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International

Seine Wurzeln kennenlernen

Mit dem Tanztheaterprojekt „Wurzeln.Transit“ will das Diakoniewerk Kindern und Jugendlichen der Volksgruppe der Roma die Möglichkeit geben, den Reichtum der eigenen Kultur kennenzulernen.

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Daniela Scharer

Das Projekt „Wurzeln.Transit“, auf Rumänisch „Rădăcini. Transit“, startete im Juli 2019. Sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche, die das Diakoniewerk in zwei Tagesbetreuungen in Sebeş und Dumbrăveni, begleitet, werden dabei eingeladen, sich mit ihrer kulturellen Herkunft auseinanderzusetzen und sich als gleichwertiger Teil einer europäischen Gemeinschaft zu erleben. Die Geschichte und Kultur der Roma wird in Rumänien zum Großteil ausgeblendet. Wer lernt schon im Schulunterricht von den „Zigeunern“? Angehörige der Roma werden in Rumänien diskriminiert. Diese Realität erleben auch alle Kinder, die täglich die Tagesbetreuungen besuchen. Sie verbringen hier die Nachmittage, um Hausaufgaben zu machen und Wissen aufzuholen, aber vor allem auch soziale Kompetenzen zu erlernen.

Wissen statt Vorurteile

Sollen sich Kinder und Jugendliche dieser marginalisierter Volksgruppen als Teil einer vielfältigen Gesellschaft fühlen, braucht es Teilhabe an einer gemeinsamen Europäischen Kultur. Auch die Kultur der Roma zählt zum gemeinsamen kulturellen Erbe Europas. Da der Zugang zu künstlerischen Ausdrucksformen, die über die Volkskultur hinausgehen, diesen jungen Menschen aber verwehrt bleibt, setzt das Projekt genau hier an. Niederschwellige Zugänge zu zeitgenössischen künstlerischen Ausdrucksformen wie Musik, Tanz und Theater werden angeboten, mit gleichzeitiger Wertschätzung der traditionellen Roma-Musiken.

Ich erzähle meine Geschichte

Wurzeln.Transit will „Roma als Storyteller in eigener Sache“ ermutigen, von sich zu erzählen

und sich zu zeigen. Das innovative Performanceprojekt will die Kinder zur Selbstrepräsentation anregen, indem sie auf die Spur ihrer individuellen Erlebnisse gebracht werden und ihre Geschichte als Roma, als Individuen innerhalb Europas neu schreiben. Die künstlerische Arbeit wird zur Intervention mit einem ästhetischen Anspruch und gerade deshalb zu einem Irritationspunkt, zu einem Wendepunkt in der Auseinandersetzung mit der eigenen Identität.

Das Projekt ist aktuell auf zwei Jahre beschränkt und wird finanziell von den Salzburger Festspielen unterstützt. Für die Kinder in Sebeş fanden bereits im Juli 2019 Workshops und eine fulminante Aufführung statt. Coronabedingt pausiert das Projekt gerade. Die Kinder und Jugendlichen in Dumbrăveni warten daher noch, ihre persönlichen Geschichten erzählen zu können.

ROMA: WURZELN DER KULTUR

„Der ‚Zigeuner’ ist eine europäische Erfindung: Seit hunderten Jahre sind Sinti und Roma Opfer von Projektionen. Bilder wie der messerwerfende Mann, das verführerische Mädchen oder der temperamentvolle Musiker sind stereotype Vorstellungen, die weit verbreitet sind. Tatsächlich sind Roma Grenzüberschreiter, Transnationalisten par excellence. Das macht sie in den Augen der Sesshaften verdächtig.“ (M. Gogos)

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