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T I T E LT H E M A
BBC1, um zu v erkünden, dass er in Wirklichkeit der Sohn Gottes sei. Seine Behauptungen sind alle nachweislich falsch und verdienen keine öffentliche Bühne. Das Vermischen hartnäckiger Verschwörungstheorien mit Covid-19-Desinformation ist eine besonders beunruhigende Entwicklung, die redaktionelle Herausforderungen mit sich bringt. Die Zeitung The Times veröffentlichte im Oktober einen Bericht über russische Social Bots, die in Sozialen Netzen suggerierten, dass die neuen Covid-19-Impfstoffe Gesundheitsrisiken bergen, da sie auf dem Gewebe von Affen basierten. Die auffälligste Karikatur, die die Journalisten in den Bots gefunden hatten, zeigte den britischen Premierminister nach Einnahme des Impfstoffs als „Bigfoot“-Figur. Bei der Enthüllung der Geschichte geriet The Times in die Kritik, weil sie durch Veröffentlichung der Karikatur der QAnon-Bewegung einen öffentlichen Raum biete und damit Misstrauen bei Maßnahmen der öffentlichen Gesundheit schüre. Das öffentliche Gesundheitswesen hat innerhalb einer Generation enorme Fortschritte gemacht, was auch zu Selbstzufriedenheit geführt hat. Ich erinnere mich, dass ich mir als Kind der schrecklichen Auswirkungen der Kinderlähmung bewusst war. Damals akzeptierten Eltern die Notwendigkeit einer Polio-Impfung. Heute, da die Kinderlähmung in vielen Teilen der Welt ausgerottet ist, empfinden Menschen die Bedrohung als geringer, da sie deren
12 Weltzeit 3 | 2020
Auswirkungen nicht mit eigenen Augen erleben können. Wir haben schon in Zeiten gelebt, in denen es weniger akzeptabel war, die etablierte medizinische Wissenschaft in Frage zu stellen. Und selbst wenn man es getan hätte, hätte man nicht in einer digitalen Echokammer Tausende Gleichgesinnte gefunden. Der Erfolg des öffentlich-rechtlichen Rundfunks bei der Bekämpfung der Desinformation im Bereich Gesundheit bleibt eines der stärksten Argumente für unsere eigene Existenz. Wenn gravierende Umstände eintreten, beginnen Menschen zu hinterfragen, wem sie vertrauen können. Wir haben in den ersten Phasen der Pandemie einen enormen Anstieg der Nutzungszahlen auf BBC-Webseiten verzeichnet. Es beruhigte mich, dass unsere Nutzenden in schwierigen Zeiten das Gespür dafür haben, wohin sie sich wenden können. Es zeigt auch den Wert des Vertrauens in unsere Sender-Marken, die über Generationen hinweg aufgebaut wurden. Aber es ist eine fragile Struktur, da die Institutionen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in vielen europäischen Ländern und auch in anderen Teilen der Welt bedroht sind. Wir sollten unsere Anstrengungen verdoppeln, um gemeinsam mit einer Stimme zu sprechen. Angesichts der gegenwärtigen Bedrohung für die Gesundheit unserer eigenen Bevölkerung haben wir die Pflicht, den Kampf zur Verteidigung dieses Vertrauens in die öffentliche Gesundheit fortzusetzen.
©©DW/O. Sallet
Für QAnon dient die Tatsache, dass die „Mainstream-Medien“ die B ewegung als Verschwörung bezeichnen, als weiterer Beweis dafür, dass ihre Geschichten wahr sind.