2 minute read
Sinnerfüllung im Dienst am Menschen
Immer mehr Menschen trachten nach dem Sinn des Lebens. Ist es die Arbeit und die Karriere, Familie und Kinder oder ist es Reichtum? Harald Pichler, Unternehmensberater, Vortragender, Seminarleiter und Buchautor, betrachtet viele Wege zum Sinn. Einer dieser Wege ist die Sinnerfüllung im Arbeitsleben.
Herr Pichler, was ist sinnerfülltes Arbeiten?
Advertisement
Harald Pichler: Sinnerfüllung bedeutet für jeden Menschen etwas anderes und ist situationsabhängig. Sinnerfülltes Arbeiten hat viel mit dem Erkennen und Einbringen der persönlichen Stärken zu tun. „Was kann ich gut?“ und „Was wird gebraucht?“ steht im Mittelpunkt. Wenn persönliche Fähigkeiten eingesetzt werden, um damit Sinnvolles zu bewirken, dann hat man mehr Freude an der Arbeit.
Was bedeutet sinnerfülltes Arbeiten im Gesundheits- und Sozialwesen?
Pichler: Niemand bezweifelt, dass die Arbeit im Gesundheits- und Sozialwesen sinnvoll ist. Auch wenn einzelne Aufgaben belastend und frustrierend sind und die Gefahr besteht, eigenen Grenzen zu ignorieren und nicht mehr auf die eigenen Bedürfnisse zu achten. Vielleicht liegt das daran, dass Menschen in den sogenannten helfenden Berufen besonders stark sein müssen und sich daher selbst nur ungern helfen lassen. Darum: Sich für eine sinnvolle Aufgabe auszubrennen, ist sinnwidrig.
Wie belastend ist die Coronapandemie für die Kolleg*innen in der Pflege und Betreuung?
Pichler: Durch die Pandemie kommt zu den üblichen Herausforderungen auch noch die persönliche Betroffenheit. Man arbeitet nicht nur mit kranken und/oder pflegebedürfigen Menschen, sondern könnte auch selbst an Covid19 erkranken oder muss den Kontakt mit Freunden und Angehörigen einschränken, was eine zusätzliche psychische Belastung darstellt.
Wie wirkt sich die psychische Gesundheit auf unsere physische aus? Wie erkennt man, dass es Körper und Seele nicht gut geht?
Pichler: Zwischen Körper und Psyche gibt es nachweislich eine direkte Wechselwirkung: In psychisch belastenden Situationen ist es besonders wichtig, Zugehörigkeit und Gemeinschaf zu pflegen und auch Hilfe anzunehmen. Aus der Burnout-Forschung weiß man, dass die Überlastungssymptome individuell sehr unterschiedlich sein können. Wenn man nicht mehr in der Lage ist abzuschalten, sollten die Alarmglocken läuten.
Welche Tipps und motivierenden Maßnahmen können Sie mit auf den Weg geben?
Pichler: Kleine Gestaltungsfreiräume nützen anstatt das Unmögliche zu wollen. Gemeinschaf und Austausch mit Kollegen pflegen und individuelle Abschalt-Rituale entwickeln. Nur wenn ich achtsam mit mir selbst umgehe, kann ich auch auf andere achtgeben.
WARUM FÜR MICH DIE ARBEIT IM DIAKONIEWERK SINNERFÜLLEND IST:
Jan S. Bechtold, Einsatzleitung Diakonie.mobil Hallein/Tennengau
Anita Augsten, Leitung Tagesbetreuung Wels
Heike Schönbacher, Pflegedienstleitung Haus am Ruckerlberg Graz