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Krisen verändern Freiheiten

Auf Stopp drücken, Routinen ändern, neue Wege suchen ist wichtig in Krisenzeiten. Was uns ausmacht – als Organisation, als Team – das bleibt. Ist das nicht beruhigend?

Daniela Scharer

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Zwei Wochen bevor die Regierung jene österreichweiten Maßnahmen setzte, die den Corona Virus eindämmen sollten und zum Schutz der Bevölkerung zu einer Vielzahl an Einschränkungen führte, haben wir im Diakoniewerk diese „schlummernde“, latente Bedrohung bereits in den Blick genommen. Der erste offiziell gemeldete Krankheitsfall im Bundesland Tirol, Kolleg*innen, die aus Risikogebieten vom Urlaub heimkehrten und ihren Dienst wieder antreten sollten und sich unmittelbar die Frage ergab: Was tun? Diensteinteilung versus Freistellung – Schutzmaßnahme versus Arbeit wie gewohnt?

Natürlich nicht. Heute betrachtet, hatte das Diakoniewerk eine hohe Sensibilität und eine gutes Einschätzungsvermögen, bereits zu diesem Zeitpunkt Routinen zu verändern und neue Wege zu gehen. Ein Mail eines Kollegen löste an diesem Morgen vieles aus. Arbeitsrechtliche Fragen, der Bedarf an ersten internen Informationen zum Corona Virus führte zu einer Kettenreaktion an Überlegungen. Die Zeit war ein wichtiger Faktor.

Jene Menschen, die wir in unseren Einrichtungen begleiten sowie unsere Mitarbeitenden zu schützen, war und blieb Gebot der ersten Stunde. Die Tragweite wurde immer deutlicher, ein zentraler Krisenstab wurde gebildet. Ein umfassender, differenzierter Blick auf die Dinge war wichtig genauso wie die Einschätzung, in den regionalen Krisenteams vor Ort, nahe an den Menschen, die wir begleiten.

Viele Veränderungen folgten

Das Schließen vieler Tagesstrukturen bedeutete maßgebliche Veränderungen für das Diakoniewerk als Organisation und Arbeitgeber. Es resultierte in Kurzarbeit für rund 500 Mitarbeitende und in vielen, kurzfristigen Dienstplanumstellungen. Vor allem die Mobilen Dienste und die 24h.Betreuung waren bis zuletzt großen Unsicherheiten ausgesetzt. Zu jeder Zeit war es wichtig, in gutem Austausch zu bleiben mittels Angehörigentelefonaten und -briefen, mit fremdsprachigen Informationen für geflüchtete Menschen und in Leichter Sprache für Menschen mit Behinderungen.

Krisen verändern Freiheit(en)

Menschen zu schützen, bedeutete in diesem konkreten Anlass leider auch, Menschen in ihrer Freiheit einzuschränken – bei COVID-19 hat diese Einschränkung mit den hohen Hygieneauflagen und verhängten Besuchsverboten Mitte März die höchste Eskalationsstufe erreicht. Eine Herausforderung für Herz und Verstand, für den einzelnen Menschen, aber auch für die Organisation.

Denn, ein selbstbestimmtes Leben zu begleiten, ist unser Selbstverständnis. Wir definieren unsere Arbeit nach den Prinzipien der Normalität, Teilhabe und Selbstbestimmung. Diese Einschränkungen resultieren in einem Entscheidungsdilemma von Freiheit und Schutz, persönlichem Leid und Risiko der Ansteckung – eine Situation, die die diakonische Praxis sehr fordert.

Seit vielen Wochen setzen die Kolleg*innen in den Wohneinrichtungen für Menschen im Alter und mit Behinderung sehr kreative Methoden ein, um den Bewohner*innen Alltagsnormalität und Sicherheit zu geben. In Kontakt zu bleiben, war uns allgemein wichtig, ob mit Kindern in unseren Kindergärten oder begleiteten Mitarbeiter*innen, die nicht zur Arbeit gehen konnten. Der Alltag hat sich für alle verändert. „Nähe trotz Distanz“ ist nicht nur eine unserer Kommunikationsbotschaften sondern unsere Haltung, die den Begleitungsalltag auch heute gut beschreibt.

Die Corona-Krise hat einen langen Atem, den haben wir als Menschen Gott sei Dank auch. Wir sind in der Lage aus der Krise zu lernen, ihr auch eine gewisse Normalität zu geben, mit ihr zu leben. Als Sozialund Gesundheitsorganisation arbeiten wir in einem Umfeld, in welchem wir mit Krisen umzugehen haben. Die Arbeit mit und für Menschen ist eine sensible, eine mit großer Verantwortung. Wir werden diese auch weiterhin wahrnehmen und hoffen die Freiheit, die ihren Ausdruck in der Selbstbestimmung findet, nun wieder stärkend begleiten zu können.

Info zu Corona: Welche Maßnahmen wurden getroffen?

Die frühe und hohe Risikoeinschätzung des Diakoniewerks für CoVID-19 war richtig und ließ uns angemessene Vorbereitungen zum Schutz der Menschen treffen.

Wichtige Erkenntnisse sind:

- Wir haben sehr früh strukturelle und organisatorische Hygienemaßnahmen in unseren Wohneinrichtungen für Menschen im Alter und mit Behinderung eingeleitet.

- Ein wichtiges Learning waren die frühzeitigen Bestellungen von Schutzausrüstungen, die wir selbst getätigt haben.

- Interne Corona-Online-Informationsplattformen und regionale Newsletter haben uns von Beginn an geholfen, Führungskräfte und Mitarbeitende schnell zu erreichen.

- Gut durchdachte „Isolierungs- und Quarantänevorsorge“- Vorbereitungen gaben Sicherheit und sind Ausdruck unserer Verantwortung.

- Mit dem Sorgentelefon und den spirituellen Videoimpulsen sind wir seit Beginn an für Klient*innen und Mitarbeiter*innen zusätzlich da.

- Tablets für Videokonferenzen und ein Online-Portal für Grußbotschaften wurden für die Angehörigenkommunikation eingerichtet.

- Die Diakonie-Akademie entwickelte eine eigene OnlineSchulung für Zivildiener, die neu als Unterstützung in die Einrichtungen kamen.

- Kreative Ideen waren schnell geboren, um den Bewohner*innen Alltagsnormalität zu vermitteln.

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