MEDIEN ENTWICKELN
©©Hkun Lat/Frontier Myanmar
Schulterschluss für die Wahrheit
Die Programme der DW Akademie versetzen Journalistinnen und Journalisten in die Lage, Informationen zu verifizieren, und User, Nachrichten kritisch zu hinterfragen. M edienschaffende und Mediennutzende stehen im Kampf gegen Falschinformationen auf d erselben Seite. Schlaglichter aus mehreren Ländern. Zusammengestellt von Jasmin Rietdorf, Redakteurin, DW Akademie
Medien- und Informationskompetenz Media and Information Literacy (MIL) ist die Fähigkeit, auf Medien zuzugreifen, sie zu analysieren, kritisch zu reflektieren, aber auch Medieninhalte selbst zu erstellen. Sie ist eine Voraussetzung dafür, dass Bürgerinnen und Bürger ihr Recht auf Informations- und Meinungsfreiheit ausüben können. Der jüngst veröffentlichte MIL-Index der DW Akademie untersucht die Medienkompetenz von unter 35-Jährigen in sechs afrikanischen Ländern: Burkina Faso, Côte d’Ivoire, Ghana, Kenia, Namibia und Uganda. Die Ergebnisse zeigen, dass die digitale Transformation auf dem afrikanischen Kontinent, insbesondere in städtischen Gebieten, Fuß fasst – mit großen Unterschieden. Während in Ländern wie Ghana und Kenia etwa zwei Drittel der 15- bis 25-Jährigen wöchentlich auf das Internet zugreifen, gilt dies in Burkina Faso nur für etwa ein Drittel der Jugendlichen. Viele Jugendliche in Afrika erleben täglich Desinformation, Hassrede oder Cybermobbing. So hat in Uganda die sexuelle Belästigung im Internet alarmierende Ausmaße angenommen. Die Ergebnisse der repräsentativen Studie sind nicht nur relevant für die MIL-Arbeit, sondern auch für politische Erwägungen, wenn es um Jugendliche und Medien geht. Finanziert wurde die Studie durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ). dw.com/s-54253270
Banyar Kyaw aus Myanmar
Myanmar: Falschen Informationen auf der Spur Text Thomas Bärthlein „Einige verbreiten Desinformation, um politische Macht zu erlangen, andere für Geld“, sagt Banyar Kyaw. Seit drei Monaten recherchiert der 29-Jährige mit seinen Kolleginnen und Kollegen von Frontier Myanmar zu gezielten Falschinformationen, die auf Facebook-Seiten veröffentlicht werden. Seine investigative Arbeit ist gerade vor den Parlamentswahlen Anfang November brisant. Denn ihm geht es nicht nur darum, einzelne Falschmeldungen und Hassreden aufzuspüren. Er will zeigen, dass hinter ihrer Verbreitung ein System der Manipulation steckt. So werden beispielsweise durch antimuslimische Propaganda in Myanmar gesellschaftliche Spannungen geschürt. Bisher schrieb Kyaw vor allem politische Features. „Für mich ist das alles neu. Ich hatte gar keine Erfahrung mit Faktencheck.“ Im August nahm er an einem zweitägigen Online-Training der DW Akademie teil. Er lernte, mit der DW-Verifizierungsplattform Truly Media zu arbeiten, die kollaborative Recherchen ermöglicht. Drei investigative Artikel über drei Facebook-Seiten, die systematisch Desinformation betrieben, hat sein Team bereits veröffentlicht. Facebook reagierte im Anschluss der Berichterstattung und machte sie unzugänglich. „Ich glaube, das ist zum großen Teil unser Erfolg“, sagt Kyaw. „Wir konnten damit ihren Einfluss auf die Gesellschaft stoppen.“ Für Banyar Kyaw, der sich auch zukünftig auf digitale Enthüllungen spezialisieren will, ist das erst der Anfang: „Ich will genauer herausfinden, wer hinter solchen Seiten und falschen Accounts steckt.“
Deutsche Welle
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