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Pier Paolo Pasolini

1922 – 1936

Geboren am 5. März 1922 in Bologna als Sohn des Berufsoffiziers Carlo Alberto Pasolini [aus einer alten Adelsfamilie in Ravenna] und der Grundschullehrerin Susanna Colussi, verbringt Pier Paolo Pasolini seine Sommer im mütterlichen friaulischen Heimatort Casarsa, wenngleich sein Wohnort, auf Grund des Berufs seines Vaters, von Parma über Belluno bis Cremona ständig wechselt.

1936 – 1942 Bologna

Die Familie kehrt nach Bologna zurück, wo Pasolini 1936 am Gymnasium sein Abitur absolviert und im selben Jahr anfängt Kunstgeschichte, Literatur und romanische Philologie zu studieren.

1941 – 1942

Gründung und Arbeit als Redakteur der Zeitschriften „Eredi“ und „Il setaccio“. Veröffentlichung seines ersten Gedichtbands in friaulischem Dialekt „Poesie a Casarsa“.

1943

Umzug nach Casarsa.

1944

Gründung der „Akademie der friaulischen Sprache“ als Zentrum für Förderung der heimischen Literatur und Kultur.

1945

Dissertation über den Dichter Giovanni Pascoli und Tätigkeit als Lehrer einer Privatschule. Lebt gemeinsam mit seiner Mutter in Casarsa. Ermordung seines Bruders im Partisanenkrieg in Jugoslawien.

1947

Auseinandersetzung mit den Schriften des marxistischen Philosophen und Mitgründers der Kommunistischen Partei Italiens [KPI] Antonio Gramsci. Einschreibung in der Kommunistischen Partei und aktive politische Tätigkeit als Sektionssekretär der KPI.

1949

Parteiausschluss wegen öffentlicher Homosexualität und Kündigung als Lehrer.

1950

Neuanfang in mit seiner Mutter in Rom und aufkommendes Interesse am Proletariat der römischen Vorstädte, der Borgate Romane. Veröffentlichungen einzelner Artikel in Zeitungen und Lehrstelle an einer Privatschule sowie Arbeit beim Radio.

1951

Rückkehr des Vaters aus dem Krieg und dessen Einzug in die gemeinsame Wohnung. Bekanntschaften mit Bewohnern aus den Borgate und Freundschaft mit Drehbuchautor Sergio Citti.

1953

Zusammenarbeit mit Regisseur Mario Soldati und Schriftsteller Giorgio Bassani für das Drehbuch „La donna del fiume“.

1954

Seinem Gedichtband „La meglio gioventù“ widmet er den Jugendlichen, die auf Arbeitssuche ins Ausland migrieren.

1955

Sein Debütroman „Ragazzi di vita“ spielt in den Vorstädten Roms und erzählt von Lebensauszügen junger Bewohner dieser Viertel. Gründung der kulturpolitischen Literaturzeitschrift „Officina“.

1957

Veröffentlichung und Auszeichnung seiner Gedichtsammmlung „Le ceneri di Gramsci“ mit dem italienischen Literaturpreis Premio Viareggio.

1958

Tod des Vaters.

1959

Anklage und Einstellung der Zeitschrift „Officina“ auf Grund eines Epigramms über Papst Pius XII. Veröffentlichung seines zweiten Romans „La vita violenta“ und darauffolgende Prozesse wegen „obszöner“ Inhalte.

1960

Veröffentlichung seiner literaturkritischen Essay­Sammlung „Passione e ideologia“ [1948–1958] und wöchentliche Beiträge in der kommunistischen Zeitschrift „Vie Nuove“ bis 1965.

1961

Filmdebüt umit„Accatone“ auf der Biennale von Venedig. Reise nach Indien mit Alberto Moravia und Elsa Morante.

1962

Reisebericht „L'odore dell'India“. Dreharbeiten zu „Mamma Roma“ und „La ricotta“ sowie Veröffentlichung des Romans „Il sogno di una cosa“.

1963

Skandal um Episodenfilm „La ricotta“ wegen Provokation der Religion.

1964

Auszeichnung des Films „Il Vangelo secondo Matteo“ mit dem Preis des Office Catholique International du Cinéma [OCIC]. Beginn seiner Kritik am kulturellen Zerfall der italienischen Gesellschaft mit dem Aufsatz „Nuove questioni linguistiche“.

1965

Filmtheoretischer Vortrag „Das Kino der Poesie“ am Festival für neues Kino in Pesaro. Erkenntnis einer Doppelstruktur der Kinosprache und linguistische Unterscheidung der Sprache in langue [Kino] und parole [Film]. Bekanntschaft mit dem französischem Literaturkritiker und Philosoph Roland Barthes.

1966

„Uccellacci e uccellini“ erscheint als polemisch ­ ideologische Komödie im Dialog zwischen katholischen Christen und Marxisten der Gegenwart in Italien. Liebesbeziehung mit dem Hauptdarsteller Ninetto Davoli. Konzeption erster Theaterstücke und Auseinandersetzung mit der griechischen Tragödie. Übernahme Leitung der Zeitschrift „Nouvi Argumenti“. Erster Besuch in ew York und Bekanntschaft mit Allen Ginsberg.

1968

„Teorema“, zuvor als „Piece in Versen“ verfasst, nun als Roman und Film veröffentlicht. Uraufführung auf der Biennale von Venedig und Verleihung des internationalen katholischen Filmpreises und zugleich Beschlagnahmung des Films durch den Vatikan wegen Obszönität. Späterer Freispruch des Films durch den Beweis der allegorischen Verwendung der Erotik im Film. Stellungnahme zugunsten der Polizei innerhalb der italienischen Studentenbewegung in Rom im kommunistisch, klassenkritischen Gedicht „Il PCI ai giovane!“. Wöchentliche Kolumne „Il Caos“ in der Zeitschrift „Tempo“.

1969

„Medea“ erscheint als überarbeitete Verfilmung der gleichnamigen Tragödie von Euripides. Maria Callas übernimmt die Titelrolle.

1970

Reise nach Afrika mit Alberto Moravia, Dacia Maraini und Maria Callas. Beginn des Romans „Petrolio“.

1972

Veröffentlichung seiner Streitschrift „Empirismo eretico“.

1973

Seine Artikel­Serien in großen italienischen Tageszeitungen wie dem „Corriere della Sera“, gesammelt in den Publikationen Freibeuterschriften [1975] und Lutherbriefe [1976], stellt ihn erneut in den Mittelpunkt öffentlicher Diskurse.

1975

Dreharbeiten zu „Salò ­ Die 120 Tage von Sodom“, der erst nach seiner Ermordung veröffentlicht wird. Leichenauffindung am Strand von Ostia bei Rom am 2. November. Begräbnis am 5. November auf dem friaulischen Friedhof Casara della Delizia.

Part I

A grand­bourgeois family is seated at lunch. It consists of Paolo, the father, Lucia, the mother, Pietro, their son, and Odetta, their daughter. The maid Emilia is serving their food when a telegram is delivered. It announces the arrival of the Guest for the next day.

The Guest is reading in the garden while Emilia is mowing the lawn. After Emilia has stared at the Guest for a long time, she runs into the kitchen and tries to kill herself. The Guest saves her and takes her to her room. There, they succumb to their desire.

Pietro and the Guest sleep in the same room. Pietro walks over to the Guest’s bed and slowly pulls away his blanket. When the Guest awakes, he notices Pietro’s bashful desire and lies down with him.

Paolo cannot sleep either and opens the door to his son’s bedroom. He sees Pietro and the Guest sleeping in the same bed.

Back in the parents’ bedroom, Paolo wakes Lucia and forces her to have sex with him.

Pietro and the Guest are immersed in art books. The Guest recites a poem.

In the garden, Lucia discovers the Guest’s clothes. She also undresses and awaits his return.

When Paolo falls ill, Odetta witnesses her beloved father’s weakness.

In her room, Odetta too is seduced by the Guest.

Paolo and the Guest go on an excursion to the riverbank. They give in to their desire.

Again, the family is having lunch. A telegram announces that the Guest will depart the following day.

Part II

After the Guest’s departure, Odetta and Pietro each try, separately, to understand what has happened. It breaks Odetta.

Like an ascetic, Emilia refuses almost all nourishment.

Pietro tries his hand at being an artist. However, he has trouble finding his own expressive language and leaves the family.

Lucia tries to give meaning to her existence by uninhibited sex.

Emilia ascends to heaven. Back on earth, she buries herself in the ground.

Paolo decides to leave everything behind. Barefoot, he walks towards a new life.

Impressum

Copyright Stiftung Oper in Berlin

Deutsche Oper Berlin, Bismarckstraße 35, 10627 Berlin

Intendant Dietmar Schwarz; Geschaftsführender Direktor Thomas Fehrle; Spielzeit 2022/23; Redaktion Jörg Königsdorf; Gestaltung schittenundhelm.de; Druck: trigger.medien gmbh, Berlin

Textnachweise

S. 8 zitiert nach: Pier Paolo Pasolini, übersetzt von Thomas Eisenhardt, „Das Gefängnis und die Brüderlichkeit der homosexuellen Liebe“, in: „Freibeuterschriften“, herausgegeben von Agathe Haag, Berlin 1978.

S. 37 zitiert nach: Ignazio Buttitta, übersetzt von Thomas Eisenhardt, „Ich bin Dichter von Beruf“, in: „Freibeuterschriften“, herausgege ben von Agathe Haag, Berlin 1978.

S. 44 zitiert nach: Pier Paolo Pasolini, übersetzt von Heinz Riedt, „Teorema oder Die nackten Füsse“, München 1980

Übersetzung der Handlung: Alexa Nieschlag

Alle anderen Texte sind Originalbeiträge für dieses Heft

Bildnachweise

S. 2: Fabrizio Sansoni

S. 6/7: Elliott Erwitt / Magnum Photos / Agentur Focus

S. 12: Martine Franck / Magnum Photos / Agentur Focus

S. 16/17: Ferdinando Scianna / Magnum Photos / Agentur Focus

S. 46: akg / Franco Vitale / Reporters Associati & Archivi / Mondadori Portfolio

Die Fotografien der Inszenierung machte Eike Walkenhorst.

Giorgio Battistelli

Il Teorema di Pasolini

Musiktheater in zwei Teilen

Libretto von Giorgio Battistelli in Zusammenarbeit mit Ian Burton nach Pier Paolo Pasolini

Uraufführung am 9. Juni 2023 an der Deutschen Oper Berlin

Musikalische Leitung: Daniel Cohen; Inszenierung: Dead Centre; Bühne, Kostüm: Nina Wetzel; Video: Sebastien Dupouey;

Licht: Stephen Dodd; Klangdesign: Benjamin Schultz; Dramaturgie: Jörg Königsdorf

Lucia: Angeles Blancas Gulín; Lucia [Schauspielerin]: Paula D. Koch; Odetta: Meechot Marrero; Odetta [Schauspielerin]: Nelida

Martinez; Emilia: Monica Bacelli; Emilia [Schauspielerin]: Doris Gruner; Paolo: Davide Damiani; Paolo [Schauspieler]: Christoph Schlemmer; Pietro: Andrei Danilov; Pietro [Schauspieler]: Eric Naumann; Ospite: Nikolay Borchev; Live ­ Kamera: Ashton Green

Orchester der Deutschen Oper Berlin

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