Henry van de Velde: Vorbau des Nietzsche-Archivs
NIETZSCHEA RCHIV
Herausgegeben von der Klassik Stiftung Weimar
Mit Beiträgen von Alexandra Bauer, Helmut Heit, Katrin Junge, Jonah Martensen, Franziska Rieland, Christoph Schmälzle, Corinna Schubert und Sabine Walter
Nietzsche-Archiv mit Vorbau von Henry van de Velde
RUNDGANG DURCH DAS NIETZSCHE-ARCHIV
Südwestlich der Innenstadt von Weimar, auf einer Anhöhe mit der schönen Gewannenbezeichnung „Silberblick“, liegt das Nietzsche-Archiv. Von hier aus bietet sich ein weiter Blick über die Klassikerstadt (Abb. 1). In nordwestlicher Richtung ist der Ettersberg mit dem markanten Glockenturm der Ge denkstätte Buchenwald zu sehen, sodass das Nietzsche-Archiv heute in dieser symbolträchtigen topologischen Dreiecksbeziehung steht. Üppig begrünt und mit hohen Laub - und Nadelbäumen umgeben, gehört das Anwesen zu einem in den 1890er Jahren erschlossenen attraktiven Wohnviertel mit repräsentativer Jugendstilarchitektur. Der Bezirksvorsteher August Meisezahl errichtete 1889 /90 den zweigeschossigen Backsteinbau, der zwar unter dem Namen „Villa Silberblick“ bekannt ist, aber eher ein bürgerliches Wohnhaus darstellt.
Die Architektur
Von der Humboldtstraße führt der Weg durch ein schmiedeeisernes Tor auf einen Kiesplatz vor dem Nietzsche-Archiv. Das Tor und die Pfosten stammen nicht aus der Erbauungszeit, sondern wurden in den 1980er Jahren dem Stil des belgischen Kunstreformers Henry van de Velde nachempfunden (Abb. 2 und 3). Der Kies -
vorplatz bietet ausreichend Distanz, um das imposante Portal des Gebäudes auf die Besucher wirken zu lassen. Van de Velde fügte den Vorbau im Jahr 1903 an die Ostfassade an, wobei er die rote Farbgebung und die helle Sandsteinfassung des bestehenden Backsteinbaus übernahm. Eine hohe Doppeltür aus massiver Eiche, die – ähnlich wie bei einem Tempel – nur von innen zu öffnen ist, zieht den Blick auf sich. Ihre Messinggriffe sind als vegetabile Linien gestaltet. Sie fließen in ein kantiges Spiralmotiv über, welches der Jugendstilkünstler auch für Bestecke oder Leuchten verwendete (Abb. 4). Im Bereich des Oberlichts ist die Doppeltür zu einem B ogen gerundet, der in den seitlichen Fenstern fortgeführt wird. Streifen aus rotem Sandstein flankieren die Portalseiten. Diese Zierelemente sind abstrahierte Pilaster und Kapitelle, deren Kannelierung sich im Holz der Tür und der Fenster fortsetzt.
Eine rote Sandsteintafel mit dem Antiqua-Schriftzug NIETZSCHEAR CHIV weist das ehemalige Wohnhaus als einen öffentlichen Ort aus und ist im wörtlichen Sinne eine in Stein gemeißelte Marke. Nach der Schließung des Archivs im Jahr 1945 wurde der Schriftzug 1956 entfernt und 1990 rekonstruiert. Das schmiedeeiserne Geländer auf dem Dach des Vorbaus nimmt das Bogenmotiv auf. Mit seinen linearen Spannungen konterkariert es die statische Flächengeometrie des Portals.
Die der Stadt zugewandte Nordseite besitzt aufgrund der Hanglage ein erhöhtes Sockelgeschoss, dessen offene
Bögen eine zweigeschossige, heute verglaste Veranda tragen (Abb. 5). Die Backsteinfassade ist durch mit hellem Stuck und Sandsteingesimsen gefasste Sprossenfenster gegliedert. Im Erdgeschoss unterbricht das östliche Fenster die Symmetrie. Mit seinen ungewöhnlichen Maßen und den linear gespannten Sprossen weist es auf eine von der historistischen Architektur abweichende Gestaltung im Inneren. Im Westen wendet sich das Nietzsche-Archiv dem Garten zu. Hier lässt das im unteren Drittel mittig vermauerte Fenster erneut auf einen Umbau des dahinterliegenden Raumes schließen (Abb. 6). Offensichtlich wurde bei der Fassade zum Garten weniger Wert auf den Gesamteindruck gelegt. Der Fenstersturz über dem hinzugefügten Fenster fehlt; ein an die Südseite gesetzter Anbau ist gestalterisch kaum angepasst. Anstelle der Backsteinoptik ist ein schlammfarbiger, von grünen Holzleisten gegliederter Verputz aufgetragen; außerdem unterbricht ein
schmuckloser Hintereingang mit Kohlenschütten das Sockelgeschoss. Die dem Hang zugewandte Südseite liegt heute vergleichsweise gedrängt an der Mauer zur erst im Jahr 1936 auf Teilen des damaligen Grundstücks errichteten „Nietzsche-Gedächtnishalle“. Wie bei der Westfassade ist die bauzeitliche Symmetrie der Südseite durch den späteren Anbau beeinträchtigt (Abb. 7). Im Erdgeschoss verhindern Eisengitter den Einstieg in die Archivräume im Inneren. Das Obergeschoss weist dieselben breiten Sprossenfenster wie das Portal der Schauseite auf.
Das Vestibül mit Windfang
Der Eintritt ins Nietzsche-Archiv führt über einen getäfelten, braun gefassten Windfang mit Stufen aus rötlichem Sandstein (Abb. 8). Sie enden vor einer verglasten Pendeltür, in deren Oberlicht eine Wandleuchte integriert ist. Ursprünglich mit Petroleum betrieben, wurde die aus Fensterglas und Messingstäben gefügte, rhombenförmige Laterne erst 1930 elektrifiziert. Ihr Licht verstärkt die über das Oberlicht einfallende natürliche Beleuchtung und erhellt das räumlich folgende Vestibül. Wie bereits bei der äußeren Doppeltür lenken im Inneren des Windfangs weitere Doppelgriffe mit drei übereinanderliegenden Messingbögen den Blick auf sich. Die Modelle der Wandleuchte und des Türgriffs finden sich nicht nur im Nietzsche-Archiv, sondern auch im Sanatorium Trebschen, dem heute polnischen Trzebiechów. Wie so häufig setzte Henry van de Velde eine bereits gefundene Gestaltungslösung für verschiedene Aufträge ein. Nach Durchqueren des Windfangs betritt man das Vestibül und erhält erstmals den Eindruck eines Gesamtkunstwerks, in dem alle Farben und Formen harmonisch abge stimmt sind: ein Zusammenspiel, das auch Nietzsche als „Einheit des Stils“ propagiert hatte. Der von van de Velde bis ins Detail durch-
Friedrich Nietzsche
(1844 Röcken – 1900 Weimar)
Am selben Tag wie der preußische König Friedrich Wilhelm IV. geboren und nach diesem benannt, wuchs Nietzsche in einem frommen Pastorenhaushalt in der kleinen Ortschaft Röcken auf. Nachdem der Vater 1849 nach kurzer schwerer Krankheit verstorben war, zog die Familie ins nahe gelegene Naumburg. Als Halbwaise mit einer Freistelle versehen, genoss Nietzsche eine exzellente Ausbildung an der Landesschule Pforta. Noch vor dem Abschluss seiner P romotion an der Universität Leipzig erhielt er mit nur 24 Jahren eine Professur für Klassische Philologie in Basel. Seine Arbeiten in diesem Feld waren verdienstvoll, aber die Begeisterung für die Philosophie Arthur Schopenhauers und die Musik Richard Wagners machte ihm die Philologie abspenstig. Seine ersten philosophischen Streitschriften stellten sich in den Dienst der kulturreformatorischen Sache Wagners. 1878 wandte sich Nietzsche jedoch endgültig von Bayreuth ab. 1879 gab er aus gesundheitlichen Gründen seine Professur auf und führte fortan das L eben eines Philosophen ohne festen Wohnsitz. In Italien, der Schweiz und Deutschland entstanden seine bis heute bedeutenden Schriften zur Moral-, Religions-, Sprach- und Kulturkritik, die allerdings unter den Zeitgenossen zunächst wenig Aufmerksamkeit erfuhren. Erst nach seinem geistigen Zusammenbruch Anfang
Januar 1889 in Turin stieg Nietzsche zu einem der einflussreichsten Denker auf. Als er am 25. August 1900 in Weimar starb, war er weltberühmt. Seine Texte faszinieren und provozieren bis heute Menschen auf der ganzen Welt.
HH
NIETZSCHES PHILOSOPHIE ALS KERN DES
NIETZSCHE-ARCHIVS
In der Villa Silberblick in Weimar hat Friedrich Nietzsche nur die letzten drei Jahre seines Lebens verbracht: schwer krank, pflegebedürftig und in vollständiger geistiger Umnachtung. Dass ein Archiv mit seinem Namen existierte, hat er nicht mehr wahrgenommen. Auf die Gestaltung und Einrichtung der Räume konnte Nietzsche keinen Einfluss mehr nehmen, geschweige denn am Schreibtisch in seinem Zimmer arbeiten. Das Nietzsche-Archiv ist das Produkt der schöpferischen Tatkraft seiner Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche. Dennoch war eine Einrichtung wie diese nur möglich, weil Nietzsche Texte von einzigartiger Bedeutung hinterlassen hat. Nietzsches Philosophie ist der Kern des Nietzsche-Archivs.
Am 15. Oktober 1844 in Röcken als Sohn eines Pastors und einer Pastorentochter geboren, war Nietzsches Kindheit und Ju-
gend fest im protestantischen Kernland Mitteldeutschland verwurzelt (Abb. 1, 2, 3). Zu der weitläufigen Verwandtschaft zählten auch „ächte Weimaraner“. Die Großmutter Erdmuthe Krause (1778 – 1856) hatte in der Klassikerstadt gelebt. Ihr älterer Bruder Johann Friedrich Krause (1770 – 1820) war in der Nachfolge Johann Gottfried Herders als Generalsuperintendent an der Weimarer Stadtkirche St. Peter und Paul tätig gewesen. Am zweiten Weihnachtstag 1873 sah Nietzsche im Großherzoglichen Hoftheater eine Aufführung von Wagners Lohengrin. Die Uraufführung dieser Oper hatte Franz Liszt 1850 in Weimar inszeniert. Seit 1868 pflegte Nietzsche einen engen freundschaftlichen Kontakt mit Richard und Cosima Wagner und stand auch mit Cosimas Vater Liszt in gelegentlichem brieflichem Austausch. Über die großen Heroen des klassischen Weimar äußerte sich Nietzsche meist eher abweisend. Wieland habe „nichts Neues“ mehr zu sagen, auch Herder sei „veraltet“, und Schiller war ihm durch seine vaterlandsbegeisterten Verehrer als „Moral-Trompeter von Säckingen“ verleidet. Nur Goethe zollte er zeitlebens ungebrochenen Respekt. Dass Nietzsche selbst einmal in die Reihe bedeutender Persönlichkeiten Weimars eingeordnet werden würde, war damals nicht vorherzusehen.
Mit Blick auf Nietzsches Weg zu einem philosophischen Ereignis von Weltrang lassen sich grob drei Phasen unterscheiden: eine philologische, eine wagnerianische und eine philosophische.
Nach dem plötzlichen Tod des Vaters Carl Ludwig Nietzsche im Jahr 1849 zog die alleinerziehende Mutter Franziska Nietzsche mit Friedrich, der jüngeren Schwester Elisabeth, zwei Tanten, der Schwiegermutter und einer Hausangestellten nach Naumburg. Nietzsche besuchte dort das Domgymnasium und erhielt dann als Halbwaise eines verstorbenen Staatsbediensteten einen unentgeltlichen Internatsplatz an der renommierten Landesschule Pforta.
Dort zeigte Nietzsche insbesondere für die alten Sprachen eine
DAS NIETZSCHE-ARCHIV
ALS GESAMTKUNSTWERK
Die Geschichte von Henry van de Veldes Gestaltung des Weimarer Nietzsche-Archivs als Gesamtkunstwerk beginnt 1897 mit Harry Graf Kesslers Befremden über die Stillosigkeit der Villa Silberblick (Abb. 1). Der weltgewandte Kenner der europäischen Avantgarde hatte Elisabeth Förster-Nietzsche zwei Jahre zuvor in Naumburg kennengelernt, wo beide die Publikation von Kompositionen Nietzsches in der Kunstzeitschrift PAN besprachen. Bald galt Kesslers künstlerischer Rat als unentbehrlich, und die Archivherrin lud ihn als ersten Gast in ihre neue Wirkungsstätte nach Weimar ein. Im Tagebuch schilderte er das im Vergleich mit dem eben be sichtigten, stilvoll inszenierten Goethehaus am Frauenplan ernüchternd banal wirkende Umfeld seines Idols: „In den Empfangsräumen zu ebener Erde sind hier rote Sammetmöbel und eingerahmte Familienphotographieen mit Erinnerungen aus Paraguay untermischt, Spitzenschleier, Stickereien, Indianer Majoliken; […] es ist wie bei einem recht gut situierten Universitätsprofessor oder Staatsbeamten.“ Von Förster-Nietzsche als Stilkoryphäe akzeptiert, vermittelte Kessler den gerade erst in Deutschland bekannt gewordenen Reformkünstler Henry van de Velde für die künstlerische Gestaltung der geplanten Prachtausgabe von Also sprach Zarathustra. Um Nietzsches Schwester van de Veldes ästhetische Vision der Moderne näherzubringen und persönliche Verbindlichkeiten zu schaffen, lud Kessler sie im Januar 1901 zu einer persönlichen Begegnung mit
van de Velde und dessen Frau nach Berlin ein, wo sie gemeinsam dessen Vorträge sowie Soireen und Ausstellungen be suchten (Abb. 2).
Nach der Zwangsliquidation seiner Henry-van-de-Velde-GmbH war der belgische Künstler erst vor Kurzem von Brüssel in die aufstrebende preußische Metropole gezogen, um Einrichtungsgegenstände für das Hohenzollern-Kunstgewerbehaus zu entwerfen und für seine Idee einer „vernünftigen Form“ zu werben (Abb. 3). Von Kesslers Enthusiasmus getragen und im Gefühl, dass van de Veldes gestalterische Ziele mit den Grundansichten ihres Bruders übereinstimmten, schlug auch Elisabeth FörsterNietzsche den Belgier für eine berufliche Anstellung in Weimar vor, wo er sich der Entwicklung moderner, kostengünstiger Gebrauchsgegenstände widmen könne. Anlässlich des gemeinsam begangenen ersten Todestages Nietzsches entwickelten Kessler, van de Velde und Förster-Nietzsche im August 1901 die Idee eines „Neuen Weimar“ als Begegnungsort der europäischen Avantgarde mit dem Nietzsche-Archiv als Zentrum. Die Bewegung Neues Weimar gewann an Fahrt, als fast gleichzeitig zur Einstellung van de Veldes im Frühjahr 1902 der impressionistische Maler Hans Olde zum Direktor der bestehenden Kunstschule berufen wurde. Olde hatte 1899 mit sensiblen Porträts des kranken Nietzsche auf sich aufmerksam gemacht und galt Förster-Nietzsche als „am besten geeignet, neben van de Velde zu wirken“. Vom Erfolg getragen, erträumte Kessler für sich eine
„ Art Oberleitung aller Kunstbestrebungen im Großherzogtum“ und übernahm 1903 die ehrenamtliche Leitung des Großherzoglichen Museums für Kunst und Kunstgewerbe, wofür er die bestehende Permanente Kunstausstellung auflöste (heute Kunsthalle Harry Graf Kessler).
Abb. 4 | Eröffnung der Rodin-Ausstel-
im
Im Frühjahr 1903 eröffnete er in Weimar eine Reihe fulminanter Ausstellungen der europäischen Moderne (Abb. 4).
Parallel zu den Dienstantritten van de Veldes, Oldes und Kesslers als Vertreter des Neuen Weimar konkretisierten sich im Nietzsche-Archiv die Pläne für ein modernes Erscheinungsbild des Hauses. Elisabeth Förster-Nietzsche erwarb die Liegenschaft im April 1902 von ihrem Vetter Adalbert Oehler und übertrug die ursprünglich eher kleinteilig geplanten Umbauten der Beletage an van de Velde. Mit der Beauftragung des Stilreformers war die Entscheidung gefallen, das bürgerliche Wohnhaus zu einem Ort des Nietzsche-Kults umzubauen. In seinen Memoiren erinnerte sich van de Velde, dass er während der Planungen „im Geist des Philosophen gelebt“ habe. Die Ehrfurcht aller Beteiligten spiegelte sich in der Spiritualisierung der Räume, die nun als „geweihter Tempel“ mit einer „weihevollen und monumentalen Schatzkammer“ neu entstanden, wobei das private Obergeschoss aus Pietät und aus Kostengründen erändert blieb. Auch Kessler leistete einen Beitrag für das Denkmal und bestellte bei Max Klinger eine Marmorherme mit dem Porträt Friedrich Nietzsches für die nun „Saal“ genannte Bibliothek (Abb. 5).
Henry van de Velde entwarf eine stilvolle, seinem Verständnis der Philosophie Nietzsches angemessene Architektur und entsprach zugleich den Ambitionen der Archivherrin, einen Raum
nach dem Bayreuther Vorbild der Villa Wahnfried zu schaffen, der gesellschaftlichen Veranstaltungen und privaten Teeplaudereien dienen sollte. Tatsächlich markierte die Entscheidung für van de Velde nicht nur einen ästhetischen und sozialen, sondern auch einen inhaltlichen Neubeginn. Von nun an bezeugte jeder Türgriff die Modernität des Hauses
(Abb. 6). Das entstehende Gesamtkunstwerk mit dem Anspruch auf eine vom Künstler bestimmte stilistische Einheit bedeutete für Förster-Nietzsche den Verzicht auf viele persönliche Gegenstände. Mit ihrem „Grauen“ gegenüber den einschneidenden Veränderungen konfrontiert, ermutigte Kessler sie, „daß die Erneuerung eine Art Symbol ist für das Abstreifen des Alltäglichen, Zufälligen von der Gestalt und der Umgebung Ihres Bruders und für das Ausprägen des in ihm lebenden Notwendigen, Ewigen“. Im Sinne Nietzsches sollte das Archiv von nun an kulturell produktiv wirken und „Menschen in größter innerer und äußerer Vollendung“ hervorbringen.
Das Mitge stalten der Moderne war seit den späten 1880er Jahren Henry van de Veldes eigentliche Mission. In der Malerei ausgebildet (Abb. 7), hatte er sich während einer Schaffenskrise mit verschiedenen gesellschaftskritischen Strömungen beschäftigt. Neben sozialistischen und anarchistischen Ideen sowie den ästhetischen Innovationen der von John Ruskin und William Morris inspirierten englischen Arts & CraftsBewegung rezipierte er zwischen 1886 und 1890 auch Nietzsches Visionen eines modernen Lebens. Erfüllt von dem Vorhaben, mit stilvollen Alltagsgegenständen das Umfeld der Menschen modern zu prägen, hatte er das Malen aufgegeben und mit dem Entwerfen von Möbeln begonnen, um schließlich Häuser und Wohnungen als Gesamtkunstwerke für sich und seinen Fami-