Weltzeit 3-2020 | Soziale (?) Medien – Fakten gegen Fake: Meinung. Macht. Manipulation.

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orches­ trierte Untergrabung europäischer Öffentlichkeit arbeiten. Wenn falsche oder irreführende Informationen so viel an Kraft gewinnen, dass sie die politische Agenda beeinflussen, Extremismus fördern und zu einer „Post-Wahrheitswelt“ beitragen, besteht eine Gefährdung für unsere liberale Demokratie. Für die EU als transnationales Gebilde ist dies eine besondere Herausforderung. Denn ähnlich wie sich Populisten immer am leichtesten gegen „die Eliten“, die ferne „Hauptstadt“ stellen und sich als „Stimme des Volkes“ positionieren, die die Ängste und Sorgen der Bevölkerung aufgreift, können sich Social-­ Media-Propagandisten mit einfachsten Botschaften gegen Brüssel wenden. Trotz dieser Herausforderungen zeigen Eurobarometer-Umfragen derzeit einen erfreulichen Trend: Europaweit ist das Vertrauen in die EU-Institutionen nach einem Tief in den Jahren 2015/16 wieder gestiegen. Covid-19-Pandemie-Umfragen zufolge ist der Bevölkerung zudem deutlich geworden, dass es in der entgrenzten Gemeinschaft sinnvoll ist, wenn die EU in einigen Bereichen über wirksamere Instrumente zum Schutz des Gemeinwohls verfügt.

©©picture alliance/ZUMA Press/Tampa Bay Times

T I T E LT H E M A

Das europäische Projekt selbst neu und attraktiver denn je gestalten, nach innen wie nach außen Bei allen finanziellen Bemühungen seitens der EU und ihrer Mitgliedstaaten besteht aber die Gefahr, dass die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Pandemie politische Instabilitäten nach sich ziehen und die gesellschaftliche Resilienz untergraben. Die Jahre der Finanzkrise 2008 haben Populisten, viele von ihnen EU- und Globalisierungsgegner, in Parlamente und Regierungen gebracht. Gerade in der Krise ist es also wichtig für die Legitimität der EU, dass sie Handlungsfähigkeit und Transparenz zeigt. Auch wenn die politische Aufmerksamkeit erneut beim Krisenmanagement liegt, muss die Diskussion um neue Beteiligungs- und Kommunikationsformen, dezentrale Zusammenarbeit, Engagement von gesellschaftlichen Akteuren wie auch Unternehmen vorangebracht werden. Es geht darum, das europäische Projekt selbst neu und attraktiver denn je zu gestalten, nach innen wie nach außen.

10 Weltzeit 3 | 2020

Wenn gravierende ­Umstände ­eintreten, ­beginnen Menschen zu ­hinterfragen, wem sie ­vertrauen können.


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