„Giga-Feuer“ und abtreibende Eisschollen: Das Klima kennt keine nationalen Grenzen
Text Tim Schauenberg, DW-Redakteur
Wenn Eis von einem Gletscher abbricht, dann ist das an sich nichts Außergewöhnliches. Wenn sich aber eine Eisscholle größer als die Fläche der französischen Hauptstadt vom größten Gletscher der Arktis abspaltet, dann „sollten wir sehr besorgt sein“, sagt Jason Box vom Geological Survey of Denmark and Greenland. Besorgniserregend ist die abtreibende Eisscholle vom Nioghalvfjerdsfjorden-Gletscher in Grönland aber auch, weil sie nur einen von zig neuen ökologischen Höchstständen und Tiefpunkten im vergangenen Jahr versinnbildlicht.
weg. Im Juli stand ein Viertel der Gesamtfläche von Bangladesch unter Wasser. Im Amazonasgebiet lässt auch in diesem Jahr die Gier nach Weideflächen für Rinder und den Sojaanbau riesige Flächen in Flammen aufgehen. Dort treibt der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro die Abholzung des Amazonas-Regenwalds seit Jahren voran. Sein Umweltminister Ricardo Salles schlug im April dieses Jahres vor, die Corona-Pandemie für weitere Gesetzesänderungen zu nutzen. „Wir haben jetzt die Möglichkeit, da die Presse sich ausschließlich mit Covid-19 beschäftigt, uns das Amazonas-Thema vorzunehmen. Wir haben in diesem Moment die Chance, alle Regelungen zu ändern und die Vorschriften zu vereinfachen“, so Salles. Doch auch andere Regionen der Welt waren von verheerenden Bränden betroffen. In der arktischen Tundra Sibiriens gab es im ©©DW/J. Velozo
Riesenbrände an der US-amerikanischen Westküste sowie in Australien und schmelzende Gletscher: Die Einen warnen vor den unermesslichen Folgen, und die Anderen leugnen den K limawandel per se. Die Debatte um das Klima spaltet Politik und Medien.
Ökologische Desaster und die Suche nach Superlativen Wegen der Zerstörung der Ökosysteme durch den Menschen nehmen Tierpopulationen weltweit in atemberaubendem Tempo ab. Nur noch ein Drittel wildlebender Tiere soll es laut World Wildlife Fund (WWF) im Vergleich zu 1970 geben. Die zwölf Monate zwischen Juni 2019 und Juni 2020 waren die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Extremes Wetter, Stürme, Fluten und Dürren sind die Folgen. Im Mai verloren Tausende Menschen in Ostafrika durch heftige Regenfälle und Schlammlawinen ihr Zuhause. Danach wurde die Region von apokalyptisch anmutenden Heuschreckenplagen überfallen, die große Teile der Ernte zerstörten. In Nigeria spülten im September Überflutungen ein Viertel der gesamten Reisernte
26 Weltzeit 3 | 2020
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PROGR AMM-INSIDER
Im Bundesstaat Mato Grosso findet die größte Baumwollund Sojaproduktion Brasiliens statt. Für die Schaffung von Ackerland wird der Cerrado-Wald regelmäßig gerodet. Dabei geraten die Flammen manchmal außer Kontrolle und breiten sich auf Naturreservate aus.