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Den Gedanken der Diakonissen ins Heute \u00FCbertragen

Den Gedanken der Diakonissen ins Heute übertragen

Ein Ort der Stille und des Erinnerns: Das soll die Gedenkstätte der Diakonissen im Evangelischen Friedhof sein. Eröffnet wird sie im Frühling. Federführend für das Projekt verantwortlich war Beate Luger Goyer, Professorin für textiles Design an der Kunstuniversität Linz.

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Karin Windpessl

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Diakoniewerk?

Der Kontakt mit dem Diakoniewerk besteht schon länger. Ich habe hier 1981 in der Weberei in Gallneukirchen nach meinem Studium das Soziale Jahr absolviert. In der Weberei habe ich mit Schwester Marianne zusammen gearbeitet. Mit ihr habe ich mich nach einer ersten Kennenlernphase sehr gut verstanden.

Ein erster wichtiger Kontakt mit den Diakonissen, der für das spätere Projekt sicherlich von Vorteil war?

Natürlich! Schwester Marianne erzählte mir von ihrem Werdegang. Auch mit der heutigen Oberin Helga Sikora hatte ich damals schon Kontakt. Während des Umbaus vom Haus Bethanien wurde ich kontaktiert, um einen Wettbewerb für ein Kunst am Bau-Projekt zu verwirklichen. Für dieses Projekt wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben. Es gab also schon einige Berührungspunkte mit dem Diakoniewerk, bevor ich in das Projekt Gedenkstätte mit ein gestiegen bin.

Wie gelangte die Gedenkstätte für die Diakonissen schließlich in Planung?

Das Thema Gedenkstätte der Diakonissen gibt es schon einige Jahre. Die zentrale Frage war: Wie soll dieses Denkmal wirken? Was soll damit vermittelt werden? Wichtig war uns, dass wir diese Richtung gemeinsam mit den Diakonissen besprechen. Oberin Helga Sikora betonte, dass es wichtig sei, mit dieser Gedenkstätte einerseits die Leistung der Diakonissen zu vermitteln, aber auch das Gedenken aufrechtzuerhalten. Bei allem stand stets im Mittelpunkt, eine entsprechende Bescheidenheit und Zurückhaltung zu bewahren. Es war ein ausdrücklicher Wunsch, kein monumentales Werk zu schaffen.

Es gab einen Juryprozess, der über eingereichte Entwürfe der Künstler abstimmte. Sie waren für die Koordination der Jury zuständig. Was war Ihnen wichtig?

Mein wichtigster Kontakt während des ganzen Prozesses war Oberin Helga Sikora. Gemeinsam haben wir besprochen, was sie möchte, was ihre Vorstellungen sind. Außerdem habe ich geklärt, ob es wichtig ist, dass die Gedenkstätte von einem Mann oder einer Frau gestaltet wird. Schwester Sikora war es egal, auch die Religion war nicht relevant für die Entscheidung. Mir hat diese Offenheit sehr gefallen. Schließlich habe ich einige von mir ausgewählte Künstlerinnen und Künstler kontaktiert und angefragt, ob sie bereit wären, an diesem Wettbewerb teilzunehmen.

Wie haben Sie diese Künstler ausgewählt, wer kam für Sie in Frage?

Es mussten Personen sein, die in dieses Thema ganz und gar einsteigen wollten. Denn man muss sich intensiv mit dieser Materie befassen. Es war klar, dass es in Richtung Dreidimensionalität geht. Also habe ich Personen aus der Bildhauerei gesucht, zwölf haben sich zurück gemeldet, sechs davon sind in den endgültigen Wettbewerb aufgenommen worden. Es war ein halbes Jahr Zeit für die Abgabe. Für den künstlerischen Teil wurden Dr. Martina Gelsinger und Univ.- Prof. Ewald Walser, gemeinsam mit dem Vorstand des Diakoniewerks und dem Evangelischen Pfarrer Günter Wagner eingeladen. Aus drei finalen Entwürfen ist schließlich der Plan von Gabriele Berger ausgewählt worden.

Was war der wesentliche Grund für diese Entscheidung?

Weil sie dem Wesen der Diakonissen am meisten entsprochen hat. Es ging darum, die Namen aller Diakonissen aufzuzeigen, gleichzeitig wollte Schwester Helga eine Lösung, die sich nicht aufdrängt, die sich eher dezent im Hintergrund hält. Weil das auch dem Wesen der Diakonissen entspricht: Bei aller Leistung, die sie erbracht haben, sich mit aller Bescheidenheit darzustellen. Das war eine notwendige Gratwanderung. Präsenz zeigen, gleichzeitig nicht aufdrängen. Das ist mit dem Siegerentwurf geglückt. Wir waren alle sofort davon überzeugt.

Können Sie uns das Siegerprojekt beschreiben?

Es soll mehr als eine Gedenkstätte, ein Ort der Stille und Begegnung sein. Gabriele Berger hat die Friedhofs mauern mit einem Band aus Marmor eingefasst, auf dem alle Namen der Diakonissen abgebildet sind. Einleitend steht der Spruch „In Christo Jesu gilt der Glaube, der durch die Liebe tätig ist.“ Es gibt eine zentrale Stele, die die Besucher auf das Werk hinführen soll und aufmerksam macht. Kleine Granitblöcke sind wie eine Kapelle aufgestellt und können als Sitzmöglichkeiten genützt werden. Diese Blöcke ergeben in der Form ein Langhaus und ein Querhaus, wie in einem Kirchen schiff. Auch die Farbwahl war wichtig. Weißer Marmor, blaue Schriften – blauweiß also, wie die Tracht der Diakonissen.

Was ist der Hintergrund der Gedenkstätte, was soll der Ort leisten?

Es ist nicht um eine individuelle Präsenz der Diakonissen gegangen, sondern darum, den Gedanken der Gemeinschaft ins Heute zu retten. Es ist ein Refugium entstanden – ein Ort für die Friedhofsbesucher, aber auch eine Informationsstätte, die das Gedankengut der Diakonissen bewahrt. Nämlich die Idee, dass Nächstenliebe immer zum Ziel führt. Das war immer der Kern ihrer Arbeit.

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