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Pfege und Betreuung: herausfordernd – systemrelevant – sinnstifend
Pflege und Betreuung: herausfordernd – systemrelevant – sinnstiftend
Seit dem Beginn der Coronapandemie im Frühjahr 2020 sind jene Menschen, die in der Pfege und Betreuung tätig sind, enorm hohen Belastungen ausgesetzt. Ein Berufsbild, das für sich herausfordernd, jedoch nicht weniger sinnerfüllend ist, gerät durch Corona auf den Prüfstand.
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Hohe Infektionszahlen, Clusterbildung und die Frage nach ausreichendem Schutz in Wohn- und Pfegeeinrichtungen für Menschen im Alter bestimmten die Schlagzeilen. Die notwendigen, umfassenden Impfvorbereitungen in den Alten- und Pfegeheimen in Phase 1 des Österreichischen Impfplans und das verbundene Match der Bundesländer steigern die Belastung. Die angenommene niedrige Impfbereitschaf unter Pfegekräfen im Sozialbereich und der Druck auf die Impfquote kommen noch dazu. Und dann noch der immanente Mangel an Pfegekräfen und der so dringend benötigte Nachwuchs. Die Frage nach dem Reiz dieses Berufsbildes wird mehr und mehr indirekt gestellt. Und eigentlich ist
Johannes Strasser, Leitung im Haus für Senioren Mauerkirchen es schnell beantwortet, nimmt man jene Menschen in den Mitelpunkt, um die es geht, so kennt man die Antwort und spürt schnell, dass Beruf und Berufung nahe beieinander liegen.
Anpassungsfähig und professionell
In den Häusern für Senioren des Diakoniewerks können die Herausforderungen, die die Pandemie mit sich bringt, den Rahmenbedingungen entsprechend gemeistert werden. Notfallverordnungen von der Regierung münden in neuen Präventionskonzepten. Adaptierte Teststrategien für Mitarbeiter*innen und Besucher*innen werden genauso umgesetzt wie die stetig neuen Besuchsregelungen oder die FFP2-Maskenpficht während des gesamten Dienstes. Es vergeht defacto keine Woche, ohne neue Notgesetze, Verordnungen und Aufagen. Dabei zeigt sich die Pfege und Betreuung mehr als systemelastisch, anpassungsfähig und höchst professionell. Belastungen und Arbeitsaufwände nehmen weiter zu, auch neue Rollen müssen stets übernommen werden, fernab der klassischen Pfege und Betreuung. „Das Coronavirus brachte viel Negatives aber auch sehr viel Positives. So wurden wir in den Einrichtungen noch mehr zu einer Familie. Jeder schützt jeden, wir achten aufeinander. Doch das Fehlen der Angehörigen können wir dennoch nur begrenzt kompensieren. Wir tun unser Bestes in der individuellen Begleitung, um Einsamkeit zu verhindern. Die Kompetenz unserer Mitarbeiter*innen zeigt sich in Krisenzeiten noch mehr“, beschreibt Johannes Strasser, Leitung im Haus für Senioren Mauerkirchen, die Situation.
Prinzip Selbstbestimmung auch in Krisenzeiten
Als es zu Erkrankungen in den Häusern für Senioren kam, mussten neben jenen Bewohner*innen, die gesund waren auch jene betreut werden, die infziert waren, und dies mit enormen Schutzvorkehrungen, die den Arbeitsalltag völlig veränderten. Aber auch diese
Situation wurde professionell begleitet. „Wir sehen es als unseren Aufrag für den Schutz der Bewohner*innen da zu sein, genauso wie wir ihren Wunsch nach Selbstbestimmung als Prämisse sehen. Und dies gilt auch in unserem Tun, in guten wie in schlechten Zeiten. Dank des außergewöhnlichen Einsatzes unserer Mitarbeiter*innen konnte für alle stets eine gute Betreuung sichergestellt werden“, zeigt Anita Brandlmair, Pfegedienstleitung im Haus für Senioren Wels, auf.
In den letzten Monaten veränderte sich einiges am Bild der Pfege und Betreuung und der Erkenntnis ihrer Systemrelevanz für uns als Gesellschaf. Besuchermanagement, Impfmanagement, Testmanagement und das eigentlich wichtige, die Betrofenen aus ihrer Zurückgezogenheit heraus zu begleiten, das ist der wahre Alltag in einem Haus für Senioren – ein Arbeitsalltag, der noch immer weit weg ist von Normalität. „Senior*innen sind Teil unserer Gesellschaf. Sie sind selbstbestimmt und leben in Häusern für Senioren nicht nur in Privatheit und in der Gemeinschaf mit anderen, sie sind Teil des Sozialraums und der Gesellschaf, in der sie ihr Leben gestalten. Teilhabe und Autonomie sind Motoren des selbstbestimmten Lebens. Die Impfungen in den Häusern brachten uns wieder einen großen Schrit näher in Richtung unserer gelebten Normalität. Auch wenn die Logistik ein Krafakt war, ist die Erleichterung für unsere Bewohner*innen ein wunderbarer Gewinn für Alle“, sagt Deborah Neumüller, Leitung Haus für Senioren Bad Zell. Und dennoch sind wir noch nicht dort, wo wir gemeinsam hinwollen. Die eingeschränkten Besuchsmöglichkeiten belasten die Betrofenen, und der Ruf nach mehr Freiheit wird lauter, nicht zuletzt aufgrund der hohen Durchimpfungsrate in den Häusern für Senioren.
Ein vielfältiger Beruf – mit Stolz erfüllt
Die anhaltende Coronapandemie zeigt mehr denn je auf, welchen Stellenwert die Pfege und Betreuung haben muss. Es handelt sich um ein vielfältiges Berufsbild – von der Alltagsgestaltung bis hin zur Pfege, von Palliative Care bis hin zur Angehörigenarbeit. Die Arbeit mit und für Menschen ist sinnerfüllend und unverzichtbar. Mit Kreativität und Wertschätzung ein selbstbestimmtes Leben im Alter zu begleiten, wirf auf die Pfege und Betreuung ein anderes, zusätzliches Licht. So wurden während der Coronapandemie kurzerhand Konzerte im Garten der Häuser für Senioren organisiert, mehr Zivildiener für Spaziergänge und Alltagsbegleitung eingestellt, Videotelefonie-Dienste gegen die Einsamkeit angeboten oder auch am Faschingsdienstag Lieblingslieder aus der Musikbox gespielt. „In unserem täglichen Tun steht der Mensch im Mitelpunkt. Viele von uns haben durch die gemeinsam gemeisterten Herausforderungen in der Krise Stärke und Selbstvertrauen gewonnen. Wir sind stolz darauf, in der Pfege und Betreuung von Menschen tätig zu sein“, sagt Gabi Wenghofer, Pfegedienstleitung im Haus für Senioren Salzburg.
Anita Brandlmair, Pfegedienstleitung im Haus für Senioren Wels
Die Arbeit in der Pfege ist nicht nur ein Beruf, sondern Berufung entlang von individuellen Bedürfnissen der Menschen, die wir begleiten.
Die Coronapandemie brachte Herausforderungen mit sich, der sich Pfege- und Betreuungsfachkräfe engagiert stellten.