new building is the main entrance with the ticketing area. The old, sandstone-framed entrance of the Maison Koeppel is thereby made a false front. Following the terrain, which falls to the south, the interior spaces are organised as a split-level. The main stairs and the lift occupy the central glazed gap which also links the two building parts
vertically. The exhibition route alternates between the old and the new building in a large upwards spiral from floor to floor. Outside the exhibition itself, the architects created a separate office space with half a dozen workstations. This high-ceilinged room is located on the upper floor of the old building, and supplied with glare-free daylight through the north-facing part of the roof. The attic floor directly under the roof ridge serves primarily as storage, archive and space for mechanical equipment. The reconstruction of the Maison Koeppel was preceded by a partial deconstruction: the remains of the outer walls were left standing, but the inner, timber-frame construction was removed, cleaned, repaired and reassembled. The intermediate floors – constructed from cross-laminated timber – are entirely new, as are the roof truss and the concrete core, dubbed by the architects ‘Karloffe’ (Alsatian for ‘cockle stove’) the main function of which is to modulate the room temperature. With its heating ducts encased in concrete walls, it transforms the principle of classical concrete core activation by rotating it 90° vertically. As a visible outer roof cladding of the entire building, the architects chose larchwood lathing which was mounted onto a metal framework. The structural system of the new building resembles that of the old house: solid, load-bearing exterior walls, as well as a load-bearing concrete core with intermediate floors constructed from crosslaminated timber. The eastern facade is a two-layer, rammed earth
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Gebäudeplanung mit Weitblick: Experimentalhäuser in Nyborg
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Referenzgebäude/ Reference building
Upcycle House
wartungsfreie Häuser/ Maintenance-free houses traditionell/ modern/ traditional modern
In a suburban residential neighbourhood in Nyborg, Denmark, the real estate company Realdania Byg − a subsidiary of the Danish Realdania Foundation − has built six prototypical houses that are intended to pave the way to a future in which energy-efficient building will become standard and other essential aspects of sustainable construction will also finally be addressed. Among other things, this includes the use of recycled materials, durable and maintenancefriendly construction techniques, as well as the consideration of user behaviour. Five of the six ‘Mini CO2 Houses’ are dedicated specifically to one aspect of energy efficiency. The sixth house combines – as a kind of marketable synthesis – many of the features proven successful in the other buildings. The budget for each house was limited to 1.7 million Danish crowns, which is approximately 230,000 euros. In order to check the effectiveness of the projects, Realdania Byg commissioned two life cycle assessments for each house – one for an observation period of 50 years and the other for a period 120 years. The six new-builds already meet the requirements for Denmark’s statutory Low-Energy Standard of 2015 – and this is without photovoltaic panels on the roofs, or any other state-of-the-art energy technology. The houses are heated with district heat generated in a nearby waste incineration plant.
The first house to be completed in the series is the smallest and one of the most unusual: Realdania Byg, in cooperation with the architectural practice Lendager, had been pondering for some time with the idea of constructing a house primarily from recycled materials. Their efforts resulted in the Upcycle House, the load-bearing structure of which includes two discarded shipping containers resting on second-hand steel screw piles, as well as recycled timber beams spanning between them. The use of concrete has been avoided throughout the entire building. The character of the main living room is determined mainly by the wall panelling made of OSB board, which was produced from scrap wood. The floor covering in the veranda is made of reused bricks and the veranda windows were salvaged from a school in Copenhagen. Two of the houses are dedicated to the theme ‘durability’ and ‘zero maintenance’ – and they could not be any more different from one another. Whereas Arkitema designed a timber-framed, long-house sheathed in glass shingles, the building designed by Leth & Gori is, at a first glance, extremely conventional. The aim, however, is the same for both: a life expectancy of 150 years, the first 50 of which should be repair and maintenance free. The supposedly ‘traditional’ house designed by Leth & Gori, in particular, is full of
Anpassungsfähiges Haus/ The Adaptable House Referenzgebäude/Reference building
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geänderte Raumaufteilung (OG) Change in floor plan layout (1st floor)
0 Umbau der Küche (EG) Changing the kitchen (ground floor)
Quotenhaus/ Quota house
Mini CO2Fertighaus/ System-built house
surprises: its interior wall surfaces are partly finished with an open pore plaster, but without a final coat of paint, and they partly consist of brickwork that has simply been left without any finish. The interior ceiling surfaces are clad with beech plywood. For the ‘modern’ maintenance-free house, Arkitema architects chose an insulated timber-frame construction, which is also clad with plywood on the inside and ventilated on the outside to dissipate moisture and increase durability. The house has been raised about half a metre off the ground for this purpose, and is accessible via a ramp. Protection from the weather is provided by an envelope made of small panes of laminated safety glass. In the Adaptive House, Henning Larsen Architects and GXN used two different strategies in the interior: multi-purpose rooms on the ground floor and mobile partition walls in the upper floor. Rather than one large, combined dining and living area on the ground floor, the house incorporates two equally-sized rooms facing south and west. The centrally-located kitchen can be opened up to either of these or shut off completely by closing the sliding panels. The only fixed elements on the first floor are the exterior walls and those enclosing the bathroom. The remaining space can be rearranged over and over again by moving full-height wall closets. Emissionen/Emissions [kg CO2 eq./m2a]
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[t CO2]
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[kg CO2]
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anpassungsfähiges Haus/ Adaptable House
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Erweiterung des Hauses Extension of the house
Strom/Electricity Heizung/Heating Referenzgebäude/Reference building Quotenhaus/Quota House
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CO2-Emissionen/CO2 emissions
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Betrieb/Operation
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4 Forschung und Praxis
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Bau und Instandsetzung/ Construction and maintenance
100 150 Zeit [Jahre]/Time [Years]
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Referenzgebäude (Lebensdauer 50 Jahre) Reference building (service life 50 years)
100 150 Zeit [Jahre]/Time [Years]
Wartungsfreies Haus (Lebensdauer 150 Jahre) Maintenance-free house (service life 150 years)
The most remarkable feature of Pluskontoret’s Quota House is the monthly energy budget that has been programmed into the building management system. Once the maximum level has been exceeded, all power-consuming apparatuses in the house switch off at once. In this case, an emergency button in the hall has to be pressed to reboot the system. The client and architects hope that this measure, combined with the possibility to closely monitor one’s own consumption behaviour via the building management system, will motivate residents to be modest energy consumers. In terms of figures, the measures taken are reflected in very different aspects of the life cycle assessment. In terms of embodied CO2 emissions, the Upcycle House takes the lead: during a 50-year period, the construction, maintenance and dismantlement of the building generate only 0.7 kilograms of CO2 per square metre and year – 86 % less than a conventional construction of similar size (fig. 18). The ecological advantages of the Zero Maintenance Houses do not come to fruition for many years (fig. 21). Furthermore, the very durable houses have a possible disadvantage regarding their life-time oper-
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ational energy: a comparable dwelling, constructed in 50 years’ time, will presumably be (far) more energy-efficient than the counterpart built according to today’s standards. Thus, extreme durability in buildings is always a gamble: decision-makers bank on the fact that future efficiency increases will be too slight to balance the advantages of a durable construction. The Adaptive House also compares less favourably in the life cycle assessment than the reference building simply because the assessment fails to take larger conversions into consideration. However, in the case of an extension, this house generates only half the emissions of a traditional building and, when it comes to alterations in the layout of the first floor, none whatsoever. Finally, in the case of the Quota House, the embodied CO2 emissions even exceed those of the reference building. However, savings in the operational energy are more than sufficient to counterbalance this shortcoming (fig. 20). The comparison clearly illustrates that – despite the significance of durability, recycling and adaptability – the energy consumption for space heating and electricity still needs to be considered, as it accounts for the bulk of the carbon footprint in an average new-build.
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17 Energiebilanz dänischer Wohnhäuser (Neubau) 18 CO2-Bilanz für Bau, Instandhaltung und Rückbau (50 Jahre) der untersuchten Häuser 19 CO2-Bilanz für Umbaumaßnahmen im anpassungsfähigen Haus 20 CO2-Bilanz der Betriebsenergie im Quotenhaus 21 Vergleich der CO2-Emissionen der wartungsfreien Häuser und des Referenzgebäudes 22 Gestapelte Wasserkanister im Upcycle House 23 Küche des Upcycle House 17 Energy balance of Danish single-family houses 18 CO2 balance of construction, maintenance and demolition (over 50 years) of the six houses 19 CO2 balance of alterations in the Adaptive House 20 CO2 balance of heating and electricity in the Quota House 21 Comparison of CO2 emissions of the Maintenancefree Houses and the reference building 22 Stacked water cans in the Upcycle House 23 Kitchen block of the Upcycle House Experimentalhäuser in Nyborg/ Experimental houses in Nyborg Bauherr (alle Häuser)/Client (all houses): Realdania Byg A/S, DK-Odense Standort/Location: Steensager 2–12, DK-Nyborg Upcycle House Architekten/Architects: Lendager Arkitekter, DK-Valby Ingenieurbüro/Engineers: MOE Rådgivende Ingeniører, DK-Kopenhagen Wartungsfreies Haus (traditionell)/ Maintenance-free House (traditional) Architekten/Architects: Leth & Gori, DK-Kopenhagen Ingenieurbüro/Engineers: Buro Happold ApS, DK-Kopenhagen Wartungsfreies Haus (modern)/ Maintenance-free House (modern) Architekten/Architects: Arkitema, DK-Aarhus Ingenieurbüro/Engineers: Sloth Møller, DK-Sønderborg Anpassbares Haus/Adaptive House Architekten/Architects: Henning Larsen Architects, DK-Kopenhagen GXN, DK-Kopenhagen Ingenieurbüro/Engineers: Anders Christensen ApS, DK-Holte Quotenhaus/Quota House Architekten/Architects: Pluskontoret A/S, DK-Aarhus Ingenieurbüro/Engineers: MOE Rådgivende Ingeniører, DK-Kopenhagen »Mini-CO2«-Systemhaus/System-built House Architekten/Architects: Luplau & Poulsen, DK-Aarhus Bauunternehmen/Contractor: Benée Huse, A/S, DK-Tilst
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Produkte und Baustoffe
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Beleuchtungstechnik
Licht einfach steuern
Sparsam dank LED und Steuerintelligenz
Schlankheitskur für Büroleuchten
Intuitive Bedienbarkeit, eine offen gestaltbare Installationstechnik und eine ebenso offene Softwarearchitektur sind laut Zumtobel die Vorzüge des Lichtmanagementsystems Litecom. Das System ist nicht mehr auf bestimmte Bussysteme festgelegt, sondern bietet ein baukastenartiges Automationsmodul zur Integration unterschiedlicher Feldbusarchitekturen. Als Interface-Sprache für die grafische Benutzeroberfläche kommt ausschließlich HTML5 zum Einsatz, sodass die Ansteuerung über beliebige Laptops, Tablets oder geeignete Smartphones möglich ist. Die Software ist in Java geschrieben und läuft daher auf Windows-Betriebssystemen ebenso wie unter Linux. Zur individuellen Konfigurierung der Lichtsteuerung nutzt Litecom Plug-ins, die konstruiert sind wie eine App. Künftige Automatisierungsdienste lassen sich über drei APIProgrammierschnittstellen ebenfalls als Plug-in einfügen.
Ein Zeichen setzen will der Kölner Energieversorger RheinEnergie mit seinem neuen, 55 000 m2 großen Verwaltungssitz (Entwurf: sinning architekten, Darmstadt): Das Gebäude soll rund 80−90 % weniger Energie verbrauchen als der Vorgängerbau. Bei der Beleuchtung setzte der Bauherr auf die Stehleuchte Level CLD LED von Regent, die in unterschiedlichen Varianten im Callcenter, in Thinktanks und Einzelbüros zum Einsatz kam. Sie verfügt über einen direkt/indirekt abstrahlenden, um 360 Grad drehbaren Leuchtenkopf und einen integrierten Licht- und Bewegungssensor. Außerdem können die Leuchten über das System Alone at Work drahtlos miteinander kommunizieren. Sie soll vor allem bei spätabendlicher »Alleinarbeit« im Büro für ein geringeres Isolationsgefühl sorgen, da nicht nur die Leuchte direkt am Arbeitsplatz, sondern auch die Nachbarleuchten automatisch eingeschaltet werden.
Nur 14 Millimeter hoch und im ausgeschalteten Zustand halbtransparent ist die Pendelleuchte Lateralo Plus LED, die Hartmut S. Engel für das Trilux-Tochterunternehmen RSL Lichttechnik entworfen hat. In den Rahmen integrierte LEDs speisen ihr Licht seitlich in die Diffusoren aus Kunststoff ein, die sie mithilfe aufgedruckter Punktraster je zur Hälfte in Richtung Arbeitsplatz sowie zur Decke hin lenken. Um die charakteristische, direkt/indirekte und flächige Abstrahlung zu erreichen, legte Hartmut S. Engel für Lateralo Plus LED zwei dieser Spezial-Optiken (Light Guide System) übereinander. Mit ihrer breiten Abstrahlcharakteristik und mit Lichtströmen von 6000 bis 9000 Lumen eignet sich die Pendelleuchte auch zur Ausleuchtung von Doppel-Arbeitsplätzen. Die Lichtausbeute beträgt 100 Lumen pro Watt (lm/W). Lateralo Plus LED ist in zwei Größen (1176 bzw. 1455 mm lang bei je 340 mm Breite) erhältlich.
Zumtobel Lighting GmbH Schweizer Straße 30 A-6851 Dornbirn Tel.: +43 5572 390-0 Fax: +43 5572 22826 E-Mail: info@zumtobel.info www.zumtobel.com
Regent Beleuchtungskörper AG Dornacherstraße 390 CH-4018 Basel Tel.: +41 61 3355111 Fax: +41 61 3355201 E-Mail: info.bs@regent.ch www.regent.ch
RSL Lichttechnik GmbH & Co KG Tannenweg 1-3 D-53757 Sankt Augustin Tel.: +49 2241 861 0 E-Mail: info@rsl.de www.rsl.de
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Produkte und Baustoffe
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Heizung, Lüftung, Sanitär
Dezentral mit Wärmerückgewinnung
Lüftungskanäle aus Dämmstoff
Wärmerückgewinnung aus der Dusche
Mit e2 und dem neuen ego bietet Lunos zwei dezentrale Raumlüfter mit Wärmerückgewinnung an, die sich durch ihre unterschiedliche Funktionsweise ergänzen. Die e2-Lüfter werden vorzugsweise in den Wohnräumen eingesetzt; dabei funktionieren immer zwei Geräte im paarweisen Betrieb. Ein Speicherelement je Lüfter lädt sich ähnlich einem Akku mit Wärmeenergie in einem reversierenden Betrieb auf und gibt die Wärme an die zugeführte Außenluft wieder ab. Die Funktionsräume wie Bäder und Küchen können vom ego be- und entlüftet werden. Ein paarweiser Betrieb ist hier nicht notwendig, da das Gerät eine gleichzeitige Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung ermöglicht. Zudem kann das System in einen Abluftmodus geschaltet werden, in dem ein sehr hoher Volumenstrom von 45 m3/h abgefördert wird, um schnell frische Luft in einen Raum nachströmen zu lassen.
Der Messtechnik- und Automatisierungsspezialist iba AG errichtet in Fürth ein neues Firmengebäude im Passivhausstandard. Während das Erdgeschoss des Holzbaus neuen Raum für Fertigung und Lager enthalten soll, entstehen in den Obergeschossen der vier Gebäuderiegel Büro- und Konferenzräume. Für die Lüftungskanäle in den Obergeschossen wählten die Fachplaner woydera & trommen die Mineralwoll-Verbundplatte Ursa Air. Die Platten bestehen aus einem Mineralwollkern, einer antibakteriellen Innenoberfläche sowie einer äußeren, faserverstärkten Aluminiumschicht, die für Luft- und Dampfdichtheit sorgt. Darüber hinaus erfüllt Ursa Air die Anforderungen an den Schall-, Brand- und Wärmeschutz von Luftkanälen. Der Verbundwerkstoff ist laut Ursa leichter als herkömmliche, nachträglich gedämmte Kanäle aus Blech, einfach zu verarbeiten und ermöglicht flexible Leitungsgeometrien.
Je besser gedämmt unsere Häuser sind, desto bedeutsamer werden – relativ betrachtet – die Wärmeverluste über das Abwasser. Dieses »Loch in der Dämmung« will nun das Schweizer Start-upUnternehmen Joulia SA mit dem gleichnamigen Duschtassensystem stopfen. Die Idee dahinter: Bevor das Frischwasser zur Mischbatterie der Dusche gelangt, durchströmt es den Boden der Dusche und wird dort durch das warme Abwasser auf rund 25 °C vorerwärmt. Laut Hersteller lassen sich auf diese Weise in einem Vierpersonenhaushalt bis zu 1000 kWh Wärmeenergie pro Jahr einsparen. Die Joulia-Wanne ist nur acht Zentimeter stark und eignet sich damit für Neubauten ebenso wie für Badrenovierungen. Joulia ersetzt dabei die herkömmliche Duschtasse komplett. Das Produkt funktioniert allein mit dem Druck des Frischwassers aus der Leitung und benötigt weder Strom noch einen separaten Warmwasserspeicher.
LUNOS Lüftungstechnik GmbH Wilhelmstr. 31−34 D-13593 Berlin Tel.: +49 30 362001-0 Fax: +49 30 362001-89 E-Mail: info@lunos.de www.lunos.de
Ursa Deutschland GmbH Carl-Friedrich-Benz-Straße 46–48 D-04509 Delitzsch Tel.: +49 341 5211-100 Fax: +49 341/5211-109 E-Mail: info@ursa.de www.ursa.de
Joulia SA Zentralstraße 115 CH-2500 Biel-Bienne 7 Tel.: +41 32 3666422 E-Mail: info@joulia.com www.joulia.com
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Herstellernachweis/Fotonachweis
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Seite 22 / Page 22 Studierendenzentrum in London Students’ centre in London 1 Sheffield Street GB-London WC2A 2AP
Seite 30 / Page 30 Bürogebäude in Woking Office building in Woking Rufford House, Brewery Road GB-Woking GI21 4LL
Seite 38 / Page 38 Archäologiemuseum in Dehlingen Archeology museum in Dehlingen 5 rue de l‘Église F-67430 Dehlingen
• Bauherr / Client: London School of Economics and Political Science, Estates Division, London • Architekten / Architects: O’Donnell +Tuomey Architects, Dublin • Tragwerksplanung / Structural engineers: Dewhurst Macfarlane and Partners, London Horganlynch Consulting Engineers, Dublin • Haustechnik- und Umweltingenieure / Services and environmental engineers: BDSP Partnership, London • Sicherheit, Brandschutz, Akustik, Logistikplanung / Security, fire protection, acoustics, transport & logistics: Arup, London • Gastronomieplanung / Catering: Tricon Foodservice Consultants, Barking • Projektmanagement / Project manager: Turner & Townsend, London • Kostenplanung / Quantity surveyor: Northcroft, London • Gebäudeautomation / Building control consultant: Carillion plc., Croydon
• Bauherr / Client: WWF UK, Woking • Architekten / Architects: Hopkins Architects, London • Tragwerksplanung / Structural engineers: Expedition Engineering, London • Energiekonzept und Haustechnik / Environmental design consultants: Atelier Ten, Glasgow • Ökobilanzierung / Life cycle analysis: Sturgis Carbon Profiling, London • Landschaftsarchitektur / Landscape architects: Grant Associates, Bath • Projektsteuerung / Project management: JEB Project Management Services & Doherty Baines, London • Ausstellungsarchitektur (The WWF Experience) / Exhibition design (The WWF Experience): Jason Bruges Studio, London
• Bauherr / Client: Communauté des Communes d’Alsace Bossue, Drulingen • Architektur / Architects: nunc architectes, Eckbolsheim • Szenografie und Ausstellungsplanung / Scenography and exhibition design: nunc architectes, St. Brieuc • Tragwerksplanung / Structural engineers: S.I.B. Études, Sarrebourg (Beton / Concrete); BWG Études Structures, Sausheim (Holzbau / Timber construction) Ali Mesbah/ENTPE, Vaulx-en-Velin (Stampflehm / Rammed earth) • TGA-Planung / Building services engineers: Rublé, Nicli et associés, Saverne • Kostenplanung / Quantity surveyors: Les Économistes, Lipsheim • Grafiken / Graphics: Jimmy Cuquel, Strasbourg
• Bauunternehmen / Main contractor: Geoffrey Osborne Ltd., Reigate • Ziegel / Bricks: Coleford Brick & Tile Ltd., Cinderford • Maurerarbeiten / Bricklayers: SWIFT Brickwork Contractors, Chelmsford • Holzfenster / Timber windows: GEM Group, Longford • Aluminiumfenster / Aluminium windows: Schüco, Westcliff-on-Sea • Betonarbeiten / Concrete works: Foundation Developments Ltd., Wallington • Dacheindeckung / Roofing: Rheinzink UK, Frimley
• Bauunternehmen / General contractor: Willmott Dixon Construction, Letchworth Garden City • Betonarbeiten / Concrete works: Lafarge, London • Pfosten-Riegel-Fassaden / Curtain walling: Kawneer UK, Runcorn • Aluminiumdach / Aluminium roof: Rigidal, Worcester • Lüftungskamine / Wind cowls: Vision Ventilation, Waterlooville • Stahlbau / Architectural steel work: Bailey Fabrication Ltd., Gosport • Photovoltaik / Photovoltaics: SunPower, Solihull • Wärmepumpen / Heat pumps: Groenholland, Havant • Möblierung / Furniture: Kinnarps UK, London • Bodenbeläge / Flooring: InterfaceFLOR, Halifax Strata Tiles, Guildford Nora, Rugby
• Erdarbeiten / Earth works: Georges Rauscher, Adamswiller • Stampflehmwände / Rammed earth walls: Carrière Karcher, Drulingen (Lieferant / Earth supply) Caracol, Grenoble (Ausführung / Execution) • Zimmerei / Carpentry: Charpente Kleinclaus, Dauendorf • Metallarbeiten / Metal works: C. M. Huss, Durrenbach • Dachdecker / Roofing: CCM, Voellerdingen • Heizung, Lüftung / Heating and ventilation: Joseph Taesch, Sarre-Union • Trockenbau / Drywall construction: S.E.P.P.I.C., La Walck • Bohrung für Erdsonden / Drilling for ground probes: Forage et Paysage de l’Est, Bitche • Elektroinstallationen, Beleuchtung / Electrical installations, lighting: Sovec Nord Alsace, Bouxwiller
Fotonachweis Fotos, zu denen kein Fotograf genannt ist, sind Architektenaufnahmen, Werkfotos oder stammen aus dem Archiv DETAIL. Seite 6, 18, 23, 24, 27, 28, 47, 48 unten, 50, 52 rechts, 63, 82: Jakob Schoof, München Seite 7 oben, 8, 9: Jason Flakes, Annandale Seite 7 unten: Università degli Studi Roma Tre, Rom Seite 10: Michael Heinrich, München Seite 11: Tord-Rikard Söderström, Stockholm Seite 12: Hufton + Crow, London
Seite 16: Thomas Ott, Mühltal Seite 17 oben: Sascha Kietzsch, München Seite 19 links: Michael Egloff, Zürich Seite 19 rechts: Martin Stollenwerk, Zürich Seite 21: Bernadette Grimmenstein/IBA Hamburg GmbH Seite 25, 26: Dennis Gilbert/VIEW
Seite 30−36: Morley von Sternberg, London Seite 38−41, 42 links, 45: Luc Boegly, Paris Seite 42 oben, 43: Yvon Meyer Seite 46, 48 oben: Hagen Stier, Hamburg Seite 51, 52 links: Meike Hansen/Archimage, Hamburg Seite 53−61: Jesper Ray, Birkerød
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Fotonachweis/Impressum
∂Green Zeitschrift für alle Aspekte des nachhaltigen Planens und Bauens Ausgabe 2/2014 Verlag: Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG, Hackerbrücke 6, 80335 München Tel. (089) 38 16 20-0, Fax (089) 38 16 20-66 Internet: http:// www.detail.de Postanschrift: Postfach 20 10 54, 80010 München
Seite 46 / Page 46 Schulzentrum in Hamburg Education complex in Hamburg Krieterstraße 2 D–21 209 Hamburg • Bauherr / Client: GMH Gebäudemanagement Hamburg GmbH, Hamburg • Architekten / Architects: bof architekten, Hamburg • Ausschreibung und Bauleitung / Tender and site supervision: bof architekten Hamburg DGI Bauwerk GmbH, Hamburg • Tragwerksplanung / Structural engineer: Schumacher + Gerber, Hamburg • TGA-Planung / M&E engineering: EGS-plan GmbH, Stuttgart Ridder & Prigge, Hamburg • Landschaftsarchitekten / Landscape architects: Breimann & Bruun, Hamburg • Lichtplanung Sonderbereiche / Lighting design: Peter Amdres, Hamburg • Brandschutzgutachten (Gebäude) / Fire protection consultants (building): WTM Engineers, Hamburg • Brandschutzgutachten (Holzfassade) / Fire protection consultants (timber facade): I. Kotthoff, Leipzig • Rohbau / Concrete works & masonry: Riedel Bau, Schweinfurt • Holzelementfassade / Timber element facade: Zimmerei Sieveke, Lohne • Trockenbau und Innenausbau / Drywall construction and interior fit-out: TM Ausbau GmbH, Puchheim • Metalldächer / Metal roofing: Kalzip GmbH, Koblenz • Linoleum / Linoleum flooring: DLW Armstrong GmbH, Bietigheim-Bissingen • Metalltüren / Metal doors: Forster AG, Arbon • Fenster / Windows: KOWA Holzbearbeitung GmbH, Goldenstedt
Persönlich haftende Gesellschafterin: Institut für internationale Architektur-Dokumentation Verwaltungs-GmbH, München, eine 100 %-ige Tochter der ATEC Business Information GmbH. Kommanditistin (100 %): ATEC Business Information GmbH, München. Verlagsleitung: Meike Weber Redaktion DETAIL: (Anschrift wie Verlag, Telefon Durchwahl -57, E-Mail: redaktion@detail.de): Christian Schittich (Chefredakteur, V. i. S. d. P.), Sabine Drey, Andreas Gabriel, Frank Kaltenbach, Julia Liese, Michaela Linder, Thomas Madlener, Peter Popp (Online), Maria Remter, Jakob Schoof, Edith Walter, Heide Wessely Marion Griese, Emese M. Köszegi, Simon Kramer, Dejanira Ornelas Bitterer Englische Übersetzung Feargal Doyle, Sharon Heidenreich, Sean McLaughlin, Lance Phipps Lektorat Marion Linssen (deutsch), Anna Roos (englisch)
Anzeigen: Martina Langnickel (Leitung, V. i. S. d. P.), DW -48 Claudia Wach, DW -24 (Anschrift wie Verlag) Tel. (089) 38 16 20-0 ∂Green erscheint 2≈ jährlich im Mai und November. Bezugspreise: DETAILGreen im Abonnement 2 Hefte (Mai + November) Inland: 29,– € Ausland: 29,– €/CHF 50,–/£ 20,– /US$ 38,40 DETAIL Green Einzelheft: 14,50 €/ CHF 25,–/£ 10,–/US$ 19,50 DETAIL inkl. DETAIL Green Abonnement 12 Hefte inkl. 2 Hefte DETAILKonzept, inkl. 2 Sonderhefte DETAIL Green: Inland: 169,– € Ausland: 169,– € /CHF 246,80/£ 112,– /US$ 220,– Für Studierende: Inland: 89,– € Ausland: 89,– €/CHF 135,80/ £ 63,–/US$ 116,– Ausland zzgl. MwSt., falls zutreffend Alle Preise verstehen sich zuzüglich Versandkosten. Abonnements sind 6 Wochen vor Ablauf kündbar. Konto für Abonnementzahlungen: Deutsche Bank München BLZ 700 700 10 · Konto 193 180 700 IBAN: DE24 7007 0010 0193 1807 00 SWIFT: DEUTDEMM Alle Rechte vorbehalten. Für unverlangte Manuskripte und Fotos wird nicht gehaftet. Nachdruck nur mit Genehmigung. Für Vollständigkeit und Richtigkeit aller Beiträge wird keine Gewähr übernommen. Repro: Repro Ludwig Schillerstraße 10 A-5700 Zell am See
Redaktion DETAIL transfer: Meike Weber (V. i. S. d. P.), Tim Westphal (Leitung), Patricia Beck, Zorica Funk, Thomas Greiser, Katja Pfeiffer, Katja Reich, Hildegard Wänger, Kathrin Wiblishauser (Anschrift wie Verlag) Tel. (089) 38 16 20-0
Druck: W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. KG Augsburger Straße 722 70329 Stuttgart
Herstellung/DTP: Peter Gensmantel (Leitung), Cornelia Kohn, Andrea Linke, Roswitha Siegler, Simone Soesters
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Bürogebäude in Woking Office building in Woking Arche mit Stadtanschluss Eco-Tech revisited
Oliver Lowenstein, Jakob Schoof
Von den vier Hauptvertretern der britischen Hightech-Architektur der 90er-Jahre ist das Büro von Michael Hopkins nach Ansicht vieler Beobachter dasjenige, dessen Architektur sich am stärksten gewandelt hat. Das wiederum hat viel mit einem Material zu tun, mit dem Hopkins Architects in den vergangenen zehn Jahren immer häufiger arbeiten: dem Holz. Mit dem »Living Planet Centre« des britischen World Wildlife Fund (WWF) in Woking südwestlich von London setzt das Büro seine Reihe von HolzHybridbauten der letzten Jahre fort, die höchste konstruktive Eleganz mit ökologischem Anspruch verbinden. Zur »Ahnenreihe« des neuen WWF-Verwaltungssitzes zählen unter anderem die Kroon Hall der Yale University in den USA, die 2009 mit dem Platin-Standard im amerikanischen Zertifizierungssystem LEED ausgezeichnet wurde, sowie das Londoner Velodrom, das zum ökologischen und ingenieurtechnischen Vorzeigeprojekt der Olympischen Spiele 2012 avancierte.
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Der 92 Meter lange und 13 Millionen britische Pfund teure Neubau am Rande des Stadtzentrums von Woking ist eines der ersten Bürogebäude, die das Label »Outstanding« (und damit die höchste erreichbare Bewertung) im britischen BREEAM-Zertifizierungssystem erhielten. Sein Energieverbrauch unterschreitet den eines durchschnittlichen, gleich großen Neubaus um etwas mehr als die Hälfte. Und auch in vielen anderen Punkten − von der Verwendung nachwachsender Rohstoffe über die effiziente Flächennutzung bis zur Begrünung der Freianlagen − illustriert das »Living Planet Centre« beispielhaft die Agenda, die der WWF bei der Gestaltung der gebauten Umwelt verfolgt. Der Bauplatz für das neue Bürogebäude diente bis dato als Parkplatz und sollte dies auch weiterhin tun, weshalb Hopkins Architects ihr Gebäude mittels einer Betonplattform auf Stützen um eine Etage über das bestehende Straßenniveau anhoben. Im Norden flankiert eine Straße den Neubau; dahinter schließt sich
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3 Nachhaltige Architektur
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Bauherr/Client: WWF UK, Woking Architekten/Architects: Hopkins Architects, London Tragwerksingenieure/Structural engineers: Expedition Engineering, London Energiekonzept und Haustechnik/Environmental design consultants: Atelier Ten, Glasgow Ökobilanzierung/Life cycle assessment: Sturgis Carbon Profiling, London Landschaftsarchitektur/Landscape architects: Grant Associates, Bath Bauunternehmen/General contractor: Willmott Dixon Construction, Letchworth Garden City 2
erprobter Lösungen, einschließlich rein passiver Maßnahmen. Durch Oberlichter, die Glasfassaden an den Gebäudelängsseiten sowie die verglasten Stirnseiten fällt reichlich Tageslicht in das Gebäude. Der Tageslichtquotient beträgt auf 90 % der Nutzfläche mehr als 4 %. Verglichen damit, nehmen sich die Anforderungen etwa des deutschen DGNB-Systems regelrecht bescheiden aus: Dort erhalten Gebäude schon dann die volle Punktzahl, wenn die Hälfte der Nutzfläche mindestens über einen Tageslichtquotienten von 2 % verfügt. Die stirnseitigen Glasfassaden werden von außen liegenden Holzlamellen vor der hoch stehenden Sommersonne und damit vor Überhitzung geschützt; an den Längsseiten spenden Dachüberstände Schatten. Mit Ausnahme der heißen und kalten Jahreszeit werden die Büroflächen natürlich be- und entlüftet. Dabei dienen sechs je 60 bis 90 Meter lange Erdkanäle − Betonröhren mit 0,9 Meter Durchmesser, die einen Meter unter dem Parkplatz
ein Waldstück an. Im Südosten fließt der Basingstoke Canal vorbei, an dessen anderem Ufer das Stadtzentrum von Woking mit seinen schmucklosen Nachkriegs-Betonbauten beginnt. Die weitläufigen Büroflächen unter dem großen und recht flachen Bogendach bilden den größtmöglichen Kontrast zu den kleinteiligen Räumen, die der WWF zuvor im nahe gelegenen Godalming genutzt hatte. Inspiration für die Innenraumgestaltung holte sich der Bauherr direkt im Londoner Büro von Hopkins Architects: Dort wie hier hält ein frei in den Raum gestelltes Mezzaningeschoss weitere Arbeitsplätze bereit, ohne die großzügige Raumwirkung zu zerstören. Weniger ist mehr − auch beim Gebäudevolumen In einem Punkt gleicht die Herangehensweise des WWF derjenigen gewinnorientierter Unternehmen: Effizienzdenken stand am Anfang aller Planungen, zumal sich in diesem Punkt am ehesten »Win-win-Lösungen« in ökonomischer und ökologischer Hinsicht schaffen lassen. Schon früh in der Planung fanden die Ökobilanzspezialisten Sturgis Carbon Profiling heraus, dass in den alten Büros in Godalming immer nur 40 bis 60 % aller Mitarbeiter gleichzeitig am Arbeitsplatz waren − der Rest arbeitete von zu Hause aus oder war für Projekte in aller Welt unterwegs. Konsequenterweise entschied sich der Bauherr bei dem Neubau daher für eine »Hot Desking«-Lösung ohne fest zugewiesene Arbeitsplätze. Von den 350 Mitarbeitern können im Regelfall bis zu 230 gleichzeitig im Gebäude arbeiten. Weitere 30 Arbeitsplätze werden fremdvermietet. Zählt man auch die informellen Plätze in Pausenzonen und Besprechungsbereichen hinzu, kommt das Gebäude auf eine Gesamtkapazität von etwa 300 Personen. Diese Verkleinerung des Gebäudes um rund ein Drittel (oder, bezogen auf die Gebäudegröße, rund 1000 Quadratmeter) gegenüber einem traditionellen Neubau reduziert auch die Aufwendungen für graue Energie und Betriebsenergie erheblich. Damit das nonterritoriale Büro funktioniert, entwickelte der WWF gemeinsam mit einem IT-Unternehmen ein auf WLAN basierendes Datennetzwerk für das Haus. Die einzelnen Mitarbeiter arbeiten ausschließlich mit Laptops oder Smartphones überall dort, wo gerade Platz ist. Zwei weitere Eckpunkte im Ökologiekonzept für den Neubau sind die graue Energie und die Betriebsenergie. Statt auf aufsehenerregende neue Technologien setzten die Energieplaner von Atelier Ten dabei auf die wohldurchdachte Kombination
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Südwestansicht des Gebäudes; darunter der schon zuvor bestehende Parkplatz Lageplan Maßstab 1:5000 Pausenzone am Südwestende des Gebäudes
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Southwest view of the building with car park underneath Site plan Scale 1:5000 Breakout area at the southwestern end of the building
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