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Autismus-Kompetenz ausgeweitet
from Diakonie 02
by Diakoniewerk
Autismus- Kompetenz ausgeweitet
An zwei Standorten, deren Konzepte speziell auf die Bedürfnisse und Besonderheiten von Menschen im Autismus-Spektrum zugeschnitten sind, wird in diesem Frühjahr Eröffnung gefeiert: Hof Altenberg und Wohnen Pregarten. Bei allen baulichen Aspekten wurde Augenmerk darauf gelegt, dass im Gebäude so wenig Institution wie möglich sichtbar wird, sondern die wohnliche Atmosphäre im Vordergrund steht und ein gutes Zusammenleben in der Gemeinschaft möglich ist.
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„Ausgehend von der Werkstätte Erle, die 2009 als Pilotprojekt in Engerwitzdorf gegründet wurde, entstand nach und nach die Kompetenz der Begleitung von Menschen im Autismus- Spektrum“, berichtet Mag. Gerhard Breitenberger MA, Geschäftsführer des Diakoniewerk Oberösterreich. „Damals kam es in den großen Werkstätten zu herausfordernden Situationen mit körperlichen Übergriffen. In der Erle installierten wir individuelle Rückzugsräume, in die sich die betroffenen Personen bei grenzwertigen Situationen (z. B. beim gemeinsamen Essen) zurückziehen konnten. Die Einführung klarer Strukturen unter stützte den positiven Effekt weiter.“
Das Diakoniewerk übertrug das erfolgreiche Modell sukzessive aus dem Beschäftigungs- in den Wohnbereich. „Die Begleitung von autistischen Menschen ist betreuungsintensiv und herausfordernd. Wir können unserem diakonischen Auftrag, Angebote für alle Zielgruppen in der Behindertenarbeit anzubieten, nachkommen und werden die Kompetenzen in diesem Bereich beständig ausbauen“, ergänzt Breitenberger.
Zwei Projekte für Menschen im Autismus-Spektrum werden heuer eröffnet. Hof Altenberg: Die besondere Lage des Hofes Altenberg mit wenig Bebauung bietet vielfältige Möglichkeiten. Gleichzeitig ist der Hof so nahe an der Ortschaft, dass soziale und kulturelle Angebote genutzt werden können. Rückzugsorte sind im Wohnbereich und auch in den Werkstatträumen genügend vorhanden , sie sind gut zum Entspannen ausgestattet.
Die Beschäftigungsmöglichkeiten am Hof reichen vom Kräuter- und Gemüseanbau für den Eigenbedarf bis hin zur Erzeugung von Produkten wie aromatisierte Essige, Teemischungen und Pestos. Die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte ist besonders gut geeignet für autistische Menschen, da sich die Arbeitsabläufe häufig wiederholen und der Prozess – vom Samen bis zum Gemüse am Teller – sinnlich erlebbar wird. Auch die Arbeit mit Tieren und die Möglichkeit, Mitverantwortung für Lebe wesen zu übernehmen (beobachten, streicheln, füttern) hat sich bewährt. Am Hof gibt es Schafe, Ziegen, Hühner, Esel und Pferde.
Wohnen Pregarten: Das Wohnhaus ist eingebettet in einer Wohnsiedlung, angrenzend an Ein- und Mehrfamilienhäuser und eine Volksschule, wenige Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt. Zum Wohnhaus gehört ein schöner Garten, der Platz für Rückzugsorte in der Natur bietet. Die Räume wurden schlicht und reizarm gestaltet. In den Wohnräumen gibt es keine Spiegel- oder Glasflächen, da diese häufig als irritierend wahrgenommen werden. Verschiedene Ess- sowie Rückzugsbereiche und Nischen ermöglichen es, Spannungen abzubauen und überfordernde Situationen zu verlassen.
Autismus zu diagnostizieren ist aufgrund der großen Variationsbreite nicht einfach. Manche Personen können sich nicht verbal äußern, während andere zwar flüssig sprechen, jedoch trotzdem Schwierigkeiten haben, ein Gespräch zu führen. Manche sind hoch intelligent, während andere eine schwere Intelligenzminderung haben können. Die Diagnostik im Diakoniewerk erschöpft sich nicht in der Feststellung, ob Autismus vorliegt, sondern versucht die Stärken und Schwierigkeiten der betroffenen Personen und ihres Umfelds bestmöglich zu erkennen und maßgeschneiderte Therapie- und Förderempfehlungen zu geben.