Selbstverwirklichung 1

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MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG

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MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG

Inhalt 4.1 Einführung und Theoretischer Teil ................................................................................................ 3 4.2 Praktischer Teil .............................................................................................................................. 9 4.2.1 Über mich selbst sprechen, um mich selbst besser kennenzulernen .................................. 10 4.2.2 Was ich mag und was ich nicht mag! Was ich gerne............................................................ 24 4.2.3 Meine Stärken und Schwächen ............................................................................................ 35 4.2.4 Mein Umfeld verstehen........................................................................................................ 38 4.2.5 Gefühle verstehen - sowohl meine eigenen als auch die anderer Menschen ..................... 44 4.2.6 Entscheidungen treffen können und wissen, wie man sie trifft .......................................... 48

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MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG 4.1 Einführung und Theoretischer Teil Wenn wir von Empowerment bzw. psychologischer Stärkung sprechen, gibt es im Speziellen vier Säulen, auf Basis derer wir Menschen mit Behinderung unterstützen können, selbst Entscheidungen zu treffen.

In den bisherigen Modulen wurden die folgenden Säulen besprochen: Selbstständigkeit (wie man zusehends mehr Entscheidungen selbst trifft und verfügbare Ressourcen nutzt), Selbstbestimmung (wie man sich organisiert, etwas plant, sich anpasst, sich selbst bewertet, um zu verstehen, wie man etwas das nächste Mal anders machen kann) und Empowerment (Aufbau von Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl, um zu sehen, dass man Einfluss auf das eigene Leben nehmen kann). All diese Fähigkeiten, deren Entwicklung Sie Tag für Tag unterstützen, werden dazu beitragen, dass Ihr Kind immer mehr Wahlmöglichkeiten hat und immer öfter in der Lage sein wird, Entscheidungen selbst zu treffen.

Eine sehr wichtige vierte Dimension, die die ersten drei Dimensionen in Bezug auf Selbstständigkeit unterstützt, ist die von Wehmeyer so benannte Selbstverwirklichung.

Im Gegensatz zum alltagssprachlichen Begriff bedeutet Selbstverwirklichung nicht die Fähigkeit, effizient zu sein und sich selbst zu erschaffen!

Was bedeutet Selbstverwirklichung also?

Zwei Dinge, die auf den ersten Blick einfach aussehen: -

sich selbst immer besser kennenlernen und

-

sich selbst und andere immer besser verstehen.

Sich selbst zu kennen und zu verstehen, kann gleichzeitig einfach und schwierig sein! Wenn Sie sich selbst besser kennen und verstehen, sind Sie in der Lage...

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MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG - ... selbstständiger zu sein: Je genauer ich weiß, wer ich bin, desto genauer weiß ich, wie ich für mich wichtige (sinnvolle) Entscheidungen treffen kann. - ... mehr Selbstkontrolle auszuüben: Je genauer ich mich selbst kenne und verstehe, desto besser weiß ich, was ich alleine machen kann und welche Hilfe ich brauche. - ... psychologisch gestärkter zu sein: Je besser ich mich kenne, desto besser weiß ich, was gut für mich ist. Je besser ich mich selbst verstehe, desto mehr bin ich in der Lage, wichtige Entscheidungen zu treffen, die mir dabei helfen, meinen Lebensweg nach meinen Wünschen und Bedürfnissen zu gestalten.

Selbstverwirklichung, die Fähigkeit sich selbst besser zu kennen und zu verstehen, steht für ganz einfache alltägliche Dinge, die Sie schon seit langer Zeit machen. Aber vielleicht hat Ihnen nie jemand gesagt, dass all die Dinge, die Sie machen, wichtig sind und dass es wichtig ist, sie zu pflegen und sogar weiterzuentwickeln... Ihrem Kind dabei zu helfen, sich selbst zu erkennen und zu verstehen, bedeutet auch, ihm dabei zu helfen, immer mehr Ressourcen zu sammeln, mit Hilfe derer es weise Entscheidungen in Bezug auf sein gegenwärtiges oder zukünftiges Leben als Erwachsener treffen kann. Und es bedeutet auch, es dem Kind zu ermöglichen, sein Leben immer mehr selbst in die Hand zu nehmen.

Wenn wir von Selbstbestimmung und Empowerment sprechen, wird es Ihr Hauptziel sein, Ihr Kind sich selbst besser kennenlernen zu lassen. So kann es immer mehr erkennen, was gut für es ist, was es will und welche Bedürfnisse es hat. Und genau das sind auch Ihre gemeinsamen Bezugspunkte: Sie werden Ihr Kind so kennenlernen können, wie es wirklich ist. Damit werden Sie in der Lage sein, einen Pfad zu beschreiten, den Sie gemeinsam aufgebaut haben.

Was bedeutet es, "sich selbst besser zu kennen"?

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Zunächst können wir feststellen, dass es ein sich um einen Prozess handelt. Dieser Prozess ist eine Bewegung, die eines Tages - vielleicht ja heute - beginnt, weil Sie sich mit Ihrem Kind dafür entscheiden, und die nur ein Ziel hat: es Ihrem Kind zu ermöglichen, sich immer besser kennenzulernen. Diese Bewegung hat kein Ende, denn man hört nie damit auf, sich kennenzulernen. Aber der Prozess hat ein Ziel: das gemeinsame Voranschreiten auf einem Weg, der, in Anbetracht der Erfahrungen, Gedanken, Gefühle, Bestrebungen und Motivationen Ihres Kindes, immer deutlicher wird. Deshalb können wir in jedem Alter damit beginnen, uns selbst noch besser kennenzulernen, unabhängig von unserer Herkunft und unabhängig von der Art unserer Behinderung.

Wenn wir uns selbst besser kennenlernen wollen, können wir damit beginnen zu lernen, uns zuzuhören und uns zu verstehen.

Um all dies zu erreichen, benötigt Ihr Kind Ihre Anwesenheit, Ihre Fürsorge und Ihren Wunsch als Eltern, Ihr Kind beim Erwerb einer schier grenzenlosen Reihe von Fähigkeiten zu unterstützen. Dies gilt für jede Phase, die Ihr Kind durchläuft. Es stellt sich die Frage, ob wir in unserer Fähigkeit zu lernen und Erfahrungen zu sammeln überhaupt eingeschränkt sind... Die Antwort ist einfach: Wir sind es nicht!

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Wie können Sie Ihrem Kind dabei helfen, sich besser kennenzulernen und zu verstehen?

Es gibt viele Möglichkeiten, mehr über uns selbst zu lernen und herauszufinden, wer wir sind. Menschen mit Behinderung sind oft damit konfrontiert, dass ihnen andere Menschen sagen, was gut für sie ist. Von Zeit zu Zeit haben die Eltern den Eindruck, dass sie Dinge besser wissen als der Mensch mit Behinderung selbst. Dies gilt manchmal auch für ExpertInnen, SozialarbeiterInnen, LehrerInnen, Vorgesetzte und sogar für FreundInnen...

Spielen Sie dieses "Spiel" und Sie werden sehen, dass es Spaß macht. (Und wenn nicht, wird es Ihnen doch viele Argumente liefern!)

Versuchen Sie Folgendes, wenn Sie mit FreundInnen, Eltern, ExpertInnen oder anderen reden: 1. Fragen Sie zunächst: "Stimmst du mit mir (uns) überein, dass Menschen mit Behinderung die gleichen Rechte haben wie wir alle?" => Die Menschen werden in der Regel antworten: "Ja, natürlich!" (Wenn jemand mit Nein antwortet, fragen Sie, warum sie/er denkt, dass Menschen mit Behinderung nicht der Menschheit angehören....) 2. Dann fragen Sie: "Glaubst du, dass du dich selbst gut kennst?" (Sie versuchen herauszufinden, ob die Person sich als Individuum gut kennt.) 3. Dann fragen Sie: "Glaubst du, dass die Menschen hier (am Tisch, im Raum, in den Räumlichkeiten, die wir miteinander teilen, usw.) dich kennen, dass Sie wissen, wer du bist und was du fühlst - genauso gut wie du dich selbst?" => Sie sollten Antworten wie die folgenden erhalten: "Ich kenne mich selbst besser, als andere mich kennen.", "Andere kennen den Teil von mir, den ich ihnen zeigen möchte.", "Vielleicht wissen Menschen Dinge über mich, die ich nicht sehe, aber trotzdem kenne ich mich viel besser." usw.

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MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG 4. Schließlich fragen Sie: "Meinst du, können Menschen mit Behinderung die gleichen Rechte haben, die wir haben, und, insbesondere, können wir anerkennen, dass sie sich besser kennen, als sie die Menschen um sie herum kennen?" => Sie sollten ein deutliches Ja vernehmen! 5. Machen Sie dann mit dieser einfachen Frage weiter: "Wenn du zustimmst, wie können wir - du und ich - dann Dinge sagen wie: 'Du musst das und das tun bzw. ich tue das und das für dich, weil ich ganz genau weiß, dass das das Beste für dich ist!'?" => In den meisten Fällen werden die Leute, die Ihnen zuhören, nun darüber nachdenken und sie werden erkennen, dass es zunächst absolut notwendig ist zu verstehen, was der Mensch mit Behinderung fühlt, was sie/er braucht, was sie/ihn motiviert usw. Genau wie wir alle im Alltag. => Wenn die Antwort der/des anderen lautet: "Wir können Situationen aber besser einschätzen als Menschen mit Behinderung.", dann gehen Sie zurück zur ersten Frage: "Stimmst du mit mir (uns) überein, dass Menschen mit Behinderung die gleichen Rechte haben wie wir alle?" In der darauf folgenden Stille bitten Sie die andere/den anderen, die gleichen Schritte wie zuvor noch einmal zu wiederholen!

Mein Wunsch, gut informiert zu sein, passt im Moment nicht zu meinem Wunsch, nicht verrückt zu werden.

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Wie können Sie also Ihrem Kind dabei helfen, sich besser kennenzulernen und zu verstehen?

Sich selbst kennenlernen und sich selbst verstehen - das ist ein nie endender Prozess! Jeden Tag können wir erkennen, dass sich neue Bereiche der Selbsterkenntnis auftun. Hier beschränken wir uns jedoch auf das Wichtigste und konzentrieren wir uns darauf, Ihnen Dinge vorzustellen, die Ihrem Kind dabei helfen können, sich selbst und seinen Bedürfnissen von morgen noch näherzukommen.

Hier sind unsere Vorschläge...

Ihrem Kind dabei zu helfen, sich selbst besser kennen und verstehen zu lernen, bedeutet, ihm und sich selbst immer mehr Ressourcen in die Hand zu geben, um zu verstehen, was sie/ihn abseits ihrer/seiner Behinderung ausmacht und einzigartig macht. Daher haben wir eine Reihe von Maßnahmen entwickelt, die Sie im Laufe der Zeit umsetzen können und die es Ihnen möglich machen sollten, Ihr Kind optimal in seinem Sein zu unterstützen. Unsere Vorschläge lassen sich in sechs Punkte unterteilen und es steht Ihnen selbstverständlich frei, diese Punkte nach Ihrem Bedarf zu ergänzen: 1. Über mich selbst sprechen, um mich besser kennenzulernen. (Wer bin ich? Wer sind die Menschen um mich herum? Was ist mit meiner Behinderung? Sprechen wir darüber!) 2. Was ich mag und was ich nicht mag. (Was ich gerne tun würde - und dabei könnten wir gleich beginnen, über meine Zukunft zu sprechen.) 3. Meine Stärken und meine "Schwächen". (Oder: Darüber sprechen, was ich derzeit einfach und was ich schwierig finde.) 4. Mein Umfeld verstehen. 5. Gefühle verstehen. (Meine eigenen und die anderer Menschen.) 6. In der Lage sein, Entscheidungen zu treffen, und wissen, wie man sie trifft.

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MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG 4.2 Praktischer Teil Wir stellen Ihnen nun bestimmte Situationen vor und geben Ihnen Vorschläge dazu, was Sie und Ihr Kind im Alltag tun können, sodass es die Möglichkeit hat, mehr über sich selbst zu lernen. Wir haben festgestellt, dass man mit konkreten Beispielen eine größere Möglichkeit hat, gute Ergebnisse zu erzielen. Einfach nur mit den Menschen zu sprechen, genügt oft nicht. Man muss gemeinsam mit ihr/ihm auch etwas Konkretes erschaffen, das sie/ihn beim Überlegen unterstützt. Unabhängig von der Behinderung Ihres Kindes empfehlen wir Ihnen, die vorgeschlagenen Instrumente und Werkzeuge auszuprobieren. Selbstverständlich können Sie auch eigene Instrumente und Werkzeuge einsetzen, die den Bedürfnissen Ihres Kindes noch besser gerecht werden. Sie kennen Ihr Kind am besten!

Woran erkennen Sie, ob das, was Sie vorschlagen, für Ihr Kind passt?

Es gibt nur ein einziges wirkliches Anzeichen dafür: Achten Sie auf das, was Ihnen Ihr Kind sagt - auch ohne zu sprechen. Leider gibt es keine Patentlösung, kein fertiges Werkzeug, das perfekt für alle passt. Die Erfahrung zeigt jedoch: Je eher die Instrumente und Werkzeuge vom Menschen selbst und für den Menschen gemacht werden, desto eher ist der Mensch in der Lage, sie zu beherrschen und etwas damit zu tun, das ihm hilft, sich selbst besser kennen und verstehen zu können.

Unser Tipp: x

Probieren Sie viele unterschiedliche Instrumente und Werkzeuge (auch die aus dem E-SUNET-Programm, aber auch andere) aus. Probieren Sie auch solche Instrumente und Werkzeuge aus, die zunächst nicht sehr für Ihr Kind passend zu sein scheinen, und achten Sie sehr aufmerksam auf die Reaktionen Ihres Kindes. => Wenn Sie Ihrem 9


MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG Kind die Möglichkeit geben, das auszudrücken, was es gerne und/oder nicht mag, haben Sie bereits damit begonnen, es in die Lage zu versetzen, sich selbst besser kennenzulernen (indem sie/er mitteilt, was gut für sie/ihn ist). x

Es gibt nicht nur den einen richtigen Ansatz. Nutzen Sie jede beliebige Methode, solange sie funktioniert: Schreiben (traditionell oder beispielsweise mit den Silben der verschiedenen Farben), Fotos, Abbildungen, Zeichnungen, Piktogramme, Zeichen... Was zählt, ist, dass sich Ihr Kind dadurch so gut wie möglich im Kontakt mit Ihnen fühlt. Je besser es sich mit dem Material fühlt, desto mehr Freiraum wird es haben, seine Gedanken auf eine für sie/ihn selbst wirksame Art und Weise zu organisieren.

x

Zeichnen Sie das, was Sie machen, auf, sodass Sie gemeinsam mit Ihrem Kind regelmäßig überprüfen können, was Sie gemacht haben, was sich entwickelt hat, was sich verändert hat usw. => So kann Ihre gesamte Familie sehen, dass es tatsächlich Fortschritt gibt - manchmal langsamer, manchmal schneller.

x Manche Familien nutzen Portfolios, in denen sie alles, was sie im Laufe der Zeit zusammen gemacht haben, aufzeichnen. Aber Sie können auch eine Mappe, Notizblöcke, Schachteln, digitale Datenbanken mit Fotos usw. verwenden. x Sich selbst besser kennenzulernen, ist - wie bereits gesagt - ein Prozess. Prozess bedeutet, dass Sie Zeit benötigen. Wir haben versucht, unsere Vorschläge logisch aufzubauen, aber Sie können die Reihenfolge natürlich an die aktuellen Bedürfnisse Ihres Kindes anpassen. Zögern Sie nicht, sich zwischen den verschiedenen Punkten hin und her zu bewegen. Sie werden bald feststellen, dass sie miteinander verbunden sind!

4.2.1 Über mich selbst sprechen, um mich selbst besser kennenzulernen Es gibt viele Möglichkeiten, über sich selbst zu sprechen! Zu sagen, wer Sie sind, bedeutet, dass Sie eine Entscheidungen treffen müssen, denn dann können Sie sagen, was Sie wissen, was Sie denken, was Sie gerne hätten, wie andere auf Sie reagieren, was sich andere für Sie wünschen usw. Wir werden viele dieser Punkte in diesem Kapitel 10


MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG über Selbstverwirklichung besprechen. Zunächst empfehlen wir Ihnen, Ihrem Kind dabei zu helfen, sein eigenes Porträt zu erschaffen!

Dieser Kurs richtet sich an alle Eltern und alle Menschen mit Behinderung. Es gibt eine große Vielzahl von Behinderungen und jede/jeder Einzelne mit und ohne Behinderung hat eine eigene Persönlichkeit. Für uns alle gibt es verschiedene Ansätze und Werkzeuge, die mehr oder weniger nützlich, mehr oder weniger zugänglich und mehr oder weniger notwendig sind. Wir haben versucht, all die folgenden Situationen aus der Praxis für Sie alle sinnvoll und nützlich zu gestalten. Wir bitten Sie und Ihr Kind jedoch, jene Methoden und Werkzeuge auszuwählen, die für Sie am besten passen.

Ein Selbstportrait erstellen - wie gehen Sie an die Sache heran?

Ein Selbstportrait zu erstellen, bedeutet zu beschreiben, wer Sie sind. Denken Sie, dass Ihnen das wirklich leichtfällt? Wären Sie in der Lage, genau zu sagen, wer Sie jetzt gerade sind? Was denken Sie, wie es Menschen mit Behinderung damit geht? Sie haben oft ein Selbstbild, das darauf basiert, was wir ihnen kommunizieren. Diese Bilder sind nicht unbedingt positiv, sie sind häufig von Schwierigkeiten gekennzeichnet, die Dinge kompliziert machen. Wir sprechen hier von Selbstverwirklichung - sich selbst besser kennen und verstehen zu lernen. Was ist es also, das für uns wichtig ist?

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MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, sich selbst so beschreiben zu können, wie sie/er sich wirklich selbst sieht, und sehen Sie sich diese Wahrnehmung gemeinsam an.

Dabei wird Ihr Ansatz vom Alter Ihres Kindes abhängen. Beginnend mit der frühen Kindheit können Sie Ihrem Kind immer besser dabei helfen, zu verstehen, wer sie/er ist. Wenn es sehr jung ist (unter ca. 10 Jahren), werden Sie es relativ stark unterstützen müssen. Wenn Ihr Kind eine sensorische oder motorische Einschränkung hat, werden Sie mit zunehmendem Alter

immer

weniger

materielle

Werkzeuge

(mit

Ausnahme

der

jeweiligen

Kommunikationsmittel wie Gebärdensprache, Braille usw.) einsetzen müssen, wenn Sie etwas mit ihm besprechen möchten. Wenn Ihr Kind eine geistige Behinderung oder ein psychisches Problem hat, werden Sie vielleicht für längere Zeit konkrete und visuelle Instrumente und Werkzeuge brauchen. Wählen Sie aus den von uns vorgeschlagenen Instrumenten und Werkzeugen jene aus, die für Sie und Ihr Kind am nützlichsten sind. Sollte keines Ihren Bedürfnissen entsprechen, versuchen Sie einfach, den von uns vorgeschlagenen Ansatz nachzuvollziehen.

Wie können Sie Ihrem Kind helfen, sein Selbstporträt zu erschaffen?

Wie bereits gesagt, bedeutet das Gestalten eines Selbstporträts, dass man beschreibt, wer man ist. Wichtig ist es, Ihr Kind in die Lage zu versetzen, sich zu äußern, ohne sich dabei zu sehr an das zu halten, was Sie, Angehörige oder PflegerInnen von ihm hören möchten. Das Wichtigste für uns ist, ein Bild zu sehen, das sagt: "Das ist es, was ich denke, was ich fühle, was ich meiner Einschätzung nach bin." Wie erreichen Sie das am besten? Wie versetzen Sie Ihr Kind am besten in die Lage, zu sagen, was es seiner Meinung nach in seinem tiefsten Inneren ist, und wie versetzen Sie es in die Lage, gleichzeitig Beziehungen zu anderen Menschen in der Familie, in einer Freundesgruppe,

bei der

Arbeit oder

in einer

Alter-Ego-Beziehung

(emotional,

freundschaftlich, romantische oder sozial) zu leben?

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Vergleich von Porträts als Instrument zur besseren Selbsterkenntnis aller!

Porträts zu vergleichen, bedeutet mehrere Dinge: -

Das Wichtigste ist zunächst das Selbstporträt Ihres Kindes. => Dazu werden Sie alle verfügbaren Instrumente und Werkzeuge (darunter vielleicht auch einige unserer Tools) benötigen, die es Ihrem Kind ermöglichen, für sich selbst zu sprechen. Dazu muss es sagen können, wer es ist; es muss sich frei fühlen, alles zu sagen - auch das, was für das Kind selbst oder für Sie seltsam oder überraschend sein mag.

- AVS Noémie Video vom Klassenprojekt einfügen -

-

Porträts zu vergleichen bedeutet, etwas in einem anderen Licht zu sehen, eine andere Perspektive einzunehmen - in diesem Fall Ihre eigene. Wir erhalten damit die Möglichkeit, Räume für Dialoge und Gedanken zu erschaffen, in denen wir erkennen können, dass die Art und Weise, wie wir uns selbst wahrnehmen, nicht unbedingt die Art und Weise sein muss, wie uns andere (z. B. unsere Eltern) wahrnehmen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Wahrnehmungen weit über die Frage der Behinderung hinausgehen. Vielleicht hat das auch etwas mit der Eltern-KindBeziehung zu tun. Keinesfalls geht es darum, wer Recht hat und wer nicht; es geht vor allem darum, wie man gemeinsam einen Weg geht und so positiv wie möglich aufeinandertrifft!

-

Ein Vergleich von Porträts bedeutet auch, sich für alle Wahrnehmungen und Empfindungen zu öffnen: die der Eltern, der Geschwister, der Onkel und Tanten, der Großeltern, der Freundinnen und Freunde usw. => Porträts zu vergleichen bedeutet, allen die Möglichkeit zu geben, von der positiven Wahrnehmung anderer zu profitieren.

-

Schließlich bedeutet ein Porträtvergleich auch, zu sagen, wer man ist, und daher, über alles zu sprechen: wer ich bin, wo ich bin, was ich tue, die Menschen, die mir wichtig sind, usw. 13


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Ihr Kind dabei zu unterstützen, sein Selbstportrait zu erschaffen, bedeutet auch, dass Ihr Kind Sie dabei unterstützt, Ihr Selbstporträt zu erschaffen.

Denken Sie stets daran, dass es das Ziel ist, es Ihrem Kind - unabhängig von seinem Alter und seiner Behinderung - zu ermöglichen, offen zu sagen, wer sie/er ist. Deshalb ist es zunächst notwendig, ihr/ihm die besten für sie/ihn passenden Instrumente und Werkzeuge vorzuschlagen, die es ihr/ihm ermöglichen, zu sagen, wer sie/er ist. Mehr noch: nicht nur die Werkzeuge, sondern auch die Räume und Momente! Sie alleine kennen die richtigen und nur Sie können wählen.

Im Folgenden finden Sie einige Vorschläge, die es Ihrem Kind ermöglichen, zu beschreiben, wer es ist. Wie immer gilt: Nehmen Sie sich das, was Sie als nützlich empfinden, oder nehmen Sie sich einfach die Ideen und bauen Sie eigene für Ihr Kind passende Instrumente und Werkzeuge.

Zu sagen, wer Sie sind, bedeutet, über all das zu sprechen, was Sie sind UND was Sie tun!

Wenn Ihr Kind schreiben kann und Ihnen schreiben möchte, um Ihnen mitzuteilen, wer es ist, schlagen Sie ihm - in jedem Alter - eine passende Zeit dafür vor. Falls sinnvoll oder notwendig (das ist eventuell abhängig vom Alter und/oder der Behinderung des Kindes), schlagen Sie mehrere Zeitpunkte hintereinander - bei Bedarf auch über mehrere Wochen verteilt - vor. In jedem Fall sollten Sie Momente der Ruhe und der Entspannung schaffen. Wenn Ihr Kind im Rahmen des zweiten Schritts (Vergleich der Portraits) schreiben und sprechen möchte, gehen Sie gleich vor. Sagen Sie, wer Ihr Kind Ihrer Meinung nach zu sein scheint - wenn es alleine ist, mit seinen Geschwistern, mit Ihnen, der Familie, Freundinnen und Freunden, Kolleginnen und Kollegen usw.

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MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG Bleiben Sie immer positiv! Beschreiben Sie Ihr Kind, zeigen Sie aber nie Ablehnung und versuchen Sie immer, ihm so nahe wie mรถglich zu sein!

Wenn Ihr Kind schreiben (beschreiben) mรถchte, wer es ist, schlagen Sie ihm das folgende Instrument vor. Verwenden Sie ebenfalls das gleiche Instrument, wenn Sie Ihr Kind beschreiben, und nehmen Sie sich Zeit, um Ihre Wahrnehmungen zu vergleichen:

Wer

bin ich?

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MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG

Wenn Ihr Kind nicht schreibt oder ihm andere Kommunikationsformen mehr liegen, können Sie wie folgt vorgehen. Denken Sie auch daran, die Portraits zu vergleichen ("Wie ich mein Kind sehe") und dabei dieselbe Methode und dieselben Instrumente zu verwenden wie Ihr Kind (vereinfachte Kommunikation, Piktogramme, Fotos, Zeichnungen usw.). Hier kommt es wirklich darauf an, Ihr Kind in die Lage zu versetzen, zu sagen, wer es ist (ein Junge, ein Mann, ein Mädchen, eine Frau, eine Schülerin, ein Schüler, eine Studentin, ein Student, ein Sohn, eine Tochter, eine Mutter, eine Sportlerin, ein Sportler, eine Künstlerin, ein Künstler usw.), wo (mit wem) es lebt und was es jeden Tag macht (Alltagsaktivitäten). Deshalb sind die von uns vorgeschlagenen Instrumente nur einige Beispiele unter vielen. Sie können sie benutzen oder Ihre eigenen kreieren, was immer das Beste für Ihr Kind und für Sie ist! Hier ist beispielsweise das, was Marie heute über sich selbst sagt - in einer Form, die zu ihr passt:

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MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG Auf den Abbildungen: „Mein Haar ist: braun, blond, hellbraun, rot, weiß, grau.“

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MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG Auf der Abbildung: Meine Augen sind hellblau, dunkelblau, grau, dunkelbraun, hellbraun, schwarz, gr체n.

Meine Landkarte Meine Interessen und Hobbys

Meine Tr채ume

Meine Geschichte

Wie ich kommuniziere

Was ich nicht mag

Meine Begabungen und St채rken

Was ich im Laufe der Woche mache

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MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG

Ich bin Was meine Freundinnen und Freunde und meine Verwandten an mir mögen und bewundern:

Meine Talente:

Wer mich unterstützen kann: (Foto)

Dinge, die ich gerne mache: Was mir für meine Zukunft wichtig ist:

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MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG Als Mensch mit Behinderung heißt von sich selbst sprechen natürlich auch immer, über die eigene Behinderung zu sprechen. Wir alle können uns vorstellen, dass es nicht so einfach ist, über die eigene Behinderung zu sprechen. Aber das ist eine zusätzliche Möglichkeit, mehr über sich selbst zu erfahren, eine Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen und sie besser kennenzulernen. Hier sind einige Aussagen, mit denen man beginnen kann, über seine Behinderung zu sprechen. Natürlich gilt wieder: Zögern Sie nicht, eigene Beispiele zu verwenden...

Wichtig ist, dass Sie jene Kommunikationsinstrumente einsetzen, die am besten für Ihr Kind passen. Das Ziel dabei ist es, die Antwort Ihres Kindes zu erfahren, und besonders mit ihm zu reden!

Behindert zu sein bedeutet, dass man immer Hilfe benötigt.

Wenn man eine Behinderung hat, kann man nichts alleine machen.

Wenn man eine Behinderung hat, wissen alle anderen, was das Beste für einen ist.

Wenn man eine Behinderung hat, ist man auf andere Menschen angewiesen.

Wenn man eine Behinderung hat, kann man verliebt sein.

Wenn man eine Behinderung hat, ist es schwer, Freunde zu finden.

Wenn man eine Behinderung hat, ist man allein.

Wenn man eine Behinderung hat, hat man das Recht, viele Pläne zu schmieden.

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MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG Wenn man eine Behinderung hat, ist man wie andere Menschen.

Durch die vorherige Übung können Sie vielleicht besser verstehen, wie Ihr Kind seine Behinderung erlebt. Dies sollte Ihnen dabei helfen, neue Diskussionsbereiche mit Ihrem Kind zu finden, und es sollte Ihrem Kind dabei helfen, sich noch besser zu entwickeln!

Was Sie bisher gemacht haben, nämlich Ihrem Kind die Möglichkeit zu geben, sich selbst besser zu kennen und zu verstehen, ist ein permanenter Prozess. Was Sie nun miteinander teilen, ist der Beginn eines gegenseitigen Verstehens, das nun weiter wachsen darf...

Sich selbst besser zu kennen und zu verstehen, ist ein permanenter Prozess, der aber nicht nur mit uns selbst zu tun hat. Dies erfordert auch zu wissen und zu verstehen, in welchem Umfeld wir leben.

Was nützt es, sein Umfeld zu kennen?

Savoir Savo vo voir oir ir qui l'on est aussi c'est savoir savo vo oir ir Kommentar Komment nttar a se situer par rapp pport pp p à l'll'environnement, 'environn nem ment, savoir Kommentar Komm menta ent r utiliser en utillis iser e l'environnement, l'envvir i onnement, rapport pouvoir po p ouvoirr Kennung K nnungg les Ke l s bonnes Ressourcen! le Resso sourcen! so sour

Permettre situer Perm met e tre à votre v tre enfant vo en nffaant de comprendre co om mp prre end dre son environnement env n ironne ement ett se si itu t er dedans d de danss !

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MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG Zu wissen, wer man ist, bedeutet auch, zu wissen, wo man in Bezug auf sein Umfeld steht, zu wissen, wie man dieses Umfeld nutzt, und in der Lage zu sein, die richtigen Ressourcen zu identifizieren!

Ermöglichen Sie es Ihrem Kind, sein Umfeld zu verstehen und seinen Platz darin zu finden!

Diese Übung wird Ihr Kind und Sie in die Lage versetzen, zu sagen und zu verstehen, welche Menschen jetzt für es bzw. für Sie wichtig sind. Sie können die gleiche Übung für alle Umfelder, mit denen Ihr Kind in Kontakt ist, verwenden (Familie, Freundeskreis, Arbeit, Sportklub, Verein, HelferInnensystem usw.). Zunächst jedoch sollten die verschiedenen Umfelder separat behandelt werden. Alle Umfelder zu vermischen und die darin vorkommenden Personen nach ihrer Bedeutung zu reihen, ist während der ersten Phase sicherlich zu kompliziert. Wenn es für Sie oder Ihr Kind zu schwierig ist, diese Übung gemeinsam zu machen, oder wenn es zu schwierig ist zu sagen, wer in der Familie für Ihr Kind heute mehr oder weniger zählt, wählen Sie ein anderes Umfeld aus!

Verwenden Sie die leere Abbildung oben und füllen Sie sie aus. => Je näher die Menschen zum Zentrum ("ICH") sind, desto wichtiger sind sie für mich. Abhängig vom Alter Ihres Kindes und abhängig davon, was beim Vergleich der Portraits für Ihr Kind einfacher oder schwieriger war, kann es das Diagramm alleine ausfüllen, um es dann mit Ihrer Reihung zu vergleichen, oder Sie unterstützen es beim Ausfüllen. Auch hier ist es das Ziel, Ihnen beiden zu ermöglichen, zu sprechen, sich auszutauschen und sich zu vergleichen. Es gibt keine richtigen oder falschen Antworten. Vor allem ermöglicht es Ihnen diese Übung, die Bezugspunkte in Ihrem Umfeld besser zu identifizieren, und festzustellen, ob sie in der Nähe des Kindes liegen (z. B. Familie oder Freunde) oder weiter entfernt sind. 22


MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG Drucken Sie die Abbildung in einem Format aus, das am besten für Ihr Kind geeignet ist (A4, A3 oder noch größer), und lassen Sie es Ihr Kind so ausfüllen, wie es für sie/ihn am angenehmsten ist. Man kann beispielsweise die Namen der wichtigsten Personen aufschreiben oder ihre Fotos aufkleben. Wenn Sie die Fotos auf das Formular kleben, laminieren Sie sowohl das Formular als auch die Fotos! Zweck dieser Übung ist es auch, Ihr Kind und Sie in die Lage zu versetzen, die relative Bedeutung von Menschen in Ihrem Umfeld zu erkennen - abhängig von Zeit, Situation und Ressourcen. Um dies noch besser nachvollziehen zu können, empfehlen wir Ihnen, Fotos von allen ausgefüllten Abbildungen zu machen und die Fotos aufzubewahren. Auf diese Weise können Sie sich regelmäßig ansehen, was sich verändert hat und was gleich geblieben ist. Dies ist eine gute Möglichkeit, sich mit Ihrem Kind auszutauschen!

Hier sieht man beispielsweise, wie Raphael seine Umwelt gerade jetzt beschreibt...

Damit helfen Sie jetzt Ihrem Kind dabei, sich besser kennenzulernen und zu verstehen. Dank Ihnen hat Ihr Kind damit begonnen, sich selbst zu beschreiben, und zu sagen, wer es ist, um sich in Bezug auf sich selbst, auf Sie und auf sein Umfeld besser einzuordnen. Vielleicht ist dies auch die Gelegenheit, über eine erste Personenbeschreibung (Augen-, Haar-, Hautfarbe, Größe, Gewicht usw.) oder eine sachliche Beschreibung (Alter, Geschlecht, Anschrift, Geschwister usw.) hinauszugehen und damit zu beginnen, persönlichere Punkte zu besprechen.

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MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG Es gibt etwas, das offensichtlich scheinen mag, wofür wir uns aber nicht immer die Zeit nehmen, etwas sehr Wichtiges, das uns dabei hilft, uns selbst besser kennenzulernen, uns selbst zu behaupten, sagen zu können, was wichtig ist: ausdrücken, was man mag oder nicht mag!

4.2.2 Was ich mag und was ich nicht mag! Was ich gerne... 4.2.2.1 Was ich mag und was ich nicht mag! Wahrscheinlich haben Sie schon begonnen, Ihrem Kind dabei zu helfen, auszudrücken, was es mag oder nicht mag und was es sich für später vorstellt. Die von uns vorgeschlagenen Instrumente und Werkzeuge (siehe weiter oben) befassen sich beispielsweise mit diesen Fragen. Wenn Sie Menschen mit Behinderung auf ihrem Weg zur Selbstbestimmung unterstützen, können Sie täglich feststellen, dass Selbstvertrauen und psychologische Stärke umso größer sind, je besser man sich selbst kennt. Man stärkt auch die Fähigkeit zur Selbstregulierung und Selbstständigkeit! Sich selbst besser kennenzulernen ist ein permanenter Prozess, ein Prozess, den wir Tag für Tag stärken können. Um dies zu erreichen, sind zwei Elemente unverzichtbar: x

Sorgen Sie für mehr Momente des Teilens, der Erfahrung und des Austausches.

So können wir ständig mehr Selbsterkenntnisse erlangen. x

Führen Sie (konkrete, sichtbare) Aufzeichnungen all dieser Momente, in denen sich Ihr Kind besser kennen und verstehen lernt.

Dies bringt nicht nur eine stetig bessere Selbsterkenntnis mit sich, sondern zeigt Ihnen auch, dass das, was einen Menschen charakterisiert, sich mit der Zeit verändert.

Diese Übung kann man oft wiederholen, um mehr über sich selbst und über andere zu lernen! 24


MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG

Der Sinn und Zweck dessen, was wir vorschlagen, ist es, Ihr Kind in die Lage zu versetzen, sich besser kennenzulernen. Wir sind der Ansicht, dass diese Übungen allen Familienmitgliedern nützen können. Wenn Ihr Kind Sie besser kennt, wird es tatsächlich auch in der Lage sein, sich selbst besser kennenzulernen. Wenn beispielsweise Ihr Kind Ihre Erwartungen besser versteht, kann es leichter verstehen, warum ein bestimmtes Verhalten seinerseits eine bestimmte Antwort von Ihnen bewirkt...

Machen Sie beide eine Liste der Dinge, die Sie mögen und nicht mögen

Benutzen Sie beide dafür jene Instrumente und Werkzeuge, die für Ihr Kind am besten geeignet sind (Schreiben, Zeichnen, Fotos, Bilder, Piktogramme usw.). So können Sie besser Vergleiche anstellen, weil Sie dann "die gleiche Sprache sprechen", was das gegenseitige Verständnis erleichtert.

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MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG

Sehen Sie sich als Beispiel an, was Marie mag...

ICH MAG: HAUSARBEIT, MIT MEINER MUTTER MAHLZEITEN ZUBEREITEN, MIT SABRINA UND CLARA SPIELEN, DELFINE, SONNE UND BLAUEN HIMMEL, DEN GESANG DER VÖGEL, TANZSHOWS, FILME ANSEHEN, ICH BIN EIN FAN VON JACK SPARROW UND HARRY POTTER.

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MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG 1. Bitten Sie Ihr Kind, für jede Sache, die es hinzufügt, zu sagen, warum es das mag bzw. nicht mag. Das gleiche gilt für Sie. Sie können auch sagen, ob Sie etwas sehr oder ein wenig, sehr viel oder nicht besonders usw. mögen. Und wenn Sie oder Ihr Kind etwas nicht mögen, können Sie sagen, ob Sie bzw. Ihr Kind es ganz und gar nicht mögen oder nur ein wenig nicht mögen. - All diese Dinge können sich mit der Zeit ändern - auch das kann interessant sein! 2. Sobald Sie diese erste Liste gemacht haben (Sie, Ihr Kind, Ihre Frau bzw. Ihr Mann, Ihre anderen Kinder, die Großeltern usw.), geben Sie den beteiligten Personen die Gelegenheit, die Dinge ein wenig miteinander zu besprechen.

Am wichtigsten ist es, dass Ihr Kind in der Lage ist, aus diesen Momenten mehr Wissen über und Verständnis für sich selbst zu gewinnen. Deshalb ist es wichtig, dass diese Art von Austausch stattfindet, wenn Ihr Kind genügend freie Zeit hat, dass geeignete Kommunikationsmittel verwendet werden und dass nicht be- und gewertet wird!

Wenn die Konzentration und Aufmerksamkeit Ihres Kindes rasch nachlässt, unterteilen Sie diese Übung in mehrere Einheiten zu verschiedenen Zeiten. Das ist wirklich kein Problem!

Sie können zum Beispiel Fotos von der Einheit machen und so beim nächsten Mal leicht wieder an die letzte Einheit anschließen.

Während dieser Einheiten stellen alle Teilnehmenden ihre Listen den anderen vor und erklären (jeweils auf ihre Weise), was sie mögen und was nicht - und warum.

Helfen Sie, wenn nötig, Ihrem Kind, das Gesagte neu zu formulieren, um sicherzustellen, dass sie richtig verstanden werden. 27


MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG

Vergewissern Sie sich, dass Sie einen Platz schaffen, an dem alle frei sprechen können, ohne beurteilt oder beeinflusst zu werden.

Stellen

Sie

sicher,

dass

alle

sagen

können,

womit

sie

übereinstimmen und womit sie nicht einverstanden sind - wieder ohne beurteilt zu werden. - Beispiel: "Du sagst mir, dass du es liebst, zur Arbeit zu gehen, aber deinem Erzieher sagst du das nicht. Im Gegenteil, ihm sagst du, dass du genug davon hast. Vielleicht solltest du wissen, dass es mir sehr wichtig ist, zu wissen, dass du glaubst, mir nicht sagen zu können, was du wirklich denkst. Ich bin gerne bereit, zu hören, was für dich wirklich wichtig ist!"

Notieren Sie sich alles. (Sie können es auch fotografieren.)

3. Nehmen Sie sich Zeit mit Ihrem Kind und kehren Sie zu dem zurück, was unter den Familienmitgliedern ausgetauscht wurde. - Sie können das sofort oder an einem anderen Tag machen. (Hier könnte es wichtig sein, Fotos zu machen, um sich die Aufmerksamkeit Ihres Kindes wieder zu sichern.) Ziel ist es, mit Ihrem Kind darüber, was es gesagt hat, und über die Reaktionen der anwesenden Familienmitglieder (auf eine positive Art und Weise) zu sprechen. So können Sie zur Liste Ihres Kindes zurückkehren und sich gemeinsam ansehen, womit es noch einverstanden ist und was sich nach dem Austausch mit den Familienmitgliedern vielleicht ein wenig verändert hat. So kann man auch verstehen, wie sehr unsere Gefühle und Gedanken von Personen abhängig sind, die für uns sehr wichtig sind.

4. Schlagen Sie Ihrem Kind diese Einheiten sehr regelmäßig vor! Die anderen Familienmitglieder müssen nicht jedes Mal anwesend sein; Sie können solche Einheiten mit Ihrem Kind immer wieder zwischen Gesprächen mit anderen Familienmitgliedern durchführen. 28


MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG Zwingen Sie weder Ihr Kind noch andere Familienmitglieder zu einem Zeitplan oder dazu, an den Einheiten teilzunehmen, auch wenn Sie das gerne würden! Versuchen Sie, das Tempo so zu wählen, dass es für alle passt... Sie können auch Menschen von außerhalb der Familie (ExpertInnen, KollegInnen, FreundInnen usw.) zur Teilnahme an diesen Einheiten einladen, sollten jedoch zunächst die Familienmitglieder und vor allem Ihr Kind fragen, ob sie damit einverstanden sind. Außerdem können Sie diese Personen bitten, alleine solche Einheiten mit Ihrem Kind durchzuführen. Bitten Sie sie, Aufzeichnungen über diese Einheiten zu führen, sodass sie mit Ihnen und Ihrem Kind später darüber sprechen können, wenn Ihr Kind zustimmt.

4.2.2.2 Was ich gerne machen würde... MEINE ZUKUNFT

Ich bin hier für meine Zukunft!!

Indem Sie von der Zukunft sprechen, ermöglichen Sie es Ihrem Kind und der restlichen Familie, über andere Dinge nachzudenken als den Alltag. 29


MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG Gespräche über die Zukunft geben der Familie die Möglichkeit, gemeinsam über die Pläne der einzelnen Familienmitglieder zu reflektieren. Gemeinsam können Sie darüber sprechen, was Sie, Ihr Kind und die anderen Familienmitglieder für möglich halten. Sie können auch Dinge besprechen, die kompliziert erscheinen, können sie miteinander abklären und verstehen, warum sie einem Familienmitglied so kompliziert scheinen. Auch das ist eine Möglichkeit, einander besser kennenzulernen. Über die Zukunft zu sprechen bedeutet, vom kommenden Nachmittag zu sprechen (wenn unsere Diskussion am Morgen stattfindet), oder von der nächsten Woche, dem nächsten Jahr, "einer entfernten Zukunft", "wenn ich groß bin", "wenn wir alt sind" usw.

Mit zunehmender Übung können Sie diese Art des Austausches so anpassen, wie wir das mit der "Ich mag/Ich mag nicht"-Übung gemacht haben.

Der Zweck dieser Übung ist es, sich die Pläne Ihres Kindes ANZUHÖREN!

Alles zu hören, bedeutet nicht zwangsläufig, dass Sie alles akzeptieren und validieren müssen, was Sie hören. Alles zu hören, bedeutet "zu berücksichtigen, was mein Kind heute zum Ausdruck bringt, was es anscheinend gerne möchte und/oder braucht, damit wir besser miteinander auskommen."

Erinnern Sie sich an Noémies "verrückte" Pläne? Ihr Wunsch, trotz ihrer Tetraplegie zu arbeiten... - Video-Link einfügen Was für eine seltsame Idee! Aber trotzdem... Als Noémie im neuen Zentrum ankommt, als sie neue ExpertInnen trifft, als sie neue Vorschläge erhält, die es ihr leichter machen, zu sagen, wer sie ist und was sie gerne machen würde, ergeben sich neue Möglichkeiten für sie. Dies gilt für ihren beruflichen Weg, für ihr persönliches Leben, aber auch und vor allem dafür, wie ihre Eltern und Geschwister sie wahrnehmen. 30


MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG Es öffnete den Weg für Kompetenzen und Anerkennungen und ermöglichte es ihr sich fähig und gefestigt zu fühlen. - Der Wert davon für sie, ihre Familie und die gesamte Familie kann gar nicht groß genug eingeschätzt werden! - Ausschnitt 2 Noémie-Video «Die Tür zu meiner Mutter öffnen» -

Bitten Sie Ihr Kind (und helfen Sie ihm, wenn nötig), eine Liste von "allem, was ich für später möchte" zu erstellen. Setzen Sie keine Grenzen und lassen Sie Ihr Kind all das sagen, was es für sein zukünftiges Leben interessiert, egal ob es sich um einfache Dinge für morgen oder um (Ihrer Meinung nach) komplizierte Dinge für später handelt!

Wichtig ist wiederum, dass Sie jene Kommunikationsinstrumente einsetzen, die am besten für Ihr Kind passen. Das Ziel dabei ist es, die Antworten Ihres Kindes zu erfahren, und besonders mit ihm zu reden!

Hier ist ein Beispiel: So sieht Marie ihr Leben später. Klingt das seltsam für Sie? Aber trotzdem...

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MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG

Wenn ich 23 Jahre alt bin, möchte ich Folgendes werden: Ein Mode-Star mit den schönsten Kleidern der Welt | ein Zimmermädchen, das die Wäsche zusammenlegt, die Waschmaschinen einschaltet, bügelt, saugt, die Fenster putzt... | eine Nonne, die zu Jesus betet und den Armen und Kranken hilft

1. Ermutigen Sie Ihr Kind dazu und helfen Sie Ihrem Kind dabei, eine Liste der Dinge zu erstellen, die es "später" machen möchte. 2. Sorgen Sie, wie bei der "Ich mag/Ich mag nicht"-Übung, für eine Zeit des Austausches zwischen den beteiligten Personen.

Am wichtigsten ist es, dass Ihr Kind in der Lage ist, aus diesen Momenten ein tieferes Wissen und ein besseres Verständnis dafür abzuleiten, welcher Mensch sie/er ist. Deshalb ist es wichtig, dass diese Art 32


MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG von Austausch stattfindet, wenn Ihr Kind genügend freie Zeit hat, dass geeignete Kommunikationsmittel verwendet werden und dass keine Bewertungen durchgeführt werden!

Wenn die Konzentration und Aufmerksamkeit Ihres Kindes rasch nachlässt, unterteilen Sie diese Übung in mehrere Einheiten zu verschiedenen Zeiten. Das ist wirklich kein Problem!

Machen Sie beispielsweise Fotos von diesen Momenten des Austausches, sodass Sie das nächste Mal daran anschließen bzw. regelmäßig darüber sprechen können.

Während dieser Momente sollten Sie auf Folgendes achten:

Helfen Sie Ihrem Kind, wenn nötig, das Gesagte anders zu formulieren, um sicherzustellen, dass es wirklich das ausdrückt, was es ausdrücken möchte, und dass das von allen vestanden wird. Stellen Sie sicher, dass Sie einen Ort wählen, an dem Sie frei sprechen können und weder beurteilt noch beeinflusst werden: Hören Sie sich die Pläne Ihres Kindes an und lassen Sie sich nicht von der Vorstellung schrecken, dass sie auch wirklich wahr werden könnten. => Von Plänen zu sprechen, bedeutet zuallererst, dass wir damit beginnen, für uns selbst zu entscheiden, ob der Plan durchführbar ist, oder nicht. Lassen Sie jedes Familienmitglied sagen, was seiner Meinung nach machbar ist (auch mithilfe der Familie), und was seiner Meinung nach eher kompliziert ist. => Alle sollen ihre Meinung auch begründen, ohne zu (be-)urteilen und zu (be-)werten. Zum Beispiel: "Du sagst, du möchtest später ein Tierarzt sein. Ich weiß, dass, wenn man Tierarzt werden möchte, man ein sehr kompliziertes Studium abschließen muss, und ich weiß nicht, ob 33


MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG das zum jetzigen Zeitpunkt für dich einfach wäre. Aber ich weiß auch, dass es viele verschiedene Möglichkeiten gibt, mit Tieren zu arbeiten. Vielleicht können wir uns ja gemeinsam ansehen, wie du das angehen kannst." Notieren Sie sich alles. (Oder machen Sie Fotos.)

3. Nehmen Sie sich Zeit mit Ihrem Kind und kehren Sie zu dem zurück, was unter den Familienmitgliedern ausgetauscht wurde. Sie können das sofort oder an einem anderen Tag machen. (Hier könnte es wichtig sein, Fotos zu machen, um sich die Aufmerksamkeit Ihres Kindes wieder zu sichern.) Der Zweck ist es, (auf eine positive Art und Weise) mit Ihrem Kind wieder darüber, was es gesagt hat, und über die Reaktionen der anwesenden Familienmitglieder zu sprechen. So können Sie noch einmal über die Wünsche und Pläne sprechen, die Ihr Kind erwähnt hat, und sich gemeinsam ansehen, was noch stimmig ist und was sich nach dem Austausch mit den Familienmitgliedern vielleicht ein wenig geändert haben könnte. Das unterstützt auch das Verständnis dafür, dass jeder Plan verändert werden kann, vorausgesetzt, man selbst ist die-/derjenige, die/der diese Änderungen vornimmt. 4. Schlagen Sie Ihrem Kind diese Übung regelmäßig vor, vor allem dann, wenn Sie sehen, dass sich in Bezug auf ihren/seinen "Wunsch für später" etwas geändert hat. Die anderen Familienmitglieder müssen nicht jedes Mal anwesend sein; Sie können solche Einheiten mit Ihrem Kind immer wieder zwischen den Gesprächen mit anderen Familienmitgliedern durchführen. 5. Verwenden Sie die Aufzeichnungen (Fotos, Portfolio, Mappen, Notizen, Bilder usw.) über all diese Aktivitäten, um Ihrem Kind dabei zu helfen, zu erkennen, dass Dinge, die vielleicht irgendwann (unabhängig davon, wie lange es her ist) scheinbar kompliziert waren, jetzt ganz oder teilweise in Erfüllung gehen. Manche Dinge scheinen immer noch ein bisschen weit entfernt zu sein, aber: "Wir werden sehen..."

Möglicherweise erkennen auch Sie dadurch, dass es einen Fortschritt gibt für Ihr Kind genauso wie für Sie!

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MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG 4.2.3 Meine Stärken und Schwächen Erinnern Sie sich noch daran, was "Selbstständigkeit" bei der Definition von Selbstbestimmung bedeutet? Es ist die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, auf der Grundlage seiner eigenen Entscheidung zu handeln und die notwendigen Ressourcen zu erkennen. Dabei ist es auch für Ihr Kind sehr wichtig, die eigenen Stärken und Schwächen zu kennen, da es so immer deutlicher erkennen kann, was es alleine machen kann und wofür es Hilfe benötigt. Ihr Kind erkennt dann auch leichter, welche Ressourcen (materielle oder menschliche) es braucht! Ebenso gilt: Je mehr sich Ihr Kind seiner Stärken bewusst ist, desto besser wird sein Selbstbild werden. Es wird sich auch in Bezug auf seinen Lebensweg psychologisch stark fühlen. Ebenso wird seine Fähigkeit zur Selbstregulation steigen, weil es ihm leichter fällt, seine eigenen Fähigkeiten (Stärken) sowie die Fähigkeiten anderer (Ressourcen) zu erkennen!

Stärken und Schwächen aufzählen: Wie gehen wir an die Sache heran?

Zunächst ändern wir die Wörter, die wir gebrauchen! Sie werden nicht über Stärken und Schwächen sprechen, sondern darüber, ... x

was einfach und weniger einfach ist;

x

was schwierig, sehr schwierig oder "ein wenig" schwierig ist;

x

was ich selbst machen kann/was ich mit Hilfe machen kann/was ich noch nicht selbst machen kann;

x

was ich früher nicht machen konnte, jetzt aber machen kann;

x

usw.

Sehen Sie schon das Ziel unserer Übung? - Das Ziel ist es, Ihrem Kind zu ermöglichen, mit der Zeit immer öfter all jene Fähigkeiten zu erkennen, die zu ihm gehören und die es nutzen kann, und ihm zu zeigen, dass sich Dinge ändern können, dass sich alles weiterbewegt und 35


MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG dass Dinge, die heute eher unwahrscheinlich zu sein scheinen, morgen möglich werden können!

Erstellen Sie eine dynamische Liste der vorhandenen Fähigkeiten und der zu erwerbenden Fertigkeiten.

Sie kennen ja bereits die Methode, die wir seit Beginn dieses Moduls verwenden, nicht wahr? - Also wissen Sie, was noch zu tun bleibt...

1. Helfen Sie Ihrem Kind, eine Liste all jener Dinge zu erstellen, die wir gerade erwähnt haben (was fällt leicht/schwer, was kann ich alleine/mit Hilfe machen usw.). Nehmen Sie auch alle Dinge in die Liste auf, an die wir nicht gedacht haben und die es Ihnen und Ihrem Kind ermöglichen, den Alltag besser zu verstehen.

Erwähnen Sie dazu alle Situationen, die Ihr Kind im Alltag erlebt. Sie können, wenn Sie möchten, dazu ganz konkrete Dinge, wie Fotos, Bilder, Piktogramme usw., verwenden. Hier ein Beispiel mit einem Kind: "Erinnerst du dich, gestern hast du mir gesagt, dass es dir nie gelingt, deinen Mantel ganz alleine zuzuknöpfen. Aber schau, heute Morgen, bevor du in die Schule gegangen bist, hatte ich noch mit deiner Schwester zu tun und als ich zurückkam, war dein Mantel zugeknöpft! Hast du das etwa nicht ganz alleine gemacht? (Antwort des Kindes: "Ja") - Nun? Glaubst du wirklich, dass dir das nie gelingt? Du kannst es! Vielleicht nicht jedes Mal, aber du kannst es! Und es wird dir immer öfter gelingen!" Hier ein Beispiel mit einem Erwachsenen: "Das letzte Mal, als ich deinen Job Coach traf, erzählte er mir, dass es dir immer noch schwerfällt, dich bei der Arbeit eine volle Stunde hindurch zu konzentrieren. Das überrascht mich ein wenig... Als heute dein Freund hier war, habt ihr Karten gespielt und du warst viel länger als eine Stunde lang sehr aufmerksam, weil du unbedingt gewinnen wolltest. (Mögliche Antwort: "Ja, das stimmt. Das hat wirklich sehr lange gedauert, aber ich wollte ihn unbedingt schlagen!") - Es ist wirklich toll, dass dir das gelingt! Glaubst du, könntest du das manchmal auch bei der Arbeit?"

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MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG Zusätzlich zu diesen Gesprächen mit Ihrem Kind könnten Sie damit beginnen, ein Heft zu führen, in dem Sie regelmäßig die (Ihnen bis dahin neuen bzw. unbekannten) Dinge aufschreiben, die Ihrem Kind allein oder mit Hilfe gelingen. Sie können sich diese Dinge aufschreiben, wenn Sie sie selbst sehen oder wenn Ihnen jemand darüber erzählt. Dies bereichert nicht nur Ihre Gespräche, sondern sendet Ihrem Kind auch ein starkes Signal: Sie achten viel mehr darauf, was sie/er macht, als sie/er denkt! 2. Schaffen Sie Gesprächssituationen zwischen Ihnen, Ihrem Kind und Personen, die ihm helfen können, seine eigenen Fertigkeiten und Fähigkeiten festzustellen. Diese Personen können Familienmitglieder, FreundInnen, KollegInnen oder Pflegepersonen sein.

Denken Sie daran, dass am allerwichtigsten eine positive Einstellung und die Qualität ihrer Gespräche sind. Daher dürfen diese Gespräche nicht zu einem Schlagabtausch genutzt werden, bei dem es darum geht, als Siegerin/Sieger aus einer Diskussion hervorzugehen. Stattdessen sollten alle sagen können, was sie denken und fühlen, und akzeptieren, was die anderen sagen. Nach solchen Gesprächen sollte Ihr Kind den Eindruck bzw. die Überzeugung haben, dass es sich noch ein Stück weit besser kennt, und erkennen, dass andere Menschen sie/ihn nicht gleich sehen wie sie/er sich selbst. 3. Nehmen Sie sich etwas Zeit und besprechen Sie mit Ihrem Kind noch einmal, was gesprochen wurde. - Wie schon bei den anderen Gesprächen, können Sie das sofort oder an einem anderen Tag machen. (Hier könnte es wichtig sein, Fotos zu machen, um sich die Aufmerksamkeit Ihres Kindes wieder zu sichern.) Indem Sie noch einmal mit Ihrem Kind sprechen und dabei die für Ihr Kind passenden Instrumente einsetzen, helfen Sie ihr/ihm dabei, ein wenig besser zu verstehen, wozu sie/er alleine oder mit Hilfe anderer in der Lage ist. Durch regelmäßige Gespräche (Wiederholung des oben beschriebenen Ablaufes oder ein einfaches Gespräch über eine Situation, in der Ihrem Kind etwas gelungen ist, das Sie zwischen zwei anderen Gesprächen führen) kann Ihr Kind erkennen, dass sich die Dinge weiterentwickeln, dass es immer öfter weiß, wie man etwas macht, und dass es immer mehr Fähigkeiten erwirbt.

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MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG Indem Sie die Tatsache hervorheben, dass ihre/seine Fähigkeiten stetig zunehmen, werden Sie es Ihrem Kind auch ermöglichen, ihr/sein Selbstwertgefühl zu steigern.

4.2.4 Mein Umfeld verstehen Erinnern Sie sich daran?

Das hat Raphael über die Menschen um ihn herum gesagt. Es gibt Menschen, die ihm ganz nahe stehen, wie seine Mutter, sein Hund ("Tabu"!) und sein Vater. Und es gibt Menschen, die etwas weiter entfernt sind, ihm aber immer noch sehr nahestehen. Dazu gehören Freundinnen und Freunde und das Mädchen, das er liebt. Daneben gibt es noch weitere Menschen, die aber weiter entfernt sind, wie die Pflegepersonen (Valérie, Laëtitia, Morgane 38


MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG usw.). Es gibt auch Menschen, die eine Rolle spielen, da sie in den Kreisen sind, die aber keine so große Rolle spielen.

Versuchen wir einmal, den Raum um uns herum zu organisieren.

Was nützt es, sein Umfeld zu kennen?

Das hier haben wir Ihr Kind gebeten, ausfüllen.

- Fügen g Sie einen Link zu einer leeren Seite unterhalb ein

39


MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG Wir haben Sie gebeten, Ihrem Kind zu helfen, diese Übung für alle Menschen zu machen, die ihm wichtig sind (Familie, FreundInnen, KollegInnen, Pflegekräfte usw.).

Erinnern Sie sich noch, worum wir Sie gebeten haben?

Es Ihrem Kind zu ermöglichen, Menschen, die für sie/ihn wichtig sind, zu verstehen bzw. zu identifizieren.

Dieses Instrument zu verwenden, sodass Sie Ihr Umfeld so gut wie möglich nutzen können!

Jetzt kommt es darauf an, Ihr Kind dabei zu unterstützen, die ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen kennenzulernen, unabhängig vom Umfeld (Schule, Arbeit, Freundeskreis, Familie usw.). 1. Nehmen Sie sich Zeit und sehen Sie sich die Blätter an, die Sie gemeinsam ausgefüllt haben (siehe Teil 4.2.1 "Über mich selbst sprechen, um mich selbst besser kennenzulernen"). => Sie sollten Blätter zur Familie, zum Freundeskreis, zu den KollegInnen usw. haben. 2. Sehen Sie sich mit Ihrem Kind diese Blätter noch einmal an. Dieses Mal geht es jedoch nicht darum, dass Ihr Kind die Personen danach reiht, wie wichtig sie aus emotionaler Sicht sind, sondern danach, wer es am besten bei seinem Projekt unterstützen kann. 3. Bitten Sie Ihr Kind (und helfen Sie ihm dabei, wenn nötig), die Personen in verschiedene Kreise (immer weiter von ihr/ihm entfernt) zu setzen. Welche Person hilft ihr/ihm heute und auf Basis eines bestimmten Plans (z. B. zusammen ausgehen; eine eigenständige Möglichkeit zu wohnen zu finden; eine Ausbildung beginnen; Urlaubspläne machen usw.) am meisten, ein wenig usw.? 4. Vergleichen Sie zusammen mit Ihrem Kind die beiden Blätter und finden Sie gemeinsam die Unterschiede zwischen dem ersten Blatt und dem neuen, das es gerade ausgefüllt hat.

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MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG Ein Beispiel: Raphael (12 Jahre alt, mit Trisomie 9) wird am Samstag in zwei Wochen mit seinen Freundinnen und Freunden einen Film im Kino ansehen. So stellt er die Personen fest, die ihm am besten helfen können: (Im Foto: PAPA, MAMA, FREUNDINNEN UND FREUNDE)

x Er meint, dass seine Freundinnen und Freunde und Morgane, seine Sonderschullehrerin, die besten Ressourcen für seinen Plan darstellen. Seine Freundinnen und Freunde werden ihm sagen, was sie machen wollen, und seine Sonderschullehrerin wird ihm dabei helfen, alles zu planen. x Dann gibt es noch andere Personen, die er als Ressourcen ansieht, die aber nicht so direkt beteiligt sind: seine Eltern ("Papa" und "Mama") und Valérie, die Logopädin, die ihm mit den Einladungen helfen wird. Erinnern Sie sich daran, wie Raphael in Abschnitt 4.2.1 sein Umfeld beschrieben hat? Er hat aus emotionaler Sicht alle Menschen (und Tiere) gereiht, die in seinem Leben mehr oder weniger von Bedeutung sind...

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MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG

Das hat nichts mit den gerade festgelegten Ressourcen für das Vorhaben "Mit Freundinnen und Freunden ins Kino gehen" zu tun. Wenn Sie immer wieder so an die Pläne Ihres Kindes herangehen, wird es nach und nach verstehen, dass es einen Unterschied zwischen Menschen, die eine emotionale Rolle spielen, und Menschen, die Ressourcen sein können, gibt. Für Sie beide ist das eine Möglichkeit, noch deutlicher zwischen verschiedenen Dingen zu unterscheiden und letztendlich die richtigen Ressourcen zu finden. 1. Sie können ihre eigenen Instrumente bzw. Werkzeuge erstellen, oder dieses Material (in der Größe, die am besten auf die Bedürfnisse Ihres Kindes angepasst ist) ausdrucken. - Link zu leerer Seite einfügen (siehe Seite 36) 2. Laminieren Sie dieses Blatt. 3. Erstellen Sie so viele Ressourcen, wie Sie und Ihr Kind feststellen. Das könnten Namensschilder (wie bei Raffael), Piktogramme, Fotos von den Menschen, Bilder, Logos usw. sein. Schließen Sie nichts aus! 4. Laminieren Sie all diese Ressourcen einzeln. 5. Immer wenn Sie an einem neuen Plan arbeiten, machen Sie die Übung, in der Sie die Ressourcen entsprechend ihrer Fähigkeit zu helfen reihen. Fotografieren Sie das Ergebnis. 6. Drucken Sie diese Fotos aus und bewahren Sie sie mit den anderen Dingen auf. So können Sie sehen, dass sich alles verändert und dass jede Situation ihre eigenen Antworten (manchmal die gleichen, dann wieder komplett andere) erfordert. 42


MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG

Hier sind einige Beispiele dafür, wie so etwas aussehen kann:

Max möchte gerne besser zählen können. Seine Eltern und LehrerInnen können ihm jeden Tag helfen. Seine Logotherapeutin wird ihm helfen, indem sie jede Woche mit ihm übt. Seine FreundInnen werden ihm Mut zusprechen.

Max möchte gerne mit seinen Freundinnen und Freunden seinen Geburtstag feiern. Er wird mit seinen FreundInnen darüber sprechen, was sie gerne machen möchten, und dann entscheiden, was am besten ist. Seine Sonderschullehrerin wird ihm helfen, die Party zu organisieren. Seine Lehrerin und seine Eltern werden dabei helfen, alle zu informieren. Max möchte gerne effizienter arbeiten. Er wird seinen Ausbilder in der Werkstatt und seinen Sozialtechniker bitten, ihm dabei zu helfen, sich bei seiner Arbeit besser zu organisieren. Von seinen FreundInnen und Eltern muss er hören, dass er 43


MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG seine Arbeit macht.

immer besser

4.2.5 Gefühle verstehen - sowohl meine eigenen als auch die anderer Menschen

Einer der Hauptmechanismen, der die zwischenmenschliche Interaktion reguliert, ist es, Gefühle zu verstehen - sowohl die eigenen als auch die der anderen Menschen. Aus vielen Gründen kann es für einen Menschen mit Behinderung schwierig sein, Gefühle angemessen auszudrücken. Wenn sich die Behinderung etwa auf die sensorischen Fähigkeiten eines Menschen auswirkt, kann die Tatsache, dass sie/er nicht alle Kommunikationskanäle (Sehen, Hören, Empfindungen) benutzen kann, die Botschaft "verfälschen". Wenn man sich selbst als jemanden mit einem intellektuellen Mangel sieht, kann es schwierig sein, mit mehreren Kommunikationskanälen gleichzeitig umzugehen. In diesem Fall muss die Entschlüsselung durch Auswahl des entsprechenden Kommunikationskanals und der entsprechenden Hinweise erfolgen. Und wenn es sich um psychische Störungen handelt, kann die Stimmung (der emotionale Zustand, auf dessen Basis ich mein Umfeld zu einem bestimmten Zeitpunkt verstehe) einen großen Einfluss darauf haben, wie ich die Absicht meiner Gesprächspartnerin bzw. meines Gesprächspartners verstehe.

Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, Menschen mit und ohne Behinderung dabei zu unterstützen, Emotionen besser zu verstehen und mit ihnen umzugehen.

Kommunizieren: Was bedeutet das eigentlich?

Wörtlich bedeutet kommunizieren, "etwas weitergeben". Genauer gesagt bedeutet es, "ein Gefühl und einen Gemütszustand mit jemandem zu teilen, um diese Person in das gleiche Gefühl und den gleichen Gemütszustand zu führen".

Helfen Sie Ihrem Kind dabei, Gefühle besser verstehen und mit anderen teilen zu können. 44


MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG

Dabei gibt es selbstverständlich nicht den einzigen richtigen Weg... Wieder einmal wird es am wirkungsvollsten sein, viele tägliche Erfahrungen machen zu können, Situationen zu erleben und darüber zu sprechen, um sie so gut wie möglich zu entschlüsseln.

Wähle die richtige Farbe zu meinem Gefühl.

1. Wählen Sie das Material, mit dem Ihr Kind am besten seine Gefühle beschreiben kann. Das kann beispielsweise Folgendes sein:

x

Zeichnungen

x

Freude

x

Wut

Traurigkeit

Überraschung

Ängste

Tränen

Gesichter

Freude

Wut

Traurigkeit

Angst

Ekel

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MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG

x

Piktogramme

x

geschriebene Worte

x

Fotos von Ihnen und/oder Ihrem Kind (die Emotionen ausdrücken)

x

Alles andere, das Sie für sinnvoll halten. (Fragen Sie ruhig auch Menschen, die zum Alltag Ihres Kindes gehören und es gut kennen.)

2. Nehmen Sie sich so oft wie möglich Zeit, um die Situationen zu "analysieren", die Sie erleben, und ordnen Sie dabei die Gefühle zu, die die Situationen begleiten. Eine solche Situation könnte z. B. sein, einen Film oder einen Zeichentrickfilm anzuschauen. Wenn Sie spüren, dass Ihr Kind ein starkes Gefühl empfindet, halten Sie den Film an und bitten Sie es, mit Hilfe des Materials, das Sie bereits vorbereitet haben, das Symbol (Wort, Bild, Piktogramm, Zeichnung usw.) auszuwählen, das ausdrückt, was es fühlt. Machen Sie ein Foto davon und bewahren Sie auch diese Fotos auf, sodass Sie immer wieder zu diesen Momenten zurückkehren können. Wiederholen Sie diesen Vorgang oft in außergewöhnlichen Situationen (Geburtstag, Weihnachten, Flugreise, Ausflug usw.), aber auch in alltäglichen Situationen (eine Straßenszene, die Sie erleben, ein Streit mit den Geschwistern, eine Speise, die man nicht mag, eine schlaflose Nacht, das Gefühl krank zu sein (Fieber oder Schmerzen), die Freude, nach der Schule oder Arbeit nach Hause zu kommen, die Freude, jemanden zu treffen, die/den man sehr gerne hat, die Erleichterung, wenn man etwas findet, das man verloren geglaubt hat, usw.). 3. Machen Sie dasselbe auch selbst: Beschreiben Sie mit Hilfe der gleichen Materialien, die Ihr Kind benutzt, Ihre eigenen Gefühle. Wenn möglich, wählen Sie für sich auch jene Situationen aus, die Ihr Kind beschrieben hat (die gleiche Filmsequenz, die gleiche Straßenszene, Ihr Gefühl, wenn Sie sie/ihn sehen, wie sie/er von der Schule oder Arbeit nach Hause kommt, usw.). 4. Tauschen Sie sich mit Ihrem Kind aus. Legen Sie eine passende Zeit fest und informieren Sie Ihr Kind früh genug darüber, sodass es für die Übung bereit ist. - Sie verbringen die gemeinsame Zeit nun damit, Ihre Gefühle, insbesondere jene, die Sie beide aufgrund ein und derselben Situation hatten, miteinander zu vergleichen und gegenüberzustellen.

Welchen Nutzen haben Sie davon?

46


MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG Zunächst einmal verbringen Sie Zeit mit Ihrem Kind und sprechen über Dinge, die Sie in Ihrem Inneren fühlen. Das mag einfach klingen, aber für eine gute Kommunikationsbasis ist es extrem wichtig! Außerdem ist es ein erster gemeinsamer Schritt, auf Basis dessen Ihr Kind beginnen kann zu verstehen, dass Emotionen nicht von der Absicht, die unseren Beziehungen zugrunde liegt, getrennt werden können. Das klingt vielleicht ein bisschen kompliziert, aber ein Beispiel wird es sehr viel klarer machen. Beispiel: Max feiert heute seinen 22. Geburtstag. (Sie können den Vornamen und das Alter ändern, sodass es zur gegenwärtigen Situation Ihres Kindes passt.) Sie wollten, dass es Ihrem Kind Spaß macht, und Sie haben gemeinsam mit ihm einen Nachmittag mit all seinen Freundinnen und Freunden geplant - Freundinnen und Freunde von der Arbeit bzw. Schule, vom Sportverein, aus verschiedenen Freizeitgruppen, Cousinen und Cousins usw. Dies ist ein wichtiger Moment für Sie - voller Freude und angenehmer und guter Gefühle. Für Max ist das ein wenig komplizierter, weil er erkennt, dass er 22 Jahre alt ist und diese Party nicht ohne Ihre Hilfe planen kann. Wenn "Ihr" Max beispielsweise acht Jahre alt ist, wird es für ihn schwierig sein, dass er zwar alle Kinder aus der Nachbarschaft, mit denen er immer wieder gespielt hat, als er klein war, einlädt, Sie aber wissen, dass es hauptsächlich die Kinder aus der Sonderschule sein werden, die kommen. Planen Sie diese Party und helfen Sie "Ihrem" Max, die Zeit richtig zu genießen! Vergleichen Sie seine Gefühle mit den Ihren. Wahrscheinlich werden viele Gefühle gleich oder ähnlich sein, aber vielleicht sind einige ja ganz anders...

So können Sie damit beginnen, mit Ihrem Kind über die Art und Weise zu sprechen, wie Gefühle - je nach Menschen und Situationen - gleich oder unterschiedlich verspürt werden. Es beginnt zu verstehen, in welchem Ausmaß Emotionen (was man fühlt oder ausdrückt) unsere Beziehungen beeinflussen, lernt sich immer besser kennen und wird damit immer offener für andere. 5. Lassen Sie ruhig auch andere Menschen an diesen Momenten des Austausches teilnehmen - z. B. Familienmitglieder, Freundinnen und Freunde, Kolleginnen und Kollegen usw.

Besonders durch zahlreiche Lebenserfahrungen und durch das Teilen und Mitteilen von Gefühlen wird Ihr Kind in der Lage sein, immer effektivere Anpassungsstrategien zu entwickeln.

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MODUL 4 SELBSTVERWIRKLICHUNG

4.2.6 Entscheidungen treffen können und wissen, wie man sie trifft

Entscheidungen treffen zu können und zu wissen, wie man das macht? Glauben Sie nicht, wir haben das alles schon besprochen?

Letztendlich ist die Sache sehr einfach: x

Sich selbst kennenlernen (Modul 4)

x

Selbstvertrauen haben (Modul 3)

x

Wissen, wie man sich abhängig von den eigenen Zielen lenkt (Modul 2)

x

Entscheidungen für sich selbst treffen und die richtigen Ressourcen finden (Modul 1)

Das alles macht es aus... Und macht es sowohl einfach als auch kompliziert... Es ist etwas aus dem Alltag, das Sie jetzt für sich und Ihr Kind erschaffen!

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