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„Wir brauchen eine neue Verfassung“ Seit dem Kriegsende in Bosnien und Herzegowina sind 25 Jahre vergangen. Das Abkommen von Dayton brachte zwar Frieden, bleibt jedoch umstritten. Junge Leute im Land fordern deshalb ein Dayton 2.0.
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Text Aida Salihbegović, DW-Redakteurin
von links oben im Uhrzeigersinn: Emir Čelebić aus Bihać, Emir Karamujić aus dem Brčko Distrikt, Karla Perić aus Tuzla, Miloš Kovačević aus Banja Luka, Emin Čekro aus Stolac und Jovana Barbu aus Bijeljina
Drei Sprachen, drei Staatspräsidenten, zwei Entitäten (Föderation Bosnien und Herzegowina und Republika Srpska), zehn Kantone und 14 Regierungen – das Abkommen von Dayton regelt seit Kriegsende im Jahr 1995 das Zusammenleben der in Bosnien lebenden Bosniaken, Kroaten und Serben. Der
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Friedensvertrag stellt zugleich die Verfassung für die rund 3,3 Millionen Einwohner im bosnischen Staat dar; er lässt jedoch Minderheiten wie Roma und Juden unberücksichtigt. Aus diesem Grund urteilte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte 2009, die bosnische Verfassung sei d iskriminierend,
da sie das Recht bosnischer Bürger verletze, die sich nicht für ein öffentliches Amt im bosnischen Präsidium und im Unterhaus des Parlaments bewerben dürfen. Die Verfassung erinnert immer noch an den Krieg. Es fehlt am politischen Willen in Bosnien, das zu ändern.