DETAIL 3/2015 - Industriebau / Industrial Building

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‡ Verknüpfung von Forschung, Entwicklung, Produktion ‡ Industriearchitektur als Wettbewerbsfaktor ‡ Arbeitsplatzqualität und Raum für Kommunikation

Industriebau · Industrial Building · Architecture industrielle · Serie 2015 · 3 Zeitschrift für Architektur + Konzept · Review of Architecture · Revue d’Architecture

Konzept


JETZT EINREICHEN! Das Architekturfachmagazin DETAIL lobt ab Februar 2015 den DETAIL Produktpreis 2015 aus, der innovative Bauprodukte, -systeme und - materialien prämiert. Es können Produkte aus folgenden Kategorien eingereicht werden: . Stucture: . Inside:

Konstruktion, Außenanlagen, HKL, TGA, Bauphysik

. Green: . Research:

Nachhaltigkeit und Energeeffizinz der Produkte und Systeme

Innenausbau, Bäder, Sanitär, Beleuchtung Innovative Produkte und Materialien mit Forschungshintergrund, Markteinführung muss stattgefunden haben

Mehr erfahren Sie unter: www.detail.de/produktpreis Auslobung: 15.02.2015 – 14.04.2015 Teilnahmegebühr: 995,- € (für das erste Produkt), 270,- € (für jedes weitere), max. 3 Produkte.

Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG, Hackerbrücke 6, 80335 München, Germany


Diskussion • discussion 152 Editorial 154 »Uns geht es nicht um Corporate Identity, sondern um Qualität« – ein Gespräch mit Frank Barkow und Regine Leibinger Frank Kaltenbach

Berichte • reports 164 Erweiterung der University of Greenwich – Werkstattcharakter mit Beton, Glas, Metall Mark Julius Garcia, Jakob Schoof 166 Bücher, Ausstellungen, Online

Typologie • typology 172 Industriebau zwischen »Smart Factory« und »Urban Future Industries« Frank Kaltenbach 173 Produktionswerk für Hydraulikkomponenten in Kaufbeuren Barkow Leibinger, Berlin 176 Produktions- und Lagerhalle für Holzwaren in Böhen Harald Schädler, Memmingen 178 Entwicklungsgebäude für Geräte der Pharmaindustrie in Takatsuki Takashi Yamaguchi & Associates, Osaka 180 Weingut in Saint-Emilion Christian de Portzamparc, Paris 183 Hauptsitz eines Herstellers von Verpackungsmaschinen in Mex Richter Dahl Rocha & Associés architectes, Lausanne 186 Forschungs- und Produktionsgebäude für Überwachungsgeräte in Bubikon E2A Architekten, Zürich 188 Produktionsgebäude für Vorhangsysteme bei Udine GEZA Gri e Zucchi Architetti Associati, Udine 190 Entwicklungs- und Produktionsgebäude für Antriebssysteme in Igersheim Henn, München

Prozess • process 196 MacLaren-Produktionsgebäude in Woking Foster + Partners, London 210 Ricola Kräuterzentrum in Laufen Herzog & de Meuron, Basel

Produkte • products 224 ISH-Special 2015 – Healthcare, Bad, Wellness 236 ISH-Special 2015 – Heizung, Klima, Lüftung 242 Beleuchtung 250 Erschließung – Türe, Tore, Eingänge 260 Objekt + Produkt 264 DETAIL research 266 Architektur im Dialog 269 Serviceteil 278 Büroporträts 279 Projektbeteiligte /Hersteller /Ausführende Firmen 283 Inhalt Produktinformation /Anzeigenverzeichnis 284 Vorschau 285 Impressum, Abbildungsnachweis


∂ Zeitschrift für Architektur Review of Architecture 55. Serie 2015 • 3 Industriebau ISSN 0011-9571 B 2772 Redaktion: E-Mail: redaktion@detail.de Telefon (0 89) 38 16 20-84 Christian Schittich (Chefredakteur) Sabine Drey, Andreas Gabriel, Frank Kaltenbach, Julia Liese, Thomas Madlener, Emilia Margaretha, Peter Popp, Maria Remter, Edith Walter, Heide Wessely; Freie Mitarbeit: Florian Köhler, Roland Pawlitschko

Marion Griese, Emese M. Köszegi, Simon Kramer, Dejanira Ornelas Bitterer (Zeichnungen) Redaktion Produktinformation: produkte@detail.de Tim Westphal, Katja Reich, Hildegard Wänger Übersetzungen englisch: Peter Green, Elise Feiersinger

Editorial

Industriebau Flexibilität sowie die Vernetzung von Forschung, Entwicklung und Herstellung werden neben dem Corporate Design und den funktionalen Aspekten bei der Planung von Industriebauten immer bedeutender. Deren Bandbreite reicht von der Fertigungshalle für Automobile über eine Entwicklungseinrichtung für medizintechnische Geräte bis hin zum modernen Weingut. Darüberhinaus decken die konstruktiven Materialien der in diesem Heft gezeigten Beispiele das gesamte Spektrum von Stahl und Beton über Holz bis zu dem in unseren Breiten eher exotischen Baustoff Lehm ab. Das Ricola Kräuterzentrum in der Nähe von Basel will mit diesem Material Erdverbundenheit und Umweltbewusstsein zeigen, während das McLaren-Produktionsgebäude bei London mit seinem durch Keramikfliesen geprägten Raum eher einem Labor als einem klassischen industriellen Automobilwerk ähnelt und damit exakt die aufwändigen Produktionsweisen des Sportwagenherstellers widerspiegelt. The projects in this issue range from a hall for manufacturing cars to a works for pharmaceutical technology and a modern vineyard facility. The entire range of structural materials is used in the examples shown, including one that may be regarded as exotic in many parts of the world, namely earth. In this way, the Ricola herbal centre near Basle seeks to demonstrate its closeness to the site and its environmental awareness. The McLaren Production Centre near London, on the other hand, with a working space ­distinguished by the use of ceramic tiles, has more in common with a laboratory than a classical automobile works, reflecting the elaborate production methods of this sportscar manufacturer.

Verlag und Redaktion: Institut für internationale ArchitekturDokumentation GmbH & Co. KG Hackerbrücke 6 80335 München

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Diskussion  discussion


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»Uns geht es nicht um Corporate Identity, sondern um Qualität« – ein Gespräch mit Frank Barkow und Regine Leibinger “We’re not concerned with corporate identity, but with quality” – a discussion with Frank Barkow and Regine Leibinger

www.detail.de Barkow Leibinger gehören zu den wenigen Architekturbüros, die ihre internationale Bekanntheit zu einem Großteil Gebäuden für die Industrie verdanken. Das Tätigkeitsspektrum von Frank Barkow und Regine Leibinger und ihren momentan etwa 50 Mitarbeitern erstreckt sich von experimentellen Materialstudien für Ausstellungen wie die Architekturbiennale in Venedig bis hin zum »Soft Masterplanning« bei der Entwicklung von Stadtquartieren. DETAIL: In jüngster Zeit haben Sie mit Hochhäusern auf sich aufmerksam gemacht. Der Estrel-Tower soll das höchste Gebäude Berlins werden. Haben Sie keine Lust mehr auf Industriegebäude? Frank Barkow (lacht): Der Eindruck täuscht. In den letzten zwei Jahren haben wir für ­HAWE unser bisher größtes Produktionswerk und mehrere ebenfalls interessante ­Industriehallen für Trumpf gebaut. Aber ­natürlich weckt der Wettbewerbsgewinn für das höchste Haus Berlins mehr Medien­ interesse als die Eröffnung einer Fabrik auf dem Land. Selbst der kleine »Fellows ­Pavilion« für die Stipendiaten der American Academy in Berlin wird wahrscheinlich ­international mehr ­Beachtung finden als die vier riesigen Produktionshallen in Kaufbeuren, an denen täglich tausende Autofahrer vorbeifahren. Heißt das, Industriebau ist undankbar für die Architektenkarriere? Frank Barkow: In gewisser Weise kann man das bestätigen. Seit der Biosphäre in Potsdam 1999 haben wir in Berlin bis zum »Tour Total« 2012 keinen Auftrag mehr bekommen. Erst jetzt bauen wir wieder in der eigenen Stadt, und das gleich an mehreren Stellen. Welche Projekte haben Sie denn in Berlin? Frank Barkow: Den Gartenpavillon für die American Academy haben wir 2013, ein Loftgebäude fürs Kreativgewerbe am Moritzplatz im Frühjahr 2014 fertig gestellt. Zwei Bürogebäude am Hauptbahnhof sind im Rohbau und das Estrel-Kongresszentrum in Neukölln mit dem 175 m hohen Hotelturm ist in Planung.

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Was reizt Sie an Hochhäusern besonders? Frank Barkow: Im Industriebau haben wir fast alle Konzepte und architektonischen Ideen realisieren können, die wir in all den Jahren entwickelt haben. Da ist es schon ­erfrischend, etwas ganz anderes zu ­machen. Und schlanke Türme sind nun ­einmal komplementär zu flachen Hallen. Aber ganz ehrlich gesagt: Beim Hochhausbau sind die Gestaltungsspielräume im ­Inneren sehr gering. Daher versuchen wir durch spannungsreiche Kubaturen und plastisch ausgebildete Fassaden einen ­Dialog mit der Stadt herzustellen. Natürlich sehen wir nach wie vor auch im Industriebau Herausforderungen und es wäre töricht, gerade die Bauaufgabe zu vernachlässigen, in der wir die meiste ­Erfahrung und Expertise mitbringen. Durch die hohe Qualität Ihrer Bauten haben Sie den Industriebau in Architektenkreisen wieder »hoffähig« gemacht. Nimmt die Nachfrage an hochwertigem Industriebau zu? Regine Leibinger: Besonders bei Bauherren verzeichnen wir ein deutlich gesteigertes Interesse. Wir merken das daran, dass auch in diesem Bereich zunehmend Architektenwettbewerbe ausgeschrieben werden. Das gilt gerade für mittelständische Unternehmen, diese oftmals öffentlich weniger bekannten, aber besonders erfindungsreichen Weltmarktführer, von denen wir hierzulande viele haben. Für uns bedeutet das mehr ­potenzielle Aufträge, aber auch mehr Konkurrenz auf einem Gebiet, das die Kollegen früher eher gemieden haben. Wir sind aber weder die ersten, noch die einzigen, die dem Industriebau wieder einen Platz innerhalb der Architektur gegeben haben. Der ­Vitra-Campus in Weil am Rhein zum Beispiel hat viel mehr Aufsehen erregt als unsere Projekte. Woran liegt das? Regine Leibinger: Vitra-Chef Rolf Fehlbaum hat es seit den 1980er-Jahren verstanden, weltberühmte Architekten für seine Produktionshallen zu gewinnen. So ist sein Campus im Lauf der Jahre zu einer regelrechten Ar-

chitekturausstellung geworden, die anders als andere Produktionsstätten ja auch für Besucher zugänglich ist. Frank Barkow: Der Industriebau hat diese neue Aufmerksamkeit aber auch verdient, er ist eine zu unrecht vernachlässigte Bauaufgabe. In der Architekturgeschichte sind hier die größten Innovationssprünge und mutige Experimente gelungen: Denken Sie nur an AEG, Fagus, Ford, Johnson Wax, Olivetti ... Sie planen auch große Industrieareale, was ist Ihre Philosophie dabei? Regine Leibinger: Wir haben dafür den Begriff des »Soft Masterplanning« geprägt. Es geht darum, kein zu starres Regelwerk aufzustellen und Dinge in ferner Zukunft festlegen zu wollen, die sich gar nicht vorhersagen lassen. Ein guter Masterplan reagiert auf die Entwicklung des Unternehmens. Er kann schnelles Wachstum abbilden, bleibt aber nicht unvollständig, wenn die einzelnen Schritte länger dauern. Er kann reagieren, wenn sich Technologien ä ­ ndern oder ganz neue Anforderungen entstehen. Dazu muss man sich sehr tief in die Produktionsprozesse einarbeiten, das Unternehmen wirklich verstehen, diese Form des D ­ ialogs lieben wir. Frank Barkow: Dann ist natürlich der Umgang mit dem Kontext wichtig. Unser ­Campus-Entwurf für Bayer Schering Pharma in Berlin sollte zum Beispiel durch »Soft Edges« Übergangszonen zum umgebenden Stadtquartier schaffen. Meistens liegen die Industrieanlagen aber in ländlichen Gebieten, da versuchen wir intensiv einen Dialog mit der jeweiligen Landschaft auf­ zubauen. Für Bauherren, die sich für uns entscheiden, steht nicht ein ikonografisches Gebäude im Mittelpunkt, sondern eine ­qualitativ hochwertige Architektur, die ihre Produktionsprozesse funktional unterstützt und attraktive Arbeitsplätze schafft. Uns geht es nicht um Corporate Identity, sondern um Qualität. Dennoch ist Ihnen mit dem Mitarbeiterrestaurant in Ditzingen ein Bau gelungen, der durchaus ikonografische Qualitäten hat. Regine Leibinger: Von außen ist das Gebäu-


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Diskussion

g g e

b g

d

a

b b

f c

1 – 3 2 a b c d e f g

Trumpf, Ditzingen Masterplan Maßstab 1:10 000 Bestandsgebäude Laserfabrik, 2000 Vertriebs- und Servicezentrum, 2003 Dienstleistungszentrum, 2007 Hauptpforte, 2007 Betriebsrestaurant, 2008 Entwicklungszentrum, 2009

1– 3 2 a b c d e f g

Trumpf, Ditzingen Master plan  scale 1:10,000 Existing building Laser factory, 2000 Customers’ and administrative building, 2003 Service training centre, 2007 Gatehouse, 2007 Company restaurant, 2008 Development centre, 2009

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de fast unsichtbar, da wir es ins Gelände eingegraben haben. Man darf es aber nicht isoliert betrachten, es ist Teil des Masterplans für den Trumpf-Campus. Als wir vor vielen Jahren begonnen haben, in Ditzingen den Stammsitz des Unternehmens zu erweitern, fanden wir dort mehr oder weniger konventionelle Gebäude aus den 1970erJahren vor. Aber es gab ein Verständnis dafür, dass gute Architektur zur Vermittlung von Qualitätsbewusstsein beiträgt, die Identifikation fördert und auch ein Potenzial zur Motivation der Mitarbeiter hat. Unter dieser Maßgabe haben wir im Verlauf der Jahre mehrere Produktionshallen, ein Vertriebszentrum, ein Schulungsgebäude und

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schließlich die Hauptpforte und das Betriebsrestaurant bauen können. Was war an diesen Bauten besonders reizvoll? Frank Barkow: Bei unseren Produktionshallen versuchen wir, spannungsvolle Fassaden zu gestalten, effiziente Tragwerke und ansprechende Aufenthaltsbereiche zu schaffen, und ich denke, das gelingt uns auch. Dennoch sind es zuerst einmal ganz pragmatische Kisten, die in hohem Maße ökonomischen und funktionalen Zwängen unterworfen sind. Bei der Hauptpforte war das anders. Hier haben wir die Chance genutzt, experimenteller zu arbeiten, denn es sollte so etwas wie die gebaute Visitenkarte

des Unternehmens werden, seine Kompetenzen im Umgang mit Metall zeigen. Wir haben uns gefragt: Was würde Jean Prouvé in einem solchen Fall machen? Wir wollten ein Gebäude, das mit der Lasertechnologie des Bauherrn hergestellt wurde. So entstand die Idee für das 20 Meter auskragende Dach aus Stahlblech. Beim Betriebsrestaurant haben wir dann die Freiheit genutzt, keine rechteckige Halle bauen zu müssen. Das Fünfeck reagiert auf seine Nachbarbauten, wird zum Herzstück des Campus. Auf den ersten Blick wirkt die Konstruktion ungewohnt spielerisch, der Raum ist fast stützenfrei, hoch und hell, die Akustik ist sehr gut für eine Kantine.


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»Uns geht es nicht um Corporate Identity, sondern um Qualität« – ein Gespräch mit Frank Barkow und Regine Leibinger

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Der Bau ist auch mit der »Nike« für soziales Engagement ausgezeichnet worden. Aber rechnet sich ein so hoher Aufwand auch für den Bauherrn? Regine Leibinger: Der Aufwand rechnet sich mehrfach. In diesem Bau sind die Pausen für die Mitarbeiter wirklich erholsam. Wenn sie eine konventionelle Kantine bauen, wird sie nur zu den Mahlzeiten genutzt. Den Rest des Tages steht sie leer. Das Betriebsrestaurant in Ditzingen ist bei den Mitarbeitern so gut angekommen, dass dort auch Besprechungen abgehalten werden, Präsentationen stattfinden und Gäste empfangen werden, es ist ein Event Space. Frank Barkow: Das passt zu dem Punkt, den wir vorher besprochen haben. Weit wichtiger als eine ikonografische mediale Außenwirkung ist für die Firmen eine hohe Attraktivität für die eigenen Leute. In Zeiten des Facharbeitermangels herrscht auf dem Arbeitsmarkt ein »War for Talents«. Ein guter Lohn allein genügt nicht mehr, um die besten Mitarbeiter zu bekommen. Ein angenehmes Arbeitsumfeld ist da ein entscheidender Faktor. Hierzu gehören für uns wohnliche Aufenthaltsbereiche, hochwertige Erschließungsräume, haptische Oberfläche, viel Tageslicht und der Blick ins Grüne. Die Freiflächenplanung, Innenhöfe oder Dachterrassen sind da genauso wichtig wie die Produktionshallen selbst. Was hat sich in den letzten 15 Jahren im Industriebau verändert? Regine Leibinger: Überraschend wenig, wenn man bedenkt, welche immensen Innovationssprünge die Produktionstechnologie der Firmen gemacht hat. Die Anlagen werden immer komplexer, gleichzeitig führt die Just-in-Time-Produktion zu wesentlich kleineren Lagerflächen und Logistikhallen. Frank Barkow: Was sich kontinuierlich ändert, sind die Stützenabstände. Unsere ersten Hallen hatten ein Raster von 14 Metern, dann wurden es 18 und zuletzt 12 ≈ 24 Meter. Die Raster bilden die Arbeitsprozesse ab und ­variieren von Firma zu Firma. Generell werden die immer größeren Maschinen in immer kürzeren Zyklen neu angeordnet.

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Regine Leibinger: Die größten Veränderungen liegen in der Steigerung der Energieeffizienz und der Ressourcenschonung. Wie sieht heute nachhaltiger Industriebau aus? Frank Barkow: Flexibilität ist ein ganz wesentlicher Faktor von Nachhaltigkeit. Etwas, das ich in zehn Jahren nicht mehr gebrauchen kann, ist nicht nachhaltig, auch wenn es Solarzellen auf dem Dach hat. Ich würde das funktionale Nachhaltigkeit nennen, wenn Architektur adaptierbar und reaktionsfähig ist, außerdem von robuster Qualität, hochwertig ausgeführt, mit guten Materialien. Soziale Nachhaltigkeit ist ein zweiter Punkt, der oft vergessen wird. Wir verbringen so viel Zeit am Arbeitsplatz, es gibt einfach eine Verantwortung, dass dort gute Bedingungen herrschen. Aber die Energiekonzepte sind natürlich auch sehr wichtig. Regine Leibinger: Bei unserem bisher größten Industriebau, dem Werk von HAWE in Kaufbeuren, sind die Wiesenflächen neben den Hallen als Retentionsbecken ausgebildet, damit das Regenwasser von der riesigen Dachfläche auf dem eigenen Grundstück versickern kann (s. S. 173ff.). Die ­Fabrik im Grünen soll auch eine »grüne F ­ abrik« sein, sie unterschreitet die ENEV um knapp 40 %. Das bedeutet eine Drei-Scheiben-Wärmeschutzverglasung der Nordsheds und transluzente Wärmedämmung zwischen den ­Profilbaugläsern der blendfreien Stirn­seiten nach Süden. Wir haben überall LEDs als Leuchtmittel eingesetzt, das amortisiert sich bei der langen Brenndauer bereits nach drei bis vier Jahren. Die hochgedämmten Wandund Deckenpaneele lassen sich bei der ­Demontage einfach trennen und recyceln. Früher waren Fabrikhallen laut, kalt und zugig. Ist es nicht übertrieben, plötzlich den Energiestandard von Einfamilienhäusern für den Industriebau zu fordern? Regine Leibinger: Allein durch die Größe bringen Einsparungsmaßnahmen im Indus­ triebau mehr als bei Einfamilienhäusern. Und die Hallen, die wir bauen, sind ja nicht für Industrieroboter, sondern für Menschen mit einem Wunsch nach Behaglichkeit.

Wenn Nachhaltigkeit eine so große Rolle spielt, weshalb bauen Sie Ihre Hallenkonstruktionen dann nicht aus Holz? Regine Leibinger: Bei unserem dritten Pavillon auf dem Trumpf-Campus im schweizerischen Grüsch haben wir Holz nicht nur für die Fassade, sondern auch für die Träger eingesetzt. Diese 50 ≈ 70 Meter große Flachdachkonstruktion aus massiven, ein Meter hohen Leimbindern war in nur zwei Wochen aufgerichtet. Mitten in den Bergen passt Holz in den Kontext. Im Industriebau sprechen architektonische und technische Rahmenbedingungen aber oft dagegen. Wenn ein Unternehmen Lasersysteme zur Metallbearbeitung produziert oder Hydraulikkomponenten aus Stahl, erscheint uns e ­ ine Aluminiumhülle schlüssiger. Für Kaufbeuren hatten andere Architekten in ihrem Wettbewerbsbeitrag eine Holzfassade vorgeschlagen. Offensichtlich wussten sie nicht, dass die Dämpfe der dort verwendeten Maschinenschmierstoffe den Kleber von Leimbindern lösen. Bei den hohen Brandschutzanforderungen, die hier herrschen, den hohen Brandlasten und den großen Brandabschnitten stößt selbst Stahl an Grenzen und wird unwirtschaftlich. Damit wir die jeweils bis zu 13 000 Quadratmeter großen, 13 Meter hohen Hallen nicht sprinklern mussten, haben wir deshalb nicht nur für die Stützen, sondern auch für die Träger Fertigteile aus Stahlbeton entwickelt. Ist Stahlbeton bei diesen Spannweiten nicht zu schwer und zu klobig? Frank Barkow: Man kann auch Stahlbetonfertigteile elegant ausbilden, denken Sie nur an die Bauten von Angelo Mangiarotti! Wir wollten vermeiden, dass die Träger den Blick durch die Nordsheds in den Himmel komplett verdecken. Mit den gerundeten Durchbrüchen bleibt diese Transparenz erhalten, das Gewicht wird minimiert und Leitungen können in der Trägerebene geführt werden – wie bei Lochträgern aus Stahl, aber ohne die Probleme von Schutzbeschichtungen gegen Korrosion und Feuer. Weshalb sind die Büroräume aus Ortbeton? Regine Leibinger: Büros haben ja ganz an-


Berichte  reports


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Erweiterung der University of Greenwich – Werkstattcharakter aus Beton, Glas, ­Metall Extension of University of Greenwich – Workshop Character Based on Use of Concrete, Glass and Metal Mark Julius Garcia, Jakob Schoof

Architekten: Heneghan Peng Architects, Dublin

Im Dezember 2014 weihte die University of Greenwich in London ihr neues, 16 000 m2 großes Akademie- und Bibliotheksgebäude an der Stockwell Street ein. Kontextuelle Einflüsse und Fragen des Denkmalschutzes spielten eine zentrale Rolle bei der Planung der Architekturschule. Sie liegt – als vermutlich einzige auf der Welt – auf dem Areal einer UNESCO-Welterbestätte, deren Zentrum das National Maritime Museum und das Old Royal Naval College von Christopher Wren, Nicholas Hawksmoor und John Vanbrugh bilden. Das nähere Umfeld des Neubaus ist jedoch nicht nur geschichtsträchtig, sondern auch überaus heterogen: Im Süden flankiert ein Hotel, auf der Gebäuderück­

seite im Osten eine georgianische Reihenhauszeile und im Norden eine Bahnlinie das Baugrundstück. Einen wichtigen Bezugspunkt bildet überdies die St. Alfege Church – ebenfalls von Hawksmoor – auf der anderen Seite der Stockwell Street im Westen. Heneghan Peng Architects – Sieger eines internationalen Architektenwettbewerbs vor fünf Jahren – reagierten auf diese Gegebenheiten mit einem kompakten und doch relativ kleinteilig gegliederten Gebäudekomplex, der zu jeder Seite ein komplett anderes ­Gesicht zeigt. Er besteht aus fünf bis zu fünfgeschossigen, parallel angeordneten Gebäuderiegeln, deren Zwischenräume teils offene Innenhöfe bilden, teils als glasüber-

deckte Erschließungszonen fungieren und teils kleinere Büros und Technikzonen enthalten. Während im Westen über einem zurückgesetzten Erdgeschoss drei Etagen hoch die kalksteinverkleideten Stirnseiten der Gebäuderiegel aufragen, reduziert sich deren Höhe auf der Rückseite zu den Reihenhäusern hin auf bis zu zwei Geschosse. Auf den Flachdächern wurden insgesamt 14 Dachgärten mit einer Gesamtfläche von 2800 Quadratmetern angelegt, die mit ihrer vielseitigen Bepflanzung aus Obstgehölzen, Weinstöcken und Gewächshäusern nicht zuletzt als Lehrobjekt für die im Haus unterrichteten Studenten der Landschaftsarchitektur dienen sollen. Grundsätzlich lassen sich im Gebäude zwei Hauptfunktionen unterscheiden. Die nördlichsten beiden Baukörper samt dem dazwischen liegenden Atrium dienen als Universitätsbibliothek, während der Rest des Gebäudes die Arbeits-, Seminarräume und Büros der Fakultäten für Architektur, Landschaftsarchitektur und digitales Gestalten beherbergt. Im Erdgeschoss sind die ­öffentlichsten Funktionen – darunter ein Café, Läden, Ausstellungsflächen und zwei bis ins Untergeschoss reichende Hörsäle – untergebracht. Darüber nehmen die weitläufigen, nur durch schallschluckende Raum­ teiler untergliederten Arbeitsbereiche der Studenten das komplette erste Geschoss des Fakultätsgebäudes ein. Das Zentrum des Lehrbetriebs bildet ein leicht abgesenkter, zehn Meter hoher Saal für Pin-ups und Entwurfskritiken, der von offenen Galerien flankiert wird. In den obersten Geschossen wird die Raumstruktur deutlich kleinteiliger; hier sind vor allem Seminarräume und Büros untergebracht. Vor allem die Eingangsfassade erhielt in der britischen Architekturpresse sehr gemischte Kritiken und wurde bereits als »fader Kompromiss« zwischen den Vorgaben des Denkmalschutzes und dem Willen, der Architekturfakultät einen zeitgemäßen Ausdruck zu verleihen, bezeichnet. Demgegenüber überzeugt das Innere mit seinem rohen Werkstattcharakter aus Sichtbeton, Glas und Metallgitter sowie den skulptural wirken-


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Berichte

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Mark Julius Garcia unterrichtet am Fachbereich Architektur und Landschaft an der Universität Greenwich, London. Er ist Herausgeber mehrerer Bücher, u.a. »The Diagrams of Architecture« und »Future Details of Architecture«. Mark Julius Garcia is Senior Lecturer in the Department of Architecture and Landscape, University of Green­ wich, London. He is the editor of “The Diagrams of ­Architecture” and guest editor of “Future Details of Ar­ chitecture”. Schnitt Maßstab 1:1000 Section scale 1:1000

www.detail.de den Treppenläufen mit ihren anthrazitfarbenen Brüstungen. Eine nähere Betrachtung verdient auch die Bibliotheksfassade zur Bahnlinie im Norden. Sie ist in eine zickzackförmige Konfiguration aus glasfaserverstärkten Betontafeln und geschosshohen Verglasungen aufgelöst, um dem Eindruck eines allzu massiven Gebäudevolumens entgegenzuwirken. Die Fenster sind an dieser Stelle nicht zu öffnen, um die Lärmbelästigung durch die Bahnlinie auf ein Minimum zu reduzieren. Jede der vorgefertigten Fassadentafeln aus Beton ist 3,25 Meter hoch und wurde mit einem Zuschlag aus Dolomit versehen, um sie farblich an die Kalksteinfassaden an der Stockwell Street anzupas-

sen. Lediglich die fast in ihrer kompletten Länge verglaste Fassade des Bibliotheks­ foyers im Erdgeschoss bildet hier eine Ausnahme. In diesem Bereich sorgen überdies innen liegende, perforierte Aluminiumpaneele für einen gewissen Sonnenschutz. Der Unterschied zwischen Panoramaverglasung zu ebener Erde sowie den durch die Betonlamellen kanalisierten Blick Richtung St. Alfege Church in den Obergeschossen entspricht auch der inneren Raumnutzung: Während das Erdgeschoss als offene Lobby dient, sind in den Etagen darüber die ­eigentliche Freihandbibliothek samt fassadennaher Arbeitsplätze sowie kleinere Gruppenarbeitsräume untergebracht.

In December 2014, the University of Green­ wich inaugurated its new 16,000 m2 academy and library building on a UNESCO world heri­ tage site in Stockwell Street, London. The winners of the international architectural com­ petition five years ago, Heneghan Peng Archi­ tects, responded to local urban conditions with a compact building complex compart­ mentalized into relatively small units and with different facades. Laid out on the flat roofs are 14 gardens with an overall area of 2,800 m2. With their greenhouses and varied plantings, they also provide objects of instruction in landscape architecture for the students. The two northernmost tracts, with an atrium between, serve as the university library, while the rest of the structure contains working and seminar spaces and the offices of the faculties of architecture, landscape architecture and digital design. The most public areas are on the ground floor, where one finds a cafe, shops, exhibition spaces and two lecture halls that extend down to the lower floor level. Above these facilities, the extensive student working areas occupy the entire first floor of the faculty building. The centre of teaching activities is formed by a slightly sunken, tenmetre-high hall flanked by open galleries. The entrance facade in particular has been subject to mixed criticism, but the interior is convincing for the raw workshop character it is lent by the use of exposed concrete, glass and metal gratings, and for the sculptural ef­ fect of the stairs and balustrades. The library front overlooking the railway line to the north also deserves closer consideration, consisting as it does of glass-fibre-reinforced concrete panels with a zigzagging configuration and storey-height areas of glazing that alleviate any impression of a too massive volume. The facade to the ground floor library foyer is glazed over almost its entire length, with sun­ screening provided by perforated internal alu­ minium panels. The difference between the picture windows on the ground floor and the louvred views from the upper storeys reflects the use of the internal spaces: whereas the ground floor serves as an open lobby, the sto­ reys above house the open-access library and other working areas.


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Bücher

Herausforderung Erdgeschoss – Ground Floor Interface Wüstenrot Stiftung (Hg.), Doris Zoller, Text dt./engl., 368 S., Jovis Verlag, Ludwigsburg / Berlin 2014, ISBN 978-3-86859-269-6, € 48,– Das Forschungsprojekt der Wüstenrot Stiftung zielt auf die Erdgeschosszone im verdichteten Wohnungsbau einschließlich der umgebenden Frei- und Erschließungsflächen ab – Jener Schnittstelle also zwischen Wohnungs- und Städtebau, öffentlichem und privatem Stadtraum, die das Stadtbild auf Augenhöhe prägt. Doch ökonomischer Druck, Restriktionen und unterschiedliche Zuständigkeiten, wie das städtische Planungsamt und private Investoren, schlagen sich allzu oft in notdürftigen Abfolgen von Durchgängen, Tiefgaragenabfahrten, Parkierung, Müll- und Abstellflächen nieder. Umso verdienstvoller ist es, dieser komplexen Zone und ihren Möglichkeiten für den Stadtraum eine längst überfällige Untersuchung zu widmen und diese in einer grundlegenden Publikation anschaulich und umfassend darzulegen. Der knapp 370 Seiten umfassende Band wird mit allgemeinen Erläuterungen der Wissenschaftlerin Doris Zoller und einer Architekturtheorie des Erdgeschosses von Stephan Trüby eingeleitet. Im Anschluss gliedern drei wesentliche Perspektiven und ein Exkurs nach Japan die vier Themenblöcke »Freiräume und soziale Interaktion«, »Schwellen und Übergangsräume«, »Planungsinstrumente und ökonomische Kräfte« sowie ein Sonderkapitel über Formen des graduellen Übergangs von Innen und Außen in Japan. Jedem dieser vier thematischen Module sind theoretische Grundsatzbeiträge etwa von Marcel Meili, Stephen Bates, EM2N, Sophie Wolfrum oder Sou Fujimoto vorangestellt; auf diese folgen exemplarische Projektbeispiele aus Europa und Japan mit vorbildhaften ­Lösungen für die Schnittstelle des Erdgeschosses. Eine Vielzahl von Zeichnungen mit ergänzenden Fotografien zeigt auf, wie sich die Bauprojekte über Erschließungsund Freiräume mit dem städtischen Umfeld

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verweben, welche Wechselwirkungen entstehen: durch private Balkons oder Terrassen, durch höhenversetzte Ebenen mit Sockel, Plateaus, künstlichen Topografien oder ein Hochparterre. Ebenso können Schwellen und Zwischenräume wie Treppen, Sitzgelegenheiten oder Arkaden Elemente der Wohngebäude als auch des städtischen Umfelds darstellen; Transparenz und Schichtung, Einund Ausblicke erzeugen ebenfalls eine Bezugnahme von privatem und öffentlichem Raum. Zudem wird aufgezeigt, wie Genossenschafts- oder Baugemeinschaftsmodelle sowie integrative Planungsprozesse und Regelwerke zur räumlich-sozialen Qualität des Erdgeschosses beitragen können. Mit dem Themenblock »Inside-Out« wird der Blick auch auf die japanische Baukultur gerichtet, die traditionell mit leichten vertikalen Bau­ teilen Transparenz und Öffnung in den Freiraum hinein ermöglicht; zeitgenössische Interpretationen dieser Bauweise zeigen Denkmodelle der sozial-räumlichen Beziehungen von Individuum und Gemeinschaft auf. An diesem Grundlagenwerk über die komplexen Einflussfaktoren auf das Erdgeschoss wird ersichtlich, dass räumliche Qualitäten nur in Abhängigkeiten und Wechselwirkungen erzielt werden können. Wie sich diese bedingen und wie sie eingesetzt werden können, dafür bietet dieses Kompendium substanzielle Bausteine aus Architektur­theorie, aktuellen Diskursen und Referenzprojekten. Michaela Busenkell Barkow Leibinger – Spielraum Hal Foster, Carson Chan, Sarah Whiting, Brett Steele, Hatje Cantz, Ostfildern 2014, 425 S., ISBN 978-3-7757-3666-4, € 58,– Wer ein Interview mit Frank Barkow und Regine Leibinger vereinbart, braucht gute Nerven. Da kann es passieren, dass zum verabredeten Termin ein Journalist einer großen New Yorker Tageszeitung die beiden kurzfristig belegt, um zu erfahren, wie sich die Architektur Berlins in den vergangenen 25 Jahren seit dem Mauerfall entwickelt hat. Denn das deutsch-amerikanische Architek-

tenpaar, das 1993 sein Büro in Berlin eröffnet hat, ist nicht nur wegen seiner Bauten ­­international bekannt. Der theoretische und architekturhistorische Diskurs und die experimentelle Herangehensweise durch das »Machen« gehören gleichermaßen untrennbar zum Gesamtwerk. Professuren in Harvard und an der TU Berlin, Beiträge auf Symposien, Teilnahme an Preisgerichten und Vernissagen ihrer zahlreich stattfindenden Ausstellungen von kleinen Galerien bis zur Architekturbiennale in Venedig machen Barkow Leibinger omnipräsent. Das über 420 Seiten dicke Buch versucht diese unterschiedlichsten Aktivitäten zu strukturieren und bleibt dabei, wie die tägliche Agenda der Architekten, kaleidoskopisch simultan: Fabrikationstechnologien und geometrische Forschungsprojekte im kleinen Maßstab von Installationen machen den Anfang. Die für Barkow Leibinger typischen plastischen Fassaden folgen als Ergebnis dieser Studien: die Betonskelett-Hülle des Total Tower in Berlin, die Glasprismen des Trutec-Gebäudes in Seoul oder die Holzrippen des Green City-Hotels in Freiburg. Das darauffolgende Kapitel thematisiert Projekte mit starkem strukturellen Schwerpunkt: das Betriebsrestaurant in Ditzingen, der gerade eröffnete Pavillon der American Academy oder das Aufbau-Haus 84 in Berlin. Wie ortsgebunden die Architekten entwerfen, zeigt der letzte Abschnitt mit so gegensätzlichen Entwürfen wie dem 2014 fertiggestellten Fraunhofer Forschungscampus im Waischenfeld aus vier Holzhäusern mit Satteldach oder dem Wettbewerbsgewinn für den höchsten Turm Berlins. Zwischen die Kapitel sind geistreiche Texte namhafter Autoren gestreut, die am Ende des englischsprachigen Buchs auch auf deutsch abgedruckt sind. Die Fotoserie von Iwan Baan und ein klares, nicht überladenes Layout vermitteln einen konzentrierten umfassenden Blick auf des bisherige Werk der Architekten. Ein Verzeichnis aller bisherigen Bauten und Projekte fehlt allerdings. Vielleicht soll das dem Leser zeigen: Der »Spielraum« ist bei Barkow Leibinger noch lange nicht ausgeschöpft. FK


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Entwicklungsgebäude für Geräte der Pharmaindustrie in Takatsuki Building for the Development of Pharmaceutical Appliances in Takatsuki Architekten: Takashi Yamaguchi & Associates, Osaka Mitarbeiter: Jun Murata Tragwerksplaner: Soutaro Hayashi, Osaka weitere Projektbeteiligte S. 279

Die Lage des Grundstücks – im Osten grenzt unmittelbar die aufgeständerte Schnellstraße zwischen Kyoto und Osaka an, im Süden verläuft eine der wichtigsten Eisenbahnlinien Japans – verlangte nach ­einer klaren, eigenständigen Formensprache, um dem Neubau einer Firma für pharmazeutische Technologie ein unverwechselbares Gesicht inmitten heterogener Wohnund Gewerbebebauung zu verleihen. Ergänzend zu dem benachbarten Firmen­ gebäude, dessen Entwurf ebenfalls vom ­Büro Yamaguchi stammt, entstand die »Breathing Factory« – so genannt aufgrund ihrer semidurchlässigen Fassade. Eine fili­ grane Hülle aus Aluminiumlamellen umgibt

den einfachen Baukörper in einem Abstand von 15 cm zur Außenwand. Im Zwischenraum verstecken sich Rohrsysteme zur Verund Entsorgung, deren Wartung und Instandsetzung durch die leicht demontierbaren Elemente möglich ist. Die quadratischen Felder aus horizontal oder vertikal gerichteten Lamellen erzeugen – je nach Lichteinfall und Standort – unterschiedliche Grautöne. Ihre Anordnung wurde mithilfe von Algorithmen errechnet, um das großmaßstäbliche Gebäude optisch zu gliedern und es fast ­immateriell erscheinen zu lassen. Im Innern der vierstöckigen »Breathing Factory« sorgen die geschlossene Fassade und wenige, hochwertige Materialien für Ruhe und Kon-

zentration in den Büro- und Seminarräumen. Die zweigeschossigen Lichthöfe, erkennbar als Einschnitte in dem rechteckigen Volumen, ermöglichen eine natürliche Belichtung und Belüftung der angrenzenden Aufenthaltsbereiche und stellen eine überraschende räumliche Bereicherung dar. Das erste und zweite Obergeschoss ist hauptsächlich der Entwicklung medizintechnischer Geräte zur Durchführung von Halt­ barkeitstests vorbehalten. Die Vernetzung beider Bereiche erfolgt in vertikaler Richtung mittels eines geräumigen Aufzugs – das vom Bauherrn geforderte Raumprogramm konnte dadurch auf einer relativ geringen Grundfläche erfüllt werden. MG


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Produkte /Products manufactured: Geräte zur Durchführung von Stabilitätstests in der Pharmaindustrie /appliances for carrying out durability tests in pharmaceutical industry Fläche Produktion /Production area: 1560 m2 Fläche Büro /Office area: 490 m2 Fläche gesamt /Overall area: 2300 m2 Bruttorauminhalt /Gross volume: 9300 m3 Geschosshöhe Produktion/ Storey height (production): 3,60 – 4,45 m Geschosshöhe Büro/Storey height (offices): 3,55 m Außenmaße /External dimensions: 16,50 ≈ 37 ≈ 16 m Spannweite Tragwerk /Structural span: 13,50 m Konstruktionsraster / Construction grid: 13,50 ≈ 13,50 m Anzahl Mitarbeiter Produktion / Production staff: k. A./n/a Anzahl Mitarbeiter Büro Administrative staff: k. A./n/a Gesamtkosten /Overall construction costs: 2,7 Mio. €/€ 2.7 million

Bordered immediately to the east by the elevated highway between Kyoto and Osaka and with one of the most important railway lines in Japan to the south, the site of this factory building for a company concerned with pharmaceutical technology is9 surrounded by het8 8 5 3develerogeneous housing and9 commercial 5 3 opments.8 To lend the new structure a distinct 2 4 character, independent for8 therefore, a clear, 2 4 7 7 mal language 7 7 was required. Complementing a neighbouring building belonging to the same concern and also designed by Takashi Yamaguchi & Associates, the present structure is known as the “breathing factory”, a name derived from its diaphanous facade. The simple volume is enclosed

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within a filigree outer skin consisting of aluminium louvres set at a distance of 15 cm from the external wall. Concealed within the cavity is a system of supply and disposal service runs, the maintenance and upkeep of which are facilitated by the simple removal of the facade elements. The square bays of horizontal and vertical strips result in different shades of grey, depending on the incidence of light and the position of the elements. Their arrangement was determined on the basis of algorithms in order to achieve a visual articulation of the large-scale building and to lend it an ­almost immaterial quality. Internally, peace and concentration in the offices and seminar spaces of the four-storey

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1. Obergeschoss / First floor

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“breathing factory” are ensured by the closed facade design and by the use of just a few high-quality materials. The two-storey patios, recognizable externally as recesses in the rectangular volume, allow natural lighting and ventilation in the adjoining lounge areas and represent a surprising spatial enrichment of the complex. The first and second floors are devoted mainly to the development and production of technical appliances used to carry out durability tests for medicines. The two realms are linked vertically by a spacious lift. As a result, only a relatively small ground area was necessary for the implementation of the spatial programme required by the client.

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Erdgeschoss / Ground floor

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Foyer Büro Haustechnik Produktion Terrasse Lager Mehrzwecksaal

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Site plan scale 1:2500 9 Sections • 8Elevations 3 Floor plans scale 1:750 2 4 1 Entrance 7 2 Conference room 3 Foyer 4 Office area 5 Mechanical services 6 Production area 7 Patio 8 Storage space 9 Multipurpose hall


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Entwicklungs- und Produktionsgebäude für Antriebssysteme in Igersheim Development and Production Building for Propulsion Systems in Igersheim Architekten: Henn, München Mitarbeiter: Stefan Sinning, Jutta Kreissl, Thilo de Gregorio, Sabine Sorg, Janine Parvis, Yvonne Koll, Matthias Palloch Tragwerksplaner: Sailer Stepan und Partner, München weitere Projektbeteiligte S. 280

Der seit den 1990er-Jahren bestehende, landschaftlich gestaltete Campus der Firma Wittenstein wurde um eine neue Produktionsstätte erweitert. Der führende Entwickler mechatronischer Antriebssysteme vereint in dem neuen Komplex Entwicklung, Produktion und Versand unter einem Dach und ordnet die Arbeitsprozesse, von der Idee bis zum fertigen Produkt, entlang der Hauptachse an. Damit befinden sich alle an der Wertschöpfungskette beteiligten Teammitglieder in einem Radius von 30 Metern. Die Erschließung für Mitarbeiter und Kunden ­erfolgt über ein lichtdurchflutetes Foyer, den »Marktplatz«, der auch als Veranstaltungsund Ausstellungsort dient. Emporen und

Lageplan Maßstab  1:10 000 Site plan scale 1:10,000

­ trien rahmen diesen Bereich ein, der zudem A räumliche Schnittstellen und Sichtbeziehungen zwischen den Mitarbeitern schafft. Der 18 Meter tiefe, mit mobilen Arbeitsplätzen ausgestattete Raum für die Produktentwicklung v­ erläuft entlang der Westfassade und bietet bei zweigeschossiger Raumhöhe eine großzügige Atelieratmosphäre. Die Glasfas­ sade mit den charakteristischen Sonnen­ schutz­paneelen bildet diesen auch von außen ab. Büro- und Besprechungsräume ­gruppieren sich auf zwei Etagen um die begehbaren, zentral angeordneten Innenhöfe. Direkt daran schließt der Produktionsbereich an. Ein speziell für Kunden konzipierter Galerierundgang im 2. OG gewährt Einblicke in

die Entwicklungsräume und die Montagehalle. Der Komplex ist in seiner Farbgebung reduziert, der Sockel aus Naturstein aus dem ­benachbarten Taubertal markiert das als Massivbau ausgeführte Erdgeschoss. Die Fassaden der beiden Obergeschosse sind mit besonders nachhaltigen faserverstärkten Platten verkleidet, die das schlanke Stahl­ skelett umhüllen. Für eine mögliche Expansion ist auf der ­Südseite des Grundstücks Platz für ein Gebäude gleichen Volumens. Zusätzliche Aufenthaltsqualität bietet ein »Weltgarten«, der landes­typische Pflanzen aus zahlreichen ­Nationen, in denen Wittenstein vertreten ist, präsentiert.   EM


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Schnitte • Grundrisse Maßstab 1:1250 Haupteingang Prüfraum Technik Besprechungsraum Kunden Kundenlounge Umkleide mobile Arbeitsplätze Produktentwicklung Büro Besprechung Think tanks »Marktplatz« Innenhof Wickelei-Raum Montagehalle Anlieferung / Versand

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Main entrance Testing space Mechanical services Conference room: clients Clients’ lounge Changing room Mobile workplaces: product development Office Conference space Think-tank space “Marketplace” Internal courtyard Winding shop Assembly hall Deliveries / Dispatch


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Entwicklungs- und Produktionsgebäude für Antriebssysteme in Igersheim

Produkte / Products manufactured: Mechatronische Antriebssysteme/ mechatronic propulsion systems Fläche Produktion /Production area: 7900 m2 Fläche Büro / Office area: 4300 m2 Fläche gesamt / Overall area: 12 950 m2 Bruttorauminhalt / Gross volume: 114 500 m3 Geschosshöhe Produktion /  Storey height (production): 8,50 m Geschosshöhe Projektraum Storey height (project space): 8,50 m Geschosshöhe Büro Storey height (offices): 4 m Außenmaße / External dimensions: 98 ≈ 116 m Konstruktionsraster / Construction grid: 10,80 ≈ 16,20 m Anzahl Mitarbeiter Produktion / Production staff: 150 Anzahl Mitarbeiter Büro / Administrative staff: 150 Gesamtkosten / Overall construction costs: 34 Mio. €/€ 34 million

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A further structure has been added to the landscaped grounds of the Wittenstein company, which have existed in Igersheim since the 1990s. In this new complex, the leading creator of mechatronic propulsion systems has united development, production and marketing activities beneath a single roof. Here, a culture of innovation exists. The working processes – from the initial idea to the finished product – are laid out along the main axis, so that all team members involved in the addedvalue chain are located close to each other, and development and production take place within a radius of 30 metres beneath a single roof. Mobility is a central factor: desks, partitions, storage units and caddies containing

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documents are on castors. Access for staff and customers is via a light-flooded foyer, the so-called “marketplace”, which also serves as a location for exhibitions and other events. Flanked by gallery levels and atria, this area is distinguished by spatial interfaces and visual links between employees. Running along the western facade is an 18-metre-deep development zone with mobile workplaces. Its gene­ rous studio atmosphere is also the outcome of its double-height. On the outside, it is distinguished by its glazed ­facade with characteristic sunscreen panels. Offices and conference spaces are grouped on two floors about the accessible, central courtyards, and directly adjoining these is the production zone.

From a second-floor gallery circulation route specially conceived for clients one has views into the development spaces and the assembly shop. The complex has a reduced coloration. The plinth of stone from the nearby Tauber valley indicates the solid form of construction on the ground floor. The facades of the two upper storeys, in contrast, are clad with particularly sustainable fibre-reinforced panels that enclose a slender steel skeleton frame. On the south side of the site, space remains for a possible future expansion with a building of the same volume. Additional leisure facilities are afforded by a “World Garden” in which plants grow that are typical of the many nations in which Wittenstein is represented.


Prozess process


McLaren-Produktionsgebäude in Woking McLaren Production Centre in Woking Foster + Partners, London

Anstelle brüllender Maschinen, hektisch rotierender Hightech-Roboter und einer unansehnlichen Industrieatmosphäre prägen dieses Produktionsgebäude in Woking bei London vor allem eine angenehme Stille und ein ungewöhnlich starker Wille zu gestalterischem Gleichklang. Pro Jahr können die Mitarbeiter des Sportwagenherstellers McLaren Automotive hier in Handarbeit bis zu 4000 Fahrzeuge pro Jahr montieren – in einem Umfeld, das eher an ein Laboratorium als an eine Autofabrik denken lässt. Maximal 1,60 m hohe Einbauten, weiße Oberflächen und offene bzw. großflächig verglaste Arbeitsbereiche schaffen selbst in der Lackie­ rerei Arbeitsplätze, bei denen sich die Kollegen gegenseitig wahr­ nehmen und permanent austauschen können. Konsequent ­verdeckt geführte Leitungen mit vielfältigen Anschlussoptionen für notwendige Arbeitsgeräte erlauben die flexible Aufteilung der Produktionsfläche. Dass Mensch, Produkt und Bauwerk hier gleichermaßen im Mittelpunkt stehen, hat nicht zuletzt damit zu tun, dass das McLaren Production Centre nicht nur als Produktionsstätte, sondern auch als Marketinginstrument dient, mit dem Außenstehenden die hohe Ingenieurs- und Handwerkskunst des Unternehmens vermittelt werden soll. Dass dies in einer ebenso selbstverständlichen wie gewissermaßen britisch unaufdringlichen Art geschieht, belegt nicht zuletzt die Tatsache, dass es rund um den in eine weitläufige Naturlandschaft eingebetteten Neubau weder Zäune noch Betreten verboten-Schilder gibt. This production centre in Woking, a city in commuting distance to London, is characterized neither by roaring machines, frantically rotating high-tech robots, nor an unsightly industrial atmosphere, but by serenity and a deliberate quest for unified design. Each year employees of race car manufacturer McLaren Automotive assemble up to 4000 vehicles by hand here – in a setting more akin to a laboratory than a car factory. Built-ins no higher than 1.60 m, white surfaces, and open or generously glazed work areas (even in the paint shop) provide working conditions in which employees are continually in contact with each other. Concealed pipes, cables and ducts with a variety of connection options for the required equipment make it possible to flexibly arrange the production area. The focus is directed in equal degree to the product, the building, and the individual: this has to do with the fact that McLaren Production Centre serves not only as production site, but also as marketing instrument with which the company’s high art of engineering and craftsmanship is to be communicated to visitors. That this occurs in a matter-of-fact and discreet manner is illustrated by the building’s immediate surroundings: the expansive, unspoilt landscape is free of fences and “no entry” signs.

Projektbeteiligte S. 281



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McLaren-Produktionsgebäude in Woking

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Inszenierte Kontinuität – behutsame Erweiterung des McLaren Campus Choreography of Continuity – A Sensi­ tive Addition to the McLaren Campus

Lageplan Maßstab  1:10 000 Site plan scale 1:10,000

Der 1963 von Bruce McLaren gegründete Formel-1-Rennstall zählt zu den erfolgreichsten Motorsportteams aller Zeiten. Bis vor zehn Jahren war er allerdings noch verteilt auf mehrere Kleinstandorte in Woking, einer Mittelstadt südwestlich von London. Um Designstudios, Werkstätten, Büros, aber auch Versuchs- und Produktionsanlagen unter einem Dach zusammenzufassen, wurde zwischen 1998 und 2004 auf dem Gelände einer ehemaligen Straußenfarm am Rand Wokings das McLaren Technology Centre (MTC) errichtet. Der neue nierenförmige ­Firmenhauptsitz liegt inmitten einer von ­Wäldern und Wiesen geprägten Naturlandschaft im »Green Belt« rund um London und konnte aus diesem Grund nur unter Einhaltung zahlreicher Bauauflagen realisiert werden – beispielsweise durfte der Neubau nicht höher sein als die zuvor dort stehenden Altbauten.

Situiert an einem künstlichen See zur ökologischen Gebäudekühlung dient das von Foster + Partners in Stahl und Glas erbaute MTC als funktionale Einheit, die versinnbildlichend den um die Begriffe Spitzentech­ nologie, Präzision, Ingenieurs- und Handwerkskunst kreisenden Markenkern McLarens verkörpert. Für Gäste erlebbar wird dies z. B. in den großzügigen Erschließungsbzw. Ausstellungsbereichen, die sich rund um die orthogonalen Forschungs- und Bürotrakte sowie entlang der geschwungenen Seefassade befinden. Um zukünftig Kleinserien von Straßensportwagen bauen zu können, die über die bisher üblichen jährlichen Stückzahlen von nur 350 Autos hinausgehen, begann das Unternehmen im Jahr 2010 mit der Errichtung eines eigenständigen Produktionsgebäudes. Anders als beim unmittelbar benachbarten MTC hatten die Architekten beim McLaren

Production Centre (MPC) ein sehr klares Raumprogramm umzusetzen, das sich letztlich in einer eher unspektakulären rechtwinkligen Gebäudeform niederschlägt. Nicht zuletzt, um die Grundfläche des MPC möglichst klein zu halten, wurde ein großer Teil der 34 500 m² Gesamtfläche in einem Untergeschoss realisiert. Dass der mit dem dabei gewonnenen Baustellenaushub in die sanft hügelige Landschaft eingebettete, lediglich sieben Meter hohe Neubau beim Betreten des McLaren Campus heute nahezu verborgen bleibt, ist Teil einer Dramaturgie, die insbesondere Kunden und Geschäftspartnern gezeigt wird. Deren Tour durch den Campus führt üblicherweise vom MTC durch einen unterirdischen Tunnel direkt ins MPC, das sich als klinisch weißer, unerwartet großer Raum präsentiert, in dem Sportwagen gewissermaßen »geboren« werden. Egal, ob der Gebäudezutritt nun durch den


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Prozess

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Produkte /Products manufactured: Kleinserien von Straßensportwagen /Small runs of street-model sports cars Fläche Produktion, Lager /Production area, store: 19 700 m2,13 500 m2 Fläche gesamt /Overall area: 34 500 m2 Bruttorauminhalt /Gross volume: 152 400 m3 Geschosshöhe Produktion / Storey height (Production): 5 m Geschosshöhe Lager/Storey height (Storage): 4 m Außenmaße /External dimensions: 100 ≈ 200 m Spannweite Tragwerk /Structural span: max. 21 m Konstruktionsraster /Construction grid: 9 ≈ 9 m (Lager/store), 18 ≈ 18 m (Produktion / Production) Anzahl Mitarbeiter Produktion / No. of production staff: 250 Gesamtkosten /Overall construction costs: 40 Mio. £ / £40 million

Tunnel, die verglaste Eingangsrotunde im Norden oder durch den Warenanlieferungsbereich im Süden erfolgt – der Raumeindruck ist stets geprägt von einer angenehmen Offenheit, die sofort deutlich macht, wo welche Arbeitsschritte erfolgen. Da es außer elektrischen Kleingeräten keinerlei Maschinen, Roboter oder Fließbänder zur Fahrzeugmontage gibt, herrscht eine geradezu kontemplative Ruhe: Sämtliche Bauteile, aber auch halbfertig montierte Fahrzeuge werden von Hand auf Leichtlauf-Rollwagen bewegt, lärmintensive Motorprüfungen oder Hochdruck-Testwäschen erfolgen in abgeschirmten Glasboxen. Ebenfalls raumprägend ist die Tatsache, dass nirgendwo Leitungen oder technische Ausrüstungen zu sehen sind. Stattdessen haben die Architekten ein einfaches Stahltragwerk aus verkleideten Doppelstützen und -trägern entwickelt und den dabei entstehenden Hohlraum zur Führung von Medien-, Strom-, Wasser-, Sprinkler-, Lüftungs- und Druckluftleitungen genutzt. Leuchten, Lüftungsdüsen, Steckdosen und Starkstromanschlüsse sind flächenbündig im Dachtragwerk bzw. in die Stützen integriert. Hinzu kommen Bodenkanäle und Außenwände mit Installationskernen, sodass zahlreiche verschiedene Installationsszenarien denkbar sind und die gestalterisch reduzierte Ästhetik der Produktionsstätte dennoch unbeeinträchtigt bleibt. Dass das MPC nach nur zwanzigmonatiger Planungs- und Bauzeit und überdies auch verhältnismäßig kostengünstig fertiggestellt werden konnte, liegt vor allem an zwei Faktoren. Erstens orientierten sich die Architekten beim Entwerfen – auch im Sinne einer durchgängigen Corporate Architecture – an der Architektursprache sowie an Leitdetails des MTC, z. B. bei den Glasgeländern, den Wandverkleidungen oder beim umlaufend auskragenden Dach. Zweitens waren beim MPC neben denselben Planern weitgehend auch dieselben ausführenden Firmen beteiligt. Für eine hohe Funktionalität und architektonische Qualität sorgt dabei nicht zuletzt das unbeirrbare Streben von Architekturbüro und Bauherr nach klaren, einfachen und effizienten Lösungen. RP

The Formula One team established by Bruce McLaren in 1963 is the most successful motor sport team of all times. But until ten years ago was still distributed among several sites in Woking, a small city southwest of London. On the grounds of a former ostrich farm on the edge of Woking, the McLaren Technology Centre (MTC, 1998 –2004) was erected to bring together design studios, workshops, offices, and testing and production equipment under one roof. The new ­kidney-shaped headquarters is situated amid an unspoilt landscape consisting of woods and meadows in the Green Belt surrounding London, and for this reason construction was contingent upon compliance with a number of constraints – for example, the building was not allowed to exceed the height of the existing buildings. Located on an artificial lake that cools the building energy-efficiently, the steel and glass MTC, designed by Foster + Partners, serves as a functional unit that typifies terms associated with the brand McLaren: state-of-the art technology, precision, and the arts of ­engineering and craftsmanship. Guests ex­ perience this, for example, in the generously dimensioned circulation spaces and outdoor areas that are situated around the orthogonal research and office wings, and along the curved lake facade. In 2010 the company ­began construction of an autonomous production building to be able to produce small runs of street-model sports cars that are to ­exceed the recent typical annual figures of ­only 350 cars. In contrast to the neighbouring MTC, the brief for the McLaren Production Centre (MPC) clearly defined what was required, and this is ultimately reflected in the unspectacular rightangled building form. To keep the footprint of the MPC as small as possible, a large part of the 34 500 m2 surface area is situated below ground. The material that was excavated was used to make berms as transitions between the building and the gently rolling landscape: at only seven metres high, this newest addition remains almost hidden as one enters the campus, part of a choreography aimed at customers and business partners. The tour of the campus usually leads from the MTC

through a tunnel directly to the MPC, whose unexpectedly large, clinically white space could be considered in some measure a birthplace of sports cars. Regardless of how one enters the building (whether through the tunnel, the glazed entrance rotunda in the north, or the incoming goods area to the south) – the spatial impression is always characterized by a pleasant openness that immediately makes clear where the respective steps in the work process occur. Because aside from small electrical tools there are no machines, robots or conveyor belts for automobile assembly, a contemplative calm predominates: all building components, but also the semi-assembled vehicles, are operated or positioned manually by means of trolleys; noisy motor tests or highpressure test washes take place in screenedoff glass boxes. The fact that one sees no cables or technical gear also has considerable bearing on the perception of the space. To this end the architects developed a simple steel construction consisting of clad paired columns and trusses, and the resultant cavities contain ducts and profiles for media, ­electricity, water, sprinkler, ventilation and high-voltage cables and pipes. Light fixtures, ventilation nozzles, electric sockets and highvoltage connections are flush with the ceiling or integrated in the columns. In addition there are floor ducts and exterior walls with installation cores, so that a large variety of installation scenarios are conceivable, and at the same time the pared-down aesthetics of the production sites remains intact. There are two main reasons that it was possible to design and – relatively cost-efficiently – build the MPC in only twenty months. The ­architects were at first guided by the architectural vocabulary, as well as the standard ­details, of the MTC: for example, the glazed railings, the wall cladding and the circumferential cantilevering roof. Second, for MPC not only were to a great degree the same designers involved, but also the same firms. Last but not least, it was the unwavering quest of the architecture firm and client for clear, simple, efficient solutions that led to a highly functional building.


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»Integration auf allen Ebenen« – ein Gespräch mit dem Projektarchitekt Iwan Jones “Integration on All Levels” – A Con­ versation with Iwan Jones, Project ­Architect

Das Gespräch mit Iwan Jones, der seit 2004 Partner bei Foster + Partners ist, führte Roland Pawlitschko im Londoner Büro der Architekten. Roland Pawlitschko conducted the interview with Iwan Jones, who has been a partner at Foster + Partners since 2004, in the firm’s London office.

DETAIL: Welchen Herausforderungen standen Sie bei der Planung des MPC gegenüber? Iwan Jones: Da war zunächst die sehr kurze Entwurfs- und Bauphase von nur 20 Monaten, die es kaum zuließ, verschiedene Optionen durchzuspielen. Außerdem hatten wir ein Produktionsgebäude für ein Automodell zu planen, das zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertigentwickelt war. Um dennoch eine Vorstellung von den bevorstehenden Produktionsprozessen zu bekommen, war ein intensiver Austausch mit dem Bauherrn von Anfang an unerlässlich. Hinzu kommt, dass wir im Gebäude jene hohe Qualität zu erreichen hatten, die auch die Sportwagen charakterisiert. Schließlich sollte das MPC für McLaren zu einer Art Schaufenster werden. Wie sind Sie dieser Anforderung begegnet? Ein Aspekt, der den Gebäudeentwurf wesentlich prägt, ist Integration. Beispielsweise ist das MPC so in die Landschaft eingebettet, dass Passanten oder Besucher seine wahre Größe kaum richtig erfassen können. Integration spielt aber auch im Innenraum und für den Betrieb eine wichtige Rolle. So verläuft nahezu die gesamte Gebäudetechnik nicht sichtbar im Bereich des Stahltragwerks, was nicht nur für eine zurückhaltend reduzierte Ästhetik, sondern durch zahlreiche, sorgfältig angeordnete Anschlusspunkte auch für maximale Flexibilität sorgt. Auf welchen Überlegungen resultiert das gewählte Stützenraster von 18 ≈ 18 m? Dieses Maß entstand aus einer Vielzahl von Faktoren, z. B. aus der Gesamthöhe des Gebäudevolumens. Einerseits gab es die behördliche Auflage, dass der Neubau nicht höher sein durfte als das MTC, andererseits sollte das Untergeschoss wegen des hohen Grundwasserstands nicht allzu weit in den Boden reichen. Zwischen diesen beiden Marken galt es ein Gebäude zu entwerfen, das sowohl über möglichst wenig Stützen als auch über minimale Decken- und Dachaufbauten und maximale Geschosshöhen verfügt. Das realisierte Stützenraster ergab sich gewissermaßen als idealer Kompromiss aus all diesen Faktoren sowie der Vorgabe

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McLarens, ein wirtschaftliches Gebäude zu realisieren. Wie ist es trotz des wirtschaftlichen Drucks gelungen, dem Gebäude eine gewisse Noblesse zu verleihen? Ob im Innenraum, bei den Fassaden oder in der Dachfläche – wir haben fast überall Standardprodukte verwendet. Die in ihren Abmessungen (300 ≈ 300 mm) mit dem Stützenraster korrespondierenden Keramikfliesen sind ebenso unspektakulär wie die Außenwandsockel aus weiß gestrichenem Mauerwerk oder die im Tunnel bzw. im VIPBereich eingesetzten, lackierten MDF-Platten. Die eher an einen Operationssaal als an eine gewöhnliche Autofabrik angelehnte Ästhetik entsteht aus dem Zusammenspiel der einheitlich weißen Oberflächen. Letztlich sieht das Gebäude wesentlich teurer aus als es in Wirklichkeit ist. Gibt es bei der Automontage im MPC besondere brandschutztechnische Anforderungen? Außer ganz am Ende des Produktionsprozesses sind die Tanks der Autos leer, und auch dort wird nur so viel Treibstoff eingefüllt, dass man die einzelnen Testphasen und eine Fahrt auf dem Gelände absolvieren kann. Insofern bestehen keine außergewöhnlichen Anforderungen: Es gibt eine vollflächige Sprinkleranlage und lediglich das Stahl-Dachtragwerk verfügt über eine Brandschutzbeschichtung. Inwiefern lässt sich die für McLaren realisierte Gebäudelösung auch auf andere Unternehmen übertragen? Integration spielt auch in Bezug auf diesen Aspekt eine wesentliche Rolle. Waren Arbeiter, Techniker, Ingenieure und Manager von Industriebetrieben früher meist strikt voneinander getrennt, ist hier alles offen und übersichtlich, sodass alle Mitarbeiter im permanenten Austausch stehen und frei interagieren können. Ich denke, die Vorteile dieses Ansatzes, den Foster + Partners bereits seit vielen Jahren verfolgt (z. B. beim »Flexible Factory System« aus dem Jahr 1972), gel2 ten grundsätzlich für alle Arbeitsplätze.

DETAIL: What challenges did you face in planning the MPC? Iwan Jones: The design and construction phase was only 20 months, which scarcely allowed trying out different options. On top of that, we had to plan a production building for an automobile model that had not yet been fully developed. Intensive interaction with McLaren was necessary to gain an understanding of the production process. The design for the building had to achieve a high standard – on a par with the race cars. How did you approach this requirement? One major aspect marking the design is integration. For example, the MPC is nestled in


Produkte  products


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Objekt+Produkt »CityCube« – Kongressund Messehalle in Berlin

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Das Kongressgeschäft ist ein lukratives – in Berlin werden etwa ein Viertel der Übernachtungen in Zusammenhang mit einer Tagung oder einer Kongressveranstaltung gebucht. Eine Voraussetzung für den weiteren Erfolg ist daher ein funktionstüchtiger und architektonisch ansprechender Veranstaltungsort. Mit dem endgültigen Abriss der baufälligen Deutschlandhalle 2011 und der Schließung des technisch abgenutzten ICC im Frühjahr 2014 war ein adäquater Neubau unumgänglich. Aus dem Realisierungswettbewerb ging das Dresdener Büro Code Unique mit dem Entwurf des »CityCube« als Sieger hervor. Die neue Kongressund Messehalle wurde 2014 eröffnet. Wer das Berliner Messegelände kennt, weiß um seine Heterogenität. Ringförmig angeordnet, gruppieren sich die unterschiedlichen Hallen um einen zentralen Innenhof. Das Baugrundstück für den Neubau des »CityCube« liegt auf dem Gelände der ehe-

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maligen Deutschlandhalle am südöstlichen Ende des Messegeländes. An dieser prominenten Stelle galt es einen Neubau zu errichten, der architektonisch und städtebaulich überzeugt – der in der Lage ist, dem Ort eine neue Identität zu verleihen. Um seine Eigenständigkeit zu unterstreichen, positionierten Code Unique den solitären Baukörper in einiger Distanz zu den Bestandsbauten und schufen mit der deutlichen Auskragung der oberen Geschosse über einem massiven Sockel eine gewisse Leichtigkeit für das Volumen von über 300 000 m3. Für die Erschließung entstehen durch die außermittige Anordnung auf dem Grundstück zwei großzügige Plätze, sowohl in Richtung Innenstadt als auch in Richtung Haupteingang der Messe. Geschickt spielten die Architeken dabei mit unterschiedlichen Höhenniveaus, sodass der CityCube nicht nur seine exponierte Lage erhielt, sondern auch mit den bestehenden Niveaus der angrenzenden Gebäude und Platzflächen verknüpft werden konnte. Im Inneren

ist der Baukörper in zwei Ebenen gegliedert. Die untere Messehalle mit einer lichten Höhe von 7,10 m (UK Unterzüge) kann durch raumhohe mobile Trennwände in bis zu acht Teilflächen separiert werden. So lassen sich Konferenzräume für 400 – 3000 Personen einrichten. Die obere Halle mit einer Höhe von 12 m und einer Fläche von 6015 m2 ist komplett stützenfrei und eignet sich daher vor allem für Großveranstaltungen mit bis zu 11 000 Teilnehmern. Natürliches Licht, das über die großzügigen Verglasungen im unteren Bereich und ein Oberlicht im Dach ins Foyer dringt, sorgt für eine gute Orientierung. Verschiedene Nebenräume gruppieren sich in beiden Geschossen ringförmig um die zentralen Messehallen und lassen sich von verschiedenen Seiten aus erschließen. Die Treppenhäuser sind in massiven Kernen angeordnet und übernehmen somit auch die statische Aussteifung des Gebäudes. Zusätzliche Aufzüge ermöglichen eine barrierefreie Erschließung.


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3 1 Lageplan Maßstab 1:20 000 2 Durch das auskragende Obergeschoss erfährt der Baukörper seine architektonische Leichtigkeit. 3 Mit einer Anpassung an verschiedene Höhenniveaus verzahnt sich der Neubau mit dem bestehenden Messegelände. 4 Natürliches Tageslicht unterstützt die Orientierung in den Foyers, die über eine großzügige Treppenanlage miteinander verbunden sind. 5 Die obere Messehalle ist komplett stützenfrei und eignet sich vor allem für Großveranstaltungen und Ausstellungen. Weitere Konferenz-, Büro- und Besprechungsräume ergänzen das umfangreiche Flächenangebot.

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Schnitt Textilfassade  Maßstab  1:20   1 Stahlhohlprofil S235 260/180/80 mm   2 Stahlschwert 330 ≈ 30 mm   3 Abdichtung bituminös zweilagig Gefälledämmung mineralisch 260 –140 mm Dampfsperre 2 mm Trapezblech 140 mm Luftraum/Installationsebene 500 mm Unterkonstruktion Gipskartonplatte 12 mm Anstrich   4 Gewebe Polyester silbermetallic »Stamisol« Sandwichelement 160 mm »Hoesch Isorock« ­verdeckt befestigt, horizontal verlegt Stahlprofil HEA 280 Luftraum 260 mm Gipskartonplatte 12 mm Wärmedämmung mineralisch 40 mm Gipsfaserplatte 2-lagig 24 mm Anstrich   5 Fensteranschlussprofil 65/3 mm Aluminium umlaufend   6 textiler Bodenbelag Zementestrich 50 mm Trennlage Trittschalldämmung ESP 20 mm Wärmedämmung ESP 45 mm Decke Stahlbeton 220 mm Luftraum ~500 mm Gipskarton-Abhangdecke 12 mm   7 Wärmeschutzverglasung ESG 8 mm + SZR 16 mm + ESG 8 mm in Aluminiumrahmen  8 Gitterrost   9 Dämmung mineralisch 210 mm Unterkonstruktion Zementfaserplatte witterungsbeständig 20 mm 10 Sonnenschutzverglasung VSG 12 mm + SZR 16 mm + VSG 12 mm in Stahl-Aufsatz konstruktion mit lasergeschweißten scharf­ kantigen Stahlhohlprofilen

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Nach außen hin präsentiert sich der Baukörper als markanter architektonischer Solitär. Diese Anmutung sollte mit der Gestaltung der Fassaden unterstrichen werden. So ist der mit der Außentreppenanlage verknüpfte Sockel mit großformatigen anthrazitfarbenen Werksteinfertigteilen verkleidet. Über eine geschosshoch ausgebildete und farblich angepasste Pfosten-Riegel-Fassade fällt ausreichend Tageslicht ins Innere. Die notwendige Verschattung gewährleistet das auskragende Obergeschoss, das mit einer aus dem Industriebau geläufigen Sandwichfassade geschlossen wurde. Im Abstand von ca. 1 m ist dieser ein Textilgewebe vorgespannt, welches für das gewollte homogene Erscheinungsbild sorgt. Das Gewebe ermöglicht durch seine Beschaffenheit genügend Lichteinfall für die dahinterliegenden Büroräume und gewährleistet zudem einen dauerhaften Sonnenschutz.

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Grundrisse  Maßstab  1: 2000

Projektbeteiligte Bauherr: Messe Berlin GmbH, Berlin Architekt: Code Unique Architekten, Volker Giezek, Martin Boden-Peroche, Dresden Projektsteuerung: GKK Ingenieurgesellschaft für Hochbau mbH, Berlin Tragwerksplanung: Grontmij GmbH, Berlin TGA: IBB Burrer & Deuring GmbH, Berlin Brandschutz: HHP Nord/Ost, Braunschweig

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Produkte und Hersteller Sandwichfassade: »Isorock«, Hoesch Bausysteme GmbH, Kreuztal, www.hoesch-bau.com Gewebe: »FT 381«, Serge Ferrari S.A.S., F-La Tour du Pin Cedex, de.sergeferrari.com Spannprofile Gewebe: Strangpressprofil, Josias Gasser Baumaterialien AG, CH –Chur, www.gasser.ch Pfosten-Riegel-Fassade: Aufsatzkonstruk-

Messehalle Information/Service/Kasse Foyer/Haupteingang Lager Garderobe Umkleide Büros Sanitäter Technik- und Versorgungstrakt Küche Technik Gastronomie Ausstellungserweiterung Foyer/Nebeneingang Übergang zur Messehalle 7

tion, Raico Bautechnik GmbH, Pfaffenhausen, www.raico.de; Profile, Montanstahl GmbH, Oelde (Westf.), www.montanstahl.de Böden innen: »Rheorapid«, »Megaplan«, Chemotechnik Abstatt GmbH, Abstatt, www.chemotechnik.de

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Edition

Hermann Kaufmann IZM Illwerke Zentrum Montafon NEU März 2015 Marko Sauer (Hrsg.). 124 Seiten mit zahlreichen Zeichnungen und Farbfotos. Format 21,6 × 27 cm. Zweisprachig Deutsch/Englisch. ISBN 978-3-95553-245-1 Hardcover: € 49,–

Das Land Vorarlberg nimmt im Holzbau eine herausragende Bedeutung ein. Rund um den einzigen nachwachsenden Baustoff ist hier eine aktive und innovative Szene entstanden: Handwerker, Planer und Industriebetriebe erweitern gemeinsam dessen Möglichkeiten und Einsatzgebiete. In diesem dynamischen Umfeld ist Hermann Kaufmann einer der wichtigsten Protagonisten, der mit seinem Büro seit Jahrzehnten die Grenzen des Materials auslotet. Mit dem Illwerke Zentrum Montafon ist hinsichtlich Größe und industrieller Fertigung ein Quantensprung im Holzbau gelungen.

Das knapp 10.000 qm große Verwaltungszentrum setzt Maßstäbe in Vorfabrikation – und ist dabei ebenso präzise gebaut und wohnlich wie die kleinen Preziosen, für die das Vorarlberg berühmt ist. Die Publikation beschreibt die Entstehung dieses Gebäudes: Vom Einfluss des Wassers und der Topografie, von der Entwicklung der Kubatur bestimmt durch die statische Struktur des Bausystems und die einheitlichen Bedingungen für alle Arbeitsplätze, bis hin zum Wandel der Bürokultur durch die Architektur und schließlich der Einbeziehung von Kunst am Bau.

Der zurzeit größte und nachhaltigste Holz-Hybridbau im Detail Die Weiterentwicklung des LifeCycle Tower-Bausystems Einheit von Material und Raum: Die Tragstruktur ist identisch mit dem Innenausbau

www.detail.de/kaufmann-izm


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Jahresübersicht / Abbildungsnachweis / Impressum ∂ 2015 3 Detail Konzept: Industriebau Detail Konzept: Industrial Building ∂ 2015 4 Vorfertigung Prefabrication ∂ 2015 5 Material + Oberfläche Material + Finishes ∂ 2015 6 Analog und Digital Analogue and Digital ∂ 2015 7/8 Massive Bauten Solid Forms of Construction ∂ 2015 9 Detail Konzept: Wohnen Detail Konzept: Housing ∂ 2015 10 Bauen mit Stahl Steel Construction Abbildungsnachweis Fotos, zu denen kein Fotograf genannt ist, sind Architektenaufnahmen, Werkfotos oder stammen aus dem Archiv DETAIL. Seite 152, 153, 154, 174, 175: David Franck, D–Ostfildern Seite 155: Christian Richters, D–Berlin Seite 156 links, 159, 172, 173: Frank Kaltenbach, D–München Seite 156 Mitte, 156 rechts, 157 unten, 160: Ina Reinecke/Barkow Leibinger Seite 157 oben: Roland Halbe, D–Stuttgart Seite 158: Sefan Müller, D–Berlin Seite 163–165: Hufton+Crow, GB–London Seite 166 oben rechts: Barkow Leibinger Architekten, D–Berlin Seite 166 unten: Roger Frei, CH–Zürich Seite 168 links: Peter Kainz /MAK Seite 168 rechts: © Staatliches Schtschussew Museum für Architektur Moskau, VG Bild-Kunst, Bonn 2014 Seite 170 oben links: Erik G. L’Heureux /AIA Seite 170 erstes von oben rechts: Ester Havlova, CZ–Prag Seite 170 zweites von oben rechts: Thomas Jantscher/ATP Seite 170 drittes von oben rechts: Studio Mumbai Seite 170 viertes von oben rechts: Anna Positano /AWP Seite 171, 185 unten: Adrien Barakat, CH–Lausanne Seite 178, 179: Takashi Yamaguchi & Associates, J–Osaka Seite 180, 181, 182 oben: Erick Saillet, F–Lyon Seite 182 unten: Max Bottom, F–Ascain Seite 183, 184, 185 oben: Yves André, CH–Vaumarcus Seite 186, 187: Rasmus Norlander, CH–Zürich

Seite 188, 189: FG+SG fotografia de arquitectura, P–Lissabon Seite 190–192: Joachim Schmeisser, D–Höchberg Seite 195, 198, 200, 204, 206: McLaren Marketing Ltd., GB–Woking Seite 197, 199, 202/203, 207–209: Nigel Young / Foster + Partners Seite 211, 212, 215: Iwan Baan, NL–Amsterdam Seite 213, 214 unten, 216–219, 222 oben rechts: Markus Bühler-Rasom / Ricola AG Seite 214 oben, 222 unten, 223: Christian Schittich, D–München Seite 220 oben, 221 oben links: David Aebi Seite 220 unten, 221 oben rechts, 221 unten, 222 oben links: Margherita Spiluttini, A–Wien Seite 244 unten rechts: Frank Ockert, D–Stuttgart Seite 247 oben: Lichtwerke GmbH, D–Köln Seite 248 oben: Markus Frietsch, CH–Zürich Seite 248 unten Mitte: Christian Günther, D–Leipzig Seite 250 unten links: Bernadette Grimmenstein, D–Hamburg Seite 260–262, 266 oben links: Werner Huthmacher, D–Berlin Seite 266 oben rechts: Daniel George, D–Hannover Seite 267 oben Mitte: www.regentaucher.com Seite 268: Matthias Kestel, D–München Seite 278 links: Foster + Partners, GB–London Seite 278 rechts: Tobias Madörin, CH–Zürich Seite 284 oben: Adrià Goula, E–Barcelona Seite 284 Mitte: Zooey Braun, D–Stuttgart Seite 284 unten: Bartosz Kolonko, HOK–Hongkong

Rubrikeinführende s/w-Aufnahmen / Vorschau Seite 153: HAWE-Produktionswerke in Kaufbeuren Architekten: Barkow Leibinger, D–Berlin Seite 163: Erweiterung der University of Greenwich Architekten: Heneghan Peng Architects, IRL–Dublin Seite 171: Bobst-Hauptsitz in Mex Architekten: Richter Dahl Rocha & Associés, CH–Lausanne Seite 195: McLaren-Produktionsgebäude in Woking Architekten: Foster + Partners, GB–London Seite 223: Ricola Kräuterzentrum in Laufen Architekten: Herzog & de Meuron, CH–Basel Seite 284 oben: Studentenwohnheim in Sant Cugat del Vallès Architekten: DATAAE + HARQUITECTES, E–Barcelona Seite 284 Mitte: Experimentalhaus in Stuttgart Architekten: Werner Sobek, D–Stuttgart Seite 284 unten: Informationszentrum in Schanghai Architekten: playze, CHN–Schanghai

∂ Zeitschrift für Architektur + Baudetail Verlag: Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG, Hackerbrücke 6, 80335 München Tel. (089) 38 16 20-0, Fax (089) 38 16 20-66 Internet: http:// www.detail.de Postanschrift: Postfach 20 10 54, 80010 München Persönlich haftende Gesellschafterin: Institut für internationale ArchitekturDokumentation Verwaltungs-GmbH, München, eine 100 %-ige Tochter der ATEC Business Information GmbH. Kommanditistin (100 %): ATEC Business Information GmbH, München. Verlagsleitung: Meike Weber Redaktion DETAIL: (Anschrift wie Verlag, Telefon Durchwahl -84, E-Mail: redaktion@detail.de): Christian Schittich (Chefredakteur, V. i. S. d. P., CS), Sabine Drey (SD), Andreas Gabriel (GA), Frank Kaltenbach (FK), Julia Liese (JL), Thomas Madlener (TM), Emilia Margaretha (EM), Peter Popp ­(PP), Maria Remter (MR), Jakob Schoof (JS), Edith Walter (EW), Heide Wessely (HW). Freie Mitarbeit: Florian Köhler (FLK), Roland Pawlitschko (RP) Dejanira Ornelas Bitterer, Marion ­Griese (MG), Emese M. Köszegi, ­ Simon Kramer (SiK), Freie Mitarbeit: Ralph Donhauser, ­Martin Hämmel (Zeichnungen) Peter Green, Elise Feiersinger (Übersetzungen engl.), Xavier Bélorgey (Übersetzungen franz.), Rossella Mombelli (Übersetzungen ital.) Redaktion DETAIL transfer: Meike Weber (V. i. S. d. P.), Tim Westphal (Leitung), Patricia Beck, Carolin Dümmler, Zorica Funk, Thomas Greiser, Katja Pfeiffer, Katja Reich, ­Hildegard Wänger, Kathrin Wiblis­ hauser (Anschrift wie Verlag) Tel. (089) 38 16 20-0 Herstellung /DTP: Peter Gensmantel (Leitung), Cornelia Kohn, Andrea Linke, Roswitha Siegler, Simone Soesters Vertriebsservice: (Abonnementverwaltung und Adressänderungen) Vertriebsunion Meynen, Große Hub 10, 65344 Eltville Tel. (0 61 23) 92 38-211, Fax: -212 E-Mail: detailabo@vertriebsunion.de Marketing und Vertrieb: Claudia Langert (Leitung) Irene Schweiger (Vertrieb) Tel. (089) 38 16 20-37 (Anschrift wie Verlag) Auslieferung an den Handel: VU Verlagsunion KG Postfach 5707, 65047 Wiesbaden Anzeigen: Martina Langnickel (Leitung, V. i. S. d. P.), DW -48 Claudia Wach, DW -24 (Anschrift wie Verlag) Tel. (089) 38 16 20-0

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DETAIL erscheint 10≈ jährlich am 29. Dezember / 2. März / 1. April / 4. Mai / 1. Juni / 15. Juli / 1. September/ 1. Oktober / 2. November / 1. Dezember/ plus die Sonderhefte DETAIL green im April + November, plus DETAIL structure im Mai + Oktober, plus ­DETAIL inside im Juni + Dezember. Bezugspreise: Abonnement 12 Hefte inkl. 2 Hefte DETAIL Konzept, inkl. 2 Sonderhefte DETAIL Green: Inland: € 179,– Ausland: € 179,– / CHF 251,– / £ 119,– / US$ 234,– Für Studenten: Inland: € 95,– Ausland: € 95,– / CHF 137,– / £ 67,– / US$ 124,– DETAIL Einzelheft: € 18,90 /  CHF 28,– / £ 13,60 / US$ 24,50 DETAILGreen Einzelheft: € 14,50 / CHF 25,– / £ 10,– / US$ 19,50 Ausland zzgl. MWSt, falls zutreffend Alle Preise verstehen sich zuzüglich Versandkosten. Abonnements sind 6 Wochen vor Ablauf kündbar. Konto für Abonnementzahlungen: Deutsche Bank München BLZ 700 700 10 · Konto 193 180 700 IBAN: DE24700700100193180700 SWIFT: DEUTDEMM Alle Rechte vorbehalten. Für unverlangte Manuskripte und Fotos wird nicht gehaftet. Nachdruck nur mit Genehmigung. Für Vollständigkeit und Richtigkeit aller Beiträge wird keine ­Gewähr übernommen. Repro: Martin Härtl OHG Kistlerhofstraße 70, 81379 München Druck: W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co.KG Augsburger Straße 722, 70329 Stuttgart Bei Nichtbelieferung ohne Verschulden des Verlages oder infolge von Störungen des Arbeitsfriedens bestehen keine Ansprüche gegen den Verlag. Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 47 Verbreitete Auflage IV. Quartal 2014: 26 477 Exemplare + 4134 Exemplare aus früheren ­Berichtszeiträumen

@ Dieses Heft ist auf chlorfrei­gebleichtem Papier gedruckt. Die Beiträge in DETAIL sind urheberrechtlich geschützt. Eine Verwertung dieser Beiträge oder von Teilen davon (z. B. Zeichnungen) sind auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts.


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